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BB_19_2019

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8 BIEL BIENNE 8./9. MAI 20<strong>19</strong> ECHO<br />

BIEL BIENNE 8/9 MAI 20<strong>19</strong><br />

Das wars<br />

mit dem<br />

orangen<br />

Haus in<br />

Biel: Es erhält<br />

einen<br />

Grau-<br />

Anstrich.<br />

Catherine Binz über den<br />

Neuanstrich des<br />

Orangen<br />

Hauses<br />

Bonjour tristesse, es ist soweit!<br />

Dort, wo die Hoffnung<br />

für die Zukunft einer intakten<br />

und fleissigen Familie<br />

wuchs, wieherte bald der<br />

Amtsschimmel, angeblich<br />

angetrieben durch einen<br />

lieben Nachbarn, den man<br />

bis heute nicht beim Namen<br />

nennt. Dieser mochte offenbar<br />

keine Zebras, keine<br />

Farben und schon gar keine<br />

Familie mit Kindern, welche<br />

die Chance bekamen, sich<br />

eine gesicherte Existenz aufzubauen.<br />

Alle hatten einen Beruf und<br />

eine Stelle, verdienten ihre<br />

Brötchen selber. Grund für<br />

die Einsprache war die «falsche»<br />

Farbe an ihrem Haus<br />

(wirklich?). Dies in einer<br />

Stadt, die sich brüstet, farbig,<br />

weltoffen und multikulti zu<br />

sein. In dieser unglaublichen<br />

Geschichte wurde viel geschrieben<br />

und wenig zusammen<br />

gesprochen, geschweige<br />

denn der gesunde Menschenverstand<br />

eingeschaltet.<br />

Alle sind vor dem Gesetz<br />

gleich, oder etwa gleicher?<br />

Der eine bekommt ohne<br />

konkrete Pläne eine Ausnahme-Baubewilligung,<br />

vielleicht<br />

weil er «Hirschhorn»<br />

heisst, der Familie Zysset<br />

drohte man eine Busse von<br />

100 000 Franken an, wenn<br />

sie ihr Haus nicht termingerecht<br />

umstreichen könne,<br />

was angesichts der finanziellen<br />

Lage zum Vornherein<br />

zum Scheitern verurteilt war.<br />

Triste certitude: Die Hälfte<br />

des Hauses ist bereits grau<br />

gestrichen, und es passt<br />

nun perfekt in die sture und<br />

traurige Welt des ominösen<br />

Nachbarn und jenen, die<br />

noch nie über den Tellerrand<br />

hinausgedacht, geschweige<br />

denn es auch nur versucht<br />

haben. Traurig, traurig!<br />

Catherine Binz, Biel<br />

PHOTO: Z.V.G.<br />

Michael Clerc reagiert<br />

auf Leserbriefe in der<br />

BIEL BIENNE-Ausgabe vom<br />

17./18. April zur<br />

Klimadebatte<br />

Es ist gut, dass die Klimadebatte<br />

auch im BIEL BIENNE<br />

geführt wird. Die Leserbriefe<br />

dazu sind zwar interessant<br />

und originell. Bedauerlich<br />

finde ich aber die vielen<br />

ironisch-sarkastischen Vorhaltungen,<br />

die sie den streikenden<br />

Schülerinnen und<br />

Schülern machen.<br />

So wirft man ihnen ihre<br />

vielen Ferien vor - was hätte<br />

das mit dem Klima zu tun?<br />

Nachdem die Schüler mittlerweile<br />

konkrete Forderungen<br />

zur Klimapolitik erarbeitet<br />

haben, wirft man ihnen vor,<br />

keine «Lösungen» zu präsentieren.<br />

Besser wäre es, über<br />

den Inhalt der Forderungen<br />

zu diskutieren.<br />

Wie so oft wird die Rolle<br />

der Schweiz als Klimasünder<br />

heruntergespielt, sie sei<br />

im Gegenteil ein «Musterknabe».<br />

Diese Aussage ist<br />

falsch: Die Schweiz setzt sich<br />

weniger ambitionierte Klimaziele<br />

als andere europäische<br />

Länder (Quelle: https://www.<br />

swisscleantech.ch/files/econcept_KlimazieleSchweiz_nach_<br />

IPCC_1-5-Grad-Bericht.pdf)<br />

und sie wird diese im CO 2 -<br />

Gesetz festgeschriebenen<br />

Ziele bis 2020 voraussichtlich<br />

nicht erreichen (NZZ vom<br />

29.11.2018).<br />

In anderen Beiträgen wird<br />

einerseits bedauert, dass man<br />

vor lauter – ökologisch vorbildlicher<br />

– Arbeit «leider»<br />

nicht am Klimastreik teilnehmen<br />

könne. Vielleicht reicht<br />

die Zeit für die Teilnahme an<br />

einer Klimademo an einem<br />

Samstag? Vermutlich aber<br />

ist das Bedauern nicht ernst<br />

gemeint, da ja das «Desaster»<br />

(die Klimakatastrophe) gar<br />

«nicht da ist». Das Klima<br />

verändere sich immer, der<br />

menschliche Einfluss spiele<br />

keine Rolle. Die Klimastreiks<br />

seien sinnlos und daher ein<br />

«Schwänzen» der Schule.<br />

Andererseits wird die Diskussion<br />

über das Klima als<br />

«Propaganda» und «Dogma»<br />

abgetan. Und der Einfluss<br />

des Menschen auf das Klima<br />

sei «unter Wissenschaftlern<br />

umstritten». Mein Lesetipp<br />

zu dieser ewig wiederholten,<br />

aber falschen Aussage: https://<br />

www.scientists4future.org/.<br />

Statt die Schülerproteste ins<br />

Lächerliche zu ziehen, ist es<br />

sinnvoller, über ihre Forderungen<br />

zu diskutieren und zu<br />

überlegen, was lokal und in<br />

der Schweiz gegen die Klimakatastrophe<br />

gemacht werden<br />

kann. Damit sind nicht nur<br />

individuelle Verhaltensänderungen<br />

(z. B. Reduktion des<br />

Konsums) gemeint. In erster<br />

Linie müssen Wirtschaft und<br />

Politik ihrer Verantwortung<br />

gerecht werden. Ich denke<br />

hier an einen Wachstumsverzicht<br />

bzw. an eine Diskussion<br />

darüber, dass unser «Grundgesetz»<br />

wirtschaftlichen<br />

Wachstums die stattfindende<br />

ökologische Katastrophe produziert.<br />

Die streikenden Schüler sind<br />

keine faulen, manipulierten<br />

Jugendlichen. Nehmen Sie<br />

an einer der nächsten Klimademos<br />

teil und diskutieren<br />

Sie mit ihnen. Mit etwas Empathie<br />

werden Sie feststellen,<br />

dass diese politisch überlegt<br />

und wissenschaftlich fundiert<br />

argumentieren.<br />

Michael Clerc, Ligerz<br />

Heiny Züger zur<br />

Klimadiskussion<br />

Da soll also, auf Druck von<br />

Schülerinnen und Schülern,<br />

der Klimanotstand<br />

ausgerufen werden. Sicher<br />

ist es einerseits notwendig,<br />

schweizweit – und insbesondere<br />

auch in Biel mit<br />

seiner multikulturellen Bevölkerung<br />

– gewisse Verhaltensregeln<br />

zu hinterfragen<br />

und Änderungen durchzusetzen.<br />

Andererseits jedoch<br />

darf dies nicht Futter sein<br />

für die Parteien im linken<br />

Spektrum, nach neuen zusätzlichen<br />

Regeln und Schikanen<br />

zu rufen, womöglich<br />

auch nach zusätzlichen<br />

Abgaben, um uns «Klimasündern»<br />

die kommenden<br />

Katastrophen ins Bewusstsein<br />

zu bringen. Biel soll bis<br />

2050 klimaneutral sein, lese<br />

ich, und damit stellt sich<br />

mir auch schon die Frage,<br />

was denn klimaneutral eigentlich<br />

ist oder sein soll.<br />

Die Geschichte der Menschheit<br />

legt Zeugnis ab von<br />

Klimaveränderungen,<br />

Kälte- und Wärmeperioden,<br />

Hungersnöten wegen<br />

Missernten usw., ohne dass<br />

diese Menschen irgendwelchen<br />

Einfluss darauf gehabt<br />

hätten. Und wenn man<br />

heute trotzdem glaubt, die<br />

Klimaveränderungen seien<br />

menschengemacht, dann<br />

stellt sich wohl auch die<br />

Frage, wie viele Menschen<br />

diese Erde erträgt. In der<br />

Schweiz beispielsweise<br />

leben heute ca. 8,5 Millionen<br />

Menschen, die Zehn-<br />

Millionen-Grenze wird in<br />

wenigen Jahren erreicht<br />

sein.<br />

Warum denn demonstriert<br />

man nicht gegen diese Tatsache,<br />

denn kaum jemand<br />

wird bestreiten, dass all<br />

diese Leute leben, essen,<br />

trinken, konsumieren, Auto<br />

fahren oder die öffentlichen<br />

Verkehrsmittel und<br />

die Infrastruktur beanspruchen.<br />

Trotzdem aber gibt es<br />

kaum einen Politiker in der<br />

Schweiz, der für seine Stadt<br />

oder für sein Dorf nicht<br />

nach Wachstum ruft und<br />

bereit ist, für Wohnraum zu<br />

sorgen, Gewerbe und Industrie<br />

ansiedeln möchte und<br />

mit unseren Geldern alle<br />

Strukturen erstellen, die<br />

hierfür notwendig werden.<br />

Global gesehen sei nur Afrika<br />

erwähnt, wo alle zwölf<br />

Tage eine Million Menschen<br />

(!) zur Welt kommen<br />

(gem. UNICEF). Ähnliches<br />

wäre auch von Asien und<br />

von Ländern wie China,<br />

Indien usw. zu berichten.<br />

Klimanotstand dort? Fehlanzeige.<br />

Bei gewissen Bieler Politikern,<br />

die sich wegen Parolen<br />

von Schülerinnen und<br />

Schülern beeinflussen lassen<br />

und den Klimanotstand<br />

ausrufen wollen, müsste<br />

man doch eher den Verstandes-Notstand<br />

ausrufen.<br />

Heiny Züger, Ipsach<br />

Markus Schneider über<br />

streikende<br />

Schüler<br />

Schüler gehen seit Wochen<br />

auf die Strasse, vielmals auch<br />

freitags, wenn noch Schule<br />

wäre, um für den Klimaschutz<br />

zu demonstrieren.<br />

Mit ihren Eltern verreisen<br />

sie dann grossartig mit dem<br />

Flugzeug in alle Welt, beispielsweise<br />

an Ostern!<br />

Das alles reimt sich dann gut<br />

zusammen. Aber eben: Es<br />

tönt anders, wenn man wieder<br />

zu Hause ist und sagen<br />

kann, man war auf Kreta als<br />

etwa in Mürren oder Saas<br />

Almagell!<br />

Markus Schneider, Nidau<br />

PHOTO: JOEL SCHWEIZER<br />

Das<br />

Klassenzimmer<br />

wird mit<br />

der Strasse<br />

getauscht:<br />

Bieler<br />

Schüler<br />

demonstrieren<br />

für ein<br />

besseres<br />

Klima.<br />

R.M* hat den Artikel<br />

«Drückender Pendenzenberg»<br />

in BIEL BIENNE vom<br />

24./25. April gelesen.<br />

Auch sie hatte mit dem<br />

Seeländer Grundbuchamt<br />

grossen<br />

Ärger<br />

Ich gratuliere Ihnen für diesen<br />

Bericht. Dass sich die<br />

Notare nicht mit Namen<br />

nennen lassen, kann ich<br />

verstehen, wenn ich sehe,<br />

welche Rückendeckung den<br />

Schuldigen in Führungsposition<br />

gegeben wird. Von den<br />

Missständen auf dem Grundbuchamt<br />

kann ich ein Lied<br />

singen. Mein Mann starb<br />

unerwartet. Ein Schuldenberg<br />

sowie eine ungewollte<br />

Erbengemeinschaft für eine<br />

sanierte Liegenschaft zwangen<br />

mich, diese Liegenschaft<br />

zu veräussern. Ich habe<br />

nach zwei Jahren Kampf mit<br />

Banken, Ämtern etc. endlich<br />

einen Käufer gefunden.<br />

Dieser drückte den Preis so<br />

tief, dass die Kosten wahrscheinlich<br />

nicht gedeckt sein<br />

werden. Im Oktober 2017<br />

wurde der Kaufvertrag vom<br />

Notar ans Grundbuchamt<br />

übergeben und ich dachte,<br />

dass dies endlich das Ende<br />

meiner Durststrecke sei. Das<br />

Verkaufsdatum war der<br />

1. Januar 2018 und ich<br />

dachte, dass dieses Geschäft<br />

abgeschlossen sei.<br />

Doch plötzlich wurden mir<br />

Grundstücksteuern für die<br />

Liegenschaft fürs Jahr 2018<br />

zugestellt. Erst jetzt wurde<br />

ich stutzig und habe beim<br />

Notar des Käufers nachgefragt.<br />

Dort wurde ich informiert,<br />

dass das Notariat vom<br />

Grundbuchamt Seeland bei<br />

Nachfrage dauernd vertröstet<br />

wird. Infolge dieser «Schlamperei»<br />

ist der Vorbezug aus<br />

der 2. Säule BVG noch immer<br />

nicht zurückgeflossen. Wer<br />

übernimmt die fehlenden<br />

Zinsen für das Kapital, das<br />

beim Notar noch blockiert<br />

ist? Zu guter Letzt musste<br />

jetzt noch eine zusätzliche<br />

Steuererklärung für die<br />

Erbengemeinschaft ausgefüllt<br />

werden, die natürlich auch<br />

erneute Kosten verursacht.<br />

Versteuert wird das Geld<br />

des blockierten Kapitals für<br />

Grundstückgewinnsteuern<br />

und die Rückzahlung des<br />

BVGs. Soviel zum Thema,<br />

dass bei der Justiz-, Gemeinde-<br />

und Kirchendirektion<br />

«keine Reklamationen»<br />

eingegangen seien.<br />

R.M. (per E-mail, Name<br />

der Redaktion bekannt)<br />

Anmerkung der Redaktion<br />

Barbara Lehmann hat die<br />

Leitung des Grundbuchamtes<br />

Seeland erst im September<br />

2018 übernommen. Davor war<br />

sie Stellvertreterin des vormaligen<br />

Leiters und während eines<br />

Jahres mit der Einarbeitung<br />

beschäftigt.<br />

Olaf Veit zum<br />

Sozialhilfegesetz<br />

Fachleute reiben sich die<br />

Augen: Unter dem Titel<br />

SHG-Revision bringt Regierungsrat<br />

Schnegg einen<br />

Sparvorschlag. Diese Vorlage<br />

wird als wirksame Sozialhilfe-Bekämpfung<br />

verkauft;<br />

das ist ein Hohn.<br />

Weniger Grundbedarf<br />

nimmt den Betroffenen das<br />

letzte Quantum Autonomie.<br />

Die übliche Reaktion auf<br />

mehr Druck nach langer Zeit<br />

ohne Erfolge ist Resignation,<br />

nicht Aufbruch. Das ist<br />

fundiertes Wissen. Die kurzfristigen<br />

Einsparungen in<br />

der Sozialhilfe sind ein Bumerang,<br />

der den Steuerzahler<br />

viel Geld kostet.<br />

Schade, wird der Wahlkampf<br />

so gemacht. Besser der<br />

Volksvorschlag: Bekannte<br />

Defizite werden behoben,<br />

mit langfristig positiven Wirkungen<br />

für ältere Arbeitslose<br />

und für Arbeitswillige. Integration<br />

spart. Also: Nein zur<br />

SHG-Revision und Ja zum<br />

Volksvorschlag.<br />

Olaf Veit, Biel<br />

Impressum<br />

Herausgeber / éditeur:<br />

Cortepress AG<br />

Neuenburgstrasse 140 /<br />

route de Neuchâtel 140,<br />

Postfach / case postale 272,<br />

2501 Biel/Bienne<br />

Tel. 032 327 09 11<br />

Fax 032 327 09 12<br />

e-mail: red.bielbienne@bcbiel.ch<br />

Verlag und Inserate /<br />

édition et annonces:<br />

BIEL BIENNE, Burggasse 14 /<br />

rue du Bourg 14,<br />

Postfach / case postale 272,<br />

2501 Biel/Bienne<br />

Tel. 032 329 39 39, PC 25-5051-6<br />

Fax 032 329 39 38<br />

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Internet: bielbienne.com<br />

Inseratensatz / composition<br />

d’annonces:<br />

BIEL BIENNE, Burggasse 14 /<br />

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Druckzentrum Bern<br />

Auflage / tirage:<br />

100 500<br />

Verteilung/distribution:<br />

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Biel/Bienne<br />

«Ich will von meinem<br />

Arzt nicht als Kostenfaktor<br />

betrachtet werden.»<br />

«Ich wehre mich, meine<br />

Patienten als Kostenfaktoren<br />

zu behandeln.»<br />

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Ärzte und Patienten –<br />

miteinander, füreinander.

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