Leseprobe-ZZP

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Kapitel 2 - Wie man Prophetie deutet Ihr wisst was es bedeutet, wenn ein großer König in eine Stadt kommt und in einem ihrer Häuser wohnt; durch seine Präsenz in diesem Haus, wird die ganze Stadt geehrt und Verbrecher und Diebe wagen es nicht mehr ihr Unwesen zu treiben. Genauso ist es mit dem König der Könige; er kam in unser „Land“ und wohnt in einem Leib mitten unter den Menschen. Folglich werden nun die Pläne des Feindes gegen die Menschheit vereitelt, und das Verderben des Todes, welches sie in seiner Macht hielt, ist schlicht vergangen. Die menschliche Rasse wäre völlig verloren, wenn nicht der Herr und Retter aller, der Sohn Gottes, zu uns gekommen wäre um dem Tod ein Ende zu setzen. Athanasius, Über die Inkarnation 21

M eine persönliche Reise hin zur Eschatologie des Sieges begann an einem Abend in der Gemeinde, ungefähr vor 15 Jahren. Der Pastor, bekannt für seine expositorische Methode der Bibelauslegung, hatte gerade begonnen an mehreren Abenden über biblische Prophetie zu lehren. So eloquent er auch seine Eschatologie des Versagens verteidigte, war ich doch sehr betroffen von der Tatsache, dass er anscheinend nicht in der Lage war, seine Sichtweise auf eine organische Art aus der Bibel zu entwickeln. Oh ja, er zitierte viele Bibelstellen – ein Vers hier und ein Vers da. Aber er war nie fähig aufzuzeigen, dass seine Erläuterung der Zukunft sich in das gesamte Bild der biblischen Aussagen einfügt. Anders ausgedrückt, verstand er es meisterlich, seine Ansichten der Wirklichkeit dem biblischen Text aufzudrängen, indem er die Bibelzitate wie Karten auf der Hand bei einem Kartenspiel gut sortierte. Er konnte jedoch nie klarmachen, dass seine Lehraussagen in einem Fluss aus dem Kontext der Bibel hervorkamen; seine Eschatologie schien kein organischer Teil der Geschichte zu sein, von der die Bibel uns berichtet. An diesem Abend begann ich zu verstehen, dass man die biblische Eschatologie nur durch ein Verständnis der Gesamtaussage der Bibel wiederfinden kann. Anstatt die Bibel in ein zuvor arrangiertes Muster zu pressen, müssen wir die Muster entdecken, die bereits in ihr enthalten sind. Wir müssen es erlauben, dass die der Bibel eigene Struktur sich selbst entfaltet und dann unser Verständnis formt. Dazu müssen wir uns mit biblischem Vokabular und ihrer Ausdrucksweise vertraut machen, mit dem Wunsch, dass unser Denken in schriftgemäßen Kategorien geformt und geprägt wird. Diese Perspektive wirft ein ganz neues Licht auf die uralte Debatte ob die Bibel2„wörtlich“2oder2„symbolisch“2ausgelegt2werden2soll.2Zum2großen2Teil2verfehlt diese Debatte den eigentlichen Punkt, um den es geht. Tatsache ist, dass alle Ausleger manchmal die wörtlichen und anderen Male die symbolische Methode verwenden. Auf dem Einband eines Kommentars zur Offenbarung, geschrieben von einem2 bekannten2 evangelikalen2 Bibellehrer,2 las2 ich2 vor2 einiger2 Zeit:2 „Dies2 könnte die wörtlichste Auslegung der Offenbarung sein, die sie jemals gelesen2haben!“2Wenn2man2dann2jedoch2genauer2hinschaut,2entdeckt2man2eine2 höchst symbolische Auslegung mancher Passagen. Hier sind einige Beispiele: 1. Die2„befleckten2Kleider“2der2Gläubigen2in2Sardes2Offenbarung2, 2. Die Verheißung, dass Gläubige „Säulen“2werden2im2Tempel2Gottes2 (3,12) 3. Die2„lauwarme“2Temperatur2der Gemeinde in Laodicäa (3,15-16) 22

Kapitel 2 - Wie man Prophetie deutet<br />

Ihr wisst was es bedeutet, wenn ein großer<br />

König in eine Stadt kommt und in einem ihrer<br />

Häuser wohnt; durch seine Präsenz in diesem<br />

Haus, wird die ganze Stadt geehrt und<br />

Verbrecher und Diebe wagen es nicht mehr ihr<br />

Unwesen zu treiben. Genauso ist es mit dem<br />

König der Könige; er kam in unser „Land“ und<br />

wohnt in einem Leib mitten unter den<br />

Menschen. Folglich werden nun die Pläne des<br />

Feindes gegen die Menschheit vereitelt, und das<br />

Verderben des Todes, welches sie in seiner<br />

Macht hielt, ist schlicht vergangen. Die<br />

menschliche Rasse wäre völlig verloren, wenn<br />

nicht der Herr und Retter aller, der Sohn Gottes,<br />

zu uns gekommen wäre um dem Tod ein Ende zu<br />

setzen.<br />

Athanasius, Über die Inkarnation<br />

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