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echtsprechung<br />
rechtsprechung<br />
INFORMATIONSDIENST 12 | 2018<br />
DEFINTION<br />
Nachtarbeit ist die<br />
Zeit zwischen 23 Uhr<br />
<strong>und</strong> 6 Uhr. Nachtarbeit<br />
liegt vor, wenn<br />
während die ser Zeit<br />
mehr als 2 St<strong>und</strong>en<br />
gearbeitet wird<br />
(§ 2 ArbZG).<br />
HINTERGRUND<br />
Sofern nicht – wie<br />
häufig – Tarif verträge<br />
Ausgleichsregel<br />
ungen vorsehen,<br />
greift der<br />
wichtige § 6 ArbZG.<br />
Er sieht vor, dass der<br />
Arbeitnehmer für<br />
die »während der<br />
Nachtzeit geleisteten<br />
Arbeitsst<strong>und</strong>en<br />
einen angemessenen<br />
Zuschlag auf<br />
sein Bruttogehalt«<br />
oder entsprechend<br />
eine Anzahl freier<br />
Tage erhält.<br />
Nachtarbeit bringt 25 Prozent mehr<br />
LAG Mecklenburg-Vorpommern 27.6.2018 – 3 Sa 226/17<br />
arbeitszeit Der Nachtarbeitszuschlag beträgt mindestens 25 Prozent auf den Brutto-<br />
St<strong>und</strong>enlohn oder die entsprechende Zahl freier Tage. Ein Absenken des Zuschlags ist<br />
nur ausnahmsweise möglich, beispielsweise bei Arbeitsbereitschaft in der Nacht.<br />
Eine examinierte Altenpflegerin ist seit über<br />
20 Jahren in der Seniorenbetreuung in einem<br />
privaten Pflegedienst beschäftigt. Für<br />
35 Wochenst<strong>und</strong>en erhält sie einen Bruttolohn<br />
von 2.041 €. Sie arbeitet im Schichtdienst,<br />
für die zu leistenden St<strong>und</strong>en während<br />
des Nachtdienstes erhält die Pflegerin<br />
einen Zuschlag von 1,08 pro St<strong>und</strong>e, was<br />
etwa 10 % des Bruttolohns beträgt. Sie verlangt<br />
die üblichen 25 % Zuschlag. Ihr Arbeitgeber<br />
hält diesen nicht für gerechtfertigt,<br />
da in der Nachtschicht nur die die notwendigen,<br />
zwingend nachts zu erledigenden<br />
Tätigkeiten durchzuführen seien. Er ist der<br />
Meinung, der Zuschlag von 25 % sei nur zu<br />
gewähren, wenn auch Arbeiten auszuführen<br />
seien, die nicht zwingend nachts zu erfolgen<br />
hätten, sondern auch tagsüber erledigt werden<br />
könnten.<br />
Das sagt das Gericht<br />
Das Gericht gab der Klägerin Recht <strong>und</strong> verwies<br />
auf die inzwischen gefestigte Rechtsprechung<br />
des BAG zur Nachtarbeit. Diese sieht<br />
einen Zuschlag in Höhe von 25 % auf den<br />
jeweiligen Bruttost<strong>und</strong>enlohn als angemessenen<br />
Ausgleich an. Bei Dauernachtarbeit<br />
oder besonderen zusätzlichen Belastungen<br />
während der Nachtarbeit können sogar 30 %<br />
angemessen sein. Eine Absenkung sei zwar<br />
möglich, allerdings nur, wenn die Belastung<br />
durch die Nachtarbeit im Vergleich zum Üblichen<br />
geringer ist. Dies könne gegeben sein,<br />
wenn in die Nachtschicht in nicht unerheblichem<br />
Umfang Arbeitsbereitschaft fällt oder es<br />
sich um einen nächtlichen Bereitschaftsdienst<br />
handelt, bei dem von vornherein von einer geringeren<br />
Arbeitsbelastung auszugehen ist.<br />
Im konkreten Fall war nicht erkennbar,<br />
dass ihre Nachtarbeit vor allem durch »Bereitschaftszeiten«<br />
mit geringerer Belastung<br />
geprägt war. Als alleinig Verantwortliche war<br />
sie im Gegenteil stets besonderer Verantwortung<br />
<strong>und</strong> einem besonderen physischen<br />
Druck ausgesetzt. Die Absenkung des Zuschlags<br />
ist daher nicht angemessen.<br />
Das bedeutet die Entscheidung für Sie<br />
Nachtarbeit schädigt die Ges<strong>und</strong>heit, weil sie<br />
den natürlichen Lebensrhythmus stört. Daher<br />
bedarf sie besonderer Schutzregelungen.<br />
Häufig enthalten Tarifverträge solche Ausgleichregelungen.<br />
Ist der Arbeitgeber nicht<br />
tarifgeb<strong>und</strong>en oder fehlt in einem Tarifvertrag<br />
eine abschließende Regelung, sollten Regelungen<br />
in einer Betriebsvereinbarung getroffen<br />
werden. v<br />
Bettina Frowein, Juristin, Programmleitung,<br />
B<strong>und</strong>-Verlag Frankfurt am Main.<br />
12<br />
IMPRESSUM<br />
<strong>Arbeitsschutz</strong> <strong>und</strong> <strong>Mitbestimmung</strong><br />
Redaktion: Bettina Frowein,<br />
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Kontakt: redaktion@aum-web.de<br />
Autoren: Bettina Frowein, Claudia<br />
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