packaging journal 9_2017

Weihnachten 4.0
Früher habe ich mir alle Weihnachtskarten, die ich bekommen
habe, auf meinen Kamin gestellt. Das war eine schöne
Tradition. Heute quillt nur noch mein E-Mail-Postfach über.
Nicht weil ich so reich gesegnet bin mit Freunden und Familie,
sondern weil eine digitale Weihnachtskarte nicht mehr
so viel Mühe macht und man sie deswegen auch an Hinz und
Kunz verschicken kann. Das war dann auch das Ende der persönlichen
Worte. Eine digitale Revolution, an die ich mich
erst gewöhnen muss. Doch wir müssen der Wahrheit ins
Auge blicken: Weihnachten, das herrlich altmodische, traditionelle
und besinnliche Fest wird immer digitaler.
Dass die Hälfte aller Geschenke mittlerweile online eingekauft
werden, überrascht niemanden mehr. Tendenz steigend.
Für viele ist der Kauf mit Mausklick am Schreibtisch ja
auch eine Erleichterung und erspart lange und ausgiebige
Ausflüge in Einkaufszentren und Innenstädte. Mittlerweile
kann man ja selbst den Weihnachtsbaum online aussuchen
und sich schicken lassen. Fünf von 100 Haushalten machen
das bereits.
Aber was bedeutet das digitale Weihnachten für die Logistik?
Amazon zum Beispiel wird in dieser Saison rund 10.000 Arbeitskräfte
mehr beschäftigen. Denn auch wenn man denkt,
der Roboter ersetze mittlerweile den Menschen, sammele
die Produkte zusammen und verpacke sie: soweit ist es noch
nicht. Roboter arbeiten längst nicht so geschmeidig, wie es
Sciene-Fiction-Filme vermuten lassen. Noch sind sie grobmotorisch
und nicht in der Lage, verschiedene Produkte zu
greifen. Also übernimmt das noch der Mensch. Und damit
der sich nicht durch die großen Hallen suchen muss, um die
Perlenohrringe für Oma zu suchen, kommt das Regal zum
Mitarbeiter. Das nennt man dann effiziente Logistik und ist
bereits Alltag in einem polnischen Auslieferungslager, in
dem die Regale mit gemächlichen 5 km/h durch die Hallen
brausen.
Zur Effizienz gehört allerdings auch Sensorik, die weiß, was
miteinander verpackt ideal in ein Paket passt und am kostengünstigen
versendet werden kann. Auch das geschieht
heute digital. Der Computer ist eben ein besserer Tetris-Spieler
als der Mensch.
Immerhin: Das Festessen bleibt traditionell. Cyber-Gans und
virtuelles Lametta wird es nie geben. Und wenigstens ein
bisschen persönlichen Kontakt bietet das Online-Shoppen
am Tag der Auslieferung. Da steht ein echter Paketbote vor
der Tür, der allerdings sehr gestresst ist. Allein DPD rechnet
zum Fest mit einem Sendungsvolumen von rund 300.000 Paketen.
Pro Stunde wohlgemerkt! Doch auch hier wird längst
experimentiert. Paketdrohnen sollen die Fahrerinnen und
Fahrer in der Zukunft entlasten oder sogar ersetzen. Das immerhin
hätte dann den Vorteil, dass die Weihnachtsgeschenke
tatsächlich angeflogen kommen, nur dass dieser
„Weihnachtsmann“ dann immer noch keinen Schlitten, dafür
aber vier Propellerblätter hätte.
Jetzt aber wünsche ich Ihnen ein frohes, besinnliches Weihnachtsfest
und vielleicht liegt ja etwas Digitales unter dem
Baum. Die Chancen dafür stehen statistisch gut.
Und natürlich haben wir auch noch ein kleines Geschenk für
Sie: Ab Januar 2018 veröffentlichen wir regelmäßig einen
Newsletter, der Ihnen die interessanten und wichtigen Themen
der Verpackungsbranche kostenfrei ins virtuelle Haus
liefert.
Frohe Weihnachten und ein erfolgreiches Jahr 2018
wünscht Ihnen Elke Latuperisa und
das gesamte packaging journal Team
Pj 09 | 2017 www.packaging-journal.de 3