Whitepaper_Der Antriebsstrang in der Transformation_SEG Automotive

27.02.2019 Aufrufe

1. Management Summary I. Globaler PKW-Markt im Überblick: Elektromobilität wächst exponentiell – der Absatz stieg 2017 um 78% gegenüber Vorjahr auf 668.000 E-PKW. Trotzdem lag der Marktanteil an den Neuzulassungen 2017 nur bei 0,8 %. Auch im Fahrzeugbestand von 1 Mrd. PKW weltweit spielen Elektroautos mit rund 2 Mio. Stück aktuell noch eine untergeordnete Rolle. Insgesamt wurden 2017 gut 86 Mio. PKW abgesetzt, 2,4% mehr als im Vorjahr. Der Antrieb mit der höchsten leistungsspezifischen CO 2 -Emission, der Benziner, hat dabei mit 62 Mio. Fahrzeugen bei weitem den größten Anteil. Der Diesel dagegen, hinsichtlich CO 2 -Emissionen der deutlich effizientere Verbrennungsmotor, ist global weiter in der Krise (Absatz 14 Mio. Fahrzeuge in 2017). Parallel ist ein starker Anstieg der schweren und energiehungrigen SUVs zu verzeichnen – mittlerweile entfällt rund jede dritte PKW-Neuzulassung auf diese Fahrzeugkategorie. 1 Mehr Informationen siehe Kapitel 3.1. II. Status Quo Elektrifizierung: Der Druck auf einen Ausbau der Elektromobilität und damit die Automobilhersteller nimmt zu, sowohl aus der Gesellschaft als auch durch die Politik hinsichtlich immer stringenterer CO 2 -Vorgaben und punktueller Fahrverbote. Allerdings sind hier starke regionale Unterschiede zu berücksichtigen, vor allem bei Gesetzgebung (Grenzwerte, Subventionen) und der verfügbaren Ladeinfrastruktur. Mögliche Käufer lassen sich aktuell vielfach noch von praktischen Bedenken (v.a. Ladezeiten und Reichweiten) sowie höheren Anschaffungskosten bremsen. Letztere liegen insbesondere an der momentan noch sehr kostenintensiven Batterieproduktion, bei der im Vergleich zu Verbrennungsmotoren pro Fahrzeug außerdem mehrere Tonnen an zusätzlichem CO 2 freigesetzt werden. 2 Engpässe bei der Batterieproduktion und den entsprechenden Rohstoffen könnten die Verbreitung der Elektromobilität ebenfalls verlangsamen. Mehr Informationen siehe Kapitel 3.2. Auch auf Grund dieser Kombination aus Treibern und Bremsern der Elektrifizierung rechnen Experten damit, dass auch 2025 noch rund 85% der Fahrzeuge mit einem Verbrennungsmotor verkauft werden (vgl. Seite 11). 3 III. Antriebstechnologien im Vergleich: Die Frage: „Welche Antriebstechnologie ist aktuell am sinnvollsten?“ lässt sich nicht pauschal beantworten – denn es gibt zwei ganz unterschiedliche Blickwinkel: 1. Die Umweltperspektive, bei der auch die gewaltigen regionalen Unterschiede hinsichtlich der Stromgewinnung berücksichtigt werden müssen. 2. Die Käuferperspektive, bei der vor allem Kosten/Nutzen und Komfort eine Rolle spielen. a. Umweltperspektive: EVs können sich positiv, aber auch negativ, auf das Klima auswirken Benziner PHEV EV 48V-Diesel-Hybrid -90% -80% -70% -60% -50% -40% -30% -20% -10% 0% +10% +20% +30% +40% CO 2 Emissionen im laufenden Betrieb* CO 2 Emissionen über Fahrzeug-Lebenszeit** Diesel * Einsparung bzw. zusätzlicher CO2-Ausstoß im laufenden Betrieb inklusive Emissionen für Bereitstellung des Kraftstoffs („Well to Wheel“) im Vergleich zu einem Dieselfahrzeug ähnlicher Ausführung. Schwankungen ergeben sich durch den unterschiedlichen Strommix in verschiedenen Ländern. Quellen und mehr Information in Kapitel 4.1. ** Einsparung bzw. zusätzlicher CO2-Ausstoß über die gesamte Lebenszeit inklusiv Herstellung und Recycling („Cradle to Grave“) im Vergleich zu einem Dieselfahrzeug ähnlicher Ausführung. Angenommene Laufzeit von 50.000 km für Kompaktwagen und 150.000 km für andere Fahrzeugklassen. Schwankungen ergeben sich durch den unterschiedlichen Strommix in verschiedenen Ländern. Quellen und mehr Information in Kapitel 4.1. Elektrofahrzeuge können schon heute einen signifikanten Beitrag zum Klimaschutz leisten. In Ländern, die ihren Strom nur zu geringem Anteil aus fossilen Brennstoffen generieren, spart ein EV gegenüber einem effizienten Verbrenner über den gesamten Lebenszyklus mehr als 50 % der CO 2 -Emissionen ein. Der Fall ist dies beispielsweise im Atomstrom-dominierten Frankreich und auch in Norwegen, das fast seinen ganzen Strom aus Wasserkraft gewinnt. 4 In vielen Schlüsselmärkten, wie USA, Indien, China, aber auch in Deutschland, wird dagegen bei der Stromproduktion so viel CO 2 ausgestoßen, dass sich reine Elektrofahrzeuge oder auch PHEVs im Vergleich zu einem effizienten Verbrenner auch auf lange Sicht nur eingeschränkt lohnen bzw. sich zum Teil sogar negativ auf das Klima auswirken. Denn global kamen 2017 erst 26% der Energie für EVs aus erneuerbaren Quellen, bis 2022 wird ein Anstieg auf 30% erwartet. 5 Selbst 2040 werden laut aktuellen Prognosen erst 31% des weltweiten Strombedarfs über erneuerbare Energie gedeckt werden. 6 Referenzwert In Ländern, welche ihren Strom vorwiegend aus fossilen Brennstoffen gewinnen, ist damit auch perspektivisch ein 48V-Hybrid die klimafreundlichste Lösung – diese Technologie macht Verbrenner zu Mildhybriden, indem sie Bremskraft rekuperiert und diese für Kraftstoffeinsparungen in Höhe von bis zu 15% sowie ein leistungsfähigeres Bordnetz nutzt. Mehr Informationen zur Umweltperspektive siehe Kapitel 4.1.; für mehr Details zu 48V siehe Kapitel 5. 1 2 3 4 5 6 jato.com ivl.se iea.org theicct.org iea.org eia.gov 4 5

1. Management Summary<br />

I. Globaler PKW-Markt im Überblick:<br />

Elektromobilität wächst exponentiell – <strong>der</strong> Absatz stieg 2017 um 78% gegenüber Vorjahr auf<br />

668.000 E-PKW. Trotzdem lag <strong>der</strong> Marktanteil an den Neuzulassungen 2017 nur bei 0,8 %. Auch<br />

im Fahrzeugbestand von 1 Mrd. PKW weltweit spielen Elektroautos mit rund 2 Mio. Stück aktuell<br />

noch e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle.<br />

Insgesamt wurden 2017 gut 86 Mio. PKW abgesetzt, 2,4% mehr als im Vorjahr. <strong>Der</strong> Antrieb mit<br />

<strong>der</strong> höchsten leistungsspezifischen CO 2<br />

-Emission, <strong>der</strong> Benz<strong>in</strong>er, hat dabei mit 62 Mio. Fahrzeugen<br />

bei weitem den größten Anteil. <strong>Der</strong> Diesel dagegen, h<strong>in</strong>sichtlich CO 2<br />

-Emissionen <strong>der</strong> deutlich<br />

effizientere Verbrennungsmotor, ist global weiter <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krise (Absatz 14 Mio. Fahrzeuge <strong>in</strong><br />

2017). Parallel ist e<strong>in</strong> starker Anstieg <strong>der</strong> schweren und energiehungrigen SUVs zu verzeichnen<br />

– mittlerweile entfällt rund jede dritte PKW-Neuzulassung auf diese Fahrzeugkategorie. 1<br />

Mehr Informationen siehe Kapitel 3.1.<br />

II. Status Quo Elektrifizierung:<br />

<strong>Der</strong> Druck auf e<strong>in</strong>en Ausbau <strong>der</strong> Elektromobilität und damit die Automobilhersteller nimmt zu,<br />

sowohl aus <strong>der</strong> Gesellschaft als auch durch die Politik h<strong>in</strong>sichtlich immer str<strong>in</strong>genterer CO 2<br />

-Vorgaben<br />

und punktueller Fahrverbote.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d hier starke regionale Unterschiede zu berücksichtigen, vor allem bei Gesetzgebung<br />

(Grenzwerte, Subventionen) und <strong>der</strong> verfügbaren Lade<strong>in</strong>frastruktur. Mögliche Käufer<br />

lassen sich aktuell vielfach noch von praktischen Bedenken (v.a. Ladezeiten und Reichweiten)<br />

sowie höheren Anschaffungskosten bremsen. Letztere liegen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e an <strong>der</strong> momentan<br />

noch sehr kosten<strong>in</strong>tensiven Batterieproduktion, bei <strong>der</strong> im Vergleich zu Verbrennungsmotoren<br />

pro Fahrzeug außerdem mehrere Tonnen an zusätzlichem CO 2<br />

freigesetzt werden. 2 Engpässe<br />

bei <strong>der</strong> Batterieproduktion und den entsprechenden Rohstoffen könnten die Verbreitung <strong>der</strong><br />

Elektromobilität ebenfalls verlangsamen.<br />

Mehr Informationen siehe Kapitel 3.2.<br />

Auch auf Grund dieser Komb<strong>in</strong>ation aus Treibern und Bremsern <strong>der</strong> Elektrifizierung rechnen Experten<br />

damit, dass auch 2025 noch rund 85% <strong>der</strong> Fahrzeuge mit e<strong>in</strong>em Verbrennungsmotor<br />

verkauft werden (vgl. Seite 11). 3<br />

III. Antriebstechnologien im Vergleich:<br />

Die Frage: „Welche Antriebstechnologie ist aktuell am s<strong>in</strong>nvollsten?“ lässt sich nicht pauschal<br />

beantworten – denn es gibt zwei ganz unterschiedliche Blickw<strong>in</strong>kel:<br />

1. Die Umweltperspektive, bei <strong>der</strong> auch die gewaltigen regionalen Unterschiede h<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> Stromgew<strong>in</strong>nung berücksichtigt werden müssen.<br />

2. Die Käuferperspektive, bei <strong>der</strong> vor allem Kosten/Nutzen und Komfort e<strong>in</strong>e Rolle spielen.<br />

a. Umweltperspektive:<br />

EVs können sich positiv, aber auch negativ, auf das Klima auswirken<br />

Benz<strong>in</strong>er<br />

PHEV<br />

EV<br />

48V-Diesel-Hybrid<br />

-90% -80% -70% -60% -50% -40% -30% -20% -10% 0% +10% +20% +30% +40%<br />

CO<br />

2<br />

Emissionen im laufenden Betrieb*<br />

CO 2 Emissionen über Fahrzeug-Lebenszeit**<br />

Diesel<br />

* E<strong>in</strong>sparung bzw. zusätzlicher CO2-Ausstoß im laufenden Betrieb <strong>in</strong>klusive Emissionen für Bereitstellung des<br />

Kraftstoffs („Well to Wheel“) im Vergleich zu e<strong>in</strong>em Dieselfahrzeug ähnlicher Ausführung. Schwankungen ergeben<br />

sich durch den unterschiedlichen Strommix <strong>in</strong> verschiedenen Län<strong>der</strong>n. Quellen und mehr Information <strong>in</strong> Kapitel 4.1.<br />

** E<strong>in</strong>sparung bzw. zusätzlicher CO2-Ausstoß über die gesamte Lebenszeit <strong>in</strong>klusiv Herstellung und Recycl<strong>in</strong>g<br />

(„Cradle to Grave“) im Vergleich zu e<strong>in</strong>em Dieselfahrzeug ähnlicher Ausführung. Angenommene Laufzeit von 50.000<br />

km für Kompaktwagen und 150.000 km für an<strong>der</strong>e Fahrzeugklassen. Schwankungen ergeben sich durch den unterschiedlichen<br />

Strommix <strong>in</strong> verschiedenen Län<strong>der</strong>n. Quellen und mehr Information <strong>in</strong> Kapitel 4.1.<br />

Elektrofahrzeuge können schon heute e<strong>in</strong>en signifikanten Beitrag zum Klimaschutz leisten. In<br />

Län<strong>der</strong>n, die ihren Strom nur zu ger<strong>in</strong>gem Anteil aus fossilen Brennstoffen generieren, spart e<strong>in</strong><br />

EV gegenüber e<strong>in</strong>em effizienten Verbrenner über den gesamten Lebenszyklus mehr als 50 % <strong>der</strong><br />

CO 2<br />

-Emissionen e<strong>in</strong>. <strong>Der</strong> Fall ist dies beispielsweise im Atomstrom-dom<strong>in</strong>ierten Frankreich und<br />

auch <strong>in</strong> Norwegen, das fast se<strong>in</strong>en ganzen Strom aus Wasserkraft gew<strong>in</strong>nt. 4 In vielen Schlüsselmärkten,<br />

wie USA, Indien, Ch<strong>in</strong>a, aber auch <strong>in</strong> Deutschland, wird dagegen bei <strong>der</strong> Stromproduktion<br />

so viel CO 2<br />

ausgestoßen, dass sich re<strong>in</strong>e Elektrofahrzeuge o<strong>der</strong> auch PHEVs im Vergleich zu<br />

e<strong>in</strong>em effizienten Verbrenner auch auf lange Sicht nur e<strong>in</strong>geschränkt lohnen bzw. sich zum Teil<br />

sogar negativ auf das Klima auswirken.<br />

Denn global kamen 2017 erst 26% <strong>der</strong> Energie für EVs aus erneuerbaren Quellen, bis 2022 wird<br />

e<strong>in</strong> Anstieg auf 30% erwartet. 5 Selbst 2040 werden laut aktuellen Prognosen erst 31% des weltweiten<br />

Strombedarfs über erneuerbare Energie gedeckt werden. 6<br />

Referenzwert<br />

In Län<strong>der</strong>n, welche ihren Strom vorwiegend aus fossilen Brennstoffen gew<strong>in</strong>nen, ist damit<br />

auch perspektivisch e<strong>in</strong> 48V-Hybrid die klimafreundlichste Lösung – diese Technologie macht<br />

Verbrenner zu Mildhybriden, <strong>in</strong>dem sie Bremskraft rekuperiert und diese für Kraftstoffe<strong>in</strong>sparungen<br />

<strong>in</strong> Höhe von bis zu 15% sowie e<strong>in</strong> leistungsfähigeres Bordnetz nutzt.<br />

Mehr Informationen zur Umweltperspektive siehe Kapitel 4.1.; für mehr Details zu 48V siehe Kapitel 5.<br />

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