Leseprobe-ZZP

14.03.2019 Aufrufe

und in allen Lebensbereichen anwenden. Geistlichkeit bedeutet nicht Rückzug und Absonderung vom Leben; es bedeutet zu regieren. Das zentrale Bekenntnis des christlichen Glaubens lautet: Jesus ist der Herr (Röm 10,9-10) – der Herr aller Dinge, im Himmel und auf der Erde. Und als Herr soll er in allem verherrlicht werden (Röm 11,36). Wenn es um wahre Geistlichkeit geht, gibt es aus Gottes Sicht in keinem Bereich unseres Lebens Raum für Rückzug. Das zweite Hindernis für christliches Handeln auf dieser Erde war eine Eschatologie2des2Versagens.2Eschatologie2ist2die2Lehre2von2den2„letzten2Dingen“,2unsere2Erwartung2der2Zukunft.2Und2da2gibt2es2keinen2Zweifel2an2der2 Erwartung der meisten Christen in der Vergangenheit: wir erwarten Versagen.2Die2Welt2wurde2gesehen,2wie2wir2sie2zuvor2gesehen2haben,2als2„sinkendes2Schiff“. Natürlich glaubt kein Christ an ein ultimatives Versagen. Alle Christen glauben daran, dass Gott ganz am Ende der Geschichte den Teufel besiegen wird. Als junger Christ erinnere ich mich an einen meiner Bibellehrer, wie er sagte: „Wir2haben2schon2mal2im2letzten2Kapitel2der2Bibel2geschmökert2und2gesehen,2 dass2 die2 Christen2 gewinnen!“2 Aber2 das2 ist2 genau2 der2 Punkt.2 Gemäß2 manchen populären Versionen der Eschatologie kommt der Sieg erst im „letzten2 Kapitel“.2 Im2momentanen2 Zeitalter2in2 der2 Geschichte2 dieser2 Erde2 sind wir Verlierer. Die Welt wird schlimmer und schlimmer. Der Antichrist kommt. Der Teufel regiert die Welt und wird immer mächtiger. Unser Werk auf dieser Erde wird keine bleibenden Auswirkungen haben, außer dass wir einige Seelen vor der Hölle retten. Aber damit sollte man sich sehr beeilen, denn es bleibt nicht mehr viel Zeit bis zur großen Trübsal und bis alle Christen verschwinden. Ironischerweise ist die Botschaft dieses Evangeliums: Der Antichrist kommt! Irgendetwas ist hier schrecklich schiefgegangen. Was ich damit sagen möchte ist: Die Eschatologie des Versagens ist verkehrt. Sie ist genauso unbiblisch wie ihre Zwillingsschwester, die falsche Sicht von Geistlichkeit. Die Bibel ist keine Botschaft der Niederlage, sondern gibt uns Hoffnung für dieses Leben und für die Ewigkeit. Sie gibt uns eine Eschatologie des Sieges, eine Zukunftsvision des Regierens! Ich spreche nicht von einem2blinden2„Alles2wird2gut“-Optimismus. Es ist eine solide, feste und in der Bibel fundierte Gewissheit, dass das Evangelium noch VOR der Wiederkunft Jesu auf der ganzen Erde siegreich sein wird. Für viele scheint dies zu schön um wahr zu sein. Es geht gegen den Geist dieser modernen Zeit; über Jahre wurde den Christen beigebracht, Niederlage zu2 erwarten.2 Natürlich2 ist2 es2 absolut2 berechtigt2 und2 gesund,2 jede2 „neue“2 Lehre zu prüfen. Alles muss anhand der Schrift geprüft werden. Allerdings muss man dazu sagen, dass die Vorstellung einer siegreichen Gemeinde alles 9

andere2als2„neu“2ist.2Tatsächlich2hatten2die2meisten2Christen2bis2vor2relativ2 kurzer Zeit im Allgemeinen eine Eschatologie des Sieges. Zu allen Zeiten der Kirchengeschichte hielten die meisten Christen die Eschatologie der Niederlage für eine exotische Lehre vereinzelter Unheilspropheten. Die Hoffnung eines weltweiten Siegeszuges des Evangeliums war der traditionelle Glaube durch alle Zeitalter hindurch. Diese Tatsache kann sehr leicht immer und immer wieder bewiesen werden. Die Worte des Kirchenvaters Athanasius aus dem 4. Jahrhundert zeigen uns, dass er eine Eschatologie des Sieges2 hatte.2 In2 seinem2 klassischen2 Werk2 „Über2 die2 Inkarnation“2 fasst2 er2 seine These folgendermaßen zusammen: Seit der Erlöser kam, um in unserer Mitte zu wohnen, ist die Ausbreitung des Götzendienstes nicht nur zum Stillstand gekommen, sondern wird weniger und weniger bis zum vollkommenen Verschwinden. Genauso ist auch die Weisheit der Griechen nicht nur zum Stillstand gekommen, sondern verschwindet nach und nach. Und die Dämonen, die mit ihren Orakelsprüchen und Zaubereien die Menschen beeindruckt haben, werden vertrieben im Zeichen des Kreuzes, auch wenn sie noch so sehr versuchen es weiter zu tun. Auf der anderen Seite, während Götzendienst, und alles andere, was dem Glauben an Christus widersteht, täglich schwindet, breitet sich die Lehre des Erlösers überall aus! Deshalb, betet den Erlöser an, der mächtig und „über allem“ ist, Gott das Wort; und verdammt diejenigen, die besiegt und von ihm ausgelöscht werden. Wenn die Sonne aufgegangen ist, kann die Finsternis nicht länger bestehen; jeder kleine Rest davon, der noch irgendwo übriggeblieben ist, wird hinfort gefegt. Genauso, wo nun die göttliche Erscheinung des Wortes Gottes geschehen ist, kann die Finsternis der Götzen nicht bestehen, und alle Teile der Welt in jeder Himmelsrichtung werden erleuchtet durch seine Lehre. Athanasius, Über die Inkarnation 10

andere2als2„neu“2ist.2Tatsächlich2hatten2die2meisten2Christen2bis2vor2relativ2<br />

kurzer Zeit im Allgemeinen eine Eschatologie des Sieges. Zu allen Zeiten der<br />

Kirchengeschichte hielten die meisten Christen die Eschatologie der Niederlage<br />

für eine exotische Lehre vereinzelter Unheilspropheten.<br />

Die Hoffnung eines weltweiten Siegeszuges des Evangeliums war der traditionelle<br />

Glaube durch alle Zeitalter hindurch. Diese Tatsache kann sehr leicht<br />

immer und immer wieder bewiesen werden. Die Worte des Kirchenvaters<br />

Athanasius aus dem 4. Jahrhundert zeigen uns, dass er eine Eschatologie des<br />

Sieges2 hatte.2 In2 seinem2 klassischen2 Werk2 „Über2 die2 Inkarnation“2 fasst2 er2<br />

seine These folgendermaßen zusammen:<br />

Seit der Erlöser kam, um in unserer Mitte zu<br />

wohnen, ist die Ausbreitung des Götzendienstes<br />

nicht nur zum Stillstand gekommen, sondern<br />

wird weniger und weniger bis zum<br />

vollkommenen Verschwinden. Genauso ist auch<br />

die Weisheit der Griechen nicht nur zum<br />

Stillstand gekommen, sondern verschwindet<br />

nach und nach. Und die Dämonen, die mit ihren<br />

Orakelsprüchen und Zaubereien die Menschen<br />

beeindruckt haben, werden vertrieben im<br />

Zeichen des Kreuzes, auch wenn sie noch so sehr<br />

versuchen es weiter zu tun. Auf der anderen<br />

Seite, während Götzendienst, und alles andere,<br />

was dem Glauben an Christus widersteht, täglich<br />

schwindet, breitet sich die Lehre des Erlösers<br />

überall aus! Deshalb, betet den Erlöser an, der<br />

mächtig und „über allem“ ist, Gott das Wort; und<br />

verdammt diejenigen, die besiegt und von ihm<br />

ausgelöscht werden. Wenn die Sonne<br />

aufgegangen ist, kann die Finsternis nicht<br />

länger bestehen; jeder kleine Rest davon, der<br />

noch irgendwo übriggeblieben ist, wird hinfort<br />

gefegt. Genauso, wo nun die göttliche<br />

Erscheinung des Wortes Gottes geschehen ist,<br />

kann die Finsternis der Götzen nicht bestehen,<br />

und alle Teile der Welt in jeder<br />

Himmelsrichtung werden erleuchtet durch<br />

seine Lehre.<br />

Athanasius, Über die Inkarnation<br />

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