Programmheft - Gürzenich Orchester
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sinfoniekonzert<br />
First Global Partner<br />
02<br />
Charles Ives<br />
Béla Bartók<br />
Joseph Haydn<br />
Thomas Zehetmair Violine<br />
Markus Stenz Dirigent
sinfoniekonzert<br />
06. Nov 11, 11 Uhr, 07./08. Nov 11, 20 Uhr<br />
Kölner Philharmonie<br />
Charles Ives (1874 – 1954)<br />
»Three Places in New England« (»Drei Orte in Neuengland«)<br />
Orchestral Set Nr. 1 (1912 – 21) 20’<br />
1. The »St. Gaudens« in Boston Common<br />
(Col. Robert Gould Shaw and his Colored Regiment)<br />
2. Putnam’s Camp, Redding, Connecticut<br />
3. The Housatonic at Stockbridge<br />
Béla Bartók (1881 – 1945)<br />
Konzert für Violine und <strong>Orchester</strong> Nr. 2 Sz 112 (1938) 37’<br />
I. Allegro non troppo,<br />
II. Andante tranquillo<br />
III. Allegro molto<br />
– Pause –<br />
Joseph Haydn (1732 – 1809)<br />
Sinfonie C-Dur Hob. I:90 (1788) 26’<br />
1. Adagio – Allegro Assai<br />
2. Andante<br />
3. Menuett<br />
4. Finale: Vivace<br />
3. Akt<br />
Thomas Zehetmair Violine<br />
Markus Stenz Dirigent<br />
<strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> Köln<br />
So: 10 Uhr und Mo + Di: 19 Uhr<br />
Konzerteinführung mit Johannes Wunderlich<br />
02<br />
»Die schnellste CD der Welt« auch dieses Mal erhältlich im Foyer (siehe S. 16)
4<br />
Ein amerikanischer Pionier<br />
Charles Ives »Three places in New England«<br />
Orchestral Set Nr. 1<br />
Andreas Friesenhagen<br />
Ein Pionier der Avantgarde, der »Vater der amerikanischen Musik«,<br />
oder doch nur ein Versicherungsunternehmer, der nebenher im<br />
Komponieren dilettierte – wer war Charles Ives? Wie auch immer<br />
man ihn etikettieren möchte, er war vor allem eins: ein Musikdenker<br />
von hohen Graden, dessen eigenartiges Schaffen aus der<br />
Musikgeschichte des letzten Jahrhunderts nicht wegzudenken ist.<br />
Leidenschaft und Begabung für die Musik hatte Ives in die Wiege<br />
gelegt bekommen. Von seinem Vater, der in seiner Heimatstadt<br />
Danbury im Neu-England-Staat Connecticut als Musiker tätig war,<br />
erhielt er schon in jungen Jahren Unterricht in Musiktheorie und<br />
Instrumentalspiel. Im Teenager-Alter konzertierte er öffentlich als<br />
Organist, komponierte seine ersten Stücke und übernahm Kantoren-<br />
und Organistendienste in verschiedenen Orten entlang der<br />
amerikanischen Ostküste. Alles sah so aus, als würde Ives die<br />
Laufbahn eines (Kirchen-) Musikers einschlagen, zumal er auch<br />
während seines Studiums an der Universität Yale Musikkurse<br />
belegte und weiter komponierte. Doch dann die Überraschung:<br />
Im Anschluss an sein Studium trat Ives im Sommer 1898 eine<br />
Anstellung in einem New Yorker Versicherungsbüro an und blieb<br />
dieser Profession sein ganzes Berufsleben lang treu. Nach einigen<br />
Jahren machte er sich mit einem Partner in diesem Geschäft<br />
sogar selbständig und betrieb erfolgreich eine Agentur, die sich<br />
auf den Verkauf von Lebensversicherungen spezialisierte.<br />
Die Musik wurde für Ives fortan zur Freizeitbeschäftigung. Bis<br />
1902 war er parallel zu seiner Berufstätigkeit weiterhin als Organist<br />
in einer New Yorker Kirchengemeinde tätig. Dann konzentrierte<br />
er seine musikalischen Aktivitäten aufs Komponieren, das er in<br />
den Abend- und Nachtstunden und an den Wochenenden betrieb.
Charles Ives<br />
So entstand – unter Ausschluss der Öffentlichkeit – bis in die<br />
1920er Jahre hinein ein umfangreiches Oeuvre. Erst nach 1920<br />
ging Ives daran, einzelne Werke zu veröffentlichen und Aufführungen<br />
zu organisieren. Was die amerikanische Musikwelt da zu hören<br />
bekam, musste ihr höchst originell erscheinen, wenn nicht gar<br />
befremdlich. In der Zurückgezogenheit seines Studierzimmers,<br />
unbehelligt von Nörglern und Schönrednern, hatte Ives ein Werk<br />
geschaffen, das alle Züge des Experimentellen trägt und in seinem<br />
Form- und Tonalitätsverständnis weit ins 20. Jahrhundert,<br />
in die Moderne, hineinragt.<br />
Ein charakteristisches Merkmal von Ives’ Stil ist die Verwendung<br />
von melodischen Zitaten, bevorzugt aus Kirchen- und volkstümlichen<br />
Liedern. Der erste Satz der »Three Places in New England«,<br />
»The St. Gaudens in Boston Common«, entstanden zwischen<br />
1913 und 1923, ist voll von ihnen. Patriotische Lieder aus dem<br />
Umfeld des amerikanischen Bürgerkriegs und Lieder der Plantagenarbeiter<br />
in den Südstaaten stehen im Mittelpunkt – kein Wunder,<br />
denn Ives porträtiert in diesem Stück ein Bürgerkriegsdenkmal<br />
in Boston, das zur Erinnerung an das erste ausschließlich<br />
aus schwarzen Amerikanern gebildete Regiment der Nordstaatenarmee<br />
errichtet worden war.<br />
Mit dem zweiten Satz, »Putnam’s Camp« (ca. 1914–1920), gibt<br />
Ives die Tagträume eines Kindes wieder, das sich an einem 4. Juli,<br />
5
6<br />
dem amerikanischen Unabhängigkeitstag, in einem Park befindet,<br />
an jener Stelle, wo im Unabhängigkeitskrieg der amerikanische<br />
General Israel Putnam sein Winterquartier aufgeschlagen hatte.<br />
Das Kind träumt von den Helden des Krieges, die General Putnam<br />
zujubeln und unter den Klängen der Militärmusik ihr Lager verlassen.<br />
Ives hatte hier einmal zwei Kapellen erlebt, die zur selben<br />
Zeit von zwei Seiten aus in den Park marschierten und dabei unterschiedliche<br />
Stücke spielten, ein Bild, das in der Überlagerung<br />
der musikalischen Ereignisse in diesem Satz eingefangen ist.<br />
Natürlich zitiert Ives zahlreiche bekannte Melodien, darunter den<br />
»Yankee Doodle« und »The Battle Cry of Freedom«. In diesen Satz<br />
gingen aber auch zwei eigene Kompositionen ein, die bereits<br />
1903 als Bühnenmusik entstanden (aber nicht aufgeführt worden)<br />
waren: der »Country Band March« und »Overture and March: 1776«.<br />
»The Housatonic at Stockbridge« wurde angeregt von einem<br />
Sonntagsspaziergang, den Ives und seine Frau im Jahr 1908<br />
entlang des Flusses Housatonic unternahmen. Dabei hörten sie<br />
entferntes Singen, das aus einer Kirche am anderen Flussufer<br />
kam, wie Ives sich erinnerte. Dieser Eindruck lebt in der Paraphrasierung<br />
eines Kirchenlieds wieder auf, dem einzigen melodischen<br />
Zitat, das dieses Stück durchzieht. Der Satz wurde 1908, kurz<br />
nach dem geschilderten Ereignis, begonnen, aber erst etwa<br />
1921 endgültig fertiggestellt. Um diese Zeit hatte Ives längst<br />
beschlossen, die drei Sätze zu einem »Orchestral Set« zusammenzuschließen.<br />
Im Januar 1931 kam es zur Uraufführung des gesamten<br />
»Set« durch Nicolas Slonimsky und das aus 24 Musikern<br />
bestehende Boston Chamber Orchestra, für die Ives das ursprünglich<br />
für großes <strong>Orchester</strong> konzipierte Werk neu instrumentieren<br />
musste. In dieser veränderten Instrumentierung wurden die<br />
»Three Places« lange Zeit aufgeführt, bis in den 1970er Jahren<br />
die originale Fassung für großes <strong>Orchester</strong> rekonstruiert werden<br />
konnte.
»Man müßte weggehen von hier …«<br />
Béla Bartóks 2. Konzert für Violine<br />
und <strong>Orchester</strong><br />
Béla Bartók selbst hätte wohl kaum behauptet, vor seinem zweiten<br />
Violinkonzert je ein anderes geschrieben zu haben. Natürlich<br />
gibt es eine solche Nr. 1, doch kam sie kurz nach der Fertigstellung<br />
gewissermaßen der Welt abhanden, ein Umstand, über den<br />
Bartók alles andere als unglücklich war. Sein erstes Violinkonzert<br />
hatte er 1907 für Stefi Geyer komponiert, eine junge Geigerin,<br />
deren musikalisches Talent ihn faszinierte, deren persönlicher<br />
Charme aber auch tiefere Gefühle in ihm weckte. Anfang 1908,<br />
kaum dass Bartók die Instrumentierung des Konzerts abgeschlossen<br />
hatte, kündigte Stefi die Freundschaft mit ihm überraschend<br />
auf – was sie nicht hinderte, ihn um das Manuskript des Werks<br />
bitten. Bartók kam ihrem Wunsch nach, doch aufgeführt hat die<br />
Geigerin das ihr zugedachte Konzert nie. Sie hielt es vielmehr<br />
unter Verschluss, so dass seine Existenz bis zur Uraufführung<br />
1958, zwei Jahre nach ihrem Tod, im Dunkel blieb. Einen der<br />
Sätze hatte Bartók allerdings bereits kurz nach der Trennung in<br />
einem anderen Werk wiederverwendet, in den »Zwei Porträts für<br />
<strong>Orchester</strong>« op. 5, die eine Art Resumée der Beziehung zu Stefi<br />
darstellen. Damit hatte er das Violinkonzert ad acta gelegt.<br />
Erst dreißig Jahre später kam er auf das Genre zurück. Verantwortlich<br />
dafür war der Auftrag des Geigers Zoltán Székely, mit dem<br />
Bartók nach dem Ersten Weltkrieg Konzerte gegeben und dem er<br />
bereits seine 2. Rhapsodie für Violine und Klavier (1928) gewidmet<br />
hatte. Bartóks neues, zweites Violinkonzert steht an der Schwelle<br />
zu seiner letzten Schaffensphase – seinem Spätstil, wenn man so<br />
will. Es entstand zwischen August 1937 und Dezember 1938, in<br />
einer Zeit, in der sich auch in seinem Leben entscheidende Veränderungen<br />
ankündigten. Als aufmerksamer Beobachter des politischen<br />
7
8<br />
Béla Bartók und Zoltán Székely<br />
Zeitgeschehens verfolgte Bartók die in jenen Jahren scheinbar<br />
unaufhaltsam fortschreitende Ausbreitung des National sozialis mus<br />
mit großer Sorge. Im März 1938 erfolgte der »Anschluss« Österreichs<br />
ans Deutsche Reich, in Ungarn gab es eine rechtsgerichtete,<br />
mit Hitler sympathisierende Regierung. Grund genug für Bartók,<br />
der seit der »Machtergreifung« der Nationalsozialisten im Jahr<br />
1933 aus Protest nicht mehr in Deutschland aufgetreten war,<br />
ernsthaft die Auswanderung aus Ungarn in Erwägung zu ziehen.<br />
Der Frau von Zoltán Székely schrieb er in jener Zeit: »Man müßte<br />
weggehen von hier, weit weg aus der Nachbarschaft dieses<br />
ver pesteten Landes, aber wohin: nach Grönland, Kapland, dem<br />
Feuerland, den Fidschi-Inseln oder weiß der liebe Herrgott wohin!«<br />
Schließlich entschied Bartók sich für die Vereinigten Staaten, wo<br />
er von Herbst 1940 an lebte und schon fünf Jahre darauf starb.<br />
Székely, der Auftraggeber des Violinkonzerts, verband mit dem<br />
neuen Werk ganz bestimmte Vorstellungen, die denen des Komponisten<br />
allerdings zuwiderliefen. Hatte Bartók zunächst geplant,<br />
einen Variationszyklus für Violine und <strong>Orchester</strong> zu komponieren,<br />
so bestand der Geiger auf einem in der Tradition der Konzertliteratur<br />
des 19. Jahrhunderts stehenden dreisätzigen Werk. Bartók<br />
ging darauf ein, ohne seine eigenen Vorstellungen ganz aufzugeben.<br />
Zwar hat das Konzert die verlangten drei Sätze, die nach dem<br />
klassischen Schema Sonatensatz (schnell), langsamer Satz, Rondo<br />
(schnell) organisiert sind, doch liegt der gesamten Anlage die Idee<br />
der Variation zu Grunde. So ist der dritte Satz nichts anderes als<br />
eine Variante des ersten, da beide auf demselben thematischen
Béla Bartók<br />
Material basieren. Selbst die zwölftönige Struktur des Seitenthemas<br />
aus dem ersten Satz findet sich in einer Episode des dritten<br />
(allerdings stark abgewandelt) wieder. Der Mittelsatz steht für sich,<br />
er ist thematisch von den beiden anderen unabhängig und setzt<br />
das Variationsprinzip auf eine andere Art um, in Form einer Folge<br />
von sechs Variationen über ein eigenes Thema. Da die beiden letzten<br />
Variationen ein lebhafteres Tempo anschlagen, verschiebt sich<br />
der Charakter des Satzes hier ein wenig in Richtung Scherzo. Zur<br />
Abrundung kehrt das Thema am Schluss in seiner ursprünglichen<br />
Gestalt, aber anders harmonisiert wieder. Seine reiche, schwelgerische<br />
Melodik könnte beinahe – aber nur beinahe – als Versuch<br />
durchgehen, den Tonfall einer vergangenen, romantischeren Zeit zu<br />
beschwören. Aber die Freude an der Melodie ist in diesem Konzert<br />
keine vorübergehende Angelegenheit, denn schon der Anfang des<br />
ersten Satzes mit der weit geschwungenen Kantilene des Soloinstruments<br />
über den ruhigen Akkorden der Harfe macht deutlich,<br />
dass Bartók in diesem Konzert andere Prioritäten setzt als in seiner<br />
früheren <strong>Orchester</strong>musik. Von hier aus war der Weg nicht mehr<br />
weit zum »Konzert für <strong>Orchester</strong>« (1943) und zum 3. Klavierkonzert<br />
(1945) und ihrer konzilianten, die Extreme meidenden Tonsprache,<br />
die so charakteristisch für Bartóks Spätstil ist.<br />
Das 2. Violinkonzert wurde von Zoltán Székely mit dem Concertgebouw<br />
<strong>Orchester</strong> unter Willem Mengelberg am 23. März 1939 in<br />
Amsterdam uraufgeführt. Bartók war nicht zugegen, er hörte das<br />
Konzert das erste und wohl auch einzige Mal am 14. November<br />
1943 in der Carnegie Hall in New York.<br />
9
10<br />
Im Zenit angekommen<br />
Joseph Haydns Sinfonie C-Dur Hob. I:90<br />
Im Januar 1788 schrieb Fürst Kraft Ernst von Oettingen-Wallerstein<br />
seinem Agenten in Wien, er möge ihm Kompositionen Haydns<br />
besorgen. »Und da bekanntlich Jos. Hayden der größte Synfonist<br />
ist und ich für seine Musick ganz eingenommen bin«, so der Fürst,<br />
»wünschte ich 3 neue Synfonien von ihm zu erhalten, die aber<br />
außer mir Niemand besitzen solle.« Der hochgebildete und kunstsinnige<br />
Kraft Ernst unterhielt an seinem im Schwäbischen gelegenen<br />
Hof eines der besten <strong>Orchester</strong> der damaligen Zeit. Seine<br />
besondere Schwäche für die Musik Haydns ist noch heute an der<br />
großen Zahl von dessen Werken in den Beständen der fürstlichen<br />
Musiksammlung (jetzt in der Universitätsbibliothek Augsburg)<br />
ablesbar. Haydn antwortete auf die Anfrage des Agenten, dass er<br />
wegen der Arbeit an anderen Werken zur Zeit nicht dazu komme,<br />
das Gewünschte zu komponieren. Erst im Oktober 1789 lieferte<br />
er drei Sinfonien ab, nämlich die Sinfonien in C-Dur, Es-Dur und<br />
G-Dur Hob. I:90–92.<br />
Was Haydn dem Fürsten nach der langen Verzögerung zukommen<br />
ließ, waren Abschriften der <strong>Orchester</strong>stimmen, nicht jedoch –<br />
wie in einem solchen Fall üblich – die Partitur-Autographe. Kraft<br />
Ernst beschwerte sich, und Haydn führte daraufhin eine merkwürdige<br />
Entschuldigung an, die seinen Auftraggeber aber offenbar zufriedenstellte:<br />
Da er wegen Augenschmerzen keine sauberen Partituren<br />
habe schreiben können, habe er die Noten für den Fürsten kopieren<br />
lassen müssen. Das entsprach jedoch nicht der Wahrheit.<br />
Die – im übrigen gut lesbaren – Partituren erhielt Kraft Ernst<br />
schlichtweg deshalb nicht, weil Haydn sie nicht mehr besaß. Er<br />
hatte die Autographe bereits dem Mitbegründer und Schirmherrn<br />
des Pariser »Concert de la Loge Olympique«, Claude-François-
Joseph Haydn, Ölgemälde von Christian Ludwig Seehas, 1785<br />
Marie Rigoley Comte d’Ogny geschickt, der ihn in der Zwischenzeit<br />
ebenfalls um neue Sinfonien gebeten hatte. Zwei der Autographe<br />
tragen sogar Haydns Widmung »Pour Monsieur [bzw. Monsaigneur]<br />
le Comte d’Ogny«. Angesichts des großen Erfolgs, den seine<br />
Sinfonien in Paris hatten, dürfte Haydn dieser Auftrag wesentlich<br />
interessanter erschienen sein als der des schwäbischen Fürsten.<br />
Und so sind diese drei Sinfonien eigentlich eher als direkte Nachfolger<br />
der berühmten, für dieselbe Konzertgesellschaft entstandenen<br />
»Pariser« Sinfonien zu verstehen denn als »schwäbische« oder<br />
»Wallerstein«-Sinfonien. Da sie aber nun einmal vorlagen, konnte<br />
Haydn mit ihnen auch die Bestellung aus Oettingen-Wallerstein<br />
endlich erledigen. Er durfte relativ sicher sein, dass der Fürst bis<br />
zum Erscheinen der ersten Druckausgaben nicht erfahren würde,<br />
dass »seine« Sinfonien bereits in Paris gespielt wurden. Als Kraft<br />
Ernst später den Fauxpas Haydns entdeckte, behandelte er den<br />
zu einer europäischen Berühmtheit gewordenen Komponisten dennoch<br />
mit Nachsicht und bestellte sogar weitere Sinfonien bei ihm.<br />
Die Sinfonie 90 gehört mit ihren beiden Schwesterwerken zu den<br />
letzten, die Haydn vor seinen triumphalen England-Reisen der Jahre<br />
1791/92 und 1794/95 komponierte. Fast will es scheinen, als<br />
habe er mit dieser Dreiergruppe sein bisheriges sinfonisches<br />
Schaffen zusammenfassen wollen. Doch schon im ersten Satz der<br />
mit Trompeten und Pauken festlich instrumentierten Sinfonie 90<br />
probiert Haydn wieder etwas neues aus: Er verbindet die langsa-<br />
11
12<br />
me Einleitung mit dem nachfolgenden Allegro assai, indem er ein<br />
in jenem Abschnitt zunächst unscheinbar auftretendes Gebilde<br />
aus wiederholten Noten und anschließender Kadenzformel zum<br />
Hauptthema des Allegros macht. Dem zweiten Satz (Andante) gibt<br />
Haydn die von ihm auch in seiner Kammermusik gerne verwendete<br />
Form der Doppelvariation, bei der abwechselnd ein Thema in<br />
Dur und eins in Moll verarbeitet werden. Hier die behagliche Bukolik<br />
der von Fagott und Violinen vorgetragenen Dur-Melodie, dort<br />
energische Gesten in f-Moll, die auch in der Variation nichts von<br />
ihrer Eindringlichkeit verlieren. Nach einem Menuett voll höfischer<br />
Eleganz dann das Finale. Es ist einer jener monothematischen<br />
Sonatensätze Haydns, in denen das Hauptthema in beinahe jedem<br />
Takt gegenwärtig ist. Der Komponist wartet hier aber auch<br />
mit einem kleinen Scherz auf: Mitten in der Reprise scheint der<br />
Satz mit einer wirkungsvollen Schlussgeste in der Grundtonart<br />
bereits zu enden. Die Zuhörer setzen zum Applaus an – doch<br />
dann geht es pianissimo nach einer Generalpause mit dem einen<br />
Halbton nach oben versetzten Hauptthema munter weiter.
Thomas Zehetmair genießt als Geiger, Dirigent und Kammermusiker<br />
weltweit großes Ansehen. Er hat den größten Teil des Repertoires<br />
für Violine auf CD eingespielt, so gehören zu seinen neuesten<br />
Aufnahmen B. A. Zimmermanns Violinkonzert mit dem WDR<br />
Sinfonieorchester unter Heinz Holliger (»Diapason d’Or de<br />
l’Année«), Elgars Violinkonzert mit dem Hallé Orchestra Manchester<br />
unter Mark Elder (Gramophone Award 2010) sowie die 24<br />
Paganini-Capriccen (Bestenliste »Preis der deutschen Schallplattenkritik«,<br />
Midem Classic Award 2010). Als Geiger ist Thomas<br />
Zehetmair in dieser Saison in vielen bekannten europäischen<br />
Musikzentren zu hören. Thomas Zehetmairs Karriere als Dirigent<br />
wird von zwei Positionen bestimmt: der des Chefdirigenten der<br />
Northern Sinfonia in England und des Artistic Partners des St.<br />
Paul Chamber Orchestra, USA. Ergänzend dazu wird er ab der<br />
Spielzeit 2012/13 als Chefdirigent das Ensemble Orchestral de<br />
Paris leiten. Darüber hinaus steht er als Gastdirigent u. a. am Pult<br />
des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, des Konzerthausorchesters<br />
Berlin und des Radio-Symphonieorchesters<br />
Helsinki. Thomas Zehetmair gründete 1994 das Zehetmair Quartett,<br />
das sich seitdem als eines der renommiertesten Streichquartette<br />
etabliert hat. Für seine vielseitige künstlerische Tätigkeit<br />
erhielt er die Ehrenurkunde des Preises der Deutschen Schallplattenkritik<br />
sowie den Karl-Böhm-Interpretationspreis des Landes<br />
Steiermark. Er ist Ehrendoktor der Hochschule für Musik Franz<br />
Liszt in Weimar.<br />
13
Markus Stenz ist <strong>Gürzenich</strong>-Kapellmeister und Generalmusikdirektor<br />
der Stadt Köln sowie Erster Gastdirigent des Hallé<br />
Orchestra Manchester. Er ist zudem designierter Chefdirigent<br />
des Radio Filharmonisch Orkest ab 2012/2013.<br />
Ausgebildet an der Hochschule für Musik in Köln bei Volker<br />
Wangenheim und bei Leonard Bernstein und Seiji Ozawa in Tanglewood,<br />
profilierte er sich früh mit ungewöhnlichen Projekten und<br />
zahlreichen Ur- und Erstaufführungen. 1989 übernahm Markus<br />
Stenz die musikalische Leitung des Cantiere Internazionale<br />
d’Arte in Montepulciano (bis 1995). Von 1994 bis 1998 leitete<br />
er als Chefdirigent die London Sinfonietta, das renommierteste<br />
britische Ensemble für zeitgenössische Musik. Parallel zu seiner<br />
Position als Künstlerischer Leiter und Chefdirigent des Melbourne<br />
Symphony Orchestra von 1998 bis 2004 hat Markus Stenz sein<br />
Repertoire ständig in Richtung Klassik und Romantik erweitert<br />
und sich als Konzert- wie auch als Operndirigent international<br />
etabliert. Er leitete so namhafte Klangkörper wie das Königliche<br />
Concertgebouw-<strong>Orchester</strong> Amsterdam, die Münchner Philharmoniker,<br />
das Gewandhausorchester Leipzig, die Berliner Philharmoniker,<br />
das Tonhalle-<strong>Orchester</strong> Zürich, die Wiener Symphoniker<br />
sowie das Chicago Symphony Orchestra. Seit seinem Debüt als<br />
Operndirigent mit Hans Werner Henzes »Elegie für junge Liebende«<br />
am Gran Teatro La Fenice in Venedig gastierte er u.a. an den<br />
Opernhäusern in Mailand, San Francisco, Los Angeles, Chicago,<br />
London, Brüssel, Berlin, Stuttgart, München und Hamburg sowie<br />
beim Festival in Glyndebourne, beim Edinburgh International<br />
Festival und bei den Salzburger Festspielen. Er leitete zahlreiche<br />
Ur- und Erstaufführungen wie Hans Werner Henzes »L’Upupa und<br />
der Triumph der Sohnesliebe« 2003 bei den Salzburger Festspielen.<br />
Viel beachtet sind seine Wagner- und Janáček-Dirigate an der<br />
Oper Köln. Im November 2010 debütierte er erfolgreich beim<br />
NHK Symphony Orchestra Tokyo mit der zweiten Sinfonie von<br />
Gustav Mahler. Im Juli 2012 wird er die Oper »Solaris« von Detlev<br />
Glanert bei den Bregenzer Festspielen uraufführen. Seine zahlreichen<br />
CD-Aufnahmen erweitert er derzeit um eine Gesamteinspielung<br />
aller Mahler-Sinfonien mit dem <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong><br />
Köln, von der aktuell die zweite Sinfonie und eine Auswahl der<br />
Wunderhorn-Lieder erschienen sind. Die erste Veröffentlichung<br />
mit der fünften Sinfonie ist in die Bestenliste des Preises der<br />
Deutschen Schallplattenkritik aufgenommen worden.<br />
15
16<br />
golive<br />
»GO live!« Auch für das heutige Konzert bieten wir Ihnen mit<br />
»GO live!« die schnellste CD der Welt an: Nehmen Sie Ihren eigenen<br />
privaten Konzert-Livemitschnitt direkt im Anschluss an das<br />
ge hörte Konzert an unserem »GO live!«-Stand im Foyer der Philharmonie<br />
mit:<br />
die »Sofort-CD«<br />
die CD-Hülle<br />
die CD-Clipse fürs <strong>Programmheft</strong><br />
die MP3-Datei<br />
CDs, CD-Hülle und Versand<br />
Thomas Zehetmair und Markus Stenz werden Ihre CDs auf<br />
Wunsch signieren.<br />
Wenn Sie nach dem Konzert nicht warten möchten, können Sie<br />
vor dem Konzert und in der Pause die »GO live!«-CD am Stand<br />
bestellen. Sie erhalten sie dann in Kürze mit der Post. Falls Sie<br />
erst nach dem Konzert von diesem Lieferservice Gebrauch<br />
machen möchten, wenden Sie sich bitte an die Mitarbeiterinnen<br />
an der Programm heft-Theke neben dem Eingang.<br />
Die »Sofort-CD« verkaufen wir ausschließlich am jeweiligen<br />
Konzert tag.<br />
10,00<br />
2,00<br />
kostenlos<br />
5,00<br />
15,00<br />
Viele unserer »GO live!«-Mitschnitte sind bei itunes.com im Internet<br />
verfügbar. Unter www.guerzenich-orchester.de finden Sie<br />
in der Rubrik »GO live!« einen Link, der Sie je nach Wunsch entweder<br />
auf alle im iTunes Music Store erhältlichen Aufnahmen des<br />
<strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong>s oder gezielt auf ein bestimmtes Konzert<br />
des <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong>s leitet.
18<br />
orchesterbesetzung<br />
I. VIOLINEN Alexander Prsushinsky*,<br />
Takashi Berhöft, Dylan Nylor, Dirk Otte,<br />
Rose Kaufmann, Adelheid Neumayer,<br />
Demetrius Polyzoides, Wolfgang Richter,<br />
Elisabeth Polyzoides, Judith Ruthenberg,<br />
Colin Harrison, Petra Hiemeyer, Toshiko<br />
Hirosawa, Arsenis Selamazidis**,<br />
Anina Wöhrle*, Nathalie Rink*<br />
II. VIOLINEN Sabine Nitschke, Sergei<br />
Khvorostuhin, Christoph Rombusch,<br />
Cornelie Bodamer-Cahen, Stefan Kleinert,<br />
Marek Adamski, Martin Richter, Elizabeth<br />
Macintosh, Sigrid Hegers-Schwamm,<br />
Nathalie Streichardt, Jana Andraschke,<br />
Hi Jin Lee*, Ann-Sophie Mundt*<br />
BrATSCHEN Roland Glassi*, Christoph<br />
Bujanowski, Susanne Duven, Martina<br />
Horejsi-Kiefer, Bruno Toebrock, Gerhard<br />
Dierig, Antje Kaufmann, Ina Bichescu,<br />
Eva-Maria Wilms, Eric Quirante, Klaus<br />
Nischlag*, Michaela Thielen*<br />
VIOLONCELLI Bonian Tian, Joachim<br />
Griesheimer, Johannes Nauber, Tilman<br />
Fischer, Klaus- Christoph Kellner, Daniel<br />
Raabe, Jeanette Gier, Katherina Apel-<br />
Hülshoff, Sunjung Noh**, Maximilian<br />
Schulthis**<br />
KONTrABäSSE Shuzo Nishino, Henning<br />
Rasche, Konstantin Krell, Wolfgang<br />
Sallmon, Otmar Berger, Nerea Rodriguez,<br />
Jörg Schade*, Axel Ruge*<br />
HArfEN Mechthild Rohrmus, Saskia Kwast<br />
fLöTEN Freerk Zeijl, Irmtraud Rattay-Kasper,<br />
Christiane Menke<br />
OBOEN Horst Eppendorf, Ikuko Yamamoto<br />
KLArINETTEN Robert Oberaigner, Stephan<br />
Oberle<br />
fAGOTTE Thomas Jedamzik, Luise<br />
Wiedemann, Klaus Lohrer<br />
HörNEr Egon Hellrung, Gerhard Reuber,<br />
Andreas Jakobs, Jens Kreuter<br />
TrOMPETEN Simon de Klein, Matthias<br />
Kiefer<br />
POSAuNEN Michael Zühl, Karlheinz<br />
Gottfried, Christoph Schwarz<br />
TuBA Karl-Heinz Glöckner<br />
PAuKEN Robert Schäfer<br />
SCHLAGZEuG Bernd Schmelzer, David A.<br />
Gray, Ulli Vogtmann, Christoph Baumgartner<br />
KLAVIEr Alexander Matthas*<br />
CELESTA Roderick Shaw*<br />
* Gast<br />
** Substitut, gefördert von der<br />
Concert-Gesellschaft Köln e. V.<br />
Stand: 31. Oktober 2011
20<br />
orchesteraktuell<br />
Eine musikalische Weltreise zu Silvester<br />
Das <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> Köln feiert den Jahreswechsel mit einer musikalischen<br />
Reise um die Welt, mit Musik aus Brasilien, Italien, den USA,<br />
Russland, Aserbeidschan, Georgien, Mexiko und vielen anderen Ländern<br />
von Komponisten wie W. A. Mozart, Pjotr Tschaikowsky, Aram Khatchaturian,<br />
Ennio Morricone, Antonio Carlos Jobim und George Gershwin. Solistin<br />
ist Viviane Hagner in der Romanze in F-Dur von L. v. Beethoven und<br />
der 1. Rhapsodie für Violine und <strong>Orchester</strong> von Béla Bártok. Es dirigiert<br />
Dirk Kaftan, GMD am Theater Augsburg.<br />
Samstag, 31. Dez 2011 (Silvester)│ 18:00 uhr │<br />
Kölner Philharmonie<br />
Viviane Hagner Violine, Dirk Kaftan Dirigent<br />
<strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> Köln<br />
»Around the World«<br />
Wolfgang Amadeus Mozart<br />
Ouvertüre aus: Die Entführung aus dem Serail KV 384 (1781–82)<br />
Ludwig van Beethoven<br />
Romanze F-Dur op. 50 für Violine und <strong>Orchester</strong><br />
Peter Iljitsch Tschaikowsky<br />
I. Ouverture miniature. Allegro giusto<br />
II. Danses caractéristiques: f) Danse des Mirlitons (Tanz der Rohrflöten).<br />
Moderato assai<br />
II. Danses caractéristiques: c) Danse russe Trépak (Trepak, russischer<br />
Tanz). Tempo di trepak, molto aus: Der Nussknacker op. 71a (1892)<br />
Aram Khatchaturian<br />
Adagio aus: Gajanė (1942)
Fikret Amirov<br />
Aserbaidschanisches Capriccio (1961) für <strong>Orchester</strong><br />
– Pause –<br />
Béla Bartók<br />
Rhapsodie Nr. 1 Sz 86 (1928) für Violine und Klavier<br />
Fassung für Violine und <strong>Orchester</strong><br />
Ennio Morricone<br />
»Gabriel's Oboe« aus dem Film »The Mission«<br />
Arturo Márquez<br />
Danzón No 2 (1994) für <strong>Orchester</strong><br />
Antonio Carlos Jobim<br />
The Girl from Ipanema<br />
George Gershwin / F. Campbell-Watson<br />
An American in Paris (1928). Tone-Poem for Orchestra<br />
John Adams<br />
Short Ride in a Fast Machine (1986). Fanfare for Orchestra<br />
Preise: 55/44/38/27/21/10 € zzgl. VVK-Gebühr<br />
<strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> Köln und in Kooperation<br />
Komponisten-Workshop mit dem <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong><br />
Bereits zum zweiten Mal engagiert sich das <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> Köln<br />
gemeinsam mit seinen Kooperationspartnern Landesmusikrat NRW und<br />
der Hochschule für Musik und Tanz Köln mit einem Workshop für junge<br />
Komponisten. KomponistInnen im Alter bis zu 35 Jahren aus NRW können<br />
dafür <strong>Orchester</strong>kompositionen in einer Länge zwischen fünf und zehn<br />
Minuten Dauer einreichen. Eine Jury, besetzt mit fünf namhaften Persönlichkeiten<br />
des Musiklebens, wählt bis zu drei Werke aus. <strong>Gürzenich</strong>-Kapellmeister<br />
Markus Stenz wird diese im Rahmen eines öffentlichen Workshops<br />
(voraussichtlich am 20. Januar 2012) mit dem <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> in der<br />
Kölner Musikhochschule erarbeiten. Die KomponistInnen bekommen so<br />
die einmalige Gelegenheit, ihre Werke von einem Profi-<strong>Orchester</strong> gespielt<br />
zu hören und im Dialog mit Markus Stenz und den <strong>Orchester</strong>musikern<br />
die klanglichen Möglichkeiten ihre Kompositionen kennen zu lernen und<br />
für ihre zukünftige Arbeit Erfahrungen zu sammeln. Für die Gewinner<br />
ist zusätzlich ein Preisgeld in Höhe von 1.000 € ausgelobt. Bewerbungsschluss<br />
ist der 15. Dezember 2011. Ausführliche Informationen zu<br />
den Teilnahmebedingungen finden Sie unter www.lmr-nrw.de<br />
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22<br />
orchesteraktuell<br />
»Pinocchio« als musikalische Erzählung<br />
uraufführung am 19. November 2011 in der Kölner Philharmonie<br />
»Es war einmal ein Stück Holz…« – so beginnt Carlo Collodi seinen »Pinocchio«,<br />
sicher das berühmteste Märchen Italiens. Das <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong><br />
Köln widmet ihm jetzt in seinem Kinder- und Jugendprogramm ohrenauf!<br />
eine veritable Uraufführung, geeignet für Kinder ab sechs Jahren: Der<br />
Schauspieler Guido Hammesfahr, bekannt als Fritz Fuchs aus der ZDF-<br />
Kindersendung »Löwenzahn«, spielt darin den Erzähler. Die musikalische<br />
Seite des hölzernen Knaben verkörpert Robert Oberaigner, Solo-Klarinettist<br />
des <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong>s. Die Musik dazu schrieb der italienische Komponist<br />
Simone Fontanelli, der mit seinen Werken nicht nur zahlreiche<br />
Preise gewann, sondern auch weltweit als Dirigent und Lehrer gefragt ist.<br />
Er sagt über sein Stück: »Nicht weit von dem Bergdorf in der Toskana, wo<br />
Carlo Collodi geboren wurde und seine Geschichten schrieb, lebte mein<br />
Großvater, bei dem ich oft meine Sommerferien verbrachte. So war es mir<br />
ein Leichtes, mich in Pinocchio hineinzuversetzen und seine Abenteuer<br />
nachzuerleben, die musikalischen Ideen sprudelten nur so.«<br />
Nach der Uraufführung am 19. November 2011 in der Kölner Philharmonie,<br />
zu der der Komponist anwesend sein wird, übernimmt die Kinderoper<br />
Köln das Stück in einer szenischen Einrichtung von Thalia Schuster. Dort<br />
wird das Stück am 6./7./9./10./12./15./16./21. und 22. Dezember 2011<br />
zu sehen sein.<br />
Samstag, 19. Nov 2011 um 14.00 und 16.00 uhr<br />
Podium der Kölner Philharmonie, uraufführung<br />
Simone Fontanelli »Es war einmal ein Stück Holz«<br />
Eine musikalische Erzählung nach Carlo Collodis »Pinocchio«<br />
Robert Oberaigner Klarinette<br />
Guido Hammesfahr Erzähler<br />
Für Kinder ab sechs Jahren<br />
<strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> Köln und in Kooperation
24<br />
orchesteraktuell<br />
Das Kölner Joseph-Haydn-Institut<br />
Seit 1955 befindet sich die weltweit einzige Forschungsstätte zu Leben<br />
und Werk Joseph Haydns in Köln. Warum ausgerechnet hier? Als 1955<br />
die Gründerväter des Joseph Haydn-Instituts – darunter so namhafte<br />
Forscher wie Anthony van Hoboken, Verfasser des Haydn-Werkverzeichnisses<br />
– bei verschiedenen Städten um Unterstützung anfragten, kam die<br />
erste Antwort aus Köln. Der damalige Oberstadtdirektor Dr. Max Adenauer<br />
sagte spontan eine dauerhafte Bleibe zu, und bis heute zahlt die Stadt<br />
die Miete für die ansonsten aus Bundes- und Landesmitteln finanzierte<br />
Einrichtung. Mehrere Musikwissenschaftler widmen sich hier einem<br />
monumentalen Projekt: Der Gesamtausgabe aller Kompositionen Joseph<br />
Haydns. Es ist dies die erste wissenschaftliche Ausgabe seines Schaffens,<br />
ja die erste vollständige Haydn-Gesamtausgabe überhaupt. Haydn<br />
war ein äußerst vielseitiger und fleißiger Komponist; dementsprechend<br />
nimmt die Edition schon jetzt drei Regalmeter ein und wird am Ende 114<br />
Bände umfassen. In diesem Jahr gab es Anlass zum Feiern: Es erschien<br />
der 100. Band, der jene fünf Sinfonien enthält, die Haydn zwischen<br />
den »Pariser« und den »Londoner Sinfonien« schrieb – aus genau diesem<br />
Band wird Markus Stenz heute dirigieren. www.haydn-institut.de<br />
Zum Ersten, zum Zweiten. Zum Dritten …<br />
KulturVermitteln e. V. versteigert außergewöhnliche Kulturerlebnisse –<br />
unter anderem einen Probenbesuch mit Markus Stenz und dem <strong>Gürzenich</strong>-<br />
<strong>Orchester</strong>. Eine private Wanderung mit der Dombaumeisterin Barbara<br />
Schock-Werner über die Dächer des Kölner Doms; ein Museumsrundgang<br />
mit Stefan Kraus, Direktor des Museums Kolumba; ein Treffen mit<br />
Wolfgang Niedecken beim Soundcheck zum BAP-Konzert oder ein Probenbesuch<br />
bei Markus Stenz, der für das kommende sinfoniekonzert03 u.a.<br />
die 3. Sinfonie von Brahms und Kaija Saariahos »Laterna Magica« probt<br />
und anschließend zum persönlichen Gespräch einlädt – diese fünf und<br />
45 weitere exklusive Kultur-Dialoge versteigert KulturVermitteln e.V.<br />
am 10. November 2011 in der Ausstellungshalle Art 68, in Köln. Der<br />
»Stiftungsverein für Kunst- und Kulturvermittlung im digitalen Zeitalter«<br />
sammelt damit Mittel, u. a. für seine Projekte »Bilder Hören«, ein<br />
Hörspiel projekt mit Jugendlichen im Museum Kolumba, und »Schöner<br />
Führen«, eine modular aufgebaute Weiterbildung für Kunstvermittler.<br />
10. Nov 2011 um 19.00 uhr (Einlass 18.00 Uhr)<br />
Ausstellungshalle Art 68, Thürmchenswall 68 in 50668 Köln<br />
Anmeldung zu Auktion bis zum 6. November 2011 unter<br />
benefiz@kulturvermitteln.org. Weitere Informationen und den vollständigen<br />
Auktions-Katalog finden Sie unter www.kulturvermitteln.org
vorschau<br />
kammerkonzert03<br />
Im Rahmen von ohrenauf!<br />
Samstag, 19. Nov 11,<br />
14 Uhr u. 16 Uhr<br />
Podium der Philharmonie<br />
Konzerteinführung um 13 Uhr<br />
mit Romy Sarakacianis<br />
Für Kinder ab 6 Jahre<br />
ohrenauf!-<br />
kinderkonzerte<br />
Mittwoch, 23. Nov 11,<br />
9.30 Uhr u. 11.30 Uhr<br />
Kölner Philharmonie<br />
sinfoniekonzert03<br />
Sonntag, 04. Dez 11, 11 Uhr<br />
Montag, 05. Dez 11, 20 Uhr<br />
Dienstag, 06. Dez 11, 20 Uhr<br />
Kölner Philharmonie<br />
Konzerteinführung<br />
mit Peter Tonger<br />
So 10 Uhr, Mo u. Di um 19 Uhr<br />
Simone Fontanelli<br />
»Es war einmal ein Stück Holz« –<br />
Eine musikalische Erzählung<br />
nach Carlo Collodis »Pinocchio«<br />
Uraufführung<br />
Robert Oberaigner Klarinette<br />
Guido Hammesfahr Erzähler<br />
(bekannt als Fritz Fuchs aus der<br />
Kindersendung »Löwenzahn«)<br />
für familien<br />
Richard Strauss<br />
Duett Concertino F-Dur für Klarinette und<br />
Fagott mit Streichorchester und Harfe<br />
Robert Oberaigner Klarinette<br />
Thomas Jedamzik Fagott<br />
<strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> Köln<br />
Markus Stenz Dirigent und Moderation<br />
Johann Baptist Georg Neruda<br />
Konzert für Trompete und Streicher Es-Dur<br />
Kaija Saariaho<br />
»Laterna Magica«<br />
Johannes Brahms<br />
Sinfonie Nr. 3 F-Dur op. 90<br />
3. Akt<br />
Bruno Feldkircher Trompete<br />
<strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> Köln<br />
Markus Stenz Dirigent<br />
Karten erhalten Sie bei der <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong>-Hotline: Tel (0221) 280282,<br />
an der Konzertkasse im Opernhaus am Offenbachplatz, im Internet unter:<br />
www.guerzenich-orchester.de sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen.<br />
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Markus Stenz und das <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> Köln danken Lufthansa<br />
und den Kuratoren der Concert-Gesellschaft Köln e.V. für ihr<br />
kulturelles Engagement und ihre großzügige unterstützung:<br />
Ehrenmitglieder des Kuratoriums:<br />
Jürgen roters Oberbürgermeister der Stadt Köln<br />
Dr. h.c. fritz Schramma Oberbürgermeister der Stadt Köln a.D.<br />
Kuratoren:<br />
Ebner Stolz Mönning Bachem Wirtschaftsprüfer – Steuer berater – Rechtsanwälte, Dr. Werner Holzmayer<br />
Excelsior Hotel Ernst AG Wilhelm Luxem<br />
flüss & fischer Damenausstatter – Schneider – Herren ausstatter, Albert Loddenkemper<br />
GALErIA Kaufhof GmbH Lovro Mandac<br />
Generali Investments Deutschland Kapitalanlagegesellschaft mbH, Heinz-Peter Clodius<br />
HANSA-rEVISION<br />
Schubert & Coll. GmbH Wirtschafts prüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft, Bernd Schubert<br />
Hefe Bové GmbH Co. KG Dr. Klaus van Haag<br />
ifp Institut für Personal- und Unter nehmensberatung, Jörg Will<br />
Kirberg Catering fine food Jutta Kirberg<br />
Kölner Bank eG Bruno Hollweger<br />
Koelnmesse GmbH Gerald Böse<br />
Kreissparkasse Köln Alexander Wüerst<br />
uwe Lührig Unternehmer Telekommunikation<br />
Gerd Lützeler Persönliche Mitgliedschaft<br />
r. & C. Müller Juweliere Heide und Ulrich Rochels<br />
rOLEX Deutschland GmbH Peter Streit<br />
TÜV rheinland AG Prof. Dr. Bruno O. Braun<br />
uBS Deutschland AG Helmut Zils<br />
Andreas friesenhagen hat als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Kölner Joseph-Haydn-Instituts inzwi-<br />
schen sieben Bände der Haydn-Gesamtausgabe herausgegeben. Er hat zahlreiche CD-Rezensionen, Texte<br />
für <strong>Programmheft</strong> und CD-Booklets sowie die beiden Bücher »›The Dream of Gerontius‹ von Edward Elgar«<br />
(1994) und »Die Brüder Bach« (2000) publiziert.<br />
IMPrESSuM Herausgeber <strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> Köln, Geschäftsführender Direktor Patrick Schmeing<br />
redaktion Johannes Wunderlich Textnachweis Der Text von Andreas Friesenhagen ist ein Originalbeitrag<br />
für dieses Heft. Bildnachweis Titel und S.14: Catrin Moritz. S. 13: Keith Pattison. S. 22: Matthias Baus.<br />
Gestaltung, Satz parole gesellschaft für kommunikation mbH Druck A. Ollig GmbH & Co. KG<br />
Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind.<br />
Euro 2,-
Alle Urheber- und Leistungsschutzrechte<br />
vorbehalten. Kein Verleih!<br />
Keine unerlaubte Vervielfältigung,<br />
Vermietung, Aufführung, Sendung!<br />
Alle Urheber- und Leistungsschutzrechte<br />
vorbehalten. Kein Verleih!<br />
Keine unerlaubte Vervielfältigung,<br />
Vermietung, Aufführung, Sendung!<br />
sinfoniekonzert 02<br />
06./07./08. Nov 11<br />
CD 1<br />
Thomas Zehetmair Violine<br />
Markus Stenz Dirigent<br />
<strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> Köln<br />
sinfoniekonzert 02<br />
06./07./08. Nov 11<br />
CD 2<br />
Markus Stenz Dirigent<br />
<strong>Gürzenich</strong>-<strong>Orchester</strong> Köln<br />
Charles Ives<br />
»Three Places in New England«<br />
Béla Bartók<br />
Konzert für Violine und<br />
<strong>Orchester</strong> Nr. 2 Sz 112<br />
Joseph Haydn<br />
Sinfonie C-Dur Hob. I:90<br />
3. Akt