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Missionsblätter 2 / 2019

Abtei St. Otmarsberg Missionsbenediktiner

Abtei St. Otmarsberg
Missionsbenediktiner

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Tansania<br />

Eine Zukunft für<br />

behinderte Menschen<br />

2 – 19<br />

<strong>Missionsblätter</strong>


Inhalt<br />

Tansania<br />

Namibia<br />

Eine Zukunft für<br />

behinderte Menschen<br />

6 – 7<br />

Frauen engagieren sich<br />

für Frauen<br />

8 – 9<br />

Gelebte Nächstenliebe<br />

und Abenteuererfahrung<br />

14 – 17<br />

Uganda – Tororo<br />

Kenia<br />

Heilung für viele Augen<br />

18 –20<br />

Das Los der kenianischen<br />

Gefangenen<br />

10 –13<br />

Tansanianisches Gericht 4<br />

Aus der Abtei 5<br />

Aus Welt und Kirche 21<br />

Lesetipps22<br />

Gedenken23<br />

Impressum23<br />

Gemeinschaften der<br />

Missionsbenediktiner


Zum Geleit<br />

Am 11. März nahm unser P. Joseph M. Schnider stellvertretend<br />

für unsere Gemeinschaft an der Ausstellungseröffnung «Vater<br />

der Armen. Otmar und die Anfänge des Klosters St. Gallen»<br />

in der Stiftsbibliothek St. Gallen teil.<br />

Im Zusammenhang zu dieser Ausstellung äusserte sich Herr<br />

Cornel Dora, der aktuelle Stiftsbibliothekar von St. Gallen, mit<br />

folgenden Worten: «Otmar etablierte die Abtei St. Gallen als<br />

religiöses Zentrum mit einer ständig wachsenden Ausstrahlung.<br />

Mit seinem Wirken schuf er die institutionelle Grundlage<br />

für das Goldene Zeitalter des Klosters vom 9. bis zum 11. Jahrhundert.»<br />

Und ein weiteres Zitat ist für mich bemerkenswert,<br />

wenn Dora sagte: «Otmar betrieb Askese nicht zum Selbstzweck.»<br />

Wenn ich in das aktuelle Wirken unserer Abtei auf dem<br />

St. Otmarsberg blicke, dann hat uns der St. Galler Heilige nicht<br />

bloss den Namen gegeben, sondern zugleich auch die Ausrichtung.<br />

Diese aktuelle Ausgabe der <strong>Missionsblätter</strong> gibt uns dazu<br />

einen praktischen Einblick. All unser Beten, Arbeiten und Lesen<br />

ist den Menschen hier und in anderen Kulturen zugesprochen.<br />

Dass wir vielleicht eine Frucht vom Wirken des hl. Otmars<br />

1300 Jahre später sind und diese Frucht nach Kenia, nach<br />

Tansania, nach Uganda und nach Namibia tragen dürfen,<br />

erfüllt uns mit Dankbarkeit.<br />

Schön, dass Sie mit uns sind!<br />

+ Emmanuel Rutz OSB<br />

3


Tansanianisches Gericht<br />

Kochbananen mit Reis und Gemüse<br />

ist ein klassisches Abendessen. Dieses<br />

Gericht wird in der Abtei Ndanda in<br />

Tansania ca. zweimal wöchentlich<br />

serviert.<br />

Das Menü kann mit wenig Aufwand<br />

gekocht werden. Zu beachten ist, dass<br />

die Bananen mit Vorteil noch grün sind.<br />

Sie werden in ca. 5 cm lange Stücke<br />

geschnitten, im Wasser gekocht. Wenn<br />

sie gar sind, können sie mit einer leichten<br />

Erdnusssauce übergossen oder in<br />

eine helle Tomatensauce mit Tomatenwürfeln<br />

und Zwiebeln gelegt werden.<br />

Zutaten für vier Personen<br />

250 g Reis<br />

250 g Gemüse nach Wahl<br />

8 kleine Kochbananen<br />

Fleisch oder Fisch nach Belieben<br />

En Guete!<br />

4


Aus der Abtei<br />

Dieser Rückblick auf die Monate Februar<br />

und März möchte für einmal mit<br />

einem «externen» Thema eröffnet sein.<br />

Während den vergangenen Monaten<br />

hat sich die Lage für die Menschen im<br />

Südsudan, mit denen wir seit 2015 durch<br />

unsere Flüchtlingshilfe vor Ort verbunden<br />

sind, weiter massiv verschlechtert.<br />

Vor allem wird es in naher Zukunft über<br />

die Kämpfe hinaus an Nahrungsmitteln<br />

fehlen. Unser Partner vor Ort, die<br />

Diözese Wau, setzt sich weiterhin für<br />

Frieden und die Verteilung von Nahrungsmitteln<br />

ein, versucht nun aber<br />

auch, eine nachhaltige Nahrungs sicherheit<br />

aufzubauen. Auch wenn es nur ein<br />

kleiner Tropfen auf den heissen Stein ist,<br />

so wollten wir uns doch solidarisch<br />

zeigen. Und es ist uns gelungen. Die<br />

Gelder für die nötigen Investitionen sind<br />

überwiesen worden.<br />

Die diesjährige Fastenzeit eröffneten<br />

wir am Aschermittwoch mit einem<br />

Konventstag zum Thema «Kommunikation».<br />

Dazu begrüssten wir den<br />

Kommunikationsexperten, Herrn<br />

Marcus Knill, der uns gekonnt durch<br />

diesen Tag führte.<br />

In den zurückliegenden Wochen durften<br />

wir verschiedene Gruppen zu Einkehrtagen<br />

begrüssen: Zu Stunden der Einkehr<br />

die KAB Uznach und die Vereinigung<br />

katholischer Ärzte, zur Hauptversammlung<br />

mit Eucharistiefeier der Lourdespilgerverein<br />

Maria Bildstein, verschiedene<br />

Firmgruppen, Gymnasiasten von<br />

Laufental-Thierstein zu Klostertagen,<br />

Schulklassen zur Klosterbesichtigung<br />

und so weiter.<br />

Unter den Einzelgästen möchte der<br />

Erzbischof Volodymyr Vijtyschyn von<br />

Ivano-Frankivsk in der Ukraine und sein<br />

Sekretär sowie Bischof Titus Mdoe von<br />

Mtwara erwähnt sein.<br />

Gleich mehrmals waren unsere Brüder<br />

für Tage der Einkehr unterwegs. So<br />

wirkte Abt Emmanuel als Exerzitienmeister<br />

in Tutzing DE und auf dem<br />

Gubel. P. Joseph M. erteilte ehemaligen<br />

Schweizer Gardisten geistliche Impulse<br />

auf dem Flühli.<br />

Abt Emmanuel hielt den Festvortrag<br />

zum 775-Jahr-Jubiläum des Klosters<br />

Magdenau im Rahmen des Freundeskreises.<br />

Ferner predigte er zum Hochfest<br />

des hl. Benedikt in der Abtei Königsmünster<br />

und spendete das Sakrament<br />

der Firmung im Landkreis Rosenheim.<br />

Eine besondere Ehre und Freude war die<br />

Segnungsfeier der neuen Operationssäle<br />

im Spital Linth in Uznach. P. Adelrich<br />

durfte dieser Feier vorstehen.<br />

Zusammen mit den Verantwortlichen<br />

freuen wir uns über den gelungenen<br />

Erweiterungsbau im Spital. Möge er für<br />

viele Menschen ein Ort des Heils und der<br />

Heilung sein.<br />

5


Tansania<br />

Eine Zukunft für<br />

behinderte Menschen<br />

Behinderungen gelten im Denken der<br />

Menschen in Tansania immer noch als<br />

Strafe. Bischof Alfred und die Bevölkerung<br />

von Wangingombe gehen andere<br />

und neue Wege. Mit einfachen Mitteln<br />

bekommen Behinderte eine Zukunft.<br />

Aber es fehlt an Geld.<br />

«Sehr wichtig i<br />

programm, wel<br />

Aufklärung der<br />

besteht, damit<br />

Kinder nicht ve<br />

dern behandelt<br />

Berührend afrikanisch –<br />

Mütter bleiben bei ihren Kindern.<br />

Heute möchte ich von einer besonderen<br />

Einrichtung in meiner Diözese schreiben,<br />

einem Rehabilitationszentrum für<br />

körperlich und geistig Behinderte, vor<br />

allem Kinder in Wangingombe. Es heisst<br />

«INUKA – erhebe dich». Auch Erwachsene<br />

nach einem Schlaganfall oder<br />

Unfall erhalten dort eine Behandlung.<br />

Den Alltag verbessern<br />

1929 Kinder aus acht Diözesen sind bei<br />

INUKA registriert. In Aufnahmegesprächen<br />

wird jeder Fall genau erörtert und<br />

eine Akte angelegt. Familien, die mit<br />

dem Kind, das sie in der eigenen Familie<br />

betreuen, ins Zentrum kommen, werden<br />

unterrichtet und in praktischen Übungen<br />

unterwiesen, um diese zu Hause<br />

anzuwenden. Sie können jederzeit<br />

wiederkommen und weitere Massnahmen<br />

erlernen. Kinder, die nicht sprechen<br />

können, erhalten Sprachtherapie. Auch<br />

Epilepsie wird behandelt. Für Kinder bis<br />

zu fünf Jahren, deren Füsse nach innen<br />

verdreht sind, werden verstellbare<br />

6<br />

Prothesen angefertigt, die nach jeder<br />

Regulierung mit Gips stabilisiert werden.<br />

Bereits nach fünf Wochen sind die<br />

Füsse normal ausgerichtet. Diese Behandlung<br />

ist bei Kindern bis zu acht<br />

Jahren möglich, dauert dann aber länger.<br />

Zudem werden Prothesen für verlorene<br />

Gliedmassen für Kinder und Erwachsene<br />

angefertigt. In einer Werkstatt stellt<br />

ein Schreiner verschiedene Stühle und<br />

Gestelle her, in denen behinderte Kinder<br />

das Sitzen oder Stehen ermöglicht wird.<br />

Einige Gestelle haben Räder zur Fortbewegung.


st das Aussenches<br />

in der<br />

Bevölkerung<br />

behinderte<br />

rsteckt, sonwerden.»<br />

Einfache Hilfsmittel für nachhaltige<br />

Veränderungen.<br />

Das Denken muss sich ändern<br />

Sehr wichtig ist das Aussenprogramm,<br />

welches in der Aufklärung der Bevölkerung<br />

besteht, damit behinderte Kinder<br />

nicht versteckt, sondern behandelt<br />

werden. Dies Aufgabe geschieht vor<br />

allem in Gesundheitszentren und<br />

Schulen der Umgebung von IKUNA,<br />

denn dort werden häufiger als gewöhn-<br />

«Bereits nach fünf<br />

Wochen sind die Füsse<br />

normal ausgerichtet.»<br />

Finanzierung mit Sonneblumenöl<br />

Die Finanzierung des Zentrums ist<br />

schwierig. Angestrebt wird eine Mitfinanzierung<br />

durch die Landesregierung<br />

von 40 Prozent. Die Patienten sollten<br />

30 Prozent übernehmen können und der<br />

Rest soll der Anbau und Verkauf von<br />

Sonnenblumen und des daraus gewonnen<br />

Sonnenblumenöls einbringen. Doch<br />

von diesem Ziel sind wir leider noch<br />

weit entfernt.<br />

lich Kinder mit Behinderungen geboren.<br />

Als Ursache gelten Inzucht, empfängnisverhütende<br />

Medikamente, unbefugte<br />

Geburtshelferinnen, Streit unter den<br />

Eltern während der Schwangerschaft<br />

und so weiter.<br />

Dem Rehabilitationszentrum ist auch<br />

ein Hostel angeschlossen, das jedoch<br />

dringend vergrössert werden sollte. Dort<br />

kochen die Angehörigen der Behinderten<br />

selbst.<br />

Zum Verfasser<br />

Seit 2002 steht Bischof Alfred Maluma der<br />

Diözese Njombe in Tansania vor. Bischof<br />

Alfred setzt sich seitdem über seinen<br />

Hirtendienst hinaus für nachhaltige<br />

caritative und wirtschaftliche Projekte<br />

ein. INUKA ist nur eines von vielen wie<br />

zum Beispiel den Aufbau und Betrieb von<br />

Teeplantagen, eines Fischzuchtbetriebes,<br />

die Nutzung der Wasserkraft und vieles<br />

mehr.<br />

7


Tansania – Njombe<br />

Frauen engagieren sich<br />

für Frauen<br />

Junge Frauen engagieren sich im<br />

Freiwilligeneinsatz in Tansania. Diese<br />

Monate hinterlassen prägende Lebenserfahrungen.<br />

Sr. Susemarie stellt Bildungsmöglichkeiten<br />

für die kommenden<br />

Jahre sicher.<br />

Es wohnen fast immer zwei Freiwillige<br />

bei mir im Haus. Jetzt sind Miriam und<br />

Anne für ein Jahr im Einsatz. Da sie<br />

keine lehrmässige und pädagogische<br />

Ausbildung haben, dürfen sie keinen<br />

Schulunterricht erteilen. Darum haben<br />

sie bei der diözesanen «Bakitha Grundschule»<br />

Felder der Schulmauer bemalt.<br />

Innen sind es Zahlen bis 10, das Wetter<br />

und die Bezeichnung der Toiletten für<br />

Knaben und Mädchen, aussen sind es<br />

Bilder, die dem Erlernen des Alphabets<br />

dienen. Das Resultat gefällt allen sehr.<br />

Berührende Rückmeldungen<br />

Es ist erstaunlich, wie dankbar alle sind,<br />

die bei mir waren. Kim, die im Kindergarten<br />

der Nachbarpfarrei Utalingoro<br />

war, bedankte sich «für die unvergessliche<br />

und schöne Zeit. Es hat mir so sehr<br />

gefallen und hätte ich länger Zeit gehabt,<br />

wäre ich so gerne noch länger geblieben.<br />

Es war wirklich eine tolle Zeit, die<br />

Kinder so liebevoll und auch mit Father<br />

8<br />

«Oft denke ich<br />

Afrika zurück,<br />

merkt man imm<br />

wie viel einem<br />

gebracht hat.»<br />

Sr. Susemarie Gross mit<br />

zwei Volontarinnen.<br />

Lukas durfte ich auf viele Veranstaltungen<br />

mit und habe dadurch einen tollen<br />

Einblick von Afrika bekommen.» Doreen<br />

schrieb mir: «Oft denke ich an die Zeit in<br />

Afrika zurück, nach und nach merkt man<br />

immer wieder, wie viel einem dieses<br />

Erlebnis gebracht hat.» Melina hat sich<br />

für ein soziales Studium entschieden:<br />

«Ich werde Lehramt für sonderpädagogische<br />

Förderung studieren, also Lehrerin<br />

für Kinder mit Lernschwächen oder<br />

Behinderungen werden. Ich bin sehr<br />

gespannt auf das Studium und freue<br />

mich, nun etwas Neues auszuprobieren.»<br />

Johanna liess mich wissen: «Auch<br />

wenn diese drei Monate, die ich bei dir in


an die Zeit in<br />

nach und nach<br />

er wieder,<br />

dieses Erlebnis<br />

Mit Bildern lernen.<br />

Njombe verbracht habe, eine verhältnismässig<br />

kurze Zeit war, haben sich einige<br />

Dinge schon sehr in mir verinnerlicht.<br />

Ich vermisse dich, die anderen Mädchen,<br />

die Josephine’s und auch die mit<br />

der Zeit doch vertraut gewordene Umgebung<br />

Njombes schon sehr! Oft und auch<br />

«Es hat mir so sehr<br />

gefallen und hätte ich<br />

länger Zeit gehabt, wäre<br />

ich so gerne noch länger<br />

geblieben.»<br />

gerne erinnere ich mich an so manches<br />

Ereignis und manche Erfahrung. Ich bin<br />

wirklich sehr glücklich und dankbar für<br />

diese Zeit und kann nur hoffen, dich<br />

doch bald noch einmal wiederzusehen.»<br />

Schneiderinnen ausgebildet<br />

In unserer kleinen Schneiderinnenschule<br />

haben sechs Mädchen ihre<br />

Ausbildung als Damen- und Herrenschneiderinnen<br />

abgeschlossen. Sie<br />

wurden in einer Dankmesse mit anschliessender<br />

Feier, zu der Eltern, der<br />

Bildungssekretär, Vertreter des Laienrates<br />

der Pfarrei, der Ortsverwaltung<br />

und anderer Handwerkerschulen<br />

gekommen waren, mit vielen guten<br />

Wünschen und Geschenken verabschiedet.<br />

Eine Ausstellung ihrer Arbeiten<br />

zeigte ihr Können. Wir hoffen, für <strong>2019</strong><br />

mehr Anmeldungen zu bekommen.<br />

Sr. Susemarie Gross, Njombe<br />

Zur Person<br />

Sr. Susemarie Gross ist eigentlich keine<br />

Ordensfrau. Dennoch wirkt sie als Laienhelferin<br />

seit Jahrzehnten im Bischofshaus<br />

der Diözese Njombe, Tansania. Sie erledigt<br />

nicht nur die deutschsprachige Korrespondenz,<br />

sondern bringt sich aktiv in den<br />

Alltag der Frauen und Kinder vor Ort und<br />

aus Europa ein. Die Bildung fördern und<br />

einander am täglichen Leben teilhaben<br />

lassen, sind Pfeiler ihrer Gottsuche.<br />

9


Kenia<br />

Das Los der kenianischen<br />

Gefangenen<br />

Die Lage in den Gefängnissen in Kenia<br />

ist katastrophal. Nicht weniger mangelhaft<br />

ist die Rechtsprechung. Murigi,<br />

ein junger Mann, ist ein Beispiel für himmelschreiende<br />

Ungerechtigkeit. Das<br />

Zeugnis von Pauline bestätigt dies, und<br />

geht unter die Haut. Ohnmacht über<br />

Ohnmacht.<br />

In der Präambel der schweizerischen<br />

Bundesverfassung steht, dass sich die<br />

Stärke eines Volkes am Wohl der Schwachen<br />

messen lässt. Wie wir mit den<br />

Schwächsten in der Gesellschaft umgehen,<br />

darin bezeugen wir unsere Stärke.<br />

Zu den Schwächsten in einem Volk<br />

gehören die Gefangenen.<br />

Die Lebensbedingungen sind hart<br />

Kenia hat 108 Gefängnisse, davon 18 für<br />

Frauen. Darin leben 55’000 Gefangene,<br />

von denen 43 Prozent auf ihre Verurteilung<br />

warten. Zweieinhalb Jahre dauert<br />

es im Durchschnitt bis zu einem Gerichtsverfahren.<br />

Doch im Frauengefängnis<br />

in Nairobi sind junge Uni-Studentinnen,<br />

die seit sieben Jahren auf ein Urteil<br />

warten. Dadurch sind die Gefängnisse<br />

überfüllt, was die Verbreitung von<br />

ansteckenden Krankheiten wie Tuber­<br />

10<br />

Diese Richterin<br />

das Urteil, in E<br />

fasst, von dem<br />

nichts verstand<br />

schreiben. Resu<br />

blieb für sieben<br />

Minderjährige<br />

Gefängnis. Ihr<br />

jährig und ein J<br />

auch ihr Vater.<br />

kulose oder HIV-AIDS begünstigt. Aber<br />

noch schlimmer: diese Überbelastung<br />

begünstigt Hoffnungslosigkeit, führt zu<br />

Depressionen und endet oft auch im<br />

Suizid.<br />

Ernährung ist weiteres Problem. Das<br />

tägliche Essen besteht aus «Ugali»<br />

(einem Maisgericht), und «Sukumawiki»<br />

(Blattspinat). Die Nacht verbringen die<br />

Gefangenen eingehüllt in einer Decke<br />

auf einer fünf Zentimeter dicken Matratze<br />

auf dem Zementboden. Nur das<br />

Langata Frauengefängnis macht eine<br />

Ausnahme, wo unsere Faraja Foundation<br />

doppelstöckige Betten angeschafft hat.


weigerte sich,<br />

nglisch abgedie<br />

Angeklagte<br />

, zu unterltat:<br />

sie ver­<br />

Jahre als noch<br />

in diesem<br />

Kind starb dreiahr<br />

später<br />

Alltag im Frauengefängnis.<br />

Korruption in der Justiz<br />

75 Prozent der Gefangenen sind zwischen<br />

18 und 35 Jahre alt, und die meisten<br />

von ihnen sind Kleinverbrecher<br />

(petty offenders), die ein Huhn, ein<br />

Handy oder vielleicht einen Sack Mais<br />

entwendet haben. Solche «Gauner»<br />

geraten sehr rasch in die staatliche<br />

Zwickmühle und landen als Kleinverbrecher<br />

ohne Verzug im Untersuchungsgefängnis.<br />

Was uns in Kenia so irritiert,<br />

ist die Tatsache, dass die wirklichen<br />

Halunken, die den Staat um Millionen<br />

oder Milliarden betrügen, überhaupt<br />

nicht zur Rechenschaft gezogen werden.<br />

Es sind die «Untouchables», hauptsächlich<br />

Politiker, die sich ein ganzes Netzwerk<br />

aufgebaut haben, das niemand<br />

aufzudecken wagt. 90 Prozent aller<br />

Gefangenen können sich keinen Rechtsanwalt<br />

leisten, der die angeklagte Person<br />

verteidigen würde. Anderseits sind<br />

Gefangene juristisch ungebildet, sie<br />

können sich nicht selbst verteidigen, was<br />

zu ungerechten Urteilssprüchen führt.<br />

Das Schicksal von Murigi<br />

Immer wieder kommt es zu gerichtlichen<br />

Fehlurteilen, indem die Polizei<br />

die Identität von Personen verwechselt.<br />

Ein Mann namens Murigi stand im Jahr<br />

2004 zur falschen Zeit am falschen Ort<br />

telefonierend am Strassenrand. Ein mit<br />

Gangstern besetztes Auto verunfallte<br />

und verletzte ihn schwer, während die<br />

Missetäter das Weite suchten. Als die<br />

Polizei eintraf wurde er unverzüglich<br />

11


P. Hildebrand während der hl. Messe.<br />

verhaftet, aufs Gericht geschleppt und<br />

zum Tod verurteilt. Zwölf Jahre lang,<br />

total traumatisiert, verbrachte er in<br />

einem Hochsicherheitsgefängnis und<br />

wurde nach Jahren ein zweites Mal zum<br />

Tod durch den Strang verurteilt. Dann<br />

endlich, im Oktober 2016, wurde er<br />

entlassen und die Richter gestanden,<br />

dass sie ihm nichts nachweisen können.<br />

Er kehrte zu Frau und Kind zurück, aber<br />

von einer finanziellen Gutmachung war<br />

keine Rede. Der Staat hatte einem<br />

unschuldigen Menschen zwölf Jahre<br />

seines Lebens geraubt.<br />

Pauline: Mit elf ins Gefängnis<br />

Ein weiteres Beispiel: Das Mädchen<br />

Pauline Amana wurde 1988 in Lodwar<br />

geboren, 800 Kilometer nördlich von<br />

Nairobi, dem Hauptort der nomadisierenden<br />

Turkana, die mit ihren Kamelherden<br />

in der Wüste herumziehen. Als<br />

kleines Kind verliess sie mit ihren Eltern<br />

und drei älteren Brüdern ihr Stammland,<br />

damit ihr Vater im Hochland ein Auskommen<br />

finde konnte. Hier besuchte sie<br />

12<br />

die erste bis vierte Primarklasse, worauf<br />

das Schulgeld ausging und sie ihrer<br />

Mutter als Haushalthilfe diente. Im Alter<br />

von elf Jahren wurde sie von einem<br />

jungen Mann geschwängert und gebar<br />

ein Kind namens Diana. Der Kerl bat sie,<br />

zu ihm nach Eldoret zu kommen, wo sie<br />

am Morgen des 7. Juni 1999 eintraf und<br />

gleichentags um 15 Uhr von der Polizei<br />

abgeholt wurde, weil ihr Partner, der das<br />

«Ein Mann namens<br />

Murigi stand im Jahr<br />

2004 zur falschen Zeit<br />

am falschen Ort telefonierend<br />

am Strassenrand.»<br />

Haus fluchtartig verlassen hatte, jemanden<br />

stark verletzt hatte. Pauline wurde<br />

zwei Tage lang von der Polizei in Gewahrsam<br />

genommen, brutal geschlagen<br />

und in Eldoret vor das Gericht gestellt.<br />

Sie bekannte, dass sie diesen Verbrecher<br />

kennen gelernt hatte, worauf sie nach<br />

einem Monat im Gefängnis von Eldoret<br />

im Juli unter Bewachung ins Hochsicher<br />

heitsgefängnis von Nairobi überführt<br />

wurde.<br />

Pauline war damals elf Jahre alt.<br />

Noch im gleichen Jahr appellierte sie an<br />

den Gerichtshof, dem zwei Richter


Mitarbeit in der Küche.<br />

vorstanden, ein Mann und eine Frau.<br />

Diese Richterin weigerte sich, das Urteil,<br />

in Englisch abgefasst, von dem die<br />

Angeklagte nichts verstand, zu unterschreiben.<br />

Resultat: sie verblieb für<br />

sieben Jahre als noch Minderjährige in<br />

diesem Gefängnis. Ihr Kind starb dreijährig<br />

und ein Jahr später auch ihr Vater.<br />

14 Jahre unschuldig eingekerkert<br />

Ein zweites Mal appellierte sie ans<br />

Gericht im Jahre 2009, nachdem sie zwei<br />

Jahre früher bei einem Schönheitswettbewerb<br />

als Siegerin gekrönt worden war<br />

(das Bild findet sich in meinem Buch<br />

«Afrika unter die Haut» auf Seite 302).<br />

Diesmal stellte Faraja, meine Organisa­<br />

tion, einen tüchtigen Advokaten zur<br />

Verfügung, der auch dadurch motiviert<br />

war, dass wir ihm ein Honorar bezahlen<br />

würden. Nach intensiver Suche wurde<br />

die Gerichtsakte, die als verschwunden<br />

erklärt worden waren, wieder gefunden.<br />

Nun wurde nach der Richterin geforscht,<br />

die 1999 das Gerichtsurteil nicht unterschrieben<br />

hatte, und wiederum vergingen<br />

vier Jahre, bis unser Advokat und<br />

sein Partner vor dem Appellationsgericht<br />

vor drei Richtern beweisen<br />

konnte, dass seine Mandatin unschuldig<br />

sei. Und so wurde Pauline, eine engagierte<br />

Christin, nach 14 Jahren vom<br />

Hochgericht in Eldoret schliesslich als<br />

unschuldig freigesprochen, denn sie sei<br />

gegen alles Recht lange genug im Gefängnis<br />

gesessen, hiess die Begründung.<br />

Ohne jedes Dokument und ohne einen<br />

Cent wurde sie am 13. Januar 2013 aus<br />

dem Gefängnis entlassen und erhielt von<br />

ihrem Bruder das Fahrgeld, um zu ihrer<br />

Mutter nach Lodwar heimkehren zu<br />

können, wo sie in einem Schönheitssalon<br />

Haare flechtet und als Nebenverdienst<br />

Früchte und Gemüse verkauft.<br />

Am 11. Juli 2014 kam Pauline zum<br />

ersten Mal zu uns ins Faraja-Hilfswerk,<br />

wo wir alles unternahmen, um ihr Leben<br />

neu zu gestalten. Gelassen und froh hat<br />

sie mir aus ihrem Leben berichtet,<br />

während ich mir alle Mühe geben<br />

musste, nicht vor Wut zu platzen und das<br />

noch immer teilweise korrupte kenianische<br />

Justizsystem in Grund und Boden<br />

zu verd…<br />

P. Peter (Hildebrand) Meienberg OSB<br />

13


Namibia<br />

Gelebte Nächstenliebe<br />

und Abenteuererfahrung<br />

Bildung stösst in Namibia weiter auf<br />

Widerstand. Die Missionsarbeit will dies<br />

ändern, unter anderem ist ein Mädchen-<br />

Internat geplant. Kulinarisch und<br />

touristisch ist das Land sehr spannend.<br />

Seit genau einem Jahr bin ich nun schon<br />

in Namuntuntu als Kaplan bei den<br />

Tutzinger Missionsbenediktinerinnen.<br />

Es ist für mich – im 79. Lebensjahr – so<br />

etwas wie ein Alterssitz. Neben der<br />

Seelsorge für die Schwestern bin ich<br />

auch für den Sonntagsgottesdienst in<br />

zwei Pfarreien zuständig.<br />

Mit der gleiche<br />

wir uns sodann<br />

dunkler Brocke<br />

ren Schale. Sie<br />

nicht schlecht.<br />

Schwester frag<br />

sagte sie: «Das<br />

Raupen, eine D<br />

Kavango-Gebie<br />

P. Gottfried mit einer Mitschwester.<br />

Bildung: Noch immer nicht<br />

selbstverständlich<br />

Die Missionsarbeit der Tutzinger<br />

Schwestern im Norden Namibias besteht<br />

in erster Linie in ihrem sozialen Engagement.<br />

Von den Schwestern in Namuntuntu<br />

arbeitet eine als Katechetin, eine<br />

ist in der ambulanten Krankenpflege<br />

tätig, eine leitet den Kindergarten und<br />

die Oberin der kleinen Gemeinschaft<br />

unterrichtet an einer Volksschule, die<br />

14


n Hand holten<br />

eine Handvoll<br />

n aus der andeschmeckten<br />

Als ich die<br />

te, was das sei,<br />

sind geröstete<br />

elikatesse im<br />

t.»<br />

der Staat nicht weit vom Schwesternkloster<br />

entfernt mitten im Busch errichtet<br />

hat. Sie erfährt jeden Tag, dass es<br />

nicht ganz einfach ist, den Kindern in<br />

dieser abgelegenen ländlichen Gegend<br />

eine gewisse Lernkultur beizubringen.<br />

Den Eltern, die meist selbst nur eine<br />

minimale Schulbildung haben, fehlt<br />

vielfach die nötige Erfahrung und das<br />

nötige Verständnis für diese Erziehungsaufgabe.<br />

Nach dem täglichen vierstündigen<br />

Schulunterricht sich noch mit<br />

Hausaufgaben zu beschäftigen hat hier<br />

keine Tradition. Entsprechend dürftig<br />

sind bei vielen Jugendlichen die Kenntnisse<br />

nach Abschluss der Volksschule.<br />

Vor allem Mädchen sind von Haus aus<br />

benachteiligt, was die schulische Ausbildung<br />

betrifft. Deshalb planen die<br />

Schwestern, neben ihrem Kloster ein<br />

Internat zu errichten, um den Mädchen<br />

die so dringend benötigte Unterstützung<br />

für einen erfolgreichen Schulabschluss<br />

zu geben, die sie zuhause nicht bekommen.<br />

Gigantisches Land, tückische<br />

Sandpfade<br />

Namibia, das fast zweieinhalb Mal so<br />

gross ist wie Deutschland, hat nur<br />

2,5 Millionen Einwohner. Von den drei<br />

Diözesen des Landes ist die Diözese<br />

Rundu, zu der die Missionsstation<br />

Namuntuntu gehört, flächenmässig die<br />

kleinste. Aber sie ist immer noch zwei<br />

Mal so gross wie Bayern! Von den etwa<br />

350’000 Einwohnern ist ein knappes<br />

Drittel katholisch. Jede der insgesamt<br />

zwölf Pfarreien versorgt noch zwei<br />

Dutzend Aussenposten. Deshalb sind<br />

hauptsächlich Katechisten und verheiratete<br />

Diakone für die Glaubensunterweisung<br />

zuständig. Fast alle diese<br />

Aussenposten sind nur auf tückischen<br />

Sandpfaden zu erreichen, wo es nicht<br />

selten vorkommt, dass das Fahrzeug<br />

steckenbleibt und mühsam frei geschaufelt<br />

werden muss. Manche dieser Plätze<br />

15


sehen nur ein paar Mal im Jahr einen<br />

Priester und für den Gottesdienst steht<br />

oft nur ein armseliger Unterstand aus im<br />

Sandboden verankerten Holzpfeilern<br />

und einem Blechdach zur Verfügung.<br />

Nach der Messe wird gegessen<br />

Als ich zum ersten Mal auf einem solchen<br />

Aussenposten tief im Busch den<br />

Gottesdienst hielt, wurde ich nach der<br />

Messe zusammen mit der Schwester, die<br />

mich begleitete, zum Mittagessen eingeladen.<br />

Im Schatten einer Dornakazie<br />

richteten zwei Frauen einen kleinen<br />

Tisch her und stellten zwei mit Ziegenhaut<br />

bespannte Hocker dazu. Das Essen,<br />

das uns die Frauen auftrugen, war<br />

einfach, aber schmackhaft: eine Schale<br />

mit Ugali, dem typischen Maisbrei, eine<br />

weitere mit der dazugehörigen Fleisch-<br />

Sauce und eine dritte mit kleinen<br />

schwarzen Brocken, die aussahen wie<br />

Fleischstücke. Noch bevor wir zugreifen<br />

konnten, kam ein Mädchen mit einer<br />

Waschschüssel und einem Handtuch.<br />

Wir wuschen uns die Hände, sprachen<br />

ein Tischgebet und dann ging’s los. Mit<br />

den Fingern der rechten Hand kneteten<br />

wir eine kleine Ladung des teigartigen<br />

Maisbreis, tunkten den Brei in die Sauce<br />

und führten ihn zum Mund. Mit der<br />

gleichen Hand holten wir uns sodann<br />

eine Handvoll dunkler Brocken aus der<br />

anderen Schale. Sie schmeckten nicht<br />

schlecht. Als ich die Schwester fragte,<br />

was das sei, sagte sie: «Das sind geröstete<br />

Raupen, eine Delikatesse im Kavango-<br />

Gebiet.»<br />

16<br />

300 Sonnentage pro Jahr<br />

Namibia ist ein Touristenland und vor<br />

allem bei deutschen Touristen sehr<br />

beliebt, zumal die deutsche Sprache<br />

noch sehr weit verbreitet ist. Es sind<br />

«Den Eltern, die meist<br />

selbst nur eine minimale<br />

Schulbildung haben,<br />

fehlt vielfach die nötige<br />

Erfahrung und das<br />

nötige Verständnis<br />

für diese Erziehungsaufgabe.»<br />

nicht nur die rund 30’000 deutschstämmigen<br />

Namibier, die Deutsch als<br />

ihre Muttersprache betrachten. Deutsch<br />

wird ganz selbstverständlich auch in<br />

allen Touristenorten gesprochen und<br />

immer noch in vielen Geschäften, nicht<br />

nur in Windhoek. Das Land hat seinen<br />

Besuchern einiges zu bieten. Neben der<br />

blitzsauberen Hauptstadt Windhoek


Die Zukunft Namibias.<br />

(die Slums am Rand der Stadt bekommen<br />

Touristen kaum zu sehen), wo die<br />

Ampeln funktionieren, wo der Verkehr<br />

ordnungsgemäss verläuft und wo die<br />

Strassen frei von Schlaglöchern sind, hat<br />

das Land viele andere Attraktionen: die<br />

Namib- und die Kalahari-Wüste, der mit<br />

hohen Dünen umsäumte Strand am<br />

Atlantik und neben der weltberühmten<br />

Etosha-Pfanne eine ganze Reihe anderer<br />

sehenswerter Tierreservate. Dazu<br />

kommt noch das Klima mit rund 300<br />

Sonnentagen im Jahr.<br />

Vom Tourismus jedoch noch kaum<br />

beeinflusst ist der knapp 100 Kilometer<br />

breite Streifen entlang der Nordgrenze<br />

des Landes, in dem die numerisch<br />

starken Stämme der Owambos im<br />

Westen sowie der Okavangos und San<br />

(Buschmänner) im Osten wohnen und<br />

wo auch die Missionsstation Namuntuntu<br />

liegt.<br />

Zum Verfasser<br />

P. Gottfried Sieber OSB lebte und wirkte<br />

für Jahrzehnte in Südafrika. Von 2003 –<br />

2015 war er Abt der Abtei Inkamana. Nun<br />

verbringt er seinen «Lebensabend» in<br />

Namibia, wo er im Dienste der Schwestern<br />

und der Menschen vor Ort als Missionsbenediktiner<br />

steht.<br />

17


Uganda – Tororo<br />

Heilung für viele Augen<br />

Die Eye Clinic in Tororo ist ein Erfolg. Er<br />

gründet auf der Nähe zu den Menschen<br />

und der Bereitschaft zur Innovation.<br />

Dies beispielsweise bei Operationen. Der<br />

Lohn für die Bemühungen aller ist das<br />

Augenlicht vieler.<br />

Die Tororo Eye Clinic gehört zu den<br />

grössten Augenspitälern ganz Ostafrikas.<br />

Gut ausgebildetes Personal und eine<br />

moderne technische Ausstattung ziehen<br />

jedes Jahr mehr Menschen mit Augenleiden<br />

an. Die Entwicklung dieses<br />

Zentrums ist eine der Erfolgsgeschichten<br />

Ugandas und unseres Klosters dort.<br />

Wie ist es dazu gekommen?<br />

Fast 20’000 Augenbehandlungen<br />

Die Heilung Blinder gehört zu den<br />

grossen Sehnsüchten der Menschheit<br />

und ist ein Zeichen für das Anbrechen<br />

des Reiches Gottes. In vielen Ländern<br />

Afrikas finden Augenkranke auch heute<br />

noch unzureichende und oft gar keine<br />

Hilfe. Bei der Gründung des Benediktinerklosters<br />

Tororo im Osten Ugandas<br />

war die Not Augenkranker besonders<br />

gross. So kam es zur Gründung eines<br />

Spitals, das nur Augenkranke behandelt.<br />

Üblicherweise ist die Augenmedizin<br />

eine Abteilung eines grösseren Spitals.<br />

In dieser Gegend Ugandas litten aber<br />

ungewöhnlich viele Menschen an<br />

kranken Augen und es gab keinerlei<br />

Mit der in der O<br />

gesetzten küns<br />

kann der Junge<br />

ohne Brille völ<br />

scharf sehen. D<br />

ungeheurer Fo<br />

vor 30 Jahren w<br />

erblindet.<br />

Dank der Eye Clinic hat der Unfall<br />

keine Folgen.<br />

18


peration eintlichen<br />

Linse<br />

jetzt wieder<br />

lig normal und<br />

ies ist ein<br />

rtschritt. Noch<br />

äre das Auge<br />

Behandlung. Das Land war damals vom<br />

Bürgerkrieg gezeichnet und es herrschte<br />

Mangel an allem. Viele Menschen hatten<br />

Vitamin-A-Mangel und Infektionen der<br />

Bindehaut und des Augapfels wegen<br />

unreinen Wassers. Diese Not liess die<br />

Gründer Tororos nicht gleichgültig und<br />

deshalb begannen sie mit der Behandlung<br />

der Augenkranken.<br />

Seitdem hat sich das Spital hervorragend<br />

entwickelt. Im Jahr 2018 wurden<br />

18’274 Patienten behandelt. Für das Jahr<br />

<strong>2019</strong> wird mit 20’000 Patienten gerechnet.<br />

Sie kommen von überall her, auch<br />

vom benachbarten Kenia. Wohlgemerkt,<br />

es handelt sich bei diesen Zahlen ausschliesslich<br />

um Augenkranke.<br />

Entzündungen, Grauer Star,<br />

Grüner Star<br />

Immer noch stehen Infektionen als<br />

Krankheitsauslöser an erster Stelle,<br />

obwohl sich die Lebensbedingungen<br />

Ugandas sehr positiv entwickelt haben.<br />

Allein 6200 Patienten kamen wegen<br />

Bindehautentzündung. Dann kommt<br />

aber schon der Graue Star mit 2191,<br />

gefolgt von Glaukom (Grüner Star) mit<br />

968 Patienten. Diese beiden Patientengruppen<br />

benötigen eine operative<br />

Behandlung. Natürlich gibt es auch<br />

Erkrankungen der Netzhaut, der Hornhaut<br />

und Sehschwächen.<br />

Obwohl das Spital einen eigenen<br />

Brillenservice hat, ist die Zahl neu<br />

verordneter Brillen im Vergleich zur<br />

Gesamtzahl der Patienten erstaunlich<br />

klein. Im Jahr 2018 wurden 2034 Brillen<br />

angefertigt. Das liegt daran, dass die<br />

meisten Menschen hier einfache Bauern<br />

sind. Sie benötigen in ihrem Alltag keine<br />

«Es stehen Operationsmikroskope<br />

und Geräte<br />

zur Linsenentfernung<br />

zur Verfügung, die<br />

heutzutage alle Computer<br />

gestützt arbeiten.»<br />

perfekte Sehfähigkeit. Sie sehen daher<br />

nicht ein, dass sie Geld für eine Brille<br />

ausgeben sollen. Allerdings ändert sich<br />

diese Einstellung mit der besseren<br />

Schulbildung. Junge Menschen haben<br />

ein grösseres Bedürfnis nach gutem<br />

Sehvermögen. Daher ist die Tendenz<br />

zum Brillentragen steigend. Wir planen<br />

deshalb, in Zukunft mehr Brillen herzustellen.<br />

Zurzeit stehen die akuten<br />

Augenkrankheiten noch ganz im Mittelpunkt.<br />

19


Gegen Stromausfall gewappnet<br />

Besonders erschütternd sind Verletzungen.<br />

Der Junge auf dem Foto spielte mit<br />

seinen Kameraden und ein Stein flog ihm<br />

ins Auge. Er wohnte nicht weit weg von<br />

Tororo und kam gleich ins Krankenhaus,<br />

wo er sofort behandelt werden konnte.<br />

Leider war die Linse verletzt und musste<br />

entfernt werden. Nach der Heilungsphase<br />

konnte erfolgreich eine künstliche<br />

Linse implantiert werden. Das Bild zeigt<br />

ihn bei einem Sehtest. Die Operation war<br />

erfolgreich. Der Junge kann jetzt wieder<br />

ohne Brille völlig normal und scharf sehen.<br />

Dies ist ein ungeheurer Fortschritt.<br />

Noch vor 30 Jahren wäre das Auge<br />

erblindet. Die Behandlung einer so<br />

komplizierten Verletzung erfordert viele<br />

Rahmenbedingungen. Zu allererst<br />

müssen Spezialisten bereitstehen, die<br />

in der Lage sind, diese Behandlungen<br />

durchzuführen. Dazu benötigen sie aber<br />

ein aufwendiges Instrumentarium. Das<br />

Tororo Augenspital erfüllt all diese<br />

Voraussetzungen. Erst vor zwei Jahren<br />

konnten ganz moderne Geräte angeschafft<br />

werden. Es stehen Operationsmikroskope<br />

und Geräte zur Linsenentfernung<br />

zur Verfügung, die heutzutage<br />

alle Computer gestützt arbeiten.<br />

Wer in einem Land wie Uganda ein<br />

Spital führen möchte, muss auch die<br />

Versorgung mit Wasser und Strom<br />

mitorganisieren. Wenn auch nur eine<br />

dieser Grundbedingungen zusammenbricht,<br />

müsste der Betrieb eingestellt<br />

werden. Fällt der Strom aus, geht gar<br />

nichts mehr. Das gleiche gilt für Wasser.<br />

Daher muss für beides eine Notfallversorgung<br />

eingerichtet sein.<br />

20<br />

Auch äusserlich ist die Tororo Eye Clinic<br />

ein Bijou.<br />

Zehn Franken reichen<br />

Legt man nur die laufenden Kosten<br />

zugrunde, kostet zum Beispiel eine<br />

Staroperation 100 Schweizer Franken.<br />

Der Patient zahlt aber nur 50 Franken.<br />

Sehr arme Menschen bekommen die<br />

Operation kostenlos. Für eine ambulante<br />

Behandlung fallen Kosten von lediglich<br />

zwei Franken an. Um das Spital am<br />

Laufen zu halten und auch armen<br />

Menschen die Behandlung zu ermöglichen,<br />

benötigen wir im Jahr 150’000<br />

Franken an Spenden. Damit werden<br />

dann mehr als 18’000 Patienten behandelt.<br />

So kann man ausrechnen, dass wir<br />

pro Patient eine Spende von Fr. 8.33<br />

benötigen. Das muss man sich einmal<br />

vorstellen. Zehn Franken genügen, um<br />

Patienten das Augenlicht zu erhalten.<br />

Nicht wenige Patienten kommen erst ins<br />

Spital, wenn sie schon blind sind. Für sie<br />

erfüllt sich dann das Versprechen, dass<br />

Blinde wieder sehen.<br />

Br. Ansgar Stüfe OSB


Aus Welt und Kirche<br />

Italien/Norcia<br />

Bei einer Gedenkfeier zu Ehren des<br />

Schutzpatrons Europas, des hl. Benedikt<br />

von Nursia (+ 547), haben hochrangige<br />

Kirchenvertreter vor nationalen Egoismen<br />

gewarnt. Während das abendländische<br />

Mönchtum die Einheit des<br />

Kontinents begründet habe, fänden<br />

sich die Völker Europas heute in einer<br />

«menschlichen und spirituellen Entfernung»<br />

voneinander, sagte der<br />

Erz bischof von Spoleto-Norcia, Renato<br />

Boccardo am 21. März in Benedikts<br />

Geburtsort Norcia.<br />

Vatikanstadt<br />

Papst Franziskus hat sich für einen<br />

entschleunigten Tourismus ausgesprochen.<br />

«Wenn ich eine Stadt besuche,<br />

darf ich nicht nur die Denkmäler kennenlernen,<br />

sondern sollte mir auch ihre<br />

Geschichte bewusst machen, wie ihre<br />

Bürger leben, vor welchen Herausforderungen<br />

sie stehen», sagte der Papst. Im<br />

Gegensatz zum Massentourismus stehe<br />

ein «langsamer Tourismus für Qualität,<br />

Solidarität und Nachhaltigkeit.»<br />

Weltweit<br />

Wie aus den Statistiken des Fidesdienstes<br />

hervorgeht, wurden 2018 in aller<br />

Welt insgesamt 40 Missionare getötet,<br />

fast doppelt so viele wie im Vorjahr<br />

(2017 waren es 23). Dabei handelte es<br />

sich vorwiegend um Priester: 35. Nachdem<br />

in acht aufeinanderfolgenden<br />

Jahren, die meisten Missionare in<br />

Amerika ermordet wurden, stand 2018<br />

Afrika an erster Stelle in dieser tragischen<br />

Rangliste.<br />

Kenia<br />

Der kenianische Lehrer und Franziskaner<br />

Peter Tabichi (36) ist offiziell «bester<br />

Lehrer der Welt». Für seinen Einsatz<br />

benachteiligter Schüler erhielt der<br />

Mathematik- und Physiklehrer in Dubai<br />

den diesjährigen «Global Teacher<br />

Award». Die renommierte Auszeichnung<br />

ist mit einer Million US-Dollar<br />

dotiert.<br />

Tabichi habe sein Leben der Hilfe für<br />

seine Mitmenschen verschrieben, hiess<br />

es von der Varkey Foundation. «Er hat<br />

das Leben seiner Schüler auf so vielfältige<br />

Weise bewegt, etwa durch die<br />

Einführung von Wissenschaftsclubs<br />

oder als er zwischen rivalisierenden<br />

Ethnien und Religionen Frieden schuf»,<br />

so die Veranstalter. Rund 80 Prozent<br />

seines Lehrergehalts spendete Tabichi<br />

bisher an Projekte, die den Bewohnern<br />

seines Dorfes zugutekommen.<br />

21


Lesetipps<br />

Nachfolge Christi. Geistlich leben nach<br />

Thomas von Kempten, v. Peter Dyckhoff.<br />

400 S., 12,5 x 19,5 cm, geb., € 18,95.<br />

ISBN 978-3-7462-5412-8.<br />

Verlag St. Benno, Leipzig.<br />

Nebst der Bibel ist das wohl meist<br />

verbreitete Buch die Nachfolge Christi<br />

des Thomas von Kempen. Das lateinische<br />

Buch, 1441 erschienen, wurde in<br />

viele Sprachen übersetzt. Aber in rund<br />

500 Jahren ändert sich eine Sprache<br />

gewaltig. So wollte D. das Buch, das<br />

auch dem Ruhegebet zugrunde liegt,<br />

in einer zeitgemässen Übersetzung<br />

herausgeben. Das ihm das gelungen ist,<br />

bezeugen die elf Auflagen seit 2004.<br />

Nun erscheint die Ausgabe im Benno-<br />

Verlag neu mit den Bibelzitaten in der<br />

neuen Einheitsübersetzung. D. weist auf<br />

den Wert der Nachfolge Christi hin und<br />

gibt Ratschläge, wie man das Buch<br />

nutzbringend liest. So bleibt nur eines:<br />

Nimm und lies.<br />

Kirche im Wandel der Zeit. Konzil,<br />

Synode 72 und die Zusammenarbeit der<br />

Bischöfe Europas, v. Ivo Fürer. 2018,<br />

12,5 x 20 cm, Paperback, S. 156, € 18.–,<br />

ca. CHF 20.–. ISBN 978-3-290-20168-5.<br />

NZZ bei TVZ Verlag, Affoltern a.A.<br />

Wie drei wichtige Ereignisse dieses<br />

Jahrhunderts den Wandel der Kirche<br />

beeinflussten, möchte F. darlegen. Den<br />

Schwerpunkt setzt er (S. 62–136) auf<br />

den Rat der europäischen Bischöfe<br />

(CCEE), dessen Generalsekretär 1977–<br />

2005 er war. Es gelang ihm 1990 auch<br />

die Oberhirten Osteuropas einzubeziehen.<br />

Was er an Zeit und Energie in den<br />

217 Tagungen für diesen Rat investiert<br />

hat, weiss nur er. Immer notiert er Ort,<br />

22<br />

aber ebenso Probleme und Schwierigkeiten<br />

sowie einflussreiche Gestalten,<br />

sodass wir ein umfassendes Bild der<br />

Kirche in Europa bekommen.<br />

Erlebte Kirche. Von Löwen über Rom<br />

nach Zürich, v. Peter Henrici. 2018,<br />

12,5 x 20 cm, Paperback, S. 262, € 23.90,<br />

ca. CHF 26.80. ISBN 978-3-290-20163-0.<br />

NZZ bei TVZ Affoltern a.A.<br />

Das Buch besteht vor allem aus zwei<br />

Teilen, aus der Zeit, als H. während des<br />

Konzils in Rom studierte und jener, wo<br />

er als Weihbischof der Diözese Chur in<br />

Zürich lebte. Im römischen Kolleg verkehrten<br />

damals bekannte Konzilsväter.<br />

So erfahren wir, was H. zu hören bekam,<br />

manche hintergründige Einzelheiten,<br />

wie um die Dokumente gerungen<br />

wurde, was vielen Leser(inne)n nicht<br />

bekannt sein dürfte. Der zweite Teil<br />

umfasst publizierte und unveröffentlichte<br />

Artikel, seit H. 1993 Generalvikar<br />

in Zürich wurde und dort einen bedeutenden<br />

Beitrag zur Ökumene leistete.<br />

Wenn wir an Grenzen kommen.<br />

Hoffnung leben – Hoffnung geben,<br />

v. Christa Baicht, Dorothea Gnau,<br />

Christine Klimann. Ignatianische<br />

Impulse Bd. 81. 2018, 11,5 x 19,5 cm, 95 S.,<br />

€ 8,90. ISBN 978-3-429 -05326-0.<br />

Echter Verlag, Würzburg.<br />

Frauen einer ignatianischen Gemeinschaft<br />

befassen sich mit Grenzen, an<br />

die jeder stösst. Sie geben Impulse, auf<br />

vier Wochen verteilt, wie wir in solchen<br />

Situationen Hoffnung schöpfen. Breiten<br />

Raum nehmen zwei Grenzen unserer<br />

Zeit ein, Flüchtlingsthematik und<br />

Frauenordination.


Gedenken<br />

Impressum<br />

Theo Breivogel, Bad-Kreuznach<br />

Dora von Däniken-Meier, Corban<br />

Heinrich Graf-Theiler, Eschenbach LU<br />

Frieda Boos, Eschenbach SG<br />

Theres Rüegg-Gubser, Eschenbach SG<br />

Lisbeth Gut-Schürmann, Ettiswil<br />

Josefina Eigenmann-Hilber, Flawil<br />

Lina Fürst-Hürlimann, Goldau<br />

Rosmarie Bossart-Eisenegger, Gossau SG<br />

Alfons Meier-Buholzer, Horw<br />

Annemarie Schacher-Elmiger, Inwil<br />

Arthur Teuber-Steiert, Jona<br />

Eugen Schöbi-Hagen, Kaltbrunn<br />

Marie Zurfluh, Lungern<br />

Hans Schumacher-Mathis, Mels<br />

Josef Brändle-Widmer, Mosnang<br />

Hermann Plangger-Benz, Oberriet SG<br />

Felix Derungs-Deplazes, Rabius<br />

Alfons Rickli-Gauer, Rapperswil SG<br />

Margret Heeb-Heule, Rapperswil SG<br />

Franz Waldispühl-Bamert, Rothenburg<br />

Hildegard Huber, Sachseln<br />

Franz Zweifel-Jud, Schänis<br />

Guido Weidele, St. Gallen<br />

Alice Zihler, Sursee<br />

Rosa Oberholzer-Mächler, Wald ZH<br />

Carla Fäh-Steiner, Zürich<br />

Der Herr gebe ihnen die ewige Ruhe,<br />

und das ewige Licht leuchte ihnen. Herr,<br />

lass sie ruhen in Frieden. Amen.<br />

Die <strong>Missionsblätter</strong> der Benediktiner-<br />

Missionare in Uznach erscheinen fünfmal<br />

im Jahr.<br />

Abonnentenpreis<br />

1 Jahr Fr. 10.–<br />

2 Jahre Fr. 19.–<br />

3 Jahre Fr. 28.–<br />

Herausgeber<br />

Benediktiner-Missionare,<br />

St. Otmarsberg 1<br />

8730 Uznach<br />

Tel. 055 285 81 11<br />

www.abtei-uznach.ch<br />

www.otmarsberg.ch<br />

abo@otmarsberg.ch<br />

Redaktion<br />

Abt Emmanuel Rutz OSB<br />

Tel. 055 285 81 01<br />

abt.emmanuel@otmarsberg.ch<br />

Gestaltung<br />

TGG Hafen Senn Stieger, St. Gallen<br />

Satz/Druck<br />

Druckerei Oberholzer AG, Uznach<br />

Bildnachweise<br />

Sr. Susemarie Gross: S. 1, 6, 7, 9<br />

Br. Bruno M. Marty: S. 4<br />

Leila Zmero: S. 8<br />

Br. Bernhard Bisquolm: S. 11, 12, 13<br />

P. Gottfried Sieber: S. 14, 17<br />

Br. Ansgar Stüfe: S. 18, 20<br />

23


AZB<br />

8730 Uznach<br />

«Berufung ist die Einladung<br />

sich in Gott zu<br />

verlieben und diese Liebe<br />

unter Beweis zu stellen.»<br />

Hl. Mutter Teresa

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