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Neue Menschen bereichern unsere Gemeinschaft - Ledder ...

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Im Fokus<br />

ZUM THEMA: Augensteuerung<br />

Eminas Computer „MyTobii“ ist von einem<br />

schwedischen Hersteller und ermöglicht<br />

durch seine Augensteuerung, Programme<br />

kontaktlos zu nutzen. Ihr PC hat am<br />

Bildschirmrand zwei Infrarotsender und zwei<br />

Infrarotempfänger. Eminas Augen reflektieren<br />

die permament gesendeten, unsichtbaren<br />

Lichtsignale. Die Steuerung erkennt die<br />

Bewegung ihrer Pupillen und löst den Impuls für<br />

die gewählte Bildschirmtaste aus. Emina trifft ihre<br />

Auswahl dabei durch Verweilen oder Lidschlag.<br />

Das Fotobücher-Projekt aus dem BBB wickelt sie<br />

inzwischen von der Gestaltung bis zur Bestellung<br />

selbstständig ab. Geburtstags- und Telefonlisten<br />

erstellen, Rezepte für die Großküche schreiben,<br />

Texte erfassen, Arbeiten mit Excel oder anderen<br />

Programm sind damit kein Problem. Alles dauert<br />

aber viel länger, weil Emina jeden Buchstaben<br />

und jeden Befehl einzeln und nacheinander<br />

fixieren muss. Normale Büroarbeiten sind<br />

möglich, brauchen jedoch sehr viel Zeit.<br />

Berufsbildungsbereich (BBB). Manuelle Arbeiten<br />

gehen nicht, also bekam Emina den Auftrag,<br />

Fotobücher für den BBB zu gestalten. Sie<br />

brachte dazu ihren Spezial-PC „MyTobii“<br />

mit. Ihr E-Rolli wiege 200 Kilogramm, sagt<br />

sie. Aber wenn sie das Monstrum mittels<br />

fein justierbarer Mundsteuerung routiniert<br />

durch die Werkstattflure steuert, sieht das<br />

ganz leicht aus. Mit dem Mundstab kann<br />

sie ihr Smartphone bedienen. In ihrer<br />

Zeit in der Regenbogenschule in Münster<br />

(siehe Interview), erinnert sie sich, habe<br />

sie damit auch ziemlich gut Xylofon<br />

gespielt. Gerne hätte sie ihre Tochter<br />

auf eine normale Regelschule geschickt,<br />

sagt ihre Mutter. Aber das Maß an Pflege<br />

und Assistenz, lange Fehlzeiten, schnelle<br />

Ermüdung – das hätte den Rahmen<br />

gesprengt und Emina überfordert.<br />

In der Werkstatt ist Emina beliebt, weil sie<br />

gut zuhören kann. In ihrer Gruppe achten<br />

alle gegenseitig auf sich. Die anderen<br />

sagen: „Wenn sie nicht da ist, dann fällt<br />

das richtig auf.“ Emina selbst findet, dass<br />

lewe aktuell 4.2012<br />

sie mit ihrer Behinderung immer besser klar komme.<br />

Früher sei sie beim Gedanken an ihren Unfall fast<br />

in Panik gefallen. Auch die Angst, nicht genug Luft<br />

zu bekommen, sei weniger geworden. Vieles in<br />

ihrem Leben dreht sich um Vertrauen: Emina muss<br />

allen, die ihr helfen, jederzeit und absolut vertrauen<br />

können. Dafür braucht sie ein stabiles Umfeld,<br />

das ihr zugleich Möglichkeiten anbietet, sich zu<br />

entwickeln und neue Dinge zu lernen. Denn das will<br />

sie natürlich.<br />

So ein kleines Novum gab es beim „Tag der<br />

Begegnung“: Da hat sie Kasse gemacht beim klumet-<br />

und LUKEO®-Verkauf, also die Summe bei<br />

mehreren Kartons aufaddiert und das Wechselgeld<br />

errechnet. Begleiterin Janine Georgi übernahm den<br />

manuellen Part. Weihnachtsdisco oder Karneval<br />

bei uns, Kinobesuch in Münster, mit Freunden<br />

zuhause Videos gucken – auch in der Freizeit geht<br />

eine Menge, man muss alles nur ein bisschen mehr<br />

planen.<br />

Dass ihre Behinderung ihr eines Tages große,<br />

vielleicht lebensbedrohliche Probleme bereiten<br />

wird, weiß Emina, aber das ist für sie noch ferne<br />

Zukunft. Jetzt lebt sie ihr zunehmend eigenes,<br />

so weit als möglich selbstständiges Leben. Ein<br />

wichtiger Teil davon ist ihr Arbeitsalltag in den<br />

<strong>Ledder</strong> Werkstätten.<br />

High tech im Schlafzimmer: Mutter Milka und Tanja Cramer<br />

gehören zum vierköpfigen Begleiterinnen-Team.<br />

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