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The Red Bulletin Mai 2019

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ÖSTERREICH<br />

MAI <strong>2019</strong>, € 3,50<br />

ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN<br />

IRON<br />

WOMAN<br />

Triathlon-Queen<br />

Daniela Ryf zieht<br />

aus Niederlagen<br />

die Kraft<br />

zum Siegen<br />

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1140 WIEN


Elektro ist jetzt quattro.<br />

Mehr persönlicher Freiraum für selbstbestimmte Mobilität: Als erstes Serienfahrzeug kann der Audi e-tron an<br />

Schnellladesäulen mit 150 kW Gleichstrom geladen werden und ist damit in 30 Minuten wieder startklar für die<br />

nächste Langstreckenetappe. Seine leistungsstarke Hochvoltbatterie garantiert eine alltagstaugliche Reichweite von<br />

400 Kilometern * . Für optimale Traktion und Dynamik sorgt eine neue Generation des quattro Antriebs.<br />

www.audi.at/etron<br />

*<br />

gemessen nach WLTP-Fahrzyklus. Verbrauch kombiniert in Elektro in kWh/100 km: 23,6 – 24,1. CO₂-Emission kombiniert in g/km: 0. Symbolfoto. Stand 03/<strong>2019</strong>.


E D I T O R I A L<br />

WILLKOMMEN<br />

ENERGIE<br />

AUS WUT<br />

IN SCHRÄGLAGE<br />

SETE GIBERNAU<br />

179 WM-Rennen, zweimal<br />

Vizeweltmeister, das ist<br />

die Kurzvita des Motorradstars.<br />

Ab Seite 60<br />

erklärt er dir, worauf du<br />

achten solltest, wenn<br />

du dich mit einem Rennbike<br />

in die Kurve legst.<br />

Ach ja: Den Intensivkurs<br />

kannst du bei Destination<br />

<strong>Red</strong> Bull buchen.<br />

IM RAMPENLICHT<br />

OSCAR MAL ZWEI<br />

Liest die Oscar-Jury <strong>The</strong><br />

<strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong>? Jedenfalls<br />

hat sie <strong>2019</strong> gleich zwei<br />

unserer Coverhelden ausgezeichnet:<br />

„Free Solo“<br />

mit Kletterer Alex Honnold<br />

gewann in der Kategorie<br />

Beste Dokumentation,<br />

Alfonso Cuarón<br />

holte Beste Regie für<br />

„Roma“. Gratulation!<br />

Wie würdest du reagieren, wenn dich eine Qualle<br />

sticht, während du gerade den wichtigsten Triathlon<br />

der Welt bestreitest? Wenn dir Aufgeben<br />

und Versorgen der Wunde in den Sinn kommen,<br />

solltest du Daniela Ryf kennenlernen. Denn die<br />

31-jährige Schweizerin ist nicht nur viermalige<br />

Siegerin des Ironman Hawaii, sondern auch eine<br />

Meisterin darin, negative Erlebnisse in<br />

positive Energie umzuwandeln.<br />

Sechs eindrucksvolle Beispiele<br />

dafür findest du ab Seite 50.<br />

Eine Umwandlung von Strapazen<br />

in Glück findet beim Radrennen<br />

„Tour of the Dragon“ statt. Unsere<br />

große Reportage aus dem Königreich<br />

Bhutan – ab Seite 74.<br />

Viel Spaß mit der<br />

neuen Ausgabe von<br />

<strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong>!<br />

Die <strong>Red</strong>aktion<br />

IM GEPÄCK<br />

MATTHIAS TRATTNIG<br />

Der Kapitän des EC <strong>Red</strong> Bull Salzburg<br />

beendet demnächst seine<br />

Karriere. Was er vom Eishockey<br />

mitnimmt? Weisheiten, die für<br />

jeden Beruf gelten. Ab Seite 84<br />

SATZ DES MONATS<br />

„Ich bin vielleicht<br />

der einzige<br />

Mensch in L. A.,<br />

der nie Kokain<br />

genommen hat.“<br />

Disco-König Giorgio Moroder<br />

ging stets einen eigenen Weg.<br />

Seine Erfolgsstory ab Seite 32<br />

IM STUDIO<br />

MATO JOHANNIK<br />

& LISA ECKHART<br />

Erfahrener Celebrity-Fotograf<br />

trifft exzentrische<br />

Bühnendiva. Das erstaunliche<br />

Ergebnis: ab Seite 64<br />

PHILIPP MUELLER (COVER), ANGELA WEISS/AFP/PICTUREDESK.COM, CHRISTOPH VOY, MATO JOHANNIK BLAGOVESTA BAKARADJIEVA<br />

4 THE RED BULLETIN


JETZT NEU IM STORE UND ONLINE:<br />

JACK-WOLFSKIN.COM


INHALT<br />

<strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong><br />

<strong>Mai</strong> <strong>2019</strong><br />

COVERSTORY<br />

50 RÜCKENWIND<br />

DURCH RÜCKSCHLÄGE<br />

Daniela Ryf ist die beste<br />

Tri athletin der Welt. Was sie<br />

so stark macht? Sie nutzt<br />

Probleme als Energiequelle.<br />

ABENTEUER<br />

22 DIE TORNADO-JÄGER<br />

Dieses Fotografen-Duo kommt<br />

Wirbelstürmen bedrohlich nahe.<br />

Wir zeigen die besten Bilder.<br />

MUSIK<br />

32 LANG LEBE<br />

DER DISCOKÖNIG<br />

Wie Produzent Giorgio Moroder,<br />

78, über mehrere Jahrzehnte<br />

am Puls der Zeit blieb.<br />

WINGS FOR LIFE<br />

47 DAS UNMÖGLICHE<br />

MÖGLICH MACHEN<br />

David Mzee war gelähmt. Nun<br />

kann er wieder einige Schritte<br />

gehen. Die unglaubliche Story.<br />

HOLLYWOOD<br />

48 MILLA SUPERSTAR<br />

Im Talk: So schöpft Milla Jovovich<br />

Kraft für ihre Action-Rollen.<br />

8 GALLERY<br />

14 ZAHLEN, BITTE!<br />

16 KOLUMNE<br />

18 FUNDSTÜCK<br />

20 LIFE HACKS<br />

72 INNOVATOR<br />

PROFI-EXPERTISE<br />

60 SO SCHAFFST DU<br />

DIE SCHRÄGLAGE<br />

Motorrad-Ikone Sete Gibernau<br />

zeigt in zehn Schritten, wie du<br />

dich mit deinem Bike querlegst.<br />

BÜHNENPHÄNOMEN<br />

64 OPTISCHE EXZENTRIK,<br />

PROVOKANTE ELOQUENZ<br />

Sag nie „Kabarettistin“ zu ihr:<br />

das Gesamtkunstwerk Lisa<br />

Eckhart im großen Interview.<br />

MOUNTAINBIKEN<br />

74 DIE DRACHEN-(TOR)TOUR<br />

Mit dem Bike durch Bhutan –<br />

ein Abenteuer zwischen Leiden<br />

und Bruttonationalglück.<br />

EISHOCKEY<br />

84 KARRIERE-TIPPS<br />

DER KAPITÄNE<br />

Was die Cracks Michael Wolf<br />

und Matthias Trattnig vom Eis<br />

in ihr Berufs leben mitnehmen.<br />

117 READ BULL<br />

120 IMPRESSUM<br />

122 LIFESTYLE, EXTRAORDINÄR<br />

64<br />

DIE TILDA SWINTON DER POESIE Lisa Eckhart<br />

über die Gefahr der Durchschnittlichkeit<br />

AARON RICHTER/CONTOUR, JUSTIN BASTIEN, KRYSTLE WRIGHT, MATO JOHANNIK<br />

6 THE RED BULLETIN


„Ein Leader<br />

muss bereit<br />

sein, sich<br />

die Hände<br />

schmutzig<br />

zu machen.“<br />

MATTHIAS TRATTNIG<br />

über Eishockey-Werte im<br />

Job-Alltag, ab Seite 84<br />

74<br />

DIE TOUR DER SCHÖNEN LEIDEN Am Start beim<br />

härtesten Mountainbike-Eintagesrennen der Welt<br />

48<br />

22<br />

STURM UND DRANG<br />

So nahe wie auf diesen<br />

Aufnahmen bist du<br />

einem Tornado noch<br />

nie gekommen.<br />

DER INBEGRIFF DER POWER-FRAU<br />

Milla Jovovich im Hollywood-Action-Interview<br />

guide<br />

DEIN PROGRAMM<br />

94 REISEN<br />

Ein eisiges Taucherlebnis<br />

zwischen Kontinentalplatten<br />

in Island<br />

98 UHREN<br />

Revolution nach<br />

362 Jahren: die neue<br />

Zenith DEFY Inventor<br />

100 EVENTS<br />

Action und Inspiration<br />

zwischen Bodenund<br />

Neusiedler See<br />

102 ENTERTAINMENT<br />

<strong>Red</strong> Bull TV-Highlights,<br />

live und on demand<br />

104 LAUFEN SPEZIAL<br />

Top-Ausrüstung und<br />

zehn essenzielle Tipps<br />

von Patricia Kaiser<br />

THE RED BULLETIN 7


G A L L E R Y<br />

Dubai, VAE<br />

RUNDFAHRT<br />

Auf einen Sprung nach Dubai: In der Luxus-<br />

Hochburg hüpfte der britische BMX-Profi<br />

Kriss Kyle mit seinem Bike zunächst aus<br />

einem Heli auf das Dach des 321 Meter hohen<br />

Hotels Burj al Arab und zischte dann auf den<br />

Rutschen des Wild-Wadi-Wasserparks (Bild)<br />

abwärts – diesen hatten die Betreiber dafür<br />

extra trockengelegt. Und Kyle nahm den<br />

Begriff „Rundfahrt“ wörtlich. redbull.com<br />

FRED MURRAY/RED BULL CONTENT POOL<br />

8 THE RED BULLETIN


THE RED BULLETIN 9


G A L L E R Y<br />

10 THE RED BULLETIN


Los Angeles, USA<br />

DREHMOMENT<br />

Der virtuose Frontside 5-0 dieses Skate-<br />

Soldaten ist Teil einer Show, die wir im<br />

legendären Pink Motel während des <strong>Red</strong> Bull<br />

Music Festival in L. A. zu sehen bekamen.<br />

Die dafür verantwortliche Produktions crew<br />

Illegal Civilization ist bekannt für ihren nahtlosen<br />

Mix unterschiedlicher Kunst formen wie<br />

Film, Musik, Tanz – oder eben Skateboarden.<br />

illegalcivilization.com<br />

ANTHONY ACOSTA/RED BULL CONTENT POOL<br />

THE RED BULLETIN 11


G A L L E R Y<br />

PREDRAG VUCKOVIC/RED BULL CONTENT POOL<br />

12 THE RED BULLETIN


Abu Dhabi, VAE<br />

FLÜGELSTÜRMER<br />

Hier sehen wir Nicolas Ivanoff im Direktanflug<br />

auf Abu Dhabi. Der französische Kunstflieger,<br />

51, war einer von 13 Piloten, die Anfang Februar<br />

beim Saison auftakt der <strong>Red</strong> Bull Air Race World<br />

Championship abhoben. Ausgerechnet im<br />

Finale ging dem „Quick Corsican“ über der<br />

Skyline der Wüstenmetropole aber die Luft aus:<br />

Der Motor streikte, Ivanoff wurde Vierter.<br />

redbullairrace.com<br />

THE RED BULLETIN 13


Z A H L E N , B I T T E !<br />

TV-Event<br />

GAME FAST OVER<br />

Der Winter ist da: Die letzte Staffel von „Game of Thrones“ startet am 14. April.<br />

Hier die Zahlen zur erfolgreichsten TV-Show der Gegenwart – inklusive Inzest-Sex,<br />

Massenmord und einer Sprache mit 14 Wörtern für Pferd. Achtung, Spoiler!<br />

2016<br />

wurden 302 Mädchen<br />

in England nach der „GoT“-<br />

Hauptfigur Arya benannt.<br />

23.700<br />

Euro kostete die 1,20-Meter-Torte, die ein<br />

„GoT“-Fan von einer Bäckerei in Dubai anfertigen<br />

ließ: Tyrion Lannister am Eisernen Thron.<br />

337<br />

Minuten war Tyrion Lannister<br />

bislang in der Serie zu sehen,<br />

damit hat er die meiste Bildschirmzeit<br />

aller „GoT“-Figuren.<br />

3163<br />

Wörter besaß die eigens für<br />

„GoT“ entwickelte Sprache<br />

Dothraki zu Beginn der Serie,<br />

darunter 14 Ausdrücke für Pferd.<br />

128<br />

Nominierungen und 47 Siege<br />

sahnte „GoT“ bislang bei den<br />

Emmys (den TV-Oscars) ab –<br />

mehr als jede andere Drama-<br />

Serie der Fernsehgeschichte.<br />

6<br />

Folgen erwarten uns in<br />

Staffel acht. Die erste der insgesamt<br />

73 Episoden wurde<br />

am 17. April 2011 ausgestrahlt.<br />

77.913.032<br />

Mal wurde die erste Folge der siebten Staffel innerhalb<br />

von drei Tagen illegal im Internet angeschaut. „GoT“ gilt als<br />

die bei Streaming-Piraten beliebteste TV-Show.<br />

104<br />

Mal sagt Hodor „Hodor“ bzw.<br />

„Hold the door“, bevor er in<br />

Staffel sechs beim Blockieren<br />

besagter Tür getötet wird.<br />

71<br />

Sexszenen gab es in der Serie.<br />

Die meisten davon (6) gehen auf<br />

das Konto eines Zwillingspaars:<br />

Cersei und Jaime Lannister.<br />

174.373<br />

Darsteller (inklusive Komparsen)<br />

kamen in der Serie bislang ums Leben.<br />

13,2<br />

Millionen Euro soll die Produktion<br />

der achten Staffel pro Folge kosten.<br />

Der Dreh der finalen Schlacht –<br />

es soll die längste Actionsequenz<br />

in der TV-Geschichte werden –<br />

dauerte 55 Nächte im Freien.<br />

26<br />

Prozent und damit die meisten<br />

der „GoT“-Fans wollen<br />

Jon Snow am Ende auf dem<br />

Eisernen Thron sitzen sehen.<br />

GETTY IMAGES (3), PICTUREDESK.COM (3) CLAUDIA MEITERT<br />

14 THE RED BULLETIN


K O L U M N E<br />

Thilo Mischke<br />

BEGEGNUNGEN<br />

Es war 17 Uhr, und wir befanden uns 40 Kilometer<br />

vor der Küste Thailands, als mitten im Indischen<br />

Ozean mein Boot unterging. Ich bereitete mich<br />

auf das Sterben vor, weil wir kein Funkgerät hatten, die<br />

Nacht sich ankündigte und Schwimmwesten gerade mal<br />

für zwanzig der insgesamt vierzig Passagiere reichten.<br />

Das war am 31. Dezember 2005, und am nächsten Tag<br />

lernte ich Mr. Bean kennen. Auf einer kleinen Insel, die<br />

keinen Strom hatte und heute ein<br />

Geheimtipp in Thailand ist. Mr. Bean,<br />

er lebte auf Koh Yao Noi, betrieb ein<br />

kleines Hostel und war eindeutig irre.<br />

Er trank „muslimischen Wein“,<br />

ein Gemisch aus Cola und Codein-<br />

Hustensaft, lachte ein fast zahnloses<br />

Lachen und bot mir Touren an, ohne<br />

dafür Geld zu wollen. Er ist ungefähr<br />

15 Jahre älter als ich. Aber es fühlt<br />

sich an, als wäre er jünger als ich.<br />

Mr. Bean, der natürlich nicht so<br />

heißt, sondern einen unaussprechlichen<br />

thailändischen Namen hat, ist<br />

drogensüchtig, hat drei Kinder von<br />

drei Frauen, mittlerweile sein Hostel<br />

verloren, kein Geld, arbeitet als<br />

Früchtepflücker. Er hat nun gar keine<br />

Zähne mehr, aber er ist glücklich.<br />

Er ist der glücklichste Mensch, den<br />

ich kenne. Und das, obwohl alles<br />

in seinem Leben dagegen spricht.<br />

Er ist 200 Tage im Jahr unterwegs,<br />

Jetlag ist bei Korrespondent und<br />

Reisereporter Thilo Mischke (TV-<br />

Dokureihe „Uncovered“) ein Dauerzustand.<br />

Auf seinen Expedi tionen<br />

trifft der 38-jährige Berliner immer<br />

wieder Menschen, die ihn faszinieren.<br />

Dieses Mal: Mr. Bean, ein<br />

Mann, der sich von wirklich keiner<br />

Katastrophe unterkriegen lässt.<br />

„Das Leben ist tückisch“, sagt er mir.<br />

Jedes Mal, wenn wir uns sehen. Fast<br />

jedes Jahr besuche ich ihn, und wir beide gehen in den<br />

thailändischen Urwald. Ich will keine Inseln, keinen<br />

Strand, ich möchte mit ihm auf dem Bauch im Unterholz<br />

liegen und Tausendfüßer sammeln. Das ist unser gemeinsames<br />

Hobby. Er zeigt mir Insekten, ich fotografiere sie.<br />

„Alles, was jeden Tag passiert, egal wie groß, egal wie<br />

klein, ist spannend“, sagt er. Während er mir Nachtfalter<br />

zeigt und wir beide im Urwald stehen, er mit nacktem<br />

Oberkörper, der immer muskulös ist, weil er weiß: „Sei<br />

sportlich, dann geht es dir besser.“ Seine Lebensregeln<br />

sind einfach, aber sie scheinen zu funktionieren.<br />

Mr. Bean hat sein Hostel<br />

verloren, sein Geld, seine<br />

Zähne – aber er ist der<br />

glücklichste Mensch,<br />

den ich kenne.<br />

Vor 13 Jahren zeigte ich ihm ein Foto eines Laternenkäfers,<br />

ein trauriges Geschöpf von bezaubernder Schönheit,<br />

die Flügel Lampenschirmen gleich vom Körper abgespreizt,<br />

eine unsägliche lange Nase, die das Tier auffällig<br />

im Baum sitzen lassen. Als Mr. Bean und ich die<br />

Urwaldexpeditionen unternahmen, fanden wir ihn nicht.<br />

Also ging er, einen Tag später, noch mal los. Allein. Nur<br />

um mir am Abend eine Handvoll dieser kleinen Falter<br />

zu schenken. „Hier“, sagte er und reichte mir drei oder<br />

vier Laternenkäfer. „Weil ich weiß, es macht dich glücklich.“<br />

Das war der Abend, an dem wir Freunde wurden.<br />

Ich denke an ihn, wenn ich im Ausland bin, wenn ich<br />

zu Hause, in Berlin, bin. Denke, was wohl Mr. Bean jetzt<br />

sagen würde.<br />

Die Annahme ist: Jemand, der auf einer thailändischen<br />

Insel aufwächst, lebt im Paradies. Aber ich habe durch<br />

ihn gelernt, es ist nicht wahr. Er zeigte mir sein Leben.<br />

Seine Frau, die ihn betrog, ihm das Hostel nahm, das<br />

Crystal Meth, das ihm die Zähne<br />

raubte, das Gefängnis in der Stadt<br />

Krabi, der Entzug. Die Falten in seinem<br />

Gesicht, die jedes Jahr tiefer<br />

werden.<br />

Er hat kein gutes Leben – die<br />

Söhne, die er nicht mehr sieht, die<br />

Insel, auf der er immer wieder seinen<br />

Fehlern begegnet. „Ich kann nicht<br />

fliehen“, sagt er. „Hier auf meiner<br />

Insel treffe ich stets auf die schlechten<br />

Geister meiner Vergangenheit.“<br />

Frauen, Drogen, Schmerzen.<br />

Koh Yao Noi hat eine Rundstraße,<br />

in 45 Minuten ist die Insel umkreist.<br />

Es ist der Radius seines Lebens.<br />

Mr. Bean, er wird ernster, aber er ist<br />

trotzdem ein glücklicher Mensch.<br />

So muss man ihn sich vorstellen, nur<br />

so kommt man ihm nahe. Als ich ihm<br />

einmal erzählte, wie ich in Thailand<br />

mit dem Boot untergegangen und<br />

deswegen auf seine Insel gekommen<br />

war (ein Katamaran hatte uns<br />

schließlich gerettet), da hat er nur gelacht. Er erzählte<br />

dann von seinem Fischerboot, von seinem Onkel, der am<br />

25. Dezember 2004 mit diesem Boot verschwand, in den<br />

Fluten des Tsunamis.<br />

„Mein Onkel starb, mein Boot war weg“, erzählte er.<br />

„Aber das war die Nacht, in der ich entschied, ein Hostel<br />

aufzumachen, und ein Jahr später habe ich dich kennengelernt.<br />

Und ich bin froh, dass wir uns kennen“, sagte er.<br />

„Das Leben ist tückisch“, stimmte ich ihm zu. Und<br />

Mr. Bean, er lachte wieder laut, sein zahnloses Lachen,<br />

und teilte mit mir ein Glas muslimischen Weins.<br />

CHRISTOPH VOY BLAGOVESTA BAKARDJIEVA THILO MISCHKE<br />

16 THE RED BULLETIN


Cinque<br />

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Hugo Hose 139 €<br />

STIL UPDATE<br />

<strong>2019</strong> HAT NIEMAND MEHR ZEIT FÜR 08/15.<br />

DESHALB KOMMEN HIER 8 KEY-LOOKS DER<br />

BEGEHRTESTEN KLEIDER BAUER-LABELS,<br />

DIE ZEIGEN, WIE MAN(N) JETZT<br />

ANZUG TRÄGT.<br />

Carl Gross<br />

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F U N D S T Ü C K<br />

Gandhis Brille<br />

AUGENZEUGEN<br />

Ein dünnes Drahtgestell, nahezu runde Fassungen,<br />

großzügige Bügel – der ikonische Sehbehelf Mahatma<br />

Gandhis gilt als „nationaler Besitz“ Indiens. Doch<br />

erst nach einer Versteigerung in New York kehrte die<br />

Brille 2009 heim – in Gandhis Ashram, jenes Kloster,<br />

von dem aus er den Widerstand gegen die britische<br />

Kolonialregierung organisierte. Die Brille soll Gandhi<br />

übrigens einst einem Offizier überreicht haben –<br />

mit dem Hinweis, dies seien die „Augen“, die ihm<br />

die Vision eines freien Indiens vermitteln würden.<br />

Mahatma Gandhi (1869–1948),<br />

Anwalt, Revolutionär, Pazifist.<br />

Er wurde in Neu-Delhi ermordet.<br />

HENRY LEUTWYLER, GETTY IMAGES<br />

18 THE RED BULLETIN


DER NEUE COROLLA<br />

BEWEGT DEINE ZUKUNFT.<br />

Jetzt auch als 2.0 Hybrid mit 180 PS Systemleistung.<br />

#hybridnow<br />

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L I F E H A C K S<br />

Science-Bastler<br />

SO MACHST DU DEIN<br />

ZUHAUSE PARTY-FIT<br />

Tricks und Hacks für den Alltag, Folge 8: Freunde haben spontan einen Besuch angekündigt?<br />

So organisierst du mit Kochsalz, Strohhalmen und einem Backblech die Last-Minute-Fete.<br />

LICHTORGEL<br />

Lass die Farben tanzen<br />

Verwandle dein Wohnzimmer mit deiner DIY-Lichtmaschine ins Studio 54.<br />

Dafür benötigst du: einen Fidget Spinner, drei bunte Strohhalme,<br />

dein Smartphone und eine Heißklebepistole.<br />

FINGERFOOD<br />

Kompakte Kost<br />

Muffin-Backblech mit Snacks & Saucen<br />

füllen, fertig ist das Party-Buffet!<br />

1<br />

Trenne die Endstücke<br />

(ca. 1 cm)<br />

der Strohhalme<br />

ab und nimm die<br />

Gummi-Innenringe<br />

aus dem<br />

Fidget Spinner.<br />

VERSTÄRKER<br />

Glasklarer Klang<br />

Steck dein Handy in ein großes Glas –<br />

und verstärke die Musik um 13 Dezibel.<br />

2<br />

Schneide die<br />

Enden längs auseinander<br />

und<br />

klebe sie auf den<br />

Spinner, sodass<br />

sie dessen Löcher<br />

überdecken.<br />

3<br />

Gib das Handy<br />

in eine Hülle,<br />

befestige den<br />

Spinner darauf,<br />

sodass eine der<br />

Folien das LED-<br />

Licht bedeckt.<br />

Licht aktivieren,<br />

Spinner drehen<br />

– der Dancefloor<br />

ist eröffnet!<br />

FROSTMITTEL<br />

Eiskalte Drinks<br />

Wasser, Eis und Salz in eine Schüssel:<br />

In 3 Minuten sind die Dosen eiskalt, dem<br />

2. Satz der <strong>The</strong>rmodynamik sei Dank.<br />

SASCHA BIERL FLORIAN OBKIRCHER<br />

20 THE RED BULLETIN


Foto: R. Schedl<br />

Gezeigte Fahrszenen bitte nicht nachahmen, Schutzkleidung tragen und die anwendbaren Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung beachten!<br />

Die abgebildeten Fahrzeuge können in einzelnen Details vom Serienmodell abweichen und zeigen teilweise Sonderausstattung gegen Mehrpreis.<br />

VERGISS<br />

KONVENTIONEN<br />

Manche Regeln sind dazu gemacht, gebrochen zu werden. Versteh uns<br />

richtig, wir wollen nicht, dass du das Gesetz brichst – aber wir sehen<br />

die Regeln der Physik nur als vage Richtlinien. Die KTM 690 SMC R setzt<br />

ihre eigenen Standards und stellt dabei so manche Konvention in Frage.<br />

Erlebe jetzt den brandneuen, bahnbrechenden, Big Bore Supermoto<br />

Outlaw und definiere deine eigenen Spielregeln.


TUR<br />

IM AUGE DES<br />

Wenn ein Tornado naht, verbarrikadieren sich die<br />

Menschen in ihren Häusern. Alle? Nein. Der Storm-<br />

Chaser Nick Moir und die Abenteuerfotografin<br />

Krystle Wright wollen so nahe ran wie möglich.<br />

Text NORA O’DONNELL<br />

Fotos KRYSTLE WRIGHT<br />

Das Monster<br />

schläft<br />

Ein Augenblick der angespannten<br />

Ruhe: Die<br />

Super zelle, der die fünfköpfige<br />

Crew quer durch<br />

Wyoming gefolgt ist,<br />

sammelt Kräfte für den<br />

nächsten Wutanfall.<br />

„Diese Wolken struktur<br />

bedeutet in der Regel,<br />

dass man sich an der<br />

Südostflanke des Sturms<br />

befindet“, sagt Foto grafin<br />

Krystle Wright. „Mit etwas<br />

Fantasie sehen die Wolken<br />

hier wie Tiere aus.“<br />

22


MS


Gut festhalten<br />

Tornado-Jäger Nick Moir<br />

(rechts) schirmt den Fotografen<br />

Keith Ladzinski im<br />

Norden von Texas vor einem<br />

120-km/h-Sandsturm ab.<br />

„Man konnte kaum die Augen<br />

offen halten“, sagt Krystle<br />

Wright, „und es fühlte sich<br />

an, als würden wir einfach<br />

weggeblasen werden.“


DDie erste Lektion für auszubildende<br />

Storm-Chaser ist sehr einfach und sehr<br />

fundamental: „Du kannst verdammt<br />

schnell richtig tief in der Scheiße sitzen.“<br />

Die australische Abenteuerfotografin<br />

Krystle Wright warnt jeden, der wie<br />

sie auf Tornado-Jagd gehen will, entsprechend<br />

eindringlich: „Mach keinen<br />

einzigen Schritt ohne erfahrenen Begleiter<br />

– keinen einzigen! Und nimm<br />

dir viel Zeit zum Lernen.“<br />

Wrights Lehrer war Nick Moir, Cheffotograf<br />

des „Sydney Morning Herald“.<br />

Seine ganze Karriere verfolgt er bereits<br />

Stürme und Buschfeuer rund um den Globus,<br />

zuletzt im Mittleren Westen der USA.<br />

Dorthin folgte ihm Wright ver gangenen<br />

Sommer, um einen Kurzfilm über die<br />

Unwetter in der sogenannten Tornado<br />

Alley zu drehen. Die zwölftägige Reise<br />

führte durch Texas, New Mexico, Oklahoma,<br />

Kansas, Colorado und Wyoming.<br />

„Ich habe noch nie solche Adrenalinschübe<br />

erlebt“, sagt Wright. Meist begann<br />

der Tag strahlend blau, bis sich immer<br />

dichtere Haufenwolken bildeten. Die erst<br />

harmlos anmutenden Wattebäuschchen<br />

ver dichteten sich innerhalb weniger Stunden<br />

zu einer gewaltigen Superzelle, einer<br />

Gewitterzelle mit rotierendem Aufwind.<br />

Die Folge: Gewitter mit golfballgroßen<br />

Hagelkörnern und Windgeschwindigkeiten<br />

von 100 km/h, die alles zur Seite fegen,<br />

was auch nur ansatzweise im Weg steht.<br />

Im Osten von Colorado hatten die<br />

Sturmjäger eine besonders gewaltige<br />

Begegnung: Sie erlebten einen Doppeltornado.<br />

„Der Himmel brodelte, und rund<br />

um uns wirbelten schwarze Wolken“,<br />

sagt Wright. „Wir fuhren kreuz und quer<br />

über Schotterstraßen, bis Nick schrie:<br />

‚Scheiß drauf! Gib Gas, Krystle!‘ Ich krallte<br />

mich am Lenkrad fest und raste Richtung<br />

Süden. Zwei, drei Kilometer vor uns<br />

bildete sich ein klassischer mesozyklonischer<br />

Tornado – und plötzlich gleich<br />

daneben ein zweiter. Ich schaltete meine<br />

Vernunft ab und raste darauf zu. Mein<br />

einziger Wunsch war, so nahe wie möglich<br />

heranzukommen.“<br />

Die folgenden Fotos geben einen Eindruck<br />

jener „Monsters of the Great<br />

Plains“, denen die Crew auf ihrem Weg<br />

begegnet ist.<br />

„Jedem von uns ist bewusst,<br />

welches Risiko wir eingehen.<br />

Hier ist Mutter Natur der Boss.“<br />

KEITH LADZINSKI<br />

25


Weltuntergangsstimmung<br />

mitten im Sandsturm südlich<br />

von Amarillo, Texas. „Es war,<br />

als würde man durch die Apokalypse<br />

fahren“, sagt Wright.<br />

„Die Sicht betrug manchmal<br />

nicht mehr als 15 Meter.“<br />

„Es war ein gespenstischer Moment. Vor uns braute sich ein<br />

Tornadowarnung? Keine große<br />

Sache für die Einheimischen<br />

in den dünn besiedelten Ecken<br />

Oklahomas. Ralph aus Texola<br />

geht jedenfalls erst einmal<br />

mit dem Hund raus, während<br />

hinter ihm eine gigantische<br />

Superzelle wächst.


Die Superzelle kreist<br />

über einer einsamen<br />

Straße in Texola,<br />

Oklahoma.<br />

Tornado zusammen, aber wir konnten ihn kaum sehen.“<br />

Der Team-SUV stoppt<br />

irgendwo im Texas Panhandle,<br />

damit Moir im<br />

Freien die Lage checken<br />

kann. „Die Stimmung an<br />

diesem Nachmittag war<br />

absolut ge spens tisch“,<br />

erinnert sich Wright.<br />

27


„Plötzlich waren überall Ambosswolken.<br />

Da fragt man sich: Wo, verdammt<br />

nochmal, kommen die auf einmal her?“


Ein Sturm<br />

wird geboren<br />

„Jeder Tag beginnt hier<br />

mit blauem Himmel“, sagt<br />

Wright, „und endet mit<br />

einem Inferno.“ Der Aufwind,<br />

auf den der Sattelschlepper<br />

hier in Texas<br />

zufährt, wird sich binnen<br />

Minuten in einen brutalen<br />

Sandsturm verwandeln.<br />

29


„Nick Moir hat diesen inneren Drang, Mutter<br />

Natur in all ihren Formen zu dokumentieren – in<br />

ihrer Schönheit und in ihrer Zerstörungswut.“<br />

An vorderster<br />

Front<br />

Nick Moir ringt in der Nähe<br />

von Childress, Texas,<br />

mit einem Staubsturm.<br />

„Ich konnte Nick und<br />

seiner zwanzigjährigen<br />

Erfahrung blind vertrauen“,<br />

sagt Wright. „Er hat mich<br />

und die ande ren Neu einsteiger<br />

im Team mit seiner<br />

Be geis terung für Wirbelstürme<br />

total angesteckt.“


Wie aus dem<br />

Lehrbuch<br />

Perfektes Beispiel einer<br />

Superzelle, also eines<br />

Gewitters mit riesigem<br />

Aufwindbereich – hier<br />

im Texas Panhandle.<br />

„Vor diesem gewaltigen<br />

Tornado“, sagt Wright,<br />

„hätten wir uns fast<br />

in die Hosen gemacht.“<br />

Für dieses Motiv schlich<br />

sich Wright bei Sonnenuntergang<br />

auf ein Privatgrundstück.<br />

Der anonyme<br />

Grundbesitzer aus dem<br />

Westen Okla homas wird<br />

einsehen, dass sie nicht<br />

wider stehen konnte.<br />

31


H E R O E S<br />

Giorgio Moroder<br />

DER ZEITGEIST,<br />

DEN ER RIEF ...<br />

Erfinder der elektronischen Tanzmusik, Produzent<br />

unzähliger Welthits, dreifacher Oscar-Gewinner:<br />

Giorgio Moroder, 78, ist seit Jahrzehnten am Puls<br />

der Zeit – weil er seinen Puls bewusst senkt.<br />

Selbst die Größten<br />

schaffen es nicht<br />

immer allein und<br />

brauchen manchmal<br />

einen Anstoß von außen.<br />

Bei Musikproduzent Giorgio<br />

Moroder waren es seine Disco-<br />

Erben Daft Punk, die ihn für<br />

eine Zusammenarbeit aus 20-<br />

jährigem Dornröschenschlaf<br />

wachküssten und ins Geschäft<br />

zurückholten. „Ich war davor<br />

schon halb in Pension und<br />

habe jede Menge Urlaub gemacht“,<br />

erinnert sich Moroder<br />

mit einem Augenzwinkern.<br />

„Jetzt muss ich wieder arbeiten<br />

und ins Studio gehen. Dabei<br />

könnte ich auch die ganze<br />

Zeit gemütlich Golf spielen.“<br />

Zwei Dinge fallen bei der<br />

Begegnung mit Moroder sofort<br />

auf: Er wirkt beneidenswert<br />

entspannt, und er ist stets<br />

zu Scherzen aufgelegt. In<br />

Wahrheit genießt die höchst<br />

„Ich war schon halb in<br />

Pension, hätte die<br />

ganze Zeit gemütlich<br />

Golf spielen können.“<br />

lebendige Musiklegende es<br />

natürlich, mit fast 80 Jahren<br />

gefragt zu sein wie eh und je.<br />

Auf seinem letzten Album<br />

„Déjà-vu“ sangen die angesagtesten<br />

Popstimmen der Gegenwart<br />

wie Sia oder Charli<br />

XCX für ihn. Bei seinen Auftritten<br />

als DJ jubeln ihm bis zu<br />

40.000 Party People zu – von<br />

denen freilich die meisten seine<br />

Enkelkinder sein könnten.<br />

Von Moroders ungebrochenem<br />

Esprit kann man sich bei dessen<br />

Show „Celebration of the<br />

80s“ am 14. <strong>Mai</strong> im Wiener<br />

Gasometer selbst überzeugen.<br />

Es scheint so, als wäre der<br />

Südtiroler 1940 im Sternzeichen<br />

des Glückskinds zur Welt<br />

gekommen. Doch hinter dem<br />

großen Erfolg, Welthits wie „I<br />

Feel Love“, seinen drei Oscars<br />

und Golden Globes steht in<br />

erster Linie viel harte Arbeit.<br />

Und auch bei ihm brauchte es<br />

einige Anläufe, bis der Durchbruch<br />

endlich gelang. In seiner<br />

Jugend spielte Moroder<br />

Gitarre, in den Sixties tourte<br />

er mit diversen Bands durch<br />

Europa. Zeitweise versuchte<br />

er sich gar als Schlagersänger<br />

und feierte mit dem Bubblegum-Popsong<br />

„Looky, Looky“<br />

1969 einen ersten Erfolg.<br />

1970 traf er eine richtungweisende<br />

Entscheidung: Er<br />

beschloss, sich ganz auf die<br />

Arbeit im Studio zu konzentrieren<br />

und in Zukunft Hits für<br />

andere zu erschaffen. Das erschien<br />

ihm „angenehmer als<br />

ein Leben in Hotelzimmern“.<br />

Als einer der ersten Produzenten<br />

erkannte er, welches Potenzial<br />

in den damals gerade<br />

aufkommenden Synthesizern<br />

und in elektronischer Musik<br />

steckte. Anders als etwa die<br />

deutschen E-Pop-Pioniere<br />

Kraftwerk war er allerdings<br />

nie darauf aus, konzeptlastige<br />

Kunst zu machen. Er strebte<br />

nach den großen Pophits, die<br />

in jeder Disco und auf jedem<br />

Radiosender laufen sollten.<br />

Als erste Homebase für<br />

seinen Feldzug durch die<br />

internationalen Charts diente<br />

ihm aber nicht etwa London<br />

oder L. A. – sondern München.<br />

Er verhalf Donna Summer, die<br />

damals in Deutschland lebte,<br />

mit den beiden Jahrhundert-<br />

Songs „I Feel Love“ (die schnelle<br />

Disco-Rakete, die die Clubmusik<br />

revolutionierte) und<br />

„Love to Love You, Baby“ (der<br />

langsame Groove mit dem lasziven<br />

Stöhnen) zu einer Weltkarriere.<br />

Bald kamen auch die<br />

großen Rockbands wie Queen<br />

und die Rolling Stones in sein<br />

Studio, um ihren Produktionen<br />

den speziellen Moroder-<br />

Touch zu geben.<br />

Sein Erfolgsgeheimnis war<br />

denkbar einfach: Er schaute<br />

darauf, was in der Disco gut<br />

ankam. Als „Testpilot“ für seine<br />

neuen Produktionen diente<br />

ihm ein befreundeter DJ.<br />

„Zu dem ging ich mit meinen<br />

Demobändern, um auszuprobieren,<br />

ob die Leute dazu<br />

tanzten oder ob sie von der<br />

Tanzfläche flüchteten“, erzählt<br />

er. Und dass er selber nie ein<br />

großer Tänzer oder Nachtmensch<br />

war: „Wenn ein<br />

SPENCER LOWELL/TRUNK ARCHIVE SEBASTIAN FASTHUBER<br />

32 THE RED BULLETIN


Giorgio Moroder, 78,<br />

Produzent. Markenzeichen<br />

seit Jahrzehnten:<br />

Schnauzbart<br />

und Musikgeschmack


H E R O E S<br />

„Ich bin vielleicht der<br />

einzige Mensch in L. A.,<br />

der nie Kokain<br />

genommen hat.“<br />

Disco-Duo: Giorgio<br />

Moroder produzierte<br />

für Donna Summer<br />

zwei Welthits.<br />

Studiotag zu Ende ging, wollte<br />

ich meine Ruhe haben.“<br />

Was den Sound betrifft,<br />

war und ist Moroder Perfektionist.<br />

Er achtete jedoch auch<br />

immer auf die Work-Life-Balance,<br />

verheizte seine Kreativität<br />

und Energie nicht in nächtelangen<br />

Studio-Sessions – wie<br />

viele seiner Berufskollegen –<br />

und delegierte Arbeiten an<br />

seine Assistenten. Harold Faltermeyer,<br />

inzwischen selbst<br />

eine Oscar-gekrönte Legende,<br />

war einst einer dieser Jungspunde.<br />

In seiner Biografie<br />

schreibt er, dass Moroder die<br />

Mittagspause immer heilig<br />

war. Und wenn er mit einer<br />

schönen Frau zum Essen verabredet<br />

war, konnte diese<br />

auch etwas länger dauern.<br />

Als Produzent zeichnete<br />

ihn nicht zuletzt seine Offenheit<br />

aus, gute Ideen aus seinem<br />

Umfeld griff er ohne Eitelkeit<br />

auf. Donna Summers<br />

Stöhn-Hymne „Love to Love<br />

You Baby“ etwa über eine ganze<br />

Plattenseite laufen zu lassen<br />

geht auf deren Manager<br />

Neil Bogart zurück: „Er war<br />

ein unglaublicher Lebemann,<br />

der ständig gefeiert hat. Einmal<br />

hat er mich mitten in der<br />

Nacht angerufen und gemeint,<br />

dass seine Freunde total auf<br />

den Song abfahren und ihn<br />

immer wieder hören wollen.<br />

Da er aber im Original nur<br />

dreieinhalb Minuten lang war,<br />

entstand so die Idee zu einer<br />

viel längeren Version.“<br />

Auf der Suche nach dem<br />

nächsten Erfolg übersiedelte<br />

Moroder Anfang der 1980er<br />

von München nach Los Angeles.<br />

Schnell kam er mit Filmmusik<br />

in Berührung und erhielt<br />

gleich für seinen ersten<br />

Soundtrack zum Film „Midnight<br />

Express“ einen Oscar.<br />

Es folgten Blockbuster wie<br />

„Top Gun“ und Hits wie „Take<br />

My Breath Away“ (Berlin) und<br />

„Call Me“ (Blondie), die heute<br />

ebenfalls längst Klassiker sind.<br />

Giorgio Moroder ist nie mit<br />

der Herde gelaufen, und so ist<br />

auch in L. A. kein Lebemann<br />

aus ihm geworden. „Ich bin<br />

vielleicht der einzige Mensch<br />

hier, der nie Kokain genommen<br />

hat“, sagt er ganz nüchtern.<br />

„Früher war im Musikgeschäft<br />

ja fast jeder high,<br />

aber mich hat das einfach<br />

nicht interessiert.“ Im wohl<br />

schnelllebigsten Business der<br />

Welt setzte der Südtiroler bereits<br />

vor 35 Jahren auf eine<br />

Kraft, für die es damals noch<br />

nicht mal einen Namen gab:<br />

Entschleunigung. Dazu gehört<br />

es, auch einmal länger abzuschalten,<br />

um mit einem Kopf<br />

voll frischer Ideen zurückzukommen.<br />

Apropos abschalten: Im<br />

Hause Moroder gibt es keine<br />

Stereoanlage. „Ich habe mich<br />

immer auf die Musik konzentriert,<br />

die ich gerade mache“,<br />

erklärt der Maestro. „Songs<br />

von anderen höre ich nur im<br />

Radio, wenn ich Auto fahre.<br />

Das genügt mir, um zu wissen,<br />

was gerade los ist.“<br />

Giorgio Moroder live – am 14. <strong>Mai</strong><br />

im Gasometer in Wien. Alle Infos<br />

und Tickets: redbull.com/moroder<br />

MAGISCHE MOMENTE<br />

VON GIORGIO MORODER<br />

Vier Hits aus der über vier<br />

Jahrzehnte umfassenden<br />

Erfolgsliste des Produzenten<br />

STARKE STIMME<br />

IN DER DISCO<br />

„Déjà-vu“ mit Sia<br />

brachte Moroders<br />

Erfolgsrezept aus den 1970ern mit<br />

Donna Summer lässig in die Neuzeit.<br />

Eindringliche Vocals und Disco-Beats –<br />

das geht immer.<br />

EIN HIT IM HAND-<br />

UMDREHEN<br />

„Call Me“, den großartigen<br />

Song zum Film<br />

„American Gigolo“, schrieb er mit New-<br />

Wave-Ikone Debbie Harry von Blondie.<br />

Zwei Profis: In wenigen Stunden war der<br />

Hit im Kasten.<br />

SOUNDS, DIE MAN<br />

NIE VERGISST<br />

Moroder schuf Soundtracks,<br />

die den Filmen<br />

ihren Stempel aufdrückten. Allen voran:<br />

„Take My Breath Away“ für „Top Gun“.<br />

Die Band Berlin ist längst vergessen,<br />

der Song bleibt unsterblich.<br />

SOMMERHIT MIT<br />

ITALO-CHARME<br />

1990 wurde Moroder<br />

mit der Hymne zur<br />

Fußball-WM in Italien beauftragt.<br />

„Un’estate italiana“ erwies sich als Ohrwurm.<br />

Und sorgt im Weltmeisterland<br />

Deutschland noch heute für Gänsehaut.<br />

„ALLE NENNEN<br />

MICH GIORGIO“<br />

Der einzige Hit, den er<br />

nicht selbst produziert<br />

hat, ist Daft Punks „Giorgio by Moroder“<br />

vom Album „Random Access Memories“.<br />

Dafür spricht er: Die Hommage an<br />

den Meister ist unterlegt mit seinen<br />

Erinnerungen.<br />

REDFERNS, RONALD GRANT ARCHIVE/MARY EVANS/PICTUREDESK.COM<br />

34 THE RED BULLETIN


Männer<br />

im<br />

OLYMP


OLYMP Luxor<br />

Bügelfrei. Knitterfrei.<br />

100 % Baumwolle.<br />

Comfort fit oder modern fit.<br />

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Hemden, Polos, T-Shirts, Strick.<br />

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OLYMP.MEN<br />

OLYM P FACHHÄNDLER<br />

1010 Wien Peek & Cloppenburg<br />

1060 Wien Kleider Bauer<br />

1070 Wien Peek & Cloppenburg<br />

1140 Wien Kleider Bauer<br />

1160 Wien Kleider Bauer<br />

1200 Wien Tom’s Männermode<br />

1210 Wien Kleider Bauer<br />

1220 Wien Kleider Bauer • Peek & Cloppenburg<br />

1300 Wien Schwechat OLYMP Shop Flughafen<br />

2020 Hollabrunn Modehaus Schneider<br />

2130 Mistelbach Kleider Bauer<br />

2201 Gerasdorf Peek & Cloppenburg<br />

2331 Vösendorf Van Graaf<br />

2334 Vösendorf Kleider Bauer • Peek & Cloppenburg<br />

2700 Wiener Neustadt Kleider Bauer<br />

2752 Wöllersdorf Modehaus Sorelle Ramonda<br />

3100 St. Pölten Kleider Bauer<br />

3107 St. Pölten Kleider Bauer<br />

3250 Wieselburg Steinecker Moden<br />

3263 Randegg Steinecker Moden<br />

3300 Amstetten Steinecker Moden<br />

3340 Waidhofen/Ybbs Herrenmode Pöchhacker<br />

3485 Grunddorf Fest- u. Modewelt Pichler<br />

3500 Krems Kleider Bauer • Steinecker Moden<br />

3580 Frauenhofen/EKZ Horn Modehaus Zach<br />

3910 Zwettl Steinecker Moden<br />

3950 Gmünd Shopping Center Ruzicka<br />

4020 Linz Kleider Bauer • Peek & Cloppenburg<br />

4053 Haid OLYMP Store Haid Center<br />

4066 Linz-Pasching Peek & Cloppenburg<br />

4070 Eferding Modehaus Stöcker<br />

4300 St. Valentin Modehaus Kutsam<br />

4311 Schwertberg Modehaus Kutsam<br />

4400 Steyr Kleider Bauer<br />

4400 Steyr/EKZ Hey Steinecker Moden<br />

4470 Enns Damen- u. Herrenmode Schmid<br />

4540 Bad Hall Modehaus Kutsam<br />

4560 Kirchdorf a.d. Krems Modehaus Kutsam<br />

4600 Wels Kleider Bauer<br />

4810 Gmunden Herrenmode Schönleitner<br />

4840 Vöcklabruck Kastner & Öhler<br />

4910 Ried i. Innkreis Kastner & Öhler<br />

4933 Wildenau Modehaus Mittermayr<br />

5020 Salzburg Kleider Bauer • OLYMP Store Europark<br />

5020 Salzburg-Klessheim Peek & Cloppenburg<br />

5021 Salzburg Kleider Bauer<br />

5280 Braunau/Inn Atelier Milano • Modehaus Mittermayr<br />

5760 Saalfelden Textilhaus Peter Lederer<br />

6010 Innsbruck Kleider Bauer<br />

6020 Innsbruck Herrenmoden Peter Salchner • Kleider Bauer<br />

Kleider <strong>Mai</strong>r • Peek & Cloppenburg<br />

6060 Hall i. Tirol Mode von Feucht<br />

6130 Schwaz Mode von Feucht • Modehaus Zins<br />

6176 Völs Kleider Bauer<br />

6300 Wörgl Mode von Feucht<br />

6330 Kufstein Mode von Feucht<br />

6706 Bürs Facona Fashion<br />

6830 Rankweil Facona Fashion<br />

6850 Dornbirn Facona Fashion • Kleider Bauer<br />

Peek & Cloppenburg<br />

6912 Hörbranz Facona Fashion<br />

7350 Oberpullendorf Fa. Csitkovics<br />

7400 Oberwart Kastner & Öhler • Top Moden Balaskovics<br />

7551 Stegersbach Pop-Shop<br />

8020 Graz-Citypark Kappaun Man<br />

8020 Graz Kastner & Öhler<br />

8025 Graz Kleider Bauer<br />

8041 Graz-Murpark Kastner & Öhler<br />

8054 Graz-Webling Modehaus Sorelle Ramonda<br />

8055 Seiersberg Kleider Bauer • OLYMP Store Shoppingcity<br />

Peek & Cloppenburg<br />

8280 Fürstenfeld Kastner & Öhler<br />

8330 Feldbach Modehaus Goldmann • Modehaus Roth<br />

8342 Gnas Modehaus Goldmann<br />

8430 Gralla-Kaufpark Kappaun Man<br />

8430 Leibnitz Modehaus Roth<br />

8490 Bad Radkersburg Herrenboutique Gollmann<br />

8535 Fohnsdorf Kastner & Öhler<br />

8582 Bärnbach/Rosental Kastner & Öhler<br />

8600 Bruck a.d. Mur Kleider Bauer<br />

8642 Kapfenberg/St. Lorenzen Kastner & Öhler<br />

8700 Leoben-LCS Kastner & Öhler<br />

8940 Liezen Kastner & Öhler<br />

9020 Klagenfurt Kleider Bauer • Peek & Cloppenburg<br />

9400 Wolfsberg Kastner & Öhler<br />

9500 Villach Kastner & Öhler • Kleider Bauer<br />

9800 Spittal a.d. Drau Kastner & Öhler<br />

9900 Lienz Mode von Feucht<br />

OLYMP GROSSE GRÖSSEN<br />

1060 Wien Hirmer<br />

Alle Produkte, Bezugsquellen und Informationen unter:<br />

OLYMP.COM<br />

OLYMPMEN


H E R O E S<br />

FLORIAN WORGÖTTER<br />

David Mzee<br />

„STEH AUF<br />

UND GIB GAS!“<br />

David Mzee durchlebte das Unglaubliche:<br />

Trotz Lähmung kann er wieder<br />

einige Schritte gehen. Sein Antrieb:<br />

eiserner Wille, positives Denken und<br />

die Impulse modernster Technik.<br />

Es sind Bilder, die einen<br />

nicht kaltlassen. David<br />

Mzee löst seine Hände<br />

vom Barren und setzt einen<br />

Schritt nach dem anderen.<br />

Für ihn und die Forscher der<br />

Eidgenössischen Technischen<br />

Hochschule Lausanne ist es<br />

ein wahrer Quantensprung,<br />

schließlich ist der Schweizer<br />

seit 2010 inkomplett gelähmt.<br />

Nach einem Trainingsunfall<br />

„Probier das<br />

Unmögliche und<br />

mach es möglich.“<br />

David Mzee gibt dem Fortschritt der<br />

Rückenmarksforschung ein Gesicht.<br />

kann David das rechte Bein nur<br />

noch eingeschränkt bewegen,<br />

das linke gar nicht. Doch stimuliert<br />

von elektrischen Impulsen<br />

und angespornt von eiserner<br />

Willenskraft, kehrt wieder<br />

Leben in Davids Beine zurück.<br />

„Eigentlich sagen Ärzte,<br />

wenn Nerven zwei Jahre nach<br />

dem Unfall nicht mehr reagieren,<br />

kannst du sie vergessen“,<br />

sagt er. Die Hoffnung, jemals<br />

wieder gehen zu können, hatte<br />

er nach seiner ersten <strong>The</strong>rapie<br />

schon fast aufgegeben. In das<br />

schwarze Loch, das sich mit<br />

seinem Unfall auftat, ließ er<br />

sich dennoch nicht fallen.<br />

„Es schmerzt, wenn du umfällst<br />

und nichts dafür kannst.<br />

Bleibst du aber liegen, dann<br />

hast du wirklich Schuld. Also:<br />

Steh auf und gib Gas!“, erklärt<br />

der 31-Jährige sein Motto.<br />

Im Jahr 2016 bietet sich<br />

dem Sportwissenschaftler die<br />

Chance, an der STIMO-Studie<br />

der EPF Lausanne mitzuwirken.<br />

Für die von Wings for Life<br />

unterstützte Reha-Studie wird<br />

David ein Elektrodenchip im<br />

Rückenmark<br />

implantiert,<br />

der Nerven<br />

mit elektrischen<br />

Impulsen<br />

stimuliert. So<br />

werden beim<br />

Gehen zuvor<br />

inaktive Muskelgruppen<br />

zugeschaltet. Aber<br />

erst Davids Wille macht aus<br />

den Impulsen echte Schritte.<br />

Nach beinhartem Training<br />

gelingt die Sensation: Während<br />

ein Robotersystem sein Körpergewicht<br />

entlastet, geht David<br />

40 Minuten freihändig auf<br />

dem Laufband. „Für mich ist<br />

das wie ein Marathon“, sagt er.<br />

Ein paar Schritte schafft<br />

David sogar ohne Impulse.<br />

Seitdem kann er stabiler aufstehen<br />

und sogar daheim trainieren.<br />

Vorerst bleibt der Rollstuhl<br />

aber sein mobiler Begleiter.<br />

Etwa wenn er im Schweizer<br />

Rollstuhl-Rugby-Nationalteam<br />

spielt oder beim Wings for Life<br />

World Run in Zug startet.<br />

david-mzee.ch<br />

WINGS FOR LIFE<br />

WORLD RUN<br />

Der globale Charity-Lauf<br />

– am 5. <strong>Mai</strong> u. a. in Wien:<br />

EIN LAUF FÜR ALLE<br />

Jeder macht mit: Wettkämpfer,<br />

Anfänger, Rollstuhlfahrer. Die<br />

Startgelder fließen zu 100 Prozent<br />

in die Rücken marksforschung.<br />

CATCHER CAR<br />

Das Auto verfolgt die Teilnehmer<br />

als bewegliche Ziellinie. Wer<br />

eingeholt wird, hat sein Rennen<br />

beendet.<br />

DER APP-RUN<br />

Mit der Wings for Life World Run-<br />

App läufst du gegen ein virtuelles<br />

Catcher Car – wo immer du bist.<br />

Organisierte App Runs gibt es<br />

u. a. in Saalbach, Trins oder Graz.<br />

Info und Anmeldung auf:<br />

wingsforlifeworldrun.com<br />

THE RED BULLETIN 47


H E R O E S<br />

Milla Jovovich<br />

ROLE MODEL<br />

Wenn es in Hollywood darum geht, eine weibliche<br />

Action-Rolle zu besetzen, steht ein Name ganz oben<br />

auf der Liste: der von Milla Jovovich. Im Interview<br />

erklärt die vielbegabte 43-Jährige, woraus sie<br />

die Kraft zieht, die sie auf der Leinwand ausstrahlt.<br />

<strong>The</strong> red bulletin: In<br />

deinen Filmen lässt<br />

du’s gerne ordentlich<br />

krachen – zuletzt in der<br />

Comic-Verfilmung „Hellboy“,<br />

in der du eine mächtige Hexe<br />

spielst. Verbindet dich etwas<br />

mit diesen Filmfiguren?<br />

milla jovovich: Die Frage<br />

habe ich mir viele Jahre auch<br />

gestellt. Denn diese Frauen inspirieren<br />

mich so. Ich glaube<br />

sogar, dass diese Rollen und<br />

Filme zu mir gefunden haben,<br />

weil sie etwas ganz Bestimmtes<br />

in mir ansprechen. Also ja,<br />

sie sind Teil meiner Persönlichkeit<br />

– mal abgesehen davon,<br />

dass ich keine übernatürlichen<br />

Kräfte besitze.<br />

„Sport und gesunde<br />

Ernährung: Ich fühlte mich<br />

wie eine Superheldin.“<br />

Was hat diese Persönlichkeit<br />

geformt?<br />

Ich war immer von starken<br />

Frauen umgeben – allen voran<br />

meine Mutter. Ich habe oft<br />

miterlebt, wie zwischen ihr<br />

und meinem Vater die Fetzen<br />

flogen. Aber diese Auseinandersetzungen<br />

schwächten sie<br />

nicht, sie machten sie stärker!<br />

Weil sie immer hundert ­<br />

prozentig zu dem stand, woran<br />

sie glaubte.<br />

Deine Power liegt also in<br />

den Genen?<br />

Ja und nein. Als Teenager<br />

neigte ich zu Depressionen.<br />

Ich war ein Migrantenkind<br />

aus der Sowjetunion, fühlte<br />

mich minderwertig im Vergleich<br />

zu den wohlhabenden<br />

Mittelstandskids in meiner<br />

Schule. Die konnten sich Dinge<br />

leisten, die mir unerreichbar<br />

erschienen. Aus dieser<br />

Situation musste ich einen<br />

Ausweg finden – den fand ich<br />

in meiner Arbeit. Auf der Leinwand,<br />

in der Musik, beim Modeln<br />

konnte ich meine Gefühle<br />

rauslassen. Das gab mir Kraft.<br />

Wie erhältst du diese Kraft<br />

aufrecht?<br />

Im letzten Jahr fing ich an,<br />

fünfmal pro Woche zu trainieren<br />

und mich intensiver mit<br />

dem <strong>The</strong>ma Ernährung zu<br />

beschäftigen. Nach ein paar<br />

Monaten Sport und gutem<br />

Essen fühlte ich mich so<br />

viel glücklicher und energiegeladener.<br />

Tatsächlich kam ich<br />

mir dank dieser Selbstdisziplin<br />

und der ganzen Endor phine<br />

schon fast so vor wie die Charaktere,<br />

die ich spielte. Es ist<br />

aber in erster Linie eine Frage<br />

der Einstellung.<br />

Inwiefern?<br />

Wenn ich meine Gesundheit<br />

wertschätze, dann schätze ich<br />

mich selbst. Ich zeige meinem<br />

Körper und meinem Geist<br />

Respekt, indem ich etwas für<br />

sie tue, anstatt mich mit Junkfood,<br />

Zigaretten oder Alkohol<br />

kaputtzumachen. Das ist eine<br />

wahrhaft magische Erfahrung.<br />

Du hast zwei Töchter, elf<br />

und vier Jahre alt. Teilst du<br />

mit ihnen deine Einsichten?<br />

Klar. Aber es geht auch darum,<br />

sie zu respektieren. In meiner<br />

Generation als osteuropäisches<br />

Kind hatte ich nichts zu<br />

sagen. Ich habe gemacht, was<br />

mir meine Eltern vorschrieben.<br />

Jetzt respektieren wir Kinder<br />

schon von klein an. Das beginnt<br />

mit einfachen Dingen:<br />

„Was möchtest du zum Abendessen?“;<br />

„Was für ein Kleid<br />

willst du heute anziehen?“ Der<br />

Effekt ist riesig. So fühlen sich<br />

die Kinder stärker, weil sie ihr<br />

Leben mitbestimmen können.<br />

Stärke gewinnt man also,<br />

indem man sein Schicksal<br />

selbst in die Hand nimmt?<br />

Definitiv ja. Jeder ist stark,<br />

wenn er es sein muss. Du<br />

malst dir etwas aus und<br />

denkst: „Das würde ich nie<br />

über leben.“ Dann passiert<br />

plötzlich etwas Unerwartetes,<br />

und du stellst dich der Herausforderung.<br />

Weil du musst.<br />

Zum Beispiel?<br />

Bist du schon mal mitten auf<br />

der Straße stehengeblieben,<br />

um einen streunenden Hund<br />

einzufangen? Um drei Uhr<br />

morgens?! Einmal rettete ich<br />

zwei Hunde, die gerade eine<br />

Kontroverse mit einem Stinktier<br />

hatten. Stell dir diesen Geruch<br />

vor! Sich da einmischen,<br />

das nenne ich Stärke.<br />

„Hellboy – Call of Darkness“<br />

läuft ab 12. April im Kino.<br />

AARON RICHTER/CONTOUR BY GETTY IMAGES RÜDIGER STURM<br />

48 THE RED BULLETIN


Alles andere als<br />

eine Poserin:<br />

Milla Jovovich, 43,<br />

schöpfte durch<br />

Modeln neue Kraft.


WARUM<br />

DICH<br />

RÜCKSCHLÄGE<br />

VORWÄRTS-<br />

BRINGEN<br />

DANIELA RYF ist die beste Triathletin<br />

der Welt. Ihre geheime Energiequelle:<br />

Probleme. Absurd? Nein, ein voll geladener<br />

Akku, den jeder von uns anzapfen kann.<br />

Text ALEX LISETZ<br />

Fotos PHILIPP MUELLER, AGNIESZKA DOROSZEWICZ<br />

50


2018 trat Ryf aus dem<br />

Schatten der Legenden:<br />

vierter Hawaii-Sieg in Folge,<br />

neuer Streckenrekord<br />

auf der Ironman-Distanz


„NUR WENN ICH<br />

AN MEINE GRENZEN<br />

GEHE, KANN ICH<br />

BESSER WERDEN.“<br />

Daniela Ryf glaubt nicht<br />

an lockeres Training.


Daniela Ryf ist wahnsinnig gut darin,<br />

schnell zu schwimmen, zu radeln und zu<br />

laufen. Und wahnsinnig schlecht darin,<br />

langsam zu schwimmen, zu radeln und<br />

zu laufen.<br />

„Ich will in jedem Training alles geben“,<br />

sagt Daniela.<br />

„Ich will, dass Daniela nur im Rennen<br />

alles gibt“, sagt ihr Trainer Brett Sutton.<br />

Die Kompromisssuche dauert nun<br />

schon fünf Jahre, alle paar Wochen eskaliert<br />

sie in einem lautstarken Krach, Daniela<br />

trägt ihren Spitznamen „Angry Bird“<br />

schließlich nicht zum Spaß. „Sie muss lernen,<br />

ihre Kräfte zu bündeln“, sagt Sutton<br />

seit 2015, „dann wird sie über Jahre unschlagbar<br />

bleiben.“<br />

Daniela will aber immer da hin, wo es<br />

wehtut. Und sagt: „Nur wenn ich an meine<br />

Grenzen gehe, kann ich besser werden.“<br />

Doch was macht wirklich erfolgreich?<br />

Strategische Trainingsplanung oder komplette<br />

Verausgabung? Offenbar genau der<br />

Mix, der aus dieser täglichen Kompromisssuche<br />

hervorgeht. Die 31-jährige Solothurnerin<br />

gewann seit 2015 jeden Ironman<br />

Hawaii, also viermal in Folge den<br />

wichtigsten und prestigeträchtigsten Triathlon<br />

des Jahres. Auf dem Weg nahm<br />

sie auch vier Ironman-70.3-WM-Titel und<br />

zwei Ironman-EM-Titel mit.<br />

Daniela ist die beste Triathletin der<br />

Gegenwart. Und seit vergangenem Oktober<br />

auch die beste der Geschichte. Da stellte<br />

sie nämlich beim Ironman Hawaii einen<br />

neuen Streckenrekord auf: 8:26:18 Stunden.<br />

Selbst der schnellste Mann seit der<br />

Erstaustragung des Rennens 1978 war<br />

nur eine halbe Stunde früher im Ziel. Ihr<br />

Trainer traut ihr zu, unter optimalen Bedingungen<br />

weitere 15 Minuten herauszuholen.<br />

Damit wäre sie unter den Top 10 –<br />

der Männer, wohlgemerkt. Denn ihr<br />

Strecken rekord kam unter verrückten<br />

Bedingungen zustande: Daniela wurde<br />

kurz vor dem Start von einer Qualle erwischt<br />

und war beim Schwimmen durch<br />

Schmerzen und Taubheitsgefühlen gehandicapt<br />

(siehe Seite 58). Nicht auszudenken,<br />

welche Zeit unter optimalen<br />

Bedingungen möglich gewesen wäre.<br />

Ist Daniela Ryf so erfolgreich, weil sie<br />

sich schinden kann wie keine Zweite?<br />

Weil sie talentierter ist, härter trainiert,<br />

einen stärkeren Willen hat? Vermutlich.<br />

Doch Daniela hat auch ein geheimes<br />

Erfolgsrezept: Sie überwindet Probleme<br />

nicht, sie benützt sie als Energiequelle.<br />

Doch wie erzeugt man aus Rückschlägen<br />

Rückenwind – im Sport und im Rest des<br />

Lebens? Das verriet sie uns anhand sechs<br />

konkreter Beispiele aus ihrer Karriere.<br />

HÖHERE GEWALT<br />

MACHT DICH GEDULDIG<br />

8. <strong>Mai</strong> 2010, ITU World Championships, Seoul<br />

Mit einem explosiven Schlusssprint<br />

sichert sich Daniela in Südkorea den bis<br />

dahin größten Erfolg ihrer Karriere. Die<br />

Newcomerin setzt sich in Seoul gegen<br />

eine Weltranglisten-Erste und eine amtierende<br />

Weltmeisterin durch und etabliert<br />

sich damit endgültig in der Weltspitze.<br />

Nach der ausgelassenen Siegesfeier in<br />

einem koreanischen Club und einem<br />

kurzen Transfer folgt der schlimmste Flug<br />

ihres Lebens: Sie verbringt die 8765 Kilometer<br />

zwischen Singapur und Zürich fast<br />

durchgehend auf der Flugzeugtoilette.<br />

Und kämpft von diesem Tag an fast zwei<br />

Jahre lang mit hartnäckigen Magen-<br />

Darm-Problemen, die sie beinahe ihre<br />

Karriere kosten.<br />

„Am meisten litt ich unter dieser<br />

bleiernen Erschöpfung“, erinnert sich<br />

Daniela, „aber die permanente Übelkeit<br />

war fast genauso schlimm. Sobald ich<br />

ein bisschen härter trainierte, musste ich<br />

mich übergeben. Es dauerte nicht lange,<br />

und ich hatte gar keine Lust mehr, mich<br />

zu verausgaben. Mir ging es ja ohnehin<br />

nur schlecht dabei.“ Daniela quält sich<br />

fast eineinhalb Jahre, bis die Ärzte eine<br />

Darmfehlbesiedlung diagnostizieren.<br />

Mit der richtigen Diagnose findet Daniela<br />

binnen weniger Monate zu ihrer Form zurück.<br />

„In diesen anderthalb Jahren musste<br />

ich einsehen, dass ich nicht alles mit der<br />

Brechstange erzwingen kann. Die Geduld,<br />

die ich dabei gelernt habe, hilft mir heute<br />

beim Training genauso wie im Rennen.“<br />

Und: „Ich habe heute viel mehr Freude<br />

daran, wirklich hart zu trainieren. Denn<br />

ich erinnere mich, wie schlimm es war,<br />

nicht richtig ‚draufdrücken‘ zu können.“<br />

ZURÜCKZULIEGEN<br />

VERLEIHT DIR KONTROLLE<br />

15. Oktober 2017, Ironman Hawaii<br />

Die Ironman-WM ist nicht nur ein Kräftemessen<br />

der weltbesten Ausdauerathleten.<br />

Sie ist auch ein Kräftemessen mentaler<br />

Stärke. Das weiß auch Lucy Charles, in<br />

dem Jahr Danielas härteste Konkurrentin.<br />

Die junge Britin legt im Schwimmen,<br />

Danielas schwächster Disziplin, eine Bombenzeit<br />

vor. Sie braucht für die 3,86 Kilometer<br />

nur fünf Sekunden länger als die<br />

Steil bergauf: Daniela Ryf entwickelte sich vom Schweizer Ausnahmetalent<br />

zur besten Triathletin der Welt.<br />

THE RED BULLETIN 53


„ES IST UNWICHTIG,<br />

WIE VIELTE DU BEI<br />

DER ZWISCHEN ZEIT<br />

BIST. DU MUSST IM<br />

ZIEL DIE ERSTE SEIN.“<br />

Daniela ist lieber Jägerin als Gejagte.<br />

55


48:43 Minuten des 18 Jahre alten Streckenrekords.<br />

Mehr noch: Sie baut diesen Vorsprung<br />

im Radfahren, Danielas stärkster<br />

Disziplin, sogar noch aus. Nach der Halbdistanz<br />

liegt Daniela sechs Minuten zurück.<br />

Doch dann dreht sie richtig auf.<br />

„Es ist nicht wichtig, Wievielte du bei<br />

der Zwischenzeit bist. Es ist wichtig, dass<br />

du die Erste im Ziel bist“, sagt Daniela Ryf.<br />

Das gilt für jede Aufgabe, die sich über<br />

längere Zeit erstreckt. Und ganz besonders<br />

für einen Ironman, bei dem „das Rennen<br />

erst nach fünf, sechs Stunden so richtig<br />

beginnt“. Doch wie bleibt man cool,<br />

obwohl man in einem sportlichen Wettkampf<br />

oder einer beruflichen Konkurrenzsituation<br />

Boden auf die Konkurrenten verloren<br />

hat? „Es ist für den Jäger leichter,<br />

cool zu bleiben, als für den Gejagten“,<br />

findet Daniela, „denn es ist der Jäger, der<br />

die Situation unter Kontrolle hat. Der Gejagte<br />

hat eine Bedrohung im Genick, der<br />

Jäger eine Karotte vor der Nase. Er kann<br />

den Konkurrenten vor sich in aller Ruhe<br />

beobachten, studieren und anvisieren. Der<br />

Gejagte muss sein Tempo halten und hoffen,<br />

dass er keinen Einbruch hat. So kann<br />

sich der Jäger ganz genau einteilen, wann<br />

er aufs Ganze gehen und überholen will.“<br />

So wie Daniela, die beim Ironman Hawaii<br />

2017 auf den letzten 40 Kilo metern der<br />

Radstrecke voll aufdreht, in Führung geht<br />

und ihren Vorsprung beim Laufen sogar<br />

noch ausbaut. Am Ende läuft sie mit<br />

Tränen in den Augen fast neun Minuten<br />

vor Lucy Charles ins Ziel.<br />

„ICH MALE MIR<br />

AUS, WIE ICH EIN<br />

STÜCK BALLAST<br />

ABWERFE.“<br />

WAS HEUTE BREMST,<br />

MACHT MORGEN SCHNELLER<br />

März 2017, Trainingseinheit, Gran Canaria<br />

Daniela steckt mitten in der Vorbereitung<br />

auf eine Saison, in der sie sich selbst<br />

übertreffen will. Es ist noch früh im Jahr,<br />

doch sie kann bereits das Gefühl spüren,<br />

das sie so liebt: das Spiel perfekt austrainierter<br />

Muskeln, die geballte Energie<br />

in Armen und Beinen. Heute Morgen<br />

steht Schwimmtraining auf dem Programm.<br />

Mit jedem ihrer weit ausladenden<br />

Tempi schiebt sie eine Badewanne<br />

voll Wasser hinter sich. Auf einmal zerreißt<br />

ein Stich zwischen den Schulterblättern<br />

ihre Konzentration. Ein Muskel<br />

ist gezerrt. Am nächsten Morgen kann sie<br />

kaum noch den Kopf drehen, zehn Tage<br />

lang muss sie komplett pausieren. Wie<br />

zur Hölle soll sie so ihr erstes Saisonziel,<br />

den Ironman Südafrika, bestreiten?<br />

„Diese Verletzung brachte meine Vorbereitung<br />

komplett durcheinander“, erinnert<br />

sich Daniela. Statt jeden Tag noch<br />

härter zu trainieren, war sie zum Stillhalten<br />

verurteilt. „Ich fühlte mich gar nicht<br />

mehr wie eine Athletin“, sagt sie. Ein paar<br />

Tage vergehen, dann stellt sie ihr Denken<br />

um; setzt sich ihre Ziele nicht mehr mit<br />

Stoppuhr und Kilometerzähler, sondern<br />

in Genesungsschritten. Als sie den Kopf<br />

einen Zentimeter weiter drehen kann als<br />

in der Vorwoche, feiert sie das als Erfolgserlebnis.<br />

Am Tag vor dem ersten Ironman<br />

des Jahres ist trotzdem unklar, ob sie die<br />

Schwimmstrecke überhaupt bewältigt.<br />

Ein Chiropraktiker behandelt sie noch<br />

kurz vor dem Start. Dann stürzt sie sich<br />

ins Wasser, bewältigt die Schwimmstrecke,<br />

dreht am Rad voll auf, gewinnt<br />

schlussendlich das Rennen. Ein Happy<br />

End? Nein, der starke Anfang einer kraftvollen<br />

Mental-Geheimwaffe. Denn alles,<br />

was dich einmal gebremst hat, ist ein<br />

Stück Ballast, das du beim nächsten Mal<br />

abwerfen kannst. „Seit Südafrika gehe ich<br />

bei jedem Rennen befreiter an den Start.<br />

Ich stelle mir vor, wie sehr mich diese Verletzung<br />

eingeschränkt hat – und dass sie<br />

mich trotzdem nicht am Siegen hindern<br />

konnte. Und dann freue ich mich, dass<br />

mich jetzt, gerade in diesem Moment,<br />

überhaupt nichts einschränkt. Ich male<br />

mir aus, wie ich das Stück Ballast von<br />

damals abwerfe und deshalb heute noch<br />

mehr schaffen kann. Dieser Gedanke ist<br />

für mich wie ein Extra-Ass im Ärmel.“<br />

FEHLER HELFEN DIR,<br />

KLÜGER ZU WERDEN<br />

3. Juli 2016, Ironman-Europameisterschaft,<br />

Frankfurt/<strong>Mai</strong>n<br />

Die Europameisterschaft in Frankfurt ist<br />

ein wichtiges Rennen für Daniela. Sie will<br />

sich für den Saisonhöhepunkt in Kona,<br />

Hawaii, quali fizieren. Und sie möchte hier<br />

wie im Vorjahr gewinnen – als Standortbestimmung,<br />

aber auch um Selbstvertrauen<br />

für die kommenden Rennen zu tanken.<br />

Doch es läuft schon im Wasser nicht nach<br />

Plan. Das Wetter ist kühl, das Wasser ist es<br />

auch, und Daniela findet ihren Rhythmus<br />

nicht. Sie hofft auf ihre Spezialdisziplin,<br />

das Radfahren. Und muss erkennen, dass<br />

ihre Probleme größer statt kleiner werden.<br />

Mit 40 km/h im kalten Wind kühlt Daniela<br />

sie immer mehr aus, bis ihr ausgezehrter<br />

Körper (1,75 Meter, 57 Kilo) streikt. Sie<br />

bringt keine Kraft mehr aufs Pedal, verliert<br />

Position um Position. Und gibt schließlich<br />

zum ersten Mal in ihrem Leben auf, tief<br />

enttäuscht und gedemütigt.<br />

„Das war ein bitterer Tag für mich“,<br />

sagt Daniela, „aber auch ein lehrreicher.“<br />

Denn Daniela nimmt zwei wertvolle<br />

56 THE RED BULLETIN


Schon jetzt topfit: Daniela (hier beim Fotoshooting daheim in Solothurn) will im Herbst den fünften Hawaii-Titel holen.<br />

Lektionen aus Frankfurt mit. Die erste:<br />

„Ich dachte immer, ich könne alles erreichen,<br />

wenn ich nur hart genug trainiere<br />

und alles aus meinem Körper heraushole.<br />

Aber ich muss auch auf die kleinen Details<br />

achten, die mein Körper braucht, um perfekt<br />

funktionieren zu können.“ In diesem<br />

Fall hätte es zum Bespiel gereicht, beim<br />

Wechsel aufs Rad eine zusätzliche Schicht<br />

Kleidung überzuziehen, vielleicht sogar<br />

nur ein Paar Ärmlinge. Und die zweite<br />

Lektion? „Es zählt nicht, wie gut ich bin,<br />

wenn ich gut bin. Sondern wie gut ich<br />

bin, wenn ich schlecht bin. Seit diesem<br />

Tag weiß ich: Ich bin nur dann wirklich<br />

seriös vorbereitet, wenn ich ein Rennen<br />

auch an einem schlechten Tag gewinnen<br />

kann.“ Die allerwichtigste Erkenntnis<br />

ist aber die: Man kann sich über Fehler<br />

ärgern. Aber besser ist es, wie Daniela<br />

aus ihnen zu lernen.<br />

NIEDERLAGEN<br />

FOKUSSIEREN DEINE SINNE<br />

11. Oktober 2014, Ironman Hawaii<br />

Einen Monat nach ihrem Sieg bei der Ironman-70.3-WM<br />

in Kanada geht Daniela<br />

zum ersten Mal in Kona an den Start. Sie<br />

hat eine mega-erfolgreiche Saison hinter<br />

sich, hat in diesem Jahr mehr WTC-Preis­<br />

THE RED BULLETIN 57


Rückschläge gehören zu jeder Sportlerbiografie. Daniela versucht nicht,<br />

sie zu überwinden – sondern aktiv als Motor zu nutzen.<br />

gelder als jede andere Athletin kassiert.<br />

Und sie spielt ihre Überlegenheit am Rad<br />

auf der Langdistanz voll aus: Nach achteinhalb<br />

Stunden liegt sie überlegen in<br />

Führung, drauf und dran, gleich bei ihrer<br />

ersten Teilnahme den Titel zu holen.<br />

Doch fünf Kilometer vor dem Ziel ist der<br />

Ofen aus: Die Australierin Mirinda Carfrae<br />

hat zehn Minuten Rückstand aufgeholt.<br />

Sie schließt zu Daniela auf, überholt<br />

und legt ein Tempo vor, dem die<br />

Schweizerin nicht mehr folgen kann.<br />

„Nach dem Rennen war ich zwar stolz,<br />

das Beste gegeben zu haben“, sagt Daniela,<br />

„aber schon im Ziel dachte ich an das<br />

nächste Jahr. Ich wusste ja jetzt, wie wenig<br />

mir auf den Sieg gefehlt hatte.“ Von nun an<br />

steht sie jeden Morgen mit dem gleichen<br />

Gedanken auf. Sie spielt den Augenblick,<br />

in dem Mirinda zu ihr aufschloss und<br />

dann mit unwiderstehlicher Pace an ihr<br />

vorbeizog, millionenmal in ihrem Kopfkino<br />

ab. Und beginnt im Jahr darauf<br />

mit ihrer Siegesserie. „Dass ich nicht mit<br />

Mirinda mithalten konnte, motiviert mich<br />

noch heute bei jedem Training“, sagt sie.<br />

Im Rennen sind inzwischen jüngere<br />

Athletinnen gefährlicher als Mirinda.<br />

Im Training ist der Gedanke an sie noch<br />

immer Danielas stärkste Motivation.<br />

„Wenn ich mir vorstelle, wie Mirinda<br />

neben mir auftaucht, trete ich sofort<br />

einen Gang härter oder laufe 1 km/h<br />

schneller.“ So verwandelte Daniela eine<br />

Niederlage in perfektes Kopfkino-Material,<br />

das ihren Anstrengungen Sinn gibt.<br />

Und damit in die Grundlage Dutzender<br />

darauffolgender Siege. Eigentlich kein<br />

schlechter Tausch.<br />

PECH MOBILISIERT<br />

DEINE ENERGIERESERVEN<br />

13. Oktober 2018, Ironman Hawaii<br />

Drei Minuten vor dem Start des wichtigsten<br />

Rennens im Jahr fühlt sich die<br />

Titelverteidigerin unschlagbar. Sie ist in<br />

fantastischer Form, sie hat alle ihre Hausaufgaben<br />

gemacht. Zwei Minuten vor<br />

dem Start wird sie an beiden Oberarmen<br />

knapp unter der Achsel von einer Qualle<br />

gestochen. Der Schmerz schießt ihr bis<br />

in die Fingerspitzen. Im vergangenen Jahr<br />

musste ein Athlet das Rennen aus dem<br />

gleichen Grund aufgeben und landete direkt<br />

im Krankenhaus. Sie lässt sich nichts<br />

anmerken, wirft sich mit den anderen ins<br />

Getümmel. Zuerst wird der Schmerz mit<br />

jedem Schwimmtempo schlimmer, und<br />

sie verliert Meter um Meter. Dann werden<br />

ihre Arme taub, und Daniela beginnt<br />

zu zweifeln, ob sie die 3,86-Kilometer­<br />

Distanz im Wasser überhaupt bewältigen<br />

kann. An einen Spitzenplatz denkt sie<br />

jetzt nicht mehr, nur noch daran, aus<br />

Respekt vor dem Rennen irgendwie<br />

weiter zumachen. Sie rechnet bereits mit<br />

einer 14-, 15-Stunden-Zeit. Denkt, sie<br />

liege abgeschlagen auf dem letzten Platz.<br />

Doch beim Wechsel aufs Rad wird ihr<br />

bewusst, dass sie beim Schwimmen nur<br />

zehn Minuten verloren hat. Vielleicht ist<br />

ja doch noch mehr drin?<br />

„Im Wasser durchlief ich alle Emotionen,<br />

die man sich vorstellen kann“, sagt<br />

Daniela, „aber am Rad konnte ich wieder<br />

klarer denken.“ Daniela beschließt, dem<br />

Quallenstich eine neue Bedeutung zu<br />

geben. „Ich stellte mir vor, wie mit dem<br />

Schmerz eine Extraportion Wut und<br />

zusätzliche Energie in meinen Körper<br />

gelangt ist. Und dass ich beides nur aus<br />

meinem Körper bekomme, wenn ich<br />

umso härter und entfesselter in die Pedale<br />

trete.“ Daniela fährt so schnell wie noch<br />

nie zuvor in ihrem Leben. Überholt eine<br />

Gegnerin nach der anderen, wechselt mit<br />

der schnellsten Radzeit, die jemals eine<br />

Athletin in Kona fuhr, auf die Laufstrecke.<br />

Sie beendet das Rennen nach 8 Stunden,<br />

26 Minuten und 18 Sekunden nicht nur als<br />

Weltmeisterin, sondern auch mit neuem<br />

Streckenrekord. Und beweist damit, dass<br />

unser innerer Transformator negative in<br />

produktive Energie umwandelt – und aus<br />

Schmerzen zusätzliche Power gewinnt.<br />

Am 5. <strong>Mai</strong> setzt sich Daniela Ryf als Botschafterin<br />

für den Wings for Life World Run ein.<br />

Infos, Anmeldungen: wingsforlifeworldrun.com<br />

danielaryf.ch<br />

58 THE RED BULLETIN


„MIT DEM<br />

SCHMERZ KAM<br />

EXTRA-ENERGIE IN<br />

MEINEN KÖRPER.“<br />

Daniela über ihren Quallenstich<br />

beim Ironman Hawaii


Steil: Dani Pedrosa<br />

2018 auf dem TT Circuit<br />

Assen, Niederlande.<br />

Bei Destination <strong>Red</strong> Bull<br />

fungiert der Spanier<br />

als einer deiner Coaches.<br />

60


H O W T O<br />

WIE<br />

GEHT<br />

DAS?<br />

PROFIS<br />

ZEIGEN,<br />

WIE MAN’S<br />

MACHT<br />

Für Motorradfahrer sind<br />

angeschliffene Kniepads<br />

der Ritterschlag. Bei<br />

Destination <strong>Red</strong> Bull lernst<br />

du von MotoGP-Legenden<br />

die perfekte Kurvenlage.<br />

GETTY IMAGES WERNER JESSNER


H O W T O<br />

SO<br />

GEHT<br />

DAS!<br />

PROFIS<br />

ZEIGEN,<br />

WIE MAN’S<br />

MACHT<br />

Halte den Kopf<br />

gerade.<br />

Häng dich mit<br />

der Kniebeuge<br />

im Tank ein.<br />

Stell dich<br />

mit den Fußspitzen<br />

auf<br />

die Fußrasten.<br />

Das Knie muss zum Boden,<br />

bis es kratzt und die neuen<br />

Schleifpads endlich aussehen,<br />

wie sie sollen. Der<br />

Kurvenguide in 10 Schritten:<br />

Winkle das<br />

kurveninnere<br />

Bein ab und<br />

spreiz es<br />

nach außen.<br />

Unser Experte:<br />

Sete Gibernau,<br />

46, Destination<br />

<strong>Red</strong> Bull-Coach<br />

(s. Kasten rechts)<br />

mit 179 Rennen in<br />

der Motorrad-WM<br />

Bleib locker, und erinnere dich<br />

1 während der Fahrt daran. Klammere<br />

dich nicht am Lenker fest, sondern<br />

führe ihn ohne Gewalt. Atme bewusst.<br />

Auch wenn’s gleich schräg wird:<br />

2 Halte den Kopf gerade. Die Augen<br />

bleiben immer parallel zum Untergrund.<br />

Nur so kannst du Kurven korrekt einschätzen.<br />

Wir beginnen mit einer Linkskurve.<br />

Das ist für die meisten<br />

3<br />

Fahrer leichter, da die Gashand dann<br />

außen ist und es mehr Platz für<br />

Korrekturen aus dem Ellbogen gibt.<br />

Stell dich beim Anbremsen der<br />

4 Kurve mit den Fußspitzen auf die<br />

Fußrasten. So verhinderst du, dass die<br />

Sohle unerwünschten Bodenkontakt<br />

kriegt und Zehen angeschliffen werden.<br />

Bewege nach der Bremsphase<br />

5 den Körperschwerpunkt nach<br />

innen, indem du Gewicht verlagerst<br />

und dich mit der Kniebeuge im<br />

Tank einhängst. Das erfolgt in einer<br />

einzigen flüssigen Bewegung. Keine<br />

Hektik!<br />

Man kann alles übertreiben:<br />

Hier litt auch die Hose.<br />

Ob Amateur oder Profi (wie hier im MotoGP): Die Grundtechnik ist gleich.<br />

Winkle das kurveninnere Bein<br />

6 ab und spreiz es nach außen.<br />

Am Anfang kannst du ruhig ein wenig<br />

übertreiben.<br />

Mach ein leichtes Hohlkreuz.<br />

7 Dadurch nimmst du automatisch<br />

eine tiefe Position am Bike<br />

ein, was es erleichtert, das Knie<br />

tatsächlich zum Boden zu bringen.<br />

Die Bremsen sind ab jetzt<br />

8 tabu. Roll in die Kurve rein<br />

und schau zum Kurvenausgang –<br />

also ein wenig weiter voraus, als<br />

du instinktiv möchtest.<br />

Mit der Gashand modulierst du<br />

9 die Schräglage: Wenn du das<br />

Gas ein wenig schließt, kippst du<br />

nach innen. Drehst du es auf, richtet<br />

sich das Bike auf. Übe das! Diese<br />

Phase braucht Übung und Gefühl.<br />

Früher oder später kratzt<br />

10 es am Knie. Gratulation,<br />

geschafft! Bleib cool (Punkt 1) –<br />

du willst die Kurve ja auch wieder<br />

verlassen. Öffne das Gas und lass<br />

die Zentrifugalkraft das Bike<br />

aufrichten. Das machen wir jetzt<br />

den ganzen Tag!<br />

GETTY IMAGES TOM MACKINGER<br />

62 THE RED BULLETIN


DEINE REISE-GUIDES<br />

Eines der Reise-Highlights: am Sozius der zweisitzigen MotoGP-Ducati mitfahren<br />

GANZ NAH<br />

AN DER ACTION<br />

Destination <strong>Red</strong> Bull bringt dich hinter die Kulissen<br />

des MotoGP in Barcelona. Und mit zwei Top-<br />

Trainern auf eine exklusive Privatstrecke.<br />

DANI PEDROSA muss man keinem<br />

MotoGP-Fan erklären: Der dreifache<br />

Weltmeister (125 und 250 Kubik) gehörte<br />

18 Jahre lang zu den Fixsternen<br />

der Motorrad-WM. Dem Spanier flogen<br />

die Herzen nicht nur wegen seines<br />

Fahrstils zu, sondern auch wegen der<br />

Beharrlichkeit, mit der er Rückschläge<br />

wegsteckte. Erst letzten Herbst beendete der ewige Honda-<br />

Werkspilot nach 295 Rennen seine aktive Karriere – um<br />

bei KTM als Test- und Entwicklungsfahrer anzuheuern.<br />

SETE GIBERNAU ist geradezu mit<br />

dem Motorrad aufgewachsen, hat<br />

doch sein Großvater Don Paco Bultó<br />

einst die legendäre Motorradschmiede<br />

Bultaco gegründet. 1992 bis 2006 sowie<br />

im Jahr 2009 bestritt der Spanier<br />

WM-Rennen. Höhepunkt: In den Jahren<br />

2003 und 2004 wurde er jeweils Vizeweltmeister<br />

hinter Valentino Rossi. Nach seinem Rücktritt<br />

beriet er Dani Pedrosa, bis er 2018 sein Comeback ankündigte<br />

– in der MotoE, der WM für Elektromotorräder.<br />

MARC ROBINOT, TANDEM, SHUTTERSTOCK BLAGOVESTA BAKARADJIEVA<br />

Oben: das W Hotel am Strand von Barcelona. Unten: der Blick auf die Sagrada Família<br />

EXKLUSIV:<br />

DEIN TRAININGSGELÄNDE<br />

Sete Gibernaus<br />

Privatstrecke<br />

Ein Tag MotoGP-Training<br />

auf Sete Gibernaus Privatstrecke<br />

mit Dani Pedrosa<br />

Mitfahrgelegenheit auf<br />

der zweisitzigen MotoGP-<br />

Ducati<br />

Reisetag eins verbringst<br />

du auf der<br />

Privatstrecke von<br />

Sete Gibernau,<br />

130 Kilometer von<br />

Bar ce lona entfernt<br />

in der Region von<br />

Girona. Der Track<br />

hat verschiedene<br />

Layouts, die man<br />

miteinander kombinieren kann. Die längste Variante misst<br />

1,3 Kilometer und hat über 20 Kurven. Viele davon sind<br />

realen Vorbildern aktueller MotoGP- und Formel-1-Stre cken<br />

nachgebildet. Der griffige Asphalt wurde speziell ausgesucht,<br />

um Motorrädern ein Maximum an Grip zu bieten.<br />

DEINE DESTINATION RED BULL-REISE<br />

„<strong>Red</strong> Bull MotoGP Experience“<br />

von 14. bis 16. Juni <strong>2019</strong>. Die Highlights:<br />

VIP-Package für den<br />

MotoGP Barcelona<br />

Zutritt zur Pit Lane und zur<br />

<strong>Red</strong> Bull Energy Station<br />

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THE RED BULLETIN 63


ALLES, NUR KEIN<br />

MITTELMASS<br />

Ihr Lebensraum: die Bühne.<br />

Ihr Feind: die Durchschnittlichkeit.<br />

Ihre Waffen: optische Exzentrik<br />

und provokante Eloquenz.<br />

Ihre Mission: ein poetisch<br />

sinnlicher Flirt mit dem Leben.<br />

Vorhang auf für LISA ECKHART!<br />

Text NINA KALTENBÖCK<br />

64<br />

Fotos MATO JOHANNIK


Lisa Eckhart<br />

hat nie daran<br />

gezweifelt,<br />

dass sie das<br />

Publikum<br />

„braucht und<br />

auch verdient“.


Gut ist nicht gut<br />

genug, denn das<br />

Mittelmaß macht<br />

unsichtbar. Deshalb<br />

wurde aus Lisa<br />

Lasselsberger aus<br />

Leoben irgendwie<br />

die Tilda Swinton<br />

der Poesie.


,,G<br />

leichgültigkeit ist die Rache der Welt an<br />

den Mittelmäßigen“, meinte Oscar Wilde.<br />

Wer nach Aufmerksamkeit giert, sollte<br />

sich also tunlichst vor der Norm hüten.<br />

Oder aus der Not eine Tugend machen. In<br />

Lisa Eckharts Fall war es ihre schlecht ausgebildete<br />

Sprache, die bereits der Volksschullehrerin<br />

Sorgenfalten auf die Stirn<br />

trieb. Nachdem die kleine Lisa bei ihren<br />

Groß eltern in der Provinz nahe Leoben<br />

auf gewachsen war, habe sie wie ein „legasthenisches<br />

Wolfskind kommuniziert,<br />

dem Grammatik als Dekadenz verkauft<br />

wurde“. Die Steirerin „lernte erst einmal<br />

Deutsch als Fremdsprache“, brütete dann<br />

bevorzugt über ihren Büchern und parliert<br />

heute höchst geschliffen.<br />

In Wien und an der Pariser Sorbonne<br />

studierte die heute 26-Jährige Germanistik<br />

und Slawistik, in London unterrichtete sie<br />

Französisch. Den Plan, wie ihre Mutter<br />

Lehrerin zu werden, legte sie ad acta, nach<br />

fast 20-maligem erfolglosen Vorsprechen<br />

auch die Vision, als Schauspielerin bekannt<br />

zu werden. Nun hat sich Lisa Eckhart als<br />

Poesie-Dandy in grellen Versace-Hemdchen<br />

einen Namen gemacht. Sie wurde<br />

mit dem Salzburger Stier <strong>2019</strong> sowie mit<br />

dem öster reichischen als auch deutschen<br />

Kabarett-Förderpreis ausgezeichnet.<br />

the red bulletin: Es gibt keine zweite<br />

Chance für den ersten Eindruck. Du<br />

bist eine scharfsinnige Beobachterin.<br />

Welchen Eindruck hast du von mir?<br />

Fühl dich frei, du lästerst doch gern …<br />

lisa eckhart: Da muss ich gleich vorab<br />

enttäuschen. Da du eine Frau bist und als<br />

Sexualobjekt nicht in Frage kommst, hält<br />

sich mein Interesse in Grenzen. Deswegen<br />

will ich mich auch nicht auf eine Persönlichkeitsanalyse<br />

einlassen.<br />

Elegant entkommen. Stell dir vor,<br />

du müsstest dich selbst persiflieren.<br />

Was fällt dir auf?<br />

Was Menschen am irritierendsten an mir<br />

finden, sind die langen Fingernägel. Ich<br />

fand das sehr schön, dass jemand einmal<br />

in einem Artikel geschrieben hat: „Frau<br />

Eckhart versprüht einen Drogeriemarkt-<br />

Chic mit ihren billigen Plastiknägeln.“<br />

Das hat mir sehr imponiert. Das war damals<br />

ein sehr respektvolles Gespräch. Die<br />

Menschen verbinden diese Nägel offenbar<br />

nicht unbedingt mit einem größeren<br />

Intellekt als dem eines Schwamms.<br />

Haben diese Krallen schon einmal dich,<br />

deinen Partner oder Strumpfhosen<br />

verletzt?<br />

Im Gegenteil. Sie haben einen medizinischen<br />

Zweck, weil ich eine zwangsneurotische<br />

Kratzerin bin.<br />

Vielleicht ist es ja keine Zwangsneurose,<br />

sondern eine Histaminintoleranz?<br />

Ich nenne es Neurodermitis.<br />

Bist du mit dir selbst kritischer als<br />

mit anderen?<br />

Ich bin wahnsinnig kritisch. Ich habe<br />

Momente der schlimmsten Selbstzweifel,<br />

wo ich mir keine Existenzberechtigung<br />

zusprechen würde. Die alternieren aber<br />

zum Glück mit Momenten des schönsten<br />

Größenwahns, wo ich mir denke: „Was<br />

sollen alle anderen Menschen auf diesem<br />

Planeten? Mit mir würde es reichen!“<br />

Das schwankt eben leider sehr extrem.<br />

In welcher Stimme schimpfst du<br />

mit dir?<br />

Es hat einen sehr alttestamentarischen<br />

Tonfall. Es ist kategorisch. Es lässt kein<br />

Schlupfloch des Dialektalen, dass es vielleicht<br />

niedlich klingen könnte. Es ist sehr<br />

herrisch und lässt mir keine Chance zu<br />

entkommen.<br />

Kennst du deinen IQ?<br />

Nein, es interessiert<br />

mich auch nicht. Ich<br />

habe keinen Fetisch<br />

für Zahlen. Ich möchte<br />

meinen IQ genauso<br />

wenig wissen wie<br />

mein Gewicht.<br />

Kommen wir zu der wenig geschätzten<br />

Frage nach der Bühnenfigur<br />

Lisa Eckhart. Meine <strong>The</strong>orie ist, dass<br />

Künstler Figuren erschaffen, die mit<br />

ihrem wahren Charakter nicht viel<br />

zu tun haben. Bist du auf der Bühne<br />

die herrische Diva, aber zu Hause das<br />

anschmieg same Schmusekätzchen?<br />

Ich bin sicher privat ein Kätzchen, aber<br />

ich finde, dass ich auch auf der Bühne<br />

ein Kätzchen bin – in gewisser Hinsicht.<br />

Mit Krallen.<br />

Ja. Ich versuche – im Gegensatz zu Kolleginnen<br />

– nicht etwas unfassbar Hartes<br />

darzustellen, etwas, das nicht lächelt,<br />

etwas Trockenes. Es ist mir wichtig, dass<br />

es immer ein charmantes Lächeln trägt.<br />

Ich bin sowohl auf der Bühne als auch<br />

abseits davon ein wahnsinnig heiterer<br />

Mensch. Die Bühnenfigur ist bei mir nicht<br />

etwas Künstliches. Seit ich die Bühne habe,<br />

muss ich privat nicht mehr ich selbst sein.<br />

Ich will privat den Weg des geringsten<br />

Widerstandes gehen, weil ich weiß, ich<br />

kann mich sowieso auf der Bühne entfalten.<br />

Was ich wirklich von der Welt halte,<br />

sehen die Menschen auf der Bühne.<br />

Die Erste, die deine Texte zu hören<br />

bekommt, ist deine Mutter. Sie war bei<br />

deiner Geburt neunzehn. Bis zur Volksschule<br />

bist du bei deinen Großeltern<br />

am Land aufgewachsen. Nimmst du das<br />

deiner Mama übel?<br />

Nein. Keinesfalls. Ich gedenke exakt dasselbe<br />

mit meinem Kind zu tun. (Lacht.)<br />

Natürlich prägt einen das, wenn man in<br />

so einem geriatrischen Umfeld aufwächst.<br />

Deswegen hab ich wohl mehr Charakterzüge<br />

eines Pensionisten in mir als die<br />

eines Menschen meines Alters.<br />

Du bist 26. Was will die alte Frau in dir?<br />

Ich sehne mich nach Entschleunigung,<br />

nicht nach Schnelllebigkeit. Bei mir fragt<br />

man besser einen Monat vorher an, ob<br />

man Kaffee trinken geht, damit ich mich<br />

psychisch darauf einstellen kann. Spontane<br />

Planung liegt mir fern. Es muss alles<br />

minutiös koordiniert sein.<br />

Du wirst vielleicht auch Nachwuchs<br />

zeugen. Was wärst du für eine Mutter?<br />

Ich bin ein großer Freund von Disziplin.<br />

Disziplin schadet einfach nicht, um überhaupt<br />

eine Lust an Freiheit und Rebellion<br />

zu entwickeln. Was ich der liberalen<br />

Erziehung vorwerfe, ist, dass sie keine<br />

Grenzen setzt. Dieses entgrenzte Dasein<br />

erlegt den Kindern eine furchtbare Bürde<br />

THE RED BULLETIN 67


Welchen Charakter<br />

müsste dein<br />

Haustier haben?<br />

Es müsste der<br />

deutschen Sprache<br />

mächtig sein. Nur<br />

zum Streicheln, ohne<br />

mich intellek tuell<br />

zu unterhalten,<br />

hat es keinen Platz<br />

in meiner Wohnung.<br />

auf, weil sie Strafinstanzen brauchen,<br />

um nicht ein völlig diktatorisches Über-<br />

Ich zu entwickeln.<br />

Inwiefern haben dir deine Eltern<br />

seinerzeit Grenzen gesetzt?<br />

Sicher im Zuspruch. Wofür ich meinen<br />

Eltern sehr dankbar bin: dass sie nicht<br />

meine ersten widerwärtigen Krakeleien<br />

aus dem Kindergarten an den Kühlschrank<br />

gehängt haben. Sie haben gesagt:<br />

„Wir hängen deine Zeichnungen auf,<br />

wenn sie künstlerisch wertvoll sind.“<br />

Im ersten Moment war ich vielleicht in<br />

meiner Eitelkeit gekränkt, aber es hat<br />

mich angespornt, etwas Wertvolles zu<br />

produzieren. Es wurde nicht jeder Stuhlgang<br />

beklatscht, sondern nur wenn es<br />

ein eindrucksvoller Stuhlgang war.<br />

Bleiben Lob und Anerkennung also<br />

nur etwas Besonderes, wenn man sparsam<br />

damit umgeht?<br />

Ja, weil es niemandem schadet, ein bisschen<br />

buhlen zu müssen und sich etwas<br />

zu erarbeiten. Denn sonst erziehen wir<br />

megalomane Größenwahnsinnige, die<br />

sich dann in einer Welt wiederfinden, die<br />

keine Standing Ovations für irgendetwas<br />

Minderwertiges spendet. Das kann nämlich<br />

sehr ungemütlich werden.<br />

Gab es in deinem Leben schon einmal<br />

die vollständige Anerkennung?<br />

Von mir nicht. Und von anderen bedeutet<br />

sie ohnehin nichts. Wenn ich mir nicht<br />

die Absolution erteile, können andere lobhudeln,<br />

so viel sie wollen.<br />

Was hat dir deine Großmutter vermittelt,<br />

bei der du fünf Jahre deiner<br />

Kindheit verbracht hast?<br />

Sie war es, die diese Liebe zur Sprache<br />

gesät hat. Sie hat es ex negativo gemacht,<br />

indem sie sich als großer Feind von Grammatik<br />

und sprachlicher Korrektheit zeigte.<br />

Ich hab nach diesen fünf Jahren einen<br />

horrenden Dialekt gesprochen, was eine<br />

unfassbare Motivation zur Überkompensation<br />

bewirkt hat, weil ich quasi nicht<br />

mit Menschen kommunizieren konnte.<br />

Wie wurde deine Schwäche zur Stärke?<br />

In der Schule haben sie mir gesagt, wir<br />

erkennen Worte, aber das kann man<br />

doch nicht als Sprache bezeichnen. Da<br />

musste ich schnell aufholen und habe aus<br />

dieser Kränkung dann übers Ziel hinausgeschossen<br />

und mich sehr eindringlich<br />

mit Sprache beschäftigt. Ich wollte auch<br />

eine Zeitlang alle Sprachen lernen, habe<br />

mich dann mit fünf oder sechs beschäftigt<br />

und gemerkt, es ist das Meine, mich in<br />

einer Sprache zu perfektionieren. Nicht<br />

in so einem Sinne, dass ich mit Menschen<br />

in Dialog treten kann, sondern dass ich<br />

ihnen einen Monolog liefern kann, der sie<br />

nicht langweilt.<br />

Das tust du auf der Bühne und scheinst<br />

mit deinen charmanten Frechheiten<br />

und Taktlosigkeiten gut zu fahren.<br />

Wie geht das?<br />

Es braucht eine gewisse Raffinesse und<br />

Anmut. Wenn man die nicht hat, sollte<br />

man davon Abstand nehmen. Sonst hat es<br />

etwas Görenhaftes. Die reine Provokation<br />

wird immer anecken, und das zu Recht.<br />

Weil sie einfach plump ist.<br />

Du strahlst auf der Bühne eine gewisse<br />

Großspurigkeit aus. Kommt Hochmut<br />

vor dem Fall, oder bekommt Hochmut<br />

reichlich Beifall?<br />

Ich bin immer wieder erstaunt, dass<br />

Menschen das als Hochmut begreifen.<br />

Wir sind heute alle sehr auf das Selbst<br />

zentriert. Mir geht es darum, eine Persönlichkeit<br />

zu entwickeln, während andere<br />

einen Narzissmus pflegen, der alle äußeren<br />

Faktoren abschabt, bis man zu einem<br />

Wesenskern kommt, der völlig leer und<br />

nichtig ist. Das machen Menschen, wenn<br />

sie versuchen, sie selbst zu sein. Diesem<br />

„Sei du selbst“ setze ich gerne „Werde,<br />

der du bist“ von Friedrich Nietzsche entgegen.<br />

Das ist Arbeit, die der Erfahrungen<br />

von außen bedarf und nicht einfach nur<br />

eines apathischen „Ich bin jetzt ich“.<br />

Mein Hochmut arbeitet und konstruiert<br />

etwas, anstatt ein irrelevantes Selbst<br />

an den Tag zu legen.<br />

Woher hast du anfänglich den Glauben<br />

an dich genommen?<br />

Bei meinen ersten Auftritten war ich fest<br />

davon überzeugt, das wird nie ein großes<br />

Publikum finden, aber ich dachte, ich fühl<br />

mich wohl auf der Bühne. Mit Zuspruch<br />

hab ich nicht gerechnet. Wenn mehrere<br />

Kabarettisten an einem Abend aufgetreten<br />

sind, habe ich mich mit meinem Programm<br />

als Störelement empfunden.<br />

Von der Sollbruchstelle zum heillosen<br />

Größenwahn. Stößt eine gewisse Überheblichkeit<br />

auf der Bühne auf Gegenliebe?<br />

Oder dient sie als Schutz?<br />

Ich würde diese Figur nicht als überheblich<br />

erachten. Man wird bei mir sehr<br />

selten einen Satz hören, der mit „Ich“ beginnt.<br />

Ich rede über die Welt, und wahnsinnig<br />

selten rekurriere ich auf meine<br />

Gefühle. Es geht immer um die Strukturen<br />

und wie das System beschaffen ist. Vermutlich<br />

liegt darin die Überheblichkeit, dass<br />

ich mir anmaße, über Dinge zu sprechen<br />

und nicht über mich selbst. Weil viele<br />

Menschen nur über sich selbst sprechen<br />

können. Vielleicht empfinden sie es als<br />

arrogant, dass ich den Eindruck habe,<br />

ich habe ein Wissen, das mich selbst übersteigt.<br />

Ich behandle nicht mich auf der<br />

Bühne, das wäre mir zutiefst zuwider.<br />

Wenn du auf der Bühne über Sport-<br />

Freaks oder Smoothie-Trinker lästerst,<br />

könnte man das als überheblich betrachten<br />

…<br />

Wenn ich Menschengruppen kritisiere,<br />

sind es meist Personen, die im Publikum<br />

sind. Ich empfinde es als weitaus überheblicher,<br />

über Menschen zu reden, die<br />

nicht im Raum sind. Wenn ich etwas nicht<br />

ertrage, ist es Unhöflichkeit. Mokiere ich<br />

mich über Menschen, sind es solche, von<br />

denen ich glaube, dass sie sich zu wehren<br />

wissen.<br />

Und die dürfen sich dann gleichzeitig<br />

ärgern und darüber lachen.<br />

Es ist mir bei meiner Kritik wichtig, dass<br />

wir uns da alle im selben Dunstkreis<br />

bewegen, man nicht auf außenstehende<br />

Gruppen schimpft und sich dabei gegenseitig<br />

auf die Schulter klopft. Vieles davon<br />

betrifft ja auch mich selbst.<br />

68 THE RED BULLETIN


„Ich behandle nur<br />

Symptome, die<br />

mehrere Menschen<br />

befallen. Was<br />

hätte es sonst für<br />

eine Relevanz?“<br />

Lisa Eckhart auf die Frage,<br />

warum in ihren Programmen<br />

keine konkreten Namen fallen


Was betrifft dich?<br />

Jetzt, wo ich die sieben Todsünden behandle,<br />

kann ich mich von vielen nicht<br />

ausschließen. Ich propagiere die Trägheit.<br />

Vieles ist ein Imperativ an mich selbst. In<br />

dieser permissiven Gesellschaft ist es ja die<br />

Perfidie, dass man uns alle Sünden versaut<br />

hat, indem man uns alles erlaubt hat.<br />

Du bist glücklich vergeben. Dein Herz<br />

hat ein Mann mit Humor und Intellekt<br />

erobert?<br />

Ja. Etwas muss sich die Waage halten:<br />

dass man denkt, man ist füreinander<br />

alles, und man auch lebt, um mit dieser<br />

Liebe in die Geschichte einzugehen.<br />

Wie erhält ihr euch die Leidenschaft?<br />

Mit einer gemeinsamen Liebe zur Kunst.<br />

Nicht in dem Sinne „Wir lesen gern<br />

das gleiche Buch“, sondern mit einem<br />

faustischen Streben und einer Unersättlichkeit<br />

für alles. Ein gewisses Sehnen<br />

ist ja vorprogrammiert. Es bleibt immer<br />

eine gewisse Differenz und ein Begehren<br />

übrig. Nach dieser Kluft strebt man, glaub<br />

ich, andauernd. Bei Dating-Portalen,<br />

die einem den Menschen suchen, der<br />

perfekt mit einem korrespondiert, kann<br />

diese Kluft nicht zustande kommen,<br />

weil sich viele nur eine Kopie ihrer selbst<br />

suchen. Ich weiß nicht, wie so Liebe entstehen<br />

kann.<br />

Ist die moderne Liebe zu sehr auf<br />

Bequemlichkeit eingerichtet?<br />

Ja! Die Menschen wollen sich eigentlich<br />

nicht mehr verlieben. Sie wollen keine<br />

Risiken eingehen. Aber sich zu verlieben<br />

ist ein unglaublich aggressiver Akt, ein<br />

großes Risiko. Es ist eine Naturgewalt,<br />

die Selbstaufgabe mit einschließt. Das<br />

Aufeinanderprallen kann aber nicht stattfinden,<br />

wenn zwei hyperkompatible Menschen<br />

aufeinandertreffen und man sich<br />

nur noch sagen kann: „Magst du Musik?“<br />

– „Ja.“ – „Ich auch.“ Na pardauz, was für<br />

eine Überraschung!<br />

Wenn du immer zum<br />

selben Musikstück<br />

aufwachen müsstest,<br />

welches wäre es?<br />

„Piano Man“<br />

von Billy Joel.<br />

Die kalte Schulter:<br />

Nennen Sie Lisa<br />

Eckhart nicht Poetry-<br />

Slammerin!<br />

Verunglimpfen Sie<br />

ihr Schaffen nicht<br />

als Kleinkunst!<br />

Was sind die Schrullen, die man an<br />

dir lieben muss, damit man mit dir<br />

zurechtkommt?<br />

Ich bin ein unfassbar ungeduldiger<br />

Mensch, sei es in der Textproduktion,<br />

sei es, auf irgendetwas zu warten. Ich<br />

bin gleichzeitig ein großer Freund des<br />

Lustaufschubs. Ich bin nämlich nicht<br />

ungeduldig, was den Konsum von Sex<br />

oder Essen angeht. Da steigere ich das<br />

Warten bis ins Unerträgliche. Ich bin<br />

ein frenetischer Verfechter der Monogamie<br />

und finde große Lust darin, mir<br />

etwas zu verwehren.<br />

Was magst du sonst?<br />

„Mögen“ klingt so leidenschaftslos. Mögen<br />

tu ich tatsächlich nichts. Entweder ich liebe<br />

es oder verachte es.<br />

Was hasst du?<br />

Mittelmäßigkeit. Alles Lauwarme, Seichte.<br />

Das macht mich fertig.<br />

Worin bist du mittelmäßig?<br />

Ich bin in nichts mittelmäßig. Entweder<br />

ich kann etwas sehr, sehr gut, oder ich<br />

kann es sehr, sehr schlecht. Ich versuche<br />

auch meine Untalente zu kultivieren<br />

und dann die Schlechteste darin zu sein.<br />

Hauptsache, niemals im Mittelfeld.<br />

Was wünschst du dir?<br />

Nicht aufzuhören zu wünschen. Unbefriedigt<br />

zu bleiben. Denn Glück soll<br />

kein Dauerzustand sein.<br />

Ein imposanter Eckhart’scher Erguss,<br />

sublim bis pikant, ist ihr aktuelles<br />

Programm „Die Vorteile des Lasters“.<br />

Mehr Infos unter: lisaeckhart.com<br />

Styling SIMON WINKELMÜLLER<br />

Make-up & Hair CHRISTOPHER KOLLER<br />

Vintage-Seidenhemd GIANNI VERSACE über WOLFMILCH<br />

Lederhose RAG & BONE über AMICIS<br />

Stiefel JEFFREY CAMPBELL<br />

70 THE RED BULLETIN


DAS WARTEN HAT EIN ENDE.<br />

DIE NEUE MOTO GUZZI MITTELKLASSE-<br />

ENDURO “TUTTOTERRENO“ IST BEI DEINEM<br />

AUTORISIERTEN MOTO GUZZI HÄNDLER<br />

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PIONIERE UND<br />

GENIALE<br />

ERFINDUNGEN<br />

E-Mobilität<br />

Fließverkehr<br />

Was passiert, wenn sich Wassersport-<br />

Ikonen mit städtischen Verkehrsproblemen<br />

beschäftigen? Sie sind voll in ihrem Element.<br />

Stadtzentrum ist Stauzentrum.<br />

Egal ob mit<br />

dem Auto, im Bus oder<br />

im Taxi – irgendwann geht<br />

nichts mehr weiter. „Dabei<br />

gibt es meistens eine völlig<br />

freie Fahrbahn bis ins Herz<br />

der Stadt“, sagt Anders Bringdal,<br />

„den Wasserweg.“ Warum<br />

also nicht diesen zur Entlastung<br />

des Verkehrs nutzen?<br />

Die Vision des 51-jährigen<br />

ehemaligen Surf-Weltmeisters<br />

aus Schweden: Wassertaxis.<br />

Wenig innovativ? Abwarten!<br />

Denn die Motorboote von<br />

Seabubbles, wie Bringdals<br />

2015 gegründetes Unternehmen<br />

heißt, haben mit<br />

den aus Venedig oder Amsterdam<br />

bekannten Gefährten<br />

wenig gemein. Der Transport<br />

erfolgt dank Elektromotoren<br />

leise, emissionsfrei und – zur<br />

Freude all jener, die leicht<br />

seekrank werden – auf modernen<br />

Hydrofoils nahezu<br />

ohne Schaukeln. Verantwort-<br />

Ganz oben: der Prototyp bei der Testfahrt 2018 am Genfersee.<br />

Darunter: Vision des Docks zum Ein- und Aussteigen und Laden<br />

Das „Seabubbles“-<br />

Wassertaxi ist so groß<br />

wie ein Pkw, bietet<br />

vier Fahrgästen Platz<br />

und hebt bereits ab<br />

11 km/h ab.<br />

72 THE RED BULLETIN


lich dafür zeichnet Alain<br />

Thébault, Mastermind hinter<br />

vielen Foiling-Innovationen<br />

der letzten Jahre, zweifacher<br />

Weltrekordhalter im Speed-<br />

Segeln – und Co-Founder von<br />

Seabubbles. Bringdal: „Unser<br />

Boot ist so stabil wie ein Auto.<br />

Selbst wenn du an Bord herumspringst,<br />

spürst du kaum<br />

ein Schaukeln.“<br />

Möglich macht das unter<br />

anderem eine fein ausgeklügelte<br />

Software, die das Boot<br />

automatisch austariert. Bereits<br />

ab sechs Knoten (ca. 11 km/h)<br />

hebt man von der Wasseroberfläche<br />

ab und beginnt scheinbar<br />

zu schweben. Aktuell liegt<br />

die Spitzengeschwindigkeit<br />

bei 20 Knoten (37 km/h).<br />

Noch befindet sich Seabubbles<br />

in der Prototypenphase.<br />

Bis zur Serienreife<br />

sollen die Motoren leistungsfähiger<br />

und effizienter werden<br />

(2,5 Stunden Laufzeit bei<br />

35 Minuten Ladezeit wurden<br />

versprochen) – und der Preis<br />

von derzeit knapp 180.000<br />

Euro kleiner. Denn Bringdal<br />

hat große Ziele: bis 2024 in<br />

50 Städten Seabubbles-Wassertaxis<br />

zu etablieren.<br />

seabubbles.fr<br />

„Auf diesem Boot<br />

wird niemand seekrank.<br />

Die Software<br />

sorgt für ein Fahrgefühl<br />

wie im Auto.“<br />

IN ALLER<br />

KÜRZE<br />

DEN BALL<br />

INS<br />

ROLLEN<br />

GEBRACHT<br />

„Common Goal“:<br />

Ein Fußballprofi<br />

wird Social<br />

Entrepreneur.<br />

Gute Idee: als Fußballer<br />

Teile seines Gehalts<br />

spenden. Bessere Idee:<br />

eine Initiative starten,<br />

bei der alle spenden<br />

können. Juan Mata,<br />

Profi von Manchester<br />

United (Bild ganz oben),<br />

hat mit „Common Goal“<br />

genau das getan.<br />

Das Prinzip ist simpel:<br />

Ein Prozent des Gehalts<br />

fließt in einen Fonds für<br />

soziale Fußballprojekte.<br />

Über 75 Profis von Mats<br />

Hummels (li.) bis Alex<br />

Morgan hat Mata schon<br />

für das „gemeinsame<br />

Ziel“ gewonnen: die Welt<br />

etwas fairer zu machen.<br />

common-goal.com<br />

Mehr Inspiration für<br />

Zukunftsmacher gibt es<br />

im aktuellen INNOVATOR.<br />

Infos und Abo unter:<br />

redbulletininnovator.com<br />

FRANCIS DEMANGE, FRIENDS AND FELLOWS/RBCP LOU BOYD<br />

Hightech-Prothese<br />

Handheld, neu definiert<br />

Das britische Start-up Open Bionics revolutioniert<br />

den Prothetikmarkt: mit Roboterarmen,<br />

die einem Game-Hero nachempfunden wurden.<br />

Daniel Melville hasst<br />

mitleidige Blicke.<br />

Deshalb versteckte er<br />

seine Prothese früher meist<br />

unter langen Ärmeln. Das<br />

änderte sich vor vier Jahren,<br />

als der damals 23-jährige<br />

Brite, der ohne linken Unterarm<br />

geboren wurde, Joe<br />

Gibbard traf. Der hatte gerade<br />

mit Samantha Payne<br />

in Bristol seine Firma Open<br />

Bionics gegründet. Das Ziel:<br />

eine Roboterhand mit erschwinglichem<br />

Preis zu bauen.<br />

Melville war sofort begeistert<br />

und lieferte gleich<br />

einen entscheidenden Input:<br />

Könnte man die Prothese<br />

nicht cool aussehen lassen?<br />

Mit dem Open-Bionics-<br />

Duo entwickelte der leidenschaftliche<br />

Gamer in Folge<br />

das Design für den Prototyp<br />

einer Armprothese, angelehnt<br />

an jene des Helden der<br />

Videospielreihe „Deus Ex“.<br />

Durch Sensoren in der Haut lässt<br />

sich die bionische Hand öffnen,<br />

schließen und präzise steuern.<br />

„Medizinische Prothesen<br />

sehen abstoßend aus“, sagt<br />

Melville und präsentiert seine<br />

Alternative, den „Hero<br />

Arm“. Doch neben der Optik<br />

überzeugt auch die Funktionalität:<br />

Mit dem ein Kilogramm<br />

schweren Arm kann<br />

der Träger acht Kilo heben,<br />

dank Sensoren in der Haut<br />

greifen – und Selbstvertrauen<br />

schöpfen. Melville: „Die<br />

Leu te bitten mich nun, ihnen<br />

die Hand zu schütteln.“<br />

openbionics.com<br />

Daniel Melvilles<br />

„Hero Arm“ kostet<br />

dank 3D-Druck nur<br />

knapp 6000 Euro,<br />

ein Zehntel ver gleichbarer<br />

Prothesen.<br />

THE RED BULLETIN 73


In Bhutan kümmert sich ein eigener Minister um das<br />

Bruttonationalglück. Das Himalaya-Königreich veranstaltet<br />

aber alljährlich auch ein Fest des Leidens: das härteste<br />

Mountainbike-Eintagesrennen der Welt. Ein Widerspruch?<br />

Im Gegenteil. Das Rennen ist Teil der königlichen Initiative<br />

zur Förderung von Fitness und Wohlbefinden.<br />

Text SCOTT YORKO<br />

Fotos JUSTIN BASTIEN


DRACHENZÄHMEN<br />

FÜR FORTGESCHRITTENE<br />

Schicksalsergebene Lkw-<br />

Fahrer, Schlamm, störrische<br />

Kühe, Erdrutsche, extreme<br />

Abgründe: Das sind nur<br />

einige der Zutaten der „Tour<br />

of the Dragon“ in Bhutan.<br />

75


Scott Yorko, der furchtlose<br />

Autor dieser Geschichte,<br />

pflügt durch eines von vielen<br />

Hindernissen zwischen<br />

Bumthang und Thimphu.<br />

Bis heute gibt<br />

es in ganz<br />

Bhutan keine<br />

einzige Ampel.


Es ist zwei Uhr in dieser klammen,<br />

pechschwarzen Septembernacht in der<br />

bhutanischen Kleinstadt Bumthang,<br />

kurz vor dem Start eines der härtesten<br />

Radrennen der Welt, und es stinkt nach Kuhmist.<br />

Scheinwerfer leuchten die Szenerie grell aus, in ihrem<br />

Schein tanzt der Ordnerdienst eine Art Macarena,<br />

mit Zeitlupen-Karate-Moves zu Flötenklängen. Die<br />

6000 Einwohner der Stadt sind fast vollzählig erschienen<br />

und vertreiben sich die letzten Minuten bis<br />

zum Start damit, der Zeremonie zu folgen (oder den<br />

Porridge-Stand zu plündern).<br />

An der Startlinie starren 48 Mountainbiker auf die<br />

ölfleckige Straße, die Gesichter rot von den Reflexion<br />

der Rücklichter. In der ersten Reihe ist keiner der<br />

Fahrer größer als 1,70, Fliegengewichte, zierlich wie<br />

Jockeys in der Startbox. Am liebsten würde ich gleich<br />

ein paar Riegel wegwerfen, um Gewicht zu verlieren.<br />

Während die anderen Fahrer herumwitzeln, drückt<br />

meine Blase zum dritten Mal in 20 Minuten. Jetzt ist<br />

meine letzte Chance, mich ein bisschen zu entspannen,<br />

bevor ich mindestens zwölf Stunden lang im<br />

Sattel kämpfen werde. Ich atme tief durch, doch<br />

mein Magen verkrampft sich immer mehr. Jemand<br />

vom Organisationskomitee klopft auf sein Mikro und<br />

verkündet: „Wir haben ein bisschen Pech mit dem<br />

Wetter. Die Straßen sind rutschig. Bitte versuchen<br />

Sie, ohne unser medizinisches Team auszukommen.“<br />

PENG! Dann geht es ab in die Dunkelheit.<br />

Der Grund meiner Reise ins Königreich Bhutan<br />

ist die „Tour of the Dragon“, ein 270 Kilometer<br />

langes Mountainbike-Rennen auf<br />

gefährlichen Serpentinenstraßen. Es führt<br />

über vier Pässe – drei davon über 3000 Meter hoch –<br />

und mehr als 4500 Höhenmeter. Zum Vergleich:<br />

Dieselbe Höhendifferenz forderte 2018 die härteste<br />

Tour-de‐France-Etappe von den weltbesten Profis,<br />

allerdings auf ultraleichten Rennrädern und perfekt<br />

asphaltierten Straßen. Zum anerkannt härtesten<br />

Eintages-Mountainbike-Rennen der Welt machen<br />

die Drachen-Tour aber die apokalyptischen Straßenverhältnisse,<br />

die definitiv nicht für 23 Millimeter<br />

breite Rennradreifen geeignet sind.<br />

Zur Stärkung gibt es Äpfel, frisch von Mönchen gepflückt.<br />

„Um hier durchzukommen, musst du alles geben,<br />

was in dir steckt“, sagt Joel Einhorn, der mit seiner<br />

Firma Hanah Nahrungsergänzungsmittel aus bhutanischen<br />

Heilkräutern vertreibt. Er war im Vorjahr der<br />

einzige US-Amerikaner, der es ins Ziel schaffte – nach<br />

halsbrecherisch gefährlichen Begegnungen mit starrsinnigen<br />

Kühen, Affen und Lkw-Fahrern und trotz des<br />

allgegenwärtigen tiefen, zähen Schlamms, der zwei<br />

Sätze Bremsgummis bis aufs Metall abschliff.<br />

Als mich Einhorn zur Teilnahme einlud, musste<br />

ich Bhutan erst einmal auf der Landkarte suchen.<br />

Ich fand es eingeklemmt zwischen Indien und Tibet,<br />

etwa so groß wie die Schweiz, abgeschirmt durch<br />

einen besonders unzugänglichen Abschnitt des östlichen<br />

Himalaya. Historisch gesehen hat diese Lage<br />

durchaus ihre Vorteile: Bhutan zählt zu den wenigen<br />

Nationen, die niemals von einer fremden Macht ko lonialisiert<br />

wurden. Die geografische und politische<br />

Isolation verzögerte allerdings auch die Entwicklung.<br />

Erst 1962 wurde die erste asphaltierte Straße fertiggestellt,<br />

und ausländische Besucher dürfen erst seit<br />

1974 ins Königreich. Viele Bhutaner leben noch immer<br />

von der eigenen Landwirtschaft. Und im ganzen Land<br />

gibt es bis heute keine einzige Ampel.<br />

THE RED BULLETIN 77


Für Einheimische ist<br />

<strong>The</strong> Road ein Monument<br />

des Nationalstolzes.<br />

Bhutans Armee stellt einige der besten Fahrer im Feld.<br />

Die „Tour of the Dragon“ startet in Bumthang und<br />

endet in der Hauptstadt Thimphu. „<strong>The</strong> Road“ – so<br />

sagt man hier zur wichtigsten Verkehrsverbindung<br />

im Land – wird allerdings täglich von Erdrutschen<br />

verschüttet, drei-, viermal pro Woche müssen die<br />

Bagger ausrücken. Im drei Monate tobenden Monsun<br />

donnern schon einmal Lkw-große Felsbrocken auf<br />

die Straße, Reisebusse sitzen tagelang fest.<br />

Und trotzdem ist diese Straße ein technisches<br />

Meisterwerk: in die steilsten Berghänge gefräst, mit<br />

Dynamit in die schroffen weißen Felsen gesprengt.<br />

Flache Abschnitte sucht man vergebens, dafür<br />

herrscht kein Mangel an Gebetsmühlen, Schreinen,<br />

Kreuzen und buddhistischen Grabmalen – den sogenannten<br />

Stupas.<br />

Draußen in der Welt ist Bhutan für eine andere<br />

Innovation berühmter: für die Erfindung der Messeinheit<br />

„Bruttonationalglück“ (BNG), die Wohlstand<br />

und Lebens qualität besser abbilden soll als das nüchterne<br />

Bruttoinlandsprodukt. Geprägt hat diesen<br />

Begriff der vierte „Druk Gyalpo“ („Drachenkönig“)<br />

Jigme Singye Wangchuck im Jahr 1972, seit 2008<br />

bildet er Artikel 9 der Landesverfassung. Kurz davor<br />

hatte der König die absolute Monarchie Bhutans aufgelöst,<br />

eine parlamentarische Demokratie gebildet<br />

und den Thron freiwillig seinem ältesten Sohn Jigme<br />

Khesar Namgyel Wangchuck überlassen.<br />

Seit damals ist das BNG die Messlatte für alle<br />

politischen Vorschläge und potenziellen Handelspartnerschaften<br />

– basierend auf den vier Säulen „gute<br />

Regierungsführung“, „nachhaltige sozioökonomische<br />

Entwicklung“, „Umweltschutz“ sowie „Förderung und<br />

Erhaltung der Kultur“. Anders gesagt: Das Streben<br />

nach Glück ist Bhutans oberstes Staatsziel.<br />

Mit mittlerweile 63 Jahren ist der ehemalige König<br />

noch immer ein leidenschaftlicher Radsportler und<br />

regelmäßig auf einsamen Trails unterwegs. „Er ist ein<br />

Hardcore-Biker“, sagt sein Mechaniker Kinga Wangchuck.<br />

„Und er gibt nie auf.“ Noch wichtiger: Der<br />

ehemalige Regent ist überzeugt davon, dass Radsport<br />

und aktiver Lebensstil perfekt mit den Werten des<br />

BNG harmonieren.<br />

Auch der amtierende König fährt gerne Rad. Die<br />

Sportbegeisterung des Vaters hat aber sein Halbbruder<br />

geerbt, Prinz Jigyel Ugyen Wangchuck. Er<br />

fordert seine Leibwächter regelmäßig in gemeinsamen<br />

Trainings und nimmt an Basketballturnieren<br />

teil. Seine größte Leidenschaft gilt aber dem Mountainbiken,<br />

auch weil sein Land für diesen Sport wie<br />

geschaffen ist. „Radfahren ist der ideale Sport, um<br />

Glück und Wohlbefinden der Nation zu fördern“,<br />

schreibt er uns per E-<strong>Mai</strong>l. „Darum war es immer<br />

mein Ziel, in Bhutan ein Weltklasse-Radsport-Event<br />

auf die Beine zu stellen.“<br />

Im Jahr 2010 rief der Prinz die „Tour of the Dragon“<br />

ins Leben. Das erste Rennen war so etwas<br />

wie die Generalprobe. Nur 9 von 23 Teilnehmern<br />

kamen ins Ziel, darunter der Prinz. Inzwischen<br />

zieht das Rennen Jahr für Jahr mehr Einheimische<br />

und Westler an. Seit 2015 ergänzt die 60 Kilometer<br />

lange „Dragon’s Fury“ das Programm. „Die Tour inspiriert<br />

zu einer gesunden Lebensweise“, führt der<br />

Prinz weiter aus. „Denn wie“, fragt er, „kann eine<br />

Nation glücklich sein, wenn die Menschen keinen<br />

Sport treiben?“<br />

Tatsächlich hat die Radsportbegeisterung der<br />

Königsfamilie viele Bhutaner mitgerissen: Im ganzen<br />

Land wurden Radwege gebaut, Fahrradgeschäfte<br />

eröffnet und Jugend-Radclubs gegründet. Selbst die,<br />

die kein eigenes Fahrrad besitzen, ließen sich anstecken:<br />

Lange vor Sonnenaufgang stehen mehr<br />

als tausend Freiwillige an der Strecke, kahlköpfige<br />

Mönche im orangefarbenen Umhang ebenso wie breit<br />

lächelnde alte Frauen. Sie fegen Kies aus den Kurven,<br />

verteilen Wasser und Schokoriegel und feuern uns<br />

Fahrer an, wenn die Beine schwer werden.<br />

78 THE RED BULLETIN


Lässt sich von natürlichen<br />

Hindernissen nach einem<br />

Erdrutsch nicht beirren:<br />

Thinley Norbu, Lokalmatador<br />

des Mountainbikevereins<br />

von Thimphu


Neben der Rennstrecke feuern bhutanische Schüler in traditionellen Ghos die Rennfahrer an: „Gib dein Bestes, gib dein Bestes!“<br />

Thinley Norbu plagen Krämpfe. Doch entlang der Strecke finden sich immer helfende Hände.<br />

80 THE RED BULLETIN


Trinken, trinken, trinken: Höhe, Hitze und Anstrengung lassen die meisten Teilnehmer dennoch irgendwann dehydrieren.<br />

Häufiger Anblick an der Strecke: die Stupas, buddhistische Schreine, an denen man meditieren könnte – würde nicht die Uhr ticken.<br />

THE RED BULLETIN 81


Die „Tour of the Dragon“ mag knochenhart sein, aber immer wieder wird man unterwegs mit Aussichten perfekter Idylle belohnt.<br />

In der ersten Phase des Rennens halte ich das<br />

Tempo hoch, positioniere mich hinter einer kleinen<br />

Spitzengruppe und vor dem Hauptfeld. Ich habe<br />

mich mit Heinz zusammengetan, einem deutschen<br />

Investor mit je einem Scheinwerfer auf Lenker und<br />

Helm. Wir weichen Schlaglöchern, Zuschauern, Felsbrocken<br />

und Kühen aus; bei der Streckenbesichtigung<br />

zwei Tage zuvor stieß ein Franzose mit einer Kuh zusammen<br />

– beide setzten ihren Weg mit erhöhtem Puls,<br />

aber unverletzt fort. Am Straßenrand errichteten<br />

campierende Zuseher kleine Feuerstellen.<br />

Als wir um 4.09 Uhr die Passhöhe des 3430 Meter<br />

hohen Yotong La erreichen, ist es noch dunkel. Will<br />

man es positiv sehen, könnte man sagen: Es bringt<br />

den Kreislauf schön in Schwung, wenn man den Tag<br />

mit einem Anstieg von fast 1000 Höhenmetern<br />

beginnt. Ich spüre nichts mehr von dem Adrenalin<br />

am Start. Aber ich sehe 300 Meter vor dem höchsten<br />

Punkt einen Mann im traditionellen weißen Gho. Es<br />

ist Prinz Jigyel, umringt von seinen Leibwächtern.<br />

„Gute Arbeit, Leute“, sagt er mit seiner leisen, tiefen<br />

Stimme. „Weiter so.“<br />

Wir haben die Worte des Prinzen noch im Ohr,<br />

als wir auf der Passhöhe ankommen. Es hat fünf Grad<br />

Celsius. Jubelnde Zuschauer drängen sich unter ein<br />

Dach aus zerschlissenen Gebetsfahnen. Ich halte kurz<br />

an, um mir die Windjacke überzuziehen, denn jetzt<br />

geht es bis zum Trongsa-Aussichtspunkt 40 Kilometer<br />

und 1200 Höhenmeter lang bergab.<br />

Heinz fuhr ohne mich weiter, ich kämpfe daher<br />

allein auf dem ungemütlichen Streckenabschnitt<br />

namens „Nyala Duem“. Seine Namensgeberin ist eine<br />

lokale Dämonin, der Straßenzustand entsprechend:<br />

An einigen Stellen ist der Schlamm so zäh, als wäre<br />

82 THE RED BULLETIN


ein Bungee-Seil an meiner Sattelstütze festgemacht.<br />

Ich muss mit voller Kraft in die Pedale treten, obwohl<br />

es bergab geht. Ich lenke mich ab, indem ich Bagger<br />

zähle, die am Straßenrand auf ihren Einsatz nach<br />

dem nächsten Erdrutsch warten. Bei 30 höre ich auf.<br />

Um 4.30 Uhr sehe ich aus, als hätte ein Elefant<br />

mich angeniest. Allein in meinem rechten Auge muss<br />

jetzt ein halber Kilo Dreck kleben. Ich versuche, das<br />

Auge mit der einen Hand sauber zu rubbeln, während<br />

ich mit der anderen durch eine enge Kurve steuere.<br />

Der Akku meines Frontscheinwerfers hält das für den<br />

perfekten Moment, um den Geist aufzugeben. Auf<br />

einmal ist es zappenduster, während neben mir ein<br />

Abgrund hunderte Meter tief abfällt, steil und ohne<br />

Geländer. Immerhin passt sich mein linkes Auge<br />

rasch an die Dunkelheit an. Ich erkenne eine dichte<br />

Wolkendecke – tief unter mir.<br />

„Wenn du in eine dieser Schluchten fällst, wird<br />

dich niemand finden“, hat ein einheimischer Biker<br />

gestern gesagt.<br />

Weit vor uns legen vier der besten Fahrer,<br />

Soldaten der Royal Bhutan Army, ein<br />

halsbrecherisches Tempo vor. Einer von<br />

ihnen ist der 28-jährige Tshering Dendup.<br />

Obwohl er erst seit einem Jahr Fahrrad fährt, absolviert<br />

er manchmal 24-stündige Trainingseinheiten –<br />

oder teilt sich an drei aufeinander folgenden Tagen<br />

achtstündige Einheiten ein. Wie die anderen Staatsdiener,<br />

die an der Tour teilnehmen, ist Dendup klein<br />

und schüchtern. Wenn er von seiner Liebe zum Radsport<br />

erzählt, scheinen seine hohen Wangenknochen<br />

noch ein Stück weiter nach oben zu wandern: „Ich<br />

tue es für die körperliche Fitness“, sagte er mir vor<br />

dem Rennen, „aber ich habe auch das Gefühl, mit<br />

dem Radfahren meinem Land zu dienen.“<br />

Neben ihrer militärischen Ausbildung bleibt diesen<br />

handverlesenen Soldaten genügend Trainingszeit<br />

für viele Kilometer. „Die Unterstützung Seiner Königlichen<br />

Hoheit für unsere jungen Militär-Radsportler<br />

ist außerordentlich groß“, sagt Leutnant Ugyen Dorji,<br />

selbst einer der Rennfahrer, in förmlichem Ton. „Seine<br />

Vision besteht darin, unseren Athleten den Weg hinaus<br />

in die Welt zu ermöglichen. Eines Tages sollen<br />

sie an internationalen Veranstaltungen teilnehmen<br />

und dort die Drachenfahne repräsentieren“ (d ie<br />

Nationalflagge zeigt Druk, den Donnerdrachen der<br />

bhutanischen Mythologie).<br />

Doch es sind nicht nur die Soldaten, die der Prinz<br />

mit seiner Begeisterung ansteckt. Zwei Tage vor dem<br />

Rennen fragt mich der Prinz, ob ich zu Hause in Colorado<br />

hart trainiert habe. Ich nicke und erzähle ihm,<br />

wie viele neue Trails und Straßen ich dabei gleich<br />

hinter meinem eigenen Haus entdeckt habe. „Das ist<br />

das Beste am Mountainbiken“, sagt er, die Hand lässig<br />

am goldenen Knauf seines an der Hüfte sitzenden<br />

Schwertes, „und es zeigt uns so viel von uns selbst.“<br />

Von der Unterstützung des Prinzen kann auch der<br />

36-jährige Aaron Bayard ein Lied singen. Der in<br />

Thimphu lebende Amerikaner bildet ehrenamtlich<br />

lokale Fahrradmechaniker aus und nahm 2016 an<br />

der Drachentour teil, als der Monsun das Rennen an<br />

den Rand des Abbruchs brachte. Aaron befand sich<br />

am Fuß des 3111 Meter hohen Dochula-Passes, vor<br />

Die Königsfamilie steckte<br />

ihre Bürger mit der Liebe<br />

zum Radsport an.<br />

ihm ein Anstieg von 40 Kilometern, als er am Ende<br />

seiner Kräfte angelangt war. „Ich schob humpelnd<br />

mein Rad“, erzählte er mir vor dem Rennen, „und<br />

sagte meiner Frau am Telefon, dass ich aufgeben<br />

wollte. Zehn Minuten später fuhr der Prinz neben<br />

mir in einem Auto vor. Einer seiner Assistenten besprühte<br />

mein Bein mit einem schmerzstillenden Spray,<br />

und dann stieg der Prinz auf sein Bike, um mich zu<br />

begleiten. ‚Du kannst es schaffen‘, sagte er mir immer<br />

wieder, ‚schau nur, all diese Leute hier jubeln nur<br />

für dich.‘ Ich schaffte es genau eine Minute vor dem<br />

Zeitlimit ins Ziel. Das verdankte ich nur ihm.“<br />

Der Dochula-Pass zieht den meisten Fahrern<br />

den Stecker. Hinter jeder unerbittlichen<br />

Serpentine wartet eine weitere, die Steigung<br />

wird beständig steiler, und es gibt keinen<br />

Meter, an dem man sich erholen könnte.<br />

Nach einer einstündigen Abfahrt vom 3100 Meter<br />

hohen Pele-La-Pass erreiche ich das auf 1400 Metern<br />

gelegene Dorf Metshina am Fuße des Dochula. Es hat<br />

33 Grad Celsius. Ich schwitze so stark, dass es von den<br />

Schlammkrusten meiner Haut tropft. Nach einer kurzen<br />

Nachmittagssonnendusche zieht sich ein dichter<br />

Wolkenschleier zusammen. Ich frage einen Mönch,<br />

der mich in einem kleinen Suzuki überholt, ob es noch<br />

weit bis zur Passhöhe ist. Leider dürfen Mönche nicht<br />

lügen, darum sagt er: „Noch ein ziemliches Stück.“<br />

Doch schon nach ein paar Minuten tauchen die<br />

letzten Gebetsfahnen auf, die den Dochula-Pass<br />

schmücken. Jetzt folgt nur noch die lange, kurvenreiche<br />

Abfahrt nach Thimphu, mitten im dichten<br />

Samstagsverkehr. Ich überquere die Ziellinie auf<br />

Thimphus Hauptplatz mit einer Zeit von 13 Stunden,<br />

45 Minuten und 24 Sekunden – der respektable<br />

14. Platz. Von den 48 teilnehmenden Fahrern schaffen<br />

nur 26 das Zeitlimit. Obwohl fast alle Fahrer<br />

der Royal Bhutan Army stürzten, beenden sie das<br />

Rennen dennoch auf dem sechsten, fünften, dritten<br />

und zweiten Platz. Der Gewinner? Aaron Bayard, der<br />

Amerikaner, der 2016 beinahe aufgegeben hätte.<br />

Er gewinnt mit 50 Minuten Vorsprung, mit einer<br />

Zeit von 11 Stunden, 11 Minuten und 42 Sekunden.<br />

Die Einheimischen feiern ihn wie einen der Ihren.<br />

Am nächsten Tag teilen wir Fahrer wenige Meter<br />

neben dem Königspalast unsere Geschichten von<br />

gerissenen Ketten, platten Reifen und zeitsparendem<br />

Während-der-Fahrt-in-die-Hose-Pinkeln. Die bhutanischen<br />

Rennfahrer sind etwas zurückhaltender.<br />

Doch sie stellen alle die gleiche Frage: „Du bist doch<br />

nächstes Jahr wieder dabei, oder?“<br />

tourofthedragon.com<br />

THE RED BULLETIN 83


CWIE<br />

CHEF<br />

Was kann man aus dem Spitzensport<br />

für den Job mitnehmen?<br />

Wir fragen die Eishockey-Cracks<br />

MATTHIAS TRATTNIG und<br />

MICHAEL WOLF, die Kapitäne<br />

der <strong>Red</strong> Bulls aus Salzburg<br />

und München, die dieser Tage<br />

das „C“ auf der Brust gegen die<br />

Chefposition in ihrem jeweiligen<br />

Familien betrieb tauschen.<br />

Text WERNER JESSNER<br />

Fotos CHRISTOPH VOY<br />

STYLING: SOO-HI SONG, HAIR & MAKE-UP: JULIAN DOBENER


Michi Wolf (links) und<br />

Matthias Trattnig:<br />

Trockentraining für ein<br />

Leben nach dem Eis<br />

85


Es<br />

ist die höchste Ehre im Eishockey:<br />

Das „C“ auf der Brust<br />

ist Zeichen des Kapitäns, des<br />

Leaders im Gefüge. Kapitäne<br />

sind nur im Ausnahmefall<br />

laute Autoritäten. In der Regel<br />

führen sie durch gutes Beispiel.<br />

Beste Voraussetzungen<br />

jedenfalls für ihre neuen Jobs,<br />

wenn Michi Wolf diesen<br />

Sommer das elterliche Schuhgeschäft<br />

und Matthias Trattnig<br />

das Familienhotel übernimmt.<br />

Die beiden kommen also nicht<br />

unvorbereitet in ihrem neuen<br />

Leben an – hier sind ihre<br />

Leadership-Tipps.<br />

Mach klar,<br />

wofür du stehst<br />

matthias trattnig: Wir<br />

als <strong>Red</strong> Bull Salzburg waren<br />

immer dann am stärksten,<br />

wenn wir eine eindeutige<br />

Identität hatten. Wir spielen<br />

schnelles, spektakuläres, offensives<br />

Hockey, bei dem Fehler<br />

erlaubt sind. Solange das alle<br />

wussten und daran nicht gerüttelt<br />

wurde, konnte das ganze<br />

Team an einem Strang ziehen.<br />

Jeder wusste, was von ihm erwartet<br />

wird. Ich denke, das ist<br />

auch in einer Firma wichtig:<br />

eine Art Leitbild zu haben,<br />

das jeder versteht und mit<br />

dem jeder einverstanden ist.<br />

Chef bist du nicht,<br />

du wirst es!<br />

michael wolf: Kapitän wirst<br />

du durch dein Handeln. Am<br />

Eis, aber auch in der Kabine.<br />

Indem du dich so benimmst,<br />

dass die anderen deine Führungsrolle<br />

akzep tieren. Dazu<br />

gehört, dass du einen Schritt<br />

zurücktreten kannst. Dass du<br />

die gemein samen Interessen<br />

„Wer ein<br />

Leader sein<br />

will, muss<br />

bereit sein,<br />

sich die Hände<br />

schmutzig<br />

zu machen.“<br />

MICHAEL WOLF<br />

MICHAEL WOLF<br />

hat im Jänner seinen 38. Geburtstag gefeiert,<br />

Ende April ist für den spielstarken Flügel Schluss<br />

mit Eishockey. Seit er Kapitän des EHC <strong>Red</strong> Bull<br />

München ist – nämlich seit 2015/16 –, wurde das<br />

Team in jedem Jahr Deutscher Meister. Wehmut ob<br />

des Rücktritts vom Profisport kommt bei ihm nicht<br />

wirklich auf: „Jetzt sollen die Jungen ran.“ Seine<br />

Zukunftsperspektive: Er übernimmt das familiengeführte<br />

Schuhgeschäft in Füssen.<br />

86 THE RED BULLETIN


vor die eigenen stellst. Ein<br />

Chef, der Gehälter kürzt und<br />

selbst im fetten SUV rumfährt,<br />

wird nicht lang Chef<br />

sein, weil es seine Firma nicht<br />

lang geben wird. Du musst<br />

als Leader kein Hero sein.<br />

Wich tiger ist, dass du in den<br />

schwierigen Zeiten da bist<br />

und den anderen mit gutem<br />

Beispiel vorangehst.<br />

Behandle alle gleich –<br />

ungeachtet deiner<br />

Sympathien<br />

matthias trattnig: Ich<br />

musste im Lauf meiner Karriere<br />

immer wieder erleben, dass<br />

Trainer Lieblinge hatten, die<br />

sich mehr erlauben durften<br />

als andere. Die noch gelobt<br />

wurden, wenn sie zwei Gegentore<br />

verursacht und nur eines<br />

geschossen hatten. So was ist<br />

Gift für den Zu sammenhalt<br />

und hat starke Teams Titel gekostet!<br />

Natürlich werden dir<br />

einige Menschen immer sympathischer<br />

sein als andere –<br />

davor sind auch Chefs nicht<br />

gefeit. Mir ist wichtig, die persönliche<br />

Ebene von der professionellen<br />

zu trennen. Sonst<br />

wird Kritik irgendwann unmöglich<br />

– oder du zersplitterst<br />

die Einheit und begünstigst<br />

Grüppchenbildung.<br />

Mach dir nicht<br />

in die Hose<br />

michael wolf: Das ist vielleicht<br />

das Unmittelbarste,<br />

was wir Sportler ins Berufsleben<br />

mitnehmen können: Wir<br />

wissen, wie wir unter Druck<br />

reagieren, weil wir es gewöhnt<br />

sind. Freitag halb sieben –<br />

Match, zack. Du musst funktionieren.<br />

Spiel sieben im<br />

Finale, Hero oder Zero. Wir<br />

haben das erlebt – wir wissen,<br />

dass man mit guter Vorbereitung<br />

und Coolness so weit<br />

kommt, wie es eben beeinflussbar<br />

ist. Erfolg macht außerdem<br />

selbstbewusst. Harte<br />

Zeiten werfen uns nicht so<br />

leicht aus der Bahn. Und wenn<br />

die Tiefs da sind, wissen wir,<br />

wie wir durch die Routine von<br />

Jahrzehnten im Sport raschestmöglich<br />

wieder rausfinden.<br />

„Trenne die<br />

persönliche<br />

Ebene von der<br />

professionellen.<br />

Sonst<br />

wird Kritik<br />

unmöglich.“<br />

MATTHIAS TRATTNIG<br />

MATTHIAS TRATTNIG<br />

wird sein letztes Spiel rund um seinen 40. Geburtstag<br />

am 22. April absolvieren, je nachdem, wie lang<br />

die Playoffs für den EC <strong>Red</strong> Bull Salzburg dauern.<br />

Der Rücktritt der Nummer 51, die das „C“ des Kapitäns<br />

seit der Saison 2011/12 trägt, ist seit längerem<br />

beschlossene Sache, selbst wenn Körper und Skills<br />

noch immer EBEL-tauglich sind: „Ich will mich<br />

neuen Herausforderungen stellen.“ Die wichtigste:<br />

das elterliche Hotel am Wörthersee übernehmen.<br />

THE RED BULLETIN


Verändere einen,<br />

dann verändert sich<br />

dein Team<br />

matthias trattnig: Das<br />

Profi-Leben hat vor zwanzig<br />

Jahren anders funktioniert,<br />

weil die Gesellschaft anders<br />

funktioniert hat. Befehlsausgabe<br />

kannst du heute nicht<br />

mehr bringen. Sagst du einem<br />

Mitarbeiter: „Du machst das“,<br />

dann antwortet er: „Ja, aber<br />

woanders.“ Als Chef musst du<br />

heute diplomatisch sein, um<br />

zum selben Ergebnis zu kommen.<br />

Es braucht positive Anreize<br />

für die Angestellten, damit<br />

sie ihren Job gern machen.<br />

Dazu gehört auch, dass du<br />

ihnen die Chance zur Weiterentwicklung<br />

gibst – damit in<br />

erster Linie sie profitieren, in<br />

zweiter Linie die Gesamtheit<br />

und in dritter Linie du.<br />

Erfolg ist ein Marathon,<br />

kein Sprint<br />

michael wolf: Nichts wird<br />

je an das Gefühl deines ersten<br />

Meistertitels rankommen. Man<br />

sieht das an den jungen Spielern,<br />

die das zum ersten Mal<br />

erleben: Wie die abgehen! Da<br />

erinnert man sich daran, wie<br />

es bei einem selber war. Du<br />

kannst diesen Moment aber<br />

nicht mehr wiederbringen und<br />

musst trotzdem motiviert sein,<br />

weiterzumachen. Viele Sportler<br />

fallen nach Karriereende in<br />

ein Loch, weil ihnen jeglicher<br />

Kick fehlt. Ich finde, die Kunst<br />

liegt darin, in der Beständigkeit<br />

Motivation zu finden. Sich<br />

jedes Jahr zu überwinden, an<br />

seine Grenzen zu gehen; zu<br />

zeigen, dass man das Erreichte<br />

reproduzieren kann. Das sind<br />

sicher gute Voraussetzungen<br />

für Erfolg im Job.<br />

Sei kein Sonnenkönig!<br />

matthias trattnig: Ich<br />

kann nichts verlangen, was<br />

ich nicht selbst zu geben bereit<br />

bin. Wenn ich will, dass am<br />

Eis Checks zu Ende gefahren<br />

werden und von allen Spielern<br />

Defensivarbeit geleistet<br />

wird, muss ich das mit meinem<br />

Beispiel vorleben. Ich<br />

darf nicht warten, bis mir der<br />

Puck serviert wird, dass ich das<br />

Tor schieße – und mich dann<br />

feiern lassen. Wer Leader sein<br />

will, muss bereit sein, sich die<br />

Hände schmutzig zu machen.<br />

Glaub nicht, am Anfang<br />

alles besser zu wissen<br />

michael wolf: Für die Angestellten<br />

in unserer Firma,<br />

die teilweise schon seit dreißig<br />

Jahren im Betrieb sind, bin ich<br />

in erster Linie der Bua vom<br />

Chef, der halt Eishockey spielt<br />

– selbst wenn ich eine Ausbildung<br />

zum Handelsfachwirt<br />

absolviert und in den letzten<br />

Jahren bereits im Betrieb mitgearbeitet<br />

habe. Ich kann da<br />

„Einmal erreichte<br />

Erfolge<br />

reproduzieren<br />

zu können ist<br />

sicher auch ein<br />

Ziel im Job.“<br />

MICHAEL WOLF<br />

nicht reinknallen und den<br />

Revolutionär spielen. In eine<br />

Chefrolle musst du erst reinwachsen<br />

– genauso wie ein<br />

Junger in ein Profi-Team. Und<br />

genau wie ich als Kapitän ver­<br />

suche, Wissen an den Nachwuchs<br />

weiterzugeben, hoffe<br />

ich als Juniorchef, vom<br />

Know-how der alten Hasen<br />

im Betrieb zu profitieren.<br />

Erfolg ist nicht das,<br />

was du siehst<br />

matthias trattnig: Das<br />

spektakuläre Tor, der entscheidende<br />

Sieg – das ist nur<br />

das Endresultat. Es sind die<br />

täglichen Siege, die dich zu<br />

einem Winner machen. Wenn<br />

ich an einem Trainingstag<br />

eine Stunde am Ergometer<br />

verbringe, danach ein gutes<br />

Eistraining absolviere, in der<br />

Kraftkammer noch ein wenig<br />

88 THE RED BULLETIN


„Genau wie<br />

im Sport musst<br />

du dich als<br />

Unternehmer<br />

ständig weiterentwickeln.“<br />

MATTHIAS TRATTNIG<br />

Nach einem Leben auf<br />

dem Eis die Schuhe an<br />

den Nagel hängen –<br />

aber mit Plan<br />

Eisen biege und mich am Weg<br />

nach Hause gut fühle, weil ich<br />

alles so perfekt ausgeführt<br />

habe, wie ich es mir vorgenommen<br />

hatte, dann war das<br />

ein erfolgreicher Tag. Wenn<br />

ich im Hotel abends Schluss<br />

mache, ohne dass irgendetwas<br />

Spektakuläres passiert wäre,<br />

aber alle Gäste sind zufrieden<br />

– sprich: wenn der Laden ganz<br />

unauffällig rund läuft –, dann<br />

ist das der Idealzustand.<br />

Schätze deine<br />

Internationalität<br />

michael wolf: Eishockey ist<br />

ein ungemein internationaler<br />

Sport. Wir sind daran gewöhnt,<br />

mit unterschiedlichen Nationalitäten<br />

zusammenzuarbeiten<br />

und nicht in unserer Muttersprache<br />

zu kommunizieren –<br />

Kabinensprache ist in der<br />

Regel Englisch. Das gibt uns<br />

vermutlich einen Startvorteil<br />

gegenüber anderen, die diese<br />

Chance nicht hatten. Mit unserer<br />

Routine im Zusammenleben<br />

mit anderen Kulturen<br />

trittst du fremden Menschen<br />

anders gegenüber, offener. Es<br />

sind oft genau diese subtilen<br />

Kleinigkeiten, dieser Unterschied<br />

zwischen entspannt<br />

und verkrampft, der dann den<br />

Unterschied zwischen einem<br />

erfolgreichen und einem geplatzten<br />

Geschäft macht.<br />

Geh nicht davon aus,<br />

dass alles bleibt,<br />

wie es ist<br />

matthias trattnig: Anfang<br />

der 1980er-Jahre konnte man<br />

als Hotelier in Kärnten nichts<br />

falsch machen: Wir konnten<br />

verlangen, was wir wollten,<br />

und die Touristen sind trotzdem<br />

gekommen. (Michi Wolf:<br />

„Vor allem die Deutschen!“)<br />

Heute wäre das unmöglich.<br />

Genau wie im Sport musst du<br />

dich als Unternehmer ständig<br />

weiterentwickeln. Heute vermieten<br />

wir nicht nur Zimmer<br />

und Wohnungen, sondern<br />

betätigen uns als Immobilienmakler<br />

oder handeln mit<br />

Gartenmöbeln, wenn es Sinn<br />

ergibt. Anfang der 1980er-<br />

Jahren hat es vielleicht auch<br />

gereicht, wenn du als Spieler<br />

nur zum Match in die Halle<br />

gekommen bist – undenkbar<br />

heute! Das Erste, was ich<br />

nach meiner neuen Karriere<br />

machen werde, ist ein großer<br />

Umbau im Hotel.<br />

Du kannst dich nicht<br />

verstecken<br />

michael wolf: Wenn ich<br />

dreimal am Tor vorbeischieße,<br />

und wir verlieren das Match<br />

0:1, so steht am nächsten Tag<br />

in der Zeitung: „Wolf trifft das<br />

Tor nicht.“ Was soll ich beim<br />

nächsten Spiel machen? Mich<br />

gar nicht erst umziehen? Am<br />

Klo einsperren? Nein, du<br />

musst wieder raus, dich der<br />

nächsten Challenge stellen.<br />

Genauso geht es im Job: Du<br />

wirst Sachen verbocken, aber<br />

das Leben geht weiter. Also<br />

jammere nicht, sondern stell<br />

dich auf die Hinterbeine!<br />

SELBSTTEST<br />

WORIN BIST DU GUT?<br />

Sich seiner Stärken bewusst zu sein und diese zu<br />

nutzen ist nicht einfach. <strong>Red</strong> Bull Wingfinder, ein von<br />

Experten entwickelter Test, hilft dabei. Matthias<br />

Trattnig hat ihn gemacht. Und seine Hauptstärken aus<br />

den Schlüsselbereichen beruflichen Erfolgs erfahren.<br />

Mach auch du den Test: wingfinder.com<br />

SCHLÜSSELBEREICH<br />

CONNECTIONS<br />

Wie arbeitest du<br />

mit anderen Menschen<br />

zusammen?<br />

DRIVE<br />

Wie ehrgeizig oder<br />

gelassen bist du?<br />

CREATIVITY<br />

Wie originell und<br />

innovativ denkst du?<br />

Wie logisch und<br />

analytisch bist du?<br />

SEHR AUSGEGLICHEN<br />

Matthias mag Projekte, bei denen<br />

er autonom arbeiten kann. Er ist sehr<br />

fokussiert und widersteht sozialen<br />

Ablenkungen, die seinen Zielen im<br />

Weg stehen.<br />

ENTSPANNT<br />

Matthias bleibt auch unter Druck<br />

ruhig. Er verfügt über das Wissen,<br />

wann er die Kontrolle übernehmen<br />

und wann er besser loslassen sollte.<br />

INNOVATIV<br />

Matthias ist ein Querdenker, nimmt<br />

oft neue Blickwinkel ein und schmiedet<br />

neue Ideen.<br />

HÖCHST<br />

ANPASSUNGSFÄHIG<br />

Durch seine Bereitschaft, neue Dinge<br />

auszuprobieren, hat Matthias kein<br />

Problem, sich in ein fremdes Umfeld<br />

zu integrieren.<br />

90 THE RED BULLETIN


© GEPA-pictures<br />

DAFÜR RAST UNSER HERZ.<br />

MotoGP TM – DIE KÖNIGSKLASSE DES MOTORRADSPORTS<br />

ALLE RENNEN LIVE<br />

SONNTAG, 14. APRIL | AB 17:30<br />

SONNTAG, 05. MAI | AB 10:20<br />

servusmotogp.com<br />

Einfach gut fernsehen.


guide<br />

Dein Programm<br />

ZÄSUR<br />

IN DER UHR<br />

Wie Zenith mit einer<br />

362 Jahre währenden<br />

Tradition bricht<br />

SEITE 98<br />

IDEEN<br />

FÜR DIE SEEN<br />

Zukunfts-Talk in Bregenz,<br />

Surfen in Podersdorf –<br />

unsere Event-Tipps<br />

SEITE 100<br />

MEHR WOW<br />

IM TV<br />

Die <strong>Red</strong> Bull TV-Highlights<br />

im „Monat<br />

des Motorsports“<br />

SEITE 102<br />

DIVE.IS<br />

HALT,<br />

DA IST EIN SPALT<br />

So fühlt es sich an,<br />

in Island zwischen<br />

zwei Kontinentalplatten<br />

zu tauchen.<br />

SEITE 94<br />

THE RED BULLETIN 93


Reisen<br />

TAUCHEN IN DER SILFRA-SPALTE<br />

ZWISCHEN WELTEN<br />

Oberirdisch liegen zwischen Europa und Amerika 8000 Kilometer.<br />

Unterirdisch konnte unser Autor Tarquin Cooper<br />

die beiden Kontinente fast gleichzeitig berühren: bei einem<br />

Tauchgang in Islands Silfra-Spalte.<br />

Links ist Nordamerika, rechts Europa: Tarquin Cooper in Islands Silfra-Spalte<br />

Ich schwebe in zehn Meter Tiefe.<br />

Links und rechts von mir ragen<br />

zwei steile Wände aus Vulkangestein<br />

auf, ein Unterwasser-<br />

Canyon entlang des Mittelatlantischen<br />

Rückens. Das einzige<br />

Geräusch, das ich höre, ist mein<br />

eigener Atem. Bin ich Taucher<br />

oder Astronaut? Seit ich in meinem<br />

Trockenanzug stecke und<br />

durch die unwirklichen Farben<br />

einer fremden Welt schwebe, bin<br />

ich mir nicht mehr sicher. Vor<br />

mir verengt sich die Spalte auf<br />

ein paar Meter. Näher kommen<br />

ein ander die Kontinentalplatten<br />

nirgends. Beide tektonischen<br />

Platten sind zum Greifen nahe,<br />

Autor Cooper (rechts) und Tauchguide Enno Ackermann<br />

94 THE RED BULLETIN


Reisen<br />

guide<br />

COOL WERDEN<br />

SPRUNG INS<br />

KALTE WASSER<br />

Ein Tauchgang in eiskaltem Wasser<br />

setzt ein paar unübliche Dinge voraus.<br />

Zum Beispiel einen Trockentauchanzug.<br />

DER „TROCKI“<br />

Mehr als nur eine wasserdichte Schicht: Ein Trockenanzug<br />

hat mehr mit einem Raumanzug gemeinsam als<br />

mit einem klassischen Neoprenteil. Tatsächlich bauen<br />

etliche seiner Funktionen auf NASA-Innovationen auf.<br />

WASSERDICHTE<br />

ZIPPS<br />

Ein speziell<br />

abgedichteter Reißverschluss<br />

(NASA-<br />

Entwicklung!)<br />

hält das Wasser<br />

draußen und die<br />

Luft im Anzug.<br />

Wie im All schweben: Cooper ist vom kristallklaren Wasser der Silfra-Spalte fasziniert.<br />

HANDSCHUH-<br />

RINGSYSTEM<br />

Astronauten fixieren<br />

ihre Handschuhe<br />

über ein Ringsystem<br />

am Handgelenk.<br />

Die gleiche Funktion<br />

haben Trockentauchanzüge.<br />

Genützt wird sie<br />

hauptsächlich von<br />

Höhlentauchern,<br />

in der Silfra-Spalte<br />

reichen Neoprenhandschuhe.<br />

IMMER SCHÖN RUHIG BLEIBEN<br />

SO KLAPPT DER INTERKONTINENTAL-TAUCHGANG<br />

1. Mach als Erstes den<br />

PADI-Tauchschein für<br />

Trockenanzüge. Mit Vorkenntnissen<br />

hast du ihn in<br />

zwei Tagen in der Tasche.<br />

2. Kommt Luft in die Stiefel,<br />

zieht es die Füße voran<br />

nach oben. Abhilfe: Knie<br />

zur Brust anziehen – dann<br />

kann die Luft entweichen.<br />

EINLASSVENTIL<br />

Wie beim Raumanzug<br />

sorgt beim<br />

„Trocki“ Isoliergas<br />

für Wärmeschutz.<br />

Um den Wasserdruck<br />

auszugleichen,<br />

kann der Taucher<br />

via Ventil beim<br />

Sinken zusätzliches<br />

Gas zuführen und<br />

beim Auftauchen<br />

ablassen.<br />

3. Wie der Name schon<br />

sagt, bleibst du im Trockenanzug<br />

trocken. (Beim<br />

Tauchgang unbemerkt<br />

in die Hose zu pinkeln ist<br />

daher keine schlaue Idee.)<br />

4. Kaltwasserschock im<br />

Gesicht? Langsam ein- und<br />

ausatmen, daran gewöhnst<br />

du dich ganz schnell.<br />

5. Halte die Hände so ruhig<br />

wie möglich. Jede kleine<br />

Bewegung beschleunigt<br />

den Wärmeverlust.<br />

dem man zwischen zwei tektonischen<br />

Platten tauchen kann.<br />

„So klares Wasser hast du noch<br />

nie gesehen“, sagt Enno Ackermann,<br />

mein Tauchguide. Außer<br />

kristallklar ist es auch eiskalt, nur<br />

ein paar Grad über dem Gefrierpunkt.<br />

Darum muss jeder, der in<br />

der Silfra-Spalte tauchen möchte,<br />

einen Trockentauchanzug tragen<br />

(und die nötigen Prüfungen abgelegt<br />

haben). Darunter wärmen<br />

mich <strong>The</strong>rmo-Leggings und ein<br />

Fleece-Onesie. Das Tauchteam<br />

hilft mir beim Anziehen des Anzugs,<br />

zieht die Reißverschlüsse<br />

zu, überprüft Dichtungen und<br />

Sauerstoffflasche. Zusammen mit<br />

den Zusatzgewichten trage ich<br />

locker 25 Kilo mit mir herum, was<br />

die 200 Meter vom Parkplatz zum<br />

Einstiegspunkt verdammt anstrengend<br />

macht. Am Ufer ziehe<br />

ich Flossen über meine Tauchstiefel<br />

und verreibe etwas Spucke<br />

in der Maske, damit sie unter Wasser<br />

nicht beschlägt. Jetzt noch<br />

den Regulator in den Mund, einen<br />

letzten Check – und ab geht’s.<br />

Sofort zieht es mich in die<br />

Tiefe. Ich brauche ein bisschen,<br />

bis ich mich zurechtgefunden<br />

habe, doch dann ist der Anblick<br />

überwältigend. Das Wasser ist<br />

ganz klar, über Jahrzehnte vom<br />

porösen Lavagestein gefiltert. Ich<br />

folge Enno mehrere 100 Meter tief<br />

in die „Kathedrale“ – einen engen,<br />

100 Meter langen Korridor mit<br />

hoch aufragenden Wänden, der<br />

dich mit Ehrfurcht erfüllt.<br />

In dem glasklaren Wasser<br />

erkennt man jedes Detail in den<br />

verstreuten Felsbrocken und am<br />

Boden, der an antike Ruinen<br />

erinnert. Ein Lichtfleck fängt<br />

den Glanz einer vorbeiflitzenden<br />

Forelle ein. Die bizarre Unterwasserwelt<br />

zieht mich so in ihren<br />

Bann, dass ich das Leck in der<br />

Gummimanschette um meinen<br />

Hals zuerst gar nicht bemerke.<br />

Langsam dringt das kalte Wasser<br />

in meinen Anzug. Ich ignoriere<br />

es, so lange ich kann. Erst zurück<br />

im Freien merke ich, wie sehr<br />

ich wirklich friere. Die nächste<br />

Stunde verbringe ich zitternd im<br />

überheizten Auto.<br />

Enno mustert mich mit besorgtem<br />

Blick. Den geplanten zweiten<br />

Tauchgang werde ich nun ja wohl<br />

absagen wollen …<br />

Ich zögere einen Moment lang.<br />

Mein Schüttelfrost hat nachgelassen,<br />

nur die Zähne klappern<br />

noch etwas. „Hol mir einen neuen<br />

Anzug“, sage ich zu Enno, „in<br />

fünf Minuten kann’s losgehen.“<br />

originaldiving.com<br />

DIVE.IS<br />

96 THE RED BULLETIN


guide<br />

REISETIPPS<br />

IM LAND AUS<br />

EIS UND FEUER<br />

Iss einen Schafskopf. Besuch den Ort,<br />

an dem Brienne den „Hound“ spektakulär<br />

besiegte. Besichtige ein paar Penisse. Und<br />

sag nie, nie, nie Pony zu einem Islandpferd.<br />

Island<br />

Die Spalte liegt unter einem Kanal im UNESCO-geschützten Þingvellir-Nationalpark.<br />

Þingvellir<br />

Reykjavík<br />

Von London sind es<br />

drei Flugstunden<br />

nach Reykjavík.<br />

Im Sommer färben<br />

Algen die Silfra-<br />

Spalte smaragdgrün.<br />

TARQUIN COOPER<br />

Ein letzter Check, dann ist das Team für den interkontinentalen Tauchgang bereit.<br />

die nordamerikanische auf der<br />

einen und die eurasische auf der<br />

anderen Seite. Es gibt nur wenige<br />

Ausblicke unter Wasser, die beeindruckender<br />

sind als dieser hier:<br />

die Silfra-Spalte.<br />

Dabei ist Island nicht zwangsläufig<br />

als Tauchparadies bekannt<br />

– sondern eher für seine heißen<br />

Quellen, unaussprechliche Vulkane<br />

und ausgelassene Fußballfans.<br />

Natürlich auch für seine raue, unberührte<br />

Landschaft, die früher<br />

von Wikingern, Trollen und nordischen<br />

Göttern bewohnt wurde.<br />

So richtig interessant wird<br />

Island aber erst unter der Oberfläche,<br />

etwa 50 Kilometer östlich<br />

Die Silfra-Spalte<br />

entstand 1789<br />

infolge einer Reihe<br />

von Erdbeben.<br />

der Hauptstadt Reykjavík, im<br />

Þingvellir­ Nationalpark, das<br />

UNESCO-Weltkulturerbe, in dem<br />

sich nach einer Reihe von Erdbeben<br />

im Jahr 1789 eine kleine<br />

Spalte zwischen den tektonischen<br />

Platten öffnete. In dieser Spalte<br />

sammelte sich Gletscherschmelzwasser,<br />

was die Silfra­ Spalte zum<br />

geolo gischen Wunder macht: Sie<br />

ist der einzige Ort auf der Welt, an<br />

DO<br />

MAHLZEIT ALS MUTPROBE<br />

Probier unbedingt „kjammi og kók“ (Schafskopf)<br />

am BSÍ-Busbahnhof in Reykjavík. Nicht dein Ding?<br />

Dann solltest du wenigstens fermentierten Hai verkosten –<br />

am besten in einer Food Hall, dort zahlst du nur<br />

halb so viel wie im Restaurant. Gönn dir zum Abschluss<br />

typisch isländisches Lakritz-Eis.<br />

AM DREHORT VON „GAME OF THRONES“<br />

Besuch den Ort, an dem der „Hound“ Sandor Clegane mit<br />

Brienne von Tarth kämpfte. Auf der Insel wurden auch<br />

noch viele andere Szenen aus „Game of Thrones“ gedreht.<br />

VON PHALL ZU PHALL<br />

Verpass nicht Reykjavíks berühmtes Penis-Museum.<br />

Oder nein – vergiss es und geh lieber in der Mitternachtssonne<br />

auf einem von 65 Lavafeld-Plätzen Golf spielen.<br />

DON’T<br />

WASSER IN PLASTIKFLASCHEN KAUFEN<br />

Das Zeug, das aus den Wasserhähnen kommt,<br />

ist reines vulkanisches Mineralwasser. Zum Wohl!<br />

ISLANDPFERDE PONYS NENNEN<br />

Das deutsche Wort Islandpony hören Einheimische<br />

gar nicht gern. Typisch für die einzigartige Rasse sind ihr<br />

raues Wesen und der charakteristische Trab namens Tölt.<br />

BIER IM SUPERMARKT BESORGEN<br />

Dort gibt es nur die alkoholfreie Variante.<br />

Alkohol wird in staatlich lizenzierten Läden<br />

oder in Duty-free-Shops verkauft.<br />

THE RED BULLETIN 95


Das Leben kann verdammt<br />

viel Spass<br />

machen!<br />

56<br />

GAS(T)GEBER<br />

© MOPPETFOTO.DE<br />

Quer durch die Alpen und darüber hinaus - vom Bayerischen Wald über den Großglockner<br />

bis Istrien und von Graubünden durch die Dolomiten ins Waldviertel.<br />

Stolze 28 Regionen in 5 Ländern sind das zu Hause der MoHo-Wirte!<br />

Sie sind deine Entdeckungsgehilfen für geniale Bike-Touren und weisen dir den<br />

Weg zu den gut versteckten Bergstraßen abseits der<br />

vielbefahrenen „Mussmangesehenhaben-<br />

Pässe“. Die ewigen Touren-Experimente<br />

in fremden Gefilden sind längst passé,<br />

zähl auf den Heimvorteil der original<br />

MoHo - Motorrad Hotels!<br />

www.moho.info<br />

DAS<br />

ORIGINAL


Watches<br />

guide<br />

ZENITH DEFY INVENTOR<br />

DIE REVOLUTION<br />

AM HANDGELENK<br />

Zenith revolutioniert das seit 362 Jahren<br />

unveränderte Prinzip, nach dem die Antriebe<br />

mechanischer Uhren gebaut werden.<br />

Zwei Feinde sind es, vor<br />

denen Uhrmacher die<br />

Herzen ihrer Werke<br />

schützen müssen: Reibung und,<br />

in der Gegenwart aufgrund von<br />

Smartphones und Co stark zunehmend,<br />

Magnetismus. Zenith<br />

ging bei der Konstruktion der<br />

DEFY Inventor einen radikalen<br />

Anker<br />

Unruhreifen<br />

Spiralfeder<br />

Unruhkloben<br />

Schritt: Die Manufaktur reduzierte<br />

die Zahl der Teile, aus<br />

denen die Gangregulierung<br />

(„Motor“) gefertigt wird,<br />

von 30 auf 1 (weniger Komponenten<br />

= weniger Reibung)<br />

und stellt sie aus Silizium her<br />

(= antimagnetisch). Die Details<br />

dazu erfahren Sie hier.<br />

Bis in die Gegenwart<br />

So ticken moderne<br />

Uhrwerke heute noch.<br />

Huygens’ Prinzip (siehe Kasten<br />

rechts unten), umgesetzt in<br />

einer modernen Uhr. Diese<br />

Darstellung ist stark vereinfacht.<br />

Üblicherweise sind hier<br />

um die 30 unterschiedliche<br />

Komponenten verbaut.<br />

Gehäuse und<br />

Lünette der DEFY<br />

Inventor bestehen<br />

aus Titan bzw. aus<br />

Aeronith (dreimal<br />

so leicht wie Titan).<br />

1657<br />

WIE ALLES<br />

BEGANN<br />

Ein radikaler<br />

Schritt gegen<br />

die Feinde<br />

der Präzision:<br />

Reibung und<br />

Magnetismus.<br />

Unruhreifen<br />

Spiralfeder<br />

Anker<br />

<strong>2019</strong> – und in Zukunft<br />

Das Herz der Zenith DEFY Inventor.<br />

Diese Darstellung hingegen ist nicht vereinfacht. Sämtliche<br />

Einzelteile des 362 Jahre alten Prinzips sind tatsächlich in<br />

einem einzigen, 0,5 mm dünnen Element aus monokristallinem<br />

Silizium, dem „Zenith Oszillator“, zusammengefasst.<br />

Unruhkloben<br />

Vor 362 Jahren konstruierte der<br />

Niederländer Christiaan Huygens<br />

die erste Uhr mit Spiralfeder (H,<br />

Bild u.) und Radunruh (D). Dieses<br />

Prinzip wird – technisch verfeinert,<br />

aber sonst unverändert – bis heute<br />

in mechanischen Uhren umgesetzt.<br />

GETTY IMAGES, ALAMY ALEXANDER MACHECK SASCHA BIERL<br />

98 THE RED BULLETIN


Events<br />

bis<br />

April<br />

Als die Bilder<br />

laufen lernten<br />

190 Kilometer über die Berge<br />

Korsikas oder doch 100 Meilen<br />

durchs Backcountry in Alaska?<br />

Dank der Filmtour „Trails in<br />

Motion“ musst du für den<br />

nächsten Ausflug nicht einmal<br />

Laufschuhe anziehen. In mehreren<br />

Kinos kannst du fünf Filme<br />

über unglaubliche Trail- und<br />

Ultrarun-Leistungen erleben –<br />

komprimiert auf 95 Minuten.<br />

Alle Tourstopps: alp-con.net<br />

19<br />

April<br />

Die Outlaws<br />

des Country<br />

Seit 30 Jahren gilt Lambchop<br />

als beste Country-Band für<br />

Menschen, die Country hassen.<br />

Die Songs des 18-köpfigen<br />

Kollektivs sind zu verhalten,<br />

zu windschief und zu modern<br />

(sie mixen den Autotune-Effekt<br />

mit Slide-Gitarre), um beim<br />

Coun try-Publikum Anklang<br />

zu finden. Indie-Connaisseurs<br />

lieben sie deshalb umso mehr.<br />

WUK, Wien; lambchop.net<br />

17 24<br />

April<br />

Worauf Frauen<br />

in Zukunft bauen<br />

Ein Tag am Bodensee kann entspannend<br />

sein. Oder aber richtungsweisend<br />

für deine berufliche Zukunft.<br />

Beim „Female Future Festival“ sorgen<br />

Speaker wie Zukunftsforscherin Oona<br />

Horx-Strathern, Philosoph Richard<br />

David Precht oder Finanz-Diva Katja<br />

Eckardt für Inspiration und Motivation.<br />

Dazu gibt’s Masterclasses zu aktuellen<br />

<strong>The</strong>men wie Digitalisierung.<br />

Festspielhaus, Bregenz;<br />

femalefuturefestival.com<br />

26<br />

April bis 5. <strong>Mai</strong><br />

Wo Wasser ist, ist Leben<br />

Mehr Action passt nicht zwischen zwei Wochenenden.<br />

Dieses Jahr im Programm des Surf-<br />

Worldcups: spektakuläre Bewerbe für Windsurf-<br />

Freestyler (Bild: Giovanni Passani) und Slalompiloten,<br />

Stand-up-Paddler und Kitesurfer sowie<br />

erstmals Segler. Selbst aktiv werden kannst du<br />

beim Flyboarding, E-Foiling, Jetsurfen oder XL-<br />

SUP-Rennen – und natürlich am Partygelände.<br />

Podersdorf am See; surfworldcup.at<br />

25MuseumsQuartier, Wien; electricspring.at<br />

und 26. April<br />

Nachts vorm Museum<br />

Die perfekte Gelegenheit, sich einen Über blick<br />

über die besten Nachwuchskünstler der Wiener<br />

Elektronik- und Hip-Hop-Szene zu verschaffen –<br />

bei freiem Eintritt im MuseumsQuartier. 2018<br />

war Rapper Jugo Ürdens (Bild) Haupt-Act beim<br />

Electric Spring; wer heuer seinen Platz einnimmt,<br />

ist noch geheim. Mit FM4-Musikexpertin<br />

Dalia Ahmed als diesjähriger Festival-Kuratorin<br />

ist das Programm aber in besten Händen.<br />

ALFRED JÜRGEN WESTERMEYER/RED BULL CONTENT POOL, ELECTRIC SPRING/JULIAN POROPATICH, MATTHÄUS HADAMIK<br />

100 THE RED BULLETIN


guide<br />

10<br />

und 11. <strong>Mai</strong><br />

WELLEN-<br />

RIDER<br />

Ein Pumptrack ist ein Rundkurs<br />

mit Steilkurven und Wellen – ideal<br />

für Mountainbiker, die gerne im<br />

Stadtgebiet unterwegs sind. Und<br />

für ehrgeizige Rider (Bild: Renata<br />

Urrutia auf dem Kurs in Ensenada,<br />

Chile), die bei der <strong>Red</strong> Bull Pump<br />

Track World Championship den<br />

Besten unter sich ermitteln wollen.<br />

Beim Österreich-Qualifier in<br />

Mittersill kannst du mitfiebern<br />

oder dich gleich selbst beweisen.<br />

Pump ’n’ Skills Park Mittersill;<br />

redbullpumptrackworldchampionship.com<br />

ZEIT, AUFZUBRECHEN.<br />

MAKE LIFE A RIDE.<br />

DER BMW MOTORRAD SAISONSTART AM 6. APRIL <strong>2019</strong>.<br />

BMW Motorrad<br />

Starte direkt nach dem Winterschlaf in die neue Saison! Und erlebe gemeinsam mit uns am 6. April <strong>2019</strong> die neuen Modell-Highlights:<br />

die Markteinführung der R 1250 R und die brandneue F 850 GS Adventure. Am besten, du wagst gleich eine Ausfahrt –<br />

die G 310 GS und R 1250 RT sowie die F 750 GS und F 850 GS stehen schon bereit. Der Frühling lässt nicht auf<br />

sich warten, also komme bei uns vorbei! Wir freuen uns auf deinen Besuch.<br />

Mehr Informationen unter bmw-motorrad.at/saisonstart


Entertainment<br />

EINMAL<br />

VOLLGAS,<br />

BITTE!<br />

Start frei für den<br />

Motorsport-Monat:<br />

<strong>Red</strong> Bull TV bringt<br />

dich hautnah zu den<br />

Top-Events in Sachen<br />

Dirt Bike, Rallye und<br />

MotoGP.<br />

SO SIEHST DU<br />

RED BULL TV<br />

ÜBERALL<br />

<strong>Red</strong> Bull TV ist deine globale<br />

digitale Destination für<br />

Entertainment abseits des<br />

Alltäglichen, empfangbar<br />

rund um die Uhr an jedem Ort<br />

der Welt. Geh auf redbull.tv,<br />

hol dir die App oder connecte<br />

dich via Smart-TV.<br />

Alle Infos: redbull.tv<br />

2Juni LIVE<br />

ERZBERGRODEO<br />

RED BULL HARE SCRAMBLE<br />

Ein Berg, 15 Checkpoints, 500 Fahrer – und bloß eine Handvoll<br />

Finisher: Das sind die Eckpunkte des härtesten Dirt-Bike-Rennens der<br />

Welt. In diesem Jahr feiert das Erzbergrodeo <strong>Red</strong> Bull Hare Scramble<br />

ein Jubiläum. Die gefürchteten Felspassagen und Geröllhalden des<br />

steirischen Erzbergs müssen zum 25. Mal bewältigt werden. Ob<br />

der britische Vorjahressieger Graham Jarvis bei dieser historischen<br />

Ausgabe seine Trophäe behalten darf? Das verrät die ausführliche<br />

Berichterstattung vom 30. <strong>Mai</strong> bis zum Hauptevent am 2. Juni.<br />

Sam Winterburn beim<br />

Erzbergrodeo <strong>Red</strong> Bull<br />

Hare Scramble auf<br />

einer vergleichsweise<br />

komfortablen Passage<br />

31<br />

<strong>Mai</strong> bis 2. Juni LIVE<br />

WRC PORTUGAL<br />

Die Portugal-Rallye hat eine bewegte<br />

Geschichte: 1973 Teil der ersten Rallye-WM,<br />

fünfmal zur „Besten Rallye der Welt“ gewählt,<br />

dann zwei Jahre Pause, jetzt wieder<br />

zurück im Kalender. Die Topfavoriten: Sébastien<br />

Loeb, Ott Tänak und Sébastien Ogier,<br />

der Weltmeister der letzten sechs Jahre.<br />

SEBASTIAN MARKO/RED BULL CONTENT POOL, @WORLD/RED BULL CONTENT POOL,<br />

GEPA PICTURES/RED BULL CONTENT POOL, FUTURE7MEDIA/RED BULL CONTENT POOL<br />

102 THE RED BULLETIN


guide<br />

RENNEN<br />

OHNE ENDE<br />

Alles, was diesen <strong>Mai</strong> außerdem<br />

noch schnell und laut ist:<br />

4. und 5. <strong>Mai</strong> LIVE<br />

RED BULL MOTOGP<br />

ROOKIES CUP,<br />

JEREZ, SPANIEN<br />

Ausgewählte Musik<br />

und inspirierende<br />

Interviews. Unsere<br />

aktuelle Empfehlung:<br />

<strong>Mai</strong> LIVE<br />

WINGS FOR LIFE<br />

WORLD RUN<br />

Sei dabei, wenn weltweit zeitgleich über 100.000 Läufer<br />

und Rollstuhl-Athleten für den guten Zweck starten. Auch<br />

5ServusTV überträgt live – mit Fokus auf dem Lauf in Wien.<br />

Talente auf der Piste: Auf dem legendären<br />

Kurs im Süden Spaniens startet der<br />

Motorrad-Nachwuchs in die Saison.<br />

10. bis 12. <strong>Mai</strong> LIVE<br />

WRC CHILE<br />

Zum ersten Mal gastiert die Rallye-WM<br />

in Chile. Um die Stadt Concepción sind<br />

die Fahrer auf Schotterpisten unterwegs.<br />

14. <strong>Mai</strong> NEU<br />

RED BULL MOTO SPY<br />

SEASON 3 FINALE<br />

Wie verbringen die AMA Supercross<br />

<strong>2019</strong>-Teilnehmer ihre Woche zwischen<br />

den Rennen? Ein Blick hinter die Kulissen.<br />

18. <strong>Mai</strong> RECAP<br />

WESS EXTREME<br />

XL LAGARES<br />

SAISONSTART<br />

Die World Enduro Super Series <strong>2019</strong> beginnt<br />

im portugiesischen Lagares gleich<br />

mit einem der anspruchsvollsten Rennen.<br />

18. und 19. <strong>Mai</strong> LIVE<br />

DRIFT MASTERS<br />

SAISONSTART,<br />

ÖSTERREICH<br />

Darauf haben die Fans gewartet: Europas<br />

ultimative Pro-Drift-Serie beginnt.<br />

25. <strong>Mai</strong> RECAP<br />

WESS TRÈFLE<br />

LOZÉRIEN AMV<br />

Dieses brutale Enduro-Kräftemessen<br />

findet seit 100 Jahren unverändert statt.<br />

LIVE AUS<br />

DETROIT<br />

20<br />

<strong>Mai</strong><br />

ON AIR<br />

Detroit ist nicht nur<br />

Geburtsort des Techno,<br />

sondern auch all jährlicher<br />

Gastgeber des Movement<br />

Festivals (25.– 27. <strong>Mai</strong>),<br />

Nord amerikas Hochamt<br />

elektronischer Musik. Auf<br />

das <strong>Red</strong> Bull Radio-Leadup<br />

am 20. <strong>Mai</strong> folgt ein<br />

Live-Stream von der<br />

<strong>Red</strong> Bull-Bühne. Mit<br />

dabei: Gucci Mane, Danny<br />

Brown, Disclosure,<br />

Madlib, Marie Davidson,<br />

Yaeji und Floorplan mit<br />

einem Bogen von House<br />

über Techno, Hip-Hop<br />

und Drum ’n’ Bass bis<br />

Ghettotech.<br />

AUFDREHEN:<br />

REDBULLRADIO.COM<br />

TREVOR DERNAI/RED BULL CONTENT POOL, MATTHIAS HESCHL FOR WINGS FOR LIFE WORLD RUN, ROMINA AMATO/RED BULL CONTENT POOL<br />

24<br />

April ON DEMAND<br />

ANALOG IN VIENNA:<br />

GRANADA<br />

Bei diesem Event spielt die Band Granada ein Konzert,<br />

das live auf Vinyl aufgenommen wird. Das Ergebnis: eine<br />

einzigartige Schallplatte und ein einmaliges Erlebnis.<br />

13<br />

April LIVE<br />

RED BULL CLIFF DIVING<br />

Freier Fall aus 27 Metern, kombiniert mit akrobatischen<br />

Figuren: Darum geht es bei <strong>Red</strong> Bull Cliff Diving, der<br />

legendären Klippensprung-Serie. Am 13. April treten<br />

die Athleten auf den Philippinen an, am 12. <strong>Mai</strong> in Irland.<br />

THE RED BULLETIN 103


Lebenslauf<br />

Ob allein oder gemeinsam mit Gleichgesinnten,<br />

ob nachts oder bei strahlendem Sonnenschein –<br />

Laufen macht glücklich. Erst recht, wenn du die richtige<br />

Ausrüstung hast. Hier sind unsere Vorschläge.<br />

ON CLOUDSWIFT<br />

Heb einfach ab<br />

Ein Schuh, der dich die<br />

Leichtigkeit des Laufens<br />

lehrt. Er lässt dich weich<br />

landen und kraftvoll durchstarten.<br />

Möglich macht das<br />

eine patentierte Kombination<br />

verschiedener Schaumstoffe.<br />

Im Bild: Das On-Modell<br />

Cloudswift in Rust & Rock.<br />

¤ 159,95; on-running.com<br />

HUAWEI GT SPORT-WATCH<br />

Trainiere im Uhrzeigersinn<br />

Diese Uhr ist 10,6 Millimeter schlank, dank AMOLED-<br />

Bildschirm höchst aufgeweckt und nimmermüde – mit<br />

dem ersten Doppel-Chipsatz hält der Akku bis zu zwei<br />

Wochen. Für Läufer perfekt: Diese Watch coacht dich in<br />

Echtzeit – mit Kursen für Anfänger und Fortgeschrittene<br />

zu jeder Zeit. ¤ 199; consumer.huawei.com<br />

Power-Paket:<br />

Keramikrahmen,<br />

Gehäuse aus<br />

Edelstahl, kräftige<br />

Zahlen, knallig<br />

rote Zeiger<br />

BUFF PACK-CAP<br />

Bewahre dir die Form<br />

Diese Kinderkappe von Buff trägt die DNA der Erwachsenenmodelle<br />

in sich. Das heißt, sie ist ebenso lauf- wie<br />

lifestyletauglich. Die beste Eigenschaft hat sie natürlich<br />

auch geerbt: Um sie zu verstauen, kannst du sie auf<br />

minimale Größe komprimieren. Packst du sie aus, ist<br />

sie sofort wieder in Form. Eine Kopfbedeckung, die auch<br />

modisch anspornt. Gibt es für deine Kids übrigens in<br />

sechs verschiedenen Varianten. ¤ 22,95; buff.com<br />

WOLFGANG WIESER<br />

104 THE RED BULLETIN


COLMAR-DAMENJACKE<br />

Sei unübersehbar<br />

Ein Orange, das gute Laune verbreitet – so farbenfroh,<br />

dass dich deine Liebsten selbst im Pulk nicht aus den<br />

Augen verlieren. Die ergonomische Linie der Ärmel gibt<br />

dir genug Bewegungsfreiheit, um ihnen lachend zuzuwinken.<br />

Die Jacke wird aus Sorona-Fasern gefertigt<br />

– und das lässt dich indirekt freier atmen. Dieser Stoff<br />

wird aus pflanzlichen Rohstoffen produziert und senkt<br />

so den Ausstoß von Treibhausgasen. ¤ 169; colmar.it<br />

Eine von drei<br />

Lösungen für<br />

scharfes Sehen:<br />

Clip-in zum<br />

Filterwechsel im<br />

Handumdrehen<br />

ADIDAS EVOLVER 3D_F<br />

Schau entspannt<br />

Diese Sonnenbrille setzt<br />

deine Nase niemals unter<br />

Druck. Sie ist leicht, sie ist<br />

schön, und ihre per 3D-Druck<br />

produzierten Nasenpads<br />

passen sich perfekt deinen<br />

Bedürfnissen an. Für besten<br />

Ausblick gibt es verschiedene<br />

Korrekturlösungen. ¤ 300;<br />

adidassporteyewear.com<br />

„Vogel fliegt, Fisch schwimmt,<br />

Mensch läuft.“<br />

EMIL ZÁTOPEK, LANGSTRECKENLÄUFER<br />

Feines Pärchen,<br />

das auch bei<br />

widrigem Wetter<br />

nicht an die Grenzen<br />

seiner Leistungsfähigkeit<br />

gerät<br />

UNDER ARMOUR<br />

TRUE WIRELESS FLASH<br />

Fühl den Beat<br />

Trifft JBL auf Under Armour,<br />

dürfen wir uns auf etwas<br />

Wunderbares freuen: ein Zwillingspärchen<br />

für deine Ohren,<br />

von Läufern für Läufer entwickelt.<br />

Die In-Ear-Kopfhörer<br />

sind wasserdicht, halten mit<br />

Power-Akku fünf Stunden<br />

durch und passen dank mitgelieferter<br />

Sport-Flex-Stöpsel<br />

in jedes Ohr. ¤ 179; jbl.com<br />

THE RED BULLETIN 105


„Ich bin nach dem<br />

Laufen ein neuer Mensch.“<br />

PATRICIA KAISER, EX-LEICHTATHLETIN<br />

Der 4-Liter-Rucksack<br />

liegt an wie<br />

eine zweite Haut,<br />

ist athletisch<br />

geschnitten und<br />

atmungsaktiv.<br />

DYNAFIT VERTICAL 4<br />

Mach es dir leicht<br />

Dieser Running-Rucksack<br />

wiegt nur 204 Gramm, ist<br />

aber trotzdem alles andere<br />

als ein Leichtgewicht. Dafür<br />

sorgen die vielen Features,<br />

zum Beispiel eine wasserdichte<br />

Tasche, eine Pfeife und<br />

ein einfaches verstellbares<br />

Verschlusssystem – der neue<br />

beste Freund für alle, die die<br />

Berge laufend erobern.<br />

¤ 70; dynafit.com<br />

LUMA ACTIVE-STIRNBAND<br />

Zeig ein helles Köpfchen<br />

Bring Licht ins Dunkel deiner nächtlichen Laufstrecke<br />

– mit diesem Stirnband inklusive zwei LED-Leuchten<br />

für Nah- und Fernlicht ist das überhaupt kein Problem.<br />

Das Band wiegt 70 Gramm und sitzt so sicher, dass<br />

garantiert nichts wackelt. Der Akku hält dabei bis zu<br />

15 Stunden – je nach Lichtstärke, die auf der Rückseite<br />

einfach eingestellt werden kann. ¤ 99; luma-enlite.com<br />

LED vorne, um<br />

zu sehen. LED<br />

hinten, um gesehen<br />

zu werden.<br />

CARE –<br />

DIE TÄGLICHE<br />

AUGENPFLEGE.<br />

Hersteller: URSAPHARM Arzneimittel GmbH, Industriestraße 35, 66129 Saarbrücken<br />

Vertrieb Österreich: URSAPHARM Ges.m.b.H., 3400 Klosterneuburg, Tel. +43 2243 26006, www.ursapharm.at<br />

hyloeyecare.at


WINGS FOR LIFE<br />

WORLD RUN<br />

SEI DABEI AM 5. MAI!<br />

Ob beim Event selbst, bei organisierten<br />

App-Runs oder allein mithilfe der App-<br />

Funktion – mehr als 100.000 Menschen<br />

laufen am 5. <strong>Mai</strong> <strong>2019</strong> wieder gemeinsam<br />

für die gute Sache. Denn alle Einnahmen<br />

und Start gebühren fließen in die Forschung<br />

zur Heilung von Querschnittslähmung.<br />

Mach dich bereit für deinen Start mit<br />

zehn Lauftipps von Botschafterin Patricia<br />

Kaiser und dem passenden Equipment.<br />

Infos und Anmeldung: wingsforlifeworldrun.com<br />

Trinkflasche,<br />

Haarbänder,<br />

Sporttasche<br />

SUUNTO 9 BARO<br />

Hör auf deine äußere Uhr<br />

Diese Sportuhr macht niemals schlapp. Sie schafft<br />

beeindruckende 120 Stunden Trainingsaufzeichnung<br />

ohne Unterbrechung. Und zwar deshalb, weil diese<br />

Suunto es versteht, ihre Batterie-Reserven richtig<br />

zu nutzen. Was sie noch kann? Sie verfügt über eine<br />

barometrische Höhenmessung, mehr als 80 Sportmodi<br />

und – eh klar – GPS-Navigation. ¤ 699; suunto.com<br />

GLORYFY G9 XTR<br />

Fang das Licht<br />

Ein wunderbares Farbenspiel,<br />

das uns diese Brille liefert –<br />

beeindruckend wie die Performance<br />

der Stratos-Gläser<br />

bei Sonnenschein. Dass das<br />

blaue Licht nicht gefiltert<br />

wird, wirkt sich positiv auf<br />

deine Leistungsfähigkeit aus.<br />

¤ 159; gloryfy.com<br />

Biegsam, kehrt<br />

aber dank Memory-<br />

Effekt stets zur<br />

Urform zurück<br />

1<br />

Was mache ich in der letzten Stunde vor dem Start?<br />

Aufwärmen, mobilisieren, einlaufen. Keine Energie mehr<br />

verschwenden. Alles andere muss sich jeder selbst fragen:<br />

Brauche ich noch etwas zu trinken? Gehe ich noch einmal<br />

aufs Klo? Wichtig ist, auf keinen Fall kalt zu starten.<br />

2<br />

Darf ich während des Laufens essen?<br />

Das kommt auf die Temperatur an. Im Vorjahr hatten<br />

wir beim Wings for Life World Run 33 Grad, aber ein Biss in<br />

eine Orange oder eine Banane, um sich mit Elektrolyten zu<br />

versorgen, schadet nie. Außerdem wichtig: viel trinken.<br />

3<br />

Darf ich nach einem Wettlauf ein Bier trinken?<br />

Ein alkoholfreies. Wegen der Elektrolyte. (Lacht.)<br />

4<br />

Woran erkenne ich, dass ich meinen Lauf sofort<br />

beenden sollte?<br />

Es ist wichtig, immer auf den Körper zu hören. Sofort<br />

aufhören solltest du, wenn dir schwindlig wird oder du<br />

weiß um den Mund wirst – das deutet alles auf eine Überanstrengung<br />

hin.<br />

Damen-<br />

Tanktop &<br />

-Sporthose<br />

Die gesamte Kollektion unter:<br />

redbullshop.com/worldrun<br />

THE RED BULLETIN 107


5<br />

Trainiere ich besser allein oder in einem Team?<br />

Am besten läufst du mit jemandem, der auf demselben<br />

Niveau ist. Hinterhertraben macht genauso wenig<br />

Spaß, wie vorne warten zu müssen. Unbedingt vorab ausprobieren.<br />

Aus dem Nichts mit jemandem gemeinsam<br />

zu laufen wird nur in ganz seltenen Fällen funktionieren.<br />

Da ist es besser, du trainierst alleine mit Musik.<br />

Herren-Zipp-<br />

Hoody & -Shorts<br />

„Rennen enden,<br />

Laufen nicht.“<br />

DEAN KARNAZES,<br />

EXTREMSPORTLER<br />

ADIDAS ULTRABOOST 19<br />

Tanke Energie<br />

Dieser Laufschuh verfügt<br />

über die reaktionsfreudigste<br />

Dämpfung, auf die Adidas<br />

jemals stolz war: „Je mehr<br />

du gibst, desto mehr Energie<br />

bekommst du zurück“, lautet<br />

das Versprechen. Außerdem:<br />

Nahtloses Primeknit-Obermaterial<br />

bietet besten Halt.<br />

¤ 179,95; adidas.at<br />

6<br />

Wie viele Beats pro Minute braucht meine Musik?<br />

Kommt darauf an. Das Tempo deiner Songs sollte<br />

deiner Laufgeschwindigkeit entsprechen. Im Training<br />

solltest du damit generell vorsichtig sein, weil die Gefahr<br />

besteht, dass du zum Übertreiben verleitet wirst.<br />

7<br />

Woher weiß ich überhaupt, dass ich fit genug<br />

für meinen Lauf bin?<br />

Gegenfrage: Weiß man das je? Aber egal, welches Niveau<br />

du hast: Mit Freude am Laufen und der Gewissheit, dass du<br />

dabei etwas Gutes tust, fällt es dir auf jeden Fall leichter.<br />

Laufarmband<br />

Noch nicht für den 5. <strong>Mai</strong> angemeldet?<br />

Mit der Wings for Life World Run-App<br />

(iOS, Android) kannst du mitlaufen,<br />

ganz egal, wo du dich befindest.<br />

Die „Vantage V“<br />

gibt es auch mit<br />

einem schwarzen<br />

und einem<br />

weißen Band.<br />

POLAR VANTAGE V<br />

Mach mal Pause<br />

Diese Uhr sagt, wann es Zeit<br />

für dein Training ist. Sie gibt<br />

aber auch Bescheid, wenn es<br />

einmal besser ist zu pausieren.<br />

Woher die „Vantage V“<br />

das weiß? Sie erfasst jede<br />

einzelne Trainingseinheit im<br />

Detail. All deine Daten stehen<br />

auf einer Plattform bereit.<br />

¤ 499,95; polar.com<br />

8<br />

Der schlimmste Fehler bei der Wahl der Ausrüstung?<br />

Schlechtes Schuhwerk, zu viel Kleidung – es besteht<br />

die Gefahr, dass der Körper überhitzt. Ist mir selbst schon<br />

passiert. Wenn es in der Früh kühl ist, etwas Leichtes überziehen,<br />

das du dir später ausziehen und umbinden kannst.<br />

9<br />

Macht Laufen wirklich glücklich?<br />

Mich schon. Ich schalte ab. Ich bin in der Natur.<br />

Atme ein. Ich bin ein neuer Mensch, wenn ich gelaufen bin.<br />

10<br />

Und was verpasse ich, wenn ich keine Lust<br />

zu laufen habe?<br />

Die Glückseligkeit danach. Und die besonderen Emotionen<br />

beim Wings for Life World Run.<br />

Patricia Kaiser, Jahrgang 1984, ist<br />

Model, Moderatorin und Wings for Life<br />

World Run-Botschafterin. Im Jahr 2000<br />

wurde sie zur Miss Austria gewählt.<br />

2009 wurde sie beim Leichtathletik-<br />

Europacup der Mehrkämpfer Zweite.<br />

Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder.<br />

MARKUS BERGER<br />

108 THE RED BULLETIN


BEST OF<br />

GIGASPORT<br />

Jetzt 88 Seiten Sport-Highlights – druckfrisch<br />

in Ihrer Gigasport-Filiale und auf www.gigasport.at/best-of<br />

ZUR LESE-<br />

PROBE UM-<br />

BLÄTTERN


Sommer / Bike<br />

RASANTE KOMBINATION<br />

STEIL MIT STYLE<br />

Wie füreinander gemacht: die neuen Enduro-Bikes von Giant<br />

und das Zubehör der Motocross-Kultmarke 100%.<br />

Das flotte Trailbike Trance<br />

1.5 GE von Giant gibt offroad<br />

richtig Gas – ob beim<br />

Anstieg oder bei der Abfahrt.<br />

Federweg: 150 mm.<br />

€ 2.799,90<br />

Der Helm Status Pacer<br />

schützt mit Außen schale aus<br />

Fiberglas und Innen schale aus<br />

EPS – und ist immer gut belüftet<br />

dank aktivem Kühlsystem.<br />

€ 179,99<br />

Die Downhill-Brille Strata<br />

Furnace zeigt die Natur durch<br />

eine Lexan-Linse mit Anti- Fog-<br />

Beschichtung. Mit Lüftungskanälen<br />

im Schaum.<br />

€ 44,90<br />

Das Reign 1.5 GE von<br />

Giant ist der perfekte<br />

Schlitten für Bike Parks,<br />

Enduro Tracks oder<br />

steile Singletracks.<br />

Federweg: 170 mm.<br />

€ 3.199,90<br />

Der Herren-Handschuh iTrack verleiht guten<br />

Grip an Lenker und Bremse. Die nahtlose<br />

Mesh-Oberhand verbessert die Passform.<br />

€ 29,99<br />

Das Herren-Shirt R-Core X<br />

besteht aus antimikrobiellem<br />

Meshgewebe, das die Körpertemperatur<br />

senkt.<br />

€ 79,99<br />

Die Herren-Short<br />

R-Core X wird<br />

aus 4-Wege-<br />

Stretch gewebt.<br />

Mit stufenlos<br />

ver stellbarer Taille<br />

für mehr Komfort.<br />

€ 129,99<br />

110 Best of Gigasport<br />

16 Gigasport-Filialen


E-Bike / Sommer<br />

E-BIKES<br />

DIE NORDMÄNNER<br />

ROLLEN EIN<br />

Husqvarna präsentiert erstmals seine E-Mountainbikes bei Gigasport.<br />

Für jeden Gelände-Fan ist das Richtige dabei – ob vollgefedertes Fully<br />

oder breitbereiftes Trekkingbike.<br />

Für den Downhill-Junkie: Das Extreme Cross 10<br />

ist das ideale E-MTB für jedes noch so harte<br />

Gelände. Mit Leichtigkeit meistern Sie schwierige<br />

Obstacles, Drops und Dirts. Der Shimano Steps E<br />

8000 Antrieb macht das Bike auch bergauf zum<br />

Selbstläufer. Federweg: 200 mm.<br />

€ 7.999,00<br />

Shimano Steps<br />

E 8000 Antrieb<br />

NEU bei<br />

Für Enduro-Piloten: Das Hard Cross 8 ist<br />

universell einsetzbar, sowohl auf anspruchsvollen<br />

Trails als auch auf Bergtouren. Inklusive<br />

Shimano Steps E 8000 Motor mit 70 Nm und<br />

einem 630-Wh-Akku. Federweg: 180 mm.<br />

€ 5.999,00<br />

EINTAUSCHPREIS<br />

Sprechen Sie unsere Bike-Experten in einer unserer<br />

16 Filialen an. Mehr Informationen zum Eintauschbonus<br />

finden Sie unter www.gigasport.at/eintauschbonus<br />

Für Allmountain-Abenteurer: Das Mountain Cross 5<br />

ist für Höheres bestimmt, nämlich für den Gipfelsturm.<br />

Sein Shimano Steps E 8000 Motor motiviert die<br />

Wadeln mit einem 70-Nm-Antrieb. Auch schnittige<br />

Downhill-Flows sind mit dem Bike ein Leichtes.<br />

Federweg: 150 mm.<br />

€ 4.399,00<br />

www.gigasport.at 111


Sommer / Run & Fitness<br />

Der Trailschuh Parkclaw 275 GTX fühlt sich sowohl<br />

auf Asphalt als auch auf Waldwegen hervorragend an.<br />

Die GORE-TEX Membran hält die Füße überall trocken.<br />

€ 170,00<br />

Das Herren-Modell des Trailschuhs Roclite 275 ist<br />

mit seinem Graphen-Griff (G-Grip) und dem Codra<br />

Mesh-Obermaterial eine gute Wahl für anspruchs volle<br />

Waldläufe.<br />

€ 150,00<br />

NEU bei<br />

QUERFELDEIN MIT INOV-8<br />

TROCKEN-<br />

TRAINING<br />

Die Trailrunning-Schuhe der Marke inov-8<br />

sind mit allen Wassern gewaschen.<br />

Kein Wunder, kommen sie doch aus einer<br />

der regenreichsten Regionen Europas:<br />

dem englischen Lake District.<br />

Die GORE-TEX Membran macht den Roclite 315 GTX<br />

zum perfekten Herren- Trailschuh für Abenteurer,<br />

die bei Nässe laufen.<br />

€ 170,00<br />

Die Sportbrille Evolver 3D_F<br />

von adidas Sport eyewear<br />

läutet eine neue Ära ein: Ihre<br />

verstellbaren Nasenpads und<br />

Scharniere sind super leicht, dank<br />

Light Stabilising Technology (LST)<br />

werden Kontraste lebendiger.<br />

€ 300,00<br />

Mit dem Parkclaw 275 wird der Übergang vom Straßenlauf<br />

zum Trailrunning fließend: Dieser Trailschuh<br />

bietet auf allen Terrains hervorragenden Grip.<br />

€ 145,00<br />

Die Sportuhr Garmin Forerunner<br />

935 misst die Herzfrequenz<br />

am Handgelenk,<br />

hat einen Höhen messer – und<br />

wiegt nur 49 Gramm!<br />

€ 449,99<br />

GIGASPORT – PROUD PARTNER OF<br />

5. MAI <strong>2019</strong><br />

112 Best of Gigasport


1. Die Herren-Laufjacke Windrunner kommt im<br />

farbenfrohen Retro-Look daher und besteht<br />

aus einem superleichten, wasserabweisenden<br />

Material.<br />

€ 100,00<br />

2. Das Nike Breathe Rise 365 Herren-Shirt bietet<br />

leichten Komfort und hält die Haut trocken.<br />

€ 45,00<br />

1<br />

3. Beim Herren-Langarmshirt Element mix<br />

sorgen die unsichtbaren Nähte im Rundhalsausschnitt<br />

für ein weiches Tragegefühl. Mit<br />

verstellbarem Saum.<br />

€ 60,00<br />

4. Die Nike Wild Run 2-in-1 Short kombiniert<br />

Streetwear-Look mit Atmungsaktivität. Mit<br />

Reiß verschlusstasche auf der Rückseite.<br />

€ 50,00<br />

5. Flyknit-Obermaterial, Nike React Außensohle<br />

und vorgeformte Ferse: Der neue Herren-Laufschuh<br />

Epic React Flyknit 2 spielt alle Stücke!<br />

€ 150,00<br />

NIKE RUNNING<br />

LAUFEN WIE<br />

AM LAUFSTEG<br />

Die neue Lauf-Kollektion von Nike ist nicht nur<br />

optisch auffällig. Sie sticht auch durch moderne<br />

Materialien und hohe Funktionalität hervor.<br />

2<br />

3<br />

4<br />

RUN VORTEILSPASS<br />

LAUFEND<br />

VORTEILE<br />

HOLEN<br />

Das spezielle Bonusprogramm<br />

für alle, die beim Laufen sparen<br />

möchten.<br />

Der RUN Vorteilspass ist beim<br />

Kauf eines Laufschuhs ab<br />

­einem Wert von € 120,00<br />

kostenlos erhältlich. Mit ihm können<br />

Sie von zahlreichen Vorteilen<br />

­profi­tieren, wie zum Beispiel:<br />

• 20 % Rabatt bei Kauf eines<br />

Zweitlaufschuhs Ihrer Wahl<br />

• 15 % Rabatt bei Kauf eines<br />

Folgelaufschuhs Ihrer Wahl<br />

• 15 % Rabatt bei Kauf von drei Teilen<br />

Laufbekleidung<br />

• 15 % Rabatt bei Kauf einer<br />

Multisportuhr Ihrer Wahl<br />

• 15 % Rabatt auf Sportnahrung<br />

• Zufriedenheitsgarantie:<br />

Umtauschrecht innerhalb einer<br />

zweiwöchigen Lauf-Probezeit<br />

Vorteile auch online einlösbar.<br />

5<br />

Mehr zum RUN Vorteilspass finden Sie auf<br />

www.gigasport.at/run-vorteilspass<br />

www.gigasport.at 113


Sommer / Outdoor<br />

Leicht, feuchtigkeits- und temperaturregulierend,<br />

angenehm<br />

auf der Haut – der Merino Windbreaker<br />

von Ortovox für Herren.<br />

€ 190,00<br />

NEU<br />

1<br />

ALPIN-KLEIDUNG<br />

BIS GANZ<br />

NACH OBEN<br />

Wer hoch hinaus will, braucht dafür die richtige<br />

Kleidung mit der perfekten Mischung aus<br />

Leichtigkeit und Widerstandskraft.<br />

3<br />

Die Fleecejacke Trilogy Lightgrid für Herren von Millet<br />

ist sehr leicht und mit ihrer hohen Atmungsaktivität ideal<br />

für Frühling und Herbst.<br />

€ 199,95<br />

Die Herren-Softshelljacke<br />

Parete von<br />

Karpos ist wind- und<br />

wasserabweisend –<br />

ideal für alle Outdooraktivitäten<br />

im Sommer.<br />

€ 149,90<br />

2<br />

1. Die strapazierfähige Trilogy Cordura Herrenhose<br />

von Millet wurde zum Klettern konzipiert und ist<br />

besonders für sommerliche Temperaturen geeignet.<br />

€ 159,95<br />

1<br />

2. Sommerliche Leichtigkeit und Abriebfestigkeit vereint<br />

die Vajolt Herrenhose von Ortovox. Der dünne, elastische<br />

Stoff garantiert die nötige Bewegungsfreiheit.<br />

€ 140,00<br />

3. Die Rock Multi ZipOff Herrenhose von Karpos ist<br />

mit ihrer hohen Abriebfestigkeit ein zuverlässiger<br />

Partner am Berg.<br />

€ 149,90<br />

Foto: Millet<br />

114 Best of Gigasport<br />

www.gigasport.at


Outdoor / Sommer<br />

OUTDOOR-EQUIPMENT<br />

GELÄNDE-<br />

GÄNGER<br />

Damit das Abenteuer nicht ins Wasser<br />

fällt: Mit den neuesten Outdoor-<br />

Schuhen und Rucksäcken in unserem<br />

Sortiment bleiben Füße und Ausrüstung<br />

bei jedem Wetter trocken.<br />

Der Ortlieb Atrack war Gold-Gewinner<br />

auf der ISPO <strong>2019</strong>!<br />

Mehr Infos zum ISPO Award<br />

auf unserem Blog:<br />

www.gigasport.at/ispo-award-<strong>2019</strong><br />

Der erste wasserdichte<br />

Rucksack, der sich wie<br />

eine Reisetasche öffnen<br />

lässt: der Atrack 35L<br />

von Ortlieb in Schwarz<br />

oder Gelb.<br />

Jetzt<br />

kostenlos:<br />

Boot-Fitting<br />

in Ihrer<br />

Gigasport-<br />

Filiale<br />

€ 189,99<br />

Wie angegossen: Der Forge S GTX von<br />

Tecnica ist der erste anatomisch anpassbare<br />

Trekkingschuh. In nur 15 Minuten wird er<br />

in Ihrer Gigasport-Filiale maßgeschneidert!<br />

€ 249,00<br />

Der Air Revolution 4.1 und der<br />

Air Revolution 4.1 Lady (unten)<br />

von Meindl sind garantiert wasserdicht<br />

dank GORE- TEX Technologien.<br />

€ 269,99<br />

Die Meindl Magic<br />

Active Sohle gibt dem<br />

X-SO 30 GTX für Damen<br />

und für Herren (oben)<br />

stabilen Halt im Gelän de.<br />

Aufgrund der GORE-TEX<br />

SURROUND® Technologie<br />

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Read Bull<br />

Hier schreiben namhafte österreichische Literatinnen<br />

und Literaten jeden Monat über ein <strong>The</strong>ma, das sie bewegt.<br />

Angelika Hager<br />

JULIA STIX ANGELIKA HAGER<br />

SCHMUSEN<br />

MIT DEM<br />

SCHWEINEHUND<br />

Angelika Hager, 56<br />

Angelika Hager leitet das Ressort<br />

Gesellschaft im Nachrichtenmagazin<br />

„profil“ und ist die Frau hinter dem<br />

Kolumnen-Pseudonym Polly Adler im<br />

„Kurier“. Sie veröffentlichte bislang<br />

zehn Bücher, zuletzt „Kerls! Eine<br />

Safari durch die männliche Psyche“,<br />

erschienen bei Kremayr & Scheriau.<br />

Tagtäglich kläffe ich meinem<br />

inneren Schweinehund zu:<br />

„Komm, Kleiner, gehen wir<br />

in den Ring.“ Und dort beginnen<br />

dann auch schon die<br />

Verhandlungen: „Du wolltest<br />

heute in die Spinning-Klasse!“ – „Heute ist<br />

alles verdammt eng. Vielleicht doch besser<br />

morgen.“ – „Erinnerst du dich, was du<br />

dir gestern geschworen hast?“ – „Halt die<br />

Klappe, ich bin müde.“ – „Wovon bitte?“ –<br />

„Vom Leben, du Idiot!“ – „Wie wäre es<br />

dann wenigstens mit der Steuererklärung?“<br />

– „Entschuldige, wir haben ja gerade einmal<br />

den Monat X, also noch Zeit genug.“<br />

– „Wieso klingt Zeit genug bei dir immer<br />

nach einer gefährlichen Drohung?“ – „Du<br />

weißt doch, dass ich ein Deadline-Junkie<br />

bin.“ – „Das klingt nach einem sehr ungesunden<br />

Krankheitsbild.“ – „Diese Krankheit<br />

ist genau betrachtet mein Geschäftsmodell.“<br />

– „Bleibt die Frage, wie lange das<br />

dein Körper aushält.“ – „Was aushält?“ –<br />

„Dass das Adrenalin in deinem System<br />

Dauermieter ist. Du bist nämlich nicht<br />

mehr die Jüngste, Herzchen …“ – „Pech für<br />

dich, wir sind nämlich gleich alt.“<br />

Ungefähr so geht es täglich dahin. Aber<br />

in Wahrheit lieben wir uns – mein innerer<br />

Schweinehund und ich. Er kennt mich inund<br />

auswendig und akzeptiert mich eben<br />

nicht so, wie ich bin. „Stillstand ist<br />

Schwäche“, bellt er immer wieder. „Also<br />

heb gefälligst deinen fetten Arsch!“ Der<br />

Gewinner bei diesen Diskursen zwischen<br />

dem Motivations-Cerberus und mir ist<br />

nie vorhersehbar. Und das ist gut so. Ansonsten<br />

würde die Angelegenheit ziemlich<br />

schnell Spannungs-Abnützungserscheinungen<br />

aufweisen, und die sind der<br />

sichere Tod jeder Form von Kreativität.<br />

Der Kleine und ich haben beide in<br />

den letzten Jahren eines kapiert:<br />

dass Disziplin, eiserner Wille und<br />

militante Konsequenz in der preußischen<br />

Betriebsanleitung für den pflichtgetreuen<br />

Soldaten passen mögen, aber ansonsten<br />

für die Fische sind, wenn folgende Zutaten<br />

im Motivations-Cocktail fehlen: Begeisterung.<br />

Leidenschaft. Lust. Alles von gleicher<br />

Wichtigkeit. Ohne diese emotionale<br />

Dreifaltigkeit kommt mein Durchhaltevermögen<br />

auch nicht aus dem Bett. Und<br />

wenn man sehr großes Glück hat, setzt<br />

dann bei manchen Projekten – solchen<br />

eben, durch die rhythmisch das eigene<br />

Herzblut gepumpt wird – irgendwann die<br />

Schwerelosigkeit ein. Man hebt vom Boden<br />

ab. Die Welt rundherum schrumpft in die<br />

Bedeutungslosigkeit, irdische Faktoren<br />

wie Erschöpfung, Hunger, Konzentrationsschwäche,<br />

quengelnde Lebensabschnittspartner,<br />

Nahrung einfordernde Fortpflänze<br />

oder die Morgendämmerung werden<br />

völlig vernachlässigbar.<br />

Vor zirka einem Jahrzehnt arbeitete<br />

ich mit einem jungen Produzenten<br />

namens Jan Bennemann an den<br />

Drehbüchern zu der ORF-Serie, die meine<br />

Kolumnenfigur Polly Adler zur Titelheldin<br />

hatte. Wir standen unter mörderischem<br />

Zeitdruck, weil es sehr lange gedauert hatte,<br />

bis die Finanzierung endlich durch war,<br />

und der Dreh extrem knapp angesetzt war.<br />

Täglich arbeiteten wir an die 16 Stunden<br />

an den Seriengeschichten, eng zusammengequetscht<br />

auf meinem kleinen Balkon,<br />

ab 20 Uhr durfte auch Alkohol getrunken<br />

werden. Trotz dieses entsetzlichen Drucks<br />

schrieben und scherzten wir uns in einen<br />

THE RED BULLETIN 117


Read Bull<br />

Angelika Hager<br />

Zustand der Euphorie, der mir bis heute<br />

wie ein Wunder erscheint. Eigentlich hätten<br />

wir nach diesen Schreibmarathons wie<br />

nasse Säcke in den Seilen hängen müssen.<br />

Unsere nahezu tranceartige Stimmung<br />

wurde durch die Schreie der Hochschaubahn-<br />

und Ringelspielfahrer, die sich im<br />

nahe liegenden Prater in schwindelnde<br />

Höhen katapultieren ließen, zusätzlich beflügelt.<br />

Im Gegensatz zu den Prater-Kamikazes<br />

mussten wir für unsere Abenteuer<br />

nicht bezahlen, wir machten sie uns selbst.<br />

Die Serie sollte übrigens leider kein<br />

Straßenfeger werden. Egal. Im Nachhinein<br />

betrachtet, ist jede Form von Scheitern<br />

erträglich, wenn man sich selbst nach der<br />

Bauchlandung flüstern kann: „Okay, es ist<br />

diesmal leider nicht so tosend gelaufen.<br />

Aber du hast dich davor nicht geschont<br />

und alles aus dir rausgeholt.“ In solchen<br />

Fällen bleibt der schwarze Peter bei<br />

den höheren Mächten, den äußeren Umständen<br />

oder bei jemand anderem, der<br />

sich nicht wehren kann.<br />

Nicht zu unterschätzende Motivationsquellen<br />

sind natürlich auch<br />

unbezahlte Rechnungen und Zurückweisung,<br />

die, wie jeder aus seiner<br />

eigenen Liebesbiografie nur allzu gut<br />

weiß, ausschlaggebend für enorme Kräftemobilisierung<br />

werden können. Schon<br />

im Alter von fünf Jahren im Kindergarten<br />

habe ich dem Typen, der mich angestrengt<br />

nicht zur Kenntnis genommen hat, meine<br />

Jausensemmel geschenkt und ein Himmelreich<br />

versprochen, um dann mitansehen zu<br />

müssen, wie er mir mit einer Jüngeren in<br />

Form einer vierjährigen Zöpfchenträgerin<br />

auf das Klettergerüst durchgebrannt ist.<br />

Klar, dass mich das erst recht auf Touren<br />

gebracht hat, es wurden noch mehr<br />

Jausen-Goodies in das Kampfgetümmel<br />

geworfen. Zumindest für eine Zeit.<br />

Aber irgendwann beschleicht einen<br />

dann doch die Erkenntnis, dass das Kämpfen<br />

in Schlachten, die nicht zu gewinnen<br />

sind, vergeudete Energie ist. Schauspieler<br />

Viggo Mortensen, auch schon sechzig,<br />

umschrieb diese Regel mit dem Satz: „Klar<br />

musst du dir immer sagen: Ich kann alles.<br />

Aber man muss auch innerhalb der Grenzen<br />

der Vernunft bleiben.“ Der Satz „Das<br />

schaffst du nie“, den Mortensen als Kind<br />

recht oft hören musste, hatte „eine unglaubliche<br />

Treibkraft“. Oder nehmen wir<br />

„Jedermann“-Darsteller Philipp Hochmair.<br />

Er litt als Kind an einer Leseschwäche.<br />

Wurde manchmal verhöhnt, weil er die<br />

Buchstaben nicht zu Worten formen konnte.<br />

Irgendwann sprang er in der Klasse<br />

auf einen Sessel und begann laut Gedichte<br />

zu deklamieren, die er sich auswendig<br />

erhört hatte. Und alle wurden still. Er hat<br />

seither damit nicht mehr aufgehört.<br />

Meryl Streep bekam von Dino de Laurentiis<br />

eine brutale Abwertung verpasst.<br />

Als sie sich Mitte zwanzig beim Casting<br />

für den Film „King Kong“ vorstellte,<br />

schnauzte der Produzent seinen Sohn auf<br />

Italienisch an: „Warum hast du mir dieses<br />

hässliche Ding hier hereingeschleppt!“<br />

(Jessica Lange bekam die Rolle.) 21 Oscar-<br />

Nominierungen später kann Streep über<br />

Es ist erstaunlich,<br />

wie positiv sich<br />

Leerläufe auswirken.<br />

Langeweile<br />

wurde bislang total<br />

unterschätzt.<br />

diese traumatisierende Erfahrung lachen.<br />

Möglicherweise hat sie ihrem Talent sogar<br />

Flügel verliehen. Der Begründer der<br />

Individualpsychologie, Alfred Adler, der<br />

von seinem früheren Förderer Sigmund<br />

Freud brutal entsorgt wurde, hat diesen<br />

„Ich werde es euch allen noch zeigen“-<br />

Treibstoff mit dem Begriff Minderwertigkeitskomplex<br />

betitelt. Freud selbst soll<br />

daraufhin gekontert haben: „Bevor du dir<br />

selbst Depressionen oder einen Minderwertigkeitskomplex<br />

diagnostizierst, stelle<br />

sicher, dass du nicht einfach nur von<br />

Arschlöchern umgeben bist.“<br />

Weil gerade Arschlöcher erwähnt<br />

wurden: Der Mann, dessen aktueller<br />

Frisurenberater einen dringenden<br />

Branchenwechsel in Erwägung<br />

ziehen sollte, hielt im Sommer 2004 eine<br />

flammende <strong>Red</strong>e vor den Absolventen des<br />

Wagner College in New York, die mit den<br />

Worten schloss: „Wenn da eine Mauer<br />

vor euch liegt, gebt nicht auf! Geht durch<br />

sie durch, steigt über sie drüber – tut,<br />

was immer ihr könnt, um auf der anderen<br />

Seite zu landen.“ Angesichts des finsteren<br />

Mauerplans an der Grenze zu Mexiko ist<br />

Donald Trumps damaliger Motivationsappell<br />

so makaber wie paradox. Als in der<br />

Yuppie-Ära sozialisierter Mensch wuchs<br />

man mit Typen wie Trump auf, die ein<br />

von Verbissenheit, Ellbogenmentalität<br />

und Skrupellosigkeit durchdrungenes<br />

Leistungsdenken predigten.<br />

Der größte Popstar der 1980er und<br />

1990er Jahre war Madonna, eine Frau,<br />

die, wie sie selbst einräumte, „weder besonders<br />

gut singen noch besonders gut<br />

tanzen“ konnte, aber mit einer von Perfektionwahn<br />

getragenen Zielstrebigkeit<br />

alle anderen vom Platz fegte. Man war<br />

von ihr und ihrer Ego-Erfindungsmaschine<br />

fasziniert, aber an die Seele ging sie einen<br />

nicht – genauso wenig wie später Taylor<br />

Swift, Lady Gaga oder Kate Perry, die alle<br />

wie überambitionierte Soldatinnen in<br />

einem riesigen Labor namens Popbiz<br />

wirken. „Ehrgeiz ist die Wurzel aller Hässlichkeit“,<br />

fand der Bonmot-Fabrikant und<br />

irische Schriftsteller Oscar Wilde. Und ich<br />

würde noch hinzufügen: Verbissenheit.<br />

Eine gewisse Nonchalance bei allen Projekten<br />

– egal ob es sich um sportliche Ertüchtigungen,<br />

Cupcake-Wettbewerbe, die<br />

Komposition einer Symphonie oder eine<br />

verrückte, kleine Start-up-Sache handelt<br />

– gibt eine wichtige Duftnote.<br />

Und zwischendurch sollte man immer<br />

wieder einmal auch den kleinen,<br />

dicken Schweineköter siegen lassen<br />

und auf sein selbst verordnetes Pensum<br />

pfeifen, seinem Kühlschrankmagneten<br />

mit der ermunternden Aufschrift „Einen<br />

Scheiß muss ich …“ zuzwinkern und<br />

sich einen, wie er und ich es inzwischen<br />

nennen, „Schlampentag“ gönnen. Der<br />

beinhaltet: im Morgenmantel bleiben bis<br />

zum Abend, böse Dinge essen, die das<br />

Cholesterin zum Tanzen bringen, Netflix-<br />

Marathons, durch den Prater schlendern<br />

und dabei, außer blöd schauen, nichts<br />

sonst machen. Es ist erstaunlich, wie belebend<br />

sich solche Leerläufe auf die kreative<br />

Wendigkeit und die Erfindungsgabe<br />

auswirken. Und sie bringen das Seelensystem<br />

wieder aus der Stresszone. Sollten<br />

sich auch diese Helikopter-Eltern hinter<br />

die Öhrchen malen, die ihre Kinder ständig<br />

überfordern, vom Baby-Yoga zum<br />

Ausdruckstöpfern chauffieren, anstatt sie<br />

auch mit Ruhe zu fördern. Langeweile,<br />

wenn man sie wortwörtlich nimmt, wurde<br />

bislang total unterschätzt.<br />

118 THE RED BULLETIN


THE RED BULLETIN PROMOTION<br />

DREAM<br />

TEAM<br />

Das <strong>Red</strong> Bull Skydive<br />

Team hat mit dem<br />

Opel Combo Life den<br />

perfekten Partner auf<br />

vier Rädern gefunden.<br />

Was die beiden<br />

verbindet? Ihre<br />

Vielseitigkeit und das<br />

Streben nach höchster<br />

Performance.<br />

ALLES IM BLICK<br />

WOLFGANG LIENBACHER<br />

M<br />

arco F., Felix S., Max M. und Marco W.<br />

bilden das <strong>Red</strong> Bull Skydive Team. Die<br />

vier Athleten sind viel auf den Straßen unterwegs<br />

und benötigen ein Auto, das ihnen einerseits<br />

genug Platz bietet, aber auch über genug<br />

Stauraum für ihr Equipment verfügt. Für den<br />

Opel Combo Life ein Leichtes: Mit 597 Liter<br />

Laderaum findet die gesamte Ausrüstung<br />

Platz. Als besonders praktisch erweist sich<br />

das zu öffnende Fenster der Heckklappe: So<br />

einfach und entspannt kann der Zugang zum<br />

Kofferraum sein. Während der Fahrt schätzen<br />

die Athleten die innovativen Fahrassistenzsysteme<br />

wie die 180-Grad-Rückfahrkamera<br />

und das Head-up-Display, mit dem sie alle<br />

wichtigen Informationen in ihrem Sichtfeld<br />

haben. Dem <strong>Red</strong> Bull Skydive Team ist seine<br />

Sicherheit beim Skydiven und beim Autofahren<br />

wichtig. Auf den Opel Combo Life ist<br />

Verlass: Mit automatischer Gefahrenbremsung<br />

samt Fußgängererkennung, Spurhalteassistent,<br />

Müdigkeitserkennung und mehr<br />

erweist er sich als der beste Beifahrer. Die<br />

Fakten sprechen für den Opel Combo Life.<br />

Dank der zahlreichen<br />

Innovationen und der<br />

cleveren Fahrsicherheitssysteme<br />

hat das<br />

<strong>Red</strong> Bull Skydive Team<br />

immer alles im Blick.<br />

opel.at


IMPRESSUM<br />

THE RED<br />

BULLETIN<br />

WELTWEIT<br />

Aktuell<br />

erscheint<br />

<strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong> in<br />

sieben Ländern. Die<br />

Coverstory unserer<br />

britischen Ausgabe<br />

widmet sich den<br />

Leistungen der Sportwissenschaft<br />

auf<br />

einem für sie eher<br />

überraschenden Feld<br />

– dem Ballett.<br />

Mehr Storys abseits des<br />

Alltäglichen gibt’s auf:<br />

redbulletin.com<br />

Chefredakteur<br />

Alexander Macheck<br />

Stv. Chefredakteure<br />

Waltraud Hable, Andreas Rottenschlager<br />

Creative Director<br />

Erik Turek<br />

Art Directors<br />

Kasimir Reimann (stv. CD),<br />

Miles English, Tara Thompson<br />

Head of Photography<br />

Fritz Schuster<br />

Deputy Head of Photography<br />

Marion Batty<br />

Photo Director<br />

Rudi Übelhör<br />

Chefin vom Dienst<br />

Marion Lukas-Wildmann<br />

Managing Editor<br />

Ulrich Corazza<br />

Freie Mitarbeiter<br />

Jakob Hübner, Werner Jessner,<br />

Alex Lisetz, Stefan Wagner<br />

Grafik Marion Bernert-Thomann, Martina de<br />

Carvalho-Hutter, Kevin Goll, Carita Najewitz<br />

Fotoredaktion Susie Forman, Ellen Haas,<br />

Eva Kerschbaum, Tahira Mirza<br />

Global Head of Media Sales<br />

Gerhard Riedler<br />

Head of Media Sales International<br />

Peter Strutz<br />

Head of Commercial & Publishing Management<br />

Stefan Ebner<br />

Publishing Management<br />

Sara Varming (Ltg.),<br />

Melissa Stutz, Mia Wienerberger<br />

Communication<br />

Christoph Rietner<br />

Head of Creative<br />

Markus Kietreiber<br />

Creative Solutions Eva Locker (Ltg.),<br />

Verena Schörkhuber, Edith Zöchling-Marchart<br />

Commercial Design<br />

Peter Knehtl (Ltg.), Sasha Bunch,<br />

Simone Fischer, Martina <strong>Mai</strong>er<br />

Anzeigendisposition<br />

Manuela Brandstätter, Monika Spitaler<br />

Herstellung<br />

Veronika Felder<br />

Produktion<br />

Walter O. Sádaba, Friedrich Indich,<br />

Sabine Wessig<br />

Lithografie<br />

Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Nenad<br />

Isailović, Maximilian Kment, Josef Mühlbacher<br />

Office Management<br />

Yvonne Tremmel (Ltg.), Alexander Peham<br />

MIT-Experte Michael Thaler<br />

Abo und Vertrieb Peter Schiffer (Ltg.), Klaus<br />

Pleninger (Vertrieb), Nicole Glaser (Vertrieb),<br />

Victoria Schwärler, Yoldaş Yarar (Abo)<br />

Verlagsanschrift<br />

Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien<br />

Telefon +43 1 90221-0<br />

Fax +43 1 90221-28809<br />

Web redbulletin.com<br />

Medieninhaber, Verlag & Herausgeber<br />

<strong>Red</strong> Bull Media House GmbH,<br />

Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15,<br />

A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i,<br />

Landesgericht Salzburg, ATU63611700<br />

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Andreas Kornhofer<br />

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Dkfm. Dietrich Mateschitz, Gerrit Meier,<br />

Dietmar Otti, Christopher Reindl<br />

THE RED BULLETIN<br />

Österreich, ISSN 1995-8838<br />

Länderredaktion<br />

Christian Eberle-Abasolo<br />

Lektorat<br />

Hans Fleißner (Ltg.), Petra Hannert,<br />

Monika Hasleder, Billy Kirnbauer-<br />

Walek, Belinda Mautner, Klaus Peham,<br />

Vera Pink<br />

Country Project Management<br />

Mia Wienerberger<br />

Sales Director<br />

Alfred Vrej Minassian<br />

Sales Project Management<br />

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Franz Fellner, Mario Filipovic, Thomas<br />

Hutterer, Franz Kaiser, Alexander<br />

Kopellos, Christopher Miesbauer,<br />

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Staber, Johannes Wahrmann-Schär<br />

anzeigen@at.redbulletin.com<br />

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Abopreis: 25,90 EUR, 12 Ausgaben/<br />

Jahr, www.getredbulletin.com,<br />

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Informationen zum Medien inhaber<br />

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THE RED BULLETIN<br />

Deutschland, ISSN 2079-4258<br />

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Hans Fleißner und sein Team:<br />

siehe entsprechenden Eintrag<br />

bei Österreich<br />

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THE RED BULLETIN<br />

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Tanya Foster, tanya.foster@redbull.com<br />

120 THE RED BULLETIN


P R O M O T I O N<br />

must-haves<br />

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3 4<br />

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Mit der Natur verschmelzen – ganz<br />

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Cap eine „friedliche Waffe“ gegen<br />

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3 DIE STÄRKSTE VESPA<br />

ALLER ZEITEN<br />

Neuigkeiten zum beliebtesten Roller<br />

des Landes: Zum Frühlingsstart wurde<br />

die Vespa GTS-Reihe bei Leistung,<br />

Technologie und Style verbessert.<br />

Zwei Hubraumgrößen sorgen für pures<br />

Dolce Vita und noch mehr Fahrspaß:<br />

Der spritzige 125 ccm i-get Einzylinder<br />

und ein neuer 300 ccm High Performance<br />

Engine-Motor – mit 23,8 PS<br />

der stärkste der Vespa-Geschichte.<br />

vespa.at<br />

4 LEICHT & LEISTUNGSSTARK<br />

Der L.I.M Mountain PROOF Anorak<br />

ist eine minimalistische Shell-Jacke,<br />

entwickelt fürs anspruchsvolle Bergsteigen:<br />

Leicht und extrem platzsparend,<br />

passt sie in jeden noch so<br />

kleinen Rucksack. Ausgestattet mit<br />

der von Haglöfs entwickelten PROOF<br />

ECO Technologie ist die Jacke wasserdicht<br />

sowie atmungsaktiv und bietet<br />

hervorragenden Wetterschutz, ganz<br />

ohne schädliches Fluorcarbon.<br />

haglofs.com<br />

THE RED BULLETIN 121


L I F E S T Y L E , E X T R A O R D I N A I R E<br />

Die <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong> To-do-Liste<br />

Weil das Leben zu kurz ist für lähmende Routine,<br />

gibt es hier jeden Monat eine herzerfrischende Challenge. Diesmal:<br />

REISEN FÜR<br />

FORTGESCHRITTENE *<br />

■<br />

Im Flugzeug oder Reisebus: Ein<br />

Stück Wäscheleine als Trenner<br />

zwischen zwei Sitzen spannen und<br />

die verschwitzten Socken daran aufhängen.<br />

Dem Nebenmann freundlich<br />

erklären, dass noch genug Platz für<br />

seine Fußbekleidung ist.<br />

■<br />

Für den Mittelsitz im Flieger:<br />

Speibsackerl greifen und unterdrückt<br />

stöhnen. Bei Bedarf den Kopf<br />

auf den Nebensitzenden plumpsen<br />

lassen. Sich schließlich vom Bordpersonal<br />

auf einen Gangplatz oder in<br />

die erste Klasse eskortieren lassen.<br />

Innerlichen Jubel nicht zeigen.<br />

■<br />

In der Ankunftshalle ein Schild<br />

mit der Aufschrift „Willkommen<br />

zurück aus der Entzugsklinik“<br />

hochhalten. Zufällig Ankommende<br />

freudig umarmen: „Du hast es<br />

geschafft!“<br />

■<br />

US-amerikanische Zufallsbekanntschaften<br />

fragen: „USA?<br />

Interesting! Where is that?“<br />

■<br />

Bei der Online-Hotelreservierung<br />

im Feld „Anmerkungen“<br />

skurrile Gästewünsche angeben,<br />

etwa: „Wichtig: Bitte platzieren Sie<br />

drei gelbe M&M’s auf dem linken<br />

Kopfpolster, in einer Linie aufgelegt.<br />

Dazu bitte ein Bild von frittiertem<br />

Speck. Danke.“<br />

Die nächste<br />

Ausgabe des<br />

RED BULLETIN<br />

erscheint am<br />

14. <strong>Mai</strong> <strong>2019</strong><br />

■<br />

Sich in eine große Reisegruppe<br />

einschleusen. Wie ein Schaf<br />

blöken. Das Verhalten freundlich mit<br />

„Herdentrieb“ erklären.<br />

■<br />

Mit ausgeschnittenen Zeitungsbuchstaben<br />

kryptische Postkarten<br />

schreiben und diese wahllos<br />

verschicken. Gut funktioniert:<br />

„Lächeln. Dann wird niemand verletzt.“<br />

■<br />

Am Rückweg von der Flugzeugoder<br />

Bustoilette kurz über die<br />

Köpfe der am Gang sitzenden Passagiere<br />

streicheln. Unbeteiligt schauen.<br />

Sich wieder auf seinen Platz setzen.<br />

* Warnung: Diese Aktivitäten können zu sozialen Unverträglichkeiten führen.<br />

NICOLAS MAHLER<br />

122 THE RED BULLETIN


FLÜÜÜGEL<br />

FÜR JEDEN<br />

GESCHMACK.


DRIVE TOGETHER<br />

DER NEUE MAZDA ḃ<br />

GESCHAFFEN UM ZU BERÜHREN<br />

Fahren Sie nicht einfach nur ein Auto, sondern spüren Sie ein<br />

Lebensgefühl. Als erster einer neuen Generation vereint der neue<br />

Mazdaḃ intuitive Technologie, Design und pure Emotion wie<br />

keiner zuvor. Erleben Sie das Gefühl der perfekten Harmonie<br />

zwischen Fahrer und Fahrzeug – im neuen Mazdaḃ.<br />

Verbrauchswerte: 4,1 – 5,6 l/100 km, CO₂-Emissionen: 107 –128 g/km. Symbolfoto.

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