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Develop³ Systems Engineering 02.2015

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02 2015<br />

Dr. David Endler,<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> Consultant<br />

„Im kleinen Team<br />

zunächst Grundlagen<br />

legen und Anforderungen<br />

klären.“<br />

Anwendungen Seite 64<br />

Interdisziplinäre Produktentwicklung in der Praxis<br />

Intelligenz in die<br />

Maschine bringen<br />

Methoden Seite 32<br />

Im Überblick: Die<br />

Sicht von Forschern<br />

Menschen ab Seite 20<br />

Titelstory Seite 36<br />

Automatisierer<br />

fokussiert ganzheitliches<br />

<strong>Engineering</strong>


Qualifiziert. Belastbar. Ausdauernd.


EDITORIAL<br />

Das <strong>Engineering</strong> aus der<br />

„Steuerungsecke“ herausholen<br />

Obwohl es einen Weg in die Zukunft weist, ist<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> auch als Begriff in den<br />

Entwicklungs- und Konstruktionsabteilungen<br />

der Maschinen- und Anlagenbauer bisher<br />

kaum gegenwärtig. In der Praxis ist es noch<br />

immer üblich, bei der Konstruktion neuer Maschinen<br />

sequenziell vorzugehen. Ein neues<br />

Projekt beginnt mit der Mechanik-Konstruktion<br />

gefolgt von Zusammenbau, der Beschaffung<br />

der Automatisierungs-Komponenten und<br />

der Programmierung der Steuerungen. Dabei<br />

arbeiten die klassischen <strong>Engineering</strong>-Disziplinen<br />

nacheinander ihre Aufgaben ab. Um das<br />

effektiv tun zu können, müssen die Daten<br />

durchgängig sein. In jedem Fall ist diese Arbeitsweise<br />

aber zeitintensiv.<br />

Da es als wesentliche Herausforderung gilt,<br />

mit neuen Maschinengenerationen schneller<br />

am Markt zu sein, gehört die Zukunft einem<br />

veränderten Ansatz. Die Basis dafür könnten<br />

mechatronisch definierte Komponenten bilden,<br />

die in Zusammenarbeit der Mitarbeiter<br />

aus den klassischen <strong>Engineering</strong>-Disziplinen<br />

Mechanik-Konstruktion, Fluidtechnik, Automatisierung<br />

und Softwareentwicklung entstehen.<br />

Solche Einheiten lassen sich dann einfach<br />

zu kompletten Anlagen kombinieren. Erforderlich<br />

ist es dazu, bestehende Maschinen und<br />

Anlagen in solche mechatronischen Einheiten<br />

zu gliedern. Notwendig ist es letztendlich aber<br />

auch, die Grenzen zwischen den klassi-<br />

schen <strong>Engineering</strong>-Disziplinen aufzulösen.<br />

Wie das in Zukunft möglich ist, verdeutlicht unter<br />

anderem der Titelbeitrag der Ihnen vorliegenden<br />

zweiten Ausgabe der develop 3 systems<br />

engineering. Das Unternehmen Bachmann<br />

electronic schildert darin, wie ein ganzheitlicher<br />

Ansatz mit Hilfe mechatronischer<br />

Komponenten und entsprechend integrierter<br />

Software-Module dabei helfen kann, den gesamten<br />

Konstruktionsprozess zu vereinfachen<br />

und am Ende den erforderlichen Code für die<br />

Steuerungsprogrammierung zu generieren.<br />

Einer der wesentlichen Schritte muss also darin<br />

bestehen, das <strong>Engineering</strong> weiter zu fassen<br />

und aus der „Steuerungsecke“ heraus zu holen.<br />

Zu den Aufgaben gehört es dabei auch, die<br />

konventionellen Konstruktionsabteilungen für<br />

die Mechanik und die E-Technik sowie die Softwareprogrammierung<br />

zu verändern und ein<br />

<strong>Engineering</strong>-Tool zu schaffen, das diesen ganzheitlichen<br />

Systemgedanken unterstützt. Denn:<br />

Vom Beherrschen der Komplexität und von der<br />

Leistungsfähigkeit des <strong>Engineering</strong>s hängt<br />

letztendlich der Erfolg der Fabrik der Zukunft<br />

ab.<br />

Dipl.-Ing. Andreas Gees<br />

Stellvertretender Chefredakteur<br />

develop 3 systems engineering<br />

andreas.gees@konradin.de<br />

deve lo p 3 systems engineering 02 2015 3


Inhalt 02 2015<br />

TITELSTORY<br />

Mechanik und Elektronik wachsen zusammen<br />

Ganzheitliches <strong>Engineering</strong><br />

Mit <strong>Engineering</strong>-Software für den mechatronischen Ansatz<br />

denkt der Automatisierer Bachmann electronic weit in die<br />

Zukunft. Die Idee ist, die vielen heute bereits intern genutzten<br />

IT-spezifischen Funktionalitäten auch Maschinen-<br />

Konstrukteuren zur Verfügung zu stellen.<br />

64<br />

Mit einem kleinen Team, das Anforderungen<br />

klärt und damit die Grundlagen legt,<br />

hat der SE-Consultant Dr. David Endler<br />

gute Erfahrungen gemacht.<br />

50<br />

Industrie 4.0 fängt im netzwerkfähigen Lager an:<br />

SKF testet in mehreren Branchen eine innovative<br />

Lösung für das Lagerzustandsmanagement, basierend<br />

auf drahtlosen, intelligenten Minisensoren.<br />

Menschen und Unternehmen<br />

Meldungen<br />

Neue IoT-Plattform-Version verfügbar .............................................6<br />

Security Threat Report 2015: Schnittstellen als Angriffsziele ......... 6<br />

Industrie 4.0 rechnet sich für KMU .................................................7<br />

Veranstaltungen<br />

ENGINEERING CAMPUS: ‚Input‘<br />

für innovativ denkende Konstruktionsverantwortliche ................. 10<br />

Achema 2015 – international, interdisziplinär, innovativ .............. 12<br />

Stuttgarter Symposium für Produktentwicklung 2015 .................14<br />

Neuer Fachkongress bietet Diskussionsforum für Industrie 4.0 ...16<br />

Unternehmen<br />

Maschinenbau auf Kurs 4.0 .......................................................... 18<br />

Dassault Systèmes kündigt Übernahme von Modelon an ........... 19<br />

Köpfe: Wissenschaftler zum Thema <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Prof. Michael Abramovici, Ruhr-Universität Bochum ................... 20<br />

Prof. Martin Eigner, TU Kaiserslautern ..........................................22<br />

Prof. Jivka Ovtcharova, KIT ........................................................... 24<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> im Fokus<br />

Aus der Fachgruppe SE: Fit werden für Industrie 4.0 ...................26<br />

Aus der GfSE: Konferenz für <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> ...................... 28<br />

Methoden<br />

SE-Glossar<br />

Teil 2: Prozesse für das <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> .............................. 30<br />

Serie<br />

Intelligenz in die Maschine bringen .............................................. 32<br />

Querblick<br />

Universelle ‚Sprache‘ für Weltraumforschung ............................. 34<br />

46<br />

Mit Maschinen, die parallel zum Produktdesign der<br />

zu verschweißenden Bauteile entwickelt werden,<br />

konnte das kanadische Unternehmen Centerline die<br />

Time-to-Market beschleunigen.<br />

Tools<br />

Controller-Programmierung<br />

Titelstory: Automatisierungssoftware<br />

fokussiert das ganzheitliche <strong>Engineering</strong> ..................................... 36<br />

Product Lifecycle Management<br />

PLM speziell für KMU ................................................................... 40<br />

Fabrikplanung / CAD<br />

Dem Flaschenhals in der Produktion frühzeitig auf der Spur ....... 42<br />

4 develop 3 systems engineering 02 2015


Anwendungen<br />

36<br />

Steuerungstechnik / <strong>Engineering</strong><br />

Produkt und Produktion parallel im Fokus ....................................46<br />

Die Zukunft der Robotik im Rahmen der Industrie 4.0 ................. 49<br />

Mechatronik / Sensorik<br />

Industrie 4.0 fängt im netzwerkfähigen Lager an ......................... 50<br />

Sensorik 4.0 erfordert eine leistungsfähige Kommunikation ........ 52<br />

Leittechnik / Manufacturing Execution <strong>Systems</strong><br />

Aus dem MES D.A.CH Verband ...........................................54<br />

Unterschiedliche Rezepturen jederzeit im Griff .................... 56<br />

Einblicke in Echtzeit ............................................................. 60<br />

Sicherer Kontakt über lange Distanzen ................................ 63<br />

Erfahrungen mit dem <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

„Ein kleines Team sollte die Grundlagen legen“ ................. 64<br />

Rubriken<br />

Editorial ................................................................................... 3<br />

Inserentenverzeichnis ........................................................... 66<br />

Wir berichten über ................................................................ 66<br />

Impressum ............................................................................ 66<br />

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MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

MELDUNGEN<br />

Hyperscale-Datenspeicher, Storage SDK und Sicherheitserweiterungen<br />

Neue IoT-Plattform-Version<br />

verfügbar<br />

Das schnelle Wachstums des IoT-Marktes<br />

erfordert skalierbare Lösungen. Die nun<br />

verfügbare Plattform ThingWorx Version<br />

6.0 erleichtert die Entwicklung entsprechender<br />

Applikationen.<br />

Bei der Anwenderkonferenz LiveWorx 2015<br />

hat PTC die Version 6.0 von ThingWorx vorgestellt.<br />

Mit dem neuesten Release der sicheren<br />

und skalierbaren IoT-Plattform wird die<br />

Entwicklung und Inbetriebnahme von IoT-<br />

Applikationen für Unternehmen weiter vereinfacht.<br />

Aufgrund des schnellen Wachstums<br />

und der zunehmenden Marktreife der<br />

Branche müssen Unternehmen in der Lage<br />

sein, ihre IoT-Lösungen skalierbar zu gestalten.<br />

ThingWorx Version 6.0 beinhaltet die dafür<br />

notwendigen Werkzeuge und Funktionali-<br />

täten. „ThingWorx Version 6.0 setzt bei IoT<br />

neue Maßstäbe in Bezug auf die Skalierbarkeit,<br />

Sicherheit und Erweiterbarkeit“, sagt<br />

Russ Fadel, Präsident von ThingWorx, einem<br />

Unternehmen von PTC. „Die Kombination<br />

von leistungsstarken Verbundfunktionen der<br />

ThingWorx Plattform mit der neuen Datenspeicher-Engine<br />

erlaubt es den Kunden, die<br />

Geoverteilung von Daten zu implementieren.<br />

Damit können sie die Verfügbarkeit, die Einhaltung<br />

von regulatorischen Vorgaben sowie<br />

die Performance optimieren.“<br />

ThingWorx Version 6.0 enthält beispielsweise<br />

folgende Funktionalitäten: Ein Datenspeichermodell<br />

mit Anschlussoption, ein leistungsstarker<br />

Laufzeitdatenspeicher, Erweiterungen<br />

für mehr Produktivität sowie umfangreiche<br />

Sicherheitserweiterungen.<br />

ik<br />

http://de.ptc.com<br />

Bild: PTC<br />

Russ Fadel, Präsident von ThingWorx<br />

Internet Security Threat Report 2015<br />

Schnittstellen als<br />

Angriffsziele<br />

Kommentar von MathWorks zu Industrie 4.0 im Maschinenbau<br />

Maschinensoftware als Wachstumsmotor<br />

Philipp Wallner, Industry<br />

Manager bei<br />

MathWorks, kommentierte<br />

im Vorfeld<br />

der Hannover Messe<br />

2015 die Bedeutung<br />

von Industrie 4.0<br />

Bild: MathWorks<br />

Philipp Wallner, Industry Manager bei Math-<br />

Works, kommentierte im Vorfeld der Hannover<br />

Messe 2015 die Bedeutung von Industrie<br />

4.0: „Der Maschinen- und Anlagenbau im<br />

deutschsprachigen Raum gilt als Innovationsführer<br />

und zeichnet sich unter anderem<br />

durch hohe Produktqualität und Maschineneffizienz<br />

aus. Bisher scheint aber gerade der<br />

klassische Maschinenbau noch nicht auf Industrie<br />

4.0 eingestellt.“ So nehme die Entwicklung<br />

der Maschinenapplikation heute<br />

nur einen kleinen Teil des kompletten Entwicklungsprozesses<br />

ein. Seit einigen Jahren<br />

steige die Bedeutung und Komplexität der<br />

Software allerdings stetig. Software wird<br />

demnach meist noch per Hand programmiert<br />

– in der jeweiligen Entwicklungsumgebung<br />

des SPS-Herstellers. Die Applikation werde<br />

dann häufig nur direkt an der Maschine getestet<br />

statt umfassende, reproduzierbare<br />

Tests in Simulationsumgebungen durchzuführen.<br />

Durch ungenügende Tests komme<br />

es zu Verzögerungen und damit zu einer längeren<br />

Time-to-Market. „Wer sich im Maschinen-<br />

und Anlagenbau von morgen gegen einen<br />

zunehmenden Wettbewerb von Ost und<br />

West behaupten will, muss aktiv daran arbeiten,<br />

Software Design stärker in die eigenen<br />

Entwicklungsprozesse zu integrieren bzw.<br />

diese zu erweitern“, sagt Wallner. Unternehmen<br />

in vergleichsweise jungen Feldern des<br />

Maschinen- und Anlagenbaus wären deutlich<br />

innovativer: So seien Aspekte wie Predictive<br />

Maintenance, kontinuierliche Optimierung<br />

der Produktionsprozesse anhand<br />

der gesammelten Daten, modellbasierte Entwicklungen<br />

von Reglern oder Maschinenabläufen,<br />

etc. in Branchen wie ‚Erneuerbare<br />

Energien‘ oder ‚Energy Storage‘ bereits seit<br />

einigen Jahren sehr erfolgreich im Einsatz. ik<br />

www.mathworks.de<br />

Mit der industriellen Entwicklung zu Industrie<br />

4.0 einher geht eine immer stärkere<br />

Vernetzung. Cyberkriminellen spielt<br />

das in die Hände, denn jede neue<br />

Schnittstelle ist zugleich ein mögliches<br />

Angriffsziel. Das bestätigen auch die Ergebnisse<br />

des aktuellen Internet Security<br />

Threat Report (ISTR) von Symantec: Im<br />

letzten Jahr konzentrierten sich die Cyberangriffe<br />

vor allem auf kleine Unternehmen<br />

bis 250 Mitarbeiter als auch auf<br />

Konzerne mit mehr als 2500 Mitarbeitern.<br />

Hacker versuchten sowohl über<br />

Umwege, sprich die Zulieferer, als auch<br />

direkt Zugang zum Unternehmensnetzwerk<br />

der großen Hersteller zu erlangen.<br />

Darüber hinaus zeigt der Report, dass<br />

beispielsweise die Anzahl gezielter Spear-Phishing-Angriffe<br />

im Vergleich zum<br />

Vorjahr um 8 % zugenommen haben.<br />

Außerdem kommt es zwischen der Erstellung<br />

und dem Ausrollen von Patches<br />

zu Verzögerungen. 2014 benötigten<br />

Softwareunternehmen laut dem Report<br />

im Durchschnitt 59 Tage, um Patches zu<br />

erstellen und zu verteilen. Bis sie in den<br />

Unternehmen ankommen, kann es allerdings<br />

bis zu zwei Monate dauern. ik<br />

www.symantec.com<br />

6 develop 3 systems engineering 02 2015


MELDUNGEN<br />

MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

Bild: Software AG<br />

Vernetzungseffekte in der Kosten-Nutzen-Analyse zu wenig beachtet<br />

Industrie 4.0 rechnet sich für KMU<br />

Investitionen in Industrie 4.0 können<br />

sich für kleine und mittelständische<br />

Unternehmen (KMU)<br />

schon innerhalb von zirka 6 Jahren<br />

amortisieren. Zu diesem Ergebnis<br />

kommt eine Studie des Instituts<br />

für Innovation und Technik<br />

(iit) in der VDI/VDE Innovation<br />

und Technik GmbH im Rahmen<br />

der Begleitforschung zum<br />

BMWi-Technologieprogramm<br />

‚Autonomik für Industrie 4.0‘. Sie<br />

zeigt, dass deutsche Unternehmen<br />

durchweg positive Erwartungen<br />

an die Industrie 4.0 haben,<br />

dass derzeit aber vor allem<br />

KMU vielfach zögerlich agieren.<br />

Erforderliche Investitionskosten<br />

werden weitaus höher eingeschätzt,<br />

als das resultierende<br />

Umsatzwachstum. In einem idealtypischen<br />

Modell wird dann in<br />

der Studie die Wirkung von Investitionen<br />

in Industrie 4.0 für<br />

Dr. Harald<br />

Schöning, Vice<br />

President Research<br />

der Software<br />

AG<br />

Die Kopplung der Business-IT<br />

und der Produktions-IT im Zuge<br />

der Industrie 4.0 ermöglicht es<br />

Unternehmen, ihre Wertschöpfung<br />

zentral und übergreifend in<br />

Echtzeit zu steuern und zu optimieren.<br />

Allerdings öffnet sie<br />

auch neue Möglichkeiten für<br />

Spionage- und Sabotageattacken.<br />

Um diesen Gefahren zu begegnen,<br />

reichen die bisherigen,<br />

vorrangig auf die Produktionsstabilität<br />

ausgerichteten Sicherheitskonzepte<br />

des verarbeitenden<br />

Gewerbes oft nicht aus. Ein<br />

Lösungsansatz ist ‚Security by<br />

Design‘ – ein Konzept, das die IT-<br />

Unternehmen in Abhängigkeit<br />

von den sich daraus ergebenden<br />

unterschiedlichen Vernetzungsmöglichkeiten<br />

betrachtet. Insbesondere<br />

für KMU sind demnach<br />

einheitliche Kommunikationsstandards<br />

im Produktionsverbund<br />

die Voraussetzung für eine<br />

Ausschöpfung des Potenzials<br />

von Industrie 4.0.<br />

ik<br />

www.autonomik40.de<br />

Neue Sicherheitskonzepte für vernetzte Produktionsumgebungen<br />

Interdisziplinäre Referenzprojekte als Mittel der<br />

Wahl<br />

Sicherheit bereits in der Entwicklungs-<br />

und Entwurfsphase berücksichtigt.<br />

„Neben Security by<br />

Design bedarf es eines ganzheitlichen<br />

Ansatzes über den gesamten<br />

Lebenszyklus von Produktion<br />

und Produkten hinweg. Davon ist<br />

die Industrie derzeit allerdings<br />

noch weit entfernt“, erklärt Dr.<br />

Harald Schöning, Vice President<br />

Research der Software AG. „Ein<br />

zentraler Baustein der IT-Sicherheit<br />

für Industrie 4.0 wird die Entwicklung<br />

einer branchenunabhängigen<br />

Semantik und entsprechender<br />

IT-Sicherheitsmodelle<br />

sein müssen. Interdisziplinäre<br />

Referenzprojekte sind das Mittel<br />

der Wahl, diesen Prozess voranzutreiben.“<br />

Detaillierter beschreibt<br />

Schöning die Herausforderungen<br />

und Lösungsansätze in<br />

seinem Beitrag ‚IT-Sicherheit in<br />

Industrie 4.0‘, der im Fachbuch<br />

‚Industrie 4.0 – ein praxisorientierter<br />

Ansatz‘ erschienen ist. ik<br />

www.softwareag.com<br />

Bild: Schunk GmbH & Co. KG<br />

Eine Studie des Instituts für Innovation<br />

und Technik zeigt positive und negative<br />

Erwartungen und Einschätzungen<br />

von deutschen Unternehmen in Zusammenhang<br />

mit Industrie 4.0<br />

Über eine Million Artikeldaten im WSCAD- und Eplan-Format<br />

Erfolgreicher Launch der neuen Datenbank<br />

Zur diesjährigen Hannover<br />

Messe hatte die WSCAD<br />

electronic GmbH ihr neues<br />

Datenportal mit über einer<br />

Million Artikeldaten für Nutzer<br />

der beiden E-CAD-Lösungen<br />

WSCAD und Eplan<br />

angekündigt. Schon nach<br />

zwei Tagen hatten sich über<br />

250 Benutzer registriert.<br />

Mittlerweile nähert sich die<br />

Zahl der registrierten Anwender<br />

dem vierstelligen Bereich. Auch<br />

die Hersteller von Komponenten<br />

zeigen Interesse und bringen ihre<br />

Produkte in Form von vorgefertigten<br />

E-CAD-Daten auf die neue<br />

kostenlos.<br />

Plattform: Fast 70.000 neue Artikeldaten<br />

in den Formaten<br />

WSCAD und Eplan haben das<br />

Unternehmen seit dem Launch<br />

erreicht und sind teilweise im<br />

Portal schon verfügbar. Beispielsweise<br />

gibt es 6500 neue Eplan-<br />

Daten der Siemens Energy Management<br />

Division. Insgesamt<br />

ist die Zahl der Artikeldaten auf<br />

nunmehr fast 1,1 Mio. gestiegen.<br />

Sowohl die Registrierung auf der www.wscad.de<br />

Bild: WSCAD electronic<br />

Die schon jetzt steigenden Datenmengen<br />

in vielen Unternehmen<br />

werden in Zukunft ohne ein<br />

automatisiertes DMS wohl kaum<br />

handhabbar sein. Auvesy´s Datenmanagement-Lösung<br />

für die<br />

automatisierte Industrie versiondog<br />

soll nun den Weg zu Industrie<br />

4.0 ebnen. Wie das System<br />

funktioniert, darauf gibt die diesjährige<br />

Roadshow versiondog<br />

‚vor Ort‘ nun Antworten. Hauptthema<br />

wird dabei neben der Anfang<br />

Mai veröffentlichten Version<br />

3.2.2 das neue Add-On ‚Anlagenstatus‘<br />

sein. Darin erhält der<br />

Anwender einen Überblick über<br />

wichtige Geräteinformationen<br />

Registrierung und Zugang zur<br />

Artikeldatenbank wscaduniverse.com<br />

sind kostenlos<br />

Plattform als ihre Nutzung sind<br />

WSCAD-Anwender<br />

mit Wartungsvertrag starten und<br />

nutzen die Such- und Filterfunktionen<br />

direkt aus ihrer Anwendung<br />

heraus und importieren die<br />

ausgewählten Artikeldaten in ihre<br />

Pläne. Für Konstrukteure und<br />

Entwickler ohne Wartungsvertrag,<br />

die das Eplan Data Portal<br />

beispielsweise nicht nutzen können,<br />

stellt wscaduniverse.com<br />

eine interessante Alternative<br />

dar.<br />

ik<br />

versiondog im Juni 2015 zu Gast in fünf deutschen Großstädten<br />

Roadshow zum Thema Industrie 4.0<br />

Auvesy´s Datenmanagement-Lösung<br />

versiondog<br />

ist im Juni 2015 zu Gast<br />

in fünf deutschen Großstädten<br />

Bild: Auvesy<br />

wie wie Firmware-Stände, eine<br />

MLFB Übersicht, Zykluszeiten,<br />

Backup-Ergebnisse oder den<br />

Batteriestatus.<br />

Im Juni 2015 macht die Roadshow<br />

Halt in Stuttgart, München,<br />

Berlin, Hannover sowie in Düsseldorf.<br />

Dort bekommen Anlagen-<br />

und Maschinenbauer, Instandhalter<br />

sowie Anlagenbetreiber<br />

die Möglichkeit, sich zum<br />

Leistungsumfang von versiondog<br />

– gerade im Hinblick auf Industrie<br />

4.0 – zu informieren. Am<br />

Nachmittag bietet Auvesy den<br />

Teilnehmern eine Plattform, um<br />

die Lösung selbst zu testen. ik<br />

www.versiondog.de<br />

deve lo p 3 systems engineering 02 2015 7


MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

MELDUNGEN<br />

Plattform für integrierte Sicherheit im IoT<br />

Bedrohungen erkennen und<br />

abwenden<br />

Sysgo startet mit elf weiteren europäischen<br />

Unternehmen das EU-Projekt Safure –<br />

SAFety and secURity by dEsign for interconnected<br />

mixed-critical cyber-physical systems.<br />

Dabei geht es um die Entwicklung<br />

einer Plattform für integrierte Sicherheit von<br />

kritischen Systemen im Internet der Dinge.<br />

Ziel des Projekts ist die Bereitstellung eines<br />

Frameworks, das Sicherheitsbedrohungen<br />

für die funktionale Sicherheit von vernetzten<br />

Systemen erkennt und abwendet.<br />

Eine neue Methodologie soll das gemeinsame<br />

Design von funktionaler Sicherheit und<br />

Security ermöglichen und Systemdesignern<br />

und -entwicklern entsprechende Werkzeuge<br />

an die Hand geben. Mit Safure reagieren<br />

die beteiligten Partner auf Forderungen der<br />

Anwenderindustrien nach mehr Offenheit,<br />

zunehmender Kommunikation und den Einsatz<br />

von multi-core Prozessoren in sicherheitskritischen,<br />

vernetzten Systemen. Die<br />

bisherige Trennung von IT Security und<br />

funktionaler Sicherheit soll überwunden und<br />

ganzheitlich im Design von kritischen Systemen<br />

angelegt werden, um Attacken zu entdecken<br />

und zu verhindern .<br />

ik<br />

www.sysgo.com<br />

Bild: Deutsche Messe<br />

Agnes Bagsik von Arburg im Finale der Engineer Powerwoman 2015<br />

Karrierepreis auf der Hannover Messe<br />

Im Rahmen des Fachkongresses<br />

WoMenPower wurde am 17.<br />

April 2015 auf der Hannover<br />

Messe der Karrierepreis Engineer<br />

Powerwoman 2015 verliehen.<br />

Damit wird jährlich eine Frau ausgezeichnet,<br />

die Herausragendes<br />

im MINT-Bereich (Mathematik,<br />

Informatik, Naturwissenschaft<br />

und Technik) geleistet hat. Die<br />

studierte Maschinenbau-Ingenieurin<br />

Agnes Bagsik, die bei Arburg<br />

die Gruppe Technologie-<br />

Entwicklung Freeformer leitet,<br />

zählte zu den drei Finalistinnen.<br />

Sie ist im Unternehmen das Bindeglied<br />

zwischen den Bereichen<br />

Entwicklung und Kundenanforderungen<br />

und kümmert sich um<br />

die Kooperationen mit Universitäten und<br />

Hochschulen. „Wir freuen uns, dass sich<br />

Agnes Bagsik gegen zahlreiche Konkurrentinnen<br />

durchsetzen konnte und von der Jury<br />

als eine von drei Finalistinnen des Karrierepreises<br />

‚Engineer Powerwoman‘ ausgewählt<br />

wurde“, freute sich die geschäftsführende<br />

Gesellschafterin Renate Keinath,<br />

die bei Arburg den Bereich Personal- und<br />

Geballte WoManPower (v.r.): Gabby Aitink-Kroes, Gewinnerin des Karrierepreises<br />

2014, Jury-Vorsitzende Prof. Barbara Schwarze, Preisträgerin<br />

Dr. Jelena Stojadinovic (Membrasenz) sowie die Finalistinnen<br />

Agnes Bagsik (Arburg) und Dr. Cynthia Morais Gomes (BIM).<br />

Sozialwesen verantwortet. „Damit ist sie ein<br />

starkes Vorbild für alle Frauen, die sich für einen<br />

technischen Beruf bei uns interessieren<br />

und die ich ermutigen möchte, den Schritt in<br />

den Maschinenbau zu wagen.“ Als innovatives<br />

Familienunternehmen setze Arburg auf<br />

engagierte und gut ausgebildete Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter.<br />

ik<br />

www.arburg.com<br />

FZI leitet die Begleitforschung von ‚Smart Data‘<br />

Markt am Standort Deutschland erschließen<br />

Prof. Dr. Ralf<br />

Reussner, Vorstand<br />

und Sprecher<br />

des FZI:<br />

„Die wirtschaftliche<br />

Nutzung umfangreicher<br />

Datenmengen<br />

rückt<br />

in den Vordergrund.“<br />

Bild: FZI Forschungszentrum Informatik<br />

Das FZI Forschungszentrum Informatik<br />

hat gemeinsam mit der<br />

Gesellschaft für Informatik e.V.<br />

(GI) den Auftrag für die Begleitforschung<br />

des neuen Technologieprogramms<br />

‚Smart Data – Innovationen<br />

aus Daten‘ des Bundesministeriums<br />

für Wirtschaft<br />

und Energie gewonnen. Mit dem<br />

Technologieprogramm fördert<br />

das BMWi in den kommenden<br />

drei Jahren 13 Leuchtturmprojekte,<br />

um den zukünftigen Markt<br />

für Big Data-Technologien am<br />

Standort Deutschland zu erschließen.<br />

Das maßgebliche Ziel<br />

der Begleitforschung bei ‚Smart<br />

Data‘ ist die Unterstützung der<br />

geförderten Projekte im Bereich<br />

der wissenschaftlichen Pro -<br />

jektbegleitung, der Vernetzung<br />

sowie des Technologie- und<br />

Wissenstransfers. Prof. Dr. Ralf<br />

Reussner, Vorstand und Sprecher<br />

des FZI: „Während erste<br />

Werkzeuge für die Handhabung<br />

großer Datenmengen – insbesondere<br />

Datenbanken und<br />

Analysewerkzeuge – Marktreife<br />

erlangen, rückt nun die wirtschaftliche<br />

Nutzung umfangreicher<br />

Datenmengen in den Vordergrund.“<br />

Unterstützt wird das FZI von der<br />

Gesellschaft für Informatik e.V.<br />

sowie der LoeschHundLiepold<br />

Kommunikation GmbH. ik<br />

www.fzi.de<br />

Scrum – ein dynamischer Weg zu innovativer Software<br />

Prozesse individuell auf Kunden abstimmen<br />

Simon Hellinger<br />

ist Softwareexperte<br />

bei<br />

s2G.at und für<br />

die Organisation<br />

der Scrum-Prozesse<br />

verant -<br />

wortlich<br />

Bild: s2G.at<br />

Die Softwarearchitekten von<br />

s2G.at aus Linz gehen bei der gemeinsamen<br />

Projektarbeit mit ihren<br />

Kunden neue Wege. „In der<br />

klassischen Projektbearbeitung<br />

von Softwareanforderungen gibt<br />

es drei Stufen: Planung, Entwicklung<br />

und Testphase. Diese lineare<br />

Vorgangsweise birgt große<br />

Gefahren“, sagt Simon Hellinger<br />

von s2G.at. Als absoluten Worst<br />

Case sieht er, wenn in der Testphase<br />

Mängel der Planung offenbart<br />

werden und das Ergebnis<br />

somit nicht den Anforderungen<br />

des Kunden entspricht. Via<br />

Scrum beugt s2G.at diesen Szenarien<br />

vor. Dabei werden die Aufgaben<br />

zunächst nur grob strukturiert<br />

und erst kurz vor der Implementierung<br />

verfeinert und in weitere<br />

Schritte zerlegt. Ein Backlog<br />

dient dabei als Sammelbecken<br />

aller Inputs. Dadurch entsteht<br />

auch eine logische Reihung nach<br />

Wichtigkeit der einzelnen Punkte.<br />

„Hat eine Aufgabe Priorität,<br />

brechen wir sie auf kleinere Arbeitsgänge<br />

herunter und integrieren<br />

sie in Sprints. Diese kurzen<br />

Zyklen haben in etwa eine<br />

Länge von nur ein bis zwei Wochen“,<br />

beschreibt Hellinger. Am<br />

Ende jedes Sprints werden die<br />

Ergebnisse als funktionierende<br />

Teilsysteme präsentiert und mit<br />

den Kunden besprochen. ik<br />

www.s2g.at<br />

8 develop 3 systems engineering 02 2015


MELDUNGEN<br />

MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

IT-Container als schlüsselfertige Plug & Play-Lösung für sensible Daten<br />

Sicher geschützt und jederzeit greifbar<br />

Mehr als 80 % der Unternehmen in Deutschland<br />

sind sich laut einer aktuellen Studie des Grob- und Feintechnik sind zudem räumlich<br />

Vandalismus gesicherten IT-Container. Die<br />

Nifis (Nationale Initiative für Informations- voneinander getrennt, was Service- und Installationsarbeiten<br />

erheblich erleichtert.<br />

und Internet-Sicherheit e.V.) unsicher, ob ihre<br />

Daten in der Cloud sicher sind. Mit dem Complete-Data-Center<br />

(CDC), das bei Denios in in der Basisausstattung CAT2 geeignet. Das<br />

Als Komplettsystem ist der Container schon<br />

Kooperation mit anderen Unternehmen der gesamte Sicherheitskonzept kann aber auch<br />

Sicherheitsbranche entstanden ist, haben kundenindividuell, beispielsweise mit einer<br />

Betriebe ihre Daten vor Ort – in einem schlüsselfertigen,<br />

mobilen, gegen Einbruch und weitert werden. Darüber hinaus ist das<br />

RC4-Klassifizierung nach DIN EN 1630, er-<br />

CDC<br />

örtlich flexibel. Damit ist es besonders zur<br />

Nutzung als Backup-System oder für Unternehmen,<br />

deren IT-Infrastruktur nicht mehr in<br />

den vorhandenen Räumen untergebracht<br />

werden kann, geeignet. Alle für den Betrieb<br />

notwendigen Komponenten sind aufeinander<br />

abgestimmt und installiert. Bei der Auslieferung<br />

wird eine schlüsselfertige Plug & Play-<br />

Lösung übergeben.<br />

ik<br />

www.denios.de<br />

Semantik-Lieferant für die<br />

Industrie 4.0<br />

Messedebüt erfolgreich<br />

genutzt<br />

Der eCl@ss e.V. blickt auf eine<br />

erfolgreiche Messepremiere zurück<br />

und zieht eine mehr als positive<br />

Bilanz. Nicht nur mit seinem<br />

eigenen Stand in der Industrie<br />

4.0-Halle positionierte sich der<br />

Verein im Themenschwerpunkt<br />

der internationalen Industriemesse.<br />

Gerade auch die eigene<br />

Podiumsdiskussion legte den Fokus<br />

auf das Potential des eCl@ss-<br />

Produktdatenstandards für die<br />

Industrie 4.0. „Die Diskussion hat<br />

die Bedeutung von eCl@ss für<br />

die Zukunft der Industrie hervorgehoben.<br />

17.000 Merkmale, die<br />

heute weltweit branchenübergreifend<br />

erfolgreich im Einsatz<br />

sind, zeigen, welche Chancen<br />

eCl@ss bietet“, kommentierte<br />

Henning Uiterwyk, General Manager<br />

des eCl@ss e.V.<br />

Im Zentrum der Podiumsdiskussion<br />

standen die Anforderungen<br />

an eine I4.0-Ontologie vor dem<br />

Hintergrund des Produktdatenstandards.<br />

„Durch die Digitalisierung<br />

der Wirtschaft wächst die<br />

Bedeutung von eCl@ss enorm“,<br />

betonte Michael Ziesemer,<br />

Präsident des Industrieverbandes<br />

ZVEI sowie COO und stellvertretender<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

der Endress+Hauser Gruppe, im<br />

Rahmen des Experten-Talks.<br />

„Offene Architekturen der Industrie<br />

4.0 brauchen eine Semantik.<br />

Diese liefert eCl@ss ab Version<br />

9.0 auch für den <strong>Engineering</strong><br />

Prozess.“<br />

ik<br />

www.eclass.de<br />

Bedienen und Beobachten<br />

in reiner Webtechnik.<br />

Multi-Touch<br />

Web-Panels<br />

User Experience<br />

Pure Web HMI<br />

(HTML5, SVG)<br />

Responsive<br />

Design<br />

OPC-UA<br />

16. - 20.06.2015<br />

Stand: 13F58<br />

www.bachmann.info<br />

Bachmann Lösungen sind seit jeher für höchste Qualität und Leistung bekannt.<br />

Als perfekte Ergänzung zur bewährten Steuerungswelt erweitern wir nun unser Produktportfolio<br />

um performante, qualitativ hochwertige Bedien- und Beobachtungslösungen.<br />

In verschiedenen Einsatzbereichen und Leistungsklassen der Industrie wird Bachmann<br />

so zur ersten Wahl für Ihre Gesamtlösung.


MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

VERANSTALTUNG<br />

Bild: Konradin<br />

ENGINEERING CAMPUS: Ideenaustausch rund um <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> und Produktentwicklung<br />

‚Input‘ für innovativ<br />

denkende Konstruktionsverantwortliche<br />

Innovative Methoden und Ideen kennenlernen und sich mit Konstruktionsleitern aus anderen Unternehmen<br />

und Branchen austauschen – das ist Ziel des ENGINEERING CAMPUS, den die Konradin<br />

Mediengruppe erstmals am 22. September 2015 in Stuttgart veranstaltet. Die interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit – in Industrie-4.0-Zeiten insbesondere auch mit Informatikern! – bildet genauso<br />

wie das Thema Additive Manufacturing einen der Schwerpunkte.<br />

Innovative Entwicklungsingenieure stellen<br />

sicher, dass ihr Unternehmen wirtschaftlich<br />

stark bleibt. Aber auch kluge Köpfe<br />

brauchen ‚Input‘ – und genau den liefert<br />

im September 2015 der erste ENGINEE-<br />

RING CAMPUS der Zeitschriften AutomobilKonstruktion,<br />

develop 3 systems<br />

engineering, elektro AUTOMATION, Industrieanzeiger,<br />

KEM – Konstruktion,<br />

Entwicklung, Management und medizin&technik<br />

aus der Konradin Mediengruppe.<br />

Die Veranstaltung bietet den Teilnehmern<br />

die Möglichkeit, sich zu aktuellen<br />

und interessanten Themen rund um die Produktentwicklung<br />

zu informieren.<br />

Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der<br />

disziplinübergreifenden Zusammenarbeit,<br />

die das <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (SE) adressiert.<br />

Steigende Komplexität und die zunehmende<br />

Zusammenarbeit mit Kunden und<br />

Zulieferern – global verteilt – bei gleichzeitig<br />

immer engeren Zeitfenstern führen zu hohen<br />

Anforderungen an die Entwicklungsabteilungen.<br />

Und nur mit qualitativ hochwertigen<br />

Produkten lassen sich Wettbewerbsvorteile<br />

sichern. <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

stellt hier Methoden und Tools bereit,<br />

um Entwicklungsprozesse zu parallelisieren<br />

und zu synchronisieren. Denn nur interdisziplinäre<br />

Teams können Mechanik, Elektrotechnik<br />

sowie Software – enthalten in den<br />

Programmcodes der Automatisierer – so<br />

aufeinander abstimmen, dass auch die Inbetriebnahme<br />

reibungslos über die Bühne<br />

geht.<br />

<strong>Engineering</strong>-Prozesse und<br />

Additive Manufacturing im Fokus<br />

Zum Einstieg beschäftigen sich die beiden<br />

Keynotes mit der Frage, wie sich <strong>Engineering</strong>-Prozesse<br />

verbessern lassen und welche<br />

Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen.<br />

Dr. Peyman Merat, Projektleiter<br />

PLM2015 bei der Daimler AG, wird zum<br />

Thema ‚Das digitale Rückgrat der Produktentwicklung‘<br />

berichten. Hintergrund ist,<br />

dass die Entwicklungs- und Produktplanungsprozesse<br />

bei Daimler künftig auf der<br />

engen Vernetzung der Produktdatenmanagement-Software<br />

Smaragd und der CAD/<br />

CAE/CAM-Software NX von Siemens aufsetzen<br />

wird – letztere wurde im Rahmen des<br />

Details<br />

22. September 2015<br />

9:00 bis 18:00 Uhr<br />

Mövenpick Hotel,<br />

Stuttgart Airport<br />

www.engineering-campus.de<br />

INFO<br />

intern ‚PLM2015‘ genannten Großprojektes<br />

eingeführt. Im Anschluss zeigt Dr. Roman<br />

Dumitrescu, dass sich <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

nicht nur für den Bau von Raketen und<br />

Raumschiffen eignet – ein oft zu hörender<br />

Einwand. Vorgestellt werden erste Ergebnisse<br />

der 2014 im Rahmen des Technologieclusters<br />

it’s OWL gegründeten Fachgruppe<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>, die Dumitrescu<br />

leitet. Ziel der Fachgruppe ist es, insbesondere<br />

dem Maschinen- und Anlagenbau<br />

angepasste Methoden und Tools für<br />

das SE zur Verfügung zu stellen.<br />

In den folgenden beiden Trendsessions<br />

steht dann das Thema Additive Manufacturing<br />

(AM), die generative Fertigung im Vor-<br />

10 develop 3 systems engineering 02 2015


Dr. Peyman Merat, Projektleiter<br />

PLM2015 bei Daimler, wird von der<br />

Gestaltung der <strong>Engineering</strong>-Prozesse<br />

bei dem Automobilbauer berichten<br />

Bild: Daimler<br />

ENGINEERING CAMPUS 2015<br />

22. September 2015, Mövenpick-Hotel, Stuttgart Airport<br />

08:00 - 09:00 Eintreffen der Teilnehmer und Registrierung<br />

09:00 - 09:10 Begrüßung<br />

09:10 - 09:50 Keynote 1:<br />

Das digitale Rückgrat der Produktentwicklung<br />

Erfahrungen aus dem Projekt PLM2015 der Daimler AG<br />

Dr. Peyman Merat, Projektleiter PLM2015, Daimler AG<br />

09:50 - 10:30 Keynote 2:<br />

Interdisziplinär entwickeln im Mittelstand<br />

Praxisgerechte Methoden des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s<br />

Dr.-Ing. Roman Dumitrescu<br />

Leiter der Fachgruppe SE im Spitzencluster it's OWL<br />

10:30 - 10:50 Kaffeepause<br />

10:50 - 11:25 Trendsession Additive Manufacturing:<br />

Losgröße Eins in der Großserienproduktion<br />

Generative und herkömmliche Fertigungsverfahren punkten im Team<br />

11:25 - 12:00 Trendsession Additive Manufacturing Recht:<br />

Einfaches 3D-Kopieren stellt klassische Geschäftsmodelle in Frage<br />

Technische, wirtschaftliche und rechtliche Ansätze schützen vor Schaden durch Kopien<br />

Dr. rer. nat. Dr. oec. Bernd-Günther Harmann<br />

Geschäftsführer Kaminski Harmann Patentanwälte AG<br />

dergrund. Insbesondere im Zusammenhang<br />

mit Industrie-4.0-Konzepten könnten<br />

die Schichtbauverfahren zukünftig eine besondere<br />

Rolle spielen – immer dann, wenn<br />

es um individualisierte Produkte geht, die<br />

vielfach zitierte Losgröße Eins. Spannend<br />

ist dabei das Teamwork mit den etablierten<br />

Fertigungsverfahren, sprich die Integration<br />

in die Serienfertigung. Gelingt dies, muss<br />

kundenindividuell und effizient gefertigt<br />

kein Widerspruch sein. Auf Fallstricke rund<br />

um den 3D-Druck geht anschließend Dr.<br />

Bernd-Günther Harmann ein, Geschäftsführer<br />

der Kaminski Harmann Patentanwälte<br />

AG in Vaduz/Liechtenstein. Er zeigt auf,<br />

wie man Nachteilen durch die zu erwartende<br />

Kopierlust begegnet und darüber hinaus<br />

sogar davon profitieren kann.<br />

Am Nachmittag stehen mehrere Vorträge<br />

auf dem Programm (siehe Tabelle). Themen<br />

sind unter anderem:<br />

mechatronische Komponenten und ihre<br />

Vorzüge,<br />

das Zusammenwachsen von sicherer<br />

und Standard-Automatisierung sowie<br />

Entwicklungsdienstleistungen.<br />

Letztere spielen insbesondere in umfangreichen<br />

Projekten eine Rolle, wenn es gilt,<br />

über das eigene Kern-Know-how hinaus<br />

Wissen und Kapazitäten zu erschließen.<br />

Die Plenumsrede zum Abschluss der Veranstaltung<br />

hält übrigens Prof. Timo Leukefeld,<br />

der sich unter dem Titel ‚Energie intelligent<br />

verschwenden‘ interessante Gedanken<br />

zu unserem Umgang mit Energie macht<br />

– ein in vielerlei Hinsicht anregender Vortrag.<br />

co<br />

12:00 - 13:00 Mittagspause<br />

13:00 - 14:30 Vortragsreihe 1<br />

Das Ganze im Visier –<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> in der Praxis<br />

Arbeiten Mechanik-, Elektrotechnik- und Softwarespezialisten<br />

bereits in den frühen Phasen<br />

der Produktentwicklung im Team eng zusammen<br />

– genau das adressiert das <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

–, entstehen qualitativ hochwertigere<br />

Produkte in kürzerer Zeit. Innovative Ideen werden<br />

auf diese Weise schneller zu wettbewerbsfähigen,<br />

vermarktbaren Produkten. Die Umsetzung<br />

in der Praxis ist vorrangig eine Frage der<br />

Methodik und erst im Anschluss eine der gewählten<br />

Tools.<br />

14:30 - 15:00 Kaffeepause<br />

15:00 - 16:30 Vortragsreihe 3<br />

Expertensystem an Bord – mechatronische<br />

Komponenten punkten mit Systemansatz<br />

Auch der Einsatz bewährter Maschinenelemente<br />

lässt sich unter Betrachtung des Gesamtsystems<br />

optimieren. Ein Beispiel ist die Erkennung<br />

von Wälzlagerschäden, Unwuchten<br />

sowie fehlerhaft ausgerichteten Achsen aufgrund<br />

von Vibrationsmessungen. Konsequent<br />

zu Ende gedacht, lässt sich auf diesem Wege<br />

auch ein Energie-Monitoring realisieren. Entscheidend<br />

ist der Systemansatz des <strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong>s, mit dem der Blick von der Komponente<br />

auf die ganze Maschine oder Anlage<br />

gelenkt wird.<br />

Vortragsreihe 2<br />

Safety inklusive – Sichere und Standard-<br />

Automatisierung wachsen zusammen<br />

Einer Prognose zufolge wird in der Steuerungstechnik<br />

in 15 Jahren die Unterscheidung<br />

zwischen Standard- und Sicherheits-<br />

Komponenten hinfällig sein – es gibt dann<br />

nur noch „sichere“ Systeme. Bereits heute<br />

bieten SPS-Systeme die Möglichkeit, gleichermaßen<br />

Standard- wie Safety-Komponenten<br />

zu betreiben und fassen das <strong>Engineering</strong><br />

in einem Tool zusammen. Der Vorteil:<br />

Funktion und Sicherheit lassen sich ganzheitlich<br />

betrachten und eröffnen neue Chancen<br />

für innovative Maschinen.<br />

Vortragsreihe 4<br />

Entwicklungsdienstleistungen –<br />

Unterstützung auch bei<br />

sensiblen Projekten<br />

Zunehmend sind Systemlösungen gefragt, in<br />

denen sehr verschiedene Komponenten integriert<br />

werden müssen. Das bringt gerade<br />

kleinere Unternehmen an ihre Grenzen. Entwicklungsdienstleister<br />

bringen an dieser<br />

Stelle ihr Know-how in Spezialgebieten, aber<br />

auch Entwicklungskapazitäten ein. Selbst bei<br />

sensiblen Projekten in hochregulierten Branchen<br />

– wie etwa der Medizintechnik – können<br />

sie sowohl die Projektabwicklung beschleunigen<br />

als auch ganz neue Funktionalitäten<br />

entstehen lassen.<br />

16:30 - 17:00 Kaffeepause<br />

17:00 - 18:00 Plenum<br />

Energie intelligent verschwenden<br />

Gedanken zum Umgang mit Energie unter Einbeziehung der Betrachtungsweise als Gesamtsystem<br />

Prof. Dipl.-Ing. Timo Leukefeld<br />

Energieexperte<br />

Hier das vorläufige Programm des ENGINEERING CAMPUS 2015, online ist das aktuelle Programm erreichbar unter:<br />

www.engineering-campus.de<br />

deve lo p 3 systems engineering 02 2015 11


MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

VERANSTALTUNGEN<br />

Bild: Dechema Ausstellungs-GmbH<br />

Festo berücksichtigt bei Industrie 4.0 gleichermaßen Technologie, Mensch und<br />

Bildung<br />

Bild: Festo<br />

Die Achema 2015 bietet Besuchern mit ihren knapp 3800 Ausstellern ein breites<br />

Spektrum aus unterschiedlichen Branchen<br />

Achema 2015 – international, interdisziplinär, innovativ<br />

Modularisierung liegt im Trend<br />

Alle drei Jahre präsentieren sich die chemische Technik, die Verfahrenstechnik sowie die Biotechnologie<br />

auf der Achema. Vom 15. bis 19. Juni 2015 werden knapp 3800 Aussteller neue Produkte,<br />

Verfahren und Dienstleistungen in Frankfurt zeigen. Auch in diesen Bereichen wird die Thematik<br />

der Industrie 4.0 sowie die bessere Zusammenarbeit verschiedener Branchen immer wichtiger.<br />

2015 hat die Achema selbst mit der Wahl von drei Fokusthemen<br />

Schwerpunkte gesetzt, die sich durch alle Ausstellungsgruppen ziehen:<br />

Innovative Prozessanalytik, industrielles Wassermanagement<br />

und die BiobasedWorld als Plattform für die biobasierte Industrie<br />

und die Biotechnologie. Das Spektrum der fast 3800 internationalen<br />

Aussteller reicht dabei von Laborausrüstung, Pumpen und Analytikgeräten<br />

über Verpackungsmaschinen, Kessel und Rührer bis zu Sicherheitstechnik,<br />

Werkstoffen und Software. Der begleitende Kongress<br />

ergänzt die Themenvielfalt der Ausstellung mit 800 wissenschaftlichen<br />

Vorträgen und zahlreichen Gast- und Partnerveranstaltungen.<br />

Als weitere Trends zeichnen sich vor allem die Modularisierung<br />

und Automatisierung von Anlagen und Prozessen sowie die<br />

Energie- und Ressourceneffizienz und die integrierte Prozessentwicklung<br />

ab – Entwicklungen, die eine weitere Vernetzung verschiedener<br />

Branchen und Disziplinen voraussetzen.<br />

Was unter dem Stichwort Industrie 4.0 in anderen Bereichen diskutiert<br />

wird, lässt sich auch auf die Prozessindustrie großenteils übertragen.<br />

Hier sind es weniger die Produktkomponenten, die miteinander<br />

kommunizieren, als die Bestandteile der Anlage. Damit einhergehend<br />

werden Abläufe flexibler und das vom Labor bis zur Verpackungstechnik.<br />

Kernthema modulare Produktion<br />

Auf die zunehmende Modularisierung und Automatisierung in der<br />

Prozessindustrie ist auch Hans-Georg Kumpfmüller, Vorsitzender<br />

des Fachbereichs Messtechnik und Prozessautomatisierung im<br />

ZVEI-Fachverband Automation, auf dem Fachpressetag zur Achema<br />

2015 ausführlich eingegangen. Demnach werden sie zunehmend<br />

an Bedeutung gewinnen und für einige Veränderungen sorgen.<br />

Damit einher gehe der Trend weg vom ‚scale-up‘, der Maßstabsvergrößerung<br />

der Herstellungsverfahren, hin zum ‚numberup‘,<br />

also der Ausstattung ganzer Fabriken mit einem flexibleren, produktiveren<br />

Konzept. Die sogenannte ‚Time-to-Market‘, die Dauer<br />

von der Produktentwicklung bis zur Platzierung des Produkts am<br />

Markt, werde dadurch verringert. Entsprechende Praxisbeispiele<br />

sind im Anfang Februar erschienenen ZVEI-Whitepaper zur modularen<br />

Produktion in der Prozessindustrie zu finden. Es wurde in Zusammenarbeit<br />

mit den Unternehmen der Namur, der Interessengemeinschaft<br />

Automatisierungstechnik der Prozessindustrie e.V.,<br />

12 develop 3 systems engineering 02 2015


VERANSTALTUNGEN<br />

MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

Bild: Dechema Ausstellungs-GmbH<br />

Die Hallenübersicht der Messe bietet einen<br />

ersten Überblick über die Themengebiete<br />

Messedaten<br />

INFO<br />

Die Achema 2015 findet von Montag, den 15.06.2015, bis<br />

Freitag, den 19.06.2015, auf dem Messegelände in Frankfurt<br />

am Main statt. Geöffnet ist die Messe von Montag bis<br />

Donnerstag von 9:00 bis 18:00 Uhr, am Freitag von 9:00<br />

bis 16:00 Uhr.<br />

erstellt. Nähere Informationen dazu finden Sie auf Seite 9. Neben<br />

diesem Whitepaper arbeiten die beiden Organisationen und das<br />

Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik an einer Veröffentlichung<br />

zum Thema Security in der Prozessautomatisierung.<br />

Die Automation Security Agenda 2020 soll am ersten Messetag im<br />

Rahmen des Achema-Diskussionsforum Automation im Dialog offiziell<br />

vorgestellt werden. Kumpfmüller führte in seiner Präsentation<br />

dazu aus, dass moderne Automationslösungen größeren Risiken<br />

ausgesetzt sind. Die offenen, vernetzten Architekturen und Komponenten<br />

würden eine Absicherung zusätzlich erschweren.<br />

Weitere Kernthemen neben der modularen Produktion und der Security<br />

sind für den ZVEI auf der Achema 2015 die FDI (field device integration)<br />

sowie die PAT (process analytical technology). In Kombination<br />

mit OPC UA soll FDI nun das Ende der Wand zwischen den<br />

Komponenten darstellen. PAT hingegen ist laut Kumpfmüller ein gutes<br />

Beispiel für die Digitalisierung in der Prozessindustrie in Zusammenhang<br />

mit der Industrie 4.0. Das Ziel der Analysen sei die Verbesserung<br />

der Qualität über ein besseres Verständnis der einzelnen Prozesse.<br />

Die Technologie vertrete außerdem den systemorientierten<br />

Ansatz. Hier sieht Kumpfmüller allerdings noch Probleme in der Zusammenarbeit<br />

der unterschiedlichen Abteilungen und Bereiche in<br />

Unternehmen. Die einzelnen Gruppen müssten kooperieren oder<br />

wenigstens lernen, zusammen zu arbeiten.<br />

Anlagen nach dem Lego-Prinzip<br />

Neben dem ZVEI präsentierte auch Festo in der Person des Vorstandsvorsitzenden<br />

Dr. Eberhard Veit seine Themen für die Achema<br />

auf dem Fachpressetag. Unter anderem ging es auch hier um modu-<br />

Weitere Informationen finden Sie unter:<br />

www.achema.de<br />

lare Automation: Anlagen nach dem Lego-Prinzip als Antwort auf<br />

volatile Märkte in Prozessindustrien. Ganz nach der erwähnten Methode<br />

des ‚numbering-up‘ statt ‚scale-up‘ sollen kleinere Chargen<br />

und unterschiedliche Produktarten auf einer Anlage bearbeitet werden.<br />

Je nach Bedarf fügen Anwender Module hinzu oder klemmen<br />

sie ab. Die Automatisierungsplattform CPX stellt dabei bei Festo den<br />

zentralen Baustein dar. In Sachen Industrie 4.0 setze Festo auf vier<br />

Säulen: Agile 4.0 steht für ‚A‘ wie Architekturen für flexible, selbstlernende<br />

kollaborative Systeme und Prozesse auf Basis mechatronischer<br />

Systeme, Elektronik und Software. ‚G‘ wie Geschäftsmodelle,<br />

neue Formen der Arbeitsorganisation in der Produktion und für<br />

die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit/Vernetzung führen<br />

zu neuen Geschäftsmodellen. ‚I‘ wie Innovationen bei Produkten:<br />

intelligente, intuitive, integrative internetfähige Produkte und<br />

Komponenten und ‚LE‘ wie Lernen, Wissen und Bildung durch technische<br />

Aus- und Weiterbildung in Studium und Beruf. Insgesamt<br />

verfolge Festo bei Industrie 4.0 einen integrierten Ansatz für die Fabrik-<br />

und Prozessautomation und berücksichtige dabei gleichermaßen<br />

Technologie, Mensch und Bildung.<br />

ik<br />

deve lo p 3 systems engineering 02 2015 13


MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

VERANSTALTUNGEN / PUBLIKATIONEN<br />

Fraunhofer IAO: Stuttgarter Symposium für Produktentwicklung 2015<br />

Erfahrungsaustausch für Entwickler<br />

Am 18. und 19. Juni 2015 findet das<br />

dritte Stuttgarter Symposium für Produktentwicklung<br />

statt. Es bietet Industrie und<br />

Forschung Gelegenheit, sich über Herausforderungen<br />

und Lösungsansätze zu<br />

informieren.<br />

Weltmarktführer und Hidden Champions<br />

präsentieren ihre Strategien. So informieren<br />

im Forum am 18. Juni 2015 Referenten aus<br />

der Industrie anhand von Erfahrungsberichten<br />

und Praxisbeispielen über Herausforderungen<br />

und Erfolgsfaktoren für die zukünftige<br />

Produktentwicklung. Vertreter aus Industrie<br />

und Wirtschaft haben die Gelegenheit,<br />

neue Lösungsansätze kennenzulernen und<br />

Erfahrungen untereinander auszutauschen.<br />

Die Konferenz am 19. Juni 2015 richtet sich<br />

an Fachexperten sowie Wissenschaftler und<br />

gibt einen umfassenden Überblick über den<br />

aktuellen Stand der Forschung zu Methoden,<br />

Lösungsansätzen und Technologien im Bereich<br />

der Produktentwicklung. Folgende Themen<br />

stehen dabei im Fokus:<br />

Wissensbasierte Produktentwicklung –<br />

von der proaktiven Unterstützung bis zur<br />

Wissensbewertung<br />

Facetten der Produktentwicklung – nachhaltig,<br />

zuverlässig und altersgerecht<br />

Konstruktionsmethodiken für Produkte<br />

von morgen – Hybrid- und Leichtbau<br />

Nutzerzentriertes Design – Produkte werden<br />

zum Erlebnis<br />

Bild: Fraunhofer IAO<br />

Innovations- und Technologiemanagement<br />

– die Zukunft in den Griff bekommen<br />

Digital <strong>Engineering</strong> – virtuell von der Konzeption<br />

bis zur Absicherung<br />

Entwicklung von Cyber-Physischen Systemen<br />

– Produkte für die Industrie 4.0<br />

Weitere Informationen und Anmeldung<br />

unter:<br />

www.iao.fraunhofer.de/vk235.html<br />

VDI schreibt Referenzarchitektur für Industrie 4.0 fort<br />

Statusreport veröffentlicht<br />

Das Referenzarchitekturmodell<br />

Industrie 4.0 – RAMI4.0<br />

– beschreibt auch entsprechende<br />

Komponenten<br />

Bild: VDI<br />

Damit Industrie 4.0 Realität wird,<br />

müssen die richtigen Voraussetzungen<br />

geschaffen werden. Den<br />

weltweiten Wettlauf wird wohl jenes<br />

Land gewinnen, das die beste<br />

Strategie sowie nutz- und gewinnbringende<br />

Ideen für Geschäftsmodelle<br />

präsentiert. Zur<br />

Hannover Messe veröffentlichte<br />

der VDI mit dem Zentralverband<br />

Elektrotechnik- und Elektronikindustrie<br />

(ZVEI) dazu den gemeinsamen<br />

Statusreport ‚Referenzarchitekturmodell<br />

Industrie 4.0 –<br />

RAMI4.0‘. In ihm wird ein Refe-<br />

renzarchitekturmodell für semantische<br />

Technologien und deren<br />

Nutzen sowie für zugeordnete, relevante<br />

Technologien vorgestellt.<br />

Ebenfalls dargestellt werden der<br />

Aufbau und die Arbeitsweise von<br />

sogenannten Industrie-4.0-Komponenten.<br />

Wenn notwendig, wurden<br />

außerdem weitere Standardisierungsbedarfe<br />

identifiziert und<br />

beschrieben. Der nun vorliegende<br />

Statusreport basiert auf einem<br />

breiten Konsens der verschiedenen<br />

Industriebranchen sowie der<br />

Wissenschaft. Somit sind die Ergebnisse<br />

laut VDI als Grundlage<br />

für einen zukünftigen Standard in<br />

Deutschland zu sehen. ik<br />

www.vdi.de/industrie40<br />

Whitepaper zu modularer Produktion in der Prozesstechnik<br />

Automatisierungstechnik bietet<br />

innovative Lösungen auch für die Prozessindustrie<br />

In der deutschen Prozessindustrie<br />

brauchen intelligente und modu-<br />

müssen Produkte in immer lare Automatisierungstechnik.<br />

kürzeren Zyklen auf den Markt<br />

gebracht werden. Das erfordert<br />

eine stärkere Flexibilisierung der<br />

Produktion, die über die Veränderung<br />

des Anlagendesigns<br />

hin zu modulbasierter Produktion<br />

möglich wird. Dafür hat der ZVEI<br />

Dies stellt neue Anforderungen<br />

an die Hersteller von Automatisierungstechnik“,<br />

sagt Axel Haller<br />

(ABB), Vorsitzender des ZVEI-<br />

Arbeitskreises Modulare Automation,<br />

dem 20 Mitgliedsunternehmen<br />

angehören. Der ZVEI –<br />

in engem Austausch mit der Zentralverband Elektrotechnik-<br />

Namur, der Interessengemeinschaft<br />

Automatisierungstechnik<br />

der Prozessindustrie e.V., das<br />

Whitepaper ‚Modulbasierte Produktion<br />

in der Prozessindustrie –<br />

Auswirkungen auf die Automation<br />

und Elektronikindustrie bearbeitet<br />

diese Anforderungen auch<br />

weiterhin gemeinsam mit der<br />

verfahrenstechnischen Industrie.<br />

„Mit bereits vorhandenen Technologien<br />

und Standards sowie<br />

im Umfeld von Industrie 4.0‘ mittelfristig zu erarbeitenden<br />

verfasst. Es geht auf die notwendigen<br />

Anforderungen an die Automatisierung<br />

von modularen<br />

Anlagen ein und leitet daraus verschiedene<br />

Konzepten für Industrie-4.0-Lösungen<br />

kann die Automatisierungsbranche<br />

die Anforderungen<br />

der Prozessindustrie umset-<br />

Thesen ab. „Anlagen zen“, sagt Haller.<br />

ik<br />

mit modulbasierter Produktion www.zvei.org<br />

14 develop 3 systems engineering 02 2015


Wir öffnen<br />

Entwicklungsräume<br />

„Es reicht nicht mehr, besser in der eigenen Welt zu sein.<br />

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ganzer Branchen ist ein Muss.“<br />

Friedhelm Loh, Inhaber und Vorstandsvorsitzender der Friedhelm Loh Group sowie Ehrenpräsident des ZVEI<br />

Konstrukteure<br />

Spezialwissen,<br />

Praxis- und<br />

Produkt-Knowhow<br />

Entwicklungsverantwortliche<br />

Hintergrundund<br />

Methoden-<br />

Know-how für<br />

das erfolgreiche<br />

<strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong><br />

Automatisierer<br />

Spezialwissen,<br />

Praxis- und<br />

Produkt-Knowhow<br />

Kostenlose Probehefte anfordern unter:<br />

Phone +49 711 7594-552 • media.industrie@konradin.de


MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

VERANSTALTUNGEN<br />

Neuer Fachkongress in OstWestfalenLippe bietet Diskussionsforum für die Fachwelt<br />

Industrie 4.0:<br />

Aus der Praxis, für die Praxis<br />

Zum ersten Mal fand Ende April der Fachkongress ‚Industrie 4.0 in der Praxis‘ statt. Damit soll konkret<br />

aufgezeigt werden, wie sich erste Ansätze der viel diskutierten Industrie-4.0-Konzepte bereits<br />

in die Praxis umsetzen lassen und an welchen Stellen konkret geforscht wird. Das Interesse war<br />

groß – denn letztlich wird aufgezeigt, wie sich auch die Produkte selbst verändern werden.<br />

Wo stehen wir mit Industrie 4.0 in Deutschland? Welche konkreten<br />

Lösungen gibt es? Wo liegen Geschäftspotenziale<br />

und wie kann man sie erschließen? Und wie bleibt der deutsche Mittelstand<br />

gegenüber Asien und den USA wettbewerbsfähig? Diese<br />

und weitere Fragen diskutierten 350 Experten aus Wirtschaft und<br />

Wissenschaft aus ganz Deutschland auf dem ersten Fachkongress<br />

‚Industrie 4.0 in der Praxis‘ am 23. und 24. April 2015 in Paderborn.<br />

Der Kongress war Teil des Industrie- und Wissenschaftsforums ‚Intelligente<br />

Technische Systeme‘, der von dem Spitzencluster it´s<br />

OWL, dem Heinz Nixdorf Institut und der Fraunhofer IPT Projektgruppe<br />

Entwurfstechnik Mechatronik organisiert wurde.<br />

Veranstalter Prof. Jürgen Gausemeier (Vorsitzender Clusterboard it´s<br />

OWL und Vizepräsident acatech Deutsche Akademie der Technikwissenschaften)<br />

sieht Deutschland weltweit führend auf dem Gebiet<br />

Industrie 4.0: „Mit dem Schulterschluss aus Fabrikausrüstern,<br />

produzierenden Unternehmen und anwendungsnaher Spitzenforschung<br />

können wir zunehmend konkrete Lösungen für die vernetzte<br />

Produktion liefern. Die über 80 Projekte in den Programmen des<br />

Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des Bundeswirtschaftsministeriums<br />

sind die richtigen Ansätze dafür. Wir müssen<br />

jetzt passgenaue Angebote für den Technologietransfer in den<br />

Mittelstand schaffen und die Auswirkungen von Industrie 4.0 auf die<br />

Arbeitsbedingungen und Qualfikationserfordernisse erforschen.“<br />

Dr. Eduard Sailer (Geschäftsführer Miele & Cie. KG) sieht die Digitalisierung<br />

als den zentralen Erfolgsfaktor für die Wettbewerbsfähigkeit<br />

des produzierenden Gewerbes in Deutschland: „Industrie 4.0 ist<br />

die Umsetzung des Internets der Dinge in der Produktion und wird<br />

die kundenindividuelle Produktion erleichtern. Bei den Produkten<br />

wird sich rasch eine tiefgreifende Umstellung in den Geschäftsmodellen<br />

zeigen. Produkte werden Teil von Systemen.“ So können<br />

die Zuverlässigkeit, Benutzerfreundlichkeit und Ressourceneffizienz<br />

von Geräten, Maschinen und Anlagen erheblich gesteigert werden.<br />

Prof. Reiner Anderl (TU Darmstadt, Sprecher wissenschaftlicher Beirat<br />

Nationale Plattform Industrie 4.0) erläuterte, welche strategischen<br />

Innovationen für vernetzte intelligente Systeme der Zukunft<br />

erforderlich sind: „Mit Industrie 4.0 geht ein Ruck durch die Industrie<br />

und eine Aufbruchstimmung ist deutlich spürbar. Neue Innovationen<br />

für Produkte wie auch für die Produktion beginnen ihre Märkte<br />

zu erschließen. Die Plattform Industrie 4.0 wirkt dabei wie ein Katalysator<br />

und hat mit der Veröffentlichung der Umsetzungsstrategie<br />

zu Industrie 4.0 wichtige Impulse gesetzt. Aufbauend auf den 17<br />

Thesen des Wissenschaftlichen Beirats der Plattform Industrie 4.0<br />

schlägt sie eine Umsetzungsroadmap vor, beschreibt das branchenübergreifend<br />

durchdachte Referenzarchitekturmodell ‚RAMI 4.0‘<br />

Forschungsinitiativen im<br />

Zukunftsfeld Industrie 4.0<br />

INFO<br />

Intelligente Vernetzung in der Produktion: Industrie 4.0 steht<br />

für einen Paradigmenwechsel. Dank vernetzter Maschinen, Produkte<br />

und Prozesse wird die Produktion dezentral gesteuert.<br />

Neue Technologien dienen dazu, Maschinen, Anlagen, Produkte<br />

und einfache Gegenstände zu vernetzen. Das BMBF unterstützt<br />

mit seiner Fördermaßnahme ‚Intelligente Vernetzung in der Produktion<br />

– Ein Beitrag zum Zukunftsprojekt Industrie 4.0‘ Projekte,<br />

die diese Technologien in die Produktion tragen. Inzwischen werden<br />

in insgesamt 22 Verbundprojekten mit 173 Partnern aus Industrie<br />

und Wissenschaft innovative Lösungen zur Einführung<br />

von Cyber-Physischen Systemen (CPS) in der Produktion erarbeitet<br />

und erforscht.<br />

www.produktionsforschung.de<br />

Autonomik für Industrie 4.0: Dabei handelt es sich um ein Technologieprogramm<br />

des Bundesministeriums für Wirtschaft und<br />

Energie (BMWi). Insgesamt 14 Verbünde aus Wissenschaft und<br />

Industrie verzahnen modernste I&K-Technologien mit der industriellen<br />

Produktion unter Nutzung von Innovationspotenzialen<br />

und beschleunigen so die Entwicklung innovativer Produkte.<br />

www.autonomik40.de<br />

Spitzencluster it´s OWL: Im Technologie-Netzwerk it‘s OWL –<br />

Intelligente Technische Systeme OstWestfalenLippe – entwickeln<br />

über 170 Unternehmen und Forschungseinrichtungen in<br />

46 Projekten gemeinsam Lösungen für intelligente Produkte und<br />

Produktionssysteme. Das Spektrum reicht von intelligenten Automatisierungs-<br />

und Antriebslösungen über Maschinen, Fahrzeuge<br />

und Hausgeräte bis zu vernetzten Produktionsanlagen. Über ein<br />

innovatives Transferkonzept werden neue Technologien für eine<br />

Vielzahl von – insbesondere kleinen und mittelständischen – Unternehmen<br />

verfügbar gemacht. it‘s OWL wurde 2012 im Spitzencluster-Wettbewerb<br />

des BMBF ausgezeichnet.<br />

www.its-owl.de<br />

16 develop 3 systems engineering 02 2015


VERANSTALTUNGEN<br />

MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

Bild: it´s OWL<br />

und definiert die ‚Industrie-4.0-Komponente‘. Mit diesen Konzepten<br />

werden nun die zukünftige Arbeitswelt gestaltet, bestehende Wertschöpfungspotenziale<br />

erschlossen und neue Geschäftsmodelle entwickelt.“<br />

Von guten Beispielen lernen<br />

In Vorträgen, Diskussionsforen und in einer Fachausstellung präsentierten<br />

Industrievertreter Praxisbeispiele aus den Projekten der Forschungsinitiativen<br />

‚Intelligente Vernetzung in der Produktion‘<br />

(BMBF), ‚Autonomik für Industrie 4.0‘ (BMWi) und dem Spitzencluster<br />

it‘s OWL – Intelligente Technische Systeme OstWestfalenLippe,<br />

der als eine der größten Initiativen im Kontext Industrie 4.0 in<br />

Deutschland gesehen wird.<br />

Der Fokus lag dabei auf konkreten Lösungen, Anwendungsfeldern,<br />

Wirkungen und Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Themenbereiche<br />

waren beispielsweise intelligente Automatisierungslösungen,<br />

intelligente Maschinen und vernetzte Anlagen, selbstkorrigierende<br />

und bionisch gesteuerte Fertigungsprozesse, autonome Serviceroboter<br />

und flexible Montage sowie die wandlungsfähige und<br />

selbstorganisierende Produktion. Beteiligt waren u.a. Vertreter der<br />

Unternehmen Beckhoff, BorgWarner, Claas, d-Space, DMG Mori<br />

Seiki, Ed.Züblin AG, Fraunhofer Anwendungszentrum Industrial Automation,<br />

Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation,<br />

Harting, ISI Automation, JanzTec, Miele, MSF Vathauer, Opel,<br />

Phoenix Contact, Weidmüller und Wittenstein.<br />

Ein positives Fazit des ersten Fachkongresses<br />

Industrie 4.0 in der Praxis ziehen<br />

(v.l.n.r.): Prof. Dr. Friedhelm Meyer auf der<br />

Heide, Prof. Dr. Ansgar Trächtler (beide<br />

Heinz Nixdorf Institut), Dr. Eduard Sailer<br />

(Geschäftsführer Miele), Prof. Dr. Jürgen<br />

Gausemeier (Vorsitzender Clusterboard it´s<br />

OWL), Dr. Roman Dumitrescu (Geschäftsführer<br />

it´s OWL Clustermanagement<br />

GmbH) und Prof. Dr. Reiner Anderl (TU<br />

Darmstadt)<br />

Für die Veranstalter zieht Prof. Gausemeier ein positives Fazit: „Unser<br />

Kongress bietet mit den Ergebnissen aus aktuellen Forschungsprojekten<br />

ein einzigartiges Praxisforum in Deutschland. Das bestätigen<br />

die große Resonanz der Teilnehmer und die intensive Diskussion<br />

in den Foren.“ Veranstalter des Fachkongresses waren die it´s<br />

OWL Clustermanagement GmbH in Kooperation mit dem Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung, der Begleitforschung des<br />

Programms ‚Autonomik für Industrie 4.0‘ (BMWi), Produktion NRW<br />

und der FMB Zuliefermesse Maschinenbau.<br />

Der Kongress war Teil des ‚Wissenschafts- und Industrieforums Intelligente<br />

Technische Systeme‘. Dazu gehörten neben dem Kongress<br />

die Veranstaltungen ‚10. Workshop Entwurf mechatronischer<br />

Systeme‘ und ‚12. Workshop Augmented & Virtual Reality in der<br />

Produktentstehung‘, die durch das Heinz Nixdorf Institut und die<br />

Fraunhofer IPT Projektgruppe Entwurfstechnik Mechatronik organisiert<br />

wurden.<br />

co<br />

www.its-owl.de/kongress<br />

deve lo p 3 systems engineering 02 2015 17


MENSCHEN & UNTERNEHMEN INDUSTRIE 4.0<br />

Auf der Hannover Messe 2015<br />

wurden zahlreiche Beispiele<br />

für den Fortschritt in Sachen<br />

Industrie 4.0 gezeigt<br />

Bild: Deutsche Messe<br />

Unternehmen zeigen Lösungen für die digitale Produktionswelt<br />

Maschinenbau auf Kurs 4.0<br />

Der VDMA zieht ein positives Resümee nach der Hannover Messe 2015. Demnach sind die<br />

deutschen Maschinenbauer auf dem Weg zur vernetzten Produktion deutlich vorangekommen.<br />

Dabei wird über die eigenen Branchengrenzen hinausgedacht und zusammengearbeitet. Ein<br />

großes Problem stellt allerdings zunehmend die Produktpiraterie dar.<br />

Unternehmen aus verschiedenen Fachbereichen demonstrierten<br />

in diesem Jahr auf der Hannover Messe ihre Fortschritte in<br />

Sachen Industrie 4.0 – und stießen damit auf großes Interesse bei<br />

den Messebesuchern. „Die Hannover Messe 2015 war ein Signal<br />

der Stärke des deutschen Maschinenbaus. Die Besucher aus aller<br />

Welt haben gesehen: Das Kapitel Industrie 4.0 wird in Deutschland<br />

aufgeschlagen“, resümiert VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo<br />

Brodtmann. Insgesamt werde die Hannover Messe mit ihrer guten<br />

Stimmung der ganzen Branche Schwung geben für das Jahr 2015.<br />

Zufrieden zeigten sich die Aussteller insbesondere über die große<br />

Zahl internationaler Besucher sowie die vielen Belege, dass die Unternehmen<br />

zunehmend über ihre Branchengrenzen hinaus denken<br />

und zusammenarbeiten. Deutlich wurde dies etwa in den Hallen der<br />

Industrial Automation, wo zahlreiche Unternehmen anhand von Demonstratoren<br />

ihre vernetzten Systeme zeigten.<br />

Software und IT werden eingebunden<br />

Ebenfalls ersichtlich wurde es am Gemeinschaftsstand Software,<br />

der einen großen Andrang verzeichnen konnte. „Für uns war es die<br />

beste Messe der vergangenen zehn Jahre“, sagt Rainer Glatz,<br />

VDMA-Abteilungsleiter Software. „Maschinenbauer und Kunden<br />

haben sich auf einen gemeinsamen Weg gemacht, neue Anbieter/<br />

Anwender-Dialoge wurden entwickelt und funktionieren.“ Die Einbindung<br />

von Software und IT gelingt dabei immer besser. „Smart<br />

Services entstehen, die Kunden-Lieferanten-Beziehung wird neu<br />

definiert. Das Teilen von Wissen erhält eine neue Dimension“, erläutert<br />

der stellvertretende VDMA-Hauptgeschäftsführer Hartmut Rauen.<br />

Entscheidend für die Branche sei außerdem, dass der zentrale<br />

Baustein der Industrie 4.0 auf Maschinen und Anlagen erzeugt wird:<br />

die Echtzeitdaten. Der Maschinenbau liefere die Datenquelle der Industrie<br />

4.0 und damit die Basis für die intelligente Produktion.<br />

Kontakt<br />

Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V.<br />

Frankfurt am Main<br />

Tel. +49 69 6603-0<br />

kommunikation@vdma.org<br />

www.vdma.org<br />

Die Hannover Messe 2016 findet vom 25. bis. 29. April statt:<br />

www.hannovermesse.de<br />

Details zum Thema Produkt- und<br />

Know-how-Schutz unter:<br />

http://pks.vdma.org<br />

INFO<br />

Ohne Security keine Industrie 4.0<br />

Großes Interesse erhielt auch wieder der Gemeinschaftsstand<br />

Industrial Security & Brand Protection. Dass bereits 70 % der Maschinen<br />

und Anlagenbauer Deutschlands heute von Produktpiraterie<br />

betroffen sind, zeigt wie wichtig Security ist. Der Umsatzschaden<br />

beträgt 7,9 Mrd. Euro jährlich. „Industrie 4.0, die Digitalisierung der<br />

Industrie und des industriellen Fertigungsprozesses, wird den Maschinen-<br />

und Anlagenbau vor neue Herausforderungen stellen“,<br />

sagt Steffen Zimmermann, Geschäftsführer der VDMA-Arbeitsgemeinschaft<br />

Produkt- und Know-how-Schutz. „Nur der Dreiklang<br />

von rechtlichen, technischen und organisatorischen Maßnahmen<br />

bewirkt einen verlässlichen Schutz.“<br />

ik<br />

18 develop 3 systems engineering 02 2015


MBSE<br />

MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

Dassault Systèmes kündigt Übernahme von Modelon an<br />

Einsatzbereite Mechatronik-Systeme<br />

von Beginn an im Blick<br />

Systemmodellierung und -simulation sind die Stärken der Modelon GmbH und strategisch wichtig<br />

für Entwicklungen in Fahrzeugbau und Mobilität. Mit der Übernahme des Unternehmens will nun<br />

Dassault Systèmes sein Portfolio ausbauen.<br />

Vernetzte Objekte – wie etwa autonome Fahrsysteme – zeigen<br />

im Kontext des ‚Internets der Dinge‘ (IoT) zunehmend ihr Potential,<br />

aufgrund dessen sich unser Lebensstil grundlegend verändern<br />

kann. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass diese hochkomplexen<br />

und ineinander greifenden Systeme nahtlos miteinander arbeiten.<br />

Experten gehen davon aus, dass bis 2030 die Elektronik bei den<br />

Fahrzeugentwicklungskosten einen Anteil von 50 % ausmacht und<br />

die Anzahl der Elektrofahrzeuge weltweit bis zum Jahr 2021 bei 12<br />

Millionen liegt. Ein maßgeblicher Erfolgsfaktor im Zusammenhang<br />

mit Definition, Abbildung und Gestaltung solcher Systeme ist es, zukünftige<br />

Merkmale der realen Produkte und Erlebnisse bereits in der<br />

virtuellen Welt widerzuspiegeln – Model-Based <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

(MBSE) ermöglicht dies.<br />

Die Modelle und Applikationen der Modelon GmbH basieren auf der<br />

offenen Standard-Modellierungssprache Modelica und liefern der<br />

Industrie über das Digital Mock-Up hinaus ein funktionales Mock-<br />

Up des <strong>Systems</strong>. Dadurch gestalten sie das <strong>Engineering</strong> und die Erprobung<br />

vernetzter Fahrzeuge effizienter. Das Portfolio von Modelon<br />

bietet vom elektrischen Energiespeicher bis zur Energieverteilung<br />

ein schlüssiges Bild der Interaktion und Leistungsfähigkeit<br />

komplexer Produkte sowie deren Subsystemen während des Designprozesses<br />

sowie bei optimalem Systembetrieb. Dies beschleunigt<br />

die virtuelle Produktentwicklung und sichert die Relevanz und<br />

Qualität von Projekten.<br />

So hat beispielsweise Dassaults Dymola-Technologie zusammen<br />

mit den Lösungen und der Unterstützung der Modelon GmbH bei<br />

Serviceprojekten mit hoher Wertschöpfung die Effizienz bei der Bereitstellung<br />

bahnbrechender Technologien für die nächste Generation<br />

von elektrifizierten und hybriden Fahrzeugen verbessert. „Seit<br />

2009 treibt unser in der Industrie bewährtes Angebot die neuesten<br />

Fortschritte der Modelica-Tools und -Standards an und hat dadurch<br />

wichtige Meilensteine in der Industrie ermöglicht“, erläutert Johannes<br />

Gerl, CEO der Modelon GmbH. „Als Teil von Dassault Systèmes<br />

können wir die Reichweite und den Einfluss unserer Assets ausbauen,<br />

um die Entwicklung von elektrifizierten und ökologischen Produkten<br />

voranzubringen, die sinnbildlich für die Zukunft des erlebbaren<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s stehen.“<br />

Dassault Systèmes hat die Nutzung der Modellierungssprache Modelica<br />

für das komplexe <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> im Kern seiner Catia-<br />

Software lange unterstützt. Die Übernahme der Modelon GmbH ist<br />

nun ein weiterer Schritt des Unternehmens, sein Engagement bei<br />

der Entwicklung intelligenter Produkte im Zeitalter der Erlebnisse zu<br />

unterstreichen – und folgt auf die Akquisitionen von Geensoft, einem<br />

Anbieter von Entwicklungslösungen für Embedded-Systeme,<br />

und Dynasim, Hersteller von Modelica-basierten Modellierungsund<br />

Simulationslösungen.<br />

co<br />

www.3ds.com/de<br />

Bild: Dassault Systèmes<br />

deve lo p 3 systems engineering 02 2015 19


MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

WISSENSCHAFTLER ZUM SYSTEMS ENGINEERING<br />

Prof. Dr.-Ing. Michael Abramovici, Lehrstuhl für Maschinenbauinformatik, Ruhr-Universität Bochum<br />

„<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> wird im Umfeld der<br />

Industrie-4.0-Transformation enorm wichtig“<br />

Interdisziplinäres Denken bis hin zur sinnvollen – wenn auch schwer umsetzbaren – Fusion der<br />

Ingenieurfakultäten ist für Prof. Michael Abramovici Grundlage der ganzheitlichen Entstehung<br />

von Produkten. Das legt auch die Basis für die Umsetzung von Industrie-4.0-Konzepten. Neben<br />

interdisziplinären Studiengängen wird es in Bochum demnächst auch eine Professur für Cyber<br />

Mechanical <strong>Systems</strong> geben.<br />

develop 3 : Wie definieren Sie den Begriff <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

und welche Rolle spielt dieser beziehungsweise die disziplinübergreifende<br />

Zusammenarbeit in der Arbeit Ihres Instituts?<br />

Abramovici: Unter <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> verstehe ich die systematische,<br />

kooperative, interdisziplinäre Entwicklung und Realisierung<br />

sehr komplexer technischer Systeme unter Berücksichtigung aller<br />

Lebenszyklusphasen. <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> spielt eine zentrale Rolle<br />

in der Arbeit unseres Instituts. In einem großen Forschungsprojekt<br />

zum Beispiel arbeiten innerhalb unseres Instituts die Lehrstühle<br />

für Produktentwicklung, Produktion und Automatisierung sowie<br />

Maschinenbauinformatik sehr eng zusammen, um Methoden zum<br />

<strong>Engineering</strong> komplexer Product-Service-Systeme zu entwickeln. In<br />

diesem Projekt sind darüber hinaus auch Kollegen der Wirtschaftsund<br />

Arbeitswissenschaft beteiligt. An unserem Lehrstuhl sind die<br />

meisten Lehrangebote und Projekte interdisziplinär, Produkt-Lebenszyklus-übergreifend.<br />

Dazu gehören Themen wie zum Beispiel<br />

Requirements <strong>Engineering</strong>, Software <strong>Engineering</strong>, Simulation,<br />

Workflow-, Konfigurations-, Varianten- und Änderungsmanagement<br />

beziehungsweise Methoden und Werkzeuge zur Daten-, Prozess-<br />

und Wissens-Modellierung. <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> wird im<br />

Umfeld der Industrie-4.0-Transformation auch in Zukunft enorm an<br />

Bedeutung gewinnen.<br />

develop 3 : Welche Aufgaben stellen sich aus Ihrer Sicht speziell<br />

im Bereich der Forschung, um ein erfolgreiches <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

zu ermöglichen? Ist Ihr Institut dazu ebenfalls interdisziplinär<br />

aufgestellt und/oder arbeiten Sie mit Kollegen anderer<br />

Fachrichtungen zusammen?<br />

Kontakt<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Fakultät für Maschinenbau<br />

Lehrstuhl für Maschinenbauinformatik (ITM)<br />

Bochum<br />

Tel. +49 (0)234/32-27009<br />

sekretariat@itm.rub.de<br />

www.itm.rub.de<br />

INFO<br />

Abramovici: Wichtige Forschungsaufgaben für ein erfolgreiches<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> liegen in der Entwicklung interdisziplinärer<br />

Vorgehensweisen, Methoden, Modelle und IT-Systeme vor allem in<br />

den folgenden Bereichen:<br />

Kollaboratives Multiprojekt-Management<br />

Anforderungs-<strong>Engineering</strong> und -Management<br />

Funktions- und Architektur-Modellierung und -Simulation<br />

Konfigurationsmanagement<br />

Interdisziplinäre Simulation in frühen und späten Produkt-/<br />

Systementwicklungsphasen<br />

Agile <strong>Systems</strong>-<strong>Engineering</strong>-Vorgehensmodelle<br />

Integration von Produkt- und Produktions-Entwicklungs -<br />

methoden<br />

Integration des Service-<strong>Engineering</strong>s in <strong>Systems</strong>-<strong>Engineering</strong>-<br />

Methoden<br />

Methoden zur Risikoanalyse<br />

Methoden zur Zuverlässigkeitsanalyse<br />

<strong>Systems</strong>-<strong>Engineering</strong>-Methoden für smarte Produkte<br />

Unser Institut für Product und Service <strong>Engineering</strong> gehört zur Fakultät<br />

für Maschinenbau und hat daher einen Schwerpunkt im Maschinenbau.<br />

Wir decken dabei aber die Kompetenzen aller Produkt-Lebenszyklusphasen<br />

ab, von der Produkt-/Service-Entwicklung<br />

und Regelungstechnik bis hin zu Produktplanung, Vertrieb<br />

und Service-Erbringung sowie dem Product Lifecycle Management.<br />

Darüber hinaus arbeiten wir eng mit Kollegen anderer Ingenieurdisziplinen<br />

(Elektrotechnik, Informationstechnik, Bauingenieurwesen),<br />

aber auch mit Kollegen anderer Fakultäten wie etwa<br />

Wirtschaftswissenschaften, Psychologie oder Soziologie zusammen.<br />

develop 3 : Welche Konsequenzen hat der Gedanke des <strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong>s für die Lehre? Wie werden sich Studiengänge<br />

des Maschinenbaus und der Elektrotechnik auch angesichts<br />

der steigenden Bedeutung der Software in Produkten<br />

verändern?<br />

Abramovici: Obwohl unsere Fakultäten und Lehrstühle einen Disziplinbezug<br />

haben, vertritt und vermittelt jeder Kollege in der Lehre<br />

den <strong>Systems</strong>-<strong>Engineering</strong>-Gedanken und arbeitet eng mit anderen<br />

Kollegen zusammen. Viele Übungen und studentische Arbeiten sind<br />

bereits heute interdisziplinär ausgerichtet und betrachten Produkte<br />

als ganzheitliche Systeme. Ein Beispiel ist die Entwicklung ‚intelligenter‘<br />

Produkte auf der Basis von Lego-Mindstorm-Robotern. Wir<br />

planen neue interdisziplinäre Studiengänge im Umfeld von Industrie<br />

20 develop 3 systems engineering 02 2015


WISSENSCHAFTLER ZUM SYSTEMS ENGINEERING<br />

MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

4.0, an denen sich auch Kollegen aller anderen Ingenieur-Fakultäten<br />

und angrenzenden Disziplinen beteiligen sollen. Eine Fusion der Ingenieurfakultäten,<br />

vor allem der Maschinenbau-, Elektrotechnikund<br />

IT-Fakultäten wäre eine sinnvolle, wenn auch schwer umsetzbare<br />

Maßnahme. Unabhängig davon werden Fakultäten verschiedener<br />

Disziplinen zukünftig viel stärker als bisher in Lehre und Forschung<br />

zusammenarbeiten. Auch innerhalb einzelner Fakultäten befassen<br />

sich mehrere Lehrstühle mit der Software innerhalb von Produkten.<br />

Dies gilt zum Beispiel für unseren Lehrstuhl für Maschinenbauinformatik,<br />

für den Lehrstuhl für Regelungstechnik und Systemtheorie<br />

und für den Lehrstuhl für Eingebettete Systeme. Darüber hinaus<br />

wird in unserer Fakultät demnächst eine Professur für Cyber<br />

Mechanical <strong>Systems</strong> eingerichtet.<br />

co<br />

Zusammenarbeit<br />

in der WiGeP<br />

INFO<br />

Prof. Michael Abramovici wurde zum 1. Januar 2015 für die Dauer<br />

von drei Jahren zum Vorstandsvorsitzenden (Sprecher) der<br />

Wissenschaftlichen Gesellschaft für Produktentwicklung (WiGeP)<br />

gewählt. Die WiGeP entstand 2011 durch die Fusion der Wissenschaftlichen<br />

Gesellschaft für Maschinenelemente und Konstruktionstechnik<br />

(WGMK) und des Berliner Kreises – Wissenschaftliches<br />

Forum für Produktentwicklung. Zur WiGeP gehören zirka<br />

50 aktive und 30 emeritierte Professoren aus dem Umfeld der<br />

Produktentwicklung und -innovation aus Deutschland, Österreich,<br />

der Schweiz, Holland und Luxemburg sowie ein Industriekreis<br />

bestehend aus rund 50 Führungspersönlichkeiten aus der<br />

Industrie. Somit ist die WiGeP eine der größten wissenschaftlichen<br />

Gesellschaften in Deutschland und die weltweit<br />

größte wissenschaftliche Gesellschaft im Bereich<br />

Konstruktion und Produktentwicklung.<br />

www.wigep.de<br />

Bild: ITM<br />

deve lo p 3 systems engineering 02 2015 21


MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

WISSENSCHAFTLER ZUM SYSTEMS ENGINEERING<br />

Prof. Dr.-Ing. Martin Eigner, Lehrstuhl für Virtuelle Produktentwicklung (VPE), TU Kaiserslautern<br />

„Innerhalb des PEPs müssen physische<br />

und virtuelle Welt verbunden werden“<br />

17 Lehrstühle aus fünf Fachbereichen haben sich an der TU Kaiserslautern zum Center for<br />

Smart <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (cSSE) zusammengeschlossen. Für Prof. Martin Eigner trägt das<br />

nicht nur wesentlich zur Profilschärfung der TU Kaiserslautern bei, sondern ermöglicht insbesondere<br />

Maschinenbauingenieuren den Umgang mit den zunehmend komplexer werdenden<br />

interdisziplinären Produkten und Systemen.<br />

develop 3 : Wie definieren Sie den Begriff <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

und welche Rolle spielt dieser beziehungsweise die disziplinübergreifende<br />

Zusammenarbeit in der Arbeit Ihres Instituts?<br />

Eigner: In den 60er Jahren wurde insbesondere in der amerikanischen<br />

Luft- und Raumfahrt und in großen Militärprojekten <strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong> (SE) als interdisziplinärer, dokumentengetriebener Ansatz<br />

zur Entwicklung und Umsetzung komplexer technischer Systeme<br />

in großen Projekten definiert. Dieser Ansatz wurde aus Sicht der<br />

Software- und Elektronikindustrie permanent ausgebaut und bietet<br />

heute Modellierungs- und Simulationsunterstützung von komplexen,<br />

stark vernetzten Systemen an. <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> basiert auf<br />

dem Prinzip, dass ein System mehr ist als die Summe seiner Subsysteme.<br />

Aus diesem Grund sollten nicht nur die Zusammenhänge der<br />

Teilsysteme, sondern vor allem auch die Gesamtzusammenhänge<br />

betrachtet werden. Nach den Vorgaben des INCOSE ist das <strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong> eine Disziplin, deren Aufgabe die Erstellung und<br />

Ausführung eines interdisziplinären Prozesses ist, der garantieren<br />

soll, dass Kunden- und Stakeholder-Anforderungen qualitativ hochwertig,<br />

zuverlässig, kostengünstig und in vorgegebener Zeit über<br />

den gesamten Produktlebenszyklus erfüllt werden können. So<br />

schlägt das Vorgehensmodell für komplexe Aufgaben ein Vorgehen<br />

vom Groben zum Detail vor, das durch eine Gliederung und Aufteilung<br />

von Subsystemen die Komplexität des Gesamtsystems sukzessive<br />

reduziert. Aufgabe eines modernen interdisziplinären und integrierten<br />

Produktentwicklungsprozesses (PEP) muss die Öffnung<br />

und Einbindung aller Disziplinen sowie die Integration eines föderierten,<br />

das heißt eines auf verschiedene Standorte und/oder Zulie-<br />

Kontakt<br />

Technische Universität Kaiserslautern<br />

Lehrstuhl für Virtuelle Produktentwicklung (VPE)<br />

Ursula Aydt<br />

Kaiserslautern<br />

Tel. +49 (0)631/205-3871<br />

aydt@mv.uni-kl.de<br />

www.mv.uni-kl.de/vpe<br />

INFO<br />

ferer verteilten Produkt- und Prozessmodells sein. Der Lehrstuhl<br />

VPE arbeitet aufgrund des modellgetriebenen Ansatzes mit dem Begriff<br />

des Model Based <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s (MBSE). Während<br />

klassische Methoden des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s papier- oder dokumentenbasiert<br />

sind, ermöglicht MBSE als Weiterführung des <strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong>s ein modellbasierendes Vorgehensmodell. Es<br />

handelt sich um einen multidisziplinären Ansatz, der auf entwicklungsphasenspezifischen,<br />

digitalen Systemmodellen basiert, die<br />

entlang des Produktentwicklungsprozesses integriert werden. Das<br />

erlaubt die interdisziplinäre Modellierung in verschiedenen Phasen<br />

des Produktentwicklungsprozesses.<br />

develop 3 : Welche Aufgaben stellen sich aus Ihrer Sicht speziell<br />

im Bereich der Forschung, um ein erfolgreiches <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

zu ermöglichen? Ist Ihr Institut dazu ebenfalls interdisziplinär<br />

aufgestellt und/oder arbeiten Sie mit Kollegen anderer<br />

Fachrichtungen zusammen?<br />

Eigner: <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> und MBSE werden besonders bei der<br />

Entwicklung Smarter Systeme und Services im Rahmen des Industrial<br />

Internets relevant. Die Folge ist, innerhalb des Produktentwicklungsprozesses<br />

eine Verbindung zwischen der physischen Welt der<br />

Dinge und der virtuellen Welt der Daten herzustellen. Cybertronische<br />

Systeme stellen dabei die Grundlage. Es handelt sich um Geräte,<br />

Gebäude, Verkehrsmittel oder auch um Produktionsanlagen<br />

sowie Komponenten der Logistik, die eingebettete Systeme enthalten<br />

und über das Internet kommunikationsfähig sind. Darauf aufbauend<br />

werden neue, oftmals disruptive dienstleistungsorientierte<br />

Geschäftsmodelle für die jeweiligen Anwendungen entwickelt, etwa<br />

Smart Products, Smart Energy, Smart Farming und Smart Buildings.<br />

Als Grundlage dienen vollkommen neue interdisziplinäre <strong>Engineering</strong>-Methoden<br />

(SE/MBSE), Prozesse, IT-Werkzeuge und kommunikationsfähige<br />

Komponenten (Internet of Things) sowie eine internetbasierte<br />

<strong>Systems</strong>- und Service-Plattform, die eine intelligente<br />

Ablage und Auswertung der von den Komponenten gelieferten Sensordaten<br />

erlaubt (Big Data, Cloud, Business Analytics, Visualisierung<br />

und Security/Safety). Darauf aufbauend werden die anwendungsabhängigen<br />

dienstleistungsorientierten Geschäftsmodelle<br />

entwickelt (Internet of Services).<br />

Dieses Arbeitsgebiet ist hochgradig interdisziplinär. Einerseits müssen<br />

die vertikalen Barrieren zwischen den ingenieurwissenschaftlichen<br />

Disziplinen aufgebrochen werden, andererseits müssen Wissenschaftler<br />

auf verschiedenen horizontalen Ebenen zusammenarbeiten.<br />

An der TU Kaiserslautern haben sich 17 Lehrstühle aus fünf<br />

22 develop 3 systems engineering 02 2015


WISSENSCHAFTLER ZUM SYSTEMS ENGINEERING<br />

MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

Fachbereichen zum Center for Smart <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (cSSE)<br />

zusammengeschlossen. Es trägt wesentlich zur Profilschärfung der<br />

TU Kaiserslautern bei. Sie erweitert, vertieft und integriert damit die<br />

bestehende Forschungskompetenz. Die Breite und Tiefe der fachlichen<br />

Abdeckung dieser komplexen Problemstellung sowie die Arbeit<br />

der am cSSE integrierten Wissenschaftler in den Bereichen Forschung,<br />

Lehre und Transfer durch die Einbindung der SmartFactory<br />

KL sind ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal dieser Initiative.<br />

Mit cSSE wird die bereits in vielen Projekten nachgewiesene interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit über die Fachbereichsgrenzen gefestigt<br />

und gefördert. Durch das wissenschaftliche Netzwerk und die zu<br />

Grunde liegende Struktur wird sowohl die Grundlagen- als auch die<br />

Anwendungsforschung im nationalen und internationalen Forschungsumfeld<br />

eine herausragende Stellung erhalten. Die bestehenden<br />

Kooperationen mit nationalen und internationalen Einrichtungen,<br />

Universitäten und Unternehmen werden stetig erweitert.<br />

develop 3 : Welche Konsequenzen hat der Gedanke des <strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong>s für die Lehre? Wie werden sich Studiengänge<br />

des Maschinenbaus und der Elektrotechnik auch angesichts<br />

der steigenden Bedeutung der Software in Produkten<br />

verändern?<br />

Eigner: Interdisziplinäre Produkte und Systeme werden für den Maschinenbauingenieur<br />

zunehmend komplexer und führen oftmals zu<br />

einem Gefühl der Überforderung. Virtualisierung, Integration und Interdisziplinarität<br />

zwischen den Disziplinen Mechanik, Elektrik/Elektronik,<br />

Software und Dienstleistung sowie die Zusammenarbeit zwischen<br />

den einzelnen Phasen des Produktlebenszyklus werden zur<br />

Grundlage eines modernen PEP. Dazu kommen die beiden Gestaltungsdreiecke<br />

des PEP, die die Spannungsfelder Technik, Organisation<br />

und Mensch sowie Ökonomie, Ökologie und Soziologie aufspannen<br />

und dem Ingenieur eine größere betriebliche und gesellschaftliche<br />

Verantwortung übertragen. Kompetenzen wie zum Beispiel<br />

Akzeptanz, Internationalität, Motivation, Organisationsfähigkeit,<br />

Prozessverständnis, Verantwortungsgefühl, Kreativität und<br />

Kommunikationsfähigkeit gewinnen immer mehr an Bedeutung.<br />

Gleichzeitig werden Berufseinsteiger an Universitäten und Hochschulen<br />

aufgrund veralteter Ausbildungskonzepte nur unzureichend<br />

auf die genannten Anforderungen am späteren Arbeitsplatz vorbereitet.<br />

Der Lehrstuhl VPE möchte für Studenten der Ingenieurwissenschaften<br />

und für Ingenieure, die bereits im Berufsleben stehen,<br />

sowohl einen Überblick über interdisziplinäre Methoden, Prozesse<br />

und IT-Lösungen als auch Beispiele des Gestaltungsrahmens geben.<br />

Bild: VPE<br />

Insofern werden auch die Themen technische Organisation und Prozessgestaltung,<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>, Human Factors sowie nachhaltige<br />

Produktentwicklung in der zentralen Vorlesung ‚Modellbasierte<br />

Virtuelle Produktentwicklung‘ behandelt. Das weitere Vorlesungs-<br />

und Übungsangebot in Maschinenbau und Verfahrenstechnik<br />

(MV) umfasst:<br />

IT im <strong>Engineering</strong> – Vorlesung und Gruppenübung im ersten Semester<br />

MV (SE/MBSE sowie Matlab Simulink am Beispiel Lego<br />

Mindstorm)<br />

Integrierte Design and <strong>Engineering</strong> Education (IDEE) – im ersten/<br />

zweiten Semester MV (Gruppenübung Konstruktion)<br />

Product Lifecycle Management (PLM)<br />

Kaiserslauterner Open Online Course (KLOOC) – nachhaltige Produktentwicklung<br />

mit Partnern aller Fakultäten<br />

Interdisziplinäre Entwicklungsmethoden: Ringvorlesung zusammen<br />

mit allen ingenieurwissenschaftlichen Fachbereichen (geplant<br />

im Rahmen des cSSE)<br />

co<br />

deve lo p 3 systems engineering 02 2015 23


MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

WISSENSCHAFTLER ZUM SYSTEMS ENGINEERING<br />

Prof. Dr. Dr.-Ing. Dr. h. c. Jivka Ovtcharova, Inst. für Informationsmanagement im Ingenieurwesen (IMI), KIT<br />

„Dynamische Vernetzung und selbständige<br />

Kommunikation werden wichtig“<br />

Am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) lenkt Prof. Jivka Ovtcharova beim <strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong> den Blick von den lediglich unterstützenden IT-Systemen hin zur realitätsnahen<br />

Human-Computer-Interaktion – und stellt damit den Menschen in den Mittelpunkt der<br />

Betrachtung. Praxistaugliche Lösungen werden unter anderem im Lifecycle <strong>Engineering</strong><br />

Solutions Center (LESC) erarbeitet.<br />

develop 3 : Wie definieren Sie den Begriff <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

und welche Rolle spielt dieser beziehungsweise die disziplinübergreifende<br />

Zusammenarbeit in der Arbeit Ihres Instituts?<br />

Ovtcharova: Der Begriff <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> wird seit Jahren mit<br />

dem Zusammenwirken von Mechanik, Elektrik, Elektronik und Softwaretechnik<br />

in Verbindung gesetzt, was durch den Begriff Mechatronik<br />

zum Ausdruck kommt. Dabei handelt es sich um die Integration<br />

von Komponenten und Teilsystemen, deren Gesamtfunktionalität<br />

im Voraus festgelegt wird. Im Zeitalter der Industrie 4.0 erlangt<br />

die dynamische Vernetzung und die selbständige Kommunikation<br />

der einzelnen Komponenten eines <strong>Systems</strong> über das Internet eine<br />

wachsende Bedeutung. Unterstützt durch Echtzeit-Visualisierungstechnologien<br />

ermöglicht diese, unsichtbare Phänomene sichtbar<br />

und frühzeitig validierbar für die Menschen zu machen um dadurch<br />

neue Produkteigenschaften und -funktionen zu verwirklichen. Das<br />

Institut für Informationsmanagement im Ingenieurwesen (IMI) am<br />

Karlsruhe Institut für Technologie (KIT) erforscht neue Ingenieurmethoden<br />

des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s, die durch realitätsnahe Human-Computer-Interaktion<br />

gekennzeichnet sind und dadurch den<br />

Kontakt<br />

Karlsruher Institut für Technologie (KIT)<br />

Institut für Informationsmanagement im<br />

Ingenieurwesen (IMI)<br />

Karlsruhe<br />

Tel. +49 (0)721/608 4 2984<br />

info@imi.kit.edu<br />

www.imi.kit.edu<br />

Details direkt zum Lifecycle <strong>Engineering</strong><br />

Solutions Center (LESC):<br />

www.lesc.kit.edu<br />

INFO<br />

Menschen in den Mittelpunkt der Betrachtung setzten. Im Unterschied<br />

zum traditionellen <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>, bei dem die IT-Systeme<br />

dem Menschen lediglich Hilfestellung anbieten, ermöglicht<br />

das Mensch-zentrierte <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> unter anderem Entwicklern,<br />

Lieferanten, Herstellern und Kunden einander an ihren Ideen<br />

teilhaben zu lassen und neue Arbeitsumgebungen zu schaffen, in<br />

denen multidisziplinäre Teams mit unterschiedlichen – jedoch sich<br />

ergänzenden – Erfahrungen nachhaltig zusammenarbeiten können.<br />

Diese Thematik betrifft über Prozesse der operativen Ebene hinausgehend<br />

insbesondere auch Unternehmensentwicklungs-, Strategieplanungs-<br />

und Managementprozesse.<br />

develop 3 : Welche Aufgaben stellen sich aus Ihrer Sicht speziell<br />

im Bereich der Forschung, um ein erfolgreiches <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

zu ermöglichen? Ist Ihr Institut dazu ebenfalls interdisziplinär<br />

aufgestellt und/oder arbeiten Sie mit Kollegen anderer<br />

Fachrichtungen zusammen?<br />

Ovtcharova: Die Herausforderungen und Aufgaben der Forschung<br />

aus Sicht des Next Generation <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s liegen in der<br />

Erarbeitung neuer Prozesse und Modelle der interdisziplinären Zusammenarbeit.<br />

In diesem Zusammenhang betreibt das IMI seit sieben<br />

Jahren sehr erfolgreich ein Lifecycle <strong>Engineering</strong> Solutions Center<br />

(LESC) am KIT für die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen<br />

internen und externen Forschungsinstituten sowie für den Wissensaustausch<br />

und Technologietransfer in die Wirtschaft und Gesellschaft.<br />

Im LESC stehen skalierbare und flexible Entwicklungs- und<br />

Testumgebungen vom Einzelarbeitsplatz bis hin zur Großprojektion<br />

zur Verfügung. Die Idee, welche hinter dem LESC steckt, ist die einer<br />

zentralen Kollaborationsplattform, welche für die Implementierung,<br />

Validierung, Evaluation und Demonstration von Forschungsergebnissen<br />

disziplinübergreifend und praxisnah zur Verfügung steht und<br />

ein Bewusstsein für richtungsweisende Trends und Paradigmenwechsel<br />

in verschiedenen Fachbereichen schafft. Mit dem am 24.<br />

September 2014 eröffneten Industrie 4.0 Collaboration Lab im<br />

LESC, in Zusammenarbeit mit dem Bechtle IT-Systemhaus Karlsruhe<br />

sowie der SolidLine AG, stehen maßgeschneiderte 3D-Entwicklungs-<br />

und Testumgebungen zur Verfügung, in denen Unternehmen<br />

anhand eigener Datensätze zukünftige Produkte und Dienstleistungen<br />

frühzeitig erproben können. Ziel ist es, insbesondere dem Mittelstand<br />

zu helfen, sich schnell und ohne hohe Investitionskosten fit<br />

für den Umgang mit modernen Technologien zu machen. Neben der<br />

flexiblen Nutzung einer integrierten IT-Infrastruktur umfasst dies<br />

auch die Möglichkeit der Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern.<br />

24 develop 3 systems engineering 02 2015


WISSENSCHAFTLER ZUM SYSTEMS ENGINEERING<br />

MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

develop 3 : Welche Konsequenzen hat der Gedanke des <strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong>s für die Lehre? Wie werden sich Studiengänge<br />

des Maschinenbaus und der Elektrotechnik auch angesichts<br />

der steigenden Bedeutung der Software in Produkten<br />

verändern?<br />

Ovtcharova: Die Ingenieure von morgen sind eine wichtige Zielgruppe<br />

des LESC. Ziel ist es, die neuen Herausforderungen des <strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong>s für die moderne Ingenieurausbildung und -qualifikation<br />

frühzeitig zu erkennen und notwendige Umsetzungsmaßnamen,<br />

insbesondere für den Mittelstand, effizient und praxisnah zu<br />

ergreifen. Dies gilt – mit Blick auf den Fachkräftebedarf – nicht nur<br />

für die spezialisierten Masterstudiengänge, sondern auch für das<br />

Bachelorstudium der Ingenieurwissenschaften. Mit dem LESC als<br />

funktionsfähigen Zentrum ist es gelungen, einen Ort zu etablieren,<br />

an dem Zukunftsbildungsthemen in die unternehmerische Realität<br />

getragen werden.<br />

Um praxisnahe Fähigkeiten im Umgang mit modernen IT-Systemen<br />

des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s während des Studiums zu vermitteln,<br />

verfügt seit Ende 2014 zudem jeder unserer rund 4000 Maschinenbaustudenten<br />

am KIT ab dem ersten Semester über eine persönliche<br />

SolidWorks-CAD-Lizenz. Darüber hinaus nutzen die Maschinenbau-<br />

wie auch die Masterstudenten benachbarter Disziplinen wie<br />

Elektrotechnik, Informatik oder Mechatronik ein erweitertes Spektrum<br />

an SolidWorks-Anwendungen. Mit dieser Produktentwicklungssoftware<br />

können Ingenieure bereits während des Studiums<br />

Anwendungserfahrung und nachweisbare Kompetenzen im Bereich<br />

des softwareunterstützten Produktlebenszyklusmanagements<br />

(PLM) sammeln. Die Software bildet dabei sowohl eine gute Basis<br />

für eine praxisorientierte Ausbildung als auch für die Zusammenarbeit<br />

zwischen Industrieanwendern und den jeweils beteiligten Forschungseinrichtungen.<br />

co<br />

Bild: IMI<br />

deve lo p 3 systems engineering 02 2015 25


MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

AUS DER FACHGRUPPE SE<br />

Methodenschulung<br />

im SE LIVE LAB<br />

Bild: Fraunhofer IPT Projektgruppe Entwurfstechnik Mechatronik<br />

SE LIVE LAB, Hannover Messe, IT-Analysten zu Besuch und Spring School<br />

„Fit werden für Industrie-4.0-<br />

Produkte und -Dienstleistungen“<br />

Der Innovationssprung von mechatronischen zu vernetzten, intelligenten technischen Systemen<br />

stellt Unternehmen vor große Herausforderungen. Klar ist: Diese Entwicklung kann nicht vollständig<br />

mit den etablierten fachdisziplinspezifischen Methoden und Tools gelöst werden. Aus diesem<br />

Grund steigt das Interesse an disziplinübergreifenden Ansätzen wie dem <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (SE)<br />

inzwischen auch bei KMU. Die Fachgruppe SE widmet sich diesem Schlüsselthema mit Blick auf<br />

den Maschinen- und Anlagenbau sowie den Transfer der Methoden und Werkzeuge des SE in den<br />

Mittelstand – unter anderem durch den Aufbau eines innovativen SE LIVE LABs.<br />

Die Fraunhofer-Projektgruppe Entwurfstechnik Mechatronik<br />

richtet derzeit in Kooperation mit der Fachgruppe SE ein Anwender-<br />

und Transferzentrum für <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> ein, das sogenannte<br />

SE LIVE LAB. Ziel ist, das modellbasierte <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

in die Unternehmen zu bringen, um diese fit für die Entwicklung<br />

von Industrie-4.0-Produkten und -Dienstleistungen zu machen.<br />

Zusätzlich ist das SE LIVE LAB eine neutrale Plattform zwischen Industrie<br />

und Anbietern von SE-Software. Kernkompetenz ist hier die<br />

Erprobung und Evaluierung von SE-Methoden und -Tools vor dem<br />

Hintergrund der unternehmensspezifischen Anforderungen. Zentraler<br />

Bestandteil des Konzeptes sind Schulungen, Workshops und<br />

Pilotprojekte.<br />

Der Bedarf für ein solches Transferzentrum wurde bereits in der Studie<br />

‚<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> in der industriellen Praxis‘ identifiziert.<br />

Und auch der in der Fachgruppe SE seit Herbst 2014 gepflegte Austausch<br />

mit Unternehmensvertretern bestätigt: Der Nutzen und die<br />

Potenziale von SE liegen auf der Hand. Für Unternehmen stellt sich<br />

allerdings die Frage, wie <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> schrittweise und<br />

maßgeschneidert in die eigenen Prozesse eingeführt werden kann.<br />

Genau hier setzt das Konzept des SE LIVE LAB an.<br />

Mit dem Ziel eines interdisziplinären Anwender- und Transferzentrums<br />

wurde ein modularer Ansatz entwickelt, der dem Qualifikationsdreischritt<br />

Verstehen – Anwenden – Beherrschen folgt. Auf der<br />

ersten Qualifikationsstufe Verstehen können beispielsweise Geschäftsführer,<br />

Manager, Entwickler, Projektleiter und Einkäufer SE-<br />

Methoden kennenlernen. Ziel ist es, den Kerngedanken und den<br />

Nutzen von SE zu verstehen. Dafür werden in Workshops die existierenden<br />

SE-Ansätze und Anwendungsbeispiele prototypisch ausprobiert<br />

und diskutiert. Die beiden folgenden Qualifikationsstufen Anwenden<br />

und Beherrschen vertiefen dementsprechend das Wissen<br />

und erhöhen die SE-Kompetenzen; am Ende steht der Einsatz im eigenen<br />

Unternehmen.<br />

Ab Herbst 2015 steht das SE LIVE LAB nach einer Testphase allen Interessierten<br />

aus Forschung, Entwicklung und Industrie mit attraktiven<br />

Angeboten zur Verfügung. Eine Eröffnungsfeier ist geplant.<br />

Zum Anfassen: SE auf der Hannover Messe<br />

Die Möglichkeiten industrieller Vernetzung präsentierten die Partner<br />

der Fachgruppe SE – Miele, Dassault Systemes und Fraunhofer –<br />

auch auf der Hannover Messe. Das zentrale Thema des Messestands<br />

war der Einsatz von <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> am Beispiel eines<br />

durchgängig virtuellen Entwicklungsprozesses einer Waschmaschine.<br />

Das von Fraunhofer mit der Methode ‚Consens‘ entwickelte Systemmodell<br />

und die gekoppelte testbare Verhaltensmodellierung sowie<br />

die verbundenen 3D-CAD-Daten von Miele visualisierten innerhalb<br />

der 3DExperience-Plattform eine mögliche Toolunterstützung<br />

für Model-Based <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (MBSE). „Im Rahmen unserer<br />

Kooperation mit Dassault Systemes und der Fraunhofer-Projekt-<br />

26 develop 3 systems engineering 02 2015


AUS DER FACHGRUPPE SE<br />

MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

Bild: Fraunhofer IPT Projektgruppe Entwurfstechnik Mechatronik<br />

Treffen der Fachgruppe SE fördern den Know-how-Transfer<br />

Bild: Dassault Systemes<br />

Explosionsmodell eines<br />

Miele-Waschautomaten<br />

auf der Hannover Messe<br />

2015<br />

Zu dieser Rubrik<br />

INFO<br />

gruppe Entwurfstechnik Mechatronik konnten wir zeigen, wie sich<br />

die Entwicklungswelt verändert hat und sich in Zukunft weiter verändern<br />

könnte“, sagte Dr. Eduard Sailer, Geschäftsführer der Miele-<br />

Gruppe. „Dies hilft Hightech-Unternehmen, ihre Innovationskraft<br />

und Kundenorientierung zu stärken und kommt somit auch dem<br />

Wirtschaftsstandort Deutschland insgesamt zugute“, ergänzte Dr.<br />

Peter Ebbesmeyer, Senior Experte Produktentstehung bei Fraunhofer.<br />

„Mit Miele und Fraunhofer haben wir Partner gefunden, die in ihren<br />

jeweiligen Feldern weltweit über höchstes Renommee verfügen“,<br />

betonte Andreas Barth, Managing Director EuroCentral bei<br />

Dassault Systemes. „Den Besuchern auf der Hannover Messe konnten<br />

wir auf diese Weise am Beispiel eines Alltagsproduktes zeigen,<br />

dass sich intelligente Vernetzung für den Anbieter wie den Endkunden<br />

auszahlt.“<br />

IT-Analysten zu Besuch bei der Fachgruppe SE<br />

Die Fraunhofer-Projektgruppe Entwurfstechnik Mechatronik in Paderborn<br />

war zudem Gastgeber des Analystentages des Software-<br />

Anbieters Dassault Systemes. Während des zweitägigen Treffens<br />

am 27. und 28. April 2015 diskutierten beide Partner gemeinsam mit<br />

Unternehmensvertretern von Miele, Elha-Maschinenbau, Phoenix<br />

Contact, Bosch-Rexroth und Arburg, wie komplexe technische Systeme<br />

durch <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> systematisch, schneller und günstiger<br />

entwickelt werden können. Ergänzt wurde das Forum durch renommierte<br />

Vertreter von der Gartner Group, IDC und CIMData, die<br />

sich einen Eindruck von der Leistungsfähigkeit von Fraunhofer und<br />

Dassault Systemes sowie von den jeweiligen Methoden und Werkzeugen<br />

des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s verschafften.<br />

„Ausgangspunkt unseres Ansatzes zur Entwicklung technischer<br />

Systeme ist ein ganzheitliches Systemverständnis“, erläuterte Christian<br />

Tschirner, Gruppenleiter bei Fraunhofer. „Leistungsfähige Prozesse<br />

auf Basis von Model-Based <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (MBSE) und<br />

die dazugehörige PLM-Unterstützung ermöglichen darauf aufbauend<br />

die Schaffung eines Wettbewerbsvorteils.“<br />

Gegründet im Rahmen des Spitzenclusters it's OWL – Intelligente<br />

Technische Systeme OstWestfalenLippe (der Spitzencluster<br />

ist das größte deutsche Zukunftsprojekt in den<br />

Themenfeldern Industrie 4.0 und <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>), will<br />

die Fachgruppe <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (Fachgruppe SE) das<br />

SE in die Praxis des Maschinenbaus bringen. Die Fachgruppe<br />

wird gemeinsam von den Partnern<br />

Fraunhofer IPT – Projektgruppe Entwurfstechnik<br />

Mechatronik,<br />

OWL Maschinenbau e.V.,<br />

OWL ViProSim e.V.,<br />

Dassault Systemes und der<br />

Gesellschaft für <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> e.V. (GfSE)<br />

organisiert. Im Rahmen dieser Rubrik berichtet die Fachgruppe<br />

SE fortlaufend über aktuelle Entwicklungen und<br />

den Stand der Umsetzung von SE-Projekten.<br />

www.ipt.fraunhofer.de/mechatronik<br />

Spring School versammelt SE-Ingenieure<br />

Bereits zum dritten Mal veranstalteten die Fraunhofer-Projektgruppe<br />

Entwurfstechnik Mechatronik und die TU München die ‚International<br />

Spring School on <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>‘ (IS3E). Wissenschaftler/-innen<br />

aus dem In- und Ausland kamen von 4. bis 8. Mai 2015 in<br />

Paderborn zusammen, um die eigenen Dissertationsprojekte zu diskutieren<br />

und die Methoden des SEs kennenzulernen. Der Fokus lag<br />

auf Problemstellungen aus der Praxis: Neben dem Workshop ‚<strong>Systems</strong><br />

Thinking‘ haben die Teilnehmer dieses Mal auch die Methoden<br />

des MBSEs und des Complexity Managements in kleinen Gruppen<br />

konkret angewendet.<br />

Der Autor:<br />

Alexander A. Albers ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der<br />

Fraunhofer IPT Projektgruppe Entwurfstechnik Mechatronik und<br />

Projektleiter der Fachgruppe SE<br />

deve lo p 3 systems engineering 02 2015 27


MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

AUS DER<br />

Im Rahmen der Podiumsdiskussion<br />

anlässlich des TdSE2014 wurde<br />

intensiv die SE Vision 2025 von<br />

INCOSE diskutiert<br />

Quelle: INCOSE<br />

TdSE: Konferenz für <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> im deutschsprachigen Raum<br />

Intensiver Austausch<br />

zwischen Industrie und Forschung<br />

Der TdSE – Tag des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> – bietet im November 2015 im Rahmen einer Konferenz<br />

über drei Tage hinweg die Gelegenheit, sich intensiv mit dem <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> zu beschäf -<br />

tigen. Nachfolgend eine Vorschau zu der Veranstaltung und den verschiedenen Möglichkeiten,<br />

die sich Teilnehmern bieten. Weitere Informationen sind über die neue TdSE-Homepage der<br />

Gesellschaft für <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (GfSE) verfügbar (siehe Infokasten).<br />

Der Tag des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (TdSE) ist die <strong>Systems</strong>-<strong>Engineering</strong>-Konferenz<br />

im deutschsprachigen Raum – 2015 findet<br />

sie im November in Ulm statt. Als Gesellschaft für <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

e.V. führen wir diese Veranstaltung von Beginn an in jedem Jahr<br />

durch. Am Anfang war es nur ein Tag, und der eigentliche Treiber<br />

war die Mitgliederversammlung am Ende des Jahres, die jeder Verein<br />

durchführen muss. Zur Motivation der Mitglieder wurden Vortragende<br />

eingeladen, die etwas zum Thema <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (SE)<br />

und Erfolgen aus der Industrie erzählen konnten. Dieser Tag entwickelte<br />

sich über die Jahre zu einer ausgewachsenen und anerkannten<br />

SE-Konferenz im deutschsprachigen Raum, die inzwischen<br />

drei Tage dauert. In vielen Diskussionen wurde der Name der Veranstaltung<br />

dennoch beibehalten und die Mitgliederversammlung ist<br />

nun ein Anhängsel am Freitagnachmittag.<br />

Die zeitliche Ausdehung entstand durch die wachsende Aufmerksamkeit<br />

und Anfragen von Interessierten, ihre Erfolge vorzustellen.<br />

So wurde die Konferenz zunächst auf zwei Tage mit einem offiziellen<br />

Aufruf zu Beiträgen erweitert. Auch die Kombination mit kostenlosen<br />

Seminaren und Tutorials mit Übungen wurden gerne von den<br />

Teilnehmern angenommen. Neben dem satzungsgemäßen Ziel der<br />

GfSE, sowohl die Industrie im Bereich SE zu vertreten als auch den<br />

Hochschulen und Forschungseinrichtungen eine Plattform zu bieten,<br />

ist die Annahme von Beiträgen in der Zwischenzeit mit unterschiedlichen<br />

Akzeptanzhürden versehen. Ziel ist es, den Industrie-<br />

Auf einen Blick<br />

INFO<br />

Alle Informationen und Themen für den TdSE2015 sind<br />

auf der neu gestalteten Homepage im Detail zu erforschen.<br />

Diese entspricht der neuen Schnittstelle und Auflösung<br />

zu Mobiltelefonen, Tablets und weiterhin den klassischen<br />

PCs. In den Impressionen finden Sie den Podcast<br />

zur Podiumsdiskussion des TdSE 2014, das Videointerview<br />

zum TdSE in Hamburg und andere interessante Links zum<br />

Thema <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>.<br />

Veranstaltungsdatum 2015:<br />

11. bis 13. November 2015<br />

Veranstaltungsort:<br />

Ulm<br />

www.tdse.org<br />

28 develop 3 systems engineering 02 2015


Dr. David Endler,<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> Consultant<br />

„Im kleinen Team<br />

zunächst Grundlagen<br />

legen und Anforderungen<br />

klären.“<br />

Anwendungen Seite 64<br />

Intelligenz in die<br />

Maschine bringen<br />

Methoden Seite 32<br />

Im Überblick: Die<br />

Sicht von Forschern<br />

Menschen ab Seite 20<br />

Titelstory Seite 36<br />

AUS DER GFSE<br />

MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

Zu dieser Rubrik<br />

TIPP<br />

Messestand der GfSE 2014 mit Demos der Arbeitsgruppen<br />

Bild: GfSE<br />

02 2015<br />

Interdisziplinäre Produktentwicklung in der Praxis<br />

Automatisierer<br />

fokussiert ganzheitliches<br />

<strong>Engineering</strong><br />

Die Gesellschaft für <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (GfSE) e.V. als<br />

deutsches Chapter des International Council on <strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong> (INCOSE) ist seit 1997 die größte deutschsprachige<br />

Interessensvertretung rund um das Thema <strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong>. In der Rubrik „Aus der GfSE“ berichten<br />

wir regelmäßig über aktuelle Aktivitäten und Initiativen.<br />

Mitglieder der GfSE erhalten die develop 3<br />

systems engineering digital im Rahmen ihrer<br />

Mitgliedschaft über den Newsletter der GfSE.<br />

Zusätzlich besteht die Möglichkeit, ein Printabonnement<br />

zum ermäßigten Mitgliederpreis zu beziehen.<br />

Angaben zu Verfahren und Gutscheincode finden<br />

sich ebenfalls im News letter der GfSE.<br />

vertretern und Anwendern eine Bühne für Best Practices und Erfahrungen<br />

zu bieten. Die eingereichten Beiträge werden von Fachleuten<br />

gesichtet und auf diese Ziele hin überprüft. Je zur Hälfte kommen<br />

die Beiträge übrigens aus der Industrie und der Forschung, letztere<br />

unterliegen den Akzeptanzkriterien der Wissenschaft. Alle Vorträge<br />

werden in einem TdSE-Buchband mit ISBN-Nummer veröffentlicht.<br />

Themen im November werden übrigens aus den SE-Themenbereichen<br />

modellbasierte Systementwicklung und Simulation,<br />

agile Systementwicklungsmethoden, <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> im Mittelstand<br />

inklusive Organisationsentwicklung, SE-Tools und Umgebungen<br />

sowie PLM/MBE/MBSE-Integration erwartet.<br />

Tool-Vendor-Project –<br />

Brücke zwischen Hersteller und Teilnehmer<br />

Es gibt in den letzten Jahren immer mehr Werkzeuge, die sich mit SE<br />

als Ganzem oder mit Elementen beschäftigen. Einige fokussieren<br />

sich auf die modellbasierte Umsetzung und andere integrieren<br />

Aspekte des SE in der PLM-Toolwelt. Damit alle Teilnehmer – seien<br />

es Anfänger oder Experten – einen Einblick in die neuesten Möglichkeiten<br />

und Innovationen bekommen und die Ausrichtungen der einzelnen<br />

Anbieter besser verstehen können, gibt es das einzigartige<br />

Tool-Vendor-Project (TVP). Ziel ist, dass die Hersteller anhand eines<br />

definierten Beispiels ihren Ansatz, Schwerpunkte und Lösungen<br />

mittels ihrer Werkzeuge und damit das Verständnis von SE präsentieren.<br />

Auf der Ausstellungsfläche und dem Vendoren-Marktplatz<br />

steht zudem Raum für weitere Diskussionen mit den Teilnehmern<br />

zur Verfügung. Die Basis bildet hier eine Kaffeemaschine am Flughafen,<br />

die in jedem Jahr mit neuen Aufgabenstellungen erweitert wird.<br />

Somit vergrößern sich kontinuierlich Jahr für Jahr die gezeigten Modelle<br />

und der Benchmark ist für die Teilnehmer transparent.<br />

Generell ist es ein Kernelement der Konferenz, den Teilnehmern direkte<br />

Ergebnisse mitzugeben. So bildet der Marktplatz das Zentrum<br />

des Austausches und der Kommunikation unter den Teilnehmern.<br />

Auf Grund von Platzmangel konnte der TdSE2014 in Bremen allerdings<br />

nur 16 Aussteller aufnehmen, die ihre Dienstleistungen und<br />

Forschungsergebnisse präsentierten.<br />

Weiterhin unterstützt das World Cafe den Ideen- und Erfahrungsaustausch<br />

zwischen einzelnen Teilnehmern. Durch kleine und moderierte<br />

Gruppen zu einzelnen Themen des SE – beispielsweise<br />

MBSE-Erfahrung oder SE in der innerbetrieblichen Ausbildung –<br />

wird Erfahrung dokumentiert und vorgestellt. Das ermöglicht die direkte<br />

Nutzung durch die Teilnehmer im Tagesgeschäft.<br />

Podiumsdiskussionen<br />

beleuchten aktuelle Entwicklungen<br />

Zu aktuellen und ausgewählten Themen werden auch Podiumsdiskussionen<br />

durchgeführt, die ein Thema tiefer beleuchten. Anlässlich<br />

des TdSE2014 wurde etwa sowohl die SE Vision 2025 von INCOSE<br />

vorgestellt und den Teilnehmern erläutert als auch die Anwendbarkeit<br />

für den deutschsprachigen Raum kontrovers diskutiert. Ein Podcast<br />

dazu gibt es in den Impressionen auf der Homepage des TdSE<br />

(siehe Infokasten).<br />

Durch die immer größere Verbreitung und Anwendung von <strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong> kommen die Teilnehmer sowohl aus der klassischen<br />

Anwendung in der Luft- und Raumfahrt als auch anderen Industrien<br />

wie Automobil- oder Schiffbau, Maschinen- und Anlagenbau<br />

sowie regenerativen Energien, Softwareentwicklung, Schienenverkehr<br />

oder Medizintechnik. Hierbei sind nicht nur die reinen<br />

Anwender und Prozessverantwortlichen als Teilnehmer dabei, sondern<br />

auch die Entscheider, die sich vernetzen und unter anderem im<br />

SE Best Practice Industriekreis (SE-BPC) engagieren. Initiatoren sind<br />

das ‚Virtual Vehicle Research Center‘ (Graz) und die Fraunhofer-Projektgruppe<br />

Entwurfstechnik Mechatronik (IPT-EM) <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Management. Das Vernetzen von Personen und der Blick<br />

über den Tellerrand runden zudem abendliche Veranstaltungen ab.<br />

So wurden schon viele Projekte und Arbeitsgruppen geboren.<br />

Die Autoren:<br />

Christian Tschirner ist Bereichsleiter Kommunikation & Veran -<br />

staltungen, Sven-Olaf Schulze Vorsitzender der GfSE<br />

deve lo p 3 systems engineering 02 2015 29


METHODEN<br />

SE-GLOSSAR<br />

SE-GLOSSAR<br />

Begriffe des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s – Teil 2<br />

ISO/IEC 15288 und ISO/IEC 29110 –<br />

Prozesse für das <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

In Teil 2 unserer Rubrik SE-Glossar widmen wir uns dem <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> aus Sicht des Produktlebenszyklus<br />

und der relevanten Prozesse. Im Mittelpunkt stehen dabei die ISO/IEC 15288 und<br />

die ISO/IEC 29110, die als ‚kleine Schwester‘ der ISO/IEC 15288 besonders für kleine und mittlere<br />

Unternehmen interessant ist.<br />

Seit einiger Zeit existieren starke Aktivitäten, die Landschaft der<br />

Normen, Standards und Richtlinien im <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> zu<br />

aktualisieren. Diese sind getrieben unter anderem durch das Deutsche<br />

Institut für Normung e. V. (DIN), die ISO, das IEEE – aber natürlich<br />

auch stark durch das International Council on <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

(INCOSE). Dabei rücken immer stärker die Bedürfnisse von Unternehmen<br />

außerhalb der klassischen SE-Anwendungsbereiche in<br />

den Mittelpunkt.<br />

ISO/IEC 15288: <strong>Systems</strong> and software<br />

engineering – System life cycle processes<br />

Die ISO/IEC 15288: <strong>Systems</strong> and software engineering – System life<br />

cycle processes beschreibt die Prozesse über den Lebenszyklus eines<br />

technischen <strong>Systems</strong>. Es werden vier Prozess-Gruppen inklusive<br />

entsprechender Terminologie definiert. Für jede Gruppe werden<br />

die für <strong>Systems</strong> Engineers relevanten Prozesse detailliert. Diese werden<br />

unabhängig von der Komplexität eines <strong>Systems</strong>, der Produktstrukturstufe<br />

oder Projektphase angewendet; einzig der erbrachte<br />

Aufwand für die Prozesse ändert sich.<br />

Produktbezogene/ Technische Prozesse: Hier finden sich alle technischen<br />

Aktivitäten des Lebenszyklus. Durch deren Anwendung<br />

entsteht das Produkt oder der Service. Bestandteile sind beispielsweise<br />

Geschäftsfall- und Missionsanalyse, Kundenwunsch und<br />

Anforderungsdefinition, Systemanforderungsdefinition, Systemanalyse,<br />

Architekturdefinition, Designentwurf sowie Aktivitäten<br />

bezüglich Implementierung, Integration, Verifikation, Transition,<br />

Validierung, Operation, Wartung und Entsorgung.<br />

Projekt-/Technische Management-Prozesse: Diese adressieren<br />

das technische Management von Entwicklungsvorhaben und ergänzen<br />

das Projektmanagement. Die entsprechenden Aktivitäten<br />

beziehen sich also auf die Planung, Projektbeurteilung und -steuerung,<br />

Entscheidungs-, Risiko- Konfigurations- und Informationsmanagement<br />

sowie die Qualitätssicherung. Weiter werden technische<br />

Maßnahmen zur Kompensation von Defiziten identifiziert<br />

und durchgeführt, beispielsweise hinsichtlich Zeit, Kosten und<br />

Qualität der Ergebnisse.<br />

Vertrags-/Vereinbarungs-Prozesse: In diesem Zusammenhang unterscheidet<br />

man den Acquisition Process und den Supply Process.<br />

Die damit verbundenen Aktivitäten beziehen sich auf die Vereinbarungen<br />

zwischen Kunde und Lieferant des <strong>Systems</strong> (beziehungsweise<br />

der Systemkomponenten) oder der Dienstleistung.<br />

Organizational Project-Enabling Prozesse: Ziel ist die Bereitstellung<br />

der Ressourcen, die zur Erfüllung der Anforderungen der Projekt-<br />

Stakeholder notwendig sind. Das sind etwa Qualitätsrichtlinien,<br />

Management-Aktivitäten hinsichtlich Lebenszyklus, Infrastruktur,<br />

Produktportfolio, Qualitätsmanagement und Wissensmanagement.<br />

Damit sind diese Prozesse der Organisation und nicht einzelnen<br />

Projekten zugeordnet.<br />

Generische Profile<br />

der ISO/IEC 29110<br />

INFO<br />

Entry: Das Profil ist geeignet für Unternehmen, die sich gerade<br />

erst mit SE beschäftigen oder Projekte mit weniger als<br />

sechs Personenmonaten.<br />

Basic: Hier geht es um Anwendungen mit keinem besonderen<br />

Risiko.<br />

Intermediate: Dieses Profil kommt zur Anwendung in Projekten,<br />

in denen mehrere Disziplinen koordiniert werden müssen.<br />

Advanced: Hier geht es unter anderem um eigenständige, von<br />

einem Auftraggeber unabhängige Projekte mit stark unterschiedlichen<br />

Komplexitätsgraden.<br />

Teile der ISO/IEC 29110<br />

ISO/IEC 29110 Titel Zielgruppen<br />

Teil 1 Übersicht VSE/KMU, Kunden, Assessoren,<br />

Normenersteller, Methodenanbieter<br />

Teil 2<br />

Teil 3<br />

Teil 4<br />

Teil 5<br />

Rahmenwerk und Systematik<br />

Selbstbewertung<br />

Profilspezifikation<br />

Management und<br />

<strong>Engineering</strong> Anleitung<br />

Normenersteller, Methodenanbieter,<br />

nicht für VSE/KMU bestimmt<br />

Assessoren, Kunden und VSE/KMU<br />

Normenersteller, Methodenanbieter,<br />

nicht für VSE/KMU bestimmt<br />

VSE/KMU und Kunden<br />

Quelle: GfSE<br />

30 develop 3 systems engineering 02 2015


SE-GLOSSAR<br />

SE-GLOSSAR<br />

SAR<br />

SE-GLOSSAR<br />

Zu dieser Rubrik<br />

INFO<br />

Das Besondere: Die ISO/IEC 15288 definiert einen Tailoring Process,<br />

der die Anpassung der Prozesse an die jeweilige Projektsituation ermöglicht<br />

– was jedoch in keinem Fall nur ein ‚Weglassen‘ bedeutet,<br />

sondern eine Anpassung in Umfang und der formalen Stringenz.<br />

Dazu werden zunächst Einflussfaktoren auf das Projekt identifiziert<br />

(Komplexität, Risikofaktoren, ...), dann erfolgt die Auswahl der je<br />

nach Entwicklungsprozess betroffenen Prozesse. Hierfür werden<br />

die erwarteten Prozess-Ergebnisse, Aktivitäten und Aufgaben identifiziert,<br />

die durchgeführt werden müssen. Unter Berücksichtigung<br />

der Projektaspekte wird dann entschieden<br />

welche Aspekte besondere Berücksichtigung finden und<br />

welche Prozesse in geringerem Umfang beziehungsweise weniger<br />

formal durchgeführt werden.<br />

ISO/IEC 29110: <strong>Systems</strong> and Software Life Cycle<br />

Profiles and Guidelines for Very Small Entities<br />

Das Thema <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> nimmt inzwischen auch bei kleinen<br />

und mittelständischen Unternehmen (KMU) immer mehr an<br />

Fahrt auf. Die Gründe sind vielfältig, häufig spielen die Veränderungen<br />

in den Wertschöpfungsstrukturen der ‚großen Unternehmen‘<br />

eine Rolle: Immer häufiger fokussieren diese auf eine Integrationsstrategie,<br />

das heißt sie verlagern ihre Systementwicklungsaktivitäten<br />

zu kleineren Unternehmen. Dadurch kommt den wohlstrukturierten<br />

Prozessen des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s eine besondere Rolle<br />

zu, da sie in besonderer Weise im Zusammenspiel mit Partnern ihre<br />

Wirkung entfalten. Gleichzeitig sind aber viele Ansätze zu umfangreich<br />

oder unflexibel, um die Anforderungen kleinerer Unternehmen<br />

zu treffen. Deshalb werden sie auch nur ungern von KMU eingesetzt.<br />

Hier setzt die ISOIIEC 29110 ‚<strong>Systems</strong> and Software Life Cycle Profiles<br />

and Guidelines for Very Small Entities (VSEs)‘ an – ein Ansatz, der<br />

durch INCOSE mitgestaltet wird. Nachdem zunächst das Thema<br />

Softwareentwicklung adressiert wurde, liegt jetzt ein Schwerpunkt<br />

Deployment Packages der ISO/IEC 29110<br />

Interface<br />

Management<br />

Project<br />

Management<br />

Verification<br />

& Validation<br />

Functional<br />

& Physical<br />

Architecture<br />

Integration<br />

Product<br />

Deployment<br />

„In erster Linie geht es um Kommunikation“ – das war der<br />

Titel der Titelstory der ersten Ausgabe der develop 3<br />

systems engineering, die zur SPS IPC Drives 2014<br />

erschien. Tatsächlich wird die Bedeutung von Kommunikation<br />

in Projekten häufig unterschätzt. Projekte sind heute<br />

höchst interdisziplinär und im Regelfall über Zeitzonen,<br />

Kulturkreise und Sprachräume verteilt. Die präzise und<br />

konsistente Verwendung von Begriffen wird somit zur<br />

Schlüsselkompetenz. Eine der ersten Aufgaben des <strong>Systems</strong><br />

Engineers im Projekt ist deshalb die Schaffung eines<br />

Vokabulars, das eine eindeutige Kommunikation fördert.<br />

Zur Unterstützung dieser Aufgabe veröffentlichen wir in<br />

enger Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für <strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong> (GfSE) e.V. in jeder Ausgabe der develop 3<br />

systems engineering Definitionen zu relevanten<br />

Begriffen des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s; Ausgangspunkt hierfür<br />

ist die deutsche Übersetzung V. 3.2.2 des Handbuchs<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> des International Council on <strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong> (INCOSE).<br />

Hinweis: Die hier vorgestellten Definitionen stellen wir<br />

bewusst zur Diskussion – wir freuen uns über Ihr Feedback<br />

dazu per Mail an:<br />

d3.redaktion@konradin.de<br />

auf der Entwicklung der ‚Deployment Packages‘ für den Bereich<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>. Die wesentlichen Ziele dabei waren:<br />

Auf Basis der ‚großen Schwester‘ ISO/IEC 15288 soll ein SE-Ansatz<br />

entwickelt werden, der bei Organisationen, Abteilungen oder<br />

Projekten bis etwa 25 Projektteilnehmern eine besondere Anwendbarkeit<br />

findet.<br />

‚Generische Profile‘ (siehe Kasten) sollen die Einführung erleichtern.<br />

Sie erlauben eine schrittweise Einführung in die SE-Prozesse,<br />

wobei die Auswahl des geeigneten Profils von der Fähigkeit<br />

der Organisation, der Größe und der Komplexität des Projekts bestimmt<br />

wird.<br />

Jedes generische Profil wird durch eine Reihe von Deployment Packages<br />

beschrieben (siehe Tabelle). Diese bieten eine im Umfang<br />

angepasste Beschreibung der Prozesse, Aktivitäten, Aufgaben, Arbeitsschritte,<br />

Rollen und zu erarbeitenden Produkte. Weiterhin werden<br />

Vorlagen und Beispiele zur Verfügung gestellt.<br />

Insgesamt besteht die ISO/IEC 29110 aus 5 Teilen (Parts, siehe Tabelle),<br />

wobei nur der Teil 4 als ‚Standard‘ eingestuft ist. Die Deployment<br />

Packages – insgesamt etwa 40 Einzeldokumente – sind dem<br />

Teil 5 der ISO/IEC 29110 ‚Management und <strong>Engineering</strong> Anleitung‘<br />

zugeordnet. Dieser Teil wird aktuell durch das Deutsche Institut für<br />

Normung (DIN) unter Mitarbeit von GfSE-Mitgliedern ins Deutsche<br />

übersetzt – ab Herbst 2015 ist mit einer ersten Fassung zur rechnen.<br />

Requirements<br />

<strong>Engineering</strong><br />

Configuration<br />

Management<br />

Self-<br />

Assessment<br />

Quelle: GfSE<br />

Die Autoren:<br />

Christian Tschirner ist Bereichsleiter Kommunikation & Veranstaltungen<br />

der GfSE, Sascha Ackva ist Mitglied des Vorstands der Gesellschaft<br />

für <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (GfSE)<br />

deve lo p 3 systems engineering 02 2015 31


METHODEN METHODEN<br />

SERIE<br />

SERIE<br />

Der Blick aufs Ganze: Mittels<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> steht dem<br />

Konstrukteur eine neue Konstruktionsmethodik<br />

zur Verfügung<br />

Bilder: it’s OWL<br />

Teil 1: it´s OWL-Querschnittsprojekt <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> – Intelligenz in die Maschine bringen<br />

Intelligente Maschinen<br />

erfordern neue Konstruktionsmethodik<br />

Wenn – wie Industrie 4.0 es fordert – Intelligenz in die Maschine kommt, sind neue Arten der Konstruktionsmethodik<br />

gefragt. Und wenn Maschinen und ihre Funktionen zunehmend vernetzt werden,<br />

liegt es auf der Hand, auch die einzelnen Gewerke der Maschinenkonstruktion besser zu vernetzen.<br />

Dieses Ziel verfolgt das it´s OWL-Querschnittsprojekt ‚<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>‘, in dem die<br />

Methode des ‚Modell-basierten <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>‘ – kurz MBSE – weiterentwickelt und für die<br />

Praxis nutzbar gemacht wird.<br />

Plakativ formuliert, verfolgt it´s OWL das Ziel, Intelligenz in Maschinen<br />

und Anlagen zu bringen. Diese Intelligenz muss folglich<br />

in die Maschinen ‚hineinkonstruiert‘ werden – und dazu bedarf<br />

es neuer Ansätze der Konstruktionsmethodik. Ein Blick auf die aktuelle<br />

Vorgehensweise bei der Konstruktion von Maschinen und Anlagen<br />

zeigt:<br />

Die einzelnen Gewerke werden (noch) Schritt für Schritt und unabhängig<br />

voneinander entwickelt. Das kostet vergleichsweise viel<br />

Zeit, weil die einzelnen Gewerke nur begrenzt synchron arbeiten<br />

können.<br />

Darüber hinaus führt die herkömmliche sequentielle Konstruktion<br />

zu ‚suboptimalen‘ Ergebnissen, weil die Optimierungspotenziale<br />

aus der Kombination verschiedener Gewerke nicht annähernd<br />

vollständig ausgeschöpft werden können.<br />

Wunsch: Ein integrierter,<br />

durchgängiger Entwicklungsprozess<br />

Die Konsequenz daraus: Um intelligentere und effizientere Maschinen<br />

zur Serienreife zu bringen, muss die Konstruktionsarbeit, müssen<br />

die einzelnen Gewerke besser vernetzt und integriert werden.<br />

Genau das ist der Ansatz des ‚Modellbasierten <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s‘<br />

(englisch: Model Based <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>; kurz MBSE).<br />

Der gesamte Entwicklungsprozess wird hier durch ein Systemmodell<br />

begleitet, in dem alle Schlüsselanforderungen an das zu konstruierende<br />

Produkt bereits zu Beginn festgeschrieben worden sind.<br />

Dieses Modell ist und bleibt Grundlage für die Arbeit der einzelnen<br />

Konstruktionsdisziplinen – über den gesamten Entwicklungsprozess<br />

hinweg.<br />

Der Vorteil ist, dass alle am Prozess Beteiligten stets auf dieses Systemmodell<br />

und somit auf einen einheitlichen Projektstatus zurückgreifen<br />

können. Das gilt insbesondere für die Konstrukteure der einzelnen<br />

Gewerke, die üblicherweise autark mit jeweils spezifischen<br />

CAE-Werkzeugen arbeiten. Es gilt aber auch für die anderen ‚Stakeholder‘<br />

des Prozesses wie etwa Einkäufer, Produktionsplaner, Sicherheitsexperten<br />

und letztlich den Anwender der Maschine.<br />

Nicht zu unterschätzen ist der Nutzen von MBSE im Hinblick auf die<br />

interdisziplinäre beziehungsweise gewerkeübergreifende Konstruktion<br />

nach dem Grundsatz: „Das Ganze (System) ist mehr als die<br />

Summe seiner Teile.“ So kann das Modell-basierte <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

etwa zu neuen Produkteigenschaften führen und eine deutlich<br />

optimierte Maschinenkonstruktion zur Folge haben.<br />

32 develop 3 systems engineering 02 2015


SERIE<br />

SERIE<br />

SERIE<br />

Hintergrund<br />

INFO<br />

Verschiedene Gewerke – ein gemeinsames Systemmodell<br />

als Grundlage für die gesamte Entwicklungsarbeit: Das ist<br />

ein Grundsatz des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s<br />

Im Technologie-Netzwerk it‘s OWL – Intelligente Technische Systeme<br />

OstWestfalenLippe – entwickeln über 170 Unternehmen<br />

und Forschungseinrichtungen in 46 Projekten gemeinsam Lösungen<br />

für intelligente Produkte und Produktionssysteme. Das Spektrum<br />

reicht von intelligenten Automatisierungs- und Antriebslösungen<br />

über Maschinen, Fahrzeuge und Hausgeräte bis zu vernetzten<br />

Produktionsanlagen. Über ein innovatives Transferkonzept<br />

werden neue Technologien für eine Vielzahl von – insbesondere<br />

kleinen und mittelständischen – Unternehmen verfügbar<br />

gemacht. Ausgezeichnet im Spitzencluster-Wettbewerb des<br />

Bundesministeriums für Bildung und Forschung<br />

gilt it´s OWL als eine der größten Initiativen für<br />

Industrie 4.0 in Deutschland.<br />

www.its-owl.de<br />

Für mechatronische Systeme<br />

ist die Methodik des Modellbasierten<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s<br />

(MBSE) besonders geeignet<br />

Nutzung über den<br />

gesamten Produktlebenszyklus der Maschine<br />

Ein weiterer Vorteil des MBSE: Das Systemmodell, das mit dem<br />

Konstruktionsfortschritt ‚wächst‘, kann auch für die Dokumentation<br />

und Instandhaltung, das heißt über den gesamten Produktlebenszyklus<br />

der Maschine, genutzt werden. Alle Revisionsstände werden<br />

ebenfalls dokumentiert, so dass auch während des Maschinenbetriebs<br />

stets ein aktuelles Modell der Maschine zur Verfügung<br />

steht.<br />

In der Luft- und Raumfahrttechnik sind Entwicklung und Konstruktion<br />

von komplexen Systemen mit MSBE bereits bewährt. Nun wird<br />

der Ansatz mit Nachdruck auch auf andere Bereiche wie den Maschinen-<br />

und Anlagenbau übertragen. Diese Aufgabe verfolgt das<br />

Querschnittsprojekt ‚<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>‘ von it‘s OWL. Partner<br />

dieses Projektes sind die Fraunhofer-Projektgruppe Entwurfstechnik<br />

Mechatronik in Paderborn sowie sechs weitere Forschungsinstitute<br />

in OWL.<br />

„Das Ganze (System) ist mehr<br />

als die Summe seiner Teile.“<br />

Ganz konkret erarbeiten die Partner ein Instrumentarium für die<br />

fachdisziplinübergreifende Entwicklung intelligenter Produkte und<br />

Produktionssysteme. Zu den Disziplinen, deren Entwurfsaktivitäten<br />

im System abgebildet werden, gehören der Maschinenbau (Mechanik),<br />

die Elektrotechnik, die Software-Entwicklung und die Regelungstechnik.<br />

Auf dieser Grundlage werden Methoden zur Sicherung der Vereinbarkeit<br />

unterschiedlicher Modelle entlang der gesamten Produkt -<br />

entstehung erarbeitet. Modellbasierte Synthese- und Analysemethoden,<br />

wie zum Beispiel Fehlerbaum- und Risikoanalyse, sichern<br />

die spezifizierten Systemeigenschaften. Leitfäden, Werkzeuge und<br />

ein Wissenscluster bieten den Unternehmen dazu praxisnahe Unterstützung.<br />

Technologietransfer in verschiedene Branchen<br />

Die Ergebnisse werden von den Clusterunternehmen validiert und in<br />

Projekten eingesetzt, zum Beispiel bei der Entwicklung eines intelligenten<br />

Kfz-Scheinwerfers oder bei der intelligenten Verarbeitung<br />

von Großbauteilen.<br />

Die bisherigen Projektergebnisse zeigen: <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> und<br />

Model Based <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> ermöglichen es, mechatronische<br />

Systeme effizient und effektiv zu entwickeln. Entwicklungszeiten<br />

werden verkürzt, Abstimmungsbedarfe und nachträgliche<br />

Änderungen entfallen und die Produktqualität steigt – mit dem Ergebnis,<br />

dass sich die Wettbewerbsfähigkeit der teilnehmenden Unternehmen<br />

verbessert.<br />

co<br />

Die Autoren:<br />

Dr.-Ing. Roman Dumitrescu, Geschäftsführer it´s OWL Clustermanagement<br />

GmbH und Leiter Produktentstehung der Fraunhofer-<br />

Projektgruppe Entwurfstechnik Mechatronik; M. Sc. Martin Rabe,<br />

Wiss. Mitarbeiter der Fraunhofer-Projektgruppe Entwurfstechnik<br />

Mechatronik<br />

Hinweis zur Serie:<br />

Das Spektrum der Unternehmen, die an der Erprobung dieser innovativen Konstruk -<br />

tionsmethodik interessiert sind, ist weit gefächert. In den folgenden Ausgaben der<br />

develop 3 systems engineering werden im Rahmen dieser Serie einzelne Transferprojekte<br />

des ‚<strong>Systems</strong>-<strong>Engineering</strong>-Querschnittsprojektes‘ vorgestellt.<br />

deve lo p 3 systems engineering 02 2015 33


METHODEN<br />

BIG DATA / KOMMUNIKATION<br />

Bilder: FP7-Project IMPEx/IWF<br />

Erste Anwendungen des IMPEx-Portals<br />

erlauben detaillierte Vergleiche von Daten<br />

der Weltraummissionen Venus Express<br />

(ESA) und Messenger (NASA) mit<br />

bereits existierenden Modellen. Auch für<br />

die berühmte Rosetta-Mission werden in<br />

naher Zukunft Vergleiche zwischen Simulations-<br />

und Messdaten möglich sein<br />

Das neu entwickelte System mit dem Namen<br />

IMPEx (Integrated Medium for Planetary Exploration)<br />

hilft Wissenschaftlern, komplexe<br />

Messdaten besser zu verstehen, Lücken in<br />

den Messungen mit Simulationsdaten aufzufüllen<br />

und Simulationen besser mit tatsächlichen<br />

Beobachtungen zu vergleichen<br />

Europäisches Team entwickelt universelle ‚Sprache‘ für Weltraumforschung<br />

Messungen und Theorie<br />

lassen sich leichter vergleichen<br />

Einem Konsortium aus europäischen Wissenschaftlern ist es gelungen, eine gemeinsame Informationsdrehscheibe<br />

zu entwickeln, um Daten aus verschiedenen Weltraummissionen vergleichbar zu<br />

machen. Unterschiedliche Datenverarbeitungsstandards einzelner Missionen erschwerten das bislang.<br />

Nun ist es möglich, Messdaten mit Daten, die aus theoretischen Modellen gewonnen wurden,<br />

zu vergleichen – unabhängig von den verwendeten Datenprotokollen. Exemplarisch wird daran<br />

deutlich, wie sinnvoll es ist, eine ‚gemeinsame‘ Sprache zu sprechen.<br />

Weltraummissionen sind ein bisschen wie Smartphones – es<br />

existiert eine Vielzahl an Standards für die Datenverarbeitung.<br />

Aufgrund der enormen Komplexität von Weltraummissionen<br />

kommen bei deren Instrumenten und Geräten meist Einzelanfertigungen<br />

zum Einsatz. Auch die Datenerfassung und Auswertung<br />

folgt in der Regel den proprietären Standards der jeweiligen Mission.<br />

Der Nachteil: Austausch und Vergleich von Messdaten zwischen<br />

verschiedenen Missionen und den meist von Drittinstituten<br />

entwickelten theoretischen Modellen sind praktisch unmöglich.<br />

Doch es gibt bereits eine Anzahl an Initiativen, die versuchen, diese<br />

Diversität zu überbrücken, indem sie Standards für bestimmte Bereiche<br />

der Physik definieren. Das EU-Konsortium IMPEx (Integrated<br />

Medium for Planetary Exploration) leistet hier einen signifikanten<br />

Beitrag im Hinblick auf modellierte Daten durch die Erweiterung des<br />

Datenmodells SPASE (Space Physics Archive Search and Extract).<br />

Das Team des FP7-Projects IMPEx konnte durch die Einführung des<br />

IMPEx-Portals, dem Benutzer-Front-end des IMPEx-Protokolls, einen<br />

gebündelten Zugang zu einer beeindruckenden Sammlung an<br />

Funktionalitäten und Werkzeugen bereitstellen, um die Arbeit mit<br />

verschiedensten Mess- und Modellierungsdaten aus dem Bereich<br />

der Plasmaphysik zu ermöglichen.<br />

Werkzeugkiste für Weltraumforscher<br />

Projekt-Koordinator und Senior-Wissenschaftler Dr. Maxim Khodachenko<br />

vom Institut für Weltraumforschung (IWF, Graz) der Österreichischen<br />

Akademie der Wissenschaften kommentiert diesen Erfolg<br />

folgendermaßen: „Das IMPEx-Portal bietet Werkzeuge für die<br />

Visualisierung und Analyse von Datensätzen verschiedener Weltraummissionen.<br />

Zusätzlich sind mehrere Simulations-Datenbanken<br />

in das System integriert.“ Und in der Tat, die Möglichkeiten des IM-<br />

PEx-Portals sind beeindruckend. So bietet es Zugriff auf eine Vielzahl<br />

an Messdaten sowie Simulationsläufe des Magnetfeldes und der<br />

Plasmaumgebung verschiedener Monde und Kometen des Sonnensystems,<br />

die auch Ziele mehrerer vergangener, aktueller und zukünftiger<br />

europäischer und internationaler Weltraummissionen waren<br />

und sind. Internetdienste (Web Services), die vom Modellierungs-<br />

34 develop 3 systems engineering 02 2015


BIG DATA / KOMMUNIKATION<br />

METHODEN<br />

Kontakt<br />

INFO<br />

Space Research Institute (IWF)<br />

of the Austrian Academy of Sciences<br />

Graz<br />

Maxim Khodachenko<br />

Tel. +43 (0)316/4120-661<br />

maxim.khodachenko@oeaw.ac.at<br />

http://impex-fp7.oeaw.ac.at<br />

Vergleich der Observationsdaten<br />

des Magnetfeldes, gemessen im<br />

Rahmen der Venus Express Mission,<br />

mit einem speziellen Simulationsmodell<br />

für Magnetosphären<br />

sektor von IMPEx unterstützt werden, erlauben die Reproduktion<br />

der Magnetfelder sowie der Plasmaumgebungen verschiedener<br />

Planeten. Jederzeit abrufbar und zum Teil sogar in Echtzeit.<br />

Ausgangspunkt für die Datenverarbeitung im IMPEx-Portal ist das<br />

Tool CDPP-AMDA (Automated Multi-Dataset Analysis). AMDA ermöglicht<br />

eine effektive Verarbeitung von Daten durch Zugriff auf<br />

einfach zu benutzende Funktionen zur Datenauswertung. Die webbasierte<br />

Applikation ist auf die Analyse und Visualisierung von<br />

Mess- und Simulationsdaten spezialisiert – der Schwerpunkt liegt<br />

dabei auf Weltraumplasmaphysik. Ein weiteres Werkzeug mit Zugriff<br />

auf IMPEx ist CDPP 3DView. Mit seinen umfangreichen Funktionen<br />

im Bereich der 3D-Visualisierung erlaubt es die Darstellung<br />

von Raumschiff-Trajektorien und Planetenbewegungen sowie die<br />

wissenschaftliche Repräsentation von Mess- und Simulationsdaten.<br />

Tatsächlich sind alle IMPEx-Datenbanken auch direkt in 3DView verfügbar,<br />

wodurch eine interaktive Kombination aus Raumschiff-Orbits<br />

und entsprechenden Messungen vor Ort möglich wird.<br />

Unlängst lieferte 3DView bereits beeindruckende Ergebnisse, als<br />

Observationsdaten des Magnetfeldes, gemessen im Rahmen der<br />

Venus Express Mission, mit einem speziellen Simulationsmodell für<br />

Magnetosphären verglichen wurden. Dieser Vergleich zeigt die<br />

weitreichenden Möglichkeiten des IMPEx-Protokolls auf. Der Projekt-Partner<br />

FMI (Finnish Meteorological Institute) entwickelte eine<br />

Datenbank für hybride Modelle, die Simulationen der Magnetfeldumgebung<br />

der Venus erlaubt. Einige davon wurden mithilfe des IM-<br />

PEx-Portals und seiner Tools weiter verarbeitet. So wurde ein Simulationslauf<br />

entlang der Trajektorie des Venus Express Orbiters interpoliert,<br />

um die Messdaten mit der Modellierung zu vergleichen.<br />

Letztlich konnten beide Datensätze – die Messungen und die Simulation<br />

– direkt am Orbit von Venus Express visualisiert werden. Ein<br />

ähnlicher Vergleich wurde auch mit von Messenger gemessenen<br />

Magnetfelddaten des Merkur durchgeführt.<br />

„Die Möglichkeit, komplexe Simulationen mit Messungen direkt vor<br />

Ort in einem einzigen Analysewerkzeug zu kombinieren, ist eine der<br />

größten Errungenschaften von IMPEx“, betont Vincent Génot,<br />

hauptverantwortlicher Wissenschaftler des IMPEx-Projekts von<br />

CNRS/IRAP. „Bald wird das System auch Vergleiche von Messdaten<br />

der Rosetta-Mission mit Simulationen der Umgebung des Kometen<br />

erlauben.“ Das werde einen großen Beitrag dazu leisten, die Bausteine<br />

des jungen Sonnensystems besser zu verstehen. „Das IM-<br />

PEx-System wird die Forschung auf dem Gebiet der Plasma- und<br />

Magnetfeldumgebungen erleichtern und weiter verbreiten, und<br />

zwar nicht nur von ‚Tschury‘, Venus und Merkur, sondern auch von<br />

weiteren Objekten im Sonnensystem. Von Mars zum Beispiel, von<br />

Jupiter, Saturn und schließlich auch der Erde selbst.“<br />

Das erfolgreiche Konsortium, das neben dem IWF und FMI auch aus<br />

den französischen Partnern CNRS/IRAP und CNRS/LATMOS sowie<br />

dem russischen Partner SINP-MSU besteht, ruht sich indes aber keinesfalls<br />

auf den wissenschaftlichen Lorbeeren aus, sondern<br />

schmiedet bereits Pläne, IMPEx in die Wolken zu heben. „Wir würden<br />

die Idee von IMPEx sehr gerne durch Cloud-Ressourcen und<br />

Big-Data-Dienstleistungen weiterentwickeln beziehungsweise<br />

komplettieren“, erläutert Tarek Al-Ubaidi, Projektmanager und technischer<br />

Experte. „Vor allem die Durchführung von Modellrechnungen<br />

in der Cloud wäre für die wissenschaftliche Gemeinde von großem<br />

Vorteil. Wir würden das Konzept gerne mit einer noch flexibleren<br />

Architektur, umfassendem Zugriff auf Archive für Messdaten<br />

und ausgefeilte Technologien zur Datenverarbeitung und Analyse<br />

kombinieren. Wir haben diesbezüglich bereits mehrere Projektvorschläge<br />

unterbreitet und hoffen, dass wir die Möglichkeit erhalten,<br />

diese umzusetzen – Daumen drücken!“<br />

co<br />

Text: PR&D – Public Relations für Forschung & Bildung, Wien<br />

The FP7-Project IMPEx (Integrated Medium for Planetary Exploration) is supported by<br />

the European Union Grant agreement number 262863.<br />

deve lo p 3 systems engineering 02 2015 35


TOOLS<br />

TITELSTORY<br />

Mechanik und Elektronik wachsen zusammen<br />

Ganzheitliches<br />

<strong>Engineering</strong> als Ziel<br />

Mit dem SolutionCenter bietet Bachmann electronic eine Software-Komplettlösung<br />

für Automatisierer, die aktuell alle Aspekte des <strong>Engineering</strong>-Prozesses von der Konfiguration<br />

über die Programmierung, den Test und die Inbetriebnahme bis hin zur<br />

Visua lisierung und Wartung abdeckt. Um aber die Herausforderungen der Zukunft<br />

zu bewältigen, wird das Unternehmen seine Tools weiterentwickeln. Die Idee dabei<br />

ist, die vielen IT-spezifischen Funktionalitäten, die heute bereits intern genutzt<br />

werden, auch den Maschinen-Konstrukteuren zur Verfügung zu stellen. Mit dem<br />

Ziel einer ganzheitlichen Software für den mechatronischen Ansatz hat man im<br />

Unter nehmen weit in die Zukunft gedacht.<br />

36 develop 3 systems engineering 02 2015


TITELSTORY<br />

TOOLS<br />

Georg Scharf ist bei Bachmann electronic in Feldkirch/A Produktmanager<br />

<strong>Engineering</strong>/Programming & Runtime. Er sammelte<br />

jahrelange Erfahrung als technischer Leiter eines Anlagenbauunternehmens.<br />

Auf der Basis dieser Erfahrungen aus Maschinenbau<br />

und <strong>Engineering</strong> hat er viele Ideen gesammelt, die er in die<br />

Software-Entwicklungen bei Bachmann electronic einbringt.<br />

Die Zukunft gehört dem mechatronischen Ansatz<br />

Dabei ist er sich sicher, dass der Maschinenbau, „so wie wir ihn heute<br />

kennen, in Zukunft anders sein wird“. Der Aufbau einfacher Anlagen-Steuerungen<br />

mittels IOs, Sensoren und Antrieben wird zwar<br />

weiterhin erforderlich sein, gleichzeitig aber an Bedeutung verlieren.<br />

Die Zukunft gehört vielmehr dem mechatronischen Ansatz sowie<br />

mechatronisch definierter Komponenten, bestehend aus einer Kombination<br />

der verschiedenen <strong>Engineering</strong>-Disziplinen. Solche Einheiten<br />

lassen sich dann zu einer kompletten Anlage kombinieren. An einem<br />

Beispiel aus seinem Erfahrungsbereich verdeutlicht er das: Eine<br />

Presse stellt die Anlage bzw. die übergeordnete Einheit dar, der<br />

Vorschub ist eine untergeordnete Einheit und die Beölung der zu<br />

pressenden Bleche eine Funktion innerhalb des Vorschubs. Bevor<br />

die Bleche beölt werden können, müssen sie entstapelt werden.<br />

Diese Entstapel-Einheit stellt eine mechatronische Einheit dar; also<br />

eine Kombination aus Mechanik, Elektrotechnik und Elektronik. Viele<br />

Hersteller im klassischen Maschinenbau sind dazu übergegangen,<br />

ihre Anlagen aus solchen mechatronischen Einheiten zu bilden.<br />

Erforderlich ist dazu jedoch, die Grenzen zwischen den klassischen<br />

<strong>Engineering</strong>-Disziplinen Mechanik-Konstruktion, Fluidtechnik,<br />

Automatisierung und Softwareentwicklung aufzulösen und einen<br />

ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen.<br />

Deshalb besteht laut Georg Scharf ein wesentlicher Schritt darin, die<br />

bestehenden Anlagen in mechatronische Einheiten und Untereinheiten<br />

zu gliedern, um so auch zusätzliche Funktionalitäten externer<br />

Komponenten einbinden zu können. „Für solche Aufgaben werden<br />

wir bei Bachmann unser <strong>Engineering</strong> permanent weiterentwickeln.“<br />

Als aktuelle Software-Komplettlösung deckt das SolutionCenter alle<br />

Aspekte des <strong>Engineering</strong>-Prozesses ab – Konfiguration, Programmierung,<br />

Regelung, Bewegung, Kommunikation, Sicherheit, webbasierte<br />

Visualisierung sowie Test und Inbetriebnahme. Diese Softwareumgebung<br />

basiert auf Eclipse, die ein modulares Plug-In-Konzept<br />

zur Verfügung stellt. Die Tools sind optimal auf die Geräte und<br />

Systeme des Herstellers abgestimmt, sie bieten jedoch auch umfangreiche<br />

Möglichkeiten bei der Einbindung benutzerspezifischer<br />

Funktionalitäten und sind so die Basis für weitere Entwicklungen.<br />

Echtzeit-Betriebssystem als Basis<br />

Mit dem SolutionCenter wird auch die Steuerung M1 programmiert.<br />

Deren Softwarestruktur basiert nach Auskunft des Produktmanagers<br />

auf VxWorks. Darüber befindet sich M-Sys als weiterer Layer,<br />

der einen Datenaustausch-Mechanismus (SVI/SMI) zur Verfügung<br />

stellt, der wiederum auf einem RPC-Protokoll basiert. Über SVI werden<br />

Variablen zwischen Software-Modulen ausgetauscht. Die<br />

Schnittstelle stellt ebenfalls die Möglichkeit zur Verfügung, Funktio-<br />

Bilder: Bachmann electronic<br />

Industrie 4.0 ist weniger eine technische<br />

Herausforderung, „die eigentlichen<br />

Anforderungen liegen darin, das<br />

<strong>Engineering</strong> zu beherrschen“<br />

deve lo p 3 systems engineering 02 2015 37


TOOLS<br />

TITELSTORY<br />

Das SolutionCenter bietet<br />

intelligente Softwaretools<br />

für die Automatisierung<br />

nen im Kontext eines anderen SW-Modules auszuführen. Aus solchen<br />

Modulen setzten sich dann die Steuerungslösungen zusammen.<br />

Ein Softwaremodul kann wiederum aus beliebig vielen Tasks<br />

bestehen, wobei jeder dieser Tasks in jeder beliebigen Sprache programmiert<br />

werden kann. Bachmann stellt standardmäßig Entwicklungsumgebungen<br />

für die Programmiersprachen C, C++, IEC61131<br />

und MatLab-Simulink zur Verfügung.<br />

Georg Scharf erläutert die Vorteile: „Jedes dieser Softwaremodule<br />

ist für sich eigenständig und hat eine Konfigurationsschnittstelle,<br />

über die es in der Gesamtlösung konfiguriert werden kann. Damit ist<br />

der Maschinenbauer in der Lage, auch komplexe Systeme zusammenzustellen.<br />

Er kann sich solche Software-Module in den verschiedenen<br />

Abteilungen des Unternehmens schreiben lassen und muss<br />

auch gar nicht wissen, wie die Funktionalität dieser SW-Module umgesetzt<br />

wurde; er muss sie lediglich konfigurieren können und die<br />

Definitionen der Schnittstellen kennen.“<br />

Integrierte Software-Module<br />

Das SolutionCenter stellt beispielsweise ein Oszilloskop zur Verfügung,<br />

das komplett als Softwaremodul realisiert wurde und das<br />

der Anwender jederzeit in seine Lösung einbinden kann. Mit ihm lassen<br />

sich Variablen aufzeichnen, um sie auf diesem Oszilloskop-Modul<br />

anzeigen zu können. Diese Daten lassen sich ohne Aufwand zurücklesen<br />

und mit eigenen Tools weiterverarbeiten. Wird eine solche<br />

Funktion mehrmals benötigt, muss das Software-Modul lediglich<br />

entsprechend oft gestartet werden. Die Zahl parallel gestarteter<br />

Tasks/Software-Module ist nur von der Leistung der CPU abhängig.<br />

Ein weiterer Schritt beruht laut Scharf darauf, die etablierten IT-Technologien<br />

noch stärker zu nutzen. Das SolutionCenter basiert auf der<br />

Open-Source-Entwicklungsumgebung Eclipse, die in der IT- sowie<br />

in der Embedded-Welt weit verbreitet ist. „Mit dieser Entwicklungsumgebung<br />

können wir bei Bachmann alle Möglichkeiten nutzen, die<br />

die IT-Welt bietet“. Mit dem gewählten Plug-In-Konzept lassen sich<br />

alle IT-Technologien einbinden und problemlos nutzen. „Wird eine<br />

Software-Komponente benötigt, kann diese leicht vom Eclipse-Market-Place<br />

geladen und eingebunden werden.“ Ein Beispiel für den<br />

Einsatz solcher IT-Technologien ist XText. Damit ist es möglich, eine<br />

anwendungsspezifische Sprache zu erstellen, damit in der für die<br />

Domäne spezifischen Art und Weise programmiert werden kann. So<br />

sind Entwickler in der Lage, eine Sprache zu entwickeln, mit der die<br />

Funktionen einzelner Maschinen-Komponenten detailliert beschrieben<br />

und der erforderliche Code für die Steuerungsprogrammierung<br />

erzeugt werden kann.<br />

Ob der Maschinenkonstrukteur letztendlich in der Lage ist, diese<br />

komplexe, IT-lastige Thematik zu beherrschen, bezweifelt der Softwareexperte:<br />

„Wir unterstützen unsere Kunden deshalb aktiv bei der<br />

Nutzung dieser Technologien. Aus diesen Erfahrungen heraus opti-<br />

IT-gestütztes <strong>Engineering</strong><br />

INFO<br />

Ziel ist es, den Modul-Begriff im <strong>Engineering</strong>-Kontext so zu erweitern,<br />

dass er auf alle Gewerke übertragen werden kann und<br />

ein ganzheitliches modul- und modell-basierendes <strong>Engineering</strong><br />

ermöglicht. Für die erstellten Module müssen Schnittstellen und<br />

Funktionalitäten definiert werden; der Ersteller eines Modules<br />

kennt die Grenzen der Parameter und Funktionalitäten.<br />

Eigenschaften von Komponenten<br />

Komponenten müssen unabhängig voneinander entwickelt<br />

werden können<br />

Funktionalität muss skalierbar und konfigurierbar sein<br />

Wiederverwendbarkeit/Mehrfachaufrufe<br />

Einfache Kommunikation zwischen den Komponenten<br />

SW-Komponenten-/SW-Modul-Konzept<br />

Bachmann stellt eine Plattform zur Verfügung, auf der SW-<br />

Module über eine einheitliche Schnittstelle miteinander<br />

kommunizieren können<br />

SW-Komponenten<br />

Komponenten sind getestete und kompilierte SW-Module<br />

Diese Module können im Nachhinein konfiguriert werden<br />

Die SW-Module können anschließend verschaltet werden<br />

38 develop 3 systems engineering 02 2015


TITELSTORY<br />

TOOLS<br />

SCHNITTSTELLEN<br />

KONTAKT<br />

INFO<br />

Ingenieure definieren<br />

die<br />

Schnittstellen,<br />

über die ganz<br />

einfach kommuniziert<br />

werden kann<br />

Bachmann electronic GmbH<br />

Kreuzäckerweg 33<br />

6800 Feldkirch/A<br />

Tel.: +43 55 22 / 34 97-0<br />

info@bachmann.info<br />

www.bachmann.info<br />

Mit den zunehmend größer werdenden Anlagen und der<br />

Einführung von neuen Technologien wächst auch die<br />

Komplexität der Betriebsführungsprogramme. Das Paradigma<br />

des globalisierten Zeitalters lautet: „Mit besseren<br />

Lösungen schneller am Markt sein.“<br />

mieren wir unsere Tools weiter.“ Schon heute nutzen Kunden die<br />

Möglichkeit, die Steuerung über Standard-Schnittstellen wie FTP zu<br />

starten. Dabei wird die Maschinenkonfiguration im ERP erstellt oder<br />

hinterlegt. Vom ERP wird dann ein Skript aufgerufen, das die entsprechenden<br />

Dateien auf die Steuerung kopiert. Die Erstellung der<br />

Steuerungs-Software kann auf diese Weise automatisiert werden.<br />

Den konventionellen Workflow ändern<br />

Noch immer ist es weit verbreitet, für eine neue Anlage zuerst die<br />

Teile zu beschaffen, sie dann zusammenzubauen und erst dann die<br />

Software zu schreiben. „Das ist leider Realität“, klagt der Produktmanager:<br />

„dem Softwareentwickler kommt dann meist die Aufgabe<br />

zu, verlorene Zeit aufzuholen.“<br />

Da jedoch in der Praxis kaum eine Anlage komplett neu entwickelt<br />

wird, kommen in der Regel bestehende Bibliothekselemente zum<br />

Einsatz. Diese werden dann zu einem gesamten Programm zusammengestellt<br />

und als ein Softwaremodul auf die Steuerung kopiert.<br />

Jede Änderung an diesem Programm hat zur Folge, dass das gesamte<br />

Programm neu erstellt werden muss. Wird eine Anlage dagegen<br />

aus getesteten und kompilierten Softwaremodulen zusammengestellt,<br />

kann schon in der Projektierungsphase auf zuverlässige<br />

Funktionen zugegriffen werden. Der notwendige Test-Aufwand beschränkt<br />

sich bei diesen Software-Modulen auf den elektrischen<br />

Test. Somit ist nur noch der fehlende Anteil der Software zu programmieren.<br />

Die Tests können sich nun auf den neuen Teil der Funktionalität<br />

und die Gesamtfunktion beschränken. Zuvor haben Software-Programmierer<br />

und Ingenieure die erforderlichen IT- sowie die<br />

elektrischen und mechanischen Schnittstellen definiert. Anschließend<br />

kann einfach über diese Schnittstellen kommuniziert werden.<br />

Das ganzheitliche <strong>Engineering</strong> auch komplexer Anlagen wird so wesentlich<br />

vereinfacht.<br />

Industrie 4.0<br />

Steht der Begriff Industrie 4.0 im Raum, schlagen Techniker-Herzen<br />

höher. Doch sind die Ideen wirklich so einfach in die Praxis umzusetzen?<br />

Konzepte und Ideen sind zu komplex, meint Georg Scharf,<br />

als dass sie ein Konstrukteur in vollem Umfang überblicken könnte.<br />

„Die Entwicklung zu Industrie 4.0 wird kaum aufzuhalten sein,<br />

vom Beherrschen der Komplexität und der Leistungsfähigkeit des<br />

<strong>Engineering</strong>s wird der Erfolg von Industrie 4.0 abhängen. Dazu<br />

müssen alle Beteiligten schon heute beginnen, die damit verbundenen<br />

Konzepte und Technologien in die Welt zu bringen“, so der Produktmanager:<br />

„Nur mit wachsendem Know-how werden wir in der<br />

Lage sein, die komplexe Thematik zu beherrschen.“ Industrie 4.0 ist<br />

weniger eine technische Herausforderung, „die eigentlichen Anforderungen<br />

liegen darin, das <strong>Engineering</strong> zu beherrschen“.<br />

Die Konstruktionsabteilungen verändern<br />

Tools für die Entwicklung mechatronischer Komponenten sind das<br />

erklärte Ziel des Unternehmens. Georg Scharf erwartet, dass der<br />

Prozess noch viel Zeit in Anspruch nehmen wird: „Der nächste<br />

Schritt besteht darin, das <strong>Engineering</strong> weiter zu fassen, aus der<br />

Steuerungs-Ecke heraus zu führen hin zum ganzheitlichen, mechatronischen<br />

Ansatz. Ziel dabei ist, die Konstruktionsabteilungen<br />

für die Mechanik, E-Technik und die Software zu verändern und ein<br />

Tool zu schaffen, das den ganzheitlichen Ansatz unterstützt.“ Mithilfe<br />

des Application Lifecycle Managements sowie entsprechender<br />

Schnittstellen wird es möglich sein, auch mechanische Dimensionen<br />

von Schaltschränken zu berücksichtigen und das benötigte<br />

Kabel zu definieren, sodass die Lösung einwandfrei funktioniert.<br />

Mit der Idee eines ganzheitlichen <strong>Engineering</strong>s hat man bei Bachmann<br />

electronic weit in die Zukunft gedacht. Bei der Entwicklung<br />

einer solchen Lösung erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit Partnern<br />

aus dem Maschinenbau. Oft sind es kleinere Unternehmen,<br />

die früh erkannt haben, dass es in der Automatisierung so nicht<br />

weitergehen kann. Während größere Unternehmen realistische<br />

Chancen sehen, sowohl Produktion als Organisation weiter zu optimieren.<br />

Der Produktmanager blickt zurück: „Das in die Zukunft<br />

gerichtete Denken hat sich bei Bachmann electronic schon in der<br />

Vergangenheit bewährt, etwa bei der Einführung des Konzepts der<br />

Software-Module vor 15 Jahren, oder bei den einzelnen Komponenten<br />

des Steuerungssystems, die schon früh mit Ethernet<br />

ausgestattet wurden.“<br />

Andreas Gees, Stellvertretender Chefredakteur<br />

develop 3 systems engineering<br />

deve lo p 3 systems engineering 02 2015 39


TOOLS<br />

PLM<br />

Die Miramar-3D-Benutzeroberfläche<br />

erlaubt den einheitlichen Zugriff auf verteilt<br />

vorliegende Informationen<br />

Bilder: Fraunhofer IAO/Intel<br />

Offene Plattform zur Unterstützung des Produktlebenszyklusmanagements<br />

PLM speziell für KMU<br />

Während des Lebenszyklus eines Produkts von der ersten Idee bis zur Wiederverwertung fallen<br />

Daten und Informationen von vielen Beteiligten in verschiedenen Systemen an. Doch gerade kleine<br />

und mittelständische Unternehmen können die resultierende Komplexität kaum beherrschen und<br />

lassen daher Wettbewerbsvorteile ungenutzt.<br />

Zur Unterstützung aller Beteiligten im Laufe des Produktlebenszyklus<br />

existiert eine Vielzahl an IT-Systemen. Allerdings können<br />

vorhandene Daten und Informationen oft nur mit hohem Mehraufwand<br />

gewinnbringend genutzt werden. In der Initiative amePLM<br />

(advanced platform for manufacturing engineering and PLM) wird<br />

daher eine Lösung für kleinere produzierende Unternehmen erarbeitet.<br />

Sie besteht aus Referenzprozessen, einem Referenzdatenmodell<br />

sowie einer offenen Plattform zur Unterstützung der an der<br />

Produkt- und Produktionsentstehung Beteiligten. Die Referenzprozesse<br />

dienen als Ausgangspunkt und Orientierungshilfe zur Realisierung<br />

robuster firmenspezifischer Prozesse und entsprechender<br />

Workflows. Das Referenzdatenmodell ist in Form einer Ontologie<br />

definiert, so dass die Anpassung des allgemeinen Modells an firmenspezifische<br />

Gegebenheiten durch Spezialisierung der Elemente<br />

des Datenmodells einfach möglich ist. Das ontologiebasierte Datenmodell<br />

resultiert zunächst in einem gemeinsamen Vokabular für die<br />

notwendige kurze Konfigurationsphase und bildet dann eine einheitliche<br />

Sprache im Sinne einer Datenschnittstelle des offenen und<br />

möglicherweise verteilten Unterstützungssystems.<br />

Die Architektur der offenen Plattform erlaubt es den Anwendern,<br />

weiter ihre gewohnten Systeme zu nutzen oder neue Module einzusetzen<br />

und bei Bedarf auf die neuen Funktionalitäten der<br />

amePLM-Lösung zuzugreifen. Durch diesen Ansatz wird einerseits<br />

vermieden, das Rad neu zu erfinden und andererseits bleiben den<br />

Nutzern unnötige Investitionen und Schulungen erspart. Neben Modulen<br />

zur Unterstützung von <strong>Engineering</strong>-Aktivitäten wie Simulation<br />

und Optimierung bietet die amePLM-Lösung insbesondere eine<br />

grafische Benutzerschnittstelle für den einheitlichen Zugriff auf verteilt<br />

vorliegende Informationen aus verschiedenen Quellen (siehe<br />

Bild). Beispielhaft ist eine 3D-Oberfläche dargestellt, die allerdings<br />

problemlos gegen eine klassische 2D-Benutzerschnittstelle ausgetauscht<br />

werden kann. Über Workflow-Komponenten werden Anwender<br />

darüber hinaus durch die unternehmensspezifischen Prozesse<br />

geführt, so dass klar definierte Vorgehensweisen und Meilensteinkriterien<br />

eingehalten und dokumentiert werden können.<br />

Praxisbeispiele zeigen konkreten Nutzen<br />

Die Möglichkeiten, die sich dem Anwender der Plattform bieten, sollen<br />

anhand zweier unterschiedlicher Beispiele aus der Industrie verdeutlicht<br />

werden.<br />

Ein Pilotanwender der amePLM-Lösung ist Anbieter von Montagedienstleistungen<br />

für Telekommunikations- und Elektroniksysteme<br />

wie RF-Filtereinheiten und Kabelbäume. Eine besondere<br />

Herausforderung ist es, die Daten der verschiedenen Produkte<br />

und Produktvarianten zu handhaben. Werden Produkte, Einzelteile<br />

oder Konfigurationen geändert, ist es notwendig, die aus den<br />

Änderungen resultierenden Auswirkungen auf die Produktion zu<br />

identifizieren und die Arbeiter in der Montage über die Änderungen<br />

zu informieren. Änderungen werden üblicherweise mit einem<br />

neuen Auftrag des Kunden übermittelt, wobei aber auch später<br />

Folgeaufträge für bereits gefertigte Produkte erfolgen können. Die<br />

amePLM-Plattform unterstützt die Anwender hier dabei, herauszufinden,<br />

welche Aufträge gleiche oder geänderte Produkte betreffen.<br />

Vom Kunden wird das Produkt spezifiziert und gleichzeitig<br />

das Auftragslos angefordert. Dies ist der erste Schritt, bei dem die<br />

Lösung die Anwender im Unternehmen unterstützt, indem das In-<br />

40 develop 3 systems engineering 02 2015


PLM<br />

TOOLS<br />

Das Konzept von amePLM<br />

Erfahrungsaustausch<br />

für Entwickler<br />

INFO<br />

Bild: Fraunhofer IAO<br />

Das Faunhofer IAO ist Veranstalter<br />

des am 18. und<br />

19. Juni 2015 stattfindenden<br />

dritten Stuttgarter<br />

Symposiums für Produkt -<br />

enwicklung (SSP 2015).<br />

Details dazu erhalten Sie<br />

über den QR-Code und<br />

die Meldung auf S. 14 in<br />

dieser Ausgabe.<br />

www.iao.fraunhofer.de/vk235.html<br />

Übersicht über den Aufbau der advanced platform for manufacturing engineering and<br />

PLM (amePLM), die insbesondere KMU den Einsatz und damit den Einstieg in das<br />

Product Lifecycle Management erleichtern soll<br />

formationsmanagement auf der Grundlage des Referenzdatenmodells<br />

‚intelligenter‘ gestaltet wird. Der nächste Schritt ist die<br />

Prüfung, ob alle notwendigen Teile, Komponenten und Unterbaugruppen<br />

auf Lager sind. Hierfür wird kommerzielle Software eingesetzt,<br />

die durch eine lose Kopplung als weiteres Modul angedockt<br />

ist, ohne vollständig integriert zu sein. Das Workflow-Modul<br />

der Plattform unterstützt den Prozessablauf durch eine automatische<br />

Bestandsabfrage und Bestellung fehlender Teile. Da die interne<br />

Montageplanung mittels der Simulations- und Optimierungsmodule<br />

der amePLM-Plattform beschleunigt und verbessert<br />

wird, kann das Pilotunternehmen sogar neue Kunden gewinnen.<br />

Im Rahmen der Produktionsplanung und -steuerung können<br />

vom Produktionsleiter alle notwendigen Dateien direkt aufgerufen<br />

werden, so dass er nicht mehr manuell auf Netzlaufwerken<br />

nach relevanten Informationen suchen muss.<br />

Ein weiteres Pilotunternehmen ist ein Ingenieurdienstleister, der<br />

insbesondere in den Bereichen Produktentwicklung und Produktionsplanung<br />

aktiv ist. Haupteinsatzgebiet der Lösung ist in diesem<br />

Fall die Unterstützung von Planung und Aufbau eines neuen<br />

Motorenwerks eines Kunden des Dienstleisters. Komplexität und<br />

notwendige Zeit, ein solches Projekt auszuführen, sind als sehr<br />

hoch einzustufen. Der Fokus der Anwendung liegt deshalb in der<br />

Unterstützung der Akquise sowie der Konzept- beziehungsweise<br />

Grobplanungsphase. Um die Zeitspanne zur Angebotsabgabe<br />

deutlich zu verringern, muss der verantwortliche Ingenieur Zugriff<br />

auf alle wesentlichen, im Unternehmen zur Verfügung stehenden<br />

Informationen über frühere Projekte für den potenziellen Kunden<br />

haben. Hierbei ist es auch nützlich zu wissen, ob ähnliche Projekte<br />

oder Akquisen schon bei anderen Kunden durchgeführt wurden.<br />

Relevante Daten und Informationen im Unternehmen können<br />

über die Benutzerschnittstelle ermittelt werden. Unterstützt<br />

durch das Workflow-Modul ist die amePLM-Lösung dann in der<br />

Lage, auf Grundlage des Referenzdatenmodells und der gespeicherten<br />

Metadaten des Linked-Data-Ansatzes nach weiteren potenziell<br />

relevanten Informationen zu suchen und diese zeitgleich<br />

nebeneinander zu visualisieren. Eine weitere Funktionalität der<br />

amePLM-Lösung ist die Unterstützung von Gruppenentscheidungen<br />

durch ein GDSS-Modul (Group Decision Support System),<br />

mit dem die oftmals umständlichen und zeitintensiven Entscheidungsprozesse<br />

zwischen den beteiligten Firmen deutlich schneller<br />

und effizienter durchgeführt werden können.<br />

Im letzten Jahrzehnt machten mittelständische Unternehmen häufig<br />

schlechte Erfahrungen mit IT-Systemen aus dem Kontext PLM<br />

oder auch der Digitalen Fabrik. Die meisten verarbeitenden Kleinunternehmen<br />

nutzen die entsprechenden Systeme kaum oder gar<br />

nicht. Eine häufig anzutreffende Meinung ist, dass diese Systeme zu<br />

komplex, zu unpraktisch und zu teuer sind und dass damit die Nachteile<br />

des Systemeinsatzes die entsprechenden Vorteile überwiegen.<br />

Der Einsatz offener, ontologiebasierter Unterstützungssysteme wie<br />

der amePLM-Lösung mit ihren Referenzdatenmodellen, Anwendungsmodulen<br />

und der grafischen Benutzerschnittstelle bietet hier<br />

gute Erfolgsaussichten für kleine und mittelständische produzierende<br />

Unternehmen sowie Ingenieurdienstleister. Erfahrungen mit den<br />

Pilotunternehmen zeigen, dass unter Verwendung der entwickelten<br />

Lösung Zeiten, Aufwände und Kosten für Projekte in verschiedensten<br />

Bereichen des Produktlebenszyklus wesentlich reduziert werden<br />

können – und dies bei einfacher, intuitiver Bedienung und nie -<br />

drigen Investitions- und Schulungskosten.<br />

co<br />

www.ameplm.eu<br />

Die Autoren:<br />

Joachim Lentes ist Abteilungsleiter ‚Competence Team Digital <strong>Engineering</strong>‘<br />

am Fraunhofer IAO in Stuttgart, Nikolas Zimmermann ist<br />

Mitarbeiter am IAT der Universität Stuttgart und Holger Eckstein ist<br />

Mitarbeiter am Fraunhofer IAO in Stuttgart<br />

Hinweis:<br />

Die Initiative amePLM wird von der EU im Rahmen der FP7-Factories-of-the-Future-<br />

Initiative gefördert.<br />

deve lo p 3 systems engineering 02 2015 41


TOOLS<br />

FABRIKPLANUNG / CAD<br />

Bilder: Autodesk<br />

Prozess- und Datenanalyse ermöglichen übergreifende Fabrikplanung<br />

„Dem Flaschenhals in der Produktion<br />

frühzeitig auf der Spur“<br />

Die Factory Design Suite von Autodesk ist weit mehr als nur ein 3D-Tool zur Fertigungsplanung.<br />

Die mächtigsten Funktionen agieren dabei im Hintergrund um sicherzustellen, dass die geplanten<br />

Prozesse auch reibungslos funktionieren. In Zukunft soll es möglich werden, dass auch Änderungen<br />

im digitalen Fabriklayout sofort Aufschluss über die Effektivität der Prozesskette geben. Zudem<br />

lassen sich bestehende Anlagen oder Hallendetails millimetergenau in die 3D-Planung einbinden<br />

– aufwändige Vermessungen können entfallen.<br />

Man ziele verstärkt auf den Mittelstand und „unsere demokratisierten<br />

Tools sollen von jedermann leicht bedienbar sein“,<br />

sagt Frank Beier, Senior Technical Sales Specialist bei Autodesk zur<br />

Planungssoftware ‚Factory Design Suite‘. Dabei handelt es sich um<br />

ein fertig geschnürtes Bündel von Autodesk-Produkten, die sinnvoll<br />

um kleine Tools erweitert wurden. So treffen sich hier etwa das in<br />

der Industrie altbekannte Konstruktionswerkzeug Inventor und die<br />

Autocad-Variante aus der Architektur-Sparte, aus der auch das Datenmanagement-Tool<br />

NavisWorks stammt. Ein Thema war für Autodesk<br />

dabei nicht ganz trivial: Die unterschiedlichen Metadaten, die<br />

das jeweilige Planungsmaterial mit sich trägt – denn oft kommen die<br />

Zeichnungen aus unterschiedlichen Quellen. In den 3D-Dateien eines<br />

Roboters etwa hat der Industriekonstrukteur sämtliche Funk-<br />

tionsparameter hinterlegt, der Fabrikplaner interessiert sich aber viel<br />

mehr für die Anschlusswerte und wo diese abgegriffen werden können.<br />

Die Suite bietet hier den Vorteil, dass überschüssige Daten ausgeblendet<br />

werden und gleichzeitig aufgezeigt wird, wo datentechnisch<br />

noch Defizite im verwendeten Material vorliegen.<br />

„Oft werden Fabriken zwar gut geplant, müssen nach der Fertigstellung<br />

aber dennoch weiter optimiert werden, weil bestimmte Dinge<br />

erst im Betrieb auffallen“, erklärt Beier. Der erste Schritt in der Fabrikplanung<br />

liegt daher noch vor dem Layout im Zeichenprogramm.<br />

Das Prozessanalyse-Tool PA360 der Factory Design Suite kann gezielt<br />

die Herstellung eines Produktes simulieren, wodurch der Flaschenhals<br />

der Produktion gefunden werden kann. Der User richtet<br />

dabei ein Flussdiagramm ein, wobei er festlegt, welche Prozesse in<br />

42 develop 3 systems engineering 02 2015


FABRIKPLANUNG / CAD<br />

TOOLS<br />

Bei der Fabrikplanung geht es über die<br />

detailgenaue Abbildung der Fertigung<br />

hinaus vor allem darum, Flaschenhälse in<br />

der Produktion bereits digital zu finden –<br />

bevor die reale Anlage aufgebaut und in<br />

Betrieb genommen wurde<br />

Kontakt<br />

INFO<br />

Autodesk GmbH<br />

München<br />

www.autodesk.de<br />

Details zur Factory Design Suite:<br />

http://t1p.de/cxeu<br />

welcher Reihenfolge stattfinden, wie lange diese dauern und wie<br />

schnell etwa die Halbzeuge zwischen den Schritten hin und her<br />

wandern. Anschließend können verschiedene Szenarien durchgespielt<br />

werden:<br />

Was passiert beispielsweise, wenn ein Teil der Prozesskette wegen<br />

eines Werkzeugwechsels für eine bestimmte Zeit still steht?<br />

Wo benötige ich dann wie viel Pufferkapazität, um die Produktion<br />

trotz partiellem Ausfall weiter am Laufen zu halten?<br />

Und baut sich dieser Puffer später auch wieder ab?<br />

Läuft schließlich alles rund, werden diese Daten auf das Tool 2D-Optimierung<br />

übertragen. Dort können Maschinen und Transporteinheiten<br />

(Bänder, Roboter etc.) so platziert werden, dass sie nach den Angaben<br />

im Flussdiagramm funktionieren. Daten wie produzierte<br />

Stückzahlen und Zeiten werden dann direkt auf der Zeichnung angezeigt.<br />

„Momentan funktioniert dieser Schritt nur in eine Richtung,<br />

wir können also den vorher angelegten Prozess auf die Zeichnung<br />

legen. Wir arbeiten aber derzeit auch an einer Lösung für die entgegengesetzte<br />

Richtung, dass also Änderungen an der Zeichnung<br />

auch Auswirkungen auf das Flussdiagramm haben“, fährt Beier fort.<br />

„Dann könnte man beispielsweise in der 2D-Ansicht eine Maschine<br />

anders platzieren und sofort sehen, wie sich das auf die Effektivität<br />

der Fertigung auswirkt. Ebenso könnte man eine bestehende Produktion<br />

im 2D-Layout nachstellen und anschließend ins PA360<br />

übertragen und dort sehr einfach verbessern.“ Da diese Vorgänge<br />

aber äußerst komplex sind, wird eine hundertprozentige Optimierung<br />

schwer möglich sein. „Wir wollen den Mittelstand derzeit erst<br />

einmal dazu bewegen, neue Anlagen überhaupt in einem sauberen<br />

Layout zu planen“, erläutert Beier. „Denn schon das kann häufig die<br />

Effizienz steigern, da viele Anlagen nur nach dem Platzangebot,<br />

nicht aber nach Sinnhaftigkeit gebaut werden.“<br />

‚Altdaten‘-Gewinnung erleichtert Integration<br />

Der Hochbau kann durch Autocad Architecture ebenfalls im Systemrahmen<br />

der Factory Design Suite geplant werden. Der für die<br />

Maschinenplanung verantwortliche Layouter sieht später nur das<br />

für ihn nötige Gerippe. Häufig werden Produktionsanlagen aber<br />

nicht auf der grünen Wiese von Grund auf neu gebaut, sondern zwischen<br />

andere Abschnitte der Fertigung eingeschoben oder eine bestehende<br />

Anlage wird nur erweitert. Der Layouter kann dabei die bestehende<br />

Struktur nur schwer in die 3D-Planung miteinbeziehen.<br />

„Bisher mussten bestehende Hallen und Anlagen dafür aufwändig<br />

vermessen werden – und wenn die Daten dann im System waren,<br />

hat man gemerkt, dass man doch etwas vergessen hat“, berichtet<br />

Beier. Was nicht so schlimm ist, wenn die Örtlichkeit um die Ecke<br />

liegt. Doch selbst im Mittelstand entsteht eine neue Produktion oft<br />

auf der anderen Seite des Planeten, während die Planung hierzulande<br />

stattfindet. Oder der Maschinenbauer plant eine Anlage für einen<br />

OEM, von dem er aber kein vollständiges, aktuelles Abbild der bestehenden<br />

Struktur erhält, da die Fertigung seit dem letzten Zeichnungsstand<br />

mehrfach undokumentiert umgebaut wurde. „Oft bekommt<br />

der Anlagenbauer dann ein plattgedrücktes DWG der Halle<br />

und kann sich so zwar an das Stützenraster halten, weiterer Kontext<br />

fehlt aber oft. Wo sich Klimatisierung, Zu- oder Abwasserleitungen<br />

befinden und welche Kapazitäten diese bieten, muss dann mühsam<br />

nachgepflegt werden“, so Beier.<br />

Die Lösung bieten Punktewolken. Ein Lasersystem wird in der Halle<br />

aufgestellt und erfasst alles in seinem Blickfeld. Jede Fläche und<br />

deve lo p 3 systems engineering 02 2015 43


TOOLS<br />

FABRIKPLANUNG / CAD<br />

Flaschenhälse in der Produktion<br />

lassen sich gezielt mit dem<br />

Prozessanalyse-Tool PA360 der<br />

Factory Design Suite finden<br />

(rechts)<br />

Verschiedene Tools verbindet die Factory Design Suite zu einer<br />

Planungsumgebung. Der Vorteil: Die unterschiedlichen Metadaten,<br />

die das jeweilige Planungsmaterial mit sich trägt, lassen<br />

sich rollenspezifisch filtern und Defizite werden erkannt<br />

Kante wird durch hunderte automatisch erfasste Punkte exakt definiert.<br />

Ist die bestehende Struktur komplexer, muss das Lasersystem<br />

für mehrere Messungen versetzt werden, bis ein komplettes Bild<br />

entstanden ist. Wird dabei nicht exakt gearbeitet, steigt schnell die<br />

Messtoleranz. „Rein technisch würden die Systeme aber auf 200 m<br />

Entfernung nur um etwa 2 bis 3 mm abweichen“, betont Beier. Jede<br />

Maschine und ihre Infrastruktur wie Zuleitungen und Materialzuführungen<br />

werden so automatisch im Detail erfasst, ebenso allgemeine<br />

Hallenteile wie Säulen, Brandschutz oder die schon vorhandene<br />

Klimatisierung. Die Laser seien dabei so schwach, dass man<br />

sie ohne Augenschutz passieren könne, die Erfassung kann daher<br />

sogar im laufenden Betrieb erfolgen.<br />

Ein perfektes Abbild entsteht so aber noch nicht, daher müssen die<br />

Punktwolken durch das Tool ReCap von Schatten bereinigt werden,<br />

die zum Beispiel entstehen, wenn ein Gabelstapler durch die Messung<br />

fährt. Zudem können Teile entfernt werden, die für die Planung<br />

keine Rolle spielen oder nur zufällig im Bild waren, etwa eine über<br />

die Mittagspause abgestellte Gitterbox. Ist alles bereinigt, kann Re-<br />

Cap die Punktwolken an die Mock-up-Software NavisWorks weiterreichen,<br />

die sich um sämtliche 3D-Anliegen der Suite kümmert. Hier<br />

kann der Layouter nun einfach eine 3D-Ansicht seiner Anlage aufrufen<br />

und die Punktewolke sowie den 3D-Gebäudeplan aus Autocad<br />

Architecture darüber legen. So kann er kontrollieren, ob sein Layout<br />

mit den bestehenden Strukturen kollidiert oder ob in den neuen<br />

Hochbauplänen noch etwas angepasst werden muss.<br />

Darüber hinaus können die Punktewolken auch als Grundlage für<br />

neue 3D-Modelle genutzt werden. So können in Inventor neue Modelle<br />

von bestehenden Maschinen oder in Autocad Architecture<br />

schon bestehende Gebäude sehr einfach und genau angelegt werden.<br />

Die entsprechenden Metadaten können dann ebenfalls für die<br />

komplette Fabrik dokumentiert werden, sprich die Abwärme der<br />

Maschine oder deren Wasser- und Strombedarf ebenso wie die<br />

Durchflussmengen von Wasserleitungen oder Traglasten. So kann<br />

schnell überprüft werden, ob alles Nötige vorhanden ist und ob<br />

eventuell etwas angepasst werden muss.<br />

Dokumentation des Ist-Zustandes fällt leicht<br />

Zukünftig soll diese Technik auch als Dokumentationstool nutzbar<br />

sein: „Oft wird ja in einer Halle für sechs Monate produziert, dann<br />

kommt ein neues Produkt hinzu und es wird entsprechend umgebaut“,<br />

sagt Beier. Durch eine schnell erstellte Punktewolke kann nun<br />

jeder neue Stand der Produktionsanlage dokumentiert werden. Zudem<br />

könne man so überprüfen, ob der Vertragspunkt ‚gebaut wie<br />

geplant‘ auch eingehalten wurde: Nach Fertigstellung wird die<br />

Punktewolke mit dem 3D-Plan abgeglichen. So können etwaige Abweichungen<br />

schnell identifiziert und beurteilt werden.<br />

Da die 3D-Daten innerhalb der Factory Design Suite kompatibel sind<br />

bezüglich ihrer Metadaten, können die entsprechenden Programme<br />

diese nicht nur anzeigen, sondern auch aktiv nutzen: „Autocad Architecture<br />

berechnet aus Abwärme- und Heizanlagendaten etwa, an<br />

welchen Orten der Arbeiter zuerst zu frieren beginnt. Dort kann man<br />

dann einfach besser isolieren. Und an Orten, die schlecht mit Frischluft<br />

versorgt werden können, platziert man dann am besten nur Robotor“,<br />

so Beier abschließend. Das wäre allerdings eine Planung, die<br />

in jedem Aspekt vom Idealfall ausgeht, sprich für jede Fragestellung<br />

– wo ist der effektivste Ort für die Maschine, wo sind alle Anschlüsse<br />

vorhanden, wo ist es am angenehmsten für den Arbeiter usw. –<br />

eine ideale Antwort parat hat, die gleichzeitig nicht mit einem anderen<br />

Punkt kollidiert. In der Realität müssen hier in allen Bereichen<br />

Kompromisse gefunden werden. Die umfassende Planung in einer<br />

einzigen Softwareumgebung samt allen Metadaten hat in Bezug auf<br />

diese Kompromisse entscheidenden Vorteile: Je mehr über ein System<br />

bekannt ist, desto besser kann bereits in der Planung auf Details<br />

eingegangen werden, die zugunsten anderer, eventuell unveränderbarer<br />

Parameter angepasst werden müssen. So sind etwaige Auswirkungen<br />

auf andere Teile des Gesamtsystems besser ersichtlich.<br />

Der Autor:<br />

Tobias Meyer ist freier Journalist in Zirndorf<br />

44 develop 3 systems engineering 02 2015


Automatisierer-<br />

Community<br />

03 / 2015<br />

Welche Rolle spielen<br />

Manufacturing Execution<br />

<strong>Systems</strong> in der Industrie 4.0?<br />

TRENDS Seite 16<br />

Kostenvorteile durch<br />

AS-Interface-Einsatz ohne<br />

spezielles 30-V-Netzteil<br />

PRAXIS Seite 30<br />

„Wir wollen<br />

Programmcode und<br />

Daten komplett trennen.“<br />

Ruedi Gloor,<br />

Geschäftsführer,<br />

Inasoft<br />

MEINUNG Seite 24<br />

Böblingen lädt zum<br />

Automatisierungstreff<br />

SONDERTEIL Seite 22<br />

• elektro AUTOMATION<br />

• AutomatisiererNews<br />

• www.wirautomatisierer.de<br />

• Automation Award<br />

• ENGINEERING CAMPUS<br />

• Wissen (Webinare, Whitepaper, Videos)<br />

Mobile HMIs profitieren von<br />

integriertem Sicherheitskonzept<br />

TITELSTORY Seite 50<br />

ENGINEERING<br />

CAMPUS<br />

PERSPEKTIVEN DER<br />

PRODUKTENTWICKLUNG<br />

Information und Interaktion – das sind die wesentlichen<br />

Komponenten einer funktionierenden Community.<br />

Alles zusammen finden Sie bei elektro AUTOMATION.<br />

Am besten gleich mal vorbeischauen unter<br />

www.wirautomatisierer.de<br />

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www.direktabo.de<br />

wirautomatisierer.de


Autokarosserien können aus mehreren<br />

hundert einzelnen Bauteilen bestehen.<br />

Dazu gehören konstruktive Metallteile,<br />

die die Karosserie versteifen und die<br />

zum Fixieren von Halterungen, Befestigungen<br />

und Verschalungen genutzt<br />

werden. Schweißmaschinen wie die<br />

Flex Fast verschweißen dazu Bolzen<br />

und Muttern mit den Metallteilen. Bei<br />

dem hier angewendeten Buckelschweißverfahren<br />

wird der Strom auf<br />

erhabene Stellen an der zu verfügenden<br />

Seite der Befestigungselemente<br />

fokussiert. Hier schmilzt das Material.<br />

Ein gleichzeitig über die Elektrode aufgebrachter<br />

hoher mechanischer Druck<br />

führt zu der gewünschten festen<br />

Verbindung<br />

Bilder: Siemens


STEUERUNGSTECHNIK / ENGINEERING<br />

ANWENDUNGEN<br />

Für den europäischen Markt optimierter Schweißautomat kommt weltweit gut an<br />

Produkt und Produktion parallel im Fokus<br />

Bei der Ausweitung seines Absatzmarktes setzt das kanadische Unternehmen Centerline auf<br />

Siemens als globalen Automatisierungspartner. Mit einer für den europäischen Markt erzielten<br />

Steigerung von Geschwindigkeit und Qualität konnten zudem Kunden in Europa, Brasilien und<br />

Nordamerika überzeugt werden. Da die Maschinen parallel zum Produktdesign der zu verschweißenden<br />

Bauteile entwickelt werden, kann die Fertigungstechnik gemeinsam optimieret und<br />

damit die Time-to-Market beschleunigt werden.<br />

Centerline mit Hauptsitz im kanadischen Windsor beliefert führende<br />

OEMs sowie Tier-1- und -2-Zulieferer der Automobilindustrie<br />

mit Schweißmaschinen. Um in enger zeitlicher und fachlicher<br />

Abstimmung kundenspezifische Fertigungseinrichtungen entwickeln<br />

und produzieren zu können, verfügt das Unternehmen über<br />

ein weltweites Netz an Niederlassungen. So adaptiert die Centerline<br />

Seubert GmbH in Breidenbach Entwicklungen aus Kanada für den<br />

europäischen Markt. Die besondere Herausforderung und Kompetenz<br />

besteht darin, die Maschinen parallel zum Produktdesign der<br />

zu verschweißenden Bauteile zu entwickeln und dem Kunden frühzeitig<br />

für Tests zur Verfügung zu stellen. Der Vorteil: Auf diese Weise<br />

lassen sich Produktdesign und Fertigungstechnik gemeinsam<br />

optimieren und eine kurze Time-to-Market erreichen.<br />

Ein Beispiel sind die neuen ‚Flex-Fast-Schweißmaschinen‘, mit denen<br />

sich etwa Bolzen und Muttern mit Metallteilen, die die Karosserie<br />

versteifen, verschweißen lassen, um das Fixieren von Halterungen,<br />

Befestigungen und Verschalungen zu erleichtern. Die verschweißten<br />

Bauteile benötigen beim Verschrauben keinen Gegenhalt<br />

und können deshalb auch an schwer zugänglichen Stellen angebracht<br />

sein. Aufgrund der hohen mechanischen Anforderungen<br />

erfordert dies allerdings einen absolut zuverlässigen Schweiß -<br />

vorgang.<br />

„Unsere Mitarbeiter hatten<br />

bisher mit Simatic keine<br />

Er fahrung, dennoch war das<br />

TIA Portal als <strong>Engineering</strong>umgebung<br />

für sie selbst -<br />

erklärend.“<br />

Neue Steuerung erleichtert Inbetriebnahme<br />

Larry F. Koscielski hat die Entwicklung der Flex Fast in Kanada geleitet.<br />

Für den dortigen Markt war heimische Steuerungstechnik vorgegeben.<br />

Aktuell wird die Flex Fast nun in Breidenbach für den Einsatz<br />

in einem spanischen Automobilwerk umgerüstet. Für Europa<br />

hat der Automobilbauer eine Simatic-SPS von Siemens als Steuerung<br />

gelistet. Gemeinsam mit dem Kunden fiel die Entscheidung für<br />

die neue Simatic S7-1500 mit Simatic Comfort Panels als Bedieneinheit.<br />

Koscielski hat dabei beeindruckt, wie problemlos die kanadischen<br />

Projekteure zusammen mit ihren deutschen Kollegen das<br />

vorhandene Programm im <strong>Engineering</strong>-Framework TIA Portal auf<br />

Centerline-Seubert-Geschäftsführer Udo Schulz (links) und Larry F. Koscielski,<br />

der die Entwicklung des Schweißautomaten in Kanada geleitet hat, sind davon<br />

beeindruckt, wie problemlos die kanadischen Projekteure zusammen mit ihren<br />

deutschen Kollegen das vorhandene Programm im <strong>Engineering</strong>-Framework TIA<br />

Portal auf die neue Steuerung übertragen konnten<br />

die neue Steuerung übertragen konnten – ohne vorbereitende Schulung.<br />

„Unsere Mitarbeiter hatten bisher mit Simatic keine Erfahrung,<br />

dennoch war das TIA Portal als <strong>Engineering</strong>umgebung für sie selbsterklärend“,<br />

sind sich Centerline-Seubert-Geschäftsführer Udo<br />

Schulz und Larry Koscielski einig. „Durch den geringen <strong>Engineering</strong>aufwand<br />

fühlen wir uns in der Entscheidung bestätigt, schon jetzt<br />

auf die neue SPS Simatic S7-1500 umzusteigen.“<br />

Bei dem TIA Portal überzeuge die Durchgängigkeit von Step 7 und<br />

WinCC, so die Erfahrung der Kanadier. „Die symbolischen Bezeichnungen<br />

erleichtern die Nachvollziehbarkeit, die strukturierte Ablage<br />

erhöht die Übersichtlichkeit und die Inbetriebnahme wird durch die<br />

effizienten Diagnosefunktionen vereinfacht.“ So helfe die Querverweisliste<br />

beim Verfolgen der Variablenverwendung, die Netzwerktopologie<br />

decke Verdrahtungsfehler auf und ermögliche damit die<br />

schnelle Behebung.<br />

deve lo p 3 systems engineering 02 2015 47


ANWENDUNGEN<br />

STEUERUNGSTECHNIK / ENGINEERING<br />

Vorteile des TIA Portals<br />

PLUS<br />

Das <strong>Engineering</strong> mit TIA Portal überzeugte die Mitarbeiter von<br />

Centerline von Anfang an. In der Netzwerksicht ist die gesamte<br />

Anlagenkonfiguration übersichtlich dargestellt<br />

Hohe <strong>Engineering</strong>effizienz: Alle nach IEC 61131-3 genormten<br />

Programmiersprachen, die im <strong>Engineering</strong>-Framework TIA Portal<br />

zur Verfügung stehen, sind in Funktionalität und Performance<br />

identisch. Für Nutzer aus Kanada und den USA besonders<br />

wichtig: Auch für KOP (Kontaktplan) gibt es diesbezüglich<br />

keinerlei Einschränkungen.<br />

Erhöhte Verfügbarkeit: Effiziente Diagnose hilft, Fehler<br />

schnell zu finden und zu beheben. Damit steigt die Verfügbarkeit<br />

der Anlage. Mit Hilfe der Querverweisliste lässt sich beispielsweise<br />

das Programm ganz gezielt nach einzelnen Operanden<br />

durchsuchen. Die Darstellung der Netztopologie macht<br />

fehlerhafte Steckverbindungen oder nicht aktive Kommunikationsverbindungen<br />

sichtbar.<br />

Gesteigerte Performance: TIA Portal unterstützt die durchgängige<br />

und schnelle Kommunikation über Profinet. Zusammen<br />

mit der hohen Verarbeitungsgeschwindigkeit der Steuerungen<br />

aus der Reihe Simatic S7-1500 ergibt sich bei Centerline<br />

eine um 25 % gesteigerte Anlagengeschwindigkeit.<br />

Intelligente Sensorik für hohe Prozessqualität<br />

Die neuen Flex-Fast-Schweißmaschinen für Befestigungselemente<br />

können für unterschiedlich geformte Bauteile genutzt werden. Die<br />

zum Teil komplexen Bauteilträger mit mehreren feststehenden Elektroden<br />

werden dazu auf einem in x-Richtung verfahrbaren Tisch fixiert.<br />

Die obere Gegenelektrode übernimmt die Positionierung in<br />

y-Richtung und fährt die jeweiligen Schweißpositionen an. Die Flexibilität<br />

beeindruckt. Mit einer Flex Fast, bei der zwei Bauteilträger nebeneinander<br />

angeordnet sind, können verschiedene Befestigungselemente<br />

auf bis zu 20 unterschiedliche Bauteile aufgeschweißt<br />

werden, ohne dass umgerüstet werden muss.<br />

Die Bestückung der Schweißmaschinen erfolgt je nach Anwendung<br />

von Hand oder über Roboter. Eine Vielzahl von optischen und magnetischen<br />

Sensoren überwacht, dass Bauteil und Befestigungselemente<br />

zusammenpassen und exakt positioniert sind, bevor der<br />

Schweißvorgang ausgelöst wird. Die Bauteiltypen haben ID-Nummern,<br />

die vom Hersteller mit den CAD-Daten übergeben werden.<br />

Der ID-Nummer sind entsprechende Schweißparameter wie der<br />

Kontakt<br />

Siemens AG<br />

Nürnberg<br />

Tel. +49 (0)911/895-0<br />

contact@siemens.com<br />

www.siemens.de/s7-1500<br />

www.siemens.de/hmi<br />

Details zum TIA Portal:<br />

www.siemens.de/tia-portal<br />

INFO<br />

aufzubringende Druck und der benötigte Strom zugeordnet. Das<br />

Einhalten der vorgegebenen Sollwerte wird überwacht, alle Messwerte<br />

werden dokumentiert. „Damit erreichen wir eine lückenlose<br />

Rückverfolgbarkeit“, betont Udo Schulz.<br />

Die Steuerung kommuniziert mit den Antrieben für den Tisch und<br />

den Elektrodenarm über Profinet. Auch die Signale der über IO-Link<br />

angeschlossenen intelligenten Sensoren werden über einen Switch<br />

in die Profinet-Kommunikation eingebunden. Entsprechende<br />

Schnittstellen sind in alle S7-1500-Controller integriert. Zusatzinvestitionen<br />

entstehen dafür nicht. „Die Kommunikation über Profinet<br />

hat uns deutliche Geschwindigkeitsvorteile von immerhin rund 25<br />

Prozent gebracht“, berichtet Larry Koscielski. „Mit der hohen Verarbeitungsgeschwindigkeit<br />

und Regelgüte der Steuerung haben wir<br />

gleichzeitig die Prozessqualität steigern können.“<br />

Einsatz von Siemens-Komponenten auch in Kanada<br />

Aufgrund der positiven Erfahrungen mit der Steuerung S7-1500,<br />

dem <strong>Engineering</strong>-Framework TIA Portal und der Kommunikation<br />

über Profinet konnte Koscielski zudem bei einem kanadischen Kunden<br />

bereits guten Gewissens eine Sondervereinbarung unterschreiben,<br />

um die dort bisher nicht gelisteten Siemens-Komponenten einzusetzen.<br />

„Die weite Verbreitung und große Akzeptanz der Steuerungsfamilie<br />

Simatic hilft uns, weitere Märkte zu erschließen.“ Dazu<br />

komme die weltweite Unterstützung. „So arbeiten wir gemeinsam<br />

beispielsweise auch in Nordamerika und Brasilien an optimalen Lösungen<br />

für unsere Kunden“, so der Entwicklungsleiter abschließend.<br />

co<br />

Die Autorin:<br />

Annette Horneber ist Technische Redakteurin in der Business Unit<br />

Factory Automation der Division Digital Factory der Siemens AG in<br />

Nürnberg<br />

48 develop 3 systems engineering 02 2015


STEUERUNGSTECHNIK / ENGINEERING<br />

ANWENDUNGEN<br />

Die Zukunft der Robotik im Rahmen der Industrie 4.0<br />

Ganzheitliche Lösungen im Fokus<br />

Robotiklösungen sollen sich mit Hilfe des Automatisierungsportfolios der Mitsubishi-Electric-e-F@ctory<br />

Alliance-Partner in Zeiten zunehmend individueller Fertigungsgrößen und kürzerer Produktlebenszyklen<br />

leichter an Programmänderungen und neue Aufgabenstellungen einer intelligenten Fertigung anpassen<br />

lassen.<br />

Bilder: Mitsubishi Electric Europe<br />

Jan-Philipp Liersch sieht mit den e-F@ctory-Alliance-Partnern zusammen die<br />

Chance, eine zukunftsfähige, ganzheitliche Lösung im Sinne der Industrie 4.0<br />

zu realisieren<br />

Bausteine der Industrie 4.0<br />

Über ein einheitliches Schnittstellenkonzept ließen sich Robotik,<br />

Sensorik, Steuerungs- und Antriebstechnik effizient verbinden<br />

und in ein intelligentes Automatisierungsumfeld der<br />

e-F@ctory-Alliance-Partner zu einer zukunftsfähigen, ganzheitlichen<br />

Lösung im Sinne der Industrie 4.0 integrieren, sagt Jan-Philipp<br />

Liersch, Produktmanager Automatisierungssysteme – Roboter<br />

bei der Mitsubishi Electric Europe B.V., mit Blick auf die Zukunft<br />

der Robotik im Rahmen von Industrie 4.0. Eine solche Lösung erfülle<br />

die hohen Anforderungen an Flexibilität und Nachverfolgbarkeit<br />

und erlaube eine Anbindung an vor- oder nachgelagerte Systeme<br />

sowie weitere Produktionsschritte.<br />

Vor dem Hintergrund immer kürzerer Produktlebenszyklen ist das<br />

für den Anwender entscheidend, da etwa Roboter viele Jahre im<br />

Einsatz sind – und damit über die Lebenszyklen der zu fertigenden<br />

Produkte hinaus. Hinzu kommt: „Roboter könnten bis zu 70 Prozent<br />

der Produktionsaufgaben in einem Werk übernehmen und damit<br />

in kleinsten Mengen bis Losgröße Eins automatisiert und wirtschaftlich<br />

produzieren“, so Liersch weiter. „Diese Fähigkeit wird<br />

künftig maßgeblich sein in der Gestaltung der Produktion.“ Roboter<br />

profitieren hier von ihrer hohen Flexibilität, Intelligenz und Integrationsfähigkeit.<br />

Mensch-Roboter-Kooperation und Industrie 4.0<br />

Eine wichtige Rolle könnte dabei die Mensch-Roboter-Kooperation<br />

(MRK) spielen, die sich auch im Rahmen von Industrie 4.0 weiterent-<br />

wickeln wird, da sie ebenfalls für höhere Flexibilität im Fertigungsprozess<br />

sorgt. Mitsubishi Electric treibt diesen Prozess voran, insbesondere<br />

im Bereich der Sicherheits- und Steuerungstechnik sowie<br />

der intelligenten Robotertechnik. „Unsere Roboter setzen immer<br />

wieder mit hoher Geschwindigkeit und Präzision Zeichen, allerdings<br />

können diese Leistungen im Rahmen der MRK noch nicht<br />

komplett umgesetzt werden“, erläutert Liersch. „Vor allem die Erkennung<br />

von Personen noch vor einer Berührung wird die Leistungsfähigkeit<br />

solcher Systeme aber steigern.“<br />

Sicher ist, dass Industrie 4.0 durch durchgängige Vernetzung und<br />

Kommunikation Einzug hält. „Gemeinsam mit unseren Partnern<br />

begleiten wir Kunden auf dem Weg zu einer maßgeschneiderten<br />

Lösung“, so Liersch abschließend. Durch eine enge Zusammenarbeit<br />

ermögliche das Netzwerk die Umsetzung der Grundlagen<br />

der Industrie 4.0. Zur e-F@ctory Alliance zählen übrigens Auvesy<br />

mit einer Lösung für das Software- und Projektdatenmanagement,<br />

Cognex und Datalogic mit intelligenten Vision-Systemen oder Visual<br />

Components mit einer Software zur 3D-Prozesssimulation.<br />

co<br />

de3a.mitsubishielectric.com<br />

www.e-factory-alliance.com<br />

Nach Unterlagen von Mitsubishi Electric Europe<br />

deve lo p 3 systems engineering 02 2015 49


ANWENDUNGEN<br />

MECHATRONISCHE KOMPONENTEN<br />

Bilder: SKF<br />

SKF Insight basiert auf drahtlosen, intelligenten Minisensoren, die<br />

direkt in die Lager integriert werden können. Im Windenergiebereich<br />

könnte ein darauf basierendes Zustandsmanagement weltweit mehrere<br />

tausend Windenergieanlagen auf einen Schlag zuverlässiger machen<br />

Innovatives Lagerzustandsmanagement: Pilotprojekte für Schienenfahrzeuge und Windenergieanlagen<br />

Industrie 4.0 fängt<br />

im netzwerkfähigen Lager an<br />

SKF testet in mehreren Branchen eine innovative Lösung für das Lagerzustandsmanagement:<br />

SKF Insight basiert auf drahtlosen, intelligenten Minisensoren. Diese können direkt in die Lager integriert<br />

werden, laufen ohne eigene Stromversorgung, sind netzwerkfähig und versenden ihre Messdaten<br />

via Internet bzw. Cloud. Die neue Lösung wird momentan in Windenergieanlagen und Schienenfahrzeugen<br />

erprobt. Die Auswertung der Zustandsdaten erlaubt eine adaptive Instandhaltung.<br />

„Revolutionäre, intelligente Lagertechnologien werden die Entwicklung<br />

intelligenter Maschinen begleiten“, erklärt Filippo Zingariello,<br />

SKF Director of Global Strategic Development. Was aber ist eine intelligente<br />

Maschine? Diese Frage lässt sich nicht so einfach beantworten.<br />

„Das McGraw-Hill Dictionary of Scientific and Technical<br />

Terms bietet folgende Definition: Eine Maschine, die Sensoren zur<br />

Überwachung der Umgebung und Anpassung ihrer Aktionen verwendet,<br />

um trotz Unbestimmtheiten spezifische Aufgaben auszuführen“,<br />

fährt Zingariello fort. Als Beispiele nenne das Lexikon<br />

Industrieroboter mit Sensoren und selbststeuernde Fahrzeuge, die<br />

sich nicht an Fahrbahnmarkierungen orientieren müssen.<br />

Im Maschinenbau betrachten Experten eine intelligente Maschine<br />

als ein mechanisches System, das sich selbst steuern kann. Es hat<br />

die Fähigkeit zur präzisen Selbstdiagnose und kann seinen Zustand<br />

schnell an einen Bediener kommunizieren, der bei Problemen sofort<br />

eingreifen kann. Dabei kann es sich um einen Pkw oder um eine<br />

komplexe Produktionsanlage handeln.<br />

Herausforderung: Störungen proaktiv erkennen<br />

„Das soll nicht heißen, dass eine intelligente Maschine wartungsfrei<br />

sein muss – was eine futuristische Wunschvorstellung wäre –, sondern<br />

dass sie ihre eigene Intelligenz nutzt, um mögliche Probleme zu<br />

erkennen und die Instandhaltungsintervalle und Instandhaltungsarbeiten<br />

zu optimieren“, führt Zingariello aus. Die Herausforderung<br />

bestehe darin, Störungen im Rahmen einer geplanten Zustandsüberwachung<br />

proaktiv zu erkennen und präventiv Gegenmaßnahmen<br />

zu ergreifen, anstatt bis zum Maschinenausfall zu warten, der<br />

eine zeit- und kostenintensive Reparatur nach sich zieht. Intelligente<br />

Maschinen sind auf mehrere kritische Faktoren angewiesen. „Der<br />

mit Abstand wichtigste Faktor sind Informationen: ohne Daten keine<br />

Intelligenz und keine Diagnose“, sagt Zingariello. Die Erfassung,<br />

Verarbeitung und Auswertung von Daten erfordere wiederum Sensoren<br />

sowie Hardware für deren Aufbereitung und Übertragung.<br />

SKF Insight macht aus einem einfachen Lager ein Diagnosezentrum.<br />

Möglich wird dies durch einen kleinen Funksensor, der die<br />

Prozessdaten in Echtzeit sendet. Dadurch erweitern sich die Möglichkeiten<br />

der Zustandsüberwachung erheblich. Die 2013 vorgestellte<br />

Technologie benötigte drei Jahre intensiver Forschung. Die<br />

Experten mussten die Sensoren verkleinern, die lagerinterne Strom-<br />

50 develop 3 systems engineering 02 2015


MECHATRONISCHE KOMPONENTEN<br />

ANWENDUNGEN<br />

Kontakt<br />

INFO<br />

Ein mit SKF-Insight-Zustandsüberwachungstechnologie<br />

ausgerüstetes<br />

Pendelrollenlager<br />

SKF GmbH<br />

Industrial Market, Regional Sales & Service<br />

97421 Schweinfurt<br />

Bernd Heintz<br />

Condition Monitoring Engineer<br />

Tel.: +49 9721 56-3808<br />

bernd.heintz@skf.com<br />

www.skf.de<br />

Mehr zur Lagerzustands -<br />

management-Lösung SKF Insight<br />

zeigt dieses Video<br />

SKF Insight wird in Windenergieanlagen<br />

und Schienenfahrzeugen<br />

erprobt<br />

Filippo Zingariello, Director of<br />

Global Strategic Development:<br />

„Intelligente Lagertechnologien<br />

werden die Entwicklung intelligenter<br />

Maschinen begleiten.“<br />

erzeugung zuverlässiger machen und die Sensoren und Elektronik<br />

wirksam gegen alle externen Einflüsse kapseln.<br />

Spürt ungewöhnliche Betriebsbedingungen auf<br />

Während die herkömmliche Zustandsüberwachung auf die Erkennung<br />

sich bereits entwickelnder Lagerschäden abzielt, spürt SKF Insight<br />

ungewöhnliche Betriebsbedingungen auf, die zu Schäden führen<br />

können. Dadurch bleibt dem Anwender meist noch ausreichend<br />

Zeit, um tatsächliche Schäden zu verhindern. Ronnie Spolidoro, Manager<br />

für Geschäftsentwicklung bei SKF, erklärt die Vorteile: „Unsere<br />

Lösung geht über die aktuelle Sensorlagertechnologie hinaus. Sie<br />

integriert unterschiedliche Sensoren, setzt intelligente Funktechnik<br />

ein und bringt ihre eigene Stromversorgung mit. Die Lager senden<br />

ihre Daten in die SKF-Cloud und der Kunde hat Zugriff auf die Diagnose-<br />

und Supportleistungen. So wird ein umfassendes Lagerzustandsmanagement<br />

möglich.“<br />

SKF Insight überwacht Schwingungen, Temperaturen, Schmierbedingungen,<br />

Belastungen und weitere Parameter. Bei ungewöhnlichen<br />

Bedingungen, die zu Lagerschäden führen könnten, wird der<br />

Anwender benachrichtigt. Die Zustandsdaten lassen sich mittels<br />

SKF @ptitude von Diagnosezentren abrufen und auswerten. Werksbetreiber,<br />

Maschinenhersteller, SKF-Experten und andere befugte<br />

Personen haben über das Internet Zugriff auf die Informationen –<br />

auch vom Smartphone oder Tablet aus.<br />

Diese Lösung für das Lagerzustandsmanagement ist ein innovativer<br />

Ansatz, dessen Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist. Mit SKF<br />

Insight lässt sich ermitteln, wie die tatsächlichen Betriebsbedingungen<br />

den Lagerzustand beeinflussen und welche Korrekturmaßnah-<br />

men erforderlich sind. Dies vermeidet Schäden und verlängert die<br />

Lebensdauer des Lagers.<br />

Windenergieanlagen zuverlässiger machen<br />

Einer der vielversprechendsten Anwendungsbereiche von SKF<br />

Insight sind Windenergieanlagen, bei denen naturgemäß erhebliche<br />

Instandhaltungskosten anfallen. Unter Umständen kann der Austausch<br />

des beschädigten Hauptlagers einer Windenergieanlage so<br />

teuer sein, dass sich der Anlagenbetrieb nicht mehr amortisiert. SKF<br />

Insight kann die Belastungen und Schmierbedingungen überwachen,<br />

sodass ausreichend Zeit bleibt, um potenzielle Schäden zu<br />

beseitigen. Das Unternehmen arbeitet bereits mit einem Anwender<br />

aus der Windenergiebranche an der Entwicklung eines solchen <strong>Systems</strong>.<br />

Dieses kann auch nachträglich eingebaut werden. Es könnte<br />

weltweit mehrere tausend Windenergieanlagen auf einen Schlag<br />

zuverlässiger machen.<br />

Eine ähnliche Lösung entwickelt SKF auch für Schienenfahrzeuge.<br />

Radlager sind sicherheitskritische Komponenten und werden daher<br />

meist in festen Abständen ausgetauscht – unabhängig von ihrem<br />

tatsächlichen Zustand. SKF Insight bietet eine kostengünstige Möglichkeit<br />

zur Erfassung von Zustandsüberwachungsdaten und erlaubt<br />

so eine Bestimmung der Lagerlebensdauer und der Austauschintervalle<br />

anhand der tatsächlichen Betriebsbedingungen.<br />

bec<br />

Achema, Halle 11.0, Stand A13<br />

Der Autor: Dietmar Seidel, Leiter Technische Fachpresse<br />

Deutschland, SKF, Schweinfurt<br />

deve lo p 3 systems engineering 02 2015 51


ANWENDUNGEN<br />

MECHATRONISCHE KOMPONENTEN<br />

Sensorik 4.0 muss ein<br />

möglichst hochaufgelöstes<br />

Bild der Produktionsrealität<br />

liefern<br />

Bilder: Pepperl+Fuchs<br />

Sensorik 4.0 erfordert eine leistungsfähige Kommunikation<br />

Für Ideen ohne Grenzen<br />

Das Konzept der Industrie 4.0 baut auf weitgehend selbständige, dezentrale Einheiten. Die Autonomie<br />

der Produktionsmodule beruht wiederum auf deren Fähigkeit, Gegebenheiten genau zu erfassen<br />

und – daraus abgeleitet – Entscheidungen zu treffen. Das geht nur mit intelligenten, kommunikationsfähigen<br />

Sensoren, die ein möglichst hochaufgelöstes Bild der Produktionsrealität liefern<br />

können; in Echtzeit und über jeden verfügbaren Kommunikationskanal.<br />

Ein Leben ohne digitale Vernetzung ist heute kaum mehr denkbar.<br />

Längst hat der Megatrend alle Lebens- und Arbeitsbereiche<br />

erfasst. In der Automatisierungstechnik liefern intelligente Sensoren,<br />

Aktoren und Feldgeräte bereits grundlegende Daten. Nun<br />

braucht es neue Übertragungstechnologien, um die Autonomie und<br />

Automatisierung von Anlagen und Fabriken weiter voranzutreiben.<br />

Dass solche Sensorik 4.0 greifbar nah ist oder schon im Alltag funktioniert,<br />

wird an vielen Projekten von Pepperl+Fuchs deutlich. Der<br />

Mannheimer Sensorikspezialist zeigt an Beispielen, welche potenziellen<br />

Anwendungen für Messgeräte eine größere Autonomie im<br />

Feld ermöglichen.<br />

Infrastruktur 4.0 bei der Müllentsorgung<br />

Innerhalb eines Projekts im Bereich Smart-City bestand die Aufgabe<br />

darin, die Müllentsorgung zu optimieren. Dazu wurde jeder Müllcontainer<br />

mit einem Sensor ausgestattet, der über eine Mobilfunkverbindung<br />

an den Server des Entsorgungsunternehmens meldet,<br />

wenn er zu über 80 % gefüllt ist. Die webbasierte Software visualisiert<br />

die Füllstände der Abfallbehälter mithilfe eines Ampelsystems.<br />

Müllfahrzeuge fahren nur noch die Abfallbehälter an, die tatsächlich<br />

geleert werden müssen, was Zeit, Geld und Kraftstoff spart und die<br />

Dipl.-Ing. Benedikt Rauscher ist Entwicklungsgruppenleiter IVC<br />

im Geschäftsbereich Fabrikautomation bei Pepperl+Fuchs<br />

Abgas- und Lärmbelastung der Anwohner reduziert. Den Praxistest<br />

hat das vom Limburger Unternehmen Moba Mobile Automation AG<br />

entwickelte System als Teil des Smart-City-Projekts in Barcelona bereits<br />

bestanden. An der Einführung in weiteren Städten wird gearbeitet.<br />

Da hier absolute Zuverlässigkeit gefordert ist, hat man sich<br />

für Ultraschall-Füllstandssensoren von Pepperl+Fuchs entschieden.<br />

Die Geräte sind mit einer SlM-Karte ausgestattet, sodass der Sensor<br />

Füllstands- und Sensordaten in regelmäßigen Abständen senden<br />

kann. Dank des geringen Stromverbrauchs hält die Batterie bis zu<br />

zehn Jahre. Das ist ein gutes Beispiel für einen intelligenten Sensor,<br />

der ein differenziertes Abbild der Realität in Echtzeit liefert.<br />

Quantensprung in der Informationstiefe<br />

Hochwertige Sensoren liefern schon heute genaue Informationen<br />

aus der Produktion, allerdings meistens mit einem spezialisierten<br />

Fokus und in nur einer oder zwei Dimensionen. Das genügt für herkömmliche,<br />

gleichbleibende Anwendungen, aber nicht unbedingt<br />

für autonome Produktionsmodule. So ist zum Beispiel eine Robotereinheit,<br />

die ein Werkstück selbsttätig erkennen, greifen und bearbeiten<br />

soll, auf differenzierte dreidimensionale Daten angewiesen. Diese<br />

müssen zum großen Teil aber erst von Sensoren aus der Realität<br />

abgeleitet werden – mit zunehmenden Anforderungen an die Auflösung.<br />

Kombiniert man nun mehrere Sensoren unterschiedlicher<br />

Bauart und fügt ihre Signale zu einem Gesamtbild zusammen, lässt<br />

sich ein Quantensprung in der Informationstiefe erreichen.<br />

Wie das funktioniert, macht das Unternehmen am Beispiel des<br />

52 develop 3 systems engineering 02 2015


MECHATRONISCHE KOMPONENTEN<br />

ANWENDUNGEN<br />

KONTAKT<br />

INFO<br />

Pepperl+Fuchs GmbH<br />

Lilienthalstraße 200<br />

68307 Mannheim<br />

Deutschland<br />

Tel: +49-621 776-1111<br />

info@de.pepperl-fuchs.com<br />

www.pepperl-fuchs.de<br />

Das WirelessHART-Discrete I/O<br />

kommuniziert mit einem Gateway<br />

und dieses z.B. mit einem PC<br />

Ein 2D-Laserscanner detektiert<br />

Vorhandensein und Konturen<br />

eines Objekts<br />

Interview mit<br />

Dr. Peter Adolphs zum<br />

Thema Industrie 4.0:<br />

Informationen zum<br />

Eigensicheren Ethernet:<br />

MultiScan 3D deutlich. Ein sich drehendes Objekt wird von drei optoelektronischen<br />

Sensoren erfasst und seine Oberfläche vermessen.<br />

Ein 2D-Laserscanner detektiert mithilfe des Laufzeitverfahrens<br />

PRT (Pulse Range Technology) Vorhandensein und Konturen des<br />

Objekts mit einer Auflösung im Millimeter-Bereich. Er könnte in einer<br />

Produktionsumgebung außerdem die Ankunft des Werkstücks<br />

erkennen, seine Positionierung steuern und den Folgeprozess auslösen.<br />

Ein Laser-Lichtschnitt-Sensor ermittelt daraufhin die Tiefeninformationen<br />

mit einer Genauigkeit von 0,1 mm. Schließlich liefert<br />

ein Weißlicht-Interferometer Aufnahmen von Strukturen und Oberflächen<br />

mit einer Genauigkeit von 1 μm. Mit den so gewonnenen<br />

Daten lassen sich hochpräzise Bearbeitungsprozesse steuern oder<br />

eine minutiöse Qualitätskontrolle durchführen. Zusammen liefern<br />

die drei Sensoren ein dreidimensionales, tiefenscharfes Bild als<br />

Grundlage für beliebig komplexe Bearbeitungsschritte. Der Nutzen<br />

besteht hier in der Kombination der gewonnenen Sensordaten.<br />

In einem weiteren Projekt wurden nicht die Objekte rotiert, sondern<br />

zwei Triangulationssensoren. Diese bestimmen die Positionen bewegter<br />

Objekte unterschiedlicher Größe zuverlässig und genau, sodass<br />

diese beispielsweise von einem Roboter gegriffen werden<br />

könnten. Beide Beispiele arbeiten mit bewährten Sensoren. Im<br />

nächsten Schritt kommt es darauf an, diese Daten über standardisierte<br />

Schnittstellen zur Verfügung zu stellen.<br />

Neue Brücken für die Daten<br />

Gemeinsam mit anderen Unternehmen hat Pepperl+Fuchs in einer<br />

Studie gezeigt, dass Ethernet in der Prozessautomation, unter Berücksichtigung<br />

deren besonderen Anforderungen wie Verwendung<br />

von Zweileiter-Kabel, Leitungslängen bis 1200 m, parallele Übertragung<br />

von Daten und Energie sowie Explosionsschutz, bis in die<br />

Feldebene geführt werden kann. Mit einem entsprechend definierten<br />

Physical-Layer könnte es dort die Feldbusse ersetzen und bei<br />

enorm gesteigerter Bandbreite eine durchgängige Kommunikation<br />

ermöglichen. Das wurde anhand einer Zusammenschaltung von<br />

Geräten verschiedener Hersteller in einer prototypischen Implementierung<br />

zeigen. In dieser Applikation ist der Zugriff auf Daten von<br />

Switches und Feldgeräten über einen Webserver sowie das Auslesen<br />

und Verwenden der in den Feldgeräten gespeicherten FDI-<br />

Packages durch die Software PACTware möglich. Das Ethernet erlaubt<br />

darüber hinaus einen durchgängigen Zugriff auf Infrastruktur<br />

und Geräte auch von außerhalb des Automatisierungsnetzwerks.<br />

Selbst einfache Geräte wie Temperatursensoren können kosteneffizient<br />

mit den entsprechenden Schnittstellen ausgestattet werden.<br />

Damit ist eine umfassende Vernetzung aller am Prozess beteiligten<br />

Komponenten und Funktionseinheiten möglich.<br />

Drahtlos über WirelessHART<br />

Wie das auch drahtlos funktionieren kann, einschließlich einer Aktor-Steuerung,<br />

zeigt eine Design-Studie zum Einsatz von Wireless-<br />

HART. In der Prozessautomation ist WirelessHART weit verbreitet –<br />

dabei handelt es sich um eine intelligente und robuste Übertragungstechnologie,<br />

bei der alle angeschlossenen Geräte als Sender<br />

und Empfänger agieren. Mit dieser Technologie sind ausgedehnte<br />

und weitläufige Netzwerke einfach durch die maschenförmige Netzwerkstruktur<br />

zu realisieren. Mit dem WirelessHART-Discrete I/O hat<br />

Pepperl+Fuchs ein Gerät entwickelt, dass diskrete I/Os über WirelessHART<br />

zur Verfügung stellt und mit einer integrierten Batterie<br />

sich selbst und angeschlossene Sensoren oder Aktoren mit Energie<br />

versorgt. Das Gerät kommt beispielsweise in einem Projekt zum Einsatz,<br />

bei dem der Füllstand eines Tanks drahtlos von zwei Grenzsignalgebern<br />

überwacht wird. Das WirelessHART-Discrete I/O gibt<br />

nicht nur die Fülldaten weiter, sondern steuert sowohl die fürs Befüllen<br />

zuständige Pumpe als auch das Low-Power-Piezoventil für die<br />

Entnahme. Das WirelessHART-Discrete I/O kommuniziert mit dem<br />

WirelessHART-Gateway und dieses wiederum mit einem PC. Mittels<br />

Tablet oder Smartphone kann komfortabel auf das Gerät und die Regelung<br />

zugegriffen werden.<br />

Während dieses WirelessHART-Discrete I/O bisher nur als Prototyp<br />

existiert, hat sich SmartBridge bereits zum fertigen Produkt gemausert.<br />

Es besteht aus einem Adapter für IO-Link-Sensoren und der<br />

SmartBridge-App für handelsübliche Mobilgeräte wie Tablets oder<br />

Smartphones. Der Adapter übernimmt Daten und Parameter aus<br />

dem Sensor und stellt sie dem Mobilgerät über Bluetooth zur Verfügung.<br />

Die App visualisiert die Daten und ermöglicht den Zugriff auf<br />

die Parameter.<br />

ge<br />

deve lo p 3 systems engineering 02 2015 53


ANWENDUNGEN<br />

AUS DEM<br />

Anlässlich des Automatisierungstreffs 2015 in Böblingen besuchten rund 100 Teilnehmer im März die<br />

Workshops ‚MES in der Praxis‘<br />

Bilder: MES D.A.CH<br />

Verband liefert Know-how mit ‚MES in der Praxis‘ und ‚MES im Fokus‘<br />

MES als fundamentaler Bestandteil<br />

von Industrie-4.0-Lösungen<br />

Der MES D.A.CH Verband wächst nicht nur hinsichtlich seiner Mitgliederzahl – inzwischen sind es<br />

67 –, auch die Anzahl der Aktivitäten nimmt beständig zu. Damit wird eines der Hauptanliegen des<br />

Verbandes, MES als Lösungsoption für Effizienzsteigerungen in der Produktion zu etablieren, zielführend<br />

weiterverfolgt. Erkennbar ist zudem zunehmend die Rolle, die MES innerhalb der Umsetzung<br />

von Industrie-4.0-Konzepten spielen.<br />

Manufacturing Execution <strong>Systems</strong> (MES) unterstützen die fertigende<br />

Industrie nachhaltig bei der Erhöhung der Effizienz.<br />

Der MES D.A.CH Verband hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Vorteile,<br />

die durch den Einsatz von MES entstehen, einem breiten Fachpublikum<br />

bekannt zu machen. Eine wichtige Voraussetzung dafür<br />

ist, dass die im MES-Umfeld verwendete Terminologie einheitlich<br />

gebraucht und verstanden wird. Daher hat der Verband Ende letzten<br />

Jahres das weltweite erste, deutschsprachige MES-Lexikon beim<br />

VDE Verlag in einer hohen Auflage von 30.000 Exemplaren herausgeben.<br />

Es handelt sich um eine sorgfältig geprüfte MES-orientierte<br />

Begriffssammlung mit Bezug zu MES und den benötigten Grundlagen<br />

der Betriebswirtschaft, insbesondere des Produktionsmanagements<br />

und der Fertigungs- und Logistikorganisation.<br />

Im Rahmen der Kongressveranstaltung Automatisierungstreff 2015<br />

veranstaltete zudem der Verband Ende März in Böblingen wieder die<br />

Anwender-Workshops ‚MES in der Praxis‘ statt. Rund 100 Anwender<br />

und Experten nutzten diese Veranstaltungen, um sich über Einsatzmöglichkeiten<br />

von MES zur Effizienzsteigerung in der fertigenden<br />

Industrie zu informieren. Da bereits der kurz zuvor stattgefundene<br />

Anwenderkongress ‚MES im Fokus‘ (siehe dazu develop 3 systems<br />

engineering 1/15, S. 61) überdurchschnittlich gut frequentiert<br />

Der Autor:<br />

Ronald Heinze ist dritter Vorstand des MES D.A.CH Verband e.V.<br />

war, zeigt die hohe Teilnehmerzahl deutlich, dass weiterhin ein hoher<br />

Informationsbedarf zum Thema MES besteht. Die Themen der<br />

Workshops spannten einen Bogen zwischen der wachsenden Bedeutung<br />

von MES für Industrie 4.0 und Anwendungen, in denen<br />

MES nachweislich die Effizienz in der Fertigung erhöht haben. Vor<br />

allem der unmittelbare Bezug zur Praxis ist eines der herausragenden<br />

Merkmale dieser Anwender-Workshops.<br />

Mit MES Prozesse vereinfachen<br />

In den Referaten der Workshops wurden unterschiedliche MES-Lösungen<br />

führender Anbieter wie Cosmino, CSM, IBS, Industrie Informatik,<br />

CeramTec, Membrain, MHP, MPDV, Nuveon, Opdenhoff, Proxia<br />

und Syncos mit hohem Praxisbezug sowie auch realisierte MES-<br />

Anwendungen vorgestellt. „Der Einsatz von Manufacturing Execution<br />

<strong>Systems</strong> in der Fertigung dient dem Ziel, die Kapazitäten in der<br />

Fertigung zu erhöhen, indem bisher unbekannte Potentiale aufgedeckt<br />

und genutzt sowie Prozesse vereinfacht werden“, betonte<br />

Frank Egersdörfer, Mitgründer und Vorstandsvorsitzender der Cosmino<br />

AG: „Das MES wird damit zum Treiber für einen kontinuierlichen<br />

Verbesserungsprozess, dem sich heute kein Unternehmen<br />

mehr verschließen kann.“ Angelo Bindi von der Continental-Division<br />

Chassis & Safety präsentierte eine MES-Anwendung in der Auto-Zulieferindustrie<br />

am Beispiel der Endmontage von Bremssystemen.<br />

Und Andreas Dürr von der Membrain GmbH berichtete über eine<br />

leistungsstarke Shopfloor-Integration mit SAP als führendem System.<br />

„Die Implementierung von BDE-Lösungen sowie die Integration<br />

der physikalischen Komponenten gestalten sich in der Praxis äu-<br />

54 develop 3 systems engineering 02 2015


AUS DEM<br />

ANWENDUNGEN<br />

Auch auf der Hannover Messe 2015 konnten sich die Besucher innerhalb<br />

der Leitmesse Digital Factory zum Thema MES informieren<br />

Das vom Verband herausgegebene<br />

deutschsprachige MES-Lexikon enthält<br />

eine sorgfältig geprüfte MES-orientierte<br />

Begriffssammlung mit Bezug<br />

zu MES und den benötigten Grundlagen<br />

der Betriebswirtschaft<br />

ßerst komplex und kostenintensiv, da häufig generische SAP-<br />

Schnittstellen nicht vorhanden sind“, so Dürr. Er zeigte eine Lösung<br />

für dieses Problem auf.<br />

MES im Kontext zu Industrie 4.0<br />

Bereits im Einführungsreferat des ersten Workshop-Tages berichtete<br />

Dr. Olaf Sauer vom Fraunhofer IOSB über MES auf dem Weg zu<br />

Industrie 4.0. „Die Aufgaben in der Produktion werden zunehmend<br />

komplex: Aufgrund permanenter Änderungen passen Unternehmen<br />

ihre Produktionssysteme laufend an Produkt- und Prozessinnovationen<br />

an“, erläuterte Sauer. „Für zukünftige Anforderungen werden<br />

MES deswegen fundamentale Bestandteile moderner Industrie<br />

4.0-Lösungen.“ Das zeigte sich auch daran, dass ein Schwerpunkt<br />

vieler Vorträge auf der Rolle lag, die MES im Kontext zu Industrie 4.0<br />

spielen.<br />

So lautete etwa das Vortragsthema von Prof. Markus Glück von der<br />

Hochschule Augsburg ‚Mensch-Maschine-Interaktion in der Produktion<br />

2020 – mit flexibler Automation, MES und intelligenten Produktionssystemen<br />

auf dem Weg in die Industrie 4.0.‘ Stefan Debelt<br />

und Ludwig Kreuzeder von der Industrie Informatik GmbH & Co. KG<br />

stellten vor, wie MES-Lösungen den Produktionsmitarbeiter auf<br />

dem Weg zu Industrie 4.0 schon heute unterstützen. ‚Industrie 4.0 –<br />

gestern, heute, morgen‘ lautete dann der Titel des Vortrags von<br />

Christian Erlinger von der Proxia AG, bevor sich Thomas Lantermann<br />

von Mitsubishi Electric mit der Frage und den Antworten zur vertikalen<br />

Integration von MES im Zusammenhang mit der Industrie-<br />

4.0-Thematik beschäftigte. Christoph Sauer, Mitbegründer und Geschäftsführer<br />

der Nuveon GmbH, stellte ein Integrationsframework<br />

für alle Applikationen im Automatisierungsnetzwerk vor: ‚inFuse<br />

dient als Betriebssystem für die Fabrik 4.0‘. „Für die neuen Trends in<br />

Richtung Industrie 4.0 und IoT ist eine MES-Plattform als Cloud-Service<br />

der erste Schritt in die richtige Richtung“, betonte anschließend<br />

Robert Schürch, CEO der CSM <strong>Systems</strong> AG.<br />

In mehreren Vorträgen spielte zudem die Anbindung der MES- an<br />

die Produktionsebene eine wichtige Rolle. So stellte zum Beispiel<br />

Stefan Hoppe, Global Vice President der OPC Foundation, neue Entwicklungen<br />

rund um das industrielle Kommunikationsprotokoll OPC<br />

UA vor: ‚OPC UA entwickelt sich zum weltweiten Internet-of-Things-<br />

Standard‘. Eine Erkenntnis dahinter lautet: Das erhöhte Datenaufkommen<br />

für Nachverfolgbarkeit, Qualitätssicherung, vorbeugende<br />

Wartung und Energiemanagement, welches aufgrund der Anforderungen<br />

von Industrie 4.0 entstehen wird, lässt sich nur noch durch<br />

strukturierte und konsistente Daten über alle Programme in allen<br />

Ebenen erreichen. Als zweiter Vorstand des MES D.A.CH Verbands<br />

stellte deshalb Angelo Bindi auch die UMCM-Schnittstelle vor, die –<br />

einfach verständlich und einfach anwendbar – für die Verbindung<br />

von MES- und Maschinenwelt sorgt. Bei der sich jeweils anschließenden<br />

intensiven Diskussion der Teilnehmer mit den Referenten<br />

konnten dann viele Fragen geklärt werden. Die Resonanz der Teilnehmer<br />

war äußerst positiv. Ausdrücklich wurde eine Fortsetzung<br />

der Workshop-Reihe ‚MES in der Praxis‘ gewünscht.<br />

Übrigens: Bereits zum vierten Mal nutzte der MES D.A.CH Verband<br />

die Hannover Messe, um sich Interessenten in Halle 7 innerhalb der<br />

Leitmesse Digital Factory zu präsentieren. In diesem Jahr war das<br />

Besucherinteresse besonders hoch und erfreute ebenfalls die sechs<br />

Mitaussteller CSM, IBH softec, Symestic, Syncos, TXT e-solutions<br />

und znt Zentrum für Neue Technologien. Genutzt wurde die Messe,<br />

um zu zeigen, dass MES ein essentieller Bestandteil von Industrie<br />

4.0 sind – passend zum Motto der Messe: ‚Integrated Industry – Join<br />

the Network.‘<br />

co<br />

Kontakt<br />

MES D.A.CH Verband e.V.<br />

Geschäftsstelle<br />

Ilsfeld-Auenstein<br />

Tel. +49 7062/6760213<br />

info@mes-dach.de<br />

www.mes-dach.de<br />

INFO<br />

deve lo p 3 systems engineering 02 2015 55


ANWENDUNGEN LEITTECHNIK / INDUSTRIE 4.0<br />

Smart Factory für die Produktion von Spezialschmierstoffen der Zukunft<br />

Unterschiedliche Rezepturen<br />

und Gebindearten jederzeit im Griff<br />

Im Bereich der Schmierfettproduktion hat Rhenus Lub in Mönchengladbach einen wichtigen<br />

Schritt zu Industrie 4.0 und damit der Smart Factory in der Prozesstechnik vollzogen. Schmierfette<br />

– gerade im Bereich hochbelasteter Lager ein wichtiges Konstruktionselement – lassen sich auf<br />

diese Weise noch besser auf die jeweiligen individuellen Kundenanforderungen abstimmen. Möglich<br />

macht dies eine durchgängige vertikale wie horizontale Vernetzung, die zusammen mit den<br />

Automatisierungsspezialisten von Process Automation Solution umgesetzt wurde.<br />

56 develop 3 systems engineering 02 2015


LEITTECHNIK / INDUSTRIE 4.0<br />

ANWENDUNGEN<br />

Der Anwender<br />

INFO<br />

Rhenus Lub ist ein international operierender Systemanbieter<br />

von Spezialschmierstoffen. Das 1882 in Mönchengladbach gegründete<br />

Unternehmen entwickelt und produziert wassermischbare<br />

und nichtwassermischbare Kühlschmierstoffe für die anspruchsvolle<br />

Zerspanung, Spezialprodukte für die Umformung<br />

sowie Spezialfette und Spezialöle. Kunden sind Unternehmen im<br />

Maschinenbau, in der Automobil- und Automobilzulieferindustrie,<br />

in der Wälzlager- und Lebensmittelindustrie sowie in der<br />

Luft- und Raumfahrt. Im Jahr 2013 wurden rund 26.000 t Spezialfette<br />

und Hochleistungskühlschmierstoffe verkauft. Als Innovationsführer<br />

investiert das Unternehmen überdurchschnittlich in<br />

Forschung und Entwicklung. Mehr als 20 % aller Mitarbeiter sind<br />

in diesem Bereich beschäftigt. Rhenus Lub ist mit Tochterunternehmen<br />

und Auslandsvertretungen in 31 Ländern weltweit<br />

präsent.<br />

www.rhenuslub.de<br />

duktion vom ERP-System bis hinein in die Produktionsanlage umgesetzt;<br />

von der Kommissionierung bis hin zur Abfüllung.<br />

Mit der weiteren Automatisierung<br />

seiner Fettfabrik geht Rhenus Lub den<br />

Weg hin zur Smart Factory und damit<br />

Industrie 4.0 in der Prozesstechnik.<br />

Die Kunden der Hochleistungsschmierfette<br />

profitieren von Qualität,<br />

Liefertreue und kurzen Lieferzeiten<br />

Bild: Rhenus Lub<br />

Schlagworte wie Industrie 4.0 und ‚Smart Factory‘ sind heute in<br />

aller Munde. Doch lassen sich die dahinter stehenden Konzepte<br />

auch in der Prozessindustrie nutzen? In der Realität sind Umsetzungen<br />

rar, zumal die Voraussetzungen – eine wirklich durchgängige<br />

sowohl horizontale als auch vertikale Vernetzung – selten gegeben<br />

sind. Vielerorts Praxis sind dagegen manuelle Arbeitsabläufe:<br />

Arbeitsaufträgen in Papierform folgend wird der Prozess manuell<br />

abgearbeitet, Ergebnisse – wie beispielsweise tatsächlich dosierte<br />

Mengen – werden anschließend wieder ‚händisch‘ in die verwaltenden<br />

Systeme eingegeben. Das ist umständlich, fehleranfällig, ineffizient<br />

und erschwert Nachvollziehbarkeit und Reproduzierbarkeit.<br />

Die Smart Factory in der Prozessindustrie existiert allerdings schon:<br />

Der Mönchengladbacher Schmierstoffspezialist Rhenus Lub setzt<br />

auf moderne Automatisierungstechnik und hat damit einen wichtigen<br />

Schritt zu Industrie 4.0 vollzogen. Mit den Automatisierungsspezialisten<br />

der Process Automation Solution GmbH (vormals M+W<br />

Process Automation GmbH) als Partner wurden die entsprechenden<br />

Maßnahmen zur durchgängigen digitalen Vernetzung der Fettpro-<br />

Hoch beanspruchte Lager<br />

erfordern angepasste Schmierstoffe<br />

Schmierstoffe gelten in der Lebensdauerschmierung als unverzichtbares<br />

Konstruktionselement. Sie sorgen dafür, dass hoch beanspruchte<br />

Lager in Schienen- und Kraftfahrzeugen, Walzwerken und<br />

im Maschinenbau über Jahre und Jahrzehnte zuverlässig funktionieren.<br />

Allerdings steigen in diesen Anwendungsbereichen die Anforderungen<br />

ständig; die Fertigungsprozesse für die Schmierstoffe<br />

werden immer aufwändiger, verlangen aber gleichzeitig ein Höchstmaß<br />

an Flexibilität, um etwa das Verhältnis zwischen Nachfrage und<br />

Herstellung möglichst effizient in Einklang zu bringen.<br />

Um hier auch zukünftig führend zu bleiben, setzt Rhenus Lub seinen<br />

Kurs konsequent fort, der 2006 mit der Eröffnung der hochmodernen<br />

Fettfabrik am Firmensitz in Mönchengladbach begann. Dazu<br />

wurden im nächsten Schritt nun die immer komplexer werdenden<br />

Fertigungsprozesse für Schmierfette mit neuester Prozessleittechnik<br />

(PLS) inklusive Batchsystem zur Chargensteuerung und einem<br />

Manufacturing Execution System (MES) automatisiert und diese mit<br />

dem ERP-System vernetzt.<br />

Das besondere an der Lösung ist nicht nur die komplette vertikale<br />

Vernetzung des ERP-<strong>Systems</strong> über das MES bis hin zum PLS, sondern<br />

auch die horizontale Vernetzung (siehe Grafik).<br />

Dies beginnt bei der Kommissionierung, bei dem die Mitarbeiter<br />

alle notwendigen Handzugaben vor Beginn des eigentlichen Produktionsvorgangs<br />

abwiegen und mit Barcodeausdrucken versehen.<br />

Der nächste Schritt ist die batchgeführte Produktion mit den entsprechenden<br />

Verfahrensschritten, wie zum Beispiel automatischen<br />

Dosagen und Handzugaben, die mit den Handscannern verifiziert<br />

werden. Abschließend folgt ein Homogenisierungsschritt.<br />

Das Abfüllen des Produktes geschieht wiederum mit extra Abfüll -<br />

aufträgen in vielfältige Gebindeformen.<br />

deve lo p 3 systems engineering 02 2015 57


ANWENDUNGEN LEITTECHNIK / INDUSTRIE 4.0<br />

Die unterschiedlichen Rezepturen und vielen Gebindearten ermöglichen<br />

bis zu 1000 verschiedene Fertigungsvarianten, die im System<br />

abgebildet werden müssen. Da bei den Abfüll- und Homogenisierungsvorgängen<br />

die Anlagenteile neben den festen Rohrleitungsverbindungen<br />

auch mittels Schlauchleitungen verbunden sind,<br />

müssen diese Wege auch über das MES und Handscanner verifiziert<br />

werden.<br />

Umsetzung erfordert<br />

detaillierte Analysen und Planung<br />

Um die Herstellung der Schmierfette in der beschriebenen Weise<br />

abzubilden, war es zunächst notwendig, sämtliche Arbeitsabläufe<br />

zu analysieren und die im ERP-System hinterlegten Herstellanweisungen<br />

als normenkonforme Rezeptur zu formulieren. Neben genau<br />

definierten Mengen an Rohstoffen und Additiven zählen dazu<br />

insbesondere auch Prozessparameter wie<br />

Temperatur,<br />

Rührwerkseinstellungen,<br />

Reaktionszeiten oder<br />

präzise Zeitpunkte für die Zugabe von Einsatzstoffen.<br />

Hier kamen die Spezialisten der Process Automation Solution ins<br />

Spiel. Als Grundlage für diese Aufgabe analysierten sie zunächst<br />

die Arbeitsprozesse, erstellten ein Umsetzungskonzept und entwickelten<br />

auf Basis der bereits vorhandenen Hardware in der Produktionsanlage<br />

die neue Automatisierungsstruktur. Im nächsten<br />

In der batchgeführten Produktion werden Handzugaben mit Handscannern<br />

verifiziert Bild: Rhenus Lub<br />

Systemaufbau und -vernetzung<br />

Grafik: Pyramidenmodell des Zustands nach dem Ausbau. Durch die Ver -<br />

netzung der Systeme und die Einführung moderner Automatisierungstechnik<br />

werden sowohl die Kommissionierung als auch die Produktions- und<br />

Abfüllprozesse in all ihren Abläufen durchgängig automatisiert und vernetzt<br />

Bild: Process Automation Solutions<br />

Schritt wurden detaillierte Spezifikationen für das Prozessleitsystem<br />

– inklusive flexibler Chargensteuerung – und für das MES erstellt,<br />

nach denen das System umgesetzt wurde. Die MES-Funktionen<br />

umfassen Auftrags- und Materialverwaltung ebenso wie die<br />

Vorkommissionierung, die Verifizierung der manuellen Zugaben<br />

der Rohstoffe in den Rührkessel, Qualitätskontrollen im Labor, Wegeverifizierung<br />

für die Abfüllung, Protokollfunktionen und natürlich<br />

die Schnittstelle zum ERP-System und zum Prozessleitsystem.<br />

Das ERP-System und die Automatisierungsebene der Produktion<br />

sind nun durch Chargensteuerung und MES miteinander verbunden<br />

– womit die Automatisierungslücke zwischen Bürowelt mit<br />

Auftragsannahme und der Produktionsanlage geschlossen ist. Das<br />

gewährleistet eine durchgängige Dokumentation und zeitgenaue<br />

Verfolgbarkeit des kompletten Fertigungsprozesses. Eine Herausforderung<br />

bei der Installation der neuen Automatisierungslösung<br />

war allerdings, dass der laufende Produktionsbetrieb so wenig wie<br />

möglich beeinträchtigt werden sollte. Dazu wurde das neue System<br />

an verschiedenen Wochenenden während der üblichen Abstellphasen<br />

getestet. Dies, der hohe Einsatz aller Beteiligten und<br />

ein Funktionstest der Applikation bei Process Automation Solutions<br />

im Vorfeld trugen dazu bei, dass das System im Dezember<br />

2014 in Betrieb genommen werden konnte.<br />

Bedienerführung für<br />

definierten Ablauf und Nachvollziehbarkeit<br />

Arbeitsabläufe, die sich auch weiterhin nicht automatisieren lassen,<br />

werden übrigens heute durch die Bedienerführung am System<br />

unterstützt. Für die einzelnen Aufträge und die entsprechenden<br />

Rezepturen gibt es Aufforderungen, die der Bediener chronologisch<br />

ausführen muss. So lässt sich ein bestimmter Rohstoff erst<br />

dann zufügen, wenn der entsprechende Arbeitsschritt ansteht und<br />

58 develop 3 systems engineering 02 2015


LEITTECHNIK / INDUSTRIE 4.0<br />

ANWENDUNGEN<br />

„Schmierstoffe werden<br />

immer aufwändiger,<br />

verlangen aber gleich -<br />

zeitig ein Höchstmaß<br />

an Flexibilität, um etwa<br />

das Ver hältnis zwischen<br />

Nachfrage und Her -<br />

stellung möglichst<br />

effizient in Einklang zu<br />

bringen.“<br />

An den Bedienstationen des Prozessleitsystems und MES sind alle relevanten Informationen<br />

auf einen Blick verfügbar. Elemente des sogenannten ‚High Performance<br />

HMI‘ sorgen für ein ergonomisches, ermüdungsfreies Arbeiten – womit<br />

Fehler bereits im Ansatz vermieden werden Bild: Rhenus Lub<br />

per Scanner die Identifikationsnummer des entsprechenden Behälters<br />

und des Stoffes korrekt erfasst wurde. Ist dieser Job erledigt,<br />

wird quittiert und der nächste Ablaufschritt freigeschaltet.<br />

An den Bedienstationen des Prozessleitsystems und MES sind alle<br />

relevanten Informationen auf einen Blick verfügbar und in Hinblick<br />

auf Übersichtlichkeit dargestellt. Dabei wurden viele Elemente<br />

des sogenannten ‚High Performance HMI‘ umgesetzt. Das ermöglicht<br />

ergonomisches, ermüdungsfreies Arbeiten und vermei-<br />

Kontakt<br />

Die Process Automation Solutions GmbH (vormals M+W<br />

Process Automation) bietet innovative, individuelle und<br />

zukunftssichere Automatisierungslösungen in der Prozessund<br />

Fertigungsindustrie. Dabei können die Spezialisten<br />

für Komplettlösungen aus einem Guss bereits auf über 25<br />

Jahre Erfahrung zurückgreifen. Schwerpunkte der Tätigkeit<br />

sind die Projektierung von Steuerungs- und Prozessleitsystemen<br />

und deren vertikale Integration in den gesamten<br />

Unternehmensprozess. Process Automation Solutions<br />

ist ein Tochterunternehmen von ATS Automation und<br />

verbindet so die Flexibilität eines Mittelständlers mit der<br />

Leistungsfähigkeit eines großen Unternehmens.<br />

Process Automation Solutions GmbH<br />

Ludwigshafen<br />

www.pa-ats.com<br />

INFO<br />

det Fehler. Durch die Bedienerführung ist zudem jederzeit dokumentiert,<br />

wer welchen Arbeitsschritt wann und wo ausgeführt hat.<br />

Die Bedienanforderungen werden im Prozessbetrieb aus den Rezepten<br />

angestoßen und an das MES übermittelt. Der Ablauf des<br />

Prozesses ist nur einmal im System, nämlich im Rezeptursystem,<br />

hinterlegt. Das vereinfacht die Synchronisation des MES mit dem<br />

Prozessleitsystem erheblich und die Prozesse bleiben weiterhin<br />

flexibel.<br />

Für die Schmierfettproduktion ergibt sich durch die neue Automatisierungslösung<br />

gleich eine ganze Reihe an Verbesserungen. Die Gefahr<br />

von Fehlchargen ist minimiert, der Anlagennutzungsgrad<br />

steigt, weil sich die Auftragsabwicklung besser planen lässt, und die<br />

Online-Prozessüberwachung ermöglicht eine kontinuierliche Prozessoptimierung.<br />

Letztendlich steigt durch all dies die Kundenzufriedenheit,<br />

denn Qualität, Liefertreue und kurze Lieferzeiten weiß<br />

schließlich jeder zu schätzen. Rhenus Lub ist mit der hochmodernen<br />

und intelligenten Fettproduktion in Mönchengladbach somit erfolgreich<br />

im Industriezeitalter 4.0 angekommen und weiter in Richtung<br />

Zukunft unterwegs.<br />

co<br />

Die Autoren:<br />

Stephan Engels<br />

ist Abteilungsleiter<br />

bei der Process<br />

Automation<br />

Solutions GmbH,<br />

Ellen-Christine<br />

Reiff Redakteurin<br />

im Redaktionsbüro<br />

Stutensee<br />

deve lo p 3 systems engineering 02 2015 59


ANWENDUNGEN<br />

NETZWERKE / KOMMUNIKATION<br />

Bilder: M.G. Bryan/Rockwell Automation<br />

Asset Performance Management (APM) erlaubt effizientere Nutzung von Förderanlagen<br />

Einblicke in Echtzeit<br />

Zusammen mit Rockwell Automation entwickelte Ausrüster M.G. Bryan eine skalierbare Lösung<br />

zur dezentralen Verwaltung von Fracking-Fahrzeugen. Alle relevanten Daten werden gesammelt<br />

und mit Hilfe der Cloud-Computing-Plattform Microsoft Windows Azure gespeichert, so dass stets<br />

ein sicherer Fernzugriff auf Echtzeitdaten möglich ist. Die kostspieligen Anlagen lassen sich auf<br />

diese Weise deutlich effektiver nutzen – bis hin zu einem neuen Geschäftsmodell.<br />

Großgeräte für die Öl- und Gasindustrie sind die Spezialität des<br />

texanischen Unternehmens M.G. Bryan. Ein Wachstumstreiber<br />

ist dabei vor allem die Erdgasförderung per Fracking, wozu das<br />

Unternehmen entsprechendes Equipment sowohl verkauft als auch<br />

vermietet. Fracking-Fahrzeuge, die 1 Mio. US-Dollar und mehr kosten,<br />

kommen dabei auch in entlegenen Gebieten und unter extremen<br />

Umgebungsbedingungen zum Einsatz. Alle 200 bis 400 Betriebsstunden<br />

müssen zudem die Ölfilter ersetzt werden, alle 4.000<br />

bis 7.000 Betriebsstunden ist eine Generalüberholung des Motors<br />

erforderlich. Das Problem dabei: Der Ausfall eines Fracking-Fahrzeugs<br />

kann pro Tag Kosten von 3.000 bis 7.000 US-Dollar verursachen<br />

– den Produktionsausfall nicht mit eingerechnet. Da insbesondere<br />

an abgelegenen Orten eine Mobilfunkverbindung fehlen kann,<br />

führen die meisten Produzenten trotz der hohen Kosten ein Ersatzfahrzeug<br />

mit, um die Produktion nicht zu gefährden.<br />

Doch gerade die Bereitstellung von Ersatzfahrzeugen macht das<br />

Fracking so teuer und vielen kleineren und mittelgroßen Öl- und<br />

Gasproduzenten fehlt das Know-how bezüglich der Steuerungssysteme<br />

sowie Wartung der Anlagen. Mit dem Ziel, die Anlagenlaufzeit<br />

zu optimieren, entschloss sich M.G. Bryan dazu, in Zusammenarbeit<br />

mit Rockwell Automation ein neues Steuerungs- und Informationssystem<br />

(Asset Performance Management – kurz APM) für Fracking-<br />

Fahrzeuge zu entwickeln. „Wir wollten eine Lösung realisieren, die<br />

nach 1000 Lastwagen ebenso gut funktioniert wie nach den ersten<br />

fünf“, berichtet Josh Rabaduex, Director of <strong>Engineering</strong> bei M.G.<br />

Bryan. „Klar war uns außerdem, dass wir keine großen Hardware-Investitionen<br />

tätigen konnten und auch keine langwierigen Systemwartungsmaßnahmen<br />

durchführen wollten.“ Ein herkömmliches<br />

Rechenzentren wäre damit nicht in Frage gekommen.<br />

Das neu entwickelte System nutzt deshalb die Cloud-Computing-<br />

Plattform Microsoft Windows Azure in Verbindung mit der Factory-<br />

Talk Software Suite für den sicheren Fernzugriff auf Echtzeitdaten<br />

(siehe dazu Kasten: Cloud und Sicherheit). Es führt Informationen<br />

aus verschiedenen Datenquellen zusammen und erlaubt auf Basis<br />

des Cloud Computings den Zugriff, ohne dass M.G. Bryan oder dessen<br />

Kunden eigene Rechenzentren einrichten und verwalten müssen.<br />

Kontakt<br />

Rockwell Automation GmbH<br />

Düsseldorf<br />

Tel. +49 (0)211/41553-0<br />

ragermany-info@ra.rockwell.com<br />

www.rockwellautomation.de<br />

Details zu FactoryTalk VantagePoint:<br />

http://t1p.de/44nm<br />

INFO<br />

60 develop 3 systems engineering 02 2015


NETZWERKE / KOMMUNIKATION<br />

ANWENDUNGEN<br />

Mit einem neuen Steuerungs- und Informationssystem<br />

kann Ausrüster M.G. Bryan<br />

Daten nicht nur lokal an seinen Fahrzeugen,<br />

sondern dank Cloud Computing<br />

auch mobil abrufen und analysieren. Dies<br />

erlaubt zudem den Zugriff von Spezialisten<br />

in der Firmenzentrale<br />

Anzeige relevanter Daten<br />

macht Performance sichtbar<br />

Das Steuerungssystem jedes Fahrzeugs enthält eine programmierbare<br />

Automatisierungssteuerung des Typs Allen-Bradley Compact-<br />

Logix. Aus diesen Steuerungen werden Einsatzdaten über eine<br />

cloudbasierte Version der FactoryTalk-VantagePoint-Software gesammelt,<br />

um ein umfassendes Bild der Fahrzeug- und Fuhrpark-Performance<br />

zu liefern. Die Daten werden dabei mit Hilfe von Mobilfunkmodems<br />

in die Cloud geschickt. In kleinste Pakete unterteilt,<br />

lassen sie sich selbst bei mäßigem Mobilfunkempfang übertragen.<br />

Für den Fall, dass dennoch keine Verbindung aufgebaut werden<br />

kann, werden die Daten in einem Gateway zwischengespeichert<br />

und gesendet, sobald sich wieder eine Verbindung herstellen lässt.<br />

„Über mobile Geräte und per Web-Browser können wir jetzt die entsprechenden<br />

Daten aus der Cloud ziehen, um Berichte über den Zustand<br />

des Antriebsstrangs und der Fracking-Leistung eines jeden<br />

Fahrzeugs zu erstellen“, fährt Rabaduex fort. Zudem erhalte man<br />

Angaben zur Prozessleistung und zum Wartungsbedarf des ganzen<br />

Fuhrparks. „Durch die Kombination unseres neuen Informationssystems<br />

mit der Flexibilität und Skalierbarkeit des Cloud Computings<br />

haben wir damit den Weg zu umfangreichen Verwaltungslösungen<br />

geebnet – sowohl für unseren eigenen Fuhrpark als auch<br />

Fahrzeuge, die wir verkaufen.“<br />

Problemlösung in 10 Minuten<br />

Betriebszeit und Produktivität profitieren von der neuen Lösung<br />

durch den unmittelbaren – gleichwohl sicheren – Zugriff auf dezentrale<br />

Anlagendaten. So ließ sich in einem Fall beispielsweise die Ursache<br />

für Drehzahlschwankungen eines Motors finden. Dies kann<br />

sehr gefährlich sein, weil schnelle Änderungen der Drehzahl direkt<br />

den Druck in den Rohren beeinflussen, mit denen die Fracking-Flüssigkeit<br />

in den Boden gepumpt wird. Platzt infolge der Druckänderung<br />

ein Rohr, gefährden umherfliegende Splitterteile Mitarbeiter<br />

und Geräte und die Produktion steht still. Es galt also, den Grund für<br />

die Drehzahlschwankungen zu finden – keine einfache Aufgabe,<br />

weil neben dem Verschleiß des Motors auch das Eindringen von<br />

Fremdmaterial oder der Ausfall anderer Bauteile die Ursache sein<br />

konnten. Mit Hilfe des Cloud-basierten <strong>Systems</strong> konnten sich aber<br />

Mitarbeiter von M.G. Bryan umgehend einloggen und die Daten des<br />

betreffenden Fahrzeugs überprüfen. Sie stellten einen Abfall des<br />

Cloud-Lösungen<br />

in anderen Branchen<br />

Zur Hannover Messe 2015 stellte Microsoft in Verbindung mit<br />

der Industrie-4.0-Diskussion weitere cloudbasierte Lösungen vor.<br />

„Die vierte industrielle Revolution setzt sich global durch und ist<br />

eine Jahrhundertchance für die deutsche Wirtschaft”, so Dr.<br />

Klaus von Rottkay, COO und Mitglied der Geschäftsführung von<br />

Microsoft Deutschland. Allerdings: Die Entwicklung innovativer<br />

Produkte und Services sowie neuer Geschäftsmodelle basierend<br />

auf IT spiele derzeit noch eine untergeordnete Rolle. „Hersteller<br />

werden aber künftig nicht mehr allein über Produkte und Dienstleistungen<br />

gegeneinander konkurrieren – sondern vor allem über<br />

die Geschäftsmodelle, die sie dadurch ermöglichen.“ So investiert<br />

beispielsweise auch der Aufzughersteller ThyssenKrupp Elevator<br />

in die Cloud und das Internet der Dinge (Internet of Things<br />

– IoT). Über die Microsoft-Cloud vernetzt ThyssenKrupp die Sensoren<br />

in seinen Aufzügen und überwacht auf diese Weise sämtliche<br />

Funktionen – und etabliert damit ein neues, präventives<br />

Wartungssystem. Ein weiteres Beispiel liefert zudem eine Projektstudie<br />

des Hausgeräte-Herstellers Miele zusammen mit Microsoft,<br />

basierend auf den Microsoft-Azure-IoT-Diensten. Ziel ist<br />

die Realisierung smarter Kochgeräte, die sich per Assistenzsystem<br />

und Online-Rezepten so programmieren lassen, dass Mahlzeiten<br />

perfekt gelingen. Ein wichtiger Punkt bei beiden Beispielen<br />

ist, dass die Transformation der Geschäftsmodelle nicht unbedingt<br />

disruptiv sein muss: Geräte in der Produktionsstätte oder<br />

im Verkauf und bestehende Software und Services können auch<br />

mit sinnvollen Komponenten wie Machine Learning und Cloud-<br />

Lösungen ergänzt und damit neu erfunden werden. „Wir schaffen<br />

das digitale Wirtschaftswunder, wenn wir Industrie 4.0 als<br />

Digitalisierung von Produktion und Produkten verstehen“, so<br />

Klaus von Rottkay abschließend. „Hochleistungsbranchen, Großunternehmen<br />

und Mittelstand müssen dazu mit der ITK-Wirtschaft<br />

zusammenarbeiten, um den Technologietransfer sicherzustellen.”<br />

Microsoft Deutschland GmbH<br />

Unterschleißheim<br />

Tel. +49 (0)89/3176-0<br />

www.microsoft.com<br />

Details zu Windows Azure:<br />

http://azure.microsoft.com<br />

INFO<br />

deve lo p 3 systems engineering 02 2015 61


ANWENDUNGEN LEITTECHNIK / INDUSTRIE 4.0<br />

Das neue System legt nicht nur<br />

die Basis für neue Geschäftsmodelle,<br />

es erleichtert auch den<br />

Support bis hin zur Durchführung<br />

von Wartungs- und Instandhaltungsmaßnahmen<br />

Cloud und Sicherheit<br />

TIPP<br />

flüssigkeitsseitigen Eingangsdrucks der Pumpe von 60 auf 6 psi<br />

fest, was auf Pumpenkavitation hindeutete: Der Vorrat in den Tanks<br />

des Kunden ging zur Neige. Nach Öffnen eines versehentlich geschlossenen<br />

Schiebers war das Problem gelöst – und all das innerhalb<br />

von etwa 10 Minuten. Rechtzeitig verhindern ließ sich auf diese<br />

Weise nicht nur, dass Mitarbeiter zu Schaden kamen, sondern<br />

auch, dass die Pumpe Luft ansaugte und beschädigt wurde – andernfalls<br />

wären Ersatzteile im Wert von zirka 60.000 US-Dollar und<br />

die 160 km lange Anreise des Kundendienstes erforderlich ge -<br />

wesen.<br />

Tür zu einem neuen Geschäftsmodell aufgestoßen<br />

„Weil wir die Fahrzeugnutzung jetzt aufgeschlüsselt nach Tagen,<br />

Stunden und Minuten verfolgen können, konnten wir unsere Mietverträge<br />

ändern“, fasst Josh Rabaduex die Erfahrungen mit dem<br />

neuen System zusammen. „Anstelle der branchenüblichen Monatsverträge<br />

können wir nun ein Konzept anbieten, das die tatsächliche<br />

Nutzungszeit in Rechnung stellt – unsere Kunden müssen also keine<br />

Monatsverträge mehr abschließen und für Ersatzfahrzeuge, die niemals<br />

zum Einsatz kommen, genauso viel bezahlen wie für Fahrzeuge,<br />

die rund um die Uhr genutzt werden.“ Bezahlt wird nur für die Tage,<br />

an denen die Fahrzeuge wirklich in Betrieb sind. Aufgestoßen<br />

wurde damit die Tür zu einem neuen Geschäftsmodell, das Projektrisiken<br />

und Produktionskosten verringert und die Zeitspanne reduziert,<br />

in der sich Fracking-Fahrzeuge amortisiert haben.<br />

Aktuelle Besitzer von Fracking-Fahrzeugen von M.G. Bryan haben<br />

deshalb bereits mehr als 25 Nachrüstungen in Auftrag gegeben, um<br />

ihren Fuhrpark mit dieser Lösung auszustatten. Zudem will das Unternehmen<br />

das damit verbundene Innovationspotential noch weiter<br />

ausschöpfen. „Wir überlegen, wie wir für unsere Kunden die Produktionsleistung<br />

sichtbar machen können und wie sich die Daten<br />

für vorbeugende Wartungsmaßnahmen nutzen lassen“, so Rabaduex<br />

abschließend. „Wir können jetzt belastbare Daten vorlegen, die<br />

zeigen, dass unsere Pumpen und andere Komponenten länger halten.“<br />

Auch in Garantiefällen könne man sich auf Fakten stützen und<br />

schließlich Kunden informieren, wann die Zeit für einen Luftfilterwechsel<br />

oder eine Motorüberholung gekommen ist. „Die Möglichkeiten<br />

sind endlos.“<br />

co<br />

Soll man geschäftliche Daten in eine Cloud auslagern? „Die Auffassung,<br />

dass sich die eigenen Daten hinter einer verschlossenen<br />

Tür befinden müssen, ist nicht immer richtig“, meint Josh<br />

Rabaduex, Director of <strong>Engineering</strong> bei M.G. Bryan. Die Cloud<br />

könne in vielen Fällen sogar mehr Sicherheit und Redundanz bieten,<br />

als ein herkömmliches System. Fällt etwa in der Cloud eine<br />

Anlagenkomponente aus, übernimmt eine andere – die Redundanz<br />

ist hoch. „Dies hat sich für uns und unsere Kunden als eine<br />

der stabilsten Lösungen erwiesen, denn jetzt legt ein Ausfall<br />

nicht mehr die ganze Anlage lahm.“ Eine entscheidende Frage ist<br />

aber darüber hinaus, welche Gefahr von Hackern oder Viren ausgeht.<br />

„Dass die Unternehmen, die mit unseren Systemen arbeiten,<br />

bis dato keine ernsten Sicherheitsprobleme verzeichnen, ist<br />

unseren Sicherheitsmaßnahmen wie etwa Verschlüsselung, sicherem<br />

Login-in, isolierten Netzwerken mit Firewalls und anderen<br />

Maßnahmen ebenso zu verdanken wie dem Aufbau unserer<br />

Datensammlungen“, so Rabaduex weiter. „In die Cloud geben<br />

wir ausschließlich bestimmte Daten, die nur zusammen mit anderen<br />

Daten – die sich jedoch nicht in der Cloud befinden – ein<br />

Risiko für uns oder unsere Kunden darstellen würden.“<br />

Sicherheitsbedenken sind also kein ausreichender Grund, auf<br />

cloudbasierte Lösungen oder die Anwendung moderner Technologie<br />

zu verzichten. Stattdessen sollten potenzielle Risiken genau<br />

in Augenschein genommen und zusammen mit einem routinierten<br />

Team eine gründliche Risikobewertung vorgenommen<br />

werden, bevor es an die Implementierung neuer Technologie<br />

geht. Rockwell Automation nimmt regelmäßig solche Risikobewertungen<br />

vor, um bei der Identifikation potenzieller Bedrohungen<br />

und Folgen zu helfen, und gibt Empfehlungen, wie sich<br />

Unternehmen optimal für die Zukunft rüsten können. Sinnvoll ist<br />

es, Sicherheit direkt von Anfang an in Konstruktionsprozesse einzubinden<br />

und sämtliche Ebenen zu verwalten – vom Feldgerät<br />

über die Steuerung, den Prozess, die mobilen Geräte und die Geschäftsebene<br />

bis zur Cloud. Und damit Daten Aussagekraft haben,<br />

wird das Validieren und die Koordination des Zugriffs auf sie<br />

zu einem wichtigen Thema.<br />

Der Autor:<br />

Ashkan Ashouriha ist<br />

Solution Architect Integrated<br />

Architecture &<br />

Connected Enterprise bei<br />

Rockwell Automation<br />

62 develop 3 systems engineering 02 2015


NETZWERKE / KOMMUNIKATION<br />

ANWENDUNGEN<br />

Drahtlose Sensornetzwerke für IoT-Messtechnik-Anwendungen<br />

Sicherer Kontakt über lange Distanzen<br />

Viele Applikationen – wie das Überwachen von ausgedehnten Produktionsanlagen, Pipelines, Baustrukturen<br />

von Brücken, Tunneln oder großen Überlandleitungen – fordern insbesondere die Überbrückung<br />

großer Entfernungen durch ein drahtloses Sensornetzwerk (WSN). Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit<br />

sollen aber trotz geringem Leistungsbedarf auch über große Entfernungen sichergestellt<br />

sein – eine der wohl herausfordernsten Netzwerktopologien.<br />

Produktionsanlagen zu überwachen, die sich über eine große<br />

Fläche erstrecken, ist keine einfache Aufgabe. Analog gilt das<br />

auch für das Überwachen der Alterung von Infrastruktur wie Brücken,<br />

Tunneln oder Überlandleitungen – anders formuliert: Anwendungen<br />

der Messtechnik, die im Zusammenhang mit der Nutzung<br />

des Internet of Things (IoT) diskutiert werden. All diese Applikationen<br />

benötigen drahtlose Sensornetzwerke (Wireless Sensor Networks,<br />

WSNs), um eine den drahtgebundenen Netzwerken vergleichbare<br />

Leistung zu bieten. Diese WSNs müssen in der Lage sein,<br />

eine große Anzahl von drahtlosen Sensorknoten zu skalieren und in<br />

vielen Fällen große Distanzen zu überbrücken.<br />

Um WSNs auf einer breiten Basis einsetzen zu können, müssen sie<br />

sich einfach nutzen lassen und zuverlässig über viele Jahre hinweg<br />

– häufig eine Dekade – problemlos funktionieren. Schlüsselanforderungen<br />

an WSNs sind deshalb:<br />

Freie Platzierung der Sensoren an beliebiger Stelle<br />

Geringer Wartungsaufwand<br />

Zuverlässige Kommunikation<br />

Skalierbarkeit<br />

Ziel muss es zudem sein, einen möglichst verlustarmen Betrieb des<br />

drahtlosen Sensornetzwerks zu ermöglichen – ohne dafür aber auf<br />

Zuverlässigkeit oder Netzwerkverfügbarkeit zu verzichten. Solche<br />

KONTAKT<br />

Linear Technology GmbH<br />

Ismaning<br />

Tel. +49 89/962455-0<br />

www.linear.com<br />

Details zu Dust Networks:<br />

http://t1p.de/br7z<br />

INFO<br />

Anwendungen:<br />

Smarte Parkplatzsysteme: Streetline<br />

www.linear.com/docs/41387<br />

Computer-Datenzentren, um den Energieverbrauch zu<br />

überwachen: Vigilent<br />

www.linear.com/docs/41384<br />

Einsatz in Industriebetrieben: Emerson Process<br />

www.linear.com/docs/41383<br />

Abbildung: Pfad- und Frequenzdiversität – wenn die Kommunikation auf dem<br />

‚grünen‘ Pfeil fehlschlägt, versucht es Knoten D erneut auf dem violetten Pfeil<br />

auf einem anderen Kanal<br />

zuverlässigen WSNs mit geringem Leistungsbedarf sind mit den<br />

SmartMesh-IP-Netzwerken von Dust Networks Realität geworden,<br />

basierend auf dem Time-Synchronized-Channel-Hopping (TSCH).<br />

Solche TSCH-Mesh-Netzwerken haben sich beim Einsatz in einigen<br />

der rauesten Umgebungen bewährt.<br />

TSCH ist bereits ein grundlegender Funktionsblock von bestehenden<br />

drahtlosen Industriestandards wie WirelessHART (IEC 62591)<br />

und ein wichtiger Teil von neu aufkommenden, auf dem Internet-<br />

Protokoll basierenden drahtlosen Sensornetzwerk-Standards. In einem<br />

TSCH-Netzwerk arbeiten die Knoten im ganzen Netzwerk synchronisiert<br />

(exakt innerhalb einiger weniger Mikrosekunden). Die<br />

Netzwerkkommunikation ist in Zeitschlitzen organisiert und erlaubt<br />

die Übertragung der Datenpakete mit geringem Leistungsbedarf,<br />

paarweisem Kanal-Hopping und voller Pfad-Diversität (siehe Abbildung).<br />

TSCH-basierte Netzwerke werden heute bereits erfolgreich<br />

in Anwendungen eingesetzt (siehe Kasten).<br />

co<br />

Info:<br />

Dies ist eine gekürzte Version eines Beitrags zum Thema drahtlose<br />

Sensornetzwerke, für die Langversion siehe Fußnote.<br />

Die Autoren:<br />

Lance Doherty, <strong>Systems</strong> Engineer, Jonathan Simon, <strong>Systems</strong> Engineer<br />

Director, Thomas Watteyne, <strong>Systems</strong> Engineer und Ross Yu,<br />

Product Marketing Manager, alle Dust Networks Product Group,<br />

Linear Technology Corporation<br />

Hinweis: Details der Netzwerktechnologie und ein konkretes Fallbeispiel schildert der<br />

Beitrag „Drahtlose Sensoren beliebig platzieren“, erschienen im Special „Komponenten<br />

der Sensorik 2015“ von elektro AUTOMATION und KEM.<br />

Abbildung: Dust Networks<br />

deve lo p 3 systems engineering 02 2015 63


ANWENDUNGEN<br />

AUS DER PRAXIS DES SYSTEMS ENGINEERINGS<br />

Dr. David Endler, <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> Consultant<br />

„Ein kleines Team<br />

sollte die Grundlagen legen“<br />

Im Rahmen der Rubrik ‚Aus der Praxis des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s‘ berichtete uns Dr. David<br />

Endler von seinen Erfahrungen rund um das <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (SE). Der gelernte Physiker<br />

ist heute selbstständiger Berater und kann deswegen auf zahlreiche Projekte zurückblicken –<br />

eine ideale Basis, um Komplexität in den Griff zu bekommen.<br />

develop 3 : Dr. Endler, können Sie uns von einem Projekt berichten,<br />

das rückblickend die Vorteile des <strong>Systems</strong>-<strong>Engineering</strong>-<br />

Ansatzes verdeutlicht?<br />

Endler: Interessanterweise sind es häufig kleine Dinge, die besonders<br />

gut funktionieren. So konnte ich beispielsweise einmal in einer<br />

Angebotsphase unterstützend tätig sein, in der es zunächst darum<br />

ging, sich mit dem Kunden bezüglich der Anforderungen auszutauschen.<br />

Das hört sich simpel an – doch muss man sich vor Augen führen,<br />

dass hier die Grundlagen für den späteren Vertragsabschluss<br />

gelegt werden. In dem konkreten Fall schlug ich eine vorausgehende<br />

Klärung vor, für deren Umsetzung ich dann innerhalb von zweieinhalb<br />

Jahren mehrfach für einige Tage nach China geflogen bin.<br />

Das scheint aufwändig zu sein, jedoch ließ sich im Endeffekt damit<br />

das Risiko deutlich senken – etwa in Höhe eines zwei- bis dreistelligen<br />

Millionenbetrags. Ein anderes Beispiel ist der Aufbau eines<br />

Technologiedemonstrators für eine Luftfahrtanwendung. Gezeigt<br />

werden sollte, dass die Technologie auch unter Extrembedingungen<br />

funktioniert – in diesem Fall bei einer schnellen Dekompression der<br />

Kabine in einer Flughöhe von zwölf Kilometern, also ausgehend von<br />

einem Druck entsprechend einer Höhe von 2000 Metern über Normalnull.<br />

Das Erstaunliche daran war, dass aufgrund des <strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong>s der Demonstrator bereits beim allerersten Probelauf in<br />

einer Druckkammer beim DLR alle wesentlichen Leistungsanforderungen<br />

erfüllte.<br />

develop 3 : Wie würden Sie denn <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> allgemein<br />

definieren?<br />

Endler: Das ist schwer zu beantworten – im Rahmen einer SE-Einführung<br />

versuchen wir derzeit, die Ziele auf nur einer Folie darzustellen.<br />

Das ist uns bislang nicht wirklich gelungen, da für jeden Stakeholder<br />

andere Facetten von Bedeutung sind. Allgemein lässt sich<br />

aber sagen, dass <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> ein strukturiertes Vorgehen<br />

für die Entwicklung nicht nur komplizierter, sondern vor allem komplexer<br />

Systeme beschreibt. SE ist dafür da, deren nicht in allen Details<br />

vorhersehbares Verhalten zu meistern und zu beherrschen. Bezüglich<br />

der Anforderungen an ein Produkt schafft SE zudem Transparenz<br />

– nicht zuletzt auch bezüglich der Risiken, wie eingangs geschildert.<br />

develop 3 : An welcher Stelle geht <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> denn<br />

über das reine Anforderungs-Management oder Requirements<br />

Management hinaus?<br />

Endler: Die Rolle des <strong>Systems</strong> Engineers hat ganz viel mit Kommunikation<br />

zu tun. In dem erstgenannten Beispiel war ich nicht nur als<br />

Requirements-Manager unterwegs, sondern vielmehr schon als<br />

auch in die Tiefe blickender Ingenieur; hinzu kamen sehr stark Aufgaben<br />

des Projektmanagements. Hier war es übrigens von Vorteil,<br />

das Team zunächst zu verkleinern – es macht keinen Sinn, etwas zu<br />

entwickeln, was dann durch notwendige Redesigns wieder hinfällig<br />

wird. Sind die Anforderungen initial definiert, können alle Beteiligten<br />

loslegen – und der <strong>Systems</strong> Engineer ist dann die Schnittstelle zwischen<br />

den Disziplinen, um die Kommunikation sicherzustellen. Die<br />

Rolle des <strong>Systems</strong> Engineers ändert sich also durchaus im Laufe des<br />

Projekts.<br />

develop 3 : Es macht also Sinn, mit wenigen Personen ein Projekt<br />

zu starten?<br />

Endler: In der Tat, es sollte in meinen Augen auf alle Fälle ein relativ<br />

kleines Team sein – entscheidend ist Erfahrung. <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

heißt ja nicht, dass jedes Projekt auch ein Erfolg wird. Wer erlebt<br />

hat, warum ein Projekt scheitert, weiß, worauf er achten muss.<br />

Wichtig ist in meinen Augen, dass man am Anfang die Klärung<br />

schafft – das kann ein kleines Team besser lösen.<br />

develop 3 : <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> ist vor allem eine Frage der<br />

methodischen Herangehensweise. Muss aus Ihrer Sicht an<br />

Zur Person<br />

INFO<br />

David Endler studierte Physik in Erlangen/Nürnberg und<br />

Hamburg, bevor er als Consultant in ein Beratungsunternehmen<br />

eintrat. Nach verschiedenen Positionen machte<br />

er sich im Oktober 2010 selbstständig und arbeitet heute<br />

als <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> Consultant. In den vergangenen<br />

Jahren hat er viele Unternehmen bei der Entwicklung von<br />

sicherheitskritischen Systemen in verschiedenen Industriezweigen<br />

(Luftfahrt, Anlagenbau, Automotive, Maritime)<br />

unterstützt. Zudem ist er Mitglied des DIN-Komitees<br />

NA 043-01-07 AA ‚Software und System-<strong>Engineering</strong>‘.<br />

Tel. +49 170/2963536<br />

de@davidendler.de<br />

www.davidendler.de<br />

64 develop 3 systems engineering 02 2015


AUS DER PRAXIS DES SYSTEMS ENGINEERINGS<br />

ANWENDUNGEN<br />

„Die Rolle des <strong>Systems</strong><br />

Engineers hat ganz viel mit<br />

Kommunikation zu tun.“<br />

miteinander, mit individuellen Erfahrungen und unterschiedlichem<br />

Hintergrund. An fehlender Kommunikation und Absprache scheitert<br />

dann ein SE-Projekt eher als an der noch fehlenden durchgängigen<br />

Toollandschaft.<br />

Bild: Endler<br />

Dr. David Endler, <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> Consultant<br />

der Methodik weiter gearbeitet werden oder vor allem an deren<br />

Anwendung?<br />

Endler: Beides ist wichtig! <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> ist ja schon sehr alt<br />

und es wurden damit bereits zahlreiche großartige Systeme entwickelt.<br />

Dennoch ist die SE-Szene in Bewegung. Im Januar war ich<br />

beispielsweise das erste Mal auf dem internationalen Workshop von<br />

INCOSE und erstaunt, wie viel Bewegung da drin ist. Nicht zuletzt<br />

wollen viele junge Leute das Thema vorantreiben. Und die SE Vision<br />

2025 von INCOSE ist in der Tat sehr ambitioniert (Bem. d. Red.: siehe<br />

dazu Link Fußnote und SE-Glossar Teil 1 in Ausgabe 1/2015 der<br />

develop 3 systems engineering, S. 38f.).<br />

develop 3 : Spielen denn bei INCOSE und GfSE auch Branchen<br />

abseits der Luft- und Raumfahrt – etwa Maschinen- und Anlagenbau<br />

– eine Rolle?<br />

Endler: Ja, zuerst sogar in der GfSE – dort bin ich seit 2006 Mitglied.<br />

Hinsichtlich der Verteilung der Industriezweige ist die Luft- und<br />

Raumfahrt dort nicht der größte Sektor. Auch bei INCOSE hat sich in<br />

den letzten fünf Jahren viel verändert. Hier sind etwa die Arbeitsgruppen<br />

stark getrieben aus Bereichen wie Medizintechnik und<br />

Schienenfahrzeuge, hinzu kommen regenerative Energien. INCOSE<br />

geht darauf ein, denn entscheidend ist, die ‚richtige‘ Sprache zu<br />

sprechen – auch wenn sich die Grundmethodiken nicht wesentlich<br />

unterscheiden. Verschieden ist die Art und Weise der Anwendung.<br />

develop 3 : Wo sehen Sie denn Handlungsbedarf bezüglich eines<br />

erfolgreichen Einsatzes des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s?<br />

Endler: Speziell in Deutschland vor allem im Bereich der Ausbildung.<br />

Eine unserer Stärken ist dabei natürlich die Vielzahl der Ausbildungsberufe<br />

bis hin zu den verschiedenen Studiengängen – dadurch<br />

besitzen wir sehr gut ausgebildete Fachkräfte. Was bei uns allerdings<br />

häufig in den Ausbildungsgängen fehlt, sind die interdiszi -<br />

plinären Ansätze – hier ist noch Potenzial vorhanden. Allerdings: Das<br />

ist Jammern auf hohem Niveau – es gibt ja <strong>Systems</strong> Engineers und<br />

die beherrschen das auch sehr gut!<br />

develop 3 : Wie wurden denn Sie selbst zum <strong>Systems</strong> Engineer?<br />

Endler: Ich habe Physik studiert und in diesem Fach auch promoviert<br />

– zu dieser Zeit hatte ich noch keine Berührung mit dem <strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong>. Anschließend hatte ich die Chance, für ein externes<br />

Unternehmen an einem Notsauerstoffsystem im Auftrag von<br />

Airbus zu arbeiten, was mich dann für viereinhalb Jahre in die Entwicklung<br />

von Flugzeugsystemen hineinzog. Das war Training on the<br />

Job – mit allen Vor- und Nachteilen. Hier aber gewinnt man die so<br />

wichtige Erfahrung. So erinnere ich mich, dass unser Team – damals<br />

war ich ein junger Systemingenieur – beim ersten großen Review<br />

angezählt wurde. Wie oft in der Praxis anzutreffen, hatte ein erfahrener<br />

Ingenieur das System kurz entworfen – wobei allerdings ein entscheidender<br />

Parameter übersehen wurde, was durch eine frühe Klärung<br />

der Anforderungen verhindert worden wäre. Erfahrungen wie<br />

diese haben mich dazu motiviert, nach strukturierteren Ansätzen zu<br />

suchen. Und einen fand ich eben im <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>!<br />

develop 3 : Was würden Sie denn einem jungen Maschinenbauoder<br />

Elektrotechnikstudenten empfehlen, der ein <strong>Systems</strong> Engineer<br />

werden will?<br />

Endler: Sei und bleibe neugierig! Es ist durchaus ein Gewinn, sich<br />

auch schon einmal in andere Vorlesungen zu setzen, auch solche<br />

der Philosophie oder Germanistik. Das hilft beim Denken in größeren<br />

Zusammenhängen, woran man natürlich Spaß haben muss.<br />

‚Den‘ Weg zum <strong>Systems</strong> Engineer gibt es sicher nicht, aber wer sich<br />

dafür interessiert, sollte über den Tellerrand schauen und mitbekommen,<br />

was die Nachbardisziplinen machen.<br />

develop 3 : Erkennen Sie eine Weiterentwicklung mit Blick auf<br />

die zur Verfügung stehenden Tools?<br />

Endler: Das ist eines der ganz heißen Themen. Auch in der SE Vision<br />

2025 wird ja das Bild einer harmonisierten Toollandschaft entworfen<br />

– bis hin zur Zusammenarbeit regional verteilter Teams –, die<br />

es in dieser Form bislang nicht gibt. Alle großen Hersteller arbeiten<br />

aber daran. Als Vision ist das verlockend, auch wenn ich nicht glaube,<br />

dass sich das bei realen Problemen auf der Arbeitsebene jemals<br />

alles zusammenführen lässt. Letztlich arbeiten hier ja Menschen<br />

develop 3 : Dr. Endler, vielen Dank für das sehr interessante<br />

Gespräch.<br />

Interview: Michael Corban,<br />

Chefredakteur develop 3 systems engineering<br />

Hinweise:<br />

[1] Dr. David Endler ist Mitglied der GfSE und dort seit November 2013<br />

Director Technology and Methods<br />

[2] Link zur Studie SE Vision 2025 (International Council on <strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong> – INCOSE): http://www.incose.org/AboutSE/sevision<br />

deve lo p 3 systems engineering 02 2015 65


INSERENTENVERZEICHNIS<br />

IMPRESSUM<br />

Bachmann electronic GmbH,<br />

AT-Feldkirch-Tosters .............................................. 9<br />

Pepperl+Fuchs GmbH, Mannheim ..................... 68<br />

Siemens AG IA&DT CC (Industry Sector),<br />

Nürnberg ............................................................... 2<br />

WSCAD electronic GmbH, Bergkirchen ............... 5<br />

WIR BERICHTEN ÜBER<br />

Achema ............................................................... 12<br />

Arburg ................................................................... 8<br />

Autodesk ............................................................. 42<br />

Auvesy ............................................................ 7, 49<br />

Bachmann ........................................................... 36<br />

BMWi .................................................................... 7<br />

Centerline ............................................................ 47<br />

Cognex ................................................................ 49<br />

Daimler ............................................................... 10<br />

Dassault Systemes ........................................ 19, 26<br />

Datalogic ............................................................. 49<br />

David Endler ........................................................ 64<br />

Denios ................................................................... 9<br />

Dust Networks .................................................... 63<br />

eCl@ss .................................................................. 9<br />

Eplan ..................................................................... 7<br />

Fachgruppe SE ................................................... 26<br />

Festo ................................................................... 12<br />

Fraunhofer IAO ............................................. 14, 40<br />

Fraunhofer IPT .............................................. 26, 27<br />

FZI Forschungszentrum Informatik ....................... 8<br />

GfSE ........................................................ 27, 28, 30<br />

Heinz Nixdorf Institut .......................................... 16<br />

IMI, KIT ............................................................... 24<br />

IMPEx ................................................................. 34<br />

INCOSE ......................................................... 28, 30<br />

Institut für Innovation und Technik ....................... 7<br />

ITM, Uni Bochum ............................................... 20<br />

it´s OWL ............................................ 10, 16, 27, 32<br />

Kaminski Harmann Patentanwälte ...................... 10<br />

In Ausgabe 3/2015 lesen Sie ab 2. September:<br />

Ideenaustausch rund um <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Am 22. September 2015 findet der erste ENGI-<br />

NEERING CAMPUS in Stuttgart statt. Die Veranstaltung<br />

bietet den Teilnehmern die Möglichkeit,<br />

sich zu aktuellen und interessanten Themen<br />

rund um die Produktentwicklung zu informieren.<br />

Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der, auch in<br />

dieser Ausgabe der develop³ systems engineering<br />

Konradin Mediengruppe ..................................... 10<br />

M.G. Bryan .......................................................... 60<br />

MathWorks ........................................................... 6<br />

MES D.A.CH Verband ......................................... 54<br />

Microsoft ....................................................... 60, 61<br />

Miele ............................................................. 16, 26<br />

Mitsubishi Electric Europe .................................. 49<br />

Modelon .............................................................. 19<br />

Namur ........................................................... 12, 14<br />

Nifis ....................................................................... 9<br />

OWL Maschinenbau ........................................... 27<br />

OWL ViProSim .................................................... 27<br />

Process Automation Solution ............................. 56<br />

PTC ....................................................................... 6<br />

Rhenus Lub ......................................................... 56<br />

Rockwell Automation .......................................... 60<br />

s2G.at .................................................................... 8<br />

Siemens .............................................................. 47<br />

Software AG .......................................................... 7<br />

Space Research Institute (IWF)..........................<br />

35<br />

Symantec .............................................................. 6<br />

TU Darmstadt ..................................................... 16<br />

TU Kaiserslautern ................................................ 22<br />

VDE ....................................................................... 7<br />

VDI .................................................................. 7, 14<br />

VDMA ................................................................. 18<br />

Visual Components ............................................. 49<br />

WiGeP ................................................................. 21<br />

WSCAD electronic ................................................ 7<br />

ZVEI .............................................................. 12, 14<br />

viel zitierten, disziplinübergreifenden Zusammenarbeit.<br />

Die Verbesserung von <strong>Engineering</strong>-Prozessen<br />

sowie Additive Manufacturing bilden weitere<br />

Schwerpunkte des Tages. Nähere Informationen<br />

zur Veranstaltung finden Sie in dieser Ausgabe ab<br />

Seite 10, unter www.engineering-campus.de und<br />

dann ausführlich in Ausgabe 3/2015.<br />

Bild: Konradin<br />

ISSN 2363-6726<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Verlag: Konradin-Verlag<br />

Robert Kohlhammer GmbH<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen,<br />

Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

Chefredakteur:<br />

Dipl.-Ing. Michael Corban (co),<br />

Phone + 49 711 7594-417<br />

Redaktion:<br />

Dr.-Ing. Ralf Beck (bec), Phone +49 711 7594-424;<br />

Dipl.-Ing. Andreas Gees (ge), Phone +49 711 7594-293;<br />

Irene Knap B.A. (ik), Phone +49 711 7594-446;<br />

Jens-Peter Knauer (jpk), Phone +49 711 7594-407;<br />

Bettina Tomppert (bt), Phone +49 711 7594-286<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Birgit Niebel,<br />

Phone +49 711 7594-349, Fax -1349,<br />

E-Mail: birgit.niebel@konradin.de,<br />

Layout: Vera Müller, Phone +49 711 7594-422<br />

Gesamtanzeigenleiter:<br />

Andreas Hugel,<br />

Phone +49 711 7594-472<br />

E-Mail: ea.anzeigen@konradin.de<br />

Auftragsmanagement:<br />

Josephine Linseisen Phone +49 711 7594-315<br />

Leserservice:<br />

Ute Krämer,<br />

Phone +49 711 7594-5850, Fax -15850,<br />

E-Mail: ute.kraemer@konradin.de<br />

Erscheinungsweise:<br />

Vier Mal jährlich<br />

Bezug:<br />

develop 3 systems engineering wird nur an qualifizierte<br />

Empfänger kostenlos geliefert. Mitglieder der Gesellschaft für <strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong> e.V. (GfSE) und der Fachgruppe <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

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Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist von<br />

jeweils vier Wochen zum Quartalsende. Bei Nichterscheinen aus<br />

tech nischen Gründen oder höherer Gewalt entsteht kein Anspruch<br />

auf Ersatz.<br />

Auslandsvertretungen:<br />

Großbritannien: Jens Smith Partnership, The Court, Long Sutton,<br />

Hook, Hamp shire RG29 1TA, Phone 01256 862589, Fax 01256 862182;<br />

Belgien, Frankreich, Italien, Luxemburg, Schweiz: IFF media ag, Frank<br />

Stoll, Technoparkstrasse 3, CH-8406 Winterthur, Phone +41 52 633 08 88,<br />

Fax +41 52 633 08 99, f.stoll@iff-media.ch; Japan: Mediahouse, Kudankita<br />

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Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht<br />

unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte keine Gewähr.<br />

Alle in develop 3 erscheinenden Beiträge sind urheber rechtlich ge -<br />

schützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen,<br />

gleich welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />

Druck:<br />

Konradin Druck GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

Printed in Germany<br />

© 2015 by Konradin-Verlag<br />

Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

66 develop 3 systems engineering 02 2015


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