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KEM Konstruktion Systems Engineering 01.2016

Themenschwerpunkte: Methoden, Tools sowie Anwendungen; Köpfe der Innovationen: Dr. Bruno Lindl, Geschäftsführer Forschung und Entwicklung, ebm-papst, und Frank Treppe, Direktor Unternehmensstrategie und Internationales der Fraunhofer-Gesellschaft

Themenschwerpunkte: Methoden, Tools sowie Anwendungen; Köpfe der Innovationen: Dr. Bruno Lindl, Geschäftsführer Forschung und Entwicklung, ebm-papst, und Frank Treppe, Direktor Unternehmensstrategie und Internationales der Fraunhofer-Gesellschaft

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Das<br />

<strong>Engineering</strong><br />

Magazin<br />

01 2016<br />

www.kem.de<br />

Sonderausgabe <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Titelstory Seite 32<br />

Produktdifferenzierung über<br />

Softwarefeatures<br />

Zur künftigen<br />

Rolle von PLM<br />

Tools<br />

Seite 39<br />

Modellbasierter<br />

Entwurf im Fokus<br />

Systementwicklung<br />

Seite 44<br />

Digitalisierung<br />

made in USA<br />

Anwendung<br />

Seite 50<br />

Im Gespräch | Europas Forschungsraum ist sehr fraktal<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 1<br />

Frank Treppe, Fraunhofer-Direktor für Strategie und Internationales – Seite 14


SAVE<br />

THE<br />

DATE<br />

In Kooperation mit:<br />

Termin:<br />

20.10.2016<br />

Ort:<br />

Waiblingen bei Stuttgart<br />

Location:<br />

Packaging Excellence Center (PEC)<br />

Fokus: Hightech-Komponenten und Systeme<br />

Beim 3. Konstrukteurstag Verpackungstechnik von <strong>KEM</strong> lernen Sie aus erster<br />

Hand die neuesten Entwicklungen und Lösungen namhafter Hersteller aus<br />

der Verpackungstechnik kennen. Nutzen Sie die Gelegenheit zum Austausch<br />

mit Kollegen aus anderen Anwenderbranchen.<br />

JETZT ANMELDEN<br />

kem-konstrukteurstag.de/anmeldung/<br />

Unsere Partner:<br />

2 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016<br />

Ihr Kontakt:<br />

Andreas Hugel<br />

Phone +49 711 7594-472<br />

andreas.hugel@konradin.de


EDITORIAL<br />

Wirklich Evolution<br />

oder doch eher Disruption?<br />

Folgt man den Diskussionen zum Thema Industrie 4.0, wirkt die Aussage, dass es sich<br />

doch eher um eine evolutionäre denn eine revolutionäre Entwicklung handele, gelegentlich<br />

beschwichtigend. Ist das Geschäftsmodell von Amazon für den Einzelhandel evolutionär?<br />

Evolution vielleicht, aber leer stehende Geschäfte insbesondere in der Fläche zeigen,<br />

dass der Onlinehändler die Branche sehr grundlegend verändert hat.<br />

Die jederzeitige Verfügbarkeit von Daten in weit größerem Umfang als je zuvor wird<br />

oft als ein Kennzeichen von Industrie 4.0 genannt. Daten entstehen dabei nicht nur während<br />

der Produktentwicklung, sondern vor allem im späteren Einsatz der Produkte.<br />

Product Lifecycle Management (PLM) müsste eigentlich prädestiniert sein, diese Datenströme<br />

zu verwalten – oder landen sie am Ende doch eher in Cloud-Umgebungen<br />

von wiederum Amazon oder Microsoft? Und was passiert dort mit ihnen? Das Ziel von<br />

PLM, die Daten eines Industrieproduktes beim Hersteller über seinen gesamten Lebenszyklus<br />

zentral, aktuell und eindeutig zu managen, sei über die Jahre eher immer<br />

weiter in die Ferne gerückt, meint Analyst Ulrich Sendler (siehe S. 39). Er will deshalb<br />

PLM-Angebote daraufhin unter die Lupe nehmen – die Ergebnisse werden wir hier<br />

veröffentlichen. Auch über Ihre Meinung zu diesem Thema freuen wir uns.<br />

Eine weitere interessante Frage zu der Industrie-4.0-Thematik ist, welche Bedeutung<br />

das Thema global hat. Welche Rolle spielt künftig unser Produktions-Know-how? Was<br />

passiert, wenn zukünftig Fertigungskapazitäten über eine große Internetplattform angeboten<br />

werden? Wer „kauft“ dann Maschinen? Und welche Absichten verfolgen die<br />

Chinesen mit dem Kauf von Kuka? Auch der Blick nach Amerika offenbart eine wesentlich<br />

breitere Diskussion rund um das „Internet of Things“ (IoT), zumal sich dort eine weitere<br />

Besonderheit zeigt: Nur GE als eines der fünf Gründungsmitglieder des Industrial<br />

Internet Consortiums (IIC) ist ein Produktionsunternehmen; Cisco, AT&T, Intel und IBM<br />

dagegen sind ITler. Ein Blick über den Atlantik lohnt sich also (ab S. 50).<br />

Übrigens: Sie halten die <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> in Händen – hervorgegangen<br />

aus der develop 3 systems engineering. Das Konzept bleibt dasselbe,<br />

aber über die Integration in die Famile der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> wollen wir künftig noch intensiver<br />

die Diskussion zu aktuellen Fragestellungen der Produktentwicklung unterstützen.<br />

Ihre Meinung ist auch hier gefragt – schicken Sie uns doch Ihre Sicht der Dinge!<br />

Dipl.-Ing. Michael Corban<br />

Chefredakteur<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />

michael.corban@konradin.de


Inhalt 01 2016<br />

69. Jahrgang<br />

TITELSTORY<br />

Angebotsvielfalt rauf,<br />

Kosten runter!<br />

Die Produktdifferenzierung allein über Softwarefeatures<br />

macht es möglich, gleichzeitig die Angebotsvielfalt zu<br />

steigern und die Produktionskosten zu senken. Zudem<br />

können diese Features für Geräte, Maschinen und Anlagen<br />

erst beim Kunden freigeschalten werden.<br />

Bild: ESI ITI<br />

Diskussionsanstoß: PLM und die Zukunft<br />

der digitalisierten Industrie – wird PLM<br />

in der Industrie 4.0 unwichtig oder<br />

zentrale Datendrehscheibe?<br />

Simulation im modellbasierten Entwurf muss insbesondere die<br />

Wechselwirkung der einzelnen Teilnehmer des <strong>Systems</strong> berück -<br />

sichtigen – auch in heterogenen Systemen, die durch mehrere<br />

physikalische Gesetzmäßigkeiten beeinflusst werden.<br />

Bild: everythingpossible/Fotolia.com<br />

Bild: Maksim Pasko/Fotolia.com<br />

39<br />

44<br />

50<br />

Industrie 4.0 ist in Deutschland ein großes Thema, doch<br />

wie beurteilen Unternehmen anderer Industrienationen<br />

das Thema und was tun sie vor dem Hintergrund der<br />

industriellen Zeitenwende?Wir werfen einen Blick über<br />

den Atlantik in die USA.<br />

Menschen und Unternehmen<br />

Meldungen<br />

Neue Maschinensprache für Industrie 4.0 von Bosch ...................... 6<br />

VDW: Standard für die automatisierte Fertigung von Werkstücken . 6<br />

Die Cybersecurity gewinnt an Bedeutung ........................................... 7<br />

Lösungen für die Fabrik der Zukunft ................................................ 8<br />

Die Plattform Industrie 4.0 und das IIC<br />

treiben gemeinsam die digitale Transformation voran .................... 10<br />

Veranstaltungen/Publikationen<br />

Studie zum Internet der Dinge ....................................................... 13<br />

Köpfe der Innovationen<br />

Dr. Bruno Lindl,<br />

Geschäftsführer Forschung und Entwicklung, ebm-papst .............. 14<br />

Frank Treppe, Direktor Unternehmensstrategie<br />

und Internationales der Fraunhofer-Gesellschaft ............................ 18<br />

Rubriken: <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> im Fokus<br />

Aus dem MES D.A.CH Verband: Neuer Vorstand gewählt ............. 12<br />

Aus der GfSE: TdSE 2016 bei Schaeffler in Herzogenaurach .......... 21<br />

Aus der Fachgruppe SE: Integrative Konzeptionierungen .............. 24<br />

Methoden<br />

SE-Glossar<br />

Teil 7: Agile Systementwicklung<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> im Fokus agiler Methoden .......................... 26<br />

Systementwicklung<br />

Selbstoptimierende Funktionen simulieren ................................... 28<br />

Titelstory<br />

Produktdifferenzierung über Softwarefeatures<br />

Angebotsvielfalt rauf, Kosten runter! ............................................. 32<br />

Tools<br />

PLM/ALM/Datenmanagement<br />

Investitionssicherheit durch Lifecycle-Management ...................... 36<br />

PLM und die Zukunft der digitalisierten Industrie .......................... 39<br />

Industrie 4.0 für die Fertigung ........................................................ 42<br />

Systementwicklung/Simulation<br />

Interview: Simulation mit dem Ohr an der Industrie ...................... 44<br />

4 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016


32<br />

Bild: ufotopixl10/Fotolia.com/Konradin Mediengruppe<br />

Anwendungen<br />

Industrie 4.0<br />

Neue und bestehende Anlagen verbinden offene Standards ........ 48<br />

Blick über den Atlantik:<br />

Amerikaner treiben die industrielle Digitalisierung voran ............... 50<br />

Connected Enterprise als flexible Industrie-4.0-Lösung ................. 54<br />

Mechatronische Komponenten<br />

Daten erfassen ist nur der<br />

erste Schritt – erst die Analyse bringt den Nutzen ......................... 58<br />

Betriebsfertige Aggregateüberwachung ........................................ 60<br />

Manufacturing Execution <strong>Systems</strong><br />

Produktions-Intelligenz aus der Cloud ............................................ 61<br />

Kommunikation/Security<br />

Softwareschutz und<br />

Lizenzierung für Automatisierer und Konstrukteure ....................... 62<br />

IT-Infrastruktur<br />

HPC geht in die Private Cloud ........................................................ 64<br />

Rubriken<br />

Editorial ............................................................................ 3<br />

Wir berichten über ............................................................. 7<br />

Cartoon .......................................................................... 66<br />

Vorschau ........................................................................ 66<br />

Inserentenverzeichnis ........................................................ 66<br />

Impressum ...................................................................... 66<br />

Ihr Partner für<br />

Maschinensicherheit<br />

und Arbeitsschutz<br />

tec.nicum ist die neue Dienstleistungssparte<br />

der Schmersal Gruppe. Sie<br />

bietet Maschinenbauern, Maschinenbetreibern<br />

und Distributoren eine<br />

kompetente, produkt- und herstellerneutrale<br />

Beratung.<br />

Wir unterstützen Sie bei der sicheren<br />

Gestaltung Ihrer Maschinen und<br />

Arbeitsplätze! Das tec.nicum-Team<br />

konzipiert und realisiert Sicherheitslösungen<br />

über alle Lebenszyklusphasen<br />

Ihrer Maschine.<br />

Das neue Dienstleistungsangebot:<br />

tec.nicum academy<br />

Schulungen und Seminare<br />

tec.nicum consulting<br />

Beratungsdienstleistungen<br />

tec.nicum engineering<br />

Konzeption, Planung und<br />

SPS-Programmierung<br />

tec.nicum integration<br />

Ausführung und Montage<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 5<br />

www.tecnicum.com


MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

MELDUNGEN<br />

Bild: Bosch<br />

Bosch: Maschinensprache für Industrie 4.0<br />

Große und mittelständische<br />

Unternehmen profitieren<br />

Eine der wichtigsten Einstiegshürden für kleinere und mittlere Unternehmen in<br />

die vernetzte Industrie soll nun abgebaut werden. Bosch hat die Initiative ergriffen<br />

und stellt einen selbstentwickelten, offenen Industriestandard zum Austausch<br />

von Daten in der vernetzten Industrie vor.<br />

Eine gemeinsame Sprache für Maschinen und Anlagen – der Bosch-Konzern hat einen offenen<br />

Standard für das IoT und Industrie 4.0 initiiert<br />

Damit ist das Zusammenspiel unterschiedlicher<br />

Partner im IoT (Internet of Things, Internet<br />

der Dinge) und in der Industrie 4.0 möglich:<br />

Mit dem sogenannten PPM-Protokoll<br />

(PPMP, Production Performance Management<br />

Protocol) von Bosch können zum Beispiel<br />

kleine und mittelständische Unternehmen<br />

Daten ihrer an Hersteller gelieferten<br />

Sensoren schnell, einfach und sicher an die<br />

Produktionssysteme großer Firmen übertragen.<br />

Das Protokoll ist frei verfügbar und kostenlos.<br />

„Offene Standards sind eine der<br />

Grundvoraussetzungen, um Chancen der<br />

Industrie 4.0 nutzen zu können. Damit kann<br />

sich jeder am Austausch von Daten beteiligen.<br />

Das erhöht die Interoperabilität, ermöglicht<br />

neue Geschäftsmodelle und steigert die<br />

Wettbewerbsfähigkeit aller beteiligten Unternehmen“,<br />

sagt dazu Bosch-Chef Dr. Volkmar<br />

Denner. „Auf diese Weise setzt sich Industrie<br />

4.0 schneller und breiter durch.“ Weiterentwickelt<br />

wird das PPM-Protokoll in der Open-<br />

Source-Community Eclipse. In die Weiterentwicklung<br />

werden auch die ersten praktischen<br />

Erfahrungen einfließen. Der gemeinsame<br />

Standard wird außerdem in einem Innovationsprojekt<br />

– einem sogenannten Testbed –<br />

unter dem Dach des internationalen Industrial<br />

Internet Consortium (IIC) und der Plattform<br />

Industrie 4.0 zum Einsatz kommen. ik<br />

www.bosch.com<br />

VDW: Standard für die automatisierte Fertigung von Werkstücken<br />

Umfassende und doch flexibele Schnittstellendefinition<br />

Industrie 4.0 ist in aller Munde, aber an der<br />

praktischen Umsetzung hapert es noch. Das<br />

liegt unter anderem auch an fehlenden Standards<br />

für die Verbindung der digitalen Maschinen<br />

untereinander. Das will der VDW<br />

(Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken)<br />

in Frankfurt am Main nun ändern. Er hat<br />

einen umfassenden und doch flexibel anwendbaren<br />

Standard formuliert, mit dem Roboter<br />

oder andere Werkstück-Trägersysteme<br />

einfacher in ein Fertigungssystem integriert<br />

werden können. Dieser Standard soll in den<br />

kommenden Wochen auch dem zuständigen<br />

technischen Komitee der Internationalen Organisation<br />

für Standardisierung ISO vorgelegt<br />

werden. „Damit leiten wir eine erste<br />

weltweit gültige Norm für Schnittstellen in<br />

automatisierten Fertigungssystemen in die<br />

Wege“, freut sich Dr. Hartmuth Müller, Vorsitzender<br />

der VDW- Arbeitsgruppe Schnittstelle<br />

Werkzeugmaschine – Automation, die den<br />

Standard erarbeitet hat. Um eine einfache<br />

Dr. Hartmuth Müller, Vorsitzender der<br />

VDW- Arbeitsgruppe Schnittstelle<br />

Werkzeugmaschine – Automation<br />

Bild: Klingelnberg<br />

Anwendbarkeit zu garantieren, haben die Experten<br />

vom VDW den Standard in einer<br />

Excel-Datei beschrieben, mit der die Signale<br />

zu den verschiedenen Stufen und Optionen<br />

leicht gefiltert werden können.<br />

ik<br />

www.vdw.de<br />

Unity: Lizenzierter Trainingsanbieter<br />

Geballte Kompetenz<br />

für <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Die Managementberatung Unity wurde von<br />

der Gesellschaft für <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

(GfSE) als Partner für die SE-Zertifizierung lizenziert.<br />

Damit ist das Unternehmen einer<br />

von drei Trainingsanbietern in Deutschland für<br />

das berufsbegleitende Weiterbildungsprogramm<br />

SE-Zert. Mit diesem Schritt setzt<br />

Unity neben der Einführung und Etablierung<br />

von <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> bei seinen Kunden<br />

nun auch auf eine nachhaltige Befähigung<br />

der Mitarbeiter. „Der Bedarf an <strong>Systems</strong>-<br />

<strong>Engineering</strong>-Know-how steigt branchenübergreifend“,<br />

erklärt Dr.-Ing. Daniel Steffen, Partner,<br />

SE-Experte und Trainer bei Unity: „Grund<br />

dafür sind die Innovationstreiber Intelligenz<br />

und Vernetzung. Derzeit entstehen Produktund<br />

Service-Kombinationen, die vor wenigen<br />

Jahren undenkbar waren. Ihre zunehmende<br />

Komplexität erfordert jedoch mehr denn je<br />

Systemverständnis.“<br />

ik<br />

www.unity.de<br />

6 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016


MELDUNGEN<br />

MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

Bild: Deutsche Messe<br />

Hannover Messe 2017: Werte schaffen<br />

Die Gewinn bringende Seite von Industrie 4.0<br />

Das Leitthema der<br />

Hannover Messe 2017<br />

steht ganz im Zeichen<br />

der Digitalisierung<br />

und lautet Integrated<br />

Industry – Creating<br />

Value<br />

TÜV SÜD baut eigene Business Unt auf<br />

Die Cybersecurity<br />

gewinnt an Bedeutung<br />

Mit Leistungen und Lösungen unterstützt die<br />

TÜV SÜD Management Service Division Unternehmen<br />

dabei, die Chancen der digitalen<br />

Transformation zu nutzen und die Risiken der<br />

zunehmenden Vernetzung zu minimieren. Im<br />

Zuge dieser Strategie bekommt der Bereich<br />

Cybersecurity bei der TÜV SÜD Management<br />

Service Division eine deutlich größere Bedeutung,<br />

weshalb nun eine eigene Business<br />

Unit geschaffen wurde. IKT-Sicherheitsdienstleistungen<br />

und maßgeschneiderte Services<br />

basierend auf Ausbildung, Zertifizie-<br />

Integrated Industry – Creating Value, so lautet<br />

das Leitthema der Hannover Messe 2017.<br />

„Damit die Digitalisierung von Produktion<br />

und Energie flächendeckend voranschreitet,<br />

muss die Industrie die Nutzenargumentation<br />

noch deutlicher führen als bisher“, sagt<br />

Dr. Jochen Köckler, Vorstand der Deutschen<br />

Messe AG: „Die Unternehmen aus Industrie<br />

und Energie müssen erkennen, welche direkten<br />

und langfristigen Vorteile sie aus der Digitalisierung<br />

ziehen können. Dabei entsteht die<br />

zusätzliche Wertschöpfung nicht nur an der<br />

Maschine in der Produktion. Neue Geschäfts-<br />

modelle und Effekte für den einzelnen Mit -<br />

arbeiter werden zum zusätzlichen Treiber für<br />

den Unternehmenserfolg.“ Großkonzerne,<br />

aber besonders auch kleine Unternehmen<br />

sind heute mit einer Vielzahl von technologischen<br />

Möglichkeiten konfrontiert, deren Auswirkungen<br />

sie oft nur schwer einschätzen<br />

können. Hier setzt die Hannover Messe an,<br />

indem sie Wege aufzeigt, wie Unternehmen,<br />

auch mit begrenzten Ressourcen die Potenziale<br />

der Digitalisierung erkennen und für sich<br />

nutzen können.<br />

ik<br />

www.hannovermesse.de<br />

Mirko Panev, Leiter der neugegründeten<br />

Business Unit<br />

Bild: TÜV SÜD<br />

Wir berichten über<br />

ABB ................................. 9, 58<br />

Accenture ............................ 39<br />

ARAS ................................... 39<br />

AT&T .................................... 39<br />

Autodesk ............................. 39<br />

Bitkom ................................. 39<br />

Bosch ............................... 6, 39<br />

Bosch Rexroth ..................... 48<br />

CIIT ........................................ 8<br />

Contact Software ................. 39<br />

Continental Teves ................. 12<br />

Dassault Systèmes ........ 25, 39<br />

Deutsche Messe ................... 7<br />

DFKI ............................... 11, 53<br />

EARTO ................................. 14<br />

ebm-papst ............................ 18<br />

Elabo .................................... 42<br />

ESI ITI .................................. 44<br />

euromicron .......................... 42<br />

Fraunhofer IEM .................... 25<br />

Gefasoft ............................... 61<br />

Gemalto ............................... 32<br />

GfSE ........................ 21, 25, 27<br />

IBM ...................................... 39<br />

IIC ........................................ 10<br />

it‘s OWL ........................ 24, 30<br />

Karl E. Brinkmann ................ 24<br />

Kaspersky Lab ....................... 8<br />

KEB ........................................ 8<br />

MES D.A.CH Verband .......... 12<br />

Microsoft ............................. 39<br />

MSF-Vathauer<br />

Antriebstechnik .................... 30<br />

Oracle .................................. 39<br />

OWL Maschinenbau ............ 25<br />

OWL ViProSim ..................... 25<br />

Phoenix Contact .................. 36<br />

Picavi .................................... 10<br />

Plattform Industrie 4.0 ......... 10<br />

Procad .................................. 39<br />

ProSTEP iViP ........................ 39<br />

PTC ...................................... 39<br />

Rockwell Automation ..... 53, 54<br />

SAP ...................................... 39<br />

Schaeffler ....................... 21, 60<br />

Schneider Electric .......... 13, 53<br />

Siemens ........................ 39, 53<br />

thyssenkrupp ....................... 10<br />

tmp ........................................ 9<br />

transtec ............................... 64<br />

TÜV SÜD ............................... 7<br />

Unity ...................................... 6<br />

VDI ....................................... 13<br />

VDMA .................................. 39<br />

VDW .................................. 4, 6<br />

Wibu .................................... 62<br />

Wieland-Werke .................... 12<br />

ZVEI ..................................... 36<br />

rung und Managed Services sind integraler<br />

und zunehmend wichtiger Bestandteil des<br />

TÜV SÜD-Geschäftsportfolios. Um der aktuellen<br />

und zukünftigen Nachfrage nach IKT-Sicherheitsdienstleistungen<br />

gerecht zu werden,<br />

hat die TÜV SÜD Management Service<br />

Division den neuen Geschäftsbereich Cybersecurity<br />

aufgebaut. Denn die IKT-Sicherheit<br />

steht heute in Behörden und modernen Unternehmen<br />

auf einer Ebene mit Qualitätsmanagement<br />

und Risikomanagementsystemen.<br />

Die Leitung der Business Unit übernimmt<br />

seit 1. Juni 2016 Mirko Panev. Mit über<br />

20 Jahren Berufserfahrung in der Informations-<br />

und Kommunikationstechnologie<br />

Sicherheitsgeschäft, im Bereich Informationssicherheits-Managementsysteme<br />

und im<br />

strategischen Management, ist er in seiner<br />

neuen Rolle für die strategische Weiterentwicklung<br />

des globalen Cybersecurity-Geschäfts<br />

der TÜV SÜD Management Service<br />

verantwortlich. Mirko Panev berichtet direkt<br />

an Prof. Dr. Peter Schaff, Leiter der TÜV SÜD<br />

Management Service Division.<br />

ge<br />

www.tuev-sued.de/tms<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 7


MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

MELDUNGEN<br />

CIIT: Strategische Partnerschaft mit KEB<br />

Lösungen für die Fabrik der Zukunft<br />

Lemgo ist in den letzten Jahren zu einem<br />

wichtigen strategischen Wirtschafts- und Forschungsstandort<br />

im Bereich der Automatisierung<br />

und der IT geworden. Von dieser Entwicklung<br />

können besonders auch mittelständische<br />

Unternehmen profitieren, weshalb sich<br />

nun auch die Firma Karl E. Brinkmann GmbH<br />

(KEB) als neuer strategischer Partner im Lemgoer<br />

Forschungs- und Entwicklungszentrum<br />

Centrum Industrial IT (CIIT) engagiert. Der<br />

weltweit agierende Spezialist für Antriebsund<br />

Steuerungstechnik verspricht sich von der<br />

Partnerschaft, Lösungen für die Fabrik der Zukunft<br />

gemeinsam mit den Entwicklern und<br />

Forschern der CIIT-Partner zu entwickeln. „Das<br />

innovative Forschungsumfeld um den CIIT-<br />

Technologiecampus leistet einen signifikanten<br />

Beitrag zur Digitalisierung der Industrie“, erklärt<br />

Wolfgang Wiele, Geschäftsführer bei KEB. ik<br />

www.ciit-owl.de<br />

Nicht nur das Gebäude ist gewachsen, auch die<br />

CIIT-Forschungsgemeinschaft zählt ein weiteres<br />

Mitglied: Professor Jürgen Jasperneite und<br />

Sybille Hilker besiegelten in Lemgo mit Wolfgang<br />

Wiele die gemeinsame Partnerschaft (v.l.n.r.)<br />

Bild: CIIT<br />

Kaspersky Lab: Studie zu Krypto-Malware-Angriffen<br />

34 % der Unternehmen haben Lösegeld bezahlt<br />

Ein Krypto-Malware-Angriff (Attacke<br />

über Verschlüsselungssoftware)<br />

kostete mittelständische<br />

Unternehmen im vergangenen<br />

Jahr durchschnittlich bis zu<br />

99.000 US-Dollar. Das geht aus<br />

der weltweiten Kaspersky-Studie<br />

„Corporate IT Security Risks<br />

2016“ hervor. Auch wenn Cyberkriminelle<br />

die Rückgabe beziehungsweise<br />

die Entschlüsselung<br />

der betroffenen Unternehmensdaten<br />

nicht garantieren, haben<br />

34 % der befragten Unternehmen<br />

das geforderte Lösegeld<br />

bezahlt. Der Gesamtschaden,<br />

der durch Krypto-Malware-Infizierungen<br />

entsteht, setzt sich<br />

aus folgenden Faktoren zusammen:<br />

Lösegeldzahlungen, teilweise<br />

oder vollständige Einstellung<br />

von Arbeitsabläufen, Verlust<br />

wertvoller Daten und/oder potenzielle<br />

Rufschädigung. „Für viele<br />

kleine und mittlere Unternehmen<br />

stellen der Mangel an Ressourcen<br />

und fehlende interne Expertise<br />

in der Informationssicherheit<br />

ein ernstes Problem dar“, so Holger<br />

Suhl, General Manager<br />

DACH bei Kaspersky Lab. Innerhalb<br />

eines Jahres stieg das weltweite<br />

Aufkommen von Krypto-<br />

Ransomware-Attacken auf Unternehmenskunden<br />

um das Sechsfache<br />

– von 27.000 (von April<br />

2014 bis März 2015) auf 158.000<br />

(von April 2015 bis März 2016). ik<br />

www.kaspersky.com<br />

Holger Suhl, General Manager<br />

DACH bei Kaspersky Lab<br />

Bild: Kaspersky Lab<br />

8 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016


MELDUNGEN<br />

MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

tmp: SPS-Programmierung im Zeichen von Industrie 4.0<br />

Nahtstelle zwischen Automation und Geschäftsprozess<br />

Eine der großen Herausforderungen bei der<br />

Verschmelzung von IT- und Produktionstechnik<br />

im Sinne von Industrie 4.0 ist die<br />

Anbindung von SPSen. Dabei bewegt man<br />

sich informationstechnisch an der Nahtstelle<br />

zwischen Automation und Geschäftsprozess.<br />

Oftmals scheitern solche Vorhaben aber am<br />

fehlenden Know-how zur funktionierenden<br />

SPS-Programmierung – insbesondere dann,<br />

wenn Maschinen oder SPS nicht mehr aller-<br />

jüngsten Datums sind. Auf diese Aufgaben<br />

ist die tmp GmbH automation & engineering<br />

spezialisiert. Die zentrale Leistung des Unternehmens<br />

ist die Anbindung der SPS an einen<br />

Leitrechner mit Datenbank oder an ein MES-<br />

System. „Das können wir auch bei vielen<br />

älteren SPS gut und voll funktionsfähig einrichten“,<br />

erklärt Holger Graeber, einer der beiden<br />

tmp-Geschäftsführer.<br />

ge<br />

www.tmp-gmbh.de<br />

Bild: tmp<br />

Holger Graeber (l.) und Dipl.-Ing.<br />

Thomas Gutmann, Geschäftsführer der<br />

tmp GmbH automation & engineering<br />

Besuchen Sie uns auf der<br />

SPS IPC Drives – Halle 6, Stand 210<br />

„Mein e-effekt: ohne Medienbrüche<br />

einfach mechatronisch konfigurieren“<br />

Eine offene Architektur und zahlreiche Schnittstellen zu Expertensystemen machen EPLAN <strong>Engineering</strong> Configuration<br />

zum perfekten Instrument für disziplinübergreifende mechatronische Konfiguration. Wir machen es Ihnen leicht, innovativ<br />

zu sein.<br />

Neugierig auf Ihren e-effekt? Nutzen Sie EPLAN Experience – das praxiserprobte Konzept<br />

für mehr Effizienz im <strong>Engineering</strong>. Mehr Infos unter +49(0)2173 3964-0.<br />

www.eplan.de<br />

ABB: In den Lenkungsausschuss des IIC gewählt<br />

Den Weg für einen Paradigmenwechsel ebnen<br />

Das Industrial Internet Consortium<br />

(IIC) sowie die Plattform<br />

Industrie 4.0 sind globale Initiativen,<br />

die in vielen Branchen den<br />

Weg für einen Paradigmenwechsel<br />

ebnen. ABB wirkte schon<br />

frühzeitig in beiden Initiativen mit<br />

und wurde nun auch in den Lenkungsausschuss<br />

des IIC gewählt.<br />

Eric Harper, leitender Wissenschaftler<br />

mit Schwerpunkt Softwarearchitektur<br />

und nachhaltige<br />

Technologien im Konzernfor-<br />

schungszentrum von ABB in den<br />

USA, wird das Unternehmen im<br />

Ausschuss vertreten. „Wir betrachten<br />

es als große Ehre und<br />

als Privileg, dass Eric Harper von<br />

seinen Fachkollegen im IIC als Industrievertreter<br />

in den Lenkungsausschuss<br />

gewählt wurde“, sagte<br />

Bazmi Husain, Technologiechef<br />

von ABB. „Die Vernetzung von<br />

Fertigung, intelligenten Produkten<br />

und Dienstleistungen mit<br />

kompetenten Fachkräften ist der<br />

Motor der vierten industriellen<br />

Revolution, die beträchtliche<br />

Möglichkeiten für Kostensenkungen,<br />

Energieeinsparungen, Effizienzgewinne<br />

in Fabriken und einen<br />

erhöhten gesellschaftlichen<br />

Mehrwert eröffnet.“ Dem IIC-<br />

Ausschuss obliegt es unter anderem,<br />

die Prioritäten des Konsortiums<br />

festzulegen sowie Leitlinien<br />

und Verfahrensweisen zu definieren<br />

und zu verwalten.<br />

ik<br />

www.abb.com<br />

Eric Harper, leitender Wissenschaftler<br />

mit Schwerpunkt Softwarearchitektur<br />

und nachhaltige Technologien im Konzernforschungszentrum<br />

von ABB in<br />

den USA, vertritt das Unternehmen im<br />

Lenkungsausschuss des IIC<br />

Bild: ABB<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 9


MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

MELDUNGEN<br />

Plattform Industrie 4.0: Gemeinsam mit dem IIC die digitale Transformation vorantreiben<br />

Seite an Seite Rahmenbedingungen für Anwendertests schaffen<br />

Henning Banthien, Leiter der Geschäftsstelle<br />

Plattform Industrie 4.0<br />

Über 300 Expertinnen und Experten aus den<br />

Bereichen Produktion, Kommunikation und<br />

Technologie diskutierten Ende September im<br />

Rahmen des zweiten gemeinsamen Arbeitstreffens<br />

der Plattform Industrie 4.0 und des<br />

Industrial Internet Consortiums (IIC) zentrale<br />

Bild: IFOK<br />

„Die Plattform<br />

Industrie 4.0<br />

hat bereits<br />

heute wichtige<br />

Meilensteine<br />

erreicht.“<br />

Herausforderungen der digitalisierten Produktion.<br />

Ein Thema war die Erprobung von Industrie-4.0-Anwendungen<br />

in speziellen Testumgebungen<br />

– sogenannten Testbeds. Diese<br />

sind wichtig für Unternehmen, denn dort<br />

können sie Industrie-4.0-Anwendungen ohne<br />

Wettbewerbsdruck und mit geringen Risiken<br />

testen. Die eigens zu diesem Thema einberufene<br />

Joint Task Group „Testbeds“ erarbeitete<br />

beim Treffen Ideen, wie internationale Testumgebungen<br />

gemeinsam gestaltet werden<br />

können. Besonderes Augenmerk soll dabei<br />

auf Angebote für kleine und mittelständische<br />

Unternehmen (KMU) gelegt werden. Zudem<br />

möchten die Experten die praktischen Erfahrungen<br />

aus den Tests zur Weiterentwicklung<br />

und Verbindung der bereits etablierten Referenzarchitekturmodelle<br />

RAMI 4.0 und IIRA<br />

nutzen. „Die Plattform Industrie 4.0 hat bereits<br />

wichtige Meilensteine erreicht“, erklärte<br />

Henning Banthien, Leiter der Geschäftsstelle<br />

Plattform Industrie 4.0. „Wir haben das weltweit<br />

anerkannte Referenzarchitekturmodell<br />

Industrie 4.0 entwickelt und 250 Beispiele<br />

von Industrie-4.0-Anwendungen gesammelt,<br />

die insbesondere mittelständischen Unternehmen<br />

eine wichtige Orientierung bei der<br />

Realisierung ihrer Ideen geben. Wir harmonisieren<br />

darüber hinaus mit dem Standardization<br />

Council i4.0 sowie dem Labs Network Industrie<br />

4.0 die laufenden Normierungsprozesse.<br />

Gemeinsam mit unserem Partner,<br />

dem Industrial Internet Consortium, wollen<br />

wir ideale Rahmenbedingungen für Anwendertests<br />

schaffen und eine internationale Interoperabilität<br />

der Systeme sicherstellen.“ ik<br />

www.plattform-i40.de<br />

Picavi: Datenbrille für Intralogistik-Lösung<br />

Augmented Reality im Lager<br />

thyssenkrupp: Digitalisierung des weltweiten Aufzugsservice<br />

HoloLens verringert die Wartungszeit<br />

Die HoloLens von<br />

Microsoft ermöglicht<br />

Mixed Reality im Aufzugsservice<br />

von thyssenkrupp<br />

Bild: Picavi<br />

Augmented Reality wird mehr und mehr<br />

Teil der Arbeitswelt<br />

Die Technology des Augmented Reality wird<br />

mehr und mehr auch Teil der Arbeitswelt.<br />

Der Logistik-Spezialist Picavi in Herzogenrath<br />

bei Aachen hat das Potenzial von Datenbrillen<br />

für die Intralogistik nutzbar gemacht: Vom<br />

Wareneingang über Kommissionierung und<br />

Warenausgang bis hin zur Inventur ermöglicht<br />

es die Pick-by-Vision-Lösung bereits<br />

heute, mit freien Händen, visueller Prozessführung<br />

und auf optimierten Wegen zu arbeiten.<br />

Dabei wird sie dank ihres modularen<br />

Aufbaus und vielfältiger Anbindungsmöglichkeiten<br />

und Schnittstellen schnell und einfach<br />

in die laufenden Lagerprozesse sowie die vorhandene<br />

Systemarchitektur implementiert.ge<br />

www.picavi.com<br />

In Sachen Aufzugsservice setzt thyssenkrupp<br />

nun auf die HoloLens-Technologie von Microsoft.<br />

Die spezielle Brille ermöglicht „Mixed<br />

Reality“ und unterstützt damit die sicherere<br />

und schnellere Arbeit der 24.000 Servicemitarbeiter.<br />

Diese werden mit Hilfe der Holo-<br />

Lens in die Lage versetzt, sich die spezifischen<br />

Kenndaten eines Aufzugs bereits vor<br />

dem Einsatz zu visualisieren. Vor Ort ermöglicht<br />

die Brille jederzeit den Zugang zu allen<br />

technischen Informationen des Aufzugs und<br />

bietet Expertenunterstützung per Live-Bild.<br />

Weiterer Vorteil ist, jederzeit beide Hände frei<br />

zu haben. Erste Versuche haben gezeigt,<br />

Bild: thyssenkrupp<br />

dass die Arbeit vor Ort mit Unterstützung der<br />

HoloLens sehr viel schneller erledigt werden<br />

kann. Für Andreas Schierenbeck, CEO von<br />

thyssenkrupp Elevator, ist der Einsatz von<br />

„Mixed Reality“ ein Meilenstein für die Aufzugsindustrie<br />

auf dem Weg in das 21. Jahrhundert:<br />

„Da Aufzüge täglich mehr als eine<br />

Milliarde Menschen bewegen, ist der Aufzugsservice<br />

ein wichtiger Bestandteil des<br />

Geschäfts, um Städte in Bewegung zu halten.<br />

Wir konzentrieren uns deshalb weiterhin<br />

darauf, die Aufzugs-Branche als ein führendes<br />

Unternehmen voranzutreiben.“ ik<br />

www.thyssenkrupp-elevator.com<br />

10 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016


MELDUNGEN<br />

MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

DFKI: Lernfähige Software für Roboter<br />

Geschicktes Hantieren sowohl im<br />

Weltraum als auch und auf der Erde<br />

Greifen, heben, schrauben – Roboter<br />

sollen an menschenfeindlichen<br />

Orten wie dem Weltraum<br />

selbstständig knifflige Aufgaben<br />

lösen. Damit ihnen das gelingt,<br />

haben das Robotics Innovation<br />

Center des Deutschen Forschungszentrums<br />

für Künstliche<br />

Intelligenz (DFKI) und die Arbeitsgruppe<br />

Robotik an der Universität<br />

Bremen Methoden zur<br />

ein- und zweiarmigen Manipulation<br />

entwickelt sowie eine Lernplattform,<br />

die es Maschinen ermöglicht,<br />

Verhaltensweisen des<br />

Menschen nachzuahmen. Das<br />

besondere an den generischen<br />

Steuerverfahren, die im Ende Juli<br />

erfolgreich abgeschlossen Projekt<br />

BesMan (Behaviours for Mobile<br />

Manipulation) erarbeitetet<br />

wurden, ist, dass sie unabhängig<br />

von der Gestalt des Roboters<br />

funktionieren – in menschenähnlichen<br />

Systemen genauso wie in<br />

mehrbeinigen Kletterrobotern.<br />

Mit Hilfe der neuen Verfahren<br />

können Roboter nicht nur unterschiedliche<br />

Objekte manipulieren,<br />

sondern auch flexibel auf unvorhergesehene<br />

Situationen reagieren,<br />

ohne dass der Mensch<br />

eingreifen muss. Getestet wurde<br />

die lernfähige Software an unterschiedlichen<br />

DFKI-Robotersystemen,<br />

wie etwa an dem nachgiebigen<br />

Roboterarm Compi, der<br />

humanoiden Roboterdame Aila<br />

und dem sechsbeinigen Laufroboter<br />

Mantis.<br />

ik<br />

www.dfki.de<br />

Der Laufroboter Mantis in<br />

einer aufrecht stehenden<br />

Haltung, um seine Fähigkeiten<br />

zur Zweiarm-Manipulation<br />

zu nutzen<br />

Bild: DFKI/Annemarie Hirth<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 11


MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

AUS DEM<br />

MES D.A.CH Verband wählt neuen Vorstand<br />

Auftritt auf der SPS IPC Drives 2016<br />

Das Schlosshotel Monrepos bei Ludwigsburg war im Juni Ausrichtungsort für die siebte ordentliche<br />

Mitgliederversammlung des MES D.A.CH Verbands. Turnusmäßig wurde zum ersten Mal ein neuer<br />

Vorstand gewählt.<br />

Kontakt<br />

INFO<br />

MES D.A.CH Verband e.V.<br />

Geschäftsstelle<br />

Ilsfeld-Auenstein<br />

Tel. +49 7062/6760-213<br />

info@mes-dach.de<br />

www.mes-dach.de<br />

Bild: MES D.A.CH<br />

Hier ist die vierte Veranstaltung ‚MES in Fokus‘ zu nennen, die Anfang<br />

2017 in Herborn stattfinden soll. Auch auf der Hannover Messe<br />

2017 und auf der SPS IPC Drives 2016 in Nürnberg wird sich der Verband<br />

wieder präsentieren. Geplant ist darüber hinaus die Herausgabe<br />

der Neuauflage des ersten, deutschen MES-Fachlexikons ‚MES<br />

und Industrie 4.0‘ Ende 2016 (siehe Kasten). Die Mitglieder des Verbands<br />

nutzten die Veranstaltung zusätzlich für Networking und den<br />

Erfahrungsaustausch untereinander.<br />

Der neue Vorstand des MES D.A.CH Verband e.V. (v.l.n.r.): Angelo Bindi<br />

(1. Vorstand), Stefan Zach (2. Vorstand), Sybille Strobl (4. Vorstand) und<br />

Ronald Heinze (3. Vorstand)<br />

Der Autor: Ronald Heinze,<br />

dritter Vorstand, MES D.A.CH Verband<br />

Auf der 7. ordentlichen Mitgliederversammlung wurde dieses<br />

Jahr der neue Vorstand des MES D.A.CH Verbands gewählt.<br />

Das Amt des ersten Vorsitzenden hat seit 1. Juli 2016 Angelo Bindi<br />

von der Continental Teves AG & Co. oHG übernommen, der sich bisher<br />

als zweiter Vorstand engagierte. Als sein Nachfolger wurde Stefan<br />

Zach von der Wieland-Werke AG in Ulm gewählt. Damit wird sowohl<br />

die Position des ersten als auch die des zweiten Vorstands von<br />

Vertretern aus Unternehmen eingenommen, die zu wichtigen MES-<br />

Anwendern zählen. Bestätigt wurden Ronald Heinze als dritter und<br />

Sybille Strobl als vierter Vorstand.<br />

Zu den weiteren Tagesordnungspunkten der Mitgliederversammlung<br />

gehörten die umfangreich durchgeführten Aktivitäten des vergangenen<br />

Geschäftsjahres, wie die zweimalige Herausgabe der<br />

Mitgliederzeitschrift, die Präsenz des Verbands auf der Hannover<br />

Messe sowie auf der SPS IPC Drives, die beiden Workshops ‚MES<br />

in der Praxis‘, die erfolgreiche Veranstaltung ‚MES im Fokus‘ in Amberg<br />

sowie der aktuelle Stand der UMCM-Realisierungen.<br />

Messeaktivitäten weiter im Fokus<br />

Ebenso wurde eine umfangreiche Vorschau auf die in naher Zukunft<br />

geplanten Aktivitäten im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit gegeben.<br />

MES-Lexikon<br />

INFO<br />

Das weltweit erste, deutschsprachige MES-Lexikon wurde Ende 2014<br />

zum ersten Mal erfolgreich aufgelegt. Die zweite Auflage bietet zukünftig<br />

geballtes Wissen über MES und Industrie 4.0 als kompaktes Nachschlagewerk.<br />

Autoren der Neuauflage sind der MES D.A.CH Verband e.V.<br />

sowie Prof. Dr. Linus Schleupner von der Rheinischen Fachhochschule<br />

Köln. Das MES-Lexikon wird alle wichtigen Bezeichnungen, Schlüsselwörter<br />

und Akronyme über MES – von 3M-Konzept bis zu Zykluszeit –<br />

enthalten, darüber hinaus aber auch das gesamte Thema Industrie 4.0<br />

abdecken. Nicht zuletzt wird damit dokumentiert, dass MES und Industrie<br />

4.0 untrennbar verbunden sind.<br />

Noch vor dem Erscheinungstermin im November 2016<br />

haben Interessenten die Chance, sich kostenlos und unverbindlich<br />

Ihr eigenes Exemplar zu sichern, das nach<br />

Erscheinen versandt wird. Dazu muss nur ein Online-<br />

Formular ausgefüllt werden unter:<br />

http://meslexikon.mes-dach.de/<br />

12 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016


VERANSTALTUNGEN/PUBLIKATIONEN<br />

MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

Schneider Electric: Studie zum Internet der Dinge<br />

Der Einstieg fällt noch schwer<br />

VDI: Seminar zu Industrie 4.0 in der Produktion<br />

ERP-/PPS- und MES-Systeme<br />

Bild: Schneider Electric<br />

In seinem „IoT 2020 Business Report“ hat<br />

Schneider Electric Erkenntnisse und Prognosen<br />

zum Internet der Dinge (IoT) veröffentlicht.<br />

Die Studie basiert auf einer Umfrage<br />

unter mehr als 2500 Entscheidungsträgern in<br />

zwölf Ländern. Sie zeigt auf, wie große Unternehmen<br />

bis zum Jahr 2020 Technologien<br />

des Internet der Dinge als effektive Werkzeuge<br />

nutzen möchten und wo die größten<br />

Chancen für die Wertschöpfung liegen. „Es<br />

geht schon lange nicht mehr um die Frage,<br />

ob das Internet der Dinge einen Mehrwert<br />

schafft. Unternehmen müssen bereits jetzt<br />

die Weichen stellen, um die Möglichkeiten<br />

des IoT voll ausschöpfen zu können“, sagt Jür-<br />

Der „IoT 2020 Business Report“<br />

von Schneider Electric<br />

zum Internet der Dinge<br />

gen Siefert, Vice President<br />

Industrie bei<br />

Schneider Electric. Gemäß<br />

der Studie haben<br />

die meisten Unternehmen<br />

mittlerweile den<br />

Mehrwert von IoT-Technologien<br />

erkannt: Rund 75 % der Befragten<br />

beurteilen die Möglichkeiten positiv. Außerdem<br />

lassen sich Erkenntnisse, die aus IoT-basierten<br />

Daten gewonnen werden, wirkungsvoll<br />

in der gesamten Organisation teilen – davon<br />

sind 81 % der Umfrageteilnehmer überzeugt.<br />

Ganz ohne Bedenken sind die Befragten<br />

allerdings nicht: 41 % von ihnen befürchten,<br />

dass Cyber-Sicherheit im IoT-Umfeld eine<br />

schwierig zu lösende Aufgabe sein wird.<br />

Ebenso kam die Umfrage zu dem Ergebnis,<br />

dass es Firmen schwerfällt, einen Einstieg in<br />

das IoT zu finden und die tatsächliche Wertschöpfung<br />

nachzuweisen.<br />

ik<br />

www.schneider-electric.de<br />

Am 7. und 8. Dezember 2016 veranstaltet der<br />

VDI das Seminar „Industrie 4.0 erfolgreich in<br />

der Produktion einsetzen“. Dabei gehen die<br />

Referenten auf das Zusammenwirken einer<br />

„zentralen“ Produktionsplanung und einer<br />

„dezentralen“ Fertigungssteuerung genauso<br />

ein, wie darauf, was ERP-/PPS- und MES-<br />

Systeme leisten, welche Aufgaben von welchem<br />

System sinnvoll zu bewältigen sind und<br />

wie die Zusammenarbeit zwischen ihnen verbessert<br />

werden kann. Dafür werden Praxisbeispiele<br />

fortschrittlicher Systeme vorgestellt<br />

und die Umsetzung von Industrie 4.0 in der<br />

Fertigungsebene gezeigt. Die Veranstaltung<br />

soll Fach- und Führungskräften die verfügbaren<br />

Lösungen für Produktionsplanung, Fertigungssteuerung<br />

sowie Betriebsdatenerfassung<br />

mit dem Ziel näher bringen, dass sie<br />

diese auswählen und in ihrem Unternehmen<br />

anwenden können. Als Referenten werden<br />

Dr. Eugen Bendeich von der Industrieberatung<br />

Stuttgart, Alexander Mörike von MPDV<br />

Mikrolab sowie Dr. Alexander Nachtwey von<br />

Wika zur Verfügung stehen.<br />

ik<br />

www.vdi-fortbildung.de<br />

Nürnberg, 22. - 24.11.2016<br />

Windows ist eine eingetragene Marke der Microsoft Corporation.<br />

STEP5, STEP7 sind eingetragene Warenzeichen der Siemens AG.<br />

STEP5 Programmierung?<br />

Lösung: S5 für Windows ®<br />

STEP5 Programmierung unter Windows 10<br />

• Windows 10 (32-Bit und 64-Bit) Unterstützung • Oszilloskop-Funktionen<br />

• LogView: Grafische Darstellung und<br />

• Treiber für Siemens USB S5/S7 Prommer • OsciCAM ® : Analyse von Bewegungsabläufen durch Synchronisation von Messwerten<br />

• Aufruf der Siemens COM-Pakete<br />

Synchronisation von Video und Signalverlauf<br />

• Mit S7 für Windows ® kombinierbar<br />

• Integrierte S5-Simulation<br />

• Netzwerkübergreifender Statusbetrieb<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 13<br />

Turmstraße 77 | D-64743 Beerfelden | Hotline +49 6068 3001 | Verkauf +49 6068 3002 | Fax +49 6068 3074 | info@IBHsoftec.com | www.IBHsoftec.com


MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

KÖPFE DER INNOVATION<br />

Frank Treppe, Direktor Unternehmensstrategie und Internationales in der Fraunhofer-Zentrale, München<br />

„Es muss darum gehen, wie sich<br />

Europa als Ganzes besser positioniert“<br />

Die Europäische Vereinigung von Forschungs- und Technologie-Organisationen EARTO will erreichen,<br />

dass in europäischen Forschungsrahmenprogrammen die Themen auch mit Blick auf die angewandte<br />

Forschung gesetzt werden. Wolfgang Hess, Redaktionsdirektor für Sonderprojekte in der Konradin<br />

Mediengruppe – in der auch <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> – erscheint, sprach darüber<br />

mit Fraunhofer-Direktor Frank Treppe, seit April Präsident der EARTO.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Herr Treppe, herzlichen Glückwunsch zur<br />

Wahl zum Präsidenten der EARTO. Warum sollte man wissen,<br />

was hinter dem Begriff steckt?<br />

Treppe: Bei der European Association of Research and Technology<br />

Organisations handelt es sich um einen Interessenverband, in dem<br />

alle in Europa wichtigen Einrichtungen der angewandten Forschung<br />

zusammenarbeiten. Wir beschäftigen uns mit Forschungs-Perspektiven<br />

und sprechen mit einer gemeinsamen Stimme gegenüber der<br />

EU. Es gibt keine vergleichbare Organisation. Ein wichtiges Ziel unseres<br />

Verbandes ist, dass in europäischen Forschungsrahmenprogrammen<br />

die Themen auch mit Blick auf die angewandte Forschung<br />

gesetzt werden. Die EARTO gibt es seit 16 Jahren. Davon fokussierten<br />

14 Jahre vor allem auf die Mitgestaltung der förderpolitischen<br />

Rahmenbedingungen. Der Generalsekretärin Muriel Attané und<br />

dem neuen Steuerungskomitee liegt nunmehr auch viel daran, eine<br />

klare technologieorientierte Profillinie herauszuarbeiten.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Der EARTO dienen heißt also, Lobbyarbeit<br />

für angewandte Forschung zu leisten?<br />

Treppe: Genau. Es geht uns nicht nur darum, dass die richtigen Rahmenbedingungen<br />

geschaffen werden. Es geht auch um inhaltliche<br />

Aspekte – um die Richtung, in die sich Europa technologisch entwickeln<br />

sollte, und um die Frage, welche Themen und Projekte von der<br />

EU finanziell gefördert werden. Zur Info: Das aktuelle Forschungsrahmenprogramm<br />

Horizon 2020 ist mit 70 Milliarden Euro ausgestattet<br />

und damit das finanzstärkste Forschungsprogramm weltweit.<br />

Die EARTO wird aber auch zunehmend einbezogen, wenn es<br />

um eine neutrale Stimme bei wichtigen technologischen Entscheidungen<br />

geht.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie muss man sich eine solche Beratung<br />

konkret vorstellen?<br />

Treppe: Ein Beispiel: Vom zuständigen EU-Kommissar Carlos Moedas<br />

wird die Idee des European Innovation Council (EIC) vorangetrieben.<br />

Dieser soll analog zum European Research Council (ERC)<br />

wirken, der herausragende Wissenschaftler im Rahmen eines siebenjährigen<br />

Forschungsrahmenprogramms mit insgesamt 13 Milliarden<br />

Euro unterstützt und auf Grundlagenforschung ausgerichtet<br />

ist. Der European Innovation Council soll hingegen darauf abzielen,<br />

mehr Innovationen, mehr marktfähige Produkte und letztlich neue<br />

Unternehmen hervorzubringen als die bisherigen Programme.<br />

Nachdem der gelernte Ökonom Moedas den European Innovation<br />

Council in den Raum gestellt hatte, begann unter den Vertretern der<br />

angewandten Forschung Europas ein intensiv geführtes Brainstorming,<br />

wie ein solcher ‚Innovationsrat‘ ausgestaltet werden könnte.<br />

Die EARTO ist bei vielen dieser Gesprächsrunden und in Gremien<br />

ein aktiv teilnehmender Partner. Ich behaupte, die EARTO ist mit ihren<br />

350 Mitgliedern der stärkste Katalysator, um den European Innovation<br />

Council auf das richtige Gleis zu setzen.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie beurteilen Sie als EARTO-Präsident<br />

den Brexit?<br />

Treppe: In den vergangenen Jahren waren die britischen Forschungspartner<br />

ein integraler Bestandteil europäischer Forschungsprojekte<br />

und haben neben Deutschland mit am stärksten vom europäischen<br />

Forschungsförderungssystem profitiert. Wenn Großbritannien<br />

diese Gemeinschaft verlässt, wird der britischen Forschung ein<br />

signifikanter Teil ihrer F&E-Ausgaben fehlen. Eine gewisse Verunsicherung<br />

ist bei laufenden und in der Planung neuer EU-Projekte<br />

schon zu spüren. Auch von der EARTO aus wollen wir die lange bewährte<br />

und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit exzellenten Mitgliedern<br />

aus UK natürlich fortsetzen. Wie sich das genau gestaltet,<br />

wird die Zukunft zeigen.<br />

Bild: Konradin Mediengruppe<br />

Interview: Wolfgang Hess, Redaktionsdirektor<br />

für Sonderprojekte in der Konradin Mediengruppe,<br />

in der auch <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> erscheint<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Die Integration einer intelligenten internetbasierten<br />

Industrieproduktion – Stichwort: Industrie 4.0 – hat<br />

in den jüngsten Jahren höchste Dynamik bekommen. Ist die EU<br />

in der Lage, mit ihren Forschungsprogrammen hier Schritt zu<br />

halten?<br />

14 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016


KÖPFE DER INNOVATION<br />

MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

„Die EARTO wird<br />

zunehmend einbezogen,<br />

wenn es<br />

um eine neutrale<br />

Stimme bei wichtigen<br />

technologischen<br />

Entscheidungen<br />

geht.“<br />

Treppe: Es ist ja nicht so, dass am Tag eins eines neuen Forschungsrahmenprogramms<br />

der Mittelabruf für die gesamte Förderperiode<br />

erfolgt. Das heißt: Die EU-Forschungsförderung kann durchaus auf<br />

aktuelle Entwicklungen reagieren. Im Übrigen ist Industrie 4.0 keine<br />

spontane Entwicklung, die die EU-Förderung vollkommen unvorbereitet<br />

traf.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Was wünscht sich EARTO-Präsident Frank<br />

Treppe?<br />

Treppe: Ein großes Ziel ist es, die richtigen Themen für das nächste<br />

Forschungsrahmenprogramm zu setzen, das 2020/2021 beginnt<br />

und sieben Jahre dauert. Darüber hinaus möchte ich daran mitwirken,<br />

dass unsere 350 Mitgliedseinrichtungen mehr darüber nachdenken,<br />

welchen technologischen Herausforderungen sich Europa<br />

künftig stellen muss und wie Kräfte gebündelt werden können, um<br />

ihnen zu begegnen. Europas Forschungsraum ist immer noch sehr<br />

fraktal: Es wird zu viel darüber nachgedacht, wie sich einzelne im<br />

Wettbewerb innerhalb Europas besser aufstellen können. Dabei<br />

müsste es darum gehen, wie sich Europa als Ganzes besser gegenüber<br />

den USA oder asiatischen Ländern positioniert.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Kommen wir zu Ihrer Funktion als Fraunhofer-Direktor<br />

für Unternehmensstrategie und Internationales.<br />

Was ist dort Ihr Aufgabengebiet?<br />

Bild: Axel Griesch<br />

Frank Treppe, Direktor Unternehmensstrategie und Internationales in der<br />

Fraunhofer-Zentrale, München<br />

Treppe: Fraunhofer nimmt viel Geld in die Hand, um Vorlaufforschung<br />

zu betreiben – Forschung also im vorwettbewerblichen Stadium.<br />

Hier die Weichen richtig zu stellen, ist eine meiner wichtigsten<br />

Aufgaben. Ich verantworte alle Programme der Vorlaufforschung,<br />

in die wir pro Jahr rund 70 Millionen Euro investieren. Dazu<br />

gehört, die richtigen Felder zu erkennen, eine weltweite Wettbewerber-Beobachtung<br />

und selbst neue Impulse zu setzen.<br />

Der internationale Blickwinkel wird bei Fraunhofer immer wichtiger.<br />

Mittlerweile haben wir Aufträge aus dem Ausland im Wert von jährlich<br />

300 Millionen Euro, wovon zwei Drittel von Partnern aus Europa<br />

kommen. Dies entspricht unserem neuen Leitbild, in dem es heißt:<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 15


MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

KÖPFE DER INNOVATION<br />

„Man darf die<br />

Amerikaner nicht<br />

unterschätzen.<br />

Der Unterschied<br />

ist: Deutschland<br />

ist bei der Produktion<br />

stark, die<br />

USA bei IT. IT ist<br />

nun einmal die<br />

Kernkompetenz<br />

der Amerikaner.“<br />

Bild: Axel Griesch<br />

Frank Treppe, Direktor Unternehmensstrategie und Internationales in der<br />

Fraunhofer-Zentrale, München<br />

Fraunhofer leistet angewandte Forschung zum Wohl der Gesellschaft<br />

und der deutschen und europäischen Wirtschaft. Mehr noch:<br />

Dadurch, dass wir in Japan und den USA mit Einrichtungen vor Ort<br />

sind, lernen wir viel von den dortigen Mentalitäten.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Was die Elektromobilität angeht, hat das<br />

offensichtlich nicht so richtig funktioniert. Südkoreanische Unternehmen<br />

sind im Hinblick auf Batterietechnologien den deutschen<br />

enteilt. Und auch Tesla setzt mit seiner Batteriefabrik in<br />

Nevada ab 2017 neue Maßstäbe.<br />

Treppe: Fraunhofer hat in der Tat kein Institut für Elektrochemie.<br />

Dennoch beschäftigen wir uns im Verbund mit deutschen und europäischen<br />

Partnern ganz intensiv mit dem Thema Batterie. Dabei fokussieren<br />

wir uns aber auf das Bauen und Einbauen von Batterien –<br />

also auf die Produktionsseite.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Spätestens anlässlich der diesjährigen<br />

Hannover Messe haben alle registriert, dass die Industrie in den<br />

USA Fahrt aufgenommen hat. Noch vor wenigen Jahren zeigten<br />

sich deutsche Produktionstechnik-Professoren überzeugt, dass<br />

dort der Anschluss an die Weltspitze verlorengegangen ist. Sie<br />

waren und sind für Fraunhofer seit vielen Jahren in den USA<br />

aktiv. Wie lautet Ihr Urteil?<br />

Treppe: Der Wettbewerb ist keineswegs entschieden. Anlässlich<br />

der diesjährigen Hannover Messe wurde eine Umfrage unter 560<br />

Produktionsleitern gemacht, wer beim Thema Industrie 4.0 die Nase<br />

vorne hat. 28 Prozent der dort Befragten nannten die USA, und erst<br />

auf dem zweiten Platz folgte Deutschland mit 25 Prozent, dahinter<br />

rangiert Japan. Man darf die Amerikaner nicht unterschätzen. Der<br />

Unterschied ist: Deutschland ist bei der Produktion stark, die USA<br />

bei IT. IT ist nun einmal die Kernkompetenz der Amerikaner.<br />

Zudem hat Präsident Obama mit dem National Network für Manufacturing<br />

Innovation eine Milliarde Dollar investiert, um die US-Industrie<br />

wieder fit zu machen. Mit bemerkenswerten Ergebnissen:<br />

In Hannover präsentierten die Amerikaner ein Auto, das sie in großen<br />

Teilen über 3D-Laserdruck produziert haben. Think big, heißt<br />

ihre Devise.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Kurzum: Was unterscheidet einen USamerikanischen<br />

Ingenieur von einem deutschen?<br />

Treppe: Deutsche konzipieren Produkte eher aus Ingenieur-Sicht –<br />

also wie man etwas punktgenau optimiert und qualifiziert herstellt.<br />

Amerikaner sind vertriebsorientiert. Wer sich eine amerikanische<br />

Präsentation anschaut, registriert wenige plakative Begriffe und kernige<br />

Zahlen. Den Unterschied im Denken dokumentierte Elon<br />

16 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016


KÖPFE DER INNOVATION<br />

MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

Musk, der Tesla-Gründer, vor wenigen Monaten eindrucksvoll: Er<br />

stellte den Tesla 3 vor, der 2017 auf den Markt kommen soll, und verkaufte<br />

in zwei Wochen mehr als 300.000 Bezugsanrechte für je<br />

1000 Dollar. So etwas würden Deutsche oder Europäer nie machen.<br />

Der Verkauf würde erst beginnen, wenn sicher ist, dass das Produkt<br />

in der versprochenen Zeit, Qualität und Anzahl hergestellt werden<br />

kann. Wenn es darum geht, Geld für eine neue Sache in die Hand zu<br />

nehmen, sind Amerikaner viel schneller …<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: … und wer als Unternehmer scheitert, bekommt<br />

die Chance auf Neuanfang. Warum lernen wir hier nicht<br />

von den Amerikanern? Bei uns werden gescheiterte Unternehmer<br />

in der Regel stigmatisiert. Was bewegt die Fraunhofer-Gesellschaft<br />

auf diesem Feld?<br />

Treppe: Fraunhofer hat ein gezieltes Programm, um Ausgründungen<br />

zu unterstützen. Das beginnt bei der Beratung im Vorfeld und<br />

reicht hin bis zur Hilfe bei der tatsächlichen Gründung und der Überwindung<br />

des Valley of Death, damit die jungen Unternehmen sich<br />

entwickeln und etablieren können.<br />

Das machen wir übrigens mit einem sehr guten Ergebnis: Fünf Jahre<br />

nach der Ausgründung sind immer noch 80 Prozent der Firmen im<br />

Markt.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Was sind die wichtigsten Bausteine von<br />

Fraunhofer in den USA?<br />

Treppe: Fraunhofer unterhält dort acht Niederlassungen, die überwiegend<br />

an der Ostküste angesiedelt sind; eine befindet sich in Kalifornien.<br />

Die Center haben zwischen 20 und 100 festangestellte<br />

Mitarbeiter. Eigene Forschung betreiben wir in Boston, in Michigan<br />

sowie in den Bundesstaaten Connecticut, Delaware und Maryland.<br />

Thematisch ist Fraunhofer dort in der Produktionstechnik und Biotechnologie,<br />

aber auch der Energie- und Oberflächentechnik stark<br />

vertreten. Weiterhin ist uns wichtig, Fraunhofer-Forscher in den USA<br />

zu qualifizieren. In den 20 Jahren unseres dortigen Engagements<br />

haben wir über 1000 Forschungsaufenthalte von Fraunhofer-Forschern<br />

gefördert, die alle mehr als drei Monate dauerten.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Heißt das, dass weitere Center in den USA<br />

in Vorbereitung sind?<br />

Treppe: Das ist kein strategisches Ziel der Fraunhofer-Gesellschaft.<br />

Plan ist vielmehr, dass sich Fraunhofer-Institute, die sich dort niederlassen<br />

wollen, an bestehende Center ankoppeln.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Warum? Ist das kostengünstiger?<br />

Treppe: In einem so großen und wettbewerbsstarken Umfeld wie<br />

den USA muss Fraunhofer seine Kräfte besonders gut bündeln. Wir<br />

haben in den letzten Jahren exzellente externe Netzwerke in den<br />

genannten Regionen aufgebaut und eine Forschungs-Infrastruktur<br />

etabliert, die uns wettbewerbsfähig macht. Darauf wollen wir in Zukunft<br />

aufbauen.<br />

Zur Person<br />

INFO<br />

Frank Treppe ist seit 2013 Direktor Unternehmensstrategie<br />

und Internationales in der Fraunhofer-Zentrale, München.<br />

Nach seinem Diplom als Maschinenbau-Ingenieur an der<br />

RWTH Aachen 1985 arbeitete er bis 1994 in mehreren Positionen<br />

am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT.<br />

Von 1994 bis 1999 war er als Vize-Präsident für Fraunhofer<br />

USA tätig. Nach mehreren Jahren in der Industrie kehrte er<br />

2004 zu Fraunhofer zurück und arbeitete bis 2013 am Fraunhofer-Institut<br />

für Werkzeugmaschinenbau und Umformtechnik<br />

IWU, Chemnitz, ab 2008 als Mitglied der Institutsleitung.<br />

Treppe (*1956) ist Gutachter im europäischen Forschungsrahmenprogramm<br />

Horizon 2020. Seit April 2016 ist er Präsident<br />

der EARTO.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wagen Sie zum Schluss noch einen Ausblick<br />

auf das Industrieland Deutschland im Jahr 2026?<br />

Treppe: Wenn ich das wüsste, wäre ich der beste Innovationsberater<br />

überhaupt. Doch im Ernst: Ich denke, Deutschland wird eine Industrienation<br />

bleiben, die unter anderem durch die Herstellung von<br />

Autos geprägt ist. Zwar wird das Auto in manchen Ländern seinen<br />

Status-Charakter verlieren und nur noch den sich rasch ändernden<br />

Bedürfnissen zur Mobilität dienen. Aber durch die massiven Investitionen<br />

in das autonome Fahren – verbunden mit denen in die Elektromobilität<br />

– sehe ich Deutschland weiterhin als einen der großen<br />

Global Player in diesem Sektor.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Herr Treppe, herzlichen Dank für das<br />

ausführliche Gespräch.<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 17


MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

KÖPFE DER INNOVATION<br />

Dr. Bruno Lindl, Geschäftsführer Forschung und Entwicklung, ebm-papst<br />

„Wesentlicher Parameter für Effizienz<br />

und Geräusch ist die Laufradgeometrie“<br />

In der Ventilatorentechnik sind Energieeffizienz und Geräuschreduktion die Megathemen. Dr. Bruno<br />

Lindl, Geschäftsführer Forschung und Entwicklung der ebm-papst-Gruppe, erläutert im Interview, wie<br />

sich vorhandene Potenziale heben lassen. Zudem verrät er, wie das Thema Innovation seitens des<br />

Unternehmens angegangen wird.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Dr. Lindl, disruptive Innovation oder<br />

„Innovationssprung“ – Was ist das?<br />

Lindl: Immer wenn naturwissenschaftliche Erkenntnisse zu neuen<br />

technologischen Lösungen führen, werden Innovationen in der Regel<br />

disruptiv – das heißt es gibt sprunghafte Änderungen. Ein Beispiel<br />

ist die Entwicklung von der magnetischen Speicherung auf einer<br />

Floppy Disc hin zur optischen Speicherung auf einer CD. Die<br />

nächste Stufe war der USB-Stick mit Datenspeicherung in der Kristallstruktur<br />

von Silizium: Es kommen bei jedem Sprung gänzlich andere<br />

Technologien zum Einsatz. Hingegen ist für Räder an Fahrzeugen<br />

derzeit keine disruptive Innovation zu erwarten, da das Rad einerseits<br />

die Distanz zur Fahrbahn gegen die Gravitationskraft hält<br />

und gleichzeitig den Vortrieb liefert. Alle anderen Möglichkeiten sind<br />

ungleich aufwändiger und ineffizienter – da müsste schon das<br />

sprichwörtliche Rad neu erfunden werden, um als Innovationssprung<br />

zu gelten.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Sehen Sie anstehende, disruptive Innovationen<br />

im Bereich der Ventilatorentechnik?<br />

Lindl: Ähnlich wie bei den Rädern ist das bei Ventilatoren – auch hier<br />

ist kein Innovationssprung in Sicht. Die effektivste Lösung ist die Erzeugung<br />

von Luftleistung über die Druckdifferenz von Rotoren. Es<br />

bestehen allerdings noch erhebliche Potentiale in Effizienz und Geräusch,<br />

die gehoben werden können. In der Ventilatorentechnik<br />

spielt etwa der Ausnutzungsgrad eine Rolle: Eine höhere Ausnutzung<br />

in Geometrie und Funktion macht Spitzenwerte in Energieeffizienz<br />

und Geräuschreduktion möglich. Ausnutzungsgrad bedeutet,<br />

aus der zur Verfügung stehenden Grundfläche eines Ventilators die<br />

maximale Luftleistung zu erzielen. Die wesentlichen Parameter dabei<br />

sind Laufrad- und Düsengeometrie. Wir sind nach wie vor dabei,<br />

in Zusammenarbeit mit Forschungsinstituten deutliche Potenziale<br />

auf den Gebieten der Aerodynamik und Aeroakustik zu heben – vor<br />

allem bei den Laufrädern. Darüber hinaus bieten die verhältnismäßig<br />

jungen Bereiche wie Connectivity und Internet of Things durch<br />

intelligente Vernetzung neue Anwendungsmöglichkeiten.<br />

Sinn. Die Potentiale liegen in der Leistungselektronik und der elektromagnetischen<br />

Verträglichkeit, weitere Synergien liegen in Kommutierungsverfahren<br />

und Regelung. Die Vorteile sind höhere Energieeffizienz<br />

im System und Vermeidung von Redundanzen.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie wird Connectivity erreicht?<br />

Lindl: Auf der Platine der Zentralelektronik befindet sich eine intelligente<br />

Regelung durch Mikroprozessoren und Embedded <strong>Systems</strong>.<br />

Diese Prozessoren ermöglichen gleichzeitig eine Vernetzung mit der<br />

Außenwelt für bedarfsgerechten Leistungsabruf, Servicemeldungen,<br />

Überwachung des Betriebszustandes etc. In übergeordneten<br />

Systemen – wenn beispielsweise viele Geräte involviert sind – werden<br />

über eine bedarfsgerechte Regelung weitere Effizienzvorteile<br />

freigelegt. Auf diese Weise können durchaus neue Geschäftsmodelle<br />

entstehen.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Stichwort Industrie 4.0 – ebm-papst stellt<br />

Industrie-4.0-fähige Produkte her. Wie können hiervon die Kunden<br />

profitieren?<br />

Lindl: Die treibende Komponente der Gebäudetechnik sind nun mal<br />

Ventilatoren. Die Gebäudeleittechnik etwa verknüpft Heizung, Klima-<br />

und Lüftungstechnik miteinander. Dazu müssen alle Komponenten<br />

miteinander kommunizieren und einen vernetzten Informationsaustausch<br />

ermöglichen. Konkret heißt das, dass in der Schnittstelle<br />

nicht nur Informationen empfangen sondern zum Beispiel Betriebsstatus,<br />

Laufzeit, Störungs- und Notlaufmeldungen aktiv an andere<br />

Komponenten im System gesendet werden und eine Reaktion<br />

auslösen. Dadurch können die Kosten für Betrieb und Wartung deutlich<br />

gesenkt werden, was bares Geld für unsere Kunden bedeutet.<br />

Auch in unserer eigenen Produktion setzen wir Industrie-4.0-Prozesse<br />

ein und optimieren so den Produktionsablauf und die Logistik. So<br />

gelten wir bereits seit 2009 als Vorzeigeunternehmen für SAP ME,<br />

einen Softwarebaustein, der die Maschinen- und Anlagenproduktivität<br />

steuert und hilft, Durchlaufzeiten zu verkürzen.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wann lohnt sich eine Zentralelektronik?<br />

Lindl: Wenn mehrere elektrische Verbraucher in einem Gerät verbaut<br />

sind – wie zum Beispiel in Wäschetrocknern, Wärmepumpen,<br />

kältetechnischen Anlagen etc. macht eine zentrale Ansteuerung<br />

18 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016


KÖPFE DER INNOVATION<br />

MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

„Die verhältnismäßig<br />

jungen<br />

Bereiche wie<br />

Connectivity und<br />

Internet of Things<br />

bieten durch<br />

intelligente Vernetzung<br />

neue<br />

Anwendungs -<br />

möglichkeiten.“<br />

Bild: ebm-papst<br />

Dr. Bruno Lindl, Geschäftsführer Forschung und Entwicklung<br />

der ebm-papst-Gruppe<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Simulationswerkzeuge sind in der modernen<br />

Entwicklungsarbeit nicht wegzudenken. Welche Tools kommen<br />

bei Ihnen zum Einsatz?<br />

Lindl: In den Bereichen Aerodynamik, Motortechnik und Elektronik<br />

setzen wir unterschiedliche Simulationswerkzeuge ein. Zum einen,<br />

um die Entwicklungszeit zu verkürzen und zum anderen, weil diese<br />

Methoden technologische Potentiale aufzeigen, die sonst verborgen<br />

blieben. Beispiele sind: Die Berechnung der mechanischen Festigkeit<br />

– statisch und dynamisch – von Gehäuse und Motor per Die<br />

Finite-Elemente-Simulation oder die CFD-Simulation (Computational<br />

Fluid Dynamics) – damit werden aerodynamische Eigenschaften<br />

von Laufrädern errechnet. Der RadiCal, ein Radialventilator für viele<br />

Anwendungen in der Luft- und Klimatechnik – beispielsweise bei<br />

der Schaltschrankkühlung, in Kanal- und Rohrventilatoren, in Wohnungslüftungsgeräten<br />

oder in Wärmepumpen – war unser erstes<br />

‚synthetisch‘ entwickeltes Produkt, das heißt es wurde ohne konventionelle<br />

Prototypenoptimierung realisiert. Konzepte für Steuerungs-<br />

und Regelelektronik werden über funktionale und thermische<br />

Simulation entwickelt. Die Motorauslegung erfolgt mit Simulationswerkzeugen<br />

für statischen und dynamischen Elektromagnetismus.<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 19


MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

KÖPFE DER INNOVATION<br />

Der DC-Axiallüfter 8300 N kommt<br />

überall dort zum Einsatz, wo auf<br />

engstem Bauraum Leistungselek -<br />

tronik gekühlt werden muss, wie<br />

beispielsweise in der IT<br />

Lindl: Die Forschung in den Bereichen Elektromagnetismus und<br />

Elektronik – im Sinne von Messen, Steuern und Regeln – ist für uns<br />

sehr wichtig. Das hilft uns dabei, die Effizienz der Produkte, wie<br />

zum Beispiel Antriebe für Ventilatoren, Ventile und Automatisierungssysteme<br />

funktional und ökonomisch kontinuierlich zu verbessern.<br />

Außerdem wollen wir den Hochschulstandort stärken. Wir haben<br />

uns im November 2015 mit der Hochschule Heilbronn und dem<br />

Kultusministerium des Landes Baden-Württemberg in einem Memorandum<br />

of Understanding über die inhaltliche Ausgestaltung des<br />

Instituts verständigt. Das Institut wird außer Räumen für Labore<br />

auch Flächen für Seminare und Büros für Gastwissenschaftler umfassen<br />

sowie in Künzelsau angesiedelt sein. Die städtebauliche Planung<br />

ist bereits abgeschlossen. Es wird ein Architekturwettbewerb<br />

für die Ausgestaltung der Vorlesungsgebäude und des Instituts von<br />

ebm-papst sowie des Studentenwohnheims ausgelobt werden.<br />

Das wird noch 2016 stattfinden.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Auf welchem Gebiet wird das Institut<br />

dann zukünftig tätig sein?<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Mit der Beteiligung am spanischen Elektronikhersteller<br />

Ikor im Januar 2016 haben Sie Ihre Elektronikund<br />

Systemfähigkeit weiter ausgebaut. Was versprechen Sie<br />

sich davon?<br />

Bild: ebm-papst<br />

Lindl: Die Themenschwerpunkte – wie im Memorandum of Understanding<br />

festgehalten – gliedern sich in drei Bereiche. Zum einen<br />

Motoraspekte: Darunter fallen insbesondere Phänomene aus den<br />

Bereichen der Thermo- und Elektrodynamik sowie elektromagnetische<br />

und mechanische Phänomene von elektrischen Antrieben; dazu<br />

gehören auch deren Auslegung und <strong>Konstruktion</strong>. Der zweite Bereich<br />

wird sich mit Steuerungs- und Regelungsaspekten befassen.<br />

Forschungsgegenstand wird unter anderem die Leistungselektronik<br />

unter Berücksichtigung der elektromagnetischen Verträglichkeit<br />

sein. Außerdem werden Embedded <strong>Systems</strong> zur Steuerung und Regelung<br />

elektrischer Antriebe und deren Vernetzung mit umgebenden<br />

Systemen erforscht. Als Ergänzung gibt es dann den dritten Bereich,<br />

in dem wirtschaftliche Aspekte eine Rolle spielen sollen.<br />

Schwerpunktmäßig sollen hier Herstell- und Projektkosten abgeschätzt<br />

und kalkuliert werden. Uns ist es wichtig, dass Studierende<br />

industrienah ausgebildet werden, es wird viel Wert auf praxisorientierte<br />

Ausbildung gelegt werden. Gleichzeitig können am Institut<br />

Transferprojekte von Unternehmen realisiert werden, Stichwort<br />

angewandte Forschung.<br />

jg<br />

Lindl: Der Vorteil der globalen Elektronikfertigung war der Hauptbeweggrund<br />

für die Mehrheitsbeteiligung an Ikor. Damit können wir<br />

unsere Kunden weltweit an ihren unterschiedlichen Standorten mit<br />

lokalen Elektroniken beliefern. Das ist ein wesentlicher Bestandteil<br />

unserer Local-for-local-Strategie, also in den Märkten für die Märkte<br />

produzieren zu können. Ikor hat außerdem technologisches Knowhow<br />

auf dem Gebiet der Connectivity, was wir auch für unsere Gesamtstrategie<br />

einsetzen können.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Sie arbeiten an der Gründung eines Instituts<br />

für elektrische Antriebe – wie ist der Stand?<br />

Kontakt<br />

ebm-papst Mulfingen GmbH & Co. KG<br />

Mulfingen<br />

Katrin Lindner<br />

Tel. + 49 7938/81-7006<br />

katrin.lindner@ebmpapst.com<br />

www.ebmpapst.com<br />

INFO<br />

20 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016


AUS DER<br />

MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

Teilnehmer am TdSE 2015: Auch im Vorjahr war die Konferenz gut besucht, das Interesse am Thema <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> ist hoch<br />

Bild: GfSE<br />

Tag des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s (TdSE), 25. bis 27. Oktober 2016<br />

Neuester SE-Werkzeugkasten<br />

wird anlässlich des TdSE vorgestellt<br />

Neue Erkenntnisse und Instrumente für die Entwicklung von technischen Systemen für Morgen werden<br />

auf der <strong>Systems</strong>-<strong>Engineering</strong>-Konferenz der GfSE e.V. – dem Tag des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s (TdSE) –<br />

in Herzogenaurach vom 25. bis 27. Oktober 2016 vorgestellt und diskutiert. Es treffen sich Einsteiger sowie<br />

Experten zum Austausch und um die neuesten Anwendungen hautnah zu erleben.<br />

Mit dem diesjährigen Programm der <strong>Systems</strong>-<strong>Engineering</strong>-<br />

Konferenz für den deutschsprachigem Raum, dem TdSE,<br />

werden wieder attraktive drei Tage präsentiert und gefüllt. Die zentrale<br />

Fläche ist der Marktplatz, der die neuesten Werkzeuge, Technologien<br />

und Dienstleistungen im und um das <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

präsentiert. Mit mehr als 20 namhaften Ausstellern bietet der TdSE<br />

einen Überblick über aktuelle Anwendungen von der Anforderungsaufnahme<br />

und Verwaltung, einer durchgängigen Werkzeugkette bis<br />

hin zur Simulation und Nutzung von Lösungen für das modellbasierte<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (MBSE). Auch sind Dienstleister rund um<br />

das Thema Organisations- und Prozessverbesserung sowie die Weiterbildung<br />

zum <strong>Systems</strong> Engineer anzutreffen. Die Werkzeuganbieter<br />

beteiligen sich in jedem Jahr am Tool-Vendor-Projekt, das eine<br />

Aufgabenstellung für alle teilnehmenden Firmen zur Verfügung<br />

stellt, an dem die Lösungen vergleichbar an den Ständen ausgestellt<br />

werden und somit für die Teilnehmer vergleichbar diskutiert<br />

werden können. Auch bieten die Firmen am ersten Tag ein zweistündiges<br />

Seminar an, damit sowohl Einsteiger als auch Erfahrene<br />

sich intensiver vor Beginn der Konferenz orientieren können. Diese<br />

sind kostenlos und in den Gebühren zur Konferenz enthalten.<br />

Neben diesen Seminaren bietet der TdSE auch vierstündige Intensiv-Tutorials<br />

an, um sich konzentriert mit bestimmten MBSE und anderen<br />

Aspekten des SE auseinandersetzen zu können. In diesem<br />

Jahr sind hier Seminare aus dem Bereich modellbasierte Schnittstellen,<br />

Modellierung für Product Line <strong>Engineering</strong>, Architekturentwicklung,<br />

Systemintegration und Nachweisführung sowie aus dem Forschungsbereich<br />

„Technical Readiness Level“ für MBSE-Modelle zu<br />

nennen. In vier Tutorials geben Experten ihr Wissen aus der Industrie<br />

an die Besucher weiter. So etwa Dr. Thierry Sop Njindam von<br />

Knorr Bremse, Dr. Dieter Scheithauer von H-I-T-S <strong>Engineering</strong>, Fritz<br />

Scheerer von Continental Teves und Dr. Marco di Maio von project<br />

globe mit Partnern von ThyssenKruppMarine<strong>Systems</strong> und oose.<br />

Von Elementen zur Lösung<br />

Das Thema Product Line <strong>Engineering</strong> nimmt in diesem Jahr, neben<br />

dem MBSE und Industrie-4.0-Themen, eine immer größere Rolle<br />

ein. Die beiden bekannten Themen, MBSE und SE in der Industrie<br />

4.0, entwickeln sich immer weiter vorwärts und in der Zwischenzeit<br />

gibt es erste Erfahrungsberichte sowie Weiterentwicklungen zur<br />

Unterstützung von Systementwicklungen. Das Product Line Engi-<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 21


Tools<br />

Seite 39<br />

Systementwicklung<br />

Seite 44<br />

Anwendung<br />

Seite 54<br />

Frank Treppe, Fraunhofer-Direktor für Strategie K|E|M und <strong>Konstruktion</strong> Internationales <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> MONAT 2016 1<br />

MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

AUS DER<br />

<br />

der Entwicklung komplexer<br />

<br />

J. Rambo, C. Huwig | Daimler AG<br />

M. Langlotz, R. Hämisch | :em AG<br />

FMEA leicht gemacht – Ideale Vorbereitung<br />

durch Mechatronic Impact Analysis<br />

T. Burdach, A. Naß | Prozesswerk GmbH<br />

Smart REco – Anfoderungsanalyse 4.0<br />

<br />

SOPHIST GmbH<br />

<br />

<br />

einer Sprache für das modellbasierte<br />

<br />

<br />

Technologies AG & Co. KG - M. Schneider | :em<br />

AG - U. Judaschke | Continental Teves<br />

Model Based <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>:<br />

<br />

<br />

S. Kleiner, S. Husung | :em AG<br />

Anwendung von Methoden der<br />

Produktentstehung auf Basis des Systemmodells<br />

mechatronischer Systeme<br />

M. Greinert, C. Tschirner, J. Holtmann,<br />

R. Dumitrescu | Fraunhofer IEM<br />

Modellierung von Anforderungen: Der<br />

<br />

M. Jastram | formal mind<br />

*SysML-Modellverwaltung<br />

im PDM/PLM Umfeld*<br />

P. Müller, L. Kirsch | CONTACT Software GmbH<br />

M. Eigner, C. Muggeo | TU Kaiserslautern<br />

MBSE im Kontext der unternehmensübergreifenden<br />

Produktentwicklung<br />

S. Neumann, P. Lünnemann, R. Woll,<br />

H. Hayka, R. Stark | Fraunhofer IPK<br />

Analyse des Systemverhaltens und<br />

<br />

C. Schmied, M. Gebhardt, H. d‘Albert, M. Mörtel,<br />

U. Lindemann | TU München<br />

Beschleunigung von Innovationen durch<br />

eine neue Requirements <strong>Engineering</strong><br />

Vorgehensweise<br />

M. Eberhardt, P. Stolz, L. Endriss, A. Kress<br />

Hood Group<br />

<br />

Integration von MBSE und PLM<br />

U. Kaufmann | ModelAlchemy Consulting<br />

R. Schuler | HS Esslingen<br />

<br />

<br />

MBSE leicht<br />

J. Heihoff-Schwede, C. Bremer,<br />

M. Rabe, C. Tschirner (Fraunhofer IEM)<br />

Virtual Prototyping basierte Trade-off<br />

Analysen<br />

J. Holzmann, H. Palm, D. Gerling<br />

HS München<br />

<br />

von Modularisierungs-, Standardisierungs-<br />

<br />

M. Gepp, J. Vollmar, A. Schertl<br />

Siemens CT<br />

Systemmodellierung für das Internet der<br />

Dinge – Transformation von Systemmodell<br />

in IoT-Plattform im Kontext später<br />

<br />

M. Pfenning, A. Roth | XPLM Soultion GmbH<br />

Verfahrenstechnik trifft <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

- Integration von R&I-Fließschemata in<br />

<br />

M. Dietl, M. Wimmer | TU Wien,<br />

O. Alt | Lieber Lieber<br />

Model-based Interface Management<br />

for AVLs Instrumentation & Test <strong>Systems</strong><br />

<br />

AVL List<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> im Anlagenbau –<br />

Methoden für den erfolgreichen Umgang<br />

mit Komplexität<br />

K. Kollenda<br />

Rücker+Schindele Beratende Ingenieure<br />

SysML-basierte Planung cybertronischer<br />

Produktionssysteme in frühen<br />

Entwicklungsphasen*<br />

C. Steimer, M. Cadet, H. Meissner,<br />

J.C. Aurich, N. Stephan | TU Kaiserslautern<br />

J. Fischer | Siemens CT<br />

Use Case basiertes MBSE in automobilen<br />

<br />

<strong>Engineering</strong>-IT Standards<br />

J.C. Seeßle, C. Huwig | Daimler AG<br />

<br />

anforderungen mittelsmodellbasierter<br />

Entwicklungstechniken<br />

A. Schneider, S. Ackva<br />

Continental Automotive GmbH<br />

Baukastenentwicklung durch MBSE am<br />

Beispiel einer modularen Fertigungsanlage<br />

im Kontext der Industrie 4.0<br />

N. Bursac, A. Albers, M. Ölschläger<br />

IPEK - Institut für Produktentwicklung (KIT)<br />

Hoch-Integre Technische Systeme<br />

D. Scheithauer<br />

H-I-T-S <strong>Engineering</strong><br />

Quelle: GfSE<br />

Vorträge am Mittwoch, dem 26. Oktober 2016<br />

neering ist besonders in der Automobilindustrie aktuell anzusiedeln.<br />

Hier gilt es, ohne gezielte Entwicklungsprojekte Varianten vorab auf<br />

Elementebene zu entwickeln, die dann mittels Konfigurator zu neuen<br />

Innovationen und Lösungen zusammengestellt werden. Interessant<br />

sollte dieser Ansatz in Zukunft speziell für Firmen sein, die mit<br />

der Variantenvielfalt und der Individualisierung ihrer Produkte für<br />

den Kunden und Markt zu kämpfen haben.<br />

Mit dem Beginn der Konferenz am zweiten Tag startet in vier parallelen<br />

Vortragsreihen (siehe Programm oben) mit insgesamt 42 Beiträgen<br />

das Feuerwerk der Erfahrungsberichte aus der Industrie, hinzu<br />

kommt das Neueste aus der <strong>Systems</strong>-<strong>Engineering</strong>-Forschung. Die<br />

Beiträge kommen unter anderem aus der Medizintechnik, dem Anlagen-<br />

und Maschinenbau, dem Schiffbau und der Automobilindustrie.<br />

Die Themen berücksichtigen auch hier wieder die klassischen<br />

Themen Anforderungsmanagement, Mehrwert des SE, SE-Reifegradanalyse<br />

der Unternehmung, modellbasierte Systementwicklung<br />

und Simulation, agile Systementwicklungsmethoden, <strong>Systems</strong>-<strong>Engineering</strong>-Tools<br />

und ihre Umgebung sowie Aspekte aus<br />

dem Bereich PLM-/MBSE-Integration.<br />

Neben diesen Themen gibt es auch neue Aspekte, die in den Beträgen<br />

behandelt werden. So gibt es erste Konzepte zur Integration<br />

und Berücksichtigung von mechanischen Modellen für das Gesamtmodell<br />

MBSE. 3D-Modelle und Zeichnungsteile können mit in die<br />

Betrachtung des MBSE-Ansatzes integriert werden. Auch der Jungend<br />

gibt die Konferenz eine Plattform, um ihre Ergebnisse von<br />

Master- und Bachelorarbeiten vorzustellen. Die besten Arbeiten aus<br />

dem Studierendenwettbewerb treten in der Endrunde in einer eigenen<br />

Beitragsreihe am Freitag gegeneinander an und stellen sich der<br />

Öffentlichkeit vor. Eine Jury aus Hochschule und Industrie bewertet<br />

dabei nicht nur die schriftliche Ausarbeitung, sondern auch die Fähigkeit<br />

der Kandidaten, ihre Ergebnisse kurz und aussagekräftig den<br />

Zu dieser Rubrik<br />

Die Gesellschaft für <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (GfSE) e.V. als<br />

deutsches Chapter des International Council on <strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong> (INCOSE) ist seit 1997 die größte deutschsprachige<br />

Interessensvertretung rund um das Thema <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>.<br />

In der Rubrik ‚Aus der GfSE‘ berichten wir<br />

regelmäßig über aktuelle Aktivitäten und Initiativen. Mitglieder<br />

der GfSE erhalten die <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> digital im Rahmen ihrer Mitgliedschaft<br />

über den Newsletter<br />

der GfSE.<br />

Zusätzlich besteht die Möglichkeit,<br />

ein Printabonnement zum<br />

ermäßigten Mitgliederpreis zu<br />

beziehen. Angaben zu Verfahren<br />

und Gutscheincode finden sich<br />

ebenfalls im Newsletter der<br />

GfSE.<br />

www.gfse.de<br />

Sonderausgabe <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

INFO<br />

Das<br />

<strong>Engineering</strong><br />

Magazin<br />

01 2016<br />

www.kem.de<br />

Titelstory Seite 32<br />

Produktdifferenzierung über<br />

Softwarefeatures<br />

Zur künftigen<br />

Rolle von PLM<br />

Modellbasierter<br />

Entwurf im Fokus<br />

Digitalisierung<br />

made in USA<br />

Im Gespräch | Europas Forschungsraum ist sehr fraktal<br />

22 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016


AUS DER<br />

MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

Studienpreis der GfSE<br />

Öffentliche Verteidigung der besten<br />

Abschlussarbeiten im Themenfeld<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

<br />

Erfolgsfaktor<br />

I. Treue | Rücker+Schindele Beratende Ingenieure<br />

<br />

*Weiterentwicklung des integrierten<br />

<br />

Beschreibungssystematik von mecPro² um<br />

ein modellbasiertes Variantenmanagement<br />

<br />

T. Dickopf | TU KL , L. Mayerhofer | LUK GmbH<br />

<br />

borativen Modellierung operationeller<br />

Architekturen<br />

M. Schmitt, C. Webel, C. Antes,<br />

T. Kleinberger, S. Sadikow<br />

Fraunhofer IESE<br />

Studienpreis der GfSE<br />

Öffentliche Verteidigung der besten<br />

Abschlussarbeiten im Themenfeld<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Die Gestaltung eines <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

<br />

bei der unternehmensweiten Einführung von<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

C. Knop, S. Milewski | ThyssenKrupp Marine<br />

<strong>Systems</strong>; F. Sannwaldt, C. Völl | 3DSE<br />

Entwicklung eines pragmatischen Reife-<br />

<br />

<strong>Engineering</strong><br />

D. Steffen, E. Enge, S.-O. Schulze | UNITY AG<br />

A. Czaja | Fraunhofer IEM<br />

Semantic Model Integration for System<br />

<br />

text for Different Model Types<br />

O. von Dungern | adesso AG<br />

Studienpreis der GfSE<br />

Öffentliche Verteidigung der besten<br />

Abschlussarbeiten im Themenfeld<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

SE im Maschinen- und Anlagenbau<br />

verstehen, anwenden und beherrschen<br />

V. Huckriede | HARTING Applied Technologies<br />

B. Joachim | ELHA<br />

S. Storck | Friedrich Remmert GmbH<br />

The V-Model is Dead. Long Live the<br />

V-Model!<br />

C. Hood<br />

Colin Hood <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Komplexität beherrschen mit Core<br />

Modeling<br />

<br />

Siemens CT<br />

<br />

Studienpreis der GfSE<br />

Öffentliche Verteidigung der besten<br />

Abschlussarbeiten im Themenfeld<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Modellbasierte Analyse komplexer Fehler-<br />

<br />

der Produktentwicklung<br />

O. Bielefeld, H. Darnsfeld, N. Schlüter,<br />

S. Yazdanmadad, P. Winzer<br />

Bergische Universität Wuppertal<br />

Modellbasierte Entwicklung einer neuar-<br />

<br />

radselektiver Antriebe<br />

<br />

P- Kautzmann, M. Frey | KIT - Institut für Fahrzeugtechnik<br />

Herausforderungen der mechatronischen<br />

Produktentwicklung mittels <strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong> meistern am Beispiel sensorisierten<br />

Lager<br />

S. Glück, R. Weippert, T. Drescher, C. Böckler, A.<br />

<br />

ReqInspector – Automatische Prüfung der<br />

<br />

kationen durch semantische Analyse der<br />

<br />

S. Darting, A. Maier | Fraunhofer IESE<br />

Automatisierter Übergang vom dokumen-<br />

<br />

<strong>Engineering</strong> mittels AAES-Systemen als<br />

Ausgangsbasis für MBSE<br />

A. Goetz, C. Donges | :em AG<br />

Cutting the „Cross-Cutting” Part 1: Requirements<br />

Management<br />

M. di Maio | projectglobe<br />

M. Hoppe, E. Erkul | Thyssen Krupp Marine <strong>Systems</strong>,<br />

M. Grundel | Helmut Schmidt Universität<br />

<br />

wurf: Ergebnisse des FAS4M-Projektes<br />

G. Moeser, A. Albers | IPEK - KIT<br />

M. Grundel | Helmut Schmidt Universität<br />

T. Weilkiens | oose eG, S. Kümpel | :em AG<br />

Physische Architekturen variantengerecht<br />

aus Funktionalen Architekturen für Syste-<br />

<br />

S. Melzer, U. Wittke, H. Hintze, R. God<br />

Technische Universität Hamburg-Harburg<br />

Verhaltensregeln für FAS: Systemverhalten<br />

anhand funktionaler Architekturen<br />

betrachten<br />

W. Gerritsen, J.G. Lamm | Bernafon AG<br />

G. Moeser, M. Fechner | IPEK<br />

T. Weilkiens | oose eG<br />

Quelle: GfSE<br />

Vorträge am Donnerstag, dem 27. Oktober 2016<br />

Teilnehmern zu präsentieren. Die Gewinner werden noch am Freitag<br />

auf der Konferenz prämiert und erhalten einen Geldpreis.<br />

Kontakt<br />

INFO<br />

Gesellschaft für <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> e.V.<br />

München<br />

Tel. +49 89/36036-808<br />

www.gfse.de<br />

Direkt zur Homepage des TdSE:<br />

www.tdse.org<br />

Ideen und Erfahrungsaustausch<br />

Ein weiteres Kernelement im Konzept der Konferenz ist es, den Teilnehmern<br />

direkte Ergebnisse mit auf den Heimweg zu geben. So unterstützt<br />

das World Cafe den Ideen- und Erfahrungsaustausch zwischen<br />

einzelnen Teilnehmern, die auf Grund ihres Hintergrundes<br />

und Industrie unterschiedliche Erfolge und Best Practices mitbringen.<br />

Den Transfer und die Hinterfragung der Anwendbarkeit auf die<br />

eigene Branche und Firma sollen gefördert werden. Durch die kleinen<br />

und moderierten Gruppen zu einzelnen Themen des SE, wie etwa<br />

MBSE-Erfahrung oder SE in der innerbetrieblichen Ausbildung,<br />

wird diese Erfahrung dokumentiert und noch auf der Konferenz vorgestellt.<br />

Das ermöglicht auch den Teilnehmern, diese Erkenntnisse<br />

in Form einer Zusammenfassung sofort und damit nutzbar mit in<br />

den Alltag zu nehmen und anzuwenden. Außerdem treffen Personen,<br />

die in zufällig zusammengestellten Gruppen das World Cafe<br />

besuchen, auf Gleichgesinnte und neue Netzwerke können sich<br />

etablieren. Das World Cafe bringt Fremde zusammen, die sich so<br />

nicht austauschen oder über Themen unterhalten würden.<br />

Eingerahmt wird die Konferenz von ausgewählten Vortragenden, die<br />

einen Überblick aus Industrie- und Anwendung des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s<br />

bringen. So ist in diesem Jahr ein Vortag von Uwe Wagner,<br />

dem Senior Vice President R&D Automotive Member of the Management<br />

Board Automotive von Schaeffler Technologies AG & Co<br />

KG zu nennen, der einen Einblick in die Herausforderung und Erfahrungen<br />

aus Sicht eines Zulieferers und Systementwicklers gibt. Im<br />

Anschluss wird es einen Vortrag mit einem Bericht aus dem Tunnelbau<br />

für den Bereich Schiene von Markus Bolli, Organisationsentwickler,<br />

Coach, Mediator und Experte aus dem Bereich Schiene, geben.<br />

Markus Bolli hat mehrere Jahre den Bau des Gotthardtunnels<br />

begleitet und wird aus dem Blickwinkel des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s<br />

in Kombination mit Softskills einige Einblicke gewähren. Als dritten<br />

Vortrag wird Paul Schreinemakers in seiner Funktion als Technical Director<br />

bei INCOSE einen Einblick in die Vision und Entwicklung einer<br />

internationalen Organisation zum <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> geben. Als<br />

Technical Director ist Paul Schreinemakers für die Arbeitsgruppen,<br />

MBSE, Handbuch und alles Inhaltliche verantwortlich.<br />

Übrigens: Begleitet wird die Konferenz von der Ergebniskonferenz<br />

zum Forschungsthema mecPro 2 , in der die GfSE als Partner eingebunden<br />

war. Die Ergebnisse werden am auf den TdSE folgenden<br />

Freitag (28. Oktober 2016) vorgestellt, Teilnehmer können sich auch<br />

hier kostenlos über die Ergebnisse informieren. Vervollständigt werden<br />

die Tage durch einen Besuch im Eisenbahnmuseum in Nürnberg<br />

und einer Firmenführung bei der Firma Schaeffler.<br />

Der Autor:<br />

Sven-Olaf Schulze, Vorsitzender, GfSE<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 23


MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

AUS DER FACHGRUPPE SE<br />

Produkt- und<br />

Produktionssystem<br />

im Wechselspiel<br />

planen – <strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong><br />

unterstützt<br />

Bild: Fachgruppe SE<br />

Integrative Produkt- und Produktionssystemplanung<br />

Im Wechselspiel modelliert<br />

Insbesondere im Kontext Industrie 4.0 handelt es sich bei Produktionsanlagen um intelligente mechatronische<br />

Systeme. An der Entwicklung der komplexen Anlagen sind verschiedene Disziplinen, wie<br />

etwa <strong>Konstruktion</strong>, Elektrotechnik und Regelungstechnik beteiligt. Die Fachgruppe <strong>Systems</strong> Engi -<br />

neering des Spitzenclusters it’s OWL diskutierte bei ihrem Treffen am 29. Juni 2016 bei der Karl E.<br />

Brinkmann GmbH deshalb die Bedeutung einer integrativen Produkt- und Produktionssystemplanung.<br />

Vor allem der Softwareanteil der Anlagen steigt durch die Industrie<br />

4.0 enorm. Die Entwicklung von Produktionssystemen<br />

steht somit vor ähnlichen Herausforderungen wie die Produktentwicklung<br />

selbst. <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> ist auch hier ein geeigneter<br />

Ansatz, um die unterschiedlichen Anforderungen, die Stakeholder<br />

und vor allem auch die Wechselwirkungen zwischen Produkt und<br />

Produktsystem direkt zu Beginn der Entwicklung zu integrieren.<br />

Wechselwirkungen beschreiben<br />

„Integrativ bedeutet, dass in geeigneter Weise sowohl das Produkt<br />

und das Produktionssystem an sich als auch die Wechselwirkungen<br />

zwischen diesen entwickelt werden. Je nachdem wie mein Produkt<br />

aufgebaut ist, hat das Einfluss auf Produktionstechnologien sowie<br />

Prozesse und andersherum“, erläutert Dr.-Ing. Roman Dumitrescu,<br />

Direktor an der Fraunhofer-Einrichtung für Entwurfstechnik Mechatronik<br />

IEM. <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> ermöglicht es, diese Wechselwirkungen<br />

abzubilden und Produkt und Produktionssystem effizient<br />

aufeinander abzustimmen. „Die Modellierung von Systemen erfolgt<br />

durch verschiedene Partialmodelle, die dann – auf Basis ihrer Abhän-<br />

gigkeiten – miteinander verbunden werden. Auch Produkt- und<br />

Produktionssysteme können so im Wechselspiel modelliert werden“,<br />

sagt Dumitrescu, dessen Abteilung am Fraunhofer IEM bereits<br />

eine Reihe von Projekten zu diesem Thema durchgeführt hat.<br />

Der Lebenszyklus einer Produktionsanlage ist in der Regel länger<br />

als der eines Produktes – nicht für jede neue Produktreihe kann eine<br />

neue Produktionsanlage gebaut und eine neue Technologie eingeführt<br />

werden. Demnach orientiert sich die Produktentwicklung oftmals<br />

daran, welche Möglichkeiten der Ist-Stand der Produktions -<br />

anlagen im Unternehmen bietet. Wenn jedoch eine komplett neue<br />

Anlage konzipiert wird, müssen wiederum die Anforderungen des<br />

Produktes aber auch die Langfristigkeit der eingesetzten Methoden<br />

und Technologien von Beginn an berücksichtigt werden.<br />

Integrative Entwicklung eines Prüfsystems<br />

Das Unternehmen KEB, das Ende Juni zu einem Treffen des Spitzenclusters<br />

it’s OWL mit gut 60 Teilnehmern eingeladen hatte, kennt<br />

die Herausforderung an seine Ingenieure. Am Standort Barntrup<br />

entwickelt und produziert es elektrische Antriebs- und Steuerungstechnik,<br />

unter anderem für Nutzfahrzeuge wie LKWs, Traktoren oder<br />

Bagger. „Die Anforderungen der Kunden an unsere Produkte steigen<br />

ständig und sind sehr unterschiedlich. Für uns ist es deshalb<br />

wichtig, bereits in der Entwicklung möglichst ganzheitlich zu denken<br />

24 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016


Tools<br />

Seite 39<br />

Systementwicklung<br />

Seite 44<br />

Anwendung<br />

Seite 54<br />

Frank Treppe, Fraunhofer-Direktor für Strategie K|E|M und <strong>Konstruktion</strong> Internationales <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> MONAT 2016 1<br />

AUS DER FACHGRUPPE SE<br />

MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />

Bild: Fachgruppe SE<br />

Erfahrungsaustausch im<br />

Spitzencluster it’s OWL:<br />

Die Fachgruppe <strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong> (hier die<br />

Referenten) traf sich im<br />

Juni bei KEB in Barntrup<br />

Zu dieser Rubrik<br />

INFO<br />

und unsere Produkte schon hier auf ihre spätere Anwendung beim<br />

Kunden zuzuschneiden“, sagt Wolfgang Wiele, Geschäftsführer KEB.<br />

Mit Methoden des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> entwickelte KEB deshalb<br />

das Prüfsystem zur Qualitätssicherung seines neuen modularen<br />

Wechselrichters bereits parallel zur eigentlichen Produktentwicklung.<br />

„Die Gesamtentwicklungszeit des <strong>Systems</strong> konnten wir somit<br />

deutlich reduzieren“, ergänzt Wolfgang Wiele.<br />

Künftige Technologien mitdenken<br />

Auch Boge, Spezialist für Industrie-Kompressoren, entwickelte mit<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> ein Konzept für Produkt und Produktionssystem<br />

der neuen Kolbenkompressoren-Baureihe. Ziel war es, frühzeitig<br />

die Wechselwirkungen zwischen Produkt- und Produktionssystem<br />

zu berücksichtigen: Die vielfältigen Anwendungsbereiche von<br />

Kolbenkompressoren zur Druckluftversorgung bedient Boge mit<br />

unterschiedlichen Baureihen und Varianten. Das historisch gewachsene<br />

Produktprogramm wird stetig durch neue Varianten ergänzt.<br />

Um die Variantenkomplexität zu reduzieren, konzipierten die Boge-<br />

Entwickler eine gänzlich neue Baureihe von Kolbenkompressoren.<br />

Ein Produktionssystem dafür bestand zum Anfang des Projekts<br />

nicht, gemeinsam mit dem Heinz Nixdorf Institut und dem Fraun -<br />

hofer IEM erarbeitete das Unternehmen dann aber ein entsprechendes<br />

Konzept. Die Konzipierung erfolgte integrativ mit Methoden des<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>. Mit dem Ziel, das Produktionssystem möglichst<br />

langfristig auf dem jeweils aktuellen Stand zu halten, berücksichtigten<br />

die Projektpartner dabei direkt auch absehbare Technologieentwicklungen<br />

in der Produktion.<br />

Besonders in kleinen und mittleren Unternehmen kann nicht für<br />

jedes Produkt eine neue Produktionsanlage gebaut und eine neue<br />

Technologie eingeführt werden. Die integrative Entwicklung beider<br />

ermöglicht es, Innovationen und Erweiterungen bedarfsgerecht<br />

umzusetzen.<br />

co<br />

Die Autorin: Kirsten Harting,<br />

Kommunikation Produktentstehung, Fraunhofer IEM<br />

Die zunehmende Komplexität von Maschinen und Anlagen stellt Unternehmen<br />

vor große Herausforderungen. Für die Produktentwicklung werden<br />

ein ganzheitliches Systemverständnis und die Betrachtung des gesamten<br />

Lebenszyklus erforderlich. Im Rahmen des Spitzenclusters it‘s<br />

OWL – Intelligente Technische Systeme OstWestfalenLippe – wurde<br />

2014 die Fachgruppe <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> gegründet. Ziel<br />

ist es, disziplinübergreifende Methoden für die Entwicklung von intelligenten<br />

Maschinen und Anlagen in die Praxis zu bringen. Partner sind<br />

• das Fraunhofer IEM,<br />

• Dassault Systèmes,<br />

• die Netzwerke OWL Maschinenbau,<br />

• OWL ViProSim,<br />

• Digital in NRW – Das Kompetenzzentrum für den Mittelstand sowie<br />

• die Gesellschaft für <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (GfSE).<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> ist ein wichtiges Forschungsgebiet im Technologie-<br />

Netzwerk it‘s OWL. Entwurfstechniken unterschiedlicher Disziplinen<br />

werden zu einer übergreifenden Entwurfssystematik zusammengeführt,<br />

die in Modellierungs- und Simulationsmethoden verfügbar gemacht<br />

wird. Dadurch können Unternehmen die Effektivität und Effizienz ihrer<br />

Produktentwicklung steigern. Entwicklungszeiten werden verkürzt, Abstimmungsbedarfe<br />

und nachträgliche Änderungen entfallen und die Produktqualität<br />

steigt.<br />

www.its-owl.de/fachgruppeSE<br />

Hinweis: Veröffentlichungen der Fachgruppe<br />

SE in der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> finden Sie<br />

auch auf der Website der Fachgruppe SE.<br />

Zusätzlich besteht für Teilnehmer die<br />

Möglichkeit, ein Printabonnement zum<br />

ermäßigten Preis zu beziehen. Termine<br />

und Infos zur nächsten Veranstaltung<br />

finden Sie unter:<br />

www.its-owl.de<br />

Sonderausgabe <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Das<br />

<strong>Engineering</strong><br />

Magazin<br />

01 2016<br />

www.kem.de<br />

Titelstory Seite 32<br />

Produktdifferenzierung über<br />

Softwarefeatures<br />

Zur künftigen<br />

Rolle von PLM<br />

Modellbasierter<br />

Entwurf im Fokus<br />

Digitalisierung<br />

made in USA<br />

Im Gespräch | Europas Forschungsraum ist sehr fraktal<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 25


METHODEN<br />

SE-GLOSSAR<br />

SE-GLOSSAR<br />

Bild: kran77/Fotolia.com<br />

Agile Ansätze aus der Softwaretechnik erlauben den Umgang mit Komplexität<br />

Begriffe des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s – Teil 7<br />

Agile Systementwicklung<br />

Agile Entwicklung ist nichts Neues. Bereits 1991 wurden agile Herstellungsmethoden beschrieben.<br />

Im Jahre 2001 wurden dann mit dem Manifesto for Agile Software Development (Beck et al.) die grundlegenden<br />

Werte der agilen Entwicklung festgelegt. Diese Ansätze der Softwaretechnik erlauben dem<br />

Umgang mit Komplexität auf Augenhöhe mit der Dynamik des globalen Wettbewerbs. Ein wesentliches<br />

Ziel ist hierbei die Minimierung von Entwicklungszeiten und -kosten. Seit 2012 beschäftigt sich eine<br />

Arbeitsgruppe der INCOSE damit, diese agilen Methoden auf die Entwicklung komplexer technischer<br />

Systeme abzubilden und entsprechende Methoden zu beschreiben. Heute ist das <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

im Fokus agiler Methoden.<br />

Was ist eigentlich „agil“? Agil, als Adjektiv betrachtet (die Autoren<br />

des Agile Manifesto mochten die Verwendung des<br />

Substantivs Agilität gar nicht), hat mehrere Bedeutungen:<br />

• schnell, gewandt, wendig, sowie<br />

• aktiv, geschäftig, lebhaft, aber auch<br />

• die Fähigkeit, mental beweglich und präsent zu sein.<br />

Das Agile SE Framework<br />

Zu unterscheiden sind ganz deutlich die agile Prozessstruktur und<br />

das agile Produkt. Dennoch: Eines ohne das Andere macht wenig<br />

Sinn und ist meist sogar kontraproduktiv. Die Notwendigkeit für beides<br />

ergibt sich aus dem heutigen Umfeld, welches aufgrund der<br />

Nicht-Vorhersehbarkeit, Risiken, Variationen und ständiger Veränderung<br />

agile Antwortmechanismen verlangt.<br />

Agilität ergibt sich aber nicht automatisch; das Bewusstsein für eine<br />

Reaktion muss vorhanden sein, wenn es soweit kommt, müssen<br />

hierfür Handlungsmöglichkeiten vorliegen und – so banal es klingt: –<br />

die angemessene Reaktion muss ausgewählt und umgesetzt werden.<br />

Das erfordert eine etwas andere Sicht auf unsere heutigen,<br />

meist deterministischen Entwicklungsvorgehensweisen.<br />

Die Prinzipien einer agilen Systementwicklung lassen sich wie folgt<br />

zusammenfassen (Kevin Forsberg, et al.):<br />

• Eine agile SE-Prozessarchitektur ist notwendig, um eine vorhersagbare<br />

Anpassung von Zielen, Anforderungen und Plänen zu<br />

ermöglichen.<br />

• Eine agile Produktstruktur muss etabliert sein, die eine Anpassung<br />

des Produkts während der Entwicklungs- und Produktionsphase<br />

auf veränderte Bedürfnisse erlaubt.<br />

• Der „Produkteigner“ trifft mit seiner gesamtheitlichen<br />

<strong>Systems</strong>icht und mit dem wachsenden Verständnis der Anforderungen<br />

Entscheidungen in „Echtzeit“.<br />

• Die maximale Mitarbeiterproduktivität hinsichtlich Entwicklung,<br />

26 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016


Tools<br />

Seite 39<br />

Systementwicklung<br />

Seite 44<br />

Anwendung<br />

Seite 54<br />

Frank Treppe, Fraunhofer-Direktor für Strategie K|E|M und <strong>Konstruktion</strong> Internationales <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> MONAT 2016 1<br />

SE-GLOSSAR<br />

SE-GLOSSAR<br />

SAR<br />

SE-GLOSSAR<br />

METHODEN<br />

Agile Process requires Agile Product<br />

Quelle: Rick Dove, INCOSE Chair: Agile <strong>Systems</strong> & <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> Working Group<br />

Agile Prinzipien<br />

PLUS<br />

Produktion und Kundenzufriedenheit muss sichergestellt sein –<br />

obwohl eigentlich täglich von überall her Störfeuer kommen und<br />

das Umfeld im Tagesgeschäft instabil und unvorhersehbar ist.<br />

Gerade dieses Prinzip wird im Arbeitsalltag häufig vernachlässigt.<br />

Um agile Systemarchitekturen abbilden zu können, sind drei kritische<br />

Elemente notwendig:<br />

• eigenständige, gekapselte Module im Produkt mit definierten<br />

Schnittstellen, welche ein Plug & Play erlauben,<br />

• eine passive Infrastruktur, welche die Regeln und Maßgaben<br />

zum Plug&Play der Module festlegt und<br />

• den Kunden zufriedenstellen<br />

• Änderungen willkommen heißen<br />

• häufige Auslieferungen (Feedback)<br />

• crossfunktionale Zusammenarbeit<br />

• Unterstützung leisten und Vertrauen schenken<br />

• direkte persönliche Kommunikation<br />

• funktionierende Lösungen<br />

• nachhaltige Geschwindigkeit<br />

(nach Röpstorff und Wiechmann)<br />

Zu dieser Rubrik<br />

‚In erster Linie geht es um Kommunikation‘ – das war der Titel der Titelstory<br />

der ersten Ausgabe der develop 3 systems engineering,<br />

die zur SPS IPC Drives 2014 erschien. Tatsächlich wird die Bedeutung<br />

von Kommunikation in Projekten häufig unterschätzt. Projekte sind heute<br />

höchst interdisziplinär und im Regelfall über Zeitzonen, Kulturkreise und<br />

Sprachräume verteilt. Die präzise und konsistente Verwendung von<br />

Begriffen wird somit zur Schlüsselkompetenz. Eine der ersten Aufgaben<br />

des <strong>Systems</strong> Engineers im Projekt ist deshalb die Schaffung eines Vokabulars,<br />

das eine eindeutige Kommunikation fördert. Zur Unterstützung<br />

dieser Aufgabe veröffentlichen wir in enger Zusammenarbeit mit der<br />

Gesellschaft für <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (GfSE) e.V.<br />

in jeder Ausgabe der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>,<br />

die aus der develop 3 systems engineering hervorgegangen<br />

ist, Definitionen zu relevanten Begriffen des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s;<br />

Ausgangspunkt hierfür ist die deutsche<br />

Übersetzung V. 3.2.2 des Handbuchs <strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong> des International Council<br />

on <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (INCOSE).<br />

Hinweis: Die hier vorgestellten Definitionen<br />

stellen wir bewusst zur Diskussion –<br />

wir freuen uns über Ihr Feedback dazu<br />

per Mail an:<br />

Sonderausgabe <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

INFO<br />

Das<br />

<strong>Engineering</strong><br />

Magazin<br />

01 2016<br />

www.kem.de<br />

Titelstory Seite 32<br />

Produktdifferenzierung über<br />

Softwarefeatures<br />

Zur künftigen<br />

Rolle von PLM<br />

Modellbasierter<br />

Entwurf im Fokus<br />

• eine aktive Systementwicklungs- (Prozess-) Infrastruktur, welche<br />

die bedarfsgerechte Modulentwicklung, -verfügbarkeit und -verschaltung<br />

ermöglicht.<br />

Um dies effektiv abbilden zu können, müssen wiederum drei grundlegende<br />

Designprinzipien umgesetzt werden – die der Wiederverwendbarkeit,<br />

Rekonfigurierbarkeit und Skalierbarkeit.<br />

Agile SE-Konzepte bieten also ein hohes Potential, Entwicklungsaktivitäten<br />

wirksam zu gestalten. Man sollte aber nicht versuchen, agile<br />

Praktiken wie SCRUM in eine Organisation zu drücken – in dem<br />

Glauben, dass dies besser sei. Die notwendigen Veränderungen –<br />

wie oben beschrieben – können eine Organisation schnell sehr stark<br />

belasten. Besser ist es, agile SE-Konzepte zu nutzen, um erkannte<br />

SE-Probleme zu lösen – also ein punktueller, zielgerichteter Einsatz.<br />

In bester <strong>Systems</strong>-<strong>Engineering</strong>-Manier gilt auch hier, dass zuerst die<br />

Anforderungen analysiert werden sollten, bevor eine Lösung gewählt<br />

wird. Das klare Problemverständnis erlaubt dann eine inkrementelle<br />

Umsetzung, unter Berücksichtigung der Firmenkultur, des<br />

Geschäftsumfeldes und des Entwicklungsprozesses.<br />

Weitere Informationen rund um das Thema „Agile <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>“<br />

erhalten Sie durch die vielfältigen Publikationen (<strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong> Handbook, Papers) der INCOSE.<br />

Die Autoren:<br />

Sascha Ackva und Christian Tschirner, Mitglieder des Vorstands<br />

der Gesellschaft für <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (GfSE e.V.)<br />

kem.redaktion@konradin.de<br />

Digitalisierung<br />

made in USA<br />

Im Gespräch | Europas Forschungsraum ist sehr fraktal<br />

Quellenhinweise:<br />

[1] Rick Dove, “Discovering Agile SE Process Fundamentals at INCOSE”, February, 2016<br />

[2] http://www.incose.org/docs/default-source/enchantment/160223-doverick-discoveringa<br />

gileseprocessfundamentalsatincose-slides.pdf?sfvrsn=2<br />

[3] Fowler, M., and Highsmith, J., “The Agile Manifesto”. Dr. Dobb’s Journal, August, 2001<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 27


METHODEN<br />

SYSTEMENTWICKLUNG<br />

Hardware-in-the-Loop-Prüfstand,<br />

mit dem typische Entwicklungsaufgaben<br />

an Frequenzumrichtern beschleunigt<br />

und validiert werden können<br />

Bild: Vathauer<br />

Umrichter-Optimierung mittels Funktionsentwicklung „in the loop“<br />

Selbstoptimierende Funktionen simulieren<br />

Im Rahmen eines Transferprojektes des Spitzenclusters „Intelligente Technische Systeme<br />

OstWestfalenLippe – it´s OWL“ hat MSF-Vathauer Antriebstechnik einen Hardware-in-the-Loop-Prüfstand<br />

zum modellbasierten Entwurf und zur Analyse selbstoptimierender Steuerungs- und Regelungsalgorithmen<br />

für dezentrale Antriebssysteme der Intralogistik entwickelt. Unterstützt wurde das Unternehmen<br />

dabei von der Fraunhofer Einrichtung Entwurfstechnik Mechatronik IEM.<br />

In der Intralogistik sowie in vielen anderen industriellen Anwendungen<br />

kommen komplexe Antriebs- und Kommunikationstechnologien<br />

zum Einsatz, die hochgradig miteinander vernetzt sind.<br />

Schon in Intralogistikanlagen mittlerer Größe sind mehrere hundert,<br />

oft auch eine vierstellige Anzahl von elektrischen Antrieben installiert,<br />

die z.B. einzelne Segmente von Förderanlagen oder die Fahrzeuge<br />

von Elektrohängebahnen bewegen und immer häufiger bedarfsabhängig<br />

gesteuert werden.<br />

Trend zu immer mehr Flexibilität<br />

Der Trend – und das heißt: die Anforderung der Anwender – geht dabei<br />

zu immer größerer Flexibilität. Zu den Treibern dieser Entwicklung<br />

gehört die immer größere Individualisierung von Produkten, die<br />

zu einer höheren Variantenvielfalt bei kleineren Stückzahlen führt.<br />

Auf der Warenausgangsseite führen u.a. der zunehmende Online-<br />

Handel und, in der Industrie, der Wunsch nach Just-in-Time-Lieferung<br />

zum gleichen Ergebnis: Die Förderanlagen sollen und müssen<br />

flexibler sein. Wenn man dieses Szenario noch weiter – in Richtung<br />

Industrie 4.0 – denkt, ist es sogar möglich, dass die Produkte selbst<br />

zum aktiven Steuerungselement werden.<br />

Schon jetzt haben die genannten Trends zur Folge, dass auf der untersten<br />

Feldebene (z.B. auf den Förderstrecken oder in den Kommissionierzonen)<br />

schnelle Entscheidungen getroffen werden müssen.<br />

Deshalb ist eine hochflexible Antriebsautomatisierung erforder-<br />

I 4.0 für den Mittelstand<br />

PLUS<br />

Im Technologie-Netzwerk it‘s OWL entwickeln über 180 Unternehmen<br />

und Forschungseinrichtungen in 47 Projekten gemeinsam Lösungen für<br />

intelligente Produkte und Produktionsverfahren. Über ein innovatives<br />

Transferkonzept werden neue Technologien für eine Vielzahl von – insbesondere<br />

kleinen und mittelständischen – Unternehmen verfügbar gemacht.<br />

In insgesamt 170 Transferprojekten können kleine und mittlere<br />

Unternehmen die neuen Technologien nutzen, um konkrete Herausforderungen<br />

in ihrer Produktion zu lösen. Das Programm „solutions“ bietet bis<br />

Dezember 33 Veranstaltungen zu neuen Technologien für Industrie 4.0,<br />

Geschäftsmodellen und Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Im Projekt<br />

„Industrie 4.0 für den Mittelstand“ der OstWestfalenLippe GmbH werden<br />

Schulungen, Quick Checks und lernende Netzwerke für KMU umgesetzt.<br />

Und das Kompetenzzentrum für den Mittelstand „Digital in NRW“<br />

unterstützt KMU durch praxisnahe Angebote bei der Digitalisierung von<br />

Produkten, Produktion und Prozessen, wie beispielsweise durch Demonstrationszentren.<br />

www.solutions-owl.de<br />

28 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016


01. Dezember 2016, Dorint Kongresshotel Mannheim<br />

Die Themen:<br />

Pumpen, Kompressoren, Antriebe/Anlagen und Verfahren/<br />

Messen & Automatisieren/Energie-Services & Solutions<br />

• Wie lassen sich Wirkungs- und Nutzungsgrad von Prozessanlagen erhöhen<br />

und der spezifische Energieverbrauch reduzieren?<br />

• Wie können Sie Energieverluste bei der Erzeugung von Prozesswärme und<br />

-kälte sowie Prozessluft zuverlässig stoppen?<br />

• Wie müssen die Prozesse automatisieren, damit die Energieeffizienz steigt?<br />

• Lohnt sich auch für kleine und mittlere Unternehmen die Einführung eines<br />

zertifizierten Energiemanagementsystems?<br />

Jetzt anmelden unter<br />

www.prozesstechnik-online.de/praxistag-energieeffizienz<br />

Fragen? – Ihr Kontakt<br />

Beate Günther-Hühn<br />

Phone +49 711 7594 545<br />

beate.guenther-huehn@konradin.de<br />

Unsere Partner:<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 29


METHODEN<br />

SYSTEMENTWICKLUNG<br />

Bild: Vathauer<br />

Bild: Vathauer<br />

Simulation der Soll- und Istdrehzahl in Abhängigkeit von der Zeit<br />

Simulation des Drehmoments eines Antriebs<br />

lich, die optimalerweise dezentral strukturiert ist und auf dieser Ebene<br />

nicht nur Befehlsempfänger ist, sondern auch Sensor- und Umgebungseinflüsse<br />

verarbeiten kann.<br />

Spezialist für dezentrale Antriebssysteme<br />

Die MSF-Vathauer Antriebstechnik GmbH & Co. KG in Detmold ist<br />

als Spezialist für derartige dezentrale Antriebs- und Automatisierungssysteme<br />

bekannt und liefert solche Systeme an zahlreiche Anlagenbauer<br />

und Systemintegratoren der Materialflusstechnik. Häufig<br />

werden im Rahmen einzelner Projekte neue Funktionalitäten von<br />

Frequenzumrichtern entwickelt bzw. vorhandene Funktionalitäten<br />

an individuelle Anforderungen angepasst. Diese Aufgaben erledigten<br />

die Entwickler von MSF Vathauer bislang zumeist nach den Vorgaben<br />

der Kunden sowie nach den vorgegebenen Anwendungsszenarien,<br />

ohne die Geräte in die konkrete Anwendung implementieren<br />

zu können.<br />

Mit dem Ziel, die Entwicklungszyklen zu verkürzen und einen größeren<br />

Anteil des Entwicklungsumfangs von der Hardware- in die Software-Ebene<br />

zu verlagern, kooperierten MSF-Vathauer und die Fraunhofer<br />

Einrichtung Entwurfstechnik Mechatronik (IEM) in einem<br />

it´OWL-Transferprojekt. Das Paderborner Forschungsinstitut treibt<br />

u.a. innovative Entwicklungsmethoden wie das Model Based <strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong> voran.<br />

Kontakt<br />

MSF-Vathauer Antriebstechnik GmbH & Co KG<br />

Detmold<br />

Tel. +49 5231-63030<br />

www.msf-technik.de<br />

Weitere Informationen über das<br />

Technologie-Netzwerk it‘s OWL:<br />

www.its-owl.de<br />

Anwendungsszenario Rollenbahn<br />

In dem Transferprojekt des Spitzenclusters it´s OWL entwickelten<br />

die beiden Partner einen Hardware-in-the-Loop-(HiL)-Prüfstand, mit<br />

dem typische Entwicklungsaufgaben wie etwa neue Frequenzumrichter-Funktionalitäten<br />

beschleunigt und zugleich direkt validiert<br />

werden können. Der Prüfstand bildet das Anwendungsszenario Fördertechnik<br />

im Speziellen eine Rollenbahn – das zu Beginn des Transferprojektes<br />

genau beschrieben wurde – nach. Auf der Steuerungsseite<br />

besteht er aus einer Steuerung und einem Frequenzumrichter,<br />

der auf einen Antriebsmotor wirkt. Ein Lastmotor simuliert die Umgebungsbedingungen:<br />

Drehzahl und Drehmoment des Antriebsmotors<br />

werden ebenso erfasst wie die relevanten elektrischen Größen.<br />

Die Entwickler von MSF-Vathauer können mit dem HiL-Prüfstand typische<br />

Anwendungsfälle sowie Anwendungsszenarien simulieren.<br />

Dabei kommen bewährte Tools wie Matlab/Simulink und andere Simulationstools<br />

zum Einsatz. Der Frequenzumrichter tauscht während<br />

dieser Simulationen Daten mit der Steuerung des Prüfstandes<br />

aus, sodass die relevanten Datensätze ebenso exakt erfasst und dokumentiert<br />

werden können, als wenn die Versuche an einer ganz<br />

realen Rollenbahn stattfinden würden.<br />

Konfiguration neuer selbstoptimierender Funktionen<br />

Neben der deutlichen Zeitersparnis bietet der HiL-Prüfstand aus<br />

Sicht von MSF-Vathauer den Vorteil, dass die bisherige Funktionsentwicklung<br />

durch eine direkte Validierungsmöglichkeit ergänzt<br />

wird. Außerdem haben die Entwickler nun die Möglichkeit, neue<br />

selbstoptimierende und rekonfigurierbare Funktionen zu simulieren.<br />

Hierfür können sie neue methodische Ansätze wie einen modellbasierten,<br />

gewerkeübergreifenden Entwurf nutzen und auch die direkte<br />

physikalische Rückwirkung des Prüfstandes in ihre Entwicklungsarbeit<br />

einbeziehen.<br />

Der Autor:<br />

Marc Vathauer ist Geschäftsführer der MSF-Vathauer<br />

Antriebstechnik GmbH & Co. KG in Detmold<br />

INFO<br />

30 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016


Medizintechnisches<br />

Kolloquium<br />

29. November 2016<br />

Persönliche Einladung<br />

zum 7. Medizintechnischen<br />

Kolloquium<br />

Programm und Anmeldung unter<br />

www.mav-online.de/medizintechnik<br />

oder senden Sie eine E-Mail an:<br />

cornelie.martin@konradin.de<br />

am 29. November 2016<br />

von 9.00 bis 17.30 Uhr<br />

CHIRON-WERKE Tuttlingen<br />

Wir freuen uns auf<br />

Ihren Besuch.<br />

www.mav-online.de/medizintechnik<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 31


METHODEN<br />

TITELSTORY<br />

In Software denken: Produktdifferenzierung über Softwarefeatures<br />

Angebotsvielfalt rauf,<br />

Kosten runter!<br />

Kann man gleichzeitig die Angebotsvielfalt steigern und die Produktions -<br />

kosten senken? Die Produktdifferenzierung allein über Softwarefeatures<br />

macht dies möglich. Zudem können diese dedizierten Features für Geräte,<br />

Maschinen und Anlagen erst beim Kunden freigeschaltet werden. Das erhöht<br />

die Flexibilität, senkt die Variantenvielfalt in der Fertigung und verlegt<br />

den logistischen Entkopplungspunkt des Wertschöpfungsstroms an das<br />

Delta beim Kunden.<br />

32 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016


TITELSTORY<br />

METHODEN<br />

Software wird zu einem der wichtigsten Faktoren für Innovationen<br />

und die Differenzierung im Wettbewerb. Diese Entwicklung<br />

geht Hand in Hand mit Trends hin zum Hochgeschwindigkeitsinternet<br />

sowie den IoT-, M2M- und Industrie-4.0-Applikationen im<br />

Bereich der industriellen Kommunikation. Devices werden an<br />

Clouds angebunden und man kann auf sie über Apps auf mobilen<br />

Endgeräten von fast überall zugreifen, um sie zu überwachen und<br />

zu steuern. Diese Trends tragen dazu bei, dass der Anteil der Software<br />

selbst bei komplexen Geräten, Maschinen und Anlagen immer<br />

größer wird, was massiven Einfluss auf die Softwarelieferanten für<br />

Steuerungslogik hat. Gleichzeitig reduzieren sich die Aufwendungen<br />

für die integrierten und zunehmend vergleichbaren Industrie-PCs<br />

und Embedded-Systeme – sowohl in absoluten Preisen als auch im<br />

Vergleich zu den Personalkosten, die OEMs und Automatisierungsanbieter<br />

für die Entwicklung ihrer Lösungen aufwenden.<br />

Dies bestätigt auch Avni Rambhia von Frost & Sullivan: „Die Art und<br />

Weise, wie Kunden ihre Devices und Software auswählen, nutzen<br />

und dafür bezahlen, verändert sich derzeit dramatisch. Und parallel<br />

dazu verändert sich auch die Geräteentwicklung und Monetarisierung.<br />

Getrieben wird diese Veränderung durch das Internet der Dinge<br />

und den immensen Einfluss der Big-Data-Analytik, um Kosten zu<br />

senken oder den Gewinn zu maximieren. Hinzu kommt der Trend<br />

hin zu sofortigen Käufen und Aktivierungen, der sich auch im Firmenumfeld<br />

verbreitet. Diese Veränderungen führen zu Prognosen<br />

mit exorbitant steigendem Wachstum bei den vernetzten Devices<br />

und Produkten vieler Branchen.“<br />

Allerdings sind die Aussichten nicht ganz ungetrübt: Jeder Hardwarehersteller,<br />

der nicht mit diesen Wettbewerbsveränderungen<br />

Schritt hält, läuft Gefahr, vom Markt verdrängt zu werden. Um aus<br />

diesen großen Veränderungen Kapital zu schlagen, müssen Hardwarehersteller<br />

eine Software-Mentalität entwickeln und Ihre Geschäftsprozesse<br />

und Produkte entsprechend umstellen. Führende<br />

Unternehmen investieren deshalb bereits Milliarden in die strategische<br />

Richtung von vernetzten, intelligenten Systemen. Weitere<br />

Branchenexperten machen ähnliche Prognosen. In seinem Aktionärsbrief<br />

schieb GE‘s CEO und Chairman Jeff Immelt: „Wir glauben<br />

das jedes Industrieunternehmen zu einen Softwareunternehmen<br />

wird.“ Und Laurie Wurster, Research Director bei Gartner, prognostiziert,<br />

dass Firmen, die bis 2020 kein Lizenzierungs- und Monetarisierungssystem<br />

installiert haben, mit ihrer Software für IoT-Gerätehersteller<br />

rund 20 % weniger Ertrag generieren werden.<br />

Bild: ufotopixl10/Fotolia.com/Konradin Mediengruppe<br />

Die alten Regeln gelten nicht mehr<br />

Um unterschiedliche Kundenanforderungen erfüllen zu können und<br />

wettbewerbsfähig zu bleiben, haben Hersteller ihre Produkte bisher<br />

mehr oder weniger ausschließlich über Hardware-Features differenziert.<br />

So konnten Hardwarehersteller unterschiedliche Produktvarianten<br />

anbieten und Kunden hatten eine entsprechende Auswahl.<br />

Nachteilig dabei war, dass Variantenfertiger – wie der deutsche Geräte-,<br />

Maschinen- und Anlagenbau – hunderte Produktvarianten mit<br />

tausenden verschiedener Hardwarekomponenten fertigen, managen<br />

und lagern mussten, um die Kundenwünsche zu bedienen.<br />

Durch den Übergang von hardwarebasierten hin zu<br />

softwarebasierten Geschäftsmodellen sind Unternehmen<br />

agiler und besser für die Zukunft gerüstet –<br />

erforderlich ist aber der Schutz des geistigen<br />

Eigentums und ein effizientes Lizenzmanagement<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 33


METHODEN<br />

TITELSTORY<br />

Bild: Gemalto<br />

Strategien für Produktvarianten:<br />

Differenzierung durch Software<br />

wo möglich, Differenzierung<br />

durch Hardware nur wo nötig<br />

Jede Komponente verursacht Kosten bei der Entwicklung und Fertigung<br />

sowie Lagerhaltung und Support. Bei diesem Ansatz steigen mit jeder<br />

neuen Variante die Produkt- und Hardware-Komplexität und der Deckungsbeitrag<br />

sinkt. Ein solches Geschäftsmodell ist damit kein nachhaltiges<br />

Geschäftsmodell mehr für unsere heutige, sich schnell wandelnde<br />

technologische Welt.<br />

Hardwaredifferenzierung durch Software<br />

Heute müssen sich Hersteller ein breites Produktportfolio leisten können.<br />

Entweder durch hohe Erträge oder dadurch, dass sie die Produktvarianten<br />

möglichst kostengünstig produzieren. Modulare Hardwaresysteme<br />

sind dafür eine Option. Varianten können bei solchen Baukastensystemen<br />

erst sehr spät gebildet werden – wenn klar ist, was der<br />

Kunde exakt braucht. Die Reduzierung einer solchen Mass Customization<br />

alleine auf Hardware-Bausteine für Geräte, Maschinen und Anlagen<br />

ist jedoch noch nicht hinreichend. Der Anteil der Software an diesen Devices<br />

steigt nämlich konstant. Die Features und Funktionalität eines<br />

Hardwaresystems insbesondere durch Software zu definieren ist deshalb<br />

eine praktikablere Möglichkeit, ohne höhere Kosten mehr Flexibilität<br />

zu erhalten. Mehr als 70 % der Produktentwickler in produzierenden<br />

Unternehmen sind bereits an der Softwareentwicklung beteiligt. Und<br />

aus dieser sich zunehmend öffnenden Schere zwischen Hardware- und<br />

Softwarekosten kann der Schluss gezogen werden, dass eine Differenzierung<br />

gegenüber dem Wettbewerb nur über die Software umgesetzt<br />

werden kann. Die Hardware wird immer vergleichbarer und ein Wettbewerbsvorsprung<br />

in diesem Bereich dauert nicht lange an, da ständig die<br />

nächste Performancegeneration integriert wird.<br />

Eine Differenzierung durch Hardwarekomponenten sollte deshalb nur<br />

dort erfolgen, wo es absolut notwendig ist – und dies möglichst durch<br />

modulare Baukastensysteme. Einzig über das Look & Feel des äußeren<br />

Erscheinungsbilds und das Branding kann man die Hardware heute<br />

nämlich noch sinnvoll differenzieren. Den Rest macht – zumindest bei<br />

Automatisierungsplattformanbietern – heute die Software aus.<br />

Mit Software-Features definieren<br />

Das, was für die Hardware gilt – also die Mass-Customization durch<br />

Baukastensysteme kostengünstig zu halten, um so die Kosten der Variantenvielfalt<br />

besser in den Griff zu bekommen – gilt auch für Softwaresysteme.<br />

Die Variantenbildung sollte durch die modulare Lizenzierung<br />

einzelner Features erfolgen, der kundenspezifische Zuschnitt entsprechend<br />

möglichst spät im Montageprozess erfolgen oder vom Kunden<br />

selbst bestimmt werden können. Genau an diesem Punkt wird das Lizenzmanagement<br />

zum elementaren Bestandteil komplett neuer Geschäftsstrategien.<br />

Je leistungsfähiger es ist, desto flexibler lassen sich<br />

kundenspezifische Varianten bilden.<br />

Die Variantenbildung über Softwarefeatures braucht noch nicht einmal<br />

in der Endmontage zu erfolgen – sie kann sogar noch deutlich später<br />

kundenspezifisch zugeschnitten werden: nämlich beim Kunden! Die individuelle<br />

Ausprägung lässt sich heute sogar jederzeit modifizieren – etwa<br />

durch optionale ‚In-App-Purchasing‘-Funktionen. Ist ein automatisiertes<br />

Softwareupdate möglich, können zudem Continuous-Delivery-<br />

Modelle umgesetzt werden.<br />

„Möglicherweise wird jedes<br />

Industrieunternehmen zu einem<br />

Softwareunternehmen.“<br />

Leistungsfähige Lizenzierung<br />

Solche höchst flexiblen Lösungen erfordern ein höchst leistungsfähiges<br />

Lizenzmanagementsystem. Im Kern muss ein Lizenzmanagement die<br />

gerätespezifische Lizenzierung ermöglichen, um Raubkopien zu vermeiden.<br />

Eine Cloud-gestützte Lizenzierung ermöglicht hier sogar die Authentifizierung<br />

von Prozessen und Personen. Darüber hinaus brauchen<br />

Hersteller auch eine leistungsfähige Backoffice-Lösung, um den Produktkatalog<br />

und die spezifische Lizenzierung der Kundenapplikation effizient<br />

verwalten zu können.<br />

Schnittstellen zu allen führenden ERP-, CRM- und MES-Systemen sind<br />

ebenfalls unerlässlich, denn je flexibler die Lizenzierung ausgelegt ist,<br />

desto mehr sind automatisierte Prozesse zur Verringerung der Komplexitätsaufwendungen<br />

gefordert. Wird das Softwaresetup erst beim Kunden<br />

bestimmt, sind zudem auch Herstellerportale erforderlich, über die<br />

die Lizenzierung transparent organisiert werden kann. Sollen regelmäßige<br />

Software-Upgrades, -Updates und -Patches gefahren werden, erfolgt<br />

über diese Portale auch die elektronische Distribution der Software.<br />

34 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016


TITELSTORY<br />

METHODEN<br />

Die Lösung im Überblick<br />

PLUS<br />

Automatisierte Lizenzierungsprozesse<br />

Ganz gleich, wann eine kundenspezifische Produktvariante angelegt<br />

wird – sei es in der Produktion oder beim Kunden – die Lizenzierungstechnologie<br />

sollte so umfassend wie möglich sein, um effiziente automatische<br />

Prozesse zu ermöglichen. Von der Auslösung des ERP-Auftrags<br />

bis zur Aktivierung des Produkts auf dem Zielsystem sollte das Lizenzmanagement-System<br />

beispielweise mit dem Backoffice-Systemen<br />

verknüpft sein, um Autorisierungen und Berechtigungen zu synchronisieren.<br />

Das ERP-System sollte auch automatisch eine Berechtigungs-ID<br />

anfordern können. Wird diese ID in der Fertigung dann auf dem Zielsystem<br />

angewandt, sollte sie automatisch mit dem Lizenzmanagement-<br />

System abgeglichen werden können, um so vor Grauware und Raubkopien<br />

zu schützen. Erfolgt die Aktivierung der Software beim Anwender,<br />

sind diese Prozesse vergleichbar.<br />

Neben der Lizenzaktivierung sollte ein umfassendes Lizenzmanagementsystem<br />

nicht nur die initiale Aktivierung sondern auch Testlizenzen<br />

und die Lizenzverlängerung sowie Kapazitäts- oder Funktionserweiterungen<br />

unterstützen. Zudem müssen Upgrades, Updates und Patches<br />

sowie die (elektronische) Softwareverteilung gehandhabt und auch Revoke-<br />

und Rehost-Prozesse verwaltet werden können. Auch die Konnektivität<br />

der Systeme spielt eine wichtige Rolle. Je flexibler ein Lizenzmanagementsystem<br />

ist, desto mehr Hersteller können von den unterschiedlichen<br />

Verbindungsmöglichkeiten profitieren. Flexibilität bei der<br />

Konnektivität ist gefordert: Vom Offline-Betrieb ohne Internetanschluss<br />

bis hin zur permanenten Internetanbindung müssen nämlich auch noch<br />

diverse Zwischenlösungen mit lediglich zeitweiser Anbindung oder gar<br />

nur in der Nähe nutzbarer Verbindung unterstützt werden.<br />

Gemalto bietet mit seinem Sentinel-Produktportfolio eine Lösung für<br />

Software-Monetarisierung an (Sentinel Embedded Software Monetization<br />

Solutions). Sie ist speziell auf den Schutz und das Management von<br />

Embedded Software ausgelegt und bietet unter anderem:<br />

• Lizenz- und IP-Schutz – er wahrt die Device- und Markenintegrität, schützt<br />

vor Reverse <strong>Engineering</strong> und sichert Einnahmen.<br />

• Industrieweit große Vielfalt an flexiblen Lizenzierungsmodellen und<br />

Durchsetzungsmechanismen – damit Geräte- und Anlagenbauer die Anforderungen<br />

an die Produktzusammenstellung jedes Kunden jederzeit<br />

erfüllen können.<br />

• Reduzierter Footprint gepaart mit effizienter Speichernutzung – beides zusammengenommen<br />

ermöglicht den Einsatz selbst in extrem beschränkten<br />

Embedded-Umgebungen, ohne die Geräte-Performance zu beeinträchtigen.<br />

• Unterstützung der gängigsten Plattformen und Betriebssystemen<br />

‚out-of-the-Box‘ sowie ein Design, das eine schnelle und einfache<br />

Portierung unterstützt.<br />

• Web-basiertes Berechtigungsmanagement – das es Herstellern ermöglicht,<br />

die Produktaktivierung zu zentralisieren und zu automatisieren, die Nutzung<br />

nachzuverfolgen und ein kontinuierliches Endkunden-Berechtigungsmanagement<br />

zu implementieren.<br />

Ist eine kundenspezifische Konfiguration höchst granular und als Payper-Use<br />

lizenziert, kann auch die Nutzungshäufigkeit erfasst werden.<br />

Solche Daten lassen sich auch abseits der Software-Monetarisierung<br />

nutzen. Hersteller können beispielsweise durch die Lizenzierung einzelner<br />

Features auch herausfinden, wie hoch deren Nutzungshäufigkeit ist.<br />

Solche Nutzungsdaten können wertvolle Erkenntnisse für Geschäftsentscheidungen<br />

und Produktentwicklung liefern.<br />

Gemalto bietet mit seinem Sentinel Produktportfolio für Software-Monetarisierung<br />

exakt eine solche Lösung an. Sie ist speziell auf den<br />

Schutz und das Management von Embedded Software ausgelegt, wie<br />

zum Beispiel Netzwerk-Appliances und medizinische Geräte, mobile<br />

Devices und Automatisierungslösungen. Das Sentinel-Produktportfolio<br />

bietet Herstellern alle Tools, die sie benötigen, um ihre Produkte effektiv<br />

vor Manipulation und Reverse-<strong>Engineering</strong> zu schützen und eröffnet<br />

ihnen darüber hinaus innovative Möglichkeiten bei der Produktzusammenstellung<br />

und für neue Geschäftsmodelle, was für mehr Flexibilität<br />

als auch Rentabilität sorgt.<br />

Kontakt<br />

Gemalto M2M<br />

München<br />

Ansgar Dodt<br />

Tel. +49 89 21029-9400<br />

ansgar.dodt@safenet-inc.com<br />

www.gemalto.com<br />

Details zum Sentinel-Portfolio:<br />

http://t1p.de/m8nw<br />

INFO<br />

Zusammenfassung<br />

Gerätehersteller, die den Übergang von hardwarebasierten Geschäftsmodellen<br />

hin zu softwarebasierten Geschäftsmodellen vollziehen, können<br />

mit den dargestellten Tools und Methoden sowohl deutlich größere<br />

Marktanteile erreichen als auch die Herstellungs- und Lagerkosten senken.<br />

Und beides gepaart mit der Gewissheit, dass ihr geistiges Eigentum<br />

jederzeit zuverlässig geschützt ist. Zudem können sie ihre Produktlinien<br />

kosteneffizienter erweitern und innovative neue Devices auf den<br />

Markt bringen. Kurz gesagt, Hardware-Hersteller, die auf ein softwarebasiertes<br />

Geschäftsmodell mit Gemalto Sentinel umsteigen, sind agiler<br />

und besser für die Zukunft gerüstet.<br />

co<br />

Der Autor: Ansgar Dodt,<br />

VP Global Sales – Software Monetization, Gemalto<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 35


TOOLS<br />

PLM/ALM/DATENMANAGEMENT<br />

Lifecyle-Management im Rahmen von Industrie 4.0<br />

Investitionssicherheit für alle Parteien<br />

Die Digitalisierung ermöglicht neue Lösungen im Bereich von Prozessen, Wertschöpfungsketten und<br />

Geschäftsmodellen. Doch wie lässt sich in agilen Systemen die Migration, Komplexität und Anpassungsfähigkeit<br />

der Geschäftsmodelle beherrschbar gestalten? Ein Ansatzpunkt liegt in der konsequenten<br />

Anwendung von PLM (Product Lifecycle Management), ALM (Application Lifecycle Management),<br />

ERP (Enterprise Resource Planning) und weiterer Tools.<br />

Bild: Phoenix Contact<br />

Neben diesen Prozessen und Systemen, die während der Entwicklung<br />

und des Einsatzes der Produkte und Fertigungssysteme<br />

verwendet werden, müssen die Nutzer und Entscheider eine<br />

Lifecycle-Betrachtung mit dem Typ als digitalem <strong>Engineering</strong>-Ergebnis,<br />

der produzierten Instanz und der Kompatibilitätsbetrachtung in<br />

sämtliche das Geschäftsmodell betreffenden Abläufe integrieren.<br />

Auf diese Weise werden dem Anwender alle für ihn notwendigen<br />

Informationen bereitgestellt. Der Arbeitskreis Systemaspekte im<br />

Fachverband Automation des ZVEI (Zentralverband Elektrotechnikund<br />

Elektronikindustrie e.V.) hat bereits 2010 den Leitfaden „Life-Cycle-Management<br />

für Produkte und Systeme der Automation“ herausgegeben,<br />

der derzeit in die IEC 62890 übernommen wird. Die<br />

Publikation beschreibt die wesentlichen Aspekte, die in den oben<br />

genannten Systemen erforderlich sind, um die Kernelemente für<br />

Anbieter, Systemintegratoren und Nutzer von Produkten, Maschinen,<br />

Anlagen, Dienstleistungsangeboten und Plattformen zu erarbeiten,<br />

anzuwenden sowie konkrete Strategien zur Beherrschung<br />

der Komplexität zu entwickeln.<br />

Erläuterung der relevanten Begriffe<br />

Ein Schlüssel zur Umsetzung der geschilderten Herausforderungen<br />

liegt im konsequenten Einsatz von Lifecycle-Mechanismen. So lassen<br />

sich der digitale Lifecycle (Typ) im <strong>Engineering</strong> sowie die physikalische<br />

Lebenszeit (Instanz) des erzeugten Produkts während seiner<br />

Herstellung und Verwendung abbilden und beherrschen. Gleiches<br />

gilt für das Fertigungssystem in Hard- und Software, Prozessen<br />

sowie Wertschöpfungsketten und Geschäftsmodellen. Der Leitfaden<br />

erläutert die wichtigen Grundelemente:<br />

• Ein Typ kennzeichnet eine instanziierbare Komponente mit eindeutig<br />

definierten Eigenschaften, die bei der Instanziierung spezifisch<br />

ausgeprägt werden, beispielsweise das konzipierte Produkt<br />

in digitaler Form. Im objektorientierten Sinn handelt es sich<br />

dabei um eine Klasse.<br />

• Eine Instanz stellt eine konkrete, eindeutig identifizierbare Komponente<br />

eines bestimmten Typs dar, die durch die besondere<br />

Ausprägung von Eigenschaften eines Typs (Instanziierung) zu einem<br />

individuellen Exemplar wird, beispielsweise einem produ-<br />

Der Autor: Dipl.-Ing. Johannes Kalhoff,<br />

Leiter Technology Management im Bereich<br />

Corporate Technology, Phoenix Contact<br />

GmbH & Co. KG, Blomberg<br />

zierten Gerät. Die Instanz bezeichnet somit im objektorientierten<br />

Sinn ein Objekt einer Klasse (eines Typs).<br />

• Der Lebenszyklus drückt den Zeitbereich vom Beginn der Produktentstehung<br />

(eines Typs) bis zum Ende der Nachsorgephase<br />

(Abkündigung) aus.<br />

• Lebenszeit oder Lebensdauer charakterisieren die Zeitspanne<br />

vom Ende der Erzeugung eines Produkts (Instanz) bis zum Ende<br />

der Entsorgung.<br />

• Das Kompatibilitätsprofil ist aus Sicht der Anwendung die Summe<br />

aller Anforderungen des Nutzers – also des Herstellers, Maschinenbauers<br />

oder Betreibers – an die Kompatibilität eines <strong>Systems</strong><br />

oder einer Komponente eines <strong>Systems</strong>.<br />

In komplexen Systemen kommt der digitalen Auswertbarkeit dieser<br />

Informationen eine wesentliche Bedeutung zu. Nur so lässt sich die<br />

Beherrschbarkeit und Verfügbarkeit von Systemen sicherstellen, die<br />

Sichten in das IIRA-<br />

Referenzmodell übernommen<br />

PLUS<br />

In allen zukünftigen Produkt-, Fertigungs- und Automatisierungssystemen<br />

stellt die Betrachtung des jeweiligen Lifecycles eine wesentliche Voraussetzung<br />

dar. Im Zuge der Digitalisierung werden sich nicht nur die<br />

Produkte, sondern auch die Dienstleistungen, Plattformen und Wertschöpfungsketten<br />

stetig ändern. Daraus resultiert ein direkter Einfluss<br />

auf die angewandten Geschäftsmodelle, die auf einem planbaren Verhalten<br />

der verwendeten Systeme basieren. Ein inkonsistentes Verhalten<br />

wird den Einsatz solcher Systeme sowie deren Simulation und Prognose<br />

eher negativ beeinflussen und zu höheren Aufwänden führen. Die ableitbare<br />

Verfügbarkeit von Produkten und Fertigungssystemen hat einen direkten<br />

Einfluss auf den Erfolg von Geschäftsmodellen. Das bedingt die<br />

konsequente Lifecycle-Betrachtung als Typ in der digitalen <strong>Engineering</strong>-<br />

Kette, als Instanz in der Produktion respektive Nutzung der Hard- und<br />

Software sowie in der Verwendung von Nutzungsprofilen, um die Produktivität<br />

der Systeme und die Strategieänderungen zu organisieren und<br />

zu optimieren. Die Integration dieser Sichten wurde bereits frühzeitig im<br />

Referenzarchitekturmodell RAMI 4.0 der Plattform Industrie 4.0 mit dem<br />

Standard IEC 62890 fixiert und nun auch in der aktuellen Version des Referenzmodells<br />

IIRA des IIC (Industrial Internet Consortium) übernommen.<br />

Für die begleitende Forschung und Projekte wie openAAS erweist sich<br />

die Betrachtung des Lebenszyklus und der vorhandenen Standards sowohl<br />

als Anforderung wie Anspruch.<br />

36 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016


PLM/ALM/DATENMANAGEMENT<br />

TOOLS<br />

Viele Dinge werden<br />

sich in ihrem Lifecycle<br />

agil verändern und<br />

über das Internet inter<br />

agieren<br />

Bild: Pheonix Contact<br />

sich aus dynamisch ändernden Subsystemen zusammensetzen und<br />

mit anderen Systemen interagieren. Die Datenanalyse, Simulation<br />

und Vorausschau basieren auf digitalen Modellen, die in dynamischen,<br />

adaptiven Systemen eine Schnittmenge zu den Lebenszyklus-Informationen<br />

haben.<br />

Erstellung abweichender Nutzungsprofile<br />

Das Beispiel eines Ventils mit eingebauter Einstell-Sensorik soll den<br />

Sachverhalt verdeutlichen. Der Hersteller entwickelt das Gerät aus<br />

verschiedenen Einzelteilen. Aus Sicht der Wertschöpfung nutzt er<br />

Bauteile, Verfahren und Fertigungsschritte weiterer Hersteller und<br />

kombiniert sie mit eigener Wertschöpfung im Bereich <strong>Engineering</strong><br />

und Produktion. Darüber hinaus fließen standardisierte Vorgaben sowie<br />

Anwenderstandards und kundenspezifische Anforderungen in<br />

die Produktentwicklung und -fertigung ein. Als Ergebnis erhält der<br />

Hersteller einen in digitalisierter Form beschriebenen Produkt-Typ in<br />

der Version 1.0, der unterschiedliche Bauteile anderer Hersteller beinhaltet.<br />

Dazu gehört ein Micro-Controller in der Version 3.1. Das<br />

Ventil ist in seiner technischen Ausprägung (Nutzungsprofil als Datenblatt<br />

des Ventils) für den Anwender festgeschrieben. Der Hersteller<br />

fertigt es in seiner Funktion physikalisch als Instanz.<br />

Nachdem es unter anderem um die Service-Software eines Drittanbieters<br />

in der Version 10.0 ergänzt worden ist, installiert ein Maschinenbauer<br />

das Ventil in einer Anlage. Dort wird es vom Betreiber<br />

während der gesamten Lebensdauer der Anlage eingesetzt. Aus<br />

Verwendungssicht wird der Maschinenbauer die für ihn relevanten<br />

Produktmerkmale in seinem <strong>Engineering</strong>-Prozess – beispielsweise<br />

für den Maschinentyp in der Version 2.0 – als Nutzungsprofil für diesen<br />

Ventiltyp definieren. Der Anwender setzt das Ventil dann zum<br />

Betrieb der Maschine ein und erstellt unter Umständen ein vom<br />

Produkt und Maschinenhersteller abweichendes Nutzungsprofil mit<br />

Kontakt<br />

Phoenix Contact GmbH & Co. KG<br />

Blomberg<br />

Tel. +49 52 35/3-1 20 00<br />

www.phoenixcontact.com<br />

Informationen über RAMI-4.0:<br />

t1p.de/rhpo<br />

INFO<br />

spezifischen Merkmalen wie der Einbaulage (Typenschild muss<br />

auch in eingebautem Zustand für die Wartung erreichbar sein).<br />

Folgen einer Bauteil-Änderung<br />

Der Produzent des Micro-Controllers ersetzt nun die Version 3.1<br />

durch die aktuelle Version 4.0. Diese Änderung führt dazu, dass der<br />

Ventilhersteller sein Gerät neu designen muss. Er bietet das Ventil<br />

danach in der Version 1.1 mit kompatiblen Eigenschaften in Form<br />

und Funktion sowie funktionalen Erweiterungen an. Der Maschinenbauer<br />

stellt mit dem Abgleich seines Kompatibilitätsprofils anschließend<br />

die weitere Verwendung des Ventils sicher. Zudem nutzt er die<br />

erweiterten Funktionen, die er mit einem Update der Service-Software<br />

auf die Version 10.1 zur Verfügung stellt. Beim Austausch eines<br />

defekten Ventils kann der Maschinenbetreiber sowohl die Version<br />

1.0 – sofern noch erhältlich – als auch die Version 1.1 einsetzen.<br />

Die Abschätzung des Risikos sowie die Erarbeitung einer Strategie<br />

zur Aufrechterhaltung der Anlagenverfügbarkeit basiert somit auf<br />

den Informationen aus der kompletten Kette vom Chip- über den<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 37


TOOLS<br />

PLM/ALM/DATENMANAGEMENT<br />

Bild: Pheonix Contact<br />

Generische Darstellung des digitalen Lifecycle eines Produkts (Typ) von der<br />

Idee bis zur Abkündigung am Markt<br />

Je agiler die Komponenten, desto schneller ändern sich die komplexen<br />

Systeme; ein durchgängiges Lifecycle Management aller Beteiligten sowie<br />

Transparenz für die strategischen Entscheidungen sichern die Verfügbarkeit<br />

und die Geschäftsmodelle ab<br />

Bild: Pheonix Contact<br />

Die Lebenszeit eines physisch nutzbaren Produkts (Instanz) in Hard- oder<br />

Software von seiner Fertigung bis zur Entsorgung<br />

Das Kompatibilitätsprofil stellt die Anforderungen des Nutzers (Soll-Profil)<br />

an das Produkt dar; hier können Änderungen und Erweiterungen an Produkten<br />

respektive ihrer Kompatibilität (Ist-Profil) in der Produktnutzung bewertet<br />

werden<br />

Bild: Pheonix Contact<br />

Bild: Pheonix Contact<br />

Ventilhersteller bis zum Maschinenbauer und der Service-Software.<br />

Ferner muss ein Abgleich mit dem eigenen Kompatibilitätsprofil<br />

stattfinden. Die Spannbreite des Ergebnisses reicht von einer rückwirkungsfreien<br />

Verwendung der neuen Ventil-Version (Substitution)<br />

über den Umbau der Anlage und ein Software-Update (Re-Design/<br />

Migration) bis zur Einlagerung des bestehenden Typs, um den Lebenszyklus<br />

der Anlage zu überbrücken (Resteindeckung), da ansonsten<br />

zum Beispiel eine Zulassung der Produktionsanlage erlischt. Zur<br />

Organisation eines derartigen Prozesses in agilen Industrie-4.0-Systemen<br />

bedarf es einer durchgängigen digitalen Beschreibung der<br />

Anforderungen. Außerdem sind Funktionen notwendig, die diese<br />

Anforderungen erfüllen. Beide Voraussetzungen gelten für alle Aspekte<br />

des Lebenszyklus und der Lebenszeit.<br />

Integration der Lebenszyklus-Modelle<br />

Mit zunehmender Digitalisierung wird sich der Prozess derart entwickeln,<br />

dass die Komplexität exponentiell steigt und sich nur mit einer<br />

expliziten Integration der Lebenszyklus-Modelle in die Systeme beherrschen<br />

lässt. Als Investition in die Interoperabilität von Produkten,<br />

Systemen und Lösungen erweisen sich einerseits Standards<br />

für definierte Interaktionen in IoT-Systemen. Andererseits müssen<br />

der digitale Typ (Lifecycle), die Instanz (Lebenszeit) und die Kompatibilität<br />

über Nutzenprofile beherrschbar sein. In IoT- und Industrie-<br />

4.0-Systemen, die durch die Digitalisierung getrieben werden, sichert<br />

die Standardisierung die innere Stabilität. Dort, wo sich Produkte<br />

durch ihre Zulieferketten, Software-Stände und Funktionserweiterungen<br />

stetig ändern und erneuern, wird die Standardisierung<br />

durch eine agile Lifecycle-Betrachtung ergänzt. Auf diese Weise sind<br />

die Produkte in ihrer Erstellung und während der Verwendungsdauer<br />

beherrschbar. Die aufgeführten Lifecycle-Elemente sorgen für Investitionssicherheit<br />

sowohl auf Hersteller- als auch auf Anwenderseite.<br />

(Quellenangabe: Life-Cycle-Management für Produkte und Systeme<br />

der Automation – Ein Leitfaden des Arbeitskreises Systemaspekte<br />

im ZVEI Fachverband Automation 10/2010)<br />

38 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016


PLM/ALM/DATENMANAGEMENT<br />

TOOLS<br />

Diskussionsanstoß: PLM und die Zukunft der digitalisierten Industrie<br />

Wird PLM in der Industrie 4.0<br />

unwichtig oder zentrale Datendrehscheibe?<br />

Seit mehr als 20 Jahren gibt es den Begriff PLM (Produkt-Lebenszyklus-Management) und nach wie<br />

vor eine Reihe von IT-Anbietern, die entsprechende Systeme als Standardsoftware auf dem Markt<br />

anbieten. Aber das eigentliche Ziel von PLM, die Daten eines Industrieproduktes beim Hersteller über<br />

seinen gesamten Lebenszyklus zentral, aktuell und eindeutig zu managen, ist über die Jahre eher<br />

immer weiter in die Ferne gerückt. Eine unvoreingenommene Analyse des Status Quo bei Anbietern<br />

und Anwendern scheint angebracht. Möglicherweise ergibt sich daraus auch eine grundsätzliche<br />

Neubestimmung dessen, was die digitale Industrie an IT-Unterstützung braucht.<br />

Bild: Maksim Pasko/Fotolia.com<br />

Hat PLM im Zeitalter der Digitalisierung eine Zukunft? – im Juli<br />

hat der ProSTEP iViP Verein dazu ein „freies Thesenpapier Future<br />

PLM“ veröffentlicht. Viel Neues ist darin nicht zu finden. Und<br />

Anfang Oktober veranstaltete Prof. Martin Eigner – vor vielen Jahren<br />

einer der ersten Anbieter einer professionellen PDM/PLM-Software<br />

– in Kaiserslautern die „8. PLM Future Tagung“. Seit acht Jahren<br />

also eine Tagung zur Zukunft von PLM. Woran liegt es, dass diese<br />

Diskussion offenbar nicht recht vom Fleck kommt?<br />

Wer auf der Hannover Messe 2016 die Digital Factory besucht hat,<br />

fand dort eine ziemlich stark veränderte Ausstellung, die räumlich<br />

und thematisch deutlich über die bisherigen Themen dieser „Leitmesse<br />

für integrierte Prozesse und IT-Lösungen“, so der Untertitel,<br />

hinausging. Das hatte sich so ergeben, weil neben Microsoft und<br />

SAP nun auch Accenture, AT&T, Bosch, IBM und andere Unternehmen<br />

in die Digital Factory drängten, und neben dem VDMA der Bitkom.<br />

Und so fanden sich die traditionellen Anbieter von Enginee-<br />

Für künftige Produkte bekommen Produktdaten eine ganz neue Bedeutung<br />

– und durch die Vernetzung im Internet kommen riesige Mengen an Daten<br />

hinzu, die mit dem Produkt zu tun haben. Interessant ist die Frage, welche<br />

Rolle PLM dabei zukommt<br />

ring-Software und PLM quasi ausgelagert in der Halle 6 neben den<br />

Zulieferern, während sich in der ursprünglichen Haupthalle 7 viele<br />

neue Player tummelten – Anbieter, die weder CAx noch PLM im<br />

Angebot führen.<br />

Einerseits gibt es also eine Erweiterung des Spektrums für Industriesoftware,<br />

die die bisherigen Schwergewichte aus dem Zentrum<br />

verdrängt. Andererseits befindet sich die PLM-Branche selbst schon<br />

seit Jahren in einem massiven Umbruch. Zwar sind zuletzt keine<br />

weiteren Firmen übernommen oder geschlossen worden. Aber eine<br />

klare Abgrenzung der Branche gegenüber anderen und der einzelnen<br />

Unternehmen gegeneinander fällt zunehmend schwer.<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 39


TOOLS<br />

PLM/ALM/DATENMANAGEMENT<br />

Produktdaten des Herstellers:<br />

• Anforderungen<br />

• Funktionen<br />

Stärken der Hersteller<br />

• Logik<br />

• Solldaten<br />

• Geometrie<br />

• Version<br />

• API<br />

?<br />

Industriesoftware<br />

Produktdaten aus der Nutzung:<br />

• Nutzung<br />

• Zustand/“Gesundheit“<br />

• Ortsdaten<br />

• Service Anforderungen<br />

• Optimierungsanforderungen<br />

• Umgebungsdaten<br />

Angriffsgefahr<br />

Produktdaten<br />

Idee<br />

Entwicklung Test Produktion Vertrieb<br />

Betrieb/<br />

Service<br />

Mögliche Dienstleistungen<br />

• Genauere Anforderungen<br />

• Berücksichtigung von Nutzungsdaten in<br />

Design und <strong>Engineering</strong><br />

• Simulation<br />

Losgröße 1<br />

• Logistik<br />

• Flotten Mgmt.<br />

• E-Commerce<br />

• VR-Konfigur.<br />

• Vorausschauende<br />

Wartung<br />

• Update<br />

• Optimierung<br />

Grafik: PLMportal<br />

Rückblick<br />

In den Neunzigerjahren wurde elektronisches Produktdatenmanagement<br />

(PDM) zu einer neuen Softwarekategorie. Spätestens mit<br />

der Durchsetzung der dreidimensionalen CAD-Modelle als wichtigstem<br />

Medium der Produktentwicklung wurde die Automatisierung<br />

und Standardisierung des Managements der Daten dieser Modelle<br />

notwendig. Das manuelle Ablegen in selbst erfundenen Verzeichnissen<br />

auf der Festplatte funktionierte selbst in kleinen Unternehmen<br />

nicht mehr.<br />

Einmal verfügbar, wuchs der Appetit auf diese Daten auch in anderen<br />

Bereichen der industriellen Wertschöpfungskette, und es wuchs<br />

der Appetit auf neue Anwender in anderen Abteilungen jenseits des<br />

<strong>Engineering</strong>s. Warum sollte nicht das Marketing oder die Montage<br />

schon mit den Modellen arbeiten können, wenn sie über ein zentrales<br />

Datenmanagement zur Verfügung stünden? Es ging dabei zunächst<br />

nur um die Geometriedaten der mechanischen <strong>Konstruktion</strong>,<br />

die ja noch in den Neunzigerjahren den allergrößten Teil industrieller<br />

Innovation beinhaltete. PLM war dann eigentlich die Marketing-Strategie,<br />

um diesen Ansatz in den Unternehmen in die Breite zu tragen<br />

und möglichst viele Nutzer zu gewinnen.<br />

Seither hat sich viel geändert. Mechatronik brachte immer mehr<br />

Elektronik und Embedded Software in die Produkte. Die 3D-Modelle<br />

reichen nicht mehr aus, um die Logik und Funktion mechatronischer<br />

Produkte abzubilden. PLM aber stieß an die Grenzen zwischen den<br />

fachspezifischen IT-Anwendungen, die für multidisziplinäre Zusammenarbeit<br />

nicht ausgelegt waren. PLM selbst war natürlich auch<br />

nicht darauf ausgelegt, und die Anwender in der Industrie tun sich<br />

bis heute schwer mit der interdisziplinären Zusammenarbeit. Seit<br />

etlichen Jahren sind nun sowohl die IT-Anbieter als auch Integrationsdienstleister<br />

bestrebt, diese Gräben zu überbrücken – mit einzelnen<br />

erfolgreichen Projekten und einzelnen weitgehend integrierten<br />

Lösungen. Modellbasiertes <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (MBSE) hat sich<br />

Smartes <strong>Engineering</strong> muss das Geschäft mit Produktdaten<br />

ermöglichen – denn künftig kommen in weit<br />

größerem Ausmaß Daten aus der Nutzung zu denen<br />

des Herstellers aus der Entwicklung<br />

als neues Schlagwort etabliert. Aber insgesamt ist PLM im Kern<br />

meist weiterhin das Datenmanagement für die mechanische Geometrie<br />

geblieben.<br />

In letzter Zeit hat sich – das Schlagwort heißt vor allem Industrie 4.0<br />

– noch mehr geändert. Die mechatronischen Produkte werden mit<br />

einer IP versehen und mit dem Internet vernetzt. Sie werden zu<br />

Smart Products im Internet der Dinge, definiert als „cyber-physische<br />

Systeme mit integrierten, Internet-basierten Diensten“. Für diese<br />

Produkte ist es nicht nur wichtig, dass alle <strong>Engineering</strong>-Daten aus<br />

den beteiligten Fachdisziplinen verfügbar sind. Jetzt ist auch wichtig,<br />

dass alle Daten, die im Laufe der gesamten Wertschöpfungskette<br />

und dann während der Nutzung im Internet erzeugt oder gesammelt<br />

werden, miteinander verkettet werden können. Diese Situation<br />

bedeutet für den bisherigen PLM-Ansatz die größte Herausforderung<br />

seit über 20 Jahren. Und vielleicht zwingt diese Herausforderung<br />

dazu, neu über das Management und die Nutzung der Daten in<br />

der digitalen Industrie nachzudenken.<br />

Das Internet der Dinge<br />

und das Geschäft mit Industriedaten<br />

Für die künftigen Produkte bekommen Produktdaten eine ganz<br />

neue Bedeutung. Und durch die Vernetzung im Internet kommen<br />

riesige Mengen an Daten hinzu, die mit dem Produkt zu tun haben.<br />

Es gibt zwei grundsätzlich zu unterscheidende Arten von Produkt -<br />

daten, solche<br />

• des Herstellers, die während der Entstehung des Produktes<br />

und seines Vertriebs generiert werden; und solche,<br />

40 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016


PLM/ALM/DATENMANAGEMENT<br />

TOOLS<br />

•die während der Nutzung mit dem Produkt erzeugt oder gesammelt<br />

werden.<br />

Man könnte sagen, es gibt Hersteller-Produktdaten und Nutzungs-Produktdaten.<br />

Beide Arten spielen für das künftige Geschäft<br />

mit Industrieprodukten eine große Rolle. Die erste Art ist gewissermaßen<br />

das Kapital, das der Produzent in die Waagschale werfen<br />

kann. Die zweite Art kann dagegen ein Einfallstor werden für<br />

Dienste, die Dritte zum jeweiligen Produkt anbieten. Denn die Daten<br />

aus der Nutzung sind zu großen Teilen messbar, ermittelbar, lassen<br />

sich sammeln – ohne dass dazu die Herstellerdaten zur Verfügung<br />

stehen müssen. Wenn allerdings beide miteinander gekoppelt<br />

werden können – und das kann in der Regel nur der Hersteller –,<br />

dann lassen sich daraus besonders interessante Dienste ableiten.<br />

Aus diesem Blickwinkel bekommt das Thema PLM ein völlig neues<br />

Gewicht. Wer über ein funktionierendes PLM einschließlich der Daten<br />

aus Elektronik und Software verfügt, wer damit auch die Daten<br />

aus dem Produktionsengineering, aus der Produktion und den nachfolgenden<br />

Prozessen koppelt, der hat natürlich einen großen Vorteil<br />

gegenüber allen anderen. Deshalb wird PLM mit Industrie 4.0 und<br />

IoT nicht weniger wichtig, sondern gewinnt sogar an Bedeutung.<br />

Das neue Gewicht der Künstlichen Intelligenz<br />

Gleichzeitig kommt aber hier ins Spiel, dass selbst das beste und<br />

durchgängigste PLM nicht ausreicht, denn für das Angebot von<br />

Diensten auf Basis von Produktdaten ist deren pure Existenz und<br />

Verfügbarkeit nicht genug. Sie müssen durch eine gewisse „Intelligenz“<br />

angereichert werden. Das ist der Grund, warum die Anbieter<br />

von Plattformen für Big Data Analytics und Künstliche Intelligenz (KI)<br />

in der Cloud plötzlich Hochkonjunktur haben. Ohne diese Plattformen<br />

sind Apps in der Industrie und für die Industrie nur sehr eingeschränkt<br />

realisierbar. Umgekehrt nützt die beste KI wenig ohne das<br />

Know-how und Technologiewissen, das wiederum vor allem beim<br />

Hersteller angesiedelt ist.<br />

Künstliche Intelligenz hat in den letzten paar Jahren eine neue Dimension<br />

bekommen. Cloud-Technologie, intelligente Verknüpfung<br />

Kontakt<br />

Wer Interesse an der Diskussion zum Thema PLM und Digitalisierung<br />

hat, ist eingeladen, sich mit dem Autor direkt in<br />

Verbindung zu setzen:<br />

PLMportal<br />

Ulrich Sendler<br />

München<br />

Tel. +49 89/9810-7882<br />

info@plmportal.org<br />

INFO<br />

von Serverfarmen und der Durchbruch künstlicher neuronaler Netze<br />

haben Maschinenlernen auf eine neue Stufe gehoben. Dass Google<br />

Deepmind mit AlphaGo im März 2016 den 17-fachen Weltmeister in<br />

Go schlagen konnte, hat damit zu tun, dass Maschinen mittlerweile<br />

mit Hilfe von Maschinenlernen selbst sehr schnell sehr viel „Intelligenz“<br />

während ihres Einsatzes erwerben können. AlphaGo hat<br />

seinen Erfolg den „Erfahrungen“ zu verdanken, die die Software<br />

während einiger Monate in zahllosen Spielen gegen sich selbst gemacht<br />

hat.<br />

IDC geht deswegen davon aus, dass der nächste große Kampf in<br />

der IT und im Internet der um die Führerschaft bei KI-Plattformen<br />

sein wird. Bis 2020 werde dieser Markt 40 Mrd. US-$ umfassen.<br />

60 Prozent davon werde auf den Plattformen von Amazon, Google,<br />

IBM und Microsoft erwirtschaftet. Die beiden Letztgenannten gehörten<br />

schon in diesem Jahr zu den wichtigen Ausstellern der Digital<br />

Factory in Halle 7. IBM hat vor einigen Jahren das komplette<br />

PLM-Geschäft an den ehemaligen Partner Dassault Systèmes verkauft.<br />

Auf der Digital Factory war der Anbieter aber mit einem großen<br />

Stand für „IBM Watson IoT“.<br />

Die Frage der Zukunft von PLM ist also sicher zumindest teilweise<br />

eine Frage danach, wie gut PLM-Daten mit Künstlicher Intelligenz<br />

gekoppelt werden können. Im Übrigen aber findet sich die Antwort<br />

dort, wo alle IT-Anbieter gerade eine Wandlung durchmachen: vom<br />

Verkauf von IT-Systemen, die der Kunde installiert und an seine Bedürfnisse<br />

anpasst, hin zum Angebot von kundenspezifischen Lösungen,<br />

also Diensten, die auf einer bestimmten Software basieren.<br />

Der Kunde will zunehmend auch in der Industrie solche Lösungen.<br />

Welche Software dazu installiert sein muss, will er möglicherweise<br />

bald ebenso wenig wissen, wie der Nutzer eines Smartphones wissen<br />

will, auf welcher Software ein Dienst zum Blutdruckmessen<br />

basiert.<br />

PLM-Angebot auf den Prüfstand<br />

Das PLMportal wurde Anfang 2012 mit dem absoluten Schwerpunkt<br />

auf PLM ins Leben gerufen. Die Themen Industrie 4.0, Internet<br />

der Dinge und Industrial Internet traten seither immer stärker in<br />

den Vordergrund. Es scheint sinnvoll, in der Rubrik „Hintergrund“<br />

unter den hier erläuterten Gesichtspunkten einmal das heutige<br />

PLM-Angebot auf den Prüfstand zu stellen. Dem wird sich das<br />

PLMportal in den kommenden Wochen und Monaten widmen. Dabei<br />

werden alle Anbieter zur Beteiligung eingeladen, die derzeit<br />

weltweit oder auch in Zentraleuropa beziehungsweise in der deutschen<br />

Industrie eine wichtige Rolle spielen. In alphabetischer Reihenfolge<br />

sind dies ARAS, Autodesk, Dassault Systèmes, Oracle,<br />

PTC, SAP und Siemens. Hinzu kommen mit einem deutlichen<br />

Schwerpunkt in Zentraleuropa und Deutschland: Contact Software<br />

und Procad. Über die Ergebnisse werden wir sicher auch an dieser<br />

Stelle in kommenden Ausgaben berichten.<br />

co<br />

Der Autor:<br />

Ulrich Sendler ist Analyst und Betreiber<br />

des PLMportals unter: www.plmportal.org<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 41


TOOLS<br />

PLM/ALM/DATENMANAGEMENT<br />

Schon im Waren -<br />

eingang steigert<br />

eine EIM-basierte<br />

Prozesssteuerung<br />

die Arbeitseffizienz<br />

Bild: Elabo<br />

Prozesssteuerung durch zentrale Datenverwaltung<br />

Industrie 4.0 für die Fertigung<br />

Smart-Industry-Lösungen haben es in der mittelständischen Elektroindustrie noch immer schwer.<br />

Angesichts der Dominanz manueller Fertigungsschritte können viele Unternehmer kaum nachvoll -<br />

ziehen, welche Vorteile ihnen die Digitalisierung einbringen soll. Eine Lösung der euromicron-Tochter<br />

Elabo zeigt indessen, dass auch die Elektronikfertigung stark von Industrie 4.0 profitieren kann.<br />

Wie stark auch die Elektroindustrie von Smart-Industry-<br />

Konzepten profitieren kann, verdeutlicht unter anderem eine<br />

Industrie-4.0-Lösung der euromicron-Tochtergesellschaft Elabo. Sie<br />

ermöglicht die zentrale Verwaltung und Verteilung der Daten, auf<br />

denen die handwerkliche Fertigung basiert und die im Rahmen der<br />

Fertigung wiederum erst erzeugt werden. Herzstück der Lösung ist<br />

dementsprechend ein Datenmanagement-Tool, nämlich die Software<br />

EIM (Elabo Informationsmanagement), die sich wahlweise auf<br />

einem zentralen Server oder auch dezentral auf einzelnen Arbeitsplatzrechnern<br />

installiert lässt. Sie wird in Verbindung mit einer SQL-<br />

Datenbank betrieben, in die der Anwender alle prozessrelevanten<br />

Daten seines Unternehmens einpflegen kann. Das können <strong>Konstruktion</strong>s-<br />

und Montagepläne sein, Messgerätekennungen und<br />

Prüfparameter, aber auch Vorgaben für den ESD-Schutz oder die<br />

Prozessdokumentation sowie nicht zuletzt individuelle, auf Mitarbeiterbedürfnisse<br />

zugeschnittene Arbeitsplatzkonfigurationen.<br />

Sicherer Zugriff auf Daten<br />

Aus diesem Datenpool extrahiert die Software dann für jeden Vorgang<br />

die aktuell benötigten Datensätze und stellt sie an den jeweiligen<br />

Arbeitsplätzen in Echtzeit zur Verfügung. Welche Datensätze<br />

wohin übermittelt werden, entscheidet der Anwender in Abhängigkeit<br />

von den konkreten Prozessanforderungen sowie den internen<br />

Sicherheitsrichtlinien. Denn natürlich sollte nicht jeder von seinem<br />

Arbeitsplatz aus auf den kompletten Datenpool Zugriff haben. Next-<br />

Generation-Firewall-Lösungen, wie sie etwa euromicron Deutschland<br />

realisiert, ermöglichen hier ein zuverlässiges Authentifi -<br />

zierungsmanagement, mit dessen Hilfe dem jeweiligen Mitarbeiter<br />

immer nur aufgabenspezifische Zugriffsrechte eingeräumt werden<br />

können. Die Datenmanagement-Software lässt sich damit ohne<br />

Sicherheitsbedenken nutzen. Sind alle prozessrelevanten Daten<br />

eingepflegt und die nötigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen,<br />

ermöglicht die EIM-basierte Datenverwaltung eine umfassende Prozesssteuerung,<br />

die für den einzelnen Mitarbeiter letztlich eine<br />

enorme Arbeitserleichterung bedeutet. Das lässt sich exemplarisch<br />

anhand des typischen Ablaufs einer klassischen Baugruppenfertigung<br />

zeigen. In einem EIM-basierten Prozess authentifiziert sich der<br />

hierfür zuständige Techniker zunächst zu Betriebsbeginn am Werkseingang<br />

mit seinen individuellen Zugangsdaten. Als Reaktion darauf<br />

fährt die Software das Arbeitsplatzsystem hoch und realisiert die individuell<br />

gewünschte Tischhöhe, Beleuchtung und Raumtemperatur.<br />

Automatisierte<br />

Ablaufüberwachung und Protokollierung<br />

Am Arbeitsplatz angelangt, muss der Techniker die ESD-Schleuse<br />

durchlaufen und das ESD-Armband anlegen – Vorgänge die jeweils<br />

softwarebasiert überwacht werden. Anschließend kann er an<br />

seinem Arbeitsplatz-PC eine Werkerführung aufrufen, die mit Hilfe<br />

von EIM erstellt wurde. Sie leitet ihn in Wort und Bild durch alle<br />

Montageschritte und stellt zudem auch ergänzende Informationen<br />

wie zum Beispiel Fehler- und Reparaturstatistiken zur Verfügung.<br />

Sind im Laufe oder am Ende der Montage bestimmte Funktionalitätsprüfungen<br />

erforderlich, erfolgt die Parametrisierung der Messgeräte<br />

automatisch, ausgehend von prozessbezogenen Vorgaben,<br />

die zuvor in die Datenbank eingegeben wurden. Auch die Dokumentation<br />

und Überwachung des gesamten Vorgangs lässt sich mit<br />

42 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016


PLM/ALM/DATENMANAGEMENT<br />

TOOLS<br />

Kontakt<br />

INFO<br />

Elabo GmbH<br />

Crailsheim<br />

Tel. +49 7951 307-0<br />

www.elabo.de<br />

Details zum ganzheitlichen<br />

Smart-Industry-Ansatz bei Elabo:<br />

http://t1p.de/vtpo<br />

Bild: Elabo<br />

An Montagearbeitsplätzen (links) führen Werkerführungen<br />

durch alle Arbeitsschritte; Mess- und<br />

Prüfstände (rechts) werden von der Software<br />

automatisch anhand der Nutzervorgaben<br />

parametrisiert<br />

EIM-basierte Werkerführung<br />

– Anleitung zur<br />

Funktionalitätsprüfung<br />

Bild: Elabo<br />

Hilfe von EIM sehr einfach realisieren. So kann der Techniker die vorschriftsmäßige<br />

Ausführung jedes Schritts durch einfaches Setzen<br />

eines Häkchens in der aktuellen Folie seiner Werkerführung protokollieren.<br />

Messvorgänge und Messergebnisse werden automatisch<br />

registriert und in der Datenbank gespeichert. Auf diese Weise entstehen<br />

gleichsam beiläufig Protokollsätze, die unter anderem im<br />

Rahmen eines Audits zur DIN EN ISO 9001-Zertifizierung herangezogen<br />

werden können. Wird ein Schritt nicht protokolliert oder eine<br />

Messung nicht durchgeführt und damit nicht aufgezeichnet, lässt<br />

sich dieses Versäumnis gewissermaßen sanktionieren: Je nach Vorgabe<br />

des Anwender wird dann etwa das Aufrufen der nächsten<br />

Folie blockiert oder die Stromzufuhr eines Gerätes unterbrochen.<br />

Und hält der Techniker die Vorschriften zum ESD-Schutz nicht ein,<br />

wird das Arbeitsplatzsystem sogar komplett gesperrt und erst nach<br />

Korrektur des Fehlers wieder freigegeben.<br />

Industrie-4.0.-Lösungen in untypischen Bereichen<br />

In der mittelständischen Elektronikfertigung spielen Industrie-<br />

4.0-Lösungen bislang nur eine untergeordnete Rolle. Zwar sind<br />

Politik und Wirtschaftsverbände bemüht, die Digitalisierung auch in<br />

diesem Bereich voranzutreiben, in der Praxis aber haben sich die<br />

Konzepte kaum durchgesetzt. Das hat zum einen mit der defensiven<br />

Ausgabenpolitik vieler Mittelständler zu tun, die nur einen kleinen<br />

Teil ihrer Gewinne reinvestieren können und mit der Digitalisierung<br />

oft die Vorstellung eines unkalkulierbaren finanziellen Risikos<br />

verbinden. Zum anderen aber auch damit, dass viele Elektronikfertiger<br />

keine greifbare Vorstellung von den Vorteilen von Industrie 4.0<br />

besitzen. Denn die Wahrnehmung dieses Themas ist bis heute<br />

durch die Großindustrie geprägt, in deren Produktionsprozessen<br />

Smart Industry vielfach nur die nächste Stufe der Automatisierung<br />

darstellt. In der mittelständischen Elektronikproduktion hingegen<br />

dominieren manuelle Tätigkeiten, die auch langfristig nicht durch<br />

automatisierte Prozesse ersetzt werden können.<br />

Auch deshalb sollen Lösungen wie diese von Elabo neue Möglichkeiten<br />

aufzeigen: Steuerungsmaßnahmen wie die im Beitrag skizzierten<br />

sind selbstverständlich nicht auf den Bereich der Baugruppenmontage<br />

beschränkt. Vielmehr lassen sie sich analog auch auf<br />

andere Abteilungen eines Fertigungsbetriebes übertragen, etwa<br />

auf Service und Wartung oder auf Lager und Wareneingang. Allein<br />

schon das Montagebeispiel zeigt allerdings, dass Industrie-4.0-<br />

Lösungen auch dort ein Gewinn sein können, wo man gegenwärtig<br />

kaum an ihre Wirksamkeit glaubt. Denn die Tatsache, dass sich der<br />

Elektrotechniker weder um seine Arbeitsplatzkonfiguration noch um<br />

die Beschaffung montagerelevanter Informationen, die Parametrisierung<br />

von Messgeräten sowie die Dokumentation von Messungen<br />

und Montageschritten kümmern muss, bedeutet eine ganz<br />

erhebliche Zeitersparnis und überdies auch eine gedankliche Entlastung.<br />

Und gesamt betrachtet ermöglicht es eine Effizienzsteigerung<br />

– denn wer sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren kann, arbeitet<br />

entspannter, macht nachweislich weniger Konzentrationsfehler und<br />

kommt so am Ende zu schnelleren und besseren Ergebnissen. ik<br />

Der Autor: Horst Maywald, Prokurist und Geschäfts -<br />

bereichsleiter Arbeitsplatzsysteme, ELABO GmbH<br />

(euromicron Gruppe)<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 43


TOOLS<br />

SYSTEMENTWICKLUNG/SIMULATION<br />

Durch eigene Modelica-Bibliotheken<br />

bietet die ESI ITI GmbH Pakete für viele<br />

Ingenieursbereiche, etwa Automotive,<br />

Öl/Gas-Industrie oder Green Buildings<br />

Bild: ESI ITI<br />

Dr. Andreas Uhlig, Christian Kehrer und Andreas Abel von der ESI ITI GmbH im Interview<br />

„Simulation mit dem Ohr an der Industrie“<br />

Oft versuchen die Anbieter von Simulationssoftware möglichst viele Bereiche gut abzudecken – was<br />

bei immer häufiger nachgefragten <strong>Systems</strong>imulationen durchaus Sinn macht. Die ESI ITI GmbH will<br />

oben drauf noch näher am Kunden sein, sie versteht neben der Software durch hauseigene Ingenieure<br />

aus vielen Fachbereichen auch die Probleme und Fragen der Kunden. Das hat für Simulationsneulinge<br />

ebenso Vorteile wie für Experten, besonders bei der <strong>Systems</strong>imulation mit SimulationX.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Sehr geehrte Herren, was ist die Kernkompetenz<br />

Ihres Unternehmens?<br />

Uhlig: Wir liefern Lösungen für die Produktentwicklung, also Software,<br />

die den modellbasierten Entwurf künftiger Produkte auf dem<br />

Computer ermöglicht sowie das dafür notwendige <strong>Engineering</strong>-Wissen.<br />

Einzelne Komponenten eines Produktes sind meist definiert<br />

durch ihre Geometrie und bestimmte Materialeigenschaften. Gehen<br />

wir aber einen Schritt weiter in Systeme oder Subsysteme, dann stehen<br />

in erster Linie die Funktion und insbesondere die Wechselwirkung<br />

der einzelnen Teilnehmer des <strong>Systems</strong> im Mittelpunkt. Hier muss man<br />

die Komponenten oder auch Subsysteme konzentriert auf einen Punkt<br />

bringen, was ihre Eigenschaften angeht. (Daher wird <strong>Systems</strong>imulation<br />

auch manchmal als 0-D-Simulation bezeichnet.) Geometrie spielt<br />

dann nur noch eine untergeordnete Rolle. Dabei ist es möglich, auch<br />

heterogene Systeme, die durch mehrere physikalische Gesetzmäßigkeiten<br />

beeinflusst werden, korrekt abzubilden. In letzter Zeit sehen<br />

wir hier eine Verschärfung der Komplexität, beispielsweise wird Energieeffizienz<br />

immer wichtiger, zudem steigt die Variantenvielfalt.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Viele Unternehmen tendieren hier schon<br />

Richtung Losgröße 1...<br />

Uhlig: Richtig, das sehen wir gerade im Maschinenbau. Aber auch im<br />

Fahrzeugbau wachsen die Listen der Modelle und Sonderausstattungen<br />

und Optionen inzwischen so stark an, dass schließlich die Entwickler<br />

durchaus fünfstellige Anzahlen von Kombinationen zu entwerfen<br />

und abzusichern haben. Und im Baumaschinenbereich, bei Nutzoder<br />

Schienenfahrzeugen wird kundenspezifisch entwickelt – jedes<br />

verkaufte Produkt wird durch die Variantenvielfalt praktisch zum Einzelstück.<br />

Einfach etwas entwerfen und von der Stange verkaufen<br />

geht da schon lange nicht mehr. In diesem Umfeld bewegen sich unsere<br />

Kunden und ESI ITI seit über 25 Jahren. Seit Beginn des Jahres<br />

setzen wir das als Teil der ESI Group fort, die führender Anbieter für<br />

virtuelles <strong>Engineering</strong> ist. Die Stärken sind bislang anwendungsbezogene<br />

Lösungen der 3D-Simulation, etwa FEM (unter anderem für<br />

Crash-Simulation), CFD und Akustik sowie immersives <strong>Engineering</strong><br />

(VR). Mit unserer Software SimulationX wird dieses Spektrum nun<br />

um die <strong>Systems</strong>imulation erweitert. Wir sehen einen starken Bedarf,<br />

44 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016


SYSTEMENTWICKLUNG/SIMULATION<br />

TOOLS<br />

die einzelnen physikalischen Domänen wechselwirkend im Verbund<br />

zu simulieren, auch im Hinblick auf die Simulation kompletter Herstellungsprozesse.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wo liegen dabei aus Ihrer Sicht Ihre Alleinstellungsmerkmale?<br />

Abel: Wir beobachten in der <strong>Systems</strong>imulation zwei Tool-Welten: Einerseits<br />

offene Systeme, die auf Basis von Standards sehr gut erweiterungsfähig<br />

sind und gut von akademischen Anwendern akzeptiert<br />

werden. Auf der anderen Seite stehen industrieorientierte Systeme<br />

mit einem starken <strong>Engineering</strong>-Background. Wir wollen beide Anforderungen<br />

bedienen. Für den Mechanik- und Fluidik-Bereich arbeiten<br />

bei uns zwei Dutzend Ingenieure, die ähnliche oder die gleichen Aufgaben<br />

zu lösen haben, wie unsere Kunden. So können wir die Anwendungskompetenz<br />

direkt in die Entwicklung unserer Software-eigenen<br />

Modelle und Bibliotheken einfließen lassen. Auf der anderen<br />

Seite genießen vor allem simulationserfahrene Experten in SimulationX<br />

die Vorteile der objektorientierten Modellierung mit der Modellbeschreibungssprache<br />

Modelica. Die Sprachdefinition und viele Bibliotheken<br />

sind frei verfügbar und werden von den Mitgliedern der<br />

Modelica Association – wozu seit vielen Jahren auch ESI ITI gehört –<br />

stetig weiterentwickelt. Anwender haben mit diesem Standard alle<br />

Freiheiten, neue Modelle zu schreiben und sich einen eigenen Bestand<br />

an Bibliotheken aufzubauen. Ebenso können sie frei verfügbare<br />

Modelle oder solche von Drittanbietern nahtlos integrieren. Wir kombinieren<br />

also Anwendungsnähe mit Offenheit und Flexibilität.<br />

Zu den Personen<br />

INFO<br />

Andreas Uhlig studierte Mathematik und promovierte an<br />

der TU Dresden. Er gehörte zu der Gründern der ITI GmbH,<br />

und war in dem Simulationssoftware-Unternehmen zunächst<br />

für F&E verantwortlich. Ab 2000 war er dort Geschäftsführer<br />

und hat diese Position für ESI ITI GmbH inne, die seit 2016<br />

zur ESI Group gehört.<br />

Christian Kehrer ist seit 2014 als Vertriebsleiter DACH bei<br />

ESI ITI GmbH für Kunden aus dem deutschsprachigen Raum<br />

verantwortlich. Er studierte Maschinenbau in der Fachrichtung<br />

Kraftfahrzeugtechnik an der TU Dresden.Er war von<br />

2006 bis 2009 Berechnungsingenieur bei BMW, anschließend<br />

startete er als Key Account Manager im Bereich Automotive<br />

und als Ansprechpartner für neue Grundlagenthemen<br />

bei ITI GmbH.<br />

Andreas Abel leitet seit 2015 die Abteilung Mechanik- und<br />

Mechatronik im Bereich <strong>Engineering</strong> der ESI ITI GmbH. Nach<br />

einem Studium der Elektrotechnik und einer Tätigkeit als<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Dresden kam er<br />

2002 zu ITI. Zuerst als Applikationsingenieur und später als<br />

Chefingenieur und Abteilungsleiter arbeitet er schwerpunktmäßig<br />

auf den Themen Antriebstechnik, Echtzeitsimulation,<br />

Systementwurf und Zuverlässigkeit.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Verlangt der Kunde diese Offenheit?<br />

Uhlig: Wir sehen in den strategischen Überlegungen unserer Kunden<br />

immer ein verständliches Argument, wenn diese durchspielen, ob<br />

und wie sie sich an einen Lösungsanbieter binden wollen. Wenn ein<br />

Unternehmen in zehn Jahren das System würde wechseln wollen,<br />

könnte es offene Modelle, die ein erhebliches Investment darstellen,<br />

dann auch in einer anderen Modelica-basierten Simulationsumgebung<br />

weiternutzen. Für uns ist das eher ein theoretischer Aspekt,<br />

denn wir pflegen nachhaltige Beziehungen zu unseren Kunden.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Sie bieten ein Baukastensystem an. Wie<br />

sieht das aus?<br />

Kehrer: Es gibt mehrere Bestandteile der Software: Eine Plattform,<br />

um Modelle zu definieren, dazu kommt der numerische Apparat, der<br />

die Modelle dann simuliert – also rechnet – und schließlich das Postprocessing<br />

zur Analyse und Auswertung der Ergebnisse, auch für Optimierung<br />

und Variantenrechnungen. Den Konstrukteur aber interessiert<br />

vor allem, wie gut wir ihn in seinem Fachgebiet unterstützen<br />

können. Ein wesentlicher Teil des Angebots sind deshalb von uns entwickelte<br />

Modellbibliotheken. Da sind wir wieder bei der Industrienähe.<br />

Wir bieten neben Basispaketen mit einfachen physikalischen Effekten<br />

ein umfangreiches Portfolio von detaillierten Modellen von beispielsweise<br />

Getrieben (einschließlich Reibung, Dynamik), Hybridantrieben,<br />

HVAC-Komponenten usw. an. Bedingt durch die 20-jährige<br />

Entwicklung ist unser Katalog auf eine dreistellige Modellanzahl angewachsen.<br />

Wir haben die Modelle und Bibliotheken nun zu etwa 40<br />

leistungsfähigen branchen- und anwendungsspezifischen Paketen zusammengefasst,<br />

beispielsweise für Fahrzeugbau, Energietechnik<br />

oder Öl- und Gasindustrie.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Was muss ich als Anwender für einen Aufwand<br />

treiben?<br />

Uhlig: Der ist heute überschaubar. Genau aus diesem Grund haben<br />

wir die Simulation vor 25 Jahren aus dem akademischen Umfeld herausgelöst<br />

und den wissenschaftlichen Formelapparat in Tools und<br />

Modelle gepackt, wodurch sich der Anwender auf das Lösen seiner<br />

Entwicklungsaufgabe konzentrieren kann. Das Ganze steht und fällt<br />

natürlich mit der möglichst genauen Aufgabenstellung. Hier wie beim<br />

Finden der Lösung unterstützen unsere Ingenieure den Anwender<br />

unmittelbar.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Sie unterstützen den Kunden also direkt bei<br />

seinen Simulationsfragestellungen?<br />

Abel: Richtig. Häufig übernehmen wir die ersten Aufgaben samt Modellierung<br />

und Auswertung als reine Dienstleistung. Der Kunde erklärt<br />

das Problem, wir kümmern uns um den Rest. Die nötige Kompetenz<br />

haben wir für jeden Bereich, da wir neben dem Software-Geschäft<br />

auch als <strong>Engineering</strong>-Dienstleister agieren. Will der Kunde<br />

dann irgendwann mehr machen, kann er die Software kaufen und das<br />

Ganze von nun an bei sich in-house erledigen. Andere müssen seltener<br />

rechnen und bleiben daher auch langfristig bei unserer Dienstleistung.<br />

Jedenfalls sind wir bereit, die Methodik und die Funktionsweise<br />

zum Kunden zu transportieren, so dass er sein System auch selbst<br />

weiterentwickeln kann, etwa durch neue eigene Modelle.<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 45


TOOLS<br />

SYSTEMENTWICKLUNG/SIMULATION<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Sie sehen da also kein Verlustgeschäft,<br />

wenn sie einen Dienstleistungsauftrag verlieren, weil ein Kunde<br />

nun einmalig die Software kauft und sie dann nicht mehr<br />

braucht?<br />

Uhlig: Das kommt vor, ist aber eher die Ausnahme. Wir sprachen<br />

schon über Variantenvielfalt und damit verbundene zunehmende<br />

Komplexität. Entwicklungsabteilungen stoßen immer wieder an die<br />

Grenzen des eigenen Know-hows, von Ressourcen- und Zeitengpässen<br />

ganz zu schweigen. Durch das aufgebaute Vertrauen mit vorangegangenen<br />

Dienstleistungsaufträgen weiß der Kunde genau, dass bei<br />

uns neben Modellierungs- und Simulationsfertigkeiten auch Knowhow<br />

zu seinem Fachgebiet und zu seinen Produkten sitzt. Bei einigen<br />

kennen wir die Produkthistorie über Jahrzehnte im Detail. So können<br />

wir im Fall des Falles wie ein Interner sofort loslegen. Die Bindungen<br />

sind gerade deswegen so stark.<br />

für eine Investition in Entwicklersoftware mit der IT abgestimmt werden,<br />

wie Konfiguration, Verteilung im Haus und Integration in die vorhandene<br />

Toollandschaft aussehen sollen.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Bisher kann die <strong>Systems</strong>imulation ja (noch)<br />

nicht wirklich alles mit allem verknüpfen. Wie lange wird es noch<br />

dauern, bis wir wirklich komplette Systeme mit allen Aspekten simulieren<br />

können?<br />

Abel: Die Frage ist eher: Will man das Universum simulieren? Man<br />

wird nie wirklich alles zu 100 Prozent korrekt abbilden können und<br />

möchte das auch nicht, da eine Simulation nicht so aufwändig wie<br />

möglich, sondern so aufwändig wie nötig sein sollte. Im Elektronikund<br />

Crash-Bereich sind wir aber trotzdem schon sehr nah dran. So<br />

führt man heutzutage umfangreiche Crashsimulationen mit hochauflösender<br />

Geometrie der Fahrzeugteile durch. Es gibt bereits Sicher-<br />

Dr. Andreas Uhlig,<br />

Geschäftsführer,<br />

ESI ITI<br />

Christian Kehrer, Vertriebsleiter<br />

DACH, ESI ITI<br />

Bild: ESI ITI<br />

„Durch das<br />

aufgebaute<br />

Vertrauen mit<br />

vorangegangenen<br />

Dienstleistungsaufträgen<br />

weiß der Kunde<br />

genau, dass bei uns neben<br />

Modellierungs- und Simulationsfertigkeiten<br />

auch Know-how zu<br />

seinem Fachgebiet sitzt. Bei einigen<br />

kennen wir die Produkthistorie<br />

über Jahrzehnte im Detail.“<br />

Bild: ESI ITI<br />

„Je komplexer<br />

das System,<br />

desto wahrscheinlicher<br />

sind Änderungen<br />

im Entwicklungsprozess.<br />

Je weiter fortgeschritten<br />

der Prozess schon ist, desto<br />

schwieriger ist es, hier noch ändernd<br />

eingreifen zu können. Das<br />

verlangt nach Frontloading, also<br />

dem frühestmöglichen Einsatz<br />

der Simulation.“<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Befruchten sich die beiden Zweige – <strong>Engineering</strong>-Dienstleistung<br />

und Simulationssoftware-Entwicklung –<br />

also gegenseitig?<br />

Abel: Genau das ist unser Konzept. Unsere Ingenieure sind die<br />

schärfsten Kritiker der Tool-Entwickler. Davon profitieren dann<br />

schlussendlich die Kunden.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Sollte die Simulation eher im <strong>Engineering</strong>-<br />

Department oder in der IT angesiedelt werden?<br />

Abel: Primär im <strong>Engineering</strong>-Department. Wir wollen mit unserer<br />

Software ja nicht den Ingenieur einsparen und die Dateneingabe an<br />

der Simulation künftig von Praktikanten erledigen lassen – das funktioniert<br />

nicht. Prinzipiell ist das System immer noch ein großer Taschenrechner,<br />

mit großen Freiheiten. Diesen sinnvoll einzusetzen<br />

braucht es immer noch den fähigen Ingenieur. Natürlich muss aber<br />

heitssysteme – wie zum Beispiel aktive Sicherheitskomponenten<br />

zum Fußgängerschutz – die fluidische Systeme und auch Regelungstechnik<br />

in einen Crashvorgang einbinden. Dort überschreitet man<br />

dann wieder die Grenze zur <strong>Systems</strong>imulation und verkoppelt sinnvollerweise<br />

beide Welten miteinander.<br />

Uhlig: Das ist unser Blick auf die Welt. Meist will ich aber nur das Verhalten<br />

eines Subsystems abfragen. Dann möchte ich dieses sehr detailliert<br />

modellieren. Von den anderen Größen und umgebenden Teilsystemen<br />

benötige ich dann eher einfache Modelle.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Dennoch ist die Anforderung nach ganzheitlich<br />

simulierten Systemen aber da?<br />

Uhlig: Tendenz steigend, wobei die Definition von „ganzheitlich“ unterschiedlich<br />

ausfallen kann. Wir arbeiten zum Beispiel an einem Aerospace-Projekt,<br />

das in diese Richtung geht. Hier war von Anfang an<br />

46 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016


SYSTEMENTWICKLUNG/SIMULATION<br />

TOOLS<br />

klar, dass wir mit riesigen Modellen arbeiten werden. Man muss das<br />

System Flugzeug als komplexes Gesamtsystem betrachten, dessen<br />

Verhalten nicht mehr aus einer einfachen Analyse seiner Teilsysteme<br />

extrapoliert werden kann. Die Fragen, die simulativ beantwortet werden<br />

müssen, nehmen zu und werden komplexer. Das bildet einen<br />

Zielkonflikt mit den immer kürzer werdenden Entwicklungszyklen<br />

und dem damit verbundenen Wunsch des Kunden, immer frühzeitiger<br />

verlässliche Designentscheidungen treffen zu können. Die Lösung<br />

dieses Zielkonflikts erfordert zwangsläufig auch mehr Simulations-Performance.<br />

Parallelisierung ist hierbei eine Chance. Die ESI-<br />

Gruppe bietet hier mit der ESI-Cloud eine Lösung, um für CAE-Projekte<br />

Hochleistungsrechner im Hintergrund nutzen zu können. Hier soll<br />

demnächst auch unsere Software SimulationX eingegliedert werden.<br />

Bild: ESI ITI<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Birgt die steigende Komplexität denn auch<br />

Risiken?<br />

SimulationX wird von der ESI ITI Group als Bauksten angeboten<br />

Bild: ESI ITI<br />

Andreas Abel, Abteilungsleiter<br />

Mechanik- und<br />

Mechatronik im Bereich<br />

<strong>Engineering</strong>, ESI ITI<br />

„Unsere Ingenieure<br />

sind<br />

die schärfsten<br />

Kritiker der<br />

Tool-Entwickler – davon profitieren<br />

schlussendlich die Kunden.“<br />

Kehrer: Auf jeden Fall. Je komplexer das System, desto wahrscheinlicher<br />

sind Änderungen im Entwicklungsprozess. Je weiter fortgeschritten<br />

der Prozess schon ist, desto schwieriger ist es, hier noch ändernd<br />

eingreifen zu können. Das verlangt nach Frontloading, also dem<br />

frühestmöglichen Einsatz der Simulation. Hier ist auch eine gute Einbindung<br />

in die bestehende Infrastruktur, sprich CAD- und PLM-Umgebung<br />

das A und O – nur, wenn das funktioniert, wird die Simulation<br />

ihr Potential auch ausspielen können. Auch das Datenhandling muss<br />

so angelegt sein, dass die großen, durch Simulation erzeugten Datenmengen<br />

so gut wie möglich von allen Seiten genutzt werden können.<br />

Oftmals ist der Ingenieur ohne technische Hilfe nicht mehr in der Lage,<br />

die enthaltenen Informationen und Beziehungen zu analysieren.<br />

Algorithmen und Machine-Learning-Systeme der ESI Group helfen<br />

hier, Zusammenhänge aufzudecken, die nicht offensichtlich zutage<br />

treten oder die Grenzen der vom einzelnen Ingenieur zu bearbeitenden<br />

Entwurfsaufgabe überschreiten.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Was sehen sie als die nächsten größeren<br />

Herausforderungen in der Simulation an?<br />

Uhlig: Die Prioritäten festzulegen – bei den vielen Ideen, die unsere<br />

Kunden und wir haben. Dazu gehört unter anderem, nicht-nominales<br />

Verhalten mitzusimulieren. Denn die Realität weicht natürlich immer<br />

mit Toleranzen und Fehlern ab, Teile fallen aus; und sei es nur, weil sie<br />

altern. Es gilt also auch Randgrößen und Extrembedingungen zu kennen.<br />

Wir wollen daher auch das fehlerbehaftete Verhalten abbilden<br />

können. Und natürlich müssen wir mit unseren Modellbibliotheken<br />

am Ball bleiben; aktuelle Trends sind etwa Green Building oder Autonomes<br />

Fahren, wofür wir schon spezielle Lösungen anbieten.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Auch das Industrial Internet of Things ist so<br />

ein Trend...<br />

Abel: Exakt, hier werden auch – wie vorhin schon erwähnt – die Modelle<br />

immer komplexer, da bisher statische Bauteile wie Sensoren<br />

nun intelligent zusammen agieren. In Zukunft werden auch diese<br />

Baugruppen selbst Modelle in sich tragen, die auf Systemen wie dem<br />

unseren entwickelt wurden. Das muss nicht zwingend nur ein Controller,<br />

sondern kann auch eine ganze Bergbaumaschine sein, die ohne<br />

Fahrer ihre Arbeit verrichtet. Man kann sagen, <strong>Systems</strong>imulation<br />

ist überhaupt eine der entscheidenden Voraussetzungen für erfolgreiche<br />

Industrie-4.0-Projekte.<br />

Das Interview führte Tobias Meyer,<br />

freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />

Hinweis<br />

INFO<br />

Dieses Interview veröffentlichen wir in zwei Teilen: Wer<br />

noch mehr über konkrete technische Details und Möglichkeiten<br />

von SimulationX erfahren möchte, findet in Ausgabe<br />

11/2016 der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> die entsprechende<br />

Ergänzung. Zudem erläutern die Interviewpartner der ESI ITI<br />

GmbH dort ihre Sicht auf die Zukunft der Simulation und<br />

welche Herausforderungen hier noch zu meistern sind.<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 47


ANWENDUNG<br />

INDUSTRIE 4.0<br />

Bild: Bosch Rexroth<br />

Bosch Rexroth verknüpft neue und bestehende Produktionsanlagen über offene Standards<br />

Zukunftssichere Automationslösungen<br />

für vernetzte Umgebungen<br />

Industrie-4.0-fähige Lösungen für die variantenreiche Fertigung lassen sich schon heute mittels<br />

dezentral intelligenter Automationslösungen mit offenen Schnittstellen für die horizontale und vertikale<br />

Vernetzung realisieren. Mit dem Software-Baustein WebConnector verbindet Bosch Rexroth beispielsweise<br />

die Steuerung mit dem Internet, quasi als „Universaldolmetscher“ zwischen Web- und Automatisierungswelt.<br />

Zusätzlich bindet das i4.0 Upgrade Kit auch bestehende Stationen und Maschinen<br />

wirtschaftlich in vernetzte Umgebungen ein.<br />

Mit der Kommunikationsschnittstelle WebConnector baut<br />

Bosch Rexroth eine technologische Brücke zwischen der<br />

Welt der Automatisierung und dem Internet der Dinge und Dienste<br />

(IoT). Dank des Software-Bausteins im Open-Core-<strong>Engineering</strong>-Portfolio<br />

lassen sich ohne tiefergehende Kenntnisse der Automatisierungstechnik<br />

Web-Anwendungen für neue Geschäftsmodelle entwickeln.<br />

Endanwender und Maschinenhersteller kommen so schnell<br />

und kosteneffizient zu zeitgemäßen Human-Machine-Interfaces für<br />

mobile und stationäre Endgeräte sowie Smart Services. Darüber hinaus<br />

können Prozessdaten in der Cloud gesichert, analysiert und für<br />

die Prozessoptimierung oder für Service-Zwecke eingesetzt werden.<br />

Die Kommunikationsschnittstelle versetzt eine Web-App in die<br />

Lage, Steuerungsdaten, Achspositionen, SPS-Informationen, Diagnosen<br />

oder Bearbeitungsstände schnell und sicher aus Maschinen<br />

und Anlagen abzufragen und diese auf einem HMI zu visualisieren<br />

oder in einer Datenbank auswerten. So lassen sich beispielsweise<br />

vorausschauende Wartung (Predictive Maintenance) und weitere<br />

Service-Konzepte entwickeln.<br />

Der plattformunabhängig in Java programmierte WebConnector ist<br />

auf allen Endgeräten nutzbar, auf denen ein Java Runtime Environment<br />

(JRE) installiert ist. Das kann sowohl eine IndraControl-XM-<br />

Steuerung oder ein HMI-Gerät von Rexroth sein, als auch ein<br />

Embedded System wie der Raspberry Pi oder ein beliebiger PC mit<br />

Linux, Mac oder Windows.<br />

Offene Standards bevorzugt<br />

Zur Kommunikation mit Cloud-Diensten, Smart Devices und anderen<br />

HMI-Geräten nutzt der WebConnector den etablierten Web-<br />

Standard HTML5 und das darin enthaltene WebSocket-Protokoll.<br />

Die Automatisierungsseite spricht der WebConnector wahlweise<br />

mit der in Rexroth-Steuerungen und -Antrieben integrierten Schnittstellentechnologie<br />

Open Core Interface an oder über den Industrie-<br />

4.0-Standard OPC UA. Anzeige und Bedienung der Web-Apps erfolgen<br />

über einen üblichen HTML5-fähigen Web-Browser. Den Programmierern<br />

stehen für die Web Applikation neben HTML5 und<br />

CSS eine Schnittstelle zur Anbindung von Node.js-Anwendungen<br />

wie beispielsweise Node RED zur Verfügung.<br />

Für eine Ethernet-basierte M2M-Kommunikation und automatische<br />

Benachrichtigungen an prozessverantwortliche Personen beinhaltet<br />

48 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016


INDUSTRIE 4.0<br />

ANWENDUNG<br />

Die interaktive Kommunikationsplattform<br />

ActiveCockpit erlaubt Werkern<br />

sowie Werkleitung den Zugriff auf die<br />

geiche Datenbasis in Echtzeit und<br />

kann auf diese Weise dabei unterstützen,<br />

die Produktionseffizienz<br />

zu steigern<br />

Kontakt<br />

INFO<br />

Bosch Rexroth AG<br />

Lohr am Main<br />

Tel. +49 9352/18-0<br />

www.boschrexroth.de<br />

Ein Showcase zum Thema Industrie 4.0 ist<br />

erreichbar unter:<br />

http://t1p.de/sn7u<br />

Über den WebConnector und die Nutzung etablierter Standards wie<br />

HTML5 und OPC UA sowie das Open Core Interface lassen sich Steuerungen<br />

mit dem Internet verbinden und auf diese Weise Smart Devices und<br />

Cloud-Dienste zur Umsetzung neuer Geschäftsmodelle nutzen<br />

Bild: Bosch Rexroth<br />

der WebConnector einen MQTT-Broker (Message Queue Telemetry<br />

Transport). Dank der Unterstützung des kompakten Datenformats<br />

JSON (JavaScript Object Notation) eignet sich der WebConnector<br />

last but not least als „Daten-Gateway“ zur Cloud- oder Datenbank -<br />

anbindung. So lässt sich die dokumentenorientierte Open-Source-<br />

Datenbank mongoDB für Smart Services verwenden oder die<br />

Cloud-Software Oracle Stream Explorer zur Analyse von Real-Time-<br />

Daten. Darüber lassen sich Maschinen- und Anlagenzustände standortübergreifend<br />

überwachen und vergleichen.<br />

Verknüpfung neuer und bestehender Anlagen<br />

Mit dem i4.0-Upgrade Kit können Anlagenhersteller übrigens nachträglich<br />

auch bislang nicht kommunikationsfähige Module und Stationen<br />

vernetzen. Die Kits erfassen mit eigener Sensorik Ereignisse<br />

und Betriebszustände und geben sie an übergeordnete Systeme<br />

weiter. Damit lassen sich Bestandsanlagen auch in Industrie-<br />

4.0-Umgebungen einsetzen und so die notwendigen Investitionskosten<br />

deutlich verringern.<br />

Digitale Assistenzsysteme unterstützen zudem die Menschen in<br />

der Produktion. So führt die Systemlösung ActiveAssist die Mitarbeiter<br />

mit individuell aufbereiteten Arbeitsanweisungen durch den<br />

Arbeitsprozess, kennzeichnet die zu verwendenden Bauteile und<br />

markiert ihre Einbauposition am Werkstück. Sensorik und digitale<br />

Assistenzsysteme des ActiveAssist sind modular konfigurier- und erweiterbar.<br />

Die Kommunikationsplattform ActiveCockpit erfasst und<br />

analysiert alle relevanten Daten der Industrie-4.0-fähigen Multiproduktlinien.<br />

Die Auswertung und Visualisierung in Echtzeit gibt wichtige<br />

Hinweise für das Störungsmanagement und die kontinuierliche<br />

Prozessverbesserung.<br />

co<br />

Nach Informationen von Bosch Rexroth, Lohr am Main<br />

i4.0 Upgrade Kit<br />

PLUS<br />

Das Kit bindet bestehende Anlagen ohne ausreichende Connectivity<br />

an die Industrie-4.0-Topologien an. Somit können<br />

auch diese automatisiert in übergeordneten Systemen verarbeitet<br />

und für Condition Monitoring und Data Mining verwendet<br />

werden. Die Implementierung kann ohne Veränderung<br />

der bestehenden Automatisierungslösung erfolgen. Die<br />

Konfiguration des i4.0 Upgrade Kit erfolgt web-basiert und<br />

erfordert keine spezielle Programmierung. Vorteile sind:<br />

• Anbindung von Bestandsmaschinen und abgeschlossenen<br />

Systemen an übergeordnete Systeme ohne Veränderung der<br />

bestehenden Automatisierungslösung<br />

• Plug&Produce<br />

• webbasierte Konfiguration und somit stark reduzierte<br />

Inbetriebnahmezeiten (keine SPS notwendig).<br />

• Connectivity für i4.0-Sensorlösungen<br />

• Kombination aus moderner IT-Architektur und SPS-Welt<br />

• modularar Aufbau<br />

Auf diese Weise lassen sich Wettbewerbsvorteile realisieren<br />

wie die einfache Integration in überlagerte Systeme, die<br />

webbasierte Konfiguration, die Anbindung von Sensorik unter<br />

anderem über IO-Link, Bluetooth Low Energy und USB<br />

sowie kurze Inbetriebnahmezeiten und die Unterstützung der<br />

SPS- und IT-Welt.<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 49


ANWENDUNG<br />

INDUSTRIE 4.0<br />

Mit Hilfe intelligenter<br />

Systeme sollen<br />

Anlagen effizient<br />

weiter laufen und<br />

müssen flexibel<br />

umzubauen sein –<br />

möglich wird das<br />

mit dem Konzept<br />

eines Connected<br />

Enterprise<br />

Bild: everythingpossible/Fotolia.com<br />

Blick über den Atlantik: Die Rolle von Smart Manufacturing und „Industry 4.0“ in den USA<br />

Amerikaner treiben die<br />

industrielle Digitalisierung voran<br />

Allzu leicht wird bei der häufig national oder allenfalls europäisch geführten Diskussion rund um<br />

Industrie 4.0 vergessen, dass es rund um den Globus vergleichbare Gedankenspiele gibt. Die Amerikaner<br />

etwa haben mit dem Industrial Internet Consortium (IIC) einen wichtigen Impulsgeber ins Spiel<br />

gebracht, dessen Fokus weit über die Fertigungsindustrie hinaus reicht. Deshalb lohnt ein Blick über<br />

den Atlantik auf die USA, 2016 auch das Partnerland der Hannover Messe.<br />

Gestartet als Initiative der deutschen Bundesregierung und Industrie<br />

ist es mittlerweile das globale Thema schlechthin. Die<br />

Rede ist von Industrie 4.0. Nicht überall wird das – zugegeben clevere<br />

– deutsche Schlagwort verwendet, doch weltweit hat man das<br />

Potenzial einer vernetzen Industrie erkannt. Beeindruckender Beleg<br />

für die Internationalität des Themas ist die Hannover Messe. Diese<br />

hat Industrie 4.0 bereits seit einigen Jahren im Fokus und auch 2016<br />

beschäftigte sie sich unter dem Leitthema „Integrated Industry –<br />

Discover Solutions“ damit. Unter diesem Motto wurden Technologien<br />

für die Digitalisierung von Fabriken und Energiesystemen gezeigt.<br />

Anderes als in den Jahren zuvor verdrängte diesmal auch die<br />

Praxis die Theorie, wie Messechef Dr. Jochen Köckler bereits im Vorfeld<br />

erläuterte, als er auf die mehr als 100 konkreten Anwendungsbeispiele<br />

für Industrie 4.0 auf der Messe verwies. Passenderweise<br />

waren die USA in diesem Jahr Partnerland der Messe. Auch Präsident<br />

Barack Obama positionierte die Vereinigten Staaten in Hannover<br />

als wichtigen Anbieter von Industrie-4.0-Technologien. Denn neben<br />

Deutschland zählen die Amerikaner zu den Hauptreibern der industriellen<br />

Digitalisierung.<br />

Verschiedene Namen oder verschiedene Ansätze<br />

Das Thema ist also wichtig – da sind sich die Experten einig. Doch<br />

gibt es weltweit tatsächlich einen gemeinsamen Nenner in Sachen<br />

Industrie 4.0? Während die Deutschen über Industrie 4.0 reden,<br />

nennen es die Franzosen „Usine du futur“, die Chinesen haben ihr<br />

Programm „Made in China 2025“, in Japan spricht man von einer „Industrial<br />

Value Chain Initiative“ und die USA verwenden gleich mehrere<br />

Begriffe wie „Internet of Things“ (IoT), „Smart Manufacturing“<br />

oder „Factories of the Future“ und haben die entsprechenden Programme<br />

und Initiativen wie das Industrial Internet Consortium (IIC).<br />

Die Frage die sich dabei stellt, ist: Handelt es sich hier einfach um<br />

verschiedene Bezeichnungen für die gleiche Sache oder unterscheiden<br />

sich die Ansätze voneinander? Auch vor diesem Hintergrund<br />

lohnt die Beschäftigung mit dem diesjährigen Partnerland der Hannover<br />

Messe, den USA.<br />

„Der rein technologische Aspekt von IoT wird in den US-Industriegremien<br />

sicherlich ähnlich dem von Industrie 4.0 aufgefasst“, meint<br />

Siegfried Schwering, Business Development Manager bei Schneider<br />

Electric Deutschland. Allerdings beziehe Industrie 4.0 in Deutschland<br />

ein wesentlich breiteres Spektrum ein, bei dem auch politische<br />

Belange eine entscheidende Rolle spielen. So beschäftigt sich Industrie<br />

4.0 laut Schwering auch mit der einhergehenden Veränderung<br />

50 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016


INDUSTRIE 4.0<br />

ANWENDUNG<br />

des Arbeitsmarktes und den rechtlichen Fragen. Für seinen Kollegen<br />

Dr. Bernhard Quendt, CTO der Siemens-Division Digital Factory in<br />

Nürnberg, besteht der Unterschied darin, dass die deutsche Plattform<br />

Industrie 4.0 den Schwerpunkt auf die Digitalisierung der produzierenden<br />

Industrie als Teil des Internet of the Things legt, „während<br />

das IIC weiter und allgemeiner gefasst ist, etwa auch die Branchen<br />

Medizin, Energie und Verkehrswesen adressiert“. In Deutschland<br />

werde dagegen das Thema vor allem durch Regierung und Verbände<br />

getrieben.<br />

Die deutsche Bundesregierung fördert laut Quendt Industrie 4.0 aktiv,<br />

unter anderem mit Projekten zu Autonomie, Produktionstechnologien,<br />

Smart Data/Smart Services oder IT Security. „In diesen für<br />

die Digitalisierung entscheidenden Themen besteht nach wie vor hoher<br />

Forschungsbedarf. Die Anstrengungen zur Stärkung von Forschung<br />

und Innovation dürfen daher nicht nachlassen, damit<br />

Deutschland und Europa nicht hinter andere Regionen zurückfallen“,<br />

verdeutlicht der Siemens-Manager. In den USA werde das Thema<br />

vor allem durch Konsortien von Firmen getrieben, wie dem IIC oder<br />

der Smart Manufacturing Leadership Coalition.<br />

Kai Bergemann, EMEA Product Manager Software bei Rockwell Automation,<br />

sieht dagegen eher Gemeinsamkeiten: „Sowohl Industrie<br />

4.0 als auch das Industrial Internet of Things haben die smarte Fabrik<br />

als Ziel. Grundgedanke ist dabei die Bereitstellung von Daten<br />

und Informationen in Echtzeit zur schnellen Entscheidungsfindung.“<br />

Nach den Phasen der mechanischen und elektrischen Industrialisierung<br />

sowie der Automatisierung stehe heute eine performante und<br />

flexible Produktion im Fokus, die bei gleicher Effektivität eine individuelle<br />

Produktgestaltung (Losgröße 1) ermöglichen soll. „Es geht<br />

um Wettbewerbsvorteile und stärkere Kundenbindung, ohne dabei<br />

Produktionsleistung einzubüßen. Mit Hilfe intelligenter Systeme sollen<br />

Anlagen effizient weiterlaufen und müssen flexibel umzubauen<br />

sein“, erläutert er. Eine Strategie, dies umzusetzen, biete das Konzept<br />

„The Connected Enterprise“ von Rockwell Automation.<br />

Die Experten sehen also sowohl Unterschiede und als auch Gemeinsamkeiten.<br />

Grundsätzlich geht es aber auf beiden Seiten des<br />

Atlantiks um die Digitalisierung der Industrie und die autonome<br />

smarte Fabrik. Zudem stehen sowohl beim US-amerikanischen als<br />

auch beim deutschen Ansatz Kommunikation und Standardisierung<br />

Prof. Dr. Detlef Zühlke, Wissenschaftlicher<br />

Direktor Innovative<br />

Fabriksysteme am Deutschen<br />

Forschungszentrum für Künst -<br />

liche Intelligenz<br />

Kai Bergemann, EMEA Product<br />

Manager Software bei Rockwell<br />

Automation<br />

Bild: SmartFactoryKL<br />

„Die deutschen<br />

Firmen wissen sehr<br />

wohl um die Schlagkraft<br />

der amerikanischen<br />

Industrie und<br />

die Bedeutung des<br />

US-Marktes.“<br />

Bild: Rockwell Automation<br />

„Sowohl<br />

Industrie 4.0 als<br />

auch das Indus trial<br />

Internet of Things<br />

haben die smarte<br />

Fabrik als Ziel.“<br />

Auch Prof. Dr. Detlef Zühlke, Wissenschaftlicher Direktor Innovative<br />

Fabriksysteme am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz<br />

(DFKI) in Kaiserslautern, beobachtet Unterschiede: „Diese<br />

Unterscheidung rührt aus der stärker IT-geprägten Sicht der Amerikaner<br />

her. Industrieproduktion ist seit vielen Jahrzehnten in den<br />

USA reduziert worden, alles musste noch billiger werden und das<br />

konnte man am besten mit der Verlagerung der Produktion in Billiglohnländer<br />

erreichen. Die USA sind hingegen führend in der Anwendung<br />

von IT-Systemen“. Besonders deutlich werde das beim Industrial<br />

Internet Consortium: nur eines der fünf Gründungsmitglieder<br />

ist ein Produktionsunternehmen mit Maschinenbau, nämlich GE General<br />

Electric. Die anderen vier – Cisco, AT&T, Intel und IBM – würden<br />

aus dem IT-Bereich kommen. „Und diese“, so Zühlke, „sehen<br />

das Thema eher breiter unter dem Begriff Internet of Things oder Internet<br />

of Everything.“ Und da man sehr wohl wisse, dass das eher<br />

Consumer-getriebene Internet für Industriesteuerungsaufgaben<br />

nicht optimal geeignet sei, arbeite man an einem Industrial Internet,<br />

das zwar dem Wissenschaftler zufolge voll kompatibel zum Ethernet-Standard<br />

sein wird, aber zusätzlich Features wie Nachrichtenpriorisierung<br />

oder softwaredefinierte Netzwerkkonfiguration erlauben<br />

wird, um die speziellen Anforderungen des industriellen Einsatzes<br />

besser abzudecken.<br />

im Mittelpunkt. So müssen Maschinen, Systeme und Komponenten<br />

über alle Fertigungsebenen miteinander kommunizieren können,<br />

wenn die vernetzte Produktion Realität werden soll. Und dafür wiederum<br />

braucht es einheitliche Kommunikationsprotokolle. Das hat<br />

die Industrie erkannt und arbeitet an gemeinsamen Standards.<br />

Doch mehr noch, auch die einschlägigen Gremien in den USA und<br />

Deutschland kooperieren längst miteinander. So sind deutsche und<br />

europäische Unternehmen Mitglied in US-Konsortien und -Programmen<br />

wie dem Industrial Internet Consortium oder dem Advanced-<br />

Manufacturing-Partnership-2.0-Programm. Umgekehrt beteiligen<br />

sich auch amerikanischen Firmen an deutschen Programmen wie<br />

etwa der Technologie-Initiative SmartFactory KL e.V.<br />

„Die deutschen Firmen wissen sehr wohl um die Schlagkraft der<br />

amerikanischen Industrie und die Bedeutung des US-Marktes“, betont<br />

etwa Professor Zühlke. „Deswegen engagieren sie sich in den<br />

großen amerikanischen Initiativen.“ Umgekehrt würden sich US-Unternehmen<br />

an deutschen Initiativen beteiligen, denn auch sie wüssten<br />

die Stärke der deutschen Industrie im Bereich der Produktion zu<br />

schätzen. „So sind neun von 46 Mitgliedern unserer Technologie-Initiative<br />

SmartFactory KL e.V. US-basierte Unternehmen. Davon mit<br />

Cisco und IBM gleich zwei der ‚Big Five‘ des IIC“, nennt er zwei<br />

Beispiele.<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 51


ANWENDUNG<br />

INDUSTRIE 4.0<br />

Nicht nur die Unternehmen in Deutschland und den USA arbeiten<br />

übrigens in den diversen Initiativen zusammen, sondern auch die<br />

Gremien selbst. So vereinbarten die Plattform Industrie 4.0 und das<br />

Industrial Internet Consortium Anfang März bei einem Treffen in Zürich<br />

eine Kooperation. Dabei wurde das Zusammenspiel der beiden<br />

Architekturmodelle RAMI (Referenzarchitekturmodel für Industrie<br />

4.0) und IIRA (Industrial Internet Referenzarchitektur) erörtert, um<br />

eine künftige Interoperabilität der Systeme sicherzustellen. Zudem<br />

werden die beiden Initiativen bei der Standardisierung kooperieren<br />

und gemeinsame Testumgebungen nutzen. Das Züricher Treffen<br />

wurde durch Bosch und SAP, die jeweils Mitglieder in den Lenkungsgremien<br />

beider Organisationen sind, initiiert.<br />

Unternehmen arbeiten weltweit zusammen<br />

Auf Unternehmensebene wird ebenfalls bereits intensiv zusammengearbeitet.<br />

„Siemens engagiert sich in für den Geschäftserfolg<br />

relevanten Initiativen– sowohl aus technischer als auch aus geographischer<br />

Sicht“, betont CTO Quendt. Als internationales Unternehmen<br />

beteilige Siemens sich sowohl beim IIC als auch an Initiativen<br />

Dr. Bernhard Quendt, CTO der<br />

Siemens-Division Digital Factory<br />

Siegfried Schwering, Business<br />

Development Manager bei<br />

Schneider Electric Deutschland<br />

Bild: Siemens<br />

„Als internationales<br />

Unternehmen beteiligt<br />

Siemens sich<br />

sowohl beim IIC als<br />

auch an Initiativen<br />

wie „Industrie 4.0“<br />

oder anderen<br />

Konsortien.“<br />

Bild: Schneider Electric<br />

„Mit dem<br />

deutschen Ansatz<br />

wird eine vollständige<br />

und integrierte<br />

Industrie 4.0<br />

entwickelt.“<br />

Deshalb arbeiten die Unternehmen auch nicht nur notgedrungen zusammen,<br />

sondern die Kooperation funktioniert gut. „Das globale Informationszeitalter<br />

hat nicht nur begonnen, wir befinden uns mitten<br />

drin. Jetzt geht es darum, gemeinsam den richtigen Weg für einen<br />

ganzen Industriezweig einzuschlagen und im Interesse unserer Kunden<br />

Ansätze und Standards zu schaffen“, sagt Bergemann. Das funktioniere<br />

nur mit einem kooperativen Ansatz. Wenn dieser Rahmen<br />

dann gesteckt sei, werde es natürlich auch weiterhin Unterscheidungsmerkmale<br />

zwischen den Anbietern geben. Diesen Aspekt betont<br />

auch Siegfried Schwering von Schneider Electric: „Natürlich<br />

sind es meist Wettbewerber, die in Gremien auf Augenhöhe kooperieren.<br />

Das funktioniert gut, da national in einem einheitlichen<br />

Marktumfeld agiert wird.“ Ein Beispiel dafür sei der ZVEI: Hier arbeite<br />

Schneider Electric mit deutschen Konzernen aber auch internationalen<br />

Unternehmen in verschiedenen Arbeitskreisen zusammen.<br />

Auch Dr. Bernhard Quendt von Siemens gibt sich kooperationswillig.<br />

„Hier sehe ich keinen grundsätzlichen Unterschied zu zahlreichen<br />

anderen Gremien, in denen wir uns seit vielen Jahren auf internationaler<br />

Ebene und gemeinsam mit anderen Unternehmen engawie<br />

„Industrie 4.0“ oder anderen Konsortien. „Bei der neu gegründeten<br />

Plattform Industrie 4.0 haben wir zudem eine leitende Rolle<br />

übernommen“, so Quendt. Die Vielfalt der Ansätze der unterschiedlichen<br />

Initiativen sei in vielerlei Hinsicht befruchtend. Zum Beispiel<br />

könne die grenzüberschreitende Verständigung zwischen den Initiativen<br />

den Weg zu globalen Sichtweisen und Standards erheblich<br />

verkürzen. Auch Schneider Electric ist als international tätiges Unternehmen<br />

Mitglied in verschiedenen Gremien der wichtigsten Industrienationen.<br />

„Und auch amerikanische Firmen sind, nicht nur<br />

durch deutsche Zukäufe, durchaus in deutschen Gremien vertreten“,<br />

ergänzt Schneider-Electric-Manager Schwering. Nur durch die<br />

Teilnahme an den relevanten Organisationen können Firmen laut<br />

Schwering im internationalen Wettbewerb bestehen. Über diese<br />

Gremien ließen sich Märkte mit ihren Ausprägungen verstehen und<br />

eigene Interessen in Normungen und Gesetzgebungen einbringen.<br />

Kai Bergemann von Rockwell Automation bestätigt solche Erkenntnisse<br />

quasi aus amerikanischer Sicht. „Auf globaler Ebene sind wir<br />

in verschiedenen Gremien aktiv und beteiligen uns an internationalen<br />

Initiativen. Dort finden wichtige Diskussionen zur Definition von<br />

Standards rund um Smart Manufacturing statt“, erklärt er. Zudem<br />

würden sich globale Anbieter in Industriekonsortien mit der gemeinsamen<br />

technologischen Weiterentwicklung beschäftigen.<br />

gieren, etwa bei Profibus & Profinet International (PI) oder in der<br />

OPC Foundation“, meint er. Der Smart Factory-Experte Zühlke sieht<br />

die bisherige weltweite Zusammenarbeit ebenfalls positiv. „Momentan<br />

funktioniert die Zusammenarbeit noch sehr gut, weil man<br />

sich noch in einer vorwettbewerblichen Phase befindet und das miteinander<br />

Lernen als wichtiger als das Konkurrenzdenken gesehen<br />

wird.“ Aber das werde sich ändern, sobald man näher an Produkte<br />

und Märkte komme. „Man muss aber auch verstehen, dass Industrie<br />

4.0 ein Netzwerkthema ist. Ein einzelnes Unternehmen kann<br />

hier wenig ausrichten. Erst wenn sich ein Netzwerk aus Lieferanten<br />

bildet, die zueinander kompatible Produkte auf der Basis von Standards<br />

anbieten, wird man die Voraussetzung für einen wirtschaftlichen<br />

Erfolg schaffen“, so der DFKI-Forschungsbereichsleiter.<br />

Die deutsche Wirtschaft sieht sich gern als „Erfinder“ von Industrie<br />

4.0. Angesichts des wachsenden internationalen Interesses an einer<br />

vernetzen, autonomen Fertigung sehen Kritiker hierzulande allerdings<br />

schon wieder die Felle davon schwimmen und befürchten,<br />

dass Deutschland beim Thema Industrie 4.0 unter anderem von den<br />

USA abgehängt wird. Auch Professor Zühlke sieht das durchaus kritisch:<br />

„In Deutschland liebt man Gründlichkeit und die braucht seine<br />

Zeit. In den USA geht man deutlich pragmatischer an Lösungen heran<br />

und ist damit wesentlich schneller in der Umsetzung. In einer<br />

52 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016


INDUSTRIE 4.0<br />

ANWENDUNG<br />

Serie Industrie 4.0<br />

international<br />

PLUS<br />

Maschinen, Systeme und Komponenten müssen über alle Fertigungs -<br />

ebenen mit- und untereinander kommunizieren können, wenn die<br />

vernetzte Produktion Realität werden soll<br />

Bild: DFKI<br />

„Industrie 4.0 im globalen Kontext“ nennt sich eine Serie<br />

unserer Schwesterzeitschrift elektro AUTOMATION, in der beleuchtet<br />

wird, wie man international die Industrie-4.0-Diskussion sieht<br />

und welche vergleich baren Konzepte es dort gibt. Den Auftakt machte<br />

dort der hier wiedergegebene Beitrag zu den USA; erschienen ist zudem<br />

in Ausgabe 7-8/2016 bereits der Beitrag zu den Ansätzen unserer französischen<br />

Nachbarn mit dem Titel „Digitale Zukunft á la Française“ (S. 18<br />

ff). Im Fokus stehen nachfolgend aber auch andere Länder in Europa und<br />

Asien wie Großbritannien, China, Indien und Japan.<br />

Wenn Sie keine dieser Ausgaben verpassen wollen, senden Sie<br />

uns eine E-Mail mit dem Stichwort „Serie international“ und Ihrer<br />

Adresse an:<br />

kem.redaktion@konradin.de<br />

solch hochdynamischen Welt der Veränderungen spielt die Zeit aber<br />

eine entscheidende Rolle. Und hier können wir noch von den USA<br />

lernen.“ Zudem seien die amerikanischen Unternehmen deutlich<br />

stärker auf Geschäftsmodelle trainiert. Und gerade hier werde es<br />

durch die Datendominanz neuer Lösungen zu umbruchartigen Veränderungen<br />

kommen. „Auf der anderen Seite sollte man aber auch<br />

die Schwächen der Amerikaner sehen und die liegen im Mangel an<br />

Facharbeitern. Nachdem man über Jahrzehnte die Produktion ins<br />

Ausland verlagert und die Facharbeiter zu Pizzaboten ‚umgeschult‘<br />

hat, wird der nun erforderliche Bedarf nur sehr langsam zu generieren<br />

sein“, betont er. Aber: Betrachte man die Stärken und Schwächen<br />

der deutschen und amerikanischen Seite, so ergänze man sich<br />

eigentlich eher als das man konkurriere. „Und das könnte eine gute<br />

Chance für die deutsche Industrie sein, die ja leider auf der europäischen<br />

Ebene bislang nur sehr zögerlich Unterstützer für Industrie<br />

4.0 findet“, so sein Fazit.<br />

Kontakt<br />

Deutsches Forschungszentrum<br />

für Künstliche Intelligenz (DFKI)<br />

GmbH<br />

Kaiserslautern<br />

Tel. +49 631/20575-3400<br />

www.dfki.de/ifs<br />

Rockwell Automation<br />

Düsseldorf<br />

Tel. +49 211/41553-0<br />

www.rockwellautomation.de<br />

Siemens AG<br />

Nürnberg<br />

Tel. +49 911/895-0<br />

www.siemens.com<br />

Schneider Electric<br />

Ratingen<br />

Tel. +49 2102/404-0<br />

www.schneider-electric.com<br />

INFO<br />

Grundstimmung ist positiv<br />

Auch Siemens-Manager Quendt ist optimistisch und meint: „Die<br />

Grundstimmung in Deutschland ist überaus positiv – von Mittelstand<br />

über beratende Unternehmen bis zu den großen Anwenderfirmen.<br />

Dazu kommt, dass es schon konkrete Beispiele gibt, die große<br />

Produktivitätsfortschritte nachweisen. Diese belegen, dass es sich<br />

lohnt, in Industrie 4.0 einzusteigen.“ Aus seiner Sicht würden aber<br />

Unternehmen, insbesondere der Mittelstand, zu zögerlich agieren.<br />

„Ich empfehle jetzt zu starten und nicht zu warten, bis der Wettbewerb<br />

zum Handeln zwingt. Dabei ist klar, dass kein Unternehmen<br />

seine gesamte Software und IT-Infrastruktur von heute auf morgen<br />

erneuern kann“, verdeutlicht er. Es werde darauf ankommen, an der<br />

richtigen Stelle zu beginnen und durch ein vorausschauendes Migrationsprogramm<br />

die notwendige Transformation auch wirtschaftlich<br />

tragbar zu gestalten. Vorteile bringe dabei oft schon ein erster digitaler<br />

Schritt, zum Beispiel die Einführung eines gemeinsamen Daten-<br />

Backbones wie etwa der Siemens-Lösung Teamcenter. Business<br />

Development Manager Schwering von Schneider Electric sieht<br />

ebenfalls, „dass in den USA eine schnellere Dynamik entsteht. Dennoch<br />

muss beachtet werden, dass mit dem deutschen Ansatz eine<br />

vollständige und integrierte Industrie 4.0 entwickelt wird“. Außerdem<br />

würden deutsche Unternehmen Unterstützung auf politscher<br />

Ebene erhalten, beispielsweise durch die ‚Digitale Agenda 2014 -<br />

2017‘, die für Rechts- und Datensicherheit sorgt. „Prinzipiell“, ist er<br />

sicher, „lässt sich sagen, dass in Deutschland entwickelte digitale<br />

Normen und Standards das Potenzial für internationalen Erfolg haben.“<br />

Normen und Standards misst auch Produktmanager Bergemann<br />

von Rockwell Automation große Bedeutung zu. „Der Erfolg<br />

von Industrie 4.0 wird sich daran messen lassen, wie sich Deutschland<br />

bezüglich der Definition von Standards positioniert und wie flexibel<br />

man auf die anderen Initiativen reagiert“, ist er überzeugt.<br />

Deutschland und die USA sind also auf dem Weg in das Industrie-4.0-Zeitalter<br />

– wie immer die Protagonisten die Digitalisierung<br />

der Produktion letztendlich auch nennen mögen.<br />

Der Autor:<br />

Johannes Gillar, stellvertretender Chefredakteur,<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 53


ANWENDUNG<br />

INDUSTRIE 4.0<br />

Bild: Rockwell Automation<br />

Nur mit den richtigen<br />

Informationen<br />

lassen sich Flexibilität,<br />

Agilität, Leistung<br />

und Effizienz<br />

einer Produktion<br />

verbessern<br />

Connected-Enterprise-Konzept als flexible Industrie-4.0-Lösung<br />

So profitiert auch der Mittelstand<br />

Viele kleine und mitteständische Unternehmen (KMUs) kommen hinsichtlich Industrie 4.0, intelligenter<br />

Fertigung und neuen Produktionsmöglichkeiten zu dem Schluss: „Alles schön und gut für Großkonzerne,<br />

aber für mein Unternehmen wohl unerreichbar.“ Der Connected-Enterprise-Ansatz von Rockwell<br />

Automation eignet sich jedoch auch für diese Unternehmen.<br />

Die Automatisierungsanbieter sind an dieser Fehleinschätzung<br />

nicht ganz unbeteiligt. Gerne wird das große Ganze gesehen<br />

und die Ergebnisse, die sich bei multinationalen Konzernen erzielen<br />

lassen. Das Connected-Enterprise-Konzept von Rockwell Automation<br />

bietet KMUs aber dieselben – wenn nicht sogar mehr – Vorteile,<br />

sodass sie durchaus mit den Großunternehmen Schritt halten können.<br />

Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit der<br />

Lieferketten, die Produktivität und die Flexibilität auch hinsichtlich<br />

unterschiedlicher Kundenanforderungen.<br />

Konzept versus Anwendung<br />

Der Begriff Industrie 4.0 wurde in Deutschland geprägt, doch das<br />

zugrunde liegende Konzept ist auch in anderen Ländern bekannt.<br />

Andere Initiativen – wie Smart Manufacturing in den USA, L’industrie<br />

du future in Frankreich oder Manufacturing 3.0 in Südkorea – behandeln<br />

im Wesentlichen dasselbe Thema. Es geht um die Fertigung<br />

im Zeitalter des Industrial Internet of Things (IIoT).<br />

Die Zukunft der Produktion basiert auf Konnektivität, auf der Anbindung<br />

an das Internet und cloudbasierte Systeme mithilfe der Unter-<br />

nehmens-IT sowie von Netzwerken auf Anlagenebene. Daraus resultieren<br />

mehr Effizienz und Produktivität. Gleichzeitig bereitet man<br />

sich auf die Anforderungen zukünftiger Fertigungsumgebungen vor.<br />

Die meisten Hersteller können dieses Konzept in ihre bestehenden<br />

Systeme und Produktionspläne ohne viel Arbeits- oder Kostenaufwand<br />

integrieren.<br />

Beim Connected-Enterprise-Ansatz von Rockwell Automation geht<br />

es darum, die Menschen und Prozesse in der Fertigung zu vernetzen,<br />

um Daten miteinander abzustimmen und besser zu nutzen. Es<br />

liefert die Grundlage zur Kommunikation zwischen internetfähigen<br />

Geräten mit MES-Lösungen und sorgt auf diese Weise für mehr<br />

Transparenz. Die Produktionstechnologie (OT) lässt sich damit nahtlos<br />

in die Informationstechnologie (IT) eines Unternehmens einbinden,<br />

wodurch die erfassten, verarbeiteten und aufbereiteten Daten<br />

optimal ausgewertet werden können.<br />

Menschen und Verfahren im Einklang<br />

Die Basis fundierter Entscheidungen ist Business Intelligence (BI).<br />

Nur mit den richtigen Informationen lassen sich Flexibilität, Agilität,<br />

Leistung und Effizienz verbessern. Hierfür müssen die Daten von<br />

Lagerbeständen, Rohmaterialien, Lieferketten und Anlagen vernetzt,<br />

miteinander in Kontext gesetzt, verglichen und entsprechend<br />

54 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016


INDUSTRIE 4.0<br />

ANWENDUNG<br />

Bild: Rockwell Automation<br />

Bild: Rockwell Automation<br />

Der Connected-Enterprise-Ansatz von Rockwell Automation eignet sich<br />

auch für Bäckereibetriebe<br />

Für jedes Produkt kann ein erweiterter Lebenszyklusbericht für<br />

die Zutaten abgerufen werden<br />

dargestellt werden, damit aus Daten sinnvolle Informationen entstehen.<br />

Diese Visualisierung muss entsprechend der unterschiedlichen<br />

Beteiligten individualisierbar sein. Das Wartungspersonal benötigt<br />

beispielsweise einen anderen Datenüberblick als der Produktionsleiter.<br />

Das wird an einem Beispiel deutlich: Ein Kekshersteller möchte in<br />

seiner Produktion das Konzept des Connected Enterprise umsetzen.<br />

Das Connected Enterprise dieses Unternehmens umfasst drei<br />

Anlagen zur Herstellung von drei unterschiedlichen Keksen. Der Beispiel-Tag<br />

beginnt mit einer Produktionsbesprechung um 08:00 Uhr,<br />

um 11:00 Uhr folgt eine Qualitätsbeurteilung und um 14:00 Uhr<br />

kommt das Team zu einer Besprechung der Vorschläge zur ständigen<br />

Verbesserung zusammen.<br />

8:00 Uhr: Produktionsbesprechung<br />

Für die heutige Produktionsbesprechung stehen zwei Themen an:<br />

• Wie lässt sich ein Eilauftrag abarbeiten, der für das Unternehmen<br />

sehr gewinnbringend wäre?<br />

• Wie ist ein Datenvergleich hinsichtlich der Gesamtanlageneffektivität<br />

(OEE) von Maschinen, Ertrag und Energieverbrauch der drei<br />

Anlagen realisierbar?<br />

Der Eilauftrag erhöht die übliche Produktionsmenge um 20.000 zusätzliche<br />

Kekspackungen. Darüber hinaus möchte der Kunde ein<br />

neues Rezept und eine eigene Verpackung verwenden – und das alles<br />

natürlich schnellstmöglich. Der Bäckerei liegen dazu Echtzeit-Informationen<br />

über Betriebsvorgänge einschließlich der Leistung der<br />

einzelnen Anlagen vor. Außerdem hat der Kekshersteller einen erweiterten<br />

Einblick in die Lieferkette. Als der Eilauftrag eingeht, hat<br />

die Bäckerei einen umfassenden Überblick über alle Anlagen und<br />

kann die Produktionsaufträge an den Anlagen umverteilen und so<br />

für eine maximale Auslastung sorgen. Schnell findet der Bäcker die<br />

Anlage, die über die geeignete Kapazität verfügt, um die Kekse<br />

schnellstmöglich zu produzieren.<br />

Die Bearbeitung der Eilbestellung ist in einem Connected Enterprise<br />

sehr einfach. Während die Bestellung über das Auftragserfassungs-System<br />

eingeht, werden gleichzeitig Rezept sowie Verpackungsvorgaben<br />

über das Produktionssystem bereitgestellt. Bestellnummer,<br />

Rezept und Arbeitsanweisungen werden direkt in die<br />

Auftragsverarbeitung eingespeist. Hier werden die neuen Zutateneinträge<br />

automatisch für die Anlagen und rollenspezifischen Anweisungen<br />

aufgeschlüsselt und anschließend an die angeschlossenen<br />

Maschinen, Geräte, Sensoren, Steuerungen und Bedienerterminals<br />

übertragen.<br />

„Jede Anlage kann auch in<br />

kleinem Umfang aufgerüstet werden,<br />

wenn beispielsweise Komponenten<br />

ausgetauscht werden“<br />

In der eigentlichen Fertigung werden weitere Vorteile dieser Konnektivität<br />

deutlich. Dabei zeigen sich auch die Vorzüge der Zusammenarbeit<br />

von Rockwell Automation und Cisco, auf dessen Vernetzungsexpertise<br />

der Connected-Enterprise-Ansatz basiert. Durch die<br />

Verschmelzung von Informations- und Produktionstechnik stellen<br />

die Unternehmen Netzwerkplattformen und -Architekturen sowie<br />

einen Designleitfaden für unternehmensweites Internet bereit. Dieser<br />

Leitfaden unterstützt Hersteller dabei, das Konzept des Connected<br />

Enterprise umsetzen, eine funktionsübergreifende Interoperabilität<br />

zwischen den Geschäftsbereichen herzustellen und sämtliche<br />

Aufgaben des Unternehmens hinsichtlich Produktion, Lieferkette<br />

und Wartung transparent zu gestalten.<br />

Die Bediener an den Maschinen arbeiten heute mit Tablets, die sie<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 55


ANWENDUNG<br />

INDUSTRIE 4.0<br />

Die Bediener an den Maschinen<br />

arbeiten heute mit Tablets, die sie<br />

an jeder Station der Anlage einsetzen<br />

können<br />

Gerät ausgewertet und darauf basierend Best<br />

Practices entwickelt werden – etwa für einen optimalen<br />

Energieverbrauch.<br />

an jeder Station der Anlage einsetzen können, sodass mehr Arbeitsschritte<br />

in geringerer Zeit möglich sind. Jede Zutat wird bei Ankunft<br />

im System erfasst und kann über den gesamten Fertigungsprozess<br />

hinweg verfolgt werden, wobei die Dokumentation automatisch aktualisiert<br />

wird. Das System erfasst Qualitätsprobleme und zeigt diese<br />

entsprechend an. Außerdem lässt sich festlegen, wo die einzelnen<br />

Zutaten gelagert werden. So wird Abfall reduziert und die Qualität<br />

des Endproduktes sichergestellt. Die Bediener haben dabei die<br />

Möglichkeit, sich individuelle Dashboards und Bediendisplays anzeigen<br />

zu lassen. Auf diese Weise erhalten sie rechtzeitig relevante Anweisungen<br />

oder Informationen, um Fehler zu vermeiden und die<br />

Produktionsphasen basierend auf ihren Rollen und Verantwortlichkeiten<br />

genau zu überwachen und zu steuern.<br />

In der Anlage selbst kommen intelligente Sensoren zum Einsatz, die<br />

erkennen, wenn die Maschinen langsamer oder schneller werden.<br />

Das System nimmt dann automatisch Anpassungen vor, um einen<br />

reibungslosen Produktionsablauf zu gewährleisten und Engpässe zu<br />

vermeiden. Die Maschinen können sich in Zukunft selbst koordinieren,<br />

z.B. selbstständig mit fahrerlosen Transportfahrzeugen die richtigen<br />

Zutaten zum richtigen Zeitpunkt der richtigen Station zuführen.<br />

Jede Zutat lässt sich während des gesamten Ablaufs anhand eines<br />

RFID- oder Barcode-<strong>Systems</strong> nachverfolgen und somit ein vollständiger<br />

Lebenszyklus der einzelnen, der zusammengemischten<br />

sowie der verbrauchten und verarbeiteten Zutaten erstellen.<br />

Der zweite Punkt der Tagesordnung ist, einen Datenvergleich hinsichtlich<br />

der Gesamtanlageneffektivität von Maschinen, Ertrag und<br />

Energieverbrauch der drei Anlagen zu erstellen. Das Unternehmen<br />

kann dazu anhand der umfassenden Einsicht in den Prozess die Effizienz<br />

grundlegend verbessern. Da die drei Anlagen miteinander vernetzt<br />

sind, ist ein anlagenübergreifender Leistungsvergleich möglich.<br />

Darüber hinaus lassen sich Probleme in einer Anlage frühzeitig<br />

erkennen. Außerdem kann die Lieferkette optimiert werden, was<br />

höhere Erträge für die Hersteller bei niedrigeren Gesamtbetriebskosten<br />

bedeutet. Zu guter Letzt kann die Leistung für jedes einzelne<br />

11:00 Uhr: Qualitätsbeurteilung<br />

In der Qualitätsbeurteilung wird besprochen, wie<br />

sich im Rahmen eines Connected Enterprises ein<br />

Krisenszenario im Falle kontaminierter Zutaten vermeiden<br />

lässt. So entdeckt das Labor beispielsweise<br />

bei der Qualitätsprüfung vor Ort Salmonellen in einer<br />

Charge Erdnussbutter, die bereits in einigen<br />

Keksen verarbeitet wurde. Da die Tests zeitaufwendig<br />

sind und einige Ergebnisse noch ausstehen, wurden die Salmonellen<br />

zu Beginn der Produktion noch nicht erkannt. Jetzt bleibt nur<br />

eine nachträgliche Reaktion auf das Problem. In der Vergangenheit<br />

hätte dies zum Stilllegen der Anlage geführt.<br />

Heute ist die Anlage jedoch vernetzt. Vom Zeitpunkt der Anlieferung<br />

der Zutaten an lassen sich diese mithilfe von Barcodes und RFID-<br />

Transpondern während des gesamten Fertigungsprozesses verfolgen.<br />

Die Zutaten werden dann bei Ankunft in der Anlage und erneut<br />

bei der Zugabe zur Mischmaschine erfasst. Jeder Behälter verfügt<br />

über einen einzigartigen ID-Code und wird auf dem gesamten Weg<br />

bis hin zur Verpackung über die RFID-Transponder gescannt und<br />

nachverfolgt. Sobald in der Anlage also kontaminierte Erdnussbutter<br />

entdeckt wird, kann der erweiterte Lebenszyklusbericht für die Zutat<br />

abgerufen werden. Aufgrund dieses Lebenszyklusberichtes kann<br />

das Unternehmen innerhalb weniger Minuten feststellen, welche<br />

Kekspackungen betroffen sind.<br />

Sollten sich diese bereits in der Auslieferung befinden, lässt sich<br />

auch nachvollziehen, auf welchem Lieferwagen sie sich befinden.<br />

Da diese über GPS nachzuverfolgen sind, kann der Fahrer sofort benachrichtigt<br />

werden, um das kontaminierte Produkt zu stoppen.<br />

Auch der verantwortliche Zulieferer kann zeitnah über die kontaminierte<br />

Erdnussbutter informiert werden, um wiederum andere Kunden<br />

zu benachrichtigen, die ebenfalls damit beliefert wurden. Sollten<br />

einzelne Produkte dennoch in den Handel gelangt sein, können<br />

auch die Verbraucher entsprechend gewarnt werden.<br />

Bild: Rockwell Automation<br />

14:00 Uhr: Optimierungsmeeting<br />

Thema der Besprechung zur ständigen Verbesserung ist beispielsweise<br />

ein defektes Lager in der Förderanlage. Zur Erfüllung des Eilauftrages<br />

müssen die beiden Maschinen, die die Kekse formen und<br />

zum Transport in den Ofen auf einem Förderband zusammenführen,<br />

mit voller Leistung laufen. Lange vor dem Versagen des Lagers<br />

messen Sensoren am Förderband die erhöhten Schwingungen und<br />

die abweichende Drehzahl der Motoren. Die intelligenten Sensoren<br />

56 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016


INDUSTRIE 4.0<br />

ANWENDUNG<br />

Kontakt<br />

INFO<br />

Rockwell Automation GmbH<br />

Düsseldorf<br />

Tel: 0211 41553-0<br />

www.rockwellautomation.com<br />

können kleinste Veränderungen messen, die selbst einem erfahrenen<br />

Maschinenwart weder akustisch noch visuell auffallen würden.<br />

Das System erkennt frühzeitig, dass es zu einem folgenschweren<br />

Ausfall kommen könnte, sollte das Problem nicht schnellstmöglich<br />

behoben werden.<br />

Das Förderband ist mit dem Netzwerk der Anlage verbunden. Sobald<br />

das Problem erkannt wird, erfolgen drei Aktionen: Zunächst<br />

wird der Maschinenführer über das Problem informiert, indem er<br />

auf seinem Dashboard Alarmmeldungen erhält. Dieser kann dann<br />

die Maschine mithilfe des drahtlosen und netzwerkfähigen Tablets<br />

und einem Live-Videochat untersuchen. Auf diese Weise kann er<br />

dem nicht anwesenden Verfahrenstechniker das Problem schildern,<br />

sodass dieser ebenfalls unmittelbar auf die Alarmmeldung reagieren<br />

kann. Außerdem führt die Maschine eine Selbstdiagnose durch<br />

und plant die Behebung der Störung während der nächsten geplanten<br />

Stillstandszeit. Gleichzeitig sorgt sie dafür, dass die benötigten<br />

Teile vorrätig sind. Da das Lager vor dem vollständigen Ausfall ausgetauscht<br />

wird, muss die Bäckerei die Anlage nicht sofort stilllegen<br />

und erleidet keinen Produktivitätsverlust. Darüber hinaus werden<br />

ungeplante Stillstandzeiten und der damit verbundene zusätzliche<br />

Verschleiß am Rest der Ausrüstung vermieden. Als dritte Maßnahme<br />

informiert die Maschine den Maschinenbauer und leistet damit<br />

einen Beitrag zu dessen Makro-Feedback-Bericht, den er zur Verbesserung<br />

seiner Arbeits- und Wartungspläne nutzt.<br />

So werden Unternehmen effektiv<br />

Fertigungsanlagen, die umfangreiche Modernisierungsarbeiten erfordern,<br />

um die in diesem Beispiel angeführte Effizienz zu erzielen,<br />

stellen auf den ersten Blick eine große Herausforderung dar. Kein<br />

Unternehmen erreicht ein solch effizientes Produktions-Niveau in<br />

kurzer Zeit. Zudem lassen sich die Änderungen im Rahmen eines<br />

kontinuierlichen Modernisierungskonzepts in verschiedenen Stufen<br />

umsetzen. Jede Anlage kann beispielsweise in kleinem Umfang<br />

aufgerüstet werden, wenn überflüssige oder verschlissene Ausrüstungsteile<br />

ausgetauscht werden müssen. Außerdem stehen KMUs<br />

sicherlich bereits heute zahlreiche Daten in ihrem Werk zur Verfügung,<br />

die über die im Unternehmen eingesetzten Maschinen, Lieferketten<br />

und Energieressourcen erfasst werden können. Die Vernetzung<br />

von Betriebstechnik und IT, um diese Informationen zusammenfassen,<br />

zu analysieren und nutzbringend zu verwenden, sollte<br />

daher für jeden Hersteller im Vordergrund stehen, der das Connected-Enterprise-Konzept<br />

umsetzen möchte.<br />

Die Autoren:<br />

Reiner Wippermann, Rockwell Automation,<br />

und Guy Denis, Cisco <strong>Systems</strong><br />

Die regionalen Anwendermessen<br />

für Industrieautomation<br />

2017<br />

erstmals an<br />

4 Standorten!<br />

all about automation hamburg<br />

25.–26.01.2017<br />

all about automation friedrichshafen<br />

08.– 09.03.2017<br />

all about automation essen<br />

21.–22.06.2017<br />

all about automation leipzig<br />

27.–28.09.2017<br />

www.allaboutautomation.de<br />

Veranstalter: untitled K|E|M exhibitions <strong>Konstruktion</strong> gmbh <strong>Systems</strong> | fon +49 <strong>Engineering</strong> 711 21726710 01 2016 57<br />

automation@untitledexhibitions.com


ANWENDUNG<br />

MECHATRONISCHE KOMPONENTEN<br />

Bild: ABB<br />

Über eine integrierte<br />

Kommunikationsschnittstelle<br />

überträgt<br />

der Smart Sensor<br />

Daten drahtlos auf<br />

mobile Geräte. Spannend<br />

wird die Auswertung<br />

mit der speziell<br />

entwickelten Datenanalyse-Software,<br />

basierend auf der<br />

umfangreichen Erfahrung<br />

von ABB in der<br />

Motorentechnologie<br />

Internet of Things, Services and People (IoTSP): Potenziale erkennen und nutzen<br />

Daten erfassen ist nur der erste Schritt<br />

– erst die Analyse bringt den Nutzen<br />

Mit dem Smart Sensor für Niederspannungsmotoren hat ABB einen intelligenten, kostengünstigen<br />

Sensor vorgestellt, der sich auf einfache Weise am Gehäuse anbringen lässt und ohne Verdrahtung<br />

regelmäßig wichtige Motorzustandsparameter wie beispielsweise Temperatur oder Vibration erfassen<br />

kann. Damit ist die Basis für das Internet of Things, Services and People gelegt, denn wertvoll<br />

werden diese Daten erst im Zusammenspiel mit einer zielgerichteten Datenanalyse.<br />

Mehr als die Hälfte der ABB-Produkte sind bereits heute softwarebasiert,<br />

so dass das Unternehmen bei der Digitalisierung der<br />

Energietechnik und Automatisierung auf einem soliden Fundament aufbauen<br />

kann. Thematisch stellt ABB das Internet of Things, Services<br />

and People (IoTSP) in den Vordergrund, wodurch nicht zuletzt auch<br />

die Datenanalyse an Bedeutung gewinnt. Einer der Grundgedanken von<br />

Industrie 4.0 ist ja, dass alle Dinge im industriellen Umfeld miteinander<br />

vernetzt werden. Dies hat zur Folge, dass wesentlich mehr Daten generiert<br />

und potenziell zur wertsteigernden Auswertung nutzbar sein werden.<br />

Zudem gibt es bereits heute viele Daten in industriellen Betrieben,<br />

etwa in Leit-, Produktionsplanungs- oder ERP-Systemen.<br />

Aus ABB-Sicht kann es deswegen nicht der Ansatz sein, alle diese Daten<br />

planlos miteinander zu koppeln und dadurch auf eine plötzliche<br />

wertschöpfende Einsicht zu hoffen. Vielmehr verfolgt man den Ansatz,<br />

mit dem Kunden zusammen zuerst mögliche Probleme zu identifizieren,<br />

dann zu untersuchen ob zur Lösung der Probleme bereits genügend<br />

Daten vorliegen, um anschließend durch die Kopplung des Domänenwissens<br />

mit dem Analysewissen eine wertschöpfende Lösung zu<br />

entwickeln. Für diesen Ansatz gibt es bereits diverse erfolgreiche Beispiele<br />

von digitalen, datenbasierten Diensten, beispielsweise Connected<br />

Services für Roboter, den Smart Sensor, das intelligente Alarm-<br />

Management oder neue Bedienmöglichkeiten von Leitsystemen.<br />

Smart Sensor für Niederspannungsmotoren<br />

Für Niederspannungsmotoren hat ABB einen intelligenten, kosten -<br />

günstigen Sensor entwickelt, der sehr einfach ohne Verdrahtung an beliebigen<br />

vorhandenen Motoren angebracht werden kann. Der Sensor<br />

misst regelmäßig wichtige Motorzustandsparameter wie beispiels -<br />

weise Temperatur oder Vibration. Über eine integrierte Kommunika -<br />

tionsschnittstelle überträgt er die Daten drahtlos auf ein Smartphone<br />

oder Tablet, mit dem Kunden jederzeit den Zustand einzelner Motoren<br />

überprüfen können und auch benachrichtigt werden, wenn eine Ano -<br />

malität erkannt wurde. Die speziell entwickelte Datenanalyse-Software<br />

basiert auf der umfangreichen Erfahrung und dem Know-how von ABB<br />

in der Motorentechnologie. Über ein Gateway können die Daten einer<br />

großen Anzahl von Motoren gesammelt, an einen Cloud-basierten, sicheren<br />

Server übertragen und dort analysiert werden. Erstmals werden<br />

dadurch eine Fernüberwachung einer großen Anzahl von Nieder -<br />

spannungsmotoren und ein darauf basierendes Flottenmanagement<br />

möglich. Sowohl neue ABB-Motoren als auch in einer Anlage bereits installierte<br />

Motoren können – unabhängig von ihrem Alter – in die vorausschauende<br />

Instandhaltung einbezogen werden. Die Wertschöpfung für<br />

den Kunden ergibt sich aus signifikant reduzierten Motorstill -<br />

standzeiten, deutlich verlängerter Motorlebensdauer und reduziertem<br />

Energieverbrauch.<br />

58 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016


MECHATRONISCHE KOMPONENTEN<br />

ANWENDUNG<br />

Kontakt<br />

INFO<br />

ABB AG<br />

Mannheim<br />

Tel. +49 621/381-3333<br />

www.abb.de<br />

Die Mensch-Maschine-Kollaboration hat ABB mit Yumi Wirklichkeit<br />

werden lassen. Interessant ist vor allem die intuitive Art des Teachens,<br />

mit dem der Einsatz vereinfacht wird – was die Bedeutung der zugrunde -<br />

liegenden Softwarebasis verdeutlicht<br />

Connected Services für Roboter<br />

Bereits seit 2007 bietet ABB bereits Remote-Service-Lösungen und<br />

Dienstleistungen zur Ferndiagnose und zustandsbasierten Fernwartung<br />

von Robotern an. Connected Services sind eine Weiterentwicklung der<br />

Remote Services und tragen der Tatsache Rechnung, dass immer mehr<br />

„Dinge“ und „Services“ in das IoTSP-Ökosystem integriert werden.<br />

Am Roboter werden dabei Daten vorhandener Sensoren, beispielsweise<br />

Motorströme, erfasst und an einen ABB-Server übertragen. Darauf<br />

basierend können der Zustand des einzelnen Roboters von ABB-Experten<br />

analysiert und Warnungen vor zu erwartenden Fehlern, beispielsweise<br />

durch Verschleiß, generiert werden. Darüber hinaus kann der<br />

Kunde über die Webseite MyRobot einen Überblick über seine gesamte<br />

installierte Roboterflotte gewinnen und wertvolle Informationen zu den<br />

jeweils eingesetzten Robotern bis hin zu Berichten über vorbeugende<br />

Instandhaltung und durchgeführte Serviceeinsätze jederzeit und von<br />

überall abrufen. Durch diese Lösungen lassen sich die mittlere störungs-<br />

Bild: ABB<br />

freie Betriebszeit (MTBF) und die mittlere Betriebszeit bis zum Ausfall<br />

(MTTF) von Robotern und deren Komponenten verlängern. Die durchschnittlichen<br />

Reparaturzeiten sowie die durch Wartungsaktivitäten anfallenden<br />

Kosten werden dadurch signifikant reduziert. Die vorhandene Infrastruktur<br />

bietet nun die Möglichkeit, auf Basis der Flottendaten weitere<br />

wertschöpfende datenbasierte Dienste zu implementieren, beispielsweise<br />

zum Flottenmanagement, zur Verschleißvorhersage (Predictive<br />

Maintenance) oder zur Produktionsoptimierung.<br />

Interessant ist auch das intelligente Alarm-Management: Beim Betrieb<br />

von Anlagen der Prozessindustrie entsteht im Leitsystem täglich eine<br />

sehr große Zahl von Alarmen, die von dem eingesetzten lokalen Alarmmanagementsystem<br />

interpretiert und dem Anlagenfahrer präsentiert<br />

werden. Dieser erhält teilweise sehr viele Alarme auf einmal und muss<br />

innerhalb kürzester Zeit den Alarm bewerten und etwaige Gegenmaßnahmen<br />

ergreifen. Die Güte des Alarmmanagements kann dabei zwischen<br />

unterschiedlichen Anlagen desselben Betreibers variieren. Mit<br />

Hilfe eines Cloud-basierten <strong>Systems</strong> zur zentralen Aufnahme, Speicherung<br />

und Analyse einer großen Anzahl von Anlagen wurde in der ABB-<br />

Forschung ein zentrales, intelligentes Alarm-Management-System entwickelt.<br />

Aus den Daten werden KPI-Berechnungen durchgeführt, die für<br />

den Vergleich verschiedener Anlagen verwendet werden können und<br />

mit denen Best Practices zum Alarm-Management identifiziert und ausgerollt<br />

werden können. Das System ermöglicht die Darstellung in einem<br />

webbasierten Dashboard für die Analyse aller Anlagen auf einen<br />

Blick.<br />

co<br />

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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 59


ANWENDUNG<br />

MECHATRONISCHE KOMPONENTEN<br />

Bild: Schaeffler<br />

Eine Neuheit auf dem Condition-Monitoring-Markt<br />

sind die aus den Schwingungsdaten<br />

automatisch<br />

generierten Klartextmeldungen<br />

auf dem 7“ großen<br />

Display. Das Condition-<br />

Monitoring-System kann<br />

insgesamt fünf Fehlerursachen<br />

identifizieren und<br />

am Display ausgeben:<br />

Lagerschaden, Unwucht,<br />

Reibung/Kavitation (bei<br />

Kreiselpumpen), Tempe -<br />

raturanstiege sowie alle<br />

generellen Veränderungen<br />

in den Schwingungs -<br />

mustern<br />

Mit dem FAG SmartQB steht eine betriebsfertige Überwachungslösung<br />

für Elektromotoren, Pumpen und Lüfter zur Verfügung, die bei der Inbetriebnahme<br />

keinerlei spezifisches Wissen auf dem Gebiet der Schwingungs -<br />

diagnose erfordert und leicht zu installieren ist<br />

Bild: Schaeffler<br />

Plug-and-play-fertige Condition-Monitoring-Lösung mit Klartextanzeige der möglichen Fehlerursache<br />

Betriebsfertige Aggregateüberwachung<br />

Schaeffler präsentiert eine Standalone-Komplettlösung für die Zustandsüberwachung von Aggregaten.<br />

Mit dem FAG SmartQB steht der Industrie erstmals eine betriebsfertige Überwachungslösung für<br />

Elektromotoren, Pumpen und Lüfter zur Verfügung, die keinerlei spezifisches Wissen auf dem Gebiet<br />

der Schwingungsdiagnose erfordert und leicht zu installieren ist.<br />

Das FAG-SmartQB-Frühwarnsystem besteht aus der FAG-<br />

SmartQB-Sensoreinheit (einer Variante des bekannten FAG-<br />

SmartCheck), einem kubischen Gehäuse mit Touch-Panel und einem<br />

Kabel für Stromversorgung und Datenübertragung. Es wurde speziell<br />

für die Erkennung von Unregelmäßigkeiten an Elektromotoren,<br />

Pumpen, Lüftern und deren Wälzlager entwickelt und ist ab Werk<br />

fertig konfiguriert.<br />

Das Condition-Monitoring-System kann insgesamt fünf Fehlerursachen<br />

identifizieren und am Display ausgeben: Lagerschaden, Unwucht,<br />

Reibung/Kavitation (bei Kreiselpumpen), Temperaturanstiege<br />

sowie alle generellen Veränderungen in den Schwingungsmustern,<br />

die nicht eindeutig einer der zuvor genannten Fehlerursachen zuor-<br />

Kontakt<br />

Schaeffler Technologies AG & Co. KG, Schweinfurt<br />

Martin Adelhardt, Leiter Kommunikation &<br />

Marketing Industrie<br />

Tel.: +49 9721 91-3400<br />

martin.adelhardt@schaeffler.com<br />

www.schaeffler.com<br />

Detaillierte Informationen zur plug-and-playfertigen<br />

Aggregatüberwachung:<br />

t1p.de/193o<br />

INFO<br />

denbar sind und weitere Analysemaßnahmen erforderlich machen.<br />

Aufgrund dieser automatisierten Fehlerzuordnung durch den FAG<br />

SmartQB sind schwingungstechnische Kenntnisse vom Instandhaltungspersonal<br />

nicht mehr erforderlich. Wartungsmaßnahmen und<br />

gegebenenfalls die Ersatzteilbestellung können durch die Fehler -<br />

zuordnung sofort eingeleitet werden.<br />

Auch die Installation und Inbetriebnahme sind denkbar einfach. Jeder<br />

Betriebselektriker kann das System installieren und ohne<br />

schwingungstechnisches Vorwissen in Betrieb nehmen. Über das<br />

Touch-Display erhält das Personal alle relevanten Informationen, von<br />

der Montage über Handlungsempfehlungen im Fehlerfall bis hin zu<br />

den Kontaktdaten des technischen Supports. Beim ersten Start<br />

wählt der Anwender eine von 16 Sprachen aus und ersetzt gegebenenfalls<br />

die standardmäßig eingestellten Kontaktdaten des technischen<br />

Schaeffler-Supports durch eigene Angaben. Nach Auswahl<br />

der Komponente, auf die der FAG-SmartQB-Sensor befestigt ist<br />

(Motor, Pumpe oder Lüfter), der Angabe „drehzahlvariable Maschine“<br />

oder „drehzahlkonstante Maschine“ und der Eingabe des individuellen<br />

Aggregatnamens wählt der FAG SmartQB automatisch die<br />

beste Messkonfiguration aus und das System ist sofort bereit für<br />

den Lernmodus. Dieser läuft automatisch ab.<br />

An einem Gehäuse können insgesamt sechs FAG-SmartQB-Sensoren<br />

in beliebiger Aufteilung auf einzelne Aggregate betrieben werden.<br />

Weitere FAG-SmartQB-Sensoren sind ebenso einfach über das<br />

Display hinzuzufügen wie bei der Erstinstallation. Nach der Inbetriebnahme<br />

zeigt das FAG-SmartQB-System am Display relevante<br />

Informationen wie z. B. Betriebsstundenzähler, Fehlerhäufigkeit,<br />

Maximalwerte, Durchschnittswerte, Trendverläufe und den Alarmstatus<br />

von jedem einzelnen FAG-SmartQB-Sensor an.<br />

bec<br />

60 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016


MANUFACTURING EXECUTION SYSTEMS<br />

ANWENDUNG<br />

MES-Erstinvestition und Zeitbedarf für die Systemeinführung lassen sich reduzieren<br />

Produktionsintelligenz aus der Cloud<br />

Für die Anforderungen eines schnelllebigen Produktionsumfeldes hat Gefasoft mit Legato Sapient eine<br />

grundlegend neu konzipierte MES-Lösung entwickelt. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf eine<br />

Nutzung des MES als cloud-basierte Anwendung (Software as a Service – SaaS) gelegt. Damit reicht<br />

es aus, im Shop Floor lediglich ein Gateway zur Erfassung der Produktionsdaten und zur Weitergabe<br />

von Sollwerten zu installieren – die Serversysteme befinden sich in der Cloud.<br />

Legato Sapient ist ein flexibles und skalier -<br />

bares Manufacturing Execution System<br />

(MES). Das Einsatzspektrum reicht vom einfachen<br />

Störmeldesystem über klassische MDE/<br />

BDE-Lösungen bis hin zum kompletten Produktionsmanagement<br />

beziehungsweise Produktions-<br />

Monitoring. Gegenüber der etablierten MES-<br />

Software Legato wurde Legato Sapient aber völlig<br />

neu konzipiert und bietet zahlreiche innovative<br />

Merkmale. So wird beispielsweise durch die gewählte<br />

HTML5-Architektur und die konsequente<br />

Umsetzung eines Responsive Webdesigns die<br />

mobile Nutzung aller Funktionen zu einem integralen<br />

Bestandteil des MES.<br />

Die visuelle Ergonomie gewinnt durch ein flexibles<br />

Dashboard-Konzept. Jeder Anwender kann<br />

selbst über die Webapplikation seine individuellen Dashboards aus<br />

einem Set von sogenannten Boardlets konfigurieren. Boardlets sind<br />

Widgets für spezifische Funktionen wie etwa Top-X-Liste, Stückzahlverlauf,<br />

Soll-Ist-Trend usw.; mit dieser Technik werden auch klassische<br />

Leitstände mit Monitorwänden optimal unterstützt. Direkt im<br />

Dashboard können auch Datenanalysen durchgeführt werden. Es<br />

besteht darüber hinaus die Möglichkeit, Dashboards direkt als PDF-<br />

Report auszuleiten beziehungsweise zur automatischen Report -<br />

erstellung mit einem Zeitplan zu verknüpfen.<br />

Effizientes Bedienkonzept<br />

durch intelligente Maschinenortung<br />

Ergänzend bietet der Hersteller eine App für Legato Sapient an, die<br />

auf die Vorteile der Beacon-Technologie setzt und es erlaubt, bestimmte<br />

Maschinen oder Anlagenkomponenten zu orten. Auf diese<br />

Weise kann dem MES-Nutzer – abhängig von seiner jeweiligen Rolle<br />

und Aufgabe – automatisch ein kontextbezogenes User-Interface<br />

auf seinem Smartphone, Tablet oder Notebook bereitgestellt werden.<br />

Insbesondere im Industrie-4.0-Umfeld bietet die Beacon-Technik<br />

interessante Möglichkeiten – um beispielsweise den Standort<br />

von Maschinen präzise zu bestimmen, werden an diesen kleine<br />

Beacons platziert, die in festen Zeitintervallen Signale senden.<br />

Kommt ein Empfänger (etwa ein Smartphone) mit installierter Mobile<br />

App in die Reichweite des Senders, können auf Basis der empfangenen<br />

Informationen definierte Funktionen ausgelöst oder anlagenbezogene<br />

Daten bereitgestellt werden.<br />

Die von Gefasoft entwickelte App bietet drei Betriebsmodi an. In einem<br />

ersten Modus können neue Beacons angelernt werden. Nachdem<br />

diese an den jeweiligen Maschinen angebracht wurden, geht<br />

der Mitarbeiter mit dem Smart Device durch die Produktion und<br />

Per Beacon-Technik bietet die Legato Mobile App für das MES Legato<br />

Sapient die Möglichkeit, dem Anwender standortabhängig anlagenbezogene<br />

Daten und Funktionen bereitzustellen<br />

scannt die Signale. Für jedes Beacon, das erkannt wird, kann dann<br />

ein spezieller Link zu einem User-Interface beziehungsweise einem<br />

Legato-Dashboard hinterlegt werden. In einem zweiten Betriebsmodus<br />

wird der Mitarbeiter bei Erkennung einer Maschine im Nahbereich<br />

durch eine Einblendung auf die passenden Maschinendaten<br />

aufmerksam gemacht. Sofern gewünscht, kann dann auf das maschinenbezogene<br />

User-Interface gewechselt werden. Im dritten Betriebsmodus<br />

wird automatisch das jeweilige Dashboard zur Maschine<br />

eingeblendet.<br />

co<br />

Kontakt<br />

Gefasoft AG<br />

München<br />

Tel. +49 89/125565-0<br />

www.gefasoft-muenchen.de<br />

SPS IPC Drives: Halle 3A, Stand 530<br />

Details zu Legato Sapient:<br />

http://t1p.de/s7t5<br />

INFO<br />

Bild: Gefasoft<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 61


ANWENDUNG<br />

KOMMUNIKATION/SECURITY<br />

Übersicht zur<br />

CodeMeter<br />

Protection Suite<br />

Bild: Wibu <strong>Systems</strong><br />

Softwareschutz und Lizenzierung für Automatisierer und Konstrukteure<br />

Immer das passende Werkzeug zur Hand<br />

Die moderne Produktion mit Industrie 4.0 und dem Internet der Dinge funktioniert nur mit geeigneten<br />

Schutzkonzepten: sie verhindern Manipulationen und schützen das Firmen-Know-how vor Produktpiraten,<br />

Wirtschaftsspionen oder Saboteuren. Wibu-<strong>Systems</strong> in Karlsruhe hat die CodeMeter-Technologie<br />

speziell für industrielle Bedürfnisse erweitert, sie beruht auf Verschlüsselung und digitalen Signaturen.<br />

Die CodeMeter-Technologie schützt darüber hinaus auch die<br />

Software in Mikrocontrollern, Embedded-Systemen, Steuerungen<br />

und PCs in Maschinen, Anlagen und Geräten. Außerdem können<br />

Hersteller mittels Lizenzierung die Nutzung ihrer Geräte sicher<br />

und flexibel messen und abrechnen, aber auch weitere Nutzungsoptionen<br />

verkaufen und somit zusätzlichen Umsatz generieren.<br />

Um Softwareentwicklern das Studium zum Schutzexperten zu ersparen,<br />

besteht die CodeMeter-Technologie aus verschiedenen<br />

Werkzeugen, die intuitiv in kurzer Zeit erlernt werden können. Das<br />

Werkzeug CodeMeter Protection Suite funktioniert sowohl auf Servern<br />

und PCs, aber auch auf Embedded-Systemen, und bietet<br />

Schutzmaßnahmen ohne Änderung am Quellcode. Aktuelle Anti-Debugging-<br />

und Anti-Reverse-<strong>Engineering</strong>-Maßnahmen werden automatisch<br />

integriert. Alternativ können Softwareentwickler flexibel<br />

aus ihrem Quellcode Funktionen des CodeMeter-API aufrufen.<br />

AxProtectoren für die PC- und Embedded-Welt<br />

Die CodeMeter Protection Suite vereint die Verschlüsselungstools<br />

AxProtector und IxProtector für nativen Programmcode, AxProtector<br />

.Net für .Net-, AxProtector Java für Java-Anwendungen und<br />

AxProtector CmE und ExProtector für Geräte der Embedded-Welt.<br />

Hersteller haben so schnell und einfach immer das richtige Werkzeug<br />

zur Hand. Das geschützte, selbst entpackende Archiv, das von<br />

den AxProtectoren erzeugt wird, kann vom Anwender genutzt und<br />

gestartet werden, sofern eine passende Lizenz, beispielsweise die<br />

Aktivierungsdatei CmActLicense oder ein Hardware-CmDongle, auf<br />

dem Zielsystem vorhanden sind. Das Betriebssystem muss nicht<br />

angepasst werden. Anders arbeitet der ExProtector, der ein geschütztes<br />

Programm erzeugt, das vom Betriebssystem beim Laden<br />

entschlüsselt wird, wenn die passende Lizenz vorhanden ist. Dazu<br />

muss der Lademechanismus des Betriebssystems angepasst sein,<br />

wie standardmäßig bei VxWorks sowie einigen verbreiteten SPS-<br />

Steuerungssystemen. In der PC-Welt schützen verschiedene AxProtectoren<br />

native Anwendungen, die beispielsweise in C++ oder Delphi<br />

geschrieben sind, aber auch .Net- und Java-Anwendungen.<br />

Schutz von Embedded-Systemen<br />

Maschinen, Anlagen und Geräte laufen mit Hilfe von Embedded-<br />

Software, beispielsweise auf speziellen Systemen wie Linux, Windows<br />

Embedded, VxWorks, Android oder QNX. Embedded-Systeme<br />

stecken beispielsweise in Radiographie-Systemen, Messgeräten<br />

oder in Steuerungen von Maschinen. Aufgrund der immer stärkeren<br />

Vernetzung einzelner Systeme, die nicht mehr als proprietäre<br />

Insellösungen betrieben werden können, muss ein moderner<br />

Schutz Embedded-Systeme besonders vor Angriffen und Manipulationen<br />

schützen. Die CodeMeter-Technologie wurde schon in Entwicklungsumgebungen<br />

wie Codesys, B&R Automation Studio oder<br />

Studio 5000 von Rockwell Automation eingebunden.<br />

Während PCs viel Arbeitsspeicher nutzen können, steht Embedded-<br />

Systemen meist nur wenig Speicher zu Verfügung und es gibt be-<br />

62 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016


KOMMUNIKATION/SECURITY<br />

ANWENDUNG<br />

Bild: Wibu <strong>Systems</strong><br />

Verschlüsselungsoptionen für Codesys-Anwendungen<br />

Bild: Wibu <strong>Systems</strong><br />

AxProtector wurde in VxWorks integriert<br />

sondere Anforderungen an Echtzeitfähigkeit, schlanken Arbeitsspeicher<br />

und geringe Rechenleistung, das heißt die Embedded-Systeme<br />

laufen abhängig von den jeweiligen Anforderungen. Speziell für die<br />

Embedded-Welt wurde die CodeMeter Protection Suite optimiert,<br />

und Hersteller können mit AxProtector CmE und ExProtector arbeiten.<br />

Die kleinste Implementierung von CodeMeter MicroEmbedded<br />

wurde für kleine Mikrocontroller wie den XMC4000 von Infineon<br />

entwickelt. Der dazugehörige AxProtector wurde direkt in die<br />

Eclipse-basierte Entwicklungsumgebung Dave von Infineon integriert.<br />

Ganz ähnlich wurde der AxProtector in die Workbench von<br />

VxWorks integriert.<br />

Schutz tief im Betriebssystem verankert<br />

Hersteller erzeugen mit dem AxProtector CmE automatisch ein verschlüsseltes<br />

Archiv des Original-Programmcodes. Erweitert wird<br />

dies um eine Selfextraction-Funktion sowie um Lizenzparameter,<br />

mit denen die Entschlüsselung durch die CodeMeter Runtime autorisiert<br />

wird. Nach der Verschlüsselung ist das Programm nur um einige<br />

kByte größer. Beim Programmaufruf autorisiert und entpackt<br />

sich das Archiv und prüft selbständig seine Integrität. Mit Hilfe des<br />

ExProtectors wird ein Programm, eine Bibliothek oder ein Datenfile<br />

für ein Embedded-System verschlüsselt und optional tief ins Embedded-System<br />

integriert. Die verschlüsselte Datei wird nur um ein<br />

paar zusätzliche Bytes für die Entschlüsselung notwendigen Lizenzparameter<br />

sowie einen signierten Hash (Prüfsumme) im Header erweitert.<br />

Im Betriebssystem sind bereits alle kryptografischen Funktionen integriert.<br />

Zusätzlich befindet sich der Treiber für den Zugriff auf die Lizenzen<br />

im CmDongle oder die softwarebasierte CmActLicense als<br />

nativer Code direkt im Loader des Betriebssystems. Der Code-<br />

Kontakt<br />

Wibu <strong>Systems</strong> AG<br />

Kraksruhe<br />

Tel. +49 721-93172-11<br />

www.wibu.com<br />

Ein Whitepaper zum Thema Lizensierung:<br />

t1p.de/droc<br />

INFO<br />

Meter Loader wurde bereits komplett in VxWorks integriert. Durch<br />

die Möglichkeit der Modifikation des Betriebssystems ist eine Integration<br />

in Linux und Android ebenfalls möglich. Wird der Schutz tief<br />

im Betriebssystem verankert, werden sowohl die Effizienz als auch<br />

die Sicherheit erhöht. Nach Autorisierung und Entpacken überprüft<br />

der Loader die Integrität des mit dem ExProtector gesicherten Programms<br />

oder der Daten anhand des Hashes und der Signatur. In<br />

Kombination mit Secure-Boot-Prozeduren, die sich ebenfalls mit der<br />

CodeMeter-Technologie abbilden lassen, erhält der Hersteller ohne<br />

weitere zusätzliche Software ein gegen Kopieren und Manipulation<br />

geschütztes System.<br />

Das passende Werkzeug<br />

Um wirkungsvoll beliebige Software zu schützen, muss das passende<br />

Werkzeug greifen, denn es gibt eine Vielzahl an unterschiedlichen<br />

Programmiersprachen, Entwicklungsumgebungen und Betriebssystemen.<br />

Zusätzlich müssen die Anforderungen von Industrie<br />

4.0 und IoT erfüllt werden. Wibu-<strong>Systems</strong> hat dies in der Code-<br />

Meter Protection Suite berücksichtigt und bietet unterschiedliche<br />

AxProtectoren, die einfach anzuwenden sind. Fehlerfrei, schnell, effizient<br />

und in kurzer Zeit können Softwareentwickler mit komplexen<br />

kryptographischen Schutzmechanismen umgehen und diese für ihre<br />

Software einsetzen; auch in Embedded-Systemen in der modernen<br />

Produktion.<br />

Der Autor:<br />

Dipl.-Ing. Oliver Winzenried, Vorstand der Wibu-<strong>Systems</strong> AG<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 63


ANWENDUNG<br />

IT-INFRASTRUKTUR<br />

Big Data und HPC liegen gar nicht<br />

so weit auseinander – und Big Data<br />

Analytics ist eine zentrale Anwendung<br />

in Bereichen, in denen sehr<br />

viele Daten unterschiedlichen Typs<br />

in kurzer Zeit anfallen, die so<br />

schnell wie möglich ausgewertet<br />

werden müssen<br />

Bild: transtec<br />

Rechenintensive Anwendungen als wesentlicher Bestandteil der Wertschöpfungskette<br />

HPC geht in die Private Cloud<br />

Zwei neue Trends prägen derzeit den HPC-Markt: Zum einen hat sich das HPC-Anwendungsspektrum<br />

signifikant erweitert, unter anderem in Richtung Big Data. Zum anderen nutzen HPC-Anwender inzwischen<br />

zunehmend Private-Cloud-Umgebungen für ein dynamisches Deployment, also eine flexible<br />

Ressourcenbereitstellung.<br />

Beim HPC (High-Performance Computing) geht es im klassischen<br />

Sinne um rechenintensive Simulationen oder Analysen<br />

großer Datenbestände. Im industriellen oder mittelständischen Umfeld<br />

werden HPC-Systeme vor allem für die Entwicklung neuer und<br />

die Verbesserung vorhandener Produkte oder Produktkomponenten<br />

betrieben. HPC-Anwendungen sind damit ein wesentlicher Bestandteil<br />

der Wertschöpfungskette des Unternehmens.<br />

Nicht in Entwicklungsabteilungen, sondern im Controlling oder in<br />

der Unternehmensleitung finden sich hingegen die Nutzer von Big-<br />

Data-Systemen. Big Data Analytics ist eine zentrale Anwendung im<br />

Business-Intelligence- und Business-Analytics-Umfeld, also in Bereichen,<br />

in denen sehr viele Daten unterschiedlichen Typs in kurzer<br />

Zeit anfallen und diese Daten so schnell wie möglich ausgewertet<br />

werden müssen. Dazu gehören zum Beispiel die Erfassung und<br />

Der Autor: Dr. Oliver Tennert ist Director HPC<br />

Solutions bei der transtec AG in Reutlingen<br />

Analyse von Finanzdaten und Kennzahlen. Big-Data-Plattformen<br />

werden aber auch in produktionsspezifischen Bereichen eingesetzt<br />

– wie bei der Steuerung von Produktionsprozessen „just in time“<br />

oder bei der Durchführung von Analysen zur Prozessoptimierung<br />

und -automatisierung.<br />

Das Thema Big Data wird künftig kaum ein Unternehmen ignorieren<br />

können, auch kein mittelständisches. Die Datenflut wird – forciert<br />

durch neue Entwicklungen und Trends wie Industrie 4.0 oder das Internet<br />

der Dinge und Services – weiter zunehmen. Richtig aufbereitet,<br />

gefiltert, strukturiert und bewertet sind diese Daten eine wichtige<br />

Informationsquelle für jedes Unternehmen. Da es sich hier um<br />

eine vielfach unstrukturierte Datenmenge handelt, die eine hohe<br />

Rechen-Power erfordert, kommen im Bereich Big Data in der Regel<br />

leistungsstarke HPC-Systeme zum Einsatz.<br />

Selbst wenn die eingesetzten Technologien oder die jeweiligen Zielsetzungen<br />

unterschiedlich sein mögen, gibt es somit einen gemeinsamen<br />

Nenner: die erforderliche hohe Rechenleistung. Das hat auch<br />

dazu geführt, dass sich mittlerweile nahezu jeder HPC-Lösungsanbieter<br />

zusätzlich im Big-Data-Segment positioniert. Ein HPC-Spezialist<br />

wie transtec etwa kann nicht nur große HPC-Rechencluster mit<br />

mehr als einem Petaflops Rechenpower konzipieren und realisieren,<br />

sondern natürlich zum Beispiel auch einen Hadoop-Cluster für Big<br />

Data Analytics mit zehn Petabyte Speicherkapazität problemlos implementieren.<br />

64 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016


IT-INFRASTRUKTUR<br />

ANWENDUNG<br />

Kontakt<br />

INFO<br />

transtec AG<br />

Reutlingen<br />

Tel. +49 7121/2678-0<br />

www.transtec.de<br />

Weitere Infos zum HPC:<br />

http://t1p.de/6cg3<br />

Bild: transtec<br />

Private-Cloud-Umgebungen liegen im Trend<br />

Die zweite Entwicklung, die sich im HPC-Umfeld abzeichnet, betrifft<br />

die dynamische Provisionierung von Ressourcen in Private-Cloud-<br />

Szenarien. Mittelfristig wird das dynamische Deployment in mittelbis<br />

sehr großen Umgebungen genauso verbreitet sein wie heute<br />

das effiziente, allerdings statische Deployment. Dynamisches Deployment<br />

ist nichts anderes als die zugrundeliegende Provisionierungstechnologie<br />

in Cloud-Umgebungen, egal ob Private oder Public.<br />

Virtuelle Maschinen werden erst bereitgestellt, wenn sie benötigt<br />

und angefragt werden. Das heißt, die dynamische Provisionierung<br />

sorgt dafür, dass die Hardware, die eigentliche Rechnerkapazität<br />

also, immer genau für einen bestimmten Zweck konzipiert und<br />

zur Verfügung gestellt wird. Der Vorteil ist, dass beispielsweise vorbereitete,<br />

aber inaktive Windows-Server keine Hardware-Ressourcen<br />

binden, die eigentlich gerade von Linux-Compute-Nodes für Rechenjobs<br />

benötigt werden. In derartigen Umgebungen ist es zudem<br />

üblich, dass Benutzer und Benutzergruppen sich die benötigten Systeme<br />

über entsprechende Portale selbst konfigurieren und ausrollen<br />

lassen können, ohne beispielsweise auf eine Bereitstellung durch<br />

die IT-Administration warten zu müssen.<br />

OpenStack ist das Maß aller Dinge<br />

Ein Trend geht also auch im HPC-Umfeld in Richtung Private Cloud.<br />

Maßgeblich dazu beigetragen hat die Entwicklung der OpenStack-<br />

Software, die sich inzwischen als das Cloud-Betriebssystem<br />

schlechthin herauskristallisiert hat. Ursprüngliche Vorbehalte hinsichtlich<br />

mangelnder Nutzungsreife oder hoher Komplexität sind<br />

nicht mehr zutreffend. In der Tat wurde über OpenStack schon gesprochen,<br />

als es noch keine Business-Relevanz für Lösungsanbieter<br />

hatte. Das betrifft aber fast alle Innovationen – gleichgültig, ob sie<br />

hardware- oder softwarebezogen sind. Die zunehmende Open -<br />

Stack-Nutzung ist auch darauf zurückzuführen, dass die Architektur<br />

als herstellerübergreifende Lösung von vielen großen IT-Unternehmen<br />

unterstützt wird, etwa von AMD, Citrix, Dell, HP, IBM, Intel,<br />

Red Hat, SUSE oder VMware.<br />

Hinsichtlich einer vermeintlichen Komplexität von OpenStack ist anzumerken,<br />

dass es inzwischen qualitativ hochwertige Distributionen<br />

gibt, die auch Support anbieten. Bright Computing etwa bietet hier<br />

mit Bright OpenStack eine voll integrierte Lösung inklusive Bare<br />

Metal Deployment an. Aber auch führende Anbieter im OpenStack-<br />

Bereich wie Red Hat verfügen über entsprechende Deployment-<br />

Frameworks. Und transtec selbst konzipiert, installiert und betreut<br />

auf Basis dieser Distributionen für seine in der Regel mittelständischen<br />

Kunden individuell entsprechend den jeweiligen Anforderungen<br />

optimierte OpenStack-Umgebungen gemäß dem Motto „Ease<br />

of use, ease of management“.<br />

Ein Beispiel für den Zusammenhang von HPC und Cloud ist das Remote 3D<br />

Processing<br />

Die Frage ist aber natürlich erlaubt: Passen HPC und Cloud überhaupt<br />

zusammen? In der Vergangenheit wurden HPC und Cloud tatsächlich<br />

als inkompatible Lösungen betrachtet. Das hat sich allerdings<br />

geändert. Es gibt viele Bereiche, in denen ein klarer Trend zur<br />

HPC-Cloud zu erkennen ist, da die Vorteile eines solchen Ansatzes<br />

extrem weitreichend sind: vom reduzierten Ressourceneinsatz über<br />

die schnellere Skalierbarkeit bis zum verringerten Administrationsaufwand.<br />

Die Entwicklung geht auch deshalb in Richtung Cloud,<br />

weil immer mehr – auch lastintensive – HPC-Applikationen für eine<br />

Cloud-Nutzung zur Verfügung stehen. Ein Beispiel hierfür ist das Remote<br />

3D Processing. transtec etwa arbeitet in diesem Bereich mit<br />

dem Grid- und Cloud-Lösungsanbieter Nice zusammen. Das Unternehmen<br />

stellt eine Lösung zur Remote-Visualisierung bereit, die unter<br />

anderem ein User-Portal, On-Demand-Allokation von 3D-Remote-Sessions<br />

und je nach Konfiguration auch HPC-Ressourcen sowie<br />

ein effizientes Management von Lizenzen und interaktiven Sessions<br />

bietet. Die HPC-Nutzung in der Private-Cloud – auch im Big-Data-<br />

Umfeld – bietet sich damit für alle Unternehmen an, die eine möglichst<br />

flexible, aber effektive Auslastung ihrer Hardware-Kapazitäten<br />

realisieren wollen. Kurzfristig werden sich dafür vorwiegend Anwender<br />

entscheiden, die fortschrittlichen Konzepten und Technologien<br />

aufgeschlossen gegenüberstehen. Mittelfristig aber wird diese Art<br />

der Ressourcenbereitstellung Mainstream-Charakter annehmen. co<br />

HPC Compass<br />

Aktuelle Informationen zu den<br />

Themen HPC und Big Data gibt<br />

es auch im „Technology Compass<br />

2016/17“ von transtec,<br />

der zum Abruf zur Verfügung<br />

steht unter:<br />

http://t1p.de/q7cb<br />

PLUS<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 65


INSERENTENVERZEICHNIS<br />

IMPRESSUM<br />

Bild: Eplan<br />

EPLAN Software & Service<br />

GmbH & Co. KG,<br />

Monheim ............................... 8-9<br />

IBH softec Gesellschaft für<br />

Automatisierungstechnik mbH,<br />

Beerfelden .............................. 13<br />

National Instruments<br />

Germany GmbH, München ....... 3<br />

Cartoon: Erik Liebermann<br />

Zum Schluss...<br />

K.A. Schmersal GmbH & Co. KG,<br />

Wuppertal ................................. 5<br />

untitled exhibitions GmbH,<br />

Stuttgart .................................. 57<br />

WSCAD electronic GmbH,<br />

Bergkirchen ............................. 11<br />

Software ist (k)ein Hexenwerk...<br />

Vorschau auf Ausgabe 01/2017<br />

Eine Kommunikationsplattform für die Mechatronik<br />

Zur Hannover Messe stellten Eplan und<br />

Cideon den ‚Syngineer‘ als innovative<br />

Kommunikations- und Informationsplattform<br />

für ein mechatronisches <strong>Engineering</strong><br />

vor. MCAD-, ECAD- und SPS-Software sind<br />

dabei über die mechatronische Struktur<br />

direkt miteinander verbunden, was die<br />

Synchronisation der Disziplinen erleichtert<br />

und dadurch die <strong>Konstruktion</strong>s- und Entwicklungsprozesse<br />

beschleunigt. Zum<br />

Stand der Plattform sprechen wir mit<br />

Maximilian Brandl, dem Vorsitzenden der<br />

Geschäftsführung von Eplan und Cideon.<br />

ISSN 1612–7226<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Verlag:<br />

Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Ernst-Mey-Straße 8,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

Redaktion:<br />

Chefredakteur:<br />

Dipl.-Ing. Michael Corban (co), Phone + 49 711 7594–417<br />

Stellvertretender Chefredakteur:<br />

Johannes Gillar (jg), Phone + 49 711 7594–431<br />

Redakteure:<br />

Dr.-Ing. Ralf Beck (bec), Phone +49 711 7594–424;<br />

Dipl.-Ing. Andreas Gees (ge), Phone +49 711 7594–293;<br />

Irene Knap B.A. (ik), Phone +49 711 7594–446;<br />

Jens-Peter Knauer (jpk), Phone +49 711 7594–407;<br />

Bettina Tomppert (bt), Phone +49 711 7594–286<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Gabriele Rüdenauer,<br />

Phone +49 711 7594–257<br />

E-Mail: kem.redaktion@konradin.de<br />

Layout:<br />

Matthias Rösiger, Phone +49 711 7594–273<br />

Redaktionelle Mitarbeit:<br />

Dipl.-Ing. Jürgen Goroncy<br />

Gesamtanzeigenleiter:<br />

Andreas Hugel, Phone +49 711 7594–472<br />

Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 52 vom 1.10.2016<br />

Auftragsmanagement:<br />

Josephine Linseisen, Phone +49 711 7594–315<br />

Leserservice:<br />

Ute Krämer,<br />

Phone +49 711 7594–5850<br />

Fax +49 711 7594–15850<br />

E-Mail: ute.kraemer@konradin.de<br />

<strong>KEM</strong> erscheint monatlich und wird kostenlos nur an<br />

qualifizierte Empfänger geliefert.<br />

Bezugspreise: Inland 85,20 €inkl. Versandkosten und<br />

MwSt.; Ausland: 85,80 €inkl. Versandkosten.<br />

Einzelverkaufspreis: 7,20 € inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten.<br />

Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier<br />

Wochen zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt<br />

werden. Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist<br />

von jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />

Auslandsvertretungen:<br />

Großbritannien: Jens Smith Partner ship, The Court, Long<br />

Sutton, GB-Hook, Hampshire RG29 1TA, Phone 01256<br />

862589, Fax 01256 862182, E-Mail: media@jens.demon.co.uk<br />

Schweiz: IFF media ag, Frank Stoll, Technoparkstr.3,<br />

CH-8406 Winterthur, Phone +41 52 633 08 88,<br />

Fax +41 52 633 08 99, E-Mail: f.stoll@iff-media.ch USA:<br />

TD.A. Fox Advertising Sales, Inc., Detlef Fox, 5 Penn<br />

Plaza, 19th Floor, New York, NY 10001, Phone +1 212<br />

8963881, Fax +1 212 6293988, detleffox@comcast.net<br />

Bank: Baden-Württembergische Bank, 2 623 887 (BLZ<br />

600 501 01) BIC: SOLADEST, IBAN: DE28 6005 0101<br />

0002 6238 87;<br />

Postbank Stuttgart, Konto 44 689–706, BLZ 600 100 70;<br />

Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors,<br />

nicht unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt<br />

eingesandte Manuskripte keine Gewähr. Alle in <strong>KEM</strong><br />

erscheinenden Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Alle Rechte, auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen<br />

gleich welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung<br />

des Verlages.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />

Druck: Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen.<br />

Printed in Germany.<br />

© 2016 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01/2017 erscheint am 1. März 2017<br />

EDA<br />

66 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016


Qualitätssicherung<br />

bei Medizinprodukten<br />

Einladung zum<br />

Forum für Qualitätssicherung<br />

Wer Medizinprodukte fertigt, hat den<br />

Gedanken an die Qualitätssicherung von<br />

Beginn der Entwicklung an im Blick. Dass<br />

Qualität und Sicherheit in der Branche<br />

sogar einen noch höheren Stellenwert<br />

bekommen sollen, zeigen die Überlegungen<br />

zur neuen europäischen Medizinprodukteverordnung<br />

und zu UDI. Gleichzeitig<br />

wird es in der Fertigung komplexer,<br />

spätestens, wenn individuelle Produkte<br />

hergestellt werden sollen.<br />

Um weiterhin Qualität zu bieten, sind<br />

effiziente technische Lösungen sowie<br />

unterstützende Software gefragt.<br />

Welche neuen Möglichkeiten sich für<br />

die Qualitätssicherung bieten, zeigt das<br />

gemeinsame Forum der in diesen beiden<br />

Märkten etablierten Fachzeitschriften<br />

QUALITY ENGINEERING und<br />

medizin&technik.<br />

07. Dezember 2016<br />

Mövenpick Hotel Stuttgart<br />

Airport & Messe<br />

Die Teilnahmegebühr beträgt 109,– € zzgl. MwSt.<br />

Detaillierte Infos und das<br />

Anmeldeformular finden Sie unter<br />

www.medtech-meets-quality.de/<br />

Fragen? – Ihr Kontakt<br />

Beate Günther-Hühn<br />

Phone +49 711 7594-545<br />

beate.guenther-huehn@konradin.de<br />

Unsere Partner (Stand 10.05.2016):<br />

JETZT ANMELDEN: www.medtech-meets-quality.de/anmeldung/<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 67


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68 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016<br />

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