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audimax Wi.Wi 12/2018 - Das Karrieremagazin für Wirtschaftswissenschaftler

Was macht den Reiz an Familienunternehmen aus? So ist die Arbeit wirklich**Welche Trends und Anforderungen dich in der Finanzbranche erwarten?**So sparst du richtig - Hol dir die Tipps vom Finanzprofi**

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MENSAGESPRÄCH<br />

SO LÄUFT<br />

START-UP<br />

DIESMAL IM GESPRÄCH: FLORIAN<br />

GSCHWANDTNER, GRÜNDER DER<br />

APP RUNTASTIC<br />

Interview: Julia Wolf<br />

Herr Gschwandtner, wie entstand die Lauf-App Runtastic<br />

und wie profitieren Läufer davon? Anfang 2009<br />

waren App-Stores nicht etabliert und das Verhaltensmuster<br />

der Menschen war noch ganz anders.<br />

Unsere App gehörte zu den ersten. Meine drei<br />

Mitgründer und ich haben alles investiert, die Applikation<br />

ständig verbessert und auf iPhone sowie<br />

Android veröffentlicht. Von der App haben sehr<br />

viele Menschen profitiert, die beginnen wollten,<br />

sich mehr zu bewegen. Denn Runtastic bietet nicht<br />

nur die Lauf-App, sondern auch eine Applikation<br />

zum Schritte zählen und <strong>für</strong> die Ernährung. Dabei<br />

versuchen wir stets, das Produkt <strong>für</strong> unsere Nutzer<br />

so einfach und intuitiv wie möglich zu gestalten.<br />

Auf unserem Blog kreieren wir zudem qualitativen<br />

Content wie Ernährungstipps. <strong>Wi</strong>r haben also ein<br />

System rund um den Menschen sowie seine Gesundheit<br />

und Fitness gebastelt.<br />

Was waren in der Anfangszeit die größten Herausforderungen?<br />

In Österreich gab es 2009 nahezu keine<br />

Start-up-Szene. <strong>Wi</strong>r haben einen Businessplan geschrieben,<br />

<strong>für</strong> den wir eine Finanzierung von circa<br />

200.000 Euro gebraucht hätten. Allerdings haben<br />

wir sehr viele Neins und letztendlich auch kein Geld<br />

bekommen. Im Anschluss daran haben wir angefangen,<br />

am Wochenende zu arbeiten und Apps <strong>für</strong><br />

andere Unternehmen entwickelt, um Geld zu verdienen<br />

und damit unser Geschäft aufzubauen. In<br />

den ersten Monaten haben wir uns gar nichts ausgezahlt<br />

und alles ins Unternehmen investiert.<br />

<strong>Das</strong> hat sich später bezahlt gemacht. <strong>Wi</strong>e genau ist<br />

Runtastic so erfolgreich geworden? Ein Grund war<br />

sicher, dass wir die App sehr schnell internationalisiert<br />

haben. Da wir kein Geld hatten, konnten wir<br />

uns kein Übersetzungsbüro leisten. Also haben wir<br />

User gebeten, unsere Texte zu übersetzen. Es war<br />

toll zu sehen, dass sich sofort Leute gemeldet und<br />

die App in sehr guter Qualität in andere Sprachen<br />

übertragen haben. Die meisten waren selbst Läufer<br />

und konnten recht gut mit dem Fachjargon umgehen.<br />

So haben wir unsere App relativ schnell in fünf<br />

Sprachen übersetzt und sind dadurch rasch in Europa<br />

gewachsen.<br />

Was führte außerdem zum Erfolg? Unsere Social-Media-Aktivitäten.<br />

Die haben wir zügig integriert und<br />

zahlreiche Inhalte auf Facebook und Twitter gepostet<br />

– <strong>für</strong> uns das bestmögliche virale Marketing. Die<br />

Leute waren offen, ihre Sportaktivitäten zu teilen<br />

und sind es heute noch. <strong>Das</strong> hat uns sehr geholfen.<br />

Daneben ist es wichtig, Bekanntheit zu erlangen. Ich<br />

habe einfach alles da<strong>für</strong> getan und bei jedem, den<br />

ich kannte, die App heruntergeladen und mit fünf<br />

Sternen bewertet. Zudem besuchte ich Messekonferenzen<br />

und diverse Events und habe versucht, in<br />

die Medien zu kommen. <strong>Das</strong> hat wirklich gut funktioniert.<br />

Was sind die Herausforderungen und Chancen im Markt<br />

der App-Entwicklung? Prinzipiell glaube ich, dass<br />

App-Entwicklung wirklich schwierig geworden<br />

ist – die goldenen Zeiten sind vorbei. <strong>Das</strong> liegt unter<br />

anderem daran, dass jeder bereits die Apps hat, die<br />

er braucht. Dadurch ist es <strong>für</strong> neue App-Entwickler<br />

schwierig, überhaupt sichtbar zu werden. Trotzdem<br />

ist es nicht unmöglich. Gerade Sprachassistenten<br />

bringen neue Möglichkeiten mit sich. In der Technologie<br />

geht es Gott sei Dank immer weiter und das<br />

bringt auch jeden Tag neue Chancen.<br />

<strong>Wi</strong>e steht es hierbei um die Healthcare-Branche? Fitness,<br />

Gesundheit und Bewegung sind ein Megatrend.<br />

Gerade junge Menschen gehen viel ins Fitnessstudio<br />

und wollen fit sein. Übergewicht ist<br />

zwar ein großes Problem, aber ich glaube, junge<br />

Menschen bekommen das in den Griff. Ein weiterer<br />

Trend, der gerade auf uns zukommt, ist Mental<br />

Health: Alles rund um Meditation und Mentaltraining<br />

wird sehr wichtig werden. Ich glaube, dort lässt<br />

sich viel machen.<br />

2015 hat Adidas Ihr Unternehmen <strong>für</strong> 220 Millionen<br />

Euro gekauft. <strong>Wi</strong>e hat Sie der Erfolg verändert? Ich<br />

würde sagen, dass sich meine Arbeitsweise gar<br />

nicht verändert hat. Natürlich habe ich schon<br />

versucht, mich ständig weiterzuentwickeln und<br />

eine gute Führungsperson zu werden. Dazu gehört<br />

auch, die Bedeutung und Notwendigkeit<br />

von guten Leuten neben und unter sich zu erkennen.<br />

Auch persönlich und als Mensch würde<br />

ich meinen, dass ich mich nicht viel verändert<br />

habe. Natürlich habe ich aber neue Menschen<br />

kennengelernt und hatte die Möglichkeit, tolle<br />

Events zu besuchen und super Einladungen zu<br />

bekommen.<br />

Dennoch sind Sie auf dem Boden geblieben. Ich<br />

glaube, ich bin durch meine Kindheit auf dem<br />

Bauernhof geerdet. Daneben bin ich sehr fleißig,<br />

gehe viermal die Woche ins Fitnessstudio<br />

und dreimal die Woche laufen. Ob mit oder<br />

ohne Geld – das Verhaltensmuster ist kein anderes<br />

geworden, Gott sei Dank. Es beruhigt,<br />

hinter der finanziellen Sicherheit einen Haken<br />

setzen zu können, denn Geld vereinfacht einigie<br />

Dinge. Trotzdem stehen <strong>für</strong> mich Freunde<br />

und Spaß weit über finanziellem Erfolg.<br />

<strong>Wi</strong>e ist Runtastic derzeit aufgestellt? <strong>Wi</strong>r haben<br />

circa 240 Mitarbeiter aus vierzig Nationen. Der<br />

Altersdurchschnitt liegt bei 29 Jahren, wir sind<br />

also eine sehr junge, motivierte Truppe. <strong>Wi</strong>r<br />

sitzen im schönen Linz, haben aber auch ein<br />

Büro in <strong>Wi</strong>en. Die Unternehmenssprache ist<br />

Englisch. <strong>Wi</strong>r haben jetzt 140 Millionen registrierte<br />

Kunden und eine sehr aktive Community.<br />

Seit 2015 sind wir Teil der Adidas-Familie,<br />

einer der besten Sportunternehmen der Welt<br />

– und dennoch wollen wir immer noch mehr<br />

erreichen.<br />

Sie ziehen sich jedoch zum Jahresende als CEO zurück.<br />

<strong>Wi</strong>e kam es zu dieser Entscheidung und wie<br />

schwer ist sie Ihnen gefallen? Sie ist mir schon<br />

sehr schwergefallen. Es gibt ein lachendes und<br />

ein weinendes Auge. Denn nach zehn Jahren ist<br />

es natürlich total schwer, ein funktionierendes<br />

Foto: wernerharrer.com<br />

06 | www.career-center.de – Die Jobbörse <strong>für</strong> Akademiker

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