27.05.2019 Aufrufe

BISp 2016,02 Evaluation sportwissen­schaftlicher Unterstützungs­leistungen im Spitzen­sport am Beispiel der Leichtathletik

Der Autor befasst sich mit sportwissenschaftlichen Unterstützungsleistungen am Beispiel der betreuenden Trainingswissenschaftler in der Leichtathletik. Auf der Grundlage sozialwissenschaftlicher Theorien wird die Kommunikation der Trainingswissenschaftler mit Trainern und Athleten gesichtet, geprüft und in Best-Practice-Beispielen dargestellt. Als empirisches Material dienen die Abschriften von Intensivinterviews, die mit einer Reihe langjährig erfahrener Trainingswissenschaftler geführt wurden, sowie deren Informationsmaterialien für die Trainer. Ausgewählte Messblätter mit Ergebnissen der Leichtathletik-Europameisterschaften 2018 in Berlin und zahlreiche Bildreihen dienen zur Illustration der trainingswissenschaftlichen Betreuungsarbeit. Die beruflichen Werdegänge, Anstellungsverhältnisse, Aufgabenfelder, bewährte Lösungsverfahren, Messblattinhalte und Kommunikationsstrategien der Trainingswissenschaftler werden mittels systematischer Auswertungen, durch ausgewählte Zitate der Befragten und über Modellierungen dargestellt. Dabei greift der Autor insbesondere auf Kommunikations- und Netzwerk-Modelle zurück. In der Diskussion arbeitet er Reserven, Best-Practice- und weitere Entwicklungsmöglichkeiten heraus. In einem Framing- und Re-Framing-Verfahren werden die Ergebnisse in weitere sportorganisatorische, sportwissenschaftliche und gesellschaftliche Zusammenhänge gestellt.

Der Autor befasst sich mit sportwissenschaftlichen Unterstützungsleistungen am Beispiel der betreuenden Trainingswissenschaftler in der Leichtathletik. Auf der Grundlage sozialwissenschaftlicher Theorien wird die Kommunikation der Trainingswissenschaftler mit Trainern und Athleten gesichtet, geprüft und in Best-Practice-Beispielen dargestellt. Als empirisches Material dienen die Abschriften von Intensivinterviews, die mit einer Reihe langjährig erfahrener Trainingswissenschaftler geführt wurden, sowie deren Informationsmaterialien für die Trainer. Ausgewählte Messblätter mit Ergebnissen der Leichtathletik-Europameisterschaften 2018 in Berlin und zahlreiche Bildreihen dienen zur Illustration der trainingswissenschaftlichen Betreuungsarbeit. Die beruflichen Werdegänge, Anstellungsverhältnisse, Aufgabenfelder, bewährte Lösungsverfahren, Messblattinhalte und Kommunikationsstrategien der Trainingswissenschaftler werden mittels systematischer Auswertungen, durch ausgewählte Zitate der Befragten und über Modellierungen dargestellt. Dabei greift der Autor insbesondere auf Kommunikations- und Netzwerk-Modelle zurück. In der Diskussion arbeitet er Reserven, Best-Practice- und weitere Entwicklungsmöglichkeiten heraus. In einem Framing- und Re-Framing-Verfahren werden die Ergebnisse in weitere sportorganisatorische, sportwissenschaftliche und gesellschaftliche Zusammenhänge gestellt.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Darstellung <strong>der</strong> Untersuchungsergebnisse<br />

87<br />

Das vorstehende wie auch das nachfolgende Zitat beschreiben, dass, obwohl man nicht alle<br />

Messgeräte mit ins Trainingslager nehmen kann, dort die trainingswissenschaftlichen Informationen<br />

nah an die Trainer und Athleten herangebracht werden können. Dies wird noch einmal dadurch<br />

unterstrichen, dass in Trainingslagern, fern von alltäglichen, außersportlichen Belastungen (F<strong>am</strong>ilie,<br />

Haushalt, Ausbildung, Arbeit, Fahrzeiten 39 ) leistungssportliche Schwerpunkte gelegt werden. Wenn<br />

das intensive Training überwiegend in den Trainingslagern stattfindet, diese Zeit zur „Quality t<strong>im</strong>e“<br />

wird, ist die Präsenz <strong>der</strong> Trainingswissenschaftler umso wichtiger.<br />

„Da sind die Trainingslager sehr wertvoll, weil ich alle zus<strong>am</strong>men habe. Wenn ich mitfahre,<br />

wird in <strong>der</strong> Regel „Ernst“ gemacht, da werden max<strong>im</strong>ale Leistungen unter günstigen Bedingungen<br />

produziert, ich muss nicht messen, wo irgendwo mit 80 % mit angezogener Handbremse<br />

gelaufen wird. Das Trainingslager hat große Vorteile, alle zus<strong>am</strong>men, ich habe Zeit,<br />

mir Gedanken zu machen, was ich mache, was ich <strong>im</strong> normalen Alltag weniger habe. Ich<br />

habe ja so fortlaufende Aufgaben, das möchtest Du gar nicht wissen, womit ich mich alles<br />

beschäftige. Im Trainingslager hast Du Ruhe, Dir mal inhaltlich Gedanken zu machen. Du<br />

kannst Dich mit dem Trainer ordentlich vor Ort absprechen, das muss ins Training ja auch<br />

rein passen, das sind <strong>im</strong> Trainingslager günstige Bedingungen. Die können auch nicht weglaufen.<br />

Im Trainingslager mache ich es sehr aufwändig, aber eine Kraftmessplatte kann ich<br />

nicht mitnehmen, be<strong>im</strong> Startblock ist es schwierig, geht aber noch. Ebenso die Stative, da<br />

muss man sich schon überlegen, was man machen will.“ (I. 4)<br />

Vor diesem Hintergrund hat sich bei den Trainingswissenschaftlern die Erkenntnis durchgesetzt,<br />

dass Trainingslager aufgrund ihres Inselcharakters auch beson<strong>der</strong>s gute Arbeitsbedingungen<br />

für sie bieten 40 . Trainer und Athleten sind permanent präsent, ganz auf ihren Sport konzentriert,<br />

haben darüber hinaus noch Muße, gar Langeweile und sind daher mehr als zuhause aufnahmebereit<br />

für Zusatzinformationen. Dies betrifft nicht zuletzt die Leistungsdiagnostik, die während des Trainings<br />

stattfindet und <strong>im</strong> Nachgang ausgewertet und besprochen wird.<br />

„Es ist vieles leichter, wenn wir <strong>im</strong> Trainingslager gemeins<strong>am</strong> mit dem Trainer arbeiten können.<br />

Alles, was wir an Än<strong>der</strong>ungen aus unserer Sicht vorhaben, das muss durch die Köpfe <strong>der</strong><br />

Athleten und vor allem müssen die He<strong>im</strong>trainer mitgehen.“ (I. 5)<br />

Einzelne Trainingswissenschaftler haben sich auf diese intensive und zugleich exzessive Kommunikationssituation<br />

eingestellt und entsprechend neue Austausch-Formate eingerichtet, in denen<br />

alle Beteiligten zus<strong>am</strong>mengeführt werden, zu Wort kommen und <strong>im</strong> besten Fall Synergien erstellt<br />

werden.<br />

„Also Film- und mo<strong>der</strong>ierte Video-Technik-Sessions. Entwe<strong>der</strong> be<strong>im</strong> Coaching unterstützen<br />

o<strong>der</strong> abends. Wir haben da ein Format entwickelt. Da sitzen dann mehrere Springer, auch<br />

39<br />

Umgekehrt führen häufige Trainingslager und die d<strong>am</strong>it einhergehende Entpflichtungen von alltäglichen Aufgaben, gar<br />

Pflichten in <strong>der</strong> F<strong>am</strong>ilie, <strong>am</strong> Arbeitsplatz aber auch <strong>im</strong> persönlichen Umfeld zu großen Verwerfungen, die an an<strong>der</strong>er Stelle<br />

(eben während <strong>der</strong> Nicht-Trainingslager-Zeiten) o<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Sportlaufbahn aufgefangen werden müssen (z. B. Ausbildungs-<br />

o<strong>der</strong> Studienbeginn bzw. -fortsetzung mit entsprechend späterem Berufseinstieg). Manches lässt sich auch nicht<br />

aufholen, z. B. <strong>der</strong> opt<strong>im</strong>ale Berufseinstieg (vergl. Killing, 1993) bzw. nicht „wie<strong>der</strong>gutmachen“, z. B. die Betreuung eigener<br />

Kin<strong>der</strong> in sensiblen Phasen.<br />

40<br />

Die Trainer sehen das nicht automatisch auch so, sind die Trainingslager durch mehrfaches Training <strong>am</strong> Tag, für die Trainer<br />

z. T. mit verschiedenen Kleingruppen nacheinan<strong>der</strong>, für die Athleten mit ergänzen<strong>der</strong> intensiver physiotherapeutischer<br />

Betreuung, doch schon stark ausgelastet, so dass die trainingswissenschaftliche Information in die Erholungszeiten gelegt<br />

werden muss/müsste, in <strong>der</strong> die Aufnahmekapazität nachlässt. Hier müssen gemeins<strong>am</strong> Lösungen gesucht werden, um<br />

den unterschiedlichen Ansprüchen an die „freie“ Zeit gerecht zu werden. Einzelne Trainer sehen die Bundeska<strong>der</strong>lehrgänge<br />

als geeigneteren Ort für die Biomechanik- Vermittlung.<br />

<strong>Evaluation</strong> sportwissenschaftlicher Unterstützungsleistungen <strong>im</strong> Spitzensport <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>der</strong> <strong>Leichtathletik</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!