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BISp 2016,02 Evaluation sportwissen­schaftlicher Unterstützungs­leistungen im Spitzen­sport am Beispiel der Leichtathletik

Der Autor befasst sich mit sportwissenschaftlichen Unterstützungsleistungen am Beispiel der betreuenden Trainingswissenschaftler in der Leichtathletik. Auf der Grundlage sozialwissenschaftlicher Theorien wird die Kommunikation der Trainingswissenschaftler mit Trainern und Athleten gesichtet, geprüft und in Best-Practice-Beispielen dargestellt. Als empirisches Material dienen die Abschriften von Intensivinterviews, die mit einer Reihe langjährig erfahrener Trainingswissenschaftler geführt wurden, sowie deren Informationsmaterialien für die Trainer. Ausgewählte Messblätter mit Ergebnissen der Leichtathletik-Europameisterschaften 2018 in Berlin und zahlreiche Bildreihen dienen zur Illustration der trainingswissenschaftlichen Betreuungsarbeit. Die beruflichen Werdegänge, Anstellungsverhältnisse, Aufgabenfelder, bewährte Lösungsverfahren, Messblattinhalte und Kommunikationsstrategien der Trainingswissenschaftler werden mittels systematischer Auswertungen, durch ausgewählte Zitate der Befragten und über Modellierungen dargestellt. Dabei greift der Autor insbesondere auf Kommunikations- und Netzwerk-Modelle zurück. In der Diskussion arbeitet er Reserven, Best-Practice- und weitere Entwicklungsmöglichkeiten heraus. In einem Framing- und Re-Framing-Verfahren werden die Ergebnisse in weitere sportorganisatorische, sportwissenschaftliche und gesellschaftliche Zusammenhänge gestellt.

Der Autor befasst sich mit sportwissenschaftlichen Unterstützungsleistungen am Beispiel der betreuenden Trainingswissenschaftler in der Leichtathletik. Auf der Grundlage sozialwissenschaftlicher Theorien wird die Kommunikation der Trainingswissenschaftler mit Trainern und Athleten gesichtet, geprüft und in Best-Practice-Beispielen dargestellt. Als empirisches Material dienen die Abschriften von Intensivinterviews, die mit einer Reihe langjährig erfahrener Trainingswissenschaftler geführt wurden, sowie deren Informationsmaterialien für die Trainer. Ausgewählte Messblätter mit Ergebnissen der Leichtathletik-Europameisterschaften 2018 in Berlin und zahlreiche Bildreihen dienen zur Illustration der trainingswissenschaftlichen Betreuungsarbeit. Die beruflichen Werdegänge, Anstellungsverhältnisse, Aufgabenfelder, bewährte Lösungsverfahren, Messblattinhalte und Kommunikationsstrategien der Trainingswissenschaftler werden mittels systematischer Auswertungen, durch ausgewählte Zitate der Befragten und über Modellierungen dargestellt. Dabei greift der Autor insbesondere auf Kommunikations- und Netzwerk-Modelle zurück. In der Diskussion arbeitet er Reserven, Best-Practice- und weitere Entwicklungsmöglichkeiten heraus. In einem Framing- und Re-Framing-Verfahren werden die Ergebnisse in weitere sportorganisatorische, sportwissenschaftliche und gesellschaftliche Zusammenhänge gestellt.

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Darstellung <strong>der</strong> Untersuchungsergebnisse<br />

73<br />

b. Stellenbesetzung<br />

Auch wenn die Verantwortlichen des Olympia-Stützpunkt-Konzeptes <strong>im</strong> Grundsatz wussten (besser:<br />

zu wissen glaubten), welches Anfor<strong>der</strong>ungsprofil die neuen Trainingswissenschaftler mitbringen<br />

sollten, bestand dennoch eine gewisse Zufälligkeit und Unbedarftheit bei den ersten Besetzungen:<br />

„Wir wissen alle, wie wir an diese Stellen gekommen sind. Das ist eigentlich wahllos gewesen,<br />

nicht an Erfor<strong>der</strong>nissen angepasst, son<strong>der</strong>n wir brauchen einen Biomechaniker an<br />

diesem und jenem Olympiastützpunkt. Es wäre besser gewesen, ein Anfor<strong>der</strong>ungsprofil zu<br />

haben. Sich auch Gedanken zu machen, was brauchen wir <strong>am</strong> Olympia-Stützpunkt.“ (I. 2)<br />

Die Eignung stellte sich erst während <strong>der</strong> Tätigkeit heraus, die selber noch offen angelegt war.<br />

So gab es natürlich auch Verän<strong>der</strong>ungen einzelner Trainingswissenschaftler wie<strong>der</strong> zurück an die<br />

Hochschule o<strong>der</strong> in noch an<strong>der</strong>e Tätigkeitsfel<strong>der</strong>. Bemerkenswert ist, dass sich trotz dieser Unsicherheiten,<br />

was Tätigkeitsfeld und persönliche Eignung betraf, eine relativ große Gruppe, eben die hier<br />

Befragten (und noch weitere Kollegen), über Jahrzehnte in ihren Positionen etablieren konnte.<br />

Eine wichtige Komponente <strong>der</strong> persönlichen Eignung war die eigene leistungssportliche<br />

Erfahrung, als Sportler bzw. als Trainer.<br />

„Ich glaube, das klingt jetzt ein bisschen eingebildet, das ist (bei mir) eigentlich die ideale<br />

Konstellation. Du brauchst ein gerütteltes Maß an praktischer Erfahrung, Eigenrealisation,<br />

Trainererfahrung, und du brauchst einen guten wissenschaftlichen Ansatz.“ (I. 3)<br />

Dabei ist die sportliche Erfahrung nicht mit sportlichen Höchstleistungen gleichzusetzen.<br />

Das sportliche Leistungsniveau <strong>der</strong> Befragten reicht von regionalen Erfolgen bis hin zur nationalen<br />

Klasse mit vereinzelten internationalen Einsätzen.<br />

„Sportbegeistert, aber nie mit Leistungssport direkt beschäftigt, Vize-DDR-Meister <strong>im</strong> Rhönradturnen,<br />

Bezirksmeister über 400 m, ich habe mich vielfältig <strong>im</strong> Sport bewegt, ich war zur<br />

<strong>Leichtathletik</strong> eingeladen, ich sollte Weitsprung machen, ich konnte auch 3000 m laufen,<br />

war fit wie ein Turnschuh, doch habe ich nie ‚Ernst‘ gemacht.“ (I. 4)<br />

Vielmehr geht es darum, leistungssportliche Strukturen kennengelernt zu haben, das Anfor<strong>der</strong>ungsprofil<br />

einzelner Sportarten zu verstehen und möglicherweise schon künftige Einsatzbereiche<br />

als Trainingswissenschaftler auszuloten 33 .<br />

„Das resultiert daher, dass ich ein Spielsportler war, mit dem Background einer eigenen<br />

Erfahrung auf einem relativ hohen Niveau als Sportler wie als Trainer, da ist mir <strong>der</strong> Einsatz<br />

Spielbeobachtung <strong>im</strong> Bereich Spielsportarten relativ leicht gefallen. Den Anspruch stelle ich,<br />

wir Basketballer haben uns schon viel früher mit Spielanalyse, mit Scouting und Statistik<br />

beschäftigt als Handballer und Fußballer.“ (I. 2)<br />

Das Zitat belegt, dass die Erfahrung in einer Mannschaftssportart Transferpotentiale für an<strong>der</strong>e,<br />

verwandte Ballsportarten bieten kann, umgekehrt kann auch ein Transfer aus an<strong>der</strong>en Sportarten<br />

(z. B. Ausdauer) in die <strong>Leichtathletik</strong> stattfinden. Das folgende Zitat zeigt, wie Know-how, das in einer<br />

leichtathletischen Disziplingruppe erworben wurde, in eine an<strong>der</strong>e Disziplingruppe transferiert werden<br />

kann.<br />

33<br />

D<strong>am</strong>it ist zugleich ein Anfor<strong>der</strong>ungsprofil aller für den Leistungssport tätigen Personen in den verschiedenen Institutionen<br />

(Ministerien, DOSB, <strong>BISp</strong>) genannt.<br />

<strong>Evaluation</strong> sportwissenschaftlicher Unterstützungsleistungen <strong>im</strong> Spitzensport <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>der</strong> <strong>Leichtathletik</strong>

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