Develop³ Systems Engineering 02.2015
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02 2015<br />
Dr. David Endler,<br />
<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> Consultant<br />
„Im kleinen Team<br />
zunächst Grundlagen<br />
legen und Anforderungen<br />
klären.“<br />
Anwendungen Seite 64<br />
Interdisziplinäre Produktentwicklung in der Praxis<br />
Intelligenz in die<br />
Maschine bringen<br />
Methoden Seite 32<br />
Im Überblick: Die<br />
Sicht von Forschern<br />
Menschen ab Seite 20<br />
Titelstory Seite 36<br />
Automatisierer<br />
fokussiert ganzheitliches<br />
<strong>Engineering</strong>
Qualifiziert. Belastbar. Ausdauernd.
EDITORIAL<br />
Das <strong>Engineering</strong> aus der<br />
„Steuerungsecke“ herausholen<br />
Obwohl es einen Weg in die Zukunft weist, ist<br />
<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> auch als Begriff in den<br />
Entwicklungs- und Konstruktionsabteilungen<br />
der Maschinen- und Anlagenbauer bisher<br />
kaum gegenwärtig. In der Praxis ist es noch<br />
immer üblich, bei der Konstruktion neuer Maschinen<br />
sequenziell vorzugehen. Ein neues<br />
Projekt beginnt mit der Mechanik-Konstruktion<br />
gefolgt von Zusammenbau, der Beschaffung<br />
der Automatisierungs-Komponenten und<br />
der Programmierung der Steuerungen. Dabei<br />
arbeiten die klassischen <strong>Engineering</strong>-Disziplinen<br />
nacheinander ihre Aufgaben ab. Um das<br />
effektiv tun zu können, müssen die Daten<br />
durchgängig sein. In jedem Fall ist diese Arbeitsweise<br />
aber zeitintensiv.<br />
Da es als wesentliche Herausforderung gilt,<br />
mit neuen Maschinengenerationen schneller<br />
am Markt zu sein, gehört die Zukunft einem<br />
veränderten Ansatz. Die Basis dafür könnten<br />
mechatronisch definierte Komponenten bilden,<br />
die in Zusammenarbeit der Mitarbeiter<br />
aus den klassischen <strong>Engineering</strong>-Disziplinen<br />
Mechanik-Konstruktion, Fluidtechnik, Automatisierung<br />
und Softwareentwicklung entstehen.<br />
Solche Einheiten lassen sich dann einfach<br />
zu kompletten Anlagen kombinieren. Erforderlich<br />
ist es dazu, bestehende Maschinen und<br />
Anlagen in solche mechatronischen Einheiten<br />
zu gliedern. Notwendig ist es letztendlich aber<br />
auch, die Grenzen zwischen den klassi-<br />
schen <strong>Engineering</strong>-Disziplinen aufzulösen.<br />
Wie das in Zukunft möglich ist, verdeutlicht unter<br />
anderem der Titelbeitrag der Ihnen vorliegenden<br />
zweiten Ausgabe der develop 3 systems<br />
engineering. Das Unternehmen Bachmann<br />
electronic schildert darin, wie ein ganzheitlicher<br />
Ansatz mit Hilfe mechatronischer<br />
Komponenten und entsprechend integrierter<br />
Software-Module dabei helfen kann, den gesamten<br />
Konstruktionsprozess zu vereinfachen<br />
und am Ende den erforderlichen Code für die<br />
Steuerungsprogrammierung zu generieren.<br />
Einer der wesentlichen Schritte muss also darin<br />
bestehen, das <strong>Engineering</strong> weiter zu fassen<br />
und aus der „Steuerungsecke“ heraus zu holen.<br />
Zu den Aufgaben gehört es dabei auch, die<br />
konventionellen Konstruktionsabteilungen für<br />
die Mechanik und die E-Technik sowie die Softwareprogrammierung<br />
zu verändern und ein<br />
<strong>Engineering</strong>-Tool zu schaffen, das diesen ganzheitlichen<br />
Systemgedanken unterstützt. Denn:<br />
Vom Beherrschen der Komplexität und von der<br />
Leistungsfähigkeit des <strong>Engineering</strong>s hängt<br />
letztendlich der Erfolg der Fabrik der Zukunft<br />
ab.<br />
Dipl.-Ing. Andreas Gees<br />
Stellvertretender Chefredakteur<br />
develop 3 systems engineering<br />
andreas.gees@konradin.de<br />
deve lo p 3 systems engineering 02 2015 3
Inhalt 02 2015<br />
TITELSTORY<br />
Mechanik und Elektronik wachsen zusammen<br />
Ganzheitliches <strong>Engineering</strong><br />
Mit <strong>Engineering</strong>-Software für den mechatronischen Ansatz<br />
denkt der Automatisierer Bachmann electronic weit in die<br />
Zukunft. Die Idee ist, die vielen heute bereits intern genutzten<br />
IT-spezifischen Funktionalitäten auch Maschinen-<br />
Konstrukteuren zur Verfügung zu stellen.<br />
64<br />
Mit einem kleinen Team, das Anforderungen<br />
klärt und damit die Grundlagen legt,<br />
hat der SE-Consultant Dr. David Endler<br />
gute Erfahrungen gemacht.<br />
50<br />
Industrie 4.0 fängt im netzwerkfähigen Lager an:<br />
SKF testet in mehreren Branchen eine innovative<br />
Lösung für das Lagerzustandsmanagement, basierend<br />
auf drahtlosen, intelligenten Minisensoren.<br />
Menschen und Unternehmen<br />
Meldungen<br />
Neue IoT-Plattform-Version verfügbar .............................................6<br />
Security Threat Report 2015: Schnittstellen als Angriffsziele ......... 6<br />
Industrie 4.0 rechnet sich für KMU .................................................7<br />
Veranstaltungen<br />
ENGINEERING CAMPUS: ‚Input‘<br />
für innovativ denkende Konstruktionsverantwortliche ................. 10<br />
Achema 2015 – international, interdisziplinär, innovativ .............. 12<br />
Stuttgarter Symposium für Produktentwicklung 2015 .................14<br />
Neuer Fachkongress bietet Diskussionsforum für Industrie 4.0 ...16<br />
Unternehmen<br />
Maschinenbau auf Kurs 4.0 .......................................................... 18<br />
Dassault Systèmes kündigt Übernahme von Modelon an ........... 19<br />
Köpfe: Wissenschaftler zum Thema <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
Prof. Michael Abramovici, Ruhr-Universität Bochum ................... 20<br />
Prof. Martin Eigner, TU Kaiserslautern ..........................................22<br />
Prof. Jivka Ovtcharova, KIT ........................................................... 24<br />
<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> im Fokus<br />
Aus der Fachgruppe SE: Fit werden für Industrie 4.0 ...................26<br />
Aus der GfSE: Konferenz für <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> ...................... 28<br />
Methoden<br />
SE-Glossar<br />
Teil 2: Prozesse für das <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> .............................. 30<br />
Serie<br />
Intelligenz in die Maschine bringen .............................................. 32<br />
Querblick<br />
Universelle ‚Sprache‘ für Weltraumforschung ............................. 34<br />
46<br />
Mit Maschinen, die parallel zum Produktdesign der<br />
zu verschweißenden Bauteile entwickelt werden,<br />
konnte das kanadische Unternehmen Centerline die<br />
Time-to-Market beschleunigen.<br />
Tools<br />
Controller-Programmierung<br />
Titelstory: Automatisierungssoftware<br />
fokussiert das ganzheitliche <strong>Engineering</strong> ..................................... 36<br />
Product Lifecycle Management<br />
PLM speziell für KMU ................................................................... 40<br />
Fabrikplanung / CAD<br />
Dem Flaschenhals in der Produktion frühzeitig auf der Spur ....... 42<br />
4 develop 3 systems engineering 02 2015
Anwendungen<br />
36<br />
Steuerungstechnik / <strong>Engineering</strong><br />
Produkt und Produktion parallel im Fokus ....................................46<br />
Die Zukunft der Robotik im Rahmen der Industrie 4.0 ................. 49<br />
Mechatronik / Sensorik<br />
Industrie 4.0 fängt im netzwerkfähigen Lager an ......................... 50<br />
Sensorik 4.0 erfordert eine leistungsfähige Kommunikation ........ 52<br />
Leittechnik / Manufacturing Execution <strong>Systems</strong><br />
Aus dem MES D.A.CH Verband ...........................................54<br />
Unterschiedliche Rezepturen jederzeit im Griff .................... 56<br />
Einblicke in Echtzeit ............................................................. 60<br />
Sicherer Kontakt über lange Distanzen ................................ 63<br />
Erfahrungen mit dem <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
„Ein kleines Team sollte die Grundlagen legen“ ................. 64<br />
Rubriken<br />
Editorial ................................................................................... 3<br />
Inserentenverzeichnis ........................................................... 66<br />
Wir berichten über ................................................................ 66<br />
Impressum ............................................................................ 66<br />
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MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
MELDUNGEN<br />
Hyperscale-Datenspeicher, Storage SDK und Sicherheitserweiterungen<br />
Neue IoT-Plattform-Version<br />
verfügbar<br />
Das schnelle Wachstums des IoT-Marktes<br />
erfordert skalierbare Lösungen. Die nun<br />
verfügbare Plattform ThingWorx Version<br />
6.0 erleichtert die Entwicklung entsprechender<br />
Applikationen.<br />
Bei der Anwenderkonferenz LiveWorx 2015<br />
hat PTC die Version 6.0 von ThingWorx vorgestellt.<br />
Mit dem neuesten Release der sicheren<br />
und skalierbaren IoT-Plattform wird die<br />
Entwicklung und Inbetriebnahme von IoT-<br />
Applikationen für Unternehmen weiter vereinfacht.<br />
Aufgrund des schnellen Wachstums<br />
und der zunehmenden Marktreife der<br />
Branche müssen Unternehmen in der Lage<br />
sein, ihre IoT-Lösungen skalierbar zu gestalten.<br />
ThingWorx Version 6.0 beinhaltet die dafür<br />
notwendigen Werkzeuge und Funktionali-<br />
täten. „ThingWorx Version 6.0 setzt bei IoT<br />
neue Maßstäbe in Bezug auf die Skalierbarkeit,<br />
Sicherheit und Erweiterbarkeit“, sagt<br />
Russ Fadel, Präsident von ThingWorx, einem<br />
Unternehmen von PTC. „Die Kombination<br />
von leistungsstarken Verbundfunktionen der<br />
ThingWorx Plattform mit der neuen Datenspeicher-Engine<br />
erlaubt es den Kunden, die<br />
Geoverteilung von Daten zu implementieren.<br />
Damit können sie die Verfügbarkeit, die Einhaltung<br />
von regulatorischen Vorgaben sowie<br />
die Performance optimieren.“<br />
ThingWorx Version 6.0 enthält beispielsweise<br />
folgende Funktionalitäten: Ein Datenspeichermodell<br />
mit Anschlussoption, ein leistungsstarker<br />
Laufzeitdatenspeicher, Erweiterungen<br />
für mehr Produktivität sowie umfangreiche<br />
Sicherheitserweiterungen.<br />
ik<br />
http://de.ptc.com<br />
Bild: PTC<br />
Russ Fadel, Präsident von ThingWorx<br />
Internet Security Threat Report 2015<br />
Schnittstellen als<br />
Angriffsziele<br />
Kommentar von MathWorks zu Industrie 4.0 im Maschinenbau<br />
Maschinensoftware als Wachstumsmotor<br />
Philipp Wallner, Industry<br />
Manager bei<br />
MathWorks, kommentierte<br />
im Vorfeld<br />
der Hannover Messe<br />
2015 die Bedeutung<br />
von Industrie 4.0<br />
Bild: MathWorks<br />
Philipp Wallner, Industry Manager bei Math-<br />
Works, kommentierte im Vorfeld der Hannover<br />
Messe 2015 die Bedeutung von Industrie<br />
4.0: „Der Maschinen- und Anlagenbau im<br />
deutschsprachigen Raum gilt als Innovationsführer<br />
und zeichnet sich unter anderem<br />
durch hohe Produktqualität und Maschineneffizienz<br />
aus. Bisher scheint aber gerade der<br />
klassische Maschinenbau noch nicht auf Industrie<br />
4.0 eingestellt.“ So nehme die Entwicklung<br />
der Maschinenapplikation heute<br />
nur einen kleinen Teil des kompletten Entwicklungsprozesses<br />
ein. Seit einigen Jahren<br />
steige die Bedeutung und Komplexität der<br />
Software allerdings stetig. Software wird<br />
demnach meist noch per Hand programmiert<br />
– in der jeweiligen Entwicklungsumgebung<br />
des SPS-Herstellers. Die Applikation werde<br />
dann häufig nur direkt an der Maschine getestet<br />
statt umfassende, reproduzierbare<br />
Tests in Simulationsumgebungen durchzuführen.<br />
Durch ungenügende Tests komme<br />
es zu Verzögerungen und damit zu einer längeren<br />
Time-to-Market. „Wer sich im Maschinen-<br />
und Anlagenbau von morgen gegen einen<br />
zunehmenden Wettbewerb von Ost und<br />
West behaupten will, muss aktiv daran arbeiten,<br />
Software Design stärker in die eigenen<br />
Entwicklungsprozesse zu integrieren bzw.<br />
diese zu erweitern“, sagt Wallner. Unternehmen<br />
in vergleichsweise jungen Feldern des<br />
Maschinen- und Anlagenbaus wären deutlich<br />
innovativer: So seien Aspekte wie Predictive<br />
Maintenance, kontinuierliche Optimierung<br />
der Produktionsprozesse anhand<br />
der gesammelten Daten, modellbasierte Entwicklungen<br />
von Reglern oder Maschinenabläufen,<br />
etc. in Branchen wie ‚Erneuerbare<br />
Energien‘ oder ‚Energy Storage‘ bereits seit<br />
einigen Jahren sehr erfolgreich im Einsatz. ik<br />
www.mathworks.de<br />
Mit der industriellen Entwicklung zu Industrie<br />
4.0 einher geht eine immer stärkere<br />
Vernetzung. Cyberkriminellen spielt<br />
das in die Hände, denn jede neue<br />
Schnittstelle ist zugleich ein mögliches<br />
Angriffsziel. Das bestätigen auch die Ergebnisse<br />
des aktuellen Internet Security<br />
Threat Report (ISTR) von Symantec: Im<br />
letzten Jahr konzentrierten sich die Cyberangriffe<br />
vor allem auf kleine Unternehmen<br />
bis 250 Mitarbeiter als auch auf<br />
Konzerne mit mehr als 2500 Mitarbeitern.<br />
Hacker versuchten sowohl über<br />
Umwege, sprich die Zulieferer, als auch<br />
direkt Zugang zum Unternehmensnetzwerk<br />
der großen Hersteller zu erlangen.<br />
Darüber hinaus zeigt der Report, dass<br />
beispielsweise die Anzahl gezielter Spear-Phishing-Angriffe<br />
im Vergleich zum<br />
Vorjahr um 8 % zugenommen haben.<br />
Außerdem kommt es zwischen der Erstellung<br />
und dem Ausrollen von Patches<br />
zu Verzögerungen. 2014 benötigten<br />
Softwareunternehmen laut dem Report<br />
im Durchschnitt 59 Tage, um Patches zu<br />
erstellen und zu verteilen. Bis sie in den<br />
Unternehmen ankommen, kann es allerdings<br />
bis zu zwei Monate dauern. ik<br />
www.symantec.com<br />
6 develop 3 systems engineering 02 2015
MELDUNGEN<br />
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
Bild: Software AG<br />
Vernetzungseffekte in der Kosten-Nutzen-Analyse zu wenig beachtet<br />
Industrie 4.0 rechnet sich für KMU<br />
Investitionen in Industrie 4.0 können<br />
sich für kleine und mittelständische<br />
Unternehmen (KMU)<br />
schon innerhalb von zirka 6 Jahren<br />
amortisieren. Zu diesem Ergebnis<br />
kommt eine Studie des Instituts<br />
für Innovation und Technik<br />
(iit) in der VDI/VDE Innovation<br />
und Technik GmbH im Rahmen<br />
der Begleitforschung zum<br />
BMWi-Technologieprogramm<br />
‚Autonomik für Industrie 4.0‘. Sie<br />
zeigt, dass deutsche Unternehmen<br />
durchweg positive Erwartungen<br />
an die Industrie 4.0 haben,<br />
dass derzeit aber vor allem<br />
KMU vielfach zögerlich agieren.<br />
Erforderliche Investitionskosten<br />
werden weitaus höher eingeschätzt,<br />
als das resultierende<br />
Umsatzwachstum. In einem idealtypischen<br />
Modell wird dann in<br />
der Studie die Wirkung von Investitionen<br />
in Industrie 4.0 für<br />
Dr. Harald<br />
Schöning, Vice<br />
President Research<br />
der Software<br />
AG<br />
Die Kopplung der Business-IT<br />
und der Produktions-IT im Zuge<br />
der Industrie 4.0 ermöglicht es<br />
Unternehmen, ihre Wertschöpfung<br />
zentral und übergreifend in<br />
Echtzeit zu steuern und zu optimieren.<br />
Allerdings öffnet sie<br />
auch neue Möglichkeiten für<br />
Spionage- und Sabotageattacken.<br />
Um diesen Gefahren zu begegnen,<br />
reichen die bisherigen,<br />
vorrangig auf die Produktionsstabilität<br />
ausgerichteten Sicherheitskonzepte<br />
des verarbeitenden<br />
Gewerbes oft nicht aus. Ein<br />
Lösungsansatz ist ‚Security by<br />
Design‘ – ein Konzept, das die IT-<br />
Unternehmen in Abhängigkeit<br />
von den sich daraus ergebenden<br />
unterschiedlichen Vernetzungsmöglichkeiten<br />
betrachtet. Insbesondere<br />
für KMU sind demnach<br />
einheitliche Kommunikationsstandards<br />
im Produktionsverbund<br />
die Voraussetzung für eine<br />
Ausschöpfung des Potenzials<br />
von Industrie 4.0.<br />
ik<br />
www.autonomik40.de<br />
Neue Sicherheitskonzepte für vernetzte Produktionsumgebungen<br />
Interdisziplinäre Referenzprojekte als Mittel der<br />
Wahl<br />
Sicherheit bereits in der Entwicklungs-<br />
und Entwurfsphase berücksichtigt.<br />
„Neben Security by<br />
Design bedarf es eines ganzheitlichen<br />
Ansatzes über den gesamten<br />
Lebenszyklus von Produktion<br />
und Produkten hinweg. Davon ist<br />
die Industrie derzeit allerdings<br />
noch weit entfernt“, erklärt Dr.<br />
Harald Schöning, Vice President<br />
Research der Software AG. „Ein<br />
zentraler Baustein der IT-Sicherheit<br />
für Industrie 4.0 wird die Entwicklung<br />
einer branchenunabhängigen<br />
Semantik und entsprechender<br />
IT-Sicherheitsmodelle<br />
sein müssen. Interdisziplinäre<br />
Referenzprojekte sind das Mittel<br />
der Wahl, diesen Prozess voranzutreiben.“<br />
Detaillierter beschreibt<br />
Schöning die Herausforderungen<br />
und Lösungsansätze in<br />
seinem Beitrag ‚IT-Sicherheit in<br />
Industrie 4.0‘, der im Fachbuch<br />
‚Industrie 4.0 – ein praxisorientierter<br />
Ansatz‘ erschienen ist. ik<br />
www.softwareag.com<br />
Bild: Schunk GmbH & Co. KG<br />
Eine Studie des Instituts für Innovation<br />
und Technik zeigt positive und negative<br />
Erwartungen und Einschätzungen<br />
von deutschen Unternehmen in Zusammenhang<br />
mit Industrie 4.0<br />
Über eine Million Artikeldaten im WSCAD- und Eplan-Format<br />
Erfolgreicher Launch der neuen Datenbank<br />
Zur diesjährigen Hannover<br />
Messe hatte die WSCAD<br />
electronic GmbH ihr neues<br />
Datenportal mit über einer<br />
Million Artikeldaten für Nutzer<br />
der beiden E-CAD-Lösungen<br />
WSCAD und Eplan<br />
angekündigt. Schon nach<br />
zwei Tagen hatten sich über<br />
250 Benutzer registriert.<br />
Mittlerweile nähert sich die<br />
Zahl der registrierten Anwender<br />
dem vierstelligen Bereich. Auch<br />
die Hersteller von Komponenten<br />
zeigen Interesse und bringen ihre<br />
Produkte in Form von vorgefertigten<br />
E-CAD-Daten auf die neue<br />
kostenlos.<br />
Plattform: Fast 70.000 neue Artikeldaten<br />
in den Formaten<br />
WSCAD und Eplan haben das<br />
Unternehmen seit dem Launch<br />
erreicht und sind teilweise im<br />
Portal schon verfügbar. Beispielsweise<br />
gibt es 6500 neue Eplan-<br />
Daten der Siemens Energy Management<br />
Division. Insgesamt<br />
ist die Zahl der Artikeldaten auf<br />
nunmehr fast 1,1 Mio. gestiegen.<br />
Sowohl die Registrierung auf der www.wscad.de<br />
Bild: WSCAD electronic<br />
Die schon jetzt steigenden Datenmengen<br />
in vielen Unternehmen<br />
werden in Zukunft ohne ein<br />
automatisiertes DMS wohl kaum<br />
handhabbar sein. Auvesy´s Datenmanagement-Lösung<br />
für die<br />
automatisierte Industrie versiondog<br />
soll nun den Weg zu Industrie<br />
4.0 ebnen. Wie das System<br />
funktioniert, darauf gibt die diesjährige<br />
Roadshow versiondog<br />
‚vor Ort‘ nun Antworten. Hauptthema<br />
wird dabei neben der Anfang<br />
Mai veröffentlichten Version<br />
3.2.2 das neue Add-On ‚Anlagenstatus‘<br />
sein. Darin erhält der<br />
Anwender einen Überblick über<br />
wichtige Geräteinformationen<br />
Registrierung und Zugang zur<br />
Artikeldatenbank wscaduniverse.com<br />
sind kostenlos<br />
Plattform als ihre Nutzung sind<br />
WSCAD-Anwender<br />
mit Wartungsvertrag starten und<br />
nutzen die Such- und Filterfunktionen<br />
direkt aus ihrer Anwendung<br />
heraus und importieren die<br />
ausgewählten Artikeldaten in ihre<br />
Pläne. Für Konstrukteure und<br />
Entwickler ohne Wartungsvertrag,<br />
die das Eplan Data Portal<br />
beispielsweise nicht nutzen können,<br />
stellt wscaduniverse.com<br />
eine interessante Alternative<br />
dar.<br />
ik<br />
versiondog im Juni 2015 zu Gast in fünf deutschen Großstädten<br />
Roadshow zum Thema Industrie 4.0<br />
Auvesy´s Datenmanagement-Lösung<br />
versiondog<br />
ist im Juni 2015 zu Gast<br />
in fünf deutschen Großstädten<br />
Bild: Auvesy<br />
wie wie Firmware-Stände, eine<br />
MLFB Übersicht, Zykluszeiten,<br />
Backup-Ergebnisse oder den<br />
Batteriestatus.<br />
Im Juni 2015 macht die Roadshow<br />
Halt in Stuttgart, München,<br />
Berlin, Hannover sowie in Düsseldorf.<br />
Dort bekommen Anlagen-<br />
und Maschinenbauer, Instandhalter<br />
sowie Anlagenbetreiber<br />
die Möglichkeit, sich zum<br />
Leistungsumfang von versiondog<br />
– gerade im Hinblick auf Industrie<br />
4.0 – zu informieren. Am<br />
Nachmittag bietet Auvesy den<br />
Teilnehmern eine Plattform, um<br />
die Lösung selbst zu testen. ik<br />
www.versiondog.de<br />
deve lo p 3 systems engineering 02 2015 7
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
MELDUNGEN<br />
Plattform für integrierte Sicherheit im IoT<br />
Bedrohungen erkennen und<br />
abwenden<br />
Sysgo startet mit elf weiteren europäischen<br />
Unternehmen das EU-Projekt Safure –<br />
SAFety and secURity by dEsign for interconnected<br />
mixed-critical cyber-physical systems.<br />
Dabei geht es um die Entwicklung<br />
einer Plattform für integrierte Sicherheit von<br />
kritischen Systemen im Internet der Dinge.<br />
Ziel des Projekts ist die Bereitstellung eines<br />
Frameworks, das Sicherheitsbedrohungen<br />
für die funktionale Sicherheit von vernetzten<br />
Systemen erkennt und abwendet.<br />
Eine neue Methodologie soll das gemeinsame<br />
Design von funktionaler Sicherheit und<br />
Security ermöglichen und Systemdesignern<br />
und -entwicklern entsprechende Werkzeuge<br />
an die Hand geben. Mit Safure reagieren<br />
die beteiligten Partner auf Forderungen der<br />
Anwenderindustrien nach mehr Offenheit,<br />
zunehmender Kommunikation und den Einsatz<br />
von multi-core Prozessoren in sicherheitskritischen,<br />
vernetzten Systemen. Die<br />
bisherige Trennung von IT Security und<br />
funktionaler Sicherheit soll überwunden und<br />
ganzheitlich im Design von kritischen Systemen<br />
angelegt werden, um Attacken zu entdecken<br />
und zu verhindern .<br />
ik<br />
www.sysgo.com<br />
Bild: Deutsche Messe<br />
Agnes Bagsik von Arburg im Finale der Engineer Powerwoman 2015<br />
Karrierepreis auf der Hannover Messe<br />
Im Rahmen des Fachkongresses<br />
WoMenPower wurde am 17.<br />
April 2015 auf der Hannover<br />
Messe der Karrierepreis Engineer<br />
Powerwoman 2015 verliehen.<br />
Damit wird jährlich eine Frau ausgezeichnet,<br />
die Herausragendes<br />
im MINT-Bereich (Mathematik,<br />
Informatik, Naturwissenschaft<br />
und Technik) geleistet hat. Die<br />
studierte Maschinenbau-Ingenieurin<br />
Agnes Bagsik, die bei Arburg<br />
die Gruppe Technologie-<br />
Entwicklung Freeformer leitet,<br />
zählte zu den drei Finalistinnen.<br />
Sie ist im Unternehmen das Bindeglied<br />
zwischen den Bereichen<br />
Entwicklung und Kundenanforderungen<br />
und kümmert sich um<br />
die Kooperationen mit Universitäten und<br />
Hochschulen. „Wir freuen uns, dass sich<br />
Agnes Bagsik gegen zahlreiche Konkurrentinnen<br />
durchsetzen konnte und von der Jury<br />
als eine von drei Finalistinnen des Karrierepreises<br />
‚Engineer Powerwoman‘ ausgewählt<br />
wurde“, freute sich die geschäftsführende<br />
Gesellschafterin Renate Keinath,<br />
die bei Arburg den Bereich Personal- und<br />
Geballte WoManPower (v.r.): Gabby Aitink-Kroes, Gewinnerin des Karrierepreises<br />
2014, Jury-Vorsitzende Prof. Barbara Schwarze, Preisträgerin<br />
Dr. Jelena Stojadinovic (Membrasenz) sowie die Finalistinnen<br />
Agnes Bagsik (Arburg) und Dr. Cynthia Morais Gomes (BIM).<br />
Sozialwesen verantwortet. „Damit ist sie ein<br />
starkes Vorbild für alle Frauen, die sich für einen<br />
technischen Beruf bei uns interessieren<br />
und die ich ermutigen möchte, den Schritt in<br />
den Maschinenbau zu wagen.“ Als innovatives<br />
Familienunternehmen setze Arburg auf<br />
engagierte und gut ausgebildete Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter.<br />
ik<br />
www.arburg.com<br />
FZI leitet die Begleitforschung von ‚Smart Data‘<br />
Markt am Standort Deutschland erschließen<br />
Prof. Dr. Ralf<br />
Reussner, Vorstand<br />
und Sprecher<br />
des FZI:<br />
„Die wirtschaftliche<br />
Nutzung umfangreicher<br />
Datenmengen<br />
rückt<br />
in den Vordergrund.“<br />
Bild: FZI Forschungszentrum Informatik<br />
Das FZI Forschungszentrum Informatik<br />
hat gemeinsam mit der<br />
Gesellschaft für Informatik e.V.<br />
(GI) den Auftrag für die Begleitforschung<br />
des neuen Technologieprogramms<br />
‚Smart Data – Innovationen<br />
aus Daten‘ des Bundesministeriums<br />
für Wirtschaft<br />
und Energie gewonnen. Mit dem<br />
Technologieprogramm fördert<br />
das BMWi in den kommenden<br />
drei Jahren 13 Leuchtturmprojekte,<br />
um den zukünftigen Markt<br />
für Big Data-Technologien am<br />
Standort Deutschland zu erschließen.<br />
Das maßgebliche Ziel<br />
der Begleitforschung bei ‚Smart<br />
Data‘ ist die Unterstützung der<br />
geförderten Projekte im Bereich<br />
der wissenschaftlichen Pro -<br />
jektbegleitung, der Vernetzung<br />
sowie des Technologie- und<br />
Wissenstransfers. Prof. Dr. Ralf<br />
Reussner, Vorstand und Sprecher<br />
des FZI: „Während erste<br />
Werkzeuge für die Handhabung<br />
großer Datenmengen – insbesondere<br />
Datenbanken und<br />
Analysewerkzeuge – Marktreife<br />
erlangen, rückt nun die wirtschaftliche<br />
Nutzung umfangreicher<br />
Datenmengen in den Vordergrund.“<br />
Unterstützt wird das FZI von der<br />
Gesellschaft für Informatik e.V.<br />
sowie der LoeschHundLiepold<br />
Kommunikation GmbH. ik<br />
www.fzi.de<br />
Scrum – ein dynamischer Weg zu innovativer Software<br />
Prozesse individuell auf Kunden abstimmen<br />
Simon Hellinger<br />
ist Softwareexperte<br />
bei<br />
s2G.at und für<br />
die Organisation<br />
der Scrum-Prozesse<br />
verant -<br />
wortlich<br />
Bild: s2G.at<br />
Die Softwarearchitekten von<br />
s2G.at aus Linz gehen bei der gemeinsamen<br />
Projektarbeit mit ihren<br />
Kunden neue Wege. „In der<br />
klassischen Projektbearbeitung<br />
von Softwareanforderungen gibt<br />
es drei Stufen: Planung, Entwicklung<br />
und Testphase. Diese lineare<br />
Vorgangsweise birgt große<br />
Gefahren“, sagt Simon Hellinger<br />
von s2G.at. Als absoluten Worst<br />
Case sieht er, wenn in der Testphase<br />
Mängel der Planung offenbart<br />
werden und das Ergebnis<br />
somit nicht den Anforderungen<br />
des Kunden entspricht. Via<br />
Scrum beugt s2G.at diesen Szenarien<br />
vor. Dabei werden die Aufgaben<br />
zunächst nur grob strukturiert<br />
und erst kurz vor der Implementierung<br />
verfeinert und in weitere<br />
Schritte zerlegt. Ein Backlog<br />
dient dabei als Sammelbecken<br />
aller Inputs. Dadurch entsteht<br />
auch eine logische Reihung nach<br />
Wichtigkeit der einzelnen Punkte.<br />
„Hat eine Aufgabe Priorität,<br />
brechen wir sie auf kleinere Arbeitsgänge<br />
herunter und integrieren<br />
sie in Sprints. Diese kurzen<br />
Zyklen haben in etwa eine<br />
Länge von nur ein bis zwei Wochen“,<br />
beschreibt Hellinger. Am<br />
Ende jedes Sprints werden die<br />
Ergebnisse als funktionierende<br />
Teilsysteme präsentiert und mit<br />
den Kunden besprochen. ik<br />
www.s2g.at<br />
8 develop 3 systems engineering 02 2015
MELDUNGEN<br />
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
IT-Container als schlüsselfertige Plug & Play-Lösung für sensible Daten<br />
Sicher geschützt und jederzeit greifbar<br />
Mehr als 80 % der Unternehmen in Deutschland<br />
sind sich laut einer aktuellen Studie des Grob- und Feintechnik sind zudem räumlich<br />
Vandalismus gesicherten IT-Container. Die<br />
Nifis (Nationale Initiative für Informations- voneinander getrennt, was Service- und Installationsarbeiten<br />
erheblich erleichtert.<br />
und Internet-Sicherheit e.V.) unsicher, ob ihre<br />
Daten in der Cloud sicher sind. Mit dem Complete-Data-Center<br />
(CDC), das bei Denios in in der Basisausstattung CAT2 geeignet. Das<br />
Als Komplettsystem ist der Container schon<br />
Kooperation mit anderen Unternehmen der gesamte Sicherheitskonzept kann aber auch<br />
Sicherheitsbranche entstanden ist, haben kundenindividuell, beispielsweise mit einer<br />
Betriebe ihre Daten vor Ort – in einem schlüsselfertigen,<br />
mobilen, gegen Einbruch und weitert werden. Darüber hinaus ist das<br />
RC4-Klassifizierung nach DIN EN 1630, er-<br />
CDC<br />
örtlich flexibel. Damit ist es besonders zur<br />
Nutzung als Backup-System oder für Unternehmen,<br />
deren IT-Infrastruktur nicht mehr in<br />
den vorhandenen Räumen untergebracht<br />
werden kann, geeignet. Alle für den Betrieb<br />
notwendigen Komponenten sind aufeinander<br />
abgestimmt und installiert. Bei der Auslieferung<br />
wird eine schlüsselfertige Plug & Play-<br />
Lösung übergeben.<br />
ik<br />
www.denios.de<br />
Semantik-Lieferant für die<br />
Industrie 4.0<br />
Messedebüt erfolgreich<br />
genutzt<br />
Der eCl@ss e.V. blickt auf eine<br />
erfolgreiche Messepremiere zurück<br />
und zieht eine mehr als positive<br />
Bilanz. Nicht nur mit seinem<br />
eigenen Stand in der Industrie<br />
4.0-Halle positionierte sich der<br />
Verein im Themenschwerpunkt<br />
der internationalen Industriemesse.<br />
Gerade auch die eigene<br />
Podiumsdiskussion legte den Fokus<br />
auf das Potential des eCl@ss-<br />
Produktdatenstandards für die<br />
Industrie 4.0. „Die Diskussion hat<br />
die Bedeutung von eCl@ss für<br />
die Zukunft der Industrie hervorgehoben.<br />
17.000 Merkmale, die<br />
heute weltweit branchenübergreifend<br />
erfolgreich im Einsatz<br />
sind, zeigen, welche Chancen<br />
eCl@ss bietet“, kommentierte<br />
Henning Uiterwyk, General Manager<br />
des eCl@ss e.V.<br />
Im Zentrum der Podiumsdiskussion<br />
standen die Anforderungen<br />
an eine I4.0-Ontologie vor dem<br />
Hintergrund des Produktdatenstandards.<br />
„Durch die Digitalisierung<br />
der Wirtschaft wächst die<br />
Bedeutung von eCl@ss enorm“,<br />
betonte Michael Ziesemer,<br />
Präsident des Industrieverbandes<br />
ZVEI sowie COO und stellvertretender<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
der Endress+Hauser Gruppe, im<br />
Rahmen des Experten-Talks.<br />
„Offene Architekturen der Industrie<br />
4.0 brauchen eine Semantik.<br />
Diese liefert eCl@ss ab Version<br />
9.0 auch für den <strong>Engineering</strong><br />
Prozess.“<br />
ik<br />
www.eclass.de<br />
Bedienen und Beobachten<br />
in reiner Webtechnik.<br />
Multi-Touch<br />
Web-Panels<br />
User Experience<br />
Pure Web HMI<br />
(HTML5, SVG)<br />
Responsive<br />
Design<br />
OPC-UA<br />
16. - 20.06.2015<br />
Stand: 13F58<br />
www.bachmann.info<br />
Bachmann Lösungen sind seit jeher für höchste Qualität und Leistung bekannt.<br />
Als perfekte Ergänzung zur bewährten Steuerungswelt erweitern wir nun unser Produktportfolio<br />
um performante, qualitativ hochwertige Bedien- und Beobachtungslösungen.<br />
In verschiedenen Einsatzbereichen und Leistungsklassen der Industrie wird Bachmann<br />
so zur ersten Wahl für Ihre Gesamtlösung.
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
VERANSTALTUNG<br />
Bild: Konradin<br />
ENGINEERING CAMPUS: Ideenaustausch rund um <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> und Produktentwicklung<br />
‚Input‘ für innovativ<br />
denkende Konstruktionsverantwortliche<br />
Innovative Methoden und Ideen kennenlernen und sich mit Konstruktionsleitern aus anderen Unternehmen<br />
und Branchen austauschen – das ist Ziel des ENGINEERING CAMPUS, den die Konradin<br />
Mediengruppe erstmals am 22. September 2015 in Stuttgart veranstaltet. Die interdisziplinäre<br />
Zusammenarbeit – in Industrie-4.0-Zeiten insbesondere auch mit Informatikern! – bildet genauso<br />
wie das Thema Additive Manufacturing einen der Schwerpunkte.<br />
Innovative Entwicklungsingenieure stellen<br />
sicher, dass ihr Unternehmen wirtschaftlich<br />
stark bleibt. Aber auch kluge Köpfe<br />
brauchen ‚Input‘ – und genau den liefert<br />
im September 2015 der erste ENGINEE-<br />
RING CAMPUS der Zeitschriften AutomobilKonstruktion,<br />
develop 3 systems<br />
engineering, elektro AUTOMATION, Industrieanzeiger,<br />
KEM – Konstruktion,<br />
Entwicklung, Management und medizin&technik<br />
aus der Konradin Mediengruppe.<br />
Die Veranstaltung bietet den Teilnehmern<br />
die Möglichkeit, sich zu aktuellen<br />
und interessanten Themen rund um die Produktentwicklung<br />
zu informieren.<br />
Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der<br />
disziplinübergreifenden Zusammenarbeit,<br />
die das <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (SE) adressiert.<br />
Steigende Komplexität und die zunehmende<br />
Zusammenarbeit mit Kunden und<br />
Zulieferern – global verteilt – bei gleichzeitig<br />
immer engeren Zeitfenstern führen zu hohen<br />
Anforderungen an die Entwicklungsabteilungen.<br />
Und nur mit qualitativ hochwertigen<br />
Produkten lassen sich Wettbewerbsvorteile<br />
sichern. <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
stellt hier Methoden und Tools bereit,<br />
um Entwicklungsprozesse zu parallelisieren<br />
und zu synchronisieren. Denn nur interdisziplinäre<br />
Teams können Mechanik, Elektrotechnik<br />
sowie Software – enthalten in den<br />
Programmcodes der Automatisierer – so<br />
aufeinander abstimmen, dass auch die Inbetriebnahme<br />
reibungslos über die Bühne<br />
geht.<br />
<strong>Engineering</strong>-Prozesse und<br />
Additive Manufacturing im Fokus<br />
Zum Einstieg beschäftigen sich die beiden<br />
Keynotes mit der Frage, wie sich <strong>Engineering</strong>-Prozesse<br />
verbessern lassen und welche<br />
Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen.<br />
Dr. Peyman Merat, Projektleiter<br />
PLM2015 bei der Daimler AG, wird zum<br />
Thema ‚Das digitale Rückgrat der Produktentwicklung‘<br />
berichten. Hintergrund ist,<br />
dass die Entwicklungs- und Produktplanungsprozesse<br />
bei Daimler künftig auf der<br />
engen Vernetzung der Produktdatenmanagement-Software<br />
Smaragd und der CAD/<br />
CAE/CAM-Software NX von Siemens aufsetzen<br />
wird – letztere wurde im Rahmen des<br />
Details<br />
22. September 2015<br />
9:00 bis 18:00 Uhr<br />
Mövenpick Hotel,<br />
Stuttgart Airport<br />
www.engineering-campus.de<br />
INFO<br />
intern ‚PLM2015‘ genannten Großprojektes<br />
eingeführt. Im Anschluss zeigt Dr. Roman<br />
Dumitrescu, dass sich <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
nicht nur für den Bau von Raketen und<br />
Raumschiffen eignet – ein oft zu hörender<br />
Einwand. Vorgestellt werden erste Ergebnisse<br />
der 2014 im Rahmen des Technologieclusters<br />
it’s OWL gegründeten Fachgruppe<br />
<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>, die Dumitrescu<br />
leitet. Ziel der Fachgruppe ist es, insbesondere<br />
dem Maschinen- und Anlagenbau<br />
angepasste Methoden und Tools für<br />
das SE zur Verfügung zu stellen.<br />
In den folgenden beiden Trendsessions<br />
steht dann das Thema Additive Manufacturing<br />
(AM), die generative Fertigung im Vor-<br />
10 develop 3 systems engineering 02 2015
Dr. Peyman Merat, Projektleiter<br />
PLM2015 bei Daimler, wird von der<br />
Gestaltung der <strong>Engineering</strong>-Prozesse<br />
bei dem Automobilbauer berichten<br />
Bild: Daimler<br />
ENGINEERING CAMPUS 2015<br />
22. September 2015, Mövenpick-Hotel, Stuttgart Airport<br />
08:00 - 09:00 Eintreffen der Teilnehmer und Registrierung<br />
09:00 - 09:10 Begrüßung<br />
09:10 - 09:50 Keynote 1:<br />
Das digitale Rückgrat der Produktentwicklung<br />
Erfahrungen aus dem Projekt PLM2015 der Daimler AG<br />
Dr. Peyman Merat, Projektleiter PLM2015, Daimler AG<br />
09:50 - 10:30 Keynote 2:<br />
Interdisziplinär entwickeln im Mittelstand<br />
Praxisgerechte Methoden des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s<br />
Dr.-Ing. Roman Dumitrescu<br />
Leiter der Fachgruppe SE im Spitzencluster it's OWL<br />
10:30 - 10:50 Kaffeepause<br />
10:50 - 11:25 Trendsession Additive Manufacturing:<br />
Losgröße Eins in der Großserienproduktion<br />
Generative und herkömmliche Fertigungsverfahren punkten im Team<br />
11:25 - 12:00 Trendsession Additive Manufacturing Recht:<br />
Einfaches 3D-Kopieren stellt klassische Geschäftsmodelle in Frage<br />
Technische, wirtschaftliche und rechtliche Ansätze schützen vor Schaden durch Kopien<br />
Dr. rer. nat. Dr. oec. Bernd-Günther Harmann<br />
Geschäftsführer Kaminski Harmann Patentanwälte AG<br />
dergrund. Insbesondere im Zusammenhang<br />
mit Industrie-4.0-Konzepten könnten<br />
die Schichtbauverfahren zukünftig eine besondere<br />
Rolle spielen – immer dann, wenn<br />
es um individualisierte Produkte geht, die<br />
vielfach zitierte Losgröße Eins. Spannend<br />
ist dabei das Teamwork mit den etablierten<br />
Fertigungsverfahren, sprich die Integration<br />
in die Serienfertigung. Gelingt dies, muss<br />
kundenindividuell und effizient gefertigt<br />
kein Widerspruch sein. Auf Fallstricke rund<br />
um den 3D-Druck geht anschließend Dr.<br />
Bernd-Günther Harmann ein, Geschäftsführer<br />
der Kaminski Harmann Patentanwälte<br />
AG in Vaduz/Liechtenstein. Er zeigt auf,<br />
wie man Nachteilen durch die zu erwartende<br />
Kopierlust begegnet und darüber hinaus<br />
sogar davon profitieren kann.<br />
Am Nachmittag stehen mehrere Vorträge<br />
auf dem Programm (siehe Tabelle). Themen<br />
sind unter anderem:<br />
mechatronische Komponenten und ihre<br />
Vorzüge,<br />
das Zusammenwachsen von sicherer<br />
und Standard-Automatisierung sowie<br />
Entwicklungsdienstleistungen.<br />
Letztere spielen insbesondere in umfangreichen<br />
Projekten eine Rolle, wenn es gilt,<br />
über das eigene Kern-Know-how hinaus<br />
Wissen und Kapazitäten zu erschließen.<br />
Die Plenumsrede zum Abschluss der Veranstaltung<br />
hält übrigens Prof. Timo Leukefeld,<br />
der sich unter dem Titel ‚Energie intelligent<br />
verschwenden‘ interessante Gedanken<br />
zu unserem Umgang mit Energie macht<br />
– ein in vielerlei Hinsicht anregender Vortrag.<br />
co<br />
12:00 - 13:00 Mittagspause<br />
13:00 - 14:30 Vortragsreihe 1<br />
Das Ganze im Visier –<br />
<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> in der Praxis<br />
Arbeiten Mechanik-, Elektrotechnik- und Softwarespezialisten<br />
bereits in den frühen Phasen<br />
der Produktentwicklung im Team eng zusammen<br />
– genau das adressiert das <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
–, entstehen qualitativ hochwertigere<br />
Produkte in kürzerer Zeit. Innovative Ideen werden<br />
auf diese Weise schneller zu wettbewerbsfähigen,<br />
vermarktbaren Produkten. Die Umsetzung<br />
in der Praxis ist vorrangig eine Frage der<br />
Methodik und erst im Anschluss eine der gewählten<br />
Tools.<br />
14:30 - 15:00 Kaffeepause<br />
15:00 - 16:30 Vortragsreihe 3<br />
Expertensystem an Bord – mechatronische<br />
Komponenten punkten mit Systemansatz<br />
Auch der Einsatz bewährter Maschinenelemente<br />
lässt sich unter Betrachtung des Gesamtsystems<br />
optimieren. Ein Beispiel ist die Erkennung<br />
von Wälzlagerschäden, Unwuchten<br />
sowie fehlerhaft ausgerichteten Achsen aufgrund<br />
von Vibrationsmessungen. Konsequent<br />
zu Ende gedacht, lässt sich auf diesem Wege<br />
auch ein Energie-Monitoring realisieren. Entscheidend<br />
ist der Systemansatz des <strong>Systems</strong><br />
<strong>Engineering</strong>s, mit dem der Blick von der Komponente<br />
auf die ganze Maschine oder Anlage<br />
gelenkt wird.<br />
Vortragsreihe 2<br />
Safety inklusive – Sichere und Standard-<br />
Automatisierung wachsen zusammen<br />
Einer Prognose zufolge wird in der Steuerungstechnik<br />
in 15 Jahren die Unterscheidung<br />
zwischen Standard- und Sicherheits-<br />
Komponenten hinfällig sein – es gibt dann<br />
nur noch „sichere“ Systeme. Bereits heute<br />
bieten SPS-Systeme die Möglichkeit, gleichermaßen<br />
Standard- wie Safety-Komponenten<br />
zu betreiben und fassen das <strong>Engineering</strong><br />
in einem Tool zusammen. Der Vorteil:<br />
Funktion und Sicherheit lassen sich ganzheitlich<br />
betrachten und eröffnen neue Chancen<br />
für innovative Maschinen.<br />
Vortragsreihe 4<br />
Entwicklungsdienstleistungen –<br />
Unterstützung auch bei<br />
sensiblen Projekten<br />
Zunehmend sind Systemlösungen gefragt, in<br />
denen sehr verschiedene Komponenten integriert<br />
werden müssen. Das bringt gerade<br />
kleinere Unternehmen an ihre Grenzen. Entwicklungsdienstleister<br />
bringen an dieser<br />
Stelle ihr Know-how in Spezialgebieten, aber<br />
auch Entwicklungskapazitäten ein. Selbst bei<br />
sensiblen Projekten in hochregulierten Branchen<br />
– wie etwa der Medizintechnik – können<br />
sie sowohl die Projektabwicklung beschleunigen<br />
als auch ganz neue Funktionalitäten<br />
entstehen lassen.<br />
16:30 - 17:00 Kaffeepause<br />
17:00 - 18:00 Plenum<br />
Energie intelligent verschwenden<br />
Gedanken zum Umgang mit Energie unter Einbeziehung der Betrachtungsweise als Gesamtsystem<br />
Prof. Dipl.-Ing. Timo Leukefeld<br />
Energieexperte<br />
Hier das vorläufige Programm des ENGINEERING CAMPUS 2015, online ist das aktuelle Programm erreichbar unter:<br />
www.engineering-campus.de<br />
deve lo p 3 systems engineering 02 2015 11
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
VERANSTALTUNGEN<br />
Bild: Dechema Ausstellungs-GmbH<br />
Festo berücksichtigt bei Industrie 4.0 gleichermaßen Technologie, Mensch und<br />
Bildung<br />
Bild: Festo<br />
Die Achema 2015 bietet Besuchern mit ihren knapp 3800 Ausstellern ein breites<br />
Spektrum aus unterschiedlichen Branchen<br />
Achema 2015 – international, interdisziplinär, innovativ<br />
Modularisierung liegt im Trend<br />
Alle drei Jahre präsentieren sich die chemische Technik, die Verfahrenstechnik sowie die Biotechnologie<br />
auf der Achema. Vom 15. bis 19. Juni 2015 werden knapp 3800 Aussteller neue Produkte,<br />
Verfahren und Dienstleistungen in Frankfurt zeigen. Auch in diesen Bereichen wird die Thematik<br />
der Industrie 4.0 sowie die bessere Zusammenarbeit verschiedener Branchen immer wichtiger.<br />
2015 hat die Achema selbst mit der Wahl von drei Fokusthemen<br />
Schwerpunkte gesetzt, die sich durch alle Ausstellungsgruppen ziehen:<br />
Innovative Prozessanalytik, industrielles Wassermanagement<br />
und die BiobasedWorld als Plattform für die biobasierte Industrie<br />
und die Biotechnologie. Das Spektrum der fast 3800 internationalen<br />
Aussteller reicht dabei von Laborausrüstung, Pumpen und Analytikgeräten<br />
über Verpackungsmaschinen, Kessel und Rührer bis zu Sicherheitstechnik,<br />
Werkstoffen und Software. Der begleitende Kongress<br />
ergänzt die Themenvielfalt der Ausstellung mit 800 wissenschaftlichen<br />
Vorträgen und zahlreichen Gast- und Partnerveranstaltungen.<br />
Als weitere Trends zeichnen sich vor allem die Modularisierung<br />
und Automatisierung von Anlagen und Prozessen sowie die<br />
Energie- und Ressourceneffizienz und die integrierte Prozessentwicklung<br />
ab – Entwicklungen, die eine weitere Vernetzung verschiedener<br />
Branchen und Disziplinen voraussetzen.<br />
Was unter dem Stichwort Industrie 4.0 in anderen Bereichen diskutiert<br />
wird, lässt sich auch auf die Prozessindustrie großenteils übertragen.<br />
Hier sind es weniger die Produktkomponenten, die miteinander<br />
kommunizieren, als die Bestandteile der Anlage. Damit einhergehend<br />
werden Abläufe flexibler und das vom Labor bis zur Verpackungstechnik.<br />
Kernthema modulare Produktion<br />
Auf die zunehmende Modularisierung und Automatisierung in der<br />
Prozessindustrie ist auch Hans-Georg Kumpfmüller, Vorsitzender<br />
des Fachbereichs Messtechnik und Prozessautomatisierung im<br />
ZVEI-Fachverband Automation, auf dem Fachpressetag zur Achema<br />
2015 ausführlich eingegangen. Demnach werden sie zunehmend<br />
an Bedeutung gewinnen und für einige Veränderungen sorgen.<br />
Damit einher gehe der Trend weg vom ‚scale-up‘, der Maßstabsvergrößerung<br />
der Herstellungsverfahren, hin zum ‚numberup‘,<br />
also der Ausstattung ganzer Fabriken mit einem flexibleren, produktiveren<br />
Konzept. Die sogenannte ‚Time-to-Market‘, die Dauer<br />
von der Produktentwicklung bis zur Platzierung des Produkts am<br />
Markt, werde dadurch verringert. Entsprechende Praxisbeispiele<br />
sind im Anfang Februar erschienenen ZVEI-Whitepaper zur modularen<br />
Produktion in der Prozessindustrie zu finden. Es wurde in Zusammenarbeit<br />
mit den Unternehmen der Namur, der Interessengemeinschaft<br />
Automatisierungstechnik der Prozessindustrie e.V.,<br />
12 develop 3 systems engineering 02 2015
VERANSTALTUNGEN<br />
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
Bild: Dechema Ausstellungs-GmbH<br />
Die Hallenübersicht der Messe bietet einen<br />
ersten Überblick über die Themengebiete<br />
Messedaten<br />
INFO<br />
Die Achema 2015 findet von Montag, den 15.06.2015, bis<br />
Freitag, den 19.06.2015, auf dem Messegelände in Frankfurt<br />
am Main statt. Geöffnet ist die Messe von Montag bis<br />
Donnerstag von 9:00 bis 18:00 Uhr, am Freitag von 9:00<br />
bis 16:00 Uhr.<br />
erstellt. Nähere Informationen dazu finden Sie auf Seite 9. Neben<br />
diesem Whitepaper arbeiten die beiden Organisationen und das<br />
Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik an einer Veröffentlichung<br />
zum Thema Security in der Prozessautomatisierung.<br />
Die Automation Security Agenda 2020 soll am ersten Messetag im<br />
Rahmen des Achema-Diskussionsforum Automation im Dialog offiziell<br />
vorgestellt werden. Kumpfmüller führte in seiner Präsentation<br />
dazu aus, dass moderne Automationslösungen größeren Risiken<br />
ausgesetzt sind. Die offenen, vernetzten Architekturen und Komponenten<br />
würden eine Absicherung zusätzlich erschweren.<br />
Weitere Kernthemen neben der modularen Produktion und der Security<br />
sind für den ZVEI auf der Achema 2015 die FDI (field device integration)<br />
sowie die PAT (process analytical technology). In Kombination<br />
mit OPC UA soll FDI nun das Ende der Wand zwischen den<br />
Komponenten darstellen. PAT hingegen ist laut Kumpfmüller ein gutes<br />
Beispiel für die Digitalisierung in der Prozessindustrie in Zusammenhang<br />
mit der Industrie 4.0. Das Ziel der Analysen sei die Verbesserung<br />
der Qualität über ein besseres Verständnis der einzelnen Prozesse.<br />
Die Technologie vertrete außerdem den systemorientierten<br />
Ansatz. Hier sieht Kumpfmüller allerdings noch Probleme in der Zusammenarbeit<br />
der unterschiedlichen Abteilungen und Bereiche in<br />
Unternehmen. Die einzelnen Gruppen müssten kooperieren oder<br />
wenigstens lernen, zusammen zu arbeiten.<br />
Anlagen nach dem Lego-Prinzip<br />
Neben dem ZVEI präsentierte auch Festo in der Person des Vorstandsvorsitzenden<br />
Dr. Eberhard Veit seine Themen für die Achema<br />
auf dem Fachpressetag. Unter anderem ging es auch hier um modu-<br />
Weitere Informationen finden Sie unter:<br />
www.achema.de<br />
lare Automation: Anlagen nach dem Lego-Prinzip als Antwort auf<br />
volatile Märkte in Prozessindustrien. Ganz nach der erwähnten Methode<br />
des ‚numbering-up‘ statt ‚scale-up‘ sollen kleinere Chargen<br />
und unterschiedliche Produktarten auf einer Anlage bearbeitet werden.<br />
Je nach Bedarf fügen Anwender Module hinzu oder klemmen<br />
sie ab. Die Automatisierungsplattform CPX stellt dabei bei Festo den<br />
zentralen Baustein dar. In Sachen Industrie 4.0 setze Festo auf vier<br />
Säulen: Agile 4.0 steht für ‚A‘ wie Architekturen für flexible, selbstlernende<br />
kollaborative Systeme und Prozesse auf Basis mechatronischer<br />
Systeme, Elektronik und Software. ‚G‘ wie Geschäftsmodelle,<br />
neue Formen der Arbeitsorganisation in der Produktion und für<br />
die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit/Vernetzung führen<br />
zu neuen Geschäftsmodellen. ‚I‘ wie Innovationen bei Produkten:<br />
intelligente, intuitive, integrative internetfähige Produkte und<br />
Komponenten und ‚LE‘ wie Lernen, Wissen und Bildung durch technische<br />
Aus- und Weiterbildung in Studium und Beruf. Insgesamt<br />
verfolge Festo bei Industrie 4.0 einen integrierten Ansatz für die Fabrik-<br />
und Prozessautomation und berücksichtige dabei gleichermaßen<br />
Technologie, Mensch und Bildung.<br />
ik<br />
deve lo p 3 systems engineering 02 2015 13
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
VERANSTALTUNGEN / PUBLIKATIONEN<br />
Fraunhofer IAO: Stuttgarter Symposium für Produktentwicklung 2015<br />
Erfahrungsaustausch für Entwickler<br />
Am 18. und 19. Juni 2015 findet das<br />
dritte Stuttgarter Symposium für Produktentwicklung<br />
statt. Es bietet Industrie und<br />
Forschung Gelegenheit, sich über Herausforderungen<br />
und Lösungsansätze zu<br />
informieren.<br />
Weltmarktführer und Hidden Champions<br />
präsentieren ihre Strategien. So informieren<br />
im Forum am 18. Juni 2015 Referenten aus<br />
der Industrie anhand von Erfahrungsberichten<br />
und Praxisbeispielen über Herausforderungen<br />
und Erfolgsfaktoren für die zukünftige<br />
Produktentwicklung. Vertreter aus Industrie<br />
und Wirtschaft haben die Gelegenheit,<br />
neue Lösungsansätze kennenzulernen und<br />
Erfahrungen untereinander auszutauschen.<br />
Die Konferenz am 19. Juni 2015 richtet sich<br />
an Fachexperten sowie Wissenschaftler und<br />
gibt einen umfassenden Überblick über den<br />
aktuellen Stand der Forschung zu Methoden,<br />
Lösungsansätzen und Technologien im Bereich<br />
der Produktentwicklung. Folgende Themen<br />
stehen dabei im Fokus:<br />
Wissensbasierte Produktentwicklung –<br />
von der proaktiven Unterstützung bis zur<br />
Wissensbewertung<br />
Facetten der Produktentwicklung – nachhaltig,<br />
zuverlässig und altersgerecht<br />
Konstruktionsmethodiken für Produkte<br />
von morgen – Hybrid- und Leichtbau<br />
Nutzerzentriertes Design – Produkte werden<br />
zum Erlebnis<br />
Bild: Fraunhofer IAO<br />
Innovations- und Technologiemanagement<br />
– die Zukunft in den Griff bekommen<br />
Digital <strong>Engineering</strong> – virtuell von der Konzeption<br />
bis zur Absicherung<br />
Entwicklung von Cyber-Physischen Systemen<br />
– Produkte für die Industrie 4.0<br />
Weitere Informationen und Anmeldung<br />
unter:<br />
www.iao.fraunhofer.de/vk235.html<br />
VDI schreibt Referenzarchitektur für Industrie 4.0 fort<br />
Statusreport veröffentlicht<br />
Das Referenzarchitekturmodell<br />
Industrie 4.0 – RAMI4.0<br />
– beschreibt auch entsprechende<br />
Komponenten<br />
Bild: VDI<br />
Damit Industrie 4.0 Realität wird,<br />
müssen die richtigen Voraussetzungen<br />
geschaffen werden. Den<br />
weltweiten Wettlauf wird wohl jenes<br />
Land gewinnen, das die beste<br />
Strategie sowie nutz- und gewinnbringende<br />
Ideen für Geschäftsmodelle<br />
präsentiert. Zur<br />
Hannover Messe veröffentlichte<br />
der VDI mit dem Zentralverband<br />
Elektrotechnik- und Elektronikindustrie<br />
(ZVEI) dazu den gemeinsamen<br />
Statusreport ‚Referenzarchitekturmodell<br />
Industrie 4.0 –<br />
RAMI4.0‘. In ihm wird ein Refe-<br />
renzarchitekturmodell für semantische<br />
Technologien und deren<br />
Nutzen sowie für zugeordnete, relevante<br />
Technologien vorgestellt.<br />
Ebenfalls dargestellt werden der<br />
Aufbau und die Arbeitsweise von<br />
sogenannten Industrie-4.0-Komponenten.<br />
Wenn notwendig, wurden<br />
außerdem weitere Standardisierungsbedarfe<br />
identifiziert und<br />
beschrieben. Der nun vorliegende<br />
Statusreport basiert auf einem<br />
breiten Konsens der verschiedenen<br />
Industriebranchen sowie der<br />
Wissenschaft. Somit sind die Ergebnisse<br />
laut VDI als Grundlage<br />
für einen zukünftigen Standard in<br />
Deutschland zu sehen. ik<br />
www.vdi.de/industrie40<br />
Whitepaper zu modularer Produktion in der Prozesstechnik<br />
Automatisierungstechnik bietet<br />
innovative Lösungen auch für die Prozessindustrie<br />
In der deutschen Prozessindustrie<br />
brauchen intelligente und modu-<br />
müssen Produkte in immer lare Automatisierungstechnik.<br />
kürzeren Zyklen auf den Markt<br />
gebracht werden. Das erfordert<br />
eine stärkere Flexibilisierung der<br />
Produktion, die über die Veränderung<br />
des Anlagendesigns<br />
hin zu modulbasierter Produktion<br />
möglich wird. Dafür hat der ZVEI<br />
Dies stellt neue Anforderungen<br />
an die Hersteller von Automatisierungstechnik“,<br />
sagt Axel Haller<br />
(ABB), Vorsitzender des ZVEI-<br />
Arbeitskreises Modulare Automation,<br />
dem 20 Mitgliedsunternehmen<br />
angehören. Der ZVEI –<br />
in engem Austausch mit der Zentralverband Elektrotechnik-<br />
Namur, der Interessengemeinschaft<br />
Automatisierungstechnik<br />
der Prozessindustrie e.V., das<br />
Whitepaper ‚Modulbasierte Produktion<br />
in der Prozessindustrie –<br />
Auswirkungen auf die Automation<br />
und Elektronikindustrie bearbeitet<br />
diese Anforderungen auch<br />
weiterhin gemeinsam mit der<br />
verfahrenstechnischen Industrie.<br />
„Mit bereits vorhandenen Technologien<br />
und Standards sowie<br />
im Umfeld von Industrie 4.0‘ mittelfristig zu erarbeitenden<br />
verfasst. Es geht auf die notwendigen<br />
Anforderungen an die Automatisierung<br />
von modularen<br />
Anlagen ein und leitet daraus verschiedene<br />
Konzepten für Industrie-4.0-Lösungen<br />
kann die Automatisierungsbranche<br />
die Anforderungen<br />
der Prozessindustrie umset-<br />
Thesen ab. „Anlagen zen“, sagt Haller.<br />
ik<br />
mit modulbasierter Produktion www.zvei.org<br />
14 develop 3 systems engineering 02 2015
Wir öffnen<br />
Entwicklungsräume<br />
„Es reicht nicht mehr, besser in der eigenen Welt zu sein.<br />
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ganzer Branchen ist ein Muss.“<br />
Friedhelm Loh, Inhaber und Vorstandsvorsitzender der Friedhelm Loh Group sowie Ehrenpräsident des ZVEI<br />
Konstrukteure<br />
Spezialwissen,<br />
Praxis- und<br />
Produkt-Knowhow<br />
Entwicklungsverantwortliche<br />
Hintergrundund<br />
Methoden-<br />
Know-how für<br />
das erfolgreiche<br />
<strong>Systems</strong><br />
<strong>Engineering</strong><br />
Automatisierer<br />
Spezialwissen,<br />
Praxis- und<br />
Produkt-Knowhow<br />
Kostenlose Probehefte anfordern unter:<br />
Phone +49 711 7594-552 • media.industrie@konradin.de
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
VERANSTALTUNGEN<br />
Neuer Fachkongress in OstWestfalenLippe bietet Diskussionsforum für die Fachwelt<br />
Industrie 4.0:<br />
Aus der Praxis, für die Praxis<br />
Zum ersten Mal fand Ende April der Fachkongress ‚Industrie 4.0 in der Praxis‘ statt. Damit soll konkret<br />
aufgezeigt werden, wie sich erste Ansätze der viel diskutierten Industrie-4.0-Konzepte bereits<br />
in die Praxis umsetzen lassen und an welchen Stellen konkret geforscht wird. Das Interesse war<br />
groß – denn letztlich wird aufgezeigt, wie sich auch die Produkte selbst verändern werden.<br />
Wo stehen wir mit Industrie 4.0 in Deutschland? Welche konkreten<br />
Lösungen gibt es? Wo liegen Geschäftspotenziale<br />
und wie kann man sie erschließen? Und wie bleibt der deutsche Mittelstand<br />
gegenüber Asien und den USA wettbewerbsfähig? Diese<br />
und weitere Fragen diskutierten 350 Experten aus Wirtschaft und<br />
Wissenschaft aus ganz Deutschland auf dem ersten Fachkongress<br />
‚Industrie 4.0 in der Praxis‘ am 23. und 24. April 2015 in Paderborn.<br />
Der Kongress war Teil des Industrie- und Wissenschaftsforums ‚Intelligente<br />
Technische Systeme‘, der von dem Spitzencluster it´s<br />
OWL, dem Heinz Nixdorf Institut und der Fraunhofer IPT Projektgruppe<br />
Entwurfstechnik Mechatronik organisiert wurde.<br />
Veranstalter Prof. Jürgen Gausemeier (Vorsitzender Clusterboard it´s<br />
OWL und Vizepräsident acatech Deutsche Akademie der Technikwissenschaften)<br />
sieht Deutschland weltweit führend auf dem Gebiet<br />
Industrie 4.0: „Mit dem Schulterschluss aus Fabrikausrüstern,<br />
produzierenden Unternehmen und anwendungsnaher Spitzenforschung<br />
können wir zunehmend konkrete Lösungen für die vernetzte<br />
Produktion liefern. Die über 80 Projekte in den Programmen des<br />
Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des Bundeswirtschaftsministeriums<br />
sind die richtigen Ansätze dafür. Wir müssen<br />
jetzt passgenaue Angebote für den Technologietransfer in den<br />
Mittelstand schaffen und die Auswirkungen von Industrie 4.0 auf die<br />
Arbeitsbedingungen und Qualfikationserfordernisse erforschen.“<br />
Dr. Eduard Sailer (Geschäftsführer Miele & Cie. KG) sieht die Digitalisierung<br />
als den zentralen Erfolgsfaktor für die Wettbewerbsfähigkeit<br />
des produzierenden Gewerbes in Deutschland: „Industrie 4.0 ist<br />
die Umsetzung des Internets der Dinge in der Produktion und wird<br />
die kundenindividuelle Produktion erleichtern. Bei den Produkten<br />
wird sich rasch eine tiefgreifende Umstellung in den Geschäftsmodellen<br />
zeigen. Produkte werden Teil von Systemen.“ So können<br />
die Zuverlässigkeit, Benutzerfreundlichkeit und Ressourceneffizienz<br />
von Geräten, Maschinen und Anlagen erheblich gesteigert werden.<br />
Prof. Reiner Anderl (TU Darmstadt, Sprecher wissenschaftlicher Beirat<br />
Nationale Plattform Industrie 4.0) erläuterte, welche strategischen<br />
Innovationen für vernetzte intelligente Systeme der Zukunft<br />
erforderlich sind: „Mit Industrie 4.0 geht ein Ruck durch die Industrie<br />
und eine Aufbruchstimmung ist deutlich spürbar. Neue Innovationen<br />
für Produkte wie auch für die Produktion beginnen ihre Märkte<br />
zu erschließen. Die Plattform Industrie 4.0 wirkt dabei wie ein Katalysator<br />
und hat mit der Veröffentlichung der Umsetzungsstrategie<br />
zu Industrie 4.0 wichtige Impulse gesetzt. Aufbauend auf den 17<br />
Thesen des Wissenschaftlichen Beirats der Plattform Industrie 4.0<br />
schlägt sie eine Umsetzungsroadmap vor, beschreibt das branchenübergreifend<br />
durchdachte Referenzarchitekturmodell ‚RAMI 4.0‘<br />
Forschungsinitiativen im<br />
Zukunftsfeld Industrie 4.0<br />
INFO<br />
Intelligente Vernetzung in der Produktion: Industrie 4.0 steht<br />
für einen Paradigmenwechsel. Dank vernetzter Maschinen, Produkte<br />
und Prozesse wird die Produktion dezentral gesteuert.<br />
Neue Technologien dienen dazu, Maschinen, Anlagen, Produkte<br />
und einfache Gegenstände zu vernetzen. Das BMBF unterstützt<br />
mit seiner Fördermaßnahme ‚Intelligente Vernetzung in der Produktion<br />
– Ein Beitrag zum Zukunftsprojekt Industrie 4.0‘ Projekte,<br />
die diese Technologien in die Produktion tragen. Inzwischen werden<br />
in insgesamt 22 Verbundprojekten mit 173 Partnern aus Industrie<br />
und Wissenschaft innovative Lösungen zur Einführung<br />
von Cyber-Physischen Systemen (CPS) in der Produktion erarbeitet<br />
und erforscht.<br />
www.produktionsforschung.de<br />
Autonomik für Industrie 4.0: Dabei handelt es sich um ein Technologieprogramm<br />
des Bundesministeriums für Wirtschaft und<br />
Energie (BMWi). Insgesamt 14 Verbünde aus Wissenschaft und<br />
Industrie verzahnen modernste I&K-Technologien mit der industriellen<br />
Produktion unter Nutzung von Innovationspotenzialen<br />
und beschleunigen so die Entwicklung innovativer Produkte.<br />
www.autonomik40.de<br />
Spitzencluster it´s OWL: Im Technologie-Netzwerk it‘s OWL –<br />
Intelligente Technische Systeme OstWestfalenLippe – entwickeln<br />
über 170 Unternehmen und Forschungseinrichtungen in<br />
46 Projekten gemeinsam Lösungen für intelligente Produkte und<br />
Produktionssysteme. Das Spektrum reicht von intelligenten Automatisierungs-<br />
und Antriebslösungen über Maschinen, Fahrzeuge<br />
und Hausgeräte bis zu vernetzten Produktionsanlagen. Über ein<br />
innovatives Transferkonzept werden neue Technologien für eine<br />
Vielzahl von – insbesondere kleinen und mittelständischen – Unternehmen<br />
verfügbar gemacht. it‘s OWL wurde 2012 im Spitzencluster-Wettbewerb<br />
des BMBF ausgezeichnet.<br />
www.its-owl.de<br />
16 develop 3 systems engineering 02 2015
VERANSTALTUNGEN<br />
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
Bild: it´s OWL<br />
und definiert die ‚Industrie-4.0-Komponente‘. Mit diesen Konzepten<br />
werden nun die zukünftige Arbeitswelt gestaltet, bestehende Wertschöpfungspotenziale<br />
erschlossen und neue Geschäftsmodelle entwickelt.“<br />
Von guten Beispielen lernen<br />
In Vorträgen, Diskussionsforen und in einer Fachausstellung präsentierten<br />
Industrievertreter Praxisbeispiele aus den Projekten der Forschungsinitiativen<br />
‚Intelligente Vernetzung in der Produktion‘<br />
(BMBF), ‚Autonomik für Industrie 4.0‘ (BMWi) und dem Spitzencluster<br />
it‘s OWL – Intelligente Technische Systeme OstWestfalenLippe,<br />
der als eine der größten Initiativen im Kontext Industrie 4.0 in<br />
Deutschland gesehen wird.<br />
Der Fokus lag dabei auf konkreten Lösungen, Anwendungsfeldern,<br />
Wirkungen und Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Themenbereiche<br />
waren beispielsweise intelligente Automatisierungslösungen,<br />
intelligente Maschinen und vernetzte Anlagen, selbstkorrigierende<br />
und bionisch gesteuerte Fertigungsprozesse, autonome Serviceroboter<br />
und flexible Montage sowie die wandlungsfähige und<br />
selbstorganisierende Produktion. Beteiligt waren u.a. Vertreter der<br />
Unternehmen Beckhoff, BorgWarner, Claas, d-Space, DMG Mori<br />
Seiki, Ed.Züblin AG, Fraunhofer Anwendungszentrum Industrial Automation,<br />
Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation,<br />
Harting, ISI Automation, JanzTec, Miele, MSF Vathauer, Opel,<br />
Phoenix Contact, Weidmüller und Wittenstein.<br />
Ein positives Fazit des ersten Fachkongresses<br />
Industrie 4.0 in der Praxis ziehen<br />
(v.l.n.r.): Prof. Dr. Friedhelm Meyer auf der<br />
Heide, Prof. Dr. Ansgar Trächtler (beide<br />
Heinz Nixdorf Institut), Dr. Eduard Sailer<br />
(Geschäftsführer Miele), Prof. Dr. Jürgen<br />
Gausemeier (Vorsitzender Clusterboard it´s<br />
OWL), Dr. Roman Dumitrescu (Geschäftsführer<br />
it´s OWL Clustermanagement<br />
GmbH) und Prof. Dr. Reiner Anderl (TU<br />
Darmstadt)<br />
Für die Veranstalter zieht Prof. Gausemeier ein positives Fazit: „Unser<br />
Kongress bietet mit den Ergebnissen aus aktuellen Forschungsprojekten<br />
ein einzigartiges Praxisforum in Deutschland. Das bestätigen<br />
die große Resonanz der Teilnehmer und die intensive Diskussion<br />
in den Foren.“ Veranstalter des Fachkongresses waren die it´s<br />
OWL Clustermanagement GmbH in Kooperation mit dem Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung, der Begleitforschung des<br />
Programms ‚Autonomik für Industrie 4.0‘ (BMWi), Produktion NRW<br />
und der FMB Zuliefermesse Maschinenbau.<br />
Der Kongress war Teil des ‚Wissenschafts- und Industrieforums Intelligente<br />
Technische Systeme‘. Dazu gehörten neben dem Kongress<br />
die Veranstaltungen ‚10. Workshop Entwurf mechatronischer<br />
Systeme‘ und ‚12. Workshop Augmented & Virtual Reality in der<br />
Produktentstehung‘, die durch das Heinz Nixdorf Institut und die<br />
Fraunhofer IPT Projektgruppe Entwurfstechnik Mechatronik organisiert<br />
wurden.<br />
co<br />
www.its-owl.de/kongress<br />
deve lo p 3 systems engineering 02 2015 17
MENSCHEN & UNTERNEHMEN INDUSTRIE 4.0<br />
Auf der Hannover Messe 2015<br />
wurden zahlreiche Beispiele<br />
für den Fortschritt in Sachen<br />
Industrie 4.0 gezeigt<br />
Bild: Deutsche Messe<br />
Unternehmen zeigen Lösungen für die digitale Produktionswelt<br />
Maschinenbau auf Kurs 4.0<br />
Der VDMA zieht ein positives Resümee nach der Hannover Messe 2015. Demnach sind die<br />
deutschen Maschinenbauer auf dem Weg zur vernetzten Produktion deutlich vorangekommen.<br />
Dabei wird über die eigenen Branchengrenzen hinausgedacht und zusammengearbeitet. Ein<br />
großes Problem stellt allerdings zunehmend die Produktpiraterie dar.<br />
Unternehmen aus verschiedenen Fachbereichen demonstrierten<br />
in diesem Jahr auf der Hannover Messe ihre Fortschritte in<br />
Sachen Industrie 4.0 – und stießen damit auf großes Interesse bei<br />
den Messebesuchern. „Die Hannover Messe 2015 war ein Signal<br />
der Stärke des deutschen Maschinenbaus. Die Besucher aus aller<br />
Welt haben gesehen: Das Kapitel Industrie 4.0 wird in Deutschland<br />
aufgeschlagen“, resümiert VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo<br />
Brodtmann. Insgesamt werde die Hannover Messe mit ihrer guten<br />
Stimmung der ganzen Branche Schwung geben für das Jahr 2015.<br />
Zufrieden zeigten sich die Aussteller insbesondere über die große<br />
Zahl internationaler Besucher sowie die vielen Belege, dass die Unternehmen<br />
zunehmend über ihre Branchengrenzen hinaus denken<br />
und zusammenarbeiten. Deutlich wurde dies etwa in den Hallen der<br />
Industrial Automation, wo zahlreiche Unternehmen anhand von Demonstratoren<br />
ihre vernetzten Systeme zeigten.<br />
Software und IT werden eingebunden<br />
Ebenfalls ersichtlich wurde es am Gemeinschaftsstand Software,<br />
der einen großen Andrang verzeichnen konnte. „Für uns war es die<br />
beste Messe der vergangenen zehn Jahre“, sagt Rainer Glatz,<br />
VDMA-Abteilungsleiter Software. „Maschinenbauer und Kunden<br />
haben sich auf einen gemeinsamen Weg gemacht, neue Anbieter/<br />
Anwender-Dialoge wurden entwickelt und funktionieren.“ Die Einbindung<br />
von Software und IT gelingt dabei immer besser. „Smart<br />
Services entstehen, die Kunden-Lieferanten-Beziehung wird neu<br />
definiert. Das Teilen von Wissen erhält eine neue Dimension“, erläutert<br />
der stellvertretende VDMA-Hauptgeschäftsführer Hartmut Rauen.<br />
Entscheidend für die Branche sei außerdem, dass der zentrale<br />
Baustein der Industrie 4.0 auf Maschinen und Anlagen erzeugt wird:<br />
die Echtzeitdaten. Der Maschinenbau liefere die Datenquelle der Industrie<br />
4.0 und damit die Basis für die intelligente Produktion.<br />
Kontakt<br />
Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V.<br />
Frankfurt am Main<br />
Tel. +49 69 6603-0<br />
kommunikation@vdma.org<br />
www.vdma.org<br />
Die Hannover Messe 2016 findet vom 25. bis. 29. April statt:<br />
www.hannovermesse.de<br />
Details zum Thema Produkt- und<br />
Know-how-Schutz unter:<br />
http://pks.vdma.org<br />
INFO<br />
Ohne Security keine Industrie 4.0<br />
Großes Interesse erhielt auch wieder der Gemeinschaftsstand<br />
Industrial Security & Brand Protection. Dass bereits 70 % der Maschinen<br />
und Anlagenbauer Deutschlands heute von Produktpiraterie<br />
betroffen sind, zeigt wie wichtig Security ist. Der Umsatzschaden<br />
beträgt 7,9 Mrd. Euro jährlich. „Industrie 4.0, die Digitalisierung der<br />
Industrie und des industriellen Fertigungsprozesses, wird den Maschinen-<br />
und Anlagenbau vor neue Herausforderungen stellen“,<br />
sagt Steffen Zimmermann, Geschäftsführer der VDMA-Arbeitsgemeinschaft<br />
Produkt- und Know-how-Schutz. „Nur der Dreiklang<br />
von rechtlichen, technischen und organisatorischen Maßnahmen<br />
bewirkt einen verlässlichen Schutz.“<br />
ik<br />
18 develop 3 systems engineering 02 2015
MBSE<br />
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
Dassault Systèmes kündigt Übernahme von Modelon an<br />
Einsatzbereite Mechatronik-Systeme<br />
von Beginn an im Blick<br />
Systemmodellierung und -simulation sind die Stärken der Modelon GmbH und strategisch wichtig<br />
für Entwicklungen in Fahrzeugbau und Mobilität. Mit der Übernahme des Unternehmens will nun<br />
Dassault Systèmes sein Portfolio ausbauen.<br />
Vernetzte Objekte – wie etwa autonome Fahrsysteme – zeigen<br />
im Kontext des ‚Internets der Dinge‘ (IoT) zunehmend ihr Potential,<br />
aufgrund dessen sich unser Lebensstil grundlegend verändern<br />
kann. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass diese hochkomplexen<br />
und ineinander greifenden Systeme nahtlos miteinander arbeiten.<br />
Experten gehen davon aus, dass bis 2030 die Elektronik bei den<br />
Fahrzeugentwicklungskosten einen Anteil von 50 % ausmacht und<br />
die Anzahl der Elektrofahrzeuge weltweit bis zum Jahr 2021 bei 12<br />
Millionen liegt. Ein maßgeblicher Erfolgsfaktor im Zusammenhang<br />
mit Definition, Abbildung und Gestaltung solcher Systeme ist es, zukünftige<br />
Merkmale der realen Produkte und Erlebnisse bereits in der<br />
virtuellen Welt widerzuspiegeln – Model-Based <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
(MBSE) ermöglicht dies.<br />
Die Modelle und Applikationen der Modelon GmbH basieren auf der<br />
offenen Standard-Modellierungssprache Modelica und liefern der<br />
Industrie über das Digital Mock-Up hinaus ein funktionales Mock-<br />
Up des <strong>Systems</strong>. Dadurch gestalten sie das <strong>Engineering</strong> und die Erprobung<br />
vernetzter Fahrzeuge effizienter. Das Portfolio von Modelon<br />
bietet vom elektrischen Energiespeicher bis zur Energieverteilung<br />
ein schlüssiges Bild der Interaktion und Leistungsfähigkeit<br />
komplexer Produkte sowie deren Subsystemen während des Designprozesses<br />
sowie bei optimalem Systembetrieb. Dies beschleunigt<br />
die virtuelle Produktentwicklung und sichert die Relevanz und<br />
Qualität von Projekten.<br />
So hat beispielsweise Dassaults Dymola-Technologie zusammen<br />
mit den Lösungen und der Unterstützung der Modelon GmbH bei<br />
Serviceprojekten mit hoher Wertschöpfung die Effizienz bei der Bereitstellung<br />
bahnbrechender Technologien für die nächste Generation<br />
von elektrifizierten und hybriden Fahrzeugen verbessert. „Seit<br />
2009 treibt unser in der Industrie bewährtes Angebot die neuesten<br />
Fortschritte der Modelica-Tools und -Standards an und hat dadurch<br />
wichtige Meilensteine in der Industrie ermöglicht“, erläutert Johannes<br />
Gerl, CEO der Modelon GmbH. „Als Teil von Dassault Systèmes<br />
können wir die Reichweite und den Einfluss unserer Assets ausbauen,<br />
um die Entwicklung von elektrifizierten und ökologischen Produkten<br />
voranzubringen, die sinnbildlich für die Zukunft des erlebbaren<br />
<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s stehen.“<br />
Dassault Systèmes hat die Nutzung der Modellierungssprache Modelica<br />
für das komplexe <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> im Kern seiner Catia-<br />
Software lange unterstützt. Die Übernahme der Modelon GmbH ist<br />
nun ein weiterer Schritt des Unternehmens, sein Engagement bei<br />
der Entwicklung intelligenter Produkte im Zeitalter der Erlebnisse zu<br />
unterstreichen – und folgt auf die Akquisitionen von Geensoft, einem<br />
Anbieter von Entwicklungslösungen für Embedded-Systeme,<br />
und Dynasim, Hersteller von Modelica-basierten Modellierungsund<br />
Simulationslösungen.<br />
co<br />
www.3ds.com/de<br />
Bild: Dassault Systèmes<br />
deve lo p 3 systems engineering 02 2015 19
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
WISSENSCHAFTLER ZUM SYSTEMS ENGINEERING<br />
Prof. Dr.-Ing. Michael Abramovici, Lehrstuhl für Maschinenbauinformatik, Ruhr-Universität Bochum<br />
„<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> wird im Umfeld der<br />
Industrie-4.0-Transformation enorm wichtig“<br />
Interdisziplinäres Denken bis hin zur sinnvollen – wenn auch schwer umsetzbaren – Fusion der<br />
Ingenieurfakultäten ist für Prof. Michael Abramovici Grundlage der ganzheitlichen Entstehung<br />
von Produkten. Das legt auch die Basis für die Umsetzung von Industrie-4.0-Konzepten. Neben<br />
interdisziplinären Studiengängen wird es in Bochum demnächst auch eine Professur für Cyber<br />
Mechanical <strong>Systems</strong> geben.<br />
develop 3 : Wie definieren Sie den Begriff <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
und welche Rolle spielt dieser beziehungsweise die disziplinübergreifende<br />
Zusammenarbeit in der Arbeit Ihres Instituts?<br />
Abramovici: Unter <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> verstehe ich die systematische,<br />
kooperative, interdisziplinäre Entwicklung und Realisierung<br />
sehr komplexer technischer Systeme unter Berücksichtigung aller<br />
Lebenszyklusphasen. <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> spielt eine zentrale Rolle<br />
in der Arbeit unseres Instituts. In einem großen Forschungsprojekt<br />
zum Beispiel arbeiten innerhalb unseres Instituts die Lehrstühle<br />
für Produktentwicklung, Produktion und Automatisierung sowie<br />
Maschinenbauinformatik sehr eng zusammen, um Methoden zum<br />
<strong>Engineering</strong> komplexer Product-Service-Systeme zu entwickeln. In<br />
diesem Projekt sind darüber hinaus auch Kollegen der Wirtschaftsund<br />
Arbeitswissenschaft beteiligt. An unserem Lehrstuhl sind die<br />
meisten Lehrangebote und Projekte interdisziplinär, Produkt-Lebenszyklus-übergreifend.<br />
Dazu gehören Themen wie zum Beispiel<br />
Requirements <strong>Engineering</strong>, Software <strong>Engineering</strong>, Simulation,<br />
Workflow-, Konfigurations-, Varianten- und Änderungsmanagement<br />
beziehungsweise Methoden und Werkzeuge zur Daten-, Prozess-<br />
und Wissens-Modellierung. <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> wird im<br />
Umfeld der Industrie-4.0-Transformation auch in Zukunft enorm an<br />
Bedeutung gewinnen.<br />
develop 3 : Welche Aufgaben stellen sich aus Ihrer Sicht speziell<br />
im Bereich der Forschung, um ein erfolgreiches <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
zu ermöglichen? Ist Ihr Institut dazu ebenfalls interdisziplinär<br />
aufgestellt und/oder arbeiten Sie mit Kollegen anderer<br />
Fachrichtungen zusammen?<br />
Kontakt<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Fakultät für Maschinenbau<br />
Lehrstuhl für Maschinenbauinformatik (ITM)<br />
Bochum<br />
Tel. +49 (0)234/32-27009<br />
sekretariat@itm.rub.de<br />
www.itm.rub.de<br />
INFO<br />
Abramovici: Wichtige Forschungsaufgaben für ein erfolgreiches<br />
<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> liegen in der Entwicklung interdisziplinärer<br />
Vorgehensweisen, Methoden, Modelle und IT-Systeme vor allem in<br />
den folgenden Bereichen:<br />
Kollaboratives Multiprojekt-Management<br />
Anforderungs-<strong>Engineering</strong> und -Management<br />
Funktions- und Architektur-Modellierung und -Simulation<br />
Konfigurationsmanagement<br />
Interdisziplinäre Simulation in frühen und späten Produkt-/<br />
Systementwicklungsphasen<br />
Agile <strong>Systems</strong>-<strong>Engineering</strong>-Vorgehensmodelle<br />
Integration von Produkt- und Produktions-Entwicklungs -<br />
methoden<br />
Integration des Service-<strong>Engineering</strong>s in <strong>Systems</strong>-<strong>Engineering</strong>-<br />
Methoden<br />
Methoden zur Risikoanalyse<br />
Methoden zur Zuverlässigkeitsanalyse<br />
<strong>Systems</strong>-<strong>Engineering</strong>-Methoden für smarte Produkte<br />
Unser Institut für Product und Service <strong>Engineering</strong> gehört zur Fakultät<br />
für Maschinenbau und hat daher einen Schwerpunkt im Maschinenbau.<br />
Wir decken dabei aber die Kompetenzen aller Produkt-Lebenszyklusphasen<br />
ab, von der Produkt-/Service-Entwicklung<br />
und Regelungstechnik bis hin zu Produktplanung, Vertrieb<br />
und Service-Erbringung sowie dem Product Lifecycle Management.<br />
Darüber hinaus arbeiten wir eng mit Kollegen anderer Ingenieurdisziplinen<br />
(Elektrotechnik, Informationstechnik, Bauingenieurwesen),<br />
aber auch mit Kollegen anderer Fakultäten wie etwa<br />
Wirtschaftswissenschaften, Psychologie oder Soziologie zusammen.<br />
develop 3 : Welche Konsequenzen hat der Gedanke des <strong>Systems</strong><br />
<strong>Engineering</strong>s für die Lehre? Wie werden sich Studiengänge<br />
des Maschinenbaus und der Elektrotechnik auch angesichts<br />
der steigenden Bedeutung der Software in Produkten<br />
verändern?<br />
Abramovici: Obwohl unsere Fakultäten und Lehrstühle einen Disziplinbezug<br />
haben, vertritt und vermittelt jeder Kollege in der Lehre<br />
den <strong>Systems</strong>-<strong>Engineering</strong>-Gedanken und arbeitet eng mit anderen<br />
Kollegen zusammen. Viele Übungen und studentische Arbeiten sind<br />
bereits heute interdisziplinär ausgerichtet und betrachten Produkte<br />
als ganzheitliche Systeme. Ein Beispiel ist die Entwicklung ‚intelligenter‘<br />
Produkte auf der Basis von Lego-Mindstorm-Robotern. Wir<br />
planen neue interdisziplinäre Studiengänge im Umfeld von Industrie<br />
20 develop 3 systems engineering 02 2015
WISSENSCHAFTLER ZUM SYSTEMS ENGINEERING<br />
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
4.0, an denen sich auch Kollegen aller anderen Ingenieur-Fakultäten<br />
und angrenzenden Disziplinen beteiligen sollen. Eine Fusion der Ingenieurfakultäten,<br />
vor allem der Maschinenbau-, Elektrotechnikund<br />
IT-Fakultäten wäre eine sinnvolle, wenn auch schwer umsetzbare<br />
Maßnahme. Unabhängig davon werden Fakultäten verschiedener<br />
Disziplinen zukünftig viel stärker als bisher in Lehre und Forschung<br />
zusammenarbeiten. Auch innerhalb einzelner Fakultäten befassen<br />
sich mehrere Lehrstühle mit der Software innerhalb von Produkten.<br />
Dies gilt zum Beispiel für unseren Lehrstuhl für Maschinenbauinformatik,<br />
für den Lehrstuhl für Regelungstechnik und Systemtheorie<br />
und für den Lehrstuhl für Eingebettete Systeme. Darüber hinaus<br />
wird in unserer Fakultät demnächst eine Professur für Cyber<br />
Mechanical <strong>Systems</strong> eingerichtet.<br />
co<br />
Zusammenarbeit<br />
in der WiGeP<br />
INFO<br />
Prof. Michael Abramovici wurde zum 1. Januar 2015 für die Dauer<br />
von drei Jahren zum Vorstandsvorsitzenden (Sprecher) der<br />
Wissenschaftlichen Gesellschaft für Produktentwicklung (WiGeP)<br />
gewählt. Die WiGeP entstand 2011 durch die Fusion der Wissenschaftlichen<br />
Gesellschaft für Maschinenelemente und Konstruktionstechnik<br />
(WGMK) und des Berliner Kreises – Wissenschaftliches<br />
Forum für Produktentwicklung. Zur WiGeP gehören zirka<br />
50 aktive und 30 emeritierte Professoren aus dem Umfeld der<br />
Produktentwicklung und -innovation aus Deutschland, Österreich,<br />
der Schweiz, Holland und Luxemburg sowie ein Industriekreis<br />
bestehend aus rund 50 Führungspersönlichkeiten aus der<br />
Industrie. Somit ist die WiGeP eine der größten wissenschaftlichen<br />
Gesellschaften in Deutschland und die weltweit<br />
größte wissenschaftliche Gesellschaft im Bereich<br />
Konstruktion und Produktentwicklung.<br />
www.wigep.de<br />
Bild: ITM<br />
deve lo p 3 systems engineering 02 2015 21
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
WISSENSCHAFTLER ZUM SYSTEMS ENGINEERING<br />
Prof. Dr.-Ing. Martin Eigner, Lehrstuhl für Virtuelle Produktentwicklung (VPE), TU Kaiserslautern<br />
„Innerhalb des PEPs müssen physische<br />
und virtuelle Welt verbunden werden“<br />
17 Lehrstühle aus fünf Fachbereichen haben sich an der TU Kaiserslautern zum Center for<br />
Smart <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (cSSE) zusammengeschlossen. Für Prof. Martin Eigner trägt das<br />
nicht nur wesentlich zur Profilschärfung der TU Kaiserslautern bei, sondern ermöglicht insbesondere<br />
Maschinenbauingenieuren den Umgang mit den zunehmend komplexer werdenden<br />
interdisziplinären Produkten und Systemen.<br />
develop 3 : Wie definieren Sie den Begriff <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
und welche Rolle spielt dieser beziehungsweise die disziplinübergreifende<br />
Zusammenarbeit in der Arbeit Ihres Instituts?<br />
Eigner: In den 60er Jahren wurde insbesondere in der amerikanischen<br />
Luft- und Raumfahrt und in großen Militärprojekten <strong>Systems</strong><br />
<strong>Engineering</strong> (SE) als interdisziplinärer, dokumentengetriebener Ansatz<br />
zur Entwicklung und Umsetzung komplexer technischer Systeme<br />
in großen Projekten definiert. Dieser Ansatz wurde aus Sicht der<br />
Software- und Elektronikindustrie permanent ausgebaut und bietet<br />
heute Modellierungs- und Simulationsunterstützung von komplexen,<br />
stark vernetzten Systemen an. <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> basiert auf<br />
dem Prinzip, dass ein System mehr ist als die Summe seiner Subsysteme.<br />
Aus diesem Grund sollten nicht nur die Zusammenhänge der<br />
Teilsysteme, sondern vor allem auch die Gesamtzusammenhänge<br />
betrachtet werden. Nach den Vorgaben des INCOSE ist das <strong>Systems</strong><br />
<strong>Engineering</strong> eine Disziplin, deren Aufgabe die Erstellung und<br />
Ausführung eines interdisziplinären Prozesses ist, der garantieren<br />
soll, dass Kunden- und Stakeholder-Anforderungen qualitativ hochwertig,<br />
zuverlässig, kostengünstig und in vorgegebener Zeit über<br />
den gesamten Produktlebenszyklus erfüllt werden können. So<br />
schlägt das Vorgehensmodell für komplexe Aufgaben ein Vorgehen<br />
vom Groben zum Detail vor, das durch eine Gliederung und Aufteilung<br />
von Subsystemen die Komplexität des Gesamtsystems sukzessive<br />
reduziert. Aufgabe eines modernen interdisziplinären und integrierten<br />
Produktentwicklungsprozesses (PEP) muss die Öffnung<br />
und Einbindung aller Disziplinen sowie die Integration eines föderierten,<br />
das heißt eines auf verschiedene Standorte und/oder Zulie-<br />
Kontakt<br />
Technische Universität Kaiserslautern<br />
Lehrstuhl für Virtuelle Produktentwicklung (VPE)<br />
Ursula Aydt<br />
Kaiserslautern<br />
Tel. +49 (0)631/205-3871<br />
aydt@mv.uni-kl.de<br />
www.mv.uni-kl.de/vpe<br />
INFO<br />
ferer verteilten Produkt- und Prozessmodells sein. Der Lehrstuhl<br />
VPE arbeitet aufgrund des modellgetriebenen Ansatzes mit dem Begriff<br />
des Model Based <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s (MBSE). Während<br />
klassische Methoden des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s papier- oder dokumentenbasiert<br />
sind, ermöglicht MBSE als Weiterführung des <strong>Systems</strong><br />
<strong>Engineering</strong>s ein modellbasierendes Vorgehensmodell. Es<br />
handelt sich um einen multidisziplinären Ansatz, der auf entwicklungsphasenspezifischen,<br />
digitalen Systemmodellen basiert, die<br />
entlang des Produktentwicklungsprozesses integriert werden. Das<br />
erlaubt die interdisziplinäre Modellierung in verschiedenen Phasen<br />
des Produktentwicklungsprozesses.<br />
develop 3 : Welche Aufgaben stellen sich aus Ihrer Sicht speziell<br />
im Bereich der Forschung, um ein erfolgreiches <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
zu ermöglichen? Ist Ihr Institut dazu ebenfalls interdisziplinär<br />
aufgestellt und/oder arbeiten Sie mit Kollegen anderer<br />
Fachrichtungen zusammen?<br />
Eigner: <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> und MBSE werden besonders bei der<br />
Entwicklung Smarter Systeme und Services im Rahmen des Industrial<br />
Internets relevant. Die Folge ist, innerhalb des Produktentwicklungsprozesses<br />
eine Verbindung zwischen der physischen Welt der<br />
Dinge und der virtuellen Welt der Daten herzustellen. Cybertronische<br />
Systeme stellen dabei die Grundlage. Es handelt sich um Geräte,<br />
Gebäude, Verkehrsmittel oder auch um Produktionsanlagen<br />
sowie Komponenten der Logistik, die eingebettete Systeme enthalten<br />
und über das Internet kommunikationsfähig sind. Darauf aufbauend<br />
werden neue, oftmals disruptive dienstleistungsorientierte<br />
Geschäftsmodelle für die jeweiligen Anwendungen entwickelt, etwa<br />
Smart Products, Smart Energy, Smart Farming und Smart Buildings.<br />
Als Grundlage dienen vollkommen neue interdisziplinäre <strong>Engineering</strong>-Methoden<br />
(SE/MBSE), Prozesse, IT-Werkzeuge und kommunikationsfähige<br />
Komponenten (Internet of Things) sowie eine internetbasierte<br />
<strong>Systems</strong>- und Service-Plattform, die eine intelligente<br />
Ablage und Auswertung der von den Komponenten gelieferten Sensordaten<br />
erlaubt (Big Data, Cloud, Business Analytics, Visualisierung<br />
und Security/Safety). Darauf aufbauend werden die anwendungsabhängigen<br />
dienstleistungsorientierten Geschäftsmodelle<br />
entwickelt (Internet of Services).<br />
Dieses Arbeitsgebiet ist hochgradig interdisziplinär. Einerseits müssen<br />
die vertikalen Barrieren zwischen den ingenieurwissenschaftlichen<br />
Disziplinen aufgebrochen werden, andererseits müssen Wissenschaftler<br />
auf verschiedenen horizontalen Ebenen zusammenarbeiten.<br />
An der TU Kaiserslautern haben sich 17 Lehrstühle aus fünf<br />
22 develop 3 systems engineering 02 2015
WISSENSCHAFTLER ZUM SYSTEMS ENGINEERING<br />
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
Fachbereichen zum Center for Smart <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (cSSE)<br />
zusammengeschlossen. Es trägt wesentlich zur Profilschärfung der<br />
TU Kaiserslautern bei. Sie erweitert, vertieft und integriert damit die<br />
bestehende Forschungskompetenz. Die Breite und Tiefe der fachlichen<br />
Abdeckung dieser komplexen Problemstellung sowie die Arbeit<br />
der am cSSE integrierten Wissenschaftler in den Bereichen Forschung,<br />
Lehre und Transfer durch die Einbindung der SmartFactory<br />
KL sind ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal dieser Initiative.<br />
Mit cSSE wird die bereits in vielen Projekten nachgewiesene interdisziplinäre<br />
Zusammenarbeit über die Fachbereichsgrenzen gefestigt<br />
und gefördert. Durch das wissenschaftliche Netzwerk und die zu<br />
Grunde liegende Struktur wird sowohl die Grundlagen- als auch die<br />
Anwendungsforschung im nationalen und internationalen Forschungsumfeld<br />
eine herausragende Stellung erhalten. Die bestehenden<br />
Kooperationen mit nationalen und internationalen Einrichtungen,<br />
Universitäten und Unternehmen werden stetig erweitert.<br />
develop 3 : Welche Konsequenzen hat der Gedanke des <strong>Systems</strong><br />
<strong>Engineering</strong>s für die Lehre? Wie werden sich Studiengänge<br />
des Maschinenbaus und der Elektrotechnik auch angesichts<br />
der steigenden Bedeutung der Software in Produkten<br />
verändern?<br />
Eigner: Interdisziplinäre Produkte und Systeme werden für den Maschinenbauingenieur<br />
zunehmend komplexer und führen oftmals zu<br />
einem Gefühl der Überforderung. Virtualisierung, Integration und Interdisziplinarität<br />
zwischen den Disziplinen Mechanik, Elektrik/Elektronik,<br />
Software und Dienstleistung sowie die Zusammenarbeit zwischen<br />
den einzelnen Phasen des Produktlebenszyklus werden zur<br />
Grundlage eines modernen PEP. Dazu kommen die beiden Gestaltungsdreiecke<br />
des PEP, die die Spannungsfelder Technik, Organisation<br />
und Mensch sowie Ökonomie, Ökologie und Soziologie aufspannen<br />
und dem Ingenieur eine größere betriebliche und gesellschaftliche<br />
Verantwortung übertragen. Kompetenzen wie zum Beispiel<br />
Akzeptanz, Internationalität, Motivation, Organisationsfähigkeit,<br />
Prozessverständnis, Verantwortungsgefühl, Kreativität und<br />
Kommunikationsfähigkeit gewinnen immer mehr an Bedeutung.<br />
Gleichzeitig werden Berufseinsteiger an Universitäten und Hochschulen<br />
aufgrund veralteter Ausbildungskonzepte nur unzureichend<br />
auf die genannten Anforderungen am späteren Arbeitsplatz vorbereitet.<br />
Der Lehrstuhl VPE möchte für Studenten der Ingenieurwissenschaften<br />
und für Ingenieure, die bereits im Berufsleben stehen,<br />
sowohl einen Überblick über interdisziplinäre Methoden, Prozesse<br />
und IT-Lösungen als auch Beispiele des Gestaltungsrahmens geben.<br />
Bild: VPE<br />
Insofern werden auch die Themen technische Organisation und Prozessgestaltung,<br />
<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>, Human Factors sowie nachhaltige<br />
Produktentwicklung in der zentralen Vorlesung ‚Modellbasierte<br />
Virtuelle Produktentwicklung‘ behandelt. Das weitere Vorlesungs-<br />
und Übungsangebot in Maschinenbau und Verfahrenstechnik<br />
(MV) umfasst:<br />
IT im <strong>Engineering</strong> – Vorlesung und Gruppenübung im ersten Semester<br />
MV (SE/MBSE sowie Matlab Simulink am Beispiel Lego<br />
Mindstorm)<br />
Integrierte Design and <strong>Engineering</strong> Education (IDEE) – im ersten/<br />
zweiten Semester MV (Gruppenübung Konstruktion)<br />
Product Lifecycle Management (PLM)<br />
Kaiserslauterner Open Online Course (KLOOC) – nachhaltige Produktentwicklung<br />
mit Partnern aller Fakultäten<br />
Interdisziplinäre Entwicklungsmethoden: Ringvorlesung zusammen<br />
mit allen ingenieurwissenschaftlichen Fachbereichen (geplant<br />
im Rahmen des cSSE)<br />
co<br />
deve lo p 3 systems engineering 02 2015 23
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
WISSENSCHAFTLER ZUM SYSTEMS ENGINEERING<br />
Prof. Dr. Dr.-Ing. Dr. h. c. Jivka Ovtcharova, Inst. für Informationsmanagement im Ingenieurwesen (IMI), KIT<br />
„Dynamische Vernetzung und selbständige<br />
Kommunikation werden wichtig“<br />
Am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) lenkt Prof. Jivka Ovtcharova beim <strong>Systems</strong><br />
<strong>Engineering</strong> den Blick von den lediglich unterstützenden IT-Systemen hin zur realitätsnahen<br />
Human-Computer-Interaktion – und stellt damit den Menschen in den Mittelpunkt der<br />
Betrachtung. Praxistaugliche Lösungen werden unter anderem im Lifecycle <strong>Engineering</strong><br />
Solutions Center (LESC) erarbeitet.<br />
develop 3 : Wie definieren Sie den Begriff <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
und welche Rolle spielt dieser beziehungsweise die disziplinübergreifende<br />
Zusammenarbeit in der Arbeit Ihres Instituts?<br />
Ovtcharova: Der Begriff <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> wird seit Jahren mit<br />
dem Zusammenwirken von Mechanik, Elektrik, Elektronik und Softwaretechnik<br />
in Verbindung gesetzt, was durch den Begriff Mechatronik<br />
zum Ausdruck kommt. Dabei handelt es sich um die Integration<br />
von Komponenten und Teilsystemen, deren Gesamtfunktionalität<br />
im Voraus festgelegt wird. Im Zeitalter der Industrie 4.0 erlangt<br />
die dynamische Vernetzung und die selbständige Kommunikation<br />
der einzelnen Komponenten eines <strong>Systems</strong> über das Internet eine<br />
wachsende Bedeutung. Unterstützt durch Echtzeit-Visualisierungstechnologien<br />
ermöglicht diese, unsichtbare Phänomene sichtbar<br />
und frühzeitig validierbar für die Menschen zu machen um dadurch<br />
neue Produkteigenschaften und -funktionen zu verwirklichen. Das<br />
Institut für Informationsmanagement im Ingenieurwesen (IMI) am<br />
Karlsruhe Institut für Technologie (KIT) erforscht neue Ingenieurmethoden<br />
des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s, die durch realitätsnahe Human-Computer-Interaktion<br />
gekennzeichnet sind und dadurch den<br />
Kontakt<br />
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)<br />
Institut für Informationsmanagement im<br />
Ingenieurwesen (IMI)<br />
Karlsruhe<br />
Tel. +49 (0)721/608 4 2984<br />
info@imi.kit.edu<br />
www.imi.kit.edu<br />
Details direkt zum Lifecycle <strong>Engineering</strong><br />
Solutions Center (LESC):<br />
www.lesc.kit.edu<br />
INFO<br />
Menschen in den Mittelpunkt der Betrachtung setzten. Im Unterschied<br />
zum traditionellen <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>, bei dem die IT-Systeme<br />
dem Menschen lediglich Hilfestellung anbieten, ermöglicht<br />
das Mensch-zentrierte <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> unter anderem Entwicklern,<br />
Lieferanten, Herstellern und Kunden einander an ihren Ideen<br />
teilhaben zu lassen und neue Arbeitsumgebungen zu schaffen, in<br />
denen multidisziplinäre Teams mit unterschiedlichen – jedoch sich<br />
ergänzenden – Erfahrungen nachhaltig zusammenarbeiten können.<br />
Diese Thematik betrifft über Prozesse der operativen Ebene hinausgehend<br />
insbesondere auch Unternehmensentwicklungs-, Strategieplanungs-<br />
und Managementprozesse.<br />
develop 3 : Welche Aufgaben stellen sich aus Ihrer Sicht speziell<br />
im Bereich der Forschung, um ein erfolgreiches <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
zu ermöglichen? Ist Ihr Institut dazu ebenfalls interdisziplinär<br />
aufgestellt und/oder arbeiten Sie mit Kollegen anderer<br />
Fachrichtungen zusammen?<br />
Ovtcharova: Die Herausforderungen und Aufgaben der Forschung<br />
aus Sicht des Next Generation <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s liegen in der<br />
Erarbeitung neuer Prozesse und Modelle der interdisziplinären Zusammenarbeit.<br />
In diesem Zusammenhang betreibt das IMI seit sieben<br />
Jahren sehr erfolgreich ein Lifecycle <strong>Engineering</strong> Solutions Center<br />
(LESC) am KIT für die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen<br />
internen und externen Forschungsinstituten sowie für den Wissensaustausch<br />
und Technologietransfer in die Wirtschaft und Gesellschaft.<br />
Im LESC stehen skalierbare und flexible Entwicklungs- und<br />
Testumgebungen vom Einzelarbeitsplatz bis hin zur Großprojektion<br />
zur Verfügung. Die Idee, welche hinter dem LESC steckt, ist die einer<br />
zentralen Kollaborationsplattform, welche für die Implementierung,<br />
Validierung, Evaluation und Demonstration von Forschungsergebnissen<br />
disziplinübergreifend und praxisnah zur Verfügung steht und<br />
ein Bewusstsein für richtungsweisende Trends und Paradigmenwechsel<br />
in verschiedenen Fachbereichen schafft. Mit dem am 24.<br />
September 2014 eröffneten Industrie 4.0 Collaboration Lab im<br />
LESC, in Zusammenarbeit mit dem Bechtle IT-Systemhaus Karlsruhe<br />
sowie der SolidLine AG, stehen maßgeschneiderte 3D-Entwicklungs-<br />
und Testumgebungen zur Verfügung, in denen Unternehmen<br />
anhand eigener Datensätze zukünftige Produkte und Dienstleistungen<br />
frühzeitig erproben können. Ziel ist es, insbesondere dem Mittelstand<br />
zu helfen, sich schnell und ohne hohe Investitionskosten fit<br />
für den Umgang mit modernen Technologien zu machen. Neben der<br />
flexiblen Nutzung einer integrierten IT-Infrastruktur umfasst dies<br />
auch die Möglichkeit der Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern.<br />
24 develop 3 systems engineering 02 2015
WISSENSCHAFTLER ZUM SYSTEMS ENGINEERING<br />
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
develop 3 : Welche Konsequenzen hat der Gedanke des <strong>Systems</strong><br />
<strong>Engineering</strong>s für die Lehre? Wie werden sich Studiengänge<br />
des Maschinenbaus und der Elektrotechnik auch angesichts<br />
der steigenden Bedeutung der Software in Produkten<br />
verändern?<br />
Ovtcharova: Die Ingenieure von morgen sind eine wichtige Zielgruppe<br />
des LESC. Ziel ist es, die neuen Herausforderungen des <strong>Systems</strong><br />
<strong>Engineering</strong>s für die moderne Ingenieurausbildung und -qualifikation<br />
frühzeitig zu erkennen und notwendige Umsetzungsmaßnamen,<br />
insbesondere für den Mittelstand, effizient und praxisnah zu<br />
ergreifen. Dies gilt – mit Blick auf den Fachkräftebedarf – nicht nur<br />
für die spezialisierten Masterstudiengänge, sondern auch für das<br />
Bachelorstudium der Ingenieurwissenschaften. Mit dem LESC als<br />
funktionsfähigen Zentrum ist es gelungen, einen Ort zu etablieren,<br />
an dem Zukunftsbildungsthemen in die unternehmerische Realität<br />
getragen werden.<br />
Um praxisnahe Fähigkeiten im Umgang mit modernen IT-Systemen<br />
des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s während des Studiums zu vermitteln,<br />
verfügt seit Ende 2014 zudem jeder unserer rund 4000 Maschinenbaustudenten<br />
am KIT ab dem ersten Semester über eine persönliche<br />
SolidWorks-CAD-Lizenz. Darüber hinaus nutzen die Maschinenbau-<br />
wie auch die Masterstudenten benachbarter Disziplinen wie<br />
Elektrotechnik, Informatik oder Mechatronik ein erweitertes Spektrum<br />
an SolidWorks-Anwendungen. Mit dieser Produktentwicklungssoftware<br />
können Ingenieure bereits während des Studiums<br />
Anwendungserfahrung und nachweisbare Kompetenzen im Bereich<br />
des softwareunterstützten Produktlebenszyklusmanagements<br />
(PLM) sammeln. Die Software bildet dabei sowohl eine gute Basis<br />
für eine praxisorientierte Ausbildung als auch für die Zusammenarbeit<br />
zwischen Industrieanwendern und den jeweils beteiligten Forschungseinrichtungen.<br />
co<br />
Bild: IMI<br />
deve lo p 3 systems engineering 02 2015 25
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
AUS DER FACHGRUPPE SE<br />
Methodenschulung<br />
im SE LIVE LAB<br />
Bild: Fraunhofer IPT Projektgruppe Entwurfstechnik Mechatronik<br />
SE LIVE LAB, Hannover Messe, IT-Analysten zu Besuch und Spring School<br />
„Fit werden für Industrie-4.0-<br />
Produkte und -Dienstleistungen“<br />
Der Innovationssprung von mechatronischen zu vernetzten, intelligenten technischen Systemen<br />
stellt Unternehmen vor große Herausforderungen. Klar ist: Diese Entwicklung kann nicht vollständig<br />
mit den etablierten fachdisziplinspezifischen Methoden und Tools gelöst werden. Aus diesem<br />
Grund steigt das Interesse an disziplinübergreifenden Ansätzen wie dem <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (SE)<br />
inzwischen auch bei KMU. Die Fachgruppe SE widmet sich diesem Schlüsselthema mit Blick auf<br />
den Maschinen- und Anlagenbau sowie den Transfer der Methoden und Werkzeuge des SE in den<br />
Mittelstand – unter anderem durch den Aufbau eines innovativen SE LIVE LABs.<br />
Die Fraunhofer-Projektgruppe Entwurfstechnik Mechatronik<br />
richtet derzeit in Kooperation mit der Fachgruppe SE ein Anwender-<br />
und Transferzentrum für <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> ein, das sogenannte<br />
SE LIVE LAB. Ziel ist, das modellbasierte <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
in die Unternehmen zu bringen, um diese fit für die Entwicklung<br />
von Industrie-4.0-Produkten und -Dienstleistungen zu machen.<br />
Zusätzlich ist das SE LIVE LAB eine neutrale Plattform zwischen Industrie<br />
und Anbietern von SE-Software. Kernkompetenz ist hier die<br />
Erprobung und Evaluierung von SE-Methoden und -Tools vor dem<br />
Hintergrund der unternehmensspezifischen Anforderungen. Zentraler<br />
Bestandteil des Konzeptes sind Schulungen, Workshops und<br />
Pilotprojekte.<br />
Der Bedarf für ein solches Transferzentrum wurde bereits in der Studie<br />
‚<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> in der industriellen Praxis‘ identifiziert.<br />
Und auch der in der Fachgruppe SE seit Herbst 2014 gepflegte Austausch<br />
mit Unternehmensvertretern bestätigt: Der Nutzen und die<br />
Potenziale von SE liegen auf der Hand. Für Unternehmen stellt sich<br />
allerdings die Frage, wie <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> schrittweise und<br />
maßgeschneidert in die eigenen Prozesse eingeführt werden kann.<br />
Genau hier setzt das Konzept des SE LIVE LAB an.<br />
Mit dem Ziel eines interdisziplinären Anwender- und Transferzentrums<br />
wurde ein modularer Ansatz entwickelt, der dem Qualifikationsdreischritt<br />
Verstehen – Anwenden – Beherrschen folgt. Auf der<br />
ersten Qualifikationsstufe Verstehen können beispielsweise Geschäftsführer,<br />
Manager, Entwickler, Projektleiter und Einkäufer SE-<br />
Methoden kennenlernen. Ziel ist es, den Kerngedanken und den<br />
Nutzen von SE zu verstehen. Dafür werden in Workshops die existierenden<br />
SE-Ansätze und Anwendungsbeispiele prototypisch ausprobiert<br />
und diskutiert. Die beiden folgenden Qualifikationsstufen Anwenden<br />
und Beherrschen vertiefen dementsprechend das Wissen<br />
und erhöhen die SE-Kompetenzen; am Ende steht der Einsatz im eigenen<br />
Unternehmen.<br />
Ab Herbst 2015 steht das SE LIVE LAB nach einer Testphase allen Interessierten<br />
aus Forschung, Entwicklung und Industrie mit attraktiven<br />
Angeboten zur Verfügung. Eine Eröffnungsfeier ist geplant.<br />
Zum Anfassen: SE auf der Hannover Messe<br />
Die Möglichkeiten industrieller Vernetzung präsentierten die Partner<br />
der Fachgruppe SE – Miele, Dassault Systemes und Fraunhofer –<br />
auch auf der Hannover Messe. Das zentrale Thema des Messestands<br />
war der Einsatz von <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> am Beispiel eines<br />
durchgängig virtuellen Entwicklungsprozesses einer Waschmaschine.<br />
Das von Fraunhofer mit der Methode ‚Consens‘ entwickelte Systemmodell<br />
und die gekoppelte testbare Verhaltensmodellierung sowie<br />
die verbundenen 3D-CAD-Daten von Miele visualisierten innerhalb<br />
der 3DExperience-Plattform eine mögliche Toolunterstützung<br />
für Model-Based <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (MBSE). „Im Rahmen unserer<br />
Kooperation mit Dassault Systemes und der Fraunhofer-Projekt-<br />
26 develop 3 systems engineering 02 2015
AUS DER FACHGRUPPE SE<br />
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
Bild: Fraunhofer IPT Projektgruppe Entwurfstechnik Mechatronik<br />
Treffen der Fachgruppe SE fördern den Know-how-Transfer<br />
Bild: Dassault Systemes<br />
Explosionsmodell eines<br />
Miele-Waschautomaten<br />
auf der Hannover Messe<br />
2015<br />
Zu dieser Rubrik<br />
INFO<br />
gruppe Entwurfstechnik Mechatronik konnten wir zeigen, wie sich<br />
die Entwicklungswelt verändert hat und sich in Zukunft weiter verändern<br />
könnte“, sagte Dr. Eduard Sailer, Geschäftsführer der Miele-<br />
Gruppe. „Dies hilft Hightech-Unternehmen, ihre Innovationskraft<br />
und Kundenorientierung zu stärken und kommt somit auch dem<br />
Wirtschaftsstandort Deutschland insgesamt zugute“, ergänzte Dr.<br />
Peter Ebbesmeyer, Senior Experte Produktentstehung bei Fraunhofer.<br />
„Mit Miele und Fraunhofer haben wir Partner gefunden, die in ihren<br />
jeweiligen Feldern weltweit über höchstes Renommee verfügen“,<br />
betonte Andreas Barth, Managing Director EuroCentral bei<br />
Dassault Systemes. „Den Besuchern auf der Hannover Messe konnten<br />
wir auf diese Weise am Beispiel eines Alltagsproduktes zeigen,<br />
dass sich intelligente Vernetzung für den Anbieter wie den Endkunden<br />
auszahlt.“<br />
IT-Analysten zu Besuch bei der Fachgruppe SE<br />
Die Fraunhofer-Projektgruppe Entwurfstechnik Mechatronik in Paderborn<br />
war zudem Gastgeber des Analystentages des Software-<br />
Anbieters Dassault Systemes. Während des zweitägigen Treffens<br />
am 27. und 28. April 2015 diskutierten beide Partner gemeinsam mit<br />
Unternehmensvertretern von Miele, Elha-Maschinenbau, Phoenix<br />
Contact, Bosch-Rexroth und Arburg, wie komplexe technische Systeme<br />
durch <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> systematisch, schneller und günstiger<br />
entwickelt werden können. Ergänzt wurde das Forum durch renommierte<br />
Vertreter von der Gartner Group, IDC und CIMData, die<br />
sich einen Eindruck von der Leistungsfähigkeit von Fraunhofer und<br />
Dassault Systemes sowie von den jeweiligen Methoden und Werkzeugen<br />
des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s verschafften.<br />
„Ausgangspunkt unseres Ansatzes zur Entwicklung technischer<br />
Systeme ist ein ganzheitliches Systemverständnis“, erläuterte Christian<br />
Tschirner, Gruppenleiter bei Fraunhofer. „Leistungsfähige Prozesse<br />
auf Basis von Model-Based <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (MBSE) und<br />
die dazugehörige PLM-Unterstützung ermöglichen darauf aufbauend<br />
die Schaffung eines Wettbewerbsvorteils.“<br />
Gegründet im Rahmen des Spitzenclusters it's OWL – Intelligente<br />
Technische Systeme OstWestfalenLippe (der Spitzencluster<br />
ist das größte deutsche Zukunftsprojekt in den<br />
Themenfeldern Industrie 4.0 und <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>), will<br />
die Fachgruppe <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (Fachgruppe SE) das<br />
SE in die Praxis des Maschinenbaus bringen. Die Fachgruppe<br />
wird gemeinsam von den Partnern<br />
Fraunhofer IPT – Projektgruppe Entwurfstechnik<br />
Mechatronik,<br />
OWL Maschinenbau e.V.,<br />
OWL ViProSim e.V.,<br />
Dassault Systemes und der<br />
Gesellschaft für <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> e.V. (GfSE)<br />
organisiert. Im Rahmen dieser Rubrik berichtet die Fachgruppe<br />
SE fortlaufend über aktuelle Entwicklungen und<br />
den Stand der Umsetzung von SE-Projekten.<br />
www.ipt.fraunhofer.de/mechatronik<br />
Spring School versammelt SE-Ingenieure<br />
Bereits zum dritten Mal veranstalteten die Fraunhofer-Projektgruppe<br />
Entwurfstechnik Mechatronik und die TU München die ‚International<br />
Spring School on <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>‘ (IS3E). Wissenschaftler/-innen<br />
aus dem In- und Ausland kamen von 4. bis 8. Mai 2015 in<br />
Paderborn zusammen, um die eigenen Dissertationsprojekte zu diskutieren<br />
und die Methoden des SEs kennenzulernen. Der Fokus lag<br />
auf Problemstellungen aus der Praxis: Neben dem Workshop ‚<strong>Systems</strong><br />
Thinking‘ haben die Teilnehmer dieses Mal auch die Methoden<br />
des MBSEs und des Complexity Managements in kleinen Gruppen<br />
konkret angewendet.<br />
Der Autor:<br />
Alexander A. Albers ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der<br />
Fraunhofer IPT Projektgruppe Entwurfstechnik Mechatronik und<br />
Projektleiter der Fachgruppe SE<br />
deve lo p 3 systems engineering 02 2015 27
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
AUS DER<br />
Im Rahmen der Podiumsdiskussion<br />
anlässlich des TdSE2014 wurde<br />
intensiv die SE Vision 2025 von<br />
INCOSE diskutiert<br />
Quelle: INCOSE<br />
TdSE: Konferenz für <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> im deutschsprachigen Raum<br />
Intensiver Austausch<br />
zwischen Industrie und Forschung<br />
Der TdSE – Tag des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> – bietet im November 2015 im Rahmen einer Konferenz<br />
über drei Tage hinweg die Gelegenheit, sich intensiv mit dem <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> zu beschäf -<br />
tigen. Nachfolgend eine Vorschau zu der Veranstaltung und den verschiedenen Möglichkeiten,<br />
die sich Teilnehmern bieten. Weitere Informationen sind über die neue TdSE-Homepage der<br />
Gesellschaft für <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (GfSE) verfügbar (siehe Infokasten).<br />
Der Tag des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (TdSE) ist die <strong>Systems</strong>-<strong>Engineering</strong>-Konferenz<br />
im deutschsprachigen Raum – 2015 findet<br />
sie im November in Ulm statt. Als Gesellschaft für <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
e.V. führen wir diese Veranstaltung von Beginn an in jedem Jahr<br />
durch. Am Anfang war es nur ein Tag, und der eigentliche Treiber<br />
war die Mitgliederversammlung am Ende des Jahres, die jeder Verein<br />
durchführen muss. Zur Motivation der Mitglieder wurden Vortragende<br />
eingeladen, die etwas zum Thema <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (SE)<br />
und Erfolgen aus der Industrie erzählen konnten. Dieser Tag entwickelte<br />
sich über die Jahre zu einer ausgewachsenen und anerkannten<br />
SE-Konferenz im deutschsprachigen Raum, die inzwischen<br />
drei Tage dauert. In vielen Diskussionen wurde der Name der Veranstaltung<br />
dennoch beibehalten und die Mitgliederversammlung ist<br />
nun ein Anhängsel am Freitagnachmittag.<br />
Die zeitliche Ausdehung entstand durch die wachsende Aufmerksamkeit<br />
und Anfragen von Interessierten, ihre Erfolge vorzustellen.<br />
So wurde die Konferenz zunächst auf zwei Tage mit einem offiziellen<br />
Aufruf zu Beiträgen erweitert. Auch die Kombination mit kostenlosen<br />
Seminaren und Tutorials mit Übungen wurden gerne von den<br />
Teilnehmern angenommen. Neben dem satzungsgemäßen Ziel der<br />
GfSE, sowohl die Industrie im Bereich SE zu vertreten als auch den<br />
Hochschulen und Forschungseinrichtungen eine Plattform zu bieten,<br />
ist die Annahme von Beiträgen in der Zwischenzeit mit unterschiedlichen<br />
Akzeptanzhürden versehen. Ziel ist es, den Industrie-<br />
Auf einen Blick<br />
INFO<br />
Alle Informationen und Themen für den TdSE2015 sind<br />
auf der neu gestalteten Homepage im Detail zu erforschen.<br />
Diese entspricht der neuen Schnittstelle und Auflösung<br />
zu Mobiltelefonen, Tablets und weiterhin den klassischen<br />
PCs. In den Impressionen finden Sie den Podcast<br />
zur Podiumsdiskussion des TdSE 2014, das Videointerview<br />
zum TdSE in Hamburg und andere interessante Links zum<br />
Thema <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>.<br />
Veranstaltungsdatum 2015:<br />
11. bis 13. November 2015<br />
Veranstaltungsort:<br />
Ulm<br />
www.tdse.org<br />
28 develop 3 systems engineering 02 2015
Dr. David Endler,<br />
<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> Consultant<br />
„Im kleinen Team<br />
zunächst Grundlagen<br />
legen und Anforderungen<br />
klären.“<br />
Anwendungen Seite 64<br />
Intelligenz in die<br />
Maschine bringen<br />
Methoden Seite 32<br />
Im Überblick: Die<br />
Sicht von Forschern<br />
Menschen ab Seite 20<br />
Titelstory Seite 36<br />
AUS DER GFSE<br />
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
Zu dieser Rubrik<br />
TIPP<br />
Messestand der GfSE 2014 mit Demos der Arbeitsgruppen<br />
Bild: GfSE<br />
02 2015<br />
Interdisziplinäre Produktentwicklung in der Praxis<br />
Automatisierer<br />
fokussiert ganzheitliches<br />
<strong>Engineering</strong><br />
Die Gesellschaft für <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (GfSE) e.V. als<br />
deutsches Chapter des International Council on <strong>Systems</strong><br />
<strong>Engineering</strong> (INCOSE) ist seit 1997 die größte deutschsprachige<br />
Interessensvertretung rund um das Thema <strong>Systems</strong><br />
<strong>Engineering</strong>. In der Rubrik „Aus der GfSE“ berichten<br />
wir regelmäßig über aktuelle Aktivitäten und Initiativen.<br />
Mitglieder der GfSE erhalten die develop 3<br />
systems engineering digital im Rahmen ihrer<br />
Mitgliedschaft über den Newsletter der GfSE.<br />
Zusätzlich besteht die Möglichkeit, ein Printabonnement<br />
zum ermäßigten Mitgliederpreis zu beziehen.<br />
Angaben zu Verfahren und Gutscheincode finden<br />
sich ebenfalls im News letter der GfSE.<br />
vertretern und Anwendern eine Bühne für Best Practices und Erfahrungen<br />
zu bieten. Die eingereichten Beiträge werden von Fachleuten<br />
gesichtet und auf diese Ziele hin überprüft. Je zur Hälfte kommen<br />
die Beiträge übrigens aus der Industrie und der Forschung, letztere<br />
unterliegen den Akzeptanzkriterien der Wissenschaft. Alle Vorträge<br />
werden in einem TdSE-Buchband mit ISBN-Nummer veröffentlicht.<br />
Themen im November werden übrigens aus den SE-Themenbereichen<br />
modellbasierte Systementwicklung und Simulation,<br />
agile Systementwicklungsmethoden, <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> im Mittelstand<br />
inklusive Organisationsentwicklung, SE-Tools und Umgebungen<br />
sowie PLM/MBE/MBSE-Integration erwartet.<br />
Tool-Vendor-Project –<br />
Brücke zwischen Hersteller und Teilnehmer<br />
Es gibt in den letzten Jahren immer mehr Werkzeuge, die sich mit SE<br />
als Ganzem oder mit Elementen beschäftigen. Einige fokussieren<br />
sich auf die modellbasierte Umsetzung und andere integrieren<br />
Aspekte des SE in der PLM-Toolwelt. Damit alle Teilnehmer – seien<br />
es Anfänger oder Experten – einen Einblick in die neuesten Möglichkeiten<br />
und Innovationen bekommen und die Ausrichtungen der einzelnen<br />
Anbieter besser verstehen können, gibt es das einzigartige<br />
Tool-Vendor-Project (TVP). Ziel ist, dass die Hersteller anhand eines<br />
definierten Beispiels ihren Ansatz, Schwerpunkte und Lösungen<br />
mittels ihrer Werkzeuge und damit das Verständnis von SE präsentieren.<br />
Auf der Ausstellungsfläche und dem Vendoren-Marktplatz<br />
steht zudem Raum für weitere Diskussionen mit den Teilnehmern<br />
zur Verfügung. Die Basis bildet hier eine Kaffeemaschine am Flughafen,<br />
die in jedem Jahr mit neuen Aufgabenstellungen erweitert wird.<br />
Somit vergrößern sich kontinuierlich Jahr für Jahr die gezeigten Modelle<br />
und der Benchmark ist für die Teilnehmer transparent.<br />
Generell ist es ein Kernelement der Konferenz, den Teilnehmern direkte<br />
Ergebnisse mitzugeben. So bildet der Marktplatz das Zentrum<br />
des Austausches und der Kommunikation unter den Teilnehmern.<br />
Auf Grund von Platzmangel konnte der TdSE2014 in Bremen allerdings<br />
nur 16 Aussteller aufnehmen, die ihre Dienstleistungen und<br />
Forschungsergebnisse präsentierten.<br />
Weiterhin unterstützt das World Cafe den Ideen- und Erfahrungsaustausch<br />
zwischen einzelnen Teilnehmern. Durch kleine und moderierte<br />
Gruppen zu einzelnen Themen des SE – beispielsweise<br />
MBSE-Erfahrung oder SE in der innerbetrieblichen Ausbildung –<br />
wird Erfahrung dokumentiert und vorgestellt. Das ermöglicht die direkte<br />
Nutzung durch die Teilnehmer im Tagesgeschäft.<br />
Podiumsdiskussionen<br />
beleuchten aktuelle Entwicklungen<br />
Zu aktuellen und ausgewählten Themen werden auch Podiumsdiskussionen<br />
durchgeführt, die ein Thema tiefer beleuchten. Anlässlich<br />
des TdSE2014 wurde etwa sowohl die SE Vision 2025 von INCOSE<br />
vorgestellt und den Teilnehmern erläutert als auch die Anwendbarkeit<br />
für den deutschsprachigen Raum kontrovers diskutiert. Ein Podcast<br />
dazu gibt es in den Impressionen auf der Homepage des TdSE<br />
(siehe Infokasten).<br />
Durch die immer größere Verbreitung und Anwendung von <strong>Systems</strong><br />
<strong>Engineering</strong> kommen die Teilnehmer sowohl aus der klassischen<br />
Anwendung in der Luft- und Raumfahrt als auch anderen Industrien<br />
wie Automobil- oder Schiffbau, Maschinen- und Anlagenbau<br />
sowie regenerativen Energien, Softwareentwicklung, Schienenverkehr<br />
oder Medizintechnik. Hierbei sind nicht nur die reinen<br />
Anwender und Prozessverantwortlichen als Teilnehmer dabei, sondern<br />
auch die Entscheider, die sich vernetzen und unter anderem im<br />
SE Best Practice Industriekreis (SE-BPC) engagieren. Initiatoren sind<br />
das ‚Virtual Vehicle Research Center‘ (Graz) und die Fraunhofer-Projektgruppe<br />
Entwurfstechnik Mechatronik (IPT-EM) <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
Management. Das Vernetzen von Personen und der Blick<br />
über den Tellerrand runden zudem abendliche Veranstaltungen ab.<br />
So wurden schon viele Projekte und Arbeitsgruppen geboren.<br />
Die Autoren:<br />
Christian Tschirner ist Bereichsleiter Kommunikation & Veran -<br />
staltungen, Sven-Olaf Schulze Vorsitzender der GfSE<br />
deve lo p 3 systems engineering 02 2015 29
METHODEN<br />
SE-GLOSSAR<br />
SE-GLOSSAR<br />
Begriffe des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s – Teil 2<br />
ISO/IEC 15288 und ISO/IEC 29110 –<br />
Prozesse für das <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
In Teil 2 unserer Rubrik SE-Glossar widmen wir uns dem <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> aus Sicht des Produktlebenszyklus<br />
und der relevanten Prozesse. Im Mittelpunkt stehen dabei die ISO/IEC 15288 und<br />
die ISO/IEC 29110, die als ‚kleine Schwester‘ der ISO/IEC 15288 besonders für kleine und mittlere<br />
Unternehmen interessant ist.<br />
Seit einiger Zeit existieren starke Aktivitäten, die Landschaft der<br />
Normen, Standards und Richtlinien im <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> zu<br />
aktualisieren. Diese sind getrieben unter anderem durch das Deutsche<br />
Institut für Normung e. V. (DIN), die ISO, das IEEE – aber natürlich<br />
auch stark durch das International Council on <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
(INCOSE). Dabei rücken immer stärker die Bedürfnisse von Unternehmen<br />
außerhalb der klassischen SE-Anwendungsbereiche in<br />
den Mittelpunkt.<br />
ISO/IEC 15288: <strong>Systems</strong> and software<br />
engineering – System life cycle processes<br />
Die ISO/IEC 15288: <strong>Systems</strong> and software engineering – System life<br />
cycle processes beschreibt die Prozesse über den Lebenszyklus eines<br />
technischen <strong>Systems</strong>. Es werden vier Prozess-Gruppen inklusive<br />
entsprechender Terminologie definiert. Für jede Gruppe werden<br />
die für <strong>Systems</strong> Engineers relevanten Prozesse detailliert. Diese werden<br />
unabhängig von der Komplexität eines <strong>Systems</strong>, der Produktstrukturstufe<br />
oder Projektphase angewendet; einzig der erbrachte<br />
Aufwand für die Prozesse ändert sich.<br />
Produktbezogene/ Technische Prozesse: Hier finden sich alle technischen<br />
Aktivitäten des Lebenszyklus. Durch deren Anwendung<br />
entsteht das Produkt oder der Service. Bestandteile sind beispielsweise<br />
Geschäftsfall- und Missionsanalyse, Kundenwunsch und<br />
Anforderungsdefinition, Systemanforderungsdefinition, Systemanalyse,<br />
Architekturdefinition, Designentwurf sowie Aktivitäten<br />
bezüglich Implementierung, Integration, Verifikation, Transition,<br />
Validierung, Operation, Wartung und Entsorgung.<br />
Projekt-/Technische Management-Prozesse: Diese adressieren<br />
das technische Management von Entwicklungsvorhaben und ergänzen<br />
das Projektmanagement. Die entsprechenden Aktivitäten<br />
beziehen sich also auf die Planung, Projektbeurteilung und -steuerung,<br />
Entscheidungs-, Risiko- Konfigurations- und Informationsmanagement<br />
sowie die Qualitätssicherung. Weiter werden technische<br />
Maßnahmen zur Kompensation von Defiziten identifiziert<br />
und durchgeführt, beispielsweise hinsichtlich Zeit, Kosten und<br />
Qualität der Ergebnisse.<br />
Vertrags-/Vereinbarungs-Prozesse: In diesem Zusammenhang unterscheidet<br />
man den Acquisition Process und den Supply Process.<br />
Die damit verbundenen Aktivitäten beziehen sich auf die Vereinbarungen<br />
zwischen Kunde und Lieferant des <strong>Systems</strong> (beziehungsweise<br />
der Systemkomponenten) oder der Dienstleistung.<br />
Organizational Project-Enabling Prozesse: Ziel ist die Bereitstellung<br />
der Ressourcen, die zur Erfüllung der Anforderungen der Projekt-<br />
Stakeholder notwendig sind. Das sind etwa Qualitätsrichtlinien,<br />
Management-Aktivitäten hinsichtlich Lebenszyklus, Infrastruktur,<br />
Produktportfolio, Qualitätsmanagement und Wissensmanagement.<br />
Damit sind diese Prozesse der Organisation und nicht einzelnen<br />
Projekten zugeordnet.<br />
Generische Profile<br />
der ISO/IEC 29110<br />
INFO<br />
Entry: Das Profil ist geeignet für Unternehmen, die sich gerade<br />
erst mit SE beschäftigen oder Projekte mit weniger als<br />
sechs Personenmonaten.<br />
Basic: Hier geht es um Anwendungen mit keinem besonderen<br />
Risiko.<br />
Intermediate: Dieses Profil kommt zur Anwendung in Projekten,<br />
in denen mehrere Disziplinen koordiniert werden müssen.<br />
Advanced: Hier geht es unter anderem um eigenständige, von<br />
einem Auftraggeber unabhängige Projekte mit stark unterschiedlichen<br />
Komplexitätsgraden.<br />
Teile der ISO/IEC 29110<br />
ISO/IEC 29110 Titel Zielgruppen<br />
Teil 1 Übersicht VSE/KMU, Kunden, Assessoren,<br />
Normenersteller, Methodenanbieter<br />
Teil 2<br />
Teil 3<br />
Teil 4<br />
Teil 5<br />
Rahmenwerk und Systematik<br />
Selbstbewertung<br />
Profilspezifikation<br />
Management und<br />
<strong>Engineering</strong> Anleitung<br />
Normenersteller, Methodenanbieter,<br />
nicht für VSE/KMU bestimmt<br />
Assessoren, Kunden und VSE/KMU<br />
Normenersteller, Methodenanbieter,<br />
nicht für VSE/KMU bestimmt<br />
VSE/KMU und Kunden<br />
Quelle: GfSE<br />
30 develop 3 systems engineering 02 2015
SE-GLOSSAR<br />
SE-GLOSSAR<br />
SAR<br />
SE-GLOSSAR<br />
Zu dieser Rubrik<br />
INFO<br />
Das Besondere: Die ISO/IEC 15288 definiert einen Tailoring Process,<br />
der die Anpassung der Prozesse an die jeweilige Projektsituation ermöglicht<br />
– was jedoch in keinem Fall nur ein ‚Weglassen‘ bedeutet,<br />
sondern eine Anpassung in Umfang und der formalen Stringenz.<br />
Dazu werden zunächst Einflussfaktoren auf das Projekt identifiziert<br />
(Komplexität, Risikofaktoren, ...), dann erfolgt die Auswahl der je<br />
nach Entwicklungsprozess betroffenen Prozesse. Hierfür werden<br />
die erwarteten Prozess-Ergebnisse, Aktivitäten und Aufgaben identifiziert,<br />
die durchgeführt werden müssen. Unter Berücksichtigung<br />
der Projektaspekte wird dann entschieden<br />
welche Aspekte besondere Berücksichtigung finden und<br />
welche Prozesse in geringerem Umfang beziehungsweise weniger<br />
formal durchgeführt werden.<br />
ISO/IEC 29110: <strong>Systems</strong> and Software Life Cycle<br />
Profiles and Guidelines for Very Small Entities<br />
Das Thema <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> nimmt inzwischen auch bei kleinen<br />
und mittelständischen Unternehmen (KMU) immer mehr an<br />
Fahrt auf. Die Gründe sind vielfältig, häufig spielen die Veränderungen<br />
in den Wertschöpfungsstrukturen der ‚großen Unternehmen‘<br />
eine Rolle: Immer häufiger fokussieren diese auf eine Integrationsstrategie,<br />
das heißt sie verlagern ihre Systementwicklungsaktivitäten<br />
zu kleineren Unternehmen. Dadurch kommt den wohlstrukturierten<br />
Prozessen des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s eine besondere Rolle<br />
zu, da sie in besonderer Weise im Zusammenspiel mit Partnern ihre<br />
Wirkung entfalten. Gleichzeitig sind aber viele Ansätze zu umfangreich<br />
oder unflexibel, um die Anforderungen kleinerer Unternehmen<br />
zu treffen. Deshalb werden sie auch nur ungern von KMU eingesetzt.<br />
Hier setzt die ISOIIEC 29110 ‚<strong>Systems</strong> and Software Life Cycle Profiles<br />
and Guidelines for Very Small Entities (VSEs)‘ an – ein Ansatz, der<br />
durch INCOSE mitgestaltet wird. Nachdem zunächst das Thema<br />
Softwareentwicklung adressiert wurde, liegt jetzt ein Schwerpunkt<br />
Deployment Packages der ISO/IEC 29110<br />
Interface<br />
Management<br />
Project<br />
Management<br />
Verification<br />
& Validation<br />
Functional<br />
& Physical<br />
Architecture<br />
Integration<br />
Product<br />
Deployment<br />
„In erster Linie geht es um Kommunikation“ – das war der<br />
Titel der Titelstory der ersten Ausgabe der develop 3<br />
systems engineering, die zur SPS IPC Drives 2014<br />
erschien. Tatsächlich wird die Bedeutung von Kommunikation<br />
in Projekten häufig unterschätzt. Projekte sind heute<br />
höchst interdisziplinär und im Regelfall über Zeitzonen,<br />
Kulturkreise und Sprachräume verteilt. Die präzise und<br />
konsistente Verwendung von Begriffen wird somit zur<br />
Schlüsselkompetenz. Eine der ersten Aufgaben des <strong>Systems</strong><br />
Engineers im Projekt ist deshalb die Schaffung eines<br />
Vokabulars, das eine eindeutige Kommunikation fördert.<br />
Zur Unterstützung dieser Aufgabe veröffentlichen wir in<br />
enger Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für <strong>Systems</strong><br />
<strong>Engineering</strong> (GfSE) e.V. in jeder Ausgabe der develop 3<br />
systems engineering Definitionen zu relevanten<br />
Begriffen des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s; Ausgangspunkt hierfür<br />
ist die deutsche Übersetzung V. 3.2.2 des Handbuchs<br />
<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> des International Council on <strong>Systems</strong><br />
<strong>Engineering</strong> (INCOSE).<br />
Hinweis: Die hier vorgestellten Definitionen stellen wir<br />
bewusst zur Diskussion – wir freuen uns über Ihr Feedback<br />
dazu per Mail an:<br />
d3.redaktion@konradin.de<br />
auf der Entwicklung der ‚Deployment Packages‘ für den Bereich<br />
<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>. Die wesentlichen Ziele dabei waren:<br />
Auf Basis der ‚großen Schwester‘ ISO/IEC 15288 soll ein SE-Ansatz<br />
entwickelt werden, der bei Organisationen, Abteilungen oder<br />
Projekten bis etwa 25 Projektteilnehmern eine besondere Anwendbarkeit<br />
findet.<br />
‚Generische Profile‘ (siehe Kasten) sollen die Einführung erleichtern.<br />
Sie erlauben eine schrittweise Einführung in die SE-Prozesse,<br />
wobei die Auswahl des geeigneten Profils von der Fähigkeit<br />
der Organisation, der Größe und der Komplexität des Projekts bestimmt<br />
wird.<br />
Jedes generische Profil wird durch eine Reihe von Deployment Packages<br />
beschrieben (siehe Tabelle). Diese bieten eine im Umfang<br />
angepasste Beschreibung der Prozesse, Aktivitäten, Aufgaben, Arbeitsschritte,<br />
Rollen und zu erarbeitenden Produkte. Weiterhin werden<br />
Vorlagen und Beispiele zur Verfügung gestellt.<br />
Insgesamt besteht die ISO/IEC 29110 aus 5 Teilen (Parts, siehe Tabelle),<br />
wobei nur der Teil 4 als ‚Standard‘ eingestuft ist. Die Deployment<br />
Packages – insgesamt etwa 40 Einzeldokumente – sind dem<br />
Teil 5 der ISO/IEC 29110 ‚Management und <strong>Engineering</strong> Anleitung‘<br />
zugeordnet. Dieser Teil wird aktuell durch das Deutsche Institut für<br />
Normung (DIN) unter Mitarbeit von GfSE-Mitgliedern ins Deutsche<br />
übersetzt – ab Herbst 2015 ist mit einer ersten Fassung zur rechnen.<br />
Requirements<br />
<strong>Engineering</strong><br />
Configuration<br />
Management<br />
Self-<br />
Assessment<br />
Quelle: GfSE<br />
Die Autoren:<br />
Christian Tschirner ist Bereichsleiter Kommunikation & Veranstaltungen<br />
der GfSE, Sascha Ackva ist Mitglied des Vorstands der Gesellschaft<br />
für <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (GfSE)<br />
deve lo p 3 systems engineering 02 2015 31
METHODEN METHODEN<br />
SERIE<br />
SERIE<br />
Der Blick aufs Ganze: Mittels<br />
<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> steht dem<br />
Konstrukteur eine neue Konstruktionsmethodik<br />
zur Verfügung<br />
Bilder: it’s OWL<br />
Teil 1: it´s OWL-Querschnittsprojekt <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> – Intelligenz in die Maschine bringen<br />
Intelligente Maschinen<br />
erfordern neue Konstruktionsmethodik<br />
Wenn – wie Industrie 4.0 es fordert – Intelligenz in die Maschine kommt, sind neue Arten der Konstruktionsmethodik<br />
gefragt. Und wenn Maschinen und ihre Funktionen zunehmend vernetzt werden,<br />
liegt es auf der Hand, auch die einzelnen Gewerke der Maschinenkonstruktion besser zu vernetzen.<br />
Dieses Ziel verfolgt das it´s OWL-Querschnittsprojekt ‚<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>‘, in dem die<br />
Methode des ‚Modell-basierten <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>‘ – kurz MBSE – weiterentwickelt und für die<br />
Praxis nutzbar gemacht wird.<br />
Plakativ formuliert, verfolgt it´s OWL das Ziel, Intelligenz in Maschinen<br />
und Anlagen zu bringen. Diese Intelligenz muss folglich<br />
in die Maschinen ‚hineinkonstruiert‘ werden – und dazu bedarf<br />
es neuer Ansätze der Konstruktionsmethodik. Ein Blick auf die aktuelle<br />
Vorgehensweise bei der Konstruktion von Maschinen und Anlagen<br />
zeigt:<br />
Die einzelnen Gewerke werden (noch) Schritt für Schritt und unabhängig<br />
voneinander entwickelt. Das kostet vergleichsweise viel<br />
Zeit, weil die einzelnen Gewerke nur begrenzt synchron arbeiten<br />
können.<br />
Darüber hinaus führt die herkömmliche sequentielle Konstruktion<br />
zu ‚suboptimalen‘ Ergebnissen, weil die Optimierungspotenziale<br />
aus der Kombination verschiedener Gewerke nicht annähernd<br />
vollständig ausgeschöpft werden können.<br />
Wunsch: Ein integrierter,<br />
durchgängiger Entwicklungsprozess<br />
Die Konsequenz daraus: Um intelligentere und effizientere Maschinen<br />
zur Serienreife zu bringen, muss die Konstruktionsarbeit, müssen<br />
die einzelnen Gewerke besser vernetzt und integriert werden.<br />
Genau das ist der Ansatz des ‚Modellbasierten <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s‘<br />
(englisch: Model Based <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>; kurz MBSE).<br />
Der gesamte Entwicklungsprozess wird hier durch ein Systemmodell<br />
begleitet, in dem alle Schlüsselanforderungen an das zu konstruierende<br />
Produkt bereits zu Beginn festgeschrieben worden sind.<br />
Dieses Modell ist und bleibt Grundlage für die Arbeit der einzelnen<br />
Konstruktionsdisziplinen – über den gesamten Entwicklungsprozess<br />
hinweg.<br />
Der Vorteil ist, dass alle am Prozess Beteiligten stets auf dieses Systemmodell<br />
und somit auf einen einheitlichen Projektstatus zurückgreifen<br />
können. Das gilt insbesondere für die Konstrukteure der einzelnen<br />
Gewerke, die üblicherweise autark mit jeweils spezifischen<br />
CAE-Werkzeugen arbeiten. Es gilt aber auch für die anderen ‚Stakeholder‘<br />
des Prozesses wie etwa Einkäufer, Produktionsplaner, Sicherheitsexperten<br />
und letztlich den Anwender der Maschine.<br />
Nicht zu unterschätzen ist der Nutzen von MBSE im Hinblick auf die<br />
interdisziplinäre beziehungsweise gewerkeübergreifende Konstruktion<br />
nach dem Grundsatz: „Das Ganze (System) ist mehr als die<br />
Summe seiner Teile.“ So kann das Modell-basierte <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
etwa zu neuen Produkteigenschaften führen und eine deutlich<br />
optimierte Maschinenkonstruktion zur Folge haben.<br />
32 develop 3 systems engineering 02 2015
SERIE<br />
SERIE<br />
SERIE<br />
Hintergrund<br />
INFO<br />
Verschiedene Gewerke – ein gemeinsames Systemmodell<br />
als Grundlage für die gesamte Entwicklungsarbeit: Das ist<br />
ein Grundsatz des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s<br />
Im Technologie-Netzwerk it‘s OWL – Intelligente Technische Systeme<br />
OstWestfalenLippe – entwickeln über 170 Unternehmen<br />
und Forschungseinrichtungen in 46 Projekten gemeinsam Lösungen<br />
für intelligente Produkte und Produktionssysteme. Das Spektrum<br />
reicht von intelligenten Automatisierungs- und Antriebslösungen<br />
über Maschinen, Fahrzeuge und Hausgeräte bis zu vernetzten<br />
Produktionsanlagen. Über ein innovatives Transferkonzept<br />
werden neue Technologien für eine Vielzahl von – insbesondere<br />
kleinen und mittelständischen – Unternehmen verfügbar<br />
gemacht. Ausgezeichnet im Spitzencluster-Wettbewerb des<br />
Bundesministeriums für Bildung und Forschung<br />
gilt it´s OWL als eine der größten Initiativen für<br />
Industrie 4.0 in Deutschland.<br />
www.its-owl.de<br />
Für mechatronische Systeme<br />
ist die Methodik des Modellbasierten<br />
<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s<br />
(MBSE) besonders geeignet<br />
Nutzung über den<br />
gesamten Produktlebenszyklus der Maschine<br />
Ein weiterer Vorteil des MBSE: Das Systemmodell, das mit dem<br />
Konstruktionsfortschritt ‚wächst‘, kann auch für die Dokumentation<br />
und Instandhaltung, das heißt über den gesamten Produktlebenszyklus<br />
der Maschine, genutzt werden. Alle Revisionsstände werden<br />
ebenfalls dokumentiert, so dass auch während des Maschinenbetriebs<br />
stets ein aktuelles Modell der Maschine zur Verfügung<br />
steht.<br />
In der Luft- und Raumfahrttechnik sind Entwicklung und Konstruktion<br />
von komplexen Systemen mit MSBE bereits bewährt. Nun wird<br />
der Ansatz mit Nachdruck auch auf andere Bereiche wie den Maschinen-<br />
und Anlagenbau übertragen. Diese Aufgabe verfolgt das<br />
Querschnittsprojekt ‚<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>‘ von it‘s OWL. Partner<br />
dieses Projektes sind die Fraunhofer-Projektgruppe Entwurfstechnik<br />
Mechatronik in Paderborn sowie sechs weitere Forschungsinstitute<br />
in OWL.<br />
„Das Ganze (System) ist mehr<br />
als die Summe seiner Teile.“<br />
Ganz konkret erarbeiten die Partner ein Instrumentarium für die<br />
fachdisziplinübergreifende Entwicklung intelligenter Produkte und<br />
Produktionssysteme. Zu den Disziplinen, deren Entwurfsaktivitäten<br />
im System abgebildet werden, gehören der Maschinenbau (Mechanik),<br />
die Elektrotechnik, die Software-Entwicklung und die Regelungstechnik.<br />
Auf dieser Grundlage werden Methoden zur Sicherung der Vereinbarkeit<br />
unterschiedlicher Modelle entlang der gesamten Produkt -<br />
entstehung erarbeitet. Modellbasierte Synthese- und Analysemethoden,<br />
wie zum Beispiel Fehlerbaum- und Risikoanalyse, sichern<br />
die spezifizierten Systemeigenschaften. Leitfäden, Werkzeuge und<br />
ein Wissenscluster bieten den Unternehmen dazu praxisnahe Unterstützung.<br />
Technologietransfer in verschiedene Branchen<br />
Die Ergebnisse werden von den Clusterunternehmen validiert und in<br />
Projekten eingesetzt, zum Beispiel bei der Entwicklung eines intelligenten<br />
Kfz-Scheinwerfers oder bei der intelligenten Verarbeitung<br />
von Großbauteilen.<br />
Die bisherigen Projektergebnisse zeigen: <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> und<br />
Model Based <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> ermöglichen es, mechatronische<br />
Systeme effizient und effektiv zu entwickeln. Entwicklungszeiten<br />
werden verkürzt, Abstimmungsbedarfe und nachträgliche<br />
Änderungen entfallen und die Produktqualität steigt – mit dem Ergebnis,<br />
dass sich die Wettbewerbsfähigkeit der teilnehmenden Unternehmen<br />
verbessert.<br />
co<br />
Die Autoren:<br />
Dr.-Ing. Roman Dumitrescu, Geschäftsführer it´s OWL Clustermanagement<br />
GmbH und Leiter Produktentstehung der Fraunhofer-<br />
Projektgruppe Entwurfstechnik Mechatronik; M. Sc. Martin Rabe,<br />
Wiss. Mitarbeiter der Fraunhofer-Projektgruppe Entwurfstechnik<br />
Mechatronik<br />
Hinweis zur Serie:<br />
Das Spektrum der Unternehmen, die an der Erprobung dieser innovativen Konstruk -<br />
tionsmethodik interessiert sind, ist weit gefächert. In den folgenden Ausgaben der<br />
develop 3 systems engineering werden im Rahmen dieser Serie einzelne Transferprojekte<br />
des ‚<strong>Systems</strong>-<strong>Engineering</strong>-Querschnittsprojektes‘ vorgestellt.<br />
deve lo p 3 systems engineering 02 2015 33
METHODEN<br />
BIG DATA / KOMMUNIKATION<br />
Bilder: FP7-Project IMPEx/IWF<br />
Erste Anwendungen des IMPEx-Portals<br />
erlauben detaillierte Vergleiche von Daten<br />
der Weltraummissionen Venus Express<br />
(ESA) und Messenger (NASA) mit<br />
bereits existierenden Modellen. Auch für<br />
die berühmte Rosetta-Mission werden in<br />
naher Zukunft Vergleiche zwischen Simulations-<br />
und Messdaten möglich sein<br />
Das neu entwickelte System mit dem Namen<br />
IMPEx (Integrated Medium for Planetary Exploration)<br />
hilft Wissenschaftlern, komplexe<br />
Messdaten besser zu verstehen, Lücken in<br />
den Messungen mit Simulationsdaten aufzufüllen<br />
und Simulationen besser mit tatsächlichen<br />
Beobachtungen zu vergleichen<br />
Europäisches Team entwickelt universelle ‚Sprache‘ für Weltraumforschung<br />
Messungen und Theorie<br />
lassen sich leichter vergleichen<br />
Einem Konsortium aus europäischen Wissenschaftlern ist es gelungen, eine gemeinsame Informationsdrehscheibe<br />
zu entwickeln, um Daten aus verschiedenen Weltraummissionen vergleichbar zu<br />
machen. Unterschiedliche Datenverarbeitungsstandards einzelner Missionen erschwerten das bislang.<br />
Nun ist es möglich, Messdaten mit Daten, die aus theoretischen Modellen gewonnen wurden,<br />
zu vergleichen – unabhängig von den verwendeten Datenprotokollen. Exemplarisch wird daran<br />
deutlich, wie sinnvoll es ist, eine ‚gemeinsame‘ Sprache zu sprechen.<br />
Weltraummissionen sind ein bisschen wie Smartphones – es<br />
existiert eine Vielzahl an Standards für die Datenverarbeitung.<br />
Aufgrund der enormen Komplexität von Weltraummissionen<br />
kommen bei deren Instrumenten und Geräten meist Einzelanfertigungen<br />
zum Einsatz. Auch die Datenerfassung und Auswertung<br />
folgt in der Regel den proprietären Standards der jeweiligen Mission.<br />
Der Nachteil: Austausch und Vergleich von Messdaten zwischen<br />
verschiedenen Missionen und den meist von Drittinstituten<br />
entwickelten theoretischen Modellen sind praktisch unmöglich.<br />
Doch es gibt bereits eine Anzahl an Initiativen, die versuchen, diese<br />
Diversität zu überbrücken, indem sie Standards für bestimmte Bereiche<br />
der Physik definieren. Das EU-Konsortium IMPEx (Integrated<br />
Medium for Planetary Exploration) leistet hier einen signifikanten<br />
Beitrag im Hinblick auf modellierte Daten durch die Erweiterung des<br />
Datenmodells SPASE (Space Physics Archive Search and Extract).<br />
Das Team des FP7-Projects IMPEx konnte durch die Einführung des<br />
IMPEx-Portals, dem Benutzer-Front-end des IMPEx-Protokolls, einen<br />
gebündelten Zugang zu einer beeindruckenden Sammlung an<br />
Funktionalitäten und Werkzeugen bereitstellen, um die Arbeit mit<br />
verschiedensten Mess- und Modellierungsdaten aus dem Bereich<br />
der Plasmaphysik zu ermöglichen.<br />
Werkzeugkiste für Weltraumforscher<br />
Projekt-Koordinator und Senior-Wissenschaftler Dr. Maxim Khodachenko<br />
vom Institut für Weltraumforschung (IWF, Graz) der Österreichischen<br />
Akademie der Wissenschaften kommentiert diesen Erfolg<br />
folgendermaßen: „Das IMPEx-Portal bietet Werkzeuge für die<br />
Visualisierung und Analyse von Datensätzen verschiedener Weltraummissionen.<br />
Zusätzlich sind mehrere Simulations-Datenbanken<br />
in das System integriert.“ Und in der Tat, die Möglichkeiten des IM-<br />
PEx-Portals sind beeindruckend. So bietet es Zugriff auf eine Vielzahl<br />
an Messdaten sowie Simulationsläufe des Magnetfeldes und der<br />
Plasmaumgebung verschiedener Monde und Kometen des Sonnensystems,<br />
die auch Ziele mehrerer vergangener, aktueller und zukünftiger<br />
europäischer und internationaler Weltraummissionen waren<br />
und sind. Internetdienste (Web Services), die vom Modellierungs-<br />
34 develop 3 systems engineering 02 2015
BIG DATA / KOMMUNIKATION<br />
METHODEN<br />
Kontakt<br />
INFO<br />
Space Research Institute (IWF)<br />
of the Austrian Academy of Sciences<br />
Graz<br />
Maxim Khodachenko<br />
Tel. +43 (0)316/4120-661<br />
maxim.khodachenko@oeaw.ac.at<br />
http://impex-fp7.oeaw.ac.at<br />
Vergleich der Observationsdaten<br />
des Magnetfeldes, gemessen im<br />
Rahmen der Venus Express Mission,<br />
mit einem speziellen Simulationsmodell<br />
für Magnetosphären<br />
sektor von IMPEx unterstützt werden, erlauben die Reproduktion<br />
der Magnetfelder sowie der Plasmaumgebungen verschiedener<br />
Planeten. Jederzeit abrufbar und zum Teil sogar in Echtzeit.<br />
Ausgangspunkt für die Datenverarbeitung im IMPEx-Portal ist das<br />
Tool CDPP-AMDA (Automated Multi-Dataset Analysis). AMDA ermöglicht<br />
eine effektive Verarbeitung von Daten durch Zugriff auf<br />
einfach zu benutzende Funktionen zur Datenauswertung. Die webbasierte<br />
Applikation ist auf die Analyse und Visualisierung von<br />
Mess- und Simulationsdaten spezialisiert – der Schwerpunkt liegt<br />
dabei auf Weltraumplasmaphysik. Ein weiteres Werkzeug mit Zugriff<br />
auf IMPEx ist CDPP 3DView. Mit seinen umfangreichen Funktionen<br />
im Bereich der 3D-Visualisierung erlaubt es die Darstellung<br />
von Raumschiff-Trajektorien und Planetenbewegungen sowie die<br />
wissenschaftliche Repräsentation von Mess- und Simulationsdaten.<br />
Tatsächlich sind alle IMPEx-Datenbanken auch direkt in 3DView verfügbar,<br />
wodurch eine interaktive Kombination aus Raumschiff-Orbits<br />
und entsprechenden Messungen vor Ort möglich wird.<br />
Unlängst lieferte 3DView bereits beeindruckende Ergebnisse, als<br />
Observationsdaten des Magnetfeldes, gemessen im Rahmen der<br />
Venus Express Mission, mit einem speziellen Simulationsmodell für<br />
Magnetosphären verglichen wurden. Dieser Vergleich zeigt die<br />
weitreichenden Möglichkeiten des IMPEx-Protokolls auf. Der Projekt-Partner<br />
FMI (Finnish Meteorological Institute) entwickelte eine<br />
Datenbank für hybride Modelle, die Simulationen der Magnetfeldumgebung<br />
der Venus erlaubt. Einige davon wurden mithilfe des IM-<br />
PEx-Portals und seiner Tools weiter verarbeitet. So wurde ein Simulationslauf<br />
entlang der Trajektorie des Venus Express Orbiters interpoliert,<br />
um die Messdaten mit der Modellierung zu vergleichen.<br />
Letztlich konnten beide Datensätze – die Messungen und die Simulation<br />
– direkt am Orbit von Venus Express visualisiert werden. Ein<br />
ähnlicher Vergleich wurde auch mit von Messenger gemessenen<br />
Magnetfelddaten des Merkur durchgeführt.<br />
„Die Möglichkeit, komplexe Simulationen mit Messungen direkt vor<br />
Ort in einem einzigen Analysewerkzeug zu kombinieren, ist eine der<br />
größten Errungenschaften von IMPEx“, betont Vincent Génot,<br />
hauptverantwortlicher Wissenschaftler des IMPEx-Projekts von<br />
CNRS/IRAP. „Bald wird das System auch Vergleiche von Messdaten<br />
der Rosetta-Mission mit Simulationen der Umgebung des Kometen<br />
erlauben.“ Das werde einen großen Beitrag dazu leisten, die Bausteine<br />
des jungen Sonnensystems besser zu verstehen. „Das IM-<br />
PEx-System wird die Forschung auf dem Gebiet der Plasma- und<br />
Magnetfeldumgebungen erleichtern und weiter verbreiten, und<br />
zwar nicht nur von ‚Tschury‘, Venus und Merkur, sondern auch von<br />
weiteren Objekten im Sonnensystem. Von Mars zum Beispiel, von<br />
Jupiter, Saturn und schließlich auch der Erde selbst.“<br />
Das erfolgreiche Konsortium, das neben dem IWF und FMI auch aus<br />
den französischen Partnern CNRS/IRAP und CNRS/LATMOS sowie<br />
dem russischen Partner SINP-MSU besteht, ruht sich indes aber keinesfalls<br />
auf den wissenschaftlichen Lorbeeren aus, sondern<br />
schmiedet bereits Pläne, IMPEx in die Wolken zu heben. „Wir würden<br />
die Idee von IMPEx sehr gerne durch Cloud-Ressourcen und<br />
Big-Data-Dienstleistungen weiterentwickeln beziehungsweise<br />
komplettieren“, erläutert Tarek Al-Ubaidi, Projektmanager und technischer<br />
Experte. „Vor allem die Durchführung von Modellrechnungen<br />
in der Cloud wäre für die wissenschaftliche Gemeinde von großem<br />
Vorteil. Wir würden das Konzept gerne mit einer noch flexibleren<br />
Architektur, umfassendem Zugriff auf Archive für Messdaten<br />
und ausgefeilte Technologien zur Datenverarbeitung und Analyse<br />
kombinieren. Wir haben diesbezüglich bereits mehrere Projektvorschläge<br />
unterbreitet und hoffen, dass wir die Möglichkeit erhalten,<br />
diese umzusetzen – Daumen drücken!“<br />
co<br />
Text: PR&D – Public Relations für Forschung & Bildung, Wien<br />
The FP7-Project IMPEx (Integrated Medium for Planetary Exploration) is supported by<br />
the European Union Grant agreement number 262863.<br />
deve lo p 3 systems engineering 02 2015 35
TOOLS<br />
TITELSTORY<br />
Mechanik und Elektronik wachsen zusammen<br />
Ganzheitliches<br />
<strong>Engineering</strong> als Ziel<br />
Mit dem SolutionCenter bietet Bachmann electronic eine Software-Komplettlösung<br />
für Automatisierer, die aktuell alle Aspekte des <strong>Engineering</strong>-Prozesses von der Konfiguration<br />
über die Programmierung, den Test und die Inbetriebnahme bis hin zur<br />
Visua lisierung und Wartung abdeckt. Um aber die Herausforderungen der Zukunft<br />
zu bewältigen, wird das Unternehmen seine Tools weiterentwickeln. Die Idee dabei<br />
ist, die vielen IT-spezifischen Funktionalitäten, die heute bereits intern genutzt<br />
werden, auch den Maschinen-Konstrukteuren zur Verfügung zu stellen. Mit dem<br />
Ziel einer ganzheitlichen Software für den mechatronischen Ansatz hat man im<br />
Unter nehmen weit in die Zukunft gedacht.<br />
36 develop 3 systems engineering 02 2015
TITELSTORY<br />
TOOLS<br />
Georg Scharf ist bei Bachmann electronic in Feldkirch/A Produktmanager<br />
<strong>Engineering</strong>/Programming & Runtime. Er sammelte<br />
jahrelange Erfahrung als technischer Leiter eines Anlagenbauunternehmens.<br />
Auf der Basis dieser Erfahrungen aus Maschinenbau<br />
und <strong>Engineering</strong> hat er viele Ideen gesammelt, die er in die<br />
Software-Entwicklungen bei Bachmann electronic einbringt.<br />
Die Zukunft gehört dem mechatronischen Ansatz<br />
Dabei ist er sich sicher, dass der Maschinenbau, „so wie wir ihn heute<br />
kennen, in Zukunft anders sein wird“. Der Aufbau einfacher Anlagen-Steuerungen<br />
mittels IOs, Sensoren und Antrieben wird zwar<br />
weiterhin erforderlich sein, gleichzeitig aber an Bedeutung verlieren.<br />
Die Zukunft gehört vielmehr dem mechatronischen Ansatz sowie<br />
mechatronisch definierter Komponenten, bestehend aus einer Kombination<br />
der verschiedenen <strong>Engineering</strong>-Disziplinen. Solche Einheiten<br />
lassen sich dann zu einer kompletten Anlage kombinieren. An einem<br />
Beispiel aus seinem Erfahrungsbereich verdeutlicht er das: Eine<br />
Presse stellt die Anlage bzw. die übergeordnete Einheit dar, der<br />
Vorschub ist eine untergeordnete Einheit und die Beölung der zu<br />
pressenden Bleche eine Funktion innerhalb des Vorschubs. Bevor<br />
die Bleche beölt werden können, müssen sie entstapelt werden.<br />
Diese Entstapel-Einheit stellt eine mechatronische Einheit dar; also<br />
eine Kombination aus Mechanik, Elektrotechnik und Elektronik. Viele<br />
Hersteller im klassischen Maschinenbau sind dazu übergegangen,<br />
ihre Anlagen aus solchen mechatronischen Einheiten zu bilden.<br />
Erforderlich ist dazu jedoch, die Grenzen zwischen den klassischen<br />
<strong>Engineering</strong>-Disziplinen Mechanik-Konstruktion, Fluidtechnik,<br />
Automatisierung und Softwareentwicklung aufzulösen und einen<br />
ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen.<br />
Deshalb besteht laut Georg Scharf ein wesentlicher Schritt darin, die<br />
bestehenden Anlagen in mechatronische Einheiten und Untereinheiten<br />
zu gliedern, um so auch zusätzliche Funktionalitäten externer<br />
Komponenten einbinden zu können. „Für solche Aufgaben werden<br />
wir bei Bachmann unser <strong>Engineering</strong> permanent weiterentwickeln.“<br />
Als aktuelle Software-Komplettlösung deckt das SolutionCenter alle<br />
Aspekte des <strong>Engineering</strong>-Prozesses ab – Konfiguration, Programmierung,<br />
Regelung, Bewegung, Kommunikation, Sicherheit, webbasierte<br />
Visualisierung sowie Test und Inbetriebnahme. Diese Softwareumgebung<br />
basiert auf Eclipse, die ein modulares Plug-In-Konzept<br />
zur Verfügung stellt. Die Tools sind optimal auf die Geräte und<br />
Systeme des Herstellers abgestimmt, sie bieten jedoch auch umfangreiche<br />
Möglichkeiten bei der Einbindung benutzerspezifischer<br />
Funktionalitäten und sind so die Basis für weitere Entwicklungen.<br />
Echtzeit-Betriebssystem als Basis<br />
Mit dem SolutionCenter wird auch die Steuerung M1 programmiert.<br />
Deren Softwarestruktur basiert nach Auskunft des Produktmanagers<br />
auf VxWorks. Darüber befindet sich M-Sys als weiterer Layer,<br />
der einen Datenaustausch-Mechanismus (SVI/SMI) zur Verfügung<br />
stellt, der wiederum auf einem RPC-Protokoll basiert. Über SVI werden<br />
Variablen zwischen Software-Modulen ausgetauscht. Die<br />
Schnittstelle stellt ebenfalls die Möglichkeit zur Verfügung, Funktio-<br />
Bilder: Bachmann electronic<br />
Industrie 4.0 ist weniger eine technische<br />
Herausforderung, „die eigentlichen<br />
Anforderungen liegen darin, das<br />
<strong>Engineering</strong> zu beherrschen“<br />
deve lo p 3 systems engineering 02 2015 37
TOOLS<br />
TITELSTORY<br />
Das SolutionCenter bietet<br />
intelligente Softwaretools<br />
für die Automatisierung<br />
nen im Kontext eines anderen SW-Modules auszuführen. Aus solchen<br />
Modulen setzten sich dann die Steuerungslösungen zusammen.<br />
Ein Softwaremodul kann wiederum aus beliebig vielen Tasks<br />
bestehen, wobei jeder dieser Tasks in jeder beliebigen Sprache programmiert<br />
werden kann. Bachmann stellt standardmäßig Entwicklungsumgebungen<br />
für die Programmiersprachen C, C++, IEC61131<br />
und MatLab-Simulink zur Verfügung.<br />
Georg Scharf erläutert die Vorteile: „Jedes dieser Softwaremodule<br />
ist für sich eigenständig und hat eine Konfigurationsschnittstelle,<br />
über die es in der Gesamtlösung konfiguriert werden kann. Damit ist<br />
der Maschinenbauer in der Lage, auch komplexe Systeme zusammenzustellen.<br />
Er kann sich solche Software-Module in den verschiedenen<br />
Abteilungen des Unternehmens schreiben lassen und muss<br />
auch gar nicht wissen, wie die Funktionalität dieser SW-Module umgesetzt<br />
wurde; er muss sie lediglich konfigurieren können und die<br />
Definitionen der Schnittstellen kennen.“<br />
Integrierte Software-Module<br />
Das SolutionCenter stellt beispielsweise ein Oszilloskop zur Verfügung,<br />
das komplett als Softwaremodul realisiert wurde und das<br />
der Anwender jederzeit in seine Lösung einbinden kann. Mit ihm lassen<br />
sich Variablen aufzeichnen, um sie auf diesem Oszilloskop-Modul<br />
anzeigen zu können. Diese Daten lassen sich ohne Aufwand zurücklesen<br />
und mit eigenen Tools weiterverarbeiten. Wird eine solche<br />
Funktion mehrmals benötigt, muss das Software-Modul lediglich<br />
entsprechend oft gestartet werden. Die Zahl parallel gestarteter<br />
Tasks/Software-Module ist nur von der Leistung der CPU abhängig.<br />
Ein weiterer Schritt beruht laut Scharf darauf, die etablierten IT-Technologien<br />
noch stärker zu nutzen. Das SolutionCenter basiert auf der<br />
Open-Source-Entwicklungsumgebung Eclipse, die in der IT- sowie<br />
in der Embedded-Welt weit verbreitet ist. „Mit dieser Entwicklungsumgebung<br />
können wir bei Bachmann alle Möglichkeiten nutzen, die<br />
die IT-Welt bietet“. Mit dem gewählten Plug-In-Konzept lassen sich<br />
alle IT-Technologien einbinden und problemlos nutzen. „Wird eine<br />
Software-Komponente benötigt, kann diese leicht vom Eclipse-Market-Place<br />
geladen und eingebunden werden.“ Ein Beispiel für den<br />
Einsatz solcher IT-Technologien ist XText. Damit ist es möglich, eine<br />
anwendungsspezifische Sprache zu erstellen, damit in der für die<br />
Domäne spezifischen Art und Weise programmiert werden kann. So<br />
sind Entwickler in der Lage, eine Sprache zu entwickeln, mit der die<br />
Funktionen einzelner Maschinen-Komponenten detailliert beschrieben<br />
und der erforderliche Code für die Steuerungsprogrammierung<br />
erzeugt werden kann.<br />
Ob der Maschinenkonstrukteur letztendlich in der Lage ist, diese<br />
komplexe, IT-lastige Thematik zu beherrschen, bezweifelt der Softwareexperte:<br />
„Wir unterstützen unsere Kunden deshalb aktiv bei der<br />
Nutzung dieser Technologien. Aus diesen Erfahrungen heraus opti-<br />
IT-gestütztes <strong>Engineering</strong><br />
INFO<br />
Ziel ist es, den Modul-Begriff im <strong>Engineering</strong>-Kontext so zu erweitern,<br />
dass er auf alle Gewerke übertragen werden kann und<br />
ein ganzheitliches modul- und modell-basierendes <strong>Engineering</strong><br />
ermöglicht. Für die erstellten Module müssen Schnittstellen und<br />
Funktionalitäten definiert werden; der Ersteller eines Modules<br />
kennt die Grenzen der Parameter und Funktionalitäten.<br />
Eigenschaften von Komponenten<br />
Komponenten müssen unabhängig voneinander entwickelt<br />
werden können<br />
Funktionalität muss skalierbar und konfigurierbar sein<br />
Wiederverwendbarkeit/Mehrfachaufrufe<br />
Einfache Kommunikation zwischen den Komponenten<br />
SW-Komponenten-/SW-Modul-Konzept<br />
Bachmann stellt eine Plattform zur Verfügung, auf der SW-<br />
Module über eine einheitliche Schnittstelle miteinander<br />
kommunizieren können<br />
SW-Komponenten<br />
Komponenten sind getestete und kompilierte SW-Module<br />
Diese Module können im Nachhinein konfiguriert werden<br />
Die SW-Module können anschließend verschaltet werden<br />
38 develop 3 systems engineering 02 2015
TITELSTORY<br />
TOOLS<br />
SCHNITTSTELLEN<br />
KONTAKT<br />
INFO<br />
Ingenieure definieren<br />
die<br />
Schnittstellen,<br />
über die ganz<br />
einfach kommuniziert<br />
werden kann<br />
Bachmann electronic GmbH<br />
Kreuzäckerweg 33<br />
6800 Feldkirch/A<br />
Tel.: +43 55 22 / 34 97-0<br />
info@bachmann.info<br />
www.bachmann.info<br />
Mit den zunehmend größer werdenden Anlagen und der<br />
Einführung von neuen Technologien wächst auch die<br />
Komplexität der Betriebsführungsprogramme. Das Paradigma<br />
des globalisierten Zeitalters lautet: „Mit besseren<br />
Lösungen schneller am Markt sein.“<br />
mieren wir unsere Tools weiter.“ Schon heute nutzen Kunden die<br />
Möglichkeit, die Steuerung über Standard-Schnittstellen wie FTP zu<br />
starten. Dabei wird die Maschinenkonfiguration im ERP erstellt oder<br />
hinterlegt. Vom ERP wird dann ein Skript aufgerufen, das die entsprechenden<br />
Dateien auf die Steuerung kopiert. Die Erstellung der<br />
Steuerungs-Software kann auf diese Weise automatisiert werden.<br />
Den konventionellen Workflow ändern<br />
Noch immer ist es weit verbreitet, für eine neue Anlage zuerst die<br />
Teile zu beschaffen, sie dann zusammenzubauen und erst dann die<br />
Software zu schreiben. „Das ist leider Realität“, klagt der Produktmanager:<br />
„dem Softwareentwickler kommt dann meist die Aufgabe<br />
zu, verlorene Zeit aufzuholen.“<br />
Da jedoch in der Praxis kaum eine Anlage komplett neu entwickelt<br />
wird, kommen in der Regel bestehende Bibliothekselemente zum<br />
Einsatz. Diese werden dann zu einem gesamten Programm zusammengestellt<br />
und als ein Softwaremodul auf die Steuerung kopiert.<br />
Jede Änderung an diesem Programm hat zur Folge, dass das gesamte<br />
Programm neu erstellt werden muss. Wird eine Anlage dagegen<br />
aus getesteten und kompilierten Softwaremodulen zusammengestellt,<br />
kann schon in der Projektierungsphase auf zuverlässige<br />
Funktionen zugegriffen werden. Der notwendige Test-Aufwand beschränkt<br />
sich bei diesen Software-Modulen auf den elektrischen<br />
Test. Somit ist nur noch der fehlende Anteil der Software zu programmieren.<br />
Die Tests können sich nun auf den neuen Teil der Funktionalität<br />
und die Gesamtfunktion beschränken. Zuvor haben Software-Programmierer<br />
und Ingenieure die erforderlichen IT- sowie die<br />
elektrischen und mechanischen Schnittstellen definiert. Anschließend<br />
kann einfach über diese Schnittstellen kommuniziert werden.<br />
Das ganzheitliche <strong>Engineering</strong> auch komplexer Anlagen wird so wesentlich<br />
vereinfacht.<br />
Industrie 4.0<br />
Steht der Begriff Industrie 4.0 im Raum, schlagen Techniker-Herzen<br />
höher. Doch sind die Ideen wirklich so einfach in die Praxis umzusetzen?<br />
Konzepte und Ideen sind zu komplex, meint Georg Scharf,<br />
als dass sie ein Konstrukteur in vollem Umfang überblicken könnte.<br />
„Die Entwicklung zu Industrie 4.0 wird kaum aufzuhalten sein,<br />
vom Beherrschen der Komplexität und der Leistungsfähigkeit des<br />
<strong>Engineering</strong>s wird der Erfolg von Industrie 4.0 abhängen. Dazu<br />
müssen alle Beteiligten schon heute beginnen, die damit verbundenen<br />
Konzepte und Technologien in die Welt zu bringen“, so der Produktmanager:<br />
„Nur mit wachsendem Know-how werden wir in der<br />
Lage sein, die komplexe Thematik zu beherrschen.“ Industrie 4.0 ist<br />
weniger eine technische Herausforderung, „die eigentlichen Anforderungen<br />
liegen darin, das <strong>Engineering</strong> zu beherrschen“.<br />
Die Konstruktionsabteilungen verändern<br />
Tools für die Entwicklung mechatronischer Komponenten sind das<br />
erklärte Ziel des Unternehmens. Georg Scharf erwartet, dass der<br />
Prozess noch viel Zeit in Anspruch nehmen wird: „Der nächste<br />
Schritt besteht darin, das <strong>Engineering</strong> weiter zu fassen, aus der<br />
Steuerungs-Ecke heraus zu führen hin zum ganzheitlichen, mechatronischen<br />
Ansatz. Ziel dabei ist, die Konstruktionsabteilungen<br />
für die Mechanik, E-Technik und die Software zu verändern und ein<br />
Tool zu schaffen, das den ganzheitlichen Ansatz unterstützt.“ Mithilfe<br />
des Application Lifecycle Managements sowie entsprechender<br />
Schnittstellen wird es möglich sein, auch mechanische Dimensionen<br />
von Schaltschränken zu berücksichtigen und das benötigte<br />
Kabel zu definieren, sodass die Lösung einwandfrei funktioniert.<br />
Mit der Idee eines ganzheitlichen <strong>Engineering</strong>s hat man bei Bachmann<br />
electronic weit in die Zukunft gedacht. Bei der Entwicklung<br />
einer solchen Lösung erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit Partnern<br />
aus dem Maschinenbau. Oft sind es kleinere Unternehmen,<br />
die früh erkannt haben, dass es in der Automatisierung so nicht<br />
weitergehen kann. Während größere Unternehmen realistische<br />
Chancen sehen, sowohl Produktion als Organisation weiter zu optimieren.<br />
Der Produktmanager blickt zurück: „Das in die Zukunft<br />
gerichtete Denken hat sich bei Bachmann electronic schon in der<br />
Vergangenheit bewährt, etwa bei der Einführung des Konzepts der<br />
Software-Module vor 15 Jahren, oder bei den einzelnen Komponenten<br />
des Steuerungssystems, die schon früh mit Ethernet<br />
ausgestattet wurden.“<br />
Andreas Gees, Stellvertretender Chefredakteur<br />
develop 3 systems engineering<br />
deve lo p 3 systems engineering 02 2015 39
TOOLS<br />
PLM<br />
Die Miramar-3D-Benutzeroberfläche<br />
erlaubt den einheitlichen Zugriff auf verteilt<br />
vorliegende Informationen<br />
Bilder: Fraunhofer IAO/Intel<br />
Offene Plattform zur Unterstützung des Produktlebenszyklusmanagements<br />
PLM speziell für KMU<br />
Während des Lebenszyklus eines Produkts von der ersten Idee bis zur Wiederverwertung fallen<br />
Daten und Informationen von vielen Beteiligten in verschiedenen Systemen an. Doch gerade kleine<br />
und mittelständische Unternehmen können die resultierende Komplexität kaum beherrschen und<br />
lassen daher Wettbewerbsvorteile ungenutzt.<br />
Zur Unterstützung aller Beteiligten im Laufe des Produktlebenszyklus<br />
existiert eine Vielzahl an IT-Systemen. Allerdings können<br />
vorhandene Daten und Informationen oft nur mit hohem Mehraufwand<br />
gewinnbringend genutzt werden. In der Initiative amePLM<br />
(advanced platform for manufacturing engineering and PLM) wird<br />
daher eine Lösung für kleinere produzierende Unternehmen erarbeitet.<br />
Sie besteht aus Referenzprozessen, einem Referenzdatenmodell<br />
sowie einer offenen Plattform zur Unterstützung der an der<br />
Produkt- und Produktionsentstehung Beteiligten. Die Referenzprozesse<br />
dienen als Ausgangspunkt und Orientierungshilfe zur Realisierung<br />
robuster firmenspezifischer Prozesse und entsprechender<br />
Workflows. Das Referenzdatenmodell ist in Form einer Ontologie<br />
definiert, so dass die Anpassung des allgemeinen Modells an firmenspezifische<br />
Gegebenheiten durch Spezialisierung der Elemente<br />
des Datenmodells einfach möglich ist. Das ontologiebasierte Datenmodell<br />
resultiert zunächst in einem gemeinsamen Vokabular für die<br />
notwendige kurze Konfigurationsphase und bildet dann eine einheitliche<br />
Sprache im Sinne einer Datenschnittstelle des offenen und<br />
möglicherweise verteilten Unterstützungssystems.<br />
Die Architektur der offenen Plattform erlaubt es den Anwendern,<br />
weiter ihre gewohnten Systeme zu nutzen oder neue Module einzusetzen<br />
und bei Bedarf auf die neuen Funktionalitäten der<br />
amePLM-Lösung zuzugreifen. Durch diesen Ansatz wird einerseits<br />
vermieden, das Rad neu zu erfinden und andererseits bleiben den<br />
Nutzern unnötige Investitionen und Schulungen erspart. Neben Modulen<br />
zur Unterstützung von <strong>Engineering</strong>-Aktivitäten wie Simulation<br />
und Optimierung bietet die amePLM-Lösung insbesondere eine<br />
grafische Benutzerschnittstelle für den einheitlichen Zugriff auf verteilt<br />
vorliegende Informationen aus verschiedenen Quellen (siehe<br />
Bild). Beispielhaft ist eine 3D-Oberfläche dargestellt, die allerdings<br />
problemlos gegen eine klassische 2D-Benutzerschnittstelle ausgetauscht<br />
werden kann. Über Workflow-Komponenten werden Anwender<br />
darüber hinaus durch die unternehmensspezifischen Prozesse<br />
geführt, so dass klar definierte Vorgehensweisen und Meilensteinkriterien<br />
eingehalten und dokumentiert werden können.<br />
Praxisbeispiele zeigen konkreten Nutzen<br />
Die Möglichkeiten, die sich dem Anwender der Plattform bieten, sollen<br />
anhand zweier unterschiedlicher Beispiele aus der Industrie verdeutlicht<br />
werden.<br />
Ein Pilotanwender der amePLM-Lösung ist Anbieter von Montagedienstleistungen<br />
für Telekommunikations- und Elektroniksysteme<br />
wie RF-Filtereinheiten und Kabelbäume. Eine besondere<br />
Herausforderung ist es, die Daten der verschiedenen Produkte<br />
und Produktvarianten zu handhaben. Werden Produkte, Einzelteile<br />
oder Konfigurationen geändert, ist es notwendig, die aus den<br />
Änderungen resultierenden Auswirkungen auf die Produktion zu<br />
identifizieren und die Arbeiter in der Montage über die Änderungen<br />
zu informieren. Änderungen werden üblicherweise mit einem<br />
neuen Auftrag des Kunden übermittelt, wobei aber auch später<br />
Folgeaufträge für bereits gefertigte Produkte erfolgen können. Die<br />
amePLM-Plattform unterstützt die Anwender hier dabei, herauszufinden,<br />
welche Aufträge gleiche oder geänderte Produkte betreffen.<br />
Vom Kunden wird das Produkt spezifiziert und gleichzeitig<br />
das Auftragslos angefordert. Dies ist der erste Schritt, bei dem die<br />
Lösung die Anwender im Unternehmen unterstützt, indem das In-<br />
40 develop 3 systems engineering 02 2015
PLM<br />
TOOLS<br />
Das Konzept von amePLM<br />
Erfahrungsaustausch<br />
für Entwickler<br />
INFO<br />
Bild: Fraunhofer IAO<br />
Das Faunhofer IAO ist Veranstalter<br />
des am 18. und<br />
19. Juni 2015 stattfindenden<br />
dritten Stuttgarter<br />
Symposiums für Produkt -<br />
enwicklung (SSP 2015).<br />
Details dazu erhalten Sie<br />
über den QR-Code und<br />
die Meldung auf S. 14 in<br />
dieser Ausgabe.<br />
www.iao.fraunhofer.de/vk235.html<br />
Übersicht über den Aufbau der advanced platform for manufacturing engineering and<br />
PLM (amePLM), die insbesondere KMU den Einsatz und damit den Einstieg in das<br />
Product Lifecycle Management erleichtern soll<br />
formationsmanagement auf der Grundlage des Referenzdatenmodells<br />
‚intelligenter‘ gestaltet wird. Der nächste Schritt ist die<br />
Prüfung, ob alle notwendigen Teile, Komponenten und Unterbaugruppen<br />
auf Lager sind. Hierfür wird kommerzielle Software eingesetzt,<br />
die durch eine lose Kopplung als weiteres Modul angedockt<br />
ist, ohne vollständig integriert zu sein. Das Workflow-Modul<br />
der Plattform unterstützt den Prozessablauf durch eine automatische<br />
Bestandsabfrage und Bestellung fehlender Teile. Da die interne<br />
Montageplanung mittels der Simulations- und Optimierungsmodule<br />
der amePLM-Plattform beschleunigt und verbessert<br />
wird, kann das Pilotunternehmen sogar neue Kunden gewinnen.<br />
Im Rahmen der Produktionsplanung und -steuerung können<br />
vom Produktionsleiter alle notwendigen Dateien direkt aufgerufen<br />
werden, so dass er nicht mehr manuell auf Netzlaufwerken<br />
nach relevanten Informationen suchen muss.<br />
Ein weiteres Pilotunternehmen ist ein Ingenieurdienstleister, der<br />
insbesondere in den Bereichen Produktentwicklung und Produktionsplanung<br />
aktiv ist. Haupteinsatzgebiet der Lösung ist in diesem<br />
Fall die Unterstützung von Planung und Aufbau eines neuen<br />
Motorenwerks eines Kunden des Dienstleisters. Komplexität und<br />
notwendige Zeit, ein solches Projekt auszuführen, sind als sehr<br />
hoch einzustufen. Der Fokus der Anwendung liegt deshalb in der<br />
Unterstützung der Akquise sowie der Konzept- beziehungsweise<br />
Grobplanungsphase. Um die Zeitspanne zur Angebotsabgabe<br />
deutlich zu verringern, muss der verantwortliche Ingenieur Zugriff<br />
auf alle wesentlichen, im Unternehmen zur Verfügung stehenden<br />
Informationen über frühere Projekte für den potenziellen Kunden<br />
haben. Hierbei ist es auch nützlich zu wissen, ob ähnliche Projekte<br />
oder Akquisen schon bei anderen Kunden durchgeführt wurden.<br />
Relevante Daten und Informationen im Unternehmen können<br />
über die Benutzerschnittstelle ermittelt werden. Unterstützt<br />
durch das Workflow-Modul ist die amePLM-Lösung dann in der<br />
Lage, auf Grundlage des Referenzdatenmodells und der gespeicherten<br />
Metadaten des Linked-Data-Ansatzes nach weiteren potenziell<br />
relevanten Informationen zu suchen und diese zeitgleich<br />
nebeneinander zu visualisieren. Eine weitere Funktionalität der<br />
amePLM-Lösung ist die Unterstützung von Gruppenentscheidungen<br />
durch ein GDSS-Modul (Group Decision Support System),<br />
mit dem die oftmals umständlichen und zeitintensiven Entscheidungsprozesse<br />
zwischen den beteiligten Firmen deutlich schneller<br />
und effizienter durchgeführt werden können.<br />
Im letzten Jahrzehnt machten mittelständische Unternehmen häufig<br />
schlechte Erfahrungen mit IT-Systemen aus dem Kontext PLM<br />
oder auch der Digitalen Fabrik. Die meisten verarbeitenden Kleinunternehmen<br />
nutzen die entsprechenden Systeme kaum oder gar<br />
nicht. Eine häufig anzutreffende Meinung ist, dass diese Systeme zu<br />
komplex, zu unpraktisch und zu teuer sind und dass damit die Nachteile<br />
des Systemeinsatzes die entsprechenden Vorteile überwiegen.<br />
Der Einsatz offener, ontologiebasierter Unterstützungssysteme wie<br />
der amePLM-Lösung mit ihren Referenzdatenmodellen, Anwendungsmodulen<br />
und der grafischen Benutzerschnittstelle bietet hier<br />
gute Erfolgsaussichten für kleine und mittelständische produzierende<br />
Unternehmen sowie Ingenieurdienstleister. Erfahrungen mit den<br />
Pilotunternehmen zeigen, dass unter Verwendung der entwickelten<br />
Lösung Zeiten, Aufwände und Kosten für Projekte in verschiedensten<br />
Bereichen des Produktlebenszyklus wesentlich reduziert werden<br />
können – und dies bei einfacher, intuitiver Bedienung und nie -<br />
drigen Investitions- und Schulungskosten.<br />
co<br />
www.ameplm.eu<br />
Die Autoren:<br />
Joachim Lentes ist Abteilungsleiter ‚Competence Team Digital <strong>Engineering</strong>‘<br />
am Fraunhofer IAO in Stuttgart, Nikolas Zimmermann ist<br />
Mitarbeiter am IAT der Universität Stuttgart und Holger Eckstein ist<br />
Mitarbeiter am Fraunhofer IAO in Stuttgart<br />
Hinweis:<br />
Die Initiative amePLM wird von der EU im Rahmen der FP7-Factories-of-the-Future-<br />
Initiative gefördert.<br />
deve lo p 3 systems engineering 02 2015 41
TOOLS<br />
FABRIKPLANUNG / CAD<br />
Bilder: Autodesk<br />
Prozess- und Datenanalyse ermöglichen übergreifende Fabrikplanung<br />
„Dem Flaschenhals in der Produktion<br />
frühzeitig auf der Spur“<br />
Die Factory Design Suite von Autodesk ist weit mehr als nur ein 3D-Tool zur Fertigungsplanung.<br />
Die mächtigsten Funktionen agieren dabei im Hintergrund um sicherzustellen, dass die geplanten<br />
Prozesse auch reibungslos funktionieren. In Zukunft soll es möglich werden, dass auch Änderungen<br />
im digitalen Fabriklayout sofort Aufschluss über die Effektivität der Prozesskette geben. Zudem<br />
lassen sich bestehende Anlagen oder Hallendetails millimetergenau in die 3D-Planung einbinden<br />
– aufwändige Vermessungen können entfallen.<br />
Man ziele verstärkt auf den Mittelstand und „unsere demokratisierten<br />
Tools sollen von jedermann leicht bedienbar sein“,<br />
sagt Frank Beier, Senior Technical Sales Specialist bei Autodesk zur<br />
Planungssoftware ‚Factory Design Suite‘. Dabei handelt es sich um<br />
ein fertig geschnürtes Bündel von Autodesk-Produkten, die sinnvoll<br />
um kleine Tools erweitert wurden. So treffen sich hier etwa das in<br />
der Industrie altbekannte Konstruktionswerkzeug Inventor und die<br />
Autocad-Variante aus der Architektur-Sparte, aus der auch das Datenmanagement-Tool<br />
NavisWorks stammt. Ein Thema war für Autodesk<br />
dabei nicht ganz trivial: Die unterschiedlichen Metadaten, die<br />
das jeweilige Planungsmaterial mit sich trägt – denn oft kommen die<br />
Zeichnungen aus unterschiedlichen Quellen. In den 3D-Dateien eines<br />
Roboters etwa hat der Industriekonstrukteur sämtliche Funk-<br />
tionsparameter hinterlegt, der Fabrikplaner interessiert sich aber viel<br />
mehr für die Anschlusswerte und wo diese abgegriffen werden können.<br />
Die Suite bietet hier den Vorteil, dass überschüssige Daten ausgeblendet<br />
werden und gleichzeitig aufgezeigt wird, wo datentechnisch<br />
noch Defizite im verwendeten Material vorliegen.<br />
„Oft werden Fabriken zwar gut geplant, müssen nach der Fertigstellung<br />
aber dennoch weiter optimiert werden, weil bestimmte Dinge<br />
erst im Betrieb auffallen“, erklärt Beier. Der erste Schritt in der Fabrikplanung<br />
liegt daher noch vor dem Layout im Zeichenprogramm.<br />
Das Prozessanalyse-Tool PA360 der Factory Design Suite kann gezielt<br />
die Herstellung eines Produktes simulieren, wodurch der Flaschenhals<br />
der Produktion gefunden werden kann. Der User richtet<br />
dabei ein Flussdiagramm ein, wobei er festlegt, welche Prozesse in<br />
42 develop 3 systems engineering 02 2015
FABRIKPLANUNG / CAD<br />
TOOLS<br />
Bei der Fabrikplanung geht es über die<br />
detailgenaue Abbildung der Fertigung<br />
hinaus vor allem darum, Flaschenhälse in<br />
der Produktion bereits digital zu finden –<br />
bevor die reale Anlage aufgebaut und in<br />
Betrieb genommen wurde<br />
Kontakt<br />
INFO<br />
Autodesk GmbH<br />
München<br />
www.autodesk.de<br />
Details zur Factory Design Suite:<br />
http://t1p.de/cxeu<br />
welcher Reihenfolge stattfinden, wie lange diese dauern und wie<br />
schnell etwa die Halbzeuge zwischen den Schritten hin und her<br />
wandern. Anschließend können verschiedene Szenarien durchgespielt<br />
werden:<br />
Was passiert beispielsweise, wenn ein Teil der Prozesskette wegen<br />
eines Werkzeugwechsels für eine bestimmte Zeit still steht?<br />
Wo benötige ich dann wie viel Pufferkapazität, um die Produktion<br />
trotz partiellem Ausfall weiter am Laufen zu halten?<br />
Und baut sich dieser Puffer später auch wieder ab?<br />
Läuft schließlich alles rund, werden diese Daten auf das Tool 2D-Optimierung<br />
übertragen. Dort können Maschinen und Transporteinheiten<br />
(Bänder, Roboter etc.) so platziert werden, dass sie nach den Angaben<br />
im Flussdiagramm funktionieren. Daten wie produzierte<br />
Stückzahlen und Zeiten werden dann direkt auf der Zeichnung angezeigt.<br />
„Momentan funktioniert dieser Schritt nur in eine Richtung,<br />
wir können also den vorher angelegten Prozess auf die Zeichnung<br />
legen. Wir arbeiten aber derzeit auch an einer Lösung für die entgegengesetzte<br />
Richtung, dass also Änderungen an der Zeichnung<br />
auch Auswirkungen auf das Flussdiagramm haben“, fährt Beier fort.<br />
„Dann könnte man beispielsweise in der 2D-Ansicht eine Maschine<br />
anders platzieren und sofort sehen, wie sich das auf die Effektivität<br />
der Fertigung auswirkt. Ebenso könnte man eine bestehende Produktion<br />
im 2D-Layout nachstellen und anschließend ins PA360<br />
übertragen und dort sehr einfach verbessern.“ Da diese Vorgänge<br />
aber äußerst komplex sind, wird eine hundertprozentige Optimierung<br />
schwer möglich sein. „Wir wollen den Mittelstand derzeit erst<br />
einmal dazu bewegen, neue Anlagen überhaupt in einem sauberen<br />
Layout zu planen“, erläutert Beier. „Denn schon das kann häufig die<br />
Effizienz steigern, da viele Anlagen nur nach dem Platzangebot,<br />
nicht aber nach Sinnhaftigkeit gebaut werden.“<br />
‚Altdaten‘-Gewinnung erleichtert Integration<br />
Der Hochbau kann durch Autocad Architecture ebenfalls im Systemrahmen<br />
der Factory Design Suite geplant werden. Der für die<br />
Maschinenplanung verantwortliche Layouter sieht später nur das<br />
für ihn nötige Gerippe. Häufig werden Produktionsanlagen aber<br />
nicht auf der grünen Wiese von Grund auf neu gebaut, sondern zwischen<br />
andere Abschnitte der Fertigung eingeschoben oder eine bestehende<br />
Anlage wird nur erweitert. Der Layouter kann dabei die bestehende<br />
Struktur nur schwer in die 3D-Planung miteinbeziehen.<br />
„Bisher mussten bestehende Hallen und Anlagen dafür aufwändig<br />
vermessen werden – und wenn die Daten dann im System waren,<br />
hat man gemerkt, dass man doch etwas vergessen hat“, berichtet<br />
Beier. Was nicht so schlimm ist, wenn die Örtlichkeit um die Ecke<br />
liegt. Doch selbst im Mittelstand entsteht eine neue Produktion oft<br />
auf der anderen Seite des Planeten, während die Planung hierzulande<br />
stattfindet. Oder der Maschinenbauer plant eine Anlage für einen<br />
OEM, von dem er aber kein vollständiges, aktuelles Abbild der bestehenden<br />
Struktur erhält, da die Fertigung seit dem letzten Zeichnungsstand<br />
mehrfach undokumentiert umgebaut wurde. „Oft bekommt<br />
der Anlagenbauer dann ein plattgedrücktes DWG der Halle<br />
und kann sich so zwar an das Stützenraster halten, weiterer Kontext<br />
fehlt aber oft. Wo sich Klimatisierung, Zu- oder Abwasserleitungen<br />
befinden und welche Kapazitäten diese bieten, muss dann mühsam<br />
nachgepflegt werden“, so Beier.<br />
Die Lösung bieten Punktewolken. Ein Lasersystem wird in der Halle<br />
aufgestellt und erfasst alles in seinem Blickfeld. Jede Fläche und<br />
deve lo p 3 systems engineering 02 2015 43
TOOLS<br />
FABRIKPLANUNG / CAD<br />
Flaschenhälse in der Produktion<br />
lassen sich gezielt mit dem<br />
Prozessanalyse-Tool PA360 der<br />
Factory Design Suite finden<br />
(rechts)<br />
Verschiedene Tools verbindet die Factory Design Suite zu einer<br />
Planungsumgebung. Der Vorteil: Die unterschiedlichen Metadaten,<br />
die das jeweilige Planungsmaterial mit sich trägt, lassen<br />
sich rollenspezifisch filtern und Defizite werden erkannt<br />
Kante wird durch hunderte automatisch erfasste Punkte exakt definiert.<br />
Ist die bestehende Struktur komplexer, muss das Lasersystem<br />
für mehrere Messungen versetzt werden, bis ein komplettes Bild<br />
entstanden ist. Wird dabei nicht exakt gearbeitet, steigt schnell die<br />
Messtoleranz. „Rein technisch würden die Systeme aber auf 200 m<br />
Entfernung nur um etwa 2 bis 3 mm abweichen“, betont Beier. Jede<br />
Maschine und ihre Infrastruktur wie Zuleitungen und Materialzuführungen<br />
werden so automatisch im Detail erfasst, ebenso allgemeine<br />
Hallenteile wie Säulen, Brandschutz oder die schon vorhandene<br />
Klimatisierung. Die Laser seien dabei so schwach, dass man<br />
sie ohne Augenschutz passieren könne, die Erfassung kann daher<br />
sogar im laufenden Betrieb erfolgen.<br />
Ein perfektes Abbild entsteht so aber noch nicht, daher müssen die<br />
Punktwolken durch das Tool ReCap von Schatten bereinigt werden,<br />
die zum Beispiel entstehen, wenn ein Gabelstapler durch die Messung<br />
fährt. Zudem können Teile entfernt werden, die für die Planung<br />
keine Rolle spielen oder nur zufällig im Bild waren, etwa eine über<br />
die Mittagspause abgestellte Gitterbox. Ist alles bereinigt, kann Re-<br />
Cap die Punktwolken an die Mock-up-Software NavisWorks weiterreichen,<br />
die sich um sämtliche 3D-Anliegen der Suite kümmert. Hier<br />
kann der Layouter nun einfach eine 3D-Ansicht seiner Anlage aufrufen<br />
und die Punktewolke sowie den 3D-Gebäudeplan aus Autocad<br />
Architecture darüber legen. So kann er kontrollieren, ob sein Layout<br />
mit den bestehenden Strukturen kollidiert oder ob in den neuen<br />
Hochbauplänen noch etwas angepasst werden muss.<br />
Darüber hinaus können die Punktewolken auch als Grundlage für<br />
neue 3D-Modelle genutzt werden. So können in Inventor neue Modelle<br />
von bestehenden Maschinen oder in Autocad Architecture<br />
schon bestehende Gebäude sehr einfach und genau angelegt werden.<br />
Die entsprechenden Metadaten können dann ebenfalls für die<br />
komplette Fabrik dokumentiert werden, sprich die Abwärme der<br />
Maschine oder deren Wasser- und Strombedarf ebenso wie die<br />
Durchflussmengen von Wasserleitungen oder Traglasten. So kann<br />
schnell überprüft werden, ob alles Nötige vorhanden ist und ob<br />
eventuell etwas angepasst werden muss.<br />
Dokumentation des Ist-Zustandes fällt leicht<br />
Zukünftig soll diese Technik auch als Dokumentationstool nutzbar<br />
sein: „Oft wird ja in einer Halle für sechs Monate produziert, dann<br />
kommt ein neues Produkt hinzu und es wird entsprechend umgebaut“,<br />
sagt Beier. Durch eine schnell erstellte Punktewolke kann nun<br />
jeder neue Stand der Produktionsanlage dokumentiert werden. Zudem<br />
könne man so überprüfen, ob der Vertragspunkt ‚gebaut wie<br />
geplant‘ auch eingehalten wurde: Nach Fertigstellung wird die<br />
Punktewolke mit dem 3D-Plan abgeglichen. So können etwaige Abweichungen<br />
schnell identifiziert und beurteilt werden.<br />
Da die 3D-Daten innerhalb der Factory Design Suite kompatibel sind<br />
bezüglich ihrer Metadaten, können die entsprechenden Programme<br />
diese nicht nur anzeigen, sondern auch aktiv nutzen: „Autocad Architecture<br />
berechnet aus Abwärme- und Heizanlagendaten etwa, an<br />
welchen Orten der Arbeiter zuerst zu frieren beginnt. Dort kann man<br />
dann einfach besser isolieren. Und an Orten, die schlecht mit Frischluft<br />
versorgt werden können, platziert man dann am besten nur Robotor“,<br />
so Beier abschließend. Das wäre allerdings eine Planung, die<br />
in jedem Aspekt vom Idealfall ausgeht, sprich für jede Fragestellung<br />
– wo ist der effektivste Ort für die Maschine, wo sind alle Anschlüsse<br />
vorhanden, wo ist es am angenehmsten für den Arbeiter usw. –<br />
eine ideale Antwort parat hat, die gleichzeitig nicht mit einem anderen<br />
Punkt kollidiert. In der Realität müssen hier in allen Bereichen<br />
Kompromisse gefunden werden. Die umfassende Planung in einer<br />
einzigen Softwareumgebung samt allen Metadaten hat in Bezug auf<br />
diese Kompromisse entscheidenden Vorteile: Je mehr über ein System<br />
bekannt ist, desto besser kann bereits in der Planung auf Details<br />
eingegangen werden, die zugunsten anderer, eventuell unveränderbarer<br />
Parameter angepasst werden müssen. So sind etwaige Auswirkungen<br />
auf andere Teile des Gesamtsystems besser ersichtlich.<br />
Der Autor:<br />
Tobias Meyer ist freier Journalist in Zirndorf<br />
44 develop 3 systems engineering 02 2015
Automatisierer-<br />
Community<br />
03 / 2015<br />
Welche Rolle spielen<br />
Manufacturing Execution<br />
<strong>Systems</strong> in der Industrie 4.0?<br />
TRENDS Seite 16<br />
Kostenvorteile durch<br />
AS-Interface-Einsatz ohne<br />
spezielles 30-V-Netzteil<br />
PRAXIS Seite 30<br />
„Wir wollen<br />
Programmcode und<br />
Daten komplett trennen.“<br />
Ruedi Gloor,<br />
Geschäftsführer,<br />
Inasoft<br />
MEINUNG Seite 24<br />
Böblingen lädt zum<br />
Automatisierungstreff<br />
SONDERTEIL Seite 22<br />
• elektro AUTOMATION<br />
• AutomatisiererNews<br />
• www.wirautomatisierer.de<br />
• Automation Award<br />
• ENGINEERING CAMPUS<br />
• Wissen (Webinare, Whitepaper, Videos)<br />
Mobile HMIs profitieren von<br />
integriertem Sicherheitskonzept<br />
TITELSTORY Seite 50<br />
ENGINEERING<br />
CAMPUS<br />
PERSPEKTIVEN DER<br />
PRODUKTENTWICKLUNG<br />
Information und Interaktion – das sind die wesentlichen<br />
Komponenten einer funktionierenden Community.<br />
Alles zusammen finden Sie bei elektro AUTOMATION.<br />
Am besten gleich mal vorbeischauen unter<br />
www.wirautomatisierer.de<br />
oder<br />
www.direktabo.de<br />
wirautomatisierer.de
Autokarosserien können aus mehreren<br />
hundert einzelnen Bauteilen bestehen.<br />
Dazu gehören konstruktive Metallteile,<br />
die die Karosserie versteifen und die<br />
zum Fixieren von Halterungen, Befestigungen<br />
und Verschalungen genutzt<br />
werden. Schweißmaschinen wie die<br />
Flex Fast verschweißen dazu Bolzen<br />
und Muttern mit den Metallteilen. Bei<br />
dem hier angewendeten Buckelschweißverfahren<br />
wird der Strom auf<br />
erhabene Stellen an der zu verfügenden<br />
Seite der Befestigungselemente<br />
fokussiert. Hier schmilzt das Material.<br />
Ein gleichzeitig über die Elektrode aufgebrachter<br />
hoher mechanischer Druck<br />
führt zu der gewünschten festen<br />
Verbindung<br />
Bilder: Siemens
STEUERUNGSTECHNIK / ENGINEERING<br />
ANWENDUNGEN<br />
Für den europäischen Markt optimierter Schweißautomat kommt weltweit gut an<br />
Produkt und Produktion parallel im Fokus<br />
Bei der Ausweitung seines Absatzmarktes setzt das kanadische Unternehmen Centerline auf<br />
Siemens als globalen Automatisierungspartner. Mit einer für den europäischen Markt erzielten<br />
Steigerung von Geschwindigkeit und Qualität konnten zudem Kunden in Europa, Brasilien und<br />
Nordamerika überzeugt werden. Da die Maschinen parallel zum Produktdesign der zu verschweißenden<br />
Bauteile entwickelt werden, kann die Fertigungstechnik gemeinsam optimieret und<br />
damit die Time-to-Market beschleunigt werden.<br />
Centerline mit Hauptsitz im kanadischen Windsor beliefert führende<br />
OEMs sowie Tier-1- und -2-Zulieferer der Automobilindustrie<br />
mit Schweißmaschinen. Um in enger zeitlicher und fachlicher<br />
Abstimmung kundenspezifische Fertigungseinrichtungen entwickeln<br />
und produzieren zu können, verfügt das Unternehmen über<br />
ein weltweites Netz an Niederlassungen. So adaptiert die Centerline<br />
Seubert GmbH in Breidenbach Entwicklungen aus Kanada für den<br />
europäischen Markt. Die besondere Herausforderung und Kompetenz<br />
besteht darin, die Maschinen parallel zum Produktdesign der<br />
zu verschweißenden Bauteile zu entwickeln und dem Kunden frühzeitig<br />
für Tests zur Verfügung zu stellen. Der Vorteil: Auf diese Weise<br />
lassen sich Produktdesign und Fertigungstechnik gemeinsam<br />
optimieren und eine kurze Time-to-Market erreichen.<br />
Ein Beispiel sind die neuen ‚Flex-Fast-Schweißmaschinen‘, mit denen<br />
sich etwa Bolzen und Muttern mit Metallteilen, die die Karosserie<br />
versteifen, verschweißen lassen, um das Fixieren von Halterungen,<br />
Befestigungen und Verschalungen zu erleichtern. Die verschweißten<br />
Bauteile benötigen beim Verschrauben keinen Gegenhalt<br />
und können deshalb auch an schwer zugänglichen Stellen angebracht<br />
sein. Aufgrund der hohen mechanischen Anforderungen<br />
erfordert dies allerdings einen absolut zuverlässigen Schweiß -<br />
vorgang.<br />
„Unsere Mitarbeiter hatten<br />
bisher mit Simatic keine<br />
Er fahrung, dennoch war das<br />
TIA Portal als <strong>Engineering</strong>umgebung<br />
für sie selbst -<br />
erklärend.“<br />
Neue Steuerung erleichtert Inbetriebnahme<br />
Larry F. Koscielski hat die Entwicklung der Flex Fast in Kanada geleitet.<br />
Für den dortigen Markt war heimische Steuerungstechnik vorgegeben.<br />
Aktuell wird die Flex Fast nun in Breidenbach für den Einsatz<br />
in einem spanischen Automobilwerk umgerüstet. Für Europa<br />
hat der Automobilbauer eine Simatic-SPS von Siemens als Steuerung<br />
gelistet. Gemeinsam mit dem Kunden fiel die Entscheidung für<br />
die neue Simatic S7-1500 mit Simatic Comfort Panels als Bedieneinheit.<br />
Koscielski hat dabei beeindruckt, wie problemlos die kanadischen<br />
Projekteure zusammen mit ihren deutschen Kollegen das<br />
vorhandene Programm im <strong>Engineering</strong>-Framework TIA Portal auf<br />
Centerline-Seubert-Geschäftsführer Udo Schulz (links) und Larry F. Koscielski,<br />
der die Entwicklung des Schweißautomaten in Kanada geleitet hat, sind davon<br />
beeindruckt, wie problemlos die kanadischen Projekteure zusammen mit ihren<br />
deutschen Kollegen das vorhandene Programm im <strong>Engineering</strong>-Framework TIA<br />
Portal auf die neue Steuerung übertragen konnten<br />
die neue Steuerung übertragen konnten – ohne vorbereitende Schulung.<br />
„Unsere Mitarbeiter hatten bisher mit Simatic keine Erfahrung,<br />
dennoch war das TIA Portal als <strong>Engineering</strong>umgebung für sie selbsterklärend“,<br />
sind sich Centerline-Seubert-Geschäftsführer Udo<br />
Schulz und Larry Koscielski einig. „Durch den geringen <strong>Engineering</strong>aufwand<br />
fühlen wir uns in der Entscheidung bestätigt, schon jetzt<br />
auf die neue SPS Simatic S7-1500 umzusteigen.“<br />
Bei dem TIA Portal überzeuge die Durchgängigkeit von Step 7 und<br />
WinCC, so die Erfahrung der Kanadier. „Die symbolischen Bezeichnungen<br />
erleichtern die Nachvollziehbarkeit, die strukturierte Ablage<br />
erhöht die Übersichtlichkeit und die Inbetriebnahme wird durch die<br />
effizienten Diagnosefunktionen vereinfacht.“ So helfe die Querverweisliste<br />
beim Verfolgen der Variablenverwendung, die Netzwerktopologie<br />
decke Verdrahtungsfehler auf und ermögliche damit die<br />
schnelle Behebung.<br />
deve lo p 3 systems engineering 02 2015 47
ANWENDUNGEN<br />
STEUERUNGSTECHNIK / ENGINEERING<br />
Vorteile des TIA Portals<br />
PLUS<br />
Das <strong>Engineering</strong> mit TIA Portal überzeugte die Mitarbeiter von<br />
Centerline von Anfang an. In der Netzwerksicht ist die gesamte<br />
Anlagenkonfiguration übersichtlich dargestellt<br />
Hohe <strong>Engineering</strong>effizienz: Alle nach IEC 61131-3 genormten<br />
Programmiersprachen, die im <strong>Engineering</strong>-Framework TIA Portal<br />
zur Verfügung stehen, sind in Funktionalität und Performance<br />
identisch. Für Nutzer aus Kanada und den USA besonders<br />
wichtig: Auch für KOP (Kontaktplan) gibt es diesbezüglich<br />
keinerlei Einschränkungen.<br />
Erhöhte Verfügbarkeit: Effiziente Diagnose hilft, Fehler<br />
schnell zu finden und zu beheben. Damit steigt die Verfügbarkeit<br />
der Anlage. Mit Hilfe der Querverweisliste lässt sich beispielsweise<br />
das Programm ganz gezielt nach einzelnen Operanden<br />
durchsuchen. Die Darstellung der Netztopologie macht<br />
fehlerhafte Steckverbindungen oder nicht aktive Kommunikationsverbindungen<br />
sichtbar.<br />
Gesteigerte Performance: TIA Portal unterstützt die durchgängige<br />
und schnelle Kommunikation über Profinet. Zusammen<br />
mit der hohen Verarbeitungsgeschwindigkeit der Steuerungen<br />
aus der Reihe Simatic S7-1500 ergibt sich bei Centerline<br />
eine um 25 % gesteigerte Anlagengeschwindigkeit.<br />
Intelligente Sensorik für hohe Prozessqualität<br />
Die neuen Flex-Fast-Schweißmaschinen für Befestigungselemente<br />
können für unterschiedlich geformte Bauteile genutzt werden. Die<br />
zum Teil komplexen Bauteilträger mit mehreren feststehenden Elektroden<br />
werden dazu auf einem in x-Richtung verfahrbaren Tisch fixiert.<br />
Die obere Gegenelektrode übernimmt die Positionierung in<br />
y-Richtung und fährt die jeweiligen Schweißpositionen an. Die Flexibilität<br />
beeindruckt. Mit einer Flex Fast, bei der zwei Bauteilträger nebeneinander<br />
angeordnet sind, können verschiedene Befestigungselemente<br />
auf bis zu 20 unterschiedliche Bauteile aufgeschweißt<br />
werden, ohne dass umgerüstet werden muss.<br />
Die Bestückung der Schweißmaschinen erfolgt je nach Anwendung<br />
von Hand oder über Roboter. Eine Vielzahl von optischen und magnetischen<br />
Sensoren überwacht, dass Bauteil und Befestigungselemente<br />
zusammenpassen und exakt positioniert sind, bevor der<br />
Schweißvorgang ausgelöst wird. Die Bauteiltypen haben ID-Nummern,<br />
die vom Hersteller mit den CAD-Daten übergeben werden.<br />
Der ID-Nummer sind entsprechende Schweißparameter wie der<br />
Kontakt<br />
Siemens AG<br />
Nürnberg<br />
Tel. +49 (0)911/895-0<br />
contact@siemens.com<br />
www.siemens.de/s7-1500<br />
www.siemens.de/hmi<br />
Details zum TIA Portal:<br />
www.siemens.de/tia-portal<br />
INFO<br />
aufzubringende Druck und der benötigte Strom zugeordnet. Das<br />
Einhalten der vorgegebenen Sollwerte wird überwacht, alle Messwerte<br />
werden dokumentiert. „Damit erreichen wir eine lückenlose<br />
Rückverfolgbarkeit“, betont Udo Schulz.<br />
Die Steuerung kommuniziert mit den Antrieben für den Tisch und<br />
den Elektrodenarm über Profinet. Auch die Signale der über IO-Link<br />
angeschlossenen intelligenten Sensoren werden über einen Switch<br />
in die Profinet-Kommunikation eingebunden. Entsprechende<br />
Schnittstellen sind in alle S7-1500-Controller integriert. Zusatzinvestitionen<br />
entstehen dafür nicht. „Die Kommunikation über Profinet<br />
hat uns deutliche Geschwindigkeitsvorteile von immerhin rund 25<br />
Prozent gebracht“, berichtet Larry Koscielski. „Mit der hohen Verarbeitungsgeschwindigkeit<br />
und Regelgüte der Steuerung haben wir<br />
gleichzeitig die Prozessqualität steigern können.“<br />
Einsatz von Siemens-Komponenten auch in Kanada<br />
Aufgrund der positiven Erfahrungen mit der Steuerung S7-1500,<br />
dem <strong>Engineering</strong>-Framework TIA Portal und der Kommunikation<br />
über Profinet konnte Koscielski zudem bei einem kanadischen Kunden<br />
bereits guten Gewissens eine Sondervereinbarung unterschreiben,<br />
um die dort bisher nicht gelisteten Siemens-Komponenten einzusetzen.<br />
„Die weite Verbreitung und große Akzeptanz der Steuerungsfamilie<br />
Simatic hilft uns, weitere Märkte zu erschließen.“ Dazu<br />
komme die weltweite Unterstützung. „So arbeiten wir gemeinsam<br />
beispielsweise auch in Nordamerika und Brasilien an optimalen Lösungen<br />
für unsere Kunden“, so der Entwicklungsleiter abschließend.<br />
co<br />
Die Autorin:<br />
Annette Horneber ist Technische Redakteurin in der Business Unit<br />
Factory Automation der Division Digital Factory der Siemens AG in<br />
Nürnberg<br />
48 develop 3 systems engineering 02 2015
STEUERUNGSTECHNIK / ENGINEERING<br />
ANWENDUNGEN<br />
Die Zukunft der Robotik im Rahmen der Industrie 4.0<br />
Ganzheitliche Lösungen im Fokus<br />
Robotiklösungen sollen sich mit Hilfe des Automatisierungsportfolios der Mitsubishi-Electric-e-F@ctory<br />
Alliance-Partner in Zeiten zunehmend individueller Fertigungsgrößen und kürzerer Produktlebenszyklen<br />
leichter an Programmänderungen und neue Aufgabenstellungen einer intelligenten Fertigung anpassen<br />
lassen.<br />
Bilder: Mitsubishi Electric Europe<br />
Jan-Philipp Liersch sieht mit den e-F@ctory-Alliance-Partnern zusammen die<br />
Chance, eine zukunftsfähige, ganzheitliche Lösung im Sinne der Industrie 4.0<br />
zu realisieren<br />
Bausteine der Industrie 4.0<br />
Über ein einheitliches Schnittstellenkonzept ließen sich Robotik,<br />
Sensorik, Steuerungs- und Antriebstechnik effizient verbinden<br />
und in ein intelligentes Automatisierungsumfeld der<br />
e-F@ctory-Alliance-Partner zu einer zukunftsfähigen, ganzheitlichen<br />
Lösung im Sinne der Industrie 4.0 integrieren, sagt Jan-Philipp<br />
Liersch, Produktmanager Automatisierungssysteme – Roboter<br />
bei der Mitsubishi Electric Europe B.V., mit Blick auf die Zukunft<br />
der Robotik im Rahmen von Industrie 4.0. Eine solche Lösung erfülle<br />
die hohen Anforderungen an Flexibilität und Nachverfolgbarkeit<br />
und erlaube eine Anbindung an vor- oder nachgelagerte Systeme<br />
sowie weitere Produktionsschritte.<br />
Vor dem Hintergrund immer kürzerer Produktlebenszyklen ist das<br />
für den Anwender entscheidend, da etwa Roboter viele Jahre im<br />
Einsatz sind – und damit über die Lebenszyklen der zu fertigenden<br />
Produkte hinaus. Hinzu kommt: „Roboter könnten bis zu 70 Prozent<br />
der Produktionsaufgaben in einem Werk übernehmen und damit<br />
in kleinsten Mengen bis Losgröße Eins automatisiert und wirtschaftlich<br />
produzieren“, so Liersch weiter. „Diese Fähigkeit wird<br />
künftig maßgeblich sein in der Gestaltung der Produktion.“ Roboter<br />
profitieren hier von ihrer hohen Flexibilität, Intelligenz und Integrationsfähigkeit.<br />
Mensch-Roboter-Kooperation und Industrie 4.0<br />
Eine wichtige Rolle könnte dabei die Mensch-Roboter-Kooperation<br />
(MRK) spielen, die sich auch im Rahmen von Industrie 4.0 weiterent-<br />
wickeln wird, da sie ebenfalls für höhere Flexibilität im Fertigungsprozess<br />
sorgt. Mitsubishi Electric treibt diesen Prozess voran, insbesondere<br />
im Bereich der Sicherheits- und Steuerungstechnik sowie<br />
der intelligenten Robotertechnik. „Unsere Roboter setzen immer<br />
wieder mit hoher Geschwindigkeit und Präzision Zeichen, allerdings<br />
können diese Leistungen im Rahmen der MRK noch nicht<br />
komplett umgesetzt werden“, erläutert Liersch. „Vor allem die Erkennung<br />
von Personen noch vor einer Berührung wird die Leistungsfähigkeit<br />
solcher Systeme aber steigern.“<br />
Sicher ist, dass Industrie 4.0 durch durchgängige Vernetzung und<br />
Kommunikation Einzug hält. „Gemeinsam mit unseren Partnern<br />
begleiten wir Kunden auf dem Weg zu einer maßgeschneiderten<br />
Lösung“, so Liersch abschließend. Durch eine enge Zusammenarbeit<br />
ermögliche das Netzwerk die Umsetzung der Grundlagen<br />
der Industrie 4.0. Zur e-F@ctory Alliance zählen übrigens Auvesy<br />
mit einer Lösung für das Software- und Projektdatenmanagement,<br />
Cognex und Datalogic mit intelligenten Vision-Systemen oder Visual<br />
Components mit einer Software zur 3D-Prozesssimulation.<br />
co<br />
de3a.mitsubishielectric.com<br />
www.e-factory-alliance.com<br />
Nach Unterlagen von Mitsubishi Electric Europe<br />
deve lo p 3 systems engineering 02 2015 49
ANWENDUNGEN<br />
MECHATRONISCHE KOMPONENTEN<br />
Bilder: SKF<br />
SKF Insight basiert auf drahtlosen, intelligenten Minisensoren, die<br />
direkt in die Lager integriert werden können. Im Windenergiebereich<br />
könnte ein darauf basierendes Zustandsmanagement weltweit mehrere<br />
tausend Windenergieanlagen auf einen Schlag zuverlässiger machen<br />
Innovatives Lagerzustandsmanagement: Pilotprojekte für Schienenfahrzeuge und Windenergieanlagen<br />
Industrie 4.0 fängt<br />
im netzwerkfähigen Lager an<br />
SKF testet in mehreren Branchen eine innovative Lösung für das Lagerzustandsmanagement:<br />
SKF Insight basiert auf drahtlosen, intelligenten Minisensoren. Diese können direkt in die Lager integriert<br />
werden, laufen ohne eigene Stromversorgung, sind netzwerkfähig und versenden ihre Messdaten<br />
via Internet bzw. Cloud. Die neue Lösung wird momentan in Windenergieanlagen und Schienenfahrzeugen<br />
erprobt. Die Auswertung der Zustandsdaten erlaubt eine adaptive Instandhaltung.<br />
„Revolutionäre, intelligente Lagertechnologien werden die Entwicklung<br />
intelligenter Maschinen begleiten“, erklärt Filippo Zingariello,<br />
SKF Director of Global Strategic Development. Was aber ist eine intelligente<br />
Maschine? Diese Frage lässt sich nicht so einfach beantworten.<br />
„Das McGraw-Hill Dictionary of Scientific and Technical<br />
Terms bietet folgende Definition: Eine Maschine, die Sensoren zur<br />
Überwachung der Umgebung und Anpassung ihrer Aktionen verwendet,<br />
um trotz Unbestimmtheiten spezifische Aufgaben auszuführen“,<br />
fährt Zingariello fort. Als Beispiele nenne das Lexikon<br />
Industrieroboter mit Sensoren und selbststeuernde Fahrzeuge, die<br />
sich nicht an Fahrbahnmarkierungen orientieren müssen.<br />
Im Maschinenbau betrachten Experten eine intelligente Maschine<br />
als ein mechanisches System, das sich selbst steuern kann. Es hat<br />
die Fähigkeit zur präzisen Selbstdiagnose und kann seinen Zustand<br />
schnell an einen Bediener kommunizieren, der bei Problemen sofort<br />
eingreifen kann. Dabei kann es sich um einen Pkw oder um eine<br />
komplexe Produktionsanlage handeln.<br />
Herausforderung: Störungen proaktiv erkennen<br />
„Das soll nicht heißen, dass eine intelligente Maschine wartungsfrei<br />
sein muss – was eine futuristische Wunschvorstellung wäre –, sondern<br />
dass sie ihre eigene Intelligenz nutzt, um mögliche Probleme zu<br />
erkennen und die Instandhaltungsintervalle und Instandhaltungsarbeiten<br />
zu optimieren“, führt Zingariello aus. Die Herausforderung<br />
bestehe darin, Störungen im Rahmen einer geplanten Zustandsüberwachung<br />
proaktiv zu erkennen und präventiv Gegenmaßnahmen<br />
zu ergreifen, anstatt bis zum Maschinenausfall zu warten, der<br />
eine zeit- und kostenintensive Reparatur nach sich zieht. Intelligente<br />
Maschinen sind auf mehrere kritische Faktoren angewiesen. „Der<br />
mit Abstand wichtigste Faktor sind Informationen: ohne Daten keine<br />
Intelligenz und keine Diagnose“, sagt Zingariello. Die Erfassung,<br />
Verarbeitung und Auswertung von Daten erfordere wiederum Sensoren<br />
sowie Hardware für deren Aufbereitung und Übertragung.<br />
SKF Insight macht aus einem einfachen Lager ein Diagnosezentrum.<br />
Möglich wird dies durch einen kleinen Funksensor, der die<br />
Prozessdaten in Echtzeit sendet. Dadurch erweitern sich die Möglichkeiten<br />
der Zustandsüberwachung erheblich. Die 2013 vorgestellte<br />
Technologie benötigte drei Jahre intensiver Forschung. Die<br />
Experten mussten die Sensoren verkleinern, die lagerinterne Strom-<br />
50 develop 3 systems engineering 02 2015
MECHATRONISCHE KOMPONENTEN<br />
ANWENDUNGEN<br />
Kontakt<br />
INFO<br />
Ein mit SKF-Insight-Zustandsüberwachungstechnologie<br />
ausgerüstetes<br />
Pendelrollenlager<br />
SKF GmbH<br />
Industrial Market, Regional Sales & Service<br />
97421 Schweinfurt<br />
Bernd Heintz<br />
Condition Monitoring Engineer<br />
Tel.: +49 9721 56-3808<br />
bernd.heintz@skf.com<br />
www.skf.de<br />
Mehr zur Lagerzustands -<br />
management-Lösung SKF Insight<br />
zeigt dieses Video<br />
SKF Insight wird in Windenergieanlagen<br />
und Schienenfahrzeugen<br />
erprobt<br />
Filippo Zingariello, Director of<br />
Global Strategic Development:<br />
„Intelligente Lagertechnologien<br />
werden die Entwicklung intelligenter<br />
Maschinen begleiten.“<br />
erzeugung zuverlässiger machen und die Sensoren und Elektronik<br />
wirksam gegen alle externen Einflüsse kapseln.<br />
Spürt ungewöhnliche Betriebsbedingungen auf<br />
Während die herkömmliche Zustandsüberwachung auf die Erkennung<br />
sich bereits entwickelnder Lagerschäden abzielt, spürt SKF Insight<br />
ungewöhnliche Betriebsbedingungen auf, die zu Schäden führen<br />
können. Dadurch bleibt dem Anwender meist noch ausreichend<br />
Zeit, um tatsächliche Schäden zu verhindern. Ronnie Spolidoro, Manager<br />
für Geschäftsentwicklung bei SKF, erklärt die Vorteile: „Unsere<br />
Lösung geht über die aktuelle Sensorlagertechnologie hinaus. Sie<br />
integriert unterschiedliche Sensoren, setzt intelligente Funktechnik<br />
ein und bringt ihre eigene Stromversorgung mit. Die Lager senden<br />
ihre Daten in die SKF-Cloud und der Kunde hat Zugriff auf die Diagnose-<br />
und Supportleistungen. So wird ein umfassendes Lagerzustandsmanagement<br />
möglich.“<br />
SKF Insight überwacht Schwingungen, Temperaturen, Schmierbedingungen,<br />
Belastungen und weitere Parameter. Bei ungewöhnlichen<br />
Bedingungen, die zu Lagerschäden führen könnten, wird der<br />
Anwender benachrichtigt. Die Zustandsdaten lassen sich mittels<br />
SKF @ptitude von Diagnosezentren abrufen und auswerten. Werksbetreiber,<br />
Maschinenhersteller, SKF-Experten und andere befugte<br />
Personen haben über das Internet Zugriff auf die Informationen –<br />
auch vom Smartphone oder Tablet aus.<br />
Diese Lösung für das Lagerzustandsmanagement ist ein innovativer<br />
Ansatz, dessen Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist. Mit SKF<br />
Insight lässt sich ermitteln, wie die tatsächlichen Betriebsbedingungen<br />
den Lagerzustand beeinflussen und welche Korrekturmaßnah-<br />
men erforderlich sind. Dies vermeidet Schäden und verlängert die<br />
Lebensdauer des Lagers.<br />
Windenergieanlagen zuverlässiger machen<br />
Einer der vielversprechendsten Anwendungsbereiche von SKF<br />
Insight sind Windenergieanlagen, bei denen naturgemäß erhebliche<br />
Instandhaltungskosten anfallen. Unter Umständen kann der Austausch<br />
des beschädigten Hauptlagers einer Windenergieanlage so<br />
teuer sein, dass sich der Anlagenbetrieb nicht mehr amortisiert. SKF<br />
Insight kann die Belastungen und Schmierbedingungen überwachen,<br />
sodass ausreichend Zeit bleibt, um potenzielle Schäden zu<br />
beseitigen. Das Unternehmen arbeitet bereits mit einem Anwender<br />
aus der Windenergiebranche an der Entwicklung eines solchen <strong>Systems</strong>.<br />
Dieses kann auch nachträglich eingebaut werden. Es könnte<br />
weltweit mehrere tausend Windenergieanlagen auf einen Schlag<br />
zuverlässiger machen.<br />
Eine ähnliche Lösung entwickelt SKF auch für Schienenfahrzeuge.<br />
Radlager sind sicherheitskritische Komponenten und werden daher<br />
meist in festen Abständen ausgetauscht – unabhängig von ihrem<br />
tatsächlichen Zustand. SKF Insight bietet eine kostengünstige Möglichkeit<br />
zur Erfassung von Zustandsüberwachungsdaten und erlaubt<br />
so eine Bestimmung der Lagerlebensdauer und der Austauschintervalle<br />
anhand der tatsächlichen Betriebsbedingungen.<br />
bec<br />
Achema, Halle 11.0, Stand A13<br />
Der Autor: Dietmar Seidel, Leiter Technische Fachpresse<br />
Deutschland, SKF, Schweinfurt<br />
deve lo p 3 systems engineering 02 2015 51
ANWENDUNGEN<br />
MECHATRONISCHE KOMPONENTEN<br />
Sensorik 4.0 muss ein<br />
möglichst hochaufgelöstes<br />
Bild der Produktionsrealität<br />
liefern<br />
Bilder: Pepperl+Fuchs<br />
Sensorik 4.0 erfordert eine leistungsfähige Kommunikation<br />
Für Ideen ohne Grenzen<br />
Das Konzept der Industrie 4.0 baut auf weitgehend selbständige, dezentrale Einheiten. Die Autonomie<br />
der Produktionsmodule beruht wiederum auf deren Fähigkeit, Gegebenheiten genau zu erfassen<br />
und – daraus abgeleitet – Entscheidungen zu treffen. Das geht nur mit intelligenten, kommunikationsfähigen<br />
Sensoren, die ein möglichst hochaufgelöstes Bild der Produktionsrealität liefern<br />
können; in Echtzeit und über jeden verfügbaren Kommunikationskanal.<br />
Ein Leben ohne digitale Vernetzung ist heute kaum mehr denkbar.<br />
Längst hat der Megatrend alle Lebens- und Arbeitsbereiche<br />
erfasst. In der Automatisierungstechnik liefern intelligente Sensoren,<br />
Aktoren und Feldgeräte bereits grundlegende Daten. Nun<br />
braucht es neue Übertragungstechnologien, um die Autonomie und<br />
Automatisierung von Anlagen und Fabriken weiter voranzutreiben.<br />
Dass solche Sensorik 4.0 greifbar nah ist oder schon im Alltag funktioniert,<br />
wird an vielen Projekten von Pepperl+Fuchs deutlich. Der<br />
Mannheimer Sensorikspezialist zeigt an Beispielen, welche potenziellen<br />
Anwendungen für Messgeräte eine größere Autonomie im<br />
Feld ermöglichen.<br />
Infrastruktur 4.0 bei der Müllentsorgung<br />
Innerhalb eines Projekts im Bereich Smart-City bestand die Aufgabe<br />
darin, die Müllentsorgung zu optimieren. Dazu wurde jeder Müllcontainer<br />
mit einem Sensor ausgestattet, der über eine Mobilfunkverbindung<br />
an den Server des Entsorgungsunternehmens meldet,<br />
wenn er zu über 80 % gefüllt ist. Die webbasierte Software visualisiert<br />
die Füllstände der Abfallbehälter mithilfe eines Ampelsystems.<br />
Müllfahrzeuge fahren nur noch die Abfallbehälter an, die tatsächlich<br />
geleert werden müssen, was Zeit, Geld und Kraftstoff spart und die<br />
Dipl.-Ing. Benedikt Rauscher ist Entwicklungsgruppenleiter IVC<br />
im Geschäftsbereich Fabrikautomation bei Pepperl+Fuchs<br />
Abgas- und Lärmbelastung der Anwohner reduziert. Den Praxistest<br />
hat das vom Limburger Unternehmen Moba Mobile Automation AG<br />
entwickelte System als Teil des Smart-City-Projekts in Barcelona bereits<br />
bestanden. An der Einführung in weiteren Städten wird gearbeitet.<br />
Da hier absolute Zuverlässigkeit gefordert ist, hat man sich<br />
für Ultraschall-Füllstandssensoren von Pepperl+Fuchs entschieden.<br />
Die Geräte sind mit einer SlM-Karte ausgestattet, sodass der Sensor<br />
Füllstands- und Sensordaten in regelmäßigen Abständen senden<br />
kann. Dank des geringen Stromverbrauchs hält die Batterie bis zu<br />
zehn Jahre. Das ist ein gutes Beispiel für einen intelligenten Sensor,<br />
der ein differenziertes Abbild der Realität in Echtzeit liefert.<br />
Quantensprung in der Informationstiefe<br />
Hochwertige Sensoren liefern schon heute genaue Informationen<br />
aus der Produktion, allerdings meistens mit einem spezialisierten<br />
Fokus und in nur einer oder zwei Dimensionen. Das genügt für herkömmliche,<br />
gleichbleibende Anwendungen, aber nicht unbedingt<br />
für autonome Produktionsmodule. So ist zum Beispiel eine Robotereinheit,<br />
die ein Werkstück selbsttätig erkennen, greifen und bearbeiten<br />
soll, auf differenzierte dreidimensionale Daten angewiesen. Diese<br />
müssen zum großen Teil aber erst von Sensoren aus der Realität<br />
abgeleitet werden – mit zunehmenden Anforderungen an die Auflösung.<br />
Kombiniert man nun mehrere Sensoren unterschiedlicher<br />
Bauart und fügt ihre Signale zu einem Gesamtbild zusammen, lässt<br />
sich ein Quantensprung in der Informationstiefe erreichen.<br />
Wie das funktioniert, macht das Unternehmen am Beispiel des<br />
52 develop 3 systems engineering 02 2015
MECHATRONISCHE KOMPONENTEN<br />
ANWENDUNGEN<br />
KONTAKT<br />
INFO<br />
Pepperl+Fuchs GmbH<br />
Lilienthalstraße 200<br />
68307 Mannheim<br />
Deutschland<br />
Tel: +49-621 776-1111<br />
info@de.pepperl-fuchs.com<br />
www.pepperl-fuchs.de<br />
Das WirelessHART-Discrete I/O<br />
kommuniziert mit einem Gateway<br />
und dieses z.B. mit einem PC<br />
Ein 2D-Laserscanner detektiert<br />
Vorhandensein und Konturen<br />
eines Objekts<br />
Interview mit<br />
Dr. Peter Adolphs zum<br />
Thema Industrie 4.0:<br />
Informationen zum<br />
Eigensicheren Ethernet:<br />
MultiScan 3D deutlich. Ein sich drehendes Objekt wird von drei optoelektronischen<br />
Sensoren erfasst und seine Oberfläche vermessen.<br />
Ein 2D-Laserscanner detektiert mithilfe des Laufzeitverfahrens<br />
PRT (Pulse Range Technology) Vorhandensein und Konturen des<br />
Objekts mit einer Auflösung im Millimeter-Bereich. Er könnte in einer<br />
Produktionsumgebung außerdem die Ankunft des Werkstücks<br />
erkennen, seine Positionierung steuern und den Folgeprozess auslösen.<br />
Ein Laser-Lichtschnitt-Sensor ermittelt daraufhin die Tiefeninformationen<br />
mit einer Genauigkeit von 0,1 mm. Schließlich liefert<br />
ein Weißlicht-Interferometer Aufnahmen von Strukturen und Oberflächen<br />
mit einer Genauigkeit von 1 μm. Mit den so gewonnenen<br />
Daten lassen sich hochpräzise Bearbeitungsprozesse steuern oder<br />
eine minutiöse Qualitätskontrolle durchführen. Zusammen liefern<br />
die drei Sensoren ein dreidimensionales, tiefenscharfes Bild als<br />
Grundlage für beliebig komplexe Bearbeitungsschritte. Der Nutzen<br />
besteht hier in der Kombination der gewonnenen Sensordaten.<br />
In einem weiteren Projekt wurden nicht die Objekte rotiert, sondern<br />
zwei Triangulationssensoren. Diese bestimmen die Positionen bewegter<br />
Objekte unterschiedlicher Größe zuverlässig und genau, sodass<br />
diese beispielsweise von einem Roboter gegriffen werden<br />
könnten. Beide Beispiele arbeiten mit bewährten Sensoren. Im<br />
nächsten Schritt kommt es darauf an, diese Daten über standardisierte<br />
Schnittstellen zur Verfügung zu stellen.<br />
Neue Brücken für die Daten<br />
Gemeinsam mit anderen Unternehmen hat Pepperl+Fuchs in einer<br />
Studie gezeigt, dass Ethernet in der Prozessautomation, unter Berücksichtigung<br />
deren besonderen Anforderungen wie Verwendung<br />
von Zweileiter-Kabel, Leitungslängen bis 1200 m, parallele Übertragung<br />
von Daten und Energie sowie Explosionsschutz, bis in die<br />
Feldebene geführt werden kann. Mit einem entsprechend definierten<br />
Physical-Layer könnte es dort die Feldbusse ersetzen und bei<br />
enorm gesteigerter Bandbreite eine durchgängige Kommunikation<br />
ermöglichen. Das wurde anhand einer Zusammenschaltung von<br />
Geräten verschiedener Hersteller in einer prototypischen Implementierung<br />
zeigen. In dieser Applikation ist der Zugriff auf Daten von<br />
Switches und Feldgeräten über einen Webserver sowie das Auslesen<br />
und Verwenden der in den Feldgeräten gespeicherten FDI-<br />
Packages durch die Software PACTware möglich. Das Ethernet erlaubt<br />
darüber hinaus einen durchgängigen Zugriff auf Infrastruktur<br />
und Geräte auch von außerhalb des Automatisierungsnetzwerks.<br />
Selbst einfache Geräte wie Temperatursensoren können kosteneffizient<br />
mit den entsprechenden Schnittstellen ausgestattet werden.<br />
Damit ist eine umfassende Vernetzung aller am Prozess beteiligten<br />
Komponenten und Funktionseinheiten möglich.<br />
Drahtlos über WirelessHART<br />
Wie das auch drahtlos funktionieren kann, einschließlich einer Aktor-Steuerung,<br />
zeigt eine Design-Studie zum Einsatz von Wireless-<br />
HART. In der Prozessautomation ist WirelessHART weit verbreitet –<br />
dabei handelt es sich um eine intelligente und robuste Übertragungstechnologie,<br />
bei der alle angeschlossenen Geräte als Sender<br />
und Empfänger agieren. Mit dieser Technologie sind ausgedehnte<br />
und weitläufige Netzwerke einfach durch die maschenförmige Netzwerkstruktur<br />
zu realisieren. Mit dem WirelessHART-Discrete I/O hat<br />
Pepperl+Fuchs ein Gerät entwickelt, dass diskrete I/Os über WirelessHART<br />
zur Verfügung stellt und mit einer integrierten Batterie<br />
sich selbst und angeschlossene Sensoren oder Aktoren mit Energie<br />
versorgt. Das Gerät kommt beispielsweise in einem Projekt zum Einsatz,<br />
bei dem der Füllstand eines Tanks drahtlos von zwei Grenzsignalgebern<br />
überwacht wird. Das WirelessHART-Discrete I/O gibt<br />
nicht nur die Fülldaten weiter, sondern steuert sowohl die fürs Befüllen<br />
zuständige Pumpe als auch das Low-Power-Piezoventil für die<br />
Entnahme. Das WirelessHART-Discrete I/O kommuniziert mit dem<br />
WirelessHART-Gateway und dieses wiederum mit einem PC. Mittels<br />
Tablet oder Smartphone kann komfortabel auf das Gerät und die Regelung<br />
zugegriffen werden.<br />
Während dieses WirelessHART-Discrete I/O bisher nur als Prototyp<br />
existiert, hat sich SmartBridge bereits zum fertigen Produkt gemausert.<br />
Es besteht aus einem Adapter für IO-Link-Sensoren und der<br />
SmartBridge-App für handelsübliche Mobilgeräte wie Tablets oder<br />
Smartphones. Der Adapter übernimmt Daten und Parameter aus<br />
dem Sensor und stellt sie dem Mobilgerät über Bluetooth zur Verfügung.<br />
Die App visualisiert die Daten und ermöglicht den Zugriff auf<br />
die Parameter.<br />
ge<br />
deve lo p 3 systems engineering 02 2015 53
ANWENDUNGEN<br />
AUS DEM<br />
Anlässlich des Automatisierungstreffs 2015 in Böblingen besuchten rund 100 Teilnehmer im März die<br />
Workshops ‚MES in der Praxis‘<br />
Bilder: MES D.A.CH<br />
Verband liefert Know-how mit ‚MES in der Praxis‘ und ‚MES im Fokus‘<br />
MES als fundamentaler Bestandteil<br />
von Industrie-4.0-Lösungen<br />
Der MES D.A.CH Verband wächst nicht nur hinsichtlich seiner Mitgliederzahl – inzwischen sind es<br />
67 –, auch die Anzahl der Aktivitäten nimmt beständig zu. Damit wird eines der Hauptanliegen des<br />
Verbandes, MES als Lösungsoption für Effizienzsteigerungen in der Produktion zu etablieren, zielführend<br />
weiterverfolgt. Erkennbar ist zudem zunehmend die Rolle, die MES innerhalb der Umsetzung<br />
von Industrie-4.0-Konzepten spielen.<br />
Manufacturing Execution <strong>Systems</strong> (MES) unterstützen die fertigende<br />
Industrie nachhaltig bei der Erhöhung der Effizienz.<br />
Der MES D.A.CH Verband hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Vorteile,<br />
die durch den Einsatz von MES entstehen, einem breiten Fachpublikum<br />
bekannt zu machen. Eine wichtige Voraussetzung dafür<br />
ist, dass die im MES-Umfeld verwendete Terminologie einheitlich<br />
gebraucht und verstanden wird. Daher hat der Verband Ende letzten<br />
Jahres das weltweite erste, deutschsprachige MES-Lexikon beim<br />
VDE Verlag in einer hohen Auflage von 30.000 Exemplaren herausgeben.<br />
Es handelt sich um eine sorgfältig geprüfte MES-orientierte<br />
Begriffssammlung mit Bezug zu MES und den benötigten Grundlagen<br />
der Betriebswirtschaft, insbesondere des Produktionsmanagements<br />
und der Fertigungs- und Logistikorganisation.<br />
Im Rahmen der Kongressveranstaltung Automatisierungstreff 2015<br />
veranstaltete zudem der Verband Ende März in Böblingen wieder die<br />
Anwender-Workshops ‚MES in der Praxis‘ statt. Rund 100 Anwender<br />
und Experten nutzten diese Veranstaltungen, um sich über Einsatzmöglichkeiten<br />
von MES zur Effizienzsteigerung in der fertigenden<br />
Industrie zu informieren. Da bereits der kurz zuvor stattgefundene<br />
Anwenderkongress ‚MES im Fokus‘ (siehe dazu develop 3 systems<br />
engineering 1/15, S. 61) überdurchschnittlich gut frequentiert<br />
Der Autor:<br />
Ronald Heinze ist dritter Vorstand des MES D.A.CH Verband e.V.<br />
war, zeigt die hohe Teilnehmerzahl deutlich, dass weiterhin ein hoher<br />
Informationsbedarf zum Thema MES besteht. Die Themen der<br />
Workshops spannten einen Bogen zwischen der wachsenden Bedeutung<br />
von MES für Industrie 4.0 und Anwendungen, in denen<br />
MES nachweislich die Effizienz in der Fertigung erhöht haben. Vor<br />
allem der unmittelbare Bezug zur Praxis ist eines der herausragenden<br />
Merkmale dieser Anwender-Workshops.<br />
Mit MES Prozesse vereinfachen<br />
In den Referaten der Workshops wurden unterschiedliche MES-Lösungen<br />
führender Anbieter wie Cosmino, CSM, IBS, Industrie Informatik,<br />
CeramTec, Membrain, MHP, MPDV, Nuveon, Opdenhoff, Proxia<br />
und Syncos mit hohem Praxisbezug sowie auch realisierte MES-<br />
Anwendungen vorgestellt. „Der Einsatz von Manufacturing Execution<br />
<strong>Systems</strong> in der Fertigung dient dem Ziel, die Kapazitäten in der<br />
Fertigung zu erhöhen, indem bisher unbekannte Potentiale aufgedeckt<br />
und genutzt sowie Prozesse vereinfacht werden“, betonte<br />
Frank Egersdörfer, Mitgründer und Vorstandsvorsitzender der Cosmino<br />
AG: „Das MES wird damit zum Treiber für einen kontinuierlichen<br />
Verbesserungsprozess, dem sich heute kein Unternehmen<br />
mehr verschließen kann.“ Angelo Bindi von der Continental-Division<br />
Chassis & Safety präsentierte eine MES-Anwendung in der Auto-Zulieferindustrie<br />
am Beispiel der Endmontage von Bremssystemen.<br />
Und Andreas Dürr von der Membrain GmbH berichtete über eine<br />
leistungsstarke Shopfloor-Integration mit SAP als führendem System.<br />
„Die Implementierung von BDE-Lösungen sowie die Integration<br />
der physikalischen Komponenten gestalten sich in der Praxis äu-<br />
54 develop 3 systems engineering 02 2015
AUS DEM<br />
ANWENDUNGEN<br />
Auch auf der Hannover Messe 2015 konnten sich die Besucher innerhalb<br />
der Leitmesse Digital Factory zum Thema MES informieren<br />
Das vom Verband herausgegebene<br />
deutschsprachige MES-Lexikon enthält<br />
eine sorgfältig geprüfte MES-orientierte<br />
Begriffssammlung mit Bezug<br />
zu MES und den benötigten Grundlagen<br />
der Betriebswirtschaft<br />
ßerst komplex und kostenintensiv, da häufig generische SAP-<br />
Schnittstellen nicht vorhanden sind“, so Dürr. Er zeigte eine Lösung<br />
für dieses Problem auf.<br />
MES im Kontext zu Industrie 4.0<br />
Bereits im Einführungsreferat des ersten Workshop-Tages berichtete<br />
Dr. Olaf Sauer vom Fraunhofer IOSB über MES auf dem Weg zu<br />
Industrie 4.0. „Die Aufgaben in der Produktion werden zunehmend<br />
komplex: Aufgrund permanenter Änderungen passen Unternehmen<br />
ihre Produktionssysteme laufend an Produkt- und Prozessinnovationen<br />
an“, erläuterte Sauer. „Für zukünftige Anforderungen werden<br />
MES deswegen fundamentale Bestandteile moderner Industrie<br />
4.0-Lösungen.“ Das zeigte sich auch daran, dass ein Schwerpunkt<br />
vieler Vorträge auf der Rolle lag, die MES im Kontext zu Industrie 4.0<br />
spielen.<br />
So lautete etwa das Vortragsthema von Prof. Markus Glück von der<br />
Hochschule Augsburg ‚Mensch-Maschine-Interaktion in der Produktion<br />
2020 – mit flexibler Automation, MES und intelligenten Produktionssystemen<br />
auf dem Weg in die Industrie 4.0.‘ Stefan Debelt<br />
und Ludwig Kreuzeder von der Industrie Informatik GmbH & Co. KG<br />
stellten vor, wie MES-Lösungen den Produktionsmitarbeiter auf<br />
dem Weg zu Industrie 4.0 schon heute unterstützen. ‚Industrie 4.0 –<br />
gestern, heute, morgen‘ lautete dann der Titel des Vortrags von<br />
Christian Erlinger von der Proxia AG, bevor sich Thomas Lantermann<br />
von Mitsubishi Electric mit der Frage und den Antworten zur vertikalen<br />
Integration von MES im Zusammenhang mit der Industrie-<br />
4.0-Thematik beschäftigte. Christoph Sauer, Mitbegründer und Geschäftsführer<br />
der Nuveon GmbH, stellte ein Integrationsframework<br />
für alle Applikationen im Automatisierungsnetzwerk vor: ‚inFuse<br />
dient als Betriebssystem für die Fabrik 4.0‘. „Für die neuen Trends in<br />
Richtung Industrie 4.0 und IoT ist eine MES-Plattform als Cloud-Service<br />
der erste Schritt in die richtige Richtung“, betonte anschließend<br />
Robert Schürch, CEO der CSM <strong>Systems</strong> AG.<br />
In mehreren Vorträgen spielte zudem die Anbindung der MES- an<br />
die Produktionsebene eine wichtige Rolle. So stellte zum Beispiel<br />
Stefan Hoppe, Global Vice President der OPC Foundation, neue Entwicklungen<br />
rund um das industrielle Kommunikationsprotokoll OPC<br />
UA vor: ‚OPC UA entwickelt sich zum weltweiten Internet-of-Things-<br />
Standard‘. Eine Erkenntnis dahinter lautet: Das erhöhte Datenaufkommen<br />
für Nachverfolgbarkeit, Qualitätssicherung, vorbeugende<br />
Wartung und Energiemanagement, welches aufgrund der Anforderungen<br />
von Industrie 4.0 entstehen wird, lässt sich nur noch durch<br />
strukturierte und konsistente Daten über alle Programme in allen<br />
Ebenen erreichen. Als zweiter Vorstand des MES D.A.CH Verbands<br />
stellte deshalb Angelo Bindi auch die UMCM-Schnittstelle vor, die –<br />
einfach verständlich und einfach anwendbar – für die Verbindung<br />
von MES- und Maschinenwelt sorgt. Bei der sich jeweils anschließenden<br />
intensiven Diskussion der Teilnehmer mit den Referenten<br />
konnten dann viele Fragen geklärt werden. Die Resonanz der Teilnehmer<br />
war äußerst positiv. Ausdrücklich wurde eine Fortsetzung<br />
der Workshop-Reihe ‚MES in der Praxis‘ gewünscht.<br />
Übrigens: Bereits zum vierten Mal nutzte der MES D.A.CH Verband<br />
die Hannover Messe, um sich Interessenten in Halle 7 innerhalb der<br />
Leitmesse Digital Factory zu präsentieren. In diesem Jahr war das<br />
Besucherinteresse besonders hoch und erfreute ebenfalls die sechs<br />
Mitaussteller CSM, IBH softec, Symestic, Syncos, TXT e-solutions<br />
und znt Zentrum für Neue Technologien. Genutzt wurde die Messe,<br />
um zu zeigen, dass MES ein essentieller Bestandteil von Industrie<br />
4.0 sind – passend zum Motto der Messe: ‚Integrated Industry – Join<br />
the Network.‘<br />
co<br />
Kontakt<br />
MES D.A.CH Verband e.V.<br />
Geschäftsstelle<br />
Ilsfeld-Auenstein<br />
Tel. +49 7062/6760213<br />
info@mes-dach.de<br />
www.mes-dach.de<br />
INFO<br />
deve lo p 3 systems engineering 02 2015 55
ANWENDUNGEN LEITTECHNIK / INDUSTRIE 4.0<br />
Smart Factory für die Produktion von Spezialschmierstoffen der Zukunft<br />
Unterschiedliche Rezepturen<br />
und Gebindearten jederzeit im Griff<br />
Im Bereich der Schmierfettproduktion hat Rhenus Lub in Mönchengladbach einen wichtigen<br />
Schritt zu Industrie 4.0 und damit der Smart Factory in der Prozesstechnik vollzogen. Schmierfette<br />
– gerade im Bereich hochbelasteter Lager ein wichtiges Konstruktionselement – lassen sich auf<br />
diese Weise noch besser auf die jeweiligen individuellen Kundenanforderungen abstimmen. Möglich<br />
macht dies eine durchgängige vertikale wie horizontale Vernetzung, die zusammen mit den<br />
Automatisierungsspezialisten von Process Automation Solution umgesetzt wurde.<br />
56 develop 3 systems engineering 02 2015
LEITTECHNIK / INDUSTRIE 4.0<br />
ANWENDUNGEN<br />
Der Anwender<br />
INFO<br />
Rhenus Lub ist ein international operierender Systemanbieter<br />
von Spezialschmierstoffen. Das 1882 in Mönchengladbach gegründete<br />
Unternehmen entwickelt und produziert wassermischbare<br />
und nichtwassermischbare Kühlschmierstoffe für die anspruchsvolle<br />
Zerspanung, Spezialprodukte für die Umformung<br />
sowie Spezialfette und Spezialöle. Kunden sind Unternehmen im<br />
Maschinenbau, in der Automobil- und Automobilzulieferindustrie,<br />
in der Wälzlager- und Lebensmittelindustrie sowie in der<br />
Luft- und Raumfahrt. Im Jahr 2013 wurden rund 26.000 t Spezialfette<br />
und Hochleistungskühlschmierstoffe verkauft. Als Innovationsführer<br />
investiert das Unternehmen überdurchschnittlich in<br />
Forschung und Entwicklung. Mehr als 20 % aller Mitarbeiter sind<br />
in diesem Bereich beschäftigt. Rhenus Lub ist mit Tochterunternehmen<br />
und Auslandsvertretungen in 31 Ländern weltweit<br />
präsent.<br />
www.rhenuslub.de<br />
duktion vom ERP-System bis hinein in die Produktionsanlage umgesetzt;<br />
von der Kommissionierung bis hin zur Abfüllung.<br />
Mit der weiteren Automatisierung<br />
seiner Fettfabrik geht Rhenus Lub den<br />
Weg hin zur Smart Factory und damit<br />
Industrie 4.0 in der Prozesstechnik.<br />
Die Kunden der Hochleistungsschmierfette<br />
profitieren von Qualität,<br />
Liefertreue und kurzen Lieferzeiten<br />
Bild: Rhenus Lub<br />
Schlagworte wie Industrie 4.0 und ‚Smart Factory‘ sind heute in<br />
aller Munde. Doch lassen sich die dahinter stehenden Konzepte<br />
auch in der Prozessindustrie nutzen? In der Realität sind Umsetzungen<br />
rar, zumal die Voraussetzungen – eine wirklich durchgängige<br />
sowohl horizontale als auch vertikale Vernetzung – selten gegeben<br />
sind. Vielerorts Praxis sind dagegen manuelle Arbeitsabläufe:<br />
Arbeitsaufträgen in Papierform folgend wird der Prozess manuell<br />
abgearbeitet, Ergebnisse – wie beispielsweise tatsächlich dosierte<br />
Mengen – werden anschließend wieder ‚händisch‘ in die verwaltenden<br />
Systeme eingegeben. Das ist umständlich, fehleranfällig, ineffizient<br />
und erschwert Nachvollziehbarkeit und Reproduzierbarkeit.<br />
Die Smart Factory in der Prozessindustrie existiert allerdings schon:<br />
Der Mönchengladbacher Schmierstoffspezialist Rhenus Lub setzt<br />
auf moderne Automatisierungstechnik und hat damit einen wichtigen<br />
Schritt zu Industrie 4.0 vollzogen. Mit den Automatisierungsspezialisten<br />
der Process Automation Solution GmbH (vormals M+W<br />
Process Automation GmbH) als Partner wurden die entsprechenden<br />
Maßnahmen zur durchgängigen digitalen Vernetzung der Fettpro-<br />
Hoch beanspruchte Lager<br />
erfordern angepasste Schmierstoffe<br />
Schmierstoffe gelten in der Lebensdauerschmierung als unverzichtbares<br />
Konstruktionselement. Sie sorgen dafür, dass hoch beanspruchte<br />
Lager in Schienen- und Kraftfahrzeugen, Walzwerken und<br />
im Maschinenbau über Jahre und Jahrzehnte zuverlässig funktionieren.<br />
Allerdings steigen in diesen Anwendungsbereichen die Anforderungen<br />
ständig; die Fertigungsprozesse für die Schmierstoffe<br />
werden immer aufwändiger, verlangen aber gleichzeitig ein Höchstmaß<br />
an Flexibilität, um etwa das Verhältnis zwischen Nachfrage und<br />
Herstellung möglichst effizient in Einklang zu bringen.<br />
Um hier auch zukünftig führend zu bleiben, setzt Rhenus Lub seinen<br />
Kurs konsequent fort, der 2006 mit der Eröffnung der hochmodernen<br />
Fettfabrik am Firmensitz in Mönchengladbach begann. Dazu<br />
wurden im nächsten Schritt nun die immer komplexer werdenden<br />
Fertigungsprozesse für Schmierfette mit neuester Prozessleittechnik<br />
(PLS) inklusive Batchsystem zur Chargensteuerung und einem<br />
Manufacturing Execution System (MES) automatisiert und diese mit<br />
dem ERP-System vernetzt.<br />
Das besondere an der Lösung ist nicht nur die komplette vertikale<br />
Vernetzung des ERP-<strong>Systems</strong> über das MES bis hin zum PLS, sondern<br />
auch die horizontale Vernetzung (siehe Grafik).<br />
Dies beginnt bei der Kommissionierung, bei dem die Mitarbeiter<br />
alle notwendigen Handzugaben vor Beginn des eigentlichen Produktionsvorgangs<br />
abwiegen und mit Barcodeausdrucken versehen.<br />
Der nächste Schritt ist die batchgeführte Produktion mit den entsprechenden<br />
Verfahrensschritten, wie zum Beispiel automatischen<br />
Dosagen und Handzugaben, die mit den Handscannern verifiziert<br />
werden. Abschließend folgt ein Homogenisierungsschritt.<br />
Das Abfüllen des Produktes geschieht wiederum mit extra Abfüll -<br />
aufträgen in vielfältige Gebindeformen.<br />
deve lo p 3 systems engineering 02 2015 57
ANWENDUNGEN LEITTECHNIK / INDUSTRIE 4.0<br />
Die unterschiedlichen Rezepturen und vielen Gebindearten ermöglichen<br />
bis zu 1000 verschiedene Fertigungsvarianten, die im System<br />
abgebildet werden müssen. Da bei den Abfüll- und Homogenisierungsvorgängen<br />
die Anlagenteile neben den festen Rohrleitungsverbindungen<br />
auch mittels Schlauchleitungen verbunden sind,<br />
müssen diese Wege auch über das MES und Handscanner verifiziert<br />
werden.<br />
Umsetzung erfordert<br />
detaillierte Analysen und Planung<br />
Um die Herstellung der Schmierfette in der beschriebenen Weise<br />
abzubilden, war es zunächst notwendig, sämtliche Arbeitsabläufe<br />
zu analysieren und die im ERP-System hinterlegten Herstellanweisungen<br />
als normenkonforme Rezeptur zu formulieren. Neben genau<br />
definierten Mengen an Rohstoffen und Additiven zählen dazu<br />
insbesondere auch Prozessparameter wie<br />
Temperatur,<br />
Rührwerkseinstellungen,<br />
Reaktionszeiten oder<br />
präzise Zeitpunkte für die Zugabe von Einsatzstoffen.<br />
Hier kamen die Spezialisten der Process Automation Solution ins<br />
Spiel. Als Grundlage für diese Aufgabe analysierten sie zunächst<br />
die Arbeitsprozesse, erstellten ein Umsetzungskonzept und entwickelten<br />
auf Basis der bereits vorhandenen Hardware in der Produktionsanlage<br />
die neue Automatisierungsstruktur. Im nächsten<br />
In der batchgeführten Produktion werden Handzugaben mit Handscannern<br />
verifiziert Bild: Rhenus Lub<br />
Systemaufbau und -vernetzung<br />
Grafik: Pyramidenmodell des Zustands nach dem Ausbau. Durch die Ver -<br />
netzung der Systeme und die Einführung moderner Automatisierungstechnik<br />
werden sowohl die Kommissionierung als auch die Produktions- und<br />
Abfüllprozesse in all ihren Abläufen durchgängig automatisiert und vernetzt<br />
Bild: Process Automation Solutions<br />
Schritt wurden detaillierte Spezifikationen für das Prozessleitsystem<br />
– inklusive flexibler Chargensteuerung – und für das MES erstellt,<br />
nach denen das System umgesetzt wurde. Die MES-Funktionen<br />
umfassen Auftrags- und Materialverwaltung ebenso wie die<br />
Vorkommissionierung, die Verifizierung der manuellen Zugaben<br />
der Rohstoffe in den Rührkessel, Qualitätskontrollen im Labor, Wegeverifizierung<br />
für die Abfüllung, Protokollfunktionen und natürlich<br />
die Schnittstelle zum ERP-System und zum Prozessleitsystem.<br />
Das ERP-System und die Automatisierungsebene der Produktion<br />
sind nun durch Chargensteuerung und MES miteinander verbunden<br />
– womit die Automatisierungslücke zwischen Bürowelt mit<br />
Auftragsannahme und der Produktionsanlage geschlossen ist. Das<br />
gewährleistet eine durchgängige Dokumentation und zeitgenaue<br />
Verfolgbarkeit des kompletten Fertigungsprozesses. Eine Herausforderung<br />
bei der Installation der neuen Automatisierungslösung<br />
war allerdings, dass der laufende Produktionsbetrieb so wenig wie<br />
möglich beeinträchtigt werden sollte. Dazu wurde das neue System<br />
an verschiedenen Wochenenden während der üblichen Abstellphasen<br />
getestet. Dies, der hohe Einsatz aller Beteiligten und<br />
ein Funktionstest der Applikation bei Process Automation Solutions<br />
im Vorfeld trugen dazu bei, dass das System im Dezember<br />
2014 in Betrieb genommen werden konnte.<br />
Bedienerführung für<br />
definierten Ablauf und Nachvollziehbarkeit<br />
Arbeitsabläufe, die sich auch weiterhin nicht automatisieren lassen,<br />
werden übrigens heute durch die Bedienerführung am System<br />
unterstützt. Für die einzelnen Aufträge und die entsprechenden<br />
Rezepturen gibt es Aufforderungen, die der Bediener chronologisch<br />
ausführen muss. So lässt sich ein bestimmter Rohstoff erst<br />
dann zufügen, wenn der entsprechende Arbeitsschritt ansteht und<br />
58 develop 3 systems engineering 02 2015
LEITTECHNIK / INDUSTRIE 4.0<br />
ANWENDUNGEN<br />
„Schmierstoffe werden<br />
immer aufwändiger,<br />
verlangen aber gleich -<br />
zeitig ein Höchstmaß<br />
an Flexibilität, um etwa<br />
das Ver hältnis zwischen<br />
Nachfrage und Her -<br />
stellung möglichst<br />
effizient in Einklang zu<br />
bringen.“<br />
An den Bedienstationen des Prozessleitsystems und MES sind alle relevanten Informationen<br />
auf einen Blick verfügbar. Elemente des sogenannten ‚High Performance<br />
HMI‘ sorgen für ein ergonomisches, ermüdungsfreies Arbeiten – womit<br />
Fehler bereits im Ansatz vermieden werden Bild: Rhenus Lub<br />
per Scanner die Identifikationsnummer des entsprechenden Behälters<br />
und des Stoffes korrekt erfasst wurde. Ist dieser Job erledigt,<br />
wird quittiert und der nächste Ablaufschritt freigeschaltet.<br />
An den Bedienstationen des Prozessleitsystems und MES sind alle<br />
relevanten Informationen auf einen Blick verfügbar und in Hinblick<br />
auf Übersichtlichkeit dargestellt. Dabei wurden viele Elemente<br />
des sogenannten ‚High Performance HMI‘ umgesetzt. Das ermöglicht<br />
ergonomisches, ermüdungsfreies Arbeiten und vermei-<br />
Kontakt<br />
Die Process Automation Solutions GmbH (vormals M+W<br />
Process Automation) bietet innovative, individuelle und<br />
zukunftssichere Automatisierungslösungen in der Prozessund<br />
Fertigungsindustrie. Dabei können die Spezialisten<br />
für Komplettlösungen aus einem Guss bereits auf über 25<br />
Jahre Erfahrung zurückgreifen. Schwerpunkte der Tätigkeit<br />
sind die Projektierung von Steuerungs- und Prozessleitsystemen<br />
und deren vertikale Integration in den gesamten<br />
Unternehmensprozess. Process Automation Solutions<br />
ist ein Tochterunternehmen von ATS Automation und<br />
verbindet so die Flexibilität eines Mittelständlers mit der<br />
Leistungsfähigkeit eines großen Unternehmens.<br />
Process Automation Solutions GmbH<br />
Ludwigshafen<br />
www.pa-ats.com<br />
INFO<br />
det Fehler. Durch die Bedienerführung ist zudem jederzeit dokumentiert,<br />
wer welchen Arbeitsschritt wann und wo ausgeführt hat.<br />
Die Bedienanforderungen werden im Prozessbetrieb aus den Rezepten<br />
angestoßen und an das MES übermittelt. Der Ablauf des<br />
Prozesses ist nur einmal im System, nämlich im Rezeptursystem,<br />
hinterlegt. Das vereinfacht die Synchronisation des MES mit dem<br />
Prozessleitsystem erheblich und die Prozesse bleiben weiterhin<br />
flexibel.<br />
Für die Schmierfettproduktion ergibt sich durch die neue Automatisierungslösung<br />
gleich eine ganze Reihe an Verbesserungen. Die Gefahr<br />
von Fehlchargen ist minimiert, der Anlagennutzungsgrad<br />
steigt, weil sich die Auftragsabwicklung besser planen lässt, und die<br />
Online-Prozessüberwachung ermöglicht eine kontinuierliche Prozessoptimierung.<br />
Letztendlich steigt durch all dies die Kundenzufriedenheit,<br />
denn Qualität, Liefertreue und kurze Lieferzeiten weiß<br />
schließlich jeder zu schätzen. Rhenus Lub ist mit der hochmodernen<br />
und intelligenten Fettproduktion in Mönchengladbach somit erfolgreich<br />
im Industriezeitalter 4.0 angekommen und weiter in Richtung<br />
Zukunft unterwegs.<br />
co<br />
Die Autoren:<br />
Stephan Engels<br />
ist Abteilungsleiter<br />
bei der Process<br />
Automation<br />
Solutions GmbH,<br />
Ellen-Christine<br />
Reiff Redakteurin<br />
im Redaktionsbüro<br />
Stutensee<br />
deve lo p 3 systems engineering 02 2015 59
ANWENDUNGEN<br />
NETZWERKE / KOMMUNIKATION<br />
Bilder: M.G. Bryan/Rockwell Automation<br />
Asset Performance Management (APM) erlaubt effizientere Nutzung von Förderanlagen<br />
Einblicke in Echtzeit<br />
Zusammen mit Rockwell Automation entwickelte Ausrüster M.G. Bryan eine skalierbare Lösung<br />
zur dezentralen Verwaltung von Fracking-Fahrzeugen. Alle relevanten Daten werden gesammelt<br />
und mit Hilfe der Cloud-Computing-Plattform Microsoft Windows Azure gespeichert, so dass stets<br />
ein sicherer Fernzugriff auf Echtzeitdaten möglich ist. Die kostspieligen Anlagen lassen sich auf<br />
diese Weise deutlich effektiver nutzen – bis hin zu einem neuen Geschäftsmodell.<br />
Großgeräte für die Öl- und Gasindustrie sind die Spezialität des<br />
texanischen Unternehmens M.G. Bryan. Ein Wachstumstreiber<br />
ist dabei vor allem die Erdgasförderung per Fracking, wozu das<br />
Unternehmen entsprechendes Equipment sowohl verkauft als auch<br />
vermietet. Fracking-Fahrzeuge, die 1 Mio. US-Dollar und mehr kosten,<br />
kommen dabei auch in entlegenen Gebieten und unter extremen<br />
Umgebungsbedingungen zum Einsatz. Alle 200 bis 400 Betriebsstunden<br />
müssen zudem die Ölfilter ersetzt werden, alle 4.000<br />
bis 7.000 Betriebsstunden ist eine Generalüberholung des Motors<br />
erforderlich. Das Problem dabei: Der Ausfall eines Fracking-Fahrzeugs<br />
kann pro Tag Kosten von 3.000 bis 7.000 US-Dollar verursachen<br />
– den Produktionsausfall nicht mit eingerechnet. Da insbesondere<br />
an abgelegenen Orten eine Mobilfunkverbindung fehlen kann,<br />
führen die meisten Produzenten trotz der hohen Kosten ein Ersatzfahrzeug<br />
mit, um die Produktion nicht zu gefährden.<br />
Doch gerade die Bereitstellung von Ersatzfahrzeugen macht das<br />
Fracking so teuer und vielen kleineren und mittelgroßen Öl- und<br />
Gasproduzenten fehlt das Know-how bezüglich der Steuerungssysteme<br />
sowie Wartung der Anlagen. Mit dem Ziel, die Anlagenlaufzeit<br />
zu optimieren, entschloss sich M.G. Bryan dazu, in Zusammenarbeit<br />
mit Rockwell Automation ein neues Steuerungs- und Informationssystem<br />
(Asset Performance Management – kurz APM) für Fracking-<br />
Fahrzeuge zu entwickeln. „Wir wollten eine Lösung realisieren, die<br />
nach 1000 Lastwagen ebenso gut funktioniert wie nach den ersten<br />
fünf“, berichtet Josh Rabaduex, Director of <strong>Engineering</strong> bei M.G.<br />
Bryan. „Klar war uns außerdem, dass wir keine großen Hardware-Investitionen<br />
tätigen konnten und auch keine langwierigen Systemwartungsmaßnahmen<br />
durchführen wollten.“ Ein herkömmliches<br />
Rechenzentren wäre damit nicht in Frage gekommen.<br />
Das neu entwickelte System nutzt deshalb die Cloud-Computing-<br />
Plattform Microsoft Windows Azure in Verbindung mit der Factory-<br />
Talk Software Suite für den sicheren Fernzugriff auf Echtzeitdaten<br />
(siehe dazu Kasten: Cloud und Sicherheit). Es führt Informationen<br />
aus verschiedenen Datenquellen zusammen und erlaubt auf Basis<br />
des Cloud Computings den Zugriff, ohne dass M.G. Bryan oder dessen<br />
Kunden eigene Rechenzentren einrichten und verwalten müssen.<br />
Kontakt<br />
Rockwell Automation GmbH<br />
Düsseldorf<br />
Tel. +49 (0)211/41553-0<br />
ragermany-info@ra.rockwell.com<br />
www.rockwellautomation.de<br />
Details zu FactoryTalk VantagePoint:<br />
http://t1p.de/44nm<br />
INFO<br />
60 develop 3 systems engineering 02 2015
NETZWERKE / KOMMUNIKATION<br />
ANWENDUNGEN<br />
Mit einem neuen Steuerungs- und Informationssystem<br />
kann Ausrüster M.G. Bryan<br />
Daten nicht nur lokal an seinen Fahrzeugen,<br />
sondern dank Cloud Computing<br />
auch mobil abrufen und analysieren. Dies<br />
erlaubt zudem den Zugriff von Spezialisten<br />
in der Firmenzentrale<br />
Anzeige relevanter Daten<br />
macht Performance sichtbar<br />
Das Steuerungssystem jedes Fahrzeugs enthält eine programmierbare<br />
Automatisierungssteuerung des Typs Allen-Bradley Compact-<br />
Logix. Aus diesen Steuerungen werden Einsatzdaten über eine<br />
cloudbasierte Version der FactoryTalk-VantagePoint-Software gesammelt,<br />
um ein umfassendes Bild der Fahrzeug- und Fuhrpark-Performance<br />
zu liefern. Die Daten werden dabei mit Hilfe von Mobilfunkmodems<br />
in die Cloud geschickt. In kleinste Pakete unterteilt,<br />
lassen sie sich selbst bei mäßigem Mobilfunkempfang übertragen.<br />
Für den Fall, dass dennoch keine Verbindung aufgebaut werden<br />
kann, werden die Daten in einem Gateway zwischengespeichert<br />
und gesendet, sobald sich wieder eine Verbindung herstellen lässt.<br />
„Über mobile Geräte und per Web-Browser können wir jetzt die entsprechenden<br />
Daten aus der Cloud ziehen, um Berichte über den Zustand<br />
des Antriebsstrangs und der Fracking-Leistung eines jeden<br />
Fahrzeugs zu erstellen“, fährt Rabaduex fort. Zudem erhalte man<br />
Angaben zur Prozessleistung und zum Wartungsbedarf des ganzen<br />
Fuhrparks. „Durch die Kombination unseres neuen Informationssystems<br />
mit der Flexibilität und Skalierbarkeit des Cloud Computings<br />
haben wir damit den Weg zu umfangreichen Verwaltungslösungen<br />
geebnet – sowohl für unseren eigenen Fuhrpark als auch<br />
Fahrzeuge, die wir verkaufen.“<br />
Problemlösung in 10 Minuten<br />
Betriebszeit und Produktivität profitieren von der neuen Lösung<br />
durch den unmittelbaren – gleichwohl sicheren – Zugriff auf dezentrale<br />
Anlagendaten. So ließ sich in einem Fall beispielsweise die Ursache<br />
für Drehzahlschwankungen eines Motors finden. Dies kann<br />
sehr gefährlich sein, weil schnelle Änderungen der Drehzahl direkt<br />
den Druck in den Rohren beeinflussen, mit denen die Fracking-Flüssigkeit<br />
in den Boden gepumpt wird. Platzt infolge der Druckänderung<br />
ein Rohr, gefährden umherfliegende Splitterteile Mitarbeiter<br />
und Geräte und die Produktion steht still. Es galt also, den Grund für<br />
die Drehzahlschwankungen zu finden – keine einfache Aufgabe,<br />
weil neben dem Verschleiß des Motors auch das Eindringen von<br />
Fremdmaterial oder der Ausfall anderer Bauteile die Ursache sein<br />
konnten. Mit Hilfe des Cloud-basierten <strong>Systems</strong> konnten sich aber<br />
Mitarbeiter von M.G. Bryan umgehend einloggen und die Daten des<br />
betreffenden Fahrzeugs überprüfen. Sie stellten einen Abfall des<br />
Cloud-Lösungen<br />
in anderen Branchen<br />
Zur Hannover Messe 2015 stellte Microsoft in Verbindung mit<br />
der Industrie-4.0-Diskussion weitere cloudbasierte Lösungen vor.<br />
„Die vierte industrielle Revolution setzt sich global durch und ist<br />
eine Jahrhundertchance für die deutsche Wirtschaft”, so Dr.<br />
Klaus von Rottkay, COO und Mitglied der Geschäftsführung von<br />
Microsoft Deutschland. Allerdings: Die Entwicklung innovativer<br />
Produkte und Services sowie neuer Geschäftsmodelle basierend<br />
auf IT spiele derzeit noch eine untergeordnete Rolle. „Hersteller<br />
werden aber künftig nicht mehr allein über Produkte und Dienstleistungen<br />
gegeneinander konkurrieren – sondern vor allem über<br />
die Geschäftsmodelle, die sie dadurch ermöglichen.“ So investiert<br />
beispielsweise auch der Aufzughersteller ThyssenKrupp Elevator<br />
in die Cloud und das Internet der Dinge (Internet of Things<br />
– IoT). Über die Microsoft-Cloud vernetzt ThyssenKrupp die Sensoren<br />
in seinen Aufzügen und überwacht auf diese Weise sämtliche<br />
Funktionen – und etabliert damit ein neues, präventives<br />
Wartungssystem. Ein weiteres Beispiel liefert zudem eine Projektstudie<br />
des Hausgeräte-Herstellers Miele zusammen mit Microsoft,<br />
basierend auf den Microsoft-Azure-IoT-Diensten. Ziel ist<br />
die Realisierung smarter Kochgeräte, die sich per Assistenzsystem<br />
und Online-Rezepten so programmieren lassen, dass Mahlzeiten<br />
perfekt gelingen. Ein wichtiger Punkt bei beiden Beispielen<br />
ist, dass die Transformation der Geschäftsmodelle nicht unbedingt<br />
disruptiv sein muss: Geräte in der Produktionsstätte oder<br />
im Verkauf und bestehende Software und Services können auch<br />
mit sinnvollen Komponenten wie Machine Learning und Cloud-<br />
Lösungen ergänzt und damit neu erfunden werden. „Wir schaffen<br />
das digitale Wirtschaftswunder, wenn wir Industrie 4.0 als<br />
Digitalisierung von Produktion und Produkten verstehen“, so<br />
Klaus von Rottkay abschließend. „Hochleistungsbranchen, Großunternehmen<br />
und Mittelstand müssen dazu mit der ITK-Wirtschaft<br />
zusammenarbeiten, um den Technologietransfer sicherzustellen.”<br />
Microsoft Deutschland GmbH<br />
Unterschleißheim<br />
Tel. +49 (0)89/3176-0<br />
www.microsoft.com<br />
Details zu Windows Azure:<br />
http://azure.microsoft.com<br />
INFO<br />
deve lo p 3 systems engineering 02 2015 61
ANWENDUNGEN LEITTECHNIK / INDUSTRIE 4.0<br />
Das neue System legt nicht nur<br />
die Basis für neue Geschäftsmodelle,<br />
es erleichtert auch den<br />
Support bis hin zur Durchführung<br />
von Wartungs- und Instandhaltungsmaßnahmen<br />
Cloud und Sicherheit<br />
TIPP<br />
flüssigkeitsseitigen Eingangsdrucks der Pumpe von 60 auf 6 psi<br />
fest, was auf Pumpenkavitation hindeutete: Der Vorrat in den Tanks<br />
des Kunden ging zur Neige. Nach Öffnen eines versehentlich geschlossenen<br />
Schiebers war das Problem gelöst – und all das innerhalb<br />
von etwa 10 Minuten. Rechtzeitig verhindern ließ sich auf diese<br />
Weise nicht nur, dass Mitarbeiter zu Schaden kamen, sondern<br />
auch, dass die Pumpe Luft ansaugte und beschädigt wurde – andernfalls<br />
wären Ersatzteile im Wert von zirka 60.000 US-Dollar und<br />
die 160 km lange Anreise des Kundendienstes erforderlich ge -<br />
wesen.<br />
Tür zu einem neuen Geschäftsmodell aufgestoßen<br />
„Weil wir die Fahrzeugnutzung jetzt aufgeschlüsselt nach Tagen,<br />
Stunden und Minuten verfolgen können, konnten wir unsere Mietverträge<br />
ändern“, fasst Josh Rabaduex die Erfahrungen mit dem<br />
neuen System zusammen. „Anstelle der branchenüblichen Monatsverträge<br />
können wir nun ein Konzept anbieten, das die tatsächliche<br />
Nutzungszeit in Rechnung stellt – unsere Kunden müssen also keine<br />
Monatsverträge mehr abschließen und für Ersatzfahrzeuge, die niemals<br />
zum Einsatz kommen, genauso viel bezahlen wie für Fahrzeuge,<br />
die rund um die Uhr genutzt werden.“ Bezahlt wird nur für die Tage,<br />
an denen die Fahrzeuge wirklich in Betrieb sind. Aufgestoßen<br />
wurde damit die Tür zu einem neuen Geschäftsmodell, das Projektrisiken<br />
und Produktionskosten verringert und die Zeitspanne reduziert,<br />
in der sich Fracking-Fahrzeuge amortisiert haben.<br />
Aktuelle Besitzer von Fracking-Fahrzeugen von M.G. Bryan haben<br />
deshalb bereits mehr als 25 Nachrüstungen in Auftrag gegeben, um<br />
ihren Fuhrpark mit dieser Lösung auszustatten. Zudem will das Unternehmen<br />
das damit verbundene Innovationspotential noch weiter<br />
ausschöpfen. „Wir überlegen, wie wir für unsere Kunden die Produktionsleistung<br />
sichtbar machen können und wie sich die Daten<br />
für vorbeugende Wartungsmaßnahmen nutzen lassen“, so Rabaduex<br />
abschließend. „Wir können jetzt belastbare Daten vorlegen, die<br />
zeigen, dass unsere Pumpen und andere Komponenten länger halten.“<br />
Auch in Garantiefällen könne man sich auf Fakten stützen und<br />
schließlich Kunden informieren, wann die Zeit für einen Luftfilterwechsel<br />
oder eine Motorüberholung gekommen ist. „Die Möglichkeiten<br />
sind endlos.“<br />
co<br />
Soll man geschäftliche Daten in eine Cloud auslagern? „Die Auffassung,<br />
dass sich die eigenen Daten hinter einer verschlossenen<br />
Tür befinden müssen, ist nicht immer richtig“, meint Josh<br />
Rabaduex, Director of <strong>Engineering</strong> bei M.G. Bryan. Die Cloud<br />
könne in vielen Fällen sogar mehr Sicherheit und Redundanz bieten,<br />
als ein herkömmliches System. Fällt etwa in der Cloud eine<br />
Anlagenkomponente aus, übernimmt eine andere – die Redundanz<br />
ist hoch. „Dies hat sich für uns und unsere Kunden als eine<br />
der stabilsten Lösungen erwiesen, denn jetzt legt ein Ausfall<br />
nicht mehr die ganze Anlage lahm.“ Eine entscheidende Frage ist<br />
aber darüber hinaus, welche Gefahr von Hackern oder Viren ausgeht.<br />
„Dass die Unternehmen, die mit unseren Systemen arbeiten,<br />
bis dato keine ernsten Sicherheitsprobleme verzeichnen, ist<br />
unseren Sicherheitsmaßnahmen wie etwa Verschlüsselung, sicherem<br />
Login-in, isolierten Netzwerken mit Firewalls und anderen<br />
Maßnahmen ebenso zu verdanken wie dem Aufbau unserer<br />
Datensammlungen“, so Rabaduex weiter. „In die Cloud geben<br />
wir ausschließlich bestimmte Daten, die nur zusammen mit anderen<br />
Daten – die sich jedoch nicht in der Cloud befinden – ein<br />
Risiko für uns oder unsere Kunden darstellen würden.“<br />
Sicherheitsbedenken sind also kein ausreichender Grund, auf<br />
cloudbasierte Lösungen oder die Anwendung moderner Technologie<br />
zu verzichten. Stattdessen sollten potenzielle Risiken genau<br />
in Augenschein genommen und zusammen mit einem routinierten<br />
Team eine gründliche Risikobewertung vorgenommen<br />
werden, bevor es an die Implementierung neuer Technologie<br />
geht. Rockwell Automation nimmt regelmäßig solche Risikobewertungen<br />
vor, um bei der Identifikation potenzieller Bedrohungen<br />
und Folgen zu helfen, und gibt Empfehlungen, wie sich<br />
Unternehmen optimal für die Zukunft rüsten können. Sinnvoll ist<br />
es, Sicherheit direkt von Anfang an in Konstruktionsprozesse einzubinden<br />
und sämtliche Ebenen zu verwalten – vom Feldgerät<br />
über die Steuerung, den Prozess, die mobilen Geräte und die Geschäftsebene<br />
bis zur Cloud. Und damit Daten Aussagekraft haben,<br />
wird das Validieren und die Koordination des Zugriffs auf sie<br />
zu einem wichtigen Thema.<br />
Der Autor:<br />
Ashkan Ashouriha ist<br />
Solution Architect Integrated<br />
Architecture &<br />
Connected Enterprise bei<br />
Rockwell Automation<br />
62 develop 3 systems engineering 02 2015
NETZWERKE / KOMMUNIKATION<br />
ANWENDUNGEN<br />
Drahtlose Sensornetzwerke für IoT-Messtechnik-Anwendungen<br />
Sicherer Kontakt über lange Distanzen<br />
Viele Applikationen – wie das Überwachen von ausgedehnten Produktionsanlagen, Pipelines, Baustrukturen<br />
von Brücken, Tunneln oder großen Überlandleitungen – fordern insbesondere die Überbrückung<br />
großer Entfernungen durch ein drahtloses Sensornetzwerk (WSN). Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit<br />
sollen aber trotz geringem Leistungsbedarf auch über große Entfernungen sichergestellt<br />
sein – eine der wohl herausfordernsten Netzwerktopologien.<br />
Produktionsanlagen zu überwachen, die sich über eine große<br />
Fläche erstrecken, ist keine einfache Aufgabe. Analog gilt das<br />
auch für das Überwachen der Alterung von Infrastruktur wie Brücken,<br />
Tunneln oder Überlandleitungen – anders formuliert: Anwendungen<br />
der Messtechnik, die im Zusammenhang mit der Nutzung<br />
des Internet of Things (IoT) diskutiert werden. All diese Applikationen<br />
benötigen drahtlose Sensornetzwerke (Wireless Sensor Networks,<br />
WSNs), um eine den drahtgebundenen Netzwerken vergleichbare<br />
Leistung zu bieten. Diese WSNs müssen in der Lage sein,<br />
eine große Anzahl von drahtlosen Sensorknoten zu skalieren und in<br />
vielen Fällen große Distanzen zu überbrücken.<br />
Um WSNs auf einer breiten Basis einsetzen zu können, müssen sie<br />
sich einfach nutzen lassen und zuverlässig über viele Jahre hinweg<br />
– häufig eine Dekade – problemlos funktionieren. Schlüsselanforderungen<br />
an WSNs sind deshalb:<br />
Freie Platzierung der Sensoren an beliebiger Stelle<br />
Geringer Wartungsaufwand<br />
Zuverlässige Kommunikation<br />
Skalierbarkeit<br />
Ziel muss es zudem sein, einen möglichst verlustarmen Betrieb des<br />
drahtlosen Sensornetzwerks zu ermöglichen – ohne dafür aber auf<br />
Zuverlässigkeit oder Netzwerkverfügbarkeit zu verzichten. Solche<br />
KONTAKT<br />
Linear Technology GmbH<br />
Ismaning<br />
Tel. +49 89/962455-0<br />
www.linear.com<br />
Details zu Dust Networks:<br />
http://t1p.de/br7z<br />
INFO<br />
Anwendungen:<br />
Smarte Parkplatzsysteme: Streetline<br />
www.linear.com/docs/41387<br />
Computer-Datenzentren, um den Energieverbrauch zu<br />
überwachen: Vigilent<br />
www.linear.com/docs/41384<br />
Einsatz in Industriebetrieben: Emerson Process<br />
www.linear.com/docs/41383<br />
Abbildung: Pfad- und Frequenzdiversität – wenn die Kommunikation auf dem<br />
‚grünen‘ Pfeil fehlschlägt, versucht es Knoten D erneut auf dem violetten Pfeil<br />
auf einem anderen Kanal<br />
zuverlässigen WSNs mit geringem Leistungsbedarf sind mit den<br />
SmartMesh-IP-Netzwerken von Dust Networks Realität geworden,<br />
basierend auf dem Time-Synchronized-Channel-Hopping (TSCH).<br />
Solche TSCH-Mesh-Netzwerken haben sich beim Einsatz in einigen<br />
der rauesten Umgebungen bewährt.<br />
TSCH ist bereits ein grundlegender Funktionsblock von bestehenden<br />
drahtlosen Industriestandards wie WirelessHART (IEC 62591)<br />
und ein wichtiger Teil von neu aufkommenden, auf dem Internet-<br />
Protokoll basierenden drahtlosen Sensornetzwerk-Standards. In einem<br />
TSCH-Netzwerk arbeiten die Knoten im ganzen Netzwerk synchronisiert<br />
(exakt innerhalb einiger weniger Mikrosekunden). Die<br />
Netzwerkkommunikation ist in Zeitschlitzen organisiert und erlaubt<br />
die Übertragung der Datenpakete mit geringem Leistungsbedarf,<br />
paarweisem Kanal-Hopping und voller Pfad-Diversität (siehe Abbildung).<br />
TSCH-basierte Netzwerke werden heute bereits erfolgreich<br />
in Anwendungen eingesetzt (siehe Kasten).<br />
co<br />
Info:<br />
Dies ist eine gekürzte Version eines Beitrags zum Thema drahtlose<br />
Sensornetzwerke, für die Langversion siehe Fußnote.<br />
Die Autoren:<br />
Lance Doherty, <strong>Systems</strong> Engineer, Jonathan Simon, <strong>Systems</strong> Engineer<br />
Director, Thomas Watteyne, <strong>Systems</strong> Engineer und Ross Yu,<br />
Product Marketing Manager, alle Dust Networks Product Group,<br />
Linear Technology Corporation<br />
Hinweis: Details der Netzwerktechnologie und ein konkretes Fallbeispiel schildert der<br />
Beitrag „Drahtlose Sensoren beliebig platzieren“, erschienen im Special „Komponenten<br />
der Sensorik 2015“ von elektro AUTOMATION und KEM.<br />
Abbildung: Dust Networks<br />
deve lo p 3 systems engineering 02 2015 63
ANWENDUNGEN<br />
AUS DER PRAXIS DES SYSTEMS ENGINEERINGS<br />
Dr. David Endler, <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> Consultant<br />
„Ein kleines Team<br />
sollte die Grundlagen legen“<br />
Im Rahmen der Rubrik ‚Aus der Praxis des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s‘ berichtete uns Dr. David<br />
Endler von seinen Erfahrungen rund um das <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (SE). Der gelernte Physiker<br />
ist heute selbstständiger Berater und kann deswegen auf zahlreiche Projekte zurückblicken –<br />
eine ideale Basis, um Komplexität in den Griff zu bekommen.<br />
develop 3 : Dr. Endler, können Sie uns von einem Projekt berichten,<br />
das rückblickend die Vorteile des <strong>Systems</strong>-<strong>Engineering</strong>-<br />
Ansatzes verdeutlicht?<br />
Endler: Interessanterweise sind es häufig kleine Dinge, die besonders<br />
gut funktionieren. So konnte ich beispielsweise einmal in einer<br />
Angebotsphase unterstützend tätig sein, in der es zunächst darum<br />
ging, sich mit dem Kunden bezüglich der Anforderungen auszutauschen.<br />
Das hört sich simpel an – doch muss man sich vor Augen führen,<br />
dass hier die Grundlagen für den späteren Vertragsabschluss<br />
gelegt werden. In dem konkreten Fall schlug ich eine vorausgehende<br />
Klärung vor, für deren Umsetzung ich dann innerhalb von zweieinhalb<br />
Jahren mehrfach für einige Tage nach China geflogen bin.<br />
Das scheint aufwändig zu sein, jedoch ließ sich im Endeffekt damit<br />
das Risiko deutlich senken – etwa in Höhe eines zwei- bis dreistelligen<br />
Millionenbetrags. Ein anderes Beispiel ist der Aufbau eines<br />
Technologiedemonstrators für eine Luftfahrtanwendung. Gezeigt<br />
werden sollte, dass die Technologie auch unter Extrembedingungen<br />
funktioniert – in diesem Fall bei einer schnellen Dekompression der<br />
Kabine in einer Flughöhe von zwölf Kilometern, also ausgehend von<br />
einem Druck entsprechend einer Höhe von 2000 Metern über Normalnull.<br />
Das Erstaunliche daran war, dass aufgrund des <strong>Systems</strong><br />
<strong>Engineering</strong>s der Demonstrator bereits beim allerersten Probelauf in<br />
einer Druckkammer beim DLR alle wesentlichen Leistungsanforderungen<br />
erfüllte.<br />
develop 3 : Wie würden Sie denn <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> allgemein<br />
definieren?<br />
Endler: Das ist schwer zu beantworten – im Rahmen einer SE-Einführung<br />
versuchen wir derzeit, die Ziele auf nur einer Folie darzustellen.<br />
Das ist uns bislang nicht wirklich gelungen, da für jeden Stakeholder<br />
andere Facetten von Bedeutung sind. Allgemein lässt sich<br />
aber sagen, dass <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> ein strukturiertes Vorgehen<br />
für die Entwicklung nicht nur komplizierter, sondern vor allem komplexer<br />
Systeme beschreibt. SE ist dafür da, deren nicht in allen Details<br />
vorhersehbares Verhalten zu meistern und zu beherrschen. Bezüglich<br />
der Anforderungen an ein Produkt schafft SE zudem Transparenz<br />
– nicht zuletzt auch bezüglich der Risiken, wie eingangs geschildert.<br />
develop 3 : An welcher Stelle geht <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> denn<br />
über das reine Anforderungs-Management oder Requirements<br />
Management hinaus?<br />
Endler: Die Rolle des <strong>Systems</strong> Engineers hat ganz viel mit Kommunikation<br />
zu tun. In dem erstgenannten Beispiel war ich nicht nur als<br />
Requirements-Manager unterwegs, sondern vielmehr schon als<br />
auch in die Tiefe blickender Ingenieur; hinzu kamen sehr stark Aufgaben<br />
des Projektmanagements. Hier war es übrigens von Vorteil,<br />
das Team zunächst zu verkleinern – es macht keinen Sinn, etwas zu<br />
entwickeln, was dann durch notwendige Redesigns wieder hinfällig<br />
wird. Sind die Anforderungen initial definiert, können alle Beteiligten<br />
loslegen – und der <strong>Systems</strong> Engineer ist dann die Schnittstelle zwischen<br />
den Disziplinen, um die Kommunikation sicherzustellen. Die<br />
Rolle des <strong>Systems</strong> Engineers ändert sich also durchaus im Laufe des<br />
Projekts.<br />
develop 3 : Es macht also Sinn, mit wenigen Personen ein Projekt<br />
zu starten?<br />
Endler: In der Tat, es sollte in meinen Augen auf alle Fälle ein relativ<br />
kleines Team sein – entscheidend ist Erfahrung. <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
heißt ja nicht, dass jedes Projekt auch ein Erfolg wird. Wer erlebt<br />
hat, warum ein Projekt scheitert, weiß, worauf er achten muss.<br />
Wichtig ist in meinen Augen, dass man am Anfang die Klärung<br />
schafft – das kann ein kleines Team besser lösen.<br />
develop 3 : <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> ist vor allem eine Frage der<br />
methodischen Herangehensweise. Muss aus Ihrer Sicht an<br />
Zur Person<br />
INFO<br />
David Endler studierte Physik in Erlangen/Nürnberg und<br />
Hamburg, bevor er als Consultant in ein Beratungsunternehmen<br />
eintrat. Nach verschiedenen Positionen machte<br />
er sich im Oktober 2010 selbstständig und arbeitet heute<br />
als <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> Consultant. In den vergangenen<br />
Jahren hat er viele Unternehmen bei der Entwicklung von<br />
sicherheitskritischen Systemen in verschiedenen Industriezweigen<br />
(Luftfahrt, Anlagenbau, Automotive, Maritime)<br />
unterstützt. Zudem ist er Mitglied des DIN-Komitees<br />
NA 043-01-07 AA ‚Software und System-<strong>Engineering</strong>‘.<br />
Tel. +49 170/2963536<br />
de@davidendler.de<br />
www.davidendler.de<br />
64 develop 3 systems engineering 02 2015
AUS DER PRAXIS DES SYSTEMS ENGINEERINGS<br />
ANWENDUNGEN<br />
„Die Rolle des <strong>Systems</strong><br />
Engineers hat ganz viel mit<br />
Kommunikation zu tun.“<br />
miteinander, mit individuellen Erfahrungen und unterschiedlichem<br />
Hintergrund. An fehlender Kommunikation und Absprache scheitert<br />
dann ein SE-Projekt eher als an der noch fehlenden durchgängigen<br />
Toollandschaft.<br />
Bild: Endler<br />
Dr. David Endler, <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> Consultant<br />
der Methodik weiter gearbeitet werden oder vor allem an deren<br />
Anwendung?<br />
Endler: Beides ist wichtig! <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> ist ja schon sehr alt<br />
und es wurden damit bereits zahlreiche großartige Systeme entwickelt.<br />
Dennoch ist die SE-Szene in Bewegung. Im Januar war ich<br />
beispielsweise das erste Mal auf dem internationalen Workshop von<br />
INCOSE und erstaunt, wie viel Bewegung da drin ist. Nicht zuletzt<br />
wollen viele junge Leute das Thema vorantreiben. Und die SE Vision<br />
2025 von INCOSE ist in der Tat sehr ambitioniert (Bem. d. Red.: siehe<br />
dazu Link Fußnote und SE-Glossar Teil 1 in Ausgabe 1/2015 der<br />
develop 3 systems engineering, S. 38f.).<br />
develop 3 : Spielen denn bei INCOSE und GfSE auch Branchen<br />
abseits der Luft- und Raumfahrt – etwa Maschinen- und Anlagenbau<br />
– eine Rolle?<br />
Endler: Ja, zuerst sogar in der GfSE – dort bin ich seit 2006 Mitglied.<br />
Hinsichtlich der Verteilung der Industriezweige ist die Luft- und<br />
Raumfahrt dort nicht der größte Sektor. Auch bei INCOSE hat sich in<br />
den letzten fünf Jahren viel verändert. Hier sind etwa die Arbeitsgruppen<br />
stark getrieben aus Bereichen wie Medizintechnik und<br />
Schienenfahrzeuge, hinzu kommen regenerative Energien. INCOSE<br />
geht darauf ein, denn entscheidend ist, die ‚richtige‘ Sprache zu<br />
sprechen – auch wenn sich die Grundmethodiken nicht wesentlich<br />
unterscheiden. Verschieden ist die Art und Weise der Anwendung.<br />
develop 3 : Wo sehen Sie denn Handlungsbedarf bezüglich eines<br />
erfolgreichen Einsatzes des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s?<br />
Endler: Speziell in Deutschland vor allem im Bereich der Ausbildung.<br />
Eine unserer Stärken ist dabei natürlich die Vielzahl der Ausbildungsberufe<br />
bis hin zu den verschiedenen Studiengängen – dadurch<br />
besitzen wir sehr gut ausgebildete Fachkräfte. Was bei uns allerdings<br />
häufig in den Ausbildungsgängen fehlt, sind die interdiszi -<br />
plinären Ansätze – hier ist noch Potenzial vorhanden. Allerdings: Das<br />
ist Jammern auf hohem Niveau – es gibt ja <strong>Systems</strong> Engineers und<br />
die beherrschen das auch sehr gut!<br />
develop 3 : Wie wurden denn Sie selbst zum <strong>Systems</strong> Engineer?<br />
Endler: Ich habe Physik studiert und in diesem Fach auch promoviert<br />
– zu dieser Zeit hatte ich noch keine Berührung mit dem <strong>Systems</strong><br />
<strong>Engineering</strong>. Anschließend hatte ich die Chance, für ein externes<br />
Unternehmen an einem Notsauerstoffsystem im Auftrag von<br />
Airbus zu arbeiten, was mich dann für viereinhalb Jahre in die Entwicklung<br />
von Flugzeugsystemen hineinzog. Das war Training on the<br />
Job – mit allen Vor- und Nachteilen. Hier aber gewinnt man die so<br />
wichtige Erfahrung. So erinnere ich mich, dass unser Team – damals<br />
war ich ein junger Systemingenieur – beim ersten großen Review<br />
angezählt wurde. Wie oft in der Praxis anzutreffen, hatte ein erfahrener<br />
Ingenieur das System kurz entworfen – wobei allerdings ein entscheidender<br />
Parameter übersehen wurde, was durch eine frühe Klärung<br />
der Anforderungen verhindert worden wäre. Erfahrungen wie<br />
diese haben mich dazu motiviert, nach strukturierteren Ansätzen zu<br />
suchen. Und einen fand ich eben im <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>!<br />
develop 3 : Was würden Sie denn einem jungen Maschinenbauoder<br />
Elektrotechnikstudenten empfehlen, der ein <strong>Systems</strong> Engineer<br />
werden will?<br />
Endler: Sei und bleibe neugierig! Es ist durchaus ein Gewinn, sich<br />
auch schon einmal in andere Vorlesungen zu setzen, auch solche<br />
der Philosophie oder Germanistik. Das hilft beim Denken in größeren<br />
Zusammenhängen, woran man natürlich Spaß haben muss.<br />
‚Den‘ Weg zum <strong>Systems</strong> Engineer gibt es sicher nicht, aber wer sich<br />
dafür interessiert, sollte über den Tellerrand schauen und mitbekommen,<br />
was die Nachbardisziplinen machen.<br />
develop 3 : Erkennen Sie eine Weiterentwicklung mit Blick auf<br />
die zur Verfügung stehenden Tools?<br />
Endler: Das ist eines der ganz heißen Themen. Auch in der SE Vision<br />
2025 wird ja das Bild einer harmonisierten Toollandschaft entworfen<br />
– bis hin zur Zusammenarbeit regional verteilter Teams –, die<br />
es in dieser Form bislang nicht gibt. Alle großen Hersteller arbeiten<br />
aber daran. Als Vision ist das verlockend, auch wenn ich nicht glaube,<br />
dass sich das bei realen Problemen auf der Arbeitsebene jemals<br />
alles zusammenführen lässt. Letztlich arbeiten hier ja Menschen<br />
develop 3 : Dr. Endler, vielen Dank für das sehr interessante<br />
Gespräch.<br />
Interview: Michael Corban,<br />
Chefredakteur develop 3 systems engineering<br />
Hinweise:<br />
[1] Dr. David Endler ist Mitglied der GfSE und dort seit November 2013<br />
Director Technology and Methods<br />
[2] Link zur Studie SE Vision 2025 (International Council on <strong>Systems</strong><br />
<strong>Engineering</strong> – INCOSE): http://www.incose.org/AboutSE/sevision<br />
deve lo p 3 systems engineering 02 2015 65
INSERENTENVERZEICHNIS<br />
IMPRESSUM<br />
Bachmann electronic GmbH,<br />
AT-Feldkirch-Tosters .............................................. 9<br />
Pepperl+Fuchs GmbH, Mannheim ..................... 68<br />
Siemens AG IA&DT CC (Industry Sector),<br />
Nürnberg ............................................................... 2<br />
WSCAD electronic GmbH, Bergkirchen ............... 5<br />
WIR BERICHTEN ÜBER<br />
Achema ............................................................... 12<br />
Arburg ................................................................... 8<br />
Autodesk ............................................................. 42<br />
Auvesy ............................................................ 7, 49<br />
Bachmann ........................................................... 36<br />
BMWi .................................................................... 7<br />
Centerline ............................................................ 47<br />
Cognex ................................................................ 49<br />
Daimler ............................................................... 10<br />
Dassault Systemes ........................................ 19, 26<br />
Datalogic ............................................................. 49<br />
David Endler ........................................................ 64<br />
Denios ................................................................... 9<br />
Dust Networks .................................................... 63<br />
eCl@ss .................................................................. 9<br />
Eplan ..................................................................... 7<br />
Fachgruppe SE ................................................... 26<br />
Festo ................................................................... 12<br />
Fraunhofer IAO ............................................. 14, 40<br />
Fraunhofer IPT .............................................. 26, 27<br />
FZI Forschungszentrum Informatik ....................... 8<br />
GfSE ........................................................ 27, 28, 30<br />
Heinz Nixdorf Institut .......................................... 16<br />
IMI, KIT ............................................................... 24<br />
IMPEx ................................................................. 34<br />
INCOSE ......................................................... 28, 30<br />
Institut für Innovation und Technik ....................... 7<br />
ITM, Uni Bochum ............................................... 20<br />
it´s OWL ............................................ 10, 16, 27, 32<br />
Kaminski Harmann Patentanwälte ...................... 10<br />
In Ausgabe 3/2015 lesen Sie ab 2. September:<br />
Ideenaustausch rund um <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
Am 22. September 2015 findet der erste ENGI-<br />
NEERING CAMPUS in Stuttgart statt. Die Veranstaltung<br />
bietet den Teilnehmern die Möglichkeit,<br />
sich zu aktuellen und interessanten Themen<br />
rund um die Produktentwicklung zu informieren.<br />
Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der, auch in<br />
dieser Ausgabe der develop³ systems engineering<br />
Konradin Mediengruppe ..................................... 10<br />
M.G. Bryan .......................................................... 60<br />
MathWorks ........................................................... 6<br />
MES D.A.CH Verband ......................................... 54<br />
Microsoft ....................................................... 60, 61<br />
Miele ............................................................. 16, 26<br />
Mitsubishi Electric Europe .................................. 49<br />
Modelon .............................................................. 19<br />
Namur ........................................................... 12, 14<br />
Nifis ....................................................................... 9<br />
OWL Maschinenbau ........................................... 27<br />
OWL ViProSim .................................................... 27<br />
Process Automation Solution ............................. 56<br />
PTC ....................................................................... 6<br />
Rhenus Lub ......................................................... 56<br />
Rockwell Automation .......................................... 60<br />
s2G.at .................................................................... 8<br />
Siemens .............................................................. 47<br />
Software AG .......................................................... 7<br />
Space Research Institute (IWF)..........................<br />
35<br />
Symantec .............................................................. 6<br />
TU Darmstadt ..................................................... 16<br />
TU Kaiserslautern ................................................ 22<br />
VDE ....................................................................... 7<br />
VDI .................................................................. 7, 14<br />
VDMA ................................................................. 18<br />
Visual Components ............................................. 49<br />
WiGeP ................................................................. 21<br />
WSCAD electronic ................................................ 7<br />
ZVEI .............................................................. 12, 14<br />
viel zitierten, disziplinübergreifenden Zusammenarbeit.<br />
Die Verbesserung von <strong>Engineering</strong>-Prozessen<br />
sowie Additive Manufacturing bilden weitere<br />
Schwerpunkte des Tages. Nähere Informationen<br />
zur Veranstaltung finden Sie in dieser Ausgabe ab<br />
Seite 10, unter www.engineering-campus.de und<br />
dann ausführlich in Ausgabe 3/2015.<br />
Bild: Konradin<br />
ISSN 2363-6726<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Verlag: Konradin-Verlag<br />
Robert Kohlhammer GmbH<br />
Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen,<br />
Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
Verlagsleiter: Peter Dilger<br />
Chefredakteur:<br />
Dipl.-Ing. Michael Corban (co),<br />
Phone + 49 711 7594-417<br />
Redaktion:<br />
Dr.-Ing. Ralf Beck (bec), Phone +49 711 7594-424;<br />
Dipl.-Ing. Andreas Gees (ge), Phone +49 711 7594-293;<br />
Irene Knap B.A. (ik), Phone +49 711 7594-446;<br />
Jens-Peter Knauer (jpk), Phone +49 711 7594-407;<br />
Bettina Tomppert (bt), Phone +49 711 7594-286<br />
Redaktionsassistenz:<br />
Birgit Niebel,<br />
Phone +49 711 7594-349, Fax -1349,<br />
E-Mail: birgit.niebel@konradin.de,<br />
Layout: Vera Müller, Phone +49 711 7594-422<br />
Gesamtanzeigenleiter:<br />
Andreas Hugel,<br />
Phone +49 711 7594-472<br />
E-Mail: ea.anzeigen@konradin.de<br />
Auftragsmanagement:<br />
Josephine Linseisen Phone +49 711 7594-315<br />
Leserservice:<br />
Ute Krämer,<br />
Phone +49 711 7594-5850, Fax -15850,<br />
E-Mail: ute.kraemer@konradin.de<br />
Erscheinungsweise:<br />
Vier Mal jährlich<br />
Bezug:<br />
develop 3 systems engineering wird nur an qualifizierte<br />
Empfänger kostenlos geliefert. Mitglieder der Gesellschaft für <strong>Systems</strong><br />
<strong>Engineering</strong> e.V. (GfSE) und der Fachgruppe <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
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Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum Ende des ersten<br />
Bezugsjahres gekündigt werden.<br />
Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist von<br />
jeweils vier Wochen zum Quartalsende. Bei Nichterscheinen aus<br />
tech nischen Gründen oder höherer Gewalt entsteht kein Anspruch<br />
auf Ersatz.<br />
Auslandsvertretungen:<br />
Großbritannien: Jens Smith Partnership, The Court, Long Sutton,<br />
Hook, Hamp shire RG29 1TA, Phone 01256 862589, Fax 01256 862182;<br />
Belgien, Frankreich, Italien, Luxemburg, Schweiz: IFF media ag, Frank<br />
Stoll, Technoparkstrasse 3, CH-8406 Winterthur, Phone +41 52 633 08 88,<br />
Fax +41 52 633 08 99, f.stoll@iff-media.ch; Japan: Mediahouse, Kudankita<br />
2-Chome Building, 2–3–6, Kudankita, Chiyoda-ku, Tokyo 102, Phone<br />
03 3234–2161, Fax 03 3234–1140; USA, Kanada: D.A. Fox Advertising<br />
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Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht<br />
unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />
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Alle in develop 3 erscheinenden Beiträge sind urheber rechtlich ge -<br />
schützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen,<br />
gleich welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />
Druck:<br />
Konradin Druck GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen<br />
Printed in Germany<br />
© 2015 by Konradin-Verlag<br />
Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen<br />
66 develop 3 systems engineering 02 2015
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