Programmheft - Gürzenich Orchester
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Béla Bartók<br />
Material basieren. Selbst die zwölftönige Struktur des Seitenthemas<br />
aus dem ersten Satz findet sich in einer Episode des dritten<br />
(allerdings stark abgewandelt) wieder. Der Mittelsatz steht für sich,<br />
er ist thematisch von den beiden anderen unabhängig und setzt<br />
das Variationsprinzip auf eine andere Art um, in Form einer Folge<br />
von sechs Variationen über ein eigenes Thema. Da die beiden letzten<br />
Variationen ein lebhafteres Tempo anschlagen, verschiebt sich<br />
der Charakter des Satzes hier ein wenig in Richtung Scherzo. Zur<br />
Abrundung kehrt das Thema am Schluss in seiner ursprünglichen<br />
Gestalt, aber anders harmonisiert wieder. Seine reiche, schwelgerische<br />
Melodik könnte beinahe – aber nur beinahe – als Versuch<br />
durchgehen, den Tonfall einer vergangenen, romantischeren Zeit zu<br />
beschwören. Aber die Freude an der Melodie ist in diesem Konzert<br />
keine vorübergehende Angelegenheit, denn schon der Anfang des<br />
ersten Satzes mit der weit geschwungenen Kantilene des Soloinstruments<br />
über den ruhigen Akkorden der Harfe macht deutlich,<br />
dass Bartók in diesem Konzert andere Prioritäten setzt als in seiner<br />
früheren <strong>Orchester</strong>musik. Von hier aus war der Weg nicht mehr<br />
weit zum »Konzert für <strong>Orchester</strong>« (1943) und zum 3. Klavierkonzert<br />
(1945) und ihrer konzilianten, die Extreme meidenden Tonsprache,<br />
die so charakteristisch für Bartóks Spätstil ist.<br />
Das 2. Violinkonzert wurde von Zoltán Székely mit dem Concertgebouw<br />
<strong>Orchester</strong> unter Willem Mengelberg am 23. März 1939 in<br />
Amsterdam uraufgeführt. Bartók war nicht zugegen, er hörte das<br />
Konzert das erste und wohl auch einzige Mal am 14. November<br />
1943 in der Carnegie Hall in New York.<br />
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