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packaging journal 9_2017

Themenschwerpunkte der Ausgabe: Verpacken von Lebensmitteln und Süßwaren, Messevorberichte ProSweets 2018, Wägen, Dosieren, Qualitätssicherung, Marketing und Design, Verpackungsentwicklung, Prämierte Metallverpackungen, Pharma, Kosmetik, Chemie, Unternehmensporträt Fritz Kübler

Themenschwerpunkte der Ausgabe: Verpacken von Lebensmitteln und Süßwaren, Messevorberichte ProSweets 2018, Wägen, Dosieren, Qualitätssicherung, Marketing und Design, Verpackungsentwicklung, Prämierte Metallverpackungen, Pharma, Kosmetik, Chemie, Unternehmensporträt Fritz Kübler

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Verpacken von Lebensmitteln und Süßwaren<br />

Mineralölverunreinigungen von Lebensmitteln<br />

Wann sind “<br />

funktionelle Barrieren“ sicher?<br />

Nach wie vor warten die Lebensmittelindustrie und die Verpackungswirtschaft auf deutsche und<br />

europäische Richtlinien zum Umgang mit der Verunreinigung von Lebensmitteln mit Mineralölrückständen.<br />

Trotz 30-jähriger Diskussion ist die Informationslage noch lückenhaft. Das wurde auch bei einer Tagung in<br />

Düsseldorf wieder deutlich.<br />

Die Verpackungswirtschaft wartet weiter<br />

auf verlässliche Hinweise zum Umgang mit<br />

Rückständen von potenziell gesundheitsschädlichen<br />

aromatischen Mineralölen<br />

(MOAH) und gesättigten Mineralölen<br />

(MOSH) in Lebensmitteln. Die Debatte ist<br />

nahezu 30 Jahre alt. Verpackungen werden<br />

darin deswegen zum Thema, weil als gesichert<br />

gilt, dass bei der Verwendung von<br />

zuvor bedrucktem, recyceltem Papier verbliebene<br />

Mineralölspuren aus den Druckfarben<br />

in die Lebensmittel eindringen können.<br />

Mittlerweile ist aber auch klar, dass es weitere<br />

Eintragsfaktoren gibt wie die Produktion<br />

mit verunreinigten Maschinen, Abgase<br />

und Emissionen, Zusatzstoffe wie etwa bestimmte<br />

Wachse oder auch Transportsäcke<br />

aus Jute oder Sisal, die mit Mineralölen bearbeitet<br />

wurden. Selbst aus Um- oder Transportverpackungen<br />

gehen Schadstoffe in die<br />

Lebensmittel über.<br />

Erwartet wird seit vielen Jahren eine verbindliche<br />

gesetzliche Regelung. Diese soll<br />

mit der deutschen „Bedarfsgegenständeverordnung“<br />

erfolgen. Besser bekannt ist sie als<br />

Mineralölverordnung. Sie liegt bislang nur als<br />

Entwurf vor und erntet viel Kritik. Einer der<br />

Gründe: Es herrscht noch keine Klarheit über<br />

die Definition der Gefahrenstoffe und damit<br />

einhergehend die Bestimmung von Grenzwerten.<br />

Denn Mineralöle sind höchst komplexe<br />

Gebilde aus verschiedensten Kohlenwasserstoffen<br />

und nur schwer zu bestimmen.<br />

Auch auf europäischer Ebene fehlt ein einheitlicher<br />

Regulierungsrahmen. Die Europäische<br />

Kommission hat zwar Anfang dieses<br />

Jahres einen Monitoringprozess zu Mineralölrückständen<br />

in Lebensmitteln gestartet.<br />

Erste Ergebnisse sollen indes nicht vor 2019<br />

vorliegen. „Die fehlende Klarheit bei der Regulierung<br />

führt in der Industrie zu Unsicherheit.<br />

Diese wünscht sich Planungssicherheit“,<br />

hatte Dr. Monika Tönnießen, Manager<br />

Product Safety & Regulatory Affairs<br />

bei Henkel, bereits im Januar <strong>2017</strong> dem „<strong>packaging</strong><br />

<strong>journal</strong>“ gesagt.<br />

Verengung der Diskussion auf Recyclingkarton<br />

ist nicht mehr zeitgemäß<br />

In der Kritik am deutschen Gesetzentwurf<br />

sind sich so unterschiedliche Akteure wie<br />

Rüdiger Helling vom sächsischen Staatsmi-<br />

nisterium für Soziales und Verbraucherschutz<br />

und Matthias Wolfschmidt von der<br />

Verbraucherschutzorganisation „foodwatch“<br />

einig. Beide waren als Referenten zu einer Tagung<br />

der Akademie Fresenius am 7. und 8.<br />

November <strong>2017</strong> in Düsseldorf geladen. 17<br />

Expertinnen und Experten diskutierten dort<br />

mit Führungskräften aus der Wirtschaft den<br />

Status quo bei der Diskussion um Mineralölrückstände<br />

in Lebensmitteln.<br />

Es sei nicht mehr zeitgemäß, die deutschen<br />

Vorschriften nur auf den Kontakt von Lebensmitteln<br />

mit Recyclingkarton zu beschränken,<br />

merkte Rüdiger Helling an.<br />

Unterstützt wurde er von Konrad Grob vom<br />

Kantonalen Labor in Zürich. Dort war 1989<br />

erstmals die Verunreinigung von Haselnüssen<br />

mit Mineralölrückständen aufgefallen.<br />

Die durch die öffentliche Skandalisierung<br />

angestoßene Diskussion um Recyclingkartons<br />

führe in die falsche Richtung. Zu einseitig<br />

werde über die Belastung mit Mineralöl<br />

diskutiert. Gefordert sei aber eine umfassende<br />

Analyse aller von Recyclingkarton auf<br />

Lebensmittel übergehenden Stoffe. Rüdiger<br />

Helling meinte, es sei quasi unmöglich, einzelne<br />

Stoffe komplett zu eliminieren. Erfolg<br />

versprechender sei eine Minimierungsstrategie.<br />

Groß war das Interesse der Führungskräfte aus der Lebensmittel- und der Verpackungsindustrie am Austausch mit Expertinnen und Experten<br />

über die Belastung von Lebensmitteln mit Mineralölrückständen. (Bild: Akadamie Fresenius)<br />

Kritik an geplanten „funktionellen<br />

Barrieren“ in der Mineralölverordnung<br />

Bemängelt wurden auf der Fresenius-Tagung<br />

die im Entwurf der Mineralölverordnung<br />

vorgesehenen „funktionellen Barrieren“.<br />

Geplant ist, dass Lebensmittelverpackungen<br />

aus Altpapier mit einer dünnen<br />

Barrierefolie versehen werden müssen.<br />

Diese soll allerdings nur verhindern, dass<br />

mehr als 0,5 Milligramm MOAH pro Kilogramm<br />

durch die Folie dringen. Dieser Wert<br />

wird unter anderem von Foodwatch als viel<br />

zu hoch kritisiert. Die Organisation fordert,<br />

dass alle in Papier verpackten Lebensmittel<br />

22<br />

www.<strong>packaging</strong>-<strong>journal</strong>.de 09 | <strong>2017</strong><br />

Pj

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