04.04.2019 Aufrufe

Magazin GARCON - Essen, Trinken, Lebensart Nr. 51

Diesmal haben wir drei 'süße' Mädels besucht, waren nochmal im Restaurant Cell, nahmen eine Festivalnachlese vor, sprachen mit den Kreativ-Piloten Holycrab!, unsere Japanexpertin Shoko testete Ramen-Bars, wir nahmen das Pro-Agro-Unternehmen Homemade unter die Lupe, Anais empfielt uns Huile de noix, wir feiern 10 Jahre Piechas Biobuffet und Sabina Lischkas Käserei-Eröffnung, haben geschaut was Bobby Bräuer eigentlich macht und ob Naturwein und deren Winzer trendy sind, reisten wieder mal in die Toskana zu Cacciucco und Prosciutto, Dieter berichtet vom Mangold und Swen blättert wieder in alten Kochbüchern uvm.....

Diesmal haben wir drei 'süße' Mädels besucht, waren nochmal im Restaurant Cell, nahmen eine Festivalnachlese vor, sprachen mit den Kreativ-Piloten Holycrab!, unsere Japanexpertin Shoko testete Ramen-Bars, wir nahmen das Pro-Agro-Unternehmen Homemade unter die Lupe, Anais empfielt uns Huile de noix, wir feiern 10 Jahre Piechas Biobuffet und Sabina Lischkas Käserei-Eröffnung, haben geschaut was Bobby Bräuer eigentlich macht und ob Naturwein und deren Winzer trendy sind, reisten wieder mal in die Toskana zu Cacciucco und Prosciutto, Dieter berichtet vom Mangold und Swen blättert wieder in alten Kochbüchern uvm.....

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

DAS MAGAZIN FÜR ENTDECKER UND GENIEßER<br />

AUSGABE NR. <strong>51</strong> | 2019 | 6 €<br />

ESSEN, TRINKEN & LEBENSART<br />

AUSGABE NR. <strong>51</strong> | 2019<br />

CELL | POTS | EAT!BERLIN 2019 | KREATIV-PILOTEN | RAMEN<br />

DIE PIECHAS | SABINA LISCHKA | PURER WEIN | TOSKANA | MANGOLD | WILD FOOD


pro agro<br />

und die<br />

Landesgartenschau<br />

Wittstock/Dosse 2019<br />

präsentieren<br />

Eröffnung der<br />

Brandenburger<br />

Ausflugs- und Frischesaison<br />

27. und 28. April 2019<br />

in Wittstock/Dosse<br />

Alle Details zur Veranstaltung<br />

www.proagro.de | www.laga.wittstock.de<br />

gefördert durch


MISE EN PLACE<br />

Liebe Freunde,<br />

da hatten die Location-Scouts ganze Arbeit geleistet. Sie empfahlen den Karlsruher Michelin-Menschen<br />

für ihre diesjährige Sterne-Party das alte Motorwerk j. w. d. an der Weißenseer Industriebahn. Für die Berliner<br />

Taxifahrer war’s eine Wahl ganz nach ihrem Geschmack, und sie hätten, wie zu hören war, für die<br />

nächsten Jahre noch ein paar Vorschläge…<br />

Sterneköchin Dalad Kambhu.<br />

Was Berlin betrifft, blieben auch 2019 die Paukenschläge aus. Es gab lediglich Erwartbares: Vier Neue<br />

stiegen in die Riege der besternten Hauptstadtrestaurants auf. Das „Coda“ (René Frank), das „Ernst“ (Dylon<br />

Watson-Brown) und das „Savu“ (Sauli Kemppainen) hatten die meisten Berufsesser auch auf ihren<br />

Zetteln, lediglich der Stern für das „King Dee“ (Dalad Kambhu) überraschte (außer vielleicht die Knallhart-<br />

Rechercheure von rolling pin), zumal der Gault Millau 2019 das Restaurant völlig ignorierte und auch der<br />

Hamburger FEINSCHMECKER sich mit 1,5 Effchen von fünf möglichen nicht sonderlich weit aus dem<br />

Fenster lehnte.<br />

Wir gratulieren den Teams der neuen Sternerestaurants und wünschen allen, denen der kulinarische<br />

Ritterschlag in diesem Jahr verwehrt blieb, dass sie ihren Weg konsequent weiter gehen. Das betrifft das<br />

Cell ebenso wie das Duke, das Eins44, das Schwein und das Volt. Nicht mehr ganz so sicher bin ich mir<br />

nach einem Mittagessen am letzten Februarmittwoch beim Restaurant am Steinplatz. Schweinebacken<br />

derart zu verwürzen, dazu gehört schon was – oder ist das etwa ein neuer Trend, den ich verpasst habe?<br />

Ihre Yvonne Weinlich<br />

info@bildart-verlag.de<br />

399,-<br />

UVP*<br />

*unverbindliche<br />

Preisempfehlung<br />

KANN<br />

STUNDENLANG<br />

MAHLEN!<br />

Motor 360 W<br />

100 g feinstes Mehl pro Minute<br />

TOP QUALITÄT ZUM BESTEN PREIS.<br />

40 Jahre Erfahrung im Mühlenbau stecken in<br />

der neuen Steinmühle von Wolfgang Mock:<br />

„So leise, so einfach bedienbar, so feines Mehl<br />

und noch dazu kann sie stundenlang mahlen.<br />

Das ist in dieser Preisklasse echt der Hammer!“<br />

Quality made in Germany.<br />

mockmill.com<br />

WOLFGANG MOCK GMBH<br />

Habitzheimer Straße 14 · 64853 Otzberg, Germany<br />

info@mockmill.com · Tel. +49 6162-50 99 6-60


INHALT<br />

MISE EN PLACE<br />

TITEL<br />

Süßes Trio<br />

Geheimtipp Gubener Straße 3a<br />

Ramen:<br />

46 Eine Suppe macht Karriere.<br />

Süßes Trio:<br />

06 Geheimtipp Gubener Straße 3a.<br />

LOKALTERMIN<br />

eat!berlin 2019 22<br />

Eine Festivalnachlese<br />

Cell 32<br />

Hotspot in Wilmersdorf<br />

Bundesministerium für Wirtschaft 38<br />

Die Kreativ-Piloten 2018<br />

Neue Restaurants 44<br />

Pots by Dieter Müller<br />

Bar Fragrances<br />

GESCHMACKSSACHEN<br />

Ramen 46<br />

Eine Suppe macht Karriere<br />

Löffelweise Energie 50<br />

Shoko und Naoto Kono testen Ramen-Bars<br />

in Friedrichshain und Kreuzberg<br />

Cell:<br />

32 Hotspot in Wilmersdorf.<br />

homemade 56<br />

Spezialitäten aus der Prignitz<br />

Anaїs Causse empfiehlt 60<br />

Huile de noix<br />

Kostproben 62<br />

KOPFSALAT<br />

Ulrike und Elisabeth Piecha 64<br />

10 Jahre BioBuffet<br />

Sabina Lischka 70<br />

Käsereigründung in Blankenfelde Teil 2<br />

Wie geht’s eigentlich...? 74<br />

Bobby Bräuer<br />

WEINLESE<br />

Purer Wein 76<br />

Der Geist aus der Flasche<br />

6 GARÇON


GTS<br />

Großküchentechnik &<br />

Service GmbH<br />

Planung<br />

Montage<br />

Kundendienst<br />

Notdienst<br />

Ihr zuverlässiger Partner für:<br />

Kochgruppen, Herde, Kombidämpfer,<br />

Bratplatten, Kochkessel, Fritteusen u.v.m.<br />

eat!berlin 2019:<br />

22 Eine Festivalnachlese.<br />

KULINARISCHE EXKURSION<br />

Gewerbe-Geschirrspülmaschinen<br />

Tiefkühl- und Kühlanlagen<br />

Arbeits- und Spültische<br />

Toskana 87<br />

Cacciucco und Prosciutto penitente<br />

Eine kulinarische Spurensuche<br />

RUBRIKEN<br />

Fuhrmanns Früchtekorb 98<br />

Mangold<br />

64<br />

Ulrike und Elisabeth Piecha:<br />

10 Jahre BioBuffet.<br />

Kulinarische Nachlese 102<br />

In alten Kochbüchern geblättert<br />

Berliner Marktnischen 104<br />

Wild Food<br />

BOUQUET GARNI<br />

Nachrichten und Neuigkeiten 107<br />

Aktuelles aus der Markthalle Neun<br />

Stabwechsel in Berliner Küchen<br />

Weitere Personalien<br />

Garcon-Guide 111<br />

Garcon-Quiz | Impressum 114<br />

76<br />

Purer Wein:<br />

Der Geist aus der Flasche.<br />

GTS Großküchentechnik & Service GmbH<br />

Schwedter Str. 45-46<br />

10435 Berlin<br />

Tel.: 030 - 440 540 48<br />

www.gts-grosskuechentechnik.de


Süßes Trio TITEL<br />

SÜẞES<br />

TRIO<br />

GEHEIMTIPP GUBENER STRAßE 3A<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

GARÇON<br />

9


TITEL Süßes Trio<br />

Tage der Manufakturen auf dem KPM-Gelände in Berlin-Charlottenburg.<br />

MANUFAKTUR – das Wort hat einen guten Klang, allemal im Zeitalter<br />

der industriellen Massenproduktion. Es steht für handgefertigte<br />

und maßgeschneiderte Produkte, für hohe Wertigkeit, lange<br />

Haltbarkeit, für außergewöhnliche Qualität. Wer beispielsweise<br />

in Küchenporzellan der LAB-Serie der Königlichen Porzellan-Manufaktur<br />

Berlin, in Tischwäsche der Ege Textilmanufaktur in Ulm<br />

oder in eins der edlen Schreibgeräte der Waldmann Manufaktur in<br />

Birkenfeld investiert, der bekommt das alles – gegen gutes Geld<br />

natürlich. Gratis gibt es das Gefühl, auch in Nachhaltigkeit und<br />

ethisch korrekte Produktionsbedingungen investiert zu haben.<br />

Allerdings – man muss sich solche Investition eben auch leisten<br />

können. Die das können, stellen dann auch das Gros der Besucher<br />

bei den Tagen der Manufakturen, die von der Initiative Deutsche<br />

Manufakturen (www.handmade-in-germany.org) abgehalten werden.<br />

Für Schnäppchenjäger gibt es bei diesen Veranstaltungen<br />

nichts zu holen, sie sind eher eine Anlaufstelle für Anhänger des<br />

Buy-me-once, zu deutsch: Kauf-mich-nur-einmal-Bewegung. Deren<br />

Motto, „Liebe Dinge, die ewig halten“, war dann auch während der<br />

letzten Leistungsschau deutscher Manufakturen auf dem KPM-<br />

Gelände in aller Munde – außer natürlich bei den Vertretern von 20<br />

Lebensmittelmanufakturen.<br />

Bei Stefanie Drobits alias Fräulein Brösel, bei Mirella Bünger,<br />

Inhaberin der Goldkörner Müslimanufaktur oder bei Andrea Leimer<br />

von der Wildmanufaktur Dobbertin geht es natürlich auch um<br />

Handgemachtes von besonderer Güte, das man allerdings nicht<br />

nur einmal, sondern am besten immer wieder kauft.<br />

Das wollen auch drei Süßwaren-Handwerkerinnen, die wir bei<br />

unserem Marktrundgang kennenlernten. Ihre Manufaktur befindet<br />

sich in der Gubener Straße, im ruhigeren Teil des Stadtbezirks<br />

Friedrichshain. Wir besuchten sie in ihrer Produktionsküche – ein<br />

Begriff übrigens, der sicher sachlich richtig ist, aber nicht annähernd<br />

das widerspiegelt, was dort geschieht.<br />

10 GARÇON


Süßes Trio TITEL<br />

Marshmallow-Queen Stacey Horn.<br />

Torten-Designerin Kornelia Tonitz.<br />

Cantuccini-Bäckerin Maria Crosato.<br />

GARÇON<br />

11


TITEL Süßes Trio<br />

Mein jüngstes Baby heißt Fudge. Woher der<br />

Name stammt, weiß ich nicht – mit Cornelius<br />

Fudge, dem Zaubereiminister von Harry Potter,<br />

hat er jedenfalls nichts zu tun. Und bei mir gibt’s<br />

auch sonst keinen Hokuspokus, sondern nur Rohrohrzucker,<br />

Kokosmilch, Agavendicksaft, Kakaopulver<br />

und – je nach Sorte – Erdnussbutter und<br />

Erdnüsse oder Bitterschokolade und Mandeln.<br />

Stacey Horn, Süßwaren-Handwerkerin<br />

12 GARÇON


Süßes Trio TITEL<br />

Jede Wette – wer einmal Stacey Horns Lemon Curd probiert hat, wird<br />

selig verkünden: You made my day! Tatsächlich ist dieser Brotaufstrich<br />

mit seinem süßlich-zitronigen Geschmack, der weichen Konsistenz<br />

und der leuchtend gelben Farbe eine grandiose Alternative<br />

zur Erdbeerkonfitüre, die für immerhin 80 Prozent der Deutschen das<br />

Lieblingsfrühstück darstellt.<br />

Und seit mir vor einigen Monaten im Restaurant des Hotels Kieler<br />

Kaufmann Lemon Curd (ebenfalls nicht von schlechten Eltern) zum<br />

Rohmilchkäse serviert wurde, bin zumindest ich auch abends ein Fan<br />

der feinen Masse aus Butter, Zucker, Ei und Zitrone.<br />

GARÇON<br />

13


TITEL Süßes Trio<br />

Ein Stückchen Brillat-Savarin aus der Normandie von Maître Philippe<br />

und ein Löffelchen Lemon Curd von Stacey Horn, das ist reinweg<br />

zum Niederknien.<br />

Die Amerikanerin lächelt, sie hört solche Art Lob nicht zum ersten<br />

Mal. „Wahrscheinlich liegt es an den ausgesuchten Bio-Zutaten“,<br />

versucht sie mit amerikanisch-untypischem Understatement<br />

eine Erklärung.<br />

Stacey Horn, <strong>51</strong>, geboren in Stamford im US-Bundesstaat Connecticut,<br />

aufgewachsen in New Orleans, Studium in San Francisco, kam<br />

vor 22 Jahren der Liebe wegen nach Berlin. Dass sie hier auf die<br />

kalifornische Sonne verzichten musste, das konnte sie gerade<br />

noch verschmerzen, aber auf die geliebten Brownies, Cupcakes,<br />

Muffins und all die anderen süßen transatlantischen In-Items, nein,<br />

das wollte sie dann doch nicht.<br />

Selbst ist die Frau, sagte sie sich, suchte alltagstaugliche Rezepte,<br />

besorgte passende Zutaten, „von Anfang an in Bio-Qualität“,<br />

brachte ihre heiß geliebte Kitchen Aid in Stellung – und los ging’s.<br />

Ihre durchaus nicht unkritischen Freundinnen Karin und Tanja<br />

waren von den Ergebnissen begeistert und fortan gab es im Bioladen<br />

der Kreuzberger „Ökotussis“ Stacey Horns süße Delikatessen.<br />

Weitere Feinkostgeschäfte und Cafés folgten und beantworteten<br />

ihre Frage „got dessert?“ mit regelmäßigen Bestellungen.<br />

GOT DESSERT?<br />

Gubener Straße 3a<br />

10243 Berlin-Friedrichshain<br />

Tel. 0176 — 10 22 50 37<br />

www.gotdessert.de<br />

14 GARÇON


Süßes Trio TITEL<br />

Seit Stacey Horn auf der süßen Seite des Lebens unterwegs ist,<br />

hat sich ihr Angebot handgefertigter amerikanischer Sweets fast<br />

verdoppelt. In der Produktionsküche Gubener Straße 3a entstehen<br />

Lemon Curd und Raspberry Lime Curd, Baileys Caramel und Salted<br />

Butter Caramel; es werden Cheesecake Brownies, Peanut Butter<br />

Brownies und Walnut Caramel Shortbread gebacken, Fudges gefertigt<br />

und – hier steht auch die Wiege der Stacey-Horn-Marshmallows,<br />

die es in Berlin zu einiger Berühmtheit gebracht haben.<br />

Der Grund: Ihre Schaumzuckerwürfel sind besonders saftig und<br />

zart; Stacey Horn verwendet lediglich Rohrohrzucker, Agavendicksaft<br />

sowie etwas Gelatine, verzichtet auf Eischnee und aromatisiert<br />

ausschließlich mit Fruchtpürees, Kakao oder Espressopulver,<br />

Kokosmilch und Kokosraspeln. Das Gros der Zutaten, 97 Prozent,<br />

sagt sie, ist bio.<br />

Dass Marshmallows „girlie“ seien, verweist Stacey Horn allerdings<br />

ins Reich der Legenden. „Nein“, schüttelt sie den Kopf, „ganz<br />

und gar nicht, Marshmallows sind eine Süßigkeit für die ganze Familie.“<br />

Sie zeigt auf die sieben Sorten in ihrer Mix-Box und erklärt,<br />

welche für Vater, Mutter, Kind infrage kämen. Man kann sie aber<br />

auch ganz alleine essen, am besten von rechts nach links.<br />

GARÇON<br />

15


TITEL Süßes Trio<br />

Bitte sagen Sie nicht Keks, das beleidigt jeden<br />

Cantuccio. Das ist so, als würden Sie das<br />

Kolosseum einen Steinhaufen nennen. Deshalb<br />

mache ich Ihnen einen Vorschlag: Probieren Sie<br />

mal meine Cantuccini, damit Sie verstehen, was<br />

ich meine. Und wenn nicht, dann holen Sie sich<br />

eben wieder ihre verdammten Kekse.<br />

Maria „Mery“ Crosato, Cantuccini-Bäckerin<br />

16 GARÇON


Süßes Trio TITEL<br />

SüßMERY<br />

Sieben Kilogramm Gebäck pro Kopf und Jahr – das ist in Deutschland<br />

der statistische Durchschnitt. Der Cantuccini-Anteil an dieser<br />

Menge dürfte ziemlich gering sein, aber Maria Crosato ist sich sicher,<br />

dass sie mit ihren hausgemachten Kreationen ein bisschen<br />

dazu beitragen kann, das zu ändern. „Ihr müsst noch lernen, was<br />

wirklich gut ist“, flachst sie.<br />

Die 36-Jährige stammt aus Santorso, einem Städtchen in der<br />

Veneto-Provinz Vicenza: „5.000 Einwohner und ein Berg.“<br />

Maria Crosato – „nennen Sie mich Mery, Maria sagt nur meine<br />

Mutter, wenn sie sauer ist“– also Mery studierte Politikwissen-<br />

GARÇON<br />

17


TITEL Süßes Trio<br />

schaften in Padua, bekam einen Job bei der Arbeitslosenvermittlung,<br />

wurde dann selber arbeitslos. Dazu die allgemeine Misere selbst im<br />

wohlhabenden Venetien, die veralteten Wirtschaftsstrukturen, eine<br />

ineffiziente Bürokratie und letztlich auch die Tatsache, dass es für<br />

Unternehmensgründer in Italien weder Starthilfe von Banken noch<br />

Unterstützung vom Staat gibt – das alles ließ bei Mery und ihrem<br />

Partner den Entschluss reifen, das Land zu verlassen. „Vor allem haben<br />

wir uns Sorgen um die Zukunft unserer Kinder gemacht.“<br />

Ihr Traumziel: Spanien. Weil es aber auch dort kräftig kriselte,<br />

kamen sie nach Deutschland. Das war 2012…<br />

Inzwischen betreibt Mery Crosato die erste italienische Cantuccini-<br />

Manufaktur in Berlin, deren wichtigste „Werkzeuge“ ihre Familie beisteuerte:<br />

Nonna Maria, Merys Großmutter, die traditionellen Rezepte<br />

und Babbo Manrico, ihr Vater, ein spezielles Nudelholz, größer und<br />

schwerer als die handelsüblichen Geräte, mit dessen Hilfe sie den<br />

Teig besser in Form bringen kann.<br />

Sieben Sorten backt sie zur Zeit und beweist, dass Cantuccini<br />

nicht steinhart, staubtrocken und zuckersüß sein müssen. Pikantknusprig<br />

zum Kaffee, Tee oder ganz klassisch zum Gläschen Vinsanto<br />

ist das Italo-Gebäck una bella cosa mit hohem Suchtfaktor.<br />

SÜSSMERY<br />

Gubener Straße 3a<br />

10243 Berlin-Friedrichshain<br />

Tel. 0159 — 01 04 11 74<br />

www.suessmery.com<br />

18 GARÇON


Süßes Trio TITEL<br />

„In der traditionellen italienischen Küche waren Süßspeisen nie besonders<br />

wichtig“, erklärt die Cantuccini-Bäckerin, „wahrscheinlich,<br />

weil es immer frische Früchte gab, die gut zum Käse passten, der<br />

zum Schluss eines Menüs serviert wurde.“<br />

Dennoch schafften es einige Dolci italiani in die Weltelite der<br />

Desserts – auf jeden Fall das Gelato, dessen Siegeszug zumindest<br />

in Europa von Italienern begründet wurde; natürlich die Panna Cotta,<br />

deren Ursprünge im Piemont liegen und sicher auch die toskanischen<br />

Cantuccini, jenes rustikale Mandelgebäck, das dem strengen<br />

und sparsamen Wesen der Toskanaküche so sehr entspricht.<br />

Meist werden die Kult-Kekse (sorry, Mery) als Nachtisch angeboten<br />

– entweder zum Espresso, besser aber zu einem Glas Vinsanto,<br />

einem goldgelben Dessertwein, der aus Trockenbeeren gekeltert<br />

und mindestens drei Jahre im Fass gelagert wird.<br />

„Es gibt den Vinsanto sowohl edelsüß als auch halbtrocken und<br />

sherryähnlich trocken“, so Mery Crosato. Sie bevorzugt die liebliche<br />

Variante. „Cantuccini in den Wein stippen bis die Kekse genügend<br />

Flüssigkeit aufgenommen haben, dann in den Mund nehmen,<br />

die Augen schließen und genießen.“ Mery weiß, wie man Cantuccini-Skeptikern<br />

das spröde Gebäck schmackhaft macht.<br />

GARÇON<br />

19


TITEL Süßes Trio<br />

Alle meine Torten- und Pralinenkreationen<br />

sind Unikate, die ich nach den ästhetischen Vorstellungen<br />

und geschmacklichen Vorlieben des<br />

jeweiligen Kunden gestalte. Die größte designerische<br />

Herausforderung bisher war übrigens eine Kussmundpraline<br />

für das Hotel Provocateur. Schon<br />

die Suche nach einem Formenbauer gestaltete<br />

sich zur echten Odyssee quer durch Deutschland.<br />

Kornelia „Koni“ Tonitz, Torten-Designerin<br />

20 GARÇON


Süßes Trio TITEL<br />

„Man sieht sich immer zweimal im Leben...“ – meist soll der Allerweltsspruch<br />

als Drohung verstanden werden – „... dann zahle ich´s<br />

dir heim.“ Das hatte Kornelia Tonitz, damals hieß sie noch Wandelt,<br />

mit Sicherheit nicht im Sinn, als sie ihn vor einer gefühlten Ewigkeit<br />

gebrauchte, um sich von mir zu verabschieden. „Natürlich erinnere<br />

ich mich“ grinst sie heute, „das war Ende Dezember 2001, an meinem<br />

letzten Tag im Facil.“<br />

Kornelia Tonitz ist Berlinerin, wuchs in Friedrichshain auf und<br />

ließ sich bei Mövenpick zur Konditorin ausbilden. Mit dem Gesellenbrief<br />

in der Tasche, bewarb sie sich bei Johannes King, wurde<br />

GARÇON<br />

21


TITEL Süßes Trio<br />

Pâtissière in dessen Grand Slam im Grunewald und merkte schnell,<br />

dass die Welt der feinen Douceurs ihre Welt ist. Sie brillierte mit<br />

federleichten, filigranen Kunstwerken, kein Wunder, dass sich nach<br />

Kings Entscheidung, Berlin in Richtung Sylt zu verlassen, die halbe<br />

Stadt um die junge Frau riss.<br />

Sie heuerte als Chefpâtissière bei Kolja Kleeberg im VAU an, zog<br />

dann weiter zu René Conrad ins Facil und folgte schließlich ihrem<br />

damaligen Freund nach Salzburg. Im Bio-Wirtshaus „Hirschenwirt“<br />

übernahm sie zur Pâtisserie auch den Posten der Souschefin, servierte<br />

sowohl Mozart-Knödel als auch Beiriedschnitten, das volle<br />

Programm, sechs Jahre lang. Dabei blieb die Liebe irgendwie auf<br />

der Strecke, sie aber noch weitere sieben Jahre lang in Salzburg –<br />

als Restaurantleiterin eines schwedischen Möbelhauses.<br />

Als Kornelia Tonitz 2014 nach Berlin zurückkehrte, brachte sie<br />

einen neuen Mann mit, wieder einen Österreicher, diesmal aber aus<br />

Kärnten und den Wunsch, sich selbstständig zu machen. Im Jahr<br />

darauf ging sie an den Start: Koni Tonitz, Torten-Designerin. Internetauftritt,<br />

Facebook- und Instagram-Account. Die Bilder zeigen makellose<br />

Kompositionen aus fragilen Teigböden, luftigen Cremes und<br />

abgefahrenen Dekorationen. Torten à la Tonitz eben.<br />

KONI TONITZ TORTENDESIGN<br />

Gubener Straße 3a<br />

10243 Berlin-Friedrichshain<br />

Tel. 0176 —45 68 11 22<br />

www.tortendesignerin.com<br />

22 GARÇON


Süßes Trio TITEL<br />

Der Franzose Pierre Hermé, ein ebenso berühmter wie exaltierter<br />

Pâtisserie-Star, wurde einmal nach dem Verhältnis von Improvisation<br />

und Präzision in seinem Metier gefragt. „Improvisation“, soll<br />

er geantwortet haben, „à aucun prix“, um keinen Preis. Das unterschreibt<br />

auch Kornelia Tonitz. „Akkuratesse ist das A und O der<br />

Konditorei“, sagt sie und nennt „Sorgfalt beim Abwiegen, Exaktheit<br />

beim Abmessen und Genauigkeit bei den Temperaturen“ als Grundvoraussetzungen<br />

ihres Handwerks. Künstliche Aromastoffe, aus<br />

Fertigpulver angerührte Puddingcremes und „ähnliches Zeugs“<br />

sind ihr ein Graus. Sie verwendet wenig Zucker und wenig Alkohol,<br />

am besten beides nur als wohldosiertes Mittel zum Zweck. Eine<br />

Ansicht, die Kornelia Tonitz übrigens mit vielen Konditoren und Pâtissiers<br />

ihrer Generation teilt. Und mit der sie vor allem bei ihren<br />

jüngeren Kunden offene Ohren findet.<br />

Rund 300 Torten kreiert die Torten-Designerin im Jahr. 300<br />

Einzelstücke. 300 Meisterstücke. Doch sie kann nicht nur „gut“,<br />

sondern auch „gut und schnell“ – etwa, wenn der Concierge eines<br />

Hotels sie bittet, so rasch es nur möglich ist, eine Geburtstagstorte<br />

für einen Gast zu backen. Himbeeren seien dessen Lieblingsfrüchte,<br />

aber bitte ohne Gelee, dafür vielleicht mit Schokomousse...<br />

GARÇON<br />

23


LOKALTERMIN eat!berlin<br />

AUFGEGESSEN<br />

&<br />

AUSGETRUNKEN<br />

EAT!BERLIN 2019 – EINE FESTIVALNACHLESE<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

24 GARÇON


eat!berlin LOKALTERMIN<br />

Wie das Feinschmeckerfestival eat!berlin in wenigen Jahren<br />

vom milde belächelten Leichtgewicht zum allseits beachteten<br />

Schwergewicht aufstieg, lässt sich gut an seinen Programmheften<br />

ablesen. Das erste stammt aus dem Jahr 2012, wiegt 168<br />

Gramm und offeriert auf 36 gehefteten Seiten 23 Veranstaltungen.<br />

Das des Jahres 2019 bringt 503 Gramm auf die Waage und<br />

kündigt auf 88 gebundenen Seiten 79 Veranstaltungen an, von<br />

denen allerdings einige zweimal über die Bühne gingen, weshalb<br />

Festivalleiter Bernhard Moser resümieren konnte: „Bei über 70<br />

Veranstaltungen brachten mehr als 100 Spitzenköchinnen und<br />

-köche die Hauptstadt zum Kochen.“<br />

Überhaupt Moser. Man muss wohl schon sehr an eine Idee<br />

glauben, ein famoses Team und sein dickschädeliges Pinzgauer<br />

Gemüt haben, um einen solchen Brocken wie die eat!berlin<br />

zu stemmen, zumal jahrelang das „offizielle Berlin“ das Festival<br />

Prominente Unterstützerin: Wirtschaftssenatorin Ramona Pop – hier mit<br />

Festivalleiter Bernhard Moser, li. und Sven Reschke, GANS und GAR.<br />

kaum zur Kenntnis nahm, von organisatorischer oder gar finanzieller<br />

Unterstützung ganz zu schweigen.<br />

Seit anderthalb Jahren nun fördern Wirtschaftssenatorin und<br />

Bürgermeisterin Ramona Pop und ihre Verwaltung eat!berlin; mit<br />

der BSR, den Berliner Wasserbetrieben, der GASAG, der Metro<br />

und vielen anderen sind potente Partner im Boot; der Regierende<br />

schaut höchstpersönlich bei der Abschlussgala im Waldorf Astoria<br />

vorbei – kurz: Das Feinschmeckerfestival ist in der Hauptstadt<br />

angekommen.<br />

Und nicht nur das. „40 Prozent der rund 8.500 Gäste in diesem<br />

Jahr reisten eigens wegen eines eat!berlin-Events an – einige<br />

sogar aus dem Ausland, etwa aus Dänemark, Italien, Mosambik<br />

und Singapur“, so Bernhard Moser. Doch das reicht dem Mann<br />

aus dem Salzburger Land noch lange nicht: „Wir wollen das Festival<br />

zu einem kulinarischen Weltereignis machen.“<br />

Außergewöhnliche Orte: Zum Beispiel ein Dinner im Dom.<br />

Hervorragende Köche: Zum Beispiel Franz<br />

Raneburger und Andreas Staack, v. li.<br />

GARÇON<br />

25


LOKALTERMIN eat!berlin<br />

Kaum war das eat!berlin-Programm 2019 online, gab es<br />

für das bauhaus-&-baustil-Dinner im Restaurant Duke des<br />

Ellington Hotels schon keine Karten mehr. Wen wundert’s –<br />

bei diesem Festivalgast!<br />

Christian Bau, seit über 20 Jahren Küchenchef im „Victor’s<br />

Fine Dining“ im Saarland, seit 14 Jahren mit drei Michelin-Sternen<br />

höchstbewertet und vor sechs Monaten für seine Verdienste<br />

um die deutsche Spitzenküche mit dem Bundesverdienstkreuz<br />

geehrt. Und einer der Wenigen, die auch mal Tacheles reden,<br />

wenn es um ihre Branche und deren gesellschaftlichen Stellenwert<br />

geht.<br />

Der Süddeutschen Zeitung sagte er beispielsweise in einem<br />

Interview: „Das Kernproblem bei uns ist, dass sich keiner darum<br />

kümmert, dass die Gesellschaft erfährt, welche kulturelle<br />

Bedeutung die Top-Gastronomie hat. Wir machen hier<br />

keinen dekadenten Mist. Wir erfüllen eine Aufgabe!“<br />

Gastgeber Florian Glauert, re. und sein Gastkoch<br />

Christian Bau aus Perl-Nennig im Saarland.<br />

26 GARÇON


eat!berlin LOKALTERMIN<br />

+<br />

Gastgeber Tim Raue.<br />

Tim Raue und Heinz Reitbauer gehören – außer für ein paar<br />

knickrige Michelin-Inspektoren, die den beiden kongenialen<br />

Herdarbeitern beharrlich den dritten Stern verwehren – zu<br />

den besten Köchen der Welt. Wenn also Wiens Nummer Eins<br />

zu Gast ist bei Berlins Nummer Eins (eat!berlin sei Dank),<br />

dann erwartet die Fangemeinde natürlich nicht Beuschel und<br />

Bulette (wäre aber auch mal was), sondern großes Burgtheater.<br />

Und das bekam sie – in sieben Gängen – vom Saiblingsfilet,<br />

das Reitbauer in Bienenwachs gart bis zum Hasenrücken<br />

Sichuan royale, den Raue „bleu“ brät. Zu dem, was da<br />

serviert wurde – André Maciongas Cuvées eingeschlossen<br />

– hätte permanent der Kaiserwalzer gespielt werden müssen.<br />

Ein Abend der Kategorie wahrer Genuss.<br />

030/1919143722<br />

Dieser Abend war eine echte Nummer!<br />

Birgit, 2.v.li. und Heinz Reitbauer, re. mit Gourmetgästen,<br />

die aus Italien zur eat!berlin angereist waren.<br />

GARÇON<br />

27


LOKALTERMIN eat!berlin<br />

Ein paar fleischfressende Feinschmecker-Freunde moserten<br />

zwar: Weshalb ausgerechnet zur eat!berlin statt Kobebeef Kohlrabimief?<br />

Solcherart Entrüstung verhallt jedoch hierzulande<br />

inzwischen ungehört. Zu den rund acht Millionen Vegetariern<br />

und über 900.000 Veganern, die es nach Schätzungen des Vegetarierbundes<br />

in Deutschland gibt, kommen zahlreiche Teilzeit-<br />

Vegetarier, die nur wenig Fleisch essen. Umfragen ergaben bereits<br />

vor einigen Jahren, dass jeder zweite Deutsche an drei<br />

oder mehr Tagen in der Woche auf Fleisch verzichtet.<br />

„Die Zielgruppe für eine Gemüseküche auf Spitzenniveau ist<br />

inzwischen dermaßen groß“, so eat!berlin-Festivalleiter Bernhard<br />

Moser, „dass wir uns entschieden, in diesem Jahr zum ersten<br />

Mal eine vegetarisch-vegane Serie zu organisieren, auch um<br />

zu zeigen, dass vegetarische oder vegane Gerichte nicht a priori<br />

fade und trostlos sein müssen.“<br />

Das Ergebnis konnte sich durchaus sehen lassen. Insgesamt<br />

fünf deutsche Spitzencuisiniers folgten der Einladung nach<br />

Berlin und zeigten im Restaurant der Max-Schmeling-Halle,<br />

was man mit Können, Leidenschaft und Liebe zum Gemüse so<br />

auf die Teller bringen kann. Hinzu kam der schon traditionelle<br />

Abend im Cookies Cream, Berlins einzigem vegetarischen Sternelokal<br />

(siehe auch Seite 27).<br />

Wir wissen natürlich nicht, ob – und wenn ja – wie viele<br />

Ausbilder und Berufsschullehrer Gäste dieser Veranstaltungen<br />

waren. Was wir wissen: Hier gab es die besten Anregungen<br />

für die Verarbeitung pflanzlicher Lebensmittel jenseits des<br />

vegetarischen Dilettantismus, der in noch viel zu vielen Restaurants<br />

regiert – und seine Ursache nicht zuletzt in der Kochausbildung<br />

hat.<br />

28 GARÇON


+<br />

eat!berlin LOKALTERMIN<br />

Privat sind Stephan Hentschel und Ricky Saward zwar kulinarische<br />

Normalos, in ihrem Job allerdings verzichten sie<br />

auf Fleisch und Fisch. Sowohl Hentschel im Berliner Cookies<br />

Cream als auch Saward im Frankfurter Seven Swans<br />

kochen ausschließlich vegetarisch und das auf dermaßen<br />

hohem Niveau, dass beide auch Michelinstern-Träger sind.<br />

Zur eat!berlin lud Hentschel seinen Kumpel in die Hauptstadt<br />

ein, Saward kam, brachte Gemüse vom swanseigenen<br />

Biobetrieb sowie allerliebst gestaltete Speisekarten mit<br />

und zauberte mit seinen und den Cookies-Cream-Leuten<br />

herausfordernde kulinarische Visionen auf die Teller. Es<br />

gab viel Beifall und noch mehr anerkennende Kommentare:<br />

Mein lieber Schwan!<br />

Veggies haben gut lachen: Seven-Swans-Küchenchef Ricky Saward, li. mit eat!berlin-Gästen.<br />

GARÇON<br />

29


LOKALTERMIN eat!berlin<br />

Sieben Tage lang Veggie-Hochburg:<br />

Die Max-Schmeling-Halle in Prenzlauer Berg.<br />

„Antoniewicz, Kellermann, Krolik, Schmidthaler, Sudhoff“, Altmeister<br />

Franz Raneburger spulte die Namen seiner kochenden<br />

Gäste ohne Zuhilfenahme eines Programmzettels herunter.<br />

Raneburger, in seinem legendären „Bamberger Reiter“ von<br />

1983 bis 1998 selbst Sterne- und 1997 auch Berliner Meisterkoch,<br />

fungierte im eat!berlin-Veggiequartier Max-Schmeling-<br />

Halle als Gastgeber. Der 71-jährige Tiroler betreibt hier gemeinsam<br />

mit seiner Partnerin Marija Vojkovic das prominente<br />

Edelweiß Catering und kennt deshalb die Gegebenheiten und<br />

Möglichkeiten von Küche und Keller dieses Ortes aufs Beste.<br />

In der Halle, die einst im Rahmen der Bewerbung für die Olympischen<br />

Sommerspiele 2000 als Boxhalle gebaut und nach dem<br />

Scheitern der Olympiabewerbung zur Multifunktionshalle für<br />

Schul- und Vereinssport, Konzerte und Shows erweitert wurde,<br />

gibt es auch ein Restaurant mit angeschlossener Küche.<br />

Gastgeber Franz Raneburger und Sina Kruse, Servicemitarbeiterin.<br />

Früher hieß es mal „Albatros“, aber seit etlichen Jahren ist es<br />

namenlos und geschlossen und wird lediglich für wenige Veranstaltungen<br />

genutzt – trotz seines edlen Ambientes.<br />

Hier also ging „Vevolution“, die vegetarisch-vegane eat!berlin-<br />

Session über die Bühne. Fünf von den sieben geplanten kulinarischen<br />

Abenden waren ausverkauft. Die Menüs von Benjamin<br />

Biedlingmaier aus Dresden und dem Münchner 2-Sterne-Koch<br />

Bobby Bräuer allerdings fanden keine ausreichende Zahl feinschmeckender<br />

Interessenten und mussten abgesagt werden<br />

(s. S.74/75). An den beiden Küchenchefs lag das sicher nicht,<br />

möglicherweise eher daran, dass an ihren Auftrittstagen jeweils<br />

fünf parallele hochkarätige Veranstaltungen stattfanden und<br />

bei der Qual der Wahl Biedlingmaier und Bräuer eben das Nachsehen<br />

hatten. Wir meinen dennoch, dass „Vevolution“ das Zeug<br />

hat, ein echtes eat!berlin-Markenzeichen zu werden.<br />

Kulinarischer Ort, der in keinem Gastroführer steht:<br />

Das Restaurant in der Max-Schmeling-Halle.<br />

30 GARÇON


eat!berlin LOKALTERMIN<br />

Küchenchef Andreas Krolik aus Frankfurt am Main kochte vegan.<br />

Kroliks Souschef Tobias Schmitt.<br />

Vor zehn Jahren beglückte Andreas Krolik seine Gäste in<br />

Brenners Park-Restaurant in Baden-Baden mit nordischen<br />

Fischgerichten. Dann zog es den gebürtigen Sachsen-Anhaltiner<br />

an den Main, wo er im Frühjahr 2015 die Lafleur-<br />

Küche im Gesellschaftshaus Palmengarten übernahm,<br />

Frankfurts erste kulinarische Adresse.<br />

Hier stellte er sich auch den Herausforderungen eines<br />

veganen Menüs auf Haute-Cuisine-Niveau – mit Erfolg und<br />

bisher übrigens als einziger Sternekoch Deutschlands.<br />

„Hausherr“ Franz Raneburger probierte Kroliks Edelpilzravioli<br />

in Shiitakebouillon und schwärmte: „Diese Aromatik,<br />

das glaubst du nicht!“ Die eat!berlin-Gäste waren<br />

der gleichen Meinung. So gut kann vegan sein!<br />

GARÇON<br />

31


LOKALTERMIN eat!berlin<br />

Autor, Kabarettist, Pianist und Koch: Tobias Sudhoff aus dem Münsterland.<br />

Fachsimpelei mit Edelweiß-Küchenchef Marcel Köppen.<br />

Tobias Sudhoff ist auf vielen Bühnen zu Hause: Kabarettist,<br />

Komponist, Pianist, Moderator, ein Multitalent. Trotz<br />

seiner Emsland-Wiege hat er auch ein kräftiges kulinarisches<br />

Gen. Sudhoff schrieb „Das unverschämt geile Kochbuch“,<br />

produziert mit seiner Firma EthicLine nachhaltige<br />

Lebensmittel, lehrt Oecotrophologie an der Fachhochschule<br />

Münster und errang als Küchenchef der „Westfälischen<br />

Stube“ in Hörstel sogar einen Michelinstern.<br />

Als er zur eat!berlin kam, war er allerdings schon kein<br />

Sternekoch mehr – sein Arbeitgeber hatte Insolvenz angemeldet,<br />

der Guide daraufhin die Auszeichnung gestrichen.<br />

Sudhoff kochte trotzdem auf Sterneniveau vegetarisch<br />

und sprach über eine notwendige Nahrungsmittelwende:<br />

„Weg von 60 Kilo Fleisch pro Kopf und Jahr in Deutschland,<br />

das funktioniert nur, wenn es sinnlich erfahrbar ist.<br />

Über Genuss. Das kann die Gastronomie leisten, erst recht<br />

die Sternegastronomie, wenn sie Gemüse stärker ins Zentrum<br />

ihrer Menüs rückt.“<br />

32 GARÇON


eat!berlin LOKALTERMIN<br />

Koch-Azubi Samuel Räthel.<br />

Daniel Schmidthaler verließ in diesem Jahr zum dritten<br />

Mal den Alte-Schule-Herd im MeckPom-Dörfchen Fürstenhagen,<br />

um ein eat!berlin-Gastspiel (diesmal ein vegetarisches)<br />

zu geben. Gut so, denn der gebürtige Österreicher<br />

hat mehr für die moderne Regionalküche (auch die<br />

fleischlose) getan als so mancher gefeierte Star.<br />

Topinambur / Zwetschge / Radicchio – Schwarzwurzel<br />

/ Grünkohl / Himbeere – Geräucherte Bete / Pilzjus / Gurkensalat,<br />

hinter der heutzutage üblichen spröden Speisekartenprosa<br />

verbargen sich, trotz der winterlich schweren<br />

Zutaten, anregende und beschwingte Gerichte, abwechslungs-<br />

und einfallsreich und von einer unwahrscheinlichen<br />

Aromenvielfalt geprägt. Wir meinen: Das ist eine originäre<br />

Küche, dem zweiten Stern ziemlich nahe.<br />

Küchenchef Daniel Schmidthaler und seine Frau Nicole aus Fürstenhagen.<br />

GARÇON<br />

33


LOKALTERMIN Cell<br />

Peter Izarik servierte, die Menge genoss – und diskutierte...<br />

... Inhaber Evgeny Vikentev mit Nikolas<br />

Rechenberg (Nikos Gourmetwelten)...<br />

... die Autorinnen Rose Marie Donhauser, re. und Ute Schirmack...<br />

... Küchenchef Simon Dienemann mit<br />

Thomas Platt (rbb-kulturradio)...<br />

... sowie eat!Berlin-Chef Bernhard Moser, re.<br />

mit Peter Eichhorn (Der Tagesspiegel u.a.).<br />

34 GARÇON


Cell LOKALTERMIN<br />

Well Cell<br />

KULINARISCHE KREATIVITÄT MIT SUBSTANZ<br />

VON UWE AHRENS<br />

Et voilà, der neunte Gang ist serviert. In die Gesichter von Evgeny<br />

Vikentev und Simon Dienemann (auf unserem Foto v. re.) zog Entspannung.<br />

Die schien sich in einen Zustand tiefer Zufriedenheit zu<br />

steigern, als der Küchenchef des neuen Uhlandstraßenrestaurants<br />

Cell seinem General flüsterte, dass er sich wohl des Erfolgs sicher<br />

sein könne.<br />

Der 22. November 2018 war ein wichtiger Tag für die beiden<br />

Köche und ihre Crew. Vikentev und Dienemann hatten die Creme<br />

der hauptstädtischen Restaurantkritiker zum Menü geladen. Die<br />

meisten der fürs Kulinarische zuständigen Edelfedern waren der<br />

Einladung gefolgt und – Küchenchef Dienemann sollte Recht behalten<br />

– sorgten in den Tagen darauf für einige Aufmerksamkeit.<br />

Thomas Platt beispielsweise vermutete „an diesem noch jungen<br />

Ort bereits eine Routine der Virtuosität“ und Nikolas Rechenberg<br />

sprach sogar schon vom „neuen Highlight im Berliner Westen“.<br />

GARÇON<br />

35


LOKALTERMIN Cell<br />

Junior Sommelière Henriette Dreger, vormals Tulus Lotrek.<br />

Sommelier Pascal Kunert, vormals Reinstoff, Schwein, Cordobar.<br />

Gut vier Monate sind seit jenem Testessen der Berliner Gastrokritiker-Elite<br />

inzwischen vergangen. Ich war in dieser Zeit zwei Mal zu<br />

Gast im Cell und sage: für mich eine der interessantesten Restauranteröffnungen<br />

des letzten Jahres in Berlin.<br />

Ehrlicherweise muss ich allerdings auch anmerken, dass nicht<br />

alle meine Freunde diese Meinung teilen – aber so ist das nun mal.<br />

Je mehr <strong>Essen</strong> und <strong>Trinken</strong> zum Mittelpunkt des gesellschaftlichen<br />

Lebens werden, desto mehr kann man darüber uneins sein. Wobei<br />

natürlich längst nicht mehr diskutiert wird, ob die Jakobsmuschel<br />

da oder dort besser war, nein, inzwischen werden kulinarische Metaebenen<br />

thematisiert und Megatrends debattiert.<br />

Im Fall des Cell sage ich nur: Ich mag dieses Restaurant. Und<br />

dafür nenne ich drei Gründe: Erstens wegen seines Ambientes.<br />

Sicher hat der Umbau der ehemaligen Dreigut-Räumlichkeiten eine<br />

Stange Geld gekostet, aber dafür kann sich das Ergebnis – eine<br />

Inhaber Evgeny Vikentev und Restaurantmanager Peter Izarik, v.re.<br />

Jonathan M. Staneker, vormals Schwein und Praktikantin Jana Zanpi.<br />

36 GARÇON


Cell LOKALTERMIN<br />

Evgeny Vikentev und Gardemanger Hannah Ralmé, vormals Glass.<br />

Pâtissier Luca Carbone, vormals Cinco by Paco Pérez,<br />

Koch Catalin Ghinea und Pascal Kunert, v.li.<br />

Mischung aus Zeitmaschine und Flaggschiff – wirklich sehen<br />

lassen. Außerdem stammen hier die Bänke und Sessel mal nicht<br />

vom Flohmarkt oder sind dermaßen nüchtern und funktionell, dass<br />

man permanent an den nächsten Termin beim Orthopäden denkt.<br />

Zweitens wegen der Damen und Herren der Servicebrigade mit<br />

dem welterfahrenen Manager Peter Izarik und dem nicht minder<br />

weitgereisten Sommelier Pascal Kunert an der Spitze, die ihren Job<br />

zwar eher leger angehen, dennoch aber den Gast unauffällig immer<br />

im Blick haben. Man wird sozusagen von Gang zu Gang getragen,<br />

und das hat Stil.<br />

Und drittens, weil das von Küchenchef Simon Dienemann und<br />

seiner Brigade Servierte zwar durchaus in die Kategorie „jugendliche<br />

Kühnheit“ passt, sich aber nicht in schockierenden Kreationen<br />

äußert, sondern in intensiven Aromen und kreativen Arrangements.<br />

Ja, das Cell ist tatsächlich ein Kandidat für die Sterne-Liga.<br />

CELL<br />

Küchenchef Simon Dienemann, vormals<br />

The Square London, VAU, Tulus Lotrek.<br />

Uhlandstraße 172<br />

10719 Berlin-Charlottenburg<br />

Tel. 030 — 50 96 67 78<br />

cell.restaurant<br />

Souschef Lion Valentine,<br />

vormals Tulus Lotrek.<br />

GARÇON<br />

37


LOKALTERMIN Cell<br />

Cell-Inhaber Evgeny Vikentev ist Russe, das hört man seinem Englisch<br />

zwar nicht an, aber der Mann stammt tatsächlich aus St. Petersburg.<br />

Das ist dann wohl auch der Grund dafür, weshalb er zu<br />

Beginn des Menüs eine russisch-deutsche Geschichte erzählt.<br />

Serviert wird ein Alblinsencracker (s. Bild S. 4), eigentlich eine<br />

simple Sache, aber diese alte Linsensorte würde es heute nicht<br />

mehr geben, wenn nicht eine Professorin der Wawilow-Saatgutbank<br />

in Vikentevs Heimatstadt die wertvollen Originalsamen bewahrt<br />

und sie 2007 den Bauern von der Schwäbischen Alb zurückgegeben<br />

hätte.<br />

Nach dem Bildungsausflug in die kulinarische Historie wird es<br />

zunehmend moderner, der kreative Ehrgeiz eines höchst ambitionierten<br />

Teams von Gericht zu Gericht spürbarer.<br />

38 GARÇON


Cell LOKALTERMIN<br />

Höhepunkte für mich waren im Winter-Menü (das inzwischen<br />

gewechselt hat) eine Gillardeau-Auster, der mit Buchweizenkoji,<br />

Sanddorngel, Spirulinamayonnaise und Austernkresse zwar ziemlich<br />

viel zugemutet wurde, die aber dadurch auch herzhaft würzig<br />

und anregend wirkte; ein Steckrübeneintopf mit gebeiztem Saibling,<br />

Meerrettich und Lardo, der mit Steckrübendashi komplettiert<br />

wurde und vor Umami nur so strotzte und ein exzellenter Hirschrücken<br />

mit Kürbis, Palmkohl, Mandelpüree und Mandarinensauce.<br />

Die Säureunterstützung und die Abwesenheit von fetten Bindemitteln<br />

machten aus diesem normalerweise eher schweren Teller einen<br />

ungemein frischen Gang.<br />

Ziemlich off-mainstream schließlich auch das Dessert: Steinpilz-Tiramisu<br />

mit marinierten Mirabellen. Grandios!<br />

GARÇON<br />

39


LOKALTERMIN Bundesministerium für Wirtschaft und Energie<br />

Jenseits<br />

der Normspur<br />

DIE KREATIV-PILOTEN 2018<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

Fly in the sky: Deutschlands Kreativ-Piloten 2018 mit Minister.<br />

40 GARÇON


Bundesministerium für Wirtschaft und Energie LOKALTERMIN<br />

Snacks aus dem invasiven Louisianakrebs von HOLYCRAB! Berlin.<br />

Wow. Wer hätte das gedacht. Bundeswirtschaftsminister Peter<br />

Altmaier und sein Referatsleiter Kultur- und Kreativwirtschaft<br />

Bernd Weismann (Foto oben, v. re.) interessieren sich nicht nur für<br />

Big Data, Deep Learning und E-Commerce, sondern auch für Handwerksarbeit,<br />

<strong>Essen</strong>szubereitung und Lebensmittelproduktion.<br />

Wir haben darüber jedenfalls ebenso gestaunt wie über die<br />

Tatsache, dass es junge Leute der Generation Smartphone gibt,<br />

die sich noch mit solchem analogen Krimskrams beschäftigen.<br />

Und zwar so intensiv und kreativ, dass sie von einer vielköpfigen<br />

Fachjury mit Experten aus Wirtschaft, Kultur und Politik den Titel<br />

„Kultur- und Kreativpiloten Deutschland 2018“ zuerkannt bekamen.<br />

„Seit 2010 ist es einer der erfolgreichsten Wettbewerbe der Bundesregierung<br />

geworden. Vor allem, wenn man sieht, wie viele Kreativpiloten<br />

noch am Markt sind. Das ist außergewöhnlich.“ Dieser<br />

Satz fiel so oder so ähnlich häufig während der Party der Ausgezeichneten<br />

am 20. Februar im Bundeswirtschaftsministerium.<br />

Unter den 32 Titelträgern aus 13 deutschen Bundesländern waren<br />

neun, die sich im engen oder weiteren Sinn mit dem Thema<br />

Kochen und <strong>Essen</strong> beschäftigen – unter ihnen Start-ups aus Sachsen-Anhalt,<br />

Bayern, Niedersachsen und Berlin.<br />

Das LIGNUM-Team aus Magdeburg etwa hat Holz als ressourcenschonendes<br />

Material im Blick und entwarf und fertigte ein<br />

Kochmesser aus Holz (www.lignum.io).<br />

Die Mitglieder des Vereins „überkochen e.V.“ aus München<br />

machen sich für Kochunterricht an Schulen stark und konzipierten<br />

und konstruierten einen praktischen Kochwagen, der in jedem<br />

Klassenzimmer eingesetzt werden kann (www.überkochen.org).<br />

Der Möbeltischler und Innenarchitekt Ruben Lagies aus Berlin<br />

schließlich erhielt den Titel Kreativpilot für seine mobile Küchenkonstruktion<br />

COOKIN´ROLL (www.studiorubenlagies.com).<br />

Und HOLYCRAB!, auch ein Berliner Start-up, entwickelt Konzepte<br />

für die kulinarische Nutzung invasiver Tier- und Pflanzenarten.<br />

Constanze Buckenlei von überkochen e. V.<br />

München an ihrem Kochwagen für Schulen.<br />

Handgefertigte Messer aus 97 Prozent Holz und<br />

drei Prozent Stahl von LIGNUM aus Magdeburg.<br />

GARÇON<br />

41


LOKALTERMIN Bundesministerium für Wirtschaft und Energie<br />

Ausgezeichnet als Kreativpiloten Deutschland 2018 und Titelträger des Deutschen Gastro-Gründerpreises<br />

2019: Die „kulinarischen Schädlingsbekämpfer“ von HOLYCRAB! (www.holycrab.berlin).<br />

LUKAS BOSCH<br />

JULIANE BUBLITZ<br />

ANDREAS MICHELUS<br />

29 Jahre<br />

geboren in Esslingen<br />

Studium in Tübingen und Potsdam<br />

Kulturwissenschaften<br />

Design Thinking<br />

Bachelor of Arts<br />

derzeit tätig als<br />

Unternehmensberater<br />

31 Jahre<br />

geboren in Dresden<br />

Studium in Mannheim und Potsdam<br />

Kulturwissenschaften<br />

Design Thinking<br />

Master of Arts<br />

derzeit tätig als<br />

Zukunftsforscherin<br />

25 Jahre<br />

geboren in Berlin<br />

Kochlehre in Berlin<br />

Hotel de Rome<br />

Stationen<br />

Hotel am Steinplatz und DRIVE<br />

derzeit tätig als<br />

Chef de Partie im Hotel de Rome<br />

42 GARÇON


Bundesministerium für Wirtschaft und Energie LOKALTERMIN<br />

Als Lukas Bosch und Juliane Bublitz im Sommer 2018 einen Zeitungsartikel<br />

über die Invasion des Procambarus clarkii im Tier- und<br />

Britzer Garten lasen, arbeiteten die ohnehin auf Kreativität programmierten<br />

grauen Zellen der beiden Ideenfinder noch flinker als sonst.<br />

Wie wäre es?… Was könnte man?…<br />

Am Ende ihres Denkprozesses stand die Vision: Wir wollen Procambarus<br />

clarkii, also den Louisianakrebs, die Chinesische Wollhandkrabbe<br />

und andere invasive Tier-, aber auch Pflanzenarten auf<br />

ihr kulinarisches Potenzial prüfen und, wenn möglich, der menschlichen<br />

Ernährung zuführen. Motto: From plague to plate.<br />

In dem Berliner Koch Andreas Michelus fanden Bosch und Bublitz<br />

einen begeisterten Partner, das Trio gründete HOLYCRAB!, verbündete<br />

sich mit Fischern wie Klaus Hidde aus Berlin und Wolfgang Schröder<br />

aus Brandenburg, entwickelte Rezepte und Strategien für die<br />

Vermarktung und wird nun – erster Schritt – auf vielen Märkten in<br />

Berlin und Brandenburg, krebsiges Gourmet-Street-Food anbieten.<br />

Lukas Bosch im Gespräch über invasive Wollhandkrabben mit<br />

Fischer Wolfgang Schröder, li. und seiner Frau Ute aus Strodehne.<br />

Koch Andreas Michelus und MdB-Gourmet Klaus Ernst,<br />

DIE LINKE: „Idee super, Umsetzung super lecker.“<br />

GARÇON<br />

43


LOKALTERMIN Bundesministerium für Wirtschaft und Energie<br />

Auf Louisianakrebsfang im Britzer Garten...<br />

... Havelfischer Klaus Hidde, li. und sein Helfer Udo Pianowski.<br />

Als 2017 die ersten Exemplare des Roten Amerikanischen Sumpfkrebses,<br />

auch Louisianakrebs genannt, in Berliner Gewässern auftauchten<br />

und das ökologische Gleichgewicht zu zerstören drohten,<br />

reagierte die Senatsverwaltung für Umwelt schnell.<br />

Klaus Hidde und sein Sohn Jens, Havelfischer in Spandau, erhielten<br />

das Nutzungsrecht für die Seen im Britzer Garten und<br />

im Tiergarten und damit die Genehmigung zum professionellen<br />

Krebsfang. Eine Mammutaufgabe, denn die gefräßigen dunkelroten<br />

Einwanderer, die eigentlich aus dem Süden der USA stammen,<br />

ernähren sich vor allem vom Laich heimischer Fische und Amphibien<br />

– mit fatalen Folgen. Deren Bestände werden dezimiert, das<br />

gesamte Ökosystem leidet und kann am Ende sogar „kippen“.<br />

Insgesamt 40 Reusen stellten Hidde und seine Helfer in den betroffenen<br />

Seen des Tiergartens und des Britzer Gartens, in denen<br />

sich an guten Tagen im Sommer 2018 bis zu 200 Louisianakrebse<br />

befanden.<br />

44 GARÇON


Bundesministerium für Wirtschaft und Energie LOKALTERMIN<br />

Am Anfang wurden die Tiere getötet und in Biogasanlagen verwertet.<br />

Als dann ein Gutachten vorlag, das deren Belastung mit<br />

Schwermetallen ausschloss und den unbedenklichen Verzehr garantierte,<br />

waren schnell auch die ersten Köche in der Spur.<br />

Arne Anker bereitete im Pauly Saal aus dem „Berliner Hummer“,<br />

wie der Krebs inzwischen genannt wurde, ein Frikassee, Ben Zviel<br />

im Mrs. Robinson’s setzte ihn gegrillt in Szene, und in der Markthalle<br />

Neun ging sogar Berlin’s 1st Crawfish Festival über die Bühne.<br />

Dennoch blieb das Ganze überschaubar – bis eben HOLYCRAB!<br />

auf den Plan trat. Die drei Start-upper sind Menschen, die über den<br />

Tellerrand hinaus denken und rasch nicht nur die explodierenden Bestände<br />

des Louisianakrebses im Blick hatten, sondern auch andere<br />

invasive Tier- und Pflanzenarten, etwa die Chinesische Wollhandkrabbe<br />

oder das Drüsige Springkraut.<br />

Sie planen Street-Food-Events, Caterings, einen Crab-Truck, eine<br />

Convenienceproduktion… Der offizielle Start ist am 11. Mai 2019.<br />

GARÇON<br />

45


LOKALTERMIN Neue Restaurants<br />

Dreamteam: Küchenchef Frederik Grieb, Patron Dieter Müller<br />

und Pots-Gastgeber Mathias Brandweiner, v. re.<br />

neu new nouveau<br />

Hier wurde mal nicht berlintypisch gekleckert,<br />

sondern richtig geklotzt. 40 Millionen<br />

Euro immerhin ließen sich Beisheim<br />

Gruppe und Ritz-Carlton Company die Renovierung<br />

ihrer Luxusherberge am Potsdamer<br />

Platz kosten.<br />

303 Zimmer und Suiten, Konferenzetage,<br />

Lobby-, Lounge- und Wellnessbereich<br />

präsentieren sich nun im glamourösen Art-<br />

Déco-Look, Eleganz und Opulenz reichen<br />

sich die Hand.<br />

Kein Wunder, dass zur „Re-Opening<br />

Celebration“ am 5. März 2019 verbale Superlative<br />

dominierten. Von einem „Meilenstein<br />

in der Geschichte des Hauses“ war<br />

auf der Party die Rede und vom „Beginn<br />

einer neuen Ära.“<br />

Diese Elogen galten natürlich auch für<br />

die neuen gastronomischen Ritz-Carlton-<br />

Perlen: das Restaurant „Pots“ (der Name<br />

weist auf den Potsdamer Platz hin) und<br />

die Bar „Fragrances“ (das ist englisch und<br />

heißt „Düfte“). Das „Pots“ trägt übrigens<br />

einen Untertitel: by Dieter Müller. Der Dieter<br />

Müller? Genau der.<br />

Wenn ein kulinarisches Superschwergewicht<br />

wie er – Protagonist des deutschen Küchenwunders,<br />

3-Sterne-Alt- und Lehrmeister vieler<br />

aktueller Sterneköche (in Berlin etwa Michael<br />

Kempf) – einem Restaurant gestattet,<br />

seinen Namen zu führen, dann ist natürlich<br />

die Erwartungshaltung der Gäste groß.<br />

Und sie wird im Falle des „Pots“ nicht enttäuscht<br />

– dafür steht Frederik Grieb mit seinem<br />

Team. Der 29-jährige Münsteraner war<br />

auf der MS Europa knapp zwei Jahre lang<br />

Souschef bei Dieter Müller und setzt nun<br />

im „Pots“ dessen Konzept einer neuen deutschen<br />

Küche beeindruckend geschmacksstark<br />

und ohne jegliche Originalitätssucht<br />

um.<br />

Ausführlich berichten wir über das neue<br />

Restaurant in unserer nächsten Ausgabe.<br />

POTS BY DIETER MÜLLER<br />

Potsdamer Platz 3<br />

10785 Berlin-Tiergarten<br />

Tel. 030 — 33 77 75 402<br />

www.potsrestaurant.com<br />

46 GARÇON


Neue Restaurants LOKALTERMIN<br />

Barmanager Arnd Heißen.<br />

nuovo nuevo yeni<br />

Arnd Heißen, Barmanager im The Ritz-<br />

Carlton und einer der ideenreichsten Köpfe<br />

der Berliner Barszene, hat einen Faible für<br />

die Welt der Düfte. „Parfums und Cocktails<br />

haben viele Gemeinsamkeiten“, so der<br />

36-Jährige, „vor allem folgt ihre Kreation<br />

ähnlichen Gesetzmäßigkeiten.“<br />

Heißens Erkenntnis war dann auch geistige<br />

Grundlage des innovativen Fragrances-<br />

Barkonzepts, das derzeit weltweit seinesgleichen<br />

suchen dürfte. Gläserne Clochen,<br />

edle Flacons, Porträtfotos – was auf den<br />

ersten Blick wie eine Kunstinstallation<br />

wirkt, ist in Wirklichkeit eine begehbare Barkarte<br />

– die sogenannte „Hall of Fame“.<br />

Wenn der Gast aus dem Staunen über<br />

dieses ungewöhnliche Ambiente wieder<br />

heraus ist, funktioniert die Sache so: Er<br />

entscheidet sich für einen Drink, indem<br />

er die Lieblingsdüfte der Porträtierten<br />

(zumeist Mitarbeiter des Ritz-Carlton) auf<br />

sich wirken lässt (dafür gibt es die Flacons),<br />

sich für einen Duft entscheidet und<br />

den entsprechenden Cocktail (eine Interpretation<br />

dieses Dufts von Arnd Heißen<br />

und seinem Team) ordert. Eigentlich ganz<br />

einfach. Wem es dennoch zu kompliziert<br />

erscheint, der kann sich auch ausschließlich<br />

optisch leiten lassen.<br />

Wir haben bei unserer Fragrances-<br />

Premiere diese Variante gewählt, uns die<br />

Schönheit Sigrid ausgeguckt und einen<br />

Cocktail gewählt, den Arnd Heißen nach<br />

Sigrids Lieblingsparfum White Not von<br />

Avery kreiert hat (s. Bild Mitte). Eine gute<br />

Wahl: Der Drink ist frisch, elegant und<br />

kommt mit leichten floralen Noten daher.<br />

Übrigens: So extravagant wie das Konzept,<br />

ist auch das Bar-Design. Eine Farbwelt<br />

in Grau, Gold und Rot, dazu riesige<br />

Blumenarrangements aus hunderten frischer<br />

Rosen, die mittels eines besonderen<br />

Verfahrens konserviert wurden.<br />

BAR FRAGRANCES<br />

Potsdamer Platz 3<br />

10785 Berlin-Tiergarten<br />

Tel. 030 — 33 77 75 403<br />

www.ritzcarlton.de/berlin<br />

GARÇON<br />

47


GESCHMACKSSACHEN Ramen<br />

RAMEN<br />

EINE SUPPE MACHT KARRIERE<br />

VON SHOKO KONO UND JÖRG TEUSCHER<br />

48 GARÇON


Ramen GESCHMACKSSACHEN<br />

Tsuta-Chef Yuki Onishi.<br />

THE WORLD'S FIRST<br />

„MICHELIN-STARRED RAMEN“<br />

Als die Tester des Michelin 2008 den Sprung nach<br />

Japan wagten und als erste Stadt außerhalb Europas<br />

und Amerikas Tokio unter die Lupe nahmen, ließ das<br />

Ergebnis aufhorchen. Stolze 191 Sterne wurden damals<br />

verliehen, acht Restaurants aus dem Stand mit<br />

drei Sternen geehrt.<br />

Jahr für Jahr wuchs die Zahl – der Michelin 2019<br />

für Tokio listet bereits 309 Sterne auf, verteilt auf 230<br />

Restaurants, von denen 13 dreifach besternt sind.<br />

Schlagzeilen – auch international – machen allerdings<br />

weniger die sündhaft teuren Feinschmeckertempel,<br />

sondern meist winzige Bars, die völlig unerwartet<br />

in die Gourmet-Liga aufgestiegen sind.<br />

Zum Beispiel eine neunplätzige Imbissbude namens<br />

„Tsuta“, gelegen an der nordwestlichen Peripherie<br />

Tokios, im Stadtteil Sugamo, abseits aller Touristenstraßen.<br />

Das „Tsuta“ ist das erste Ramen-Restaurant<br />

weltweit, das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet<br />

wurde. Küchenchef Yuki Onishi und sein Team servieren<br />

hier von 6.00 bis 21.00 Uhr ausschließlich heiße<br />

Nudelsuppen, die umgerechnet zwischen 6,60 und<br />

9,00 Euro kosten. Damit ist das „Tsuta“ zweifellos auch<br />

eins der preiswertesten Sternerestaurants der Welt.<br />

Nur am Rande: Inzwischen expandierte Onishi mit<br />

dem Glanz des Sterns im Rücken gewaltig. Aktuell betreibt<br />

er bereits sieben Tsuta-Bars im asiatischen Raum.<br />

GARÇON<br />

49


GESCHMACKSSACHEN Ramen<br />

Allgegenwärtig in den Straßen von Tokio...<br />

Tokio ist eine Stadt der Superlative. Auf dem Territorium der Mega-<br />

City leben rund zehn Millionen Menschen, in der Metropolenregion<br />

mehr als dreimal so viele. Vor allem morgens und abends sind gefühlt<br />

alle gleichzeitig auf den 13 U-Bahn-Linien unterwegs, die von<br />

Tokyo Metro und Toei Subway betrieben werden, ein Streckennetz<br />

von 195 Kilometern Länge.<br />

Natürlich kann man in Tokio auch eins der 50.000 Taxis benutzen,<br />

aber die Fahrt mit einem Nissan-Kleinbus oder einem der letzten<br />

alten Toyotas mit ihren automatisch aufspringenden Türen und<br />

den Häkeldecken auf den Kopfstützen ist verhältnismäßig teuer –<br />

fünf Kilometer kosten 1.000 Yen, das sind rund 8,50 Euro.<br />

Und, wie gesagt, fünf Kilometer sind bei Tokios Ausdehnung bestenfalls<br />

ein kurzer Katzensprung. Mit dem One-day-Ticket der Metro<br />

für 900 Yen, also 7,20 Euro, fährt man da in jedem Fall besser.<br />

Zum Beispiel zu einem Restaurant seiner Wahl. 160.000 gastronomische<br />

Betriebe gibt es in der japanischen Hauptstadt. Zum<br />

Vergleich: In New York sind es rund 25.000, in Berlin etwa 13.000.<br />

Hinzu kommt im Fall von Tokio, dass das Gros der Restaurants<br />

niemals „die japanische Küche“ auch nur annähernd komplett abdeckt,<br />

sondern hoch spezialisiert ist. So gibt es Lokale, die ausschließlich<br />

Sushi und Sashimi zubereiten, andere sind bekannt für<br />

Kaiseki-Menüs, wieder andere für Kushiage- oder Okonomiyaki-<br />

Gerichte oder eben für ihre Ramen-Variationen.<br />

Die Zahl der Verköstigungsstätten, die allein in Tokio das „Comfort<br />

Food at its Best“ anbieten, ist unbekannt. Es gibt schäbige<br />

Bretterbuden, edelstahldesignte Bars und unter dem Hauptbahnhof<br />

sogar eine ganze Ramen Street für das beliebte Schnellgericht,<br />

das eigentlich ganz simpel ist: Brühe, Nudeln, Topping, fertig. Doch<br />

das Geheimnis liegt wie so oft im Detail. Die Brühe muss aromatische<br />

Tiefe und das gewisse Extra haben, die Nudeln Biss und die<br />

richtige Stärke. Das Topping kann schlicht, sollte aber möglichst<br />

perfekt zubereitet sein.<br />

... Ramen-Bars, Ramen-Buden, Ramen-Stände.<br />

50 GARÇON


Ramen GESCHMACKSSACHEN<br />

Ramen<br />

Tove Nilsson<br />

Hölker Verlag Münster 2017<br />

www.hoelker-verlag.de<br />

Die Originalausgabe erschien 2016<br />

bei Natur & Kultur Stockholm.<br />

ISBN: 978-3-88117-143-4<br />

Wenn der berühmte japanische Kochbuchautor Shizuo Tsuji<br />

(1933-1993) in seinem Standardwerk über die japanische Küche<br />

(Practical Japanese Cooking: Easy and Elegant, 1986 by Kodansha<br />

International Ltd. Tokyo) schreibt, sie sei keineswegs ein Buch mit<br />

sieben Siegeln, so nehmen wir diese Formulierung als das, was sie<br />

wohl auch ist: ein Ausdruck japanischer Höflichkeit.<br />

Und wenn schon nicht das legendäre Buch, dann ist sie für<br />

Mitteleuropäer auf jeden Fall ein weites Feld. Das beginnt bereits<br />

mit hierzulande unbekannten Küchenwerkzeugen, setzt sich fort<br />

mit fremden Produkten und dem komplexen Thema ihrer Qualitäten,<br />

mit ungewohnten Kochtechniken und einer pedantischen Perfektion<br />

bei ihrer Anwendung, mit raffinierten Geschmacksbildern und, und,<br />

und…<br />

Kein Wunder, dass japanische Köche über die dreijährige<br />

deutsche Allround-Lehre nur milde lächeln. Ihr Credo heißt<br />

lebenslanges Lernen und lebenslange Spezialisierung.<br />

„Mach nur eine Sache, aber die richtig, gewinne die Meisterschaft<br />

in deiner Disziplin“, so beschreibt der deutsche Japan-Kenner und<br />

Kochbuch-Autor Stevan Paul den wichtigsten Leitsatz japanischer<br />

Kochkunst, dem offensichtlich auch seine schwedische Kollegin<br />

Tove Nilsson bei ihrem Ramen-Buch folgte.<br />

Der in Stockholm 2016 erschienene und dank des guten Gespürs<br />

des Münsteraner Hölker Verlags ein Jahr später ins Deutsche übersetzte<br />

Band ist nicht nur ein Kochbuch. Er ist eine Reise nach Tokio.<br />

Und es geht darin nicht nur um Küchenhandwerk. Es geht um<br />

Genuss. Und um die Gefahr, ramensüchtig zu werden. „Es gibt nur<br />

wenige Gerichte mit derartigem Suchtpotenzial wie diese Brühe<br />

mit Nudeln“, schreibt die schwedische Autorin.<br />

Auch hierzulande liegt die Nudelsuppe total im Trend. Eine Umfrage<br />

unter 750 Nutzern des Online-Services Bookatable ergab,<br />

dass 73 Prozent der Befragten das Gericht kannten und 42 Prozent<br />

es bereits probiert hatten. Da staunte selbst der Döner.<br />

Tolles Sommergericht: Kaltes Dashi-Ramen.<br />

Brühe, Nudeln und "Crunch": Chicken-Katsu-Ramen.<br />

GARÇON<br />

<strong>51</strong>


GESCHMACKSSACHEN Ramen<br />

Löffelweise Energie<br />

SHOKO UND NAOTO KONO TESTEN RAMEN-BARS IN BERLIN<br />

52 GARÇON


Ramen GESCHMACKSSACHEN<br />

SHOKO KONO<br />

NAOTO KONO<br />

GEBOREN<br />

1965 in der Präfektur Kyoto<br />

AUSBILDUNG<br />

Tsujigakuen Kochschule in Osaka<br />

BERUFLICHE STATIONEN<br />

Seit 1985 in Deutschland tätig, u.a.<br />

in japanischen Restaurants in Düsseldorf,<br />

Dortmund, München und Berlin<br />

HEUTE TÄTIG<br />

Seit 2005 selbstständig als<br />

Kochlehrerin, Kochbuchautorin und<br />

kulinarische Beraterin. Japanische Caterings<br />

GEBOREN<br />

1964 in der Präfektur Yamanashi<br />

AUSBILDUNG<br />

Tsujigakuen Kochschule in Osaka<br />

BERUFLICHE STATIONEN<br />

Seit 1984 in Deutschland tätig, u.a.<br />

in japanischen Restaurants in Düsseldorf,<br />

Dortmund, München und Berlin<br />

HEUTE TÄTIG<br />

Seit 2005 als Sushimeister und Chef<br />

der Sushibar im Grand Hyatt Hotel<br />

am Potsdamer Platz<br />

Shoko und Naoto Kono sind ausgewiesene Kochprofis und beobachten<br />

vor allem die Entwicklung der japanischen Küche in Berlin<br />

aufmerksam. Unter den vielen Neueröffnungen der letzten beiden<br />

Jahre heben sie besonders das „Shiori“ und das „Arai“ hervor. „Das<br />

sind Restaurants, die auch in Japan bestehen könnten“, so Shoko<br />

Kono, „weil sie den typisch japanischen Produktkult mit handwerklicher<br />

Perfektion, harmonischen Geschmacksbildern und ästhetischer<br />

Präsentation verbinden.“ Für Garcon testeten Shoko und<br />

Naoto Kono drei der trendigen Ramen-Bars, die ohne viel Werbung<br />

in Berlin regen Zulauf haben. „Uns freut das natürlich“, sagt Naoto<br />

Kono, „immerhin gehört Ramen seit vielen Jahrzehnten zu den tragenden<br />

Säulen der japanischen Küche.“<br />

GARÇON<br />

53


GESCHMACKSSACHEN Ramen<br />

PS: Ab Ende April gibt es Hako Ramen Nummer zwei in<br />

Prenzlauer Berg, Kastanienallee/Ecke Oderberger Straße.<br />

Das Hako Ramen ist ein kleines Restaurant im Szenebezirk Friedrichshain,<br />

spartanisch eingerichtet, aber mit einer sehr japanisch<br />

anmutenden Atmosphäre. Das scheint sich besonders unter jungen<br />

Japanern herumgesprochen zu haben, denn sie stellten an<br />

diesem Abend das Gros der Gäste. Im Vorraum herrschte ziemliches<br />

Gedränge, doch die Restaurantmanagerin Ribeka Sakamoto<br />

behielt die Ruhe und alle bekamen früher oder später einen Platz.<br />

Sie ist auch für den Service zuständig und nimmt sich bei allen<br />

Gästen, die es wünschen, Zeit für eine ausführliche Beratung.<br />

So empfanden wir es als äußerst aufmerksam, dass sie bei unserer<br />

Bestellung von Hot Shochu – eine Art Grog aus Süßkartoffelschnaps<br />

und heißem Wasser – nachfragte, ob unser deutscher<br />

Begleiter mit der japanischen Stärke des Getränkes zurechtkäme.<br />

Es gibt vier Vorspeisen, von denen die Gyoza – gebratene Teigtaschen,<br />

gefüllt mit Weißkohl, Schweinefleisch und Frühlingszwiebeln<br />

– wie in unserer Heimat schmeckten.<br />

Die besten Ramen-Köche in Japan verwenden viel Zeit und Sorgfalt<br />

auf die Herstellung ihrer Brühen, die – leise vor sich hin köchelnd<br />

– erst nach etwa ein bis zwei Tagen ihren vollen Geschmack entfalten.<br />

Auch im Hako Ramen sind die Brühen hausgemacht, nicht<br />

zu stark gewürzt und von einer wunderbaren, schon fast cremigen<br />

Konsistenz. Es gibt acht (!) verschiedene Zubereitungen und zusätzlich<br />

vier vegane Varianten. Leider waren die Schüsseln nicht<br />

vorgewärmt und die Suppen so nicht heiß genug – möglicherweise<br />

ein Zugeständnis an europäische Essgewohnheiten.<br />

Die Nudeln kauft die Hako-Crew wahrscheinlich beim Großhändler,<br />

sie stammen aus industrieller japanischer Fertigung, schmeckten<br />

aber aromatisch und hatten einen guten Biss.<br />

Das Topping bestand aus Schweinefleischscheiben (Chashu),<br />

Frühlingszwiebeln, Bambussprossen und wachsweich gekochten<br />

Eiern, hätte aber durchaus etwas vielfältiger sein können.<br />

Fazit: Eine authentische Ramen-Bar. Unsere Nummer eins.<br />

HAKO RAMEN<br />

Boxhagener Straße 26<br />

10245 Berlin-Friedrichshain<br />

Tel. 030 — 84 42 67 00<br />

www.facebook.com/HakoRamenBerlin<br />

54 GARÇON


Ramen GESCHMACKSSACHEN<br />

Das Ramen x Ramen wurde – wie das Hako Ramen – erst vor gut<br />

einem Jahr eröffnet und befindet sich ebenfalls in einer der wuseligen<br />

Straßen des Friedrichshainer Partykiezes. Auch in diesem kleinen<br />

Restaurant mit offener Küche, dessen Wände etliche lustige<br />

Zeichnungen und sinnige Sprüche („good food is good mood“) zieren,<br />

sind fast ausschließlich Japaner tätig – zumeist junge Leute,<br />

wobei die Servicemitarbeiter (anders als im Hako Ramen) hier mit<br />

fließendem Deutsch glänzen. Und auch im Ramen x Ramen verstehen<br />

sie ihren Job nicht nur im Auftragen der dampfenden Suppenschüsseln<br />

und im Abräumen der geleerten, sondern sie beantworten<br />

freundlich und kenntnisreich die Fragen der Gäste.<br />

Angeboten werden fünf Ramen-Zubereitungen: Shoyu-Ramen<br />

(auf Sojasaucenbasis), Miso-Ramen (auf Basis fermentierter<br />

Sojabohnen-Paste), Teriyaki-Ramen (auf Hühnerbrühebasis und<br />

Teriyaki-Sauce), scharfe Tan-Tan-Ramen (auf Basis von Schweineknochenbrühe,<br />

Miso und Hackfleisch) sowie traditionelles Tonkatsu-Ramen<br />

(ebenfalls auf Basis von Schweineknochenbrühe und<br />

Meersalz). Die Brühen schmecken auch im Ramen x Ramen wie<br />

hausgemacht, waren allerdings zu wenig gesalzen und die Mengen<br />

zu knapp bemessen – Suppen sollten suppig sein!<br />

Gut fanden wir, dass das Schweinefleisch als Topping leicht angeröstet<br />

wurde und dadurch eine besondere Aromatik erhielt. Ebenfalls<br />

positiv – die reichhaltige Vorspeisenofferte. Die Köche bieten<br />

nicht nur Edamame und Gyoza (allerdings nicht japanisch knusprig,<br />

sondern chinesisch saftig zubereitet) an, sondern beispielsweise<br />

auch Karaage, das ist paniertes und frittiertes Hähnchenfleisch<br />

und Takoyaki, dabei handelt es sich um frittierte Teigbällchen, die<br />

mit Oktopus gefüllt sind. Ergänzend serviert das Ramen x Ramen<br />

eine Reihe von Schüsselgerichten (Donburi) – gekochter Reis mit<br />

Fleisch oder Gemüse.<br />

Fazit: Gute Adresse mit kleinen Abstrichen an der authentischen<br />

Zubereitung der Gerichte. Unsere Nummer zwei.<br />

RAMEN X RAMEN<br />

Gabriel-Max-Straße 2<br />

10245 Berlin-Friedrichshain<br />

Tel. 030 — 34 62 26 76<br />

www.ramenxramen.de<br />

GARÇON<br />

55


GESCHMACKSSACHEN Ramen<br />

PS: Cocolo Ramen Nummer zwei gibt es in Berlin-Mitte, Gipsstraße 3.<br />

Der Berliner Multi-Gastronom The Duc Ngo, zu dessen Restaurant-<br />

Imperium das Cocolo Ramen gehört, kann lange nicht am Paul-Lincke-Ufer<br />

in Kreuzberg gewesen sein – ansonsten wäre ihm sicher<br />

aufgefallen, wie wenig einladend zumindest äußerlich sein Ramen-<br />

Lokal dort wirkt.<br />

Die Terrasse ein Möbellager; ein Schaukasten, bei dem man<br />

besser wegschaut – uns gefällt sowas nicht. Andere sehen das<br />

offenbar weniger kritisch, denn der Andrang im Cocolo Ramen ist<br />

gewaltig. 60 bis 70 Gäste bringt der Service unter, damit hat er gut<br />

zu tun und keine Zeit für Erklärungen, etwa von Zutaten oder ihrer<br />

Verarbeitung.<br />

Wir meinen, das ist Massenabfertigung, die sich nicht nur negativ<br />

auf die Atmosphäre, sondern auch auf das Speisen- und Getränkeangebot<br />

auswirkt. Immerhin schaffen es die Köche in der<br />

offenen Küche, sechs Ramen und eine ausreichende Anzahl an<br />

Vorspeisen zuzubereiten.<br />

Wir bestellten Wan Tan (Teigtaschen mit Garnelenfüllung) und Kakuni<br />

(gekochter Schweinebauch), beide Vorspeisen waren in Ordnung.<br />

Nicht vom Hocker gerissen haben uns unsere beiden Ramen-<br />

Suppen, die Aromatik der Brühen war flach, die Nudeln hatten nur<br />

wenig Biss, die Toppings wirkten sehr spartanisch.<br />

Was die Getränke betrifft: gerösteter Vollkornreis in einer Tasse<br />

mit heißem Wasser ist kein Genmaicha und Shochu auf Eis mit halbierter<br />

Blutorange und einer Saftpresse kein Chuhai. ZUFRIEDENHE<br />

Fazit: Ein Ramen-Restaurant mit Reserven.<br />

100%<br />

COCOLO RAMEN<br />

Paul-Lincke-Ufer 39-40<br />

10999 Berlin-Kreuzberg<br />

Tel. 030 — 98 33 90 73<br />

www.kuchi.de/restaurant/cocolo-x-berg<br />

3.1 Fu<br />

FARBTAFEL<br />

3.1 Full-color dataviz -<br />

FAST<br />

CASUAL<br />

ZUFRIEDENHEIT<br />

100%<br />

GARANTIE<br />

ERSATZTEILE, ARBEITSZEIT, KOMPRESSOR<br />

5JAHRE<br />

25002,<br />

REG<br />

GERÄTE GELAG<br />

Multi-Gastronom und Berliner Gastro-Innovator 2017 The Duc Ngo.<br />

56 GARÇON<br />

FARBTAFEL<br />

R290<br />

REGIONALE<br />

GASTRONOMIE


Die Juwelen<br />

ll-color dataviz - DE<br />

Ihr Tresor<br />

IT<br />

GARANTIE<br />

ERSATZTEILE, ARBEITSZEIT, KOMPRESSOR<br />

Entdecken Sie die Welt von<br />

True REGIONALE Refrigeration SMART ERGONOMIC<br />

R290<br />

5JAHRE<br />

3.1 Full-color dataviz - DE<br />

GASTRONOMIE<br />

2,5 KM<br />

REGALLÄNGE<br />

INVESTMENT<br />

LIEFERUNG<br />

24H<br />

LIEFERUNG<br />

48H<br />

CASTERS<br />

280 kWh<br />

PER YEAR<br />

KONSTANTE<br />

TEMPERATUREN<br />

1400<br />

MODELLE<br />

1400<br />

SKUs<br />

DE<br />

FOOD<br />

LOVER<br />

5<br />

Ihre Lebensmittel sind Ihr Kapital. Für die bestmögliche Lagerung sind Kühlgeräte<br />

JAHRE<br />

ZUFRIEDENHEIT<br />

ganz entscheidend. True Kühl- und Gefriergeräte sorgen für Sicherheit, durch eine<br />

garantierte Temperaturstabilität,<br />

5JAHRE<br />

GARANTIE<br />

langjährige Lebensdauer und herausragendem<br />

2,5 KM<br />

ERSATZTEILE, ARBEITSZEIT, KOMPRESSOR<br />

GASTRONOMY100%<br />

HEALTHY GROSSKETTEN MISSOURI WELTWEITE<br />

LIEFERUNG<br />

MULTILINGUALE<br />

LIEFERUNG<br />

EATERIES technischen Service weltweit.<br />

1945 REGALLÄNGE LIEFERUNG<br />

Sie sparen Energie und reduzieren Lebensmittelabfälle.<br />

24H<br />

KUNDEN-<br />

48H<br />

GARANTIE<br />

ERSATZTEILE, ARBEITSZEIT, KOMPRESSOR<br />

BETREUUNG<br />

5 KM<br />

12 LAGER 000<br />

24H<br />

500000 m280 2 kWh<br />

1400<br />

4 000<br />

LIEFERUNG LIEFERUNG<br />

ALLÄNGE<br />

FARBTAFEL PER YEAR MODELLE SMART<br />

48H R290 KÜRZERE REGIONALE<br />

ERT VEFÜGBARKEIT<br />

ERSATZTEILE WERKSGELÄNDE LAUFZEITEN<br />

GASTRONOMIE MITARBEITER<br />

GELAGERT<br />

True ist führend im amerikanischen Kältetechnikmarkt und bewahrt die Frische seit über 70 Jahren.<br />

F-GAS ERGONOMIC<br />

GEMEINSCH<br />

REGULATION<br />

INVESTMENT CASTERS SVERPFLE<br />

SMART<br />

INVESTMENT<br />

truemfg.com/EMEA<br />

ERGONOMIC<br />

CASTERS FAST<br />

CASUAL<br />

KONSTANTE<br />

1400<br />

FOOD TEMPERATUREN GASTRONOMYSKUs<br />

EATERIES<br />

LOVER<br />

HEALTHY<br />

GROSSKETTEN<br />

MISSOURI<br />

1945


GESCHMACKSSACHEN homemade<br />

Zuerst war da ein schmales Heft, ein Einkaufswegweiser Prignitz-<br />

Ruppin, herausgegeben von einer Regionalinitiative (www.regional-prignitz-ruppin.de).<br />

Keine der üblichen kunterbunten Werbeschmonzetten,<br />

sondern ein gut gemachter Guide mit 50 Adressen<br />

vor allem von Lebensmittelproduzenten aus dem Nordwesten<br />

Brandenburgs. Zu denen, die uns beachtenswert erschienen, gehörte<br />

„homemade“, ein Mutter-Sohn-Start-up, dessen Offerten uns<br />

einige Wochen später in der Markthalle Neun erneut begegneten.<br />

58 GARÇON


homemade GESCHMACKSSACHEN<br />

HOMEmade<br />

SPEZIALITÄTEN AUS DER PRIGNITZ<br />

VON HANS-JÜRGEN BERGS<br />

„homemade“ – der Name steht für die Sache. Hausgemacht, manufakturell<br />

erzeugt, das Gegenteil von industrieller Massenproduktion.<br />

Und auch der Untertitel ist Programm: „Da weiß man, wo’s<br />

herkommt“. Ein Plädoyer für Transparenz und gegen Anonymität.<br />

Das gilt für die Fleisch- und Wurstwaren von homemade ebenso<br />

wie für alle anderen Spezialitäten, die das junge Unternehmen mit<br />

Sitz im Dörfchen Karstedtshof im Landkreis Ostprignitz-Ruppin bei<br />

regionalen Partnern für seine Kunden auswählt.<br />

GARÇON<br />

59


GESCHMACKSSACHEN homemade<br />

Karstedtshof liegt abseits der großen Straßen irgendwo im Nirgendwo.<br />

Auch das Internet kennt weder Gründungsjahr noch Einwohnerzahl.<br />

Man erfährt lediglich, dass es zu Wittstock/Dosse gehört, der<br />

14.000-Einwohner-Stadt, die sich gerade mächtig herausputzt. Vom<br />

18. April bis zum 6. Oktober ist Wittstock Gastgeberin der Landesgartenschau<br />

2019 – na ja, und vielleicht fällt dabei auch ein bisschen<br />

Glanz auf Karstedtshof. „Der Ort ist auch so ein guter Platz zum Wohnen<br />

und Leben“, sagt Jo-Louis Thießen, der mit seiner Familie vor 15<br />

Jahren aus Berlin hierher zog. Damals war er neun.<br />

Nach dem Abitur ging es zurück nach Berlin. Freie Universität,<br />

Studium der Veterinärmedizin. Und an den Wochenenden wieder Karstedtshof.<br />

Springreiten. Dass es in Jo-Louis Thießens Leben inzwischen<br />

noch eine weitere Herausforderung gibt, lag an einem<br />

landwirtschaftlichen Praktikum, das er 2015 im Rahmen seines Studiums<br />

absolvierte. Was er bislang nur ahnte, erlebte er dort: Mas-<br />

60 GARÇON


homemade GESCHMACKSSACHEN<br />

Die homemade-Gründer: Jo-Louis Thießen und seine Mutter Eva Paulus.<br />

sentierhaltung in industriellem Maßstab. Jo-Louis Thießen stellte<br />

Fragen und suchte nach Alternativen. Eine war die Gründung einer<br />

eigenen Landwirtschaft und der dazugehörigen Vertriebsgesellschaft<br />

„homemade“, die er gemeinsam mit seiner Mutter Eva Paulus,<br />

Germanistin und PR-Frau, betreibt.<br />

Sie pachteten Land, zogen mit Pommerschen Landschafen und<br />

Schwarzköpfen eine Schafzucht auf und betreuen zudem eine Herde<br />

prächtiger Charolais-Rinder, ebenfalls in konsequenter Weidehaltung.<br />

„Das langsame Wachstum drückt sich auch in der Fleischqualität<br />

aus“, so Thießen. Geschlachtet wird in einer nahen Metzgerei,<br />

vermarktet über den homemade-Onlineshop oder im eigenen Hofladen.<br />

Dort finden sich neben den Fleisch- und Wurstwaren auch<br />

eine Reihe anderer regionaler Produkte, die dem homemade-Prinzip<br />

entsprechen: Grumsiner Destillate, Konfitüren aus Zempow, Öle aus<br />

Katerbow, Säfte aus Kyritz. Da weiß man, wo’s herkommt…<br />

HOMEMADE<br />

Karstedtshofer Straße 21<br />

16909 Wittstock / Dosse OT Karstedtshof<br />

Tel. 0172 — 82 08 594<br />

www.homemade4us.de<br />

GARÇON<br />

61


GESCHMACKSSACHEN Huile de noix<br />

Anaïs Causse, 39, ist gebürtige Berlinerin. Nach dem Abitur an<br />

der Goethe-Oberschule in Steglitz studierte sie Arabistik und Islamwissenschaften,<br />

merkte aber zunehmend, dass das nicht ihr<br />

Ding ist. Sie verabschiedete sich von der Freien Universität und<br />

einer möglichen akademischen Laufbahn, heuerte bei Feinkost-<br />

Lindner an und absolvierte eine Ausbildung zur Fachfrau für Systemgastronomie.<br />

2003 stieg sie in das Feinkostgeschäfts ihres Vaters ein.<br />

2014 folgte ihre jüngere Schwester Noémie und übernahm den<br />

Onlineshop, aus „Maître Philippe“ wurde „Maître Philippe & Filles“<br />

– ein Spezialitätenhandel, der beste Beziehungen vor allem<br />

nach Frankreich pflegt und kulinarisch wie atmosphärisch zu den<br />

ersten Adressen der Branche in Berlin zählt.<br />

Für Garcon schreibt Anaïs Causse regelmäßig über ihre exquisiten<br />

Spezereien und deren Produzenten.<br />

HUILE DE NOIX,<br />

S´IL VOUS PLAÎT<br />

VON ANAÏS CAUSSE<br />

Diese Farbe – ein dunkles Bernstein! Dieser intensive Duft! Und diese<br />

Aromen – subtil walnussig und angenehm samtig! Ich gestehe,<br />

ich liebe das Walnussöl der Ölmühle Leblanc, das seit Jahrzehnten<br />

zu unserem Sortiment gehört.<br />

Es verhilft Salaten zu geschmacklicher Höchstform, verfeinert<br />

Rote-Bete-Carpaccio ebenso wie Ofenkartoffeln und gibt Chicorée<br />

den ultimativen Geschmackskick. Ich lege Ihnen noch einen weiteren<br />

Tipp ans Herz: Servieren Sie Spargel mal nicht mit brauner<br />

Butter oder mit Sauce hollandaise, sondern mit Walnussöl. Ein Gedicht,<br />

das Gericht, das verspreche ich Ihnen.<br />

Mein letzter Besuch bei den Inhabern der Ölmühle, den Brüdern<br />

Jean-Michel und Jean-Charles Leblanc, liegt zwar schon ein paar<br />

Jahre zurück, aber in ihrer Mühle ändert sich so schnell nichts.<br />

Die Leblanc-Brüder betreiben sie bereits in vierter Generation – in<br />

Betrieb genommen wurde sie 1878 im gleichen grauen Steinhaus<br />

in der Ortsmitte von Iguérande. Das 1.000-Einwohner-Dorf liegt in<br />

den Hügeln des Départements Saône-et-Loire, rund anderthalb Autostunden<br />

nordwestlich von Lyon, am Fuße des Massif Central. Die<br />

Mühle ist übrigens bestens ausgeschildert, denn viele Liebhaber<br />

62 GARÇON


Huile de noix GESCHMACKSSACHEN<br />

Huilerie artisanale: Altes Handwerk im Süden Burgunds.<br />

besonderer Öle nehmen selbst eine weite Anreise auf sich, um die<br />

Spezialität zu kaufen – da kennen Franzosen nichts.<br />

Auf dem Programm steht dann – wie bei mir – meist auch ein<br />

Blick auf den 140 Jahre alten Mahlstein. Das zentnerschwere Granitungetüm,<br />

das von einem ebenfalls musealen Motor, riesigen<br />

Zahnrädern und ledernen Treibrimen bewegt wird, zermalmt die<br />

Ölfrüchte – Traubenkerne, Pistazien, Hasel- oder eben Walnüsse.<br />

Die pastöse Masse wird dann in einer gusseisernen Pfanne und über<br />

offenem Feuer leicht erwärmt, um möglichst viele Aromen freizusetzen.<br />

Erst danach wird gepresst.<br />

Zwei bis drei Tage später, wenn sich die meisten Trübstoffe abgesetzt<br />

haben, füllen die Leblanc-Brüder das hocharomatische und<br />

nährstoffreiche Öl in Flaschen.<br />

Bei vielen französischen Küchenchefs ist das Öl gesetzt. Gilles<br />

Reinhardt zum Beispiel, 3-Sterne-Koch und Nachfolger des verstorbenen<br />

Paul Bocuse am Herd der nicht weit entfernten „Auberge du<br />

Pont de Collonges“ legt Wert darauf, dass die Leblancs nur die besten<br />

Früchte pressen – Haselnüsse aus dem Piemont und Walnüsse<br />

aus dem Périgord etwa. Wir bei Maître Philippe übrigens auch.<br />

MAÎTRE PHILIPPE ET FILLES<br />

Emser Straße 42<br />

10719 Berlin-Wilmersdorf<br />

Tel. 030 — 88 68 36 10<br />

www.maitrephilippe.de<br />

„Peinture à l’huile“: Junge Frau mit Mühle und Mann.<br />

GARÇON<br />

63


GESCHMACKSSACHEN Kostproben<br />

KOSTPROBEN<br />

Die SPARGELZEIT<br />

steht vor der Tür...<br />

Fünf Supermarkt- und Discounterketten beherrschen 90 Prozent des Lebensmittelhandels<br />

in Deutschland. In den Regalen aromaverstärkte Fertiglebensmittel,<br />

plastikverschweißter Billigkäse, geschmacksuniforme Industrieware.<br />

Nicht nur, aber größtenteils.<br />

Die verbleibende Zehn-Prozent-Nische haben engagierte Genusshandwerker,<br />

kenntnisreiche Feinkosthändler und Onlineverkäufer mit ihrem Gegenentwurf<br />

zur Mas senware der Lebensmittelindustrie be setzt: manufakturell<br />

hergestellte Aufstriche; Würste, die nicht aus der Schlachtfabrik kommen;<br />

handgefertigte Schokoladen, haus gemachte Liköre, Konser ven ohne E-Zusätze,<br />

vieles in Bioqualität. Das meiste ist teurer als Supermarktware gleichen<br />

Namens, aber eben auch gesünder, natürlicher und geschmackvoller.<br />

Sechs Kostproben dessen, was wir in den vergangenen Wo chen entdeckten,<br />

probierten und als kulinarisch bemerkenswert empfanden, servieren wir<br />

Ihnen auf der folgenden Seite.<br />

GUTEN APPETIT!<br />

Trebbiner Str. 69f<br />

14547 Beelitz<br />

OT Zauchwitz<br />

Tel. 033204-63800<br />

Email. info@syringhof.de<br />

www.syringhof.de


Kostproben GESCHMACKSSACHEN<br />

Ljutenica – der Name lässt ein bisschen auf die<br />

Herkunft schließen. Richtig, die rote Paste mit<br />

der feinen Schärfe ist eine Spezialität vom Balkan.<br />

Bulgarien, sagt man uns, sei die Urheimat<br />

des mit Knoblauch, Kreuzkümmel, Salz, Zucker<br />

und Chili gewürzten Pürees aus gegrillten Tomaten<br />

und Paprika. Es schmeckt bestens zu allen<br />

Sorten Pasta, hebt jegliches Ofengemüse auf kulinarisches<br />

Hochniveau, gibt Saucen den letzten<br />

Kick und krönt – last but not least – als formidabler<br />

Aufstrich frisch-warmes Röstbrot.<br />

Preis: 1,89 Euro / 530g<br />

LEDO Berlin<br />

Forckenbeckstraße 1<br />

14199 Berlin-Schmargendorf<br />

Tel. 030 – 76 72 1086<br />

www.ledo-supermarkt.de<br />

Spargelschokolade, das klingt wie ein Wort aus<br />

der spaßfreien Zone. Tatsächlich kommt die weiße<br />

Schokolade, die 4,5 Prozent gefriergetrockneten<br />

und gemahlenen Grünspargel enthält, äußerlich<br />

in intensivem Grün daher – und schmeckt<br />

sensationell spargelig. Dabei entwickelt sie einen<br />

schönen Schmelz und bleibt lange intensiv<br />

im Mund. Hergestellt wird das Kultprodukt made<br />

in Austria im oberösterreichischen Mühlberg von<br />

Frucht & Sinne, dem Pionier der Gefriertrocknung<br />

in der Alpenrepublik.<br />

Preis: 3,20 Euro / 50g<br />

Frucht & Sinne Schokoladenmanufaktur<br />

Mühlberg 8<br />

A – 4890 Frankenmarkt<br />

Tel. +43 76 84 20 238<br />

Online-Bestellung: www.fruchtundsinne.at<br />

Meist hilft alles nichts: Wem nach einem herzhaften<br />

Eintopf ist, der muss sich die Mühe machen,<br />

ihn selbst zu kochen – es sei denn, er findet im<br />

Bio-Regal „Wünsch Dir Mahl“. Die suppigen Kreationen<br />

des 2009 gegründeten Brandenburger<br />

Unternehmens sind weder mit Hefeextrakt gepimpt<br />

noch mit anderem Überflüssigen belastet,<br />

sondern aus regionalen Zutaten einfach nur<br />

mitreißend bodenständig zubereitet wie dieser<br />

Grüne-Bohnen-Eintopf, der natürlich auch ohne<br />

jegliche Konservierungsstoffe auskommt.<br />

Preis: 3,29 Euro / 380 ml (Single-Glas)<br />

Wünsch Dir Mahl Bio Fertigprodukte<br />

Wasserstraße 10<br />

15374 Müncheberg<br />

www.wdm.bio<br />

u.a. in den Filialen der Bio Company<br />

GreenOx ist ein junges Fleischveredler-Unternehmen<br />

aus dem hessischen Bad Nauheim, das auf<br />

einem Start-up-Forum der Grünen Woche seine<br />

OX-Sticks vorstellte. Dabei handelt es sich um<br />

Mini-Salami aus reinem Angus-Rindfleisch, mild<br />

gesalzen und dezent über Buchenholz geräuchert,<br />

die zudem – im Gegensatz zu Konkurrenzprodukten<br />

– ohne Fremdfette, Geschmacksverstärker<br />

und Konservierungsmittel auskommen.<br />

Ein Fingerfood für den kleinen Pausenhunger,<br />

das uns rundum überzeugte.<br />

Preis: 2,49 Euro / 2 Stück (im Vakuum-Pack)<br />

Aria Food GmbH<br />

Im Setzling 11<br />

61231 Bad Nauheim<br />

Tel. 01<strong>51</strong> – <strong>51</strong> 23 68 47<br />

Online-Bestellung: www.greenox.de<br />

Was 2003 als Studi-Projekt zweier Kommilitonen<br />

in einem Hamburger Wohnheim begann, ist<br />

längst Kult: fritz-kola, fritz-limo, fritz-mate und<br />

fritz-spritz. Vor rund acht Monaten hat die vielköpfige<br />

Familie wieder ein Baby bekommen. Es<br />

hört auf den Namen fritz-kola grün & gerecht und<br />

ist komplett bio. Die Berliner fritz-Botschafterin<br />

Marie Wessel weist zudem auf die völlige Abwesenheit<br />

von Orthophosphorsäure (E 338) hin,<br />

einem colatypischen Säurungsmittel. Trotzdem<br />

schmeckt die Grüne wie Cola. Ein guter Zug.<br />

Preis: 1,19 Euro / 0,33 l<br />

Fritz-Kulturgüter GmbH<br />

Spaldingstraße 64-68<br />

20097 Hamburg<br />

www.fritz-kola.de<br />

u. a. bei Edeka Fiebig, Hasenheide 107-108<br />

So ist die Logik des Marktes: Wenn moderne<br />

Wachbleibgetränke die Regale bevölkern, ist<br />

es nur noch eine Frage der Zeit, bis diverse<br />

Schlaftrunks an ihrer Seite stehen – neudeutsch<br />

Relaxation-Drinks. Wir testeten Snooze Strong in<br />

der Pappdose, entwickelt vom ehemaligen Red-<br />

Bull-Manager Hans P. Vriens. Es enthält zwar kein<br />

Melatonin, dafür aber heftig viel Baldrian. Dieser<br />

Hammer dominiert auch den Geschmack, da hat<br />

die Zitronenmelisse keine Chance. Zum Einschlafen<br />

aber ganz gut geeignet.<br />

Preis: 13,45 Euro / Viererpack à 135 ml<br />

Snooze Vertriebs GmbH<br />

Neutorstraße 39/8<br />

A – 5020 Salzburg<br />

E-Mail: office@snoooze.at<br />

Online-Bestellung: www.snooze.co<br />

GARÇON<br />

65


KOPFSALAT Die Piechas<br />

Ulrike Piecha 2009, Köchin und Bachelor of Gastronomic Sciences der Slow-Food-Universität Pollenzo.<br />

#10YearChallenge<br />

ZEHN JAHRE PIECHAS BIOBUFFET<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

Ulrike und Elisabeth „Noni“ Piecha 2009, Konditorin.<br />

66 GARÇON


Die Piechas KOPFSALAT<br />

Ulrike Piecha 2019.<br />

Ein Tag im Frühsommer 2009 in der Marheinekehalle. Angezeigt<br />

ist die Eröffnung eines Bio-Buffets, angekündigt<br />

der Slow-Food-Gründer Carlo Petrini. Inmitten des Chaos<br />

rund um besagtes Buffet eine junge Frau, offensichtlich<br />

die Chefin. Sie gestikuliert wild und kommandiert laut.<br />

Garcon: Wer kocht denn hier?<br />

Chefin, genervt: Wer schon. Ich.<br />

Garcon: Siiie?<br />

Chefin, rotzig: Was dachtest Du denn!<br />

Garcon: Hobby?<br />

Chefin, arrogant: Blödmann, gelernt.<br />

Garcon: Wo denn?<br />

Chefin, noch arroganter: Düsseldorf, Victorian, Scherrer<br />

und Bräuer, falls Dir das was sagt.<br />

Dass wir trotz dieses Auftakts ziemlich beste Freunde<br />

wurden, liegt daran, dass Ulrike Piecha tatsächlich fabelhaft<br />

kochen kann und eine ebensolche Gesprächspartnerin<br />

ist. Dass sie auch als Unternehmerin was taugt, 10<br />

Jahre BioBuffet liefern den Beweis. Acht Jahre davon ist<br />

übrigens ihre Schwester Elisabeth mit im Buffet-Boot.<br />

Ulrike und Elisabeth „Noni“ Piecha 2019, inzwischen Konditormeisterin.<br />

GARÇON<br />

67


KOPFSALAT Die Piechas<br />

Ulrike Piechas Piecha BioBuffet 2009. in der Marheinekehalle (www.piechas.com).<br />

Ulrike und Elisabeth Piecha haben über den Social-Media-<br />

Trend „#10YearChallenge“ zwar müde gelächelt, dann aber<br />

doch ein bisschen in ihren Fotokisten gekramt – mit dem<br />

Ergebnis, dass sich – zumindest äußerlich – nicht viel geändert<br />

hat, weder bei ihnen noch an ihrem BioBuffet.<br />

Frisuren und Brillen, okay, auch ein bisschen gesetzter<br />

kommen sie daher, die Uli und die Noni (ihre wirklichen<br />

Vornamen kennt kaum noch einer), aber sonst?<br />

„Ich bin Mutter geworden und Noni hat ihren Meister<br />

gemacht“, sagt Ulrike Piecha, „das waren schon wichtige<br />

Ereignisse in den vergangenen zehn Jahren, und auch<br />

das BioBuffet ist bunter geworden.“<br />

Die 40-jährige Gastrounternehmerin meint damit das<br />

Angebot in der Fleischtheke und die feinköstlichen Offerten<br />

drumherum. Und sie denkt sicher auch an den „Rippchen-Tag“<br />

(immer mittwochs), dem nun ein „Tatar-Tag“<br />

(immer freitags) folgen wird und vielleicht auch daran,<br />

dass ihr Buffet mit den Jahren zur Institution avanciert<br />

ist – in der Halle, im Kiez und auch ein bisschen darüber<br />

hinaus. Das merken Uli und Noni Piecha immer dann,<br />

Ronny Köhn, Koch.<br />

68 GARÇON


Die Piechas KOPFSALAT<br />

Patrick Bergner, Fleischfachverkäufer<br />

und Restaurantfachmann.<br />

wenn sie beispielsweise Catering-Anfragen aus anderen<br />

Stadtbezirken bekommen oder wenn sie mal in ihrem<br />

Gästebuch blättern.<br />

Fredi aus Mannheim: „Der beste Rotkohl ever!“ Zwei<br />

Jungs aus Dortmund: „Wann gibt’s Eure Currywurst auch<br />

im Ruhrpott?“ Ein Kollege aus Potsdam: „Sauleckerer<br />

Coleslaw!“ Uli Piecha: „Alle Rezepte haben wir selbst entwickelt,<br />

oft gemeinsam mit unseren Produzenten, lediglich<br />

die Rotkohlrezeptur stammt von Michael Hoffmann, für<br />

uns immer noch einer der besten Köche, die wir kennen.“<br />

Jennifer Moritz, Küchenhilfe.<br />

GARÇON<br />

69


ADVERTORIAL<br />

INTERVIEW<br />

Name:<br />

Wohnort:<br />

Beruf:<br />

Lieblingsdrink:<br />

Tobias Schreiber<br />

Berlin<br />

BA (Markenbotschafter) Copper Dog Whisky<br />

Apple Dog<br />

Was macht man als Copper Dog Brand Ambassador?<br />

Ich versuche als BA bei interessierten Leuten die Freude am Whisky<br />

zu wecken, beziehungsweise mit ihnen meine eigene Freude daran<br />

zu teilen. Insbesondere mit Menschen, welche noch keine Berührung<br />

mit Whisky/Scotch hatten - oder möglicherweise noch keinen<br />

Zugang zu Whisky finden konnten - möchte ich den Weg dorthin<br />

durch Tastings, Events oder Gastschichten in Bars etwas ebnen.<br />

Was macht Copper Dog für dich besonders?<br />

Copper Dog ist für mich gleichermaßen der perfekte Scotch für<br />

Einsteiger und Fortgeschrittene. Er ist ein Blend aus Single Malt<br />

Whiskys der Speyside, also ein Blended (früher Vetted) Malt - und<br />

damit unglaublich angenehm leicht, fruchtig mit leichten Zitrusnoten<br />

und einem schönen Toffee-Ton im Abgang.<br />

Eben typisch Speyside, aber durch den Ansatz der verschiedenen<br />

Destillen auch in seiner Diversität besonders. Neben dem Geschmack<br />

ist natürlich auch die authentische Story des Blendings durch die<br />

„Copper Dogs“ ein Punkt, der diesen Whisky einzigartig macht.<br />

70 GARÇON


ADVERTORIAL<br />

DIE GESCHICHTE VON COPPER DOG<br />

Der Copper Dog entstand aus einer Rebellion heraus. Als im 19.<br />

Jahrhundert die Whiskyherstellung boomte, brachte die Branche<br />

viele Brennereiarbeiter hervor. So auch in der Speyside, der whiskyreichsten<br />

Region in Schottland (damals wie heute).<br />

Die Arbeitsumstände waren hart und die Bezahlung war mies.<br />

Die Arbeiter konnten sich den eigenhändig produzierten Whisky<br />

selbst nicht leisten.<br />

Um dieser Ungerechtigkeit Abhilfe zu schaffen, bastelten sie sich<br />

aus einem Stück Kupferrohr und einem Penny, den sie mit dem<br />

einen Ende des Rohres verlöteten, einen kleinen Behälter – den<br />

Copper Dog. Diesen tauchten sie während der Arbeit heimlich<br />

in das ein oder andere Whiskyfass, verschlossen ihn mit einem<br />

Korken und schmuggelten ihn samt Inhalt im Hosenbein aus der<br />

Destille.<br />

Der Name Copper Dog für dieses findige Werkzeug entstand einerseits<br />

natürlich durch das verwendete Material und anderseits<br />

aus der Eigenschaft eines treuen Hundes.<br />

Das Craigellachie Hotel in der Speyside galt als ein Treffpunkt<br />

dieser Arbeiter. Hier kamen sie nach Feierabend zusammen und<br />

mischten den Scotch aus ihren Copper Dogs, um so ihren ganz<br />

eigenen Blend zu kreieren.<br />

Die Geburtsstunde des Hotels im Jahre 1893 ist daher auf der<br />

Copper Dog Flasche verewigt und würdigt so die stille Rebellion<br />

des kleinen Mannes.<br />

DRINKS<br />

APPLE DOG ROB ROY OLD FASHIONED<br />

37,5ml .... Copper Dog<br />

1x ........... Granny Smith Apfel<br />

50ml ....... Copper Dog<br />

5ml ......... französischer Wermut<br />

1 ............. Spritzer Plum Bitters<br />

1 ............. Teelöffel Kirschsirup<br />

50ml ....... Copper Dog<br />

5ml ......... Rohrzuckersirup<br />

2 ............. Spritzer Angostura Bitter<br />

1 ............. Orangenspalte und -Schale<br />

Den Apfel entsaften und mit Eiswürfeln<br />

in einem Lowball Glas anrichten.<br />

Alle Zutaten in einem Coupe-Glas<br />

anrühren & mit einer Kirsche garnieren.<br />

Die Orangeschale in einem Glas ausdrücken<br />

und die Zutaten hinzufügen.<br />

Umrühren und mit Eis auffüllen.<br />

Tobias Schreiber | tobias.schreiber@diageo.com | instagram.com/tobias_copperdog<br />

GARÇON<br />

71


KOPFSALAT Sabina Lischka<br />

Finale, oho!<br />

SABINA LISCHKAS KÄSEREI AUF DER ZIELGERADEN – TEIL 2<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

Wie überall im Leben gibt es auch in der Gründerszene ganz verschiedene<br />

Typen. Die einen hauen marketingmäßig dermaßen auf<br />

die Pauke, dass einem fast das Trommelfell platzt: Facebook, Flyer,<br />

Messeauftritte, Presseaussendungen, die Höhle der Löwen, sie lassen<br />

nichts aus. Selbst wenn keiner fragt, sie antworten trotzdem. Die<br />

anderen sind die Stillen – wie Sabina Lischka.<br />

Die diplomierte Architektin hatte sich schon vor geraumer Zeit –<br />

des standardisierten Bauens überdrüssig – einer neuen Profession<br />

zugewandt: der Käserei. In Schleswig-Holstein ging sie bei einem<br />

erfahrenen Käsemeister in die Lehre, im Allgäu absolvierte sie Praktika,<br />

in Sachsen-Anhalt übernahm sie dann die Leitung einer kleinen<br />

Käserei.<br />

Dem Wunsch, sich mit dem erworbenen Wissen selbstständig zu<br />

machen, folgte die Suche nach einem geeigneten Ort. Einem glücklichen<br />

Zufall verdankte Sabina Lischka, dass sie fündig wurde – auf<br />

einem Bio-Bauernhof in Blankenfelde.<br />

Unterstützung bei Behörden, Vereinen oder Verbänden – eigentlich<br />

nahe liegend – fand die Unternehmensgründerin übrigens trotz etlicher<br />

Anfragen nicht. Und Fördermittel beantragte sie erst gar nicht.<br />

„Blankenfelde ist weder strukturschwach noch gewerbearm, es wäre<br />

also nur vertane Zeit gewesen“, so die 37-Jährige.<br />

Umso mehr war sie für die Hilfe der beiden Bio-Bauern dankbar:<br />

Prof. Dr. Udo Pursche und Dr. Volker Woltersdorff. Der Hochfrequenzund<br />

Mikrowellenprofessor und der Kultur- und Literaturwissenschaftsdoktor<br />

hatten vor acht Jahren ein Anwesen an der Blankenfelder<br />

Dorfstraße übernommen, zu dem neben dem Bauernhaus,<br />

Ställen und Scheunen auch 22 Hektar Grün- und sechs Hektar Ackerland<br />

gehören. Dazu Bressehühner, Pommerngänse und – für Sabina<br />

Lischka besonders interessant – Jerseykühe.<br />

Aus deren Milch wollte Sabina Lischka spätestens im Dezember<br />

2018 den ersten Käse machen, doch das Bauamt des zuständigen<br />

Landkreises Teltow-Fläming ließ sich Zeit mit der Genehmigung für<br />

den Umbau des ehemaligen Schlachthauses in einem der Ställe.<br />

Andere hätten Krawall gemacht, auf den Tisch gehauen, Anwälte<br />

eingeschaltet, sie aber beließ es bei einigen frustigen SMS an ihre<br />

Freunde. Sabina Lischka – die Stille eben.<br />

72 GARÇON


Sabina Lischka KOPFSALAT<br />

Immer noch keine Baugenehmigung.<br />

Dafür absurde Nachfragen: Wie viel<br />

Lab in meinen Käse kommt und so.<br />

Bin genervt.<br />

Sabina Lischka, 23. Oktober 2018<br />

Das Bauamt rührt sich nicht.<br />

Ich mache jetzt erstmal Urlaub.<br />

Passiert ja eh nichts.<br />

Sabina Lischka, 28. November 2018<br />

Endlich! Die Baugenehmigung ist<br />

da. Hat auch lange genug gedauert.<br />

Sechs Monate!<br />

Sabina Lischka, 22. Januar 2019<br />

Ich habe einen Käsekessel gekauft.<br />

Gebraucht, prima Zustand.<br />

Juchhu!<br />

Sabina Lischka, 30. Januar 2019<br />

Wir haben Estrich verlegt und ich<br />

habe kurzfristig einen Fliesenleger<br />

gefunden. Wenn's weiter so läuft,<br />

kann ich im März Käse machen.<br />

Sabina Lischka, 5. Februar 2019<br />

GARÇON<br />

73


KOPFSALAT Sabina Lischka<br />

„2. Februar 2019 – wir haben Estrich verlegt und ich habe kurzfristig<br />

einen Fliesenleger gefunden. Wenn’s weiter so läuft, kann ich<br />

im März Käse machen“, so lautete Sabina Lischkas letzte Meldung<br />

über den Stand der Dinge.<br />

Bei unserem Besuch in Blankenfelde drei Wochen später ist<br />

tatsächlich das winzige Schild am Briefkasten „Käserei i. G.“ verschwunden.<br />

Ein neues, ebenso unscheinbares, verkündet: „Käserei“,<br />

damit die endlich erfolgreiche Unternehmensgründung dokumentierend.<br />

Der Hof wirkt dann allerdings wie eine Großbaustelle. „Wir bauen<br />

eine neue Sickergrube“, beruhigt uns Volker Woltersdorff, „das<br />

hat mit Sabinas Käserei nur indirekt zu tun.“ „Was heißt indirekt?“<br />

Woltersdorff, der sich auf dem Blankenfelder Bauernhof um die<br />

Tiere kümmert und dafür seinen Wissenschaftlerjob an der Freien<br />

Universität an den Nagel gehängt hat, zeigt auf die Scheune: „Hier<br />

entsteht noch ein Stall für dann insgesamt acht Jerseykühe, damit<br />

die Käserei in Zukunft täglich rund 100 Liter Milch verarbeiten<br />

kann.“ „Wieviel Liter geben denn die Kühe am Tag?“ Volker Woltersdorff<br />

lädt uns zum Melken ein.<br />

Zweimal am Tag müssen er und die Kühe ran, morgens gegen<br />

halb acht das erste Mal, rund zwölf Stunden später noch einmal.<br />

Annabella und Venus, die beiden Jerseys, liefern jetzt 16 Liter Morgenmilch.<br />

„Die Milchleistung ist zwar geringer als die der in Deutschland<br />

verbreiteten Holstein-Kühe“, so der Bio-Bauer, „dafür allerdings ist<br />

die Jersey-Milch besonders gehaltvoll, etwa mit dem doppelten<br />

Beta-Karotingehalt und mit 30 Prozent mehr Kalzium.“<br />

„Und außerdem ist sie durch ihre günstige Proteinzusammensetzung<br />

ideal für die Käseherstellung“, ergänzt Sabina Lischka, die<br />

uns inzwischen begrüßt hat.<br />

Milch von glücklicher Kuh:<br />

Dr. Volker Woltersdorff und Annabella.<br />

74 GARÇON


Wichtigste Investition: Der Käsekessel – gebraucht, aber gut.<br />

Sie wirkt ausgeglichen und unaufgeregt, der Behördenstress scheint Geschichte. Sie<br />

führt uns in die fast fertige Käserei und zum ersten Mal spüren wir so etwas wie Stolz<br />

bei der Jungunternehmerin.<br />

Sabina Lischka hat auch allen Grund, stolz zu sein. Blitzblanke Räume und Geräte,<br />

eine Bilderbuch-Käserei, alles ohne „externes Kapital“ gestemmt, die Projektierung<br />

und die meisten Bauleistungen ebenfalls oder mit Hilfe von Freunden. Selbst ihr Käserei-Logo<br />

hat sie am heimischen Computer entworfen.<br />

Eine starke Frau, die solide Arbeit liebt und öffentlicher Aufmerksamkeit nichts abgewinnen<br />

kann. Deshalb wiegelt sie auch sofort ab, als wir sie nach einem Termin für<br />

einen Käsetest fragen. „Ich muss erst mal starten, mich einfuchsen“, sagt sie. Und der<br />

Käse brauche Zeit zum Reifen. „Dafür muss ich noch eine Kühlung für den Reiferaum<br />

bauen“, ergänzt sie, „ein Aggregat kostet 15.000 Euro, die sind nicht drin, deshalb werden<br />

wir den Raum mit Brunnenwasser kühlen, das sowieso durch eine Leitung läuft.“<br />

Immerhin wird es eine Käserei-Eröffnungsparty geben, nach Ostern. „Dann können<br />

Sie auch Blankenfelder Käse probieren.“<br />

Kremmener<br />

Spargel<br />

Restaurant & Hofladen<br />

Gemütlicher Bauernhof<br />

mit Biergarten,<br />

Spielplatz und<br />

Streicheltieren<br />

montags und freitags<br />

Spargel-Buffet<br />

KÄSEREI BLANKENFELDE<br />

Groß - Ziethener Weg 2<br />

16766 Kremmen<br />

Tel: 033055 - 2080<br />

Hofladen täglich 8 –18 Uhr<br />

Restaurant täglich 11 – 20 Uhr<br />

Blankenfelder Dorfstraße 20<br />

15827 Blankenfelde-Mahlow<br />

Tel. 0172 — 78 84 469<br />

www.kaeserei-blankenfelde.de<br />

1 Pott<br />

Filterkaffee<br />

Gratis<br />

bei Vorlage dieses Coupons


KOPFSALAT Wie geht's eigentlich…?<br />

Wie geht's eigentlich…?<br />

BOBBY BRÄUER<br />

Das Foto auf dieser Seite entstand am 20.<br />

Oktober 2007 im Ballsaal des InterContinental<br />

Berlin: Die Berlin-Partner-Community<br />

feierte ihre Meisterköche mit einem<br />

Gala-Dinner.<br />

Als Moderatorin Simone von Stosch die<br />

Titelträger des Jahres schließlich auf die<br />

Bühne bat, bekam Bobby Bräuer den meisten<br />

Applaus.<br />

Der Berliner Meisterkoch 2007 hatte mit<br />

seinem Hauptgericht – geschmorter Ochsenschwanz,<br />

gebratene Gänseleber, karamellisierte<br />

Nashi-Birne und sautierter Escarolsalat<br />

– den Nerv der prominenten Gemeinde<br />

getroffen. Dementsprechend dann<br />

auch die Laudatio: Von der Transparenz<br />

GEBOREN<br />

10. August 1961 in München<br />

AUSBILDUNG<br />

Kochlehre im Le Gourmet, München (Otto Koch)<br />

BERUFLICHE STATIONEN<br />

Fischerzunft, Schaffhausen (André Jäger)<br />

Schweizer Stuben, Wertheim (Dieter Müller)<br />

Aubergine, München (Eckart Witzigmann)<br />

danach Küchenchef<br />

Al Pino, München<br />

Hotel Königshof, München<br />

Ca’Brunello, München<br />

Victorian, Düsseldorf<br />

Quadriga, Berlin<br />

Grand Tirolia, Kitzbühel<br />

HEUTE TÄTIG<br />

Culinary Director, Käfer in der BMW Welt München<br />

2 Sterne Michelin, 18 Punkte Gault&Millau<br />

seiner Gerichte war da die Rede, von geschmacklicher<br />

Logik und technischer Perfektion,<br />

von Bräuer, dem Aromazauberer.<br />

Markus Otto Graf, damaliger Direktor<br />

des Brandenburger Hofes, hatte den Sternekoch<br />

aus Düsseldorf nach Berlin gelockt.<br />

Bobby Bräuer kam im Frühjahr 2004<br />

und erkochte dem inzwischen verblichenen<br />

Restaurant der Luxusherberge einen<br />

Michelin-Stern und drei Gault-Millau-Hauben.<br />

Legendär sein in vier Gängen servierter<br />

bretonischer Wildlachs: als Galantine,<br />

<strong>Essen</strong>z, Gratin und Steak. Und unvergessen<br />

auch die Tatsache, dass er jede Speisekarte<br />

handschriftlich signierte: Bobby<br />

Bräuer. Meine Hand für mein Gericht.<br />

76 GARÇON


Wie geht's eigentlich…? KOPFSALAT<br />

Die BMW Welt in München. Bobby Bräuer und Eckart Witzigmann im Dezember 2018.<br />

„Die Marotte habe ich beibehalten“, gestand uns der heute 57-Jährige<br />

am Telefon, als wir uns zu einem Gespräch auf der eat!berlin<br />

verabredeten. Gemeinsam mit Ulrike Piecha übrigens – die Chefin<br />

des BioBuffets (s. Seite 64) hatte einst im Düsseldorfer Victorian<br />

bei Bräuer ihre Kochlehre gemacht und nennt ihn heute noch<br />

„Grand Chef“. „Er war fachlich und menschlich eine Kanone.“<br />

Zu dem geplanten Treffen kam es dann allerdings nicht, weil<br />

ausgerechnet Bobby Bräuers eat!berlin-Auftritt abgesagt wurde.<br />

„Zu wenige Buchungen“, hieß es lapidar bei der Festivalleitung, erklären<br />

könne man sich das allerdings nicht.<br />

Vier Jahre lang, von 2004 bis 2008, war Bräuer Küchenchef in<br />

Berlin, dann zog es ihn nach Kitzbühel, wiederum vier Jahre später<br />

wurde er dort vom Gault & Millau Österreich zum „Koch des Jahres“<br />

gewählt. Kurz darauf kam ein Ruf aus München, Michael Käfer<br />

suchte für die BMW Welt in Milbertshofen einen Küchendirektor.<br />

Bobby Bräuer sagte zu und ist seit 2012 zuständig für die vier Restaurants<br />

und den Bankettbereich des Hauses am Olympiapark,<br />

steht natürlich auch noch selbst am Herd und ist mit zwei Michelin-<br />

Sternen und 18 Gault-Millau-Punkten einer der höchstdekorierten<br />

Köche der Isarstadt.<br />

Den Weg dorthin beschreibt er in branchenunüblicher Offenheit<br />

in seinem jüngst im Münchner Gräfe und Unzer Verlag erschienenen<br />

Buch „1 Hot Dog und 2 Sterne“, das vor allem deswegen vielmehr<br />

als ein Kochbuch ist, obwohl es auch 64 Rezepte und die dazugehörigen<br />

Kochanleitungen enthält.<br />

ESS.ZIMMER IN DER BMW WELT<br />

Am Olympiapark 1<br />

80809 München-Milbertshofen<br />

Tel. 089 — 35 89 91 814<br />

www.feinkost-kaefer.de<br />

GARÇON<br />

77


WEINLESE Naturwein<br />

Holger Schwarz, Inhaber von Viniculture.<br />

Holger Schwarz, Jahrgang 1968, Restaurantfachmann und Sommelier<br />

und seit 2006 Inhaber der Weinhandlung Viniculture,<br />

stammt aus der Südpfalz. Das prägt – nicht nur, was das Verhältnis<br />

zum Wein betrifft – nein, da gibt es auch die ganz spezielle Mentalität<br />

des Pfälzers. Er sagt zwar, was er denkt und zeigt es auch,<br />

manchmal allerdings muss man es erst entschlüsseln, um es zu<br />

verstehen.<br />

Zum Beispiel die Sache mit dem Schild. Es hängt neben der Viniculture-Ladentür,<br />

darauf die Schrift „vins naturels“, also der Hinweis<br />

darauf, dass es hier die annoncierten Naturweine gibt. So weit, so<br />

gut. Weshalb aber, fragt man sich, ist dieses Schild nicht – wie<br />

üblich – aus dünnem Stahlblech, sondern aus massivem Eisen und<br />

wirkt wie für die Ewigkeit? Zufall oder Absicht? Und wenn Letzteres,<br />

was will uns Holger Schwarz mit dieser Installation sagen?<br />

Paul Knittel und 17 interessierte Gäste...<br />

... beim Viniculture-Seminar Naturwein made in Germany.<br />

78 GARÇON


Naturwein WEINLESE<br />

Purer Wein<br />

DER GEIST AUS DER FLASCHE<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

GARÇON<br />

79


WEINLESE Naturwein<br />

Viniculture-Winzer-Treffen „Meet the Winzers“.<br />

Viniculture-Chef Holger Schwarz und Winzer Konrad<br />

Buddrus (Weingut Buddrus, Laucha/Saale-Unstrut), v.re.<br />

Naturwein – das ist für viele auch durchaus kenntnisreiche<br />

Weintrinker lediglich ein Hype, heute mit Tamtam in die Welt gesetzt,<br />

morgen wieder vergessen. Selbst der Gault&Millau lästert<br />

über das „Modethema ‚Natur‘“.<br />

Viniculture-Inhaber Holger Schwarz hält das viel diskutierte<br />

Phänomen jedenfalls für alles andere als einen schnellen Trend<br />

(und das wiederum, so unsere Vermutung, könnte auch der Grund<br />

für die Massivität des Schildes neben seiner Ladentür sein). „In<br />

Verbindung mit dem wachsenden ökologischen und kulinarischen<br />

Bewusstsein verstehen wir Naturweine eher als zukunftsweisende<br />

Avantgarde“, sagt Schwarz.<br />

Regelmäßig lädt er Winzer, die solche Avantgarde-Weine produzieren,<br />

nach Berlin ein, das letzte Mal Ende November 2018 zu<br />

Meet the Winzers. Übrigens: Kaum einer von ihnen würde sich als<br />

Naturwein-Winzer bezeichnen, wohl auch, weil es keine gesetzliche<br />

Regelung für Naturweine gibt.<br />

Winzer Daniel Schmitt (Öko-Weingut Bianka und<br />

Daniel Schmitt, Flörsheim-Dalsheim/Rheinhessen).<br />

Winzer Alessandro Viola (Weingut Viola, Alcamo/Sizilien).<br />

80 GARÇON


Naturwein WEINLESE<br />

Die Winzer Hubert Lay (Weingut Hubert Lay, Ihringen/Baden)<br />

und Eva Wehner (Weingut Buddrus, Laucha/Saale-Unstrut).<br />

Winzer Marc Delienne (Domaine Delienne, Fleurie/Saône-<br />

Beaujolais) und der Berliner Gastronom Régis Lamazère, v.li.<br />

„Wir arbeiten im Weinberg nach bio-dynamischen Grundsätzen“,<br />

erklärt Konrad Buddrus vom Saale-Unstrut-Weingut Buddrus,<br />

„außerdem vergären unsere Weine spontan, das heißt, ohne Zutun<br />

des Winzers und ohne Zugabe von industriellen Reinzuchthefen;<br />

wir verzichten auf Schönung und Schwefelung ebenso wie auf eine<br />

Filtration.“ Und Johannes Hoffmann vom Weingut roterfaden in<br />

Württenburg, der ähnlich arbeitet, fügt hinzu: „Indem wir jede Optimierung<br />

des Weins im Keller ausschließen, können unsere Weine<br />

ihre eigene Persönlichkeit entwickeln und am besten ihre Herkunft<br />

zeigen.“ Allerdings – siehe oben – brauchen solche Weine auch<br />

Konsumenten, die bereit sind, sich auf einen „anderen“ Geschmack<br />

einzulassen. Holger Schwarz: „Naturweine schmecken konträr zum<br />

etablierten deutschen Weinbild.“<br />

Wir besuchten drei noch junge Naturwein-Produzenten und sagen<br />

schon jetzt: Leute, lasst euch öfter überraschen!<br />

www.viniculture.de<br />

Winzerin Amandine Marchive (Domaine des Malandes, Chablis/<br />

Bourgogne) und Bernhard Kuchinka, Weinhändler aus Linz.<br />

Golvet-Restaurantleiter Benjamin Becker.<br />

GARÇON<br />

81


WEINLESE Naturwein<br />

Dieser Lemberger 2017 vom Weingut roterfaden<br />

ist ein unaufgeregter Naturwein, der kühle<br />

Würze, seidige Tannine und Trinkfluss unter<br />

einen Hut und ins Glas bringt – sauber und blitzblank,<br />

wie auch der Rest des Portfolios von<br />

roterfaden. Kein Hansdampf, sondern Klarheit<br />

und Präzision, wie sie selten zu finden ist. Unbedingte<br />

Trinkempfehlung meinerseits.<br />

Jan Otto Hugel, Gastgeber und Sommelier,<br />

Wagner Cocktail Bistro / Otto<br />

82 GARÇON


Naturwein WEINLESE<br />

Die Winzer Olympia Samara und Johannes Hoffmann.<br />

Das Enztal: Schönes, weiniges Württemberg.<br />

Die Gesetzmäßigkeit ist nicht neu: Je südlicher in Deutschland,<br />

desto kulinarisch wertvoller selbst kleine Dörfer. Beispiel Rosswag,<br />

ein Ort an der Enz im Landkreis Ludwigsburg, 1.350 Einwohner,<br />

eine halbe Autostunde nordwestlich von Stuttgart.<br />

Hier gibt es nicht nur die heilige Dreifaltigkeit dörflichen Lebens:<br />

Kirche, Kneipe, Krämerladen – Rosswag beherbergt auch ein Sternerestaurant<br />

und ein Weingut mit kaum kleinerer Strahlkraft.<br />

Im „Lamm“ punktet Steffen Ruggaber (früher mal Saucier in der<br />

Brigade von Dieter Müller, s. Seite 44) gemeinsam mit seiner Frau<br />

Sonja mit einer einfallsreichen Performance; im Weingut roterfaden<br />

ist Johannes Hoffmann mit seiner Partnerin Olympia Samara<br />

dabei, einer der wichtigsten Württemberger Rebsorten, dem Lemberger,<br />

zu einem besseren Ruf zu verhelfen.<br />

Hoffmann, 34, stammt aus dem Ländle und lernte während seines<br />

Oenologie-Studiums in Geisenheim die Griechin Olympia Samara<br />

kennen und lieben. Die beiden zogen durch die große weite Weinwelt,<br />

um sich dann in Rosswag niederzulassen. Sie übernahmen den<br />

Hof von Johannes Großeltern, zu dem auch einige Weinberge gehören<br />

und starteten ihr Lemberger-Experiment.<br />

Bereits ihr erster Jahrgang – 2014 – ließ aufhorchen, ebenso wie<br />

die Tatsache, dass die beiden jungen Winzer bio-dynamisch arbeiteten,<br />

ihre Weine in gebrauchten Holzfässern auf der Vollhefe ausbauten,<br />

unfiltriert abfüllten und nur minimal schwefelten. Das war neu<br />

in Rosswag. In Berlin jubelten Holger Schwarz und die Viniculture-<br />

Experten: „Der vielleicht spannendste Lemberger Deutschlands!“<br />

WEINGUT ROTERFADEN<br />

Hagenrainstraße 37<br />

71665 Vaihingen a.d. Enz<br />

Tel. 0160 — 97 32 82 00<br />

www.weingutroterfaden.de<br />

Das Winzerdorf Rosswag, ein Ortsteil von Vaihingen an der Enz.<br />

GARÇON<br />

83


WEINLESE Naturwein<br />

Die Weine von Matthias Warnung haben Persönlichkeit,<br />

reflektieren seinen Respekt vor der<br />

Natur und zeigen, was Österreich als Weinland<br />

im Allgemeinen und das Kamptal im Besonderen<br />

alles drauf haben. Für mich finden seine Weine<br />

genau die richtige Balance zwischen alter und<br />

neuer Weinwelt.<br />

Kevin Leismann, Sommelier, Cookies Cream<br />

84 GARÇON


Naturwein WEINLESE<br />

Der Winzer Matthias Warnung.<br />

Idylle pur: Das Kamptal in Niederösterreich.<br />

Dünn geschnittener Fenchel, Fencheleis, Birnenpüree, gesalzener<br />

Hafer – das ist Patisserie à la Cookies Cream. Den i-Punkt setzt<br />

Sommelier Kevin Leismann mit seiner Weinbegleitung: Esper Blauer<br />

Zweigelt Rosé vom Weingut Matthias Warnung. „Ich finde, dieser<br />

Wein gibt unserem Dessert eine ganz spannende, unerwartete Tiefe“,<br />

begründet Leismann seine Empfehlung.<br />

Der 31-jährige Matthias Warnung ist Winzer im Kamptal, einem<br />

Gebiet, in dem auf mehr als 3.800 Hektar Weinbau betrieben wird<br />

und die Dichte renommierter Weingüter weit größer ist als anderswo<br />

in Österreich. Das „Kamptaler Kleinklima“ – große Temperaturunterschiede<br />

zwischen Tag und Nacht – sowie ein vielfältiges Terroir<br />

fördern die Entfaltung einer typischen Aromatik, die bei Sorten<br />

wie Grüner Veltliner und Riesling besonders zum Tragen kommt.<br />

Warnung absolvierte die Weinbauschule in Klosterneuburg, es<br />

folgten Praktika bei Markus Huber (Traisental), Tom Lubbe (Roussillon)<br />

und Craig Hawkins (Swartland). In Südafrika erlebte er auch<br />

die Umstellung eines Gutes auf ökologischen Weinbau und die Geburtsstunde<br />

des schwefelfreien „Cortez“, eines Chenin Blancs, der<br />

inzwischen Kultstatus hat.<br />

Vom Natural-Wine-Fieber infiziert, kehrte er 2011 ins Kamptal<br />

zurück und stieg ins elterliche Weingut ein, das er nun Schritt für<br />

Schritt auf Naturwein umstellt. 30.000 Liter pro Jahr produziert er<br />

bereits – seine Aushängeschilder sind der Esper Grüner Veltliner<br />

und der Esper Blauer Zweigelt Rosé. „Naturwein“, sagt er, „bedeutet<br />

für mich vor allem mehr Respekt vor meiner Umwelt.“<br />

WEINGUT MATTHIAS WARNUNG<br />

Kampgasse 9<br />

3492 Etsdorf am Kamp<br />

Österreich<br />

Tel. +43 27 35 24 29<br />

GARÇON<br />

85


WEINLESE Naturwein<br />

Wir haben in unserem Restaurant eine große<br />

Weinkarte, alle deutschen Anbaugebiete. Nur<br />

Saale-Unstrut, da war lange Zeit nix. Das hat<br />

sich geändert, als wir Konni und Evi kennengelernt<br />

haben. Total sympathische Leute, die zu uns<br />

passen. Wie ihre Weine, die anders sind als das,<br />

was es so gibt, weil sie anders erzeugt werden.<br />

Billy Wagner, Inhaber, Nobelhart & Schmutzig<br />

86 GARÇON


Naturwein WEINLESE<br />

Ein Traum von Landschaft: Weinberge in Freyburg / Unstrut.<br />

Die Winzer Konrad Buddrus (Konni) und Eva Wehner (Evi).<br />

Das Wichtigste zuerst – und das ist im Falle von Konni und Evi mal<br />

nicht der Wein, sondern Ilse, ihre Tochter, geboren am 21. Januar<br />

2019. Herzlichen Glückwunsch!<br />

Konrad Buddrus und Eva-Maria Wehner sind Winzer im Nebenerwerb.<br />

Er, 24, arbeitet hauptberuflich als 2. Kellermeister in Roßbach<br />

– sie, 29, ist Grundschullehrerin in Weißenfels. Zu Hause sind der gebürtige<br />

Naumburger und die Hessin aus Fulda in Freyburg/Unstrut,<br />

dem Zentrum der Weinbauregion Saale-Unstrut.<br />

An diesen beiden stillen Flüssen wird seit tausend Jahren Wein<br />

angebaut – mit schwankender Intensität. Im 16. Jahrhundert standen<br />

hier rund 10.000 Hektar unter Reben, nach dem Reblaus-Inferno<br />

von 1887 waren es keine hundert mehr. Der vinophilen Tristesse der<br />

DDR-Zeit folgte wiederum eine Renaissance.<br />

Heute beträgt die Rebfläche in Europas nördlichstem Weinbaugebiet<br />

wieder über 750 Hektar, Winzer wie Matthias Hey und Bernard<br />

Pawis haben längst nicht mehr den Ruf eigenwilliger Exoten.<br />

Konrad Buddrus und Eva-Maria Wehner bewirtschaften insgesamt<br />

gut zwei Hektar: Gutedel, Müller-Thurgau, Pinot, Portugieser, Weißburgunder.<br />

Ihr Hauptaugenmerk allerdings liegt auf dem Silvaner,<br />

einer alten, aber jahrzehntelang verkannten Rebsorte, aus der<br />

meist dünne Langweiler entstanden. Bei Konni & Evi hat sich die<br />

Sorte gemausert und Charakter bekommen.<br />

Mit dem Begriff „Naturwein-Produzent“ kann Konrad Buddrus<br />

übrigens nicht viel anfangen. „Wir arbeiten in unseren Weinbergen<br />

bio-dynamisch“, sagt er, „im Weinkeller pressen wir dann nur noch.“<br />

WEINGUT BUDDRUS<br />

Am Anger 117<br />

06636 Laucha<br />

Tel. 0174 — 18 61 412<br />

www.konniundevi.de<br />

GARÇON<br />

87


®<br />

NEU<br />

TRULY GIN L VE<br />

UNSER KLASSIKER IST FRISCH VERLIEBT!<br />

Tanqueray London Dry Gin, vereint mit der bittersüßen Sevilla-Orange:<br />

Flor de Sevilla. Außergewöhnlich harmonisch.<br />

Inspiriert durch ein Originalrezept von Charles Tanqueray.<br />

1<br />

2 3<br />

• Tanqueray ist<br />

Top 2 Marke in<br />

der Gastronomie 1<br />

# 1<br />

6x<br />

• Zum 6. Mal in Folge<br />

beliebteste Gin-Marke<br />

der Barkeeper weltweit. 2<br />

TANQUERAY FLOR<br />

DE SEVILLA NEGRONI<br />

1 Teil (4cl) Tanqueray Flor de Sevilla<br />

1 Teil (4 cl) Bitter Aperitif<br />

1 Teil (4 cl) roter Vermouth (Belsazar)<br />

Ein Spritzer frisch gepresste Orange<br />

Garnieren Sie mit einer frischen Orangenzeste<br />

TANQUERAY FLOR<br />

DE SEVILLA SPRIZZ<br />

1 Teil (4 cl) Tanqueray Flor de Sevilla<br />

1 Teil (4 cl) Soda Wasser<br />

2 Teile (8 cl) Prosecco<br />

Ein Spritzer frisch gepresste Orange<br />

Garnieren Sie mit einer frischen Orangenspalte<br />

1 Umsatz, unabhängiges Gastronomie-Panel, Deutschland, 2017<br />

2 Drinks International Bartender´s Choice 2018<br />

Bitte trinken Sie verantwortungsvoll.<br />

Besuchen Sie


Toskana KULINARISCHE EXKURSION<br />

IL GUSTO TOSCANO<br />

CACCIUCCO UND PROSCIUTTO PENITENTE<br />

EINE KULINARISCHE SPURENSUCHE<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

GARÇON<br />

89


KULINARISCHE EXKURSION Toskana<br />

Cacciucco<br />

Was das Besondere an unserer traditionellen Fischsuppe ist? Ich sag´s Ihnen.<br />

Der Cacciucco muss aus fünf Fischsorten zubereitet werden – für jedes ‚C‘ im<br />

Namen eine Sorte. Außerdem sind Heuschreckenkrebse, wir nennen sie Cicale di<br />

mare, ein absolutes Cacciucco-Muss, ebenso wie einige Miesmuscheln.<br />

Stefano Bresciani, Küstenfischer in Viareggio<br />

90 GARÇON


Toskana KULINARISCHE EXKURSION<br />

Der Fischereihafen von Viareggio.<br />

Unsere Suche nach den Geheimnissen des traditionellen toskanischen<br />

Cacciucco beginnt in Viareggio, einer Küstenstadt im<br />

Norden der Toskana.<br />

Jeden Vormittag wird der Fischereihafen von Viareggio zum<br />

Fischmarkt. Die Frauen der Kutterkapitäne verkaufen an improvisierten<br />

Ständen, was ihren Männern und deren Mannschaften im<br />

Morgengrauen in die Netze gegangen ist: Drachenköpfe, Knurrhähne,<br />

Meeräschen, Petermännchen, Rotbarben, meist kleine Exemplare.<br />

„Typische Cacciucco-Fische“, so der Küstenfischer Stefano Bresciani,<br />

„bestens geeignet für unseren Cacciucco, den Fischsuppenklassiker<br />

der Region.“<br />

Der Cacciucco sei die Antwort Italiens auf die französische Bouillabaisse,<br />

haben wir irgendwo gelesen. Bresciani kann über solche<br />

Behauptung nur müde lächeln. „Umgedreht wird ein Schuh daraus“,<br />

sagt der 56-Jährige, „allerdings haben es die Franzosen besser verstanden,<br />

ihre Fischsuppe weltweit bekannt zu machen.“<br />

GARÇON<br />

91


KULINARISCHE EXKURSION Toskana<br />

Fischverrückte Volpe-Familie: Eda Volpe (Mitte), ihre Söhne Luca und Marco (1.u.2.v.re.)<br />

sowie die Enkel Laura (vorn li.), Giacomo und Nicola (1.u.2.v.li.).<br />

In der Darsena, dem Hafenviertel von Viareggio, reiht sich Restaurant<br />

an Restaurant. Cacciucco allerdings – Fehlanzeige. „A pretazione“,<br />

hören wir überall, nur auf Vorbestellung. Dann bekommen<br />

wir einen Tipp: Pescheria Volpe. Dort, sagt man uns, kochen sie den<br />

besten Cacciucco weit und breit.<br />

Das Fischgeschäft befindet sich im Zentrum von Viareggio. Ein<br />

kleiner Laden, einer der letzten seiner Art. Auch in Italien sind die<br />

Discounter mit ihren Angeboten aus internationalen Aquakulturen<br />

die Gewinner des Kampfes um die Verbrauchergunst.<br />

Die Pescheria Volpe hält mit dem Gütesiegel „mediterraneo“ dagegen,<br />

mit einigem Erfolg. Fangfrischer Mittelmeerfisch gilt – trotz<br />

der Billigofferten von Coop und Co. – in Italiens traditionsbesessener<br />

Regionalküche immer noch als Qualitätsmerkmal für authentische<br />

Rezepte und unverfälschten Geschmack. Und: Zur Güte ihres<br />

Angebotes kommt bei den Volpes ein Service, den Supermärkte<br />

nicht bieten können.<br />

92 GARÇON


Toskana KULINARISCHE EXKURSION<br />

Seniorchefin Eda Volpe.<br />

Chefin ist die 96-jährige Eda Volpe, die gemeinsam mit ihrem<br />

Mann Giuseppe 1946 das Geschäft gegründet hat. Ihr zur Seite<br />

stehen die Söhne Marco und Luca und die Enkel Laura, Nicola und<br />

Giacomo. Letzterer ist Koch von Beruf und dafür zuständig, dass<br />

der Cacciucco so zubereitet wird, wie es bei den Volpes Familientradition<br />

ist. „Dabei handelt es sich, genau gesagt, um den Cacciucco<br />

viareggino“, darauf legt Giacomo Volpe Wert.<br />

Aus der rustikalen Fischsuppe von einst ist heute allerdings<br />

ein ziemlich aufwändiges Gericht geworden. Etliche Fischsorten<br />

sowie Stücke vom Pulpo, Heuschreckenkrebse und Miesmuscheln<br />

gart Giacomo Volpe separat, löscht mit Weißwein ab und würzt<br />

subtil mit Knoblauch, Peperoncino, Petersilie und etwas Salz.<br />

Das Resultat ist ein Gericht von mediterraner Raffinesse (s. Seite<br />

88), das so nur in Viareggio gekocht wird.<br />

(Über den Cacciucco alla Livornese und dessen kulinarische<br />

Besonderheiten berichten wir in unserer nächsten Ausgabe.)<br />

PESCHERIA VOLPE<br />

Laura Volpe.<br />

Via S. Martino 104<br />

55049 Viareggio<br />

Tel. +39 0584 — 96 28 77<br />

www.pescheriavolpe.it<br />

Luca Volpe.<br />

GARÇON<br />

93


KULINARISCHE EXKURSION Toskana<br />

Prosciutto<br />

penitente<br />

Über dem Prosciutto di Parma, der bekanntesten Schinkenspezialität Italiens,<br />

liegt so etwas wie ein Hauch des Sakralen. Er hat einen weltweit einzigartigen<br />

Ruf und ist kulinarischer Kult. Ganz zu Unrecht in seinem Schatten hängt der<br />

Prosciutto penitente aus der Toskana. Sein Fett weist delikate Butter- und Haselnussnoten<br />

auf, der Kern schmeckt herzhaft, aber eher süßlich als salzig.<br />

Gazzetta di Parma, 23. Februar 2010<br />

94 GARÇON


Toskana KULINARISCHE EXKURSION<br />

Bröckelnder Putz: Die Markthalle von Viareggio.<br />

Wir bleiben in Viareggio und machen uns auf die Suche nach dem<br />

Prosciutto penitente. Erste Eindrücke: Das 65.000-Einwohner-<br />

Seebad lebt seit 200 Jahren vom Tourismus und galt lange Zeit<br />

sogar als „Perle der italienischen Riviera“. Die einstige Exklusivität<br />

jedoch ist vielerorts verblasst, frühere Nobelvillen stehen leer und<br />

die Markthalle an der Piazza Cavour im Zentrum der Stadt lässt nur<br />

noch erahnen, dass sie mal eine Jugenstilschönheit war.<br />

Denni Triglia hofft, dass die Halle mit den Arkaden vielleicht<br />

doch irgendwann mal saniert wird. „So könnte sie wieder zu einem<br />

Aushängeschild der Stadt werden“, sagt der 28-Jährige, der hier<br />

seit sieben Jahren einen kleinen Delikatessenladen betreibt.<br />

Stolz weist der junge Mann auf die Vitrinen und Regale: „Wurst,<br />

Käse, Honig, Nudeln, alles Manufakturprodukte, die meisten aus<br />

der Toskana.“ „Und der sagenhafte Prosciutto penitente?“ Er zeigt<br />

auf einige Exemplare, die an der Decke hängen und lächelt vielsagend:<br />

„Der kommt aus Gombitelli, eine Spezialität meiner Familie.“<br />

Denni Triglia, Feinkosthändler.<br />

GARÇON<br />

95


KULINARISCHE EXKURSION Toskana<br />

Region Toskana<br />

Provinz Lucca<br />

55041 Camaiore<br />

FRAZIONE GOMBITELLI<br />

134 Einwohner<br />

Das pittoreske Bergdorf liegt 492 Meter über NN auf einem<br />

Bergkamm des Calvario.<br />

Die erste urkundliche Erwähnung datiert aus dem Jahr 984.<br />

Die Kirche San Michele, deren Glockenturm noch in Teilen<br />

erhalten ist, stammt aus dem 13. Jahrhundert.<br />

Denni Triglia gibt uns eine Visitenkarte: Salumificio Artigianale<br />

di Gombitelli. Wir machen uns auf den Weg zur Fleischwarenmanufaktur<br />

seiner Familie.<br />

Gombitelli gehört zur Gemeinde Camaiore und liegt in den Bergen,<br />

in einer „Zona panoramica“. Um die versprochene Aussicht<br />

genießen zu können, braucht man erstmal viel autofahrerisches<br />

Können. Die schmale Serpentinenpiste, die von der Hauptstraße<br />

nach Gombitelli führt, ist mit Haarnadelkurven gespickt.<br />

Hinter der x-ten Spitzkehre endlich ein Schild: Comune di Camaiore,<br />

Frazione Gombitelli. Dazu in Versalschrift der Hinweis: ISOLA<br />

LINGUISTICA. Was es mit dieser „Sprachinsel“ auf sich hat, erklärt<br />

uns später Denni Triglias Vater Emilio. Der 61-Jährige erzählt von<br />

Kaiser Karl V., der 1<strong>51</strong>9 an die Macht kam und auch Kriege auf italienischem<br />

Boden führte. „Im Gefolge seines Landsknechtsheeres<br />

befanden sich viele deutsche Schmiede“, so Emilio Triglia, „von<br />

denen sich einige in Gombitelli niederließen, um hier vor allem<br />

96 GARÇON


Toskana KULINARISCHE EXKURSION<br />

Bau- und Hufnägel herzustellen.“ Die Sprachen der Ankömmlinge<br />

und der Ureinwohner mischten sich und es entstand ein offenbar<br />

einzigartiger Dialekt, der zwar heute nicht mehr gesprochen wird,<br />

dem Dorf aber immer mal wieder den Besuch von Sprachwissenschaftlern<br />

beschert und den Titel Isola linguistica einbrachte.<br />

Die weit größere Attraktion allerdings ist neben der tatsächlich<br />

atemberaubenden Aussicht die Wurst- und Schinkenmanufaktur<br />

der Triglia-Familie. Das Haus liegt am Ortseingang und beherbergt<br />

sowohl die Fleischerei als auch einen kleinen Laden.<br />

Ob es nicht leichter wäre, im Tal, etwa in einem der vielen Gewerbegebiete<br />

zwischen Massarosa und Pietrasanta zu arbeiten,<br />

wollen wir wissen. „Sicher“, sagt Mauro Triglia, „allerdings würden<br />

unsere Produkte dort nicht ihren typischen Geschmack bekommen.“<br />

„Weshalb nicht?“ „Weil wir hier oben ein ganz spezielles Mikroklima<br />

haben, das die Reifung beeinflusst und für das einzigartige<br />

Aroma unserer Würste und Schinken verantwortlich ist.“<br />

Seit sechs Generationen Metzgerei: Die Triglia-Manufaktur.<br />

GARÇON<br />

97


KULINARISCHE EXKURSION Toskana<br />

Traditioneller Familienbetrieb: Marta Angelini, Alessandro Triglia, Tatiana Triglia, Cinzia Rossi, Emilio Triglia, Mauro Triglia, Alderigo Triglia, v.li.<br />

Mauro Triglia ist Metzgermeister und leitet gemeinsam mit seiner<br />

Cousine Tatiana die Produktion des Familienbetriebes, dessen<br />

Gründung auf das Jahr 1797 zurückgeht – so jedenfalls weiß es ein<br />

Wappen über der Haustür. „Unsere Vorfahren hielten ihre Schweine<br />

noch oben in den Bergen und schlachteten auch dort“, erklärt<br />

der 36-Jährige. „Würste, Speck und Schinken mussten dann mit<br />

Eseln ins Tal transportiert werden“, fügt er hinzu, „weil es bis in die<br />

1960er Jahre keine richtige Straße in unseren Ort gab.“ Tatsächlich,<br />

er sagt „richtige Straße“. Wir denken an die Fahrt hinauf nach<br />

Gombitelli und fragen uns, ob Mauro Triglia wirklich den gewundenen<br />

Pfad gemeint hat, auf dem wir gekommen sind. Er hat – so<br />

verschieden sind eben die Ansichten von Bergdorfbewohnern und<br />

Großstadtmenschen – zumindest bei diesem Thema.<br />

Keinen Dissens gibt es dagegen, wenn es um den Geschmack<br />

der Fleischwaren geht, deretwegen sich immer öfter auch eine italienbeseelte<br />

Nordalpenklientel auf den Weg nach Gombitelli macht.<br />

98 GARÇON


Toskana KULINARISCHE EXKURSION<br />

Reifeprüfung: Mauro und Alderigo Triglia, v.li.<br />

Da sind stolze 16 verschiedene Salami- und fünf Specksorten; es<br />

gibt die Biroldo, eine würzige Rotwurst, in der viele Innereien verarbeitet<br />

werden; die Sopressata, eine kräftige Sülzwurst vor allem<br />

aus Kopffleisch und Schweineschwarten; die unvermeindlichen<br />

Salsicce und natürlich jenen sagenhaften Schinken, dessen Name<br />

uns einiges Kopfzerbrechen bereitet.<br />

Prosciutto, klar, das ist „der Schinken“. Aber was, bitte, bedeutet<br />

Prosciutto penitente, „der bestrafte Schinken“? Meister Mauro<br />

klärt uns auf. „Früher wurden Schinken, die nicht salzig genug<br />

waren, als minderwertig aussortiert, also ‚bestraft‘ und den Mitarbeitern<br />

zur Verfügung gestellt. Die deponierten die sogenannten<br />

Prosciutti penitente in Kisten, in denen sich zuvor Kastanienmehl<br />

befand. Mein Großvater entdeckte, dass sie dort ein besonderes<br />

Aroma entwickelten und begann, mit Kastanienmehl zu experimentieren.<br />

Das Ergebnis war eine Reifetechnik, die dem Schinken ein<br />

mildwürziges, leicht süßliches, haselnussiges Aroma verlieh.“<br />

SALUMIFICIO ARTIGIANALE<br />

Salame toscano.<br />

Via Gombitelli 90d<br />

55041 Camaiore — Loc. Gombitelli<br />

Tel. +39 0584 — 97 19 66<br />

www.salumigombitelli.it<br />

Lardo rosa.<br />

GARÇON<br />

99


RUBRIKEN Fuhrmanns Früchtekorb<br />

Dieter und Marcus Fuhrmann.<br />

Wenn in Berlin oder Brandenburg die weißen<br />

7,5-Tonnen- Kühltransporter mit dem<br />

Zeichen der Kirsche Hotels, Krankenhäuser,<br />

Kantinen oder Res taurants ansteuern,<br />

heißt es bei den Küchenchefs dort<br />

meist kurz und knapp: Fuhrmann kommt.<br />

Dieter Fuhrmann, Chef des gleichnamigen<br />

Fruchtgroßhandels und der Grand<br />

Old Man seines Berufsstandes in Berlin,<br />

gehört zu den kenntnisreichsten Männern<br />

seiner Branche. Lieber klein, dafür fein —<br />

mit diesem Motto startete er 1977 auf einem<br />

Charlottenburger Hinterhof ins Obstund<br />

Gemüsegeschäft.<br />

1980 Umzug auf den Fruchthof an der<br />

Beusselstraße, 1996 Eintritt seines Sohnes<br />

Marcus in die Firma, 2007 Übernahme<br />

einer neuen Kühlhalle.<br />

Inzwischen beschäftigen die Fuhrmänner<br />

28 Mitarbeiter, die mit 18 Kühltransportern<br />

rund 500 Obst-, Gemüse- und<br />

Kräutersorten ausliefern, pünktlich, zuverlässig<br />

und in hoher Qualität. Von A wie<br />

Artischocke bis Z wie Zitronengras.<br />

Für unser <strong>Magazin</strong> Garcon stellen die<br />

beiden Großhändler Dieter und Marcus<br />

Fuhrmann im Wechsel ihre Produkte vor.<br />

Heute: Mangold<br />

FUHRMANNS FRÜCHTEKORB<br />

CHARAKTERSTARKES BLATTGEMÜSE<br />

VON DIETER FUHRMANN<br />

Mangold ist ein Methusalem-Gemüse, das<br />

schon die Alten Griechen kannten. Der Arzt<br />

Eudemos von Pergamon beispielsweise erwähnte<br />

bereits im 2. Jahrhundert vier Mangold-Formen:<br />

eine weiße, eine rote, eine mit<br />

dickem Blattstiel und eine, deren Blätter gepflückt<br />

werden.<br />

Die Römer waren es schließlich, die den<br />

Mangold nach Deutschland brachten, wo<br />

er im Mittelalter zum beliebtesten Gemüse<br />

aufstieg und wohl auch seinen heutigen<br />

Namen bekam. Sprachforscher führen ihn<br />

auf den althochdeutschen Männernamen<br />

„Managolt“ zurück, der für „Kraft“ und „Stärke“<br />

steht.<br />

Eine der ersten Abbildungen übrigens<br />

stammt von dem elsässischen Maler Sebastian<br />

Stoskopff (1597-1657). Sein Stillleben<br />

aus dem Jahr 1633 „Die vier Elemente<br />

oder Der Winter“ zeigt neben einer Frau,<br />

die damit beschäftigt ist, gerupftes Geflügel<br />

auf einen Bratspieß zu schieben, eine<br />

100 GARÇON


Fuhrmanns Früchtekorb RUBRIKEN<br />

Sebastian Stoskopff: Die vier Elemente oder Der Winter (1633).<br />

Anrichte mit Gemüse: Salatköpfe, Rettiche, Spargel, Artischocken.<br />

Ganz links liegt eine Zitrone und rechts, halb verdeckt von einer<br />

Lammkeule, eine Mangoldstaude. Beim Betrachten des Bildes mit<br />

seiner unglaublichen Vielfalt an Lebensmitteln – es befindet sich<br />

im Besitz des Musée de l‘Œuvre de Notre Dame in Strasbourg –<br />

kam mir der Gedanke, dass es mitten im Dreißigjährigen Krieg entstand,<br />

einer Zeit also, in der in großen Teilen Europas Armut, Hunger<br />

und Not herrschten. Aber das ist dann wohl doch eine Frage für<br />

die Kunst- und Kriegshistoriker…<br />

Zurück zum Mangold also. Es gibt Stiel- oder Rippenmangold<br />

sowie Blatt- oder Schnittmangold. Von beiden Sorten können die<br />

Stiele bzw. Rippen und die grünen Blätter verarbeitet werden.<br />

In England habe ich vor einigen Jahren übrigens auch einen so<br />

genannten Rübenmangold gesehen – das Gemüse gehört zur gleichen<br />

Art wie die Rote Bete – dessen große, herzförmige Wurzel besonders<br />

delikat sein soll. Sein Name: „MacGregor’s Favorite“. Mir<br />

ist allerdings nicht bekannt, ob er auch hierzulande angebaut wird.<br />

Obwohl Mangold reich an Vitaminen und Mineralstoffen ist, viel<br />

Eiweiß und wenig Oxalsäure enthält und auch mit seinen feinen<br />

Bitternoten und dem leicht erdigen Geschmack punkten kann, lief<br />

ihm der Spinat im vergangenen Jahrhundert deutlich den Rang ab.<br />

Neuerdings lese ich häufig von einer Renaissance des Blattgemüses,<br />

davon, wie geschickt der Mangold auf der Welle der grünen<br />

Begeisterung segelt. Ehrlich gesagt, wir Berliner Großhändler<br />

Bündner Landschaft: Der Rhein bei Splügen.<br />

Bündner Traditionsgericht: Capuns, eine sehr spezielle Mehlspeise.<br />

GARÇON 101


RUBRIKEN Fuhrmanns Früchtekorb<br />

Poulette-Inhaber Alexander Sarubo.<br />

merken davon nicht allzu viel. Anders ist das bei unseren Kollegen<br />

in Süddeutschland und in der Schweiz. In Graubünden zum Beispiel<br />

gehören Capuns – mit einem gehaltvollen Teig gefüllte Mangold-<br />

Wickel – zur kulinarischen Identität des Kantons (s. Bild Seite 103).<br />

Zu den Restaurants in Berlin, die zu unseren Kunden zählen und<br />

regelmäßig Mangold ordern, gehört das Poulette in Prenzlauer Berg<br />

– ein kleines Lokal nahe des Kollwitzplatzes, bereits seit 15 Jahren<br />

am Markt und für mich eins der besonders sympathischen in dieser<br />

Gegend. Die denkmalgeschützten Fliesen und das blumige Interieur<br />

heben die Stimmung, die wahre Zierde dieses Lokals allerdings ist<br />

das <strong>Essen</strong>.<br />

Als Chef am Herd agiert seit September 2018 ein junger Rheinländer,<br />

dessen bisherige Stationen einen erheblichen Aha-Effekt auslösen.<br />

Sebastian Jahn, 34, arbeitete – bevor er seiner Freundin nach<br />

Berlin folgte – in einigen der besten Restaurants Europas: Chez Dominique<br />

Helsinki, Geranium Kopenhagen, Fäviken im schwedischen<br />

Järpen. Der Mann kann also kochen, und das merkt man auch. Seine<br />

Gerichte (s. Seite 101) sind fröhlich in der Optik, schnörkellos<br />

und kreativ mit der Reduktion auf das geschmacklich Wesentliche.<br />

Dabei verwundert es wahrscheinlich nicht nur mich, dass bisher<br />

kaum einer der etablierten Berliner Gastro-Guides das Poulette auf<br />

dem Schirm hatte. Für Alexander Sarubo, den Inhaber des Kiezlokals,<br />

ist das kein Problem. „Wir kochen weder für Gastrokritiker noch<br />

für Foodfotografen, sondern für Gäste, die Spaß am Genuss haben“,<br />

sagte mir Sarubo schon vor ein paar Wochen.<br />

Er hat mit seinem Team auch ohne mediale Aufmerksamkeit gut<br />

zu tun, denn das Poulette öffnet bereits um 9.00 Uhr, bietet ein passables<br />

Frühstück, wartet mit einer respektablen Mittagskarte auf<br />

und steigert sich abends dann zur Höchstform. Zu viel Lob, meinen<br />

Sie? Dann empfehle ich Ihnen Jahns signature dish – Taubenbrust<br />

mit Schwarzwurzelpüree und buntem Gemüse.<br />

www.dieter-fuhrmann.de<br />

RESTAURANT POULETTE<br />

Küchenchef Sebastian Jahn.<br />

Knaackstraße 30-32<br />

10405 Berlin-Prenzlauer Berg<br />

Tel. 030 — 44 03 80 12<br />

www.poulette.de<br />

102 GARÇON


Fuhrmanns Früchtekorb RUBRIKEN<br />

TAUBE MIT GEMÜSE<br />

Taubenbrust, Taubenmousse, Mangold, Möhre, Brokkoli,<br />

Kohlrabi, Schwarzwurzelpüree, Taubenjus mit Vanille.<br />

KÜRBIS – QUITTE – WACHOLDER<br />

Kürbis gepickelt, püriert und geschmort, Quitte gepickelt<br />

und als Gel, Wacholdersorbet, Basilikumbisquit.<br />

VALRHONA SCHOKOLADE<br />

Guanaja 70%, Ivoire 35%, Sanddornpüree<br />

und -sorbet, Lakritze, Haselnusscrumble.<br />

GARÇON 103


RUBRIKEN Kulinarische Nachlese<br />

Johannes Mohr und Swen Kernemann-Mohr, v.re.<br />

„Trotz Internet und Fernsehküche – Kochbücher<br />

werden immer ein Kulturgut blei-<br />

aus dem Ruhrpott nach Berlin und be-<br />

Die beiden Männer zogen im Januar 2010<br />

ben“, davon sind Johannes Mohr und Swen treiben seitdem in einem restaurierten<br />

Kernemann-Mohr überzeugt.<br />

Altbau-Souterrain in Berlin-Mitte, in der<br />

Nähe des Rosenthaler Platzes, Deutschlands<br />

vermutlich größtes, auf jeden Fall<br />

aber Berlins einziges Kochbuchantiquariat.<br />

Rund 60.000 Titel aus zweieinhalb<br />

Jahrhunderten umfasst ihre Bibliotheca<br />

Culinaria. Neben bibliophilen Ausgaben,<br />

etwa von Auguste Escoffier, stehen büttengedruckte<br />

Originale, handgeschriebene<br />

Unikate, kulinarische Enzyklopädien,<br />

<strong>Magazin</strong>e und Zeitschriften, Promikochbücher<br />

von Sophia Loren bis Vico Torriani,<br />

Kriegs- und Nachkriegskochbücher.<br />

„Das Stöbern in diesem Fundus ist<br />

immer auch eine Art besonderer Geschichtsstunde“,<br />

sagen die Antiquare.<br />

Nun stöbern Johannes Mohr und Swen<br />

Kernemann-Mohr sozusagen auch öffentlich.<br />

Für Garcon blättern sie in Kochbüchern<br />

aus vergangenen Zeiten und notieren,<br />

was sie dabei bewegt.<br />

KULINARISCHE NACHLESE<br />

IN ALTEN KOCHBÜCHERN GEBLÄTTERT<br />

VON JOHANNES MOHR UND SWEN KERNEMANN-MOHR<br />

Die hundert besten Restaurants in Europa<br />

Klaus Besser<br />

Neuausgabe 1977<br />

Lizenzausgabe mit Genehmigung der<br />

Verlag Ullstein GmbH, Berlin<br />

für die Deutsche Buch-Gemeinschaft<br />

C.A. Koch´s Verlag Nachf., Berlin, Darmstadt, Wien<br />

Mit 159 Abbildungen und 24 Karten<br />

Preis (antiquarisch): 9,80 Euro<br />

104 GARÇON


Kulinarische Nachlese RUBRIKEN<br />

Ein vor 40 Jahren erschienenes Buch mit<br />

100 Restaurants, von denen das Gros bereits<br />

in der kulinarischen Versenkung verschwunden<br />

ist – und mit ebenso vielen<br />

Küchenchefs, deren Namen in den meisten<br />

Fällen nur noch ein paar Freaks bekannt<br />

sein dürften: Weshalb wir solche ollen Kamellen<br />

hervorkramen? Unsere Antwort lautet<br />

kurz und bündig: Weil es ohne sie die<br />

schöne neue Genusswelt nicht gäbe.<br />

Günther Wanka zum Beispiel, das ist<br />

der Mann mit der großen Brille (2.v.re.)<br />

auf dem Coverbild des Bandes, war in den<br />

1960ern und 1970ern Küchenchef des –<br />

wie Klaus Besser es nannte – „Flaggschiffs<br />

der deutschen Gastronomie“. Der Erbprinz<br />

im baden-württembergischen Ettlingen gehörte<br />

1966 zu den ersten Restaurants in<br />

Deutschland, die mit einem Michelinstern<br />

geehrt wurden. Auch 1974, als die französi-<br />

Erbprinz in Ettlingen (1977 )<br />

Inhaber Helmut Gietz und Küchenchef Günther Wanka.<br />

schen Tester sechs Restaurants diesseits<br />

des Rheins den zweiten Stern zuerkannten,<br />

war der Erbprinz dabei und Wanka auf dem<br />

Höhepunkt seiner langen Küchenkarriere.<br />

Die Liste derer, die an seinem Herd<br />

Gastspiele gaben, ist lang: Lothar Eiermann,<br />

Otto Fehrenbacher, Marc Haeberlin,<br />

Alfred Klink, Eckart Witzigmann – auch<br />

die heute noch aktiven Sterneköche Hans<br />

Haas (München) und Hans Stefan Steinheuer<br />

(Heppingen) gehören dazu.<br />

Tantris in München (1977 )<br />

Küchenchef Eckart Witzigmann<br />

„Klaus Besser möchte mit diesem Buch<br />

die großen Köche und Gastronomen aus<br />

ihrer Anonymität herausheben“, heißt es<br />

im Klappentext des Verlages. Ein Satz, der<br />

uns heute, gut 40 Jahre nach dem Erscheinen<br />

des Bandes, ein Grinsen ins Gesicht<br />

treibt. Ein Tim Mälzer oder ein Nelson Müller<br />

sind heute (auch ohne das Attribut) mit<br />

Sicherheit bekannter, als es sich Besser je<br />

hätte vorstellen können.<br />

Klaus Besser, Jahrgang 1919, gehörte<br />

zu den prägenden Persönlichkeiten des<br />

deutschen Journalismus der Nachkriegszeit.<br />

Er war Chefredakteur der in <strong>Essen</strong><br />

erscheinenden NRZ (Neue Ruhr Zeitung)<br />

Maître in Berlin (1977 )<br />

Inhaber und Küchenchef Henri Lévy.<br />

und später der DGB-Wochenzeitung Welt<br />

der Arbeit. In den 1970ern wurde Besser<br />

Gastronomiekritiker, gründete 1978 „Besser´s<br />

Gourmet Journal – Die Kunst, richtig<br />

zu genießen“, das, mehrfach umbenannt<br />

und umgewandelt, 1997 im heute noch erscheinenden<br />

FEINSCHMECKER aufging.<br />

In einer alten Ausgabe des ZEIT-MAGA-<br />

ZINS entdeckten wir einen Artikel von<br />

Wolfram Siebeck, der die Lebensleistung<br />

seines im Spätherbst 1995 verstorbenen<br />

Lamazère in Paris (1977 )<br />

Inhaber und Küchenchef Roger Lamazère<br />

Kollegen würdigt: „Klaus Besser war der<br />

Geburtshelfer des Deutschen Küchenwunders,<br />

gleichzeitig Entdecker und Wachhund<br />

der jungen Talente. … Seine Unabhängigkeit<br />

und sein großer Erfahrungsschatz machten<br />

ihn zu einem verlässlichen Kritiker, der<br />

auch von denen respektiert wurde, die ihn<br />

unbequem fanden. Er war eine Ausnahme.“<br />

Die Zeichnungen auf dieser Seite stammen<br />

übrigens aus der Feder von Katharina<br />

Jedermann (1948-2018), einer Berliner<br />

Grafikerin, die an der Universität der Künste<br />

Visuelle Kommunikation lehrte und sich<br />

auch in der kommunalen Kulturarbeit einen<br />

Namen machte.<br />

Die Porträts der einst besten Köche<br />

Europas entstanden 1977 für das ebenfalls<br />

bei Ullstein erschienene Buch von<br />

Klaus Besser „Die hundert besten Rezepte<br />

der großen Köche Europas“.<br />

GARÇON 105


RUBRIKEN Marktnischen<br />

Berlin-Wedding 1926: Der Toppmarkt.<br />

Wochenmärkte haben in Berlin eine lange<br />

Tradition. Der erste urkundlich erwähnte<br />

Markt ist der Spandauer, bereits im Stadtgründungsdokument<br />

vom 7. März 1232 wird<br />

er genannt. Im benachbarten Berlin sind<br />

der Molkenmarkt und der 1728 von Friedrich<br />

Wilhelm I. per Kabinettsbeschluss<br />

ge schaffene Gendarmenmarkt die wichtigsten<br />

öffentlichen Verkaufsplätze für<br />

Butter, Eier, Honig, Käse, Korn und Wolle.<br />

Deren Zahl stieg mit der Zeit zunehmend,<br />

so gab es 1882 innerhalb der Stadtgrenzen<br />

19 Wochenmärkte mit rund 10.500<br />

Marktständen, die jedoch mit dem Bau<br />

der Markthallen wieder verschwanden.<br />

1952, die meisten Markthallen waren<br />

zerstört, forderte der Regierende Bürgermeister<br />

Ernst Reuter: „Vor’s Rathaus gehört<br />

ein Markt!“ Er meinte das Rathaus<br />

Schöneberg und beendete mit seinem<br />

Machtwort eine jahrelange Diskussion um<br />

den wichtigsten Wochenmarkt Berlins.<br />

Heute gibt es wieder rund 120 Wochenmärkte<br />

in Berlin – nicht nur vor Rathäusern<br />

– die sich wachsender Beliebtheit erfreuen.<br />

Unter der Rubrik „Marktnischen“<br />

stellt Garcon Händler vor, deren Offerten<br />

auch eine weite Anreise wert sind.<br />

BERLINER MARKTNISCHEN<br />

ENTDECKUNGEN ZWISCHEN ARMINIUSHALLE UND MAYBACHUFER<br />

Was die Wildpflanzen-Sammler des Forager-<br />

Projektes aus Chartham in der südostenglischen<br />

Grafschaft Kent zusammentragen und<br />

verarbeiten, bedarf eigentlich unseres verbalen<br />

Senfs nicht. Es ist geadelt durch die lobenden<br />

Expertisen von René Redzepi, Magnus<br />

Nilsson und fast allen Londoner Spitzenköchen.<br />

Machen wir es kurz: Dieser fermentierte Bärlauch<br />

punktet mit straffer Textur und knackiger<br />

Aromatik und ist ein formidabler Käsebegleiter<br />

(etwa für den Rohmilch-Camembert der Langenburger<br />

Schafkäserei / Markthalle Neun).<br />

Nein, eine typische Markthändlerin ist<br />

Simone Böcker nun wirklich nicht. Die<br />

Fertigkeit, mit sicherem Blick mögliche<br />

Kunden aus- und mit banalen Sprüchen<br />

anzumachen, fehlt ihr völlig.<br />

Ihre Stärke ist die Erklärung. Wenn sie<br />

zum Beispiel über den fermentierten Bärlauch<br />

(s. Kasten links) der englischen forager-Company,<br />

den Sauerampfer-Lavendel-Gelee<br />

von Liz Knight aus Wales, Großbritanniens<br />

wildem Westen oder den eingelegten<br />

Königinnenknoblauch aus dem<br />

italienischen Trentino und andere Wildpflanzen-Verarbeitungen<br />

spricht, würde<br />

das auch im Botanikseminar eines höheren<br />

Semesters durchgehen, so geschliffen<br />

klingen ihre Texte.<br />

Daraufhin angesprochen, erwidert Simone<br />

Böcker fast entschuldigend: „Ich<br />

möchte mit Fakten überzeugen, nicht mit<br />

Entertainment-Blabla, falls man damit<br />

überhaupt überzeugen kann.“<br />

106 GARÇON


Marktnischen RUBRIKEN<br />

Markthändlerin Simone Böcker.<br />

Möglicherweise könnte Simone Böcker auch anders, denn das Geld<br />

für Miete und Mittagessen verdient sie immerhin in einer Werbeagentur,<br />

aber das nur am Rande.<br />

Die 45-Jährige stammt aus Düsseldorf und fand erst auf einem<br />

Umweg zum „Wild Food“, wie sie ihre Offerte auf dem Ökomarkt<br />

am Kollwitzplatz nennt. Der begann mit dem Studium an der Uni<br />

Bremen – Kulturwissenschaften und Romanistik – führte über eine<br />

zehnjährige öffentlich-rechtliche Rundfunkkorrespondententätigkeit<br />

in Sofia und Belgrad und endete in Italien.<br />

Hier schrieb sie sich an der Università degli Studi di Scienze<br />

Gastronomiche im piemontesischen Pollenzo für einen Masterstudiengang<br />

der Gastronomischen Wissenschaften ein. Während<br />

eines Praktikums bei den englischen Wildkräuterpionieren von<br />

forager kam sie auf den Geschmack. Dementsprechend das Thema<br />

ihrer Abschlussarbeit: Untersuchungen zum Potenzial von<br />

Wildkräutern in der Gastronomie.<br />

GARÇON 107


RUBRIKEN Marktnischen<br />

„So bin ich beim vielleicht ökologischsten aller Lebensmittel, die<br />

es gibt, gelandet“, sagt sie am Ende unseres Gesprächs, „bei den<br />

Wildpflanzen.“<br />

2015 gründete Simone Böcker in Berlin eine Firma, die sie – nomen<br />

est omen – „unkultiviert“ nannte. „Unter diesem Namen vertreibe<br />

ich Produkte aus Wildpflanzen, weil sie mich in jeder Hinsicht<br />

so unglaublich begeistern“, schreibt sie auf ihrer Website, „im<br />

Geschmack, in der Qualität, wegen der unmittelbaren Beziehung<br />

zwischen Mensch und Natur.“<br />

Da sind die englischen forager-Spezialitäten, von denen bereits<br />

die Rede war, wobei natürlich auch Simone Böcker nicht weiß, wie<br />

es damit weitergeht, wenn die Never-ending-Brexit-Story irgendwann<br />

dann doch mal endet. Betroffen davon wären auch verschiedene<br />

Algenprodukte, die sie von der Cornish Seaweed Company<br />

bezieht, einer Manufaktur, die an einem einsamen Küstenstreifen<br />

Cornwalls zu Hause ist.<br />

Wird es am Ende des Jahres deren Cornish Superfood in Berlin<br />

noch geben? Simone Böcker zuckt mit den Schultern, was soll die<br />

Jungunternehmerin auch sonst in dieser Situation tun als abwarten,<br />

Zeitung lesen und Tee trinken?<br />

Zum Glück hat sie auch skandinavische und italienische Lieferanten<br />

im Boot – Helsinki Wildfoods und Primitivizia Spiazzo.<br />

Das Unternehmen in der finnischen Hauptstadt vermarktet getrocknete<br />

und gemahlene Waldbeeren. „Eine Delikatesse in Pulverform“,<br />

so Simone Böcker, „weil sie den puren nordischen Geschmack<br />

in Joghurts, Müslis oder Smoothies bringt.“<br />

Ihre italienische Partnerin heißt Eleonora Cunaccia, die in Borzago<br />

zu Hause ist, einem Ort westlich von Trento. Sie sammelt in der<br />

Bergwelt ihrer Heimat Kräuter, Früchte und Zapfen und verarbeitet<br />

sie nach traditionellen Rezepten.<br />

Übrigens: Simone Böcker, geprüfte Kräuterpädagogin, bietet<br />

auch Workshops und Kräuterwanderungen an.<br />

UNKULTIVIERT<br />

Ökomarkt auf dem Kollwitzplatz<br />

jeden Donnerstag, 12.00 – 19.00 Uhr<br />

10405 Berlin-Prenzlauer Berg<br />

www.unkultiviert.com<br />

108 GARÇON


Nachrichten und Neuigkeiten BOUQUET GARNI<br />

Kochbuchautorin Rose Marie Donhauser.<br />

FLEIßIGES RÖSCHEN<br />

Rose Marie Donhauser kann man vertrauen – nicht nur im Privaten,<br />

das sowieso, sondern auch, was ihre über 200 Kochbücher (!)<br />

betrifft. Es sind keine Opulenz-Werke, die einem gleich noch die<br />

komplette Kulturgeschichte eines Gerichtes und aller Zutaten auftischen,<br />

sondern zumeist schmale Bände, die den unbezahlbaren<br />

Vorteil haben, dass sie wirklich funktionieren.<br />

Das gilt für ihr 1989 erschienenes erstes Kochbuch „Bayerische<br />

Küche“ ebenso wie für das vorerst jüngste, das Ende 2018 herauskam:<br />

„Über 70 Saucen für Fisch, Fleisch, Gemüse, Nudeln, Salat,<br />

Dessert und mehr“ (Edition Michael Fischer, Igling). Auch das ist<br />

ein Band, der absolut alltagstauglich ist, weil sich Donhausers Rezepte<br />

schnell und leicht umsetzen lassen und der deshalb ganz nah<br />

an den Herd gehört.<br />

Hugo Hugo Simianer Simianer &Söhne<br />

&Söhn<br />

Wir Wir servieren Wir servieren für für Sie Sie für täglich<br />

fürSie Sietäglich<br />

in in unserem<br />

in inunserem<br />

SPARGELSTÜBCHEN<br />

von von 11 11 von von111-21Uhr Spezialitäten Spezialitäten „rund um um „rund den den um Spargel“.<br />

umden Spargel“.<br />

Hofladen Hofladen geöffnet<br />

geöffnet<br />

von von 6bis 6bis 20 Uhr<br />

20 Uhr<br />

In In den InSteegwiesen Inden Steegwiesen 1·14547 1·14547 Busendorf<br />

Busendorf<br />

Tel. 033206 In Tel. den 033206 /4434·Fax Steegwiesen /4434·Fax 1033206 . 14547 033206<br />

/ 44 / 44 Busendorf 35 35<br />

/ 44 / 443535<br />

Infos unter Infos unter www.beelitzer-spargel.com<br />

www.beelitzer-spargel.com<br />

Tel. 033206 / 44 34 . Fax 033206 / 44 35<br />

Infos unter www.beelitzer-spargel.com<br />

GARÇON 109


BOUQUET GARNI Nachrichten und Neuigkeiten<br />

MARKTHALLEN-GEFLÜSTER<br />

Als Deutschlands Slow-Food-Chefin Ursula Hudson am 19. Januar<br />

2019 in einem Tagesspiegel-Interview ihren Berliner Fischkauf-<br />

Favoriten verriet, hatte sie wohl schon lange keinen Fisch mehr gegessen.<br />

Bereits drei Wochen zuvor hatten Baaf Vonk und Roel van<br />

Vliet („Küstlichkeiten“) und mit ihnen der 25-Teiche-Kühlwagen<br />

von Susanne und Matthias Engels die Markthalle Neun verlassen.<br />

„Die Entscheidung ist uns zwar schwer gefallen“, so die beiden<br />

Fischhändler aus Holland, „aber sie war die kaufmännische Konsequenz<br />

aus der Tatsache, dass unser Angebot aus nachhaltiger<br />

Wattenmeer-Fischerei zu wenige Kunden fand.“ „An eurem Stand<br />

war doch immer was los.“ „Keine Frage, diskutiert wurde viel, gekauft<br />

aber wenig.“ „Weshalb?“ „Unserer Meinung nach lag das nicht<br />

an den Preisen, sondern wohl eher daran, dass viele Berliner zu<br />

solchen Fischen, wie wir sie angeboten haben, keine richtige Beziehung<br />

fanden. Kabeljau und Lachs, ja, aber Drachenkopf und Knurrhahn?“<br />

Annette Zeller und Hendrik Haase haben solche Probleme<br />

nicht, aber sie verkaufen ja auch keinen Fisch.<br />

Beide sind feste Größen in der Kreuzberger Markthalle Neun, die<br />

Bäckermeisterin seit 2011, der Kumpel-&-Keule-Inhaber seit 2015.<br />

Und beide werden sich in diesem Jahr verändern.<br />

Hendrik Haase und sein Partner, der Metzgermeister Jörg Förstera,<br />

planen eine neue Markthallenmetzgerei, größer als die bisherige<br />

und EU-zertifiziert.<br />

Die Bäckermeisterin Anette Zeller wird dann deren Stand übernehmen,<br />

dort eine gläserne Kuchen- und Tortenmanufaktur einrichten<br />

und so sicher die Zahl ihrer Fans locker verdoppeln.<br />

„Die Gespräche mit Rudolf H. Bühler waren fair und erfolgreich“,<br />

sagt sie uns. Bühler, Chef der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft<br />

Schwäbisch Hall, ist der Mann hinter der Kumpel-&-Keule-<br />

Metzgerei und deshalb für Annette Zellers Vorhaben so wichtig.<br />

www.markthalleneun.de<br />

Fleischereiinhaber und Foodaktivist Hendrik Haase.<br />

Bäckermeisterin Annette Zeller.<br />

110 GARÇON


Küchenchef Dirk Gieselmann, li. bei Marc Haeberlin.<br />

WECHSELFIEBER<br />

Der Wechsel ist eine verlässliche Konstante<br />

in der Berliner Gastronomie. Die letzten<br />

Belege: Maico Orso wechselte aus der Gärtnerei<br />

ins Lanninger, Matthias Martens aus<br />

der Selbstständigkeit ins The Grand, Kristof<br />

Mulack aus dem Tisk ins Privatleben.<br />

Arne Anker, seit 2015 Küchenchef im<br />

Pauly Saal, verlässt Anfang April 2019 das<br />

Sternerestaurant und übergibt an Dirk Gieselmann,<br />

der aus Johannesburg nach Berlin<br />

wechselt und davor acht Jahre lang in der<br />

Auberge de l‘Ill die rechte Hand von Marc<br />

Haeberlin war. Bleibt Andreas Rieger.<br />

„Entgegen den allgemeinen Pressetexten<br />

und Gerüchten möchte ich das ‚Sternegeschäft‘<br />

nicht verlassen oder die Branche<br />

wechseln“, so Rieger zu seinen künftigen<br />

Ambitionen.<br />

Der Küchenchef und Sternekoch verließ<br />

Ende Februar 2019 nach 5-jähriger<br />

Tätigkeit das Restaurant einsunternull,<br />

und es liegt die Vermutung nahe, dass<br />

sein polarisierendes Küchenkonzept dabei<br />

eine nicht unerhebliche Rolle spielte.<br />

Der 31-Jährige setzte kompromisslos<br />

auf Produkte bester regionaler Provenienz,<br />

die er so naturnah wie möglich verarbeitete.<br />

„Bevor ich anders koche, höre<br />

ich auf zu kochen.“ Auf Andreas Rieger<br />

folgte Silvio Pfeufer, 29, der aus dem Facil<br />

ins einsunternull wechselte.<br />

Küchenchef Andreas Rieger.


BOUQUET GARNI Nachrichten und Neuigkeiten<br />

PERSONALIEN<br />

► Von Zeit zu Zeit machen wir uns auf den<br />

Weg, um nachzusehen und nachzufragen,<br />

was aus Existenzgründern, über die wir in<br />

den vergangenen Jahren berichtet haben,<br />

geworden ist. Haben sie durchgehalten<br />

oder sind sie auf der Strecke geblieben?<br />

Welche Gründe gab es für Erfolg oder Misserfolg?<br />

Heute: Nina Quade und Ava Celik.<br />

Nina Quade.<br />

► Nina Quade begegneten wir Anfang<br />

2016. In einer Halle eines Falkenseer<br />

Gewerbegebietes hatte sich die damals<br />

44-Jährige eine Popcorn-Bäckerei eingerichtet<br />

und produzierte den angesagten<br />

Puffmais in Gourmetqualität – das heißt,<br />

gewürzt mit Salz, Pfeffer oder Chili, veredelt<br />

mit Ingwer oder Kräutern oder – die<br />

gefragteste ihrer zwölf Sorten – aufgepeppt<br />

mit dunkler Schokolade.<br />

Vor ein paar Wochen trafen wir die Popcorn-Queen<br />

wieder – zufällig, auf der Grünen<br />

Woche, hinter einem dicht umlagerten<br />

Popcorn-Stand.<br />

„Hallo, wie geht’s?“ „Super, ich habe inzwischen<br />

einen eigenen Laden. Wirklich<br />

ein Traum, groß, hell, wunderschön.“<br />

Im Mai 2018 zog Nina Quade aus der<br />

charmefreien Halle ins Falkenseer Zentrum<br />

(Freimuthstraße 22), die Zahl der<br />

Kunden stieg erheblich, ebenso die der<br />

Popcorn-Sorten. „Inzwischen sind es 16!“<br />

www.pocornbakery.de<br />

► Auch Ava Celik hat sich ihren Traum<br />

vom eigenen Laden erfüllt. Ihr Café Aera<br />

befindet sich in Charlottenburg, in der Fasanenstraße<br />

74, im Fasanenhof.<br />

Über die 28-jährige Deutsch-Türkin berichteten<br />

wir im Herbst 2017. Zwei Jahre<br />

zuvor hatte die diplomierte Filmwissenschaftlerin<br />

und erfolgreiche Schauspielerin<br />

eine Diagnose bekommen, die sie<br />

zwang, Weizen, Roggen, Hafer, Gerste und<br />

andere Getreidearten in ihrer Ernährung zu<br />

meiden: Zöliakie. Glutenunverträglichkeit.<br />

Eine seltene Autoimmunkrankheit.<br />

Weil sie auf gutes Brot aber nicht verzichten<br />

wollte, begann sie am heimischen<br />

Herd zu experimentieren. Ihr Vorhaben: ein<br />

schmackhaftes Brot mit krosser Kruste<br />

und fluffiger Krume, auch ohne das beim<br />

Backen eigentlich unumgängliche Kleber-<br />

Ava Celik.<br />

eiweiß. Nach monatelangen Backtests gelang<br />

das. Es folgte die Entscheidung, sich<br />

mit einer glutenfreien Bäckerei selbstständig<br />

zu machen.<br />

Sie überzeugte Kammern und Innungen,<br />

legte auch ohne Bäckerlehre die Meisterprüfung<br />

ab und startete im Mitte Dezember<br />

ins Geschäft mit glutenfreiem Brot. Mit im<br />

Boot die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft<br />

Berlin-Brandenburg, die stille<br />

und offene Beteiligungen an kleine und<br />

mittlere Unternehmen der Region vergibt.<br />

www.aerabread.com<br />

Cathrin Kluge.<br />

► Cathrin Kluge lernten wir erst kürzlich<br />

auf der Grünen Woche kennen. Die <strong>51</strong>-Jährige<br />

aus dem Dörfchen Groß Gastrose im<br />

Landkreis Spree-Neiße stand – große Bühnen<br />

nicht gewohnt – auf eben einer solchen<br />

und hörte ziemlich fassungslos den<br />

Moderatorenspruch: „And the winner is –<br />

Cathrin Kluge!“<br />

1. Platz im Wettbewerb um den proagro-Marketingpreis<br />

2019. Beifall, Blumen,<br />

Händeschütteln. „Ich koche doch nur Marmelade“,<br />

sagt sie. „Aber was für welche!“,<br />

kontert Brandenburgs Landwirtschaftsminister<br />

Jörg Vogelsänger.<br />

Sweet Garden Confiture „Gubener Spilling“<br />

heißt der ausgezeichnete Aufstrich, der<br />

eine uralte Pflaumensorte hofiert, deren<br />

Früchte intensiv duften und unglaublich<br />

delikat schmecken, aber für die industrielle<br />

Produktion zu klein sind. Cathrin Kluge<br />

nahm sich des Spillings an, und deshalb<br />

trägt ihre Marmeladenkocherei auch ein<br />

bisschen zum Erhalt der alten Sorte bei.<br />

www.mea-rosa.de<br />

112 GARÇON


Guide <strong>GARCON</strong><br />

WEGWEISER FÜR ESSEN, TRINKEN & LEBENSART<br />

Den Garcon-Guide gibt es ab sofort auch online unter: guide.garcon24.de<br />

BLEICHE RESORT & SPA<br />

Hotel im Biossphärenreservat,<br />

prämiertes Spa-Konzept,<br />

Gourmetrestaurant 17fuffzig<br />

Bleichestraße 16<br />

03096 Burg im Spreewald<br />

Tel. 03 56 03 – 620<br />

www.bleiche.de<br />

POPCORN BAKERY BERLIN<br />

Handgemachtes, leckeres<br />

Gourmet Popcorn<br />

MANUFAKTUR:<br />

Freimuthstr. 22<br />

14612 Falkensee (ab 01.05.2018)<br />

Tel. 030 – 58 58 209 58<br />

HOFLADEN:<br />

Hackesche Höfe, Hof VIII<br />

Rosenthaler Str. 40-41<br />

10178 Berlin-Mitte<br />

Mo-Do 11.00-18.00 Uhr<br />

Fr-Sa 11.00-19.00 Uhr<br />

So 13.00-17.00 Uhr<br />

www.popcornbakery.de<br />

info@popcornbakery.de<br />

www.facebook.com/popcornbakery<br />

AS-GASTRO GMBH<br />

Partner der Gastronomie!<br />

Restaurant-, Großküchenund<br />

Imbisseinrichtungen<br />

Planung, Lieferung und Montage, Service<br />

Berlin – Elsterwerda – München<br />

SB-Märkte in Berlin & Elsterwerda<br />

(auch Second Hand)<br />

von Aufschnittmaschine<br />

bis Zitruspresse<br />

Holzmarktstraße 34<br />

10243 Berlin-Friedrichshain<br />

Tel. 030 – 76 10 94 95<br />

Mo-Do 9.00-17.00 Uhr<br />

Fr 9.00-15.00 Uhr<br />

www.as-gastro.de<br />

info@as-gastro.de<br />

BEUMER & LUTUM<br />

Bio-Handwerksbäckerei & Stehcafé,<br />

wochentags mittags leckere Suppen<br />

Winsstraße 34<br />

10405 Berlin-Prenzlauer Berg<br />

Tel. 030 – 441 20 54<br />

Mo-Fr 7.00-19.00 Uhr<br />

Sa 7.00-14.00 Uhr<br />

www.beumer-lutum.de<br />

facebook.com/beumer.lutum<br />

SWEMA LEBENSMITTEL<br />

Gemüsebrühe als Paste nur aus<br />

Gemüse, Salz, Gewürzen<br />

Wochenmarkt Kollwitzplatz<br />

10435 Berlin-Prenzlauer Berg<br />

Sa 10.00-16.30 Uhr<br />

...in weiteren Bio-Läden in Berlin<br />

oder im Online-Shop unter<br />

www.swema-lebensmittel.de<br />

info@swema-lebensmittel.de<br />

Tel. 0176 – 61 09 60 73<br />

DUBENKROPP<br />

Schokolade & Salziges<br />

Pranlinenentwicklung,<br />

Firmengeschenke,<br />

feierliche Anlässe<br />

Kurse für Pralinenfreunde,<br />

Ambitionierte und Business<br />

Grolmanstraße 20<br />

10623 Berlin-Charlottenburg<br />

Tel. 030 – 31 38 33 0<br />

Mo-Fr 10.00-18.00 Uhr<br />

Sa 10.00-14.00 Uh<br />

www.dubenkropp.com<br />

HANABIRA<br />

Japanische Lebensmittel & Feinkost<br />

Colbestraße 5<br />

10247 Berlin-Friedrichshain<br />

Tel. 030 – 57 79 12 22<br />

Mo-Do 11.00-18.00 Uhr<br />

Fr-Sa 11.00-19.00 Uhr<br />

www.hanabira.eu<br />

BEUMER & LUTUM<br />

Bio-Handwerksbäckerei & Café,<br />

wochentags Mittagstisch.<br />

Sa + So „Offene Backstube“<br />

Hufelandstraße 9<br />

10407 Berlin-Prenzlauer Berg<br />

Tel. 030 – 425 45 25<br />

Mo-Fr 7.00-19.00 Uhr<br />

Sa 7.00-16.00 Uhr<br />

So 8.00-16.00 Uhr<br />

www.beumer-lutum.de<br />

facebook.com/beumer.lutum<br />

BLOMEYER'S KÄSE<br />

Beeindruckende Auswahl<br />

an handgemachten,<br />

deutschen Käsespezialitäten<br />

Pestalozzistraße 54 A<br />

10627 Berlin-Charlottenburg<br />

Tel. 030 – 23 92 64 40<br />

Di-Fr 12.00-19.00 Uhr<br />

Sa 10.00-17.00 Uhr<br />

www.facebook.com/blomeyers.kaese<br />

GARÇON 113


<strong>GARCON</strong> Guide<br />

CHRISTA LUTUM<br />

BÄCKERMEISTERIN<br />

Backwaren aus Roggen und<br />

Dinkel in Bio-Qualität, alle Brote<br />

und Gebäcke – weizenfrei<br />

und ohne Zusätze<br />

Giesebrechtstraße 22<br />

10629 Berlin-Charlottenburg<br />

Tel. 030 – 23 39 67 23<br />

Di-So 8.00-18.30 Uhr<br />

www.christa-lutum.de<br />

SARDINEN.BAR<br />

Feinkostbistro speziell für<br />

Fischkonserven, französische<br />

Käsespezialitäten, ausgewählte<br />

Weine aus Portugal und Frankreich<br />

Grunewaldstraße 79<br />

10823 Berlin-Schöneberg<br />

Tel. 030 – 58 84 41 70<br />

Mo-Fr 16.00-23.30 Uhr<br />

Sa 12.00-23.30 Uhr<br />

www.sardinen.bar<br />

BRASSERIE LE BON MORI<br />

„Paris an der Spree“<br />

Restaurant, Weinhandel und Feinkost<br />

Stresemannstraße 21<br />

10963 Berlin-Kreuzberg<br />

Tel. 030 – 25 29 12 46<br />

Di-Fr 11.00-23.00 Uhr<br />

Sa 17.30-23.30 Uhr<br />

www.lebonmori.de<br />

MAÎTRE PHILIPPE & FILLES<br />

Berlins erste Adresse für traditionellen<br />

Käse, Fischkonserven, Feinkost und<br />

Wein aus Frankreich und Portugal –<br />

ein Paradies für Gourmets<br />

Emser Straße 42<br />

10719 Berlin-Charlottenburg<br />

Tel. 030 – 88 68 36 10<br />

Mi-Fr 10.00-19.00 Uhr<br />

Sa 10.00-14.00 Uhr<br />

www.maitrephilippe.de<br />

BEUMER & LUTUM<br />

Bio-Handwerksbäckerei & Stehcafé,<br />

Kaffee- und Teespezialitäten,<br />

wochentags Mittagstisch<br />

Zossener Straße 34<br />

10961 Berlin-Kreuzberg<br />

Tel. 030 – 61 20 94 72<br />

Mo-Fr 7.00-19.00 Uhr<br />

Sa 8.00-15.00 Uhr<br />

So 9.00-16.00 Uhr<br />

www.beumer-lutum.de<br />

facebook.com/beumer.lutum<br />

BEUMER & LUTUM<br />

Bio-Handwerksbäckerei & Café,<br />

wochentags Mittagstisch,<br />

schöner Außenbereich<br />

Südstern, Körtestraße 36<br />

10967 Berlin-Kreuzberg<br />

Tel. 030 – 69 17 264<br />

Mo-Fr 7.00-19.00 Uhr<br />

Sa 7.00-17.00 Uhr<br />

So 8.00-17.00 Uhr<br />

www.beumer-lutum.de<br />

facebook.com/beumer.lutum<br />

ELLINGTON HOTEL<br />

Lässige Eleganz mitten in Berlin<br />

Nürnberger Straße 50-55<br />

10789 Berlin-Schöneberg<br />

Tel. 030 – 68 315 - 0<br />

www.ellington-hotel.com<br />

ÖLMÜHLE AN DER HAVEL<br />

Regionale Bio-Öle, eigene<br />

Tee- und Gewürzmischungen,<br />

Naturkosmetik<br />

Bergmannstraße 104<br />

10961 Berlin-Kreuzberg<br />

Tel. 030 – 50 56 71 15<br />

Mo-Sa 10.15-19.00 Uhr<br />

www.oelgenuss.de<br />

auch in Potsdam,<br />

Friedrich-Ebert-Straße 28<br />

BEUMER & LUTUM<br />

Bio-Handwerksbäckerei, Konditorei & Café,<br />

wochentags Mittagstisch<br />

Cuvrystraße 22<br />

10997 Berlin-Kreuzberg<br />

Tel. 030 – 61 23 119<br />

Mo-Fr 7.00-18.30 Uhr<br />

Sa 7.00-13.30 Uhr<br />

So 8.00-13.30 Uhr<br />

www.beumer-lutum.de<br />

facebook.com/beumer.lutum<br />

114 GARÇON


Guide <strong>GARCON</strong><br />

25 TEICHE<br />

Forelle, Stör, Saibling, Lachsforelle<br />

frisch und geräuchert<br />

Markthalle Neun<br />

Eisenbahnstraße 42/43<br />

10997 Berlin-Kreuzberg<br />

Fr-Sa 10.00-18.00 Uhr<br />

www.facebook.com/25Teiche<br />

MY DRAMS<br />

Entdecken Sie neue und außergewöhnliche<br />

Whisk(e)ys mit uns.<br />

Wochenmarkt Kollwitzplatz<br />

10435 Berlin-Prenzlauer Berg<br />

Sa 10.00-16.30 Uhr<br />

oder online unter<br />

www.mydrams.de<br />

Tel. 0176 – 83 00 25 62<br />

hello@mydrams.com<br />

STRANDHOTEL<br />

FISCHLAND<br />

Hotel im privaten Küstenwald<br />

mit SPA, Yoga und<br />

Sternerestaurant OSTSEELOUNGE<br />

Angebote für Kids & Teens<br />

Ernst-Moritz-Arndt-Straße 6<br />

18347 Ostseebad Dierhagen Strand<br />

Tel. 03 82 26 – 520<br />

www.strandhotel-fischland.de<br />

JUNGBLUTH<br />

Frische, regionale, kreative Küche<br />

überzeugend in Geschmack und Preis<br />

Lepsius Straße 63<br />

12163 Berlin-Steglitz<br />

Tel. 030 – 79 78 96 05<br />

Di-So 12.00-0.00 Uhr<br />

www.jungbluth-restaurant.de<br />

FORELLENHOF<br />

ROTTSTOCK<br />

Fisch... kaufen, angeln,<br />

räuchern, essen!<br />

Hofladen und Bistro<br />

Dorfstraße 26 A<br />

14793 Gräben OT Rottstock<br />

Tel. 03 38 47 – 402 41<br />

Di-So 10.00-18.00 Uhr<br />

www.forellenhof-rottstock.de<br />

GÄRTNEREI SCHNELLES<br />

GRÜNZEUG<br />

Fermentierte Gemüseraritäten, roh,<br />

probiotisch, köstlich, Anbau und<br />

Verarbeitung aus einer Hand!<br />

Dorow 9<br />

18<strong>51</strong>3 Grammendorf<br />

Tel. 03 83 34 – 28 30 60<br />

www.schnelles-gruenzeug.de<br />

erhältlich unter<br />

shop.schnelles-gruenzeug.de<br />

KNUSPERMÜSLIMANUFAKTUR<br />

GOLDKÖRNER<br />

Gesund aber mit Genuss, frisch<br />

geröstetes Bio Granola mit<br />

Chia-Samen und Kokosöl in außergewöhnlichen<br />

Geschmacksrichtungen<br />

Finckensteinallee 1<br />

12205 Berlin-Lichterfelde<br />

Mo, Di, Fr 10.00-18.00 Uhr<br />

Do 12.00-18.00 Uhr<br />

Sa 10.00-14.00 Uhr<br />

info@goldkoerner-berlin.de<br />

www.goldkoerner-berlin.de<br />

STRANDHOTEL<br />

DÜNENMEER<br />

Der Wohlfühlort für Erwachsene,<br />

bestes SPA in Meckl.-Vorpommern,<br />

Yoga, indiv. Ferienhäuser<br />

Birkenallee 20<br />

18347 Ostseebad Dierhagen OT Neuhaus<br />

Tel. 03 82 26 – 501 0<br />

www.duenenmeer.com<br />

Mehr Informationen auf<br />

guide.garcon24.de<br />

GARÇON 115


<strong>GARCON</strong>-QUIZ<br />

VERLAG UND REDAKTION<br />

Bild Art Media Verlag<br />

Inh. Yvonne Weinlich<br />

Marzahner Promenade 26<br />

12679 Berlin<br />

Fon 0 30 - 28 86 79 70<br />

Fax 0 30 - 28 86 79 69<br />

info@bildart-verlag.de<br />

www.garcon24.de | facebook.de/garcon24<br />

Die Namensgebung des Restaurants Am<br />

Stein platz im gleichnamigen Hotel am<br />

gleichnamigen Platz (www.hotelsteinplatz.com)<br />

spricht nicht gerade von besonderem<br />

Einfallsreichtum. Diesen Part<br />

übernimmt die Küche von Nicolas Hahn,<br />

der im vorigen Jahr mit dem Titel Berliner<br />

Aufsteiger geehrt sowie vom Gault&Millau<br />

mit zwei Hauben und 16 Punkten dekoriert<br />

wurde und damit unter den Top Twenty in<br />

der Hauptstadt rangiert.<br />

In den 1960ern, während der ersten Blütezeit<br />

des Restaurants, war es genau andersherum:<br />

Es gab Eiersalat, Käsebrot und<br />

Schneckenpfanne, größere kulinarische Am -<br />

bitionen waren nicht in Sicht – dafür allerdings<br />

war der Name knackig.<br />

Wir wollen heute wissen, wie das stadtbekannte<br />

Vorgängerlokal des Restaurants<br />

Am Steinplatz hieß?<br />

A Fette Henne<br />

B Volle Pulle<br />

C i-Punkt<br />

Ihre Antwort bitte an:<br />

Bildart Media Verlag<br />

Redaktion GARÇON<br />

Marzahner Promenade 26<br />

12679 Berlin<br />

E-Mail: info@bildart-verlag.de<br />

Die Gewinne, drei wertvolle Kochbücher, werden<br />

unter den Teilnehmern verlost, die die Frage richtig<br />

beantwortet haben.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Einsendeschluss: 20. Mai 2019.<br />

Die Gewinne werden per Post zugesandt.<br />

HERAUSGEBER<br />

Yvonne Weinlich (V.i.S.d.P.)<br />

REDAKTION<br />

Petra Leonhardt (Leitung)<br />

Hans-Jürgen Bergs, Heiko Gralki, Corinna<br />

Hägele, Marc Steyer, Wolf-Dietrich Strobel<br />

Mandy Ortland (Praktikantin).<br />

AUTOREN UND KOLUMNISTEN<br />

Uwe Ahrens, Anaïs Causse, Hans Diener,<br />

Stephan Falke, Dieter Fuhrmann, Marcus<br />

Fuhrmann, Swen Kernemann-Mohr, Shoko<br />

Kono, Johannes Mohr, Jörg Teuscher, Thorsten<br />

Tonski, Ruben Voisard, Marion Wiese.<br />

GRAFIK, ILLUSTRATIONEN UND LAYOUT<br />

Alexandra Kreft<br />

www.alexandrakreft.jimdo.com<br />

TITELBILD<br />

Marie Geißler<br />

www.mariegeissler.de<br />

FOTOS<br />

Kornelia Tonitz (1/S.21), eat! berlin/Pia Negri<br />

(1/S.23 oben), Ellington Hotel/Ricarda Spiegel (2/S.<br />

24 oben li. und Mitte), BMWi/Bildkraftwerk (1/S.38),<br />

Nino Halm (1/S.42 Mitte), The Ritz-Carlton Berlin/<br />

5 (Ricarda Spiegel 1/S.44 oben re., Aimee Shirley<br />

1/S.44 oben li., Jule Frommelt 3/S.44 Mitte, S.45<br />

oben re. u. Mitte), Roland Persson (3/S.46 und S.47<br />

unten), Stephan Falke (2/S.48 oben u. unten li.),<br />

Shoko Kono (2/S.48 oben u. unten re.), AnaÏs<br />

Causse (3/S.61), TMM/Oliver Wia (1/S.74), Gräfe<br />

und Unzer/Petra Ender (1/S.75 oben re.), Gräfe<br />

und Unzer/Thorsten Jochim (2/S.75 oben u. unten<br />

li.), Anne Teuscher (4/S.81), Matthias Warnung<br />

(3/S.83 oben u. unten li., unten re.), Österreich<br />

Wein Marketing (1/S.83 oben re.), Ricarda Spiegel<br />

(1/S.107 oben li.).<br />

FOTOS GUIDE<br />

www.bleiche.de (1/S.115), Popcorn Bakery<br />

Berlin (1/S.115), Hanabira (1/S.115), AS-<br />

GASTRO GmbH/Lars Reßler Fotografie<br />

(1/S.115), Beumer&Lutum/Magali Fuhs-Balster<br />

(5/S.115-116), Maître Philippe/PWB Philipp<br />

Weber-Bertram (1/S.116), Hotel Ellington/<br />

Amin Akhtar (1/S.116), 25 Teiche/BVLH/<br />

Rosendahl (1/S.117), Goldkörner/Patricja<br />

Zienterski (1/S.117), Strandhotel Fischland<br />

(1/S.117), Strandhotel Dünenmeer (1/S.117),<br />

Olaf Schnelle (1/S.117).<br />

ANZEIGEN<br />

Yvonne Weinlich, Heiko Gralki, Henriette Jüngel<br />

anzeigen@bildart-verlag.de<br />

DRUCK<br />

www.erfolgssysteme24.de<br />

BEZUGSHINWEISE<br />

Zu beziehen im Zeitschriftenhandel oder im Abonnement.<br />

Einzelheftbestellung: Jedes Heft kostet<br />

6,00 Euro, zuzüglich 1,45 Euro Versandkosten pro<br />

Sendung. Bezahlung nach Erhalt der Rechnung<br />

oder im Lastschrifteinzugsverfahren. Alle Beiträge<br />

und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Jede Verwertung bedarf der Zustimmung des Verlages.<br />

Aufnahme in Online-Dienste, Internet und<br />

Ver vielfältigung auf Datenträgern nur nach schriftlicher<br />

Bestätigung des Verlages.<br />

116 GARÇON


Mehr zum<br />

Thema Trinkwasser unter<br />

berlinerwasser.de<br />

Unser Wasser spricht für sich.<br />

Ohne uns läuft nix.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!