Seelen im Nebel: Band 2 "Der Verrat"

Dienstag, 20. März 1708
Elisabeth traute ihren Augen nicht, als sie bereits durch
die kleinen, gefassten Glasscheiben der Eingangstür einen
Herrn in der ihr bekannten militärischen Uniform erblickte.
Sie öffnete sehr vorsichtig und der Mann in dem Rock eines
schwedischen Wachmannes grüßte mit einem Kopfnicken.
»Seid Ihr Elisabeth Hennings?«, fragte er in perfektem
Deutsch.
Sie nickte wortlos und erkannte, dass der Mann ein
Päckchen hielt, das nicht größer als eine Kinderhand war.
»Ich habe eine Sendung unseres Kommandanten
für Euch! Ihr müsst hier nur den Empfang mit Eurer
Unterschrift bestätigen.« Er zog einen dunklen Lederordner
unter seinem Arm hervor.
Elisabeth zeigte sich zutiefst verwirrt. Eine Sendung von
Liam? Direkt ins Haus?, durchschoss es sie siedend heiß.
Noch immer fand sie zu keinem Wort, ließ aber den Boten
mit einer Handbewegung zur Wohnküche hin eintreten,
denn ein Unterzeichnen vor der Tür war nicht möglich.
Mit vor Aufregung verunsicherten Händen suchte
sie nach ihrer Schreibfeder und dem Tintenglas. Der
Wachmann aus dem Kommandantenhaus legte das
Päckchen und die aufgeklappte Ledermappe auf den Tisch
und zeigte sich äußerst zurückhaltend. Mit viel Umstand
schaffte es Elisabeth, ihren Namen zitternd und in kaum
leserlicher Schrift auf die vorgesehene Stelle des Papiers, das
tatsächlich Liams Siegel trug, zu setzen.
Der Soldat schloss daraufhin sogleich den Ordner und
verabschiedete sich.
Elisabeth fühlte sich in ihrer Verwirrtheit wie zu Stein
erstarrt. Gerade war ein schwedischer Soldat in ihrem Haus!
Etwas, das Großmutter gewiss erschüttert hätte! Dazu kam
er als Bote von der obersten Stelle der Stadtverwaltung:
vom Gouverneur der Garnison – ihrem Liam Lindkvist.
Einem Schweden, den sie ins Herz geschlossen hatte. Doch
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