27.05.2019 Aufrufe

BISp 2016,02 Evaluation sportwissen­schaftlicher Unterstützungs­leistungen im Spitzen­sport am Beispiel der Leichtathletik

Der Autor befasst sich mit sportwissenschaftlichen Unterstützungsleistungen am Beispiel der betreuenden Trainingswissenschaftler in der Leichtathletik. Auf der Grundlage sozialwissenschaftlicher Theorien wird die Kommunikation der Trainingswissenschaftler mit Trainern und Athleten gesichtet, geprüft und in Best-Practice-Beispielen dargestellt. Als empirisches Material dienen die Abschriften von Intensivinterviews, die mit einer Reihe langjährig erfahrener Trainingswissenschaftler geführt wurden, sowie deren Informationsmaterialien für die Trainer. Ausgewählte Messblätter mit Ergebnissen der Leichtathletik-Europameisterschaften 2018 in Berlin und zahlreiche Bildreihen dienen zur Illustration der trainingswissenschaftlichen Betreuungsarbeit. Die beruflichen Werdegänge, Anstellungsverhältnisse, Aufgabenfelder, bewährte Lösungsverfahren, Messblattinhalte und Kommunikationsstrategien der Trainingswissenschaftler werden mittels systematischer Auswertungen, durch ausgewählte Zitate der Befragten und über Modellierungen dargestellt. Dabei greift der Autor insbesondere auf Kommunikations- und Netzwerk-Modelle zurück. In der Diskussion arbeitet er Reserven, Best-Practice- und weitere Entwicklungsmöglichkeiten heraus. In einem Framing- und Re-Framing-Verfahren werden die Ergebnisse in weitere sportorganisatorische, sportwissenschaftliche und gesellschaftliche Zusammenhänge gestellt.

Der Autor befasst sich mit sportwissenschaftlichen Unterstützungsleistungen am Beispiel der betreuenden Trainingswissenschaftler in der Leichtathletik. Auf der Grundlage sozialwissenschaftlicher Theorien wird die Kommunikation der Trainingswissenschaftler mit Trainern und Athleten gesichtet, geprüft und in Best-Practice-Beispielen dargestellt. Als empirisches Material dienen die Abschriften von Intensivinterviews, die mit einer Reihe langjährig erfahrener Trainingswissenschaftler geführt wurden, sowie deren Informationsmaterialien für die Trainer. Ausgewählte Messblätter mit Ergebnissen der Leichtathletik-Europameisterschaften 2018 in Berlin und zahlreiche Bildreihen dienen zur Illustration der trainingswissenschaftlichen Betreuungsarbeit. Die beruflichen Werdegänge, Anstellungsverhältnisse, Aufgabenfelder, bewährte Lösungsverfahren, Messblattinhalte und Kommunikationsstrategien der Trainingswissenschaftler werden mittels systematischer Auswertungen, durch ausgewählte Zitate der Befragten und über Modellierungen dargestellt. Dabei greift der Autor insbesondere auf Kommunikations- und Netzwerk-Modelle zurück. In der Diskussion arbeitet er Reserven, Best-Practice- und weitere Entwicklungsmöglichkeiten heraus. In einem Framing- und Re-Framing-Verfahren werden die Ergebnisse in weitere sportorganisatorische, sportwissenschaftliche und gesellschaftliche Zusammenhänge gestellt.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

166<br />

Diskussion und Interpretation <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

Tab. 5.1 Trainingssteuerung in Abhängigkeit vom Entwicklungsstand des Lernenden/Athleten (in Anlehnung an Pörksen, 2017)<br />

Anfänger; Ausbildung<br />

Kanonische Wissensbestände<br />

Expertenvorsprung, -wissen<br />

Umfassendes Faktenwissen<br />

Neulernen, Konzept des trivialen Lerners<br />

Lernorte, Lernschritte, Lernzumutungen kennen<br />

Bewährte Lernsituationen, Bewegungsfel<strong>der</strong> schaffen<br />

Mittleres Lerntempo, Lernerfolgsbewertungen<br />

Wie<strong>der</strong>holung ist kein Fehler!<br />

Tradition, Anwesenheit, Leistung<br />

Sprache, Regeln beherrschen<br />

Auch offensiv intendierte Instruktion durch Lehrende<br />

führt zur Selbstorganisation be<strong>im</strong> Lernenden<br />

Fortgeschrittener, Spitzenkönner, Fortbildung<br />

Autonome selbstlernende (nicht triviale) Individuen<br />

sie entziehen sich linearer Außensteuerung<br />

Anschlusslernen<br />

Ermöglichungsdidaktik<br />

Kontextsteuerung, Erstellen von Randbedingungen,<br />

Gestaltung <strong>der</strong> Lernumgebung, Lernanlässe<br />

Pertubation (= Beobachtung einer Außenwirkung, die<br />

das System zur Entwicklung bringt)<br />

„Reading and flexing“ (Situation, z. B. Lernschwierigkeiten<br />

erkennen und adäquat reagieren, z. B. langs<strong>am</strong>er<br />

sprechen, visualisieren<br />

Erst einmal die Komplexität des Steuerungsprozesses wahrgenommen, erscheint auch für den<br />

Anfänger das triviale Lernmodell zu einfach bzw. unzureichend. Vielmehr müssen Lernsituationen<br />

bzw. Randbedingungen geschaffen werden, die den Technikerwerb bzw. die -korrektur erleichtern<br />

(siehe DLV, 2018). Dass man sich hier eher auf gebahnten Wegen, vielfach bewährten methodischen<br />

Abfolgen, sozusagen auf sicherem Terrain bewegt, wi<strong>der</strong>spricht dem Konzept <strong>der</strong> autonomen Selbststeuerung<br />

nicht.<br />

Einschub: Techniktraining als beson<strong>der</strong>er Kommunikationsraum<br />

Kommunikation ist in mo<strong>der</strong>nen, sich rasch entwickelnden Gesellschaften von beson<strong>der</strong>er Bedeutung.<br />

Gerade das Alltagsverständnis des Begriffs legt nahe, dass zu kommunizieren in jedem Fall<br />

die bessere Alternative sei, nahezu kostenfrei zur opt<strong>im</strong>alen Lösung führe. Dieser Standpunkt<br />

vernachlässigt, dass Kommunikation Aufmerks<strong>am</strong>keit bzw. Energie erfor<strong>der</strong>t, die möglicherweise<br />

für an<strong>der</strong>e Zwecke benötigt wird. Auch muss <strong>der</strong> Kommunikation eine Selektion nach Informationsquellen<br />

vorausgehen, um den erhofften Mehrwert zu generieren.<br />

Ohne das Problem endgültig klären o<strong>der</strong> gar lösen zu können, schlagen wir eine Differenzierung<br />

in kommunikationsoffene und kommunikationseingeschränkte Zeiträume vor. Letzterer könnte<br />

beispielsweise das Techniktraining sein, in dem <strong>der</strong> Sportler sich auf wenige vertraute Informationsquellen<br />

und nur einzelne Bewegungspar<strong>am</strong>eter konzentriert, diese Informationen aber sehr<br />

intensiv nutzt, um das Training effektiv zu gestalten. Neben <strong>der</strong> Selbstwahrnehmung des Sportlers<br />

wird die Beurteilung und Korrektur durch den betreuenden Trainer erste Priorität haben. Beide<br />

Partner bzw. die wechselseitigen Informationsquellen sind lange bekannt und bewährt, die Kommunikation<br />

verläuft routiniert ab, an<strong>der</strong>e Informationsquellen werden ausgeblendet, <strong>der</strong> Fokus<br />

liegt auf ausgewählten Schwerpunkten. Typische an<strong>der</strong>e beson<strong>der</strong>e Kommunikations- (zeit-)<br />

räume sind alle Lern- und Arbeitssituationen (idealerweise als Flow), aber auch regeneratives Training<br />

und Schlaf.<br />

Ob, wann und wie zusätzliche Informationen, z. B. aufgrund biomechanischer Messungen, gar<br />

Algorithmen, o<strong>der</strong> über an<strong>der</strong>e Trainer o<strong>der</strong> den Trainingswissenschaftler (konsiliarische Meinung)<br />

hinzugenommen werden, müssen Trainer und Athlet sorgfältig abwägen und entscheiden. Auch<br />

in diesem erweiterten Kommunikationsraum sollte kommunikative Sicherheit hergestellt werden<br />

(s. o., 4.2.h Trainingslager), d<strong>am</strong>it die (wenigen) zusätzlichen Informationen auch angenommen<br />

werden. Die Zitate in Kap. 4.2 verdeutlichen, dass es dafür durchaus Lösungen o<strong>der</strong> Handlungsmax<strong>im</strong>en<br />

gibt, indem die Leistungsdiagnostik nur in best<strong>im</strong>mten Intervallen eingesetzt wird o<strong>der</strong><br />

indem sich <strong>der</strong> Trainingswissenschaftler in kritischen Situationen zurückn<strong>im</strong>mt usw. Umgekehrt ist<br />

bei technischen Stagnationen die Kommunikation mit externen Partnern sinnvoll, um die Krise zu<br />

überwinden.<br />

<strong>Evaluation</strong> sportwissenschaftlicher Unterstützungsleistungen <strong>im</strong> Spitzensport <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>der</strong> <strong>Leichtathletik</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!