04.06.2019 Aufrufe

GemNova Magazin Sonderausgabe Gemeindetag 2019

Viele spannende Themen im neuen GemNova-Magazin Anlässlich des Gemeindetages 2019 in Kaunertal stellte sich der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen den Fragen der Redaktion des GemNova-Magazins. Äußerst lesenswert sind seine Gedanken über Tirol und die Probleme der Gemeinden. Zwei Experten-Runden beschäftigen sich mit zwei brennenden Themen im kommunalen Bereich: Prof. Dr. Helmut Schuchter, Dr. Klaus Kandler und Mag. Christian Lechner diskutieren über die VRV 2015 und kommunale Finanzen, Georg Keuschnig, Mag. Jochl Grießer und Magnus Gratl über Gemeindekooperationen. Abgerundet wird das Angebot durch Hintergrundberichte aus den Bereichen Infrastruktur, Personalmanagement, Gemeindeentwicklung und vieles mehr, jetzt im neuen GemNova Magazin.

Viele spannende Themen im neuen GemNova-Magazin
Anlässlich des Gemeindetages 2019 in Kaunertal stellte sich der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen den Fragen der Redaktion des GemNova-Magazins. Äußerst lesenswert sind seine Gedanken über Tirol und die Probleme der Gemeinden. Zwei Experten-Runden beschäftigen sich mit zwei brennenden Themen im kommunalen Bereich: Prof. Dr. Helmut Schuchter, Dr. Klaus Kandler und Mag. Christian Lechner diskutieren über die VRV 2015 und kommunale Finanzen, Georg Keuschnig, Mag. Jochl Grießer und Magnus Gratl über Gemeindekooperationen. Abgerundet wird das Angebot durch Hintergrundberichte aus den Bereichen Infrastruktur, Personalmanagement, Gemeindeentwicklung und vieles mehr, jetzt im neuen GemNova Magazin.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Aarhus in Tirol<br />

GASTKOLUMNE<br />

EINFACHE SPRACHE<br />

Die Öffentlichkeit hat neue Rechte, sich an Umwelt-Verfahren zu beteiligen.<br />

Die Aarhus-Konvention ist ein<br />

Völkerrechtsvertrag aus dem<br />

Jahr 1998, der die Beteiligung<br />

der Öffentlichkeit in Umweltangelegenheiten<br />

regelt. In der<br />

Konvention geht es um drei<br />

wesentliche Punkte:<br />

• Zugang der Öffentlichkeit zu<br />

Umweltinformationen<br />

• Beteiligung der Öffentlichkeit<br />

an bestimmten umweltbezogenen<br />

Entscheidungen<br />

• Zugang zu Gerichten<br />

In Österreich wurde die Aarhus-Konvention<br />

bisher kaum beachtet.<br />

Das soll sich nun ändern:<br />

im Herbst 2018 hat Österreich<br />

das Aarhus-Beteiligungsgesetz<br />

INFORMATION<br />

Dieser Text ist in<br />

Einfacher Sprache<br />

geschrieben.<br />

Texte in Einfacher<br />

Sprache sind ein<br />

Zusatzangebot.<br />

Nur der<br />

offizielle Text ist<br />

rechtsgültig.<br />

Der Text auf dieser<br />

Seite bezieht<br />

sich auf die<br />

Gastkolumne auf<br />

der Seite 35.<br />

verabschiedet.<br />

Dieses Beteiligungsgesetz betrifft<br />

die Bereiche:<br />

• Abfallwirtschaftsgesetz<br />

• Wasserrechtsgesetz<br />

• Immissionsschutzgesetz-Luft<br />

(IG-L)<br />

Ziel des Beteiligungsgesetzes<br />

ist,<br />

dass die betroffene<br />

Öffentlichkeit, vor allem<br />

Umweltschutzorganisationen<br />

(NGOs), leichter an Verfahren<br />

teilnehmen kann.<br />

Das Aarhus-Beteiligungsgesetz<br />

betrifft auch alte, bereits rechtskräftig<br />

abgeschlossene Verfahren,<br />

wenn die Bescheide dazu<br />

seit dem 22.11.2017 ausgestellt<br />

wurden.<br />

Was heißt das konkret?<br />

• Diese Bescheide müssen<br />

nun im Internet veröffentlicht<br />

werden.<br />

• Die betroffene Öffentlichkeit<br />

hat vier Wochen Zeit, um gegen<br />

einen Bescheid zu berufen.<br />

• Es gibt keine Frist für die Veröffentlichung<br />

dieser Bescheide:<br />

D.h.: Wenn ein Bescheid bisher<br />

noch nicht veröffentlicht wurde,<br />

kann man immer noch dagegen<br />

berufen, sobald der Bescheid im<br />

Internet veröffentlicht ist.<br />

Ein Beispiel:<br />

34 │ GEMNOVA MAGAZIN<br />

Ein Betreiber hat eine Beschneiungsanlage<br />

errichtet oder erweitert.<br />

Dazu wurde ein Wasserrechtsbescheid<br />

zugestellt. Gegen<br />

diesen Bescheid kann man nun<br />

nachträglich<br />

rechtlich<br />

vorgehen.<br />

Das ist für den<br />

Betreiber ein<br />

großes Risiko.<br />

Dieses neue Gesetz<br />

stärkt das Selbstbewusstsein<br />

der NGOs: Bei Naturschutzverfahren<br />

werden sich<br />

NGOs in Zukunft öfter einmischen.<br />

In Österreich wurde die<br />

Aarhus- Konvention bisher in<br />

den Bundesländern Niederösterreich,<br />

Oberösterreich und Steiermark<br />

umgesetzt.<br />

Auch Tirol muss die Konvention<br />

jetzt umsetzen. Dabei sollte behutsam<br />

vorgegangen werden.<br />

• Die NGOs haben jetzt mehr<br />

Rechte und können sich direkt<br />

auf die Aarhus-Konvention berufen.<br />

• Tirol muss die Umsetzung der<br />

Aarhus-Konvention rechtlich<br />

klar regeln. Dies ist besonders<br />

wichtig, damit es Rechtssicherheit<br />

gibt.<br />

• Nur bei Rechtssicherheit wird<br />

auch investiert. Das hat sich<br />

schon bei der Alpenkonvention<br />

gezeigt.<br />

Jetzt muss der Landtag handeln.<br />

Neue Öffentlichkeitsbeteiligungsrechte<br />

in Verfahren – Aarhus in Tirol<br />

Aarhus ist nicht nur der<br />

Name der Stadt in Dänemark,<br />

sondern auch<br />

die Bezeichnung eines für das<br />

Umweltschutzrecht bedeutenden<br />

Völkerrechtsvertrags<br />

(Aarhus-Konvention). Dieser<br />

im Jahr 1998 abgeschlossene<br />

Vertrag sieht eine umfassende<br />

Beteiligung der Öffentlichkeit<br />

in Umweltangelegenheiten vor.<br />

Neben dem Zugang zu Umweltinformationen<br />

ist darin vor allem<br />

eine Beteiligung der Öffentlichkeit<br />

an umweltbezogenen<br />

Entscheidungen und ein umfassender<br />

Zugang zu Gerichten<br />

vorgesehen. Lange Zeit schlummerte<br />

die Aarhus-Konvention im<br />

Dornröschenschlaf und wurde in<br />

Österreich wenig beachtet. Umgesetzt<br />

wurde sie nur dort, wo<br />

dies durch die EU vorgegeben<br />

war (etwa bei der UVP).<br />

Erst in jüngerer Zeit wurde<br />

aufgrund von Entscheidungen<br />

des Europäischen Gerichtshofs<br />

und einer Verurteilung der<br />

Republik Österreich vor einem<br />

internationalen Schiedsgericht<br />

die Notwendigkeit erkannt, hier<br />

Regelungen im österreichischen<br />

Recht vorzusehen, die über<br />

die bisherigen „Feigenblätter“<br />

hinausgehen. So wurde im<br />

Herbst vergangenen Jahres vom<br />

Zur Person:<br />

RA Dr. Berthold Lindner, Heid & Partner Rechtsanwälte. Er<br />

ist projektwerberseitig bei der Umsetzung von Vorhaben im<br />

Umwelt-, Bau- und Raumordnungsrecht tätig (insb Infrastruktur,<br />

Industrie und Touristik).<br />

Nationalrat ein „Aarhus-Beteiligungsgesetz“<br />

verabschiedet,<br />

dass es insbesondere Umweltschutzorganisationen<br />

(NGOs)<br />

ermöglicht, in Verfahren nach<br />

dem Abfallwirtschaftsgesetz,<br />

dem Wasserrechtsgesetz teilzunehmen<br />

und gegen die Entscheidungen<br />

Rechtsmittel zu erheben.<br />

Jedermann darf zudem<br />

künftig Maßnahmen nach dem<br />

Immissionsschutzgesetz-Luft<br />

(IG-L) verlangen.<br />

Das Gesetz betrifft jedoch<br />

nicht nur neue Verfahren,<br />

sondern sieht eine Beschwerdemöglichkeit<br />

auch für rechtskräftig<br />

abgeschlossene Altverfahren<br />

vor, deren Bescheide ab<br />

22.11.2017 erlassen wurde.<br />

Diese Bescheide sind aufgrund<br />

des Gesetzes nunmehr<br />

im Internet kundzumachen. Ab<br />

der Kundmachung kann die<br />

betroffene Öffentlichkeit binnen<br />

einer Frist von 4 Wochen<br />

ein Rechtsmittel gegen diese<br />

Bescheide erheben. Ist diese<br />

Kundmachung bislang nicht erfolgt,<br />

steht dieses Recht weiterhin<br />

so lange zu, bis die Kundmachung<br />

erfolgt und die Frist<br />

abgelaufen ist. Wurde etwa eine<br />

Beschneiungsanlage errichtet<br />

oder erweitert, erforderte dies<br />

einen Wasserrechtsbescheid,<br />

so besteht hier die Gefahr einer<br />

nachträglichen Bekämpfung.<br />

Dies ist ein großes Risiko für<br />

alle Betreiber!<br />

Aufgrund des durch die<br />

Judikatur gestärkten Selbstbewusstseins<br />

der NGOs ist<br />

auch ein verstärktes Auftreten<br />

in Naturschutzverfahren zu<br />

erwarten. In Tirol wurde die<br />

Aarhus-Konvention bislang nicht<br />

umgesetzt. Vorreiter hierfür<br />

waren bislang die Bundesländer<br />

Niederösterreich, Oberösterreich<br />

und Steiermark. Auch Tirol<br />

muss jedoch eine Umsetzung<br />

(empfehlenswerter Weise mit<br />

Augenmaß) vornehmen. Dies<br />

wäre unbedingt zu empfehlen,<br />

weil sich NGOs aufgrund der<br />

Judikatur unmittelbar auf die<br />

Aarhus-Konvention berufen<br />

können und ihnen die daraus<br />

resultierenden Rechte nicht<br />

verweigert werden dürfen. Nur<br />

durch die Umsetzung im Recht<br />

kann sichergestellt werden,<br />

dass es der Gesetzgeber in der<br />

Hand hat, wie die Umsetzung<br />

tatsächlich erfolgen muss und<br />

nicht die politische Umsetzung<br />

von Gerichten diktiert wird.<br />

Ihr<br />

Berthold Lindner<br />

(Heid & Partner)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!