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Stadtmagazin CLP Ausgabe 30

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Porträt<br />

Ostfriesische Kräuterheilkunde<br />

á la Karl-Heinz Peper<br />

Koch, Heilpraktiker, Buchautor, Illustrator und<br />

Naturheilkundiger – Karl-Heinz Peper ist all<br />

das und dazu noch herrlich ostfriesisch dröge.<br />

Garten von Karl-Heinz Peper<br />

Diptam – auch Aschwurz oder<br />

Brennender Busch<br />

Als meine Freundin mich fragte,<br />

ob ich zu einem Vortrag über<br />

ostfriesische Kräuterheilkunde<br />

in der Königsapotheke Cloppenburg<br />

mitkommen möchte, sagte ich<br />

natürlich zu, obwohl ich mir nicht<br />

vorstellen konnte, was mich dort<br />

erwarten würde. Ich wollte mich<br />

einfach mal überraschen lassen.<br />

Belohnt wurde ich mit einem sehr<br />

lebendigen Vortrag von Karl-Heinz<br />

Peper, der es schaffte, die kleine Gruppe<br />

der Zuhörer in kürzester Zeit auf<br />

sehr unterhaltsame Weise in den Bann<br />

von Heilpflanzen und Kräutern zu<br />

ziehen.<br />

Karl-Heinz Peper (60) lebt in Detern,<br />

ist jedoch in Spols aufgewachsen,<br />

einem kleinen ostfriesischen Geestdorf<br />

in der Nähe. Auf dem heimischen Bauernhof<br />

lernte er schon früh von seiner<br />

Mutter und Großmutter den Gebrauch<br />

von Heilpflanzen und den von Hausmitteln<br />

aus der ostfriesischen Volksmedizin.<br />

Als der gelernte Koch sich in den<br />

1990ern wegen eines Rückenleidens<br />

beruflich umorientieren musste, kam<br />

ihm die Kräuterlehre seiner Kindheit<br />

wieder in den Sinn. Hatte doch die<br />

Mutter Luise-Marie Peper immer das<br />

passende Kraut zur Hand, wenn es Karl-<br />

Heinz oder seinen Brüdern schlecht<br />

ging. Lecker war das nicht unbedingt,<br />

weiß Peper zu berichten. In manchen<br />

Fällen reichte auch schon der Gedanke<br />

an das gräsig schmeckende Zeug und<br />

schon ging es den Jungs besser. Später<br />

lernte er von seiner damaligen Nachbarin<br />

Wilhelmine Becker, die 2010 mit<br />

98 Jahren verstarb, eine Menge über<br />

heimische Pflanzen und ihre Heilwirkung<br />

kennen. Das Wissen von „Oma<br />

Minchen“ wurde von Karl-Heinz Peper<br />

aufgeschrieben und durch eigene Forschungen<br />

erweitert.<br />

Der leidenschaftliche Kräutersammler<br />

kann die Erfahrungen als Koch natürlich<br />

hervorragend mit seinem umfassenden<br />

Wissen über die Essbarkeit<br />

von Kräutern verbinden. Weiß er doch,<br />

welche Zutaten geschmacklich harmonieren.<br />

Das lässt sich anhand der<br />

Kostproben, die seine Lebensgefährtin<br />

Dietlind Rafalski verteilt, geschmackvoll<br />

nachvollziehen. Währenddessen<br />

erzählt Peper, was er in seiner Küche<br />

alles Leckeres zaubert – wie Lindenblattrouladen<br />

oder Magnolienblüten<br />

mit Frischkäse zum Beispiel.<br />

Überhaupt, kommt mir der Gedanke,<br />

überhaupt scheint es in meinem Garten<br />

mehr essbares Grünzeug zu geben,<br />

als ich mir bisher vorstellen konnte. Das<br />

geht den anderen Zuhörer wohl ebenso,<br />

aber einige haben so ihre Zweifel<br />

ob der Bekömmlichkeit einiger der beschriebenen<br />

Pflanzen. Doch der Kräutermann<br />

versichert, dass alle erwähnten<br />

Pflanzen ungefährlich sind.<br />

Natürlich bedarf es einer Ausbildung<br />

in Kräuterkunde, um giftige von ungiftigen<br />

Pflanzen zu unterscheiden.<br />

Wie am Beispiel „Bärenklau“ gut zu erkennen<br />

ist. Der große Bärenklau nämlich<br />

ist hochgiftig, sein kleiner Bruder<br />

hingegen kann bedenkenlos verzehrt<br />

werden. Man kann dem Mann also vertrauen,<br />

zumal ihm seine Lebensweise<br />

augenscheinlich bisher nicht geschadet<br />

hat.<br />

Doch Karl-Heinz Peper kann noch<br />

viel mehr, als nur wohlschmeckende<br />

Gerichte aus Pflanzen zaubern, die der<br />

Laie für gewöhnlich für nicht essbar<br />

hält. Nachdem er jahrelang an verschiedenen<br />

Heilpraktikerschulen unterrichtet<br />

hatte, gründete er 2006 seine<br />

eigene Heilpflanzenschule. Hier bildet<br />

er interessierte Laien und Fachkräfte in<br />

Pflanzenheilkunde aus. Seit <strong>30</strong> Jahren<br />

erforscht Peper nun die Pflanzenwelt<br />

und das nicht allein in seiner Heimat.<br />

Da seine beiden Brüder in Kanada leben,<br />

kam er bei seinen dortigen Besuchen<br />

in Kontakt mit indianischen Medizinmännern<br />

und -frauen. Von ihnen<br />

erlernte er die Grundlagen der indianischen<br />

Naturmedizin. Mit Erfolg, denn<br />

durch das Überreichen einer echten<br />

Adlerfeder wurde er von den dortigen<br />

Heilkundigen symbolisch selbst als<br />

Heiler anerkannt, so dass man mittlerweile<br />

in seiner Kräuterschule auch die<br />

Indianermedizin erlernen kann. Neben<br />

einer umfassenden Kräuterheilkunde<br />

wird dort auch mit Krafttieren und<br />

Edelsteinen gearbeitet. Dabei handelt<br />

es sich jedoch nicht um eine schamanistische<br />

Ausbildung.<br />

Am liebsten aber ist Karl-Heinz Peper<br />

zu Hause, auf dem Jümme Deich, unterwegs.<br />

Wo er im Grünen verborgen<br />

alles findet, was er für seine Forschung<br />

und für seine Küche benötigt. Dieses<br />

Fleckchen Erde bezeichnet der Vollblutostfriese<br />

als seine „persönliche Tasse<br />

Ostfriesentee und Balsam für die Seele“.<br />

Die möchte Karl Heinz Peper auch<br />

anderen Menschen entgegenbringen,<br />

indem er ihnen einen Zugang zur Natur<br />

und zu altem und neuem Heilkräuterwissen<br />

vermittelt.<br />

Das könnte angesichts zunehmender<br />

Antibiotikaresistenzen und ständig<br />

neuer Allergien eine gute Sache<br />

sein, denke ich mir und sehe zudem<br />

die Pflanzen in meinem Garten auf<br />

einmal mit ganz anderen Augen. Mal<br />

sehen, wie meiner Familie der erste<br />

Gierschauflauf mit Bärlauch-Pesto<br />

schmecken wird...<br />

Karin Niemöller<br />

Seit nun <strong>30</strong> Jahren verbindet Karl-Heinz Peper den Beruf<br />

des Heilpraktikers und die Erforschung von Pflanzen miteinander.<br />

Mittlerweile ist sein drittes Buch erschienen, die<br />

„Ostfriesische Wildkräuterküche“. Dabei fließen Pepers Erfahrungen<br />

als Koch, sowie sein Wissen über Kräuter und seine<br />

Berufspraxis als Heilpraktiker harmonisch zusammen. In<br />

diesem ungewöhnlichen, selbst illustrierten Kochbuch, mit<br />

wunderschönen Zeichnungen und detaillierten Erklärungen<br />

zu den Pflanzen und ihrer Verwendung in Medizin und Küche,<br />

werden Rezepte aufgeführt, die nicht nur gesund, sondern<br />

auch noch lecker sind.<br />

Signaturenlehre und Deutung in der Gruppe<br />

Totempfahl im Garten<br />

Sein Wissen über Heilkräuter und ihre Anwendung gibt der<br />

Experte der Signaturlehre in seiner Kräuterschule weiter. Die<br />

Signaturlehre ist die Lehre von den Zeichen in der Natur, die<br />

als Merkmale auf Ähnlichkeiten, Verwandtschaften und innere<br />

Zusammenhänge hinweisen. Zudem gibt er Kurse zu<br />

indianischer Medizin oder zur Lehre der Hildegard von Bingen.<br />

Letzteres findet in der katholischen Akademie in Stapelfeld<br />

statt. Das umfangreiche Kursprogramm finden Sie auf<br />

www.heilpflanzenschule-ostfriesland.de<br />

60 Das <strong>Stadtmagazin</strong> für Cloppenburg & umzu | Porträt<br />

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