Andra Februar 2019
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ANDRA<br />
Hausmagazin sfb Bildungszentrum, <strong>2019</strong><br />
DER GANZE<br />
STOLZ DER SFB<br />
SFB ERHÄLT<br />
DIREKTORIN<br />
UMGANG MIT<br />
RESSOURCEN
2<br />
Inhalt<br />
INHALT<br />
SCHWERPUNKT<br />
8<br />
ENERGIE UND UMWELT<br />
4<br />
Sichere Zukunft mit Energiewertstrom<br />
In der Industrie wird heute an vielen Stellen noch Energie<br />
verschwendet. Steigende Energiepreise führen aber zu einem<br />
Umdenken. Mit der Energiewertstromanalyse lassen sich die<br />
Energieverluste aufzeigen und der Energieeinsatz optimieren.<br />
Nach der Energiewende die Ressourcenwende<br />
Um die Ökobilanz in der Schweiz zu verbessern,<br />
braucht es einen nachhaltigeren<br />
Umgang mit Ressourcen. Vor allem unser<br />
Abfall könnte viel besser genutzt werden.
Editorial 3<br />
EDITORIAL<br />
BILDUNG<br />
10<br />
14<br />
Das Canvas-Geschäftsmodell<br />
Noch vor dem Businessplan sollte eine<br />
Geschäftsidee getestet werden.<br />
Mehr Lohn dank höherer Berufsbildung<br />
Das Bundesamt für Statistik veröffentlicht die<br />
erste Erhebung zur höheren Berufsbildung.<br />
INSIDE SFB<br />
16<br />
19<br />
22<br />
24<br />
36<br />
Wie wir unsere Lehrer weiterbilden<br />
Der Leiter Personalentwicklung gibt<br />
Aufschluss über die Fit4Trainer-Kurse.<br />
Dorothea Tiefenauer löst Klaus Küfner ab<br />
Das sfb Bildungszentrum hat per Anfang<br />
<strong>2019</strong> eine neue Direktorin erhalten.<br />
sfb bildet Technische Kaufleute aus<br />
Im Sommer 2018 hat der neue Lehrgang<br />
gestartet. Neu gibts ihn auch in 3 Semestern.<br />
Wir gratulieren!<br />
Über 300 Absolventinnen und Absolventen<br />
haben ihren Abschluss gefeiert.<br />
Unsere Besten<br />
Das sind die besten sfb-Absolventen<br />
im Sommer 2018 und Winter <strong>2019</strong>.<br />
DER GANZE STOLZ<br />
DER SFB ...<br />
Liebe Leserin, lieber Leser<br />
… sind die vor Glück strahlenden<br />
Gesichter bei der Diplomübergabe.<br />
300 Studierende an der Zahl. Wir<br />
arbeiten stetig daran, dass das auch in<br />
Zukunft so bleibt. Die Lehrpersonen,<br />
alle aus der Praxis, schulen wir methodisch<br />
und didaktisch gleich selbst mit<br />
dem FIT-Programm. Laufend auf den<br />
neusten Stand der Industrie bringen<br />
die Lehrgangsverantwortlichen die<br />
Lehrgänge. Neue Themen sind etwa<br />
das Business-Modell Canvas oder die<br />
aus allen Blickwinkeln der Technik<br />
und der Betriebswirtschaft betrachtete<br />
Nachhaltigkeit. Lesen Sie auch die<br />
Feedbacks zum Lehrgang Technische/-r<br />
Kaufmann/-frau.<br />
Ich freue mich, gemeinsam mit einem<br />
engagierten Team von Mitarbeitenden<br />
und Lehrpersonen die bestens etablierte<br />
sfb in eine spannende Zukunft zu<br />
führen. Weiterbildung bei der sfb soll<br />
sich auch in Zukunft auszahlen.<br />
Ich wünsche Ihnen eine inspirierende<br />
Lektüre.<br />
Dorothea Tiefenauer,<br />
Direktorin sfb Bildungszentrum
4 Schwerpunkt<br />
NUN KOMMT DIE<br />
RESSOURCENWENDE<br />
Text: Dominic Notter Fotos: Symbolbilder Adobe Stock<br />
DIE SCHWEIZERINNEN UND SCHWEIZER VERBRAUCHEN ZU VIELE RESSOURCEN<br />
UND PRODUZIEREN ZU VIEL ABFALL. DAS GEFÄHRDET DIE ÖKOSYSTEME.<br />
MIT VERÄNDERTEN DENKWEISEN UND NEUEN TECHNOLOGIEN LIESSE SICH<br />
DIE SITUATION JEDOCH ENTSCHÄRFEN: ETWA MIT DER<br />
WEITERNUTZUNG UNSERER ABFÄLLE.
Schwerpunkt<br />
5<br />
Jeder Schweizer und jede Schweizerin<br />
produziert im Durchschnitt<br />
etwa zwei Kilogramm Siedlungsabfall<br />
pro Tag. Damit sind wir eines<br />
der Länder mit dem höchsten Pro-<br />
Kopf-Verbrauch von Rohstoffen.<br />
Gleichzeitig sind wir aber ein rohstoffarmes<br />
Land und deshalb stark<br />
vom Import abhängig. Der hohe<br />
Ressourcenverbrauch führt zu einem<br />
massiven Druck auf die Dienstleistungen<br />
unserer Ökosysteme.<br />
Unser Klima verändert sich, Trinkwasserreserven,<br />
Fischbestände<br />
und Wälder schrumpfen, fruchtbares<br />
Land wird zerstört und Tierund<br />
Pflanzenarten sterben aus. Um<br />
weiterhin gut auf unserem Planeten<br />
leben zu können, muss unser Lebensstil<br />
nachhaltiger werden.<br />
Industrie und Gesellschaft brauchen<br />
bezüglich Ressourcenhunger<br />
eine Transformation hin zu Cleantech.<br />
Beim heutigen Wachstum von<br />
Konsum und Bevölkerung besteht<br />
die Gefahr, dass die Umweltwirkungen<br />
die Kapazität der Ökosysteme<br />
überlasten. Viele Ideen und<br />
Konzepte stehen uns bereits zur<br />
Verfügung, um den Ressourcenverbrauch<br />
zu senken.<br />
Abfallwirtschaft oder<br />
Ressourcenwirtschaft?<br />
Ein zentraler Gedanke ist, dass<br />
wir nicht mehr von einer Abfallwirtschaft<br />
sprechen, sondern von<br />
einer Ressourcenwirtschaft. Mit der<br />
Energiewende stehen grosse Veränderungen<br />
bevor bezüglich Energiebereitstellung,<br />
Speicherung und<br />
Vebrauch. Diese Veränderungen<br />
erfordern eine breitflächige Anwendung<br />
neuer Technologien. Die<br />
neuen Technologien benötigen<br />
andere Ressourcen. Für Fotovoltaikanlagen<br />
werden teilweise Indium,<br />
Gallium, Cadmium oder Tellur<br />
verwendet, Windkraftanlagen benötigen<br />
Neodymium, in Lithium-<br />
Ionen-Batterien findet man neben<br />
Lithium auch Kobalt und Nickel,<br />
Brennstoffzellen enthalten Platin<br />
und Ruthenium. Auch für die Herstellung<br />
elektronischer Geräte –<br />
eines Mobiltelefons oder Tablets<br />
etwa – benötigen die Hersteller 30<br />
bis 40 verschiedene Metalle, darunter<br />
seltene Erden und kritische<br />
Metalle. 90 bis 95 Prozent dieser<br />
seltenen Erden werden in China<br />
produziert. China hat praktisch ein<br />
Monopol auf diese Metalle.<br />
Aber auch ohne den technologischen<br />
Wandel der Digitalisierung<br />
müssen wir mit unseren Rohstoffen<br />
sorgfältiger umgehen. Durch<br />
Konsumverhalten und Bevölkerungswachstum<br />
werden auch Ressourcen<br />
wie Wasser, Phosphor<br />
oder Plastik vielmehr zu einem<br />
Rohstoff denn zum Abfall nach der<br />
ersten Nutzung. Und trotzdem<br />
entledigen wir uns zu häufig sorglos<br />
viel zu vieler ausgedienter Produkte<br />
– sie werden thermisch verwertet<br />
(verbrannt), deponiert oder<br />
wieder exportiert. Hier gibt es<br />
noch einiges an Potenzial. Zürcher<br />
Kehrichtverbrennungsanlagen<br />
(KVA) nutzen erst etwa 40 Prozent<br />
des Energieinhaltes des thermisch<br />
verwertbaren Abfalls.<br />
Zu wenig Recycling<br />
Die Schweiz verbraucht dreimal<br />
so viel Plastik wie andere europäische<br />
Länder, rezykliert aber 30<br />
Prozent weniger. Pro Jahr fallen in<br />
der Schweiz fast 100 Kilogramm<br />
Plastikabfälle pro Kopf an. Über<br />
75 Prozent des in der Schweiz<br />
verbrauchten Plastiks (insgesamt<br />
eine Million Tonnen) sind Einwegverpackungen.<br />
Seit fast 20 Jahren<br />
wird in der Schweiz kein Müll<br />
mehr auf Deponien entsorgt. Abfälle<br />
gelangen in die KVA, wenn sie<br />
nicht rezykliert werden. Der Anteil<br />
von 25 Prozent rezykliertem<br />
Plastik in der Schweiz ist deutlich<br />
kleiner als etwa in Norwegen<br />
und Schweden (über 40 Prozent)<br />
oder Deutschland, Tschechien,<br />
Irland und Spanien (über 35 Prozent).<br />
Hauptsächlich werden PET-<br />
Getränkeflaschen und andere<br />
hochwertige Plastikflaschen rezykliert.<br />
Theoretisch könnten hier<br />
mit wenig Aufwand über 110ʼ000<br />
Tonnen Kunststoff rezykliert werden<br />
(14 kg pro Kopf der Bevölkerung).<br />
Aber es gibt in der Schweiz<br />
einerseits noch kein einheitliches<br />
Plastikrecyclingsystem und andererseits<br />
zu wenig Aufbereitungsanlagen.<br />
Die Konsumenten würden<br />
ihren Beitrag wohl leisten<br />
– wie sie das auch beim PET-Recycling<br />
tun. Hier liegt die Recyclingquote<br />
bei 83 Prozent. Aber<br />
es gibt mittlerweile schweizweit<br />
auch mehr als 50ʼ000 PET-Abgabestellen.<br />
Problematische Deponien<br />
In der Schweiz fallen jährlich rund<br />
drei Millionen Tonnen brennbare<br />
Abfälle an, die keine weitere<br />
Verwertung finden. In der KVA<br />
werden die Abfälle energetisch<br />
genutzt. Etwa ein Viertel bleibt<br />
als Kehrichtschlacke, Filterasche<br />
und Schlämme aus der Rauchgaswäsche<br />
zurück. Diese Fraktionen<br />
werden heute in Reaktor- bzw. in<br />
Schlackedeponien eingelagert –<br />
dies unter beträchtlichem Transportaufwand.<br />
Dabei verlieren wir<br />
einerseits viele wertvolle Rohstoffe.<br />
Andrerseits verursachen wir<br />
Umweltprobleme, da Schadstoffe<br />
(etwa toxische Schwermetalle)<br />
aus den Deponiekompartimenten<br />
austreten können. Zusätzlich be-
6 Schwerpunkt<br />
zahlen wir für die Deponie und den Nachsorgeaufwand,<br />
der auch noch ein Langzeitrisiko darstellt.<br />
Klärschlamm enthält Pflanzennährstoffe wie Phosphor<br />
und Stickstoff, aber auch toxische Schwermetalle<br />
(Blei, Cadmium, Kupfer, Zink). Zudem können sich<br />
im Klärschlamm schwer abbaubare organische Verbindungen<br />
anreichern – von Reinigungsmitteln, Körperpflegeprodukten<br />
oder Arzneimitteln (Hormone).<br />
Potenzielle Krankheitserreger (Bakterien, Viren und<br />
Parasiten) überleben die Abwasserreinigungsanlagen<br />
(ARA) ebenfalls und können im Klärschlamm auftauchen.<br />
Klärschlamm wird deshalb in der Schweiz seit<br />
2006 verbrannt und nicht mehr als Dünger in der<br />
Landwirtschaft verwendet. In der Schweiz ist die im<br />
Klärschlamm gebundene Menge an Phosphor pro<br />
Jahr etwa gleich gross wie die mit Mineraldünger importierte<br />
Menge. Phosphor ist ein äusserst wertvoller<br />
Rohstoff in unseren Abfällen. Er ist für Mensch und<br />
Natur lebenswichtig und nicht ersetzbar. Die Verfügbarkeit<br />
aus Erzlagern wird aber immer knapper.<br />
Die Qualität des Rohstoffs zur Phosphorgewinnung<br />
nimmt laufend ab und wird daher immer schwieriger<br />
und energieaufwendiger.<br />
Mehr Gold in Elektroschrott als in Goldminen<br />
Ökobilanzen zeigen, dass zur Herstellung von<br />
Batterien und Brennstoffzellen in der Regel die<br />
Metalle für die grössten Umweltprobleme verantwortlich<br />
sind. Lithium wird heute aus Lithium-Ionen-Batterien<br />
von Elektroautos nicht zurückgewonnen.<br />
Im Elektroschrott ist die Goldkonzentration<br />
häufig höher als in heute betriebenen Goldminen.<br />
Wenn es möglich ist, diese Metalle in einen Materialkreislauf<br />
zu integrieren, statt sie zu verlieren, wird das<br />
Resultat der Ökobilanz schlagartig viel besser. Wir<br />
schonen unsere knappen Ressourcen, wir verschwenden<br />
viel weniger Energie für die Produktion<br />
neuer Ressourcen und wir werden plötzlich zu einem<br />
Land mit beträchtlichen eigenen Ressourcen und somit<br />
auch unabhängiger von Importen.<br />
Aus unseren Abfällen könnten wir die Rohstoffe von<br />
morgen produzieren. Es braucht dazu aber eine neue<br />
Denkweise: Wie können wir zum einen bei bestehenden<br />
Materialflüssen die Kreisläufe schliessen? Und<br />
wie können wir zum anderen mit unseren Ressourcen<br />
effizienter umgehen?<br />
Neue Technologien für Kreislaufwirtschaft<br />
Was uns dazu noch fehlt, sind die notwendigen Technologien<br />
und Prozesse für einen effizienten Umgang<br />
mit unseren knappen Ressourcen. Diese müssen zuerst<br />
entwickelt werden – oder – soweit sie entwickelt<br />
sind – verbreitet zur Anwendung kommen. Wir sollten<br />
solche Themen sehr schnell angehen, denn grosse<br />
Mengen an Klärschlamm, KVA-Schlacken und Elektroschrott<br />
warten schon lange und könnten als Rohstoff-
Schwerpunkt<br />
7<br />
Techniker/-in HF<br />
Energie und Umwelt<br />
Mit dem Studium Techniker/-in HF<br />
Energie und Umwelt bildet das sfb Bildungszentrum<br />
Profis in Nachhaltigkeit<br />
aus. Dank fundiertem Wissen über Energieund<br />
Umwelttechnik, Themen wie Urban<br />
Mining, Effizienz in der Produktion oder<br />
betrieblicher Umweltschutz übernehmen<br />
Absolventinnen und Absolventen<br />
spannende Positionen im unteren oder<br />
mittleren Kader. Alle Infos zum Lehrgang:<br />
www.sfb.ch, Lehrgangsverantwortlicher<br />
ist Bruno<br />
Enderli, 044 744 45 26.<br />
lager<br />
dienen.<br />
Tausende<br />
Deponien in<br />
der Schweiz beinhalten<br />
riesige Mengen an ungenutzten Rohstoffen.<br />
Und es dauert auch nicht mehr lange, bis Fotovoltaikanlagen,<br />
Batterien und noch weit mehr Elektroschrott rezykliert<br />
werden müssen. Es stellt sich einzig die Frage, nutzen wir diese<br />
Schätze oder werden wir sie weiterhin deponieren oder kostenpflichtig<br />
exportieren.<br />
Mit EcoDesign zum effizienten Lebenszyklus<br />
Die Produktentwicklung erhält zudem ganz neue Chancen<br />
aufgrund neuer Technologien wie Nanotechnologie, additive<br />
Fertigung oder Ultraleichtbau, um nur einige zu nennen. Solche<br />
Technologien ermöglichen Quantensprünge bezüglich<br />
Ressourceneffizienz. Mit viel weniger Materialeinsatz werden<br />
gleich gute oder sogar bessere Produkte entwickelt. Möglich<br />
ist sogar eine Entwicklung neuartiger Produkte, die bisher gar<br />
nicht hergestellt werden konnten.<br />
EcoDesign ist ein holistischer Ansatz, bei dem ein Produkt<br />
über den gesamten Lebenszyklus möglichst effizient sein soll.<br />
Es soll effizient hergestellt und betrieben werden können und<br />
man muss berücksichtigen, dass die Komponenten irgendwann<br />
möglichst einfach rezykliert werden sollen. Gleichzeitig<br />
führt EcoDesign zu einer Minimierung von Schadstoffeinsatz,<br />
-ausstoss und Abfällen. Produktentwickler, Konstrukteure und<br />
Designer dürfen nicht nur an die Produktion denken, sondern<br />
auch an den Betrieb und natürlich ans Recycling.<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber<br />
Bernstrasse 394, 8953 Dietikon<br />
Redaktion/Produktion<br />
Aleksandra Mladenović,<br />
Mitarbeiterin Neue Medien/Marketing<br />
Autoren dieser Ausgabe<br />
Dorothea Tiefenauer,<br />
Direktorin<br />
Dominik Notter,<br />
Leiter Entwicklung<br />
Bruno Enderli,<br />
Lehrgangsverantwortlicher<br />
Techniker/-in HF Energie und Umwelt<br />
Roland Schwarz,<br />
Regionalleiter Winterthur<br />
Aleksandra Mladenović,<br />
Mitarbeiterin Neue Medien/Marketing<br />
Foto/Grafik<br />
Aleksandra Mladenović, Horst Schmid,<br />
Adobe Stock, PD<br />
Front<br />
Bild: Eine Collage mit Absolventinnen und Absolventen<br />
des sfb Bildungszentrums vom Sommer<br />
2018 sowie Januar <strong>2019</strong>, Horst Schmid.<br />
Titel: <strong>Andra</strong> steht für <strong>Andra</strong>gogik. Aus dem<br />
Altgriechischen abgeleitet, steht dieser Begriff für<br />
Erwachsenenbildung.<br />
Gestaltung<br />
tontuz (extern via market.envato.com),<br />
Bearbeitung durch Aleksandra Mladenović<br />
Druck<br />
Effingermedien AG<br />
Storchengasse 15<br />
5201 Brugg<br />
Auflage<br />
1500 Exemplare<br />
Erscheinung<br />
Einmal Jährlich<br />
Wir freuen uns über ihre Rückmeldung unter<br />
webmaster@sfb.ch
8 Schwerpunkt<br />
SICHERE ZUKUNFT MIT<br />
Text: Bruno Enderli<br />
STEIGENDE ENERGIEPREISE FÖRDERN DAS BEWUSSTSEIN IN DER<br />
INDUSTRIE, DASS SICH MIT DER OPTIMIERUNG DES ENERGIEEINSATZES<br />
KOSTEN REDUZIEREN UND WETTBEWERBSVORTEILE ERZIELEN<br />
LASSEN. DOCH WIE SOLL MAN DABEI VORGEHEN?<br />
Weltweit steigende Energiepreise – sei<br />
es durch den zunehmenden Energieverbrauch<br />
oder Umlagerung der Umweltkosten<br />
– zwingen die Unternehmen, den<br />
Energieverbrauch in der Produktion nachhaltig<br />
zu senken. Doch Hand aufs Herz:<br />
Haben Sie Kenntnis darüber, wie effizient<br />
Ihr Unternehmen Energie einsetzt? Oder<br />
wie hoch Ihr Kosteneinsparpotenzial beim<br />
Energieverbrauch sein könnte?<br />
Wettbewerbsfähigkeit steigern<br />
Der 2009 vom deutschen Fraunhofer-Institut<br />
für Produktionstechnik und Automatisierung<br />
(IPA) veröffentlichte Energiewertstromansatz<br />
bietet die Möglichkeit,<br />
den prozessbezogenen Energieverbrauch<br />
ganzheitlich zu erfassen, zu bewerten und<br />
anschliessend zu optimieren. Im Grunde<br />
genommen handelt es sich dabei um<br />
eine erweiterte Form des klassischen<br />
Wertstromdesigns, das lediglich die Material-<br />
und Informationsflüsse betrachtet. Mit<br />
dem zusätzlichen Fokus auf den Bereich<br />
des Energieeinsatzes soll mit dem Energiewertstromansatz<br />
Energieverschwendung<br />
im Produktionsablauf ermittelt und beseitigt<br />
werden. Zudem kann der neue Ansatz<br />
Unternehmen dabei helfen, das Energiemanagement<br />
zu optimieren. So kann die<br />
Industrie ihre Kosten senken und ihre<br />
Wettbewerbsfähigkeit steigern.<br />
Um die Unternehmen dabei zu unterstützen,<br />
ihren Energiekostenanteil zu<br />
senken, hat das sfb Bildungszentrum den<br />
Energiewertstromansatz als Lerninhalt in<br />
den Studiengang Techniker/-in HF Energie<br />
und Umwelt integriert. Der Lehrgang<br />
richtet sich strikte nach den Bedürfnissen<br />
zukünftiger Arbeitgeber und macht<br />
aus den Absolventinnen und Absolventen<br />
wertvolle Exponenten im Bereich der<br />
Themen Energie und Umwelt.<br />
Wie funktioniert die<br />
Energiewertstromanalyse?<br />
Im fünften Semester wenden die Studierenden<br />
die Methoden zur Erhöhung der<br />
Energieproduktivität an praktischen Beispielen<br />
an. Anhand einer Energiewertstromanalyse<br />
identifizieren sie innerhalb eines<br />
Produktionsprozesses die möglichen Ursachen<br />
von Energieverschwendung. Dabei<br />
werden zunächst sämtliche Energieflüsse<br />
im Unternehmen überschaubar dargestellt.<br />
Auf diese Weise können bereits<br />
Verbesserungspotenziale abgeschätzt<br />
werden, um in einem weiteren Schritt den<br />
Produktionsablauf effizienter neugestalten<br />
zu können.<br />
Dies geschieht mit Hilfe des Energiewertstromdesigns<br />
und der vom Fraunhofer-Institut<br />
definierten Gestaltungsrichtlinien.<br />
Der Begriff Energieproduktivität wird<br />
definiert und der Handlungsbedarf zur Reduktion<br />
des Energieverbrauchs aufgezeigt.<br />
Danach beschreiben die Studierenden die<br />
Methodik zur Erhöhung der Energiepro-<br />
Quelle: Energiewertstrom. In:<br />
Handbuch Ressourcenorientierte<br />
Produktion,<br />
München 2014.<br />
Grafik: Aleksandra Mladenović
Schwerpunkt<br />
9<br />
ENERGIEWERTSTROM<br />
duktivität, die auf dem Verständnis<br />
von acht Energieverschwendungsarten<br />
beruht (siehe Grafik). Die Studierenden<br />
müssen drei Systemelemente<br />
berücksichtigen: Technik und System,<br />
Organisation und Management sowie<br />
den Menschen und sein Verhalten.<br />
Kurz zusammengefasst führen die<br />
Studierenden eine Energiewertstromanalyse<br />
durch, optimieren den Energiewertstrom<br />
mit Hilfe des Energiewertstromdesigns,<br />
sie bewerten Optimierungsmassnahmen<br />
anhand ihrer<br />
Wirtschaftlichkeit und Umsetzbarkeit<br />
der Massnahmen.<br />
Vielfältige Vorteile<br />
Die Optimierung des Energieeinsatzes<br />
in der Produktion mittels Energiewertstromdesign<br />
hat verschiedene<br />
Vorteile. Es werden so nicht<br />
nur die grössten Energiefresser und<br />
deren Energieverbrauch in einem<br />
Unternehmen identifiziert. Das Unternehmen<br />
spart Kosten, während<br />
gleichzeitig ökologische Vorgaben<br />
erreicht werden. Zudem schafft<br />
der Ansatz Transparenz bezüglich<br />
des prozessbezogenen Energieverbrauchs.<br />
Nicht zuletzt unterstützt<br />
der Energiewertstromansatz Unternehmen<br />
dabei, noch profitabler zu<br />
werden, die Umwelt weit weniger zu<br />
belasten und ihre Produktionsabläufe<br />
im Allgemeinen zu optimieren.
10 Bildung<br />
DAS ENDE<br />
DES BUSINESS-<br />
PLANS?<br />
MIT DEM BUSINESS-MODELL CANVAS LÄSST SICH EINE<br />
GESCHÄFTSIDEE SEHR EINFACH VISUALISIEREN. DAS HILFT<br />
AUCH BEI DER SUCHE NACH INVESTOREN. OTTO KÜNZLI,<br />
DOZENT AM SFB BILDUNGSZENTRUM, ZEIGT ABER<br />
DIE GRENZEN DES MODELLS AUF.<br />
Text/Fotos: Aleksandra Mladenović<br />
Man schreibt und schreibt und schreibt an einem Businessplan.<br />
Nach monatelanger Arbeit hat man ein 80-seitiges<br />
Dokument vor sich liegen und geht damit ans Werk. Doch<br />
was ist, wenn die ganze Sache nicht funktioniert? Wenn das<br />
Produkt, das man verkaufen möchte, einfach keine Abnehmer findet?<br />
Wieder zurück an den Schreibtisch und darüber grübeln, warum die Geschäftsidee<br />
nicht erfolgreich war. Und dann wieder von vorne: Schreiben,<br />
schreiben, schreiben.<br />
So sind noch bis vor kurzem in der Schweiz Unternehmen gegründet,<br />
Produkte entwickelt oder neue Geschäftsfelder angegangen worden.
Bildung<br />
11<br />
Fotos:<br />
Otto Künzli unterrichtet die Studierenden des NDS<br />
HF Betriebswirtschaft am sfb Bildungszentrum in<br />
Emmenbrücke.
12 Bildung<br />
«Heute muss man aber viel schneller<br />
sein – sonst geht man unter», erklärt<br />
Dozent Otto Künzli einer gebannt<br />
zuhörenden Klasse am sfb Bildungszentrum<br />
in Emmenbrücke.<br />
Mit Canvas geht es schneller<br />
Künzli unterrichtet hier unter anderem<br />
die Studierenden des Nachdiplomstudiums<br />
HF Betriebswirtschaft.<br />
Aktuell bringt er ihnen das Business-<br />
Modell Canvas bei. «Während man<br />
früher 15 Wochen lang gegrübelt<br />
hat, ob man überhaupt einen Businessplan<br />
schreiben soll, hat man<br />
heute eine Geschäftsidee in ein paar<br />
Stunden auf ein Canvas gebracht<br />
und bereits grob auf ihre unternehmerischen<br />
Erfolgschancen hin getestet.<br />
Das Canvas-Modell verkürzt also<br />
die Zeit, bis man unternehmerisch<br />
wirklich aktiv werden kann», sagt der<br />
erfahrene Dozent.<br />
Die Idee hatte ein Schweizer<br />
Das Canvas-Modell ist ein Analysetool<br />
für Geschäftsideen. Wie der Name<br />
(Canvas heisst auf Deutsch Leinwand)<br />
es schon verrät, wird das gesamte Geschäftsmodell<br />
auf einer einzigen Oberfläche<br />
dargestellt. Der renommierte<br />
Schweizer Unternehmer Alexander<br />
Ostwalder hat die Methode 2008<br />
zusammen mit Co-Autoren entwickelt<br />
– mittlerweile wird sie weltweit<br />
angewandt. Das Canvas-Modell erlaubt<br />
trotz geringem Zeiteinsatz ein<br />
prozessorientiertes Vorgehen, wobei<br />
verschiedene Komponenten eines<br />
Geschäftsmodells analysiert und festgehalten<br />
werden. Welche Kundensegmente<br />
sollen angesprochen werden?<br />
Wie soll die Kundenbeziehung<br />
aussehen? Welche Verkaufskanäle<br />
will man nutzen? Welchen Wert will<br />
man dem Kunden anbieten? Und<br />
welche Schlüsselaktivitäten sind dazu<br />
nötig? Mit Hilfe des Canvas-Modells<br />
können diese und weitere Einflüsse<br />
auf ein Geschäftsmodell gut greifbar<br />
und deren Zusammenhänge sichtbar<br />
gemacht werden.<br />
Wichtiger Teil des Lehrplans<br />
Seit 2013 ist das Business-Modell<br />
Canvas im Lehrplan des Nachdiplomstudiums<br />
HF Betriebswirtschaft am<br />
sfb Bildungszentrum enthalten. Otto<br />
Künzli hat damals mitgeholfen, diese<br />
Methode zu integrieren. Experten,
Bildung<br />
13<br />
BUSINESS-MODELL CANVAS<br />
SCHLÜSSEL-<br />
PARTNER<br />
SCHLÜSSEL-<br />
AKTIVITÄTEN<br />
SCHLÜSSEL-<br />
RESSOURCEN<br />
KOSTENSTRUKTUR<br />
die den Businessplan im Hinblick auf<br />
den Erfolg des Canvas-Modells totsagen,<br />
widerspricht Künzli wehement:<br />
«Das Canvas-Modell ist lediglich eine<br />
Methode zur Potenzialanalyse. Sie ersetzt<br />
den Businessplan jedoch nicht.»<br />
Wenn eine Idee erfolgreich getestet<br />
worden sei, so Künzli, dann schreibe<br />
man diese auch heute noch in einem<br />
Businessplan nieder. «Im Businessplan<br />
geht man in die Tiefe, ins Detail.»<br />
Mit dem Canvas könne man das Interesse<br />
der Investoren gewinnen, den<br />
Businessplan brauche es aber, damit<br />
diese am Ende auch tatsächlich<br />
ihr Geld ausgeben.<br />
Chancen und Gefahren<br />
Künzli ist seit 1977 nebenamtlich<br />
als Dozent tätig. Beruflich<br />
hat er sich die Sporen bei der<br />
ABB abverdient, wo er zuletzt<br />
in leitender Funktion tätig war,<br />
bevor er bei der KPMG das Amt<br />
des Vizedirektors Consulting innehatte.<br />
Seit 1999 ist er mit seiner<br />
Künzli Consulting selbstständig<br />
tätig. Seine Erfahrung wird von den<br />
Studierenden sichtlich geschätzt.<br />
Konzentriert hören sie zu, während<br />
WERT-<br />
ANGEBOTE<br />
KUNDEN-<br />
BEZIEHUNGEN<br />
KANÄLE<br />
EINNAHMEQUELLEN<br />
KUNDEN-<br />
SEGMENTE<br />
er Beispiele aus seinem Berufsleben<br />
zum Besten gibt: «Früher hatten<br />
grosse Firmen wie etwa die ABB<br />
grosse Forschungszentren für<br />
die Entwicklung neuer<br />
Produkte.<br />
Heute<br />
Nachdiplomstudium<br />
HF Betriebswirtschaft<br />
betreiben sie hauptsächlich Weiterentwicklung,<br />
springen dafür aber<br />
bei Start-ups früh auf.» Das Canvas-<br />
Modell habe diese Entwicklung begünstigt,<br />
da Geschäftsideen einem<br />
Investor einfacher und schneller dargelegt<br />
werden können.<br />
Da Start-ups bei den Banken Kredite<br />
nur mit den nötigen Sicherheiten<br />
erhalten, bleiben ihnen oft lediglich<br />
Risikokapitalgeber. Diese wollen bei<br />
erfolgversprechenden Geschäften<br />
im Gegenzug für ihr Geld Unternehmensanteile.<br />
«Unter diesen Geldgebern<br />
findet man nebst Privaten und<br />
Institutionellen auch viele grosse<br />
und mittlere Unternehmen, die keine<br />
Eigenentwicklung mehr betreiben<br />
wollen», sagt Künzli. Die Start-ups<br />
würden zwar von diesen Geldgebern<br />
mit ihrer Infrastruktur unterstützt –<br />
sie profitieren also unter anderem<br />
beim Verkaufsnetz oder Marketing.<br />
«Da in der Wachstumsphase jedoch<br />
viel Geld benötigt wird, müssen die<br />
Gründer oft immer wieder Unternehmensanteile<br />
abgeben,<br />
bis kaum noch etwas<br />
übrig bleibt»,<br />
warnt Otto<br />
Künzli.<br />
Das Nachdiplomstudium HF Betriebswirtschaft<br />
startet jeweils im <strong>Februar</strong> in<br />
Emmenbrücke und im August in Dietikon und<br />
Emmenbrücke. Es richtet sich an Absolventen<br />
einer höheren Fachschule, Fachhochschule<br />
und an Ingenieure, die sich auf eine Führungsposition<br />
vorbereiten oder eine solche<br />
Stellung besetzen und sich zukunftsorientiert<br />
weiterbilden wollen. Alle Infos<br />
finden Sie unter www.sfb.ch, Lehrgangsverantwortlicher<br />
ist<br />
Sascha Murer,<br />
044 744 45 60.
14 Bildung<br />
WEITERBILDUNG<br />
ZAHLT SICH AUS<br />
Text: Aleksandra Mladenović Grafik: Bundesamt für Statistik<br />
VON RUND 30’000 SCHWEIZERINNEN UND SCHWEIZERN,<br />
DIE 2016 EINEN HÖHEREN BERUFSABSCHLUSS GEMACHT HABEN,<br />
ERHÄLT MEHR ALS DIE HÄLFTE BEREITS IM ERSTEN JAHR EINE<br />
LOHNERHÖHUNG. DIES ZEIGT DIE ERSTE ERHEBUNG DES<br />
BUNDESAMTES FÜR STATISTIK (BFS) ZUM THEMA<br />
HÖHERE BERUFSBILDUNG.<br />
Rund 1800 Personen haben 2016 in<br />
der Schweiz Abschlussprüfungen<br />
für eidgenössische Fachausweise<br />
gemacht, zirka 3800 haben ein eidgenössisches<br />
Diplom angestrebt und etwa<br />
8600 das Diplom einer höheren Fachschule.<br />
Diese Leute haben in der Befragung des Bundesamtes<br />
für Statistik (BFS) angegeben, ihre<br />
Position auf dem Arbeitsmarkt verbessern zu<br />
wollen. Gut zwei Drittel der Absolventinnen<br />
und Absolventen geben zudem an, dass sie<br />
mit der höheren Berufsbildung ihr Einkommen<br />
verbessern wollen. Lediglich ein Viertel<br />
wählt die Ausbildung, um sich auf ein anderes<br />
Tätigkeitsfeld vorzubereiten, wie das BFS mitgeteilt<br />
hat.<br />
Nutzen für persönliche Entwicklung<br />
Und der Erfolg gibt den Absolventinnen und<br />
Absolventen Recht: Bereits ein Jahr nach Abschluss<br />
geben etwa 60 Prozent an, dank der<br />
Ausbildung sei ihr Lohn gestiegen. Die Hälfte<br />
sagt, ihre Karrierechancen hätten sich durch<br />
die höhere Berufsbildung deutlich verbessert.<br />
Viele der Befragten geben an, die Weiterbildung<br />
nutze nicht nur ihrer Karriere, sondern sei auch<br />
für die persönliche Entwicklung wichtig.<br />
Zufrieden mit der Ausbildung<br />
Die höhere Berufsbildung ermöglicht Personen<br />
mit beruflicher Grundbildung, einen Tertiärabschluss<br />
zu erwerben. Absolventinnen<br />
und Absolventen von höheren Berufsbildungen<br />
sind sowohl mit der Ausbildung selbst als<br />
auch mit den Ausbildungsanbietern überwiegend<br />
zufrieden, wie das BFS weiter mitteilt.<br />
Knapp 90 Prozent würden sich ein Jahr nach<br />
Abschluss erneut für die gleiche Ausbildung<br />
entscheiden, knapp 80 Prozent auch für den<br />
gleichen Ausbildungsanbieter.
Bildung<br />
15<br />
Höhere Fachschulen<br />
15 Bildung und Wissenschaft<br />
2016<br />
Anzahl Prüfungskandidatinnen<br />
und -kandidaten<br />
52%<br />
Würden noch einmal<br />
die gleiche Wahl treffen...<br />
8 641<br />
48%<br />
87%<br />
76%<br />
davon<br />
bestanden<br />
8203<br />
gleiche Ausbildung<br />
gleicher Ausbildungsanbieter<br />
Eidgenössische Fachausweise<br />
Altersverteilung der Kandidatinnen<br />
und 15 Bildung Kandidaten, und Wissenschaft in %<br />
2 ≥ 50<br />
3<br />
3 45–49<br />
4<br />
5 40–44<br />
3<br />
2016<br />
11 35–39<br />
4<br />
Anzahl Prüfungskandidatinnen<br />
24 30–34 Würden noch einmal 13<br />
und -kandidaten<br />
die gleiche Wahl treffen...<br />
47 25–29<br />
47<br />
63%<br />
7 ≤ 24<br />
26<br />
17 983 88% 76%<br />
37%<br />
Beginn der Ausbildung zwischen...<br />
Quelle: BFS<br />
September 2012<br />
September 2014<br />
10% 10%<br />
80%<br />
Altersverteilung der Kandidatinnen<br />
und Kandidaten, in %<br />
der Kandidatinnen<br />
und Kandidaten 2016<br />
davon<br />
bestanden<br />
2016<br />
13 801<br />
Unterstützung vom Arbeitgeber<br />
39%<br />
Übernahme<br />
der Ausbildungskosten<br />
gleiche Ausbildung<br />
17%<br />
andere Arten<br />
der Unterstützung<br />
45%<br />
7 ≥ 50<br />
9<br />
7 45–49<br />
10<br />
9 40–44 keine Unterstützung8<br />
gleicher Ausbildungsanbieter<br />
gi-d-15.11.01_<strong>2019</strong>
16<br />
Inside sfb<br />
SO MACHEN WIR UNSERE<br />
LEHRPERSONEN FIT<br />
Interview: Aleksandra Mladenović Foto: PD<br />
SEIT 2016 BILDET DAS SFB BILDUNGSZENTRUM SEINE LEHRPERSONEN MIT DEN<br />
FIT4TRAINER-KURSEN DIDAKTISCH WEITER. ERIC BÜHLER, LEITER BILDUNG UND<br />
PERSONALENTWICKLUNG, HAT DIE KURSMODULE ENTWICKELT UND BERICHTET NUN IM<br />
INTERVIEW, WAS DIE LEHRERFORTBILDUNG BISHER GEBRACHT HAT.
Inside sfb<br />
17<br />
Eric Bühler, das didaktische<br />
Weiterbildungsprogramm für<br />
Lehrpersonen, FIT, führt das<br />
sfb Bildungszentrum nun seit<br />
zwei Jahren durch. Was war vorher?<br />
Eric Bühler: Vor 2016 hat das sfb Bildungszentrum<br />
seinen Lehrpersonen die Teilnahme<br />
an externen SVEB1-Kursen ermöglicht.<br />
Allerdings haben wir vermehrt festgestellt,<br />
dass der SVEB-Kurs unsere Lehrpersonen<br />
in ihrer Didaktik nicht wirklich weiterbringt.<br />
Inwiefern?<br />
Bühler: Der SVEB-Kurs ist eine standardisierte<br />
didaktische Ausbildung, die zu wenig<br />
auf die individuellen Bedürfnisse unserer<br />
Studierenden eingeht.<br />
Die Dozenten am sfb Bildungszentrum<br />
sind praktizierende Berufsleute. Ihnen<br />
allgemeine didaktische Hilfsmittel auf<br />
den Weg zu geben, wäre hilfreich,<br />
würde man meinen ...<br />
Bühler: Im SVEB1 lernt man viele Methoden,<br />
die sich für den Unterricht auf Stufe HF weniger<br />
gut eignen. Die Studierenden am sfb<br />
Bildungszentrum sind junge Erwachsene mit<br />
technischen Berufen. Viele der SVEB-Methoden<br />
können unsere Lehrpersonen nur teilweise<br />
im Unterricht anwenden. Allgemeine und<br />
Fachdidaktik müssen im Unterricht immer<br />
wieder miteinander verzahnen – wir müssen<br />
künftig mehr Kompetenzen fördern und fordern.<br />
Vor allem, wenn wir kompetenzorientierten<br />
Unterricht implementieren wollen.<br />
Was ist beim FIT-Programm anders?<br />
Bühler: Wir reden nicht darüber, ob sich<br />
Ballspiele oder andere spielerische Elemente<br />
eignen oder wo der Flip-Chart zu stehen hat.<br />
Wir haben die Methodik, die wir den Lehrpersonen<br />
näherbringen, auf HF-Stufe heraufgesetzt<br />
und gewisse Methoden favorisiert, von<br />
denen wir aus Erfahrung wissen, dass sie bei<br />
unseren Studierenden besser funktionieren.<br />
So etwa Einzelarbeit, Partnerarbeit oder Methoden<br />
zur Vernetzung der Lerninhalte und<br />
der inneren Differenzierung. Wir haben mit<br />
dem FIT-Prinzip eine individualisierte Ausbildung<br />
mit der Duftnote sfb kreiert.<br />
Wie sieht diese inhaltlich denn aus?<br />
Bühler: Es haben sich vier Kernthemen herauskristallisiert,<br />
auf die wir ein Scheinwerferlicht<br />
richten wollten. Erstens: Kommunikation<br />
auf Basis eines Dialogs. Die Lehrperson<br />
muss in der Lage sein, einen sanktionsfreien<br />
Raum herzustellen, damit sie mit den Studierenden<br />
in einen Dialog treten kann. Betritt<br />
sie den Raum in einer typisch hierarchischen<br />
Lehrerrolle, hat sie zum Teil schon verloren.<br />
Zweitens: Didaktik mit einem Hauch von Fachdidaktik.<br />
Die Lehrperson soll im Stande sein,<br />
reale Situationen aus dem Berufsleben abzubilden.<br />
Drittens: Classroom-Management. Die<br />
Lehrperson soll die Klasse zwar führen, aber in<br />
der Rolle eines Kurators, eines Ermöglichers.<br />
Dafür braucht sie psychologische Kenntnisse<br />
in gruppendynamischen Aspekten, denn die<br />
Klassen sind sehr unterschiedlich. Viertens:<br />
Auftrittskompetenzen, also rhetorische Gewandtheit<br />
und Begründungskompetenz. Aus<br />
diesen vier Aspekten haben wir vier Module<br />
geschaffen, die in einem fünften Modul mündlich<br />
und mit einer praktischen Lehrübung geprüft<br />
werden.<br />
Nun könnte man aber behaupten, die<br />
sfb hat den Lehrpersonen früher einen<br />
anerkannten Abschluss offeriert und<br />
nun gibts nur ein internes Zertifikat ...<br />
Bühler: Kein Abschluss ohne Anschluss. Das<br />
war uns ganz wichtig. Deshalb sind wir mit<br />
dem Institut für angewandte Psychologie<br />
IAP an der ZHAW eine Kooperation eingegangen.<br />
Wer die vier FIT-Module bestanden<br />
hat, erhält mit dem sfb-Zertifikat FIT4Trainer<br />
den direkten Zugang in das CAS Methodik Didaktik.<br />
Statt der 14 Tage muss man nur noch
18 Inside sfb<br />
11 Tage absolvieren und<br />
entsprechend weniger<br />
bezahlen. Mit FIT haben<br />
wir eine Durchlässigkeit<br />
geschaffen und ermöglichen<br />
geeigneten Kandidaten<br />
somit einen direkten<br />
Einstieg in den CAS, der sie<br />
wiederum befähigt, später<br />
auch einen MAS (Master of Advanced<br />
Studies) zu absolvieren.<br />
Mit dem CAS Methodik Didaktik können<br />
sie das SVEB1-Zertifikat zudem<br />
gleich mit beantragen.<br />
Was bringt FIT denn den Studierenden?<br />
Eric Bühler: Begeisternde Lehrpersonen,<br />
die sie adressatengerecht unterrichten,<br />
so dass die Studierenden aktiv<br />
am Unterricht sowie am eigenen Lernerfolg<br />
beteiligt sind. Denn FIT steht<br />
für Formulieren von Fragestellungen,<br />
Informationen beschaffen und verarbeiten<br />
sowie Training und Transfer –<br />
der Unterricht wird entsprechend mit<br />
diesen Leitplanken strukturiert und<br />
gestaltet.<br />
Wie viele Lehrpersonen haben<br />
FIT schon abgeschlossen?<br />
Eric Bühler: Von unseren aktuell rund<br />
300 aktiven Lehrpersonen haben in<br />
den ersten beiden Jahren 20 Prozent<br />
alle vier FIT-Module absolviert.<br />
Zehn Lehrpersonen haben mittlerweile<br />
den CAS Methodik Didaktik am<br />
IAP abgeschlossen.<br />
«Während andere<br />
Schulen die Lehrerfortbildungen<br />
externalisieren,<br />
schauen wir<br />
hin und suchen<br />
Lösungen.»<br />
Es gibt im FIT ja mittlerweile<br />
schon Neuerungen ...<br />
Eric Bühler: Ja. FIT entstand als<br />
Grundstein, auf dem wir weiter aufbauen<br />
können. Es gibt inzwischen<br />
ein fünftes Modul – Fachdidaktik –,<br />
worin wir speziell einen kompetenzorientierten<br />
Unterricht fördern. Dieses<br />
haben bereits 20 Lehrpersonen<br />
abgeschlossen. Und wir arbeiten an<br />
weiteren Modulen.<br />
Bringt FIT über die Schulungen<br />
hinaus weitere Vorteile?<br />
Eric Bühler: Während andere Schulen<br />
die Lehrerfortbildungen externalisieren<br />
oder gar ignorieren, schauen<br />
wir hin und suchen Lösungen. Wir<br />
wissen dadurch, dass die didaktische<br />
Weiterbildung in House passiert,<br />
wie es unseren Lehrern geht,<br />
und haben einen Einblick in<br />
ihr Wirken. Zudem findet<br />
der Austausch dank FIT<br />
nun verstärkt über<br />
die Fachschaften<br />
hinaus zwischen<br />
den Lehrpersonen<br />
statt. Im Abschlussmodul<br />
sind die FIT-Teilnehmenden<br />
so-<br />
Eric Bühler<br />
wohl Lehrpersonen<br />
als auch<br />
Studierende.<br />
Einerseits besuchen<br />
sie sich gegenseitig<br />
im Unterricht<br />
und geben sich<br />
Feedbacks, andererseits<br />
hospitieren auch wir<br />
von der Personalentwicklung<br />
die Lehrpersonen<br />
und können ihren<br />
Unterricht immer<br />
wieder evaluieren<br />
und optimieren.<br />
Welche Ziele haben<br />
Sie sich mit FIT gesteckt?<br />
Eric Bühler: In den nächsten<br />
zwei Jahren wollen wir die<br />
50-Prozent-Marke knacken bei den<br />
aktiven Lehrpersonen. Und wir sind<br />
auf gutem Weg: 2018 wurden drei<br />
FIT-Kurse paralell durchgeführt.<br />
<strong>2019</strong> haben wir vier Kurse vorgesehen<br />
– erstmals wird FIT auch in<br />
Zollikofen angeboten. Und wir hoffen,<br />
dass bis in zwei Jahren zirka<br />
20 Prozent der Lehrpersonen das<br />
Modul Fachdidaktik absolviert haben<br />
werden. Das wäre schön, denn<br />
so würde der kompetenzorientierte<br />
Unterricht noch stärker gefördert.<br />
Das FIT-Programmt<br />
Die nächsten FIT4Trainer-Kurse<br />
starten in Dietikon<br />
am 13. März und am 12. Juni, in<br />
Zollikofen am 10. April und in Emmenbrücke<br />
am 10. Juli. Das Modul<br />
Fachdidaktik findet das nächste<br />
Mal am 20. März statt. Die<br />
sfb-Lehrpersonen können<br />
sich im sfb-Campus online<br />
anmelden.
Inside sfb<br />
19<br />
WECHSEL AN<br />
DER SFB-SPITZE<br />
Interview und Fotos:<br />
Aleksandra Mladenović<br />
MIT DOROTHEA TIEFENAUER HAT DAS SFB BILDUNGSZENTRUM EINE<br />
KOMPETENTE NACHFOLGERIN FÜR DEN IN DEN RUHESTAND TRETENDEN<br />
DIREKTOR KLAUS KÜFNER ERHALTEN. WAS DAS FÜR DIE SFB BEDEUTET,<br />
LESEN SIE IM INTERVIEW.<br />
Eine Ära geht zu Ende: Nach 14 Jahren tritt Klaus<br />
Küfner, bis Ende 2018 Direktor des sfb Bildungszentrums,<br />
in den wohlverdienten Ruhestand.<br />
An der Lehrertagung im Oktober 2018 hat er<br />
sich mit einer emotionalen Rede vom Lehrkörper verabschiedet<br />
und seine Nachfolgerin, Dorothea Tiefenauer,<br />
vorgestellt. Seit Anfang Januar hat die ehemalige Leiterin<br />
Marketing/Kommunikation des Kaufmännischen Verbandes<br />
die operative Leitung des sfb Bildungszentrums inne.<br />
Tiefenauer verfügt über ein Lizenziat in Wirtschaftspädagogik<br />
der Universität St. Gallen (HSG), war einst selber<br />
Lehrperson und in den letzten rund 20 Jahren in verschiedenen<br />
Unternehmen, Verbänden und Organisationen<br />
auf Stufe Geschäftsleitung für die Bereiche Marketing,<br />
Kommunikation, HR und Bildung zuständig. So unter<br />
anderem auch bei der Swissmem und dem Verband<br />
Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE). Im Interview<br />
erklären die neue Direktorin und der ehemalige<br />
Direktor, was sie am sfb Bildungszentrum schätzen und<br />
in welche Richtung sich dieses weiterentwickeln soll.
20 Inside sfb<br />
Tiefenauer: Der Mix gefällt mir sehr.<br />
In dieser Funktion kommen sehr viele<br />
Elemente aus meinem bisherigen<br />
Berufsleben sowie Themen, die mich<br />
interessieren, zusammen: Bildung,<br />
Industriethemen, Marketing, Kommunikation,<br />
Digitalisierung. Sehr spannend<br />
wird es auch sein, die Entwicklungen<br />
in der Industrie zu begleiten<br />
und darauf zu achten, dass wir diesen<br />
mit den Inhalten unserer Lehrgänge<br />
Rechnung tragen. Mit den praxisorientierten<br />
Lehrgängen wollen wir auch<br />
künftig die richtigen Weichen für eine<br />
erfolgreiche Industriebranche in der<br />
Schweiz stellen. Um die Theorie für<br />
die Studierenden anwendungsnah zu<br />
verpacken, ist das Verständnis für die<br />
neue Didaktik sehr wichtig und, wie<br />
ich finde, auch sehr spannend.<br />
Klaus Küfner, was sind die<br />
schönsten Momente am sfb Bildungszentrum,<br />
die Ihnen in Erinnerung<br />
bleiben werden?<br />
Klaus Küfner: Die Freude der Teilnehmenden<br />
bei der Überreichung<br />
der Diplome wird mir in Erinnerung<br />
bleiben. Aber auch das Erreichen<br />
der gesteckten Ziele im Team – sei<br />
es die erfolgreiche Entwicklung von<br />
neuen Lehrgängen oder die grossen<br />
Entwicklungsschrite in der Didaktik.<br />
An meiner Funktion hat mir stets<br />
gefallen, dass ich meine Erfahrung<br />
aus der Industrie weitergeben und<br />
unserem Entwicklungsteam Inputs<br />
für die Konzipierung und Weiterentwicklung<br />
unserer Lehrgänge und Seminare<br />
liefern konnte.<br />
Ihre Abschiedsrede an der Lehrertagung<br />
im Oktober 2018 wurde<br />
mit stehenden Ovationen gewürdigt<br />
(Bild rechts). Wie ist es,<br />
die Verantwortung für die sfb in<br />
neue Hände zu legen?<br />
Küfner: Die sfb ist mit 14 Dienstjahren<br />
mein längster Arbeitgeber. Doch<br />
meine Pensionierung war absehbar.<br />
Mein Netzwerk in der Industrie ist zu<br />
einem grossen Teil auch schon im<br />
Ruhestand. Wenn dieser Pfeiler fehlt,<br />
wird es Zeit zu gehen. Ich konnte<br />
mich gedanklich gut auf meinen Ruhestand<br />
vorbereiten und freue mich<br />
auf mehr Zeit mit meiner Frau.<br />
Dorothea Tiefenauer, Sie erkunden<br />
nun das sfb Bildungszentrum<br />
seit November 2018 und<br />
haben Anfang Jahr dessen Leitung<br />
übernommen. Wie haben<br />
Sie sich akklimatisiert?<br />
Dorothea Tiefenauer: Ich bin sehr gut<br />
aufgenommen worden und freue<br />
mich darauf, mit einem engagierten<br />
und motivierten Team zusammenzuarbeiten.<br />
Langsam bekomme ich<br />
auch einen guten Überblick über die<br />
sfb und die Prozesse, die im Hintergrund<br />
des Unterrichts stattfinden.<br />
Gerade die Lehrpersonen und Experten<br />
möchte ich noch besser kennenlernen<br />
und das wird noch eine<br />
gewisse Zeit beanspruchen.<br />
Was reizt Sie besonders an Ihrer<br />
neuen Funktion?<br />
Was macht das sfb Bildungszentrum<br />
heute aus?<br />
Küfner: Zentraler Punkt für die sfb ist<br />
das Stiftungsstatut. Dieses verpflichtet<br />
uns zur Industrienähe in allen<br />
Sprachregionen. Diese Verbindung zu<br />
Firmen, Lehrpersonen und Teilnehmenden<br />
stellt ein äusserst wertvolles<br />
Netz dar. Dieses muss jedoch stetig<br />
intensiv gepflegt werden. Mit unserem<br />
immer breiter werdenden Angebot<br />
an Lehrgängen und Seminaren<br />
sowie den Standorten in der ganzen<br />
Schweiz sind wir gut aufgestellt. Diese<br />
gute Ausgangslage gilt es zu nutzen im<br />
schwieriger werdenden Markt mit zunehmender<br />
Konkurrenz und der aktuellen<br />
demografischen Entwicklung.<br />
Tiefenauer: Die sfb bildet für die Industrie<br />
die besten Fachleute mit dem<br />
grössten Fachbezug aus. Diesen Namen<br />
hat sich das Bildungszentrum in<br />
der Branche gemacht – was wir vor allem<br />
an den Weiterempfehlungen unserer<br />
Schule durch Studierende und<br />
Arbeitgeber gut erkennen können.<br />
Vor allem deshalb ist es wichtig, dass<br />
wir am Ball bleiben und neue Lehrgänge<br />
entwickeln sowie die bestehenden<br />
Lehrgänge weiterentwickeln. Perlen
Inside sfb<br />
21<br />
wie den Techniker HF Energie und Umwelt gilt es zudem<br />
bekannter zu machen und neue Lehrgänge wie das im<br />
kommenden Sommer startende Nachdiplomstudium HF<br />
Gebäudeinformatik zu lancieren.<br />
Klaus Küfner, Sie haben das sfb Bildungszentrum<br />
stark geprägt. Welche Neuerungen waren in den<br />
vergangenen 14 Jahren wegweisend?<br />
Küfner: Die Mindestverordnung (MiVo) hat mit den Rahmenlehrplänen<br />
die Anerkennung von neuen Lehrgängen<br />
auf eine ganz neue Basis gestellt. Diese wurde mit der Revision<br />
2017 wieder verändert – und teilweise verschlimmbessert.<br />
Die Stiftungsträger und auch wir müssen dafür<br />
sorgen, dass diese Rahmenbedingungen über längere Zeit<br />
konstant bleiben. Ansonsten war die Entwicklung neuer<br />
Produkte im Lehrgangs- und Seminarbereich immer spannend<br />
und anforderungsreich, ebenso wie die Überarbeitung<br />
des Lehrgangs Techniker/-in HF Unternehmensprozesse<br />
vor zwei Jahren. Wir haben uns auch didaktisch stark<br />
weiterentwickelt, was für uns und die Lehrpersonen eine<br />
grosse Herausforderung war und bleibt.<br />
Welche Trends und Entwicklungen erachten Sie<br />
als wichtig für die sfb?<br />
Küfner: Die Teilnehmer bringen heute andere Kompetenzen<br />
mit als frühere Generationen. Das stellt uns vor neue<br />
Herausforderungen. Wir müssen neue Unterrichtskonzepte<br />
(siehe Interview Seite 14, Anm. d. Red.) und digitale Begleiter<br />
einsetzen, um dies zu kompensieren.<br />
Tiefenauer: Das Tempo der Veränderungen macht auch<br />
vor der Bildung nicht Halt. Disruption wird auch hier<br />
spürbar. Es gibt auf dem Markt neue, noch unbekannte<br />
Konkurrenten. Online-Lehrgänge etwa, die immer stärker<br />
aufkommen. Kurzfristig werden unsere Lehrgänge und<br />
Abschlüsse weiterhin wichtig sein, aber welche Form der<br />
Wissensvermittlung werden wir in zehn Jahren haben?<br />
Für uns heisst das, frühzeitig zu antizipieren und innovativ<br />
zu bleiben. Unsere Online-Präsenz wird für die Studierenden<br />
immer wichtiger. Sei es E-Learning oder der<br />
digitale Austausch unter den Studierenden – wir müssen<br />
in diesen Bereichen Lösungen bieten. Wir haben eine<br />
tolle Auslastung dank unserer guten Lernangebote. Wir<br />
dürfen aber nicht stehen bleiben.<br />
Dorothea Tiefenauer, gibt es bereits erste konkrete<br />
Projekte, die Sie am sfb Bildungszentrum<br />
umsetzen wollen?<br />
Tiefenauer: Die sfb wird nächstes Jahr 50 Jahre alt. Dieses<br />
Jubiläum ist mir ein wichtiges Anliegen, denn es ist eine<br />
tolle Chance einerseits die Marke sfb und andererseits<br />
die Zusammenarbeit mit unseren Trägern und den Arbeitgebern,<br />
die uns die Teilnehmer schicken, weiter zu<br />
stärken. Es wird auch eine schöne Gelegenheit sein, ein<br />
Danke an alle zu richten, die die sfb so weit gebracht haben<br />
– ob Lehrpersonen, Arbeitgeber oder Teilnehmende.<br />
Über das konkrete Jubiläumsgeschehen werde ich<br />
noch zum gegebenen Zeitpunkt informieren.<br />
Klaus Küfner, was geben Sie Ihrer Nachfolgerin<br />
mit auf den Weg?<br />
Küfner: Erfolg hat man nur im Team. Daher sind motivierte<br />
Mitarbeiter und Lehrpersonen sehr wichtig. Um<br />
erfolgreich zu führen, muss man nahe am operativen<br />
Betrieb sein und die Abläufe gut kennen. Und die Vernetzung<br />
zu Kunden, Firmen und Lehrpersonen ist ein<br />
Muss. Ich wünsche meiner Nachfolgerin in dieser verantwortungsvollen<br />
Aufgabe viel Erfolg.
22 Inside sfb<br />
VON TECHNIKERN<br />
FÜR TECHNIKER<br />
Text/Fotos: Aleksandra Mladenović<br />
Das sfb Bildungszentrum hat im Sommer<br />
2018 den Vorbereitungslehrgang für die<br />
eidgenössischen Prüfungen der Technischen<br />
Kaufleute (TK) eingeführt. Im<br />
Sommer 2020 wird die erste TK-Klasse vom sfb Bildungszentrum<br />
in Dietikon abgehen. Bruno Studer,<br />
Lehrgangsverantwortlicher, zeigt sich stolz darauf,<br />
dass das sfb Bildungszentrum sich mit dem Lehrgang<br />
gut positionieren kann: «Der Markt ist hart<br />
umkämpft, denn es gibt viele Schulen, die die Ausbildung<br />
für Technische Kaufleute bereits seit einigen<br />
Jahren anbieten.» Im <strong>Februar</strong> <strong>2019</strong> startet die<br />
nächste TK-Klasse am sfb-Standort in Zollikofen.<br />
Klassen an weiteren sfb-Standorten sind in den<br />
kommenden Semestern ebenfalls geplant.<br />
Dieselbe Sprache<br />
Warum aber sollte man sich ausgerechnet für das<br />
sfb Bildungszentrum als Anbieter entscheiden?<br />
«Der grosse Unterschied zu anderen Schulen ist,<br />
dass wir die Sprache der Lehrgangsteilnehmenden<br />
sprechen. Wir sind eine Technikerschule, keine<br />
kaufmännische Schule, und unsere Dozierenden<br />
stammen mehrheitlich aus der MEM-Industrie»,<br />
erklärt Bruno Studer.<br />
In drei oder vier Semestern<br />
Ein weiterer wichtiger Punkt: Das sfb Bildungszentrum<br />
bietet den Lehrgang Technische/-r Kaufmann/-frau<br />
sowohl als dreisemestrige als auch als<br />
viersemestrige Variante an. Jeweils im Frühlingssemester<br />
startet die dreisemestrige Variante. Diese<br />
ist insbesondere für Teilnehmende geeignet, die<br />
schnell lernen oder in einem Teilzeitpensum arbeiten<br />
und mehr Zeit für die Weiterbildung aufwenden<br />
können. Jeweils im Herbst startet die reguläre<br />
viersemestrige Variante.<br />
Julian Küng, 31<br />
Produktionsleiter<br />
bei Burmak AG in Bergdietikon<br />
«Ich bin gelernter Zimmermann<br />
und vor fünf Jahren<br />
bin ich in den Betrieb meines<br />
Vaters eingestiegen, wo ich<br />
heute als Produktionsleiter<br />
arbeite. Die Burmak AG ist ein Konfektionierer<br />
– wir schneiden unterschiedlichste<br />
Materialien von Stahl über Stein<br />
bis zu Gummi auf Kundenwunsch zu<br />
und die Materialien können auch bei<br />
uns bezogen werden. Die Weiterbildung<br />
zum Technischen Kaufmann<br />
mache ich nicht wegen des eidgenössischen<br />
Fachausweises, sondern um<br />
den Betrieb eines Tages übernehmen<br />
zu können. Das Handwerkliche habe<br />
ich im Griff, aber mir fehlt noch der<br />
Link zum Büro. Die Weiterbildung ist<br />
breit ausgelegt: Die Lerninhalte reichen<br />
von Marketing über Rechnungswesen<br />
bis zur Unternehmensführung.<br />
Die sfb habe ich einerseits wegen<br />
der Nähe zu meinem Arbeitsort und<br />
andererseits wegen der Möglichkeit,<br />
die Schule unter der Woche zu besuchen,<br />
gewählt. Es ist sehr angenehm,<br />
dass alle Lehrpersonen hier sehr<br />
praxisorientiert sind – man merkt, dass<br />
sie nicht im Schulzimmer gezüchtet<br />
wurden.»<br />
Alle aktuellen Daten und weitere Informationen<br />
finden Sie auf unserer Website (www.sfb.ch). Bei<br />
Fragen stehen Ihnen der Lehrgangsverantwortliche<br />
Bruno Studer wie auch die Regionalleiter an den jeweiligen<br />
sfb-Standorten gerne zur Verfügung.
Inside sfb<br />
23<br />
Lukas Rusterholz, 29<br />
Fachmitarbeiter Materialwirtschaft<br />
bei JOWA AG in Gränichen<br />
Silvan Keller, 22<br />
Verkauf Innendienst<br />
bei REAP AG in Remetschwil<br />
«Ich war bis letzten Sommer<br />
Servicetechniker bei der<br />
REAP AG und wollte in den<br />
Verkauf Innendienst wechseln.<br />
Aus diesem Grund<br />
habe ich mich für die Weiterbildung<br />
zum Technischen Kaufmann entschieden.<br />
Dass ich diese letzten Herbst<br />
am sfb Bildungszentrum angefangen<br />
habe, hat sicherlich auch dabei geholfen,<br />
dass ich bereits in den Verkauf<br />
wechseln konnte. Mein Ziel ist es,<br />
später im Verkauf Aussendienst zu arbeiten.<br />
Dafür muss ich mein kaufmännisches<br />
Wissen aber noch schulen.<br />
Die Lerninhalte helfen mir jetzt schon<br />
im Berufsalltag. Dank der Volkswirtschaftslehre<br />
etwa verstehe ich viele<br />
Zusammenhänge besser, aber auch<br />
meine Auftrittskompetenzen haben<br />
sich bereits verbessert. Ich schätze die<br />
guten Dozenten hier, die selber in der<br />
Wirtschaft tätig sind und deshalb immer<br />
wieder gute Beispiele aus ihrem<br />
Berufsalltag nennen. Den Arbeitsaufwand<br />
ausserhalb der Schule darf man<br />
bei so einer Weiterbildung aber nicht<br />
unterschätzen.»<br />
«Ich habe Logistiker gelernt<br />
und mittlerweile bei mehreren<br />
Logistikunternehmen gearbeitet.<br />
Ich möchte mit der<br />
Weiterbildung zum Technischen<br />
Kaufmann nun meine Perspektiven<br />
erweitern. Mich interessieren die<br />
Abläufe in einem Unternehmen sowie<br />
Führung und ich möchte mein Einkommen<br />
steigern und bei meiner Berufswahl<br />
branchenunabhängiger sein. Das<br />
Technische liegt mir, ich bin aber auch<br />
daran interessiert, meine Allgemeinbildung<br />
zu erweitern. Die Theorie muss<br />
ich aber immer mit etwas Praktischem<br />
verbinden können, das Hand und Fuss<br />
hat. Deshalb gefallen mir vor allem die<br />
Lerninhalte im Marketing, in der Volkswirtschaftslehre<br />
und in der Unternehmensführung.<br />
Ich bin aber auch auf<br />
das Kommunikationsseminar gespannt<br />
und hoffe, dass mir dieses künftig den<br />
Umgang mit Andersgesinnten erleichtert<br />
und es für mich einfacher macht,<br />
auch mal unpopuläre Entscheidungen<br />
zu treffen. Generell möchte ich künftig<br />
gerne mehr Verantwortung tragen und<br />
mein Know-how in Entscheidungsprozessen<br />
beisteuern.»
24 Inside sfb<br />
WIR GRATULIEREN!<br />
Fotos: Horst Schmid<br />
Text: Roland Schwarz<br />
ÜBER 300 STUDENTINNEN UND STUDENTEN<br />
HABEN IM VERGANGENEN JAHR IHRE<br />
WEITERBILDUNG AN DER SFB ERFOLGREICH<br />
ABGESCHLOSSEN.<br />
An den beiden vergangenen Diplomfeiern (6. Juli 2018<br />
und 11. Januar <strong>2019</strong>) durfte sich das sfb Bildungszentrum<br />
von einer Schar erfolgreicher Absolventinnen<br />
und Absolventen verabschieden. «Die Zukunft ist<br />
kein Schicksal, sondern das, was man daraus macht.» Mit diesen<br />
Worten des Zukunftsforschers Robert Jungk hatte Klaus<br />
Küfner, inzwischen ehemaliger Direktor des sfb Bildungszentrums,<br />
die rund 120 anwesenden Diplomandinnen und Diplomanden<br />
im letzten Sommer noch begrüsst. Auch wenn sich<br />
diese Worte in den Ohren mancher Absolventinnen und Absolventen<br />
schon wieder nach Arbeit angehört haben müssen,<br />
war in der Stadthalle Dietikon erst einmal Feiern angesagt.<br />
Ein letztes Mal führte Küfner im Januar <strong>2019</strong> durch die Veranstaltung<br />
und zollte den Diplomandinnen und Diplomanden<br />
in seiner Ansprache grossen Respekt für die erbrachten Leistungen.<br />
Den Feierlichkeiten wohnten jeweils auch Vertreter der Verbände,<br />
Partnerfirmen, Familienangehörige und Freunde der Absolventinnen<br />
und Absolventen bei. Besonders schön mit anzusehen<br />
waren die familiären Bühnenauftritte: Einige Studierende<br />
wurden bei der Übergabe des ersehnten Zertifikates von ihren<br />
Kindern auf die Bühne begleitet und beim anschliessenden Fotoshooting<br />
lächelten diese genauso stolz in die Kamera wie der<br />
Papa oder die Mama. Für Unterhaltung sorgte an der Diplomfeier<br />
im Juli 2018 Frau Angela Hartmann (alias: Hansrudolf «Gögi»<br />
Hofmann) mit ihrem Comedy-Programm. Musikalisch untermalt<br />
wurde die Feier von der Jazzband Max Hegi. Im Januar <strong>2019</strong><br />
strapazierte Charles Nguela, ein junger Stand-up-Comedian aus<br />
dem Aargau, die Lachmuskeln der Anwesenden und für Musik<br />
sorgte das Duo Bürger.<br />
<strong>Andra</strong>gogik bedeutet lebenslanges Lernen. Wir hoffen, diesen<br />
Grundsatz unseren Absolventinnen und Absolventen mit auf<br />
den Weg gegeben zu haben. Die Diplomfeier soll für unsere<br />
Studierenden nicht das Ende, sondern gleichermassen den<br />
Beginn einer neuen Lern- und Anwendungsphase bedeuten,<br />
denn die erfolgreiche Zukunft ist kein Schicksal, sondern will erarbeitet<br />
werden. Und dafür wünscht das sfb Bildungszentrum<br />
seinen Absolventinnen und Absolventen weiterhin viel Elan.<br />
DIPLOMFEIER JULI 2018
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Inside sfb
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DIPLOMFEIER JANUAR <strong>2019</strong>
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AUSGEZEICHNET<br />
IM JULI 2018<br />
JEDES JAHR WERDEN DIE BESTEN STUDIERENDEN<br />
DER UNTERSCHIEDLICHEN LEHRGÄNGE<br />
AM SFB BILDUNGSZENTRUM AUSGEZEICHNET.<br />
FOLGENDE ABSOLVENTEN DURFTEN AN DER<br />
DIPLOMFEIER VOM 6. JULI 2018 EINE<br />
AUSZEICHNUNG ENTGEGENNEHMEN:<br />
Auf dem Bild von links:<br />
Wolfgang Stämpfli<br />
Prozessfachmann<br />
Fabian Tschäppät<br />
dipl. Techniker HF<br />
Energie und Umwelt<br />
Bruno Henzi<br />
dipl. Techniker HF<br />
Unternehmensprozesse<br />
Giacomo D’Onofrio<br />
dipl. NDS HF Betriebswirtschaft<br />
Nicht anwesend:<br />
Philipp Omlin<br />
Logistikfachmann<br />
Foto: Horst Schmid
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38 Inside sfb<br />
AUSGEZEICHNET<br />
IM JANUAR <strong>2019</strong><br />
FOLGENDE ABSOLVENTINNEN UND<br />
ABSOLVENTEN DURFTEN AN DER DIPLOMFEIER<br />
VOM 11. JANUAR <strong>2019</strong> EINE<br />
AUSZEICHNUNG ENTGEGENNEHMEN:<br />
Auf dem Bild von links:<br />
Thomas Canonica<br />
Prozessfachmann<br />
Manuel Felder<br />
Automatikfachmann<br />
Michael Surber<br />
Techniker HF Automation<br />
Silvana Grob<br />
Technikerin HF<br />
Unternehmensprozesse<br />
Nicht anwesend:<br />
Timothy Höhn<br />
Techniker HF Energie und Umwelt<br />
Jonas Bucher<br />
Techniker HF Automation<br />
Irene Reber<br />
Logistikfachfrau<br />
Foto: Horst Schmid
Inside sfb<br />
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Bildungszentrum<br />
für Technologie<br />
und Management<br />
‹‹ Damit ich und<br />
die Umwelt eine<br />
bessere Zukunft<br />
haben.››<br />
Oliver Kämpf,<br />
Techniker HF Energie<br />
und Umwelt<br />
Höhere Fachschule. www.sfb.ch