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Whitepaper_Der Antriebsstrang in der Transformation_SEG Automotive

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4. Etablierte Antriebstechnologien<br />

im Vergleich<br />

Welche Antriebstechnologie ist die beste Wahl, wenn man heute e<strong>in</strong> Auto kauft? Diese augensche<strong>in</strong>lich<br />

e<strong>in</strong>fache Frage erweist sich als äußerst komplex – und muss anhand zweier Dimensionen<br />

beantwortet werden:<br />

1. Was ist die beste Lösung für die Umwelt?<br />

2. Nach welchen Hauptkriterien entscheidet <strong>der</strong> Verbraucher?<br />

Insgesamte CO 2<br />

Emissionen im laufenden Betrieb<br />

EV<br />

PHEV<br />

Benz<strong>in</strong>-Mildhybrid<br />

Erdgas<br />

Diesel<br />

Dazu kommt, dass sich diese Fragen nicht pauschal beantworten lassen, da sie vom Umfeld<br />

des Käufers abhängen – v.a. von se<strong>in</strong>em Heimatland (und damit dem Strommix) und dem E<strong>in</strong>satzzweck<br />

des Fahrzeugs (z.B. als Zweitauto für die Stadt o<strong>der</strong> als Erstauto mit hohem Anteil<br />

an Überlandverkehr). Im Folgenden werden daher die Umwelt- und Käuferperspektive separat<br />

betrachtet.<br />

Benz<strong>in</strong>er<br />

0 25 50 75 100 125 150 175 200 225 250<br />

CO 2 g/km<br />

Quelle: Applied Energy / Research Gate 27<br />

4.1 Umweltperspektive<br />

„Well to Wheel“ Berechnung CO 2<br />

-Emissionen im laufenden Betrieb 2016 pro Kilometer <strong>in</strong> den Län<strong>der</strong>n USA, Ch<strong>in</strong>a,<br />

Brazilien, Frankreich und Italien – ausgewiesen ist die Bandbreite vom jeweils emissionsärmsten bis zum emissionsreichsten<br />

Landeswert.<br />

E<strong>in</strong> unbestreitbarer Vorteil vollelektrischer Antriebskonzepte gegenüber Verbrennungsmotoren<br />

ist <strong>der</strong> Entfall <strong>der</strong> lokalen Schadstoffbelastung. Für große Ballungsräume weltweit kann dies <strong>der</strong><br />

wesentliche Faktor se<strong>in</strong>.<br />

Mit Blick auf die Gesamtklimabilanz h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> CO 2<br />

-Emissionen fällt das Ergebnis nicht unbed<strong>in</strong>gt<br />

so e<strong>in</strong>deutig für die Elektrifizierung aus. Dabei gibt es zwei Faktoren:<br />

In Frankreich (hoher Anteil an Atomstrom) und Brasilien (hoher Anteil an erneuerbaren Energien<br />

und Biomasse) erzeugen E-Autos pro Kilometer Laufleistung nur rund 1/10 des CO 2<br />

-Ausstoßes<br />

konventioneller Antriebe. In Ch<strong>in</strong>a dagegen ist durch den hohen Kohleanteil im Strommix von<br />

den verglichenen Antriebstechnologien e<strong>in</strong> Benz<strong>in</strong>-Mildhybrid die effizienteste Lösung. 27 E<strong>in</strong><br />

48V-Diesel-Hybrid würde durch den niedrigeren Ausgangswert mit e<strong>in</strong>er vergleichbaren E<strong>in</strong>sparung<br />

noch etwas besser abschneiden.<br />

1) Die CO 2<br />

-Emissionen aus dem laufenden Betrieb pro km Fahrleistung<br />

(„Well to Wheel“ Analyse)<br />

2) Die CO 2<br />

-Emissionen, welche bei <strong>der</strong> Fahrzeugherstellung und -entsorgung anfallen<br />

Führt man diese beiden Werte zusammen, erhält man e<strong>in</strong>e „Cradle-to-Grave“ Betrachtung für<br />

das Fahrzeug, also e<strong>in</strong>e realistische Abschätzung über die Gesamtemissionen über die Lebensdauer<br />

des Fahrzeuges.<br />

Zu ähnlichen Ergebnissen kam <strong>der</strong> Global EV Outlook 2017 3<br />

<strong>der</strong> IEA (International Energy Agency):<br />

“Well-to-Wheel” Emissionen, 2015 und 2030<br />

300<br />

Benz<strong>in</strong>er<br />

4.1.1 CO 2<br />

Emissionen im laufenden Betrieb<br />

(„Well to Wheel“ Analyse)<br />

EVs fahren emissionsfrei. Im Idealfall kommt auch <strong>der</strong> Strom für den elektrischen Antrieb aus regenerativen<br />

Energiequellen – sonst werden die CO 2<br />

-Emissionen nur von <strong>der</strong> Straße <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Kohle-Kraftwerk<br />

verlagert. Was im E<strong>in</strong>zelfall auf <strong>in</strong>dividueller Ebene gut funktionieren kann, wenn<br />

etwa das E-Auto tagsüber im Betrieb mit Solarstrom aus dem hauseigenen Kollektor geladen<br />

wird, ist aus gesamtgesellschaftlicher Sicht schwierig zu erreichen. In Deutschland etwa kamen<br />

im Jahr 2017 nur rund 38% des Stroms aus regenerativen Quellen– davon knapp 4% aus Wasserkraft.<br />

25 Zum Vergleich: Norwegen hat fast 100% Wasserkraftanteil an <strong>der</strong> Stromerzeugung. 26<br />

g CO<br />

2<br />

/km<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Frankreich USA Ch<strong>in</strong>a Japan Europa<br />

Quelle: IEA Global EV Outlook 2017 3<br />

2015<br />

2015<br />

2030<br />

Benz<strong>in</strong>-Hybrid<br />

Diesel<br />

PHEV<br />

EV<br />

2030 RTS<br />

2030 2DS<br />

Je nach Energiemix des jeweiligen Landes produzieren EVs im laufenden Betrieb daher unter<br />

Umständen sogar mehr CO 2<br />

als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale Studie<br />

analysierte dazu die Märkte USA, Ch<strong>in</strong>a, Brasilien, Frankreich und Italien, die e<strong>in</strong>en sehr unterschiedlichen<br />

Strommix aufweisen – vom fast emissionsfreien, Atomkraft-dom<strong>in</strong>ierten Frankreich<br />

bis zum Kohlestrom-Land Ch<strong>in</strong>a. Dabei wurden die Energieaufwände für die Bereitstellung<br />

(also z.B. Herstellung und Transport des Kraftstoffes) mite<strong>in</strong>kalkuliert.<br />

Auch hier zeigen sich starke lokale Unterschiede und <strong>der</strong> Vorteil von Hybriden gegenüber herkömmlichen<br />

Verbrennern: In Ch<strong>in</strong>a s<strong>in</strong>d sie im laufenden Betrieb die effizienteste Wahl, <strong>in</strong> USA<br />

und Japan nur knapp h<strong>in</strong>ter PHEV und EV. Hier wurde zudem betrachtet, wie sich <strong>der</strong> technologische<br />

Fortschritt und die erwartete Verbesserung des Strommixes mittelfristig auf die Well-to-<br />

Wheel Emissionen auswirken könnten. Dabei ist offenbar zu erwarten, dass sich die Verbesserungen<br />

bei allen Antriebstechnologien <strong>in</strong> gCO 2<br />

/km bis 2030 <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a, USA und Japan <strong>in</strong> etwa die<br />

Waage halten.<br />

25 26 27<br />

ise.fraunhofer.de iea.org researchgate.net<br />

18 19

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