Stahlreport 2019.05
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Stahlproduktion<br />
Bericht<br />
Projekt zur Dekarbonisierung der Stahlproduktion<br />
Wasserstoff statt Kohle<br />
thyssenkrupp Steel hat am Standort Duisburg ein Projekt für die klimafreundliche Stahlproduktion<br />
gestartet. Bei der Herstellung von Stahl will das Unternehmen künftig statt Kohle mehr Wasserstoff<br />
eingesetzen. Der Produzent verfolgt damit das langfristige Ziel, die bislang anfallenden CO 2 -Emissionen<br />
bis 2050 um mindestens 80 % zu verringern. Gefördert wird das Projekt im Rahmen der von der<br />
NRW-Landesregierung gestarteten Initiative IN4climate.NRW. Im April übergab NRW-Wirtschaftsund<br />
Digitalminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart den Förderbescheid.<br />
„Es ist mir eine besondere<br />
Freude, heute den Förderbescheid<br />
für das erste Projekt der Initiative<br />
IN4climate.NRW übergeben zu können“,<br />
sagte Wirtschafts- und Digitalminister<br />
Prof. Dr. Andreas Pinkwart<br />
bei der Überreichung im April.<br />
Damit gehe man einen wichtigen<br />
Schritt in Richtung einer klimaneutralen<br />
Industrie. Neben der thyssenkrupp<br />
Steel AG sind auch Air<br />
Liquide, ein weltweit agierendes<br />
Unternehmen für Industriegase,<br />
sowie die gemeinnüztige Düsseldorfer<br />
VDEh Betriebsforschungsinstitut<br />
GmbH an dem Projekt beteiligt.<br />
Meilenstein Wasserstoffprojekt<br />
Bei der Umstellung seiner Stahlproduktion<br />
geht thyssenkrupp Steel<br />
technologieoffen vor und nutzt verschiedene,<br />
sich ergänzende Ansätze.<br />
So können mit dem bereits erfolgreich<br />
gestarteten Projekt<br />
Carbon2Chem in der Stahlproduktion<br />
entstehende Treibhausgase in<br />
Chemieprodukte umgewandelt werden<br />
und sind so als wertvolle Rohstoffe<br />
nutzbar.<br />
Das Wasserstoffprojekt am Hochofen<br />
beschreitet einen weiteren Technologiepfad:<br />
Hier wird vermieden,<br />
dass schädliche Treibausgase überhaupt<br />
entstehen. Dies geschieht<br />
dadurch, dass ein Teil des im Hochofen<br />
als Reduktionsmittel eingesetzten<br />
Kohlenstaubes durch das Einblasen<br />
von Wasserstoff ersetzt wird.<br />
„Mit dem Einsatz von Wasserstoff<br />
an unserem Hochofen 9 arbeiten wir<br />
weiter konsequent an der Umstellung<br />
unserer Produktionsprozesse.<br />
Unser Ziel ist eine nahezu CO 2 -neutrale<br />
Stahlerzeugung. Dies wird ein<br />
langer und kostenintensiver Prozess,<br />
auf dem wir heute einen weiteren<br />
Schritt vorangehen“, erläuterte Arnd<br />
Köfler, Produktionsvorstand von<br />
thyssenkrupp Steel Europe. „Wie<br />
testen in dieser ersten Projektphase<br />
in den nächsten Monaten zunächst<br />
den Einsatz von Wasserstoff an einer<br />
von 28 Blasformen eines Hochofens.<br />
Das ist ein Novum und so bislang in<br />
der Industrie noch nicht umgesetzt<br />
worden. Wir werden die Ergebnisse<br />
dieser Testphase genau analysieren<br />
und wollen dann in einer zweiten<br />
Projektphase den gesamten Hochofen<br />
auf diese Weise umstellen,“<br />
ergänzte Köfler. „Theoretisch ist so<br />
ein Einsparpotenzial von rund 20 %<br />
CO 2 an dieser Stelle des Produktionsprozesses<br />
möglich. Wir sind sehr<br />
dankbar, dass die Landesregierung<br />
uns hier mit einer Förderung im Rah-<br />
Koks<br />
Auf dem Weg zu einer klimafreundlichen Stahlproduktion testet<br />
thyssenkrupp Steel den Einsatz von Wasserstoff an einem bestehenden<br />
Hochofen. Die Grundidee besteht darin, die Menge der<br />
benötigten Einblaskohle zu reduzieren und durch Wasserstoff (H 2 )<br />
zu ersetzen, um so den CO 2 -Ausstoß zu reduzieren.<br />
Erz<br />
Mengenreduktion<br />
CO 2<br />
-Reduktion<br />
Kohlenstaub<br />
Hochofen<br />
Stahlwerk<br />
Rohstahl<br />
Grafik: thyssenkrupp Steel AG<br />
H 2<br />
Wasserstoff<br />
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