SPEEDWAY-WM Grand Prix 1 Warschau/PL Überraschungssieger Leon 6 BAHNSPORT AKTUELL Juni '19
GP-Auftaktsieger Leon Madsen gegen Bartosz Zmarzlik und Antonio Lindbäck Madsen Auch der fünfte Grand Prix im PGE Narodowy Stadion war erwartungsgemäß wieder ein großes Speedwayspektakel und eröffnete (endlich) die diesjährige GP- Saison. Natürlich wieder mit rund 54.000 verkauften Eintrittskarten ausverkauft! Warschau setzt nach wie vor Maßstäbe. Die Erwartungen der einheimischen Fans an ihre Fahrer waren wieder erwartungsgemäß sehr hoch. Dieses Jahr sollte endlich auch einmal ein Pole ganz oben auf dem Siegerpodest stehen, denn bislang reichte es nur für Maciej Janowski in den beiden letzten Jahren für 2. Plätze. Aber Magic konnte diesmal wegen seiner Verletzung nicht starten. Für ihn rückte Breslau-Mannschaftskollege Max Fricke nach. Erwartungsgemäß ging auch Greg Hancock nicht an den Start, weil er seiner Ehefrau in den USA beistehen will, die schwer an Brustkrebs erkrankt ist. Für ihn kam King’s Lynns Robert Lambert ins Fahrerfeld. Lambo steigerte sich von Lauf zu Lauf. Im ersten Semifinale hatte er dann keine Chance. Bis auf GP-Neuling Janusz Foto links: Lindgren, Madsen, Dudek (v.l.) Kolodziej hatten die Polen im ersten Durchgang einen maximalen Auftakt. Auch Bartosz Smektala, der für dieses Rennen die Wildcard erhielt. Von diesen vier polnischen Fahrern schaffte es allerdings nur einer in den Endlauf. Polens letzte Hoffnung, Patryk Dudek, kam im Finale von der Außenbahn startend aber viel zu schlecht aus den Bändern. Das gleiche Problem hatte auch der hoch gehandelte Niels- Kristian Iversen, der auf der selbstgewählten blauen Bahn startete. Der Däne wurde gleich am Start von Freddie Lindgren auf der Innenbahn und von seinem Teamkollegen in Czestochowa, Leon Madsen, ins sogenannte Sandwich genommen. Er fiel chancenlos auf den letzten Platz, nachdem ihn noch Dudek überholte. Die Pace aber machte Fredrik Lindgren, der hier 2017 den Grand Prix einmal gewinnen konnte. Der Europameister blieb Fast Freddie zwar auf den Fersen, aber die wenigsten hatten wohl bereits nach einer Runde daran gezweifelt, dass der Schwede dieses Finale hier nicht gewinnen würde. Dann aber machte Lindgren zu Beginn der zweiten Runde aufgrund einer Bahnunebenheit einen folgenschweren Fahrfehler, den Madsen sofort ausnutzen konnte und diesen Grand Prix unerwartet gewann. Bis dahin hatte der Däne nicht einen einzigen Lauf gewinnen können! Auch der amtierende Weltmeister Tai Woffinden konnte nicht einen Lauf für sich entscheiden und beendete den GP mit einem für ihn inakzeptablen 1-2-1-0-2 auf dem 12. Platz. Wie er sagte, fand er nie die richtige Abstimmung für seine Maschine. Er, Max Fricke und Bartosz Zmarzlik konnten am Freitag wegen des Ligarennens Gorzow gegen Wroclaw nicht am Training und dem Qualifying teilnehmen. Über das neu eingeführte Qualifying gab es geteilte Meinungen. Letztlich war es Matej Zagar, der mit 13,143 Sekunden die schnellste Runde fuhr. Damit durfte er als erster seine Startnummer für den GP wählen. Jason Doyle war zwar der Langsamste im Training, im Qualifying fuhr er jedoch mit 13,266 Sekunden die zweitbeste Zeit. Der Australier wollte unbedingt an diesem GP teilnehmen, obwohl er sich zuvor bei seinem Sturz in Torun eine gebrochene Rippe und eine perforierte Lunge zugezogen haben soll. Diese Verletzung sah man dem Exweltmeister am Samstag nicht unbedingt an. Doyle begann den GP mit zwei guten 2. Plätzen, baute dann aber stark ab. Auch Martin Vaculik begann stark mit 7 Punkten aus drei Läufen. Zudem fuhr er in Heat 6 mit 55,35 Sekunden die schnellste Zeit des Abends. Jedoch folgten zwei enttäuschende Null-Punkte-Fahrten. Das alles reichte nicht für ein Halbfinalticket. Und Bartosz Zmarzlik fuhr nicht in Bestform. Man spürte förmlich den Druck, der auf dem Vizeweltmeister lastete. Nach seinem Auftaktsieg bot der Pole eine recht wechselhafte Performance. Das zweite Halbfinale war dann für beide polnische „Bartosz-e“, Zmarzlik und Smektala, die Endstation in diesem Rennen. Der Gorzow-Star, der einmal mehr nicht optimal aus den Bändern kam, lieferte sich einen atemberaubenden Kampf über drei Runden mit Grand-Prix-Neuling, Leon Madsen, den der Däne letztendlich gewinnen konnte. Einen schweren Stand hatten die beiden Russen. Emil Saifutdinow startete sehr schwerfällig ins Rennen und blieb in den ersten beiden Läufen ohne Punkte. Er fand dann aber gut ins Rennen. Seine 7 Punkte aus den verbleibenden Durchgängen waren aber zu wenig für einen Platz in den Halbfinals. Artem Laguta begann das Rennen verhalten, baute dann aber ungewohnt stark ab. • Texte: Andreas Fahldiek; Fotos: Jarek Pabijan AM RANDE Um kurz vor 13:00 Uhr gab es nur noch ganze 37 Eintrittskarten im oberen Rang zu kaufen! Die begehrten Tickets im unteren Rang waren fast binnen Stunden nach Beginn des Vorverkaufs vergriffen. Nachdem die 13 Fahrer nach dem Qualifying ihre Startplätze gewählt hatten, loste CCP-Chef Armando Castagna die Startpositionen für Max Fricke, Tai Woffinden und Bartosz Zmarzlik selbst aus. Die drei konnten wegen Ligaverpflichtungen nicht am Training/Qualifying teilnehmen. Weltmeister Tai Woffinden und Vizechampion Bartosz Zmarzlik trafen somit in Heat 4 aufeinander, den der Pole für sich entscheiden konnte. Das erstmals ausgetragene Qualifying rief bei den TV-Sendern großes Interesse hervor. Zumindest BT Sport in Großbritannien und Canal+ in Polen übertrugen live! Zum ersten Mal in der Funktion als FIM-Präsident war Jorge Viegas Gast beim Großen Preis von Polen im PGE Narodowy Stadion. Der Portugiese war begeistert von dem Publikum und der Atmosphäre in Warschau. „Speedway hat enormes Potenzial!“, bemerkte Viegas. Leon Madsen: „Ich habe die ganze Zeit über nach mehr in meinen Maschinen gesucht. Es war sehr schwer. Oft auf der Strecke befand ich mich „im Stau“ und musste aus einiger Entfernung hart kämpfen. Ich bin sehr froh, dass ich gewonnen habe. Ich möchte meine Anerkennung für die Atmosphäre, die die Fans im Stadion erzeugt haben, zum Ausdruck bringen. Vielen Dank an meine Fans aus Dänemark, aber auch an die polnischen Fans. Ich habe auch viele Fans von Wlokniarz Czestochowa auf der Tribüne gesehen, denen ich auch sehr danken möchte.“ Tai Woffinden: „Dies war mein zweitschlechtester Grand Prix. Natürlich bin ich enttäuscht. Ich habe immer nach der optimalen Abstimmung meiner Maschinen gesucht. Aber von Beginn an habe ich nie das optimale Set-up gefunden. Aber die Saison ist noch sehr jung. Zurzeit bin ich nicht in der Position des Gejagten, sondern in der des Jägers. Das ist gar nicht mal so schlecht. Und ich bin sicher, dass ich in Kürze meine gewohnte Form wiederfinden werde.“ SPEEDWAY-WM (nach 1 von 10 Grand Prix) Pl./Name Nat. GP1 Ges. 1. Patryk Dudek PL 16 16 2. Fredrik Lindgren S 15 15 3. Niels-Kristian Iversen DK 14 14 4. Leon Madsen DK 13 13 5. Bartosz Zmarzlik PL 10 10 6. Antonio Lindbäck S 10 10 7. Bartosz Smektala* PL 10 10 8. Robert Lambert GB 8 8 9. Matej Zagar SLO 7 7 10. Martin Vaculik SK 7 7 11. Tai Woffinden GB 6 6 12. Emil Saifutdinow RUS 6 6 13. Jason Doyle AUS 5 5 14. Artem Laguta RUS 4 4 15. Janusz Kolodziej PL 4 4 16. Max Fricke AUS 3 3 GP1 - Warschau/PL - SF1: Lindgren, Dudek, Lindbäck, Lambert; SF2: Iversen, Madsen, Zmarzlik, Smektala; Finale: Madsen, Lindgren, Dudek, Iversen. Juni '19 BAHNSPORT AKTUELL 7