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Rouge & Noir

Die Nullnummer eines Magazins für das Casino Velden. Spannendes und Wissenswertes rund um das berühmte Casino am Kärntner Wörthersee.

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interview<br />

Leo, gibt es Erinnerungen aus der Post-<br />

Titanic Leomania Zeit, an die Du gerne<br />

zurückdenkst?<br />

LD: (sarkastisch) Oh, klar, natürlich, ich habe<br />

jede Menge schöner Erinnerungen aus diesen<br />

Tagen – einfach nur mit meinen Freunden<br />

herumhängen können, einfach locker flirten<br />

können und einfach tun was zum Henker<br />

ich will. (lacht) Das waren sorgenfreie Jahre!<br />

(lacht) Oh, bitte lasst mich diese Zeit noch<br />

einmal erleben!<br />

Welchen Rat hast Du für jemanden wie<br />

Robert Pattinson, der momentan durch<br />

die gleiche Phase geht und die gleichen<br />

Erfahrungen macht?<br />

LD: Ich habe für diese Jungs überhaupt<br />

keinen Rat. Ich würde nicht wollen, dass mir<br />

irgendjemand Ratschläge erteilt und das<br />

scheinen sehr besonnene Jungs zu sein –<br />

ich kenne keinen von ihnen. Ich habe einmal<br />

Zac Effron getroffen, aber Robert Pattinson<br />

noch nie. Abgesehen davon, dass ich dazu<br />

rate immer bei der Arbeit zu bleiben und sein<br />

Ding zu machen, habe ich keinen Rat, denn<br />

diese Jungs wissen längst, dass die ganze<br />

Publicity vergänglich ist. Eines Tages wird es<br />

einen neuen Fokus geben und das Einzige,<br />

das bleiben wird, wird die Arbeit sein, die du<br />

gemacht hast, solange du die Möglichkeit auf<br />

gute Jobs hattest. Aber ich glaube, sie wissen<br />

das.<br />

Ist es für Dich heute einfacher mit<br />

dem Ruhm umzugehen? Vielleicht<br />

auch in dem Zusammenhang, dass<br />

Du Deine Identität trotz der ganzen<br />

Medienpräsenz und öffentlichen Beweihräucherung<br />

besser behaupten kannst?<br />

LD: Man muss sich damit auseinander setzen,<br />

wer man letztendlich wirklich ist. Man wird<br />

sich auch damit auseinander setzen müssen,<br />

wenn man Dämonen in sich trägt – egal ob<br />

man berühmt ist oder nicht. Wir alle haben<br />

Millionen von Geschichten über Menschen<br />

gehört, denen Ruhm, Wohlstand und<br />

großartige Möglichkeiten zuteil geworden sind<br />

und die all das wieder ruiniert haben. Es gibt<br />

kein Handbuch für den Umgang mit Ruhm. Es<br />

gab keinen Selbsthilferatgeber zum Thema<br />

„Wie man mit Ruhm umgeht“. Dieses Buch<br />

wurde nie geschrieben. Das ist etwas, das<br />

man selbst erfahren muss. Man macht Fehler<br />

und man lernt daraus. Das ist ein Prozess.<br />

Du hast deine Karriere in Hollywood in<br />

einem recht jungen Alter begonnen. Hast<br />

Du viel aus der Jugendzeit gelernt, in<br />

der Du Lehrgeld bezahlt und um Rollen<br />

gekämpft hast?<br />

LD: Ich wurde ein ganzes Jahr lang<br />

systematisch abgelehnt, als ich 14 war. Ich<br />

ging zu hunderten von Vorsprechen und<br />

bekam keine einzige Rolle. Das hilft dabei,<br />

all das nicht zu ernst zu nehmen. Ein Teil von<br />

dir sagt: „Weißt du was? Nicht alles hängt von<br />

diesem einen Job ab.“ Das beruhigt dann<br />

letztendlich ein wenig und befreit dich auch<br />

als Schauspieler.<br />

War Dein Talent für die Schauspielerei<br />

schon in der Schule erkennbar?<br />

LD: Ich war immer der Kleinste und<br />

Schmächtigste. Insofern war es für mich<br />

immer schwer mich zu integrieren. Daher<br />

liebte ich es Charaktere und Imitationen eines<br />

sehr merkwürdigen Freundes meiner Eltern zu<br />

kreieren. Ich liebte die Aufmerksamkeit. In der<br />

Schule war ich etwa 30 Zentimeter kleiner als<br />

alle anderen. Ich bin immer umher gesprungen<br />

und habe die anderen zum Lachen gebracht<br />

– ein kleiner Klugscheißer mit einer großen<br />

Klappe. Die Schule war wie eine wilde<br />

Safari, auf der ich mir einen Namen machen<br />

wollte, doch es hat nie wirklich geklappt.<br />

Sie haben mich nur als den Klassenclown<br />

wahrgenommen und nichts weiter. Ich habe<br />

nie dazugehört.<br />

Haben Dich Deine Eltern zur Schauspielerei<br />

geleitet?<br />

LD: Meine Eltern haben mir geholfen, aber<br />

sie haben mich nie in eine spezielle Richtung<br />

gedrängt. Schauspieler zu werden war mein<br />

Traum, mein Ziel. Aber ich habe nie gedacht,<br />

dass ich es wirklich schaffen würde. Aber ich<br />

habe nie aufgegeben und als ich ein paar gute<br />

Rollen bekommen hatte wusste ich, dass dies<br />

mein Leben sein würde. Ich glaube, dass es<br />

bei der Schauspielerei tief in meinem Inneren<br />

immer um die Liebe und Aufmerksamkeit<br />

ging… Liebe ist das, was Menschen zu<br />

finden suchen. Darum bin ich Schauspieler<br />

geworden.<br />

Warst Du in der Schule ein Frauenschwarm?<br />

LD: (lacht) Nein. Ich war da ein Spätzünder.<br />

Mein ertes Date hatte ich mit einem Mädchen<br />

namens Cessi. Wir hatten den ganzen Sommer<br />

über eine wunderbare Beziehung über das<br />

Telefon und als wir uns dann trafen konnte ich<br />

ihr nicht in die Augen sehen.<br />

Was gibt Dir die Schauspielerei heute?<br />

LD: Die Schauspielerei ist die einzige Sache,<br />

an der ich festgehalten habe, die einzige<br />

Sache, die zeigt wer ich bin. Alles andere im<br />

Leben scheint sich zu ändern. Alles andere<br />

durchläuft eine Metamorphose in einen<br />

anderen Zustand, aber die Schauspielerei,<br />

das Dasein als Künstler ist das Einzige, das<br />

ich kenne seit ich ein Kind war. Es hat in den<br />

verschiedensten Arten Besitz von mir ergriffen.<br />

Es ist wie etwas, dem ich nicht entkommen<br />

kann.<br />

Wie siehst Du Dein Leben generell?<br />

LD: Etwas, das ich definitiv fühle ist, dass<br />

ich aus meinem Leben mehr machen will<br />

als nur meine Karriere. Letztends habe ich<br />

festgestellt, wie wenig von meinem Leben<br />

normal abgelaufen ist, wie viel Zeit ich an<br />

abgelegenen Drehorten verbracht habe.<br />

Familie ist etwas, an das ich immer mehr<br />

denke, speziell seit meine Oma nicht mehr<br />

lebt. Man wird sich der Unbeständigkeit der<br />

Dinge bewusst, wie wichtig es ist, ein Teil einer<br />

Familie zu sein und neben der Arbeit noch<br />

etwas anderes zu haben.<br />

Wenn Du auf den außergewöhnlichen<br />

Erfolg als junger Mann zurückblickst: was<br />

schätzt Du in einem privaten Leben?<br />

LD: Ich bin unheimlich dankbar für die Karriere,<br />

die ich haben darf, aber letztendlich muss ich<br />

sagen, dass einige meiner schönsten Tage in<br />

Zeiten waren, in denen ich nichts hatte. Ich<br />

erinnere mich an die Unschuld der Jugend.<br />

Welche sind die besten Erinnerungen an<br />

das Aufwachsen mit deinen Eltern?<br />

LD: Mein Vater (George DiCaprio, 65, ließ sich<br />

von Leonardos Mutter scheiden als Leonardo<br />

7 Monate alt war, Anm. d. Red.) ist noch immer<br />

ein eingefleischter linker Hippie und wird das<br />

auch bis zu seinem Lebensende bleiben. Mein<br />

Vater hat mich mit Künstlern bekannt gemacht<br />

und alle paar Monate sind wir in Unterwäsche<br />

zu einer Hippie-Parade gegangen, mit<br />

Stöcken in der Hand und über und über mit<br />

Dreck bedeckt. Meine Mutter tat ihr Bestes<br />

mich in die besten Schulen zu bekommen, die<br />

sie finden konnte. Sie ist am Tag drei oder fünf<br />

Stunden lang gefahren, nur damit ich nicht in<br />

eine der sehr gewalttätigen Schulen in Los<br />

Angeles gehen musste.<br />

Fühlst Du Dich als ob Dein Leben durch die<br />

öffentliche Aufmerksamkeit seit „Titanic“<br />

verzerrt worden ist?<br />

LD: Zunächst hatte ich es gehasst, wie mich<br />

Leute in dieses Schönling-Image gedrängt<br />

haben, das war alles was von mir erwartet<br />

wurde. Dies hätte mich für eine Weile fast dazu<br />

gebracht, die Schauspielerei an den Nagel zu<br />

hängen: die Aufmerksamkeit ruhte auf mir und<br />

nicht darauf, wohin ich mit meiner Karriere wollte.<br />

Ich wollte keine Romanzen oder Ähnliches<br />

drehen, was lediglich mein Image oder mein<br />

Aussehen ausgenutzt hätte. Ich musste auch<br />

vorsichtiger sein, mit wem ich mich abgab.<br />

Ich lebte eine Weile ein ziemlich großes Leben<br />

und irgendwann wurde das langweilig und<br />

ich wollte die ganzen Partys aus meinem<br />

Leben streichen. Ich lebe heute ein sehr<br />

viel ruhigeres Leben. Ich war schon sehr,<br />

sehr lange nicht mehr in den Nachtclubs.<br />

Um ehrlich zu sein: ich finde Nachtclubs<br />

langweilig.<br />

„Es gibt kein Handbuch für den Umgang mit Ruhm“<br />

42 <strong>Rouge</strong> & <strong>Noir</strong>

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