04.03.2019 Aufrufe

B.A.U.M.-Jahrbuch 2017: Digitalisierung und Nachhaltigkeit

Das B.A.U.M.-Jahrbuch für 2017 packt heiße Eisen an, denn die zunehmende Digitalisierung verändert unsere Arbeitswelt dramatisch. Bewährte Geschäftsmodelle und Märkte werden in Frage gestellt, neu geschaffen oder zerstört. Daten werden plötzlich zu einer Ware, die eine höhere Wertschöpfung als Produktionsprozesse erzielt. Roboter übernehmen vielfältige Aufgaben. Sensoren, Maschinen und Computer „kommunizieren" weltweit miteinander, sie vernetzen Warenflüsse und Produktionsabläufe. Das Internet of Things (IoT) ermöglicht jedem von uns, sein Smart Home oder zukünftig vielleicht sogar sein Auto (fern)zusteuern. Dies stellt Wirtschaft und Gesellschaft vor große Herausforderungen; die zu erwartenden Veränderungen werden oft auch als „vierte industrielle Revolution" bezeichnet. Eine Revolution mit dramatischen Folgen für jeden einzelnen von uns. Mahnende Stimmen werden laut, Deutsche Unternehmen dürften den Anschluss bei der Digitalisierung nicht verpassen. Sie sehen vor allem den Mittelstand als Rückgrat der deutschen Wirtschaft gefährdet.

Das B.A.U.M.-Jahrbuch für 2017 packt heiße Eisen an, denn die zunehmende Digitalisierung verändert unsere Arbeitswelt dramatisch. Bewährte Geschäftsmodelle und Märkte werden in Frage gestellt, neu geschaffen oder zerstört. Daten werden plötzlich zu einer Ware, die eine höhere Wertschöpfung als Produktionsprozesse erzielt. Roboter übernehmen vielfältige Aufgaben. Sensoren, Maschinen und Computer „kommunizieren" weltweit miteinander, sie vernetzen Warenflüsse und Produktionsabläufe. Das Internet of Things (IoT) ermöglicht jedem von uns, sein Smart Home oder zukünftig vielleicht sogar sein Auto (fern)zusteuern.
Dies stellt Wirtschaft und Gesellschaft vor große Herausforderungen; die zu erwartenden Veränderungen werden oft auch als „vierte industrielle Revolution" bezeichnet. Eine Revolution mit dramatischen Folgen für jeden einzelnen von uns. Mahnende Stimmen werden laut, Deutsche Unternehmen dürften den Anschluss bei der Digitalisierung nicht verpassen. Sie sehen vor allem den Mittelstand als Rückgrat der deutschen Wirtschaft gefährdet.

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<strong>Digitalisierung</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong><br />

B.A.U.M. e. V.<br />

<strong>Jahrbuch</strong><br />

<strong>2017</strong>


Die zunehmende <strong>Digitalisierung</strong> verändert schon jetzt unsere Arbeitswelt; es werden bewährte<br />

Geschäftsmodelle <strong>und</strong> Märkte in Frage gestellt, neu geschaffen oder zerstört. Dies stellt Wirtschaft <strong>und</strong><br />

Gesellschaft vor große Herausforderungen. Doch wer meint, es ginge nun darum, die neue Technik<br />

<strong>und</strong> die bestehenden Strukturen miteinander in Einklang zu bringen, greift zu kurz. Es sind nicht nur<br />

technische Lösungen gefragt!<br />

Die digitale Transformation bietet große Chancen für Wohlstand <strong>und</strong> Lebensqualität – <strong>und</strong> die<br />

Chance, unser Wirtschaftssystem unter den Vorzeichen der <strong>Nachhaltigkeit</strong> neu zu denken. Dabei<br />

geht es um den verantwortungsvollen Umgang mit <strong>Digitalisierung</strong>, ihre Nutzbarmachung für Energie<strong>und</strong><br />

Ressourcenschutz <strong>und</strong> das frühzeitige Aufdecken von Rebo<strong>und</strong>effekten. Zudem konfrontiert<br />

die <strong>Digitalisierung</strong> Unternehmen <strong>und</strong> ihre Beschäftigten mit der Aufgabe, neue Arbeitsformen zu<br />

entwickeln <strong>und</strong> Qualifikationsprofile an veränderte Berufsbilder anzupassen.


B.A.U.M. e. V.<br />

<strong>Jahrbuch</strong><br />

<strong>2017</strong><br />

DIGITALISIERUNG UND<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

1


B.A.U.M.-JAHRBUCH <strong>2017</strong> | INHALT<br />

Vorworte<br />

Prof. Dieter Gorny, Beauftragter für kreative <strong>und</strong> digitale Ökonomie ................................................ 4<br />

des B<strong>und</strong>esministers für Wirtschaft <strong>und</strong> Energie<br />

Prof. Dr. Maximilian Gege, Dieter Brübach, Martin Oldeland, B.A.U.M. e. V. ....................................... 6<br />

<strong>Digitalisierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> .................................................................................. 7<br />

Aufbruch ins (nachhaltige) digitale Zeitalter ..................................................................................... 8<br />

Ludwig Karg, B.A.U.M. Consult GmbH, <strong>und</strong> Martin Oldeland, B.A.U.M. e. V.<br />

<strong>Digitalisierung</strong> verantwortlich gestalten ........................................................................................ 11<br />

Britta Oertel, IZT – Institut für Zukunftsstudien <strong>und</strong> Technologiebewertung<br />

<strong>Digitalisierung</strong> verändert Unternehmenskultur ............................................................................... 14<br />

Alexandra Ferenz <strong>und</strong> Michael Varona, Commerzbank AG<br />

Die Rolle des <strong>Nachhaltigkeit</strong>smanagements in der <strong>Digitalisierung</strong> .................................................. 17<br />

Prof. Dr. Stefan Schaltegger, Leuphana Universität Lüneburg, <strong>und</strong><br />

Dr. Holger Petersen, Nordakademie Elmshorn<br />

Nachhaltig vernetzt ....................................................................................................................... 21<br />

Bernhard Schwager, Robert Bosch GmbH<br />

Datenerfassung <strong>und</strong> -analyse für mehr <strong>Nachhaltigkeit</strong>? – Ein Ausblick ............................................. 23<br />

Dr. Sebastian Saxe, Hamburg Port Authority, <strong>und</strong><br />

Dr. Matthias Uflacker, Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik<br />

Industrie 4.0: <strong>Nachhaltigkeit</strong> durch Effizienz ................................................................................... 26<br />

Judith Herzog-Kuballa, Verband Deutscher Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau e.V.<br />

Zu Risiken <strong>und</strong> Nebenwirkungen … ............................................................................................... 29<br />

Prof. Dr. Michael von Hauff, Technische Universität Kaiserslautern<br />

Segnungen der <strong>Digitalisierung</strong>: Der 3D-Druck ................................................................................. 32<br />

Peter Sander, Airbus Operations GmbH Hamburg<br />

Dezentrale Energieerzeugung – nicht ohne <strong>Digitalisierung</strong> .............................................................. 34<br />

Heiko von Tschischwitz, LichtBlick SE<br />

Innovative Weiterbildungskonzepte braucht das Land ..................................................................... 36<br />

Philippe Lorenz, Stiftung Neue Verantwortung<br />

<strong>Digitalisierung</strong> in der Dienstleistungswirtschaft ............................................................................. 39<br />

Karl-Heinz Brandl, ver.di<br />

Der feste Arbeitsplatz ist Geschichte .............................................................................................. 42<br />

Luis Neves, Deutsche Telekom AG<br />

Sozialstaat neu denken – Gr<strong>und</strong>einkommen als Lösung? ................................................................. 44<br />

Prof. Dr. Thomas Straubhaar, Universität Hamburg<br />

Wie PC <strong>und</strong> Handy Leben retten ..................................................................................................... 47<br />

Franziska Freihart, Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH<br />

Jeder hat das Recht, an der digitalen Welt teilzuhaben ................................................................... 49<br />

Claudia von Bothmer, Telefónica Deutschland<br />

2


B.A.U.M.-JAHRBUCH <strong>2017</strong> | INHALT<br />

B.A.U.M.-Portrait .................................................................................................................. 51<br />

B.A.U.M.-Jahresrückblick 2016 ....................................................................................................... 52<br />

In Memoriam Douglas Tompkins .................................................................................................... 54<br />

In Memoriam Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell ................................................................... 55<br />

Ein Netzwerk lebt vom Austausch .................................................................................................. 56<br />

Klimaschutz – eine Aufgabe für alle ............................................................................................... 60<br />

Nur eine Erde ................................................................................................................................ 63<br />

Viele Wege, ein Ziel: nachhaltige Mobilität ..................................................................................... 66<br />

Nachhaltiger Konsum ist möglich – für jeden! ................................................................................ 68<br />

Stimme der Wirtschaft für Umweltschutz <strong>und</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> .......................................................... 70<br />

Angebote ...................................................................................................................................... 72<br />

Langjährige Partner im B.A.U.M.-Netzwerk.......................................................................................73<br />

B.A.U.M.-Gremien .......................................................................................................................... 74<br />

Mitwirkungen <strong>und</strong> Funktionen ....................................................................................................... 75<br />

Ehrungen <strong>und</strong> Auszeichnungen ....................................................................................................... 77<br />

Die B.A.U.M. Zukunftsgenossenschaft ............................................................................................. 79<br />

B.A.U.M. Consult: Klimaschutz auf breiter Front .............................................................................. 81<br />

Firmenportraits ...................................................................................................................... 83<br />

Mitgliederverzeichnis ........................................................................................................ 205<br />

Serviceadressen .......................................................................................................................... 227<br />

Impressum ....................................................................................................... innere Umschlagseite<br />

3


B.A.U.M.-JAHRBUCH <strong>2017</strong><br />

Prof. Dieter Gorny<br />

Beauftragter für kreative <strong>und</strong> digitale Ökonomie des B<strong>und</strong>esministers für Wirtschaft <strong>und</strong> Energie<br />

Eine breite Debatte zur <strong>Digitalisierung</strong> ist alternativlos<br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong> adressiert Werte <strong>und</strong> ihren Erhalt. Werte,<br />

die im digitalen Zeitalter flüchtiger zu werden scheinen,<br />

weil sie nicht mehr ausschließlich physisch verortbar sind.<br />

Gerade deshalb ist eine Debatte über die <strong>Digitalisierung</strong><br />

<strong>und</strong> ihre gesellschaftliche <strong>Nachhaltigkeit</strong> genau jetzt<br />

besonders dringlich.<br />

Der digitale Raum, das Internet, ist ein noch sehr junges<br />

Medium. Seine Möglichkeiten waren verheißungsvoll<br />

<strong>und</strong> sind es teilweise immer noch: Eine neue Technologie<br />

– die digitale Technologie – verändert über ihre<br />

kongeniale mediale Ausprägung – das Internet – die<br />

Menschen <strong>und</strong> mit ihnen die Gesellschaft. Sorgt für<br />

Kommunikation auf Augenhöhe, für mehr Demokratie,<br />

für Teilhabe <strong>und</strong> Gerechtigkeit, verschafft jedem Menschen<br />

Zugang zu Wissen <strong>und</strong> Information. Eine geradezu<br />

beglückende Vision.<br />

Wir wissen längst: Die Realität sieht etwas anders aus. Hasskommentare, gepostete Alltagsbanalitäten,<br />

eine enthemmte Selbstinszenierung <strong>und</strong> Individualisierung sind nur einige Beispiele. Vor kurzem beschäftigte<br />

ein Artikel die globale Netzgemeinde, demzufolge das Ergebnis der US-Wahl maßgeblich auf die<br />

sozialen Netzwerke <strong>und</strong> Big Data zurückzuführen sei. Unter anderem anhand ihrer Social-Media-Profile<br />

<strong>und</strong> -Aktivitäten, zum Beispiel „Likes“, seien die Wähler sehr genau bestimmten Persönlichkeitstypen<br />

zugeordnet <strong>und</strong> durch auf sie zugeschnittene Nachrichten dann gezielt beeinflusst worden.<br />

Wie viel Wahrheit in dieser Geschichte steckt, ist umstritten. Sicher aber ist: Es gibt eine neue Form<br />

von Kommunikation, einen neuen Umgang miteinander, der erst durch das Internet entstanden ist<br />

<strong>und</strong> ermöglich wird, <strong>und</strong> der erheblichen Einfluss auf uns als Gesellschaft hat.<br />

Das alles spricht nicht gegen das Internet <strong>und</strong> die <strong>Digitalisierung</strong>! Aber es zeigt: Technologie macht<br />

keine besseren Menschen, auch das Netz nicht. Und es zeigt, dass die Behauptung, es gebe zwei<br />

Welten, die analoge <strong>und</strong> die digitale, nicht stimmt. Die digitale Welt ist keine andere, sie ist Teil unserer<br />

einen Welt, die wir gestalten müssen <strong>und</strong> dies mit einer neuen „Kultur der Verantwortung <strong>und</strong><br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong>“. Dazu gehört, dass wir nachhaltige gesellschaftliche Regulative brauchen, die unser<br />

Leben, Arbeiten, Lernen im digitalen Raum möglichst zum Wohle aller formen <strong>und</strong> gleichzeitig die<br />

Chancen der <strong>Digitalisierung</strong> ausschöpfen.<br />

Die Herausforderung ist keine geringe, denn das Tempo des aktuellen Wandels ist enorm. Lagen zwischen<br />

der Erfindung der Druckerpresse durch Gutenberg 1442 <strong>und</strong> der Erfindung des ersten Computerdruckers<br />

1953 mehr als 500 Jahre, brauchte es nur noch 30 Jahre bis zum ersten 3-D Drucker 1984. 1976 kam<br />

der Apple I, der als der erste PC gilt. Von da an gab es bahnbrechende technologische Neuerungen fast<br />

im Jahrestakt: 1997 Google, 1999 die Musiktauschbörse Napster, 2001 die erste Version von iTunes,<br />

2004 Facebook, 2005 YouTube, 2006 Twitter, 2007 das iPhone, 2010 das iPad …<br />

4


B.A.U.M.-JAHRBUCH <strong>2017</strong><br />

Vieles können wir durch die <strong>Digitalisierung</strong> schneller, bequemer tun als vorher, das sind die Convenience<br />

Services. Aber die gesellschaftlich relevanten Themen beziehen sich auf das, was dahinter entsteht:<br />

Daten, Datenstrukturen, Datenkapitalismus – Big Data. Daten sind die tatsächliche Währung, mit der<br />

wir als Nutzerinnen <strong>und</strong> Nutzer im digitalen Raum bezahlen, ohne uns dessen immer bewusst zu sein.<br />

Das wirft zentrale Fragen auf: Was ist Datenschutz im digitalen Zeitalter (noch wert)? Was bedeutet<br />

Datensouveränität? Was bedeutet es auf Dauer für unsere gesellschaftliche Integrität, wenn die Daten,<br />

mit denen wir zahlen, nicht nur genutzt werden, um uns passende neue Musik, Schuhe oder Möbel<br />

zu zeigen, sondern auch, siehe oben, unserem psychologischen Profil entsprechende nachrichtliche<br />

Artikel <strong>und</strong> emotionalisierte Botschaften? Hier entstehen Situationen, mit denen wir uns als Gesellschaft<br />

auseinandersetzen müssen, wenn wir auch mittel- <strong>und</strong> langfristig in Frieden, Wohlstand <strong>und</strong><br />

Demokratie miteinander leben wollen.<br />

Deshalb müssen unsere Antworten auf die digitale Transformation gesellschaftlich nachhaltig sein.<br />

Das ist keine triviale Aufgabe. Ein – geradezu tragisches – Beispiel für die Sorte Dilemma, mit der wir<br />

es zu tun haben, liefert die Arbeitswelt, Constanze Kurz wies im Kontext der Mindestlohndebatte<br />

für Lagerarbeiter darauf hin (FAZ, 29.11.2013): Die Diskussion führe dazu, dass Unternehmen wie<br />

Amazon noch intensiver in Robotik investierten, menschliche Lagerarbeiter bei steigender Entlohnung<br />

im Logistikbereich nun einfach noch schneller durch Maschinen ersetzt werden könnten.<br />

Ein anderes Dilemma entsteht zum Beispiel in der medizinischen Entwicklung: Es ist doch gut, wenn<br />

Computer auf Basis von MRT-Bildern <strong>und</strong> Datenbanken Prognosen zur Zellentwicklung erstellen <strong>und</strong><br />

Therapien vorschlagen können. Aber was bedeutet es für unser Solidarsystem, wenn wir daraus<br />

ableiten: Verhalte dich gesünder, dann bezahlst du weniger? Dann sind wir in Wertebereichen, die<br />

unmittelbar unsere gesellschaftlichen Errungenschaften <strong>und</strong> die Integrität des Einzelnen berühren.<br />

Diese <strong>und</strong> die vielen Fragen ähnlicher Art lassen sich nicht nur mit „disruptiver Begeisterung“ lösen.<br />

Wir müssen uns ihnen ganzheitlich <strong>und</strong> nachhaltig stellen. Es ist eine breite Debatte. Sie zu führen ist<br />

jedoch alternativlos.<br />

Dieter Gorny<br />

5


B.A.U.M.-JAHRBUCH <strong>2017</strong><br />

#DigitalNH<br />

Liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser,<br />

die Welt ist im digitalen Aufbruch! Daher hat schon die<br />

B.A.U.M.-Jahrestagung am 14./15. November 2016 bei<br />

der Deutschen Telekom AG in Bonn den Zusammenhang<br />

von <strong>Digitalisierung</strong> <strong>und</strong> Nachhaltig keit in den Blick genommen.<br />

Mit dem B.A.U.M.-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2017</strong> legen wir<br />

einen weiteren Beitrag zu einer Debatte vor, an der sich<br />

B.A.U.M. auch künftig aktiv beteiligen wird.<br />

Denn nur wenn <strong>Nachhaltigkeit</strong>saspekte von Beginn an<br />

konsequent mitgedacht werden, können die Risiken<br />

minimiert <strong>und</strong> Chancen wirklich genutzt werden, die<br />

die <strong>Digitalisierung</strong> nicht nur für die Wirtschaft, sondern<br />

auch für Umwelt <strong>und</strong> Gesellschaft bietet. Nur dann wird<br />

es gelingen, die Ver sprechen der <strong>Digitalisierung</strong> in Bezug<br />

auf Klimaschutz, Ressourcenschonung, Partizipation oder<br />

Bildung tatsächlich einzulösen.<br />

B.A.U.M. als Netzwerk nachhaltig wirtschaftender Unternehmen will die digitale Transformation kritisch<br />

begleiten <strong>und</strong> sich konstruktiv daran beteiligen, jetzt entscheidende Weichen für künftige Entwicklungen<br />

in diesem Bereich zu stellen. Diesen Ansatz spiegeln auch die Beiträge im aktuellen <strong>Jahrbuch</strong><br />

wider. Sie finden Darstellungen von Praxisanwendungen z. B. bei den B.A.U.M.-Mitgliedsunternehmen<br />

Bosch, Lichtblick, GIZ oder Telefónica, aber auch Fragen nach „Risiken <strong>und</strong> Nebenwirkungen“ wie<br />

von B.A.U.M.-Kuratoriumsmitglied Prof. Dr. Michael von Hauff von der Universität Kaiserslautern,<br />

der Rebo<strong>und</strong>-Effekte der <strong>Digitalisierung</strong> beleuchtet. Wir freuen uns, dass der Verband Deutscher<br />

Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau in unserem <strong>Jahrbuch</strong> ebenso mit einem Beitrag vertreten ist wie das<br />

Institut für Zukunftsstudien <strong>und</strong> Technologiebewertung <strong>und</strong> die Gewerkschaft ver.di.<br />

In den kommenden Jahren wird es darum gehen müssen, Regularien für die <strong>Digitalisierung</strong> zu entwickeln,<br />

die verhindern, dass <strong>Nachhaltigkeit</strong> bei der digitalen Transformation auf der Strecke bleibt.<br />

Ganz entscheidend ist dabei eine Ausrichtung auf Werte wie Verantwortlichkeit gegenüber Mensch<br />

<strong>und</strong> Umwelt, Gerechtigkeit, Sicherheit. Unternehmen werden bestehende Geschäftsmodelle auf<br />

ihre „<strong>Digitalisierung</strong>stauglichkeit“ prüfen, aber auch neue nachhaltige Geschäftsmodelle entwickeln<br />

müssen. Bei der (Um-)Gestaltung unternehmensinterner Prozesse müssen die Mitarbeiter von Beginn<br />

an einbezogen werden. Die <strong>Digitalisierung</strong> ist eine enorme Herausforderung für unsere Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> muss aus unserer Sicht ganzheitlich <strong>und</strong> nicht nur technologiezentriert realisiert werden.<br />

So hoffen wir, dass das B.A.U.M.-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2017</strong> interessante Impulse für diese Entwicklungen setzen<br />

kann, <strong>und</strong> wünschen Ihnen eine anregende Lektüre.<br />

Prof. Dr. Maximilian Gege Dieter Brübach Martin Oldeland<br />

Vorsitzender Mitglied des Vorstands Mitglied des Vorstands<br />

6


© shutterstock, Alexander Tolstykh<br />

DIGITALISIERUNG UND<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

7


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

Aufbruch ins (nachhaltige) digitale Zeitalter<br />

Von Ludwig Karg, B.A.U.M. Consult GmbH, <strong>und</strong> Martin Oldeland, B.A.U.M. e. V.<br />

Künstliche Intelligenz wird helfen, die Umwelt zu schonen. Smart Home Systeme wissen, wann ich<br />

daheim bin, lernen meine Verhaltensmuster <strong>und</strong> regulieren die Energie so, dass ich mich wohlfühle.<br />

Das spart Geld <strong>und</strong> schont die Umwelt. Und es lässt sich auch Geld damit verdienen. Es ist also ökonomisch.<br />

Es ist ökologisch, weil es Ressourcen spart. Es ist sozial, weil es mir hilft. Es dürfte also ein<br />

Beitrag zur <strong>Nachhaltigkeit</strong> sein...<br />

Diese Argumentation ist etwas zu kurz gesprungen, meinten die Initiatoren der B.A.U.M.-Jahrestagung<br />

zu „<strong>Digitalisierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong>“ – <strong>und</strong> luden für den Auftakt ausgewiesene Experten ein, um<br />

die Tragweite des Themas auszuloten. Bereits in seiner Begrüßung hatte B.A.U.M.-Vorstandsmitglied<br />

Martin Oldeland darauf hingewiesen, bei dem Hype um die <strong>Digitalisierung</strong> dürfe die <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />

nicht vergessen werden. Auch die <strong>Digitalisierung</strong> benötige Ressourcen <strong>und</strong> sei keine komplette Dematerialisierung.<br />

Zudem träfen die enormen gesellschaftspolitischen Herausforderungen der <strong>Digitalisierung</strong><br />

zumindest in Europa auf eine im Vergleich zu anderen Teilen der Welt alte Gesellschaft.<br />

Als erster der Experten verglich Peter Fatelnig von der Europäischen Kommission die heutige Zeit mit<br />

dem Zeitalter des beginnenden Buchdrucks <strong>und</strong> der Reformation. Eine seiner Thesen: „<strong>Nachhaltigkeit</strong><br />

braucht <strong>Digitalisierung</strong>“. Prof. Dr. Manfred Broy, Gründungspräsident <strong>und</strong> Geschäftsführer des Zentrums<br />

<strong>Digitalisierung</strong>, Bayern, faszinierte das Publikum mit einem Vortrag, der auch Nicht-Informatikern<br />

plastisch vor Augen führte, was uns erwartet. Als Fazit zitierte er Steve Jobs: „Everyone here has the<br />

sense that right now is one of those moments when we are influencing the future.” Bei Prof. Dieter<br />

Gorny war schon seine Funktion Programm: „Beauftragter für kreative <strong>und</strong> digitale Ökonomie des<br />

B<strong>und</strong>esministers für Wirtschaft <strong>und</strong> Energie“. Sein Vortrag gipfelte in der Forderung: „Bei aller Aufbruchsstimmung<br />

angesichts der gewaltigen <strong>und</strong> hervorragenden digitalen Entwicklungen müssen<br />

wir diese stets mit den für unsere Gesellschaft bislang gültigen Wertevorstellungen reflektieren, die<br />

selbstverständlich auch einem Wandel unterliegen.“<br />

Diskutierten Chancen für Deutschland<br />

<strong>und</strong> Europa im digitalen Wettkampf<br />

(v.l.): Prof. Dr. Dr. h.c. Manfred<br />

Broy (Zentrum <strong>Digitalisierung</strong>.<br />

Bayern), Peter Fatelnig (Europäische<br />

Kommission), Jens Mühlner (Charta<br />

digitale Vernetzung e.V.), Moderator<br />

Ludwig Karg (B.A.U.M. Consult<br />

GmbH).<br />

8


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

Offen blieb die Frage, welche Aspekte der <strong>Nachhaltigkeit</strong> vorrangig betrachtet <strong>und</strong> bearbeitet werden<br />

sollen. Und welche Rolle kann <strong>und</strong> soll B.A.U.M. als Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften<br />

dabei spielen? Hier konnte der zweite Konferenztag Aufschluss geben. Während ein Moderatoren-<br />

Team der B.A.U.M. Group ein World-Café zu sechs verschiedenen Themen gestaltete, arbeiteten<br />

die Design Thinker von Protellus mit kleinen Gruppen an Prototypen für die Lösung spezifischer<br />

Herausforderungen.<br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong>: mit, trotz oder durch <strong>Digitalisierung</strong>?<br />

Experten stellten die Herausforderungen der ausgewählten Handlungsfelder vor: Intelligent Cities, Automatisierung/Arbeitswelt/Wirtschaftssysteme,<br />

Mitarbeiter/Arbeitswelt, Energie, Ressourcen, Mobilität.<br />

Der Tenor: Wenn wir nichts tun, kann uns die Welle der <strong>Digitalisierung</strong> überrollen – <strong>und</strong> nicht nur die<br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong> bleibt auf der Strecke. Wenn wir jedoch die Chancen nutzen, die uns die neuen Kommunikationstechnologien<br />

<strong>und</strong> das Internet der Dinge bieten, können wir viele der sicherlich wegfallenden<br />

Arbeitsplätze durch neue, sogar höherwertige ersetzen. Wenn wir Computer <strong>und</strong> Roboter die Dinge<br />

machen lassen, die sie besser als wir Menschen können, führt das zu weniger Ressourcenverbrauch,<br />

zu umweltfre<strong>und</strong>licheren Transportsystemen, zu einer sicheren Energieversorgung aus erneuerbaren<br />

Quellen.<br />

Dass Roboter Köche verdrängen können, mochten die Teilnehmenden noch glauben. Zweifel kamen<br />

auf, als es um das Diagnostizieren <strong>und</strong> die Medikation von Krankheiten durch Computer ging. Aktu elle<br />

Studien gehen davon aus, dass bis zu 18 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland, davon ein Großteil<br />

in der Verwaltung, von der digitalen Transformation betroffen sein werden. Untersuchungen haben<br />

gezeigt, dass eine freiere Wahl von Ort <strong>und</strong> Zeit die Motivation der Mitarbeiter <strong>und</strong> die Arbeitsergebnisse<br />

erheblich verbessert. Das klassische „Home-Office“ wird aber wohl mehr <strong>und</strong> mehr durch<br />

„Co-Working Spaces“ abgelöst.<br />

Wir müssen etwas tun. Aber wer ist „wir“?<br />

Industrie 4.0 hat die großen Unternehmen erreicht. Nun müssen auch die kleinen <strong>und</strong> mittleren Betriebe<br />

die Veränderungen erkennen <strong>und</strong> konstruktiv mit ihnen umgehen, wenn sie nicht zu den Verlierern<br />

zählen wollen.<br />

Joseph Weizenbaum, der sich schon in den 70er Jahren intensiv mit Fragen der künstlichen Intelligenz<br />

auseinandergesetzt hat, sagte einmal: „Ich bin kein Computerkritiker. Computer kann man nicht<br />

kritisieren. Ich bin Gesellschaftskritiker.“ Deutlicher kann man es nicht ausdrücken: <strong>Digitalisierung</strong> ist<br />

eine der großen gesellschaftlichen Aufgaben unserer Zeit. Das Wirtschaftssystem als Ganzes <strong>und</strong> unsere<br />

Gesellschaftsordnung werden sich verändern. Ob zum Guten oder Schlechten, liegt an uns allen!<br />

Innovation im Zeitalter der <strong>Digitalisierung</strong>?<br />

Vor welchen Herausforderungen Innovateure heute stehen, erläuterte Prof. Ulrich Weinberg, Leiter<br />

der School of Design Thinking am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam. Eindrucksvoll stellte er dar, wie<br />

man aus dem „Brockhaus-Zeitalter“ ins „Netzwerk-Zeitalter“ kommt. Den Beweis für die Effektivität<br />

<strong>und</strong> Effizienz der neuen Innovationsmethoden erbrachten dann die an seiner D-School ausgebildeten<br />

Young Professionals, die mittlerweile unter dem Namen Protellus aktiv sind, in einem „Design Thinking<br />

9


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

Fast Track“. So ungewöhnlich der zeitlich komplett durchgetaktete Workshop war, so sehr genossen<br />

die Teilnehmenden das kreative Milieu. Nach vier St<strong>und</strong>en konnten sie ihre Prototypen präsentieren,<br />

von denen hier nur einer vorgestellt werden soll (s. Abb. unten).<br />

B.A.U.M. als Makler der digitalen <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />

Die Teilnehmenden der B.A.U.M.-Jahrestagung artikulierten deutlich ihre Vorstellungen von der Rolle<br />

des Netzwerks angesichts des digitalen Wandels. Wichtig war ihnen eine weitere Verdeutlichung des<br />

Zusammenhangs von <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Digitalisierung</strong>. Zudem solle sich B.A.U.M. mit seiner großen Zahl<br />

von Mitgliedern <strong>und</strong> seinen Experten zur Bearbeitung des Themas <strong>Nachhaltigkeit</strong> in Gremien der <strong>Digitalisierung</strong><br />

einbringen. Geplant ist der Beitritt zur Charta digitale Vernetzung e. V.; dort wird B.A.U.M. die<br />

großen Firmen <strong>und</strong> Verbände aus dem Bereich der Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnologie treffen.<br />

Auf das Bedürfnis der Mitglieder nach mehr Aufklärung <strong>und</strong> Führung auf dem Weg ins digitale Zeitalter<br />

wird B.A.U.M. auch mit dem Aufbau einer „Wissens- <strong>und</strong> Aktionsplattform zu <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Digitalisierung</strong>“ antworten. Zum Ende der Jahrestagung konnte Vorstandsmitglied Martin Oldeland<br />

von erfolgreichen Gesprächen über eine entsprechende Kooperation mit der Deutschen B<strong>und</strong>esstiftung<br />

Umwelt berichten.<br />

Das vorliegende <strong>Jahrbuch</strong> ist Auftakt für eine weitreichende Bearbeitung des Themas. Eine Dokumentation<br />

der Jahrestagung findet sich auf https://digitalnhblog.wordpress.com.<br />

Ludwig Karg ist Gesellschafter-Geschäftsführer der B.A.U.M. Consult GmbH München/Berlin <strong>und</strong> Chairman von<br />

INEM. Mit seinem Team berät er Unternehmen <strong>und</strong> entwickelt in großen Projekten Lösungen für eine nachhaltige<br />

Versorgung mit Material, Mobilität <strong>und</strong> Energie.<br />

Martin Oldeland ist Mitglied des Vorstands von B.A.U.M. e. V. In dieser Funktion vertritt er B.A.U.M. auch in<br />

zahlreichen Jurys <strong>und</strong> Beiräten. Seine Arbeitsschwerpunkte sind u. a. CSR, Klima- <strong>und</strong> Ressourcenschutz sowie<br />

<strong>Digitalisierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong>.<br />

Beispiel für Design Thinking auf der<br />

B.A.U.M.-Jahrestagung: Die Aufgabe<br />

(Challenge): Entwickeln Sie eine<br />

digitale Lösung, die die Lebensmittelverschwendung<br />

in Privathaushalten<br />

reduziert. – Die gedachte Nutzerin<br />

(Persona): Xenia, 41 Jahre, umwelt<strong>und</strong><br />

ges<strong>und</strong>heitsbewusst. – Der<br />

Lösungsansatz (Prototyp): Ein mit<br />

Sensoren ausgestatteter Mülleimer<br />

verändert Form <strong>und</strong> Aussehen, wenn<br />

noch genießbare oder gerade erst<br />

abgelaufene Lebensmittel eingeworfen<br />

werden. Gleichzeitig erhalten<br />

seine Besitzer Hinweise auf ihrem<br />

Smartphone, wie in Zukunft mit<br />

mehr Weitblick eingekauft werden<br />

kann.<br />

10


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

<strong>Digitalisierung</strong> verantwortlich gestalten<br />

Von Britta Oertel, IZT – Institut für Zukunftsstudien <strong>und</strong> Technologiebewertung<br />

Spätestens seit Ende der 1980er Jahre ist wirtschaftlicher <strong>und</strong> gesellschaftlicher Wandel mit „<strong>Digitalisierung</strong>“<br />

verb<strong>und</strong>en. In den Blickpunkt rückte dieser Entwicklungspfad durch den Übergang von<br />

analogen hin zu digitalen Telekommunikationsnetzen, der Verbreitung <strong>und</strong> stärkeren Nutzung von<br />

Computern <strong>und</strong> des digitalen Mobilfunks. Durch enorme Leistungssprünge verlaufen die zugehörigen<br />

Entwicklungen immer dynamischer. Der Fortschritt in der „<strong>Digitalisierung</strong>“ wurde häufig durch den<br />

Zusatz 2.0 gekennzeichnet <strong>und</strong> immer schneller folgten 3.0 <strong>und</strong> 4.0 als Synonyme dafür.<br />

Die Politik fordert von Unternehmen aller Größenklassen, die mit der <strong>Digitalisierung</strong> verb<strong>und</strong>enen<br />

Veränderungsprozesse zügig zu vollziehen <strong>und</strong> dabei eine führende, innovationskräftige <strong>und</strong> gestaltende<br />

Rolle wahrzunehmen. Nicht nur das einzelne Unternehmen steht dabei im Fokus, sondern ganze<br />

Sektoren sollen durch digitale Prozesse <strong>und</strong> Geschäftsmodelle „intelligent“ werden.<br />

Der Fortschritt <strong>und</strong> seine Folgen<br />

Der Rückblick in die jüngere „Geschichte“ zeigt, dass <strong>Digitalisierung</strong> noch vor 25 Jahren nicht selbstverständlich<br />

war. In der damaligen Diskussion wurden die Chancen <strong>und</strong> Risiken in die Waagschale<br />

geworfen. <strong>Nachhaltigkeit</strong> in wirtschaftlicher, sozialer <strong>und</strong> ökologischer Hinsicht hatte hier früh einen<br />

Stellenwert. Aspekte wie Telearbeit mit der Einsparung von Fahrten zum Arbeitsplatz, die Vereinbarkeit<br />

von Familie <strong>und</strong> Beruf oder die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit ländlicher Räume weckten<br />

Hoffnungen auf neue Handlungsmöglichkeiten. Nicht alle Erwartungen an den Fortschritt haben sich<br />

erfüllt, häufig ist sogar das Gegenteil eingetreten. Trotzdem gilt: Bereits die erste intensive Phase der<br />

<strong>Digitalisierung</strong> war mit dem <strong>Nachhaltigkeit</strong>sgedanken verknüpft, die zugehörigen Kriterien flossen in<br />

Gestaltungs- <strong>und</strong> Umsetzungsprozesse ein. Der Fortschritt war gewollt, sollte jedoch proaktiv betrachtet<br />

sowie ökologisch <strong>und</strong> sozial verantwortbar gestaltet werden.<br />

Digitale Geschäftsmodelle verändern die Welt<br />

Diese Leitgedanken der <strong>Nachhaltigkeit</strong> sind auch heute noch präsent, die Reflexion über Veränderungsprozesse<br />

erfolgt in vielen Vereinigungen bereits partizipativ <strong>und</strong> im frühzeitigen Dialog mit<br />

Stakeholdern. Herausforderungen wie Klimawandel <strong>und</strong> Globalisierung werden mitgedacht, auf die<br />

Rechte zukünftiger Generationen wird Bezug genommen. Allerdings haben sich die zeitlichen Horizonte<br />

für Gestaltungs- <strong>und</strong> Umsetzungsprozesse verändert. Die von der <strong>Digitalisierung</strong> hervorgerufenen<br />

Veränderungen verlaufen nicht mehr kontinuierlich – radikale, disruptive Umbrüche haben gerade in<br />

den letzten Jahrzehnten zum Wegbrechen ganzer Märkte geführt. Dies gilt beispielsweise dann, wenn<br />

sich Güter in digitale Dienstleistungen wandeln, wie es in der Musik- oder Buchindustrie der Fall war.<br />

Oder durch neuartige Geschäftsmodelle wie:<br />

• „Cloud-Modell“: Dienstleistungen beispielsweise zur Speicherung von Daten werden seit circa<br />

zehn Jahren vor allem von US-amerikanischen Unternehmen angeboten. Dateien können in die<br />

11


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

„Cloud“ hochgeladen werden <strong>und</strong> sind dann digital <strong>und</strong> endgeräteunabhängig zugänglich. Sie<br />

können für Dritte freigegeben oder sogar gemeinsam bearbeitet werden. Ist das typischerweise<br />

kostenlose Speichervolumen ausgeschöpft, sind kostenpflichtige Zugangspakete nötig. Durch<br />

dieses Prinzip werden Verbraucher an die Dienstleistung gewöhnt <strong>und</strong> bleiben tendenziell auch bei<br />

Mehrbedarf <strong>und</strong> Kostenpflicht dem Anbieter treu. Teils haben die Anbieter des Cloud-Modells in<br />

ihren Geschäftsbedingungen spezifiziert, dass die hochgeladenen Daten von ihnen für Big-Data-<br />

Auswertungen genutzt <strong>und</strong> die Ergebnisse verkauft werden können.<br />

• „Informations-Modell“: Verbraucher erhalten durch diese Dienstleistungen Informationen. Sie bezahlen<br />

jedoch indirekt, indem Werbung eingeblendet wird. Auch hier sind, wie beim Cloud-Modell, die Verbraucher<br />

Teil des Wertschöpfungsprozesses, indem sie durch ihre Recherchen selbst Daten erzeugen.<br />

• „Direkt-Modell“: Früher waren Unternehmen auf Intermediäre angewiesen, um mit K<strong>und</strong>en in<br />

Kontakt zu treten. Die K<strong>und</strong>enkontakte waren auf dieser Zwischenhändler-Ebene verankert. Durch<br />

das Internet können die Leistungsanbieter heute „r<strong>und</strong> um die Uhr“ direkt K<strong>und</strong>en erreichen <strong>und</strong> so<br />

Vermittlungskosten senken. Intermediäre haben dann eine Bestandschance, wenn sie ihr Portfolio<br />

durch das Schaffen von Mehrwert auf Verbraucher <strong>und</strong> deren Zahlungsbereitschaft hin ausrichten.<br />

• „Marktmacht-Modell“: Dieses Geschäftsmodell hat den stationären <strong>und</strong> den Online-Handel revolutionär<br />

verändert. Die durch ein umfassendes Waren- <strong>und</strong> Dienstleistungsangebot gegebene<br />

Marktmacht weniger Anbieter führt zu deren Vorreiterrolle bei der Ansprache von K<strong>und</strong>en. Kleinere<br />

Anbieter stehen unter dem Druck, mit ihren Leistungen dort vertreten zu sein <strong>und</strong> sich den<br />

jeweiligen Rahmenbedingungen zu fügen.<br />

• „Abo-Modell“: Hier werden K<strong>und</strong>en häufig zuerst durch Einzelkäufe gewonnen, dann jedoch zum<br />

Abschluss eines langfristigen Abonnements motiviert.<br />

• „Peer-Sharing-Modell“: Aus dem Car-Sharing-Prinzip ist dieses Geschäftsmodell des „Teilen-statt-<br />

Besitzens“ am besten bekannt. Gr<strong>und</strong>sätzlich ist es für viele Zwecke einsetzbar <strong>und</strong> eng mit dem<br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong>sgedanken verb<strong>und</strong>en. Für Marktplatzbetreiber ist dieses Geschäftsmodell durch<br />

Provisionen attraktiv.<br />

• „Verschenken-oder-Weiter-Verkaufen-Modell“: Hier werden K<strong>und</strong>en untereinander vernetzt, um<br />

neuwertige oder gut erhaltene Waren einer weiteren Nutzung zuzuführen. Hier wird der Marktplatz<br />

durch Provisionen oder Werbung finanziert.<br />

Die <strong>Digitalisierung</strong> hat nicht nur die<br />

Globalisierung einen großen Schritt<br />

nach vorne getragen, sie wird auch<br />

die Welt, wie wir sie kennen, gr<strong>und</strong>legend<br />

verändern.<br />

12


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

Die obigen digitalen Geschäftsmodelle sind nicht trennscharf, sondern werden in der Praxis häufig<br />

kombiniert. Digitale Prozesse gelten als effektiv <strong>und</strong> sind für K<strong>und</strong>en oftmals bequemer. Verbraucher<br />

werden in ihrer Rolle gestärkt, indem sie die Phasen der Recherche <strong>und</strong> der Kaufentscheidung, aber<br />

auch der späteren Nutzung oder sogar Weiterveräußerung aktiv beeinflussen können. Allerdings sind<br />

die digitalen Dienstleistungen in den seltensten Fällen umsonst, auch bei vermeintlich kostenlosen<br />

Angeboten zahlen die K<strong>und</strong>en in der Regel mit ihren Daten.<br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong> von Beginn an mitdenken<br />

Digitale Geschäftsmodelle beinhalten gr<strong>und</strong>sätzlich das Potenzial zur Schonung von natürlichen Ressourcen,<br />

sofern Güter vollständig ersetzt werden oder Leistungen, beispielsweise bei der Warenlieferung,<br />

gebündelt werden. Sie können, wenn vom Anbieter im Entwicklungsprozess gewollt <strong>und</strong> mitgedacht,<br />

sozial verträglich gestaltet werden <strong>und</strong> einen Beitrag zur Lösung sozialer Herausforderungen leisten.<br />

Diese Kriterien sind jedoch keine Selbstverständlichkeit <strong>und</strong>, so die These, meist nicht Bestandteil der<br />

Geschäftsmodellentwicklung.<br />

Die Empfehlung lautet folglich: Um <strong>Digitalisierung</strong> verantwortlich zu gestalten, sollten die ökologischen,<br />

wirtschaftlichen <strong>und</strong> sozialen Aspekte der <strong>Nachhaltigkeit</strong> aktiv <strong>und</strong> kreativ von Beginn an mitgedacht<br />

werden. Anfängliche Versäumnisse können bei Innovationen, die sich einmal bei Verbrauchern<br />

durchgesetzt haben, im Nachhinein kaum korrigiert werden. Dies gilt nicht nur für Geschäftsmodelle<br />

zwischen Unternehmen <strong>und</strong> Privatpersonen, sondern auch für den Business-to-Business-Bereich. Vor<br />

diesem Hintergr<strong>und</strong> möchte dieser Beitrag zur frühzeitigen <strong>und</strong> proaktiven Auseinandersetzung mit<br />

den möglichen mittel- <strong>und</strong> langfristigen Folgen von Geschäftsmodellen aufrufen.<br />

Britta Oertel leitet am Institut für Zukunftsforschung <strong>und</strong> Technologiebewertung (IZT) das Forschungscluster<br />

Technologie <strong>und</strong> Innovation sowie die Forschungsarbeiten im Rahmen der Konsortialmitgliedschaft des IZT beim<br />

Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen B<strong>und</strong>estag. Ende 2014 wurde sie in den Fachausschuss<br />

Wissenschaft der Deutschen UNESCO-Kommission berufen.<br />

Die <strong>Digitalisierung</strong> zieht sich durch<br />

alle unsere Lebensbereiche <strong>und</strong><br />

macht auch vor Gefühlen nicht Halt.<br />

Datenbanken helfen bei der Partnersuche<br />

<strong>und</strong> Roboter kümmern sich<br />

um Sicherheit <strong>und</strong> Seelenheil.<br />

13


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

<strong>Digitalisierung</strong> verändert<br />

Unternehmenskultur<br />

Von Alexandra Ferenz <strong>und</strong> Michael Varona, Commerzbank AG<br />

Beim Streaming-Dienstleister Netflix gilt eine „Unlimited Vacation Policy“: Mitarbeiter dürfen unbegrenzt<br />

viele Urlaubstage im Jahr nehmen <strong>und</strong> sich ihre Arbeitszeit frei einteilen. Asana, ein Anbieter<br />

für Social-Business-Lösungen, stellt seinen Mitarbeitern 10.000 Euro zur Gestaltung des eigenen<br />

Arbeitsplatzes zur Verfügung. Und der Outdoor-Ausrüster Patagonia ermuntert seine Mitarbeiter, in<br />

der Mittagspause surfen zu gehen. Diese drei Beispiele mögen nach „typisch Silicon Valley“ klingen,<br />

sie zeigen jedoch, dass Geld alleine nicht mehr ausreicht, um Mitarbeiter zu motivieren. Es gilt die<br />

Devise, dass Arbeit Spaß machen <strong>und</strong> sinnstiftend sein soll. Darauf ist die gesamte Unternehmenskultur<br />

ausgerichtet.<br />

Doch nicht nur die Erwartungen der Mitarbeiter, auch die <strong>Digitalisierung</strong> bringt viele Herausforderungen<br />

mit sich. Altbewährte Geschäftsmodelle funktionieren plötzlich nicht mehr, <strong>und</strong> die über<br />

viele Jahre hart erarbeitete Marktposition gerät ins Wanken. Hatte eine Produktinnovation vor ein<br />

paar Jahren noch die Aussicht auf 15 Jahre Lebensdauer, so sind es heute im Schnitt fünf Jahre.<br />

So wie sich die Erwartungen der Mitarbeiter an ihren Job ändern, so nehmen im digitalen Wandel<br />

auch die Anforderungen der Unternehmen an ihr Personal zu. Selbständigeres Arbeiten <strong>und</strong> die<br />

Bereitschaft zu Weiterbildung, um mit den technologischen Neuerungen Schritt zu halten, gewinnen<br />

an Bedeutung.<br />

„Digitale Transformatoren“ machen es vor<br />

Wie begegnet der deutsche Mittelstand dem digitalen Wandel <strong>und</strong> was sind die Auswirkungen auf die<br />

Unternehmenskultur? Diesen Fragen widmet sich die Commerzbank-Mittelstandsinitiative „UnternehmerPerspektiven“<br />

in ihrer aktuellen Studie. Unter dem Titel „Unternehmen Zukunft: Transformation<br />

trifft Tradition“ befragte TNS-Infratest b<strong>und</strong>esweit 4.000 Führungskräfte mittelständischer Betriebe.<br />

Bereits seit zehn Jahren gibt es die Initiative, deren Studienergebnisse auf b<strong>und</strong>esweiten Veranstaltungen<br />

mit Vertretern aus Wirtschaft, Verbänden, Politik <strong>und</strong> Wissenschaft diskutiert werden. Die aktuelle<br />

Transformation trifft Tradition: Nur<br />

wer seine Geschäftsmodelle auf den<br />

Prüfstand stellt <strong>und</strong> die Möglichkeiten<br />

einer digitalen Transformation<br />

ergreift, ist langfristig zukunftsfähig.<br />

14


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

Untersuchung macht deutlich: Bei der <strong>Digitalisierung</strong> geht es um weit mehr als nur um das schiere<br />

Steigern der Effizienz. Um die Transformation im Unternehmen zu schaffen, müssen an vielen Stellen<br />

Veränderungen stattfinden. Jedes fünfte Unternehmen hat diese der Umfrage zufolge bereits angestoßen.<br />

Es ist die Gruppe der so genannten digitalen Transformatoren, die ihre Geschäftsmodelle auf<br />

den Prüfstand stellt <strong>und</strong> die neuen digitalen Möglichkeiten für Innovationen nutzt. Ein f<strong>und</strong>amentaler<br />

kultureller Wandel findet in ihren Organisationen statt. Das Ergebnis ist ein verändertes Verständnis<br />

von Arbeit, Karriere <strong>und</strong> Leben.<br />

Freiräume, Motivation <strong>und</strong> Kooperation<br />

Die technologische Beschleunigung erfordert ein Umdenken – bei den Mitarbeitern genauso wie bei den<br />

Führungskräften. Hierarchien werden flacher <strong>und</strong> Führungskräfte sind nicht mehr zwingend fachliche<br />

Experten. Abteilungsübergreifende Teams entstehen, die mehr Freiräume für Innovationen bekommen.<br />

Die „Unlimited Vacation Policy“ ist zwar noch die Ausnahme, aber in vielen Unternehmen können<br />

Mitarbeiter zumindest ihren Arbeitsalltag flexibler planen oder gar die Karriereplanung insgesamt dem<br />

eigenen Lebensentwurf anpassen. Ob die Transformation wirklich gelingt, entscheidet sich letztlich in<br />

den Köpfen der Menschen.<br />

Mitarbeiter, für die es selbstverständlich ist, sich weiterzuentwickeln <strong>und</strong> neue Herausforderungen<br />

anzunehmen, sind die Treiber in diesem Prozess. Sie brauchen Führungskräfte <strong>und</strong> Unternehmer, die<br />

ihnen den Weg ebnen <strong>und</strong> ihre individuellen Stärken fördern. Drei Faktoren halten die Befragten der<br />

Commerzbank-Studie dabei für besonders erfolgskritisch: ein besseres Klima für die Entwicklung von<br />

Innovationen (61 Prozent), eine positive Fehlerkultur (67 Prozent) <strong>und</strong> eine heterogene Altersstruktur<br />

als Stärke zu begreifen (70 Prozent).<br />

Die meisten Unternehmer haben erkannt, wie wichtig Arbeitnehmer sind, die sich weiterentwickeln<br />

<strong>und</strong> weiterbilden wollen. Das hat Auswirkungen auf die Führung: Kontrolle ist „out“, Kooperation<br />

<strong>und</strong> Motivation sind „in“. Führungskräfte sind vor allem als Vorbilder <strong>und</strong> Motivatoren gefragt. Mut zu<br />

Innovationen, Respekt <strong>und</strong> Vertrauen gegenüber den Mitarbeitern machen die „Chefs von morgen“ aus.<br />

Trotz digitaler Helfer, <strong>und</strong> obwohl<br />

Maschinen bereits direkt mit Maschinen<br />

kommunizieren, werden<br />

Menschen nicht arbeitslos. Es besteht<br />

jedoch ein zunehmend hoher Qualifizierungsanspruch.<br />

15


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

Kostet die <strong>Digitalisierung</strong> Arbeitsplätze?<br />

91 Prozent der befragten Unternehmer sagen, dass die Zahl der Mitarbeiter in ihrem Unternehmen mit<br />

oder trotz <strong>Digitalisierung</strong> gleich bleibt oder sogar zunimmt. Das Schreckgespenst des „Wegrationalisierens“<br />

existiert – zumindest in den Köpfen der verantwortlichen Manager <strong>und</strong> Unternehmer – nicht.<br />

Bremsend wirkt nach Ansicht der Befragten allerdings der anhaltende Fachkräftemangel. Besonders<br />

die digitalen Transformatoren beklagen, dass es aufgr<strong>und</strong> des Defizites an qualifiziertem Personal<br />

schwierig ist, digitale Technologien in die Unternehmensabläufe einzubinden <strong>und</strong> neue Geschäftsideen<br />

umzusetzen.<br />

Obwohl die Mehrzahl der Unternehmer die unterschiedlichen Altersklassen in ihren Betrieben als<br />

Stärke begreifen, sehen lediglich 36 Prozent Qualifizierungsbedarf bei den älteren Beschäftigten. Diese<br />

fokussieren sich darauf, qualifiziertes Personal im Unternehmen zu halten <strong>und</strong> bieten als Incentive die<br />

individuelle Planung des Arbeitsalltages oder abteilungsübergreifende Innovations- <strong>und</strong> Pilotprojekte an.<br />

Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf <strong>und</strong> Familie können Unternehmen dabei helfen, sich im digitalen<br />

Wandel als gute Arbeitgeber zu positionieren. R<strong>und</strong> 30 Prozent der Unternehmen bieten Modelle<br />

für Lebensarbeitszeit <strong>und</strong> betriebliche Auszeiten oder unterbreiten Angebote für Erholung, Freizeit<br />

<strong>und</strong> Fitness. Möglichkeiten, Beruf <strong>und</strong> Familie besser in Einklang zu bringen, fehlen in den Organisationsstrukturen<br />

vieler Betriebe jedoch immer noch. Lediglich 12 Prozent haben für ihre Mitarbeiter<br />

entsprechende Angebote.<br />

Unternehmen neu denken<br />

Auf den deutschen Mittelstand kommen tiefgreifende Veränderungen zu, die alle Bereiche der Organisationen<br />

betreffen. Prozesse beschleunigen sich, neue Technologien halten Einzug, Geschäftsmodelle<br />

entwickeln sich weiter oder werden neu erf<strong>und</strong>en, Hierarchien <strong>und</strong> die Rolle der Führungskräfte<br />

ändern sich. Eine erfolgreiche digitale Transformation braucht daher ein konsequentes Umdenken. Es<br />

muss erlaubt sein, alle Unternehmensbereiche unter die Lupe zu nehmen <strong>und</strong> – wenn nötig – neu zu<br />

organisieren. Die Weichen für Erfolg oder Misserfolg der digitalen Transformationen zu stellen, ist eine<br />

Frage der Einstellung. Die Ausgangslage für die deutschen Mittelständler ist gut. In keinem anderen<br />

Land gibt es mehr „Hidden Champions“ als in Deutschland. Die richtigen Impulse für die digitale<br />

Transformation werden bereits gegeben – der Wandel ist in vollem Gange.<br />

Alexandra Ferenz leitet als Vice President Live-Marketing seit acht Jahren die Mittelstandsinitiative UnternehmerPerspektiven<br />

der Commerzbank AG. Unter ihrer Führung erlebten die UnternehmerPerspektiven selbst den digitalen<br />

Wandel <strong>und</strong> feierten 2016 ihr zehnjähriges Jubiläum. Bevor Alexandra Ferenz zur Commerzbank kam, war sie<br />

als Redakteurin für die ÖKO-Test Verlags AG <strong>und</strong> als leitende Redakteurin für den Hessischen R<strong>und</strong>funk tätig.<br />

Michael Varona ist Bereichsleiter Sales Management der Commerzbank AG. Nach einem Wirtschaftsstudium begann<br />

er im Jahr 2000 seine Commerzbank-Karriere. 2014 bis 2015 fungierte er als Bereichsleiter für das Vertriebs- <strong>und</strong><br />

Kreditmanagement, bevor er 2015 auf seine jetzige Position wechselte.<br />

16


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

Die Rolle des <strong>Nachhaltigkeit</strong>smanagements<br />

in der <strong>Digitalisierung</strong><br />

Von Prof. Dr. Stefan Schaltegger, Leuphana Universität Lüneburg,<br />

<strong>und</strong> Dr. Holger Petersen, Nordakademie Elmshorn<br />

<strong>Digitalisierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> – hier treffen zwei Megatrends aufeinander. Doch in welchem Verhältnis<br />

stehen sie zueinander? Betrachtet man die zahlreichen Veröffentlichungen <strong>und</strong> Veranstaltungen<br />

zur <strong>Digitalisierung</strong>, zu Industrie 4.0 <strong>und</strong> dem Internet der Dinge, könnte man meinen, <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />

gerate als zentrales, gesellschaftliches Anliegen durch diesen vermeintlich neuen Konkurrenten in die<br />

Defensive <strong>und</strong> in einen harten Verdrängungswettbewerbs um das knappe Gut der öffentlichen Aufmerksamkeit.<br />

Bevor die Ablösung droht, empfiehlt sich nach dieser Lesart die thematische Fusion mit<br />

dem womöglich überlegenen Herausforderer als Überlebensstrategie. Doch näher betrachtet, handelt<br />

es sich bei den Themen <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Digitalisierung</strong> um ein ungleiches Paar, das sich für ein<br />

Kräftemessen kaum eignet, sondern vielmehr aufeinander aufbaut.<br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong> ist ein visionäres Ziel, auf das sich viele Unternehmen <strong>und</strong> Bürger mit langem Atem<br />

willentlich zubewegen. <strong>Digitalisierung</strong> hingegen ist ein technologischer Prozess, als solcher weder gut<br />

noch böse, weder wünschenswert noch zu vereiteln, sondern eingesetztes Mittel <strong>und</strong> beschrittener<br />

Weg, um vielfältige Ziele zu erreichen, die man teilen oder ablehnen mag.<br />

Technologien müssen an die Hand genommen werden<br />

Insofern führt der Titel dieses Beitrags leicht auf eine falsche Fährte. Nicht <strong>Nachhaltigkeit</strong> erfüllt eine Rolle<br />

für die <strong>Digitalisierung</strong>, sondern <strong>Digitalisierung</strong> kann als technologischer Prozess mit zur <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />

führen – oder eben nicht. Denn Technologien müssen an die Hand genommen werden, um ihren Nutzen<br />

zu entfalten, zum Beispiel als Beitrag zur Erreichung von <strong>Nachhaltigkeit</strong>szielen. Genau darin liegt die Rolle<br />

<strong>und</strong> Aufgabe des <strong>Nachhaltigkeit</strong>smanagements. Ansatzpunkte hierzu sind vielfältig <strong>und</strong> zeigen sich am<br />

deutlichsten in der Produktion. „Industrie 4.0“ soll zum Ausdruck bringen, dass nach der Dampfmaschine,<br />

dem elektrischen Fließband, dem elektronischen Computer nun die vierte Revolution hin zur „Smart<br />

Factory“ ins Haus steht. Die „gescheite Fabrik“ soll Vorteile der Massenproduktion mit den Ansprüchen<br />

einer flexiblen Maßanfertigung verbinden. Sie erlaubt nach den Plänen ihrer Wortschöpfer eine virtuelle<br />

Integration der K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Geschäftspartner in Wertschöpfungsprozesse einer Produktionsanlage.<br />

Als Dreh- <strong>und</strong> Angelpunkt dieser Vorstellung dient das Internet der Dinge zur Verschmelzung virtueller<br />

<strong>und</strong> realer Produktionsräume in Cyber-Physischen Systemen (CPS). Roboter übernehmen darin fast alle<br />

mechanischen Arbeiten, so dass Menschen sich voll auf ihre Rolle als Gestalter konzentrieren können.<br />

Über Touchscreens begleiten sie steuernd die fortgeschrittene Automatisierung. Mit zunehmender<br />

Bereitschaft, darin zu investieren, werden CPS die echtzeitliche Messung sowie Abbildung betrieblicher<br />

Stoff- <strong>und</strong> Energieströme erlauben. Ähnliches gilt für das Facility-Management der Gebäude sowie die<br />

Überwachung des Fuhrparkverbrauchs. Folglich ermöglicht die <strong>Digitalisierung</strong> nicht nur ein schnelles<br />

Customizing, sondern auch mehr Ressourceneffizienz durch schlanke Produktionsabläufe <strong>und</strong> die<br />

Vermeidung von Ausschuss, Materialabfällen <strong>und</strong> Überproduktion. Eine vorausschauende Steuerung<br />

trägt mithilfe von Sensorik dazu bei, dass nur so viel Energie <strong>und</strong> Material in Produktionssysteme ein-<br />

17


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

fließen, wie tatsächlich zur Bedienung der K<strong>und</strong>enwünsche benötigt werden. Anforderungen einer<br />

Kreislaufwirtschaft zur Schonung der Primärrohstoffe können gleichfalls berücksichtigt werden, wenn<br />

Informationen über die Verfügbarkeit von Sek<strong>und</strong>ärrohstoffen in die Systeme einfließen.<br />

Handschrift des <strong>Nachhaltigkeit</strong>smanagers im Pflichtenheft<br />

Für das <strong>Nachhaltigkeit</strong>smanagement erwächst daraus die Aufgabe, sich in die Planung anstehender<br />

Bau- <strong>und</strong> Modernisierungsmaßnahmen rechtzeitig einzuklinken, damit gebotene Chancen einer energetischen<br />

<strong>und</strong> stofflichen Abbildung sowie Steuerung betrieblicher Prozesse nicht verschlafen werden.<br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong>smanager sollten danach streben, ihre Handschrift im Pflichtenheft der bestellten Hard<strong>und</strong><br />

Software zu hinterlassen. Voraussetzung hierfür ist die Wissensaneignung über das aktuelle Angebot<br />

<strong>und</strong> den Stand der Technik zum spezifischen Investitionsvorhaben. Damit vertiefen sich einerseits Ansprüche<br />

an das technische Verständnis <strong>und</strong> die Durchsetzungsfähigkeit des Nach haltigkeitsmanagements<br />

sowie andererseits Ansprüche an IT-Verantwortliche, die <strong>Nachhaltigkeit</strong>srelevanz ihrer Entscheidungen zu<br />

erkennen. Solche Ansprüche beschränken sich nicht auf die Produktionsgestaltung, sondern erstrecken<br />

sich auch darauf, Potenziale <strong>und</strong> Gefahren aus der Entwicklung <strong>und</strong> Nutzung digitalisierter Produkte<br />

vorausschauend zu beurteilen. Geradezu sinnbildlich bringen 3D-Drucker den Übergang vom Digitalen<br />

zum Dinglichen in Plastiken zum Ausdruck. 3D-Druck erweitert den Spielraum für digitale Konstruktionen<br />

in Leichtbauweise. Gegenüber herkömmlichen Techniken gilt das Verfahren, etwa bei der Fertigung<br />

von Flugzeugteilen, als abfallreduzierend. Zusätzliche Effekte ermöglicht die schnelle, kostengünstige<br />

Anfertigung von Ersatzteilen für Gegenstände, die wegen kleinster Bruchstellen bislang häufig komplett<br />

ausgetauscht werden. Damit eröffnet die Technologie neue Geschäftsfelder für Reparatur-Services.<br />

Ökobilanzen von Fall zu Fall unterschiedlich<br />

Zusammen mit anderen digitalen Techniken dienen 3D-Drucker einer Dezentralisierung, wenn einfache<br />

Produkte wie Spielzeug nicht mehr zentral in fernöstlichen Fabriken auf Halde erzeugt werden, son-<br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong>smanager müssen die<br />

<strong>Digitalisierung</strong> als Chance ergreifen<br />

<strong>und</strong> sich frühzeitig im Prozess einbringen.<br />

Nur dann sind positive<br />

Effekte für Mensch <strong>und</strong> Umwelt<br />

sicher.<br />

18


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

dern kostengünstig im Print-on-Demand-Verfahren aus k<strong>und</strong>ennahen Druck-Centern oder Druckern<br />

der K<strong>und</strong>en kommen. Der globale Güterverkehr lässt sich dadurch verringern. Lagerräume entfallen.<br />

Die Bestellung von Fotobüchern bietet bereits ein Geschäftsmodell, das sich mit 3D-Druckern bequem<br />

auf Portrait-Hologramme <strong>und</strong> viele andere Artikel ausdehnen lässt. Damit kommt die Kehrseite der<br />

neuen Technologie zum Vorschein. So gehören Kunststoff-Büsten von Familienangehörigen wohl<br />

bald zu jenen Dingen, die sich unter zahlreichen Weihnachtsbäumen auftürmen, obwohl man bisher<br />

ganz gut ohne sie zurechtkam. Deshalb ist die Sorge leicht nachzuvollziehen, dass den genannten<br />

Vorteilen der Nachteil einer Mehr-Produktion neuer Artefakte gegenübersteht. Denn Effizienzvorteile<br />

entfaltet der 3D-Druck vor allem in der Design-Phase, weil sich Prototypen kostengünstig entwerfen<br />

<strong>und</strong> erproben lassen. Damit dürften sich jedoch Produktlebens- <strong>und</strong> Modezyklen weiter verkürzen,<br />

<strong>und</strong> im Hausgebrauch können 3D-Drucker jede Menge Müll erzeugen, allein durch Skulpturen <strong>und</strong><br />

Fehldrucke die aus Spielerei entstehen. Mit so ausschweifenden Möglichkeiten lässt sich die Frage, ob<br />

der 3D-Druck Ressourcen schont oder verschwendet, nicht generell beantworten, weil entsprechende<br />

Ökobilanzen in jedem Einzelfall abhängig vom Produkt, dem verwendeten Material, der Auslastung<br />

der Maschinen <strong>und</strong> dem Verhalten der Anwender sind. Dies unterstreicht die Bedeutung des <strong>Nachhaltigkeit</strong>smanagements<br />

bei der fallspezifischen Beurteilung, Auswahl <strong>und</strong> Nutzung neuer Fertigungsmöglichkeiten.<br />

Beim 3D-Druck sollten <strong>Nachhaltigkeit</strong>smanager versiert mitreden können, insbesondere<br />

ist die Beschaffenheit <strong>und</strong> Recyclingfähigkeit der eingesetzten Druckstoffe im Vergleich zu bisherigen<br />

Materialien ökologisch zu bewerten.<br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong>smanager in allen Abteilungen<br />

In ähnlicher Weise bergen die beliebten Visionen vom „Smart Home“ über „Smart Mobility“ bis<br />

zur „Smart Health“ vielfältige Chancen, aber auch Gefahren für eine nachhaltige Entwicklung, die<br />

auszuloten, anzusteuern oder zu umgehen sind. Erfolge in der <strong>Nachhaltigkeit</strong>sleistung stellen sich<br />

durch digitalisierte Produktions- <strong>und</strong> Gebäudetechnik nicht automatisch ein, sondern nur dann, wenn<br />

die dafür enthaltenen Funktionen aktiviert, richtig konfiguriert sowie regelmäßig überprüft werden.<br />

Die Forderung nach Ressourceneffizienz<br />

gilt nicht nur für Lieferketten<br />

<strong>und</strong> Produktionsabläufe,<br />

sondern auch für die Rechenzentren.<br />

Sie sollten ressourcen- <strong>und</strong> energieeffizient<br />

sein.<br />

19


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

Menschlicher Sachverstand <strong>und</strong> Gewissenhaftigkeit lassen sich durch digitale Technik nicht ersetzen,<br />

ihre Bedeutung konzentriert sich vielmehr auf die Voreinstellung verwendeter Hard- <strong>und</strong> Software<br />

durch wenige Anwender <strong>und</strong> Programmierer. Erscheinen Stoffstrom-Diagramme in Echtzeit auf dem<br />

Touchscreen, helfen diese Informationen dem Anwender nur weiter, wenn er die darin enthaltene Information<br />

versteht, Möglichkeiten einer Optimierung erkennt <strong>und</strong> gewillt ist, diese umzusetzen, auch<br />

unter Inkaufnahme von Trade-offs, zum Beispiel zwischen Durchlaufzeit <strong>und</strong> Energieverbrauch. Der<br />

Weg der Umweltdaten <strong>und</strong> ihr Potenzial sind damit völlig anders gelagert als bei der nachträglichen<br />

Auswertung verschiedener Abrechnungen, SAP-Listen <strong>und</strong> Datenprotokollen im stillen Büro.<br />

„Implizite <strong>Nachhaltigkeit</strong>smanager“, die als Werksleiter, Vorarbeiter, Einkäufer oder Facility-Manager oft<br />

ad hoc darüber entscheiden, wie <strong>Nachhaltigkeit</strong> zu optimieren ist, werden wichtiger. Dies gilt besonders<br />

für die oben umrissene Technikbeschaffung, denn wohl auch zukünftig werden explizite <strong>Nachhaltigkeit</strong>smanager<br />

in Planungen selten oder spät einbezogen. Damit wird die Aufgabe der expliziten <strong>Nachhaltigkeit</strong>sexperten<br />

im Unternehmen maßgeblich, die Kompetenzen impliziter <strong>Nachhaltigkeit</strong>smanager<br />

zu stärken <strong>und</strong> deren Bereitschaft zu fördern, im Rahmen ihrer steuernden Tätigkeiten auch die <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />

in der Ideallinie zu führen. Eigenverantwortliches Handeln, permanente Selbstoptimierung<br />

sowie schnelle Verständigung in Netzwerken mit teils unklarer hierarchischer Zuordnung prägen den<br />

sozialen Umgang in digitalisierten Arbeitswelten. Das gekonnte Zusammenspiel lateral verb<strong>und</strong>ener<br />

Kollegen, innerbetriebliches Networking, Bildungsarbeit <strong>und</strong> soziale Durchsetzungsstärke gewinnen<br />

als Schlüsselqualitäten des <strong>Nachhaltigkeit</strong>smanagements mit der <strong>Digitalisierung</strong> folglich noch mehr<br />

Relevanz.<br />

Die skizzierten Herausforderungen machen damit vor allem eines deutlich: <strong>Digitalisierung</strong> wird das<br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong>smanagement nicht auflösen, denn Aufgabenfeld <strong>und</strong> Berufsbild des <strong>Nachhaltigkeit</strong>smanagers<br />

lassen sich nicht digital einlesen <strong>und</strong> ausfüllen. <strong>Digitalisierung</strong> macht dieses Aufgabenfeld<br />

vielmehr anspruchsvoller <strong>und</strong> breiter, sowohl für explizite als auch für implizite <strong>Nachhaltigkeit</strong>smanager.<br />

Prof. Dr. Stefan Schaltegger ist Professor für <strong>Nachhaltigkeit</strong>smanagement <strong>und</strong> Leiter des Centre for Sustainability<br />

Management an der Leuphana Universität Lüneburg sowie des MBA-Studiengangs Sustainability Management.<br />

Zusammen mit B.A.U.M. veranstaltet er regelmäßig das Sustainability Leadership Forum, einen Arbeitskreis mit<br />

Unternehmen für vorbildliches <strong>Nachhaltigkeit</strong>smanagement.<br />

Dr. Holger Petersen, gelernter Bankkaufmann, ist seit Januar <strong>2017</strong> Dozent für <strong>Nachhaltigkeit</strong>smanagement an der<br />

Nordakademie Elmshorn. Zuvor arbeitete er als Dozent <strong>und</strong> Autor am Centre for Sustainability Management in<br />

Lüneburg <strong>und</strong> koordinierte den Wissenstransfer zu Unternehmen, insbesondere mit dem Sustainability Leadership<br />

Forum.<br />

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DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

Nachhaltig vernetzt<br />

Von Bernhard Schwager, Robert Bosch GmbH<br />

In einer digitalisierten Umgebung sind Menschen, Gegenstände <strong>und</strong> Maschinen miteinander verb<strong>und</strong>en.<br />

Diese Vernetzung erschließt auch in puncto <strong>Nachhaltigkeit</strong> neue Anwendungsmöglichkeiten:<br />

Haushaltsgeräte <strong>und</strong> Fahrzeuge werden sparsamer, erneuerbare Energien zuverlässiger abrufbar.<br />

Digitale Technologien verändern damit schon heute unseren Alltag. Die Vernetzung über das Internet<br />

ermöglicht eine Vielzahl neuartiger Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen, deren Nutzung mit großen Chancen,<br />

aber auch Herausforderungen verb<strong>und</strong>en ist. Ziel von Bosch ist es, diesen Wandel aktiv mitzugestalten<br />

<strong>und</strong> das Potenzial der vernetzten Welt optimal zu nutzen. Dafür greift das Unternehmen auf seine<br />

jahrzehntelange Expertise in der Automobil-, Energie-, Gebäude- <strong>und</strong> Industrietechnik zurück. Heute<br />

ist Bosch als eines von wenigen Technologieunternehmen weltweit in der Lage, vernetzte Lösungen<br />

aus einer Hand bereitzustellen: Das Unternehmen liefert mit seinen Motoren, Haushaltsgeräten oder<br />

Heizsystemen nicht nur die klassische Hardware. Es stellt seinen K<strong>und</strong>en auch Sensoren <strong>und</strong> Software<br />

zur Verfügung, die das Internet of Things (IoT) erst ermöglichen. Als Bindeglied dient dabei eine eigene<br />

Cloud für IoT-Lösungen, die bald auch anderen Unternehmen zur Verfügung stehen soll. Parallel baut<br />

Bosch sein Angebot an vernetzten Dienstleistungen stetig aus. Ziel ist, die Lebensqualität heutiger<br />

<strong>und</strong> künftiger Generationen zu verbessern – ob im Alltag, auf der Straße oder im Bereich einer klimaschonenden<br />

Energieversorgung.<br />

Die Verknüpfung jedes Erzeugnisses mit einem passenden Dienstleistungspaket eröffnet vielfältige<br />

Wachstumschancen in allen Geschäftsbereichen. Von den weltweit r<strong>und</strong> 55.000 Bosch-Forschern<br />

arbeiten etwa ein Drittel in der Softwareentwicklung <strong>und</strong> mehr als 3.000 am Internet der Dinge. Diesen<br />

dynamischen Zukunftsmarkt erschließt Bosch mit eigenständigen agilen Geschäftseinheiten. So hat<br />

das Unternehmen beispielsweise zu Jahresbeginn eine eigene Gesellschaft für Smart-Home-Lösungen<br />

gegründet. Als Komplettanbieter für innovative Technologien will man damit ein nachhaltiges Wachstum<br />

sichern <strong>und</strong> zugleich attraktive Arbeitsplätze für Hochqualifizierte schaffen. Gr<strong>und</strong>lage sind auch<br />

hier vernetzte Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen. Wie diese dabei helfen, zentrale <strong>Nachhaltigkeit</strong>sziele zu<br />

verwirklichen, zeigen die folgenden drei Beispiele.<br />

Smart Home: das schlaue Zuhause, das Energie spart<br />

Bosch treibt die Entwicklung des intelligent vernetzten Hauses mit Nachdruck voran: Bis 2020 sollen<br />

230 Millionen Haushalte auf der ganzen Welt mit smarter Gebäudetechnik ausgestattet sein – das<br />

entspricht einem Marktanteil von 15 Prozent. Im Smart-Home-System kann der Nutzer Beleuchtung,<br />

Rauchmelder <strong>und</strong> Hausgeräte über eine zentrale Steuereinheit miteinander verbinden <strong>und</strong> per Smartphone<br />

oder Tablet von überall steuern. Ein selbstregulierender Heizkörperthermostat sorgt morgens für<br />

eine angenehme Raumtemperatur <strong>und</strong> reduziert gleichzeitig den Energieverbrauch in der Nacht oder<br />

bei Abwesenheit. Über das Online-Portal HomeCom Pro können sich Bosch-Techniker zudem direkt<br />

mit den Heizungsanlagen der K<strong>und</strong>en vernetzen. Auf einen Blick liefert das System Informationen über<br />

den Status der Heizung, gibt bei Störungen Hinweise auf die Fehlerursache <strong>und</strong> beugt somit einem<br />

unnötig hohen Energieverbrauch vor.<br />

21


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

Vernetzte Mobilität <strong>und</strong> intelligente Energienetze<br />

Ein weiteres Konzept für vernetzte Mobilität setzt Bosch aktuell mit verschiedenen Partnern um: Per<br />

digitalem Mobilitätsassistenten können Nutzer dabei ihre optimale Route mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln<br />

ermitteln – inklusive des Umstiegs auf E-Bikes, Busse <strong>und</strong> Bahnen. Das Ziel: weniger Staus, CO 2<br />

-<br />

Emissionen <strong>und</strong> mehr Bereitschaft, das Auto öfter stehen zu lassen. Mit diesem Gemeinschafts projekt<br />

haben die beteiligten Unternehmen den Wettbewerb „moveBW“ des baden-württembergischen Landesministeriums<br />

für Verkehr <strong>und</strong> Infrastruktur gewonnen. Auch ein intelligentes Energiemanagement<br />

gewinnt an Bedeutung. Ehemals wenigen großen Kraftwerken stehen heute viele kleine, dezentrale<br />

Anlagen gegenüber. Viele davon nutzen Wind- oder Sonnenenergie. Die Herausforderung besteht<br />

darin, die kleinen Kraftwerke so ins Verteilnetz zu integrieren, dass unabhängig von Wettereinflüssen<br />

eine gleichmäßige, zuverlässige Stromversorgung gewährleistet ist. Auch hier spielt Vernetzung<br />

eine wesentliche Rolle: Bosch stellt Energieversorgern eine Software zur Verfügung, mit deren Hilfe<br />

sich verschiedene Energieerzeugungs- <strong>und</strong> Speicheranlagen zu sogenannten Virtuellen Kraftwerken<br />

zusammenschließen lassen. Die Beispiele verdeutlichen: Vernetzte Produkte <strong>und</strong> Services helfen,<br />

endliche Ressourcen zu schonen – <strong>und</strong> damit wichtige <strong>Nachhaltigkeit</strong>sziele zu erreichen.<br />

Studien zufolge entsteht ein Drittel des innerstädtischen Verkehrs allein durch die Parkplatzsuche –<br />

Autofahrer kostet das nervenaufreibende Autoabstellen nicht nur Zeit, sondern auch Kraftstoff. Vor<br />

diesem Hintergr<strong>und</strong> startete Bosch im März 2016 ein Pilotprojekt im Großraum Stuttgart. Um die Straßen<br />

<strong>und</strong> die Umwelt zu entlasten, erfasst das Unternehmen in 15 Park-and-Ride-Anlagen über Sensoren,<br />

ob ein Parkplatz frei oder besetzt ist. Via Internet gelangen die Daten in die IoT-Cloud, wo in Echtzeit<br />

eine Karte freier Parkplätze entsteht. Alle Informationen sind sowohl über eine App als auch über die<br />

Internetseite des Verkehrs- <strong>und</strong> Tarifverb<strong>und</strong>s Stuttgart (VVS) abrufbar.<br />

Bernhard Schwager ist innerhalb der zentralen Kommunikationsabteilung der Robert Bosch GmbH als Leiter der<br />

Geschäftsstelle <strong>Nachhaltigkeit</strong> tätig. In dieser Funktion ist er unter anderem Ansprechpartner für die verschiedenen<br />

Stakeholdergruppen <strong>und</strong> treibt <strong>Nachhaltigkeit</strong>sthemen voran. Er vertritt das Unternehmen in verschiedenen<br />

nationalen <strong>und</strong> internationalen Organisationen.<br />

Das Smartphone ist Steuermann für<br />

Ihr Smarthome <strong>und</strong> dirigiert damit<br />

die Energienetze. So können Wind<br />

<strong>und</strong> Sonne flexibel genutzt werden.<br />

Gleiches wird für Ihre individuelle<br />

Mobilität gelten.<br />

22


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

Datenerfassung <strong>und</strong> -analyse für mehr<br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong>? – Ein Ausblick<br />

Von Dr. Sebastian Saxe, Hamburg Port Authority,<br />

<strong>und</strong> Dr. Matthias Uflacker, Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik<br />

Die Technologien zur Verarbeitung großer Datenmengen sind in den vergangenen Jahren immer<br />

leistungsfähiger, zugänglicher <strong>und</strong> erschwinglicher geworden. Moderne Verfahren zur blitzschnellen<br />

Datenauswertung ermöglichen bisher unerreichbare Reaktionszeiten <strong>und</strong> Vorhersage von Trends <strong>und</strong><br />

Entwicklungen. Das eröffnet neue Handlungsmöglichkeiten auf einem globalisierten Marktplatz, auch<br />

in Hinblick auf ressourcenschonende Prozesse <strong>und</strong> nachhaltiges Handeln. Aber die Datenerfassung<br />

<strong>und</strong> -analyse muss sich für Unternehmen rentieren, um eine Transformation hin zu effizienteren <strong>und</strong><br />

ressourcenschonenden Abläufen zu ermöglichen. Es stellt sich also die Frage, wie die enormen Fähigkeiten<br />

<strong>und</strong> Kapazitäten modernster IT-Systeme vorteilbringend in Bezug auf Profit <strong>und</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />

eingesetzt werden können.<br />

Die Antwort auf diese Frage ist vielschichtig <strong>und</strong> abhängig von Rahmenbedingungen in Markt<br />

<strong>und</strong> Politik. Sicher ist jedoch, dass der Schlüssel zu mehr <strong>Nachhaltigkeit</strong> darin liegt, dass die Auswertbarkeit<br />

<strong>und</strong> Transparenz von immer komplexeren <strong>und</strong> global verzahnten Wirtschaftsprozessen<br />

in Produktion, Handel, Logistik, Dienstleistungen <strong>und</strong> Konsum zu nutzen. Eine datengestützte,<br />

sek<strong>und</strong>enaktuelle <strong>und</strong> ganzheitliche Sicht auf Geschäftsabläufe ermöglicht es, unnötigen Ressourcenverbrauch<br />

schneller zu erkennen <strong>und</strong> zu vermeiden <strong>und</strong> den Energieverbrauch zu reduzieren.<br />

In der Logistikkette können beispielsweise Lagerhaltung <strong>und</strong> Materialbewegungen mittels präziser<br />

Bedarfsprognosen optimiert <strong>und</strong> somit Transportwege eingespart werden. Vernetzte Maschinen<br />

<strong>und</strong> Produktionsanlagen können eigenständig vor möglichen, bevorstehenden Problemen oder<br />

Anomalien warnen <strong>und</strong> einen Bedarf an zusätzlichen Kapazitäten oder Wartung anmelden, bevor<br />

Ausfälle auftreten. Und es gibt einen weiteren, entscheidenden Innovationstreiber: Die Ökobilanzen<br />

von Unternehmen gewinnen an Bedeutung <strong>und</strong> unterliegen teils strengen Regularien.<br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong> steht mehr <strong>und</strong> mehr in der öffentlichen Wahrnehmung von K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Bürgern<br />

<strong>und</strong> bestimmt somit das Image von Unternehmen entscheidend mit. Konzerne stehen damit in<br />

der Verantwortung, ihre Umweltbilanzen <strong>und</strong> den tatsächlichen Bedarf an natürlichen Ressourcen<br />

detailliert offenzulegen. Hier kann die <strong>Digitalisierung</strong> helfen, mittels modernster IT-Systeme<br />

den Energieverbrauch <strong>und</strong> Einflüsse auf die Umwelt entlang einer Wertschöpfungskette präzise<br />

nachzuvollziehen <strong>und</strong> zu optimieren.<br />

Ein Musterbeispiel: Der intelligente Hafen hält Emissionen unter Kontrolle<br />

Als Betreibergesellschaft des Hamburger Hafens befindet sich die Hamburg Port Authority (HPA)<br />

am Puls globaler Warenströme. Gleichzeitig ergibt sich durch die Position des Hafens mitten in<br />

einer der größten Städte Europas eine hohe Verantwortung gegenüber den Bürgern der Stadt.<br />

Entsprechend zielt die <strong>Digitalisierung</strong>sstrategie für den Hamburger Hafen darauf ab, durch<br />

innovative Pilotprojekte im Rahmen der sogenannten smartPORT-Philosophie ein nachhaltiges<br />

wirtschaftliches Wachstum unter Minimierung der Umwelteinflüsse zu forcieren. So wurden mit<br />

23


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

smartPORT logistics bereits Lösungen für den intelligenten Verkehrs- <strong>und</strong> Warenfluss sowohl unter<br />

ökonomischen als auch ökologischen Gesichtspunkten umgesetzt. Mit smartPort energy wird die<br />

Nutzung von erneuerbaren Energien im Hamburger Hafen vorangetrieben. Ein besonderes Projekt<br />

hat die HPA zusammen mit Studenten des Hasso-Plattner-Instituts für Softwaresystemtechnik an<br />

der Universität Potsdam (HPI) auf den Weg gebracht. Dem Vorhaben liegt die Motivation zugr<strong>und</strong>e,<br />

die Luftqualität in Hamburg zu verbessern. Das Projekt trägt zu diesem Ziel bei, indem ein<br />

Emissions-Monitor entwickelt wurde, der es ermöglicht, ein besseres Verständnis bezüglich der<br />

Emissionen <strong>und</strong> deren Entstehung im Hafengebiet zu erlangen. Das von den Bachelor-Studenten<br />

vorgestellte Werkzeug erlaubt es, Berechnungen zur Luftqualität im Hafen in Echtzeit sowie zu<br />

beliebigen Zeiträumen in der Vergangenheit innerhalb von Sek<strong>und</strong>en durchzuführen. Zudem sind<br />

Prognosen für zukünftige Emissionsentwicklungen in verschiedenen Bereichen des Hafens möglich.<br />

Ein solcher Erkenntnisgewinn spiegelt sich in der Analyse von Millionen emissionsrelevanter Datensätze<br />

wider, wie beispielsweise sek<strong>und</strong>engenaue Informationen zu Schiffspositionen <strong>und</strong> -typen,<br />

Verkehrsfluss auf Straßen, Fahrzeuganzahl <strong>und</strong> -typ an bestimmten Positionen sowie Daten zu<br />

Wind <strong>und</strong> Wetter. Mehr als 1,5 Millionen solcher Datenpunkte werden jeden Tag im Hamburger<br />

Hafen erfasst. All diese fließen in ein mathematisches Modell ein, welches die unterschiedlichen<br />

regionalen Emissionsbelastungen für das gesamte Hafenareal berechnet. Das Ergebnis wird mithilfe<br />

einer eingefärbten Karte des Hafengeländes visualisiert. Auf einem Touch-Screen kann der<br />

Benutzer mit dem System interagieren <strong>und</strong> die Situation für beliebige Gebiete, Zeiträume <strong>und</strong><br />

Emissionsquellen jederzeit nachvollziehen. Um dies alles dynamisch <strong>und</strong> für beliebige Zeiträume<br />

in Sek<strong>und</strong>enschnelle berechnen <strong>und</strong> darstellen zu können, kommt die Datenbank SAP HANA zum<br />

Einsatz, deren In-Memory-Technologie am HPI mit erforscht wurde. Die damit erzielte Dynamik<br />

<strong>und</strong> Interaktivität bei den Analysen stellt eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu bisherigen<br />

statischen Ansätzen dar. Durch die schnelle Analyse von Emissionsschwerpunkten bei bestimmten<br />

Verkehrsaufkommen oder Wetterbedingungen werden Emissionsspitzen schneller <strong>und</strong> präziser<br />

erkannt <strong>und</strong> Reaktionen erfolgen mit geringerer Verzögerung. Die gewonnenen Erkenntnisse<br />

können dazu genutzt werden, um Gebiete mit verhältnismäßig starker Emissionsbelastung zu<br />

identifizieren <strong>und</strong> umweltschonende Maßnahmen, wie die Installation von Landstromanlagen in<br />

die Wege zu leiten.<br />

Das Projektteam am Hasso-Plattner-<br />

Institut (HPI) hat entscheidend dazu<br />

beigetragen, die <strong>Digitalisierung</strong> für<br />

den Hamburger Hafen umzusetzen<br />

<strong>und</strong> maximale <strong>Nachhaltigkeit</strong> zu<br />

realisieren.<br />

24


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

Der Hafen 4.0<br />

In Zeiten globaler Vernetzung ist die Fähigkeit zur schnellen, zielgerichteten Datenerfassung <strong>und</strong><br />

-auswertung zu einem entscheidenden Differenzierungsmerkmal geworden. Daher beobachten<br />

wir innovative Software-Lösungen, die unter Ausnutzung modernster Informationstechnologie<br />

einen Mehrwert aus ökonomischen <strong>und</strong> ökologischen Gesichtspunkten schaffen. Entscheidend<br />

für den Erfolg dieser Anwendungen ist, dass sie nicht isoliert betrachtet werden, sondern in die<br />

Geschäftsabläufe <strong>und</strong> strategische Entscheidungsfindung integriert sind. Auch in dieser Hinsicht<br />

befindet sich die HPA in einer Vorreiterrolle: Auf Basis der bisherigen Erfahrungen wird der Gedanke<br />

des zukunftsorientierten, intelligenten Hafens weiterentwickelt <strong>und</strong> ein internationales Netzwerk<br />

zwischen Häfen unter dem Namen „ChainPORT“ initiiert. Die weltweite Plattform soll zum einen<br />

Abläufe in den Partnerhäfen miteinander vernetzen <strong>und</strong> zum anderen die Basis schaffen, um<br />

gemeinsam neue, zukunftsorientierte <strong>und</strong> innovative Lösungen zu Umweltfragestellungen <strong>und</strong><br />

Emissionsreduzierung zu erarbeiten.<br />

Dr. Sebastian Saxe ist Mitglied der Geschäftsleitung <strong>und</strong> CDO sowie CIO der Hamburg Port Authority AöR. Er<br />

verantwortet die <strong>Digitalisierung</strong> des Hamburger Hafens im Verantwortungsbereich der HPA sowie den Ausbau<br />

<strong>und</strong> die Weiterentwicklung der IT-Landschaft der HPA für die anforderungsgerechte Wahrnehmung der Rolle der<br />

HPA als Dienstleister für die Hafenwirtschaft.<br />

Dr. Matthias Uflacker leitet den Lehrstuhl für Enterprise Software Systeme von Prof. Dr. Hasso Plattner am Hasso-<br />

Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik in Potsdam. Dort werden technologische Aspekte des Betriebs <strong>und</strong><br />

der Optimierung großer Unternehmensanwendungen erforscht <strong>und</strong> gelehrt.<br />

Der Port Emission Monitor mit<br />

Emissions messstationen (blaue<br />

Kreise), Emissionsverlauf einer Station<br />

für NO 2<br />

(unterer Graph), Rasterkarte<br />

bzgl. Emissionsbelastung <strong>und</strong><br />

Übersicht Schiffsaufkommen für eine<br />

ausgewählte Rasterzelle.<br />

25


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

Industrie 4.0: <strong>Nachhaltigkeit</strong> durch Effizienz<br />

Von Judith Herzog-Kuballa, Verband Deutscher Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau e.V.<br />

Ein schwäbisches Familienunternehmen ist hautnah am Thema Industrie 4.0. Die Rede ist von der<br />

Bizerba SE & Co. KG in Balingen, die zu den Gewinnern des Preises „100 Orte für Industrie 4.0 in<br />

Baden- Württemberg“ zählt. „Ich beschäftige mich mit allem, was in irgendeiner Art gewogen wird“,<br />

erklärt Dieter Conzelmann, Director Industry Solutions, seinen Arbeitsbereich bei Bizerba. Die Bandbreite<br />

reicht vom Wiegen über das Kennzeichnen bis hin zur Inspektion: Für diese Prozesse entwickelt Bizerba<br />

Lösungen, die Abläufe bei den Herstellern aus der Lebensmittelbranche optimieren. Laut einer Studie von<br />

PWC lassen sich mit Industrie 4.0 Effizienzsteigerungen von 18 Prozent erzielen. Doch für Conzelmann<br />

greift das Fokussieren auf Effizienzsteigerung zu kurz, denn Industrie 4.0 bedeutet für ihn in erster Linie<br />

das Angehen neuer Geschäftsmodelle. „Ich kenne sogar Effizienzsteigerungen, die auf 44 Prozent<br />

hochgehen“, berichtet der Experte für Industrielösungen. „Bizerba sieht Industrie 4.0 eher als eine<br />

Kombination verschiedener Technologien an, die zu neuen Geschäftsmodellen führt.“ Im Mittelpunkt<br />

stehe dabei stets das Ziel, hochwertige Produkte in Losgröße eins zu den Kosten einer Massenproduktion<br />

herzustellen. Dazu komme die Internet-of-Things (IoT)-Technologie zum Einsatz mit dem Nebeneffekt,<br />

dass die Prozesse dadurch effizienter werden. Aus diesen Lösungen entstanden neue Geschäftsmodelle,<br />

die nicht nur beim K<strong>und</strong>en, sondern auch bei Bizerba Umsatz, Marge <strong>und</strong> Effizienz erhöht haben.<br />

Bizerba setzt auch in den Werken auf <strong>Digitalisierung</strong>. „Wir haben die Produktion zu etwa 70 Prozent<br />

digitalisiert, sind aber sicherlich noch nicht konform zu Industrie 4.0“, sagt Conzelmann. „Anders<br />

sieht es bei den Produkten <strong>und</strong> Lösungen für unsere K<strong>und</strong>en aus. Da gehen wir mit Blick auf Industrie<br />

4.0 gemeinsam mit den K<strong>und</strong>en in die Ablaufprozesse, um das Bestmögliche herauszuholen. Die Ergebnisse<br />

<strong>und</strong> Erfahrungen implementieren wir dann in unsere weitere Produktentwicklung.“ Bizerba<br />

setzt dabei auf Machine-to-Machine-Communication: Eine Maschine bestellt vollautomatisch bei<br />

einer anderen Maschine Verbrauchsmaterialien. Es kann sich um beliebiges Verbrauchmaterial auch<br />

von anderen Firmen handeln. Die Maschine kann aber auch Ersatzteile bestellen – lange bevor eine<br />

Maschinenkomponente ausfällt. Alle diese Maßnahmen zeigen, wie sich die Effizienz <strong>und</strong> damit die<br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong> mit der <strong>Digitalisierung</strong> <strong>und</strong> Automatisierung von scheinbar trivialen Prozessen, wie etwa<br />

dem Bestellwesen deutlich verbessern lassen.<br />

Eine vollautomatische Maschine<br />

kommuniziert selbstständig mit anderen<br />

Maschinen in anderen Unternehmen.<br />

Damit verschwinden Kommunikationsgrenzen<br />

<strong>und</strong> Distanzen.<br />

Die Supply Chain automatisiert <strong>und</strong><br />

optimiert sich.<br />

26


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

<strong>Digitalisierung</strong> ist nicht alles<br />

Trotz der positiven Ergebnisse sieht Conzelmann aber auch Grenzen der <strong>Digitalisierung</strong>: „Es ist sinnvoll,<br />

sich auf die wichtigen Kenngrößen <strong>und</strong> Informationen zu konzentrieren. Denn was nützt es mir, wenn<br />

ich den Reifendruck meines Autos auf drei Stellen hinter dem Komma kenne, wenn mein Motor nicht<br />

startet.“ Daher rät er, vorerst bei etwa 80 Prozent <strong>Digitalisierung</strong> aufzuhören, um die restlichen 20<br />

Prozent später anzugehen. Conzelmann: „Ich empfehle, auch mal einen Blick in andere Branchen zu<br />

wagen. Als sehr inspirierend empfand ich die Ideen des Zukunftsforschers Matthias Horx.“ Den exakten<br />

Plan für die effiziente <strong>und</strong> nachhaltige Industrie 4.0-Produktion kennt auch der Experte aus Balingen<br />

nicht, doch er hat schon Ideen für den Wandel. „Bis jetzt verknüpfen die Menschen die IT-Welt mit<br />

den Maschinen“, erläutert Conzelmann. „Künftig verschmelzen eventuell die reale <strong>und</strong> die digitale<br />

Welt: Nur wenn Mensch <strong>und</strong> Maschine zum Team werden, lässt sich die Effizienz weiter steigern.“<br />

Optimierung von Kunststoffrecycling<br />

Nicht nur bei der Erstellung von Produkten <strong>und</strong> Dienstleistungen ist 4.0 angesagt. Die EREMA<br />

Engineering Recycling Maschinen <strong>und</strong> Anlagen Ges.m.b.H. aus Ansfelden (Österreich) ist Weltmarktführer<br />

bei Kunststoffrecycling-Anlagen <strong>und</strong> hat nach eigenen Angaben das erste Industrie 4.0-Paket<br />

für Kunststoffrecycling (Careformance) entwickelt. „Wir erhöhen die Transparenz von Prozessdaten <strong>und</strong><br />

belegen die Rezyklatqualität haargenau mit Hilfe unserer Online Messgeräte“, sagt Gerold Breuer, Head<br />

of Marketing & Business Development bei der EREMA Group. „Die Nachweisbarkeit der Eigenschaftsprofile<br />

von Rezyklaten durch Online-Messungen ist ein Durchbruch für die Kunststoffbranche.“ Es geht<br />

dabei um die kontinuierliche Qualitätsüberwachung der Farbwerte <strong>und</strong> der Schmelze-Volumenfließrate<br />

(MVR) direkt an der Recycling-Maschine. Sobald die gemessenen Werte den definierten Toleranzbereich<br />

verlassen, erhält der Bediener automatisch eine Meldung <strong>und</strong> kann frühzeitig im Prozess gegen steuern<br />

– oder fehlerhaftes Material sofort aus dem laufenden Prozess ausschleusen. Noch einen Schritt weiter<br />

gehen die Österreicher mit ihrem neuen Manufacturing Execution System re360, das weltweite<br />

Produktions- <strong>und</strong> Recyclinganlagen virtuell verknüpft <strong>und</strong> so das Erfassen der Produktionsschritte des<br />

Ein Manufacturing Execution System<br />

verknüpft virtuell weltweite Produktions-<br />

<strong>und</strong> Recyclinganlagen. Damit<br />

kann kontrolliert werden, wie produktiv<br />

diese laufen <strong>und</strong> ob es Optimierungspotenzial<br />

gibt.<br />

27


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

gesamten Maschinenparks ermöglicht. „Als Manager will man wissen, wie produktiv die Anlagen<br />

laufen <strong>und</strong> ob es Optimierungspotenzial gibt“, sagt Breuer. „Die erforderlichen Rückschlüsse können<br />

nun aufgr<strong>und</strong> f<strong>und</strong>ierter Analysetools aus dem System gezogen werden.“<br />

Anwender sollen die Online-Messungen künftig für die Produktion von wiederverwertbaren Kunststoffmaterialien<br />

<strong>und</strong> -produkten nutzen, um den Kunststoffkreislauf im Sinne von „Design for Recycling“<br />

zu schließen. Erste Erfolge in dieser Richtung gibt es bereits. Durch eine Kooperation mit Borealis,<br />

Hosokawa Alpine, Bobst <strong>und</strong> GEA konnten erstmals funktionelle Standbeutel, sogenannten Pouches,<br />

mit einer neuartigen Materialkombination produziert werden. Diese Pouches lassen sich vollständig zu<br />

Rezyklaten verarbeiten, die sich sowohl für Spritzgießanwendungen, aber auch für die Produktion von<br />

Blasfolien eignen. Online-Messungen <strong>und</strong> die Vernetzung von Prozess- <strong>und</strong> Maschinendaten dürfte diese<br />

nachhaltige Art der Kunststoffproduktion enorm vorantreiben. Ein weiterer Beweis, wie nachhaltig,<br />

innovativ <strong>und</strong> zugleich effizient Industrie 4.0 sein kann – wenn man es clever angeht.<br />

Energiemanagement für Industrie 4.0<br />

Digitale <strong>Nachhaltigkeit</strong> heißt aber auch, das Energiemanagement mit Industrie 4.0 zu verheiraten. Als<br />

Vorbild könnte hier das Facility Management dienen: Um beispielsweise das enorme Big Data-Volumen<br />

des Microsoft-Hauptquartiers mit seinen 145 Gebäuden in Echtzeit zu managen, zu visualisieren<br />

<strong>und</strong> zu analysieren, kommt Iconics-Software zum Einsatz. Allein durch die Energieeinsparungen hat<br />

sich die Investition in Software, Personal-Einsatz <strong>und</strong> weitere IT-Kosten innerhalb von 18 Monaten<br />

amortisiert. Das System kam bei Microsoft so gut an, dass es mittlerweile weltweit in vielen Niederlassungen<br />

zum Einsatz kommt. „Im Prinzip macht es keinen Unterschied, ob ich Energiemanagement<br />

im Gebäude oder in Fabriken betreibe“, konstatiert André Lange, Geschäftsführer der ICONICS<br />

Germany GmbH aus Sankt Augustin. „Wesentliche Unterschiede gibt es nur bei den Key Performance<br />

Indicators: Bei Gebäuden <strong>und</strong> Campus-Anlagen interessiert beispielsweise der Energieverbrauch pro<br />

Quadratmeter, bei Fabriken der Energieverbrauch pro hergestelltem Produkt – also zum Beispiel von<br />

Kilowattst<strong>und</strong>en pro Auto.“<br />

Judith Herzog-Kuballa ist im VDMA (Verband Deutscher Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau e. V.) verantwortliche<br />

Referentin für die <strong>Nachhaltigkeit</strong>sinitiative Blue Competence. Seit 2011 arbeitet sie in der Abteilung Technik <strong>und</strong><br />

Umwelt <strong>und</strong> betreut dort Themen r<strong>und</strong> um <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>und</strong> unternehmerische Verantwortung.<br />

28


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

Zu Risiken <strong>und</strong> Nebenwirkungen …<br />

Von Prof. Dr. Michael von Hauff, Technische Universität Kaiserslautern<br />

Betrachtet man die <strong>Digitalisierung</strong> aus der Perspektive der nachhaltigen Entwicklung, so ergeben sich<br />

daraus Anforderungen, die bisher weitgehend vernachlässigt werden. Dies kann an einigen ausgewählten<br />

Beispielen beziehungsweise Tendenzen verdeutlicht werden.<br />

Die Erwartung an die <strong>Digitalisierung</strong> ist, dass es in der Wirtschaft zu Produktivitätssteigerungen <strong>und</strong><br />

damit zu einer Steigerung der Gewinne <strong>und</strong> Erwerbseinkommen kommt. Bisher ist jedoch umstritten,<br />

ob die <strong>Digitalisierung</strong> eine positive Auswirkung auf die Produktivität aufweist. Betrachtet man<br />

in diesem Zusammenhang beispielsweise die Produktivität in den USA der letzten Jahre, so lässt<br />

sich beobachten, dass trotz zahlreicher digitaler Innovationen kaum Zuwachsraten zu verzeichnen<br />

sind. Dieses Phänomen, wonach Computerisierung nicht gleichbedeutend mit Produktivitätssteigerungen<br />

zu sehen ist, wurde bereits 1987 von Solow, einem der großen amerikanischen Ökonomen,<br />

beschrieben. Daher spricht man in diesem Zusammenhang auch von einem Produktivitätsparadoxon<br />

beziehungsweise von dem Solow-Computer-Paradoxon.<br />

Gefahr von Rebo<strong>und</strong>-Effekten im Bereich Energie<br />

Doch auch sonst ist nicht alles Gold, was glänzt. Wendet man sich den ökologischen Anforderungen<br />

an die <strong>Digitalisierung</strong> zu, so geht es häufig um den Zusammenhang von <strong>Digitalisierung</strong> <strong>und</strong> Energieverbrauch.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich lassen sich hier folgende vier Bereiche abgrenzen: (1) Für den Betrieb von<br />

Rechenzentren ist ein weltweit stark steigender Stromverbrauch festzustellen. (2) Die wachsende<br />

Datenmenge des Internets <strong>und</strong> anderer Netzwerke erfordert vermehrt Rechnerkapazitäten <strong>und</strong> damit<br />

Energie. (3) Die privaten Endgeräte wie Tablets <strong>und</strong> Smartphones weisen einen steigenden Stromverbrauch<br />

auf. (4) Die Produktion von IC-Technologien erfordert einen hohen Energieeinsatz entlang<br />

der Lieferkette. (Bei „Information and Communication Technologien“ – ICT kann man auch von IKT<br />

sprechen; Anm. d. Redaktion).<br />

Schlüsselt man den gesamten Energieverbrauch der vier Bereiche für das Jahr 2010 auf, so ergibt sich<br />

nach M.P. Mills (2013) folgendes Bild: 12 Prozent werden für Rechenzentren benötigt, 28 Prozent für<br />

Telekommunikation, 38 Prozent für Endgeräte <strong>und</strong> 22 Prozent für die Herstellung von IC-Technologien.<br />

Auf internationaler Ebene wird der Stromverbrauch für das Jahr 2013 auf insgesamt 1.500 TWh geschätzt.<br />

Das ist mehr als zehn Prozent der gesamten Energieproduktion weltweit <strong>und</strong> entspricht dem<br />

Stromverbrauch von Japan <strong>und</strong> Deutschland. Der Anteil von IC-Technologien an den globalen CO 2<br />

-<br />

Emissionen beträgt zwischen zwei – <strong>und</strong> 2,5 Prozent. Dieser relativ geringe Anteil entspricht jedoch<br />

dem der gesamten Luftfahrtindustrie. Weiterhin ist zu erwarten, dass bis zum Jahr 2020 der Anteil auf<br />

etwa vier Prozent anwachsen wird.<br />

Geht man davon aus, dass die Entwicklungsländer in den nächsten Jahren die „<strong>Digitalisierung</strong>slücke“<br />

zu den Industrieländern verringern, so werden dadurch die Emissionen noch weiter ansteigen. Damit<br />

ist klar, dass die <strong>Digitalisierung</strong> in Beziehung zum Klimaschutz auf „Kollisionskurs“ liegt. Auch wenn<br />

29


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

„grüne Rechenzentren“ zunehmend an Bedeutung gewinnen, ist offensichtlich, dass auf globaler<br />

Ebene der Strombedarf für Rechenzentren weiter steigt <strong>und</strong> noch über einen längeren Zeitraum<br />

primär über fossile Brennstoffe erzeugt wird. Zusätzlich ist zu beobachten, dass die Verbesserungen<br />

in der Energieeffizienz, das heißt die Energieeinsparungen, durch den Rebo<strong>und</strong>-Effekt kompensiert<br />

beziehungsweise überkompensiert werden.<br />

Seltene Erden <strong>und</strong> Konfliktmineralien<br />

Neben dem Energieverbrauch <strong>und</strong> den damit verursachten Emissionen ist der für die Herstellung<br />

digitaler Technologien wachsende Rohstoffverbrauch von großer Bedeutung. Im Jahr 2008 wurden<br />

beispielsweise 625 Tonnen Silber in IC-Technologien verarbeitet. Das entspricht einem Anteil von<br />

drei Prozent der Weltproduktion. Bei Gold liegt der Anteil bei vier Prozent, bei Palladium bei 16<br />

Prozent <strong>und</strong> bei Cobalt bei 23 Prozent. Die Funktionalität digitaler Geräte basiert hauptsächlich auf<br />

seltenen Metallen (z.B. Coltran, Antimon, Indium oder Gallium) <strong>und</strong> seltenen Erden (z.B. Scandium,<br />

Yttrium <strong>und</strong> Lanthan). Die Vorkommen dieser Ressourcen konzentrieren sich auf wenige Länder. So<br />

stammen nach einem Gutachten zum Thema Green IT <strong>Nachhaltigkeit</strong> für die Enquete-Kommission<br />

Internet <strong>und</strong> digitale Gesellschaft des Deutschen B<strong>und</strong>estages etwa 95 Prozent aller seltenen Erden,<br />

die für die Herstellung von Bildschirmen <strong>und</strong> Mikrophonen benötigt werden, aus China. Wichtige<br />

Rohstoffe für die Produktion von anderen digitalen Geräten sind Zinn, Tantal, Wolfram <strong>und</strong> Gold,<br />

die häufig unter der Abkürzung 3TG subsummiert werden. Die großen Vorkommen befinden sich<br />

in der Demokratischen Republik Kongo <strong>und</strong> den angrenzenden Ländern wie Angola, Bur<strong>und</strong>i <strong>und</strong><br />

der Zentralafrikanischen Republik. Sowohl die Lieferabhängigkeit von oft sehr fragilen Staaten als<br />

auch die Knappheit dieser Rohstoffe führte dazu, dass man sie auch als kritische oder sehr kritische<br />

Rohstoffe einstuft. Nach einer Studie des Fraunhofer Instituts für System- <strong>und</strong> Innovationsforschung<br />

(ISI) wird im Jahr 2030 die Nachfrage nach einigen dieser Rohstoffe der Weltproduktion entsprechen<br />

oder diese bereits übersteigen.<br />

Das legendäre Bild von Sebastião<br />

Salgado in der Goldmine Serra<br />

Pelada zeigt, wie eng der Abbau von<br />

Bodenschätzen mit Ausbeutung <strong>und</strong><br />

Gewalt verb<strong>und</strong>en ist. Im Film „Das<br />

Salz der Erde“ wird Salgado für sein<br />

Schaffen ein Denkmal gesetzt.<br />

30


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

Verstöße gegen internationale Arbeits- <strong>und</strong> Sozialstandards<br />

In diesem Zusammenhang wird häufig vernachlässigt, dass der Abbau von seltenen Metallen <strong>und</strong><br />

seltenen Erden sowohl soziale als auch ökologische Probleme verursacht. So kommt es beispielsweise<br />

im Kontext sozialer <strong>Nachhaltigkeit</strong> zu eklatanten Verstößen gegen internationale Arbeits- <strong>und</strong> Sozialstandards,<br />

wie sie von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) vertreten werden. Kinderarbeit<br />

ist weit verbreitet <strong>und</strong> es kommt häufig zu Regelverletzungen hinsichtlich unbezahlter Überst<strong>und</strong>en,<br />

dem Fehlen von Arbeits- <strong>und</strong> Erholungspausen sowie mangelndem Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz.<br />

Trotz einiger Initiativen wie der „Electronics-Tool for Accountable Supply Chains” <strong>und</strong> den Bemühungen<br />

einzelner globaler Unternehmen die oft sklavenähnlichen Arbeitsbedingungen beim Abbau<br />

von seltenen Erden <strong>und</strong> Metallen zu beseitigen, gibt es noch einen hohen Handlungsbedarf hinsichtlich<br />

einer nachhaltigen Lieferkette. Negative Auswirkungen in Bezug auf ökologische Kriterien<br />

sind beispielsweise kontaminierte Abfälle, Luftverschmutzungen (SO 2<br />

-Emissionen), Belastungen der<br />

Oberflächengewässer <strong>und</strong> des Gr<strong>und</strong>wassers, Zerstörung von Landschaften, Desertifikation <strong>und</strong> die<br />

Verringerung der Biodiversität.<br />

Abschließend lässt sich feststellen: Neben den positiven Effekten einer wachsenden <strong>Digitalisierung</strong><br />

gibt es aus der Perspektive nachhaltiger Entwicklung große Defizite. Die ökologischen <strong>und</strong> sozialen<br />

Effekte bedürfen noch einer intensiven Diskussion <strong>und</strong> verlangen ein entschiedenes Handeln zur<br />

Verringerung der nichtnachhaltigen Auswirkungen.<br />

Prof. Dr. Michael von Hauff ist seit 1991 Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre an der Technischen<br />

Universität Kaiserslautern. Seine Forschungsschwerpunkte sind internationale Wirtschaftsbeziehungen, Entwicklungsökonomie<br />

<strong>und</strong> nachhaltige Entwicklung.<br />

Der Abbau von Gold hinterlässt<br />

große Verwüstungen <strong>und</strong> belastet<br />

die Umwelt. Die Yanacocha-Goldmine<br />

in Peru ist die größte in Amerika <strong>und</strong><br />

eine der profitabelsten weltweit. Die<br />

Extraktion erfolgt durch natriumcyanidhaltiges<br />

Wasser. Einer Tonne Gestein<br />

werden damit 0,9 Gramm Gold<br />

entzogen. Siehe dazu auch „Schmutziger<br />

Goldrausch“ in forum 4/16.<br />

31


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

Segnungen der <strong>Digitalisierung</strong>:<br />

Der 3D-Druck<br />

Von Peter Sander, Airbus Operations GmbH Hamburg<br />

Das Ziel verantwortungsbewusster Unternehmen ist es, Güter <strong>und</strong> Dienstleistungen preislich wettbewerbsfähig<br />

anzubieten <strong>und</strong> gleichzeitig die Umweltauswirkungen zu reduzieren, denn die Entwicklung<br />

der weltweiten Umweltbelastung stellt Gesellschaft <strong>und</strong> Industrie vor neue Herausforderungen.<br />

Ein gravierender Bestandteil der ökologischen Belastungen ist die Menge der CO 2<br />

-Emissionen, die<br />

z.B. durch das Verbrennen fossiler Energieträger zur Energieerzeugung <strong>und</strong> durch den Herstellprozess<br />

eines Produktes entstehen. Besonders ins Gewicht fallen dabei auch die immer längeren Transportwege<br />

in einer globalisierten Wirtschaft. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, nutzt Airbus die<br />

Möglichkeiten der <strong>Digitalisierung</strong> <strong>und</strong> setzt zur Herstellung komplexer Strukturen verstärkt additive<br />

Fertigungsverfahren (Additive Layer Manufacturing), auch 3D-Druck genannt, ein.<br />

Was ist Additive Layer Manufacturing (ALM)?<br />

Die Technologie der additiven Fertigung existiert bereits seit über 20 Jahren. Einen industriellen<br />

Durchbruch erlebt sie jedoch erst jetzt. Additive Fertigung bezeichnet ein Verfahren, bei dem auf<br />

Basis von digitalen 3D-Konstruktionsdaten schichtweise ein Bauteil aufgebaut wird. Als Werkstoffe<br />

stehen schweißbare Metalle <strong>und</strong> aufschmelzbare Kunststoffe zur Verfügung. Im Drucker wird mit<br />

Laser- oder Elektronenstrahl das pulverartige Material Schicht für Schicht verschweißt oder über eine<br />

Düse aufgetragen.<br />

Bei Airbus hat sich seit zwei Jahren der Fused Deposition Modeling (FDM)-Prozess etabliert. Das<br />

Verfahren, auf Deutsch „Schmelzschichtung“ genannt, bezeichnet ein Fertigungsverfahren, mit dem<br />

ein Werkstück schichtweise aus einem schmelzfähigen Kunststoff aufgebaut wird <strong>und</strong> zählt damit zu<br />

den ALM-Verfahren. Als Werkstoff kommt das Material Polyetherimid (PEI), ein temperaturbeständiger<br />

Kunststoff in einem goldgelben Farbton zum Einsatz. Beim Airbus A350 XWB werden inzwischen über<br />

500 verschiedene Serienbauteile dieser Machart eingebaut. Auch Metallteile sollen zukünftig auf diese<br />

Die Blätter der Seerose Victoria waren<br />

Vorbild für eine Bremsklappe in<br />

Airbus Flugzeugen. Aus der Kombination<br />

von Bionic <strong>und</strong> 3D-Druck ergeben<br />

sich neue, faszinierende Möglichkeiten<br />

der Produktentwicklung.<br />

32


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

Art <strong>und</strong> Weise hergestellt werden. Die additive Serienfertigung von Teilen aus Titan ist angelaufen<br />

<strong>und</strong> der Druck von Edelstahl ist Ende 2016 in Serie gegangen. <strong>2017</strong> bis 2018 folgen dann Teile aus<br />

Aluminium.<br />

Einsatzpotenziale in der Luftfahrtindustrie<br />

Bisher wurden in Zusammenarbeit mit vielen Engineering-Teams, überwiegend in Deutschland, mehr<br />

als 180 ALM-Metallprojekte umgesetzt. Durch ein optimiertes Design konnten Gewichtsreduzierungen<br />

der Teile zwischen 30 <strong>und</strong> 55 Prozent erreicht werden, die Einmalkosten (zum Beispiel für die Erstellung<br />

von Vorrichtungen) verringern sich um bis zu 90 Prozent <strong>und</strong> die Produktentwicklungszeit kann bis zu<br />

75 Prozent geringer werden. Durch die Technik können die Designs der Teile freier <strong>und</strong> damit effizienter<br />

<strong>und</strong> multifunktional gestaltet werden, was im Einzelfall Kosteneinsparungen von bis zu 50 Prozent<br />

ermöglicht. Die Produktionsschritte im Vergleich zum Fräsen aus einer Platte können sich halbieren.<br />

Durch die genannten Maßnahmen sinken die CO 2<br />

-Emissionen in hohem Maße.<br />

Diese Vorteile eröffnen der Industrie ganz neue Potenziale. Ein Beispiel dafür ist ein Halter für die<br />

Cockpit-Trennwand aus Titan, der früher aus mehreren Fräs- <strong>und</strong> Blechteilen zusammenmontiert<br />

wurde. Mit ALM können hier 45 Prozent Gewicht eingespart werden <strong>und</strong> auch die spätere Montage<br />

kann durch ein neues Design verbessert werden.<br />

Weitere Potenziale zeigt ALM bei der Haltung eines Hydrauliktanks im Flugzeug. Bislang besteht dieser<br />

aus 126 Einzelteilen <strong>und</strong> mehr als 60 Verbindungselementen. Für 2018 ist bereits eine Serienlösung<br />

angedacht, die aus lediglich drei bis vier Teilen besteht. Ein weiteres Projekt ist der Steuerblock zum Ein<strong>und</strong><br />

Ausfahren der Spoiler beim A380. Hier kann 55 Prozent Gewicht eingespart werden. Außerdem<br />

ergeben sich damit neue Möglichkeiten zur Reduktion von Strömungswiderständen innerhalb der Geräte.<br />

Fertigung von Ersatzteilen direkt vor Ort<br />

Drucker, die vor Ort mit Kunststoff alle möglichen Produkte herstellen, bedeuten eine geringere Umweltbelastung,<br />

glauben die Experten des amerikanischen Center for Climate and Security (CCS). Die<br />

Produktionstechnik der Zukunft wird lange Transportwege überflüssig machen. Laut dem Fraunhofer-<br />

Institut für Materialfluss <strong>und</strong> Logistik ist der Gütertransport als viertgrößter CO 2<br />

-Produzent für knapp<br />

sechs Prozent des weltweiten Ausstoßes von Treibgasen verantwortlich. Wenn jeder seine Produkte<br />

dort ausdruckt, wo sie benötigt werden, gibt es weniger zu transportieren. Die weltweit zu erwartenden<br />

CO 2<br />

-Reglementierungen <strong>und</strong> neue Technologien werden Auswirkungen auf das zukünftige<br />

Produktdesign vieler Industrien haben, die heute nur erahnt werden können.<br />

Peter Sander ist Vice President <strong>und</strong> Manager Emerging Technologies & Concepts Germany bei Airbus Operations<br />

GmbH Hamburg. Seit 35 Jahren ist er in der Luftfahrtindustrie tätig <strong>und</strong> hatte in unterschiedlichen Bereichen<br />

Positionen als Teamleader <strong>und</strong> Manager inne.<br />

33


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

Dezentrale Energieerzeugung – nicht<br />

ohne <strong>Digitalisierung</strong><br />

Von Heiko von Tschischwitz, LichtBlick SE<br />

Morgens vor der Arbeit noch kurz den Ladestand der Batterie im Elektroauto mit der App überprüft,<br />

während der Parkzeit per Smartphone die Speicherkapazität der Batterie zur Verfügung gestellt <strong>und</strong><br />

vor Feierabend die Batterie doch etwas mehr aufladen lassen, um einen Abstecher zu Fre<strong>und</strong>en zu<br />

machen – alles per Smartphone, alles digital, alles ganz einfach. Das gesamte Leben wird smart –<br />

unsere Kommunikation, unser Zuhause <strong>und</strong> wir selbst. Die digitale Revolution hat vor r<strong>und</strong> zehn<br />

Jahren in der Kommunikation begonnen <strong>und</strong> inzwischen alle Bereiche des Lebens erfasst. Wie sehr,<br />

das zeigt dieses Beispiel aus dem Forschungsprojekt INEES, das das Energie- <strong>und</strong> IT-Unternehmen<br />

LichtBlick gemeinsam mit Partnern umgesetzt hat. INEES steht für „Intelligente Netzanbindung von<br />

Elektrofahrzeugen zur Erbringung von Systemdienstleistungen“ – kurz: Die Partner haben untersucht,<br />

ob <strong>und</strong> wie sich Batterien von Elektroautos in die Energiemärkte integrieren lassen <strong>und</strong> welchen<br />

Beitrag die Batterien zur Netzstabilität beitragen können. Das komplette Projekt hätte ohne Smartphone<br />

<strong>und</strong> digitale Vernetzung nicht stattfinden können.<br />

Private Energiewende<br />

Die <strong>Digitalisierung</strong> wird weiter voranschreiten <strong>und</strong> unser Energiesystem ebenso radikal wandeln<br />

wie die Kommunikationswelt. Einen wesentlichen Einfluss darauf genommen haben die Energiewende<br />

<strong>und</strong> der Ausbau der erneuerbaren Energien. Wo vor wenigen Jahren einige h<strong>und</strong>ert zentrale<br />

Kraftwerke Strom produzierten, übernehmen das zu mehr als 30 Prozent heute r<strong>und</strong> 1,5 Millionen<br />

Photovoltaik-Anlagen <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 26.000 Windräder. Der Preisverfall der erneuerbaren Technologien<br />

macht Solar- <strong>und</strong> Windenergie zukünftig noch wettbewerbsfähiger. Experten erwarten, dass Sonnenstrom<br />

in Zukunft für zwei Cent die Kilowattst<strong>und</strong>e produziert werden kann.<br />

Die sinkenden Preise machen Solarstrom auch für Hausbesitzer attraktiv, <strong>und</strong> das unabhängig von<br />

Förderungen <strong>und</strong> Einspeisevergütung. Komplett wird die Energiewende im Kleinen, wenn die PV-<br />

Anlage mit einem Speicher ergänzt wird. Auch bei den Heimspeichern fallen die Preise <strong>und</strong> bereits<br />

heute ist eine Kombination aus PV-Anlage <strong>und</strong> Batterie eine sinnvolle Lösung. Sinkende Investitionskosten<br />

<strong>und</strong> der steigende Wunsch nach mehr Energieunabhängigkeit lassen ein Szenario mit 10 oder<br />

20 Millionen Solaranlagen auf deutschen Dächern durchaus realistisch erscheinen.<br />

Mit den fallenden Batteriepreisen wird eine weitere Entwicklung Fahrt aufnehmen: die Elektromobilität.<br />

Die Zahl der E-Autos auf deutschen Straßen ist aktuell zwar noch überschaubar. Doch<br />

wie alle disruptiven Entwicklungen kann sich das auch schnell ändern <strong>und</strong> statt der angepeilten<br />

eine Million Elektroautos sind fünf Millionen, zehn Millionen oder mehr auf den Straßen unterwegs.<br />

34


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

SchwarmEnergie ®<br />

Der Ausbau der erneuerbaren, dezentralen Energien <strong>und</strong> Speicher geht unaufhaltsam voran. Das<br />

bringt uns in eine neue Phase der Energiewende, die gekennzeichnet ist durch einen stärkeren Blick<br />

auf die Systemdienlichkeit der jeweiligen Komponenten. In den kommenden Jahren werden wir vor der<br />

Herausforderung stehen, Millionen Solaranlagen, Windräder, Solarspeicher <strong>und</strong> E-Fahrzeuge intelligent<br />

zu vernetzen, um Produktion <strong>und</strong> Verbrauch von Sonnen- <strong>und</strong> Windenergie auszugleichen <strong>und</strong> die<br />

Netze zu stabilisieren. Wir bekommen einen neuen digitalen Energiemarkt. Nicht mehr eine Handvoll<br />

Energiekonzerne verkaufen Strom <strong>und</strong> Wärme an Endk<strong>und</strong>en, sondern Verbraucher produzieren ihre<br />

eigene Energie. Sie verkaufen den Stromüberschuss <strong>und</strong> stabilisieren mit freien Batteriekapazitäten im<br />

Haus oder im Elektroauto – während es parkt – das Stromnetz.<br />

Das Energie- <strong>und</strong> IT-Unternehmen LichtBlick hat für diesen digitalen Markt die IT-Plattform Schwarm-<br />

Dirigent ® entwickelt. Der SchwarmDirigent ® vernetzt <strong>und</strong> optimiert schon heute über 1.000 dezentrale<br />

Anlagen – Blockheizkraftwerke, Batterien, Elektroautos <strong>und</strong> Solaranlagen. LichtBlick zeigt zudem in<br />

zwei Mehrfamilienhäusern, wie die Zukunft der Energieversorgung aussehen kann. Vernetzt in einem<br />

Mini-Schwarm, erzeugen <strong>und</strong> speichern Solaranlage, Batterie, Blockheizkraftwerk <strong>und</strong> Elektro autos<br />

bedarfsgerecht Energie. Die Bewohner versorgen sich so zu 100 Prozent mit Energie, die vor Ort<br />

erzeugt wurde.<br />

Politische Prozesse<br />

Mit dem Strommarktgesetz <strong>und</strong> dem Gesetz zur <strong>Digitalisierung</strong> der Energiewende hat die Regierung<br />

zwei Gesetze verabschiedet, die den Weg für eine digitale Energiewelt ebnen sollen. Dazu gehört unter<br />

anderem der Roll-out der Smart-Meter. Die Einführung der neuen Zähler ist zwar nicht unumstritten,<br />

doch für die <strong>Digitalisierung</strong> ein wichtiger Schritt. Nur so lassen sich Projekte wie die Einbindung von<br />

stationären oder mobilen Speichern zukünftig umsetzen.<br />

Die Weichenstellung seitens der Politik ist also getan. Entscheidend ist, dass die <strong>Digitalisierung</strong> der<br />

Energiewende weiter voranschreiten kann. Deutschland hat bei der Energiewende <strong>und</strong> den erneuerbaren<br />

Energien jahrelang eine Spitzenposition inne gehabt. Doch andere Staaten holen auf – <strong>und</strong><br />

überholen Deutschland sogar mit ambitionierteren Ausbauzielen. Daher geht es jetzt darum, durch<br />

zukunftsweisende Gesetzgebung neue Geschäftsmodelle im „Smart Market“ nicht auszubremsen,<br />

sondern voranzutreiben.<br />

Heiko von Tschischwitz ist Unternehmensgründer <strong>und</strong> Vorsitzender der Geschäftsführung bei LichtBlick. Der<br />

Diplom-Ingenieur ist Öko-Manager des Jahres 2006 <strong>und</strong> Energiemanager des Jahres 2013. Mit innovativen Entwicklungen<br />

wie SchwarmEnergie ® hat von Tschischwitz LichtBlick zu einem national <strong>und</strong> international agierenden<br />

Energie- <strong>und</strong> IT-Unternehmen entwickelt.<br />

35


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

Innovative Weiterbildungskonzepte<br />

braucht das Land<br />

Von Philippe Lorenz, Stiftung Neue Verantwortung<br />

Die <strong>Digitalisierung</strong> krempelt den Arbeitsmarkt gründlich um. Arbeitnehmer können sich heute nicht<br />

mehr auf ihrer Ausbildung ausruhen. Die Ansprüche an ihre Tätigkeiten sind vielseitiger geworden.<br />

In dieser sich rasant wandelnden Arbeitswelt sieht sich die Politik gefordert, den Übergang in die so<br />

genannte vierte industrielle Revolution aktiv zu gestalten. Geboten sind langfristige, vorausschauende<br />

Lösungen.<br />

Der Dialogprozess des B<strong>und</strong>esministeriums für Arbeit <strong>und</strong> Soziales<br />

Die Auswirkungen der <strong>Digitalisierung</strong> auf den Arbeitsmarkt bilden einen wesentlichen Arbeitsschwerpunkt<br />

für das B<strong>und</strong>esministerium für Arbeit <strong>und</strong> Soziales (BMAS). Im April 2015 startete das<br />

Ministerium den Dialogprozess „Arbeiten 4.0 – Arbeit weiter denken“. Im Dialog mit Zivilgesellschaft,<br />

Unternehmen <strong>und</strong> Wissenschaft sollte die Bedeutung von Arbeit angesichts eines sich verändernden<br />

Arbeitsmarktes diskutiert werden.<br />

Zum Auftakt des Dialogprozesses ordnete das BMAS die abstrakte Debatte um die Zukunft der<br />

Arbeit in politische Handlungsfelder <strong>und</strong> veröffentlichte dazu ein „Grünbuch“. Die Adressaten des<br />

Grünbuchs wurden dazu aufgefordert, die darin enthaltenen Thesen kritisch zu kommentieren.<br />

Über 40 Verbände, Unternehmen <strong>und</strong> andere Institutionen kamen dieser Aufforderung nach.<br />

Einerseits unterstreicht diese rege Teilnahme das Gelingen des Dialogs, andererseits wurde das<br />

Thema dadurch weiter stark politisiert. Vier Fachworkshops dienten der spezielleren Auseinandersetzung<br />

mit den Schwerpunktthemen Flexibilisierung, mobiles Arbeiten, neue Arbeitsformen<br />

sowie Bildung, Qualifikation <strong>und</strong> Weiterbildung. Daran beteiligte das BMAS Verwaltungsmitarbeiter,<br />

Unternehmens- <strong>und</strong> Gewerkschaftsvertreter, Wissenschaftler <strong>und</strong> Experten aus der Zivilgesellschaft.<br />

Die Ergebnisse aus den Fachworkshops bilden ein Gegengewicht zu den vorherigen, interessengeleiteten<br />

Stellungnahmen.<br />

Nur eine ganzheitliche Weiterbildungsinitiative<br />

aller Beteiligten über<br />

alle möglichen Kanäle kann sicherstellen,<br />

dass die Chancen der <strong>Digitalisierung</strong><br />

in Deutschland ergriffen<br />

werden. Dabei müssen Aspekte der<br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong> dringend berücksichtigt<br />

werden.<br />

36


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

Die Veröffentlichung der Studie „Wertewelten Arbeit 4.0“ durch das BMAS auf der Halbzeitkonferenz<br />

war für den Dialogprozess von besonderer Bedeutung. Diese repräsentative Studie untersucht die<br />

Vorstellungen der Beschäftigten zum Thema Arbeit in Deutschland <strong>und</strong> fördert sieben Wertewelten<br />

zutage, wie das Thema Arbeit in Deutschland von seinen Bürgern wahrgenommen wird. Vor dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> der Studie gelangte Arbeitsministerin Nahles zu der Erkenntnis, dass die Arbeitsmarktpolitik<br />

der Regierung nicht mehr alle Beschäftigungsformen gleichermaßen zu adressieren vermag<br />

<strong>und</strong> konkretisierte ihre Erkenntnisse im Sommer 2016 mit dem Arbeitslosenversicherungsschutz- <strong>und</strong><br />

Weiterbildungs-Stärkungsgesetz (AWStG). Dieses Gesetz beabsichtigt die Verbesserung des Zugangs<br />

zu beruflicher Weiterbildung für gering qualifizierte <strong>und</strong> für ältere Arbeitnehmer sowie für Langzeitarbeitslose.<br />

Zudem kündigte die Arbeitsministerin eine umfassende Weiterbildungsoffensive an. Die<br />

Ergebnisse des Dialogs wurden Ende 2016 in einem Weißbuch veröffentlicht. Von besonderer Bedeutung<br />

für die Bewältigung der immer kürzer werdenden technologischen Innovationszyklen erwiesen sich die<br />

Themenfelder Qualifikation <strong>und</strong> Weiterbildung, Förderung <strong>und</strong> Erhalt der Sozial partnerschaft sowie<br />

eine lebensphasengerechte Arbeits- <strong>und</strong> Sozialpolitik. Wie genau innovative Formen der Weiterbildung<br />

aussehen könnten, dazu liefert der Dialogprozess bisher noch keine konkreten Antworten.<br />

Der Mangel an Fachkompetenz für die digitale Wirtschaft<br />

Die <strong>Digitalisierung</strong> verändert Geschäftsmodelle <strong>und</strong> Berufsbilder dramatisch. Ausgewählte Tätigkeiten<br />

eines Berufsbildes werden durch neue technologische Entwicklungen aufgewertet, während andere<br />

Tätigkeiten an Bedeutung verlieren. Ein Beispiel dafür sind die Warenstraßen moderner Distributionszentren.<br />

In der Vergangenheit musste die zu verpackende Ware mithilfe eines Gabelstaplers aus dem<br />

Regal entnommen werden. Heute bringen Roboter die gesamte Palette zum Verpacker, der die Ware<br />

entnimmt <strong>und</strong> anschließend versandfertig macht. Weiterbildung wertet jene Tätigkeiten der Mitarbeiter<br />

auf, die auch in Zukunft für das Unternehmen von Bedeutung sind. Für unser Beispiel bedeutet dies,<br />

dass die Fähigkeit zur Bedienung eines Gabelstaplers für das Unternehmen weniger relevant wird.<br />

Fachkräfte, die eine teilautomatisierte Warenstraße überwachen <strong>und</strong> steuern können, gewinnen hingegen<br />

an Bedeutung <strong>und</strong> werden stärker nachgefragt. Aufgabe der betrieblichen Weiterbildung wäre<br />

Die Fähigkeit zum Umgang mit digitalen<br />

Medien ist auch in der Automobilwirtschaft<br />

unbedingte Voraussetzung<br />

für den Weg in die Zukunft.<br />

37


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

es nun, die Fähigkeiten des Gabelstaplerfahrers gezielt aufzuwerten, um ihn betrieblich anderweitig<br />

einsetzen zu können. Doch genau hier fehlt es aktuell an tauglichen Lösungen. Nachhaltige Weiterbildungskonzepte<br />

müssen die aus Unternehmenssicht wesentlichen Arbeitnehmerfähigkeiten gezielt<br />

adressieren. Zu häufig wird das Potenzial der eigenen Belegschaft schlicht ineffizient genutzt. Das<br />

Europäische Zentrum für die Förderung der Berufsbildung (CEDEFOP) hat dieses Phänomen EU-weit<br />

untersucht. Demzufolge sind in Deutschland mehr als 40 Prozent der Beschäftigten der Auffassung,<br />

ihr individuelles Fähigkeitsprofil sei umfangreicher, als es die Bewältigung ihres Jobs erfordere …<br />

Einige Vorreiterunternehmen beginnen bereits heute damit, ihren Personalbestand im Hinblick auf<br />

ihr künftiges Geschäftsmodell detailliert zu analysieren. Das Anforderungsprofil <strong>und</strong> der individuelle<br />

Weiterbildungsbedarf der eigenen Belegschaft werden dabei gezielt ermittelt. Dann kann die Stammbelegschaft<br />

um die fehlenden Fähigkeiten weiterqualifiziert oder durch externe Personalbeschaffung<br />

ergänzt werden. Doch diese gestaltet sich schwierig, denn der Fachkräftemangel wird in naher Zukunft<br />

durch den demographischen Wandel drastisch verstärkt. Wie ein zeitgemäßes Weiterbildungssystem<br />

zu gestalten ist, um dem drohenden Fachkräftemangel zu begegnen, zeigt ein Blick auf Dänemark.<br />

Ein Blick über die Grenzen<br />

Unser nördliches Nachbarland verfügt über ein ausgefeiltes System der Erwachsenenbildung. In<br />

staatlichen Programmen zur beruflichen Fortbildung stehen Fach- <strong>und</strong> ungelernten Arbeitern <strong>und</strong><br />

Arbeitssuchenden knapp 3.000 verschiedene, sektorenspezifische Ausbildungsgänge zur Verfügung. Die<br />

zertifizierten Kurse werden durch staatliche <strong>und</strong> private Stellen angeboten <strong>und</strong> richten sich gezielt an<br />

die Bedürfnisse der lokalen Wirtschaft. Die Weiterbildungsangebote entwickeln nicht nur die individuellen<br />

Fähigkeiten der Teilnehmer, sondern orientieren sich darüber hinaus auch am spezifischen Bedarf<br />

der entsendenden Unternehmen. Dadurch wird ganz gezielt der Fachkräftemangel adressiert <strong>und</strong> die<br />

Aufwertung von Arbeitnehmerkompetenzen erreicht. Im ständigen Dialog mit lokalen Unternehmen<br />

werden jährlich 200 neue Ausbildungsgänge entwickelt <strong>und</strong> veraltete Kurse aus dem Angebot entfernt.<br />

Kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen im Mittelpunkt<br />

Bei der Entwicklung entsprechender Maßnahmen in Deutschland sollten kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen<br />

(KMU) eine zentrale Rolle einnehmen – erwirtschaften sie doch 35,5 Prozent des Gesamtumsatzes<br />

deutscher Unternehmen <strong>und</strong> beschäftigen 59,2 Prozent aller sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten (Quelle: Bonner Institut für Mittelstandsforschung – Stand 2013). Daher sollte die deutsche<br />

Arbeitsmarktpolitik das System der beruflichen Weiterbildung noch stärker an den individuellen <strong>und</strong><br />

lokalen Bedürfnissen der KMU orientieren. Erst dann ließe sie sich als nachhaltig bezeichnen.<br />

Philippe Lorenz beschäftigt sich bei der Stiftung Neue Verantwortung mit den arbeitsmarktpolitischen Entwicklungen<br />

in Deutschland unter dem Einfluss der <strong>Digitalisierung</strong>. Er war Projektassistent im Foresight Lab zu den<br />

Auswirkungen der <strong>Digitalisierung</strong> auf den Arbeitsmarkt 2030 – einer Kooperation zwischen der Stiftung Neue<br />

Verantwortung <strong>und</strong> der Bertelsmann Stiftung.<br />

38


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

<strong>Digitalisierung</strong> in der Dienstleistungswirtschaft<br />

Von Karl-Heinz Brandl, ver.di<br />

Die Veränderungen durch <strong>Digitalisierung</strong> (Wirtschaft 4.0) sind gewaltig <strong>und</strong> stellen etablierte Geschäftsmodelle<br />

<strong>und</strong> die Art, wie wir arbeiten, häufig in Frage. Die Dienstleistungsbranchen gehören zu den<br />

Spitzenreitern der hoch digitalisierten Wirtschaftsbereiche. Um die 92 Prozent der Arbeitsplätze in<br />

der Medien- <strong>und</strong> Kulturbranche, 82 Prozent in Energieunternehmen <strong>und</strong> 71 Prozent im Handel sind<br />

bereits „digital ausgestattet“. In der Musikbranche, im Bankwesen <strong>und</strong> im Versandhandel wurden<br />

gewaltige Umwälzungen vollzogen; Musik <strong>und</strong> Filme werden seit einigen Jahren vornehmlich im Internet<br />

erworben <strong>und</strong> konsumiert, statt sie auf CD oder DVD zu erwerben; Bankgeschäfte werden zu weiten<br />

Teilen online abgewickelt; unterschiedlichste Waren (z.B. Elektronikartikel, Bücher, Kleidung) werden<br />

vermehrt bei Online-Händlern gekauft.<br />

Digitale Automatisierung: Was wird aus den Jobs?<br />

Es gibt Modellrechnungen, denen zufolge in Ländern wie Deutschland innerhalb der kommenden zwei<br />

Jahrzehnte nahezu die Hälfte der bestehenden Jobs durch Fortschritte der <strong>Digitalisierung</strong> gefährdet sein<br />

könnte. Nicht nur im Bereich Geringqualifizierter, auch im mittleren Qualifikations- <strong>und</strong> Entgeltbereich<br />

könnten viele Arbeitsplätze entfallen. Insbesondere sind Tätigkeiten von Automatisierung bedroht, die<br />

keine so genannte kreative oder soziale Intelligenz aufweisen.<br />

ver.di-Mitglieder erfahren schon heute, wie schnell Vorhandendes in Frage gestellt werden kann.<br />

Vor vier Jahren wäre noch kein Taxifahrer in Berlin auf die Straße gegangen, weil seine Einkommensgr<strong>und</strong>lage<br />

durch die Applikation Uber gefährdet wird. Airbnb wurde erst 2008 gegründet<br />

<strong>und</strong> hat heute einen Marktwert von über zehn Milliarden Euro, halb so viel wie der Marktwert der<br />

gesamten Hilton-Gruppe mit 3.897 Hotels weltweit. Hafenarbeiter fragen nach den Auswirkungen<br />

vollständig automatisierter <strong>und</strong> digitalisierter Containerhäfen, Menschen in der Logistik fragen nach<br />

den Konsequenzen von selbstfahrenden Logistikfahrzeugen, von Drohnen, die Sendungen zustellen,<br />

<strong>und</strong> von einer Schwarmlogistik, die in Schweden bereits ausprobiert wird.<br />

Ist der Hafen der Zukunft menschenleer<br />

<strong>und</strong> voll automatisiert? Was wird<br />

aus den Jobs, die durch die <strong>Digitalisierung</strong><br />

verloren gehen? Auch für die<br />

Gewerkschaften ergeben sich neue<br />

Fragestellungen.<br />

39


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

Es bedarf deshalb erheblicher Anstrengungen mit dem Ziel, die Beschäftigungsbilanz des Wandels<br />

positiv zu gestalten <strong>und</strong> Arbeit für alle zu ermöglichen. Dafür müssen Produktivitätsfortschritte, die<br />

über die <strong>Digitalisierung</strong> möglich werden, zumindest in Teilen umverteilt werden. Sie sollten genutzt<br />

werden für soziale <strong>und</strong> beschäftigungswirksame Innovationen, für Investitionen in gesellschaftlich<br />

notwendige Dienstleistungen, insbesondere in soziale Dienstleistungen wie zum Beispiel Pflege <strong>und</strong><br />

Kinderbetreuung, für steigende Masseneinkommen <strong>und</strong> kürzere Arbeitszeiten.<br />

Digitaler Wandel: Wie verändert sich die Arbeit?<br />

Im Zuge der <strong>Digitalisierung</strong> entstehen neue Jobs, für viele Erwerbstätige verändern sich Arbeitsinhalte<br />

gr<strong>und</strong>legend, auch kann Arbeit mittels technischer Arbeitsmittel wie Smartphone <strong>und</strong> Tablet vielfach<br />

räumlich <strong>und</strong> zeitlich flexibel erfolgen.<br />

Digital vernetzte Arbeit bietet einerseits die Möglichkeit erweiterter Freiräume für Beschäftigte, die im<br />

Einklang mit deren Interessen <strong>und</strong> unter ihrer Beteiligung stärker als bisher genutzt werden müssen.<br />

Auf der anderen Seite geht die <strong>Digitalisierung</strong> der Arbeitswelt oft aber auch mit Entgrenzungen,<br />

Gefährdungen <strong>und</strong> Belastungen einher, die aufgr<strong>und</strong> steigender Arbeitsintensität <strong>und</strong> Verantwortung<br />

vor allem im psychischen Bereich zugenommen haben.<br />

Damit die Möglichkeiten digitaler Arbeit im Sinne der Beschäftigten genutzt werden, müssen diese<br />

erstens mitbestimmen können, wie, wann <strong>und</strong> wo sie arbeiten wollen: Beschäftigte brauchen<br />

durchsetzbare Ansprüche auf ein Mindestmaß an Tätigkeitsanteilen, die während der betriebsüblichen<br />

Arbeitszeiten an einem von ihnen selbst zu bestimmenden Arbeitsort erbracht werden<br />

können. Eine auf diese Weise erweiterte Zeit- <strong>und</strong> Ortssouveränität kann helfen, Arbeit <strong>und</strong> Leben<br />

besser miteinan der zu vereinbaren. Zweitens muss den ges<strong>und</strong>heitsgefährdenden Folgen einer<br />

digital erweiterten Erreichbarkeit <strong>und</strong> Verfügbarkeit von Beschäftigten entgegengewirkt werden.<br />

Die Erreichbarkeit <strong>und</strong> Verfügbarkeit muss begrenzt werden, damit der Feierabend Feierabend <strong>und</strong><br />

das Wochenende Wochenende bleibt, Beschäftigte benötigen ein Recht auf Nichterreichbarkeit<br />

zu bestimmten Zeiten.<br />

Verfügbar r<strong>und</strong> um die Uhr: Die<br />

Grenzen der Arbeit verschwimmen<br />

immer mehr <strong>und</strong> öffnen der Selbstausbeutung<br />

Tür <strong>und</strong> Tor. Eine „R<strong>und</strong><br />

um die Uhr Verfügbarkeit“ sollte zukünftig<br />

Robotern vorbehalten sein.<br />

40


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

Mit dem digitalen Wandel der Arbeitswelt entstehen neue Anforderungen an Qualifikationen von<br />

Beschäftigten. Dabei geht es neben der Fähigkeit, neue technische Arbeitsmittel zu beherrschen, auch<br />

darum, dass Beschäftigte in der Lage sein müssen, in flexibleren Arbeitswelten selbstorganisiert ihren<br />

Arbeitsalltag zu meistern. Soziale <strong>und</strong> organisatorische Kompetenzen rücken damit in den Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Zentrale Voraussetzung für Teilhabe an Weiterbildung sind ausreichend finanzielle Ressourcen <strong>und</strong> eine<br />

bessere Kombination von Lern- <strong>und</strong> Erwerbszeiten, die in der Arbeitsplanung <strong>und</strong> Arbeitsorganisation<br />

gesichert werden müssen. Die berufliche Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung sollte intensiviert werden, um die<br />

Beschäftigungsfähigkeit der Menschen zu sichern. Dies könnte – wie in Österreich – über eine geförderte<br />

Bildungsteilzeit umgesetzt werden.<br />

Digitale Kontrolle: Wer verfügt über die Daten <strong>und</strong> wozu?<br />

Die Fortschritte digitaler Vernetzung in ihrer gegenwärtigen Form ermöglichen die Überwachung,<br />

Steuerung <strong>und</strong> Selektion von Daten durch private Unternehmen, staatliche Sicherheitsbehörden <strong>und</strong><br />

Arbeitgeber in einem bislang unvorstellbaren Ausmaß, von dem alle Menschen als Bürger, Verbraucher<br />

<strong>und</strong> Beschäftigte betroffen sind. Die Enthüllungen durch Edward Snowden über die umfassenden<br />

Überwachungsaktivitäten der NSA <strong>und</strong> mit ihr kooperierender Geheimdienste vor zwei Jahren haben<br />

dies deutlich gemacht.<br />

Aber es geht nicht nur um Überwachung durch Geheimdienste. Als Nutzer von Online-Diensten liefern<br />

wir den Unternehmen unterschiedlichste Daten über uns <strong>und</strong> unsere Interessen <strong>und</strong> Vorlieben. Auch in<br />

der Arbeitswelt hinterlassen Beschäftigte mehr <strong>und</strong> mehr digitale Spuren, die vom Arbeitgeber zu einer<br />

umfassenden Kontrolle genutzt werden könnten. Die Gefährdungen, die sich aus derlei Praktiken für die<br />

Persönlichkeitsrechte von Beschäftigten ergeben, erfordern rechtliche, technische <strong>und</strong> organisatorische<br />

Schutzmaßnahmen, welche unter anderem in einem zeitgemäßen Beschäftigtendatenschutzgesetz<br />

geregelt werden müssen. Die europäische Datenschutzgr<strong>und</strong>verordnung schafft zwar einen Rechtsrahmen,<br />

der einheitliche Bedingungen für den Datenschutz in den Ländern der europäischen Gemeinschaft<br />

realisiert. Für den Beschäftigtendatenschutz fehlen jedoch gesetzgeberische Gr<strong>und</strong>lagen. Diese<br />

könnten mit einem Anpassungsgesetz zumindest auf nationaler Ebene realisiert werden.<br />

Digitale Zukunft: Gemeinsam können wir sie gestalten!<br />

Gerade weil die <strong>Digitalisierung</strong> ein gewaltiges Potenzial an Ambivalenz in sich birgt <strong>und</strong> gerade weil<br />

in diesem Land die Mehrzahl der Menschen in Dienstleistungen beschäftigt ist, ist die Gestaltung der<br />

Dienstleistungswirtschaft die wichtigste Aufgabe, um Zukunftsfähigkeit für Viele herzustellen. ver.di<br />

bringt sich in diesen Veränderungsprozess im Interesse seiner Mitglieder ein, mit dem Ziel, Wohlstand,<br />

Gerechtigkeit, Beschäftigung <strong>und</strong> „Gute Arbeit“ zu schaffen.<br />

Karl-Heinz Brandl ist bei der ver.di-B<strong>und</strong>esverwaltung Bereichsleiter Innovation <strong>und</strong> Gute Arbeit<br />

41


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

Der feste Arbeitsplatz ist Geschichte<br />

Von Luis Neves, Deutsche Telekom AG<br />

Unsere Gesellschaft ist im Wandel. Die <strong>Digitalisierung</strong> hält Einzug in immer mehr Lebensbereiche<br />

<strong>und</strong> Geschäftsfelder. Die Deutsche Telekom sieht sich als einen zentralen Treiber der <strong>Digitalisierung</strong> in<br />

Deutschland <strong>und</strong> Europa – durch Netzausbau, Cloud-Dienste, kleinere <strong>und</strong> größere Partnerschaften,<br />

innovative digitale Geschäftsmodelle <strong>und</strong> vieles mehr.<br />

Der technologische Wandel bietet zahlreiche Chancen, unsere Gesellschaft zum Positiven zu verändern.<br />

Dennoch sind wir nicht blind für die möglichen Gefahren <strong>und</strong> Risiken der neuen Technologien <strong>und</strong><br />

setzen uns daher intensiv mit den Chancen <strong>und</strong> Herausforderungen der <strong>Digitalisierung</strong> auseinander.<br />

Notwendig sind agile Strukturen<br />

Für Unternehmen bringt die <strong>Digitalisierung</strong> elementare Herausforderungen mit sich. So kommt eine<br />

Studie der Managementberatung Detecon in Zusammenarbeit mit dem Branchenverband der Digitalwirtschaft<br />

Bitkom zu dem Ergebnis, dass Unternehmen zukünftig in zwei „Betriebsmodi“ fahren sollten:<br />

Sie müssen weiterhin eine zuverlässige Leistung im Kerngeschäft bieten, aber zugleich auch die<br />

k<strong>und</strong>enzentrierte Innovationskraft <strong>und</strong> Schnelligkeit von Start-ups. Und das geht – der Studie zufolge<br />

– nur mit agilen Strukturen. Die Studie ermittelte, wie sich die Unternehmens-IT in den nächsten zehn<br />

Jahren voraussichtlich entwickeln wird <strong>und</strong> lieferte auf dieser Basis ein präzises Organisationszielbild<br />

für ein digitales <strong>und</strong> agiles Unternehmen. Die <strong>Digitalisierung</strong> von Arbeitsplätzen ist dabei eine elementare<br />

Voraussetzung, um im künftigen Wettbewerb um digitale Innovationen bestehen zu können.<br />

Neben agilen <strong>und</strong> schnellen Prozessen ist auch eine Aufbauorganisation notwendig, bei der vernetzte,<br />

abteilungsübergreifende digitale Teams eine f<strong>und</strong>amentale Rolle spielen. Das hat auch die Deutsche<br />

Telekom für sich erkannt.<br />

„Future Work“ bei der Deutschen Telekom<br />

Mit dem Projekt „Future Work“ stellt das Unternehmen einmal mehr Vertrauen <strong>und</strong> Eigenverantwortung<br />

ins Zentrum ihrer Beziehung zu den Mitarbeitern. Dies fördert eine innovative Arbeitskultur<br />

Das alte Büro hat ausgedient. Neue<br />

Arbeitsplatzkonzepte sind deshalb<br />

gefragt. In Bezug auf Bequemlichkeit,<br />

Energieeffizienz <strong>und</strong> Ressourceneinsparung<br />

ergeben sich hier interessante<br />

Gestaltungsmöglichkeiten.<br />

42


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

<strong>und</strong> entspricht den Wünschen <strong>und</strong> Bedürfnissen der Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter. Zukünftig<br />

werden Ergebnis <strong>und</strong> Produktivität über das berufliche Fortkommen entscheiden <strong>und</strong> nicht mehr<br />

bloße Präsenz. Die Arbeit als ein wesentlicher Bestandteil des Lebens wird damit bunter <strong>und</strong> abwechslungsreicher.<br />

Vor Ort wird dies unterstützt durch eine besondere Raumaufteilung <strong>und</strong> die<br />

Möglichkeit, den Arbeitsplatz bei „Future Work“ frei zu wählen. Dies ermöglicht eine deutlich einfachere<br />

Kommunikation <strong>und</strong> eine optimale Zusammenarbeit der Kollegen. „Changing Workplaces“<br />

bereiten Mitarbeiter auf Veränderungen der Arbeitswelt vor, die heute von flexiblen Arbeitszeiten bis<br />

hin zu „Desk Sharing“ reichen – der feste, bürogeb<strong>und</strong>ene Arbeitsplatz wird bald Geschichte sein.<br />

Zukunftsorientierte Arbeitsformen kennzeichnen Unternehmen als innovativen Arbeitgeber <strong>und</strong> erhöhen<br />

die Arbeitgeberattraktivität, da sie dem Wunsch der Menschen Rechnung tragen, durch mehr Flexibilität<br />

Beruf <strong>und</strong> Privatleben besser miteinander verbinden zu können. Nicht umsonst haben „Mitarbeiter,<br />

die ihren Arbeitsort frei wählen können… eine um +8% höhere Mitarbeiterzufriedenheit“ (Quelle:<br />

Gensler 2013).<br />

Das Konzept „Future Work“ unterstützt eine bessere Work-Life-Balance der Mitarbeiter <strong>und</strong> fördert<br />

ein besseres Arbeitsgefühl. Das Unternehmen profitiert durch weniger Fehltage sowie mehr Platz für<br />

Kreativität. Darüber hinaus wird zukünftig Geld gespart, da Bürogebäude, die nicht mehr benötigt<br />

werden, nach Auslaufen der Mietverträge aufgegeben werden können.<br />

Die Deutsche Telekom hat bereits umfangreiche Erfahrungen mit diesem Veränderungsprozess<br />

sammeln können. Selbstverständlich gibt es auch Mitarbeiter, die den Veränderungen skeptisch bis<br />

kritisch gegenüber stehen. Im Großen <strong>und</strong> Ganzen wird der Wandel jedoch von den Mitarbeitern<br />

akzeptiert, weil sie die stärkere Flexibilität <strong>und</strong> mehr Eigenverantwortung begrüßen. Desweiteren<br />

wird die Arbeit in den „Future Work“-Flächen größtenteils als stressfrei <strong>und</strong> entspannt empf<strong>und</strong>en:<br />

ein guter <strong>und</strong> wichtiger Start in die Arbeit der Zukunft.<br />

Luis Neves ist Konzernbeauftragter für Klimaschutz <strong>und</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> der Deutschen Telekom AG. Der studierte<br />

Historiker ist seit 2004 für das Telekommunikationsunternehmen tätig. Zudem ist er Vorsitzender der Global e-<br />

Sustainability Initiative (GeSI) <strong>und</strong> gehört der Jury der GreenTec Awards an.<br />

Mobile Endgeräte <strong>und</strong> Laptops haben<br />

den Arbeitsalltag massiv verändert.<br />

Was spricht gegen ein Meeting<br />

in frischer Luft auf der Parkbank, wenn<br />

via Internet alle benötigten Daten jederzeit<br />

<strong>und</strong> überall abrufbar sind?<br />

43


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

Sozialstaat neu denken – Gr<strong>und</strong>einkommen<br />

als Lösung?<br />

Von Prof. Dr. Thomas Straubhaar, Universität Hamburg<br />

Die Schweizer sind nüchtern geblieben. Freibier für alle wollten sie dann doch nicht. Drei von vier<br />

Eid genossen haben die Einführung eines Gr<strong>und</strong>einkommens für alle in einer Volksabstimmung<br />

Anfang Juni 2016 abgelehnt. Doch selbst nach dem Nein der Schweizer ist eine Neuausrichtung<br />

der Sozialsysteme unverzichtbar – gerade auch in Deutschland. Denn eines ist sicher: <strong>Digitalisierung</strong><br />

<strong>und</strong> Individualisierung werden Megatrends bleiben. Sie zwingen zu f<strong>und</strong>amentalen Anpassungen,<br />

schaffen aber auch eine Menge neuer Chancen für den Sozialstaat des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />

Den Sozialstaat der Moderne anpassen<br />

Die F<strong>und</strong>amente des heutigen Sozialstaates wurden in den fünfziger Jahren des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

gelegt. Es war eine Zeit des Wachstums von Wirtschaft, Beschäftigung <strong>und</strong> Bevölkerung. Die Rollen<br />

zwischen Mann <strong>und</strong> Frau waren klar verteilt: Er geht als Alleinverdiener einem Beruf nach. Sie bleibt<br />

als Kinder erziehende Hausfrau am Herd.<br />

Die Gegenwart ist anders <strong>und</strong> zwar f<strong>und</strong>amental <strong>und</strong> unumkehrbar. Wirtschafts- <strong>und</strong> Bevölkerungswachstum<br />

sind schwächer geworden, die demografische Alterung hat zur Folge, dass immer weniger<br />

Jüngere immer mehr Ältere unterstützen müssen. <strong>Digitalisierung</strong> <strong>und</strong> Individualisierung verändern<br />

den Alltag, das Zusammenleben <strong>und</strong> die Arbeitswelt rasend schnell <strong>und</strong> in jeder Beziehung. Da ist<br />

es unabdingbar, auch die Staatsaufgaben der Moderne anzupassen. Das gilt ganz besonders für den<br />

Sozialstaat. Ein Umbau genügt da nicht. Es bedarf eines Neubaus. Alles andere wird bestehende Probleme<br />

nicht lösen, sondern verschärfen <strong>und</strong> zusätzlich weitere schaffen.<br />

<strong>Digitalisierung</strong> verändert die Arbeitswelt<br />

Die <strong>Digitalisierung</strong> wird dazu führen, dass Automaten <strong>und</strong> Roboter den Menschen aus der Produktion<br />

verdrängen. Nicht nur standardisierte einfache Arbeiten am Fließband, an Supermarktkassen oder im<br />

Büro werden verschwinden. Auch bei qualifizierteren Tätigkeiten wie Lokomotivführer, Versicherungsmakler<br />

oder Buchhalter werden Menschen zunehmend überflüssig. Das ist vor allem dort ein Segen, wo<br />

bis dato Menschen gefährliche, schmutzige oder risikoreiche Jobs im Hoch- <strong>und</strong> Tiefbau, auf Dächern<br />

<strong>und</strong> in Tunnels, in Schlachtereien <strong>und</strong> Labors oder bei Kontroll- <strong>und</strong> Wachdiensten ausüben mussten.<br />

Hier schleppen Bauroboter in Zukunft Ziegel <strong>und</strong> montieren Fenster, Industrieroboter werden neue<br />

Materialien, Bau-, Wirk- <strong>und</strong> Werkstoffe anwenden, intelligente Automaten <strong>und</strong> selbstgesteuerte<br />

Kameras reagieren <strong>und</strong> kontrollieren automatisch <strong>und</strong> dreidimensional, einsatzfähige Polizeiroboter<br />

werden für die innere Sicherheit sorgen.<br />

Die <strong>Digitalisierung</strong> macht offensichtlich, was immer schon gültig war: dass es zynisch, unmenschlich<br />

<strong>und</strong> auch wirtschaftlich unsinnig ist, Menschen wissentlich <strong>und</strong> willentlich zu versehren. Der Mensch ist<br />

44


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

ökonomisch zu wertvoll, um ihn gefährliche, riskante <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsschädigende Arbeiten machen zu<br />

lassen <strong>und</strong> ihn dann Jahrzehnte bis zum Lebensende krank durch den Sozialstaat versorgen zu lassen.<br />

Das bedeutet eine Privatisierung der Arbeitserträge <strong>und</strong> eine Sozialisierung der Folgekosten. Das kann<br />

ökonomisch nicht effizient sein.<br />

Richtig ist, dass die Chancen der <strong>Digitalisierung</strong> – menschliche Arbeit durch Roboter <strong>und</strong> Maschinen<br />

zu ersetzen – das Ende eines Sozialstaates bedeuten, dessen Finanzierungsgr<strong>und</strong>lage das Arbeitseinkommen<br />

darstellt. Mit der Industrialisierung im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde „(Lohn-)Arbeit zum entscheidenden<br />

Faktor der Wertschöpfung, zum wichtigsten Kriterium für das Selbstwertgefühl des<br />

Menschen <strong>und</strong> zur vorrangigen Quelle für die Einnahmen des Staates“ – so Konrad Paul Liessmann,<br />

Professor für Philosophie <strong>und</strong> Ethik an der Universität Wien. Wenig bis nichts mehr davon behält im<br />

Zeitalter der <strong>Digitalisierung</strong> seine Gültigkeit.<br />

Zwar wird uns die Arbeit nicht ausgehen. Im Gegenteil: Die <strong>Digitalisierung</strong> wird Millionen von<br />

Jobs vernichten, sie wird jedoch auch Millionen von neuen Arbeitsplätzen schaffen – viele davon<br />

in Bereichen, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können. Aber sicher ist, dass Arbeit mehr<br />

<strong>und</strong> mehr ein radikal anderes Gesicht, eine andere Bedeutung <strong>und</strong> auch einen neuen Stellenwert<br />

erhalten wird – gesellschaftlich <strong>und</strong> auch wirtschaftlich. Dem muss der Sozialstaat des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

Rechnung tragen.<br />

Der Sozialstaat der Zukunft ist „blind“<br />

Die Zukunft erfordert einen „blinden“ Sozialstaat. Er muss alle Einkommen – also Löhne, Zinsen,<br />

ausgeschüttete Gewinne, Dividenden, Tantiemen, Mieteinnahmen, Transaktions- <strong>und</strong> Spekulationsgewinne<br />

– gleichermaßen <strong>und</strong> mit dem gleichen Steuersatz in die Pflicht nehmen <strong>und</strong> nicht die eine<br />

gegenüber der anderen Einkommensform bevorzugen oder benachteiligen. Es gibt viele gute <strong>und</strong><br />

wenige schlechte Gründe dafür – unbesehen, ob Menschen, Roboter oder Maschinen am Werk<br />

waren –, jede Wertschöpfung an der Quelle ihrer Entstehung vom ersten bis zum letzten Euro mit<br />

einem einheitlichen Steuersatz zur Finanzierung staatlicher Aufgaben zu belasten.<br />

Zukünftig werden Roboter anstrengende<br />

oder gefährliche Arbeiten<br />

übernehmen. Daher sollte dann<br />

nicht mehr die Arbeit, sondern der<br />

Ressour cenverbrauch besteuert<br />

werden.<br />

45


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

Ein soziales Sicherungssystem, das einseitig auf Beiträgen aus Lohneinkommen basiert, ist ein Anachronismus<br />

aus der Zeit der Industrialisierung – der Zeit der ungebrochenen, lebenslangen Erwerbsbiografien,<br />

als das Arbeitseinkommen des Mannes die wichtigste Quelle eines Familieneinkommens<br />

darstellte. Die Individualisierung hat das traditionelle Rollenverständnis <strong>und</strong> die Solidargemeinschaft<br />

der Familie in Frage gestellt <strong>und</strong> die Arbeitswelt von heute verursacht Brüche, die Auszeiten zur Neuorientierung<br />

erforderlich machen. Beiden Veränderungen muss ein modernes Sozialsystem gerecht<br />

werden. Dieser Forderung kommt ein Gr<strong>und</strong>einkommen genauso nach wie eine Verlagerung der<br />

Finanzierung der sozialen Sicherung von Lohnbeiträgen auf eine an der Wertschöpfung orientierte<br />

Steuer.<br />

Kein W<strong>und</strong>er, dass die alte Idee eines Gr<strong>und</strong>einkommens weltweit neue Unterstützung erhält. Kein<br />

anderes Modell trägt als integriertes Steuer-Transfer-Modell aus einem Guss sowohl den Folgen der<br />

<strong>Digitalisierung</strong> wie den Wirkungen der Individualisierung besser Rechnung.<br />

Ein Gr<strong>und</strong>einkommen löst viele, aber nicht alle Probleme. Es beinhaltet manche Unbekannte <strong>und</strong><br />

verursacht andere Kosten. Noch gefährlicher aber ist das verkrampfte Festhalten an einem veralteten<br />

System, das weder den Versprechungen von heute <strong>und</strong> noch weniger den Herausforderungen von<br />

morgen gerecht werden wird. Ein Systemwechsel mag kurzfristig teuer sein. Ein Verzicht auf ein<br />

Gr<strong>und</strong>einkommen jedoch dürfte langfristig teurer werden.<br />

Prof. Dr. Thomas Straubhaar ist seit 1999 Professor der Universität Hamburg für Volkswirtschaftslehre, insbesondere<br />

internationale Wirtschaftsbeziehungen. Gleichzeitig ist er Direktor des Europa-Kollegs Hamburg. Seit September<br />

2013 ist er non-resident Fellow der Transatlantic Academy in Washington DC. Im Februar <strong>2017</strong> erscheint sein<br />

Buch „Radikal gerecht: Wie das Bedingungslose Gr<strong>und</strong>einkommen den Sozialstaat revolutioniert“, Hamburg,<br />

edition Körber-Stiftung.<br />

Ein bedingungsloses Gr<strong>und</strong>einkommen<br />

ermöglicht interessante Steuer-<br />

Transfer-Modelle <strong>und</strong> kann gerade in<br />

der Kombination mit der <strong>Digitalisierung</strong><br />

enorme Vorteile für Staat <strong>und</strong><br />

Gesellschaft bewirken.<br />

46


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

Wie PC <strong>und</strong> Handy Leben retten<br />

Von Franziska Freihart, Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH<br />

HIV tötet. Das weiß doch jeder. Wirklich jeder? Anscheinend nicht. In Afrika zum Beispiel kennen<br />

sich laut Abschlussbericht der UN-Millenniumsziele nur 37 Prozent aller jungen Frauen <strong>und</strong> Männer<br />

umfassend mit HIV/AIDS aus. Auch das fehlende Wissen r<strong>und</strong> um andere Krankheiten oder Präventionsmaßnahmen<br />

mahnt der Bericht an – insbesondere für Afrika. Doch dank Smartphones <strong>und</strong><br />

Internet könnte sich der Zustand bald ändern. Denn die <strong>Digitalisierung</strong> verändert vieles – auch in<br />

Entwicklungs- <strong>und</strong> Schwellenländern. Nach <strong>Digitalisierung</strong> rufen auch die Sustainable Development<br />

Goals (SDG) der Vereinten Nationen. Außerdem fordern sie: Kräfte zusammenlegen! Staat <strong>und</strong><br />

Wirtschaft sollen nicht jeder für sich Dinge zum Positiven verändern, sondern dies gemeinschaftlich<br />

tun. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH unterstützt deshalb<br />

im Auftrag des B<strong>und</strong>esministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit <strong>und</strong> Entwicklung (BMZ) seit<br />

2011 Hand in Hand mit der Zivilgesellschaft die südafrikanische Präventionsinitiative „loveLife“ bei<br />

der HIV/AIDS-Aufklärung. Mit finanzieller Unterstützung der KfW Bankengruppe <strong>und</strong> Beratung durch<br />

die GIZ hat loveLife eine App entwickelt, mit der sich Jugendliche <strong>und</strong> junge Erwachsene über alle<br />

Fragen eines selbstbestimmten <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>en Sexuallebens informieren <strong>und</strong> austauschen. Über die<br />

interaktive App sammeln die Nutzer Bonuspunkte für Vorbeugungsmaßnahmen wie einen HIV-Test<br />

oder können die Wissenspunkte, die sie bei einem digitalen Quiz zum Thema sexuelle Ges<strong>und</strong>heit<br />

sammeln, im realen Leben gegen eine Belohnung eintauschen, wie zum Beispiel Guthaben für<br />

Mobil telefone oder Musik-Downloads.<br />

Zucker – unter Kontrolle<br />

Auch die Privatwirtschaft, unter anderem das Wissenschafts- <strong>und</strong> Technologieunternehmen Merck,<br />

setzt sich mit Online-Plattformen <strong>und</strong> Apps für das Ges<strong>und</strong>heitswesen Afrikas ein. Einen Fokus<br />

legt Merck derzeit auf das Thema Diabetes, denn laut der International Diabetes Federation (IDF)<br />

soll sich die Zahl von etwa 14 Millionen Betroffenen in Afrika bis 2040 mehr als verdoppeln. Hinzu<br />

kommt, dass es zu wenige Ärzte gibt, die Diabetes behandeln können. Aus diesem Gr<strong>und</strong> hilft die<br />

Eine App kann die klassische HIV/<br />

AIDS-Aufklärung ergänzen <strong>und</strong> so<br />

Menschenleben retten. Die UN-<br />

Milleniumsziele sollen durch ein<br />

lab of tomorrow unter Nutzung<br />

moderner Informationstechnologien<br />

schneller erreicht werden.<br />

47


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

Austauschplattform „Merck UNITE“ vor allem Medizinern, Krankenschwestern <strong>und</strong> Apothekern.<br />

Auf dem Portal tauschen die Nutzer Erfahrungen <strong>und</strong> Wissen zu Diabetes <strong>und</strong> Bluthochdruck aus,<br />

nehmen an Webinaren teil <strong>und</strong> laden sich Präsentationen herunter.<br />

Die siebzehn UN-Millenniumsziele<br />

Bei der Umsetzung der Sustainable Development Goals (SDG) spielt die <strong>Digitalisierung</strong> eine entscheidende<br />

Rolle. Nicht nur Ziel 9 „Infrastruktur, Industrialisierung, Innovation“ ist danach ausgerichtet,<br />

auch bei vielen anderen Zielen hilft die <strong>Digitalisierung</strong> zur Umsetzung. Und gerade Firmen<br />

sind aufgerufen, zur Erreichung der SDGs beizutragen. Zwar wissen laut einer Umfrage durch<br />

PricewaterhouseCoopers (PWC) bereits die Hälfte der r<strong>und</strong> 1.000 befragten Unternehmen, dass<br />

die SDGs für sie relevant sein könnten, jedoch nur jedes achte Unternehmen weiß, wie sie die Idee<br />

umsetzen sollen. 22 Prozent warten anscheinend sogar auf gezielte Anweisung „von oben“.<br />

Das „lab of tomorrow“ verknüpft Wirtschaft <strong>und</strong> Staat<br />

Um diese Lücke zu schließen <strong>und</strong> die Marktchancen von Unternehmen mit den Herausforderungen von<br />

Entwicklungs- <strong>und</strong> Schwellenländern zu verknüpfen, entstand im Sommer 2015 die Idee zum „lab of<br />

tomorrow“. Im ersten Schritt treffen sich bei dem von der GIZ initiierten <strong>und</strong> vom BMZ beauftragten<br />

„lab“ Unternehmer <strong>und</strong> Experten aus einem ausgewählten Entwicklungs- oder Schwellenland zu<br />

einem dreitägigen Design-Thinking-Workshop. In diesen drei Tagen entwickeln die Teilnehmer vor<br />

allem digitale Geschäftsideen als Lösung für ein Problem des Landes. Nach dem Workshop startet<br />

dann der eigentliche Arbeitsprozess, in dem die Geschäftsidee weiter bearbeitet <strong>und</strong> im besten Fall<br />

vor Ort getestet wird.<br />

Im dritten „lab of tomorrow“, das Hand in Hand von GIZ <strong>und</strong> Merck umgesetzt wurde, stand<br />

die Verbesserung des Ges<strong>und</strong>heitswesens in Kenia im Mittelpunkt. Die Herausforderung: Welche<br />

Logistik lösungen ermöglichen einen besseren Transport von Medikamenten? Bei Merck in Darmstadt<br />

kamen dazu 31 Unternehmer, unter anderem von SAP <strong>und</strong> Siemens, mit Experten zusammen <strong>und</strong><br />

entwickelten neun Geschäftsmodelle. Diese digitalen Ideen, die im Workshop entstanden, reichten<br />

vom Transport von Medikamenten via Drohnen bis zu verschiedenen Apps, die über medizinische<br />

Versorgungsmöglichkeiten in der Nähe informieren sollen. Insgesamt wollen nun 20 Unternehmen<br />

vier der Ideen in Projekte umsetzen, um auf digitalem Weg die Ges<strong>und</strong>heit zu verbessern. Am Ende<br />

ist es ein gemeinsames Ziel, an dem alle arbeiten: Hand in Hand die SDGs zu erfüllen <strong>und</strong> Defizite in<br />

Entwicklungs- <strong>und</strong> Schwellenländern zu beheben – digitale Anwendungen leisten dabei wertvolle<br />

Dienste.<br />

Franziska Freihart studiert in Tübingen den Master „Friedensforschung <strong>und</strong> Internationale Politik“. Auf den Bachelor<br />

in Journalistik folgte ein Praktikum bei der GIZ GmbH. Ostafrika ist für sie ein Stück Heimat. 2011 war sie weltwärts-<br />

Freiwillige in Tansania. Im Auslandssemester 2014 in Uganda baute sie das Online-Radio „Radio Hope“ mit auf.<br />

48


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

Jeder hat das Recht, an der digitalen Welt<br />

teilzuhaben<br />

Von Claudia von Bothmer, Telefónica Deutschland<br />

Smartphones, Apps, vernetzte Geräte: Immer mehr Menschen digitalisieren ihren Alltag, weil es ihr<br />

Leben vereinfacht – sei es mit Fre<strong>und</strong>en via Whatsapp zu kommunizieren, schnell den Kontostand<br />

per Banking-App zu prüfen oder die Lieblingsmusik online zu hören. In einer Welt mit immer neuen<br />

Medien, neuen Kommunikationsformen <strong>und</strong> einer Flut an Informationen ist es besonders wichtig, alle<br />

Gesellschaftsgruppen auf die digitale Reise mitzunehmen. Für den Erfolg der digitalen Inklusion, also der<br />

Teilhabe aller Menschen an der <strong>Digitalisierung</strong>, sieht sich Telefónica Deutschland in der Verantwortung.<br />

Ziel des Telekommunikationsunternehmens ist es, den Transformationsprozess zu einer digitalen<br />

Gesellschaft so mitzugestalten, dass sich Gesellschaft <strong>und</strong> Wirtschaft positiv entwickeln <strong>und</strong> jeder<br />

Einzelne persönlichen Nutzen zieht. Um die Vision der digitalen Inklusion Wirklichkeit werden zu<br />

lassen, konzentriert sich das Unternehmen im Rahmen seiner Corporate Responsibility Strategie auf<br />

die drei Handlungsfelder Zugang, Kompetenzen <strong>und</strong> Motivation <strong>und</strong> entwickelt dafür entsprechende<br />

Dienstleistungen.<br />

Allen Menschen Zugang verschaffen<br />

Jeder sollte Zugang zu digitaler Technik <strong>und</strong> der dazugehörigen Infrastruktur erhalten. Denn immer<br />

mehr Informationen, Produkte oder Dienstleistungen sind heutzutage nur noch online verfügbar. Damit<br />

alle Menschen von diesen Möglichkeiten profitieren können, hat für Telefónica Deutschland der<br />

Netzausbau <strong>und</strong> hier insbesondere der Zugang zum schnellen mobilen Internet oberste Priorität. Um<br />

die Chancengleichheit innerhalb der <strong>Digitalisierung</strong> zu gewährleisten, unterstützt der Telekommunikationsanbieter<br />

spezielle Zielgruppen mit Infrastruktur <strong>und</strong> Hardware <strong>und</strong> stellt beispielsweise Geflüchteten<br />

in verschiedenen Einrichtungen kostenlos WLAN zur Verfügung. Außerdem sollen Menschen mit<br />

Behinderung barrierefrei an der digitalen Welt teilhaben können, indem für sie der Umgang mit den<br />

entsprechenden Anwendungen erleichtert wird. Dies erfolgt unter anderem durch Vorteilstarife oder<br />

den Schriftdolmetscherdienst VerbaVoice für Hörgeschädigte.<br />

Digitale Inklusion zum Anfassen:<br />

Senioren erfahren, wie sie mit internetfähigen<br />

Tablet-PCs ihr Leben<br />

erleichtern können.<br />

49


DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT<br />

Kompetenzen stärken <strong>und</strong> Menschen fit für die digitale Welt machen<br />

Digitale Inklusion setzt voraus, dass Menschen über die dafür nötigen Kompetenzen verfügen. Das<br />

Programm „Digital mobil im Alter – Tablet-PCs für Senioren“ oder die „O 2<br />

Gurus“ in den Telefónica-<br />

Shops vermitteln Basiskenntnisse für die verschiedenen Gesellschaftsgruppen <strong>und</strong> beantworten Fragen<br />

zum Daten- oder Jugendmedienschutz. Doch nicht nur die passive Nutzung, sondern auch eine aktive<br />

Mitgestaltung der digitalen Welt ist essenziell. Im Programm „Think Big“, das gemeinsam mit der<br />

Deutschen Kinder- <strong>und</strong> Jugendstiftung seit 2010 realisiert wird, unterstützen wir Jugendliche dabei,<br />

ihre eigenen sozialen Ideen mit digitalen Werkzeugen in die Tat umzusetzen. Um sich die digitale Welt<br />

zu erschließen, müssen Menschen digitaler Technik vertrauen. Die Sicherheit der digitalen Angebote<br />

ist daher elementar. Eltern sollten die Möglichkeit haben, das Nutzungsverhalten ihrer Kinder so zu<br />

begrenzen, dass es deren Medienkompetenzbildung erlaubt, ohne schädliche Einflüsse zu nehmen.<br />

Dafür setzt sich Telefónica Deutschland mit mehreren Programmen ein. Der R<strong>und</strong>umschutz „o2<br />

Protect“ schützt bis zu fünf Geräte gleichzeitig vor unbefugtem Zugriff. Eltern können zudem eine<br />

Kindersicherung aktivieren <strong>und</strong> festlegen, wo <strong>und</strong> wie lange ihre Kinder surfen dürfen. Außerdem<br />

wurde in Kooperation mit dem Deutschen Kinderhilfswerk e.V. mittlerweile in dritter Auflage ein<br />

Handyguide veröffentlicht. Die kindgerecht aufbereitete Broschüre führt die jüngsten Nutzer an<br />

wichtige Fragen zur sicheren Nutzung von Smartphones <strong>und</strong> zu mobiler Kommunikation heran.<br />

Zugang für alle, umfassende digitale Kompetenzen <strong>und</strong> digitale Produkte mit Mehrwert: Mit dem<br />

Fokus auf diese drei Handlungsfelder schafft Telefónica Deutschland die Voraussetzungen dafür, dass<br />

alle Menschen in unserer Gesellschaft an der <strong>Digitalisierung</strong> teilhaben <strong>und</strong> sich sicher <strong>und</strong> souverän in<br />

der digitalen Lebenswelt bewegen können – ganz gleich, ob Kinder, Jugendliche, Migranten, Senioren<br />

oder Bedürftige.<br />

Claudia von Bothmer leitet seit Dezember 2011 die Abteilung Corporate Social Responsibility bei Telefónica<br />

Deutschland. Ihre Kernaufgaben umfassen die Planung <strong>und</strong> Umsetzung der Corporate Responsibility Strategie<br />

des Unternehmens. Davor war von Bothmer acht Jahre für die McDonald‘s Kinderhilfe Stiftung in München als<br />

Leiterin der PR & Kommunikation tätig.<br />

Schüler sollten rechtzeitig mit den<br />

Möglichkeiten der digitalen Welt vertraut<br />

gemacht werden. Nur so kann<br />

die Chancengleichheit gewahrt <strong>und</strong><br />

ein verantwortlicher Umgang mit<br />

Computern gewährleistet werden.<br />

50


Impressum<br />

Herausgeber<br />

B<strong>und</strong>esdeutscher Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management<br />

(B.A.U.M.) e.V.<br />

www.baumev.de<br />

Verlag<br />

ALTOP Verlags- <strong>und</strong> Vertriebsgesellschaft für umweltfre<strong>und</strong>liche<br />

Produkte mbH<br />

www.forum-csr.net<br />

Projektteam B.A.U.M. e.V.<br />

Martin Oldeland (Projektleitung)<br />

Dr. Katrin Wippich (Projektkoordination)<br />

Dieter Brübach, Meike Chavarría, Selina Hanekamp, Rainer<br />

Kant, Christoph Kohler, Philip Mathies, Sandra Wolter (Redaktionsteam)<br />

redaktion@baumev.de<br />

Projektteam ALTOP<br />

Edda Langenmayr (Projektleitung, Projektkoordination, Herstellung)<br />

Edda Langenmayr, Fritz Lietsch (Redaktionsteam)<br />

e.langenmayr@forum-csr.net<br />

Korrektorat<br />

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dtp/layout<br />

www.dtp-layout.de<br />

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Bittong, Dieter Möller, Rolf W<strong>und</strong>er<br />

Tel. +49 (0)4532 / 2 14 02 | d.hermann@forum-csr.net<br />

Druck<br />

bonitasprint gmbh<br />

Klimaneutral gedruckt mit Druckfarben auf Basis nachwachsender<br />

Rohstoffe auf Vivus 89, 100 Prozent Recyclingpapier,<br />

ausgezeichnet mit dem Blauen Engel (Inhalt) <strong>und</strong> Gardmatt<br />

eleven, FSC ® Mix (Umschlag) | Produkte von Berberich Papier<br />

ISBN: ISBN 978-3-925646-67-6<br />

© 2016 by ALTOP Verlags- <strong>und</strong> Vertriebsgesellschaft für umweltfre<strong>und</strong>liche<br />

Produkte mbH<br />

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck <strong>und</strong> Vervielfältigung aller<br />

Texte, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung<br />

des Verlags.<br />

Rechtlicher Hinweis<br />

Für die Richtigkeit der Angaben können Herausgeber <strong>und</strong><br />

Verlag trotz sorgfältiger Recherche keine Gewähr übernehmen.<br />

Die Meinungen, die in den Artikeln im Buch geäußert werden,<br />

entsprechen nicht zwangsläufig denen des Herausgebers <strong>und</strong><br />

des Verlags. Der Herausgeber <strong>und</strong> der Verlag haften nicht für<br />

Copyright-Verletzungen von Autoren.<br />

Erscheinung<br />

Einmal jährlich<br />

Redaktionsschluss 01.12.2016<br />

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Auch als E-Magazin oder PDF.<br />

Forum<br />

Forum<br />

Forum<br />

Im Interview<br />

Richard David Precht, ist Fleischkonsum<br />

moralisch vertretbar?<br />

Die transparente Lieferkette<br />

Erfolgsfaktor oder Mythos?<br />

Innovationen<br />

Wie aus Mitarbeitern<br />

Erfinder werden<br />

03/2013<br />

ISSN 1865-4266<br />

Nachhaltig Wirtschaften<br />

Terminator als Klimaschützer<br />

„Auch Angeberautos<br />

können sauber sein“<br />

Experiment Ozean<br />

Forscher Mojib Latif:<br />

Da tickt eine Zeitbombe<br />

Grüner Luxus<br />

Qualität statt Bling Bling<br />

EUR 7,50 (D) | EUR 8,- (A) | CHF 12,50 | www.forum-csr.net<br />

EUR 7,50 (D) | EUR 8,- (A) | CHF 12,50 | www.forum-csr.net<br />

Forum<br />

EUR 7,50 (D) | EUR 8,- (A) | CHF 12,50 | www.forum-csr.net 01/2014<br />

ISSN 1865-4266<br />

Die Food-Industrie<br />

Ökologisch, fett, transgen,<br />

regional, zuckersüß, tödlich.<br />

Wie verführbar is(s)t die Welt?<br />

04/2013<br />

ISSN 1865-4266<br />

Nachhaltig Wirtschaften<br />

Hallo Klimawandel<br />

Welche Promis dagegen kämpfen. Wie Unternehmen <strong>und</strong><br />

Städte sich anpassen. Was man selbst tun kann.<br />

02/2014<br />

ISSN 1865-4266<br />

Nachhaltig Wirtschaften<br />

Unter Strom<br />

Was Gründer wirklich brauchen<br />

Special Mobilität & Logistik<br />

Die Lkw-Branche holt auf<br />

Mit der Kraft des Islam<br />

Rüdiger Nehberg kämpft für Frauen<br />

Neu: Das Heft im Heft<br />

Wir – Menschen im Wandel<br />

VOLL TRANSPARENT, VOLL ENGAGIERT:<br />

Sustainable Entrepreneurship in Deutschland<br />

Das Entscheider-Magazin<br />

Das Entscheider-Magazin<br />

Das Entscheider-Magazin<br />

Nachhaltig Wirtschaften<br />

Medien <strong>und</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />

Dürfen Journalisten<br />

Aktivisten sein?<br />

Todesursache:<br />

Geplanter Verschleiß<br />

Sozial-Finanzierung<br />

Wie Social Impact Bonds<br />

die Staatskasse schonen<br />

SMARTE PRODUKTE Autoreifen aus Löwenzahn,<br />

Fahrräder aus Bambus, Kaffeemaschinen aus alten CDs:<br />

Wenn Entwickler in Kreisläufen denken.<br />

Das Entscheider-Magazin<br />

Foto: © Vincent Callebaut Architectures<br />

EUR 7,50 (D) | EUR 8,- (A) | CHF 12,50 | www.forum-csr.net


Die Zukunft<br />

selbst in die Hand nehmen<br />

Albert Einstein sagte „Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in<br />

ihr gedenke ich zu leben.“<br />

Getreu diesem Motto hat Robert Jungk, dem dieses Buch gewidmet ist, mehrere Generationen<br />

<strong>und</strong> unzählige Pioniere entscheidend inspiriert. Er <strong>und</strong> seine Wegbegleiter haben<br />

in vielen Bereichen dazu beigetragen, dass wir heute so leben können, wie sie es damals<br />

initiiert haben. Vom Ausstieg aus der Atomenergie über Biolandwirtschaft, Solarenergie<br />

bis zu Partizipation, nachhaltiger Entwicklung <strong>und</strong> demokratischer Gestaltung. Geist <strong>und</strong><br />

Ideen Jungks sind heute aktueller als je zuvor.<br />

Nie zuvor hatten wir so viele Möglichkeiten, „Zukünfte“ zu gestalten.<br />

Rolf Kreibich, Fritz Lietsch (Hrsg.)<br />

Zukunft gewinnen!<br />

Die sanfte (R)evolution für das 21. Jahrh<strong>und</strong>ert – inspiriert vom Visionär Robert Jungk<br />

Zukunft gewinnen!<br />

Die sanfte (R)evolution für das 21. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

– inspiriert vom Visionär Robert Jungk<br />

1. Auflage<br />

Altop-Verlag 2015<br />

260 Seiten, zahlreiche Abbildungen<br />

EUR 24,80<br />

ISBN 978-3-925646-65-2<br />

Mit Beiträgen u.a. von Franz Alt; Maximilian Gege; Mathias Greffrath; Bärbel Höhn;<br />

Peter Stephan Jungk; Rolf Kreibich; Fritz Lietsch; Horst W. Opaschowski; Franz<br />

Josef Radermacher; Ortwin Renn; Angelica Schwall-Düren; Ernst-Ulrich von<br />

Weizsäcker; Sarah Wiener; Ulrike von Wiesenau<br />

Bestellen Sie im Buchhandel oder direkt<br />

unter www.forum-csr.net/Zukunft_gewinnen<br />

oder telefonisch unter 089 / 74 66 11 - 0


204<br />

FIRMENPORTRAITS


Prinzessin Laurentien beruft<br />

den „Rat der Kinder“<br />

EUR 7,50 (D) | EUR 8,- (A) | CHF 12,50 | 4. Quartal <strong>2017</strong><br />

04<br />

Ibrahim Abouleish – einer der<br />

größten Sozialpioniere<br />

EUR 7,50 (D) | EUR 8,- (A) | CHF 12,50 | 3. Quartal <strong>2017</strong><br />

ISSN 1865-4266<br />

03<br />

EUR 7,50 (D) | EUR 8,- (A) | CHF 12,50 | 2. Quartal <strong>2017</strong><br />

ISSN 1865-4266<br />

02<br />

Engagement für <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />

wird belohnt <strong>und</strong> bejubelt<br />

Stefan Schulze-Hausmann<br />

Initiator des Deutschen <strong>Nachhaltigkeit</strong>spreises<br />

EUR 7,50 (D) | EUR 8,- (A) | CHF 12,50 | 1. Quartal <strong>2017</strong><br />

ISSN 1865-4266<br />

01<br />

Immer gut beraten<br />

Mit diesen Büchern haben Sie das notwendige Rüstzeug um Zukun zu gestalten.<br />

Im Leben <strong>und</strong> im Berufs alltag können Bücher wertvolle Ratgeber für Ihr Handeln<br />

sein. Lassen Sie sich deshalb inspirerend von unserem breiten Spektrum<br />

an Fachbüchern die alle ein Ziel verfolgen. Sie möchten Anregung sein, wie Sie<br />

Herausforderungen meistern <strong>und</strong> zu den Besten gehören.<br />

Rolf Kreibich, Fritz Lietsch (Hrsg.)<br />

Zukunft gewinnen!<br />

Die sanfte (R)evolution für das 21. Jahrh<strong>und</strong>ert – inspiriert vom Visionär Robert Jungk<br />

Mit Beiträgen u.a. von Franz Alt; Maximilian Gege; Mathias Greffrath; Bärbel Höhn;<br />

Peter Stephan Jungk; Rolf Kreibich; Fritz Lietsch; Horst W. Opaschowski; Franz<br />

Josef Radermacher; Ortwin Renn; Angelica Schwall-Düren; Ernst-Ulrich von<br />

Weizsäcker; Sarah Wiener; Ulrike von Wiesenau<br />

7 Tage CSR vom Kleinsten<br />

1. Auflage, ALTOP Verlag 2016,<br />

80 Seiten, EUR 9,80<br />

ISBN 978-3-925646-68-3<br />

Die Kraft des Mitgefühls<br />

Leadership im Geist des Franz von Assisi<br />

Brigitte van Baren, 1. Auflage, Altop-Verlag<br />

<strong>2017</strong>, 182 Seiten, EUR 24,80<br />

ISBN 9783925646690<br />

Zukunft gewinnen!<br />

Die sanfte (R)evolution für das<br />

21. Jahrh<strong>und</strong>ert – inspiriert vom<br />

Visionär Robert Jungk<br />

1. Auflage, Altop-Verlag 2015,<br />

260 Seiten, zahlreiche Abbildungen,<br />

EUR 24,80<br />

ISBN 978-3-925646-65-2<br />

ker.<br />

ng<br />

n<br />

r<br />

rbsbewerten.<br />

Der CSR-Manager<br />

Dr. Dennis Lotter / Jerome Braun<br />

Der CSR-Manager<br />

Unternehmensverantwortung in der Praxis<br />

Dr. Dennis Lotter:<br />

Managing Partner der Benefit Identity GmbH<br />

<strong>und</strong> Studiengangleiter Master of Arts Sustainable<br />

Marketing & Leadership an der Hochschule<br />

Fresenius in Idstein. Der diplomierte Betriebswirt<br />

promovierte auf dem Themengebiet der<br />

verantwortlichen Unternehmensführung von<br />

Familienunternehmen <strong>und</strong> ist Experte für CSR<br />

<strong>und</strong> nachhaltige Markenführung.<br />

Jerome Braun:<br />

Geschäftsführer der Benefit Identity GmbH.<br />

Der diplomierte Betriebswirt <strong>und</strong> PR-Berater<br />

übernimmt seit vielen Jahren auch das ganzheitliche<br />

Management von Stiftungen <strong>und</strong> ist<br />

Experte für CSR <strong>und</strong> nachhaltige Markenkommunikation.<br />

Benefit Identity GmbH:<br />

Die Agentur für Markenintegrität <strong>und</strong> CSR<br />

unterstützt ihre K<strong>und</strong>en dabei das Profil als<br />

glaubwürdige <strong>und</strong> vertrauensvolle Marke sowie<br />

als attraktiver Arbeitgeber zu stärken <strong>und</strong> vertrauensvolle<br />

Beziehungen zu den Interessensgruppen<br />

aufzubauen.<br />

<strong>Digitalisierung</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong><br />

B.A.U.M. e. V.<br />

<strong>Jahrbuch</strong><br />

<strong>2017</strong><br />

3. überarbeitete Auflage<br />

978-3-925646-53-9<br />

Dr. Dennis Lotter<br />

<strong>und</strong> Jerome Braun<br />

www.benefitidentity.com<br />

Der CSR-Manager<br />

Unternehmensverantwortung in der Praxis<br />

3. überarbeitete Auflage, 236 Seiten, EUR 24,80<br />

B.A.U.M.-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>Digitalisierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />

228 Seiten, EUR 19,90<br />

ISBN 978-3-925646-67-6<br />

forum Nachhalg Wirtschaen – das Entscheider-Magazin für zukunftsfähige Unternehmen<br />

Jahresabonnement: 30,- EUR (Inland)<br />

04/<strong>2017</strong><br />

ForumISSN 1865-4266<br />

Nachhaltig Wirtschaften<br />

Das Entscheider-Magazin<br />

Forum<br />

03/<strong>2017</strong><br />

Nachhaltig Wirtschaften<br />

Das Entscheider-Magazin<br />

Forum<br />

02/<strong>2017</strong><br />

Nachhaltig Wirtschaften<br />

Das Entscheider-Magazin<br />

Forum<br />

01/<strong>2017</strong><br />

Nachhaltig Wirtschaften<br />

Das Entscheider-Magazin<br />

Kinder an die Macht<br />

Das W<strong>und</strong>er in der Wüste<br />

ÜberLebensmittel<br />

Bananen retten deutsche Dörfer<br />

Thomas D <strong>und</strong> Fanta4<br />

Verwüsten wir die Erde?<br />

Unser Lebensraum wird kleiner!<br />

Tierische Geschäfte<br />

Schutz durch Schießen?<br />

Design Thinking<br />

Revolution der Produktentwicklung?<br />

And the winner is …<br />

Awards <strong>und</strong> Auszeichnungen<br />

Blick zurück im Zorn<br />

25 Jahre nach Rio – eine Bilanz<br />

Entrepreneurship<br />

Aus dem Knast in den Chefsessel<br />

Blockchain<br />

Der virtuelle Quantensprung<br />

Politik mit Messer <strong>und</strong> Gabel<br />

Renate Künast zeigt die Zukunft<br />

Gutes Gewissen beim Reisen<br />

Nachhaltige Entwicklung durch Tourismus?<br />

Stadtbegrünung<br />

Grüne Lungen statt graue Straßen<br />

Mikrofinanz<br />

Ist sie noch nachhaltig?<br />

Von der Macht zum Mitgefühl<br />

Führungskultur im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

Die Neuvermessung der Welt<br />

SGD – Ziele <strong>und</strong> Chancen für die Wirtschaft<br />

Weltzukunftsrat<br />

Die Stimme für unsere Kinder<br />

forum junior<br />

Eine Million Bäume pflanzen<br />

Nie wieder Krieg<br />

Ein Appell von Michail Gorbatschow<br />

Die Revolution der Mobilität<br />

Elektrisch, selbstfahrend, vernetzt, intermodal<br />

4 197564 507505<br />

Regionalität<br />

Die Vermarktung der Heimat<br />

4 197564 507505<br />

4 197564 507505<br />

Nutzen Sie die Chancen<br />

<strong>Digitalisierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong><br />

4 197564 507505<br />

ALTOP Verlagsgesellschaft mbH | Gotzinger Straße 48 | D-81371 München | www.altop.de | info@altop.de


B<strong>und</strong>esdeutscher Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M.) e. V.<br />

Osterstraße 58<br />

20259 Hamburg<br />

Tel. +49 (0)40 / 49 07 11 00<br />

Fax +49 (0)40 / 49 07 11 99<br />

info@baumev.de<br />

B.A.U.M.-Regionalbüro Hannover<br />

Asternstraße 16<br />

30167 Hannover<br />

Dieter Brübach<br />

Tel. +49 (0)511 / 1 65 00 21<br />

Fax +49 (0)511 / 7 10 05 83<br />

dieter.bruebach@baumev.de<br />

B.A.U.M.-Regionalbüro Deutschland-Mitte<br />

Schleusinger Straße 33<br />

98527 Suhl<br />

Heiko Rittweger<br />

Tel. +49 (0)3681 / 80 33 - 0<br />

Fax +49 (0)3681 / 80 33 - 22<br />

heiko-rittweger@rittweger-team.de<br />

B.A.U.M.-Regionalbüro Hamm<br />

Alfred-Fischer-Weg 12<br />

59073 Hamm<br />

Johannes Auge<br />

Tel. +49 (0)2381 / 30 72 11 70<br />

Fax +49 (0)2381 / 30 72 11 65<br />

j.auge@baumgroup.de


19,90 EUR ISBN: 978-3-925646-67-6 | ISSN 0949-6661

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