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Leseprobe-ZZP

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Teil 2 - Das Paradies als Modell der<br />

Prophetie<br />

Südwärts durch Eden rann ein breiter Fluss<br />

und drang geraden Laufes in den Berg,<br />

den Gott als Gartenboden aufgehäuft.<br />

Hier stieg der schnelle Strom, von dem Geäder<br />

des lock‘ren Erdreichs durstig eingeschlürft,<br />

als frischer Quell empor und wässerte<br />

das Paradies mit manchem Murmelbach;<br />

gesammelt aber, stürzt' er rasch sich wieder<br />

am jähen Fels hinab zur untern Flut,<br />

die dort hervor aus Bergesdunkel brach<br />

und, in vier Hauptgewässer nun zerteilt,<br />

durch viel berühmte Reich und Länder floss.<br />

Nicht soll ihr dahin folgen mein Gedicht;<br />

vermöcht es zu beschreiben nur, wie hier<br />

aus der saphirnen Quelle muntre Bäche,<br />

auf Goldsand rieselnd oder Perlenglanz,<br />

hinschlängelnd unter hangendem Gebüsch,<br />

mit Nektar tränkten die Gewächs und Blumen:<br />

die Blumen, würdig dieses Gottesgartens,<br />

in Beet und Schnörkel künstlich nicht gezwängt,<br />

nein, von Natur in Fülle hingestreut<br />

auf offner Flur, wo Sonne wärmend schien,<br />

wie unterm Schattendach, das undruchdringlich<br />

die Mittagslauben barg.<br />

John Milton - Das verlorene Paradies<br />

[4. Buch 223 - 246]<br />

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