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Im Fokus Hier sieht man, wie Emina Fotobücher macht. Die Bilder bekommt sie per Mail und legt sie in einen Ordner. Seite für Seite gestaltet sie dann beispielsweise ein Buch zu einer Bildungsfahrt unseres Berufsbildungsbereiches. Die hochkonzentrierte Augen-Arbeit ist für sie anstrengend. Karten spielen? Kein Problem: Emina nennt ihre Wahl. Begleiterin Tanja Cramer zieht von hinten, ohne die Karte zu sehen. Meist gewinnt Emina ... Gewicht von zwölf Kilogramm heim. Weil Sie nur ein sehr vages Durst- und Sättigungsgefühl hat, muss alles, was sie zu sich nimmt, protokolliert werden. Ebenso ihre Medikation und Beatmung. Die dauernde Abhängigkeit von Maschinen, keine wirkliche Privatsphäre durch die Dauerbegleitung, kaum Mobilität – was kann eine Werkstatt da überhaupt tun? Es klingt banal, aber für Emina ist es von hoher Bedeutung: Sie verlässt nun täglich das Haus, um zur Arbeit zu fahren. Abnabelung vom Elternhaus, Eintritt in ein neues soziales Umfeld, mit neuen Menschen und Herausforderungen. Was junge Menschen eben in der Regel tun. Dieser Prozess startete mit einem ersten Gespräch mit unserem Sozialen Dienst und einem zweiwöchigen Praktikum. Im September 2011 begann sie bei unserer Mitarbeiterin Dorothee Krasenbrink im lewe aktuell .2012
Im Fokus ZUM THEMA: Augensteuerung Eminas Computer „MyTobii“ ist von einem schwedischen Hersteller und ermöglicht durch seine Augensteuerung, Programme kontaktlos zu nutzen. Ihr PC hat am Bildschirmrand zwei Infrarotsender und zwei Infrarotempfänger. Eminas Augen reflektieren die permament gesendeten, unsichtbaren Lichtsignale. Die Steuerung erkennt die Bewegung ihrer Pupillen und löst den Impuls für die gewählte Bildschirmtaste aus. Emina trifft ihre Auswahl dabei durch Verweilen oder Lidschlag. Das Fotobücher-Projekt aus dem BBB wickelt sie inzwischen von der Gestaltung bis zur Bestellung selbstständig ab. Geburtstags- und Telefonlisten erstellen, Rezepte für die Großküche schreiben, Texte erfassen, Arbeiten mit Excel oder anderen Programm sind damit kein Problem. Alles dauert aber viel länger, weil Emina jeden Buchstaben und jeden Befehl einzeln und nacheinander fixieren muss. Normale Büroarbeiten sind möglich, brauchen jedoch sehr viel Zeit. Berufsbildungsbereich (BBB). Manuelle Arbeiten gehen nicht, also bekam Emina den Auftrag, Fotobücher für den BBB zu gestalten. Sie brachte dazu ihren Spezial-PC „MyTobii“ mit. Ihr E-Rolli wiege 200 Kilogramm, sagt sie. Aber wenn sie das Monstrum mittels fein justierbarer Mundsteuerung routiniert durch die Werkstattflure steuert, sieht das ganz leicht aus. Mit dem Mundstab kann sie ihr Smartphone bedienen. In ihrer Zeit in der Regenbogenschule in Münster (siehe Interview), erinnert sie sich, habe sie damit auch ziemlich gut Xylofon gespielt. Gerne hätte sie ihre Tochter auf eine normale Regelschule geschickt, sagt ihre Mutter. Aber das Maß an Pflege und Assistenz, lange Fehlzeiten, schnelle Ermüdung – das hätte den Rahmen gesprengt und Emina überfordert. In der Werkstatt ist Emina beliebt, weil sie gut zuhören kann. In ihrer Gruppe achten alle gegenseitig auf sich. Die anderen sagen: „Wenn sie nicht da ist, dann fällt das richtig auf.“ Emina selbst findet, dass lewe aktuell 4.2012 sie mit ihrer Behinderung immer besser klar komme. Früher sei sie beim Gedanken an ihren Unfall fast in Panik gefallen. Auch die Angst, nicht genug Luft zu bekommen, sei weniger geworden. Vieles in ihrem Leben dreht sich um Vertrauen: Emina muss allen, die ihr helfen, jederzeit und absolut vertrauen können. Dafür braucht sie ein stabiles Umfeld, das ihr zugleich Möglichkeiten anbietet, sich zu entwickeln und neue Dinge zu lernen. Denn das will sie natürlich. So ein kleines Novum gab es beim „Tag der Begegnung“: Da hat sie Kasse gemacht beim klumet- und LUKEO®-Verkauf, also die Summe bei mehreren Kartons aufaddiert und das Wechselgeld errechnet. Begleiterin Janine Georgi übernahm den manuellen Part. Weihnachtsdisco oder Karneval bei uns, Kinobesuch in Münster, mit Freunden zuhause Videos gucken – auch in der Freizeit geht eine Menge, man muss alles nur ein bisschen mehr planen. Dass ihre Behinderung ihr eines Tages große, vielleicht lebensbedrohliche Probleme bereiten wird, weiß Emina, aber das ist für sie noch ferne Zukunft. Jetzt lebt sie ihr zunehmend eigenes, so weit als möglich selbstständiges Leben. Ein wichtiger Teil davon ist ihr Arbeitsalltag in den Ledder Werkstätten. High tech im Schlafzimmer: Mutter Milka und Tanja Cramer gehören zum vierköpfigen Begleiterinnen-Team. 7
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