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demo score: DA-012 Leopold Mozart, Litaniae Lauretanae G

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Augustiner-Chorherrenstiftes Heilig Kreuz in Augsburg erstellter<br />

Stimmensatz 11 und eine auf die in der Stiftskirche St.<br />

Peter in Salzburg üblichen kleineren Besetzungen 12 zugeschnittene<br />

– auf Bläser verzichtende, allerdings das im Dom<br />

bevorzugte sogenannte Kirchentrio aus zwei Violinen und<br />

Basso um eine Viola erweiternde – Stimmenabschrift von<br />

1838 13 . Außerdem hat sich im Stift Lambach, Oberösterreich,<br />

laut Katalog von 1768 einst eine Kopie des Werkes befunden<br />

14 , und für die im Zweiten Weltkrieg verbrannte Fugger-<br />

Babenhausen’sche Musiksammlung ist eine Abschrift mit dem<br />

Vermerk „guat vor Closterfrauen“ nachgewiesen 15 .<br />

An den Quellen der Litanei lassen sich also eine lange Aufführungstradition<br />

und somit große Wertschätzung der Komposition<br />

ablesen 16 . Bei heutigen Aufführungen der Litanei – sei es<br />

in Andachten, insbesondere Maiandachten, sei es in Konzerten<br />

– sollten sich die Musiker nicht scheuen, der in den verschiedenen<br />

Quellen der Litanei dokumentierten und für <strong>Leopold</strong><br />

<strong>Mozart</strong>s Zeit üblichen Praxis zu folgen, die Besetzung<br />

den jeweiligen Gegebenheiten anzupassen. <br />

Editionsgrundsätze<br />

Die Edition basiert auf dem aus <strong>Leopold</strong> <strong>Mozart</strong>s Zeit stammenden,<br />

im Salzburger Dom-Musikarchiv aufbewahrten<br />

Stimmensatz der Komposition. Die Systeme der Vokalstimmen<br />

spiegeln dabei drei Schichten wider: die Sologesangsstimmen,<br />

die Ripienstimmen des Chores („Tutti“) und die mit den<br />

drei Unterstimmen des Tuttichorsatzes mitgehenden Posaunen.<br />

Das System „Bassi ed Organo“ repräsentiert einerseits<br />

(mit Ausnahme der ersten Zählzeit im T. 42 des Kyrie) den<br />

Violone und das damit colla parte geführte Fagott und andererseits<br />

Organo (concertato) und die nur in den Tuttipartien<br />

des Chores mitgehende Ripienorgel sowie die mit der Organo-concertato-Stimme<br />

identische Dirigierstimme („Battuta“);<br />

allerdings fehlen die Stimmen von Violone und Organo ripieno<br />

im Stimmensatz des Dom-Musikarchivs. Die beiden Hornstimmen<br />

aus dem 19. Jahrhundert sind in die Edition einbezogen,<br />

allerdings abgehoben durch kleineres Notenbild.<br />

Die Akzidentiensetzung und die Bezifferung des Generalbasses<br />

– die in der Quelle über den Notensystemen steht – folgen<br />

stillschweigend modernen Gepflogenheiten. Nach heutiger<br />

Auffassung überflüssige Warnungsakzidenzien sind, ohne das<br />

in den Bemerkungen zur Quelle im Kritischen Bericht zu erwähnen,<br />

getilgt. Ergänzte Akzidentien stehen über der bezogenen<br />

Note und gelten für die Länge des gesamten Taktes. Dynamikangaben<br />

und Spielvorschriften erscheinen, sofern original,<br />

in geradem Druck, sofern ergänzt, in kursiver Schrift.<br />

Notwendig erscheinende Ergänzungen von Artikulationszei-<br />

11 D-As Hl. Kreuz 77. Es wurden Org und S von einem ersten Schreiber,<br />

A und T von einem zweiten, B und Vl 1 von einem dritten, Vl 2 von<br />

einem vierten und Cb von einem fünften kopiert; s. Carlson, S. 165.<br />

Diese schematische Aufteilung spricht dafür, dass kein professioneller<br />

Schreiber am Werk war; s. Broy, S. 90. Zur Datierung s. LMV, S. 31;<br />

Broy, S. 92, Anm. 406 sieht allerdings die späte Datierung wegen des<br />

ansonsten in früheren Quellen auftretenden Wasserzeichens („Narrenkappe“;<br />

s. LMV, S. 191, Nr. 40) als problematisch an.<br />

12 Schmid, Salzburger Tradition, S. 251f.<br />

13 Signatur A-Ssp Moz. 30.1; s. dazu LMV, S. 31 und Schmid, Katalog,<br />

S. 42.<br />

14 Siehe im Kritischen Bericht.<br />

15 Signatur A.III.44; s. dazu Haberkamp/Zuber, S. 122.<br />

16 Vgl. dazu auch die wohlwollende Äußerung Christian Friedrich Daniel<br />

Schubarts aus dem Jahr 1784 zu <strong>Leopold</strong> <strong>Mozart</strong>s „Kirchenstücke[n]“<br />

im Allgemeinen; s. Schubart, S. 157.<br />

chen – auf die allerdings in den Vokalstimmen weitestgehend<br />

verzichtet wurde – sind in eckige Klammern gesetzt (etwa staccato-Striche)<br />

oder strichliert (etwa Bögen). Der meist fehlende<br />

Bogen zwischen Vorschlags- und Hauptnote wurde jedoch<br />

stets ergänzt, ohne diese Ergänzung durch gestrichelten Druck<br />

kenntlich zu machen. Nur punktuell auftretende Artikulationsbezeichnungen<br />

in den Instrumentalstimmen wurden<br />

nicht in den Notentext übernommen, sondern nur im Kritischen<br />

Bericht vermerkt. Da die Bögen in den Vokalstimmen<br />

sehr uneinheitlich gesetzt sind, sind sie in der Edition so wiedergegeben,<br />

wie sie sich in den im Vergleich mit den Chorstimmen<br />

etwas konsequenter bezeichneten Solostimmen finden;<br />

Abweichungen der Artikulation der Chorstimmen von<br />

der der Solostimmen sind nicht im Kritischen Bericht erwähnt.<br />

Für die Posaunenstimmen wurden sowohl die melodischen<br />

und rhythmischen Abweichungen vom Verlauf der<br />

Vokalstimmen als auch die nur wenigen in der Quelle eingetragenen<br />

Legatobögen in den Kritischen Bericht aufgenommen.<br />

Die Auflösung von Abbreviaturen für Tempoangaben<br />

und Besetzungsangaben („S:“ und „T:“) sowie von Abbreviaturen<br />

und Wiederholungsmarken im unterlegten Text erfolgte<br />

stillschweigend. Orthographie, Groß- und Kleinschreibung<br />

und Interpunktion des Litaneitextes wurden modernisiert 17 ; es<br />

wurden jedoch nur die orthographischen Abweichungen in<br />

der Quelle im Kritischen Bericht vermerkt. <br />

Dank<br />

An erster Stelle sei dem Dom-Musikarchiv in Salzburg, das sowohl<br />

das Stimmenmaterial der Litanei in Xerokopien zur Verfügung<br />

stellte als auch die persönliche Einsichtnahme in die<br />

Quelle ermöglichte und die Genehmigung für die Publikation<br />

des Werkes gab, herzlich gedankt. Einen Teil der in den Xerokopien<br />

der Stimmen nicht erkennbaren Details klärte dankenswerterweise<br />

zunächst Frau Dr. Stefanie Bilmayer-Frank,<br />

Illerberg, im Salzburger Archiv. Die Leiterin des Archivs, Frau<br />

MMag. Dr. Eva Neumayr, unterstützte Frau Bilmayer-Franks<br />

und meine späteren Arbeiten vor Ort auf das freundlichste; sie<br />

und Herr Dr. Lars E. Laubhold, RISM-Arbeitsstelle Salzburg,<br />

nahmen sich sowohl während meines Besuchs als auch danach<br />

mit großer Sorgfalt meiner Fragen an. <br />

Dafür, dass auch dieses Werk <strong>Leopold</strong> <strong>Mozart</strong>s in der Reihe<br />

Documenta Augustana Musica erscheinen kann, sei den Herausgebern<br />

der Reihe, Frau Universitätspräsidentin Prof. Dr.<br />

Sabine Doering-Manteuffel und Herrn Prof. Dr. Wolfgang<br />

E. J. Weber, ein herzlicher Dank gesagt.<br />

Zu danken ist darüber hinaus der Stadt Augsburg, die mit einem<br />

Zuschuss das Entstehen dieses Bandes ermöglichte. Ein<br />

besonderer Dank aber gebührt Herrn Prof. Dr. Franz Krautwurst,<br />

dem ersten Ordinarius für Musikwissenschaft an der<br />

Universität Augsburg, der der Internationalen <strong>Leopold</strong> <strong>Mozart</strong><br />

Gesellschaft e.V. für diesen Band eine überaus großzügige<br />

Spende zukommen ließ. Leider durfte er die Fertigstellung des<br />

Bandes nicht mehr erleben. Dieser Band sei deshalb seinem<br />

Andenken gewidmet.<br />

Gröbenzell,<br />

im Dezember 2015<br />

Marianne Danckwardt<br />

Aufführungsmaterial ist beim Verlag erhältlich.<br />

17 Vgl. Schott, S. [237].

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