Lebenslust Goettingen Sommer 2019
D A S M A G A Z I N F Ü R K U N S T & K U LT U R , S H O P P I N G , G E N U S S U N D M E H R
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lebenslust:gö LESEN 43<br />
Roman<br />
VON CARL-OTTO<br />
VON MOPSVELDEN<br />
TEIL 17<br />
Carl-Otto von Mopsvelden, seines Zeichens reinrassiger Mops<br />
aus edelstem Hause und unseren Lesern als langjähriger<br />
Kolumnist bekannt, erschließt sich neue literarische Horizonte:<br />
Exklusiv veröffentlichen wir an dieser Stelle das bemerkenswerte<br />
Erstlingswerk dieses tierischen Nachwuchsautoren<br />
als Fortsetzungsroman.<br />
Ein Mops auf Irrwegen<br />
Was bisher geschah: Nachdem die hinreißende<br />
Olivia, in die sich Carl-Otto von<br />
Mopsvelden, der Held unserer Geschichte,<br />
unsterblich verliebt hat, von<br />
finsteren Hundefängern entführt wurde,<br />
haben die Mitglieder der Güterbahnhofsbande<br />
einen waghalsigen Plan für<br />
ihre Befreiung geschmiedet.<br />
Als der Plan endlich aufgestellt war<br />
und jeder Hund seine Rolle gefunden<br />
hat, verbreitete sich eine ungeheure<br />
Spannung unter den Mitgliedern der Güterbahnhofsbande.<br />
„Lasst uns endlich loslegen“,<br />
drängelte Joschi, der als Zirkuspudel natürlich<br />
besonders eifrig war, seine Kunststücke<br />
endlich einmal für eine gute Sache und nicht<br />
nur für ein verwöhntes Publikum anwenden<br />
zu können. Und auch Gerome, der ansonsten<br />
immer ruhig und bedacht war, konnte nicht<br />
mehr an sich halten. „Na gut, Freunde, dann<br />
packen wir es an“, brummte er unternehmungslustig.<br />
„Carl-Otto und Joschi, ihr<br />
kommt jetzt mit. Es wird nicht mehr allzu<br />
lange dauern, bis diese Hundefänger wieder<br />
auf Jagd gehen, und dann müssen wir präsent<br />
sein, damit sie uns fangen können“.<br />
Und so begab es sich, dass Gerome, Carl-Otto<br />
und Joschi in den späteren Abendstunden,<br />
als es ganz ruhig im Bahnhof geworden war<br />
und die Geschäfte alle geschlossen hatten,<br />
über den Vorplatz spazierten. Dabei taten sie<br />
so, als ob sie in den Abfalltonnen und den Büschen<br />
auf dem Vorplatz nach weggeworfenen<br />
Essensresten Ausschau hielten. Und<br />
tatsächlich, bereits nach kurzer Zeit tauchten<br />
aus dem Dunkel zwei bedrohliche Scheinwerferaugen<br />
auf, die sich langsam auf die<br />
drei Hunde zu bewegten. „Ich glaube, das<br />
sind sie“, knurrte Carl-Otto. „Gleich werden<br />
sie versuchen, uns mit ihren furchtbaren Net-<br />
zen einzufangen“. Keine Angst, ihr zwei“, versuchte<br />
Gerome zu beruhigen. „Wir haben<br />
einen Plan, und den werden wir jetzt ausführen“.<br />
Und so drehte er sich um und nickte<br />
noch einmal unauffällig zu den anderen Mitgliedern<br />
der Güterbahnhofsbande hinüber,<br />
die sich in einem nahegelegenen Gebüsch<br />
versteckt hatten, um später die Verfolgung<br />
des Kastenwagens aufnehmen zu können.<br />
Und dann geschah es: Auf einmal flammten<br />
von allen Seiten Scheinwerfer auf. Mehrere<br />
Kastenwagen hatten sich der Hundegruppe<br />
um Gerome genähert, und dann sprangen<br />
auch schon dunkel gekleidete Männer heraus<br />
und liefen auf die drei mutigen Hunde<br />
zu. Swusch, da flog das erste Netz durch die<br />
Luft und legte sich über Geromes mächtigen<br />
Körper, swusch, da kam das zweite und fiel<br />
auf Joschi nieder.<br />
Und Carl-Otto, der noch in Joschis Richtung<br />
gesprungen war, um ihm beizustehen, wurde<br />
gleich darauf vom dritten Netz erfasst.<br />
Schnell fuhr einer der Kastenwagen näher,<br />
die große hintere Tür wurde aufgerissen und<br />
ehe sie sich versahen, waren Gerome, Carl-<br />
Otto und Joschi im Laderaum verstaut. Mit<br />
einem lauten metallischen Knallen fiel die Tür<br />
ins Schloss und schon setzte sich das bedrohliche<br />
Gefährt in Bewegung.<br />
Einmal im Inneren des Wagens, schüttelte<br />
Gerome seinen mächtigen Körper und<br />
streifte so das Netz ab. „So, den ersten Schritt<br />
hätten wir geschafft. Jetzt müssen wir noch<br />
nur noch regelmäßig markieren, damit die<br />
anderen uns auch folgen können. Ich fange<br />
an, dann bist du dran, Joschi und dann du,<br />
Carl-Otto. Aber denkt daran, dass ihr nicht zu<br />
viel markiert, damit ihr noch genug übrig<br />
habt, um die ganze Strecke zu markieren. Das<br />
kann immerhin einige Zeit dauern, wir wissen<br />
schließlich nicht, wo die uns hinbringen“. Und<br />
so schritt Gerome zur Ecke des Kastenwagens,<br />
hob seine mächtige Hinterpfote und<br />
markierte einen ordentlichen Strahl in die<br />
Ecke.<br />
Nach einigen Minuten tat Joschi dasselbe, bis<br />
dann auch Carl-Otto an der Reihe war. So<br />
ging es Minute um Minute, bis sie schließlich<br />
fast schon eine Stunde unterwegs waren. „Ich<br />
glaube, ich kann gleich nicht mehr markieren“,<br />
stöhnte Carl-Otto. „Ich müsste bald mal<br />
wieder was trinken“. „Halt durch, Carl-Otto“,<br />
knurrte Gerome, „sonst können sie uns<br />
nicht verfolgen“. „Ich kann aber auch nicht<br />
mehr viel markieren“, hechelte Joschi, „dieses<br />
Fahrzeug ist immerhin schon einige Zeit unterwegs<br />
und der Inhalt meiner Blase ist begrenzt“.<br />
„Durchhalten“, knurrte Gerome<br />
und rempelte Joschi auffordernd an. „Los,<br />
du bist dran“.Der stellte sich in die Ecke und<br />
wollte gerade sein Bein heben, als auf einmal<br />
das Auto mit quietschenden Bremsen zum<br />
Stehen kam. „Warte einen Moment“, bellte<br />
Carl-Otto leise, „ich glaube, wir sind am Ziel“.<br />
Und wie zur Antwort tat es einen lauten<br />
Schlag, die Türen öffneten sich und gleißendes<br />
Licht fiel in den Frachtraum.<br />
Sie wollen wissen, wie es weitergeht?<br />
Dann lesen Sie die nächste Folge . . .<br />
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