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Sampler / dérive - Zeitschrift für Stadtforschung, Heft 75 (2/2019)

Der Wiener Nordwestbahnhof ziert die Titelseite der 75. Ausgabe von dérive. In einigen Jahren wird er verschwunden sein, wie andere Logistikareale vor ihm. Grund genug seine wechselvolle Geschichte zu erzählen. In aller Munde ist die Kampagne »Deutsche Wohnen & Co. enteignen«, Andrej Holm beleuchtet für dérive die Hintergründe. Ein weiterer Text über das Wohnungswesen analysiert das aus kritischer Perspektive viel zu wenig beachtete Modell der Vorsorgewohnungen. Darüberhinaus stellen wir Protestbewegungen in Wien (Donnerstagsdemos) und Budapest vor. Die reichhaltige Samplerausgabe bietet weiters Texte über die Raumpolitik in der Türkei, Krieg und artifiziellen Städtebau sowie Fahrradbotendienste im Zeitalter des Plattformkapitalismus. Das Heft kann hier https://shop.derive.at/collections/einzelpublikationen/products/sampler-heft-75-2-2019 bestellt werden.

Der Wiener Nordwestbahnhof ziert die Titelseite der 75. Ausgabe von dérive. In einigen Jahren wird er verschwunden sein, wie andere Logistikareale vor ihm. Grund genug seine wechselvolle Geschichte zu erzählen. In aller Munde ist die Kampagne »Deutsche Wohnen & Co. enteignen«, Andrej Holm beleuchtet für dérive die Hintergründe. Ein weiterer Text über das Wohnungswesen analysiert das aus kritischer Perspektive viel zu wenig beachtete Modell der Vorsorgewohnungen. Darüberhinaus stellen wir Protestbewegungen in Wien (Donnerstagsdemos) und Budapest vor. Die reichhaltige Samplerausgabe bietet weiters Texte über die Raumpolitik in der Türkei, Krieg und artifiziellen Städtebau sowie Fahrradbotendienste im Zeitalter des Plattformkapitalismus. Das Heft kann hier https://shop.derive.at/collections/einzelpublikationen/products/sampler-heft-75-2-2019 bestellt werden.

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Editorial<br />

In Österreich stieg die Zahl der zwischen Unternehmen und<br />

ihren KundInnen verschickten Pakete von 2016 auf 2017 um<br />

27,3 Prozent auf über 100 Millionen. Bei etwa 40 Prozent<br />

davon handelt es sich um Retouren. Gleichzeitig verschwinden<br />

große, traditionelle Logistikareale aus den Städten, weil sie<br />

sich, einst an den Rändern gelegen, mittlerweile auf teuren zentralen<br />

Grundstücken befinden. Der Effekt: Weniger große<br />

LKWs, die in die Zentren fahren, da<strong>für</strong> viel mehr Kleintransporter<br />

auf den Straßen. »Die Ökobilanz dieser Verlagerung fällt<br />

eindeutig negativ aus«, schreiben Michael Hieslmair und<br />

Michael Zinganel in ihrem Beitrag Der Wiener Nordwestbahnhof<br />

– Geschichte eines Logistik-Knotens. Die ereignisreiche und<br />

wechselvolle Geschichte des Nordwestbahnhofs wird demnächst<br />

zu Ende gehen, weil auf seinem Areal Wohnungen <strong>für</strong><br />

15.000 Menschen gebaut werden. Für uns Grund genug, einen<br />

Blick zurück zu werfen und seine Geschichte zu erzählen.<br />

Nicht die Vergangenheit, sondern die Gegenwart der<br />

Logistik ist eines der Themen in Benjamin Herrs Artikel<br />

Alle Macht den Rädern – Fahrradkuriere und Plattformen im<br />

urbanen Kapitalismus, in dem es auch um Prekarität im<br />

Gewerbe der Botendienste sowie Arbeitsrechte und -kämpfe<br />

im Zeitalter der Digitalisierung geht. Benjamin Herr war zum<br />

selben Thema übrigens auch Gast in der Aprilsendung von<br />

Radio <strong>dérive</strong>, die auf unserer Website – ebenso wie alle anderen<br />

Sendungen von Radio <strong>dérive</strong> – nachgehört werden kann.<br />

Neben Logistik gibt es einen zweiten kleinen Schwerpunkt<br />

in dieser <strong>Sampler</strong>-Ausgabe, der sich mit Widerstand und<br />

Protestkultur, Sichtbarkeit und Hegemonie im öffentlichen<br />

Raum beschäftigt. Schließlich finden in vielen europäischen<br />

Städten seit Monaten regelmäßig Demonstrationen und Proteste<br />

statt – von Belgrad und Sarajevo über Berlin, Wien und<br />

Budapest bis zu den Gelbwesten in Paris und anderen französischen<br />

Städten. Eine der derzeit kontinuierlichsten Protestformen<br />

in Wien und anderen österreichischen Städten bilden<br />

die sogenannten Donnerstagsdemos: Sie richten sich einerseits<br />

gegen die rechts-rechtsextreme österreichische Regierung<br />

und sollen andererseits eine Bühne und einen Vernetzungsraum<br />

<strong>für</strong> die Vielfalt an Menschen bieten, die an einer Veränderung<br />

der gesellschaftspolitischen Verhältnisse arbeiten. »Fix z’am«<br />

lautet der Slogan. Wir haben mit Gabu Heindl und Can Gülcü<br />

zwei VertreterInnen des Organisations-Teams zum Interview<br />

gebeten. Was die Proteste in Wien mit jenen in Budapest<br />

eint, ist das Streben nach einer demokratischeren Gesellschaft<br />

und die Kritik an einer autoritären, antiurbanen Regierung.<br />

In Budapest, zeigt Gabriella Csoszó in ihrem Text <strong>für</strong><br />

<strong>dérive</strong>, geht es konkret um ganz bestimmte Plätze, wie etwa den<br />

Kossuth-Platz, und um die laufenden Versuche, die Definitionshoheit<br />

über sie zu gewinnen. Dieser Kampf wird mit dem<br />

Aufstellen und Entfernen von Denkmälern, mit Präsenz, Subversion<br />

und Protest ausgetragen.<br />

Gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn gingen Anfang<br />

April in Berlin und anderen deutschen Städten Tausende auf<br />

die Straßen. Die Berliner Kampagne Deutsche Wohnen & Co.<br />

enteignen macht seit Monaten internationale Schlagzeilen und<br />

erhält bei Meinungsumfragen unerwartet großen Rückhalt aus<br />

der Bevölkerung. Gleichzeitig erfährt sie immer schrillere<br />

Kritik (»DDR-Methoden«) von den ideologischen UnterstützerInnen<br />

und ökonomischen ProfiteurInnen des herrschenden<br />

Systems, das weder in der Lage, noch gewillt zu sein scheint,<br />

Wohnraum zu leistbaren Mieten <strong>für</strong> die Berliner Bevölkerung<br />

zur Verfügung zu stellen. Andrej Holm, aktuell Partner<br />

von <strong>dérive</strong> bei einem Forschungsprojekt über Neues Soziales<br />

Wohnen an der TU Wien, hat Daten, Fakten und Argumente<br />

rund um die Kampagne und ihr Thema zusammengetragen<br />

und dazu einen Artikel <strong>für</strong> die vorliegende Ausgabe verfasst.<br />

Kritik an den Auswüchsen bzw. mittlerweile leider<br />

schon Selbstverständlichkeiten des aktuellen Immobilienmarkts<br />

formuliert auch Anita Aigner: Sie hat sich das Konzept der<br />

Vorsorgewohnungen im Detail angesehen, das Wohnen tatsächlich<br />

nur mehr als Ware und Anlageprodukt sieht und speziell<br />

auf KleininvestorInnen zugeschnitten ist.<br />

Die Brücke zum Interview mit den drei StadtforscherInnen<br />

Selin Yazıcı, Ahmet Yıldırım und Erbatur Çavuşoğlu über<br />

Raumpolitik als Herrschaftsinstrument in der Türkei gelingt<br />

noch einmal über das Thema Widerstand und Protest. Mahalleler<br />

Birliği heißt eine Plattform von Stadtteilinitiativen, die<br />

sowohl <strong>für</strong> die rechtliche Sicherheit in ihren Wohnvierteln eintreten<br />

als auch gegen Projekte der Stadterneuerung ohne Involvierung<br />

der BewohnerInnen kämpfen. Dabei geht es auch um<br />

die Zerstörung der Altstadt von Diyarbakır im Zuge einer<br />

monatelangen Militäraktion im Jahr 2015, was uns zum letzten<br />

Beitrag dieses <strong>Sampler</strong>s führt. Die Soziologin und Kriminologin<br />

Andrea Kretschmann setzt sich darin mit Urban<br />

Warfare auseinander: Sie beforscht artifizielle Städte, die weltweit<br />

von Armeen errichtet werden, um den Krieg in den<br />

Städten zu trainieren.<br />

Das Kunstinsert Transport und Transformation stammt<br />

von Sonja Gangl, die großformatige, minutiöse Zeichnungen<br />

von Abfallprodukten der Konsumgesellschaft erstellt. »Die<br />

einzigartige Akribie ihres Bleistiftstriches wird zum Stilmittel,<br />

das den Sujets – kontrastierend zum Nichtwert der Objekte –<br />

<strong>für</strong> den Betrachter einen Wert verleiht,« schreibt Paul Rajakovics<br />

im Text zum Insert.<br />

Ein Hinweis zum Abschluss: Das Frühjahrsprogramm<br />

der Reihe Stadt Streifen von Cinema <strong>dérive</strong> beschließen wir am<br />

28. April, wie immer um 13 Uhr, im Wiener Filmcasino mit<br />

einem brandneuen Dokumentarfilm über die weltweite<br />

Wohnungskrise als Preview-Vorstellung: Der bereits bei der<br />

Weltpremiere ausgezeichnete Film PUSH von Fredrik Gertten<br />

folgt der UN-Sonderberichterstatterin Leilani Farha auf den<br />

Spuren der Finanzialisierung der Immobilienmärkte rund um<br />

die Welt. Die UN-Sonderberichterstatterin <strong>für</strong> das Recht auf<br />

Wohnen trifft dabei verzweifelte BewohnerInnen und Nachbarschaftsinitiativen<br />

ebenso wie Soziologin Saskia Sassen, Ökonomie-Nobelpreisträger<br />

Josef Stiglitz, Mafia-Aufdecker Roberto<br />

Saviano oder PAH-Gründerin und Bürgermeisterin von<br />

Barcelona Ada Colau. Im Anschluss bitten wir zum Filmgespräch<br />

mit Lukas Tockner, Referent <strong>für</strong> Wohnpolitik der AK Wien.<br />

Schauen Sie sich das an!<br />

01


»<strong>dérive</strong> forscht<br />

mit der Stadt und<br />

nicht über sie.«<br />

Angelika Fitz – Direktorin des Architekturzentrums Wien<br />

Kein <strong>Heft</strong> versäumen,<br />

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Paris 1968, (c) Atelier Populaire.<br />

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oder im Kiosk auf www.derive.at<br />

<strong>dérive</strong><br />

<strong>Zeitschrift</strong> <strong>für</strong> <strong>Stadtforschung</strong><br />

www.derive.at


Inhalt<br />

01<br />

Editorial<br />

Christoph Laimer<br />

04—11<br />

Der Wiener Nordwestbahnhof<br />

Michael Hieslmair,<br />

Michael Zinganel<br />

12—16<br />

Es könnten unsere Plätze sein<br />

Gabriella Csoszó<br />

17—25<br />

Wohnraum als Investment<br />

Anita Aigner<br />

26—31<br />

Viele fragten sich: WAS TUN?<br />

Gabu Heindl, Can Gülcü<br />

Kunstinsert<br />

32—36<br />

Sonja Gangl<br />

Transport und Transformation<br />

47—50<br />

Krieg und artifizieller Städtebau<br />

Andrea Kretschmann<br />

51—53<br />

Enteignung zum Zwecke der<br />

Vergesellschaftung<br />

Andrej Holm<br />

Besprechungen<br />

54—62<br />

Die Normierung der alltäglichen<br />

S. 54<br />

Unmenschlichkeit<br />

Die österreichische Architektur im Nationalsozialismus<br />

S. 55<br />

und in der Nachkriegszeit<br />

S. 56<br />

Eloge <strong>für</strong> einen Nazi<br />

Gemeinschaftlich Bauen und Wohnen –<br />

S. 57<br />

eine internationale Rundschau<br />

S. 59<br />

Dichtefrust im Land der hohen Berge?<br />

S. 60<br />

Die Poesie der Ziegelsteine ist obsolet<br />

S. 58<br />

Streetart goes underground<br />

68<br />

ImpressuM<br />

37—41<br />

Alle Macht den Rädern<br />

Benjamin Herr<br />

42—46<br />

Raumpolitik als Herrschaftsinstrument in der Türkei<br />

Erbatur Çavuşoğlu,<br />

Selin Yazıcı, Ahmet Yıldırım<br />

–<br />

<strong>dérive</strong> – Radio <strong>für</strong> <strong>Stadtforschung</strong><br />

Jeden 1. Dienstag im Monat von<br />

17.30 bis 18 Uhr in Wien auf ORANGE 94.0<br />

oder als Webstream http://o94.at/live.<br />

Sendungsarchiv: http://cba.fro.at/series/1235


Michael Hieslmair und Michael Zinganel<br />

Der Wiener<br />

Nordwestbahnhof<br />

Geschichte eines Logistik-Knotens<br />

Historisches Navigationssystem mit Ampel und Lautsprecher zur Einweisung<br />

der LKWs. Demontiert 2018 und in den Bestand der Ausstellung »Stadt in Bewegung« aufgenommen.<br />

Foto — Hieslmair, Zinganel, 2018<br />

Logistik, Bahnhof, Stadtgeschichte, Speditionen, Zwischennutzung,<br />

Bahnhofsumfeld, Transnationaler Handel, Informalität<br />

Ausgewiesen als zukünftiges Stadtentwicklungsgebiet <strong>für</strong> 15.000 neue BewohnerInnen,<br />

öffnet sich das innerstädtische Logistik-Areal, das lange Zeit von Mauern und Zäunen<br />

umgeben war und auf dem bis vor kurzem noch Übersee-Container umgeschlagen<br />

wurden, erst langsam seiner Nachbarschaft. Der Nordwestbahnhof stellt jedoch keineswegs<br />

einen geschichtslosen, kalten anthropologischen Nicht-Ort dar. Durch die jahrzehntelange<br />

Abschottung und den vermeintlichen Dornröschenschlaf wurden die<br />

bedeutenden historischen Ereignisse in den Hintergrund gedrängt. Das Areal stellt aber<br />

auch einen sich wandelnden Arbeitsraum <strong>für</strong> viele dar: <strong>für</strong> hier zuliefernde LKW-<br />

FahrerInnen, parkende BusfahrerInnen, Lager-Angestellte und UnternehmerInnen ist<br />

der Bahnhof durchaus mit Bedeutung und Erinnerung aufgeladen. Viele unter ihnen<br />

haben Migrationshintergrund.<br />

04<br />

<strong>dérive</strong> N o <strong>75</strong> — <strong>Sampler</strong>


Gabriella Csoszó<br />

Es könnten<br />

unsere Plätze sein<br />

Der Kampf um die Hegemonie<br />

im öffentlichen Raum Budapests<br />

Budapest, öffentlicher Raum, Hegemonie,<br />

Nationalismus, Kossuth-Platz, Geschichtspolitik, Protestbewegung,<br />

Viktor Orbán, Demokratie<br />

»Freiheit dem Platz«;<br />

alle Fotos — Gabriella Csoszó<br />

12<br />

<strong>dérive</strong> N o <strong>75</strong> — <strong>Sampler</strong>


Anita Aigner<br />

Wohnraum als<br />

Investment<br />

Eine Kritik der<br />

Vorsorgewohnung<br />

Der erste Satz des Art. 5 Staatsgrundgesetz<br />

»Das Eigentum ist unverletzlich« ziert die Fassade des Ausweichquartiers<br />

des österreichischen Parlaments. Foto — Anita Aigner.<br />

Finanzialisierung, Anlegerwohnungen, Spekulation,<br />

Geldanlage, Immobilienmarkt, Betongold, Bodenpolitik, Kleinvermietertum<br />

Die Parole »Wohnen ist keine Ware« ist ein Statement, das unter den gegebenen politischen<br />

Verhältnissen leider mehr Wunsch als Realität ist. Der Erwerb von Wohnraum<br />

zum Zweck der Kapitalvermehrung und Vermögensbildung ohne Nutzungsabsicht<br />

gilt nicht als böses Spekulantentum, sondern als vernünftige Geldanlange in Zeiten, in<br />

denen Geld auf Sparbüchern keine Zinsen abwirft. Dass Mieten zwangsläufig steigen,<br />

wenn immer mehr Profiteure mitschneiden, liegt zwar auf der Hand, ist aber trotzdem<br />

kein großes Thema. Anita Aigner widmet sich im folgenden Beitrag dem österreichischen<br />

Modell der so genannten Vorsorgewohnung, das kapitalistische KleininvestorInnen<br />

zu WohnungsvermieterInnen macht. Das Modell bietet zahlreiche Möglichkeiten <strong>für</strong><br />

blendende Geschäfte – speziell <strong>für</strong> die ProjektbetreiberInnen – und ist ein anschauliches<br />

Beispiel <strong>für</strong> die Finanzialisierung des Wohnsektors.<br />

Anita Aigner — Wohnraum als Investment<br />

17


Gabu Heindl und Can Gülcü<br />

Viele fragten sich:<br />

WAS TUN?<br />

Die Donnerstagsdemonstrationen<br />

in Österreich<br />

Abschlusskundgebung der Donnerstag-Wohnen-Demo beim<br />

Leon-Askin-Park; Foto — Jakob Alexander<br />

Österreich wird aktuell zum zweiten Mal (erstmals 2000–2008) von einer Koalitionsregierung,<br />

die von ÖVP und FPÖ gebildet wird, regiert. Abgesehen von einer kurzen<br />

Phase einer SPÖ-FPÖ-Regierung (1983–86) wurde Österreich seit 1945 immer<br />

entweder von SPÖ oder ÖVP oder einer Koalition der beiden Parteien regiert. Während<br />

die erste ÖVP-FPÖ-Regierung international noch große Aufmerksamkeit erregte<br />

und zu Sanktionen seitens der anderen EU-Staaten gegenüber Österreich führte,<br />

blieben bei der Wiederauflage Sanktionen leider ebenso aus wie andere relevante<br />

internationale Kritik. Der Rechtsextremismus einer Partei wie der FPÖ ist in der Mitte<br />

angekommen.<br />

Nach der Angelobung Österreichs erster ÖVP-FPÖ-Regierung starteten als<br />

Kundgebungen des Widerstands im Februar 2000 jeweils am Donnerstag stattfindende<br />

Demonstrationen. Anlässlich der Neuauflage einer ÖVP-FPÖ-Regierung wurde<br />

auch die bekannte Protestform der Donnerstagdemos ab Oktober 2018 von einer<br />

Gruppe von Einzelpersonen wiederbelebt. Elke Rauth und Christoph Laimer von<br />

<strong>dérive</strong> sprachen mit zwei von ihnen, Gabu Heindl und Can Gülcü, über Konzeption,<br />

Formate und Perspektiven der Donnerstagsdemonstrationen sowie über Protestkultur<br />

und öffentlichen Raum.<br />

Widerstand, Protestkultur, öffentlicher Raum,<br />

Sichtbarkeit, Hegemonie, Repräsentation<br />

26<br />

<strong>dérive</strong> N o <strong>75</strong> — <strong>Sampler</strong>


Kunstinsert<br />

Sonja Gangl<br />

Transport und Transformation<br />

Auch wenn wir die Arbeit von Sonja Gangl schon lange kennen und schätzen, entstand die Idee,<br />

die Künstlerin <strong>für</strong> ein <strong>dérive</strong>-Insert einzuladen, konkret letztes Jahr in Zusammenhang mit ihrer<br />

Ausstellung in der Galerie Krobath. Dort zeigte Sonja Gangl bestechend minutiöse Bleistiftzeichnungen<br />

von Kartonkisten, geschlichteten Kartons, Plastiksäcken, Weggeworfenem, das als<br />

Verpackung gedient hatte. Diese auf Fotografien beruhenden Sujets, denen normalerweise<br />

keine Aufmerksamkeit zukommt, transformierte sie in eine völlig neue Ästhetik, die den dargestellten<br />

Objekten eine unerwartete Bedeutung zukommen lassen.<br />

Sonja Gangl bezieht sich in ihrer Arbeit immer wieder auf die Tradition von Stillleben,<br />

wobei sie besonders die kontrastreichen Bilder des spanischen Malers Juan Sánchez Cotán vom<br />

Beginn des 17. Jahrhunderts faszinieren. In ihren neueren Stillleben sind Verpackungen oder<br />

Überreste der eigentlichen Konsumobjekte, die den Überfluss unserer Zivilisation bzw. die lange<br />

Reise der abwesenden Objekte in den Vordergrund stellen, das eigentliche Thema. Dabei wird<br />

die einzigartige Akribie ihres Bleistiftstriches zum Stilmittel, das den Sujets – kontrastierend<br />

zum Nichtwert der Objekte – <strong>für</strong> den Betrachter einen Wert verleiht.<br />

In ihrem Beitrag <strong>für</strong> <strong>dérive</strong> finden wir auf der Front- und Rückseite ein Netz, wie wir es<br />

von großen Kartoffelsäcken kennen, bzw. das hier <strong>für</strong> Muscheln (Vongole) verwendet worden ist.<br />

Diese Netze sind aus starken Kunststofffasern gefertigt, die dann meist schwarz, blau oder orange<br />

eingefärbt werden. Auf der Mittelseite ist ein detailgetreu gezeichneter, deformierter Autoreifen<br />

zu sehen, dessen Unbrauchbarkeit durch eine möbius-schleifenartige Zusammenfaltung noch<br />

verstärkt wird. Auch hier hinterfragt die feine Struktur des Bleistiftstriches die Vergänglichkeit<br />

der dargestellten Objekte, die beide aus Erdöl gefertigt sind und als nicht verrottbar gelten.<br />

Bei Sonja Gangl geht es um den Transformationsprozess eines Fotos zur Zeichnung,<br />

der einen Bedeutungstransfer mit sich bringt. So steht in ihrem Wikipedia-Eintrag: »Dabei geht<br />

es um die Transformation von Bildinhalten vom Medium Film und Fotografie in das Medium<br />

Zeichnung. Die ›großformatigen Zeichnungen setzen sich nicht expressiv sondern konzeptuell<br />

mit anderen Medien auseinander: mit Film und Fotografie.‹«<br />

Diese Haltung erinnert uns auch an die Tradition der Fotorealisten der 1970er-Jahre,<br />

wobei ich hier im Besonderen an Rolf Goings Stillleben aus Ketchup-Flaschen und Salzstreuer<br />

einerseits und andererseits an den britischen Maler John Salt, der sich der Vergänglichkeit von<br />

Automobilen verschrieben hat, erinnern möchte. Doch Sonja Gangl benötigt keine großformatigen<br />

Ölbilder: Sie eröffnet eine neue Betrachtungsweise durch allerfeinste Strukturen, die sie<br />

mit dem bescheidenen Mittel eines monochromen Bleistifts erzeugt, und schafft es, damit<br />

komplexe Fragen zu unserem Konsumverhalten zu stellen.<br />

Sonja Gangl lebt und arbeitet in Graz und Wien. Sie hat an der Akademie <strong>für</strong> Bildende Künste in<br />

Wien (Meisterklasse Markus Prachensky) und an der Universität <strong>für</strong> angewandte Kunst Wien<br />

(Meisterklasse Ernst Caramelle) studiert. Die Künstlerin hat 2018 den Würdigungspreis des<br />

Landes Steiermark <strong>für</strong> bildende Kunst erhalten. Im Mai <strong>2019</strong> sind im Rahmen einer Einzelausstellung<br />

Arbeiten in der Galerie Artelier Contemporary in Graz (www.artelier-contemporary.at)<br />

zu sehen. Im Jänner 2020 gibt es dann – ebenfalls in Graz – eine große Personale im Künstlerhaus,<br />

Halle <strong>für</strong> Kunst & Medien. (www.sonjagangl.com)<br />

Barbara Holub / Paul Rajakovics<br />

32<br />

<strong>dérive</strong> N o <strong>75</strong> — <strong>Sampler</strong>


Benjamin Herr<br />

Alle Macht<br />

den Rädern<br />

Fahrradkuriere und Plattformen<br />

im urbanen Kapitalismus<br />

Botendienst, Logistik, Arbeitskampf,<br />

Gewerkschaft, Fahrradboten, Plattformkapitalismus,<br />

Digitalisierung, Prekarität<br />

Österreichische RadbotInnen-Meisterschaft 2016 in Graz;<br />

Foto — Rainer Stummer<br />

Die Arbeit als Fahrradkurier macht einem bewusst, wie sehr die Stadt eine Fabrik ist.<br />

Man hetzt zu verschiedenen Orten, deren Funktionen darin bestehen, die Zirkulation<br />

am Laufen zu halten. Grafikbüros, die ein neues Werbesujet an einen Lebensmittelkonzern<br />

schicken lassen. Aktenordner, die zu SteuerberaterInnen transportiert werden<br />

müssen. Oder eine der unzähligen Essenszustellungen, die zu einem Haushalt zu bringen<br />

sind. Zustellungen mit dem Fahrrad sind ein urbanes Phänomen, das gilt sowohl<br />

<strong>für</strong> die klassischen Fahrradkuriere als auch die EssenszustellerInnen von Mjam Plus<br />

(früher: Foodora), Uber Eats (in Wien nicht mehr) oder Lieferservice. Was sie teilen,<br />

sind unsichere Arbeitsverhältnisse.<br />

Benjamin Herr — Alle Macht den Rädern<br />

37


Erbatur Çavuşoğlu, Selin Yazıcı und Ahmet Yıldırım<br />

Raumpolitik als<br />

Herrschaftsinstrument<br />

in der Türkei<br />

Raumpolitik, Bauwirtschaft, Herrschaft,<br />

Wirtschaftspolitik, Immobilienmarkt,<br />

Stadtteilinitiativen, Widerstand, AKP, TOKI<br />

Blick auf den Bezirk Kışla in Yüreğir/Adana. Für die Errichtung von Apartment-Hochhäusern<br />

werden 2000 Häuser abgerissen; gebaut werden die Hochhäuser von der<br />

staatlichen TOKİ, die eng mit Erdogan und der AKP verknüpft ist. Foto — Zeynel Cebeci.<br />

Die StadtforscherInnen Selin Yazıcı, Ahmet Yıldırım und Erbatur Çavuşoğlu waren am<br />

6. November 2018 zu Gast bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Urszula Wozniak<br />

sprach im Anschluss mit ihnen über aktivistischen Widerstand in der Stadtpolitik der<br />

AKP-Regierung in der Türkei. Seit Anbeginn der AKP-Regierung ist der Bausektor von<br />

zentraler Bedeutung <strong>für</strong> das wirtschaftliche und politische Leben in der Türkei.<br />

42<br />

<strong>dérive</strong> N o <strong>75</strong> — <strong>Sampler</strong>


Andrea Kretschmann<br />

Krieg und<br />

artifizieller Städtebau<br />

Die Musik- und Aktionsgruppe Lebenslaute gemeinsam mit der Gruppe Offene<br />

Heide bei einer Konzertaktion vor dem Regierungsgebäude des Bundeswehr-Übungsstadt<br />

Schnöggersburg in Sachsen-Anhalt am 3. Oktober 2017. Foto — Lebenslaute.<br />

Urban Warfare, Kriegsführung, Städtebau,<br />

asymmetrische Kriege, Aufstandsbekämpfung, Propaganda, Imagination<br />

Der Krieg ist schon längst eine Frage der Städte geworden, und in diesem Sinne verlagert<br />

dieser sich auf neue Territorien. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Räume,<br />

in denen militärische Apparate intervenieren, immer vorgestellte Räume sind, die fernab<br />

der betreffenden Regionen in sozialen Prozessen hervorgebracht werden. Ein wesentliches<br />

Element dieser Raumproduktionen ist gegenwärtig die artifizielle Stadt. In nie<br />

dagewesenem Maße vermittelt sie sozialräumliche und kulturelle Aspekte des Territoriums,<br />

auf dem die GegnerInnen zu Hause sind. Es zeigt sich jedoch, dass diese<br />

Aspekte nicht authentisch oder neutral, sondern mit kultureller Bedeutung über die<br />

gegnerischen Räume aufgeladen sind.<br />

46<br />

<strong>dérive</strong> N o <strong>75</strong> — <strong>Sampler</strong>


Andrej Holm<br />

Enteignung<br />

zum Zwecke der<br />

Vergesellschaftung<br />

Nicht nur in Berlin, auch wie hier in Leipzig und anderen Städten<br />

fanden am 6. April Demonstrationen »gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn« statt;<br />

Foto — Jannis Pfendtner<br />

Wohnungspolitik, Immobilienmarkt, Enteignung, Berlin,<br />

Mietenwahnsinn, Protestbewegung<br />

In Berlin kleben seit Wochen Plakate, die zur<br />

Enteignung von großen Immobilienkonzernen wie<br />

der Deutschen Wohnen oder Vonovia aufrufen.<br />

Dass dies kein Verbalradikalismus linker Kleingruppen<br />

ist, sondern eine ernstzunehmende Forderung<br />

aus dem Herz der Berliner Mieterbewegung,<br />

zeigen die aktuellen Reaktionen. Amtliche Gutachten,<br />

Leitartikel in den überregionalen Zeitungen<br />

und politische Stellungnahmen bis in die Spitzen<br />

der Bundespolitik belegen, dass die Berliner<br />

Diskussion über die Enteignung großer Immobilienunternehmen<br />

als eine realpolitische Option<br />

angesehen wird.<br />

Gelungener Start:<br />

15.000 Unterschriften am ersten Tag<br />

Seit dem 6. April dieses Jahres werden in Berlin Unterschriften<br />

gesammelt. Die Initiative Deutsche Wohnen & Co<br />

enteignen wirbt um die Unterstützung eines Volksbegehrens zur<br />

Vergesellschaftung der Berliner Bestände großer Immobilienkonzerne.<br />

Um einen offiziellen Antrag auf Einleitung eines<br />

Volksbegehrens zu stellen, müssen in den kommenden sechs<br />

Monaten über 20.000 Unterschriften gesammelt werden. Nach<br />

Angabe der Initiative kamen bereits am ersten Tag – auf der<br />

großen Demonstration Gemeinsam gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn<br />

– über 15.000 Unterschriften zusammen, so dass<br />

es keinen Zweifel am Erfolg dieser ersten Stufe gibt. In der<br />

zweiten Stufe, dem eigentlichen Volksbegehren, muss innerhalb<br />

von vier Monaten per Unterschriftensammlung die Unterstützung<br />

von sieben Prozent der wahlberechtigten Berlinerinnen und<br />

Berliner dokumentiert werden. Zurzeit entspricht das etwa<br />

170.000 Unterschriften. Ist auch diese Etappe erfolgreich, wird<br />

Andrej Holm — Enteignung zum Zwecke der Vergesellschaftung<br />

51


Besprechungen<br />

Die Normierung der<br />

alltäglichen<br />

Unmenschlichkeit<br />

Irene Bittner<br />

Die Welt ist alles, was Normierung ist. Der<br />

Nachweis dieser womöglich überspitzt formulierten<br />

These ist mit Theo Deutingers<br />

Handbook of Tyranny der Fall. Und darüber<br />

sollten wir im vielbeschworenen postdemokratischen<br />

Zeitalter sprechen und nicht länger<br />

schweigen: Das Handbuch – eine<br />

Mischung aus Weltatlas und Katalog <strong>für</strong><br />

Detailkonstruktionen – entlarvt in über 900<br />

kommentierten Grafiken die vielschichtigen<br />

Auswirkungen der gebauten Sicherheitsund<br />

Abschottungspolitiken auf unsere<br />

persönlichen wie gesellschaftlichen Bewegungsfreiheiten.<br />

Von der weltweiten wie<br />

nationalstaatlichen Ebene über die stadträumliche<br />

Ebene bis hinein ins private<br />

Eigenheim reichen die Auswirkungen der<br />

Kontroll-, Überwachungs- und Sicherheitstechniken,<br />

die unser Alltagsleben zunehmend<br />

mehr tyrannisieren als schützen –<br />

so der eindrückliche Spannungsbogen<br />

der Publikation.<br />

Das Handbuch beginnt mit einem politischen<br />

Atlas über Kolonialisierung und den<br />

damit zusammenhängenden aktuellen nationalstaatlichen<br />

Aus- und Abgrenzungen: Im<br />

Kapitel Free Entry wird in kleinen Weltkarten<br />

ein grafischer Vergleich der stark unterschiedlich<br />

geregelten visafreien Einreisemöglichkeiten<br />

einzelner Länder in den Rest<br />

der Welt unternommen. Nachdem die<br />

globale Dimension der Tragedy of Territory<br />

schwarz auf weiß erfasst ist, werden im<br />

Handbuch die weltweit angewandten »baulichen<br />

Maßnahmen« – wie die derart<br />

gewaltig(tätig)en Abschottungsbauwerke<br />

2015 von einer österreichischen Ex-Innenministerin<br />

verschleiernd benannt wurden – minutiös<br />

aufgezeichnet: Zäune, Mauern,<br />

Schranken und Gräben zur Sicherung von<br />

Staatsgrenzen. Genauso passiert es mit deren<br />

Gegenwaffen, die in diese Art der Festungen<br />

eindringen oder sie überwinden<br />

können. Sie werden in unzähligen, der Realität<br />

entnommenen Varianten als schematische<br />

Detailzeichnungen dargestellt, bemaßt<br />

und beschriftet. Und genau darin besteht<br />

der Unterschied des Handbuchs zur gegenwärtig<br />

verschleiernden, vermeintlich entpolitisierenden<br />

Sprache der Regierenden:<br />

Deutingers nüchterner Katalog der gebauten<br />

Sicherheitspolitiken verkehrt in scheinbar<br />

neutralen Schnittdarstellungen, so wie es die<br />

Grafiken der Bauentwurfslehre von Ernst<br />

Neufert einst suggerieren sollten, in ihr Gegenteil<br />

und zeigen, dass der Tyrannei der<br />

Normierung in ihrem technischen Erfindergeist<br />

keine Grenzen mehr gesetzt werden.<br />

Deutingers Zeichnungen sind damit Kippbilder<br />

einer so gut wie alle Lebensbereiche<br />

umspannenden Normierungs-, Sicherheitsund<br />

Kontrollwut, die besonders auch vor<br />

den öffentlichen Räumen der europäischen<br />

Städte keinen Halt macht. Das Kapitel Defensive<br />

City entschlüsselt beispielsweise in einem<br />

Straßenprofil sowie in zahlreichen<br />

Konstruktionsdetails, wie Stadtmöblierung<br />

Foto — Thomas Raggam<br />

Unwanted Behavior verhindert: Poller, Beleuchtungskörper<br />

inklusive entsprechender<br />

Lichttemperatur, Überwachungskameras,<br />

Anti-Graffiti-Fassaden, Stacheln auf Mauervorsprüngen<br />

bzw. zu kurze, abgerundete<br />

oder mit Armlehnen in der Mitte versehene<br />

Bänke verhindern ein komfortables Sitzen<br />

oder Liegen. Der öffentliche Raum wird unbequem,<br />

gemütliches Verweilen gleicht<br />

einem Verbrechen ohne gesetzliche Grundlage.<br />

»One strategy is difficult to illustrate,<br />

since it is a strategy of absence – for example,<br />

the absence of the bench. To remove<br />

benches entirely from public spaces has<br />

proven to be much more effective against<br />

unwanted behaviour than any anti-homeless,<br />

anti-skating or anti-loitering design.«<br />

(Deutlinger, S. 86)<br />

Das Haus der Architektur Graz (HdA) hat<br />

dem Handbook of Tyranny eine Ausstellung<br />

gewidmet, die den BesucherInnen nicht nur<br />

auf Schautafeln ausschnitthaft die Illustrationen<br />

zeigt, sondern die Thematik durch die<br />

Ausstellungsarchitektur auch am eigenen<br />

Körper – am menschlichen Maß – nachvollziehbar<br />

macht. Das beginnt bereits an der<br />

Fassade: Die sonst großen, einladenden<br />

Schaufensterflächen des Palais Thinnfeld,<br />

54<br />

<strong>dérive</strong> N o <strong>75</strong> — <strong>Sampler</strong> Besprechungen


BACKISSUES<br />

Bestellungen via Bestellformular auf www.derive.at<br />

oder an bestellung(at)derive.at.<br />

Alle Inhaltsverzeichnisse und zahlreiche Texte sind auf der <strong>dérive</strong>-Website nachzulesen.<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 1 (01/2000)<br />

Schwerpunkte: Gürtelsanierung: Sicherheitsdiskurs,<br />

Konzept – und Umsetzungskritik, Transparenzbegriff;<br />

Institutionalisierter Rassismus am Beispiel der<br />

»Operation Spring«<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 2 (02/2000)<br />

Schwerpunkte: Wohnsituation von MigrantInnen und<br />

Kritik des Integrationsbegriffes; Reclaim the Streets/<br />

Politik und Straße<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 3 (01/2001)<br />

Schwerpunkt: Spektaktelgesellschaft<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 4 (02/2001)<br />

Schwerpunkte: Gentrification, Stadtökologie<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 5 (03/2001)<br />

<strong>Sampler</strong>: Salzburger Speckgürtel, Museumsquartier,<br />

räumen und gendern, Kulturwissenschaften und<br />

<strong>Stadtforschung</strong>, Virtual Landscapes, Petrzalka,<br />

Juden/Jüdinnen in Bratislava<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 6 (04/2001)<br />

Schwerpunkt: Argument Kultur<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 7 (01/2002)<br />

<strong>Sampler</strong>: Ökonomie der Aufmerksamkeit,<br />

Plattenbauten, Feministische Stadtplanung,<br />

Manchester, Augarten/Hakoah<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 8 (02/2002)<br />

<strong>Sampler</strong>: Trznica Arizona, Dresden, Ottakring,<br />

Tokio, Antwerpen, Graffiti<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 9 (03/2002)<br />

Schwerpunkt in Kooperation mit dem<br />

Tanzquartier Wien: Wien umgehen<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 10 (04/2002)<br />

Schwerpunkt: Produkt Wohnen<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 11 (01/2003)<br />

Schwerpunkt: Adressierung<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 12 (02/2003)<br />

Schwerpunkt: Angst<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 13 (03/2003)<br />

<strong>Sampler</strong>: Nikepark, Mumbai,<br />

Radfahren, Belfast<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 14 (04/2003)<br />

Schwerpunkt: Temporäre Nutzungen<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 15 (01/2004)<br />

Schwerpunkt: Frauenöffentlichkeiten<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 16 (02/2004)<br />

<strong>Sampler</strong>: Frankfurt am Arsch, Ghetto Realness,<br />

Hier entsteht, (Un)Sicherheit, Reverse Imagineering,<br />

Ein Ort des Gegen<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 17 (03/2004)<br />

Schwerpunkt: Stadterneuerung<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 18 (01/2005)<br />

<strong>Sampler</strong>: Elektronische Stadt, Erdgeschoßzonen,<br />

Kathmandu, Architektur in Bratislava<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 19 (02/2005)<br />

Schwerpunkt: Wiederaufbau des Wiederaufbaus<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 20 (03/2005)<br />

Schwerpunkt: Candidates and Hosts<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 21/22 (01-02/2006)<br />

Schwerpunkt: Urbane Räume – öffentliche Kunst<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 23 (03/2006)<br />

Schwerpunkt: Visuelle Identität<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 24 (04/2006)<br />

Schwerpunkt: Sicherheit: Ideologie und Ware<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 25 (05/2006)<br />

Schwerpunkt: Stadt mobil<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 26 (01/2007)<br />

<strong>Sampler</strong>: Stadtaußenpolitik, Sofia, Frank Lloyd Wright,<br />

Banlieus, Kreative Milieus, Reflexionen der<br />

phantastischen Stadt, Spatial Practices as a Blueprint<br />

for Human Rights Violations<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 27 (02/2007)<br />

Schwerpunkt: Stadt hören<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 28 (03/2007)<br />

<strong>Sampler</strong>: Total Living Industry Tokyo, Neoliberale<br />

Technokratie und Stadtpolitik, Planung in der Stadtlandschaft,<br />

Entzivilisierung und Dämonisierung, Stadt-<br />

Beschreibung, Die Unversöhnten<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 29 (04/2007)<br />

Schwerpunkt: Transformation der Produktion<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 30 (01/2008)<br />

Schwerpunkt: Cinematic Cities – Stadt im Film<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 31 (02/2008)<br />

Schwerpunkt: Gouvernementalität<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 32 (03/2008)<br />

Schwerpunkt: Die Stadt als Stadion<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 33 (04/2008)<br />

<strong>Sampler</strong>: Quito, Identität und Kultur des Neuen<br />

Kapitalismus, Pavillonprojekte, Hochschullehre,<br />

Altern, Pliensauvorstadt, Istanbul, privater Städtebau,<br />

Keller, James Ballard<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 34 (01/2009)<br />

Schwerpunkt: Arbeit Leben<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 35 (02/2009)<br />

Schwerpunkt: Stadt und Comic<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 36 (03/2009)<br />

Schwerpunkt: Aufwertung<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 37 (04/2009)<br />

Schwerpunkt: Urbanität durch Migration<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 38 (01/2010)<br />

Schwerpunkt: Rekonstruktion<br />

und Dekonstruktion<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 39 (02/2010)<br />

Schwerpunkt: Kunst und urbane Entwicklung<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 40/41 (03+04/2010)<br />

Schwerpunkt: Understanding <strong>Stadtforschung</strong><br />

<strong>dérive</strong> Nr. 42 (01/2011) <strong>Sampler</strong><br />

<strong>dérive</strong> Nr. 43 (02/2011) <strong>Sampler</strong><br />

<strong>dérive</strong> Nr. 44 (03/2011)<br />

Schwerpunkt: Urban Nightscapes<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 45 (04/2011)<br />

Schwerpunkt: Urbane Vergnügungen<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 46 (01/2012)<br />

Das Modell Wiener Wohnbau<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 47 (02/2012)<br />

Ex-Zentrische Normalität:<br />

Zwischenstädtische Lebensräume<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 48 (03/2012)<br />

Stadt Klima Wandel<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 49 (04/2012)<br />

Stadt selber machen<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 50 (01/2013)<br />

Schwerpunkt Straße<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 51 (02/2013)<br />

Schwerpunkt: Verstädterung der Arten<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 52 (03/2013) <strong>Sampler</strong><br />

<strong>dérive</strong> Nr. 53 (04/2013)<br />

Citopia Now<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 54 (01/2014)<br />

Public Spaces. Resilience & Rhythm<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 55 (02/2014)<br />

Scarcity: Austerity Urbanism<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 56 (03/2014)<br />

Smart Cities<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 57 (04/2014)<br />

Safe City<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 58 (01/2015)<br />

Urbanes Labor Ruhr<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 59 (02/2015) <strong>Sampler</strong><br />

<strong>dérive</strong> Nr. 60 (03/2015)<br />

Schwerpunkt: Henri Levebvre und das Recht aus Stadt<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 61 (04/2015)<br />

Perspektiven eines kooperativen Urbanismus<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 62 (01/2016) <strong>Sampler</strong><br />

<strong>dérive</strong> Nr. 63 (02/2016)<br />

Korridore der Mobilität<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 64 (03/2016)<br />

Ausgrenzung, Stigmatisierung, Exotisierung<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 65 (04/2016)<br />

Housing the many Stadt der Vielen<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 66 (01/2017)<br />

Judentum und Urbanität<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 67 (02/2017)<br />

Nahrungsraum Stadt<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 68 (03/2017) <strong>Sampler</strong><br />

<strong>dérive</strong> Nr. 69 (04/2017) Demokratie<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 70 (01/2018) Detroit<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 71 (02/2018) Bidonvilles & Bretteldörfer<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 72 (03/2018) Warsaw<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 73 (04/2018) Nachbarschaft<br />

<strong>dérive</strong> Nr. 74 (01/<strong>2019</strong>) <strong>Sampler</strong>


Impressum<br />

<strong>dérive</strong> – <strong>Zeitschrift</strong> <strong>für</strong> <strong>Stadtforschung</strong><br />

Medieninhaber, Verleger und Herausgeber / Publisher:<br />

<strong>dérive</strong> – Verein <strong>für</strong> <strong>Stadtforschung</strong><br />

Mayergasse 5/12, 1020 Wien<br />

Vorstand / Board: Christoph Laimer, Elke Rauth<br />

ISSN 1608-8131<br />

Offenlegung nach § 25 Mediengesetz<br />

Zweck des Vereines ist die Ermöglichung und Durchführung<br />

von Forschungen und wissenschaftlichen Tätigkeiten zu den<br />

Themen Stadt und Urbanität und allen damit zusammenhängenden<br />

Fragen. Besondere Berücksichtigung finden dabei<br />

inter- und transdisziplinäre Ansätze.<br />

Grundlegende Richtung<br />

<strong>dérive</strong> – <strong>Zeitschrift</strong> <strong>für</strong> <strong>Stadtforschung</strong> versteht sich als<br />

interdisziplinäre Plattform zum Thema <strong>Stadtforschung</strong>.<br />

Redaktion<br />

Mayergasse 5/12, 1020 Wien<br />

Tel.: +43 (01) 946 35 21<br />

E-Mail: mail@derive.at<br />

www.derive.at<br />

www.urbanize.at,<br />

www.facebook.com/derivemagazin<br />

twitter.com/derivemagazin<br />

www.instagram.com/derive_urbanize<br />

www.vimeo.com/derivestadtforschung<br />

<strong>dérive</strong> – Radio <strong>für</strong> <strong>Stadtforschung</strong><br />

Jeden 1. Dienstag im Monat von 17.30 bis 18 Uhr<br />

in Wien live auf ORANGE 94.0<br />

oder als Webstream http://o94.at/live.<br />

Sendungsarchiv: http://cba.fro.at/series/1235<br />

Chefredaktion: Christoph Laimer<br />

Redaktion: Thomas Ballhausen, Andreas Fogarasi, Barbara<br />

Holub, Michael Klein, Andre Krammer, Silvester Kreil, Karin<br />

Lederer, Erik Meinharter, Sabina Prudic-Hartl, Paul Rajakovics,<br />

Elke Rauth, Manfred Russo<br />

AutorInnen, InterviewpartnerInnen und KünstlerInnen dieser Ausgabe:<br />

Anita Aigner, Irene Bittner, Erbatur Çavuşoğlu, Gabriella Csoszó,<br />

Barbara Feller, Sonja Gangl, Rudi Gradnitzer, Can Gülcü,<br />

Udo W. Häberlin, Gabu Heindl, Benjamin Herr, Michael Hieslmair,<br />

Andrej Holm, Andre Krammer, Andrea Kretschmann,<br />

Christoph Laimer, Elke Rauth, Selin Yazıcı, Ahmet Yıldırım,<br />

Michael Zinganel<br />

Anzeigenleitung & Medienkooperationen:<br />

Helga Kusolitsch, anzeigen@derive.at<br />

Website: Artistic Bokeh, Simon Repp<br />

Grafische Konzeption & Gestaltung:<br />

Atelier Liska Wesle — Wien / Berlin<br />

Lithografie: Branko Bily<br />

Coverfoto: Nordwestbahnhof, Wien; Foto — Christian Fürthner/ÖBB<br />

Hersteller: Resch Druck, 1150 Wien<br />

Kontoverbindung<br />

Empfänger: <strong>dérive</strong> — Verein <strong>für</strong> <strong>Stadtforschung</strong><br />

Bank: Hypo Oberösterreich<br />

IBAN AT53 54000 0000 0418749, BIC OBLAAT2L<br />

Abonnement<br />

Standard: 28 Euro (inkl. Versandspesen Inland)<br />

Ermäßigt: 24 Euro (inkl. Versandspesen Inland)<br />

Förder- und Institutionenabo: 50 Euro<br />

Ausland jeweils plus 8 Euro Versandspesen<br />

Abonnements laufen ein Jahr (vier <strong>Heft</strong>e). Bestellungen an:<br />

bestellung@derive.at oder per Bestellformular auf www.derive.at<br />

Wir danken <strong>für</strong> die Unterstützung:<br />

Bundeskanzleramt – Kunstsektion,<br />

MA 7 – Wissenschafts- und Forschungsförderung<br />

Mitgliedschaften, Netzwerke:<br />

Eurozine – Verein zur Vernetzung von Kulturmedien,<br />

IG Kultur, INURA – International Network for Urban<br />

Research and Action, Recht auf Stadt – Wien.<br />

Die Veröffentlichung von Artikeln aus <strong>dérive</strong> ist nur mit<br />

Genehmigung des Herausgebers gestattet.<br />

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<strong>dérive</strong> N o <strong>75</strong> — <strong>Sampler</strong>


Non Stop Scheiner<br />

Das erste 24-Stunden-Durchzugskino der Welt<br />

Opernring 17 / neben Opernpavillon, Graz<br />

www.kioer.at<br />

Abb. © Studio Magic<br />

STADT<br />

STREIFEN<br />

»Wohnen ist das neue Gold. Aber Wohnen ist<br />

ein Menschenrecht – Gold nicht.« Leilani Farah<br />

Die Architektur- & Stadt Film-Matinee von<br />

Cinema <strong>dérive</strong> mit Filmgesprächen.<br />

28.4. Preview: PUSH<br />

Fredrik Gertten, SE <strong>2019</strong>, 90 min, OmeU<br />

Einführung: Elke Rauth (<strong>dérive</strong>),<br />

Filmgespräch: Lukas Tockner (AK Wien)<br />

Sonntags 13 Uhr im Filmcasino | www.filmcasino.at<br />

1050 Wien | Margaretenstraße 78 | T: 01/5879062


»Verdeckt bleibt nämlich,<br />

dass es nicht um den Gewinn<br />

der KleininvestorInnen<br />

geht, sondern um den<br />

schnellen Profit der ProjektentwicklerInnen.«<br />

Anita Aigner, Wohnraum als Investment – Eine Kritik der Vorsorgewohnung, S. 23<br />

Logistik, Stadtgeschichte, öffentlicher Raum, Widerstand, Sichtbarkeit,<br />

Budapest, Hegemonie, Finanzialisierung, Immobilienmarkt,<br />

Botendienste, Plattform-Kapitalismus, Bauwirtschaft, Stadtteilinitiativen,<br />

Türkei, Aufstandsbekämpfung, Enteignung, Wohnkosten, Berlin

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