Nr. 24 (I-2019) - Osnabrücker Wissen
Nr. 24 (I-2019) - Osnabrücker Wissen Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
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KUNST & KULTUR<br />
Was ist im Eimer?<br />
präsentiert: Osnabrück in den 50er und 60er Jahren<br />
Sie glänzten mit Genreperlen wie „Der ganze Kahn ist voller Heimweh“, „Was will der weiße Wal<br />
im Rhein?“ und „Honolulu, Hula Hula“. Sie sangen auf ein- und derselben Melodie über an der<br />
Wand hängende Büstenhalter, Trabireifen und Pferdehalfter und drückten der Flutwelle von Karl-<br />
May-Filmen ihren musikalischen Stempel auf. Doch der Durchbruch gelang ihnen mit einem Titel,<br />
der in seiner augenzwinkernden Monotonie die Neue Deutsche Welle vorwegnahm.<br />
Die beiden Voxtruper Helmut Niekamp<br />
und Wilfried Witte und der gebürtige<br />
Breslauer Lothar Nitschke wurden als<br />
„Medium Terzett“ eine der erfolgreichsten<br />
Schlagerformationen der Nachkriegszeit.<br />
Die drei lernten sich Anfang der 1950er<br />
Jahre in einem Männergesangsverein<br />
kennen und sammelten als „Welfen-Trio“<br />
Bühnenerfahrungen in Stadt und Landkreis.<br />
1958 wurde Niekamp, Witte und<br />
Nitschke der erste Plattenvertrag angeboten<br />
- und dringend ein neuer Name empfohlen.<br />
Nun ging die Karriere steil bergauf.<br />
Das „Medium Terzett“, das in erster Linie<br />
gute Laune vermitteln wollte, absolvierte<br />
Auftritte in ganz Deutschland, schaffte<br />
den Sprung ins noch junge Fernsehen<br />
und lieferte mit Liedern wie „Der Schatz<br />
im Silbersee“ oder „Lebe wohl, Winnetou“<br />
eine Art inoffiziellen Soundtrack zu den<br />
Karl May-Verfilmungen der 60er Jahre.<br />
Der endgültige Durchbruch gelang 1964<br />
mit der Neufassung eines gut 250 Jahre<br />
alten Scherzliedes. „Ein Loch ist im<br />
Eimer“ wurde zum Super-Hit und blieb<br />
über Jahrzehnte das Markenzeichen der<br />
Gruppe. Auch ihren zweiten durchschlagenden<br />
Erfolg verdankte sie einem älteren<br />
Volkslied. 1968 präsentierte das „Medium<br />
Terzett“ den Titel „Drei Chinesen mit dem<br />
Kontrabass“, der viel später Hip-Hop-<br />
Stars wie „Fettes Brot“ und „Fischmob“<br />
inspirieren sollte.<br />
Bilder © Thorsten Stegemann<br />
Auf dem Höhepunkt ihrer Popularität waren<br />
Niekamp, Witte und Nitschke Dauergäste<br />
in legendären Fernseh-Shows wie<br />
„Musik ist Trumpf“, „Der große Preis“<br />
oder „Dalli Dalli“, die seinerzeit astronomische<br />
Einschaltquoten erzielten. Das galt<br />
auch für den kauzigen „Blauen Bock“. Bei<br />
„Äppelwoi“-Wirt Heinz Schenk absolvierten<br />
sie 30 Auftritte - mehr als jeder andere<br />
Unterhaltungskünstler.<br />
Doch die drei Musiker waren auch international<br />
gefragt. Sie gastierten in Russland,<br />
Nord- und Südamerika, Asien,<br />
Afrika und sogar in der Karibik. Das Motto<br />
der Gruppe, das auf vielen Werbeartikeln<br />
Der geburtenstärkste Jahrgang<br />
1964 war der Optimismus der Wirtschaftswunder-Zeit<br />
auch in der Geburtsstatistik<br />
nachzulesen. In der Bundesrepublik und<br />
DDR erblickten 1.357.304 Kinder das Licht<br />
der Welt. Dieser Wert wurde nie wieder erreicht<br />
– derzeit werden in Deutschland pro<br />
Jahr knapp 800.000 Kinder geboren.<br />
14. Februar<br />
In Bonn tritt erstmals der Sachverständigenrat<br />
zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen<br />
Entwicklung zusammen - besser<br />
bekannt als die „fünf Weisen“.<br />
9. März<br />
In Dearborn/Michigan läuft der erste Ford<br />
Mustang vom Band.<br />
bis hin zu Streichholzheftchen verbreitet<br />
wurde, hieß also nicht ganz ohne Grund:<br />
„Wir zünden immer“.<br />
In den 90er Jahren wurde es stiller um das<br />
„Medium Terzett“, dessen Geschichte mit<br />
dem Tod Lothar Nitschkes am 2. Oktober<br />
1999 endete. Am <strong>24</strong>. November 2015<br />
verstarb auch Helmut Niekamp. Der 1935<br />
geborene Wilfried Witte war noch im vergangenen<br />
Jahr im „Forum Zeitgeschichte“<br />
des Kulturgeschichtlichen Museums zu<br />
erleben. | Thorsten Stegemann<br />
Schlagzeilen des Jahres 1964<br />
22. Oktober<br />
Jean-Paul Sartre soll den Literatur-Nobelpreis<br />
erhalten. Doch der streitbare Schriftsteller<br />
und Philosoph lehnt ab – „aus persönlichen<br />
und sachlichen Gründen“.<br />
4. Dezember<br />
Nach einem entsprechenden Beschluss<br />
des Deutschen Bundestages entsteht die<br />
Stiftung Warentest.<br />
11. Dezember<br />
Die Aktion „Das Schweigen von Marcel<br />
Duchamp wird überbewertet“ von Joseph<br />
Beuys läuft live im ZDF. Der Künstler kreiert<br />
dabei u.a. eine seiner berühmten Fettecken.<br />
ORIGINAL MEDIUM TERZETT -<br />
ERINNERUNGSSTÜCKE AUS<br />
DEM NACHLASS<br />
2012 bot die Ehefrau von Henry<br />
Niekamp dem Museum des Heimat-<br />
und Wandervereins Bissendorf<br />
den Nachlass ihres verstorbenen<br />
Mannes an, der im<br />
Rahmen einer Sonderausstellung<br />
bis Ende 2018 im alten Speicher<br />
auf dem Hof Eickhoff in Bissendorf-<br />
Natbergen präsentiert wurde. Die<br />
Exponate bleiben im Besitz des<br />
Museums, eine Neuauflage der<br />
Ausstellung ist also nicht ausgeschlossen.<br />
4. April<br />
Gustav „Bubi“ Scholz wird Europameister<br />
im Halbschwergewicht.<br />
Das „Wohnzimmer“ im <strong>Osnabrücker</strong> acrona LIVING,<br />
46 eingerichtet im original Stil der Wirtschaftswunderzeit.<br />
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