KEM Konstruktion Systems Engineering 01.2016
Themenschwerpunkte: Methoden, Tools sowie Anwendungen; Köpfe der Innovationen: Dr. Bruno Lindl, Geschäftsführer Forschung und Entwicklung, ebm-papst, und Frank Treppe, Direktor Unternehmensstrategie und Internationales der Fraunhofer-Gesellschaft
Themenschwerpunkte: Methoden, Tools sowie Anwendungen; Köpfe der Innovationen: Dr. Bruno Lindl, Geschäftsführer Forschung und Entwicklung, ebm-papst, und Frank Treppe, Direktor Unternehmensstrategie und Internationales der Fraunhofer-Gesellschaft
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Das<br />
<strong>Engineering</strong><br />
Magazin<br />
01 2016<br />
www.kem.de<br />
Sonderausgabe <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
Titelstory Seite 32<br />
Produktdifferenzierung über<br />
Softwarefeatures<br />
Zur künftigen<br />
Rolle von PLM<br />
Tools<br />
Seite 39<br />
Modellbasierter<br />
Entwurf im Fokus<br />
Systementwicklung<br />
Seite 44<br />
Digitalisierung<br />
made in USA<br />
Anwendung<br />
Seite 50<br />
Im Gespräch | Europas Forschungsraum ist sehr fraktal<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 1<br />
Frank Treppe, Fraunhofer-Direktor für Strategie und Internationales – Seite 14
SAVE<br />
THE<br />
DATE<br />
In Kooperation mit:<br />
Termin:<br />
20.10.2016<br />
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Waiblingen bei Stuttgart<br />
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2 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016<br />
Ihr Kontakt:<br />
Andreas Hugel<br />
Phone +49 711 7594-472<br />
andreas.hugel@konradin.de
EDITORIAL<br />
Wirklich Evolution<br />
oder doch eher Disruption?<br />
Folgt man den Diskussionen zum Thema Industrie 4.0, wirkt die Aussage, dass es sich<br />
doch eher um eine evolutionäre denn eine revolutionäre Entwicklung handele, gelegentlich<br />
beschwichtigend. Ist das Geschäftsmodell von Amazon für den Einzelhandel evolutionär?<br />
Evolution vielleicht, aber leer stehende Geschäfte insbesondere in der Fläche zeigen,<br />
dass der Onlinehändler die Branche sehr grundlegend verändert hat.<br />
Die jederzeitige Verfügbarkeit von Daten in weit größerem Umfang als je zuvor wird<br />
oft als ein Kennzeichen von Industrie 4.0 genannt. Daten entstehen dabei nicht nur während<br />
der Produktentwicklung, sondern vor allem im späteren Einsatz der Produkte.<br />
Product Lifecycle Management (PLM) müsste eigentlich prädestiniert sein, diese Datenströme<br />
zu verwalten – oder landen sie am Ende doch eher in Cloud-Umgebungen<br />
von wiederum Amazon oder Microsoft? Und was passiert dort mit ihnen? Das Ziel von<br />
PLM, die Daten eines Industrieproduktes beim Hersteller über seinen gesamten Lebenszyklus<br />
zentral, aktuell und eindeutig zu managen, sei über die Jahre eher immer<br />
weiter in die Ferne gerückt, meint Analyst Ulrich Sendler (siehe S. 39). Er will deshalb<br />
PLM-Angebote daraufhin unter die Lupe nehmen – die Ergebnisse werden wir hier<br />
veröffentlichen. Auch über Ihre Meinung zu diesem Thema freuen wir uns.<br />
Eine weitere interessante Frage zu der Industrie-4.0-Thematik ist, welche Bedeutung<br />
das Thema global hat. Welche Rolle spielt künftig unser Produktions-Know-how? Was<br />
passiert, wenn zukünftig Fertigungskapazitäten über eine große Internetplattform angeboten<br />
werden? Wer „kauft“ dann Maschinen? Und welche Absichten verfolgen die<br />
Chinesen mit dem Kauf von Kuka? Auch der Blick nach Amerika offenbart eine wesentlich<br />
breitere Diskussion rund um das „Internet of Things“ (IoT), zumal sich dort eine weitere<br />
Besonderheit zeigt: Nur GE als eines der fünf Gründungsmitglieder des Industrial<br />
Internet Consortiums (IIC) ist ein Produktionsunternehmen; Cisco, AT&T, Intel und IBM<br />
dagegen sind ITler. Ein Blick über den Atlantik lohnt sich also (ab S. 50).<br />
Übrigens: Sie halten die <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> in Händen – hervorgegangen<br />
aus der develop 3 systems engineering. Das Konzept bleibt dasselbe,<br />
aber über die Integration in die Famile der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> wollen wir künftig noch intensiver<br />
die Diskussion zu aktuellen Fragestellungen der Produktentwicklung unterstützen.<br />
Ihre Meinung ist auch hier gefragt – schicken Sie uns doch Ihre Sicht der Dinge!<br />
Dipl.-Ing. Michael Corban<br />
Chefredakteur<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
michael.corban@konradin.de
Inhalt 01 2016<br />
69. Jahrgang<br />
TITELSTORY<br />
Angebotsvielfalt rauf,<br />
Kosten runter!<br />
Die Produktdifferenzierung allein über Softwarefeatures<br />
macht es möglich, gleichzeitig die Angebotsvielfalt zu<br />
steigern und die Produktionskosten zu senken. Zudem<br />
können diese Features für Geräte, Maschinen und Anlagen<br />
erst beim Kunden freigeschalten werden.<br />
Bild: ESI ITI<br />
Diskussionsanstoß: PLM und die Zukunft<br />
der digitalisierten Industrie – wird PLM<br />
in der Industrie 4.0 unwichtig oder<br />
zentrale Datendrehscheibe?<br />
Simulation im modellbasierten Entwurf muss insbesondere die<br />
Wechselwirkung der einzelnen Teilnehmer des <strong>Systems</strong> berück -<br />
sichtigen – auch in heterogenen Systemen, die durch mehrere<br />
physikalische Gesetzmäßigkeiten beeinflusst werden.<br />
Bild: everythingpossible/Fotolia.com<br />
Bild: Maksim Pasko/Fotolia.com<br />
39<br />
44<br />
50<br />
Industrie 4.0 ist in Deutschland ein großes Thema, doch<br />
wie beurteilen Unternehmen anderer Industrienationen<br />
das Thema und was tun sie vor dem Hintergrund der<br />
industriellen Zeitenwende?Wir werfen einen Blick über<br />
den Atlantik in die USA.<br />
Menschen und Unternehmen<br />
Meldungen<br />
Neue Maschinensprache für Industrie 4.0 von Bosch ...................... 6<br />
VDW: Standard für die automatisierte Fertigung von Werkstücken . 6<br />
Die Cybersecurity gewinnt an Bedeutung ........................................... 7<br />
Lösungen für die Fabrik der Zukunft ................................................ 8<br />
Die Plattform Industrie 4.0 und das IIC<br />
treiben gemeinsam die digitale Transformation voran .................... 10<br />
Veranstaltungen/Publikationen<br />
Studie zum Internet der Dinge ....................................................... 13<br />
Köpfe der Innovationen<br />
Dr. Bruno Lindl,<br />
Geschäftsführer Forschung und Entwicklung, ebm-papst .............. 14<br />
Frank Treppe, Direktor Unternehmensstrategie<br />
und Internationales der Fraunhofer-Gesellschaft ............................ 18<br />
Rubriken: <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> im Fokus<br />
Aus dem MES D.A.CH Verband: Neuer Vorstand gewählt ............. 12<br />
Aus der GfSE: TdSE 2016 bei Schaeffler in Herzogenaurach .......... 21<br />
Aus der Fachgruppe SE: Integrative Konzeptionierungen .............. 24<br />
Methoden<br />
SE-Glossar<br />
Teil 7: Agile Systementwicklung<br />
<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> im Fokus agiler Methoden .......................... 26<br />
Systementwicklung<br />
Selbstoptimierende Funktionen simulieren ................................... 28<br />
Titelstory<br />
Produktdifferenzierung über Softwarefeatures<br />
Angebotsvielfalt rauf, Kosten runter! ............................................. 32<br />
Tools<br />
PLM/ALM/Datenmanagement<br />
Investitionssicherheit durch Lifecycle-Management ...................... 36<br />
PLM und die Zukunft der digitalisierten Industrie .......................... 39<br />
Industrie 4.0 für die Fertigung ........................................................ 42<br />
Systementwicklung/Simulation<br />
Interview: Simulation mit dem Ohr an der Industrie ...................... 44<br />
4 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016
32<br />
Bild: ufotopixl10/Fotolia.com/Konradin Mediengruppe<br />
Anwendungen<br />
Industrie 4.0<br />
Neue und bestehende Anlagen verbinden offene Standards ........ 48<br />
Blick über den Atlantik:<br />
Amerikaner treiben die industrielle Digitalisierung voran ............... 50<br />
Connected Enterprise als flexible Industrie-4.0-Lösung ................. 54<br />
Mechatronische Komponenten<br />
Daten erfassen ist nur der<br />
erste Schritt – erst die Analyse bringt den Nutzen ......................... 58<br />
Betriebsfertige Aggregateüberwachung ........................................ 60<br />
Manufacturing Execution <strong>Systems</strong><br />
Produktions-Intelligenz aus der Cloud ............................................ 61<br />
Kommunikation/Security<br />
Softwareschutz und<br />
Lizenzierung für Automatisierer und Konstrukteure ....................... 62<br />
IT-Infrastruktur<br />
HPC geht in die Private Cloud ........................................................ 64<br />
Rubriken<br />
Editorial ............................................................................ 3<br />
Wir berichten über ............................................................. 7<br />
Cartoon .......................................................................... 66<br />
Vorschau ........................................................................ 66<br />
Inserentenverzeichnis ........................................................ 66<br />
Impressum ...................................................................... 66<br />
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Konzeption, Planung und<br />
SPS-Programmierung<br />
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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 5<br />
www.tecnicum.com
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
MELDUNGEN<br />
Bild: Bosch<br />
Bosch: Maschinensprache für Industrie 4.0<br />
Große und mittelständische<br />
Unternehmen profitieren<br />
Eine der wichtigsten Einstiegshürden für kleinere und mittlere Unternehmen in<br />
die vernetzte Industrie soll nun abgebaut werden. Bosch hat die Initiative ergriffen<br />
und stellt einen selbstentwickelten, offenen Industriestandard zum Austausch<br />
von Daten in der vernetzten Industrie vor.<br />
Eine gemeinsame Sprache für Maschinen und Anlagen – der Bosch-Konzern hat einen offenen<br />
Standard für das IoT und Industrie 4.0 initiiert<br />
Damit ist das Zusammenspiel unterschiedlicher<br />
Partner im IoT (Internet of Things, Internet<br />
der Dinge) und in der Industrie 4.0 möglich:<br />
Mit dem sogenannten PPM-Protokoll<br />
(PPMP, Production Performance Management<br />
Protocol) von Bosch können zum Beispiel<br />
kleine und mittelständische Unternehmen<br />
Daten ihrer an Hersteller gelieferten<br />
Sensoren schnell, einfach und sicher an die<br />
Produktionssysteme großer Firmen übertragen.<br />
Das Protokoll ist frei verfügbar und kostenlos.<br />
„Offene Standards sind eine der<br />
Grundvoraussetzungen, um Chancen der<br />
Industrie 4.0 nutzen zu können. Damit kann<br />
sich jeder am Austausch von Daten beteiligen.<br />
Das erhöht die Interoperabilität, ermöglicht<br />
neue Geschäftsmodelle und steigert die<br />
Wettbewerbsfähigkeit aller beteiligten Unternehmen“,<br />
sagt dazu Bosch-Chef Dr. Volkmar<br />
Denner. „Auf diese Weise setzt sich Industrie<br />
4.0 schneller und breiter durch.“ Weiterentwickelt<br />
wird das PPM-Protokoll in der Open-<br />
Source-Community Eclipse. In die Weiterentwicklung<br />
werden auch die ersten praktischen<br />
Erfahrungen einfließen. Der gemeinsame<br />
Standard wird außerdem in einem Innovationsprojekt<br />
– einem sogenannten Testbed –<br />
unter dem Dach des internationalen Industrial<br />
Internet Consortium (IIC) und der Plattform<br />
Industrie 4.0 zum Einsatz kommen. ik<br />
www.bosch.com<br />
VDW: Standard für die automatisierte Fertigung von Werkstücken<br />
Umfassende und doch flexibele Schnittstellendefinition<br />
Industrie 4.0 ist in aller Munde, aber an der<br />
praktischen Umsetzung hapert es noch. Das<br />
liegt unter anderem auch an fehlenden Standards<br />
für die Verbindung der digitalen Maschinen<br />
untereinander. Das will der VDW<br />
(Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken)<br />
in Frankfurt am Main nun ändern. Er hat<br />
einen umfassenden und doch flexibel anwendbaren<br />
Standard formuliert, mit dem Roboter<br />
oder andere Werkstück-Trägersysteme<br />
einfacher in ein Fertigungssystem integriert<br />
werden können. Dieser Standard soll in den<br />
kommenden Wochen auch dem zuständigen<br />
technischen Komitee der Internationalen Organisation<br />
für Standardisierung ISO vorgelegt<br />
werden. „Damit leiten wir eine erste<br />
weltweit gültige Norm für Schnittstellen in<br />
automatisierten Fertigungssystemen in die<br />
Wege“, freut sich Dr. Hartmuth Müller, Vorsitzender<br />
der VDW- Arbeitsgruppe Schnittstelle<br />
Werkzeugmaschine – Automation, die den<br />
Standard erarbeitet hat. Um eine einfache<br />
Dr. Hartmuth Müller, Vorsitzender der<br />
VDW- Arbeitsgruppe Schnittstelle<br />
Werkzeugmaschine – Automation<br />
Bild: Klingelnberg<br />
Anwendbarkeit zu garantieren, haben die Experten<br />
vom VDW den Standard in einer<br />
Excel-Datei beschrieben, mit der die Signale<br />
zu den verschiedenen Stufen und Optionen<br />
leicht gefiltert werden können.<br />
ik<br />
www.vdw.de<br />
Unity: Lizenzierter Trainingsanbieter<br />
Geballte Kompetenz<br />
für <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
Die Managementberatung Unity wurde von<br />
der Gesellschaft für <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
(GfSE) als Partner für die SE-Zertifizierung lizenziert.<br />
Damit ist das Unternehmen einer<br />
von drei Trainingsanbietern in Deutschland für<br />
das berufsbegleitende Weiterbildungsprogramm<br />
SE-Zert. Mit diesem Schritt setzt<br />
Unity neben der Einführung und Etablierung<br />
von <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> bei seinen Kunden<br />
nun auch auf eine nachhaltige Befähigung<br />
der Mitarbeiter. „Der Bedarf an <strong>Systems</strong>-<br />
<strong>Engineering</strong>-Know-how steigt branchenübergreifend“,<br />
erklärt Dr.-Ing. Daniel Steffen, Partner,<br />
SE-Experte und Trainer bei Unity: „Grund<br />
dafür sind die Innovationstreiber Intelligenz<br />
und Vernetzung. Derzeit entstehen Produktund<br />
Service-Kombinationen, die vor wenigen<br />
Jahren undenkbar waren. Ihre zunehmende<br />
Komplexität erfordert jedoch mehr denn je<br />
Systemverständnis.“<br />
ik<br />
www.unity.de<br />
6 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016
MELDUNGEN<br />
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
Bild: Deutsche Messe<br />
Hannover Messe 2017: Werte schaffen<br />
Die Gewinn bringende Seite von Industrie 4.0<br />
Das Leitthema der<br />
Hannover Messe 2017<br />
steht ganz im Zeichen<br />
der Digitalisierung<br />
und lautet Integrated<br />
Industry – Creating<br />
Value<br />
TÜV SÜD baut eigene Business Unt auf<br />
Die Cybersecurity<br />
gewinnt an Bedeutung<br />
Mit Leistungen und Lösungen unterstützt die<br />
TÜV SÜD Management Service Division Unternehmen<br />
dabei, die Chancen der digitalen<br />
Transformation zu nutzen und die Risiken der<br />
zunehmenden Vernetzung zu minimieren. Im<br />
Zuge dieser Strategie bekommt der Bereich<br />
Cybersecurity bei der TÜV SÜD Management<br />
Service Division eine deutlich größere Bedeutung,<br />
weshalb nun eine eigene Business<br />
Unit geschaffen wurde. IKT-Sicherheitsdienstleistungen<br />
und maßgeschneiderte Services<br />
basierend auf Ausbildung, Zertifizie-<br />
Integrated Industry – Creating Value, so lautet<br />
das Leitthema der Hannover Messe 2017.<br />
„Damit die Digitalisierung von Produktion<br />
und Energie flächendeckend voranschreitet,<br />
muss die Industrie die Nutzenargumentation<br />
noch deutlicher führen als bisher“, sagt<br />
Dr. Jochen Köckler, Vorstand der Deutschen<br />
Messe AG: „Die Unternehmen aus Industrie<br />
und Energie müssen erkennen, welche direkten<br />
und langfristigen Vorteile sie aus der Digitalisierung<br />
ziehen können. Dabei entsteht die<br />
zusätzliche Wertschöpfung nicht nur an der<br />
Maschine in der Produktion. Neue Geschäfts-<br />
modelle und Effekte für den einzelnen Mit -<br />
arbeiter werden zum zusätzlichen Treiber für<br />
den Unternehmenserfolg.“ Großkonzerne,<br />
aber besonders auch kleine Unternehmen<br />
sind heute mit einer Vielzahl von technologischen<br />
Möglichkeiten konfrontiert, deren Auswirkungen<br />
sie oft nur schwer einschätzen<br />
können. Hier setzt die Hannover Messe an,<br />
indem sie Wege aufzeigt, wie Unternehmen,<br />
auch mit begrenzten Ressourcen die Potenziale<br />
der Digitalisierung erkennen und für sich<br />
nutzen können.<br />
ik<br />
www.hannovermesse.de<br />
Mirko Panev, Leiter der neugegründeten<br />
Business Unit<br />
Bild: TÜV SÜD<br />
Wir berichten über<br />
ABB ................................. 9, 58<br />
Accenture ............................ 39<br />
ARAS ................................... 39<br />
AT&T .................................... 39<br />
Autodesk ............................. 39<br />
Bitkom ................................. 39<br />
Bosch ............................... 6, 39<br />
Bosch Rexroth ..................... 48<br />
CIIT ........................................ 8<br />
Contact Software ................. 39<br />
Continental Teves ................. 12<br />
Dassault Systèmes ........ 25, 39<br />
Deutsche Messe ................... 7<br />
DFKI ............................... 11, 53<br />
EARTO ................................. 14<br />
ebm-papst ............................ 18<br />
Elabo .................................... 42<br />
ESI ITI .................................. 44<br />
euromicron .......................... 42<br />
Fraunhofer IEM .................... 25<br />
Gefasoft ............................... 61<br />
Gemalto ............................... 32<br />
GfSE ........................ 21, 25, 27<br />
IBM ...................................... 39<br />
IIC ........................................ 10<br />
it‘s OWL ........................ 24, 30<br />
Karl E. Brinkmann ................ 24<br />
Kaspersky Lab ....................... 8<br />
KEB ........................................ 8<br />
MES D.A.CH Verband .......... 12<br />
Microsoft ............................. 39<br />
MSF-Vathauer<br />
Antriebstechnik .................... 30<br />
Oracle .................................. 39<br />
OWL Maschinenbau ............ 25<br />
OWL ViProSim ..................... 25<br />
Phoenix Contact .................. 36<br />
Picavi .................................... 10<br />
Plattform Industrie 4.0 ......... 10<br />
Procad .................................. 39<br />
ProSTEP iViP ........................ 39<br />
PTC ...................................... 39<br />
Rockwell Automation ..... 53, 54<br />
SAP ...................................... 39<br />
Schaeffler ....................... 21, 60<br />
Schneider Electric .......... 13, 53<br />
Siemens ........................ 39, 53<br />
thyssenkrupp ....................... 10<br />
tmp ........................................ 9<br />
transtec ............................... 64<br />
TÜV SÜD ............................... 7<br />
Unity ...................................... 6<br />
VDI ....................................... 13<br />
VDMA .................................. 39<br />
VDW .................................. 4, 6<br />
Wibu .................................... 62<br />
Wieland-Werke .................... 12<br />
ZVEI ..................................... 36<br />
rung und Managed Services sind integraler<br />
und zunehmend wichtiger Bestandteil des<br />
TÜV SÜD-Geschäftsportfolios. Um der aktuellen<br />
und zukünftigen Nachfrage nach IKT-Sicherheitsdienstleistungen<br />
gerecht zu werden,<br />
hat die TÜV SÜD Management Service<br />
Division den neuen Geschäftsbereich Cybersecurity<br />
aufgebaut. Denn die IKT-Sicherheit<br />
steht heute in Behörden und modernen Unternehmen<br />
auf einer Ebene mit Qualitätsmanagement<br />
und Risikomanagementsystemen.<br />
Die Leitung der Business Unit übernimmt<br />
seit 1. Juni 2016 Mirko Panev. Mit über<br />
20 Jahren Berufserfahrung in der Informations-<br />
und Kommunikationstechnologie<br />
Sicherheitsgeschäft, im Bereich Informationssicherheits-Managementsysteme<br />
und im<br />
strategischen Management, ist er in seiner<br />
neuen Rolle für die strategische Weiterentwicklung<br />
des globalen Cybersecurity-Geschäfts<br />
der TÜV SÜD Management Service<br />
verantwortlich. Mirko Panev berichtet direkt<br />
an Prof. Dr. Peter Schaff, Leiter der TÜV SÜD<br />
Management Service Division.<br />
ge<br />
www.tuev-sued.de/tms<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 7
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
MELDUNGEN<br />
CIIT: Strategische Partnerschaft mit KEB<br />
Lösungen für die Fabrik der Zukunft<br />
Lemgo ist in den letzten Jahren zu einem<br />
wichtigen strategischen Wirtschafts- und Forschungsstandort<br />
im Bereich der Automatisierung<br />
und der IT geworden. Von dieser Entwicklung<br />
können besonders auch mittelständische<br />
Unternehmen profitieren, weshalb sich<br />
nun auch die Firma Karl E. Brinkmann GmbH<br />
(KEB) als neuer strategischer Partner im Lemgoer<br />
Forschungs- und Entwicklungszentrum<br />
Centrum Industrial IT (CIIT) engagiert. Der<br />
weltweit agierende Spezialist für Antriebsund<br />
Steuerungstechnik verspricht sich von der<br />
Partnerschaft, Lösungen für die Fabrik der Zukunft<br />
gemeinsam mit den Entwicklern und<br />
Forschern der CIIT-Partner zu entwickeln. „Das<br />
innovative Forschungsumfeld um den CIIT-<br />
Technologiecampus leistet einen signifikanten<br />
Beitrag zur Digitalisierung der Industrie“, erklärt<br />
Wolfgang Wiele, Geschäftsführer bei KEB. ik<br />
www.ciit-owl.de<br />
Nicht nur das Gebäude ist gewachsen, auch die<br />
CIIT-Forschungsgemeinschaft zählt ein weiteres<br />
Mitglied: Professor Jürgen Jasperneite und<br />
Sybille Hilker besiegelten in Lemgo mit Wolfgang<br />
Wiele die gemeinsame Partnerschaft (v.l.n.r.)<br />
Bild: CIIT<br />
Kaspersky Lab: Studie zu Krypto-Malware-Angriffen<br />
34 % der Unternehmen haben Lösegeld bezahlt<br />
Ein Krypto-Malware-Angriff (Attacke<br />
über Verschlüsselungssoftware)<br />
kostete mittelständische<br />
Unternehmen im vergangenen<br />
Jahr durchschnittlich bis zu<br />
99.000 US-Dollar. Das geht aus<br />
der weltweiten Kaspersky-Studie<br />
„Corporate IT Security Risks<br />
2016“ hervor. Auch wenn Cyberkriminelle<br />
die Rückgabe beziehungsweise<br />
die Entschlüsselung<br />
der betroffenen Unternehmensdaten<br />
nicht garantieren, haben<br />
34 % der befragten Unternehmen<br />
das geforderte Lösegeld<br />
bezahlt. Der Gesamtschaden,<br />
der durch Krypto-Malware-Infizierungen<br />
entsteht, setzt sich<br />
aus folgenden Faktoren zusammen:<br />
Lösegeldzahlungen, teilweise<br />
oder vollständige Einstellung<br />
von Arbeitsabläufen, Verlust<br />
wertvoller Daten und/oder potenzielle<br />
Rufschädigung. „Für viele<br />
kleine und mittlere Unternehmen<br />
stellen der Mangel an Ressourcen<br />
und fehlende interne Expertise<br />
in der Informationssicherheit<br />
ein ernstes Problem dar“, so Holger<br />
Suhl, General Manager<br />
DACH bei Kaspersky Lab. Innerhalb<br />
eines Jahres stieg das weltweite<br />
Aufkommen von Krypto-<br />
Ransomware-Attacken auf Unternehmenskunden<br />
um das Sechsfache<br />
– von 27.000 (von April<br />
2014 bis März 2015) auf 158.000<br />
(von April 2015 bis März 2016). ik<br />
www.kaspersky.com<br />
Holger Suhl, General Manager<br />
DACH bei Kaspersky Lab<br />
Bild: Kaspersky Lab<br />
8 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016
MELDUNGEN<br />
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
tmp: SPS-Programmierung im Zeichen von Industrie 4.0<br />
Nahtstelle zwischen Automation und Geschäftsprozess<br />
Eine der großen Herausforderungen bei der<br />
Verschmelzung von IT- und Produktionstechnik<br />
im Sinne von Industrie 4.0 ist die<br />
Anbindung von SPSen. Dabei bewegt man<br />
sich informationstechnisch an der Nahtstelle<br />
zwischen Automation und Geschäftsprozess.<br />
Oftmals scheitern solche Vorhaben aber am<br />
fehlenden Know-how zur funktionierenden<br />
SPS-Programmierung – insbesondere dann,<br />
wenn Maschinen oder SPS nicht mehr aller-<br />
jüngsten Datums sind. Auf diese Aufgaben<br />
ist die tmp GmbH automation & engineering<br />
spezialisiert. Die zentrale Leistung des Unternehmens<br />
ist die Anbindung der SPS an einen<br />
Leitrechner mit Datenbank oder an ein MES-<br />
System. „Das können wir auch bei vielen<br />
älteren SPS gut und voll funktionsfähig einrichten“,<br />
erklärt Holger Graeber, einer der beiden<br />
tmp-Geschäftsführer.<br />
ge<br />
www.tmp-gmbh.de<br />
Bild: tmp<br />
Holger Graeber (l.) und Dipl.-Ing.<br />
Thomas Gutmann, Geschäftsführer der<br />
tmp GmbH automation & engineering<br />
Besuchen Sie uns auf der<br />
SPS IPC Drives – Halle 6, Stand 210<br />
„Mein e-effekt: ohne Medienbrüche<br />
einfach mechatronisch konfigurieren“<br />
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zu sein.<br />
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www.eplan.de<br />
ABB: In den Lenkungsausschuss des IIC gewählt<br />
Den Weg für einen Paradigmenwechsel ebnen<br />
Das Industrial Internet Consortium<br />
(IIC) sowie die Plattform<br />
Industrie 4.0 sind globale Initiativen,<br />
die in vielen Branchen den<br />
Weg für einen Paradigmenwechsel<br />
ebnen. ABB wirkte schon<br />
frühzeitig in beiden Initiativen mit<br />
und wurde nun auch in den Lenkungsausschuss<br />
des IIC gewählt.<br />
Eric Harper, leitender Wissenschaftler<br />
mit Schwerpunkt Softwarearchitektur<br />
und nachhaltige<br />
Technologien im Konzernfor-<br />
schungszentrum von ABB in den<br />
USA, wird das Unternehmen im<br />
Ausschuss vertreten. „Wir betrachten<br />
es als große Ehre und<br />
als Privileg, dass Eric Harper von<br />
seinen Fachkollegen im IIC als Industrievertreter<br />
in den Lenkungsausschuss<br />
gewählt wurde“, sagte<br />
Bazmi Husain, Technologiechef<br />
von ABB. „Die Vernetzung von<br />
Fertigung, intelligenten Produkten<br />
und Dienstleistungen mit<br />
kompetenten Fachkräften ist der<br />
Motor der vierten industriellen<br />
Revolution, die beträchtliche<br />
Möglichkeiten für Kostensenkungen,<br />
Energieeinsparungen, Effizienzgewinne<br />
in Fabriken und einen<br />
erhöhten gesellschaftlichen<br />
Mehrwert eröffnet.“ Dem IIC-<br />
Ausschuss obliegt es unter anderem,<br />
die Prioritäten des Konsortiums<br />
festzulegen sowie Leitlinien<br />
und Verfahrensweisen zu definieren<br />
und zu verwalten.<br />
ik<br />
www.abb.com<br />
Eric Harper, leitender Wissenschaftler<br />
mit Schwerpunkt Softwarearchitektur<br />
und nachhaltige Technologien im Konzernforschungszentrum<br />
von ABB in<br />
den USA, vertritt das Unternehmen im<br />
Lenkungsausschuss des IIC<br />
Bild: ABB<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 9
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
MELDUNGEN<br />
Plattform Industrie 4.0: Gemeinsam mit dem IIC die digitale Transformation vorantreiben<br />
Seite an Seite Rahmenbedingungen für Anwendertests schaffen<br />
Henning Banthien, Leiter der Geschäftsstelle<br />
Plattform Industrie 4.0<br />
Über 300 Expertinnen und Experten aus den<br />
Bereichen Produktion, Kommunikation und<br />
Technologie diskutierten Ende September im<br />
Rahmen des zweiten gemeinsamen Arbeitstreffens<br />
der Plattform Industrie 4.0 und des<br />
Industrial Internet Consortiums (IIC) zentrale<br />
Bild: IFOK<br />
„Die Plattform<br />
Industrie 4.0<br />
hat bereits<br />
heute wichtige<br />
Meilensteine<br />
erreicht.“<br />
Herausforderungen der digitalisierten Produktion.<br />
Ein Thema war die Erprobung von Industrie-4.0-Anwendungen<br />
in speziellen Testumgebungen<br />
– sogenannten Testbeds. Diese<br />
sind wichtig für Unternehmen, denn dort<br />
können sie Industrie-4.0-Anwendungen ohne<br />
Wettbewerbsdruck und mit geringen Risiken<br />
testen. Die eigens zu diesem Thema einberufene<br />
Joint Task Group „Testbeds“ erarbeitete<br />
beim Treffen Ideen, wie internationale Testumgebungen<br />
gemeinsam gestaltet werden<br />
können. Besonderes Augenmerk soll dabei<br />
auf Angebote für kleine und mittelständische<br />
Unternehmen (KMU) gelegt werden. Zudem<br />
möchten die Experten die praktischen Erfahrungen<br />
aus den Tests zur Weiterentwicklung<br />
und Verbindung der bereits etablierten Referenzarchitekturmodelle<br />
RAMI 4.0 und IIRA<br />
nutzen. „Die Plattform Industrie 4.0 hat bereits<br />
wichtige Meilensteine erreicht“, erklärte<br />
Henning Banthien, Leiter der Geschäftsstelle<br />
Plattform Industrie 4.0. „Wir haben das weltweit<br />
anerkannte Referenzarchitekturmodell<br />
Industrie 4.0 entwickelt und 250 Beispiele<br />
von Industrie-4.0-Anwendungen gesammelt,<br />
die insbesondere mittelständischen Unternehmen<br />
eine wichtige Orientierung bei der<br />
Realisierung ihrer Ideen geben. Wir harmonisieren<br />
darüber hinaus mit dem Standardization<br />
Council i4.0 sowie dem Labs Network Industrie<br />
4.0 die laufenden Normierungsprozesse.<br />
Gemeinsam mit unserem Partner,<br />
dem Industrial Internet Consortium, wollen<br />
wir ideale Rahmenbedingungen für Anwendertests<br />
schaffen und eine internationale Interoperabilität<br />
der Systeme sicherstellen.“ ik<br />
www.plattform-i40.de<br />
Picavi: Datenbrille für Intralogistik-Lösung<br />
Augmented Reality im Lager<br />
thyssenkrupp: Digitalisierung des weltweiten Aufzugsservice<br />
HoloLens verringert die Wartungszeit<br />
Die HoloLens von<br />
Microsoft ermöglicht<br />
Mixed Reality im Aufzugsservice<br />
von thyssenkrupp<br />
Bild: Picavi<br />
Augmented Reality wird mehr und mehr<br />
Teil der Arbeitswelt<br />
Die Technology des Augmented Reality wird<br />
mehr und mehr auch Teil der Arbeitswelt.<br />
Der Logistik-Spezialist Picavi in Herzogenrath<br />
bei Aachen hat das Potenzial von Datenbrillen<br />
für die Intralogistik nutzbar gemacht: Vom<br />
Wareneingang über Kommissionierung und<br />
Warenausgang bis hin zur Inventur ermöglicht<br />
es die Pick-by-Vision-Lösung bereits<br />
heute, mit freien Händen, visueller Prozessführung<br />
und auf optimierten Wegen zu arbeiten.<br />
Dabei wird sie dank ihres modularen<br />
Aufbaus und vielfältiger Anbindungsmöglichkeiten<br />
und Schnittstellen schnell und einfach<br />
in die laufenden Lagerprozesse sowie die vorhandene<br />
Systemarchitektur implementiert.ge<br />
www.picavi.com<br />
In Sachen Aufzugsservice setzt thyssenkrupp<br />
nun auf die HoloLens-Technologie von Microsoft.<br />
Die spezielle Brille ermöglicht „Mixed<br />
Reality“ und unterstützt damit die sicherere<br />
und schnellere Arbeit der 24.000 Servicemitarbeiter.<br />
Diese werden mit Hilfe der Holo-<br />
Lens in die Lage versetzt, sich die spezifischen<br />
Kenndaten eines Aufzugs bereits vor<br />
dem Einsatz zu visualisieren. Vor Ort ermöglicht<br />
die Brille jederzeit den Zugang zu allen<br />
technischen Informationen des Aufzugs und<br />
bietet Expertenunterstützung per Live-Bild.<br />
Weiterer Vorteil ist, jederzeit beide Hände frei<br />
zu haben. Erste Versuche haben gezeigt,<br />
Bild: thyssenkrupp<br />
dass die Arbeit vor Ort mit Unterstützung der<br />
HoloLens sehr viel schneller erledigt werden<br />
kann. Für Andreas Schierenbeck, CEO von<br />
thyssenkrupp Elevator, ist der Einsatz von<br />
„Mixed Reality“ ein Meilenstein für die Aufzugsindustrie<br />
auf dem Weg in das 21. Jahrhundert:<br />
„Da Aufzüge täglich mehr als eine<br />
Milliarde Menschen bewegen, ist der Aufzugsservice<br />
ein wichtiger Bestandteil des<br />
Geschäfts, um Städte in Bewegung zu halten.<br />
Wir konzentrieren uns deshalb weiterhin<br />
darauf, die Aufzugs-Branche als ein führendes<br />
Unternehmen voranzutreiben.“ ik<br />
www.thyssenkrupp-elevator.com<br />
10 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016
MELDUNGEN<br />
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
DFKI: Lernfähige Software für Roboter<br />
Geschicktes Hantieren sowohl im<br />
Weltraum als auch und auf der Erde<br />
Greifen, heben, schrauben – Roboter<br />
sollen an menschenfeindlichen<br />
Orten wie dem Weltraum<br />
selbstständig knifflige Aufgaben<br />
lösen. Damit ihnen das gelingt,<br />
haben das Robotics Innovation<br />
Center des Deutschen Forschungszentrums<br />
für Künstliche<br />
Intelligenz (DFKI) und die Arbeitsgruppe<br />
Robotik an der Universität<br />
Bremen Methoden zur<br />
ein- und zweiarmigen Manipulation<br />
entwickelt sowie eine Lernplattform,<br />
die es Maschinen ermöglicht,<br />
Verhaltensweisen des<br />
Menschen nachzuahmen. Das<br />
besondere an den generischen<br />
Steuerverfahren, die im Ende Juli<br />
erfolgreich abgeschlossen Projekt<br />
BesMan (Behaviours for Mobile<br />
Manipulation) erarbeitetet<br />
wurden, ist, dass sie unabhängig<br />
von der Gestalt des Roboters<br />
funktionieren – in menschenähnlichen<br />
Systemen genauso wie in<br />
mehrbeinigen Kletterrobotern.<br />
Mit Hilfe der neuen Verfahren<br />
können Roboter nicht nur unterschiedliche<br />
Objekte manipulieren,<br />
sondern auch flexibel auf unvorhergesehene<br />
Situationen reagieren,<br />
ohne dass der Mensch<br />
eingreifen muss. Getestet wurde<br />
die lernfähige Software an unterschiedlichen<br />
DFKI-Robotersystemen,<br />
wie etwa an dem nachgiebigen<br />
Roboterarm Compi, der<br />
humanoiden Roboterdame Aila<br />
und dem sechsbeinigen Laufroboter<br />
Mantis.<br />
ik<br />
www.dfki.de<br />
Der Laufroboter Mantis in<br />
einer aufrecht stehenden<br />
Haltung, um seine Fähigkeiten<br />
zur Zweiarm-Manipulation<br />
zu nutzen<br />
Bild: DFKI/Annemarie Hirth<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 11
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
AUS DEM<br />
MES D.A.CH Verband wählt neuen Vorstand<br />
Auftritt auf der SPS IPC Drives 2016<br />
Das Schlosshotel Monrepos bei Ludwigsburg war im Juni Ausrichtungsort für die siebte ordentliche<br />
Mitgliederversammlung des MES D.A.CH Verbands. Turnusmäßig wurde zum ersten Mal ein neuer<br />
Vorstand gewählt.<br />
Kontakt<br />
INFO<br />
MES D.A.CH Verband e.V.<br />
Geschäftsstelle<br />
Ilsfeld-Auenstein<br />
Tel. +49 7062/6760-213<br />
info@mes-dach.de<br />
www.mes-dach.de<br />
Bild: MES D.A.CH<br />
Hier ist die vierte Veranstaltung ‚MES in Fokus‘ zu nennen, die Anfang<br />
2017 in Herborn stattfinden soll. Auch auf der Hannover Messe<br />
2017 und auf der SPS IPC Drives 2016 in Nürnberg wird sich der Verband<br />
wieder präsentieren. Geplant ist darüber hinaus die Herausgabe<br />
der Neuauflage des ersten, deutschen MES-Fachlexikons ‚MES<br />
und Industrie 4.0‘ Ende 2016 (siehe Kasten). Die Mitglieder des Verbands<br />
nutzten die Veranstaltung zusätzlich für Networking und den<br />
Erfahrungsaustausch untereinander.<br />
Der neue Vorstand des MES D.A.CH Verband e.V. (v.l.n.r.): Angelo Bindi<br />
(1. Vorstand), Stefan Zach (2. Vorstand), Sybille Strobl (4. Vorstand) und<br />
Ronald Heinze (3. Vorstand)<br />
Der Autor: Ronald Heinze,<br />
dritter Vorstand, MES D.A.CH Verband<br />
Auf der 7. ordentlichen Mitgliederversammlung wurde dieses<br />
Jahr der neue Vorstand des MES D.A.CH Verbands gewählt.<br />
Das Amt des ersten Vorsitzenden hat seit 1. Juli 2016 Angelo Bindi<br />
von der Continental Teves AG & Co. oHG übernommen, der sich bisher<br />
als zweiter Vorstand engagierte. Als sein Nachfolger wurde Stefan<br />
Zach von der Wieland-Werke AG in Ulm gewählt. Damit wird sowohl<br />
die Position des ersten als auch die des zweiten Vorstands von<br />
Vertretern aus Unternehmen eingenommen, die zu wichtigen MES-<br />
Anwendern zählen. Bestätigt wurden Ronald Heinze als dritter und<br />
Sybille Strobl als vierter Vorstand.<br />
Zu den weiteren Tagesordnungspunkten der Mitgliederversammlung<br />
gehörten die umfangreich durchgeführten Aktivitäten des vergangenen<br />
Geschäftsjahres, wie die zweimalige Herausgabe der<br />
Mitgliederzeitschrift, die Präsenz des Verbands auf der Hannover<br />
Messe sowie auf der SPS IPC Drives, die beiden Workshops ‚MES<br />
in der Praxis‘, die erfolgreiche Veranstaltung ‚MES im Fokus‘ in Amberg<br />
sowie der aktuelle Stand der UMCM-Realisierungen.<br />
Messeaktivitäten weiter im Fokus<br />
Ebenso wurde eine umfangreiche Vorschau auf die in naher Zukunft<br />
geplanten Aktivitäten im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit gegeben.<br />
MES-Lexikon<br />
INFO<br />
Das weltweit erste, deutschsprachige MES-Lexikon wurde Ende 2014<br />
zum ersten Mal erfolgreich aufgelegt. Die zweite Auflage bietet zukünftig<br />
geballtes Wissen über MES und Industrie 4.0 als kompaktes Nachschlagewerk.<br />
Autoren der Neuauflage sind der MES D.A.CH Verband e.V.<br />
sowie Prof. Dr. Linus Schleupner von der Rheinischen Fachhochschule<br />
Köln. Das MES-Lexikon wird alle wichtigen Bezeichnungen, Schlüsselwörter<br />
und Akronyme über MES – von 3M-Konzept bis zu Zykluszeit –<br />
enthalten, darüber hinaus aber auch das gesamte Thema Industrie 4.0<br />
abdecken. Nicht zuletzt wird damit dokumentiert, dass MES und Industrie<br />
4.0 untrennbar verbunden sind.<br />
Noch vor dem Erscheinungstermin im November 2016<br />
haben Interessenten die Chance, sich kostenlos und unverbindlich<br />
Ihr eigenes Exemplar zu sichern, das nach<br />
Erscheinen versandt wird. Dazu muss nur ein Online-<br />
Formular ausgefüllt werden unter:<br />
http://meslexikon.mes-dach.de/<br />
12 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016
VERANSTALTUNGEN/PUBLIKATIONEN<br />
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
Schneider Electric: Studie zum Internet der Dinge<br />
Der Einstieg fällt noch schwer<br />
VDI: Seminar zu Industrie 4.0 in der Produktion<br />
ERP-/PPS- und MES-Systeme<br />
Bild: Schneider Electric<br />
In seinem „IoT 2020 Business Report“ hat<br />
Schneider Electric Erkenntnisse und Prognosen<br />
zum Internet der Dinge (IoT) veröffentlicht.<br />
Die Studie basiert auf einer Umfrage<br />
unter mehr als 2500 Entscheidungsträgern in<br />
zwölf Ländern. Sie zeigt auf, wie große Unternehmen<br />
bis zum Jahr 2020 Technologien<br />
des Internet der Dinge als effektive Werkzeuge<br />
nutzen möchten und wo die größten<br />
Chancen für die Wertschöpfung liegen. „Es<br />
geht schon lange nicht mehr um die Frage,<br />
ob das Internet der Dinge einen Mehrwert<br />
schafft. Unternehmen müssen bereits jetzt<br />
die Weichen stellen, um die Möglichkeiten<br />
des IoT voll ausschöpfen zu können“, sagt Jür-<br />
Der „IoT 2020 Business Report“<br />
von Schneider Electric<br />
zum Internet der Dinge<br />
gen Siefert, Vice President<br />
Industrie bei<br />
Schneider Electric. Gemäß<br />
der Studie haben<br />
die meisten Unternehmen<br />
mittlerweile den<br />
Mehrwert von IoT-Technologien<br />
erkannt: Rund 75 % der Befragten<br />
beurteilen die Möglichkeiten positiv. Außerdem<br />
lassen sich Erkenntnisse, die aus IoT-basierten<br />
Daten gewonnen werden, wirkungsvoll<br />
in der gesamten Organisation teilen – davon<br />
sind 81 % der Umfrageteilnehmer überzeugt.<br />
Ganz ohne Bedenken sind die Befragten<br />
allerdings nicht: 41 % von ihnen befürchten,<br />
dass Cyber-Sicherheit im IoT-Umfeld eine<br />
schwierig zu lösende Aufgabe sein wird.<br />
Ebenso kam die Umfrage zu dem Ergebnis,<br />
dass es Firmen schwerfällt, einen Einstieg in<br />
das IoT zu finden und die tatsächliche Wertschöpfung<br />
nachzuweisen.<br />
ik<br />
www.schneider-electric.de<br />
Am 7. und 8. Dezember 2016 veranstaltet der<br />
VDI das Seminar „Industrie 4.0 erfolgreich in<br />
der Produktion einsetzen“. Dabei gehen die<br />
Referenten auf das Zusammenwirken einer<br />
„zentralen“ Produktionsplanung und einer<br />
„dezentralen“ Fertigungssteuerung genauso<br />
ein, wie darauf, was ERP-/PPS- und MES-<br />
Systeme leisten, welche Aufgaben von welchem<br />
System sinnvoll zu bewältigen sind und<br />
wie die Zusammenarbeit zwischen ihnen verbessert<br />
werden kann. Dafür werden Praxisbeispiele<br />
fortschrittlicher Systeme vorgestellt<br />
und die Umsetzung von Industrie 4.0 in der<br />
Fertigungsebene gezeigt. Die Veranstaltung<br />
soll Fach- und Führungskräften die verfügbaren<br />
Lösungen für Produktionsplanung, Fertigungssteuerung<br />
sowie Betriebsdatenerfassung<br />
mit dem Ziel näher bringen, dass sie<br />
diese auswählen und in ihrem Unternehmen<br />
anwenden können. Als Referenten werden<br />
Dr. Eugen Bendeich von der Industrieberatung<br />
Stuttgart, Alexander Mörike von MPDV<br />
Mikrolab sowie Dr. Alexander Nachtwey von<br />
Wika zur Verfügung stehen.<br />
ik<br />
www.vdi-fortbildung.de<br />
Nürnberg, 22. - 24.11.2016<br />
Windows ist eine eingetragene Marke der Microsoft Corporation.<br />
STEP5, STEP7 sind eingetragene Warenzeichen der Siemens AG.<br />
STEP5 Programmierung?<br />
Lösung: S5 für Windows ®<br />
STEP5 Programmierung unter Windows 10<br />
• Windows 10 (32-Bit und 64-Bit) Unterstützung • Oszilloskop-Funktionen<br />
• LogView: Grafische Darstellung und<br />
• Treiber für Siemens USB S5/S7 Prommer • OsciCAM ® : Analyse von Bewegungsabläufen durch Synchronisation von Messwerten<br />
• Aufruf der Siemens COM-Pakete<br />
Synchronisation von Video und Signalverlauf<br />
• Mit S7 für Windows ® kombinierbar<br />
• Integrierte S5-Simulation<br />
• Netzwerkübergreifender Statusbetrieb<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 13<br />
Turmstraße 77 | D-64743 Beerfelden | Hotline +49 6068 3001 | Verkauf +49 6068 3002 | Fax +49 6068 3074 | info@IBHsoftec.com | www.IBHsoftec.com
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
KÖPFE DER INNOVATION<br />
Frank Treppe, Direktor Unternehmensstrategie und Internationales in der Fraunhofer-Zentrale, München<br />
„Es muss darum gehen, wie sich<br />
Europa als Ganzes besser positioniert“<br />
Die Europäische Vereinigung von Forschungs- und Technologie-Organisationen EARTO will erreichen,<br />
dass in europäischen Forschungsrahmenprogrammen die Themen auch mit Blick auf die angewandte<br />
Forschung gesetzt werden. Wolfgang Hess, Redaktionsdirektor für Sonderprojekte in der Konradin<br />
Mediengruppe – in der auch <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> – erscheint, sprach darüber<br />
mit Fraunhofer-Direktor Frank Treppe, seit April Präsident der EARTO.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Herr Treppe, herzlichen Glückwunsch zur<br />
Wahl zum Präsidenten der EARTO. Warum sollte man wissen,<br />
was hinter dem Begriff steckt?<br />
Treppe: Bei der European Association of Research and Technology<br />
Organisations handelt es sich um einen Interessenverband, in dem<br />
alle in Europa wichtigen Einrichtungen der angewandten Forschung<br />
zusammenarbeiten. Wir beschäftigen uns mit Forschungs-Perspektiven<br />
und sprechen mit einer gemeinsamen Stimme gegenüber der<br />
EU. Es gibt keine vergleichbare Organisation. Ein wichtiges Ziel unseres<br />
Verbandes ist, dass in europäischen Forschungsrahmenprogrammen<br />
die Themen auch mit Blick auf die angewandte Forschung<br />
gesetzt werden. Die EARTO gibt es seit 16 Jahren. Davon fokussierten<br />
14 Jahre vor allem auf die Mitgestaltung der förderpolitischen<br />
Rahmenbedingungen. Der Generalsekretärin Muriel Attané und<br />
dem neuen Steuerungskomitee liegt nunmehr auch viel daran, eine<br />
klare technologieorientierte Profillinie herauszuarbeiten.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Der EARTO dienen heißt also, Lobbyarbeit<br />
für angewandte Forschung zu leisten?<br />
Treppe: Genau. Es geht uns nicht nur darum, dass die richtigen Rahmenbedingungen<br />
geschaffen werden. Es geht auch um inhaltliche<br />
Aspekte – um die Richtung, in die sich Europa technologisch entwickeln<br />
sollte, und um die Frage, welche Themen und Projekte von der<br />
EU finanziell gefördert werden. Zur Info: Das aktuelle Forschungsrahmenprogramm<br />
Horizon 2020 ist mit 70 Milliarden Euro ausgestattet<br />
und damit das finanzstärkste Forschungsprogramm weltweit.<br />
Die EARTO wird aber auch zunehmend einbezogen, wenn es<br />
um eine neutrale Stimme bei wichtigen technologischen Entscheidungen<br />
geht.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie muss man sich eine solche Beratung<br />
konkret vorstellen?<br />
Treppe: Ein Beispiel: Vom zuständigen EU-Kommissar Carlos Moedas<br />
wird die Idee des European Innovation Council (EIC) vorangetrieben.<br />
Dieser soll analog zum European Research Council (ERC)<br />
wirken, der herausragende Wissenschaftler im Rahmen eines siebenjährigen<br />
Forschungsrahmenprogramms mit insgesamt 13 Milliarden<br />
Euro unterstützt und auf Grundlagenforschung ausgerichtet<br />
ist. Der European Innovation Council soll hingegen darauf abzielen,<br />
mehr Innovationen, mehr marktfähige Produkte und letztlich neue<br />
Unternehmen hervorzubringen als die bisherigen Programme.<br />
Nachdem der gelernte Ökonom Moedas den European Innovation<br />
Council in den Raum gestellt hatte, begann unter den Vertretern der<br />
angewandten Forschung Europas ein intensiv geführtes Brainstorming,<br />
wie ein solcher ‚Innovationsrat‘ ausgestaltet werden könnte.<br />
Die EARTO ist bei vielen dieser Gesprächsrunden und in Gremien<br />
ein aktiv teilnehmender Partner. Ich behaupte, die EARTO ist mit ihren<br />
350 Mitgliedern der stärkste Katalysator, um den European Innovation<br />
Council auf das richtige Gleis zu setzen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie beurteilen Sie als EARTO-Präsident<br />
den Brexit?<br />
Treppe: In den vergangenen Jahren waren die britischen Forschungspartner<br />
ein integraler Bestandteil europäischer Forschungsprojekte<br />
und haben neben Deutschland mit am stärksten vom europäischen<br />
Forschungsförderungssystem profitiert. Wenn Großbritannien<br />
diese Gemeinschaft verlässt, wird der britischen Forschung ein<br />
signifikanter Teil ihrer F&E-Ausgaben fehlen. Eine gewisse Verunsicherung<br />
ist bei laufenden und in der Planung neuer EU-Projekte<br />
schon zu spüren. Auch von der EARTO aus wollen wir die lange bewährte<br />
und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit exzellenten Mitgliedern<br />
aus UK natürlich fortsetzen. Wie sich das genau gestaltet,<br />
wird die Zukunft zeigen.<br />
Bild: Konradin Mediengruppe<br />
Interview: Wolfgang Hess, Redaktionsdirektor<br />
für Sonderprojekte in der Konradin Mediengruppe,<br />
in der auch <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> erscheint<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Die Integration einer intelligenten internetbasierten<br />
Industrieproduktion – Stichwort: Industrie 4.0 – hat<br />
in den jüngsten Jahren höchste Dynamik bekommen. Ist die EU<br />
in der Lage, mit ihren Forschungsprogrammen hier Schritt zu<br />
halten?<br />
14 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016
KÖPFE DER INNOVATION<br />
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
„Die EARTO wird<br />
zunehmend einbezogen,<br />
wenn es<br />
um eine neutrale<br />
Stimme bei wichtigen<br />
technologischen<br />
Entscheidungen<br />
geht.“<br />
Treppe: Es ist ja nicht so, dass am Tag eins eines neuen Forschungsrahmenprogramms<br />
der Mittelabruf für die gesamte Förderperiode<br />
erfolgt. Das heißt: Die EU-Forschungsförderung kann durchaus auf<br />
aktuelle Entwicklungen reagieren. Im Übrigen ist Industrie 4.0 keine<br />
spontane Entwicklung, die die EU-Förderung vollkommen unvorbereitet<br />
traf.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Was wünscht sich EARTO-Präsident Frank<br />
Treppe?<br />
Treppe: Ein großes Ziel ist es, die richtigen Themen für das nächste<br />
Forschungsrahmenprogramm zu setzen, das 2020/2021 beginnt<br />
und sieben Jahre dauert. Darüber hinaus möchte ich daran mitwirken,<br />
dass unsere 350 Mitgliedseinrichtungen mehr darüber nachdenken,<br />
welchen technologischen Herausforderungen sich Europa<br />
künftig stellen muss und wie Kräfte gebündelt werden können, um<br />
ihnen zu begegnen. Europas Forschungsraum ist immer noch sehr<br />
fraktal: Es wird zu viel darüber nachgedacht, wie sich einzelne im<br />
Wettbewerb innerhalb Europas besser aufstellen können. Dabei<br />
müsste es darum gehen, wie sich Europa als Ganzes besser gegenüber<br />
den USA oder asiatischen Ländern positioniert.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Kommen wir zu Ihrer Funktion als Fraunhofer-Direktor<br />
für Unternehmensstrategie und Internationales.<br />
Was ist dort Ihr Aufgabengebiet?<br />
Bild: Axel Griesch<br />
Frank Treppe, Direktor Unternehmensstrategie und Internationales in der<br />
Fraunhofer-Zentrale, München<br />
Treppe: Fraunhofer nimmt viel Geld in die Hand, um Vorlaufforschung<br />
zu betreiben – Forschung also im vorwettbewerblichen Stadium.<br />
Hier die Weichen richtig zu stellen, ist eine meiner wichtigsten<br />
Aufgaben. Ich verantworte alle Programme der Vorlaufforschung,<br />
in die wir pro Jahr rund 70 Millionen Euro investieren. Dazu<br />
gehört, die richtigen Felder zu erkennen, eine weltweite Wettbewerber-Beobachtung<br />
und selbst neue Impulse zu setzen.<br />
Der internationale Blickwinkel wird bei Fraunhofer immer wichtiger.<br />
Mittlerweile haben wir Aufträge aus dem Ausland im Wert von jährlich<br />
300 Millionen Euro, wovon zwei Drittel von Partnern aus Europa<br />
kommen. Dies entspricht unserem neuen Leitbild, in dem es heißt:<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 15
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
KÖPFE DER INNOVATION<br />
„Man darf die<br />
Amerikaner nicht<br />
unterschätzen.<br />
Der Unterschied<br />
ist: Deutschland<br />
ist bei der Produktion<br />
stark, die<br />
USA bei IT. IT ist<br />
nun einmal die<br />
Kernkompetenz<br />
der Amerikaner.“<br />
Bild: Axel Griesch<br />
Frank Treppe, Direktor Unternehmensstrategie und Internationales in der<br />
Fraunhofer-Zentrale, München<br />
Fraunhofer leistet angewandte Forschung zum Wohl der Gesellschaft<br />
und der deutschen und europäischen Wirtschaft. Mehr noch:<br />
Dadurch, dass wir in Japan und den USA mit Einrichtungen vor Ort<br />
sind, lernen wir viel von den dortigen Mentalitäten.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Was die Elektromobilität angeht, hat das<br />
offensichtlich nicht so richtig funktioniert. Südkoreanische Unternehmen<br />
sind im Hinblick auf Batterietechnologien den deutschen<br />
enteilt. Und auch Tesla setzt mit seiner Batteriefabrik in<br />
Nevada ab 2017 neue Maßstäbe.<br />
Treppe: Fraunhofer hat in der Tat kein Institut für Elektrochemie.<br />
Dennoch beschäftigen wir uns im Verbund mit deutschen und europäischen<br />
Partnern ganz intensiv mit dem Thema Batterie. Dabei fokussieren<br />
wir uns aber auf das Bauen und Einbauen von Batterien –<br />
also auf die Produktionsseite.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Spätestens anlässlich der diesjährigen<br />
Hannover Messe haben alle registriert, dass die Industrie in den<br />
USA Fahrt aufgenommen hat. Noch vor wenigen Jahren zeigten<br />
sich deutsche Produktionstechnik-Professoren überzeugt, dass<br />
dort der Anschluss an die Weltspitze verlorengegangen ist. Sie<br />
waren und sind für Fraunhofer seit vielen Jahren in den USA<br />
aktiv. Wie lautet Ihr Urteil?<br />
Treppe: Der Wettbewerb ist keineswegs entschieden. Anlässlich<br />
der diesjährigen Hannover Messe wurde eine Umfrage unter 560<br />
Produktionsleitern gemacht, wer beim Thema Industrie 4.0 die Nase<br />
vorne hat. 28 Prozent der dort Befragten nannten die USA, und erst<br />
auf dem zweiten Platz folgte Deutschland mit 25 Prozent, dahinter<br />
rangiert Japan. Man darf die Amerikaner nicht unterschätzen. Der<br />
Unterschied ist: Deutschland ist bei der Produktion stark, die USA<br />
bei IT. IT ist nun einmal die Kernkompetenz der Amerikaner.<br />
Zudem hat Präsident Obama mit dem National Network für Manufacturing<br />
Innovation eine Milliarde Dollar investiert, um die US-Industrie<br />
wieder fit zu machen. Mit bemerkenswerten Ergebnissen:<br />
In Hannover präsentierten die Amerikaner ein Auto, das sie in großen<br />
Teilen über 3D-Laserdruck produziert haben. Think big, heißt<br />
ihre Devise.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Kurzum: Was unterscheidet einen USamerikanischen<br />
Ingenieur von einem deutschen?<br />
Treppe: Deutsche konzipieren Produkte eher aus Ingenieur-Sicht –<br />
also wie man etwas punktgenau optimiert und qualifiziert herstellt.<br />
Amerikaner sind vertriebsorientiert. Wer sich eine amerikanische<br />
Präsentation anschaut, registriert wenige plakative Begriffe und kernige<br />
Zahlen. Den Unterschied im Denken dokumentierte Elon<br />
16 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016
KÖPFE DER INNOVATION<br />
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
Musk, der Tesla-Gründer, vor wenigen Monaten eindrucksvoll: Er<br />
stellte den Tesla 3 vor, der 2017 auf den Markt kommen soll, und verkaufte<br />
in zwei Wochen mehr als 300.000 Bezugsanrechte für je<br />
1000 Dollar. So etwas würden Deutsche oder Europäer nie machen.<br />
Der Verkauf würde erst beginnen, wenn sicher ist, dass das Produkt<br />
in der versprochenen Zeit, Qualität und Anzahl hergestellt werden<br />
kann. Wenn es darum geht, Geld für eine neue Sache in die Hand zu<br />
nehmen, sind Amerikaner viel schneller …<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: … und wer als Unternehmer scheitert, bekommt<br />
die Chance auf Neuanfang. Warum lernen wir hier nicht<br />
von den Amerikanern? Bei uns werden gescheiterte Unternehmer<br />
in der Regel stigmatisiert. Was bewegt die Fraunhofer-Gesellschaft<br />
auf diesem Feld?<br />
Treppe: Fraunhofer hat ein gezieltes Programm, um Ausgründungen<br />
zu unterstützen. Das beginnt bei der Beratung im Vorfeld und<br />
reicht hin bis zur Hilfe bei der tatsächlichen Gründung und der Überwindung<br />
des Valley of Death, damit die jungen Unternehmen sich<br />
entwickeln und etablieren können.<br />
Das machen wir übrigens mit einem sehr guten Ergebnis: Fünf Jahre<br />
nach der Ausgründung sind immer noch 80 Prozent der Firmen im<br />
Markt.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Was sind die wichtigsten Bausteine von<br />
Fraunhofer in den USA?<br />
Treppe: Fraunhofer unterhält dort acht Niederlassungen, die überwiegend<br />
an der Ostküste angesiedelt sind; eine befindet sich in Kalifornien.<br />
Die Center haben zwischen 20 und 100 festangestellte<br />
Mitarbeiter. Eigene Forschung betreiben wir in Boston, in Michigan<br />
sowie in den Bundesstaaten Connecticut, Delaware und Maryland.<br />
Thematisch ist Fraunhofer dort in der Produktionstechnik und Biotechnologie,<br />
aber auch der Energie- und Oberflächentechnik stark<br />
vertreten. Weiterhin ist uns wichtig, Fraunhofer-Forscher in den USA<br />
zu qualifizieren. In den 20 Jahren unseres dortigen Engagements<br />
haben wir über 1000 Forschungsaufenthalte von Fraunhofer-Forschern<br />
gefördert, die alle mehr als drei Monate dauerten.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Heißt das, dass weitere Center in den USA<br />
in Vorbereitung sind?<br />
Treppe: Das ist kein strategisches Ziel der Fraunhofer-Gesellschaft.<br />
Plan ist vielmehr, dass sich Fraunhofer-Institute, die sich dort niederlassen<br />
wollen, an bestehende Center ankoppeln.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Warum? Ist das kostengünstiger?<br />
Treppe: In einem so großen und wettbewerbsstarken Umfeld wie<br />
den USA muss Fraunhofer seine Kräfte besonders gut bündeln. Wir<br />
haben in den letzten Jahren exzellente externe Netzwerke in den<br />
genannten Regionen aufgebaut und eine Forschungs-Infrastruktur<br />
etabliert, die uns wettbewerbsfähig macht. Darauf wollen wir in Zukunft<br />
aufbauen.<br />
Zur Person<br />
INFO<br />
Frank Treppe ist seit 2013 Direktor Unternehmensstrategie<br />
und Internationales in der Fraunhofer-Zentrale, München.<br />
Nach seinem Diplom als Maschinenbau-Ingenieur an der<br />
RWTH Aachen 1985 arbeitete er bis 1994 in mehreren Positionen<br />
am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT.<br />
Von 1994 bis 1999 war er als Vize-Präsident für Fraunhofer<br />
USA tätig. Nach mehreren Jahren in der Industrie kehrte er<br />
2004 zu Fraunhofer zurück und arbeitete bis 2013 am Fraunhofer-Institut<br />
für Werkzeugmaschinenbau und Umformtechnik<br />
IWU, Chemnitz, ab 2008 als Mitglied der Institutsleitung.<br />
Treppe (*1956) ist Gutachter im europäischen Forschungsrahmenprogramm<br />
Horizon 2020. Seit April 2016 ist er Präsident<br />
der EARTO.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wagen Sie zum Schluss noch einen Ausblick<br />
auf das Industrieland Deutschland im Jahr 2026?<br />
Treppe: Wenn ich das wüsste, wäre ich der beste Innovationsberater<br />
überhaupt. Doch im Ernst: Ich denke, Deutschland wird eine Industrienation<br />
bleiben, die unter anderem durch die Herstellung von<br />
Autos geprägt ist. Zwar wird das Auto in manchen Ländern seinen<br />
Status-Charakter verlieren und nur noch den sich rasch ändernden<br />
Bedürfnissen zur Mobilität dienen. Aber durch die massiven Investitionen<br />
in das autonome Fahren – verbunden mit denen in die Elektromobilität<br />
– sehe ich Deutschland weiterhin als einen der großen<br />
Global Player in diesem Sektor.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Herr Treppe, herzlichen Dank für das<br />
ausführliche Gespräch.<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 17
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
KÖPFE DER INNOVATION<br />
Dr. Bruno Lindl, Geschäftsführer Forschung und Entwicklung, ebm-papst<br />
„Wesentlicher Parameter für Effizienz<br />
und Geräusch ist die Laufradgeometrie“<br />
In der Ventilatorentechnik sind Energieeffizienz und Geräuschreduktion die Megathemen. Dr. Bruno<br />
Lindl, Geschäftsführer Forschung und Entwicklung der ebm-papst-Gruppe, erläutert im Interview, wie<br />
sich vorhandene Potenziale heben lassen. Zudem verrät er, wie das Thema Innovation seitens des<br />
Unternehmens angegangen wird.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Dr. Lindl, disruptive Innovation oder<br />
„Innovationssprung“ – Was ist das?<br />
Lindl: Immer wenn naturwissenschaftliche Erkenntnisse zu neuen<br />
technologischen Lösungen führen, werden Innovationen in der Regel<br />
disruptiv – das heißt es gibt sprunghafte Änderungen. Ein Beispiel<br />
ist die Entwicklung von der magnetischen Speicherung auf einer<br />
Floppy Disc hin zur optischen Speicherung auf einer CD. Die<br />
nächste Stufe war der USB-Stick mit Datenspeicherung in der Kristallstruktur<br />
von Silizium: Es kommen bei jedem Sprung gänzlich andere<br />
Technologien zum Einsatz. Hingegen ist für Räder an Fahrzeugen<br />
derzeit keine disruptive Innovation zu erwarten, da das Rad einerseits<br />
die Distanz zur Fahrbahn gegen die Gravitationskraft hält<br />
und gleichzeitig den Vortrieb liefert. Alle anderen Möglichkeiten sind<br />
ungleich aufwändiger und ineffizienter – da müsste schon das<br />
sprichwörtliche Rad neu erfunden werden, um als Innovationssprung<br />
zu gelten.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Sehen Sie anstehende, disruptive Innovationen<br />
im Bereich der Ventilatorentechnik?<br />
Lindl: Ähnlich wie bei den Rädern ist das bei Ventilatoren – auch hier<br />
ist kein Innovationssprung in Sicht. Die effektivste Lösung ist die Erzeugung<br />
von Luftleistung über die Druckdifferenz von Rotoren. Es<br />
bestehen allerdings noch erhebliche Potentiale in Effizienz und Geräusch,<br />
die gehoben werden können. In der Ventilatorentechnik<br />
spielt etwa der Ausnutzungsgrad eine Rolle: Eine höhere Ausnutzung<br />
in Geometrie und Funktion macht Spitzenwerte in Energieeffizienz<br />
und Geräuschreduktion möglich. Ausnutzungsgrad bedeutet,<br />
aus der zur Verfügung stehenden Grundfläche eines Ventilators die<br />
maximale Luftleistung zu erzielen. Die wesentlichen Parameter dabei<br />
sind Laufrad- und Düsengeometrie. Wir sind nach wie vor dabei,<br />
in Zusammenarbeit mit Forschungsinstituten deutliche Potenziale<br />
auf den Gebieten der Aerodynamik und Aeroakustik zu heben – vor<br />
allem bei den Laufrädern. Darüber hinaus bieten die verhältnismäßig<br />
jungen Bereiche wie Connectivity und Internet of Things durch<br />
intelligente Vernetzung neue Anwendungsmöglichkeiten.<br />
Sinn. Die Potentiale liegen in der Leistungselektronik und der elektromagnetischen<br />
Verträglichkeit, weitere Synergien liegen in Kommutierungsverfahren<br />
und Regelung. Die Vorteile sind höhere Energieeffizienz<br />
im System und Vermeidung von Redundanzen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie wird Connectivity erreicht?<br />
Lindl: Auf der Platine der Zentralelektronik befindet sich eine intelligente<br />
Regelung durch Mikroprozessoren und Embedded <strong>Systems</strong>.<br />
Diese Prozessoren ermöglichen gleichzeitig eine Vernetzung mit der<br />
Außenwelt für bedarfsgerechten Leistungsabruf, Servicemeldungen,<br />
Überwachung des Betriebszustandes etc. In übergeordneten<br />
Systemen – wenn beispielsweise viele Geräte involviert sind – werden<br />
über eine bedarfsgerechte Regelung weitere Effizienzvorteile<br />
freigelegt. Auf diese Weise können durchaus neue Geschäftsmodelle<br />
entstehen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Stichwort Industrie 4.0 – ebm-papst stellt<br />
Industrie-4.0-fähige Produkte her. Wie können hiervon die Kunden<br />
profitieren?<br />
Lindl: Die treibende Komponente der Gebäudetechnik sind nun mal<br />
Ventilatoren. Die Gebäudeleittechnik etwa verknüpft Heizung, Klima-<br />
und Lüftungstechnik miteinander. Dazu müssen alle Komponenten<br />
miteinander kommunizieren und einen vernetzten Informationsaustausch<br />
ermöglichen. Konkret heißt das, dass in der Schnittstelle<br />
nicht nur Informationen empfangen sondern zum Beispiel Betriebsstatus,<br />
Laufzeit, Störungs- und Notlaufmeldungen aktiv an andere<br />
Komponenten im System gesendet werden und eine Reaktion<br />
auslösen. Dadurch können die Kosten für Betrieb und Wartung deutlich<br />
gesenkt werden, was bares Geld für unsere Kunden bedeutet.<br />
Auch in unserer eigenen Produktion setzen wir Industrie-4.0-Prozesse<br />
ein und optimieren so den Produktionsablauf und die Logistik. So<br />
gelten wir bereits seit 2009 als Vorzeigeunternehmen für SAP ME,<br />
einen Softwarebaustein, der die Maschinen- und Anlagenproduktivität<br />
steuert und hilft, Durchlaufzeiten zu verkürzen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wann lohnt sich eine Zentralelektronik?<br />
Lindl: Wenn mehrere elektrische Verbraucher in einem Gerät verbaut<br />
sind – wie zum Beispiel in Wäschetrocknern, Wärmepumpen,<br />
kältetechnischen Anlagen etc. macht eine zentrale Ansteuerung<br />
18 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016
KÖPFE DER INNOVATION<br />
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
„Die verhältnismäßig<br />
jungen<br />
Bereiche wie<br />
Connectivity und<br />
Internet of Things<br />
bieten durch<br />
intelligente Vernetzung<br />
neue<br />
Anwendungs -<br />
möglichkeiten.“<br />
Bild: ebm-papst<br />
Dr. Bruno Lindl, Geschäftsführer Forschung und Entwicklung<br />
der ebm-papst-Gruppe<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Simulationswerkzeuge sind in der modernen<br />
Entwicklungsarbeit nicht wegzudenken. Welche Tools kommen<br />
bei Ihnen zum Einsatz?<br />
Lindl: In den Bereichen Aerodynamik, Motortechnik und Elektronik<br />
setzen wir unterschiedliche Simulationswerkzeuge ein. Zum einen,<br />
um die Entwicklungszeit zu verkürzen und zum anderen, weil diese<br />
Methoden technologische Potentiale aufzeigen, die sonst verborgen<br />
blieben. Beispiele sind: Die Berechnung der mechanischen Festigkeit<br />
– statisch und dynamisch – von Gehäuse und Motor per Die<br />
Finite-Elemente-Simulation oder die CFD-Simulation (Computational<br />
Fluid Dynamics) – damit werden aerodynamische Eigenschaften<br />
von Laufrädern errechnet. Der RadiCal, ein Radialventilator für viele<br />
Anwendungen in der Luft- und Klimatechnik – beispielsweise bei<br />
der Schaltschrankkühlung, in Kanal- und Rohrventilatoren, in Wohnungslüftungsgeräten<br />
oder in Wärmepumpen – war unser erstes<br />
‚synthetisch‘ entwickeltes Produkt, das heißt es wurde ohne konventionelle<br />
Prototypenoptimierung realisiert. Konzepte für Steuerungs-<br />
und Regelelektronik werden über funktionale und thermische<br />
Simulation entwickelt. Die Motorauslegung erfolgt mit Simulationswerkzeugen<br />
für statischen und dynamischen Elektromagnetismus.<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 19
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
KÖPFE DER INNOVATION<br />
Der DC-Axiallüfter 8300 N kommt<br />
überall dort zum Einsatz, wo auf<br />
engstem Bauraum Leistungselek -<br />
tronik gekühlt werden muss, wie<br />
beispielsweise in der IT<br />
Lindl: Die Forschung in den Bereichen Elektromagnetismus und<br />
Elektronik – im Sinne von Messen, Steuern und Regeln – ist für uns<br />
sehr wichtig. Das hilft uns dabei, die Effizienz der Produkte, wie<br />
zum Beispiel Antriebe für Ventilatoren, Ventile und Automatisierungssysteme<br />
funktional und ökonomisch kontinuierlich zu verbessern.<br />
Außerdem wollen wir den Hochschulstandort stärken. Wir haben<br />
uns im November 2015 mit der Hochschule Heilbronn und dem<br />
Kultusministerium des Landes Baden-Württemberg in einem Memorandum<br />
of Understanding über die inhaltliche Ausgestaltung des<br />
Instituts verständigt. Das Institut wird außer Räumen für Labore<br />
auch Flächen für Seminare und Büros für Gastwissenschaftler umfassen<br />
sowie in Künzelsau angesiedelt sein. Die städtebauliche Planung<br />
ist bereits abgeschlossen. Es wird ein Architekturwettbewerb<br />
für die Ausgestaltung der Vorlesungsgebäude und des Instituts von<br />
ebm-papst sowie des Studentenwohnheims ausgelobt werden.<br />
Das wird noch 2016 stattfinden.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Auf welchem Gebiet wird das Institut<br />
dann zukünftig tätig sein?<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Mit der Beteiligung am spanischen Elektronikhersteller<br />
Ikor im Januar 2016 haben Sie Ihre Elektronikund<br />
Systemfähigkeit weiter ausgebaut. Was versprechen Sie<br />
sich davon?<br />
Bild: ebm-papst<br />
Lindl: Die Themenschwerpunkte – wie im Memorandum of Understanding<br />
festgehalten – gliedern sich in drei Bereiche. Zum einen<br />
Motoraspekte: Darunter fallen insbesondere Phänomene aus den<br />
Bereichen der Thermo- und Elektrodynamik sowie elektromagnetische<br />
und mechanische Phänomene von elektrischen Antrieben; dazu<br />
gehören auch deren Auslegung und <strong>Konstruktion</strong>. Der zweite Bereich<br />
wird sich mit Steuerungs- und Regelungsaspekten befassen.<br />
Forschungsgegenstand wird unter anderem die Leistungselektronik<br />
unter Berücksichtigung der elektromagnetischen Verträglichkeit<br />
sein. Außerdem werden Embedded <strong>Systems</strong> zur Steuerung und Regelung<br />
elektrischer Antriebe und deren Vernetzung mit umgebenden<br />
Systemen erforscht. Als Ergänzung gibt es dann den dritten Bereich,<br />
in dem wirtschaftliche Aspekte eine Rolle spielen sollen.<br />
Schwerpunktmäßig sollen hier Herstell- und Projektkosten abgeschätzt<br />
und kalkuliert werden. Uns ist es wichtig, dass Studierende<br />
industrienah ausgebildet werden, es wird viel Wert auf praxisorientierte<br />
Ausbildung gelegt werden. Gleichzeitig können am Institut<br />
Transferprojekte von Unternehmen realisiert werden, Stichwort<br />
angewandte Forschung.<br />
jg<br />
Lindl: Der Vorteil der globalen Elektronikfertigung war der Hauptbeweggrund<br />
für die Mehrheitsbeteiligung an Ikor. Damit können wir<br />
unsere Kunden weltweit an ihren unterschiedlichen Standorten mit<br />
lokalen Elektroniken beliefern. Das ist ein wesentlicher Bestandteil<br />
unserer Local-for-local-Strategie, also in den Märkten für die Märkte<br />
produzieren zu können. Ikor hat außerdem technologisches Knowhow<br />
auf dem Gebiet der Connectivity, was wir auch für unsere Gesamtstrategie<br />
einsetzen können.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Sie arbeiten an der Gründung eines Instituts<br />
für elektrische Antriebe – wie ist der Stand?<br />
Kontakt<br />
ebm-papst Mulfingen GmbH & Co. KG<br />
Mulfingen<br />
Katrin Lindner<br />
Tel. + 49 7938/81-7006<br />
katrin.lindner@ebmpapst.com<br />
www.ebmpapst.com<br />
INFO<br />
20 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016
AUS DER<br />
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
Teilnehmer am TdSE 2015: Auch im Vorjahr war die Konferenz gut besucht, das Interesse am Thema <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> ist hoch<br />
Bild: GfSE<br />
Tag des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s (TdSE), 25. bis 27. Oktober 2016<br />
Neuester SE-Werkzeugkasten<br />
wird anlässlich des TdSE vorgestellt<br />
Neue Erkenntnisse und Instrumente für die Entwicklung von technischen Systemen für Morgen werden<br />
auf der <strong>Systems</strong>-<strong>Engineering</strong>-Konferenz der GfSE e.V. – dem Tag des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s (TdSE) –<br />
in Herzogenaurach vom 25. bis 27. Oktober 2016 vorgestellt und diskutiert. Es treffen sich Einsteiger sowie<br />
Experten zum Austausch und um die neuesten Anwendungen hautnah zu erleben.<br />
Mit dem diesjährigen Programm der <strong>Systems</strong>-<strong>Engineering</strong>-<br />
Konferenz für den deutschsprachigem Raum, dem TdSE,<br />
werden wieder attraktive drei Tage präsentiert und gefüllt. Die zentrale<br />
Fläche ist der Marktplatz, der die neuesten Werkzeuge, Technologien<br />
und Dienstleistungen im und um das <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
präsentiert. Mit mehr als 20 namhaften Ausstellern bietet der TdSE<br />
einen Überblick über aktuelle Anwendungen von der Anforderungsaufnahme<br />
und Verwaltung, einer durchgängigen Werkzeugkette bis<br />
hin zur Simulation und Nutzung von Lösungen für das modellbasierte<br />
<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (MBSE). Auch sind Dienstleister rund um<br />
das Thema Organisations- und Prozessverbesserung sowie die Weiterbildung<br />
zum <strong>Systems</strong> Engineer anzutreffen. Die Werkzeuganbieter<br />
beteiligen sich in jedem Jahr am Tool-Vendor-Projekt, das eine<br />
Aufgabenstellung für alle teilnehmenden Firmen zur Verfügung<br />
stellt, an dem die Lösungen vergleichbar an den Ständen ausgestellt<br />
werden und somit für die Teilnehmer vergleichbar diskutiert<br />
werden können. Auch bieten die Firmen am ersten Tag ein zweistündiges<br />
Seminar an, damit sowohl Einsteiger als auch Erfahrene<br />
sich intensiver vor Beginn der Konferenz orientieren können. Diese<br />
sind kostenlos und in den Gebühren zur Konferenz enthalten.<br />
Neben diesen Seminaren bietet der TdSE auch vierstündige Intensiv-Tutorials<br />
an, um sich konzentriert mit bestimmten MBSE und anderen<br />
Aspekten des SE auseinandersetzen zu können. In diesem<br />
Jahr sind hier Seminare aus dem Bereich modellbasierte Schnittstellen,<br />
Modellierung für Product Line <strong>Engineering</strong>, Architekturentwicklung,<br />
Systemintegration und Nachweisführung sowie aus dem Forschungsbereich<br />
„Technical Readiness Level“ für MBSE-Modelle zu<br />
nennen. In vier Tutorials geben Experten ihr Wissen aus der Industrie<br />
an die Besucher weiter. So etwa Dr. Thierry Sop Njindam von<br />
Knorr Bremse, Dr. Dieter Scheithauer von H-I-T-S <strong>Engineering</strong>, Fritz<br />
Scheerer von Continental Teves und Dr. Marco di Maio von project<br />
globe mit Partnern von ThyssenKruppMarine<strong>Systems</strong> und oose.<br />
Von Elementen zur Lösung<br />
Das Thema Product Line <strong>Engineering</strong> nimmt in diesem Jahr, neben<br />
dem MBSE und Industrie-4.0-Themen, eine immer größere Rolle<br />
ein. Die beiden bekannten Themen, MBSE und SE in der Industrie<br />
4.0, entwickeln sich immer weiter vorwärts und in der Zwischenzeit<br />
gibt es erste Erfahrungsberichte sowie Weiterentwicklungen zur<br />
Unterstützung von Systementwicklungen. Das Product Line Engi-<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 21
Tools<br />
Seite 39<br />
Systementwicklung<br />
Seite 44<br />
Anwendung<br />
Seite 54<br />
Frank Treppe, Fraunhofer-Direktor für Strategie K|E|M und <strong>Konstruktion</strong> Internationales <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> MONAT 2016 1<br />
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
AUS DER<br />
<br />
der Entwicklung komplexer<br />
<br />
J. Rambo, C. Huwig | Daimler AG<br />
M. Langlotz, R. Hämisch | :em AG<br />
FMEA leicht gemacht – Ideale Vorbereitung<br />
durch Mechatronic Impact Analysis<br />
T. Burdach, A. Naß | Prozesswerk GmbH<br />
Smart REco – Anfoderungsanalyse 4.0<br />
<br />
SOPHIST GmbH<br />
<br />
<br />
einer Sprache für das modellbasierte<br />
<br />
<br />
Technologies AG & Co. KG - M. Schneider | :em<br />
AG - U. Judaschke | Continental Teves<br />
Model Based <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>:<br />
<br />
<br />
S. Kleiner, S. Husung | :em AG<br />
Anwendung von Methoden der<br />
Produktentstehung auf Basis des Systemmodells<br />
mechatronischer Systeme<br />
M. Greinert, C. Tschirner, J. Holtmann,<br />
R. Dumitrescu | Fraunhofer IEM<br />
Modellierung von Anforderungen: Der<br />
<br />
M. Jastram | formal mind<br />
*SysML-Modellverwaltung<br />
im PDM/PLM Umfeld*<br />
P. Müller, L. Kirsch | CONTACT Software GmbH<br />
M. Eigner, C. Muggeo | TU Kaiserslautern<br />
MBSE im Kontext der unternehmensübergreifenden<br />
Produktentwicklung<br />
S. Neumann, P. Lünnemann, R. Woll,<br />
H. Hayka, R. Stark | Fraunhofer IPK<br />
Analyse des Systemverhaltens und<br />
<br />
C. Schmied, M. Gebhardt, H. d‘Albert, M. Mörtel,<br />
U. Lindemann | TU München<br />
Beschleunigung von Innovationen durch<br />
eine neue Requirements <strong>Engineering</strong><br />
Vorgehensweise<br />
M. Eberhardt, P. Stolz, L. Endriss, A. Kress<br />
Hood Group<br />
<br />
Integration von MBSE und PLM<br />
U. Kaufmann | ModelAlchemy Consulting<br />
R. Schuler | HS Esslingen<br />
<br />
<br />
MBSE leicht<br />
J. Heihoff-Schwede, C. Bremer,<br />
M. Rabe, C. Tschirner (Fraunhofer IEM)<br />
Virtual Prototyping basierte Trade-off<br />
Analysen<br />
J. Holzmann, H. Palm, D. Gerling<br />
HS München<br />
<br />
von Modularisierungs-, Standardisierungs-<br />
<br />
M. Gepp, J. Vollmar, A. Schertl<br />
Siemens CT<br />
Systemmodellierung für das Internet der<br />
Dinge – Transformation von Systemmodell<br />
in IoT-Plattform im Kontext später<br />
<br />
M. Pfenning, A. Roth | XPLM Soultion GmbH<br />
Verfahrenstechnik trifft <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
- Integration von R&I-Fließschemata in<br />
<br />
M. Dietl, M. Wimmer | TU Wien,<br />
O. Alt | Lieber Lieber<br />
Model-based Interface Management<br />
for AVLs Instrumentation & Test <strong>Systems</strong><br />
<br />
AVL List<br />
<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> im Anlagenbau –<br />
Methoden für den erfolgreichen Umgang<br />
mit Komplexität<br />
K. Kollenda<br />
Rücker+Schindele Beratende Ingenieure<br />
SysML-basierte Planung cybertronischer<br />
Produktionssysteme in frühen<br />
Entwicklungsphasen*<br />
C. Steimer, M. Cadet, H. Meissner,<br />
J.C. Aurich, N. Stephan | TU Kaiserslautern<br />
J. Fischer | Siemens CT<br />
Use Case basiertes MBSE in automobilen<br />
<br />
<strong>Engineering</strong>-IT Standards<br />
J.C. Seeßle, C. Huwig | Daimler AG<br />
<br />
anforderungen mittelsmodellbasierter<br />
Entwicklungstechniken<br />
A. Schneider, S. Ackva<br />
Continental Automotive GmbH<br />
Baukastenentwicklung durch MBSE am<br />
Beispiel einer modularen Fertigungsanlage<br />
im Kontext der Industrie 4.0<br />
N. Bursac, A. Albers, M. Ölschläger<br />
IPEK - Institut für Produktentwicklung (KIT)<br />
Hoch-Integre Technische Systeme<br />
D. Scheithauer<br />
H-I-T-S <strong>Engineering</strong><br />
Quelle: GfSE<br />
Vorträge am Mittwoch, dem 26. Oktober 2016<br />
neering ist besonders in der Automobilindustrie aktuell anzusiedeln.<br />
Hier gilt es, ohne gezielte Entwicklungsprojekte Varianten vorab auf<br />
Elementebene zu entwickeln, die dann mittels Konfigurator zu neuen<br />
Innovationen und Lösungen zusammengestellt werden. Interessant<br />
sollte dieser Ansatz in Zukunft speziell für Firmen sein, die mit<br />
der Variantenvielfalt und der Individualisierung ihrer Produkte für<br />
den Kunden und Markt zu kämpfen haben.<br />
Mit dem Beginn der Konferenz am zweiten Tag startet in vier parallelen<br />
Vortragsreihen (siehe Programm oben) mit insgesamt 42 Beiträgen<br />
das Feuerwerk der Erfahrungsberichte aus der Industrie, hinzu<br />
kommt das Neueste aus der <strong>Systems</strong>-<strong>Engineering</strong>-Forschung. Die<br />
Beiträge kommen unter anderem aus der Medizintechnik, dem Anlagen-<br />
und Maschinenbau, dem Schiffbau und der Automobilindustrie.<br />
Die Themen berücksichtigen auch hier wieder die klassischen<br />
Themen Anforderungsmanagement, Mehrwert des SE, SE-Reifegradanalyse<br />
der Unternehmung, modellbasierte Systementwicklung<br />
und Simulation, agile Systementwicklungsmethoden, <strong>Systems</strong>-<strong>Engineering</strong>-Tools<br />
und ihre Umgebung sowie Aspekte aus<br />
dem Bereich PLM-/MBSE-Integration.<br />
Neben diesen Themen gibt es auch neue Aspekte, die in den Beträgen<br />
behandelt werden. So gibt es erste Konzepte zur Integration<br />
und Berücksichtigung von mechanischen Modellen für das Gesamtmodell<br />
MBSE. 3D-Modelle und Zeichnungsteile können mit in die<br />
Betrachtung des MBSE-Ansatzes integriert werden. Auch der Jungend<br />
gibt die Konferenz eine Plattform, um ihre Ergebnisse von<br />
Master- und Bachelorarbeiten vorzustellen. Die besten Arbeiten aus<br />
dem Studierendenwettbewerb treten in der Endrunde in einer eigenen<br />
Beitragsreihe am Freitag gegeneinander an und stellen sich der<br />
Öffentlichkeit vor. Eine Jury aus Hochschule und Industrie bewertet<br />
dabei nicht nur die schriftliche Ausarbeitung, sondern auch die Fähigkeit<br />
der Kandidaten, ihre Ergebnisse kurz und aussagekräftig den<br />
Zu dieser Rubrik<br />
Die Gesellschaft für <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (GfSE) e.V. als<br />
deutsches Chapter des International Council on <strong>Systems</strong><br />
<strong>Engineering</strong> (INCOSE) ist seit 1997 die größte deutschsprachige<br />
Interessensvertretung rund um das Thema <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>.<br />
In der Rubrik ‚Aus der GfSE‘ berichten wir<br />
regelmäßig über aktuelle Aktivitäten und Initiativen. Mitglieder<br />
der GfSE erhalten die <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> digital im Rahmen ihrer Mitgliedschaft<br />
über den Newsletter<br />
der GfSE.<br />
Zusätzlich besteht die Möglichkeit,<br />
ein Printabonnement zum<br />
ermäßigten Mitgliederpreis zu<br />
beziehen. Angaben zu Verfahren<br />
und Gutscheincode finden sich<br />
ebenfalls im Newsletter der<br />
GfSE.<br />
www.gfse.de<br />
Sonderausgabe <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
INFO<br />
Das<br />
<strong>Engineering</strong><br />
Magazin<br />
01 2016<br />
www.kem.de<br />
Titelstory Seite 32<br />
Produktdifferenzierung über<br />
Softwarefeatures<br />
Zur künftigen<br />
Rolle von PLM<br />
Modellbasierter<br />
Entwurf im Fokus<br />
Digitalisierung<br />
made in USA<br />
Im Gespräch | Europas Forschungsraum ist sehr fraktal<br />
22 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016
AUS DER<br />
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
Studienpreis der GfSE<br />
Öffentliche Verteidigung der besten<br />
Abschlussarbeiten im Themenfeld<br />
<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
<br />
Erfolgsfaktor<br />
I. Treue | Rücker+Schindele Beratende Ingenieure<br />
<br />
*Weiterentwicklung des integrierten<br />
<br />
Beschreibungssystematik von mecPro² um<br />
ein modellbasiertes Variantenmanagement<br />
<br />
T. Dickopf | TU KL , L. Mayerhofer | LUK GmbH<br />
<br />
borativen Modellierung operationeller<br />
Architekturen<br />
M. Schmitt, C. Webel, C. Antes,<br />
T. Kleinberger, S. Sadikow<br />
Fraunhofer IESE<br />
Studienpreis der GfSE<br />
Öffentliche Verteidigung der besten<br />
Abschlussarbeiten im Themenfeld<br />
<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
Die Gestaltung eines <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
<br />
bei der unternehmensweiten Einführung von<br />
<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
C. Knop, S. Milewski | ThyssenKrupp Marine<br />
<strong>Systems</strong>; F. Sannwaldt, C. Völl | 3DSE<br />
Entwicklung eines pragmatischen Reife-<br />
<br />
<strong>Engineering</strong><br />
D. Steffen, E. Enge, S.-O. Schulze | UNITY AG<br />
A. Czaja | Fraunhofer IEM<br />
Semantic Model Integration for System<br />
<br />
text for Different Model Types<br />
O. von Dungern | adesso AG<br />
Studienpreis der GfSE<br />
Öffentliche Verteidigung der besten<br />
Abschlussarbeiten im Themenfeld<br />
<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
SE im Maschinen- und Anlagenbau<br />
verstehen, anwenden und beherrschen<br />
V. Huckriede | HARTING Applied Technologies<br />
B. Joachim | ELHA<br />
S. Storck | Friedrich Remmert GmbH<br />
The V-Model is Dead. Long Live the<br />
V-Model!<br />
C. Hood<br />
Colin Hood <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
Komplexität beherrschen mit Core<br />
Modeling<br />
<br />
Siemens CT<br />
<br />
Studienpreis der GfSE<br />
Öffentliche Verteidigung der besten<br />
Abschlussarbeiten im Themenfeld<br />
<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
Modellbasierte Analyse komplexer Fehler-<br />
<br />
der Produktentwicklung<br />
O. Bielefeld, H. Darnsfeld, N. Schlüter,<br />
S. Yazdanmadad, P. Winzer<br />
Bergische Universität Wuppertal<br />
Modellbasierte Entwicklung einer neuar-<br />
<br />
radselektiver Antriebe<br />
<br />
P- Kautzmann, M. Frey | KIT - Institut für Fahrzeugtechnik<br />
Herausforderungen der mechatronischen<br />
Produktentwicklung mittels <strong>Systems</strong><br />
<strong>Engineering</strong> meistern am Beispiel sensorisierten<br />
Lager<br />
S. Glück, R. Weippert, T. Drescher, C. Böckler, A.<br />
<br />
ReqInspector – Automatische Prüfung der<br />
<br />
kationen durch semantische Analyse der<br />
<br />
S. Darting, A. Maier | Fraunhofer IESE<br />
Automatisierter Übergang vom dokumen-<br />
<br />
<strong>Engineering</strong> mittels AAES-Systemen als<br />
Ausgangsbasis für MBSE<br />
A. Goetz, C. Donges | :em AG<br />
Cutting the „Cross-Cutting” Part 1: Requirements<br />
Management<br />
M. di Maio | projectglobe<br />
M. Hoppe, E. Erkul | Thyssen Krupp Marine <strong>Systems</strong>,<br />
M. Grundel | Helmut Schmidt Universität<br />
<br />
wurf: Ergebnisse des FAS4M-Projektes<br />
G. Moeser, A. Albers | IPEK - KIT<br />
M. Grundel | Helmut Schmidt Universität<br />
T. Weilkiens | oose eG, S. Kümpel | :em AG<br />
Physische Architekturen variantengerecht<br />
aus Funktionalen Architekturen für Syste-<br />
<br />
S. Melzer, U. Wittke, H. Hintze, R. God<br />
Technische Universität Hamburg-Harburg<br />
Verhaltensregeln für FAS: Systemverhalten<br />
anhand funktionaler Architekturen<br />
betrachten<br />
W. Gerritsen, J.G. Lamm | Bernafon AG<br />
G. Moeser, M. Fechner | IPEK<br />
T. Weilkiens | oose eG<br />
Quelle: GfSE<br />
Vorträge am Donnerstag, dem 27. Oktober 2016<br />
Teilnehmern zu präsentieren. Die Gewinner werden noch am Freitag<br />
auf der Konferenz prämiert und erhalten einen Geldpreis.<br />
Kontakt<br />
INFO<br />
Gesellschaft für <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> e.V.<br />
München<br />
Tel. +49 89/36036-808<br />
www.gfse.de<br />
Direkt zur Homepage des TdSE:<br />
www.tdse.org<br />
Ideen und Erfahrungsaustausch<br />
Ein weiteres Kernelement im Konzept der Konferenz ist es, den Teilnehmern<br />
direkte Ergebnisse mit auf den Heimweg zu geben. So unterstützt<br />
das World Cafe den Ideen- und Erfahrungsaustausch zwischen<br />
einzelnen Teilnehmern, die auf Grund ihres Hintergrundes<br />
und Industrie unterschiedliche Erfolge und Best Practices mitbringen.<br />
Den Transfer und die Hinterfragung der Anwendbarkeit auf die<br />
eigene Branche und Firma sollen gefördert werden. Durch die kleinen<br />
und moderierten Gruppen zu einzelnen Themen des SE, wie etwa<br />
MBSE-Erfahrung oder SE in der innerbetrieblichen Ausbildung,<br />
wird diese Erfahrung dokumentiert und noch auf der Konferenz vorgestellt.<br />
Das ermöglicht auch den Teilnehmern, diese Erkenntnisse<br />
in Form einer Zusammenfassung sofort und damit nutzbar mit in<br />
den Alltag zu nehmen und anzuwenden. Außerdem treffen Personen,<br />
die in zufällig zusammengestellten Gruppen das World Cafe<br />
besuchen, auf Gleichgesinnte und neue Netzwerke können sich<br />
etablieren. Das World Cafe bringt Fremde zusammen, die sich so<br />
nicht austauschen oder über Themen unterhalten würden.<br />
Eingerahmt wird die Konferenz von ausgewählten Vortragenden, die<br />
einen Überblick aus Industrie- und Anwendung des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s<br />
bringen. So ist in diesem Jahr ein Vortag von Uwe Wagner,<br />
dem Senior Vice President R&D Automotive Member of the Management<br />
Board Automotive von Schaeffler Technologies AG & Co<br />
KG zu nennen, der einen Einblick in die Herausforderung und Erfahrungen<br />
aus Sicht eines Zulieferers und Systementwicklers gibt. Im<br />
Anschluss wird es einen Vortrag mit einem Bericht aus dem Tunnelbau<br />
für den Bereich Schiene von Markus Bolli, Organisationsentwickler,<br />
Coach, Mediator und Experte aus dem Bereich Schiene, geben.<br />
Markus Bolli hat mehrere Jahre den Bau des Gotthardtunnels<br />
begleitet und wird aus dem Blickwinkel des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s<br />
in Kombination mit Softskills einige Einblicke gewähren. Als dritten<br />
Vortrag wird Paul Schreinemakers in seiner Funktion als Technical Director<br />
bei INCOSE einen Einblick in die Vision und Entwicklung einer<br />
internationalen Organisation zum <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> geben. Als<br />
Technical Director ist Paul Schreinemakers für die Arbeitsgruppen,<br />
MBSE, Handbuch und alles Inhaltliche verantwortlich.<br />
Übrigens: Begleitet wird die Konferenz von der Ergebniskonferenz<br />
zum Forschungsthema mecPro 2 , in der die GfSE als Partner eingebunden<br />
war. Die Ergebnisse werden am auf den TdSE folgenden<br />
Freitag (28. Oktober 2016) vorgestellt, Teilnehmer können sich auch<br />
hier kostenlos über die Ergebnisse informieren. Vervollständigt werden<br />
die Tage durch einen Besuch im Eisenbahnmuseum in Nürnberg<br />
und einer Firmenführung bei der Firma Schaeffler.<br />
Der Autor:<br />
Sven-Olaf Schulze, Vorsitzender, GfSE<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 23
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
AUS DER FACHGRUPPE SE<br />
Produkt- und<br />
Produktionssystem<br />
im Wechselspiel<br />
planen – <strong>Systems</strong><br />
<strong>Engineering</strong><br />
unterstützt<br />
Bild: Fachgruppe SE<br />
Integrative Produkt- und Produktionssystemplanung<br />
Im Wechselspiel modelliert<br />
Insbesondere im Kontext Industrie 4.0 handelt es sich bei Produktionsanlagen um intelligente mechatronische<br />
Systeme. An der Entwicklung der komplexen Anlagen sind verschiedene Disziplinen, wie<br />
etwa <strong>Konstruktion</strong>, Elektrotechnik und Regelungstechnik beteiligt. Die Fachgruppe <strong>Systems</strong> Engi -<br />
neering des Spitzenclusters it’s OWL diskutierte bei ihrem Treffen am 29. Juni 2016 bei der Karl E.<br />
Brinkmann GmbH deshalb die Bedeutung einer integrativen Produkt- und Produktionssystemplanung.<br />
Vor allem der Softwareanteil der Anlagen steigt durch die Industrie<br />
4.0 enorm. Die Entwicklung von Produktionssystemen<br />
steht somit vor ähnlichen Herausforderungen wie die Produktentwicklung<br />
selbst. <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> ist auch hier ein geeigneter<br />
Ansatz, um die unterschiedlichen Anforderungen, die Stakeholder<br />
und vor allem auch die Wechselwirkungen zwischen Produkt und<br />
Produktsystem direkt zu Beginn der Entwicklung zu integrieren.<br />
Wechselwirkungen beschreiben<br />
„Integrativ bedeutet, dass in geeigneter Weise sowohl das Produkt<br />
und das Produktionssystem an sich als auch die Wechselwirkungen<br />
zwischen diesen entwickelt werden. Je nachdem wie mein Produkt<br />
aufgebaut ist, hat das Einfluss auf Produktionstechnologien sowie<br />
Prozesse und andersherum“, erläutert Dr.-Ing. Roman Dumitrescu,<br />
Direktor an der Fraunhofer-Einrichtung für Entwurfstechnik Mechatronik<br />
IEM. <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> ermöglicht es, diese Wechselwirkungen<br />
abzubilden und Produkt und Produktionssystem effizient<br />
aufeinander abzustimmen. „Die Modellierung von Systemen erfolgt<br />
durch verschiedene Partialmodelle, die dann – auf Basis ihrer Abhän-<br />
gigkeiten – miteinander verbunden werden. Auch Produkt- und<br />
Produktionssysteme können so im Wechselspiel modelliert werden“,<br />
sagt Dumitrescu, dessen Abteilung am Fraunhofer IEM bereits<br />
eine Reihe von Projekten zu diesem Thema durchgeführt hat.<br />
Der Lebenszyklus einer Produktionsanlage ist in der Regel länger<br />
als der eines Produktes – nicht für jede neue Produktreihe kann eine<br />
neue Produktionsanlage gebaut und eine neue Technologie eingeführt<br />
werden. Demnach orientiert sich die Produktentwicklung oftmals<br />
daran, welche Möglichkeiten der Ist-Stand der Produktions -<br />
anlagen im Unternehmen bietet. Wenn jedoch eine komplett neue<br />
Anlage konzipiert wird, müssen wiederum die Anforderungen des<br />
Produktes aber auch die Langfristigkeit der eingesetzten Methoden<br />
und Technologien von Beginn an berücksichtigt werden.<br />
Integrative Entwicklung eines Prüfsystems<br />
Das Unternehmen KEB, das Ende Juni zu einem Treffen des Spitzenclusters<br />
it’s OWL mit gut 60 Teilnehmern eingeladen hatte, kennt<br />
die Herausforderung an seine Ingenieure. Am Standort Barntrup<br />
entwickelt und produziert es elektrische Antriebs- und Steuerungstechnik,<br />
unter anderem für Nutzfahrzeuge wie LKWs, Traktoren oder<br />
Bagger. „Die Anforderungen der Kunden an unsere Produkte steigen<br />
ständig und sind sehr unterschiedlich. Für uns ist es deshalb<br />
wichtig, bereits in der Entwicklung möglichst ganzheitlich zu denken<br />
24 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016
Tools<br />
Seite 39<br />
Systementwicklung<br />
Seite 44<br />
Anwendung<br />
Seite 54<br />
Frank Treppe, Fraunhofer-Direktor für Strategie K|E|M und <strong>Konstruktion</strong> Internationales <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> MONAT 2016 1<br />
AUS DER FACHGRUPPE SE<br />
MENSCHEN & UNTERNEHMEN<br />
Bild: Fachgruppe SE<br />
Erfahrungsaustausch im<br />
Spitzencluster it’s OWL:<br />
Die Fachgruppe <strong>Systems</strong><br />
<strong>Engineering</strong> (hier die<br />
Referenten) traf sich im<br />
Juni bei KEB in Barntrup<br />
Zu dieser Rubrik<br />
INFO<br />
und unsere Produkte schon hier auf ihre spätere Anwendung beim<br />
Kunden zuzuschneiden“, sagt Wolfgang Wiele, Geschäftsführer KEB.<br />
Mit Methoden des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> entwickelte KEB deshalb<br />
das Prüfsystem zur Qualitätssicherung seines neuen modularen<br />
Wechselrichters bereits parallel zur eigentlichen Produktentwicklung.<br />
„Die Gesamtentwicklungszeit des <strong>Systems</strong> konnten wir somit<br />
deutlich reduzieren“, ergänzt Wolfgang Wiele.<br />
Künftige Technologien mitdenken<br />
Auch Boge, Spezialist für Industrie-Kompressoren, entwickelte mit<br />
<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> ein Konzept für Produkt und Produktionssystem<br />
der neuen Kolbenkompressoren-Baureihe. Ziel war es, frühzeitig<br />
die Wechselwirkungen zwischen Produkt- und Produktionssystem<br />
zu berücksichtigen: Die vielfältigen Anwendungsbereiche von<br />
Kolbenkompressoren zur Druckluftversorgung bedient Boge mit<br />
unterschiedlichen Baureihen und Varianten. Das historisch gewachsene<br />
Produktprogramm wird stetig durch neue Varianten ergänzt.<br />
Um die Variantenkomplexität zu reduzieren, konzipierten die Boge-<br />
Entwickler eine gänzlich neue Baureihe von Kolbenkompressoren.<br />
Ein Produktionssystem dafür bestand zum Anfang des Projekts<br />
nicht, gemeinsam mit dem Heinz Nixdorf Institut und dem Fraun -<br />
hofer IEM erarbeitete das Unternehmen dann aber ein entsprechendes<br />
Konzept. Die Konzipierung erfolgte integrativ mit Methoden des<br />
<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>. Mit dem Ziel, das Produktionssystem möglichst<br />
langfristig auf dem jeweils aktuellen Stand zu halten, berücksichtigten<br />
die Projektpartner dabei direkt auch absehbare Technologieentwicklungen<br />
in der Produktion.<br />
Besonders in kleinen und mittleren Unternehmen kann nicht für<br />
jedes Produkt eine neue Produktionsanlage gebaut und eine neue<br />
Technologie eingeführt werden. Die integrative Entwicklung beider<br />
ermöglicht es, Innovationen und Erweiterungen bedarfsgerecht<br />
umzusetzen.<br />
co<br />
Die Autorin: Kirsten Harting,<br />
Kommunikation Produktentstehung, Fraunhofer IEM<br />
Die zunehmende Komplexität von Maschinen und Anlagen stellt Unternehmen<br />
vor große Herausforderungen. Für die Produktentwicklung werden<br />
ein ganzheitliches Systemverständnis und die Betrachtung des gesamten<br />
Lebenszyklus erforderlich. Im Rahmen des Spitzenclusters it‘s<br />
OWL – Intelligente Technische Systeme OstWestfalenLippe – wurde<br />
2014 die Fachgruppe <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> gegründet. Ziel<br />
ist es, disziplinübergreifende Methoden für die Entwicklung von intelligenten<br />
Maschinen und Anlagen in die Praxis zu bringen. Partner sind<br />
• das Fraunhofer IEM,<br />
• Dassault Systèmes,<br />
• die Netzwerke OWL Maschinenbau,<br />
• OWL ViProSim,<br />
• Digital in NRW – Das Kompetenzzentrum für den Mittelstand sowie<br />
• die Gesellschaft für <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (GfSE).<br />
<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> ist ein wichtiges Forschungsgebiet im Technologie-<br />
Netzwerk it‘s OWL. Entwurfstechniken unterschiedlicher Disziplinen<br />
werden zu einer übergreifenden Entwurfssystematik zusammengeführt,<br />
die in Modellierungs- und Simulationsmethoden verfügbar gemacht<br />
wird. Dadurch können Unternehmen die Effektivität und Effizienz ihrer<br />
Produktentwicklung steigern. Entwicklungszeiten werden verkürzt, Abstimmungsbedarfe<br />
und nachträgliche Änderungen entfallen und die Produktqualität<br />
steigt.<br />
www.its-owl.de/fachgruppeSE<br />
Hinweis: Veröffentlichungen der Fachgruppe<br />
SE in der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> finden Sie<br />
auch auf der Website der Fachgruppe SE.<br />
Zusätzlich besteht für Teilnehmer die<br />
Möglichkeit, ein Printabonnement zum<br />
ermäßigten Preis zu beziehen. Termine<br />
und Infos zur nächsten Veranstaltung<br />
finden Sie unter:<br />
www.its-owl.de<br />
Sonderausgabe <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
Das<br />
<strong>Engineering</strong><br />
Magazin<br />
01 2016<br />
www.kem.de<br />
Titelstory Seite 32<br />
Produktdifferenzierung über<br />
Softwarefeatures<br />
Zur künftigen<br />
Rolle von PLM<br />
Modellbasierter<br />
Entwurf im Fokus<br />
Digitalisierung<br />
made in USA<br />
Im Gespräch | Europas Forschungsraum ist sehr fraktal<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 25
METHODEN<br />
SE-GLOSSAR<br />
SE-GLOSSAR<br />
Bild: kran77/Fotolia.com<br />
Agile Ansätze aus der Softwaretechnik erlauben den Umgang mit Komplexität<br />
Begriffe des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s – Teil 7<br />
Agile Systementwicklung<br />
Agile Entwicklung ist nichts Neues. Bereits 1991 wurden agile Herstellungsmethoden beschrieben.<br />
Im Jahre 2001 wurden dann mit dem Manifesto for Agile Software Development (Beck et al.) die grundlegenden<br />
Werte der agilen Entwicklung festgelegt. Diese Ansätze der Softwaretechnik erlauben dem<br />
Umgang mit Komplexität auf Augenhöhe mit der Dynamik des globalen Wettbewerbs. Ein wesentliches<br />
Ziel ist hierbei die Minimierung von Entwicklungszeiten und -kosten. Seit 2012 beschäftigt sich eine<br />
Arbeitsgruppe der INCOSE damit, diese agilen Methoden auf die Entwicklung komplexer technischer<br />
Systeme abzubilden und entsprechende Methoden zu beschreiben. Heute ist das <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
im Fokus agiler Methoden.<br />
Was ist eigentlich „agil“? Agil, als Adjektiv betrachtet (die Autoren<br />
des Agile Manifesto mochten die Verwendung des<br />
Substantivs Agilität gar nicht), hat mehrere Bedeutungen:<br />
• schnell, gewandt, wendig, sowie<br />
• aktiv, geschäftig, lebhaft, aber auch<br />
• die Fähigkeit, mental beweglich und präsent zu sein.<br />
Das Agile SE Framework<br />
Zu unterscheiden sind ganz deutlich die agile Prozessstruktur und<br />
das agile Produkt. Dennoch: Eines ohne das Andere macht wenig<br />
Sinn und ist meist sogar kontraproduktiv. Die Notwendigkeit für beides<br />
ergibt sich aus dem heutigen Umfeld, welches aufgrund der<br />
Nicht-Vorhersehbarkeit, Risiken, Variationen und ständiger Veränderung<br />
agile Antwortmechanismen verlangt.<br />
Agilität ergibt sich aber nicht automatisch; das Bewusstsein für eine<br />
Reaktion muss vorhanden sein, wenn es soweit kommt, müssen<br />
hierfür Handlungsmöglichkeiten vorliegen und – so banal es klingt: –<br />
die angemessene Reaktion muss ausgewählt und umgesetzt werden.<br />
Das erfordert eine etwas andere Sicht auf unsere heutigen,<br />
meist deterministischen Entwicklungsvorgehensweisen.<br />
Die Prinzipien einer agilen Systementwicklung lassen sich wie folgt<br />
zusammenfassen (Kevin Forsberg, et al.):<br />
• Eine agile SE-Prozessarchitektur ist notwendig, um eine vorhersagbare<br />
Anpassung von Zielen, Anforderungen und Plänen zu<br />
ermöglichen.<br />
• Eine agile Produktstruktur muss etabliert sein, die eine Anpassung<br />
des Produkts während der Entwicklungs- und Produktionsphase<br />
auf veränderte Bedürfnisse erlaubt.<br />
• Der „Produkteigner“ trifft mit seiner gesamtheitlichen<br />
<strong>Systems</strong>icht und mit dem wachsenden Verständnis der Anforderungen<br />
Entscheidungen in „Echtzeit“.<br />
• Die maximale Mitarbeiterproduktivität hinsichtlich Entwicklung,<br />
26 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016
Tools<br />
Seite 39<br />
Systementwicklung<br />
Seite 44<br />
Anwendung<br />
Seite 54<br />
Frank Treppe, Fraunhofer-Direktor für Strategie K|E|M und <strong>Konstruktion</strong> Internationales <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> MONAT 2016 1<br />
SE-GLOSSAR<br />
SE-GLOSSAR<br />
SAR<br />
SE-GLOSSAR<br />
METHODEN<br />
Agile Process requires Agile Product<br />
Quelle: Rick Dove, INCOSE Chair: Agile <strong>Systems</strong> & <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> Working Group<br />
Agile Prinzipien<br />
PLUS<br />
Produktion und Kundenzufriedenheit muss sichergestellt sein –<br />
obwohl eigentlich täglich von überall her Störfeuer kommen und<br />
das Umfeld im Tagesgeschäft instabil und unvorhersehbar ist.<br />
Gerade dieses Prinzip wird im Arbeitsalltag häufig vernachlässigt.<br />
Um agile Systemarchitekturen abbilden zu können, sind drei kritische<br />
Elemente notwendig:<br />
• eigenständige, gekapselte Module im Produkt mit definierten<br />
Schnittstellen, welche ein Plug & Play erlauben,<br />
• eine passive Infrastruktur, welche die Regeln und Maßgaben<br />
zum Plug&Play der Module festlegt und<br />
• den Kunden zufriedenstellen<br />
• Änderungen willkommen heißen<br />
• häufige Auslieferungen (Feedback)<br />
• crossfunktionale Zusammenarbeit<br />
• Unterstützung leisten und Vertrauen schenken<br />
• direkte persönliche Kommunikation<br />
• funktionierende Lösungen<br />
• nachhaltige Geschwindigkeit<br />
(nach Röpstorff und Wiechmann)<br />
Zu dieser Rubrik<br />
‚In erster Linie geht es um Kommunikation‘ – das war der Titel der Titelstory<br />
der ersten Ausgabe der develop 3 systems engineering,<br />
die zur SPS IPC Drives 2014 erschien. Tatsächlich wird die Bedeutung<br />
von Kommunikation in Projekten häufig unterschätzt. Projekte sind heute<br />
höchst interdisziplinär und im Regelfall über Zeitzonen, Kulturkreise und<br />
Sprachräume verteilt. Die präzise und konsistente Verwendung von<br />
Begriffen wird somit zur Schlüsselkompetenz. Eine der ersten Aufgaben<br />
des <strong>Systems</strong> Engineers im Projekt ist deshalb die Schaffung eines Vokabulars,<br />
das eine eindeutige Kommunikation fördert. Zur Unterstützung<br />
dieser Aufgabe veröffentlichen wir in enger Zusammenarbeit mit der<br />
Gesellschaft für <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (GfSE) e.V.<br />
in jeder Ausgabe der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>,<br />
die aus der develop 3 systems engineering hervorgegangen<br />
ist, Definitionen zu relevanten Begriffen des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s;<br />
Ausgangspunkt hierfür ist die deutsche<br />
Übersetzung V. 3.2.2 des Handbuchs <strong>Systems</strong><br />
<strong>Engineering</strong> des International Council<br />
on <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (INCOSE).<br />
Hinweis: Die hier vorgestellten Definitionen<br />
stellen wir bewusst zur Diskussion –<br />
wir freuen uns über Ihr Feedback dazu<br />
per Mail an:<br />
Sonderausgabe <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
INFO<br />
Das<br />
<strong>Engineering</strong><br />
Magazin<br />
01 2016<br />
www.kem.de<br />
Titelstory Seite 32<br />
Produktdifferenzierung über<br />
Softwarefeatures<br />
Zur künftigen<br />
Rolle von PLM<br />
Modellbasierter<br />
Entwurf im Fokus<br />
• eine aktive Systementwicklungs- (Prozess-) Infrastruktur, welche<br />
die bedarfsgerechte Modulentwicklung, -verfügbarkeit und -verschaltung<br />
ermöglicht.<br />
Um dies effektiv abbilden zu können, müssen wiederum drei grundlegende<br />
Designprinzipien umgesetzt werden – die der Wiederverwendbarkeit,<br />
Rekonfigurierbarkeit und Skalierbarkeit.<br />
Agile SE-Konzepte bieten also ein hohes Potential, Entwicklungsaktivitäten<br />
wirksam zu gestalten. Man sollte aber nicht versuchen, agile<br />
Praktiken wie SCRUM in eine Organisation zu drücken – in dem<br />
Glauben, dass dies besser sei. Die notwendigen Veränderungen –<br />
wie oben beschrieben – können eine Organisation schnell sehr stark<br />
belasten. Besser ist es, agile SE-Konzepte zu nutzen, um erkannte<br />
SE-Probleme zu lösen – also ein punktueller, zielgerichteter Einsatz.<br />
In bester <strong>Systems</strong>-<strong>Engineering</strong>-Manier gilt auch hier, dass zuerst die<br />
Anforderungen analysiert werden sollten, bevor eine Lösung gewählt<br />
wird. Das klare Problemverständnis erlaubt dann eine inkrementelle<br />
Umsetzung, unter Berücksichtigung der Firmenkultur, des<br />
Geschäftsumfeldes und des Entwicklungsprozesses.<br />
Weitere Informationen rund um das Thema „Agile <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>“<br />
erhalten Sie durch die vielfältigen Publikationen (<strong>Systems</strong><br />
<strong>Engineering</strong> Handbook, Papers) der INCOSE.<br />
Die Autoren:<br />
Sascha Ackva und Christian Tschirner, Mitglieder des Vorstands<br />
der Gesellschaft für <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (GfSE e.V.)<br />
kem.redaktion@konradin.de<br />
Digitalisierung<br />
made in USA<br />
Im Gespräch | Europas Forschungsraum ist sehr fraktal<br />
Quellenhinweise:<br />
[1] Rick Dove, “Discovering Agile SE Process Fundamentals at INCOSE”, February, 2016<br />
[2] http://www.incose.org/docs/default-source/enchantment/160223-doverick-discoveringa<br />
gileseprocessfundamentalsatincose-slides.pdf?sfvrsn=2<br />
[3] Fowler, M., and Highsmith, J., “The Agile Manifesto”. Dr. Dobb’s Journal, August, 2001<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 27
METHODEN<br />
SYSTEMENTWICKLUNG<br />
Hardware-in-the-Loop-Prüfstand,<br />
mit dem typische Entwicklungsaufgaben<br />
an Frequenzumrichtern beschleunigt<br />
und validiert werden können<br />
Bild: Vathauer<br />
Umrichter-Optimierung mittels Funktionsentwicklung „in the loop“<br />
Selbstoptimierende Funktionen simulieren<br />
Im Rahmen eines Transferprojektes des Spitzenclusters „Intelligente Technische Systeme<br />
OstWestfalenLippe – it´s OWL“ hat MSF-Vathauer Antriebstechnik einen Hardware-in-the-Loop-Prüfstand<br />
zum modellbasierten Entwurf und zur Analyse selbstoptimierender Steuerungs- und Regelungsalgorithmen<br />
für dezentrale Antriebssysteme der Intralogistik entwickelt. Unterstützt wurde das Unternehmen<br />
dabei von der Fraunhofer Einrichtung Entwurfstechnik Mechatronik IEM.<br />
In der Intralogistik sowie in vielen anderen industriellen Anwendungen<br />
kommen komplexe Antriebs- und Kommunikationstechnologien<br />
zum Einsatz, die hochgradig miteinander vernetzt sind.<br />
Schon in Intralogistikanlagen mittlerer Größe sind mehrere hundert,<br />
oft auch eine vierstellige Anzahl von elektrischen Antrieben installiert,<br />
die z.B. einzelne Segmente von Förderanlagen oder die Fahrzeuge<br />
von Elektrohängebahnen bewegen und immer häufiger bedarfsabhängig<br />
gesteuert werden.<br />
Trend zu immer mehr Flexibilität<br />
Der Trend – und das heißt: die Anforderung der Anwender – geht dabei<br />
zu immer größerer Flexibilität. Zu den Treibern dieser Entwicklung<br />
gehört die immer größere Individualisierung von Produkten, die<br />
zu einer höheren Variantenvielfalt bei kleineren Stückzahlen führt.<br />
Auf der Warenausgangsseite führen u.a. der zunehmende Online-<br />
Handel und, in der Industrie, der Wunsch nach Just-in-Time-Lieferung<br />
zum gleichen Ergebnis: Die Förderanlagen sollen und müssen<br />
flexibler sein. Wenn man dieses Szenario noch weiter – in Richtung<br />
Industrie 4.0 – denkt, ist es sogar möglich, dass die Produkte selbst<br />
zum aktiven Steuerungselement werden.<br />
Schon jetzt haben die genannten Trends zur Folge, dass auf der untersten<br />
Feldebene (z.B. auf den Förderstrecken oder in den Kommissionierzonen)<br />
schnelle Entscheidungen getroffen werden müssen.<br />
Deshalb ist eine hochflexible Antriebsautomatisierung erforder-<br />
I 4.0 für den Mittelstand<br />
PLUS<br />
Im Technologie-Netzwerk it‘s OWL entwickeln über 180 Unternehmen<br />
und Forschungseinrichtungen in 47 Projekten gemeinsam Lösungen für<br />
intelligente Produkte und Produktionsverfahren. Über ein innovatives<br />
Transferkonzept werden neue Technologien für eine Vielzahl von – insbesondere<br />
kleinen und mittelständischen – Unternehmen verfügbar gemacht.<br />
In insgesamt 170 Transferprojekten können kleine und mittlere<br />
Unternehmen die neuen Technologien nutzen, um konkrete Herausforderungen<br />
in ihrer Produktion zu lösen. Das Programm „solutions“ bietet bis<br />
Dezember 33 Veranstaltungen zu neuen Technologien für Industrie 4.0,<br />
Geschäftsmodellen und Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Im Projekt<br />
„Industrie 4.0 für den Mittelstand“ der OstWestfalenLippe GmbH werden<br />
Schulungen, Quick Checks und lernende Netzwerke für KMU umgesetzt.<br />
Und das Kompetenzzentrum für den Mittelstand „Digital in NRW“<br />
unterstützt KMU durch praxisnahe Angebote bei der Digitalisierung von<br />
Produkten, Produktion und Prozessen, wie beispielsweise durch Demonstrationszentren.<br />
www.solutions-owl.de<br />
28 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016
01. Dezember 2016, Dorint Kongresshotel Mannheim<br />
Die Themen:<br />
Pumpen, Kompressoren, Antriebe/Anlagen und Verfahren/<br />
Messen & Automatisieren/Energie-Services & Solutions<br />
• Wie lassen sich Wirkungs- und Nutzungsgrad von Prozessanlagen erhöhen<br />
und der spezifische Energieverbrauch reduzieren?<br />
• Wie können Sie Energieverluste bei der Erzeugung von Prozesswärme und<br />
-kälte sowie Prozessluft zuverlässig stoppen?<br />
• Wie müssen die Prozesse automatisieren, damit die Energieeffizienz steigt?<br />
• Lohnt sich auch für kleine und mittlere Unternehmen die Einführung eines<br />
zertifizierten Energiemanagementsystems?<br />
Jetzt anmelden unter<br />
www.prozesstechnik-online.de/praxistag-energieeffizienz<br />
Fragen? – Ihr Kontakt<br />
Beate Günther-Hühn<br />
Phone +49 711 7594 545<br />
beate.guenther-huehn@konradin.de<br />
Unsere Partner:<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 29
METHODEN<br />
SYSTEMENTWICKLUNG<br />
Bild: Vathauer<br />
Bild: Vathauer<br />
Simulation der Soll- und Istdrehzahl in Abhängigkeit von der Zeit<br />
Simulation des Drehmoments eines Antriebs<br />
lich, die optimalerweise dezentral strukturiert ist und auf dieser Ebene<br />
nicht nur Befehlsempfänger ist, sondern auch Sensor- und Umgebungseinflüsse<br />
verarbeiten kann.<br />
Spezialist für dezentrale Antriebssysteme<br />
Die MSF-Vathauer Antriebstechnik GmbH & Co. KG in Detmold ist<br />
als Spezialist für derartige dezentrale Antriebs- und Automatisierungssysteme<br />
bekannt und liefert solche Systeme an zahlreiche Anlagenbauer<br />
und Systemintegratoren der Materialflusstechnik. Häufig<br />
werden im Rahmen einzelner Projekte neue Funktionalitäten von<br />
Frequenzumrichtern entwickelt bzw. vorhandene Funktionalitäten<br />
an individuelle Anforderungen angepasst. Diese Aufgaben erledigten<br />
die Entwickler von MSF Vathauer bislang zumeist nach den Vorgaben<br />
der Kunden sowie nach den vorgegebenen Anwendungsszenarien,<br />
ohne die Geräte in die konkrete Anwendung implementieren<br />
zu können.<br />
Mit dem Ziel, die Entwicklungszyklen zu verkürzen und einen größeren<br />
Anteil des Entwicklungsumfangs von der Hardware- in die Software-Ebene<br />
zu verlagern, kooperierten MSF-Vathauer und die Fraunhofer<br />
Einrichtung Entwurfstechnik Mechatronik (IEM) in einem<br />
it´OWL-Transferprojekt. Das Paderborner Forschungsinstitut treibt<br />
u.a. innovative Entwicklungsmethoden wie das Model Based <strong>Systems</strong><br />
<strong>Engineering</strong> voran.<br />
Kontakt<br />
MSF-Vathauer Antriebstechnik GmbH & Co KG<br />
Detmold<br />
Tel. +49 5231-63030<br />
www.msf-technik.de<br />
Weitere Informationen über das<br />
Technologie-Netzwerk it‘s OWL:<br />
www.its-owl.de<br />
Anwendungsszenario Rollenbahn<br />
In dem Transferprojekt des Spitzenclusters it´s OWL entwickelten<br />
die beiden Partner einen Hardware-in-the-Loop-(HiL)-Prüfstand, mit<br />
dem typische Entwicklungsaufgaben wie etwa neue Frequenzumrichter-Funktionalitäten<br />
beschleunigt und zugleich direkt validiert<br />
werden können. Der Prüfstand bildet das Anwendungsszenario Fördertechnik<br />
im Speziellen eine Rollenbahn – das zu Beginn des Transferprojektes<br />
genau beschrieben wurde – nach. Auf der Steuerungsseite<br />
besteht er aus einer Steuerung und einem Frequenzumrichter,<br />
der auf einen Antriebsmotor wirkt. Ein Lastmotor simuliert die Umgebungsbedingungen:<br />
Drehzahl und Drehmoment des Antriebsmotors<br />
werden ebenso erfasst wie die relevanten elektrischen Größen.<br />
Die Entwickler von MSF-Vathauer können mit dem HiL-Prüfstand typische<br />
Anwendungsfälle sowie Anwendungsszenarien simulieren.<br />
Dabei kommen bewährte Tools wie Matlab/Simulink und andere Simulationstools<br />
zum Einsatz. Der Frequenzumrichter tauscht während<br />
dieser Simulationen Daten mit der Steuerung des Prüfstandes<br />
aus, sodass die relevanten Datensätze ebenso exakt erfasst und dokumentiert<br />
werden können, als wenn die Versuche an einer ganz<br />
realen Rollenbahn stattfinden würden.<br />
Konfiguration neuer selbstoptimierender Funktionen<br />
Neben der deutlichen Zeitersparnis bietet der HiL-Prüfstand aus<br />
Sicht von MSF-Vathauer den Vorteil, dass die bisherige Funktionsentwicklung<br />
durch eine direkte Validierungsmöglichkeit ergänzt<br />
wird. Außerdem haben die Entwickler nun die Möglichkeit, neue<br />
selbstoptimierende und rekonfigurierbare Funktionen zu simulieren.<br />
Hierfür können sie neue methodische Ansätze wie einen modellbasierten,<br />
gewerkeübergreifenden Entwurf nutzen und auch die direkte<br />
physikalische Rückwirkung des Prüfstandes in ihre Entwicklungsarbeit<br />
einbeziehen.<br />
Der Autor:<br />
Marc Vathauer ist Geschäftsführer der MSF-Vathauer<br />
Antriebstechnik GmbH & Co. KG in Detmold<br />
INFO<br />
30 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016
Medizintechnisches<br />
Kolloquium<br />
29. November 2016<br />
Persönliche Einladung<br />
zum 7. Medizintechnischen<br />
Kolloquium<br />
Programm und Anmeldung unter<br />
www.mav-online.de/medizintechnik<br />
oder senden Sie eine E-Mail an:<br />
cornelie.martin@konradin.de<br />
am 29. November 2016<br />
von 9.00 bis 17.30 Uhr<br />
CHIRON-WERKE Tuttlingen<br />
Wir freuen uns auf<br />
Ihren Besuch.<br />
www.mav-online.de/medizintechnik<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 31
METHODEN<br />
TITELSTORY<br />
In Software denken: Produktdifferenzierung über Softwarefeatures<br />
Angebotsvielfalt rauf,<br />
Kosten runter!<br />
Kann man gleichzeitig die Angebotsvielfalt steigern und die Produktions -<br />
kosten senken? Die Produktdifferenzierung allein über Softwarefeatures<br />
macht dies möglich. Zudem können diese dedizierten Features für Geräte,<br />
Maschinen und Anlagen erst beim Kunden freigeschaltet werden. Das erhöht<br />
die Flexibilität, senkt die Variantenvielfalt in der Fertigung und verlegt<br />
den logistischen Entkopplungspunkt des Wertschöpfungsstroms an das<br />
Delta beim Kunden.<br />
32 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016
TITELSTORY<br />
METHODEN<br />
Software wird zu einem der wichtigsten Faktoren für Innovationen<br />
und die Differenzierung im Wettbewerb. Diese Entwicklung<br />
geht Hand in Hand mit Trends hin zum Hochgeschwindigkeitsinternet<br />
sowie den IoT-, M2M- und Industrie-4.0-Applikationen im<br />
Bereich der industriellen Kommunikation. Devices werden an<br />
Clouds angebunden und man kann auf sie über Apps auf mobilen<br />
Endgeräten von fast überall zugreifen, um sie zu überwachen und<br />
zu steuern. Diese Trends tragen dazu bei, dass der Anteil der Software<br />
selbst bei komplexen Geräten, Maschinen und Anlagen immer<br />
größer wird, was massiven Einfluss auf die Softwarelieferanten für<br />
Steuerungslogik hat. Gleichzeitig reduzieren sich die Aufwendungen<br />
für die integrierten und zunehmend vergleichbaren Industrie-PCs<br />
und Embedded-Systeme – sowohl in absoluten Preisen als auch im<br />
Vergleich zu den Personalkosten, die OEMs und Automatisierungsanbieter<br />
für die Entwicklung ihrer Lösungen aufwenden.<br />
Dies bestätigt auch Avni Rambhia von Frost & Sullivan: „Die Art und<br />
Weise, wie Kunden ihre Devices und Software auswählen, nutzen<br />
und dafür bezahlen, verändert sich derzeit dramatisch. Und parallel<br />
dazu verändert sich auch die Geräteentwicklung und Monetarisierung.<br />
Getrieben wird diese Veränderung durch das Internet der Dinge<br />
und den immensen Einfluss der Big-Data-Analytik, um Kosten zu<br />
senken oder den Gewinn zu maximieren. Hinzu kommt der Trend<br />
hin zu sofortigen Käufen und Aktivierungen, der sich auch im Firmenumfeld<br />
verbreitet. Diese Veränderungen führen zu Prognosen<br />
mit exorbitant steigendem Wachstum bei den vernetzten Devices<br />
und Produkten vieler Branchen.“<br />
Allerdings sind die Aussichten nicht ganz ungetrübt: Jeder Hardwarehersteller,<br />
der nicht mit diesen Wettbewerbsveränderungen<br />
Schritt hält, läuft Gefahr, vom Markt verdrängt zu werden. Um aus<br />
diesen großen Veränderungen Kapital zu schlagen, müssen Hardwarehersteller<br />
eine Software-Mentalität entwickeln und Ihre Geschäftsprozesse<br />
und Produkte entsprechend umstellen. Führende<br />
Unternehmen investieren deshalb bereits Milliarden in die strategische<br />
Richtung von vernetzten, intelligenten Systemen. Weitere<br />
Branchenexperten machen ähnliche Prognosen. In seinem Aktionärsbrief<br />
schieb GE‘s CEO und Chairman Jeff Immelt: „Wir glauben<br />
das jedes Industrieunternehmen zu einen Softwareunternehmen<br />
wird.“ Und Laurie Wurster, Research Director bei Gartner, prognostiziert,<br />
dass Firmen, die bis 2020 kein Lizenzierungs- und Monetarisierungssystem<br />
installiert haben, mit ihrer Software für IoT-Gerätehersteller<br />
rund 20 % weniger Ertrag generieren werden.<br />
Bild: ufotopixl10/Fotolia.com/Konradin Mediengruppe<br />
Die alten Regeln gelten nicht mehr<br />
Um unterschiedliche Kundenanforderungen erfüllen zu können und<br />
wettbewerbsfähig zu bleiben, haben Hersteller ihre Produkte bisher<br />
mehr oder weniger ausschließlich über Hardware-Features differenziert.<br />
So konnten Hardwarehersteller unterschiedliche Produktvarianten<br />
anbieten und Kunden hatten eine entsprechende Auswahl.<br />
Nachteilig dabei war, dass Variantenfertiger – wie der deutsche Geräte-,<br />
Maschinen- und Anlagenbau – hunderte Produktvarianten mit<br />
tausenden verschiedener Hardwarekomponenten fertigen, managen<br />
und lagern mussten, um die Kundenwünsche zu bedienen.<br />
Durch den Übergang von hardwarebasierten hin zu<br />
softwarebasierten Geschäftsmodellen sind Unternehmen<br />
agiler und besser für die Zukunft gerüstet –<br />
erforderlich ist aber der Schutz des geistigen<br />
Eigentums und ein effizientes Lizenzmanagement<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 33
METHODEN<br />
TITELSTORY<br />
Bild: Gemalto<br />
Strategien für Produktvarianten:<br />
Differenzierung durch Software<br />
wo möglich, Differenzierung<br />
durch Hardware nur wo nötig<br />
Jede Komponente verursacht Kosten bei der Entwicklung und Fertigung<br />
sowie Lagerhaltung und Support. Bei diesem Ansatz steigen mit jeder<br />
neuen Variante die Produkt- und Hardware-Komplexität und der Deckungsbeitrag<br />
sinkt. Ein solches Geschäftsmodell ist damit kein nachhaltiges<br />
Geschäftsmodell mehr für unsere heutige, sich schnell wandelnde<br />
technologische Welt.<br />
Hardwaredifferenzierung durch Software<br />
Heute müssen sich Hersteller ein breites Produktportfolio leisten können.<br />
Entweder durch hohe Erträge oder dadurch, dass sie die Produktvarianten<br />
möglichst kostengünstig produzieren. Modulare Hardwaresysteme<br />
sind dafür eine Option. Varianten können bei solchen Baukastensystemen<br />
erst sehr spät gebildet werden – wenn klar ist, was der<br />
Kunde exakt braucht. Die Reduzierung einer solchen Mass Customization<br />
alleine auf Hardware-Bausteine für Geräte, Maschinen und Anlagen<br />
ist jedoch noch nicht hinreichend. Der Anteil der Software an diesen Devices<br />
steigt nämlich konstant. Die Features und Funktionalität eines<br />
Hardwaresystems insbesondere durch Software zu definieren ist deshalb<br />
eine praktikablere Möglichkeit, ohne höhere Kosten mehr Flexibilität<br />
zu erhalten. Mehr als 70 % der Produktentwickler in produzierenden<br />
Unternehmen sind bereits an der Softwareentwicklung beteiligt. Und<br />
aus dieser sich zunehmend öffnenden Schere zwischen Hardware- und<br />
Softwarekosten kann der Schluss gezogen werden, dass eine Differenzierung<br />
gegenüber dem Wettbewerb nur über die Software umgesetzt<br />
werden kann. Die Hardware wird immer vergleichbarer und ein Wettbewerbsvorsprung<br />
in diesem Bereich dauert nicht lange an, da ständig die<br />
nächste Performancegeneration integriert wird.<br />
Eine Differenzierung durch Hardwarekomponenten sollte deshalb nur<br />
dort erfolgen, wo es absolut notwendig ist – und dies möglichst durch<br />
modulare Baukastensysteme. Einzig über das Look & Feel des äußeren<br />
Erscheinungsbilds und das Branding kann man die Hardware heute<br />
nämlich noch sinnvoll differenzieren. Den Rest macht – zumindest bei<br />
Automatisierungsplattformanbietern – heute die Software aus.<br />
Mit Software-Features definieren<br />
Das, was für die Hardware gilt – also die Mass-Customization durch<br />
Baukastensysteme kostengünstig zu halten, um so die Kosten der Variantenvielfalt<br />
besser in den Griff zu bekommen – gilt auch für Softwaresysteme.<br />
Die Variantenbildung sollte durch die modulare Lizenzierung<br />
einzelner Features erfolgen, der kundenspezifische Zuschnitt entsprechend<br />
möglichst spät im Montageprozess erfolgen oder vom Kunden<br />
selbst bestimmt werden können. Genau an diesem Punkt wird das Lizenzmanagement<br />
zum elementaren Bestandteil komplett neuer Geschäftsstrategien.<br />
Je leistungsfähiger es ist, desto flexibler lassen sich<br />
kundenspezifische Varianten bilden.<br />
Die Variantenbildung über Softwarefeatures braucht noch nicht einmal<br />
in der Endmontage zu erfolgen – sie kann sogar noch deutlich später<br />
kundenspezifisch zugeschnitten werden: nämlich beim Kunden! Die individuelle<br />
Ausprägung lässt sich heute sogar jederzeit modifizieren – etwa<br />
durch optionale ‚In-App-Purchasing‘-Funktionen. Ist ein automatisiertes<br />
Softwareupdate möglich, können zudem Continuous-Delivery-<br />
Modelle umgesetzt werden.<br />
„Möglicherweise wird jedes<br />
Industrieunternehmen zu einem<br />
Softwareunternehmen.“<br />
Leistungsfähige Lizenzierung<br />
Solche höchst flexiblen Lösungen erfordern ein höchst leistungsfähiges<br />
Lizenzmanagementsystem. Im Kern muss ein Lizenzmanagement die<br />
gerätespezifische Lizenzierung ermöglichen, um Raubkopien zu vermeiden.<br />
Eine Cloud-gestützte Lizenzierung ermöglicht hier sogar die Authentifizierung<br />
von Prozessen und Personen. Darüber hinaus brauchen<br />
Hersteller auch eine leistungsfähige Backoffice-Lösung, um den Produktkatalog<br />
und die spezifische Lizenzierung der Kundenapplikation effizient<br />
verwalten zu können.<br />
Schnittstellen zu allen führenden ERP-, CRM- und MES-Systemen sind<br />
ebenfalls unerlässlich, denn je flexibler die Lizenzierung ausgelegt ist,<br />
desto mehr sind automatisierte Prozesse zur Verringerung der Komplexitätsaufwendungen<br />
gefordert. Wird das Softwaresetup erst beim Kunden<br />
bestimmt, sind zudem auch Herstellerportale erforderlich, über die<br />
die Lizenzierung transparent organisiert werden kann. Sollen regelmäßige<br />
Software-Upgrades, -Updates und -Patches gefahren werden, erfolgt<br />
über diese Portale auch die elektronische Distribution der Software.<br />
34 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016
TITELSTORY<br />
METHODEN<br />
Die Lösung im Überblick<br />
PLUS<br />
Automatisierte Lizenzierungsprozesse<br />
Ganz gleich, wann eine kundenspezifische Produktvariante angelegt<br />
wird – sei es in der Produktion oder beim Kunden – die Lizenzierungstechnologie<br />
sollte so umfassend wie möglich sein, um effiziente automatische<br />
Prozesse zu ermöglichen. Von der Auslösung des ERP-Auftrags<br />
bis zur Aktivierung des Produkts auf dem Zielsystem sollte das Lizenzmanagement-System<br />
beispielweise mit dem Backoffice-Systemen<br />
verknüpft sein, um Autorisierungen und Berechtigungen zu synchronisieren.<br />
Das ERP-System sollte auch automatisch eine Berechtigungs-ID<br />
anfordern können. Wird diese ID in der Fertigung dann auf dem Zielsystem<br />
angewandt, sollte sie automatisch mit dem Lizenzmanagement-<br />
System abgeglichen werden können, um so vor Grauware und Raubkopien<br />
zu schützen. Erfolgt die Aktivierung der Software beim Anwender,<br />
sind diese Prozesse vergleichbar.<br />
Neben der Lizenzaktivierung sollte ein umfassendes Lizenzmanagementsystem<br />
nicht nur die initiale Aktivierung sondern auch Testlizenzen<br />
und die Lizenzverlängerung sowie Kapazitäts- oder Funktionserweiterungen<br />
unterstützen. Zudem müssen Upgrades, Updates und Patches<br />
sowie die (elektronische) Softwareverteilung gehandhabt und auch Revoke-<br />
und Rehost-Prozesse verwaltet werden können. Auch die Konnektivität<br />
der Systeme spielt eine wichtige Rolle. Je flexibler ein Lizenzmanagementsystem<br />
ist, desto mehr Hersteller können von den unterschiedlichen<br />
Verbindungsmöglichkeiten profitieren. Flexibilität bei der<br />
Konnektivität ist gefordert: Vom Offline-Betrieb ohne Internetanschluss<br />
bis hin zur permanenten Internetanbindung müssen nämlich auch noch<br />
diverse Zwischenlösungen mit lediglich zeitweiser Anbindung oder gar<br />
nur in der Nähe nutzbarer Verbindung unterstützt werden.<br />
Gemalto bietet mit seinem Sentinel-Produktportfolio eine Lösung für<br />
Software-Monetarisierung an (Sentinel Embedded Software Monetization<br />
Solutions). Sie ist speziell auf den Schutz und das Management von<br />
Embedded Software ausgelegt und bietet unter anderem:<br />
• Lizenz- und IP-Schutz – er wahrt die Device- und Markenintegrität, schützt<br />
vor Reverse <strong>Engineering</strong> und sichert Einnahmen.<br />
• Industrieweit große Vielfalt an flexiblen Lizenzierungsmodellen und<br />
Durchsetzungsmechanismen – damit Geräte- und Anlagenbauer die Anforderungen<br />
an die Produktzusammenstellung jedes Kunden jederzeit<br />
erfüllen können.<br />
• Reduzierter Footprint gepaart mit effizienter Speichernutzung – beides zusammengenommen<br />
ermöglicht den Einsatz selbst in extrem beschränkten<br />
Embedded-Umgebungen, ohne die Geräte-Performance zu beeinträchtigen.<br />
• Unterstützung der gängigsten Plattformen und Betriebssystemen<br />
‚out-of-the-Box‘ sowie ein Design, das eine schnelle und einfache<br />
Portierung unterstützt.<br />
• Web-basiertes Berechtigungsmanagement – das es Herstellern ermöglicht,<br />
die Produktaktivierung zu zentralisieren und zu automatisieren, die Nutzung<br />
nachzuverfolgen und ein kontinuierliches Endkunden-Berechtigungsmanagement<br />
zu implementieren.<br />
Ist eine kundenspezifische Konfiguration höchst granular und als Payper-Use<br />
lizenziert, kann auch die Nutzungshäufigkeit erfasst werden.<br />
Solche Daten lassen sich auch abseits der Software-Monetarisierung<br />
nutzen. Hersteller können beispielsweise durch die Lizenzierung einzelner<br />
Features auch herausfinden, wie hoch deren Nutzungshäufigkeit ist.<br />
Solche Nutzungsdaten können wertvolle Erkenntnisse für Geschäftsentscheidungen<br />
und Produktentwicklung liefern.<br />
Gemalto bietet mit seinem Sentinel Produktportfolio für Software-Monetarisierung<br />
exakt eine solche Lösung an. Sie ist speziell auf den<br />
Schutz und das Management von Embedded Software ausgelegt, wie<br />
zum Beispiel Netzwerk-Appliances und medizinische Geräte, mobile<br />
Devices und Automatisierungslösungen. Das Sentinel-Produktportfolio<br />
bietet Herstellern alle Tools, die sie benötigen, um ihre Produkte effektiv<br />
vor Manipulation und Reverse-<strong>Engineering</strong> zu schützen und eröffnet<br />
ihnen darüber hinaus innovative Möglichkeiten bei der Produktzusammenstellung<br />
und für neue Geschäftsmodelle, was für mehr Flexibilität<br />
als auch Rentabilität sorgt.<br />
Kontakt<br />
Gemalto M2M<br />
München<br />
Ansgar Dodt<br />
Tel. +49 89 21029-9400<br />
ansgar.dodt@safenet-inc.com<br />
www.gemalto.com<br />
Details zum Sentinel-Portfolio:<br />
http://t1p.de/m8nw<br />
INFO<br />
Zusammenfassung<br />
Gerätehersteller, die den Übergang von hardwarebasierten Geschäftsmodellen<br />
hin zu softwarebasierten Geschäftsmodellen vollziehen, können<br />
mit den dargestellten Tools und Methoden sowohl deutlich größere<br />
Marktanteile erreichen als auch die Herstellungs- und Lagerkosten senken.<br />
Und beides gepaart mit der Gewissheit, dass ihr geistiges Eigentum<br />
jederzeit zuverlässig geschützt ist. Zudem können sie ihre Produktlinien<br />
kosteneffizienter erweitern und innovative neue Devices auf den<br />
Markt bringen. Kurz gesagt, Hardware-Hersteller, die auf ein softwarebasiertes<br />
Geschäftsmodell mit Gemalto Sentinel umsteigen, sind agiler<br />
und besser für die Zukunft gerüstet.<br />
co<br />
Der Autor: Ansgar Dodt,<br />
VP Global Sales – Software Monetization, Gemalto<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 35
TOOLS<br />
PLM/ALM/DATENMANAGEMENT<br />
Lifecyle-Management im Rahmen von Industrie 4.0<br />
Investitionssicherheit für alle Parteien<br />
Die Digitalisierung ermöglicht neue Lösungen im Bereich von Prozessen, Wertschöpfungsketten und<br />
Geschäftsmodellen. Doch wie lässt sich in agilen Systemen die Migration, Komplexität und Anpassungsfähigkeit<br />
der Geschäftsmodelle beherrschbar gestalten? Ein Ansatzpunkt liegt in der konsequenten<br />
Anwendung von PLM (Product Lifecycle Management), ALM (Application Lifecycle Management),<br />
ERP (Enterprise Resource Planning) und weiterer Tools.<br />
Bild: Phoenix Contact<br />
Neben diesen Prozessen und Systemen, die während der Entwicklung<br />
und des Einsatzes der Produkte und Fertigungssysteme<br />
verwendet werden, müssen die Nutzer und Entscheider eine<br />
Lifecycle-Betrachtung mit dem Typ als digitalem <strong>Engineering</strong>-Ergebnis,<br />
der produzierten Instanz und der Kompatibilitätsbetrachtung in<br />
sämtliche das Geschäftsmodell betreffenden Abläufe integrieren.<br />
Auf diese Weise werden dem Anwender alle für ihn notwendigen<br />
Informationen bereitgestellt. Der Arbeitskreis Systemaspekte im<br />
Fachverband Automation des ZVEI (Zentralverband Elektrotechnikund<br />
Elektronikindustrie e.V.) hat bereits 2010 den Leitfaden „Life-Cycle-Management<br />
für Produkte und Systeme der Automation“ herausgegeben,<br />
der derzeit in die IEC 62890 übernommen wird. Die<br />
Publikation beschreibt die wesentlichen Aspekte, die in den oben<br />
genannten Systemen erforderlich sind, um die Kernelemente für<br />
Anbieter, Systemintegratoren und Nutzer von Produkten, Maschinen,<br />
Anlagen, Dienstleistungsangeboten und Plattformen zu erarbeiten,<br />
anzuwenden sowie konkrete Strategien zur Beherrschung<br />
der Komplexität zu entwickeln.<br />
Erläuterung der relevanten Begriffe<br />
Ein Schlüssel zur Umsetzung der geschilderten Herausforderungen<br />
liegt im konsequenten Einsatz von Lifecycle-Mechanismen. So lassen<br />
sich der digitale Lifecycle (Typ) im <strong>Engineering</strong> sowie die physikalische<br />
Lebenszeit (Instanz) des erzeugten Produkts während seiner<br />
Herstellung und Verwendung abbilden und beherrschen. Gleiches<br />
gilt für das Fertigungssystem in Hard- und Software, Prozessen<br />
sowie Wertschöpfungsketten und Geschäftsmodellen. Der Leitfaden<br />
erläutert die wichtigen Grundelemente:<br />
• Ein Typ kennzeichnet eine instanziierbare Komponente mit eindeutig<br />
definierten Eigenschaften, die bei der Instanziierung spezifisch<br />
ausgeprägt werden, beispielsweise das konzipierte Produkt<br />
in digitaler Form. Im objektorientierten Sinn handelt es sich<br />
dabei um eine Klasse.<br />
• Eine Instanz stellt eine konkrete, eindeutig identifizierbare Komponente<br />
eines bestimmten Typs dar, die durch die besondere<br />
Ausprägung von Eigenschaften eines Typs (Instanziierung) zu einem<br />
individuellen Exemplar wird, beispielsweise einem produ-<br />
Der Autor: Dipl.-Ing. Johannes Kalhoff,<br />
Leiter Technology Management im Bereich<br />
Corporate Technology, Phoenix Contact<br />
GmbH & Co. KG, Blomberg<br />
zierten Gerät. Die Instanz bezeichnet somit im objektorientierten<br />
Sinn ein Objekt einer Klasse (eines Typs).<br />
• Der Lebenszyklus drückt den Zeitbereich vom Beginn der Produktentstehung<br />
(eines Typs) bis zum Ende der Nachsorgephase<br />
(Abkündigung) aus.<br />
• Lebenszeit oder Lebensdauer charakterisieren die Zeitspanne<br />
vom Ende der Erzeugung eines Produkts (Instanz) bis zum Ende<br />
der Entsorgung.<br />
• Das Kompatibilitätsprofil ist aus Sicht der Anwendung die Summe<br />
aller Anforderungen des Nutzers – also des Herstellers, Maschinenbauers<br />
oder Betreibers – an die Kompatibilität eines <strong>Systems</strong><br />
oder einer Komponente eines <strong>Systems</strong>.<br />
In komplexen Systemen kommt der digitalen Auswertbarkeit dieser<br />
Informationen eine wesentliche Bedeutung zu. Nur so lässt sich die<br />
Beherrschbarkeit und Verfügbarkeit von Systemen sicherstellen, die<br />
Sichten in das IIRA-<br />
Referenzmodell übernommen<br />
PLUS<br />
In allen zukünftigen Produkt-, Fertigungs- und Automatisierungssystemen<br />
stellt die Betrachtung des jeweiligen Lifecycles eine wesentliche Voraussetzung<br />
dar. Im Zuge der Digitalisierung werden sich nicht nur die<br />
Produkte, sondern auch die Dienstleistungen, Plattformen und Wertschöpfungsketten<br />
stetig ändern. Daraus resultiert ein direkter Einfluss<br />
auf die angewandten Geschäftsmodelle, die auf einem planbaren Verhalten<br />
der verwendeten Systeme basieren. Ein inkonsistentes Verhalten<br />
wird den Einsatz solcher Systeme sowie deren Simulation und Prognose<br />
eher negativ beeinflussen und zu höheren Aufwänden führen. Die ableitbare<br />
Verfügbarkeit von Produkten und Fertigungssystemen hat einen direkten<br />
Einfluss auf den Erfolg von Geschäftsmodellen. Das bedingt die<br />
konsequente Lifecycle-Betrachtung als Typ in der digitalen <strong>Engineering</strong>-<br />
Kette, als Instanz in der Produktion respektive Nutzung der Hard- und<br />
Software sowie in der Verwendung von Nutzungsprofilen, um die Produktivität<br />
der Systeme und die Strategieänderungen zu organisieren und<br />
zu optimieren. Die Integration dieser Sichten wurde bereits frühzeitig im<br />
Referenzarchitekturmodell RAMI 4.0 der Plattform Industrie 4.0 mit dem<br />
Standard IEC 62890 fixiert und nun auch in der aktuellen Version des Referenzmodells<br />
IIRA des IIC (Industrial Internet Consortium) übernommen.<br />
Für die begleitende Forschung und Projekte wie openAAS erweist sich<br />
die Betrachtung des Lebenszyklus und der vorhandenen Standards sowohl<br />
als Anforderung wie Anspruch.<br />
36 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016
PLM/ALM/DATENMANAGEMENT<br />
TOOLS<br />
Viele Dinge werden<br />
sich in ihrem Lifecycle<br />
agil verändern und<br />
über das Internet inter<br />
agieren<br />
Bild: Pheonix Contact<br />
sich aus dynamisch ändernden Subsystemen zusammensetzen und<br />
mit anderen Systemen interagieren. Die Datenanalyse, Simulation<br />
und Vorausschau basieren auf digitalen Modellen, die in dynamischen,<br />
adaptiven Systemen eine Schnittmenge zu den Lebenszyklus-Informationen<br />
haben.<br />
Erstellung abweichender Nutzungsprofile<br />
Das Beispiel eines Ventils mit eingebauter Einstell-Sensorik soll den<br />
Sachverhalt verdeutlichen. Der Hersteller entwickelt das Gerät aus<br />
verschiedenen Einzelteilen. Aus Sicht der Wertschöpfung nutzt er<br />
Bauteile, Verfahren und Fertigungsschritte weiterer Hersteller und<br />
kombiniert sie mit eigener Wertschöpfung im Bereich <strong>Engineering</strong><br />
und Produktion. Darüber hinaus fließen standardisierte Vorgaben sowie<br />
Anwenderstandards und kundenspezifische Anforderungen in<br />
die Produktentwicklung und -fertigung ein. Als Ergebnis erhält der<br />
Hersteller einen in digitalisierter Form beschriebenen Produkt-Typ in<br />
der Version 1.0, der unterschiedliche Bauteile anderer Hersteller beinhaltet.<br />
Dazu gehört ein Micro-Controller in der Version 3.1. Das<br />
Ventil ist in seiner technischen Ausprägung (Nutzungsprofil als Datenblatt<br />
des Ventils) für den Anwender festgeschrieben. Der Hersteller<br />
fertigt es in seiner Funktion physikalisch als Instanz.<br />
Nachdem es unter anderem um die Service-Software eines Drittanbieters<br />
in der Version 10.0 ergänzt worden ist, installiert ein Maschinenbauer<br />
das Ventil in einer Anlage. Dort wird es vom Betreiber<br />
während der gesamten Lebensdauer der Anlage eingesetzt. Aus<br />
Verwendungssicht wird der Maschinenbauer die für ihn relevanten<br />
Produktmerkmale in seinem <strong>Engineering</strong>-Prozess – beispielsweise<br />
für den Maschinentyp in der Version 2.0 – als Nutzungsprofil für diesen<br />
Ventiltyp definieren. Der Anwender setzt das Ventil dann zum<br />
Betrieb der Maschine ein und erstellt unter Umständen ein vom<br />
Produkt und Maschinenhersteller abweichendes Nutzungsprofil mit<br />
Kontakt<br />
Phoenix Contact GmbH & Co. KG<br />
Blomberg<br />
Tel. +49 52 35/3-1 20 00<br />
www.phoenixcontact.com<br />
Informationen über RAMI-4.0:<br />
t1p.de/rhpo<br />
INFO<br />
spezifischen Merkmalen wie der Einbaulage (Typenschild muss<br />
auch in eingebautem Zustand für die Wartung erreichbar sein).<br />
Folgen einer Bauteil-Änderung<br />
Der Produzent des Micro-Controllers ersetzt nun die Version 3.1<br />
durch die aktuelle Version 4.0. Diese Änderung führt dazu, dass der<br />
Ventilhersteller sein Gerät neu designen muss. Er bietet das Ventil<br />
danach in der Version 1.1 mit kompatiblen Eigenschaften in Form<br />
und Funktion sowie funktionalen Erweiterungen an. Der Maschinenbauer<br />
stellt mit dem Abgleich seines Kompatibilitätsprofils anschließend<br />
die weitere Verwendung des Ventils sicher. Zudem nutzt er die<br />
erweiterten Funktionen, die er mit einem Update der Service-Software<br />
auf die Version 10.1 zur Verfügung stellt. Beim Austausch eines<br />
defekten Ventils kann der Maschinenbetreiber sowohl die Version<br />
1.0 – sofern noch erhältlich – als auch die Version 1.1 einsetzen.<br />
Die Abschätzung des Risikos sowie die Erarbeitung einer Strategie<br />
zur Aufrechterhaltung der Anlagenverfügbarkeit basiert somit auf<br />
den Informationen aus der kompletten Kette vom Chip- über den<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 37
TOOLS<br />
PLM/ALM/DATENMANAGEMENT<br />
Bild: Pheonix Contact<br />
Generische Darstellung des digitalen Lifecycle eines Produkts (Typ) von der<br />
Idee bis zur Abkündigung am Markt<br />
Je agiler die Komponenten, desto schneller ändern sich die komplexen<br />
Systeme; ein durchgängiges Lifecycle Management aller Beteiligten sowie<br />
Transparenz für die strategischen Entscheidungen sichern die Verfügbarkeit<br />
und die Geschäftsmodelle ab<br />
Bild: Pheonix Contact<br />
Die Lebenszeit eines physisch nutzbaren Produkts (Instanz) in Hard- oder<br />
Software von seiner Fertigung bis zur Entsorgung<br />
Das Kompatibilitätsprofil stellt die Anforderungen des Nutzers (Soll-Profil)<br />
an das Produkt dar; hier können Änderungen und Erweiterungen an Produkten<br />
respektive ihrer Kompatibilität (Ist-Profil) in der Produktnutzung bewertet<br />
werden<br />
Bild: Pheonix Contact<br />
Bild: Pheonix Contact<br />
Ventilhersteller bis zum Maschinenbauer und der Service-Software.<br />
Ferner muss ein Abgleich mit dem eigenen Kompatibilitätsprofil<br />
stattfinden. Die Spannbreite des Ergebnisses reicht von einer rückwirkungsfreien<br />
Verwendung der neuen Ventil-Version (Substitution)<br />
über den Umbau der Anlage und ein Software-Update (Re-Design/<br />
Migration) bis zur Einlagerung des bestehenden Typs, um den Lebenszyklus<br />
der Anlage zu überbrücken (Resteindeckung), da ansonsten<br />
zum Beispiel eine Zulassung der Produktionsanlage erlischt. Zur<br />
Organisation eines derartigen Prozesses in agilen Industrie-4.0-Systemen<br />
bedarf es einer durchgängigen digitalen Beschreibung der<br />
Anforderungen. Außerdem sind Funktionen notwendig, die diese<br />
Anforderungen erfüllen. Beide Voraussetzungen gelten für alle Aspekte<br />
des Lebenszyklus und der Lebenszeit.<br />
Integration der Lebenszyklus-Modelle<br />
Mit zunehmender Digitalisierung wird sich der Prozess derart entwickeln,<br />
dass die Komplexität exponentiell steigt und sich nur mit einer<br />
expliziten Integration der Lebenszyklus-Modelle in die Systeme beherrschen<br />
lässt. Als Investition in die Interoperabilität von Produkten,<br />
Systemen und Lösungen erweisen sich einerseits Standards<br />
für definierte Interaktionen in IoT-Systemen. Andererseits müssen<br />
der digitale Typ (Lifecycle), die Instanz (Lebenszeit) und die Kompatibilität<br />
über Nutzenprofile beherrschbar sein. In IoT- und Industrie-<br />
4.0-Systemen, die durch die Digitalisierung getrieben werden, sichert<br />
die Standardisierung die innere Stabilität. Dort, wo sich Produkte<br />
durch ihre Zulieferketten, Software-Stände und Funktionserweiterungen<br />
stetig ändern und erneuern, wird die Standardisierung<br />
durch eine agile Lifecycle-Betrachtung ergänzt. Auf diese Weise sind<br />
die Produkte in ihrer Erstellung und während der Verwendungsdauer<br />
beherrschbar. Die aufgeführten Lifecycle-Elemente sorgen für Investitionssicherheit<br />
sowohl auf Hersteller- als auch auf Anwenderseite.<br />
(Quellenangabe: Life-Cycle-Management für Produkte und Systeme<br />
der Automation – Ein Leitfaden des Arbeitskreises Systemaspekte<br />
im ZVEI Fachverband Automation 10/2010)<br />
38 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016
PLM/ALM/DATENMANAGEMENT<br />
TOOLS<br />
Diskussionsanstoß: PLM und die Zukunft der digitalisierten Industrie<br />
Wird PLM in der Industrie 4.0<br />
unwichtig oder zentrale Datendrehscheibe?<br />
Seit mehr als 20 Jahren gibt es den Begriff PLM (Produkt-Lebenszyklus-Management) und nach wie<br />
vor eine Reihe von IT-Anbietern, die entsprechende Systeme als Standardsoftware auf dem Markt<br />
anbieten. Aber das eigentliche Ziel von PLM, die Daten eines Industrieproduktes beim Hersteller über<br />
seinen gesamten Lebenszyklus zentral, aktuell und eindeutig zu managen, ist über die Jahre eher<br />
immer weiter in die Ferne gerückt. Eine unvoreingenommene Analyse des Status Quo bei Anbietern<br />
und Anwendern scheint angebracht. Möglicherweise ergibt sich daraus auch eine grundsätzliche<br />
Neubestimmung dessen, was die digitale Industrie an IT-Unterstützung braucht.<br />
Bild: Maksim Pasko/Fotolia.com<br />
Hat PLM im Zeitalter der Digitalisierung eine Zukunft? – im Juli<br />
hat der ProSTEP iViP Verein dazu ein „freies Thesenpapier Future<br />
PLM“ veröffentlicht. Viel Neues ist darin nicht zu finden. Und<br />
Anfang Oktober veranstaltete Prof. Martin Eigner – vor vielen Jahren<br />
einer der ersten Anbieter einer professionellen PDM/PLM-Software<br />
– in Kaiserslautern die „8. PLM Future Tagung“. Seit acht Jahren<br />
also eine Tagung zur Zukunft von PLM. Woran liegt es, dass diese<br />
Diskussion offenbar nicht recht vom Fleck kommt?<br />
Wer auf der Hannover Messe 2016 die Digital Factory besucht hat,<br />
fand dort eine ziemlich stark veränderte Ausstellung, die räumlich<br />
und thematisch deutlich über die bisherigen Themen dieser „Leitmesse<br />
für integrierte Prozesse und IT-Lösungen“, so der Untertitel,<br />
hinausging. Das hatte sich so ergeben, weil neben Microsoft und<br />
SAP nun auch Accenture, AT&T, Bosch, IBM und andere Unternehmen<br />
in die Digital Factory drängten, und neben dem VDMA der Bitkom.<br />
Und so fanden sich die traditionellen Anbieter von Enginee-<br />
Für künftige Produkte bekommen Produktdaten eine ganz neue Bedeutung<br />
– und durch die Vernetzung im Internet kommen riesige Mengen an Daten<br />
hinzu, die mit dem Produkt zu tun haben. Interessant ist die Frage, welche<br />
Rolle PLM dabei zukommt<br />
ring-Software und PLM quasi ausgelagert in der Halle 6 neben den<br />
Zulieferern, während sich in der ursprünglichen Haupthalle 7 viele<br />
neue Player tummelten – Anbieter, die weder CAx noch PLM im<br />
Angebot führen.<br />
Einerseits gibt es also eine Erweiterung des Spektrums für Industriesoftware,<br />
die die bisherigen Schwergewichte aus dem Zentrum<br />
verdrängt. Andererseits befindet sich die PLM-Branche selbst schon<br />
seit Jahren in einem massiven Umbruch. Zwar sind zuletzt keine<br />
weiteren Firmen übernommen oder geschlossen worden. Aber eine<br />
klare Abgrenzung der Branche gegenüber anderen und der einzelnen<br />
Unternehmen gegeneinander fällt zunehmend schwer.<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 39
TOOLS<br />
PLM/ALM/DATENMANAGEMENT<br />
Produktdaten des Herstellers:<br />
• Anforderungen<br />
• Funktionen<br />
Stärken der Hersteller<br />
• Logik<br />
• Solldaten<br />
• Geometrie<br />
• Version<br />
• API<br />
?<br />
Industriesoftware<br />
Produktdaten aus der Nutzung:<br />
• Nutzung<br />
• Zustand/“Gesundheit“<br />
• Ortsdaten<br />
• Service Anforderungen<br />
• Optimierungsanforderungen<br />
• Umgebungsdaten<br />
Angriffsgefahr<br />
Produktdaten<br />
Idee<br />
Entwicklung Test Produktion Vertrieb<br />
Betrieb/<br />
Service<br />
Mögliche Dienstleistungen<br />
• Genauere Anforderungen<br />
• Berücksichtigung von Nutzungsdaten in<br />
Design und <strong>Engineering</strong><br />
• Simulation<br />
Losgröße 1<br />
• Logistik<br />
• Flotten Mgmt.<br />
• E-Commerce<br />
• VR-Konfigur.<br />
• Vorausschauende<br />
Wartung<br />
• Update<br />
• Optimierung<br />
Grafik: PLMportal<br />
Rückblick<br />
In den Neunzigerjahren wurde elektronisches Produktdatenmanagement<br />
(PDM) zu einer neuen Softwarekategorie. Spätestens mit<br />
der Durchsetzung der dreidimensionalen CAD-Modelle als wichtigstem<br />
Medium der Produktentwicklung wurde die Automatisierung<br />
und Standardisierung des Managements der Daten dieser Modelle<br />
notwendig. Das manuelle Ablegen in selbst erfundenen Verzeichnissen<br />
auf der Festplatte funktionierte selbst in kleinen Unternehmen<br />
nicht mehr.<br />
Einmal verfügbar, wuchs der Appetit auf diese Daten auch in anderen<br />
Bereichen der industriellen Wertschöpfungskette, und es wuchs<br />
der Appetit auf neue Anwender in anderen Abteilungen jenseits des<br />
<strong>Engineering</strong>s. Warum sollte nicht das Marketing oder die Montage<br />
schon mit den Modellen arbeiten können, wenn sie über ein zentrales<br />
Datenmanagement zur Verfügung stünden? Es ging dabei zunächst<br />
nur um die Geometriedaten der mechanischen <strong>Konstruktion</strong>,<br />
die ja noch in den Neunzigerjahren den allergrößten Teil industrieller<br />
Innovation beinhaltete. PLM war dann eigentlich die Marketing-Strategie,<br />
um diesen Ansatz in den Unternehmen in die Breite zu tragen<br />
und möglichst viele Nutzer zu gewinnen.<br />
Seither hat sich viel geändert. Mechatronik brachte immer mehr<br />
Elektronik und Embedded Software in die Produkte. Die 3D-Modelle<br />
reichen nicht mehr aus, um die Logik und Funktion mechatronischer<br />
Produkte abzubilden. PLM aber stieß an die Grenzen zwischen den<br />
fachspezifischen IT-Anwendungen, die für multidisziplinäre Zusammenarbeit<br />
nicht ausgelegt waren. PLM selbst war natürlich auch<br />
nicht darauf ausgelegt, und die Anwender in der Industrie tun sich<br />
bis heute schwer mit der interdisziplinären Zusammenarbeit. Seit<br />
etlichen Jahren sind nun sowohl die IT-Anbieter als auch Integrationsdienstleister<br />
bestrebt, diese Gräben zu überbrücken – mit einzelnen<br />
erfolgreichen Projekten und einzelnen weitgehend integrierten<br />
Lösungen. Modellbasiertes <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (MBSE) hat sich<br />
Smartes <strong>Engineering</strong> muss das Geschäft mit Produktdaten<br />
ermöglichen – denn künftig kommen in weit<br />
größerem Ausmaß Daten aus der Nutzung zu denen<br />
des Herstellers aus der Entwicklung<br />
als neues Schlagwort etabliert. Aber insgesamt ist PLM im Kern<br />
meist weiterhin das Datenmanagement für die mechanische Geometrie<br />
geblieben.<br />
In letzter Zeit hat sich – das Schlagwort heißt vor allem Industrie 4.0<br />
– noch mehr geändert. Die mechatronischen Produkte werden mit<br />
einer IP versehen und mit dem Internet vernetzt. Sie werden zu<br />
Smart Products im Internet der Dinge, definiert als „cyber-physische<br />
Systeme mit integrierten, Internet-basierten Diensten“. Für diese<br />
Produkte ist es nicht nur wichtig, dass alle <strong>Engineering</strong>-Daten aus<br />
den beteiligten Fachdisziplinen verfügbar sind. Jetzt ist auch wichtig,<br />
dass alle Daten, die im Laufe der gesamten Wertschöpfungskette<br />
und dann während der Nutzung im Internet erzeugt oder gesammelt<br />
werden, miteinander verkettet werden können. Diese Situation<br />
bedeutet für den bisherigen PLM-Ansatz die größte Herausforderung<br />
seit über 20 Jahren. Und vielleicht zwingt diese Herausforderung<br />
dazu, neu über das Management und die Nutzung der Daten in<br />
der digitalen Industrie nachzudenken.<br />
Das Internet der Dinge<br />
und das Geschäft mit Industriedaten<br />
Für die künftigen Produkte bekommen Produktdaten eine ganz<br />
neue Bedeutung. Und durch die Vernetzung im Internet kommen<br />
riesige Mengen an Daten hinzu, die mit dem Produkt zu tun haben.<br />
Es gibt zwei grundsätzlich zu unterscheidende Arten von Produkt -<br />
daten, solche<br />
• des Herstellers, die während der Entstehung des Produktes<br />
und seines Vertriebs generiert werden; und solche,<br />
40 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016
PLM/ALM/DATENMANAGEMENT<br />
TOOLS<br />
•die während der Nutzung mit dem Produkt erzeugt oder gesammelt<br />
werden.<br />
Man könnte sagen, es gibt Hersteller-Produktdaten und Nutzungs-Produktdaten.<br />
Beide Arten spielen für das künftige Geschäft<br />
mit Industrieprodukten eine große Rolle. Die erste Art ist gewissermaßen<br />
das Kapital, das der Produzent in die Waagschale werfen<br />
kann. Die zweite Art kann dagegen ein Einfallstor werden für<br />
Dienste, die Dritte zum jeweiligen Produkt anbieten. Denn die Daten<br />
aus der Nutzung sind zu großen Teilen messbar, ermittelbar, lassen<br />
sich sammeln – ohne dass dazu die Herstellerdaten zur Verfügung<br />
stehen müssen. Wenn allerdings beide miteinander gekoppelt<br />
werden können – und das kann in der Regel nur der Hersteller –,<br />
dann lassen sich daraus besonders interessante Dienste ableiten.<br />
Aus diesem Blickwinkel bekommt das Thema PLM ein völlig neues<br />
Gewicht. Wer über ein funktionierendes PLM einschließlich der Daten<br />
aus Elektronik und Software verfügt, wer damit auch die Daten<br />
aus dem Produktionsengineering, aus der Produktion und den nachfolgenden<br />
Prozessen koppelt, der hat natürlich einen großen Vorteil<br />
gegenüber allen anderen. Deshalb wird PLM mit Industrie 4.0 und<br />
IoT nicht weniger wichtig, sondern gewinnt sogar an Bedeutung.<br />
Das neue Gewicht der Künstlichen Intelligenz<br />
Gleichzeitig kommt aber hier ins Spiel, dass selbst das beste und<br />
durchgängigste PLM nicht ausreicht, denn für das Angebot von<br />
Diensten auf Basis von Produktdaten ist deren pure Existenz und<br />
Verfügbarkeit nicht genug. Sie müssen durch eine gewisse „Intelligenz“<br />
angereichert werden. Das ist der Grund, warum die Anbieter<br />
von Plattformen für Big Data Analytics und Künstliche Intelligenz (KI)<br />
in der Cloud plötzlich Hochkonjunktur haben. Ohne diese Plattformen<br />
sind Apps in der Industrie und für die Industrie nur sehr eingeschränkt<br />
realisierbar. Umgekehrt nützt die beste KI wenig ohne das<br />
Know-how und Technologiewissen, das wiederum vor allem beim<br />
Hersteller angesiedelt ist.<br />
Künstliche Intelligenz hat in den letzten paar Jahren eine neue Dimension<br />
bekommen. Cloud-Technologie, intelligente Verknüpfung<br />
Kontakt<br />
Wer Interesse an der Diskussion zum Thema PLM und Digitalisierung<br />
hat, ist eingeladen, sich mit dem Autor direkt in<br />
Verbindung zu setzen:<br />
PLMportal<br />
Ulrich Sendler<br />
München<br />
Tel. +49 89/9810-7882<br />
info@plmportal.org<br />
INFO<br />
von Serverfarmen und der Durchbruch künstlicher neuronaler Netze<br />
haben Maschinenlernen auf eine neue Stufe gehoben. Dass Google<br />
Deepmind mit AlphaGo im März 2016 den 17-fachen Weltmeister in<br />
Go schlagen konnte, hat damit zu tun, dass Maschinen mittlerweile<br />
mit Hilfe von Maschinenlernen selbst sehr schnell sehr viel „Intelligenz“<br />
während ihres Einsatzes erwerben können. AlphaGo hat<br />
seinen Erfolg den „Erfahrungen“ zu verdanken, die die Software<br />
während einiger Monate in zahllosen Spielen gegen sich selbst gemacht<br />
hat.<br />
IDC geht deswegen davon aus, dass der nächste große Kampf in<br />
der IT und im Internet der um die Führerschaft bei KI-Plattformen<br />
sein wird. Bis 2020 werde dieser Markt 40 Mrd. US-$ umfassen.<br />
60 Prozent davon werde auf den Plattformen von Amazon, Google,<br />
IBM und Microsoft erwirtschaftet. Die beiden Letztgenannten gehörten<br />
schon in diesem Jahr zu den wichtigen Ausstellern der Digital<br />
Factory in Halle 7. IBM hat vor einigen Jahren das komplette<br />
PLM-Geschäft an den ehemaligen Partner Dassault Systèmes verkauft.<br />
Auf der Digital Factory war der Anbieter aber mit einem großen<br />
Stand für „IBM Watson IoT“.<br />
Die Frage der Zukunft von PLM ist also sicher zumindest teilweise<br />
eine Frage danach, wie gut PLM-Daten mit Künstlicher Intelligenz<br />
gekoppelt werden können. Im Übrigen aber findet sich die Antwort<br />
dort, wo alle IT-Anbieter gerade eine Wandlung durchmachen: vom<br />
Verkauf von IT-Systemen, die der Kunde installiert und an seine Bedürfnisse<br />
anpasst, hin zum Angebot von kundenspezifischen Lösungen,<br />
also Diensten, die auf einer bestimmten Software basieren.<br />
Der Kunde will zunehmend auch in der Industrie solche Lösungen.<br />
Welche Software dazu installiert sein muss, will er möglicherweise<br />
bald ebenso wenig wissen, wie der Nutzer eines Smartphones wissen<br />
will, auf welcher Software ein Dienst zum Blutdruckmessen<br />
basiert.<br />
PLM-Angebot auf den Prüfstand<br />
Das PLMportal wurde Anfang 2012 mit dem absoluten Schwerpunkt<br />
auf PLM ins Leben gerufen. Die Themen Industrie 4.0, Internet<br />
der Dinge und Industrial Internet traten seither immer stärker in<br />
den Vordergrund. Es scheint sinnvoll, in der Rubrik „Hintergrund“<br />
unter den hier erläuterten Gesichtspunkten einmal das heutige<br />
PLM-Angebot auf den Prüfstand zu stellen. Dem wird sich das<br />
PLMportal in den kommenden Wochen und Monaten widmen. Dabei<br />
werden alle Anbieter zur Beteiligung eingeladen, die derzeit<br />
weltweit oder auch in Zentraleuropa beziehungsweise in der deutschen<br />
Industrie eine wichtige Rolle spielen. In alphabetischer Reihenfolge<br />
sind dies ARAS, Autodesk, Dassault Systèmes, Oracle,<br />
PTC, SAP und Siemens. Hinzu kommen mit einem deutlichen<br />
Schwerpunkt in Zentraleuropa und Deutschland: Contact Software<br />
und Procad. Über die Ergebnisse werden wir sicher auch an dieser<br />
Stelle in kommenden Ausgaben berichten.<br />
co<br />
Der Autor:<br />
Ulrich Sendler ist Analyst und Betreiber<br />
des PLMportals unter: www.plmportal.org<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 41
TOOLS<br />
PLM/ALM/DATENMANAGEMENT<br />
Schon im Waren -<br />
eingang steigert<br />
eine EIM-basierte<br />
Prozesssteuerung<br />
die Arbeitseffizienz<br />
Bild: Elabo<br />
Prozesssteuerung durch zentrale Datenverwaltung<br />
Industrie 4.0 für die Fertigung<br />
Smart-Industry-Lösungen haben es in der mittelständischen Elektroindustrie noch immer schwer.<br />
Angesichts der Dominanz manueller Fertigungsschritte können viele Unternehmer kaum nachvoll -<br />
ziehen, welche Vorteile ihnen die Digitalisierung einbringen soll. Eine Lösung der euromicron-Tochter<br />
Elabo zeigt indessen, dass auch die Elektronikfertigung stark von Industrie 4.0 profitieren kann.<br />
Wie stark auch die Elektroindustrie von Smart-Industry-<br />
Konzepten profitieren kann, verdeutlicht unter anderem eine<br />
Industrie-4.0-Lösung der euromicron-Tochtergesellschaft Elabo. Sie<br />
ermöglicht die zentrale Verwaltung und Verteilung der Daten, auf<br />
denen die handwerkliche Fertigung basiert und die im Rahmen der<br />
Fertigung wiederum erst erzeugt werden. Herzstück der Lösung ist<br />
dementsprechend ein Datenmanagement-Tool, nämlich die Software<br />
EIM (Elabo Informationsmanagement), die sich wahlweise auf<br />
einem zentralen Server oder auch dezentral auf einzelnen Arbeitsplatzrechnern<br />
installiert lässt. Sie wird in Verbindung mit einer SQL-<br />
Datenbank betrieben, in die der Anwender alle prozessrelevanten<br />
Daten seines Unternehmens einpflegen kann. Das können <strong>Konstruktion</strong>s-<br />
und Montagepläne sein, Messgerätekennungen und<br />
Prüfparameter, aber auch Vorgaben für den ESD-Schutz oder die<br />
Prozessdokumentation sowie nicht zuletzt individuelle, auf Mitarbeiterbedürfnisse<br />
zugeschnittene Arbeitsplatzkonfigurationen.<br />
Sicherer Zugriff auf Daten<br />
Aus diesem Datenpool extrahiert die Software dann für jeden Vorgang<br />
die aktuell benötigten Datensätze und stellt sie an den jeweiligen<br />
Arbeitsplätzen in Echtzeit zur Verfügung. Welche Datensätze<br />
wohin übermittelt werden, entscheidet der Anwender in Abhängigkeit<br />
von den konkreten Prozessanforderungen sowie den internen<br />
Sicherheitsrichtlinien. Denn natürlich sollte nicht jeder von seinem<br />
Arbeitsplatz aus auf den kompletten Datenpool Zugriff haben. Next-<br />
Generation-Firewall-Lösungen, wie sie etwa euromicron Deutschland<br />
realisiert, ermöglichen hier ein zuverlässiges Authentifi -<br />
zierungsmanagement, mit dessen Hilfe dem jeweiligen Mitarbeiter<br />
immer nur aufgabenspezifische Zugriffsrechte eingeräumt werden<br />
können. Die Datenmanagement-Software lässt sich damit ohne<br />
Sicherheitsbedenken nutzen. Sind alle prozessrelevanten Daten<br />
eingepflegt und die nötigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen,<br />
ermöglicht die EIM-basierte Datenverwaltung eine umfassende Prozesssteuerung,<br />
die für den einzelnen Mitarbeiter letztlich eine<br />
enorme Arbeitserleichterung bedeutet. Das lässt sich exemplarisch<br />
anhand des typischen Ablaufs einer klassischen Baugruppenfertigung<br />
zeigen. In einem EIM-basierten Prozess authentifiziert sich der<br />
hierfür zuständige Techniker zunächst zu Betriebsbeginn am Werkseingang<br />
mit seinen individuellen Zugangsdaten. Als Reaktion darauf<br />
fährt die Software das Arbeitsplatzsystem hoch und realisiert die individuell<br />
gewünschte Tischhöhe, Beleuchtung und Raumtemperatur.<br />
Automatisierte<br />
Ablaufüberwachung und Protokollierung<br />
Am Arbeitsplatz angelangt, muss der Techniker die ESD-Schleuse<br />
durchlaufen und das ESD-Armband anlegen – Vorgänge die jeweils<br />
softwarebasiert überwacht werden. Anschließend kann er an<br />
seinem Arbeitsplatz-PC eine Werkerführung aufrufen, die mit Hilfe<br />
von EIM erstellt wurde. Sie leitet ihn in Wort und Bild durch alle<br />
Montageschritte und stellt zudem auch ergänzende Informationen<br />
wie zum Beispiel Fehler- und Reparaturstatistiken zur Verfügung.<br />
Sind im Laufe oder am Ende der Montage bestimmte Funktionalitätsprüfungen<br />
erforderlich, erfolgt die Parametrisierung der Messgeräte<br />
automatisch, ausgehend von prozessbezogenen Vorgaben,<br />
die zuvor in die Datenbank eingegeben wurden. Auch die Dokumentation<br />
und Überwachung des gesamten Vorgangs lässt sich mit<br />
42 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016
PLM/ALM/DATENMANAGEMENT<br />
TOOLS<br />
Kontakt<br />
INFO<br />
Elabo GmbH<br />
Crailsheim<br />
Tel. +49 7951 307-0<br />
www.elabo.de<br />
Details zum ganzheitlichen<br />
Smart-Industry-Ansatz bei Elabo:<br />
http://t1p.de/vtpo<br />
Bild: Elabo<br />
An Montagearbeitsplätzen (links) führen Werkerführungen<br />
durch alle Arbeitsschritte; Mess- und<br />
Prüfstände (rechts) werden von der Software<br />
automatisch anhand der Nutzervorgaben<br />
parametrisiert<br />
EIM-basierte Werkerführung<br />
– Anleitung zur<br />
Funktionalitätsprüfung<br />
Bild: Elabo<br />
Hilfe von EIM sehr einfach realisieren. So kann der Techniker die vorschriftsmäßige<br />
Ausführung jedes Schritts durch einfaches Setzen<br />
eines Häkchens in der aktuellen Folie seiner Werkerführung protokollieren.<br />
Messvorgänge und Messergebnisse werden automatisch<br />
registriert und in der Datenbank gespeichert. Auf diese Weise entstehen<br />
gleichsam beiläufig Protokollsätze, die unter anderem im<br />
Rahmen eines Audits zur DIN EN ISO 9001-Zertifizierung herangezogen<br />
werden können. Wird ein Schritt nicht protokolliert oder eine<br />
Messung nicht durchgeführt und damit nicht aufgezeichnet, lässt<br />
sich dieses Versäumnis gewissermaßen sanktionieren: Je nach Vorgabe<br />
des Anwender wird dann etwa das Aufrufen der nächsten<br />
Folie blockiert oder die Stromzufuhr eines Gerätes unterbrochen.<br />
Und hält der Techniker die Vorschriften zum ESD-Schutz nicht ein,<br />
wird das Arbeitsplatzsystem sogar komplett gesperrt und erst nach<br />
Korrektur des Fehlers wieder freigegeben.<br />
Industrie-4.0.-Lösungen in untypischen Bereichen<br />
In der mittelständischen Elektronikfertigung spielen Industrie-<br />
4.0-Lösungen bislang nur eine untergeordnete Rolle. Zwar sind<br />
Politik und Wirtschaftsverbände bemüht, die Digitalisierung auch in<br />
diesem Bereich voranzutreiben, in der Praxis aber haben sich die<br />
Konzepte kaum durchgesetzt. Das hat zum einen mit der defensiven<br />
Ausgabenpolitik vieler Mittelständler zu tun, die nur einen kleinen<br />
Teil ihrer Gewinne reinvestieren können und mit der Digitalisierung<br />
oft die Vorstellung eines unkalkulierbaren finanziellen Risikos<br />
verbinden. Zum anderen aber auch damit, dass viele Elektronikfertiger<br />
keine greifbare Vorstellung von den Vorteilen von Industrie 4.0<br />
besitzen. Denn die Wahrnehmung dieses Themas ist bis heute<br />
durch die Großindustrie geprägt, in deren Produktionsprozessen<br />
Smart Industry vielfach nur die nächste Stufe der Automatisierung<br />
darstellt. In der mittelständischen Elektronikproduktion hingegen<br />
dominieren manuelle Tätigkeiten, die auch langfristig nicht durch<br />
automatisierte Prozesse ersetzt werden können.<br />
Auch deshalb sollen Lösungen wie diese von Elabo neue Möglichkeiten<br />
aufzeigen: Steuerungsmaßnahmen wie die im Beitrag skizzierten<br />
sind selbstverständlich nicht auf den Bereich der Baugruppenmontage<br />
beschränkt. Vielmehr lassen sie sich analog auch auf<br />
andere Abteilungen eines Fertigungsbetriebes übertragen, etwa<br />
auf Service und Wartung oder auf Lager und Wareneingang. Allein<br />
schon das Montagebeispiel zeigt allerdings, dass Industrie-4.0-<br />
Lösungen auch dort ein Gewinn sein können, wo man gegenwärtig<br />
kaum an ihre Wirksamkeit glaubt. Denn die Tatsache, dass sich der<br />
Elektrotechniker weder um seine Arbeitsplatzkonfiguration noch um<br />
die Beschaffung montagerelevanter Informationen, die Parametrisierung<br />
von Messgeräten sowie die Dokumentation von Messungen<br />
und Montageschritten kümmern muss, bedeutet eine ganz<br />
erhebliche Zeitersparnis und überdies auch eine gedankliche Entlastung.<br />
Und gesamt betrachtet ermöglicht es eine Effizienzsteigerung<br />
– denn wer sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren kann, arbeitet<br />
entspannter, macht nachweislich weniger Konzentrationsfehler und<br />
kommt so am Ende zu schnelleren und besseren Ergebnissen. ik<br />
Der Autor: Horst Maywald, Prokurist und Geschäfts -<br />
bereichsleiter Arbeitsplatzsysteme, ELABO GmbH<br />
(euromicron Gruppe)<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 43
TOOLS<br />
SYSTEMENTWICKLUNG/SIMULATION<br />
Durch eigene Modelica-Bibliotheken<br />
bietet die ESI ITI GmbH Pakete für viele<br />
Ingenieursbereiche, etwa Automotive,<br />
Öl/Gas-Industrie oder Green Buildings<br />
Bild: ESI ITI<br />
Dr. Andreas Uhlig, Christian Kehrer und Andreas Abel von der ESI ITI GmbH im Interview<br />
„Simulation mit dem Ohr an der Industrie“<br />
Oft versuchen die Anbieter von Simulationssoftware möglichst viele Bereiche gut abzudecken – was<br />
bei immer häufiger nachgefragten <strong>Systems</strong>imulationen durchaus Sinn macht. Die ESI ITI GmbH will<br />
oben drauf noch näher am Kunden sein, sie versteht neben der Software durch hauseigene Ingenieure<br />
aus vielen Fachbereichen auch die Probleme und Fragen der Kunden. Das hat für Simulationsneulinge<br />
ebenso Vorteile wie für Experten, besonders bei der <strong>Systems</strong>imulation mit SimulationX.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Sehr geehrte Herren, was ist die Kernkompetenz<br />
Ihres Unternehmens?<br />
Uhlig: Wir liefern Lösungen für die Produktentwicklung, also Software,<br />
die den modellbasierten Entwurf künftiger Produkte auf dem<br />
Computer ermöglicht sowie das dafür notwendige <strong>Engineering</strong>-Wissen.<br />
Einzelne Komponenten eines Produktes sind meist definiert<br />
durch ihre Geometrie und bestimmte Materialeigenschaften. Gehen<br />
wir aber einen Schritt weiter in Systeme oder Subsysteme, dann stehen<br />
in erster Linie die Funktion und insbesondere die Wechselwirkung<br />
der einzelnen Teilnehmer des <strong>Systems</strong> im Mittelpunkt. Hier muss man<br />
die Komponenten oder auch Subsysteme konzentriert auf einen Punkt<br />
bringen, was ihre Eigenschaften angeht. (Daher wird <strong>Systems</strong>imulation<br />
auch manchmal als 0-D-Simulation bezeichnet.) Geometrie spielt<br />
dann nur noch eine untergeordnete Rolle. Dabei ist es möglich, auch<br />
heterogene Systeme, die durch mehrere physikalische Gesetzmäßigkeiten<br />
beeinflusst werden, korrekt abzubilden. In letzter Zeit sehen<br />
wir hier eine Verschärfung der Komplexität, beispielsweise wird Energieeffizienz<br />
immer wichtiger, zudem steigt die Variantenvielfalt.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Viele Unternehmen tendieren hier schon<br />
Richtung Losgröße 1...<br />
Uhlig: Richtig, das sehen wir gerade im Maschinenbau. Aber auch im<br />
Fahrzeugbau wachsen die Listen der Modelle und Sonderausstattungen<br />
und Optionen inzwischen so stark an, dass schließlich die Entwickler<br />
durchaus fünfstellige Anzahlen von Kombinationen zu entwerfen<br />
und abzusichern haben. Und im Baumaschinenbereich, bei Nutzoder<br />
Schienenfahrzeugen wird kundenspezifisch entwickelt – jedes<br />
verkaufte Produkt wird durch die Variantenvielfalt praktisch zum Einzelstück.<br />
Einfach etwas entwerfen und von der Stange verkaufen<br />
geht da schon lange nicht mehr. In diesem Umfeld bewegen sich unsere<br />
Kunden und ESI ITI seit über 25 Jahren. Seit Beginn des Jahres<br />
setzen wir das als Teil der ESI Group fort, die führender Anbieter für<br />
virtuelles <strong>Engineering</strong> ist. Die Stärken sind bislang anwendungsbezogene<br />
Lösungen der 3D-Simulation, etwa FEM (unter anderem für<br />
Crash-Simulation), CFD und Akustik sowie immersives <strong>Engineering</strong><br />
(VR). Mit unserer Software SimulationX wird dieses Spektrum nun<br />
um die <strong>Systems</strong>imulation erweitert. Wir sehen einen starken Bedarf,<br />
44 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016
SYSTEMENTWICKLUNG/SIMULATION<br />
TOOLS<br />
die einzelnen physikalischen Domänen wechselwirkend im Verbund<br />
zu simulieren, auch im Hinblick auf die Simulation kompletter Herstellungsprozesse.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wo liegen dabei aus Ihrer Sicht Ihre Alleinstellungsmerkmale?<br />
Abel: Wir beobachten in der <strong>Systems</strong>imulation zwei Tool-Welten: Einerseits<br />
offene Systeme, die auf Basis von Standards sehr gut erweiterungsfähig<br />
sind und gut von akademischen Anwendern akzeptiert<br />
werden. Auf der anderen Seite stehen industrieorientierte Systeme<br />
mit einem starken <strong>Engineering</strong>-Background. Wir wollen beide Anforderungen<br />
bedienen. Für den Mechanik- und Fluidik-Bereich arbeiten<br />
bei uns zwei Dutzend Ingenieure, die ähnliche oder die gleichen Aufgaben<br />
zu lösen haben, wie unsere Kunden. So können wir die Anwendungskompetenz<br />
direkt in die Entwicklung unserer Software-eigenen<br />
Modelle und Bibliotheken einfließen lassen. Auf der anderen<br />
Seite genießen vor allem simulationserfahrene Experten in SimulationX<br />
die Vorteile der objektorientierten Modellierung mit der Modellbeschreibungssprache<br />
Modelica. Die Sprachdefinition und viele Bibliotheken<br />
sind frei verfügbar und werden von den Mitgliedern der<br />
Modelica Association – wozu seit vielen Jahren auch ESI ITI gehört –<br />
stetig weiterentwickelt. Anwender haben mit diesem Standard alle<br />
Freiheiten, neue Modelle zu schreiben und sich einen eigenen Bestand<br />
an Bibliotheken aufzubauen. Ebenso können sie frei verfügbare<br />
Modelle oder solche von Drittanbietern nahtlos integrieren. Wir kombinieren<br />
also Anwendungsnähe mit Offenheit und Flexibilität.<br />
Zu den Personen<br />
INFO<br />
Andreas Uhlig studierte Mathematik und promovierte an<br />
der TU Dresden. Er gehörte zu der Gründern der ITI GmbH,<br />
und war in dem Simulationssoftware-Unternehmen zunächst<br />
für F&E verantwortlich. Ab 2000 war er dort Geschäftsführer<br />
und hat diese Position für ESI ITI GmbH inne, die seit 2016<br />
zur ESI Group gehört.<br />
Christian Kehrer ist seit 2014 als Vertriebsleiter DACH bei<br />
ESI ITI GmbH für Kunden aus dem deutschsprachigen Raum<br />
verantwortlich. Er studierte Maschinenbau in der Fachrichtung<br />
Kraftfahrzeugtechnik an der TU Dresden.Er war von<br />
2006 bis 2009 Berechnungsingenieur bei BMW, anschließend<br />
startete er als Key Account Manager im Bereich Automotive<br />
und als Ansprechpartner für neue Grundlagenthemen<br />
bei ITI GmbH.<br />
Andreas Abel leitet seit 2015 die Abteilung Mechanik- und<br />
Mechatronik im Bereich <strong>Engineering</strong> der ESI ITI GmbH. Nach<br />
einem Studium der Elektrotechnik und einer Tätigkeit als<br />
wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Dresden kam er<br />
2002 zu ITI. Zuerst als Applikationsingenieur und später als<br />
Chefingenieur und Abteilungsleiter arbeitet er schwerpunktmäßig<br />
auf den Themen Antriebstechnik, Echtzeitsimulation,<br />
Systementwurf und Zuverlässigkeit.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Verlangt der Kunde diese Offenheit?<br />
Uhlig: Wir sehen in den strategischen Überlegungen unserer Kunden<br />
immer ein verständliches Argument, wenn diese durchspielen, ob<br />
und wie sie sich an einen Lösungsanbieter binden wollen. Wenn ein<br />
Unternehmen in zehn Jahren das System würde wechseln wollen,<br />
könnte es offene Modelle, die ein erhebliches Investment darstellen,<br />
dann auch in einer anderen Modelica-basierten Simulationsumgebung<br />
weiternutzen. Für uns ist das eher ein theoretischer Aspekt,<br />
denn wir pflegen nachhaltige Beziehungen zu unseren Kunden.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Sie bieten ein Baukastensystem an. Wie<br />
sieht das aus?<br />
Kehrer: Es gibt mehrere Bestandteile der Software: Eine Plattform,<br />
um Modelle zu definieren, dazu kommt der numerische Apparat, der<br />
die Modelle dann simuliert – also rechnet – und schließlich das Postprocessing<br />
zur Analyse und Auswertung der Ergebnisse, auch für Optimierung<br />
und Variantenrechnungen. Den Konstrukteur aber interessiert<br />
vor allem, wie gut wir ihn in seinem Fachgebiet unterstützen<br />
können. Ein wesentlicher Teil des Angebots sind deshalb von uns entwickelte<br />
Modellbibliotheken. Da sind wir wieder bei der Industrienähe.<br />
Wir bieten neben Basispaketen mit einfachen physikalischen Effekten<br />
ein umfangreiches Portfolio von detaillierten Modellen von beispielsweise<br />
Getrieben (einschließlich Reibung, Dynamik), Hybridantrieben,<br />
HVAC-Komponenten usw. an. Bedingt durch die 20-jährige<br />
Entwicklung ist unser Katalog auf eine dreistellige Modellanzahl angewachsen.<br />
Wir haben die Modelle und Bibliotheken nun zu etwa 40<br />
leistungsfähigen branchen- und anwendungsspezifischen Paketen zusammengefasst,<br />
beispielsweise für Fahrzeugbau, Energietechnik<br />
oder Öl- und Gasindustrie.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Was muss ich als Anwender für einen Aufwand<br />
treiben?<br />
Uhlig: Der ist heute überschaubar. Genau aus diesem Grund haben<br />
wir die Simulation vor 25 Jahren aus dem akademischen Umfeld herausgelöst<br />
und den wissenschaftlichen Formelapparat in Tools und<br />
Modelle gepackt, wodurch sich der Anwender auf das Lösen seiner<br />
Entwicklungsaufgabe konzentrieren kann. Das Ganze steht und fällt<br />
natürlich mit der möglichst genauen Aufgabenstellung. Hier wie beim<br />
Finden der Lösung unterstützen unsere Ingenieure den Anwender<br />
unmittelbar.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Sie unterstützen den Kunden also direkt bei<br />
seinen Simulationsfragestellungen?<br />
Abel: Richtig. Häufig übernehmen wir die ersten Aufgaben samt Modellierung<br />
und Auswertung als reine Dienstleistung. Der Kunde erklärt<br />
das Problem, wir kümmern uns um den Rest. Die nötige Kompetenz<br />
haben wir für jeden Bereich, da wir neben dem Software-Geschäft<br />
auch als <strong>Engineering</strong>-Dienstleister agieren. Will der Kunde<br />
dann irgendwann mehr machen, kann er die Software kaufen und das<br />
Ganze von nun an bei sich in-house erledigen. Andere müssen seltener<br />
rechnen und bleiben daher auch langfristig bei unserer Dienstleistung.<br />
Jedenfalls sind wir bereit, die Methodik und die Funktionsweise<br />
zum Kunden zu transportieren, so dass er sein System auch selbst<br />
weiterentwickeln kann, etwa durch neue eigene Modelle.<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 45
TOOLS<br />
SYSTEMENTWICKLUNG/SIMULATION<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Sie sehen da also kein Verlustgeschäft,<br />
wenn sie einen Dienstleistungsauftrag verlieren, weil ein Kunde<br />
nun einmalig die Software kauft und sie dann nicht mehr<br />
braucht?<br />
Uhlig: Das kommt vor, ist aber eher die Ausnahme. Wir sprachen<br />
schon über Variantenvielfalt und damit verbundene zunehmende<br />
Komplexität. Entwicklungsabteilungen stoßen immer wieder an die<br />
Grenzen des eigenen Know-hows, von Ressourcen- und Zeitengpässen<br />
ganz zu schweigen. Durch das aufgebaute Vertrauen mit vorangegangenen<br />
Dienstleistungsaufträgen weiß der Kunde genau, dass bei<br />
uns neben Modellierungs- und Simulationsfertigkeiten auch Knowhow<br />
zu seinem Fachgebiet und zu seinen Produkten sitzt. Bei einigen<br />
kennen wir die Produkthistorie über Jahrzehnte im Detail. So können<br />
wir im Fall des Falles wie ein Interner sofort loslegen. Die Bindungen<br />
sind gerade deswegen so stark.<br />
für eine Investition in Entwicklersoftware mit der IT abgestimmt werden,<br />
wie Konfiguration, Verteilung im Haus und Integration in die vorhandene<br />
Toollandschaft aussehen sollen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Bisher kann die <strong>Systems</strong>imulation ja (noch)<br />
nicht wirklich alles mit allem verknüpfen. Wie lange wird es noch<br />
dauern, bis wir wirklich komplette Systeme mit allen Aspekten simulieren<br />
können?<br />
Abel: Die Frage ist eher: Will man das Universum simulieren? Man<br />
wird nie wirklich alles zu 100 Prozent korrekt abbilden können und<br />
möchte das auch nicht, da eine Simulation nicht so aufwändig wie<br />
möglich, sondern so aufwändig wie nötig sein sollte. Im Elektronikund<br />
Crash-Bereich sind wir aber trotzdem schon sehr nah dran. So<br />
führt man heutzutage umfangreiche Crashsimulationen mit hochauflösender<br />
Geometrie der Fahrzeugteile durch. Es gibt bereits Sicher-<br />
Dr. Andreas Uhlig,<br />
Geschäftsführer,<br />
ESI ITI<br />
Christian Kehrer, Vertriebsleiter<br />
DACH, ESI ITI<br />
Bild: ESI ITI<br />
„Durch das<br />
aufgebaute<br />
Vertrauen mit<br />
vorangegangenen<br />
Dienstleistungsaufträgen<br />
weiß der Kunde<br />
genau, dass bei uns neben<br />
Modellierungs- und Simulationsfertigkeiten<br />
auch Know-how zu<br />
seinem Fachgebiet sitzt. Bei einigen<br />
kennen wir die Produkthistorie<br />
über Jahrzehnte im Detail.“<br />
Bild: ESI ITI<br />
„Je komplexer<br />
das System,<br />
desto wahrscheinlicher<br />
sind Änderungen<br />
im Entwicklungsprozess.<br />
Je weiter fortgeschritten<br />
der Prozess schon ist, desto<br />
schwieriger ist es, hier noch ändernd<br />
eingreifen zu können. Das<br />
verlangt nach Frontloading, also<br />
dem frühestmöglichen Einsatz<br />
der Simulation.“<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Befruchten sich die beiden Zweige – <strong>Engineering</strong>-Dienstleistung<br />
und Simulationssoftware-Entwicklung –<br />
also gegenseitig?<br />
Abel: Genau das ist unser Konzept. Unsere Ingenieure sind die<br />
schärfsten Kritiker der Tool-Entwickler. Davon profitieren dann<br />
schlussendlich die Kunden.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Sollte die Simulation eher im <strong>Engineering</strong>-<br />
Department oder in der IT angesiedelt werden?<br />
Abel: Primär im <strong>Engineering</strong>-Department. Wir wollen mit unserer<br />
Software ja nicht den Ingenieur einsparen und die Dateneingabe an<br />
der Simulation künftig von Praktikanten erledigen lassen – das funktioniert<br />
nicht. Prinzipiell ist das System immer noch ein großer Taschenrechner,<br />
mit großen Freiheiten. Diesen sinnvoll einzusetzen<br />
braucht es immer noch den fähigen Ingenieur. Natürlich muss aber<br />
heitssysteme – wie zum Beispiel aktive Sicherheitskomponenten<br />
zum Fußgängerschutz – die fluidische Systeme und auch Regelungstechnik<br />
in einen Crashvorgang einbinden. Dort überschreitet man<br />
dann wieder die Grenze zur <strong>Systems</strong>imulation und verkoppelt sinnvollerweise<br />
beide Welten miteinander.<br />
Uhlig: Das ist unser Blick auf die Welt. Meist will ich aber nur das Verhalten<br />
eines Subsystems abfragen. Dann möchte ich dieses sehr detailliert<br />
modellieren. Von den anderen Größen und umgebenden Teilsystemen<br />
benötige ich dann eher einfache Modelle.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Dennoch ist die Anforderung nach ganzheitlich<br />
simulierten Systemen aber da?<br />
Uhlig: Tendenz steigend, wobei die Definition von „ganzheitlich“ unterschiedlich<br />
ausfallen kann. Wir arbeiten zum Beispiel an einem Aerospace-Projekt,<br />
das in diese Richtung geht. Hier war von Anfang an<br />
46 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016
SYSTEMENTWICKLUNG/SIMULATION<br />
TOOLS<br />
klar, dass wir mit riesigen Modellen arbeiten werden. Man muss das<br />
System Flugzeug als komplexes Gesamtsystem betrachten, dessen<br />
Verhalten nicht mehr aus einer einfachen Analyse seiner Teilsysteme<br />
extrapoliert werden kann. Die Fragen, die simulativ beantwortet werden<br />
müssen, nehmen zu und werden komplexer. Das bildet einen<br />
Zielkonflikt mit den immer kürzer werdenden Entwicklungszyklen<br />
und dem damit verbundenen Wunsch des Kunden, immer frühzeitiger<br />
verlässliche Designentscheidungen treffen zu können. Die Lösung<br />
dieses Zielkonflikts erfordert zwangsläufig auch mehr Simulations-Performance.<br />
Parallelisierung ist hierbei eine Chance. Die ESI-<br />
Gruppe bietet hier mit der ESI-Cloud eine Lösung, um für CAE-Projekte<br />
Hochleistungsrechner im Hintergrund nutzen zu können. Hier soll<br />
demnächst auch unsere Software SimulationX eingegliedert werden.<br />
Bild: ESI ITI<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Birgt die steigende Komplexität denn auch<br />
Risiken?<br />
SimulationX wird von der ESI ITI Group als Bauksten angeboten<br />
Bild: ESI ITI<br />
Andreas Abel, Abteilungsleiter<br />
Mechanik- und<br />
Mechatronik im Bereich<br />
<strong>Engineering</strong>, ESI ITI<br />
„Unsere Ingenieure<br />
sind<br />
die schärfsten<br />
Kritiker der<br />
Tool-Entwickler – davon profitieren<br />
schlussendlich die Kunden.“<br />
Kehrer: Auf jeden Fall. Je komplexer das System, desto wahrscheinlicher<br />
sind Änderungen im Entwicklungsprozess. Je weiter fortgeschritten<br />
der Prozess schon ist, desto schwieriger ist es, hier noch ändernd<br />
eingreifen zu können. Das verlangt nach Frontloading, also dem<br />
frühestmöglichen Einsatz der Simulation. Hier ist auch eine gute Einbindung<br />
in die bestehende Infrastruktur, sprich CAD- und PLM-Umgebung<br />
das A und O – nur, wenn das funktioniert, wird die Simulation<br />
ihr Potential auch ausspielen können. Auch das Datenhandling muss<br />
so angelegt sein, dass die großen, durch Simulation erzeugten Datenmengen<br />
so gut wie möglich von allen Seiten genutzt werden können.<br />
Oftmals ist der Ingenieur ohne technische Hilfe nicht mehr in der Lage,<br />
die enthaltenen Informationen und Beziehungen zu analysieren.<br />
Algorithmen und Machine-Learning-Systeme der ESI Group helfen<br />
hier, Zusammenhänge aufzudecken, die nicht offensichtlich zutage<br />
treten oder die Grenzen der vom einzelnen Ingenieur zu bearbeitenden<br />
Entwurfsaufgabe überschreiten.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Was sehen sie als die nächsten größeren<br />
Herausforderungen in der Simulation an?<br />
Uhlig: Die Prioritäten festzulegen – bei den vielen Ideen, die unsere<br />
Kunden und wir haben. Dazu gehört unter anderem, nicht-nominales<br />
Verhalten mitzusimulieren. Denn die Realität weicht natürlich immer<br />
mit Toleranzen und Fehlern ab, Teile fallen aus; und sei es nur, weil sie<br />
altern. Es gilt also auch Randgrößen und Extrembedingungen zu kennen.<br />
Wir wollen daher auch das fehlerbehaftete Verhalten abbilden<br />
können. Und natürlich müssen wir mit unseren Modellbibliotheken<br />
am Ball bleiben; aktuelle Trends sind etwa Green Building oder Autonomes<br />
Fahren, wofür wir schon spezielle Lösungen anbieten.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Auch das Industrial Internet of Things ist so<br />
ein Trend...<br />
Abel: Exakt, hier werden auch – wie vorhin schon erwähnt – die Modelle<br />
immer komplexer, da bisher statische Bauteile wie Sensoren<br />
nun intelligent zusammen agieren. In Zukunft werden auch diese<br />
Baugruppen selbst Modelle in sich tragen, die auf Systemen wie dem<br />
unseren entwickelt wurden. Das muss nicht zwingend nur ein Controller,<br />
sondern kann auch eine ganze Bergbaumaschine sein, die ohne<br />
Fahrer ihre Arbeit verrichtet. Man kann sagen, <strong>Systems</strong>imulation<br />
ist überhaupt eine der entscheidenden Voraussetzungen für erfolgreiche<br />
Industrie-4.0-Projekte.<br />
Das Interview führte Tobias Meyer,<br />
freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
Hinweis<br />
INFO<br />
Dieses Interview veröffentlichen wir in zwei Teilen: Wer<br />
noch mehr über konkrete technische Details und Möglichkeiten<br />
von SimulationX erfahren möchte, findet in Ausgabe<br />
11/2016 der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> die entsprechende<br />
Ergänzung. Zudem erläutern die Interviewpartner der ESI ITI<br />
GmbH dort ihre Sicht auf die Zukunft der Simulation und<br />
welche Herausforderungen hier noch zu meistern sind.<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 47
ANWENDUNG<br />
INDUSTRIE 4.0<br />
Bild: Bosch Rexroth<br />
Bosch Rexroth verknüpft neue und bestehende Produktionsanlagen über offene Standards<br />
Zukunftssichere Automationslösungen<br />
für vernetzte Umgebungen<br />
Industrie-4.0-fähige Lösungen für die variantenreiche Fertigung lassen sich schon heute mittels<br />
dezentral intelligenter Automationslösungen mit offenen Schnittstellen für die horizontale und vertikale<br />
Vernetzung realisieren. Mit dem Software-Baustein WebConnector verbindet Bosch Rexroth beispielsweise<br />
die Steuerung mit dem Internet, quasi als „Universaldolmetscher“ zwischen Web- und Automatisierungswelt.<br />
Zusätzlich bindet das i4.0 Upgrade Kit auch bestehende Stationen und Maschinen<br />
wirtschaftlich in vernetzte Umgebungen ein.<br />
Mit der Kommunikationsschnittstelle WebConnector baut<br />
Bosch Rexroth eine technologische Brücke zwischen der<br />
Welt der Automatisierung und dem Internet der Dinge und Dienste<br />
(IoT). Dank des Software-Bausteins im Open-Core-<strong>Engineering</strong>-Portfolio<br />
lassen sich ohne tiefergehende Kenntnisse der Automatisierungstechnik<br />
Web-Anwendungen für neue Geschäftsmodelle entwickeln.<br />
Endanwender und Maschinenhersteller kommen so schnell<br />
und kosteneffizient zu zeitgemäßen Human-Machine-Interfaces für<br />
mobile und stationäre Endgeräte sowie Smart Services. Darüber hinaus<br />
können Prozessdaten in der Cloud gesichert, analysiert und für<br />
die Prozessoptimierung oder für Service-Zwecke eingesetzt werden.<br />
Die Kommunikationsschnittstelle versetzt eine Web-App in die<br />
Lage, Steuerungsdaten, Achspositionen, SPS-Informationen, Diagnosen<br />
oder Bearbeitungsstände schnell und sicher aus Maschinen<br />
und Anlagen abzufragen und diese auf einem HMI zu visualisieren<br />
oder in einer Datenbank auswerten. So lassen sich beispielsweise<br />
vorausschauende Wartung (Predictive Maintenance) und weitere<br />
Service-Konzepte entwickeln.<br />
Der plattformunabhängig in Java programmierte WebConnector ist<br />
auf allen Endgeräten nutzbar, auf denen ein Java Runtime Environment<br />
(JRE) installiert ist. Das kann sowohl eine IndraControl-XM-<br />
Steuerung oder ein HMI-Gerät von Rexroth sein, als auch ein<br />
Embedded System wie der Raspberry Pi oder ein beliebiger PC mit<br />
Linux, Mac oder Windows.<br />
Offene Standards bevorzugt<br />
Zur Kommunikation mit Cloud-Diensten, Smart Devices und anderen<br />
HMI-Geräten nutzt der WebConnector den etablierten Web-<br />
Standard HTML5 und das darin enthaltene WebSocket-Protokoll.<br />
Die Automatisierungsseite spricht der WebConnector wahlweise<br />
mit der in Rexroth-Steuerungen und -Antrieben integrierten Schnittstellentechnologie<br />
Open Core Interface an oder über den Industrie-<br />
4.0-Standard OPC UA. Anzeige und Bedienung der Web-Apps erfolgen<br />
über einen üblichen HTML5-fähigen Web-Browser. Den Programmierern<br />
stehen für die Web Applikation neben HTML5 und<br />
CSS eine Schnittstelle zur Anbindung von Node.js-Anwendungen<br />
wie beispielsweise Node RED zur Verfügung.<br />
Für eine Ethernet-basierte M2M-Kommunikation und automatische<br />
Benachrichtigungen an prozessverantwortliche Personen beinhaltet<br />
48 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016
INDUSTRIE 4.0<br />
ANWENDUNG<br />
Die interaktive Kommunikationsplattform<br />
ActiveCockpit erlaubt Werkern<br />
sowie Werkleitung den Zugriff auf die<br />
geiche Datenbasis in Echtzeit und<br />
kann auf diese Weise dabei unterstützen,<br />
die Produktionseffizienz<br />
zu steigern<br />
Kontakt<br />
INFO<br />
Bosch Rexroth AG<br />
Lohr am Main<br />
Tel. +49 9352/18-0<br />
www.boschrexroth.de<br />
Ein Showcase zum Thema Industrie 4.0 ist<br />
erreichbar unter:<br />
http://t1p.de/sn7u<br />
Über den WebConnector und die Nutzung etablierter Standards wie<br />
HTML5 und OPC UA sowie das Open Core Interface lassen sich Steuerungen<br />
mit dem Internet verbinden und auf diese Weise Smart Devices und<br />
Cloud-Dienste zur Umsetzung neuer Geschäftsmodelle nutzen<br />
Bild: Bosch Rexroth<br />
der WebConnector einen MQTT-Broker (Message Queue Telemetry<br />
Transport). Dank der Unterstützung des kompakten Datenformats<br />
JSON (JavaScript Object Notation) eignet sich der WebConnector<br />
last but not least als „Daten-Gateway“ zur Cloud- oder Datenbank -<br />
anbindung. So lässt sich die dokumentenorientierte Open-Source-<br />
Datenbank mongoDB für Smart Services verwenden oder die<br />
Cloud-Software Oracle Stream Explorer zur Analyse von Real-Time-<br />
Daten. Darüber lassen sich Maschinen- und Anlagenzustände standortübergreifend<br />
überwachen und vergleichen.<br />
Verknüpfung neuer und bestehender Anlagen<br />
Mit dem i4.0-Upgrade Kit können Anlagenhersteller übrigens nachträglich<br />
auch bislang nicht kommunikationsfähige Module und Stationen<br />
vernetzen. Die Kits erfassen mit eigener Sensorik Ereignisse<br />
und Betriebszustände und geben sie an übergeordnete Systeme<br />
weiter. Damit lassen sich Bestandsanlagen auch in Industrie-<br />
4.0-Umgebungen einsetzen und so die notwendigen Investitionskosten<br />
deutlich verringern.<br />
Digitale Assistenzsysteme unterstützen zudem die Menschen in<br />
der Produktion. So führt die Systemlösung ActiveAssist die Mitarbeiter<br />
mit individuell aufbereiteten Arbeitsanweisungen durch den<br />
Arbeitsprozess, kennzeichnet die zu verwendenden Bauteile und<br />
markiert ihre Einbauposition am Werkstück. Sensorik und digitale<br />
Assistenzsysteme des ActiveAssist sind modular konfigurier- und erweiterbar.<br />
Die Kommunikationsplattform ActiveCockpit erfasst und<br />
analysiert alle relevanten Daten der Industrie-4.0-fähigen Multiproduktlinien.<br />
Die Auswertung und Visualisierung in Echtzeit gibt wichtige<br />
Hinweise für das Störungsmanagement und die kontinuierliche<br />
Prozessverbesserung.<br />
co<br />
Nach Informationen von Bosch Rexroth, Lohr am Main<br />
i4.0 Upgrade Kit<br />
PLUS<br />
Das Kit bindet bestehende Anlagen ohne ausreichende Connectivity<br />
an die Industrie-4.0-Topologien an. Somit können<br />
auch diese automatisiert in übergeordneten Systemen verarbeitet<br />
und für Condition Monitoring und Data Mining verwendet<br />
werden. Die Implementierung kann ohne Veränderung<br />
der bestehenden Automatisierungslösung erfolgen. Die<br />
Konfiguration des i4.0 Upgrade Kit erfolgt web-basiert und<br />
erfordert keine spezielle Programmierung. Vorteile sind:<br />
• Anbindung von Bestandsmaschinen und abgeschlossenen<br />
Systemen an übergeordnete Systeme ohne Veränderung der<br />
bestehenden Automatisierungslösung<br />
• Plug&Produce<br />
• webbasierte Konfiguration und somit stark reduzierte<br />
Inbetriebnahmezeiten (keine SPS notwendig).<br />
• Connectivity für i4.0-Sensorlösungen<br />
• Kombination aus moderner IT-Architektur und SPS-Welt<br />
• modularar Aufbau<br />
Auf diese Weise lassen sich Wettbewerbsvorteile realisieren<br />
wie die einfache Integration in überlagerte Systeme, die<br />
webbasierte Konfiguration, die Anbindung von Sensorik unter<br />
anderem über IO-Link, Bluetooth Low Energy und USB<br />
sowie kurze Inbetriebnahmezeiten und die Unterstützung der<br />
SPS- und IT-Welt.<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 49
ANWENDUNG<br />
INDUSTRIE 4.0<br />
Mit Hilfe intelligenter<br />
Systeme sollen<br />
Anlagen effizient<br />
weiter laufen und<br />
müssen flexibel<br />
umzubauen sein –<br />
möglich wird das<br />
mit dem Konzept<br />
eines Connected<br />
Enterprise<br />
Bild: everythingpossible/Fotolia.com<br />
Blick über den Atlantik: Die Rolle von Smart Manufacturing und „Industry 4.0“ in den USA<br />
Amerikaner treiben die<br />
industrielle Digitalisierung voran<br />
Allzu leicht wird bei der häufig national oder allenfalls europäisch geführten Diskussion rund um<br />
Industrie 4.0 vergessen, dass es rund um den Globus vergleichbare Gedankenspiele gibt. Die Amerikaner<br />
etwa haben mit dem Industrial Internet Consortium (IIC) einen wichtigen Impulsgeber ins Spiel<br />
gebracht, dessen Fokus weit über die Fertigungsindustrie hinaus reicht. Deshalb lohnt ein Blick über<br />
den Atlantik auf die USA, 2016 auch das Partnerland der Hannover Messe.<br />
Gestartet als Initiative der deutschen Bundesregierung und Industrie<br />
ist es mittlerweile das globale Thema schlechthin. Die<br />
Rede ist von Industrie 4.0. Nicht überall wird das – zugegeben clevere<br />
– deutsche Schlagwort verwendet, doch weltweit hat man das<br />
Potenzial einer vernetzen Industrie erkannt. Beeindruckender Beleg<br />
für die Internationalität des Themas ist die Hannover Messe. Diese<br />
hat Industrie 4.0 bereits seit einigen Jahren im Fokus und auch 2016<br />
beschäftigte sie sich unter dem Leitthema „Integrated Industry –<br />
Discover Solutions“ damit. Unter diesem Motto wurden Technologien<br />
für die Digitalisierung von Fabriken und Energiesystemen gezeigt.<br />
Anderes als in den Jahren zuvor verdrängte diesmal auch die<br />
Praxis die Theorie, wie Messechef Dr. Jochen Köckler bereits im Vorfeld<br />
erläuterte, als er auf die mehr als 100 konkreten Anwendungsbeispiele<br />
für Industrie 4.0 auf der Messe verwies. Passenderweise<br />
waren die USA in diesem Jahr Partnerland der Messe. Auch Präsident<br />
Barack Obama positionierte die Vereinigten Staaten in Hannover<br />
als wichtigen Anbieter von Industrie-4.0-Technologien. Denn neben<br />
Deutschland zählen die Amerikaner zu den Hauptreibern der industriellen<br />
Digitalisierung.<br />
Verschiedene Namen oder verschiedene Ansätze<br />
Das Thema ist also wichtig – da sind sich die Experten einig. Doch<br />
gibt es weltweit tatsächlich einen gemeinsamen Nenner in Sachen<br />
Industrie 4.0? Während die Deutschen über Industrie 4.0 reden,<br />
nennen es die Franzosen „Usine du futur“, die Chinesen haben ihr<br />
Programm „Made in China 2025“, in Japan spricht man von einer „Industrial<br />
Value Chain Initiative“ und die USA verwenden gleich mehrere<br />
Begriffe wie „Internet of Things“ (IoT), „Smart Manufacturing“<br />
oder „Factories of the Future“ und haben die entsprechenden Programme<br />
und Initiativen wie das Industrial Internet Consortium (IIC).<br />
Die Frage die sich dabei stellt, ist: Handelt es sich hier einfach um<br />
verschiedene Bezeichnungen für die gleiche Sache oder unterscheiden<br />
sich die Ansätze voneinander? Auch vor diesem Hintergrund<br />
lohnt die Beschäftigung mit dem diesjährigen Partnerland der Hannover<br />
Messe, den USA.<br />
„Der rein technologische Aspekt von IoT wird in den US-Industriegremien<br />
sicherlich ähnlich dem von Industrie 4.0 aufgefasst“, meint<br />
Siegfried Schwering, Business Development Manager bei Schneider<br />
Electric Deutschland. Allerdings beziehe Industrie 4.0 in Deutschland<br />
ein wesentlich breiteres Spektrum ein, bei dem auch politische<br />
Belange eine entscheidende Rolle spielen. So beschäftigt sich Industrie<br />
4.0 laut Schwering auch mit der einhergehenden Veränderung<br />
50 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016
INDUSTRIE 4.0<br />
ANWENDUNG<br />
des Arbeitsmarktes und den rechtlichen Fragen. Für seinen Kollegen<br />
Dr. Bernhard Quendt, CTO der Siemens-Division Digital Factory in<br />
Nürnberg, besteht der Unterschied darin, dass die deutsche Plattform<br />
Industrie 4.0 den Schwerpunkt auf die Digitalisierung der produzierenden<br />
Industrie als Teil des Internet of the Things legt, „während<br />
das IIC weiter und allgemeiner gefasst ist, etwa auch die Branchen<br />
Medizin, Energie und Verkehrswesen adressiert“. In Deutschland<br />
werde dagegen das Thema vor allem durch Regierung und Verbände<br />
getrieben.<br />
Die deutsche Bundesregierung fördert laut Quendt Industrie 4.0 aktiv,<br />
unter anderem mit Projekten zu Autonomie, Produktionstechnologien,<br />
Smart Data/Smart Services oder IT Security. „In diesen für<br />
die Digitalisierung entscheidenden Themen besteht nach wie vor hoher<br />
Forschungsbedarf. Die Anstrengungen zur Stärkung von Forschung<br />
und Innovation dürfen daher nicht nachlassen, damit<br />
Deutschland und Europa nicht hinter andere Regionen zurückfallen“,<br />
verdeutlicht der Siemens-Manager. In den USA werde das Thema<br />
vor allem durch Konsortien von Firmen getrieben, wie dem IIC oder<br />
der Smart Manufacturing Leadership Coalition.<br />
Kai Bergemann, EMEA Product Manager Software bei Rockwell Automation,<br />
sieht dagegen eher Gemeinsamkeiten: „Sowohl Industrie<br />
4.0 als auch das Industrial Internet of Things haben die smarte Fabrik<br />
als Ziel. Grundgedanke ist dabei die Bereitstellung von Daten<br />
und Informationen in Echtzeit zur schnellen Entscheidungsfindung.“<br />
Nach den Phasen der mechanischen und elektrischen Industrialisierung<br />
sowie der Automatisierung stehe heute eine performante und<br />
flexible Produktion im Fokus, die bei gleicher Effektivität eine individuelle<br />
Produktgestaltung (Losgröße 1) ermöglichen soll. „Es geht<br />
um Wettbewerbsvorteile und stärkere Kundenbindung, ohne dabei<br />
Produktionsleistung einzubüßen. Mit Hilfe intelligenter Systeme sollen<br />
Anlagen effizient weiterlaufen und müssen flexibel umzubauen<br />
sein“, erläutert er. Eine Strategie, dies umzusetzen, biete das Konzept<br />
„The Connected Enterprise“ von Rockwell Automation.<br />
Die Experten sehen also sowohl Unterschiede und als auch Gemeinsamkeiten.<br />
Grundsätzlich geht es aber auf beiden Seiten des<br />
Atlantiks um die Digitalisierung der Industrie und die autonome<br />
smarte Fabrik. Zudem stehen sowohl beim US-amerikanischen als<br />
auch beim deutschen Ansatz Kommunikation und Standardisierung<br />
Prof. Dr. Detlef Zühlke, Wissenschaftlicher<br />
Direktor Innovative<br />
Fabriksysteme am Deutschen<br />
Forschungszentrum für Künst -<br />
liche Intelligenz<br />
Kai Bergemann, EMEA Product<br />
Manager Software bei Rockwell<br />
Automation<br />
Bild: SmartFactoryKL<br />
„Die deutschen<br />
Firmen wissen sehr<br />
wohl um die Schlagkraft<br />
der amerikanischen<br />
Industrie und<br />
die Bedeutung des<br />
US-Marktes.“<br />
Bild: Rockwell Automation<br />
„Sowohl<br />
Industrie 4.0 als<br />
auch das Indus trial<br />
Internet of Things<br />
haben die smarte<br />
Fabrik als Ziel.“<br />
Auch Prof. Dr. Detlef Zühlke, Wissenschaftlicher Direktor Innovative<br />
Fabriksysteme am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz<br />
(DFKI) in Kaiserslautern, beobachtet Unterschiede: „Diese<br />
Unterscheidung rührt aus der stärker IT-geprägten Sicht der Amerikaner<br />
her. Industrieproduktion ist seit vielen Jahrzehnten in den<br />
USA reduziert worden, alles musste noch billiger werden und das<br />
konnte man am besten mit der Verlagerung der Produktion in Billiglohnländer<br />
erreichen. Die USA sind hingegen führend in der Anwendung<br />
von IT-Systemen“. Besonders deutlich werde das beim Industrial<br />
Internet Consortium: nur eines der fünf Gründungsmitglieder<br />
ist ein Produktionsunternehmen mit Maschinenbau, nämlich GE General<br />
Electric. Die anderen vier – Cisco, AT&T, Intel und IBM – würden<br />
aus dem IT-Bereich kommen. „Und diese“, so Zühlke, „sehen<br />
das Thema eher breiter unter dem Begriff Internet of Things oder Internet<br />
of Everything.“ Und da man sehr wohl wisse, dass das eher<br />
Consumer-getriebene Internet für Industriesteuerungsaufgaben<br />
nicht optimal geeignet sei, arbeite man an einem Industrial Internet,<br />
das zwar dem Wissenschaftler zufolge voll kompatibel zum Ethernet-Standard<br />
sein wird, aber zusätzlich Features wie Nachrichtenpriorisierung<br />
oder softwaredefinierte Netzwerkkonfiguration erlauben<br />
wird, um die speziellen Anforderungen des industriellen Einsatzes<br />
besser abzudecken.<br />
im Mittelpunkt. So müssen Maschinen, Systeme und Komponenten<br />
über alle Fertigungsebenen miteinander kommunizieren können,<br />
wenn die vernetzte Produktion Realität werden soll. Und dafür wiederum<br />
braucht es einheitliche Kommunikationsprotokolle. Das hat<br />
die Industrie erkannt und arbeitet an gemeinsamen Standards.<br />
Doch mehr noch, auch die einschlägigen Gremien in den USA und<br />
Deutschland kooperieren längst miteinander. So sind deutsche und<br />
europäische Unternehmen Mitglied in US-Konsortien und -Programmen<br />
wie dem Industrial Internet Consortium oder dem Advanced-<br />
Manufacturing-Partnership-2.0-Programm. Umgekehrt beteiligen<br />
sich auch amerikanischen Firmen an deutschen Programmen wie<br />
etwa der Technologie-Initiative SmartFactory KL e.V.<br />
„Die deutschen Firmen wissen sehr wohl um die Schlagkraft der<br />
amerikanischen Industrie und die Bedeutung des US-Marktes“, betont<br />
etwa Professor Zühlke. „Deswegen engagieren sie sich in den<br />
großen amerikanischen Initiativen.“ Umgekehrt würden sich US-Unternehmen<br />
an deutschen Initiativen beteiligen, denn auch sie wüssten<br />
die Stärke der deutschen Industrie im Bereich der Produktion zu<br />
schätzen. „So sind neun von 46 Mitgliedern unserer Technologie-Initiative<br />
SmartFactory KL e.V. US-basierte Unternehmen. Davon mit<br />
Cisco und IBM gleich zwei der ‚Big Five‘ des IIC“, nennt er zwei<br />
Beispiele.<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 51
ANWENDUNG<br />
INDUSTRIE 4.0<br />
Nicht nur die Unternehmen in Deutschland und den USA arbeiten<br />
übrigens in den diversen Initiativen zusammen, sondern auch die<br />
Gremien selbst. So vereinbarten die Plattform Industrie 4.0 und das<br />
Industrial Internet Consortium Anfang März bei einem Treffen in Zürich<br />
eine Kooperation. Dabei wurde das Zusammenspiel der beiden<br />
Architekturmodelle RAMI (Referenzarchitekturmodel für Industrie<br />
4.0) und IIRA (Industrial Internet Referenzarchitektur) erörtert, um<br />
eine künftige Interoperabilität der Systeme sicherzustellen. Zudem<br />
werden die beiden Initiativen bei der Standardisierung kooperieren<br />
und gemeinsame Testumgebungen nutzen. Das Züricher Treffen<br />
wurde durch Bosch und SAP, die jeweils Mitglieder in den Lenkungsgremien<br />
beider Organisationen sind, initiiert.<br />
Unternehmen arbeiten weltweit zusammen<br />
Auf Unternehmensebene wird ebenfalls bereits intensiv zusammengearbeitet.<br />
„Siemens engagiert sich in für den Geschäftserfolg<br />
relevanten Initiativen– sowohl aus technischer als auch aus geographischer<br />
Sicht“, betont CTO Quendt. Als internationales Unternehmen<br />
beteilige Siemens sich sowohl beim IIC als auch an Initiativen<br />
Dr. Bernhard Quendt, CTO der<br />
Siemens-Division Digital Factory<br />
Siegfried Schwering, Business<br />
Development Manager bei<br />
Schneider Electric Deutschland<br />
Bild: Siemens<br />
„Als internationales<br />
Unternehmen beteiligt<br />
Siemens sich<br />
sowohl beim IIC als<br />
auch an Initiativen<br />
wie „Industrie 4.0“<br />
oder anderen<br />
Konsortien.“<br />
Bild: Schneider Electric<br />
„Mit dem<br />
deutschen Ansatz<br />
wird eine vollständige<br />
und integrierte<br />
Industrie 4.0<br />
entwickelt.“<br />
Deshalb arbeiten die Unternehmen auch nicht nur notgedrungen zusammen,<br />
sondern die Kooperation funktioniert gut. „Das globale Informationszeitalter<br />
hat nicht nur begonnen, wir befinden uns mitten<br />
drin. Jetzt geht es darum, gemeinsam den richtigen Weg für einen<br />
ganzen Industriezweig einzuschlagen und im Interesse unserer Kunden<br />
Ansätze und Standards zu schaffen“, sagt Bergemann. Das funktioniere<br />
nur mit einem kooperativen Ansatz. Wenn dieser Rahmen<br />
dann gesteckt sei, werde es natürlich auch weiterhin Unterscheidungsmerkmale<br />
zwischen den Anbietern geben. Diesen Aspekt betont<br />
auch Siegfried Schwering von Schneider Electric: „Natürlich<br />
sind es meist Wettbewerber, die in Gremien auf Augenhöhe kooperieren.<br />
Das funktioniert gut, da national in einem einheitlichen<br />
Marktumfeld agiert wird.“ Ein Beispiel dafür sei der ZVEI: Hier arbeite<br />
Schneider Electric mit deutschen Konzernen aber auch internationalen<br />
Unternehmen in verschiedenen Arbeitskreisen zusammen.<br />
Auch Dr. Bernhard Quendt von Siemens gibt sich kooperationswillig.<br />
„Hier sehe ich keinen grundsätzlichen Unterschied zu zahlreichen<br />
anderen Gremien, in denen wir uns seit vielen Jahren auf internationaler<br />
Ebene und gemeinsam mit anderen Unternehmen engawie<br />
„Industrie 4.0“ oder anderen Konsortien. „Bei der neu gegründeten<br />
Plattform Industrie 4.0 haben wir zudem eine leitende Rolle<br />
übernommen“, so Quendt. Die Vielfalt der Ansätze der unterschiedlichen<br />
Initiativen sei in vielerlei Hinsicht befruchtend. Zum Beispiel<br />
könne die grenzüberschreitende Verständigung zwischen den Initiativen<br />
den Weg zu globalen Sichtweisen und Standards erheblich<br />
verkürzen. Auch Schneider Electric ist als international tätiges Unternehmen<br />
Mitglied in verschiedenen Gremien der wichtigsten Industrienationen.<br />
„Und auch amerikanische Firmen sind, nicht nur<br />
durch deutsche Zukäufe, durchaus in deutschen Gremien vertreten“,<br />
ergänzt Schneider-Electric-Manager Schwering. Nur durch die<br />
Teilnahme an den relevanten Organisationen können Firmen laut<br />
Schwering im internationalen Wettbewerb bestehen. Über diese<br />
Gremien ließen sich Märkte mit ihren Ausprägungen verstehen und<br />
eigene Interessen in Normungen und Gesetzgebungen einbringen.<br />
Kai Bergemann von Rockwell Automation bestätigt solche Erkenntnisse<br />
quasi aus amerikanischer Sicht. „Auf globaler Ebene sind wir<br />
in verschiedenen Gremien aktiv und beteiligen uns an internationalen<br />
Initiativen. Dort finden wichtige Diskussionen zur Definition von<br />
Standards rund um Smart Manufacturing statt“, erklärt er. Zudem<br />
würden sich globale Anbieter in Industriekonsortien mit der gemeinsamen<br />
technologischen Weiterentwicklung beschäftigen.<br />
gieren, etwa bei Profibus & Profinet International (PI) oder in der<br />
OPC Foundation“, meint er. Der Smart Factory-Experte Zühlke sieht<br />
die bisherige weltweite Zusammenarbeit ebenfalls positiv. „Momentan<br />
funktioniert die Zusammenarbeit noch sehr gut, weil man<br />
sich noch in einer vorwettbewerblichen Phase befindet und das miteinander<br />
Lernen als wichtiger als das Konkurrenzdenken gesehen<br />
wird.“ Aber das werde sich ändern, sobald man näher an Produkte<br />
und Märkte komme. „Man muss aber auch verstehen, dass Industrie<br />
4.0 ein Netzwerkthema ist. Ein einzelnes Unternehmen kann<br />
hier wenig ausrichten. Erst wenn sich ein Netzwerk aus Lieferanten<br />
bildet, die zueinander kompatible Produkte auf der Basis von Standards<br />
anbieten, wird man die Voraussetzung für einen wirtschaftlichen<br />
Erfolg schaffen“, so der DFKI-Forschungsbereichsleiter.<br />
Die deutsche Wirtschaft sieht sich gern als „Erfinder“ von Industrie<br />
4.0. Angesichts des wachsenden internationalen Interesses an einer<br />
vernetzen, autonomen Fertigung sehen Kritiker hierzulande allerdings<br />
schon wieder die Felle davon schwimmen und befürchten,<br />
dass Deutschland beim Thema Industrie 4.0 unter anderem von den<br />
USA abgehängt wird. Auch Professor Zühlke sieht das durchaus kritisch:<br />
„In Deutschland liebt man Gründlichkeit und die braucht seine<br />
Zeit. In den USA geht man deutlich pragmatischer an Lösungen heran<br />
und ist damit wesentlich schneller in der Umsetzung. In einer<br />
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INDUSTRIE 4.0<br />
ANWENDUNG<br />
Serie Industrie 4.0<br />
international<br />
PLUS<br />
Maschinen, Systeme und Komponenten müssen über alle Fertigungs -<br />
ebenen mit- und untereinander kommunizieren können, wenn die<br />
vernetzte Produktion Realität werden soll<br />
Bild: DFKI<br />
„Industrie 4.0 im globalen Kontext“ nennt sich eine Serie<br />
unserer Schwesterzeitschrift elektro AUTOMATION, in der beleuchtet<br />
wird, wie man international die Industrie-4.0-Diskussion sieht<br />
und welche vergleich baren Konzepte es dort gibt. Den Auftakt machte<br />
dort der hier wiedergegebene Beitrag zu den USA; erschienen ist zudem<br />
in Ausgabe 7-8/2016 bereits der Beitrag zu den Ansätzen unserer französischen<br />
Nachbarn mit dem Titel „Digitale Zukunft á la Française“ (S. 18<br />
ff). Im Fokus stehen nachfolgend aber auch andere Länder in Europa und<br />
Asien wie Großbritannien, China, Indien und Japan.<br />
Wenn Sie keine dieser Ausgaben verpassen wollen, senden Sie<br />
uns eine E-Mail mit dem Stichwort „Serie international“ und Ihrer<br />
Adresse an:<br />
kem.redaktion@konradin.de<br />
solch hochdynamischen Welt der Veränderungen spielt die Zeit aber<br />
eine entscheidende Rolle. Und hier können wir noch von den USA<br />
lernen.“ Zudem seien die amerikanischen Unternehmen deutlich<br />
stärker auf Geschäftsmodelle trainiert. Und gerade hier werde es<br />
durch die Datendominanz neuer Lösungen zu umbruchartigen Veränderungen<br />
kommen. „Auf der anderen Seite sollte man aber auch<br />
die Schwächen der Amerikaner sehen und die liegen im Mangel an<br />
Facharbeitern. Nachdem man über Jahrzehnte die Produktion ins<br />
Ausland verlagert und die Facharbeiter zu Pizzaboten ‚umgeschult‘<br />
hat, wird der nun erforderliche Bedarf nur sehr langsam zu generieren<br />
sein“, betont er. Aber: Betrachte man die Stärken und Schwächen<br />
der deutschen und amerikanischen Seite, so ergänze man sich<br />
eigentlich eher als das man konkurriere. „Und das könnte eine gute<br />
Chance für die deutsche Industrie sein, die ja leider auf der europäischen<br />
Ebene bislang nur sehr zögerlich Unterstützer für Industrie<br />
4.0 findet“, so sein Fazit.<br />
Kontakt<br />
Deutsches Forschungszentrum<br />
für Künstliche Intelligenz (DFKI)<br />
GmbH<br />
Kaiserslautern<br />
Tel. +49 631/20575-3400<br />
www.dfki.de/ifs<br />
Rockwell Automation<br />
Düsseldorf<br />
Tel. +49 211/41553-0<br />
www.rockwellautomation.de<br />
Siemens AG<br />
Nürnberg<br />
Tel. +49 911/895-0<br />
www.siemens.com<br />
Schneider Electric<br />
Ratingen<br />
Tel. +49 2102/404-0<br />
www.schneider-electric.com<br />
INFO<br />
Grundstimmung ist positiv<br />
Auch Siemens-Manager Quendt ist optimistisch und meint: „Die<br />
Grundstimmung in Deutschland ist überaus positiv – von Mittelstand<br />
über beratende Unternehmen bis zu den großen Anwenderfirmen.<br />
Dazu kommt, dass es schon konkrete Beispiele gibt, die große<br />
Produktivitätsfortschritte nachweisen. Diese belegen, dass es sich<br />
lohnt, in Industrie 4.0 einzusteigen.“ Aus seiner Sicht würden aber<br />
Unternehmen, insbesondere der Mittelstand, zu zögerlich agieren.<br />
„Ich empfehle jetzt zu starten und nicht zu warten, bis der Wettbewerb<br />
zum Handeln zwingt. Dabei ist klar, dass kein Unternehmen<br />
seine gesamte Software und IT-Infrastruktur von heute auf morgen<br />
erneuern kann“, verdeutlicht er. Es werde darauf ankommen, an der<br />
richtigen Stelle zu beginnen und durch ein vorausschauendes Migrationsprogramm<br />
die notwendige Transformation auch wirtschaftlich<br />
tragbar zu gestalten. Vorteile bringe dabei oft schon ein erster digitaler<br />
Schritt, zum Beispiel die Einführung eines gemeinsamen Daten-<br />
Backbones wie etwa der Siemens-Lösung Teamcenter. Business<br />
Development Manager Schwering von Schneider Electric sieht<br />
ebenfalls, „dass in den USA eine schnellere Dynamik entsteht. Dennoch<br />
muss beachtet werden, dass mit dem deutschen Ansatz eine<br />
vollständige und integrierte Industrie 4.0 entwickelt wird“. Außerdem<br />
würden deutsche Unternehmen Unterstützung auf politscher<br />
Ebene erhalten, beispielsweise durch die ‚Digitale Agenda 2014 -<br />
2017‘, die für Rechts- und Datensicherheit sorgt. „Prinzipiell“, ist er<br />
sicher, „lässt sich sagen, dass in Deutschland entwickelte digitale<br />
Normen und Standards das Potenzial für internationalen Erfolg haben.“<br />
Normen und Standards misst auch Produktmanager Bergemann<br />
von Rockwell Automation große Bedeutung zu. „Der Erfolg<br />
von Industrie 4.0 wird sich daran messen lassen, wie sich Deutschland<br />
bezüglich der Definition von Standards positioniert und wie flexibel<br />
man auf die anderen Initiativen reagiert“, ist er überzeugt.<br />
Deutschland und die USA sind also auf dem Weg in das Industrie-4.0-Zeitalter<br />
– wie immer die Protagonisten die Digitalisierung<br />
der Produktion letztendlich auch nennen mögen.<br />
Der Autor:<br />
Johannes Gillar, stellvertretender Chefredakteur,<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 53
ANWENDUNG<br />
INDUSTRIE 4.0<br />
Bild: Rockwell Automation<br />
Nur mit den richtigen<br />
Informationen<br />
lassen sich Flexibilität,<br />
Agilität, Leistung<br />
und Effizienz<br />
einer Produktion<br />
verbessern<br />
Connected-Enterprise-Konzept als flexible Industrie-4.0-Lösung<br />
So profitiert auch der Mittelstand<br />
Viele kleine und mitteständische Unternehmen (KMUs) kommen hinsichtlich Industrie 4.0, intelligenter<br />
Fertigung und neuen Produktionsmöglichkeiten zu dem Schluss: „Alles schön und gut für Großkonzerne,<br />
aber für mein Unternehmen wohl unerreichbar.“ Der Connected-Enterprise-Ansatz von Rockwell<br />
Automation eignet sich jedoch auch für diese Unternehmen.<br />
Die Automatisierungsanbieter sind an dieser Fehleinschätzung<br />
nicht ganz unbeteiligt. Gerne wird das große Ganze gesehen<br />
und die Ergebnisse, die sich bei multinationalen Konzernen erzielen<br />
lassen. Das Connected-Enterprise-Konzept von Rockwell Automation<br />
bietet KMUs aber dieselben – wenn nicht sogar mehr – Vorteile,<br />
sodass sie durchaus mit den Großunternehmen Schritt halten können.<br />
Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit der<br />
Lieferketten, die Produktivität und die Flexibilität auch hinsichtlich<br />
unterschiedlicher Kundenanforderungen.<br />
Konzept versus Anwendung<br />
Der Begriff Industrie 4.0 wurde in Deutschland geprägt, doch das<br />
zugrunde liegende Konzept ist auch in anderen Ländern bekannt.<br />
Andere Initiativen – wie Smart Manufacturing in den USA, L’industrie<br />
du future in Frankreich oder Manufacturing 3.0 in Südkorea – behandeln<br />
im Wesentlichen dasselbe Thema. Es geht um die Fertigung<br />
im Zeitalter des Industrial Internet of Things (IIoT).<br />
Die Zukunft der Produktion basiert auf Konnektivität, auf der Anbindung<br />
an das Internet und cloudbasierte Systeme mithilfe der Unter-<br />
nehmens-IT sowie von Netzwerken auf Anlagenebene. Daraus resultieren<br />
mehr Effizienz und Produktivität. Gleichzeitig bereitet man<br />
sich auf die Anforderungen zukünftiger Fertigungsumgebungen vor.<br />
Die meisten Hersteller können dieses Konzept in ihre bestehenden<br />
Systeme und Produktionspläne ohne viel Arbeits- oder Kostenaufwand<br />
integrieren.<br />
Beim Connected-Enterprise-Ansatz von Rockwell Automation geht<br />
es darum, die Menschen und Prozesse in der Fertigung zu vernetzen,<br />
um Daten miteinander abzustimmen und besser zu nutzen. Es<br />
liefert die Grundlage zur Kommunikation zwischen internetfähigen<br />
Geräten mit MES-Lösungen und sorgt auf diese Weise für mehr<br />
Transparenz. Die Produktionstechnologie (OT) lässt sich damit nahtlos<br />
in die Informationstechnologie (IT) eines Unternehmens einbinden,<br />
wodurch die erfassten, verarbeiteten und aufbereiteten Daten<br />
optimal ausgewertet werden können.<br />
Menschen und Verfahren im Einklang<br />
Die Basis fundierter Entscheidungen ist Business Intelligence (BI).<br />
Nur mit den richtigen Informationen lassen sich Flexibilität, Agilität,<br />
Leistung und Effizienz verbessern. Hierfür müssen die Daten von<br />
Lagerbeständen, Rohmaterialien, Lieferketten und Anlagen vernetzt,<br />
miteinander in Kontext gesetzt, verglichen und entsprechend<br />
54 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016
INDUSTRIE 4.0<br />
ANWENDUNG<br />
Bild: Rockwell Automation<br />
Bild: Rockwell Automation<br />
Der Connected-Enterprise-Ansatz von Rockwell Automation eignet sich<br />
auch für Bäckereibetriebe<br />
Für jedes Produkt kann ein erweiterter Lebenszyklusbericht für<br />
die Zutaten abgerufen werden<br />
dargestellt werden, damit aus Daten sinnvolle Informationen entstehen.<br />
Diese Visualisierung muss entsprechend der unterschiedlichen<br />
Beteiligten individualisierbar sein. Das Wartungspersonal benötigt<br />
beispielsweise einen anderen Datenüberblick als der Produktionsleiter.<br />
Das wird an einem Beispiel deutlich: Ein Kekshersteller möchte in<br />
seiner Produktion das Konzept des Connected Enterprise umsetzen.<br />
Das Connected Enterprise dieses Unternehmens umfasst drei<br />
Anlagen zur Herstellung von drei unterschiedlichen Keksen. Der Beispiel-Tag<br />
beginnt mit einer Produktionsbesprechung um 08:00 Uhr,<br />
um 11:00 Uhr folgt eine Qualitätsbeurteilung und um 14:00 Uhr<br />
kommt das Team zu einer Besprechung der Vorschläge zur ständigen<br />
Verbesserung zusammen.<br />
8:00 Uhr: Produktionsbesprechung<br />
Für die heutige Produktionsbesprechung stehen zwei Themen an:<br />
• Wie lässt sich ein Eilauftrag abarbeiten, der für das Unternehmen<br />
sehr gewinnbringend wäre?<br />
• Wie ist ein Datenvergleich hinsichtlich der Gesamtanlageneffektivität<br />
(OEE) von Maschinen, Ertrag und Energieverbrauch der drei<br />
Anlagen realisierbar?<br />
Der Eilauftrag erhöht die übliche Produktionsmenge um 20.000 zusätzliche<br />
Kekspackungen. Darüber hinaus möchte der Kunde ein<br />
neues Rezept und eine eigene Verpackung verwenden – und das alles<br />
natürlich schnellstmöglich. Der Bäckerei liegen dazu Echtzeit-Informationen<br />
über Betriebsvorgänge einschließlich der Leistung der<br />
einzelnen Anlagen vor. Außerdem hat der Kekshersteller einen erweiterten<br />
Einblick in die Lieferkette. Als der Eilauftrag eingeht, hat<br />
die Bäckerei einen umfassenden Überblick über alle Anlagen und<br />
kann die Produktionsaufträge an den Anlagen umverteilen und so<br />
für eine maximale Auslastung sorgen. Schnell findet der Bäcker die<br />
Anlage, die über die geeignete Kapazität verfügt, um die Kekse<br />
schnellstmöglich zu produzieren.<br />
Die Bearbeitung der Eilbestellung ist in einem Connected Enterprise<br />
sehr einfach. Während die Bestellung über das Auftragserfassungs-System<br />
eingeht, werden gleichzeitig Rezept sowie Verpackungsvorgaben<br />
über das Produktionssystem bereitgestellt. Bestellnummer,<br />
Rezept und Arbeitsanweisungen werden direkt in die<br />
Auftragsverarbeitung eingespeist. Hier werden die neuen Zutateneinträge<br />
automatisch für die Anlagen und rollenspezifischen Anweisungen<br />
aufgeschlüsselt und anschließend an die angeschlossenen<br />
Maschinen, Geräte, Sensoren, Steuerungen und Bedienerterminals<br />
übertragen.<br />
„Jede Anlage kann auch in<br />
kleinem Umfang aufgerüstet werden,<br />
wenn beispielsweise Komponenten<br />
ausgetauscht werden“<br />
In der eigentlichen Fertigung werden weitere Vorteile dieser Konnektivität<br />
deutlich. Dabei zeigen sich auch die Vorzüge der Zusammenarbeit<br />
von Rockwell Automation und Cisco, auf dessen Vernetzungsexpertise<br />
der Connected-Enterprise-Ansatz basiert. Durch die<br />
Verschmelzung von Informations- und Produktionstechnik stellen<br />
die Unternehmen Netzwerkplattformen und -Architekturen sowie<br />
einen Designleitfaden für unternehmensweites Internet bereit. Dieser<br />
Leitfaden unterstützt Hersteller dabei, das Konzept des Connected<br />
Enterprise umsetzen, eine funktionsübergreifende Interoperabilität<br />
zwischen den Geschäftsbereichen herzustellen und sämtliche<br />
Aufgaben des Unternehmens hinsichtlich Produktion, Lieferkette<br />
und Wartung transparent zu gestalten.<br />
Die Bediener an den Maschinen arbeiten heute mit Tablets, die sie<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 55
ANWENDUNG<br />
INDUSTRIE 4.0<br />
Die Bediener an den Maschinen<br />
arbeiten heute mit Tablets, die sie<br />
an jeder Station der Anlage einsetzen<br />
können<br />
Gerät ausgewertet und darauf basierend Best<br />
Practices entwickelt werden – etwa für einen optimalen<br />
Energieverbrauch.<br />
an jeder Station der Anlage einsetzen können, sodass mehr Arbeitsschritte<br />
in geringerer Zeit möglich sind. Jede Zutat wird bei Ankunft<br />
im System erfasst und kann über den gesamten Fertigungsprozess<br />
hinweg verfolgt werden, wobei die Dokumentation automatisch aktualisiert<br />
wird. Das System erfasst Qualitätsprobleme und zeigt diese<br />
entsprechend an. Außerdem lässt sich festlegen, wo die einzelnen<br />
Zutaten gelagert werden. So wird Abfall reduziert und die Qualität<br />
des Endproduktes sichergestellt. Die Bediener haben dabei die<br />
Möglichkeit, sich individuelle Dashboards und Bediendisplays anzeigen<br />
zu lassen. Auf diese Weise erhalten sie rechtzeitig relevante Anweisungen<br />
oder Informationen, um Fehler zu vermeiden und die<br />
Produktionsphasen basierend auf ihren Rollen und Verantwortlichkeiten<br />
genau zu überwachen und zu steuern.<br />
In der Anlage selbst kommen intelligente Sensoren zum Einsatz, die<br />
erkennen, wenn die Maschinen langsamer oder schneller werden.<br />
Das System nimmt dann automatisch Anpassungen vor, um einen<br />
reibungslosen Produktionsablauf zu gewährleisten und Engpässe zu<br />
vermeiden. Die Maschinen können sich in Zukunft selbst koordinieren,<br />
z.B. selbstständig mit fahrerlosen Transportfahrzeugen die richtigen<br />
Zutaten zum richtigen Zeitpunkt der richtigen Station zuführen.<br />
Jede Zutat lässt sich während des gesamten Ablaufs anhand eines<br />
RFID- oder Barcode-<strong>Systems</strong> nachverfolgen und somit ein vollständiger<br />
Lebenszyklus der einzelnen, der zusammengemischten<br />
sowie der verbrauchten und verarbeiteten Zutaten erstellen.<br />
Der zweite Punkt der Tagesordnung ist, einen Datenvergleich hinsichtlich<br />
der Gesamtanlageneffektivität von Maschinen, Ertrag und<br />
Energieverbrauch der drei Anlagen zu erstellen. Das Unternehmen<br />
kann dazu anhand der umfassenden Einsicht in den Prozess die Effizienz<br />
grundlegend verbessern. Da die drei Anlagen miteinander vernetzt<br />
sind, ist ein anlagenübergreifender Leistungsvergleich möglich.<br />
Darüber hinaus lassen sich Probleme in einer Anlage frühzeitig<br />
erkennen. Außerdem kann die Lieferkette optimiert werden, was<br />
höhere Erträge für die Hersteller bei niedrigeren Gesamtbetriebskosten<br />
bedeutet. Zu guter Letzt kann die Leistung für jedes einzelne<br />
11:00 Uhr: Qualitätsbeurteilung<br />
In der Qualitätsbeurteilung wird besprochen, wie<br />
sich im Rahmen eines Connected Enterprises ein<br />
Krisenszenario im Falle kontaminierter Zutaten vermeiden<br />
lässt. So entdeckt das Labor beispielsweise<br />
bei der Qualitätsprüfung vor Ort Salmonellen in einer<br />
Charge Erdnussbutter, die bereits in einigen<br />
Keksen verarbeitet wurde. Da die Tests zeitaufwendig<br />
sind und einige Ergebnisse noch ausstehen, wurden die Salmonellen<br />
zu Beginn der Produktion noch nicht erkannt. Jetzt bleibt nur<br />
eine nachträgliche Reaktion auf das Problem. In der Vergangenheit<br />
hätte dies zum Stilllegen der Anlage geführt.<br />
Heute ist die Anlage jedoch vernetzt. Vom Zeitpunkt der Anlieferung<br />
der Zutaten an lassen sich diese mithilfe von Barcodes und RFID-<br />
Transpondern während des gesamten Fertigungsprozesses verfolgen.<br />
Die Zutaten werden dann bei Ankunft in der Anlage und erneut<br />
bei der Zugabe zur Mischmaschine erfasst. Jeder Behälter verfügt<br />
über einen einzigartigen ID-Code und wird auf dem gesamten Weg<br />
bis hin zur Verpackung über die RFID-Transponder gescannt und<br />
nachverfolgt. Sobald in der Anlage also kontaminierte Erdnussbutter<br />
entdeckt wird, kann der erweiterte Lebenszyklusbericht für die Zutat<br />
abgerufen werden. Aufgrund dieses Lebenszyklusberichtes kann<br />
das Unternehmen innerhalb weniger Minuten feststellen, welche<br />
Kekspackungen betroffen sind.<br />
Sollten sich diese bereits in der Auslieferung befinden, lässt sich<br />
auch nachvollziehen, auf welchem Lieferwagen sie sich befinden.<br />
Da diese über GPS nachzuverfolgen sind, kann der Fahrer sofort benachrichtigt<br />
werden, um das kontaminierte Produkt zu stoppen.<br />
Auch der verantwortliche Zulieferer kann zeitnah über die kontaminierte<br />
Erdnussbutter informiert werden, um wiederum andere Kunden<br />
zu benachrichtigen, die ebenfalls damit beliefert wurden. Sollten<br />
einzelne Produkte dennoch in den Handel gelangt sein, können<br />
auch die Verbraucher entsprechend gewarnt werden.<br />
Bild: Rockwell Automation<br />
14:00 Uhr: Optimierungsmeeting<br />
Thema der Besprechung zur ständigen Verbesserung ist beispielsweise<br />
ein defektes Lager in der Förderanlage. Zur Erfüllung des Eilauftrages<br />
müssen die beiden Maschinen, die die Kekse formen und<br />
zum Transport in den Ofen auf einem Förderband zusammenführen,<br />
mit voller Leistung laufen. Lange vor dem Versagen des Lagers<br />
messen Sensoren am Förderband die erhöhten Schwingungen und<br />
die abweichende Drehzahl der Motoren. Die intelligenten Sensoren<br />
56 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016
INDUSTRIE 4.0<br />
ANWENDUNG<br />
Kontakt<br />
INFO<br />
Rockwell Automation GmbH<br />
Düsseldorf<br />
Tel: 0211 41553-0<br />
www.rockwellautomation.com<br />
können kleinste Veränderungen messen, die selbst einem erfahrenen<br />
Maschinenwart weder akustisch noch visuell auffallen würden.<br />
Das System erkennt frühzeitig, dass es zu einem folgenschweren<br />
Ausfall kommen könnte, sollte das Problem nicht schnellstmöglich<br />
behoben werden.<br />
Das Förderband ist mit dem Netzwerk der Anlage verbunden. Sobald<br />
das Problem erkannt wird, erfolgen drei Aktionen: Zunächst<br />
wird der Maschinenführer über das Problem informiert, indem er<br />
auf seinem Dashboard Alarmmeldungen erhält. Dieser kann dann<br />
die Maschine mithilfe des drahtlosen und netzwerkfähigen Tablets<br />
und einem Live-Videochat untersuchen. Auf diese Weise kann er<br />
dem nicht anwesenden Verfahrenstechniker das Problem schildern,<br />
sodass dieser ebenfalls unmittelbar auf die Alarmmeldung reagieren<br />
kann. Außerdem führt die Maschine eine Selbstdiagnose durch<br />
und plant die Behebung der Störung während der nächsten geplanten<br />
Stillstandszeit. Gleichzeitig sorgt sie dafür, dass die benötigten<br />
Teile vorrätig sind. Da das Lager vor dem vollständigen Ausfall ausgetauscht<br />
wird, muss die Bäckerei die Anlage nicht sofort stilllegen<br />
und erleidet keinen Produktivitätsverlust. Darüber hinaus werden<br />
ungeplante Stillstandzeiten und der damit verbundene zusätzliche<br />
Verschleiß am Rest der Ausrüstung vermieden. Als dritte Maßnahme<br />
informiert die Maschine den Maschinenbauer und leistet damit<br />
einen Beitrag zu dessen Makro-Feedback-Bericht, den er zur Verbesserung<br />
seiner Arbeits- und Wartungspläne nutzt.<br />
So werden Unternehmen effektiv<br />
Fertigungsanlagen, die umfangreiche Modernisierungsarbeiten erfordern,<br />
um die in diesem Beispiel angeführte Effizienz zu erzielen,<br />
stellen auf den ersten Blick eine große Herausforderung dar. Kein<br />
Unternehmen erreicht ein solch effizientes Produktions-Niveau in<br />
kurzer Zeit. Zudem lassen sich die Änderungen im Rahmen eines<br />
kontinuierlichen Modernisierungskonzepts in verschiedenen Stufen<br />
umsetzen. Jede Anlage kann beispielsweise in kleinem Umfang<br />
aufgerüstet werden, wenn überflüssige oder verschlissene Ausrüstungsteile<br />
ausgetauscht werden müssen. Außerdem stehen KMUs<br />
sicherlich bereits heute zahlreiche Daten in ihrem Werk zur Verfügung,<br />
die über die im Unternehmen eingesetzten Maschinen, Lieferketten<br />
und Energieressourcen erfasst werden können. Die Vernetzung<br />
von Betriebstechnik und IT, um diese Informationen zusammenfassen,<br />
zu analysieren und nutzbringend zu verwenden, sollte<br />
daher für jeden Hersteller im Vordergrund stehen, der das Connected-Enterprise-Konzept<br />
umsetzen möchte.<br />
Die Autoren:<br />
Reiner Wippermann, Rockwell Automation,<br />
und Guy Denis, Cisco <strong>Systems</strong><br />
Die regionalen Anwendermessen<br />
für Industrieautomation<br />
2017<br />
erstmals an<br />
4 Standorten!<br />
all about automation hamburg<br />
25.–26.01.2017<br />
all about automation friedrichshafen<br />
08.– 09.03.2017<br />
all about automation essen<br />
21.–22.06.2017<br />
all about automation leipzig<br />
27.–28.09.2017<br />
www.allaboutautomation.de<br />
Veranstalter: untitled K|E|M exhibitions <strong>Konstruktion</strong> gmbh <strong>Systems</strong> | fon +49 <strong>Engineering</strong> 711 21726710 01 2016 57<br />
automation@untitledexhibitions.com
ANWENDUNG<br />
MECHATRONISCHE KOMPONENTEN<br />
Bild: ABB<br />
Über eine integrierte<br />
Kommunikationsschnittstelle<br />
überträgt<br />
der Smart Sensor<br />
Daten drahtlos auf<br />
mobile Geräte. Spannend<br />
wird die Auswertung<br />
mit der speziell<br />
entwickelten Datenanalyse-Software,<br />
basierend auf der<br />
umfangreichen Erfahrung<br />
von ABB in der<br />
Motorentechnologie<br />
Internet of Things, Services and People (IoTSP): Potenziale erkennen und nutzen<br />
Daten erfassen ist nur der erste Schritt<br />
– erst die Analyse bringt den Nutzen<br />
Mit dem Smart Sensor für Niederspannungsmotoren hat ABB einen intelligenten, kostengünstigen<br />
Sensor vorgestellt, der sich auf einfache Weise am Gehäuse anbringen lässt und ohne Verdrahtung<br />
regelmäßig wichtige Motorzustandsparameter wie beispielsweise Temperatur oder Vibration erfassen<br />
kann. Damit ist die Basis für das Internet of Things, Services and People gelegt, denn wertvoll<br />
werden diese Daten erst im Zusammenspiel mit einer zielgerichteten Datenanalyse.<br />
Mehr als die Hälfte der ABB-Produkte sind bereits heute softwarebasiert,<br />
so dass das Unternehmen bei der Digitalisierung der<br />
Energietechnik und Automatisierung auf einem soliden Fundament aufbauen<br />
kann. Thematisch stellt ABB das Internet of Things, Services<br />
and People (IoTSP) in den Vordergrund, wodurch nicht zuletzt auch<br />
die Datenanalyse an Bedeutung gewinnt. Einer der Grundgedanken von<br />
Industrie 4.0 ist ja, dass alle Dinge im industriellen Umfeld miteinander<br />
vernetzt werden. Dies hat zur Folge, dass wesentlich mehr Daten generiert<br />
und potenziell zur wertsteigernden Auswertung nutzbar sein werden.<br />
Zudem gibt es bereits heute viele Daten in industriellen Betrieben,<br />
etwa in Leit-, Produktionsplanungs- oder ERP-Systemen.<br />
Aus ABB-Sicht kann es deswegen nicht der Ansatz sein, alle diese Daten<br />
planlos miteinander zu koppeln und dadurch auf eine plötzliche<br />
wertschöpfende Einsicht zu hoffen. Vielmehr verfolgt man den Ansatz,<br />
mit dem Kunden zusammen zuerst mögliche Probleme zu identifizieren,<br />
dann zu untersuchen ob zur Lösung der Probleme bereits genügend<br />
Daten vorliegen, um anschließend durch die Kopplung des Domänenwissens<br />
mit dem Analysewissen eine wertschöpfende Lösung zu<br />
entwickeln. Für diesen Ansatz gibt es bereits diverse erfolgreiche Beispiele<br />
von digitalen, datenbasierten Diensten, beispielsweise Connected<br />
Services für Roboter, den Smart Sensor, das intelligente Alarm-<br />
Management oder neue Bedienmöglichkeiten von Leitsystemen.<br />
Smart Sensor für Niederspannungsmotoren<br />
Für Niederspannungsmotoren hat ABB einen intelligenten, kosten -<br />
günstigen Sensor entwickelt, der sehr einfach ohne Verdrahtung an beliebigen<br />
vorhandenen Motoren angebracht werden kann. Der Sensor<br />
misst regelmäßig wichtige Motorzustandsparameter wie beispiels -<br />
weise Temperatur oder Vibration. Über eine integrierte Kommunika -<br />
tionsschnittstelle überträgt er die Daten drahtlos auf ein Smartphone<br />
oder Tablet, mit dem Kunden jederzeit den Zustand einzelner Motoren<br />
überprüfen können und auch benachrichtigt werden, wenn eine Ano -<br />
malität erkannt wurde. Die speziell entwickelte Datenanalyse-Software<br />
basiert auf der umfangreichen Erfahrung und dem Know-how von ABB<br />
in der Motorentechnologie. Über ein Gateway können die Daten einer<br />
großen Anzahl von Motoren gesammelt, an einen Cloud-basierten, sicheren<br />
Server übertragen und dort analysiert werden. Erstmals werden<br />
dadurch eine Fernüberwachung einer großen Anzahl von Nieder -<br />
spannungsmotoren und ein darauf basierendes Flottenmanagement<br />
möglich. Sowohl neue ABB-Motoren als auch in einer Anlage bereits installierte<br />
Motoren können – unabhängig von ihrem Alter – in die vorausschauende<br />
Instandhaltung einbezogen werden. Die Wertschöpfung für<br />
den Kunden ergibt sich aus signifikant reduzierten Motorstill -<br />
standzeiten, deutlich verlängerter Motorlebensdauer und reduziertem<br />
Energieverbrauch.<br />
58 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016
MECHATRONISCHE KOMPONENTEN<br />
ANWENDUNG<br />
Kontakt<br />
INFO<br />
ABB AG<br />
Mannheim<br />
Tel. +49 621/381-3333<br />
www.abb.de<br />
Die Mensch-Maschine-Kollaboration hat ABB mit Yumi Wirklichkeit<br />
werden lassen. Interessant ist vor allem die intuitive Art des Teachens,<br />
mit dem der Einsatz vereinfacht wird – was die Bedeutung der zugrunde -<br />
liegenden Softwarebasis verdeutlicht<br />
Connected Services für Roboter<br />
Bereits seit 2007 bietet ABB bereits Remote-Service-Lösungen und<br />
Dienstleistungen zur Ferndiagnose und zustandsbasierten Fernwartung<br />
von Robotern an. Connected Services sind eine Weiterentwicklung der<br />
Remote Services und tragen der Tatsache Rechnung, dass immer mehr<br />
„Dinge“ und „Services“ in das IoTSP-Ökosystem integriert werden.<br />
Am Roboter werden dabei Daten vorhandener Sensoren, beispielsweise<br />
Motorströme, erfasst und an einen ABB-Server übertragen. Darauf<br />
basierend können der Zustand des einzelnen Roboters von ABB-Experten<br />
analysiert und Warnungen vor zu erwartenden Fehlern, beispielsweise<br />
durch Verschleiß, generiert werden. Darüber hinaus kann der<br />
Kunde über die Webseite MyRobot einen Überblick über seine gesamte<br />
installierte Roboterflotte gewinnen und wertvolle Informationen zu den<br />
jeweils eingesetzten Robotern bis hin zu Berichten über vorbeugende<br />
Instandhaltung und durchgeführte Serviceeinsätze jederzeit und von<br />
überall abrufen. Durch diese Lösungen lassen sich die mittlere störungs-<br />
Bild: ABB<br />
freie Betriebszeit (MTBF) und die mittlere Betriebszeit bis zum Ausfall<br />
(MTTF) von Robotern und deren Komponenten verlängern. Die durchschnittlichen<br />
Reparaturzeiten sowie die durch Wartungsaktivitäten anfallenden<br />
Kosten werden dadurch signifikant reduziert. Die vorhandene Infrastruktur<br />
bietet nun die Möglichkeit, auf Basis der Flottendaten weitere<br />
wertschöpfende datenbasierte Dienste zu implementieren, beispielsweise<br />
zum Flottenmanagement, zur Verschleißvorhersage (Predictive<br />
Maintenance) oder zur Produktionsoptimierung.<br />
Interessant ist auch das intelligente Alarm-Management: Beim Betrieb<br />
von Anlagen der Prozessindustrie entsteht im Leitsystem täglich eine<br />
sehr große Zahl von Alarmen, die von dem eingesetzten lokalen Alarmmanagementsystem<br />
interpretiert und dem Anlagenfahrer präsentiert<br />
werden. Dieser erhält teilweise sehr viele Alarme auf einmal und muss<br />
innerhalb kürzester Zeit den Alarm bewerten und etwaige Gegenmaßnahmen<br />
ergreifen. Die Güte des Alarmmanagements kann dabei zwischen<br />
unterschiedlichen Anlagen desselben Betreibers variieren. Mit<br />
Hilfe eines Cloud-basierten <strong>Systems</strong> zur zentralen Aufnahme, Speicherung<br />
und Analyse einer großen Anzahl von Anlagen wurde in der ABB-<br />
Forschung ein zentrales, intelligentes Alarm-Management-System entwickelt.<br />
Aus den Daten werden KPI-Berechnungen durchgeführt, die für<br />
den Vergleich verschiedener Anlagen verwendet werden können und<br />
mit denen Best Practices zum Alarm-Management identifiziert und ausgerollt<br />
werden können. Das System ermöglicht die Darstellung in einem<br />
webbasierten Dashboard für die Analyse aller Anlagen auf einen<br />
Blick.<br />
co<br />
+++ Wissensmagazine +++ Planen, Bauen, Gestalten +++ Einrichten, Design +++ <strong>Konstruktion</strong>, Produktion, Industrieprozesse +++ Augenoptik +++<br />
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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 59
ANWENDUNG<br />
MECHATRONISCHE KOMPONENTEN<br />
Bild: Schaeffler<br />
Eine Neuheit auf dem Condition-Monitoring-Markt<br />
sind die aus den Schwingungsdaten<br />
automatisch<br />
generierten Klartextmeldungen<br />
auf dem 7“ großen<br />
Display. Das Condition-<br />
Monitoring-System kann<br />
insgesamt fünf Fehlerursachen<br />
identifizieren und<br />
am Display ausgeben:<br />
Lagerschaden, Unwucht,<br />
Reibung/Kavitation (bei<br />
Kreiselpumpen), Tempe -<br />
raturanstiege sowie alle<br />
generellen Veränderungen<br />
in den Schwingungs -<br />
mustern<br />
Mit dem FAG SmartQB steht eine betriebsfertige Überwachungslösung<br />
für Elektromotoren, Pumpen und Lüfter zur Verfügung, die bei der Inbetriebnahme<br />
keinerlei spezifisches Wissen auf dem Gebiet der Schwingungs -<br />
diagnose erfordert und leicht zu installieren ist<br />
Bild: Schaeffler<br />
Plug-and-play-fertige Condition-Monitoring-Lösung mit Klartextanzeige der möglichen Fehlerursache<br />
Betriebsfertige Aggregateüberwachung<br />
Schaeffler präsentiert eine Standalone-Komplettlösung für die Zustandsüberwachung von Aggregaten.<br />
Mit dem FAG SmartQB steht der Industrie erstmals eine betriebsfertige Überwachungslösung für<br />
Elektromotoren, Pumpen und Lüfter zur Verfügung, die keinerlei spezifisches Wissen auf dem Gebiet<br />
der Schwingungsdiagnose erfordert und leicht zu installieren ist.<br />
Das FAG-SmartQB-Frühwarnsystem besteht aus der FAG-<br />
SmartQB-Sensoreinheit (einer Variante des bekannten FAG-<br />
SmartCheck), einem kubischen Gehäuse mit Touch-Panel und einem<br />
Kabel für Stromversorgung und Datenübertragung. Es wurde speziell<br />
für die Erkennung von Unregelmäßigkeiten an Elektromotoren,<br />
Pumpen, Lüftern und deren Wälzlager entwickelt und ist ab Werk<br />
fertig konfiguriert.<br />
Das Condition-Monitoring-System kann insgesamt fünf Fehlerursachen<br />
identifizieren und am Display ausgeben: Lagerschaden, Unwucht,<br />
Reibung/Kavitation (bei Kreiselpumpen), Temperaturanstiege<br />
sowie alle generellen Veränderungen in den Schwingungsmustern,<br />
die nicht eindeutig einer der zuvor genannten Fehlerursachen zuor-<br />
Kontakt<br />
Schaeffler Technologies AG & Co. KG, Schweinfurt<br />
Martin Adelhardt, Leiter Kommunikation &<br />
Marketing Industrie<br />
Tel.: +49 9721 91-3400<br />
martin.adelhardt@schaeffler.com<br />
www.schaeffler.com<br />
Detaillierte Informationen zur plug-and-playfertigen<br />
Aggregatüberwachung:<br />
t1p.de/193o<br />
INFO<br />
denbar sind und weitere Analysemaßnahmen erforderlich machen.<br />
Aufgrund dieser automatisierten Fehlerzuordnung durch den FAG<br />
SmartQB sind schwingungstechnische Kenntnisse vom Instandhaltungspersonal<br />
nicht mehr erforderlich. Wartungsmaßnahmen und<br />
gegebenenfalls die Ersatzteilbestellung können durch die Fehler -<br />
zuordnung sofort eingeleitet werden.<br />
Auch die Installation und Inbetriebnahme sind denkbar einfach. Jeder<br />
Betriebselektriker kann das System installieren und ohne<br />
schwingungstechnisches Vorwissen in Betrieb nehmen. Über das<br />
Touch-Display erhält das Personal alle relevanten Informationen, von<br />
der Montage über Handlungsempfehlungen im Fehlerfall bis hin zu<br />
den Kontaktdaten des technischen Supports. Beim ersten Start<br />
wählt der Anwender eine von 16 Sprachen aus und ersetzt gegebenenfalls<br />
die standardmäßig eingestellten Kontaktdaten des technischen<br />
Schaeffler-Supports durch eigene Angaben. Nach Auswahl<br />
der Komponente, auf die der FAG-SmartQB-Sensor befestigt ist<br />
(Motor, Pumpe oder Lüfter), der Angabe „drehzahlvariable Maschine“<br />
oder „drehzahlkonstante Maschine“ und der Eingabe des individuellen<br />
Aggregatnamens wählt der FAG SmartQB automatisch die<br />
beste Messkonfiguration aus und das System ist sofort bereit für<br />
den Lernmodus. Dieser läuft automatisch ab.<br />
An einem Gehäuse können insgesamt sechs FAG-SmartQB-Sensoren<br />
in beliebiger Aufteilung auf einzelne Aggregate betrieben werden.<br />
Weitere FAG-SmartQB-Sensoren sind ebenso einfach über das<br />
Display hinzuzufügen wie bei der Erstinstallation. Nach der Inbetriebnahme<br />
zeigt das FAG-SmartQB-System am Display relevante<br />
Informationen wie z. B. Betriebsstundenzähler, Fehlerhäufigkeit,<br />
Maximalwerte, Durchschnittswerte, Trendverläufe und den Alarmstatus<br />
von jedem einzelnen FAG-SmartQB-Sensor an.<br />
bec<br />
60 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016
MANUFACTURING EXECUTION SYSTEMS<br />
ANWENDUNG<br />
MES-Erstinvestition und Zeitbedarf für die Systemeinführung lassen sich reduzieren<br />
Produktionsintelligenz aus der Cloud<br />
Für die Anforderungen eines schnelllebigen Produktionsumfeldes hat Gefasoft mit Legato Sapient eine<br />
grundlegend neu konzipierte MES-Lösung entwickelt. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf eine<br />
Nutzung des MES als cloud-basierte Anwendung (Software as a Service – SaaS) gelegt. Damit reicht<br />
es aus, im Shop Floor lediglich ein Gateway zur Erfassung der Produktionsdaten und zur Weitergabe<br />
von Sollwerten zu installieren – die Serversysteme befinden sich in der Cloud.<br />
Legato Sapient ist ein flexibles und skalier -<br />
bares Manufacturing Execution System<br />
(MES). Das Einsatzspektrum reicht vom einfachen<br />
Störmeldesystem über klassische MDE/<br />
BDE-Lösungen bis hin zum kompletten Produktionsmanagement<br />
beziehungsweise Produktions-<br />
Monitoring. Gegenüber der etablierten MES-<br />
Software Legato wurde Legato Sapient aber völlig<br />
neu konzipiert und bietet zahlreiche innovative<br />
Merkmale. So wird beispielsweise durch die gewählte<br />
HTML5-Architektur und die konsequente<br />
Umsetzung eines Responsive Webdesigns die<br />
mobile Nutzung aller Funktionen zu einem integralen<br />
Bestandteil des MES.<br />
Die visuelle Ergonomie gewinnt durch ein flexibles<br />
Dashboard-Konzept. Jeder Anwender kann<br />
selbst über die Webapplikation seine individuellen Dashboards aus<br />
einem Set von sogenannten Boardlets konfigurieren. Boardlets sind<br />
Widgets für spezifische Funktionen wie etwa Top-X-Liste, Stückzahlverlauf,<br />
Soll-Ist-Trend usw.; mit dieser Technik werden auch klassische<br />
Leitstände mit Monitorwänden optimal unterstützt. Direkt im<br />
Dashboard können auch Datenanalysen durchgeführt werden. Es<br />
besteht darüber hinaus die Möglichkeit, Dashboards direkt als PDF-<br />
Report auszuleiten beziehungsweise zur automatischen Report -<br />
erstellung mit einem Zeitplan zu verknüpfen.<br />
Effizientes Bedienkonzept<br />
durch intelligente Maschinenortung<br />
Ergänzend bietet der Hersteller eine App für Legato Sapient an, die<br />
auf die Vorteile der Beacon-Technologie setzt und es erlaubt, bestimmte<br />
Maschinen oder Anlagenkomponenten zu orten. Auf diese<br />
Weise kann dem MES-Nutzer – abhängig von seiner jeweiligen Rolle<br />
und Aufgabe – automatisch ein kontextbezogenes User-Interface<br />
auf seinem Smartphone, Tablet oder Notebook bereitgestellt werden.<br />
Insbesondere im Industrie-4.0-Umfeld bietet die Beacon-Technik<br />
interessante Möglichkeiten – um beispielsweise den Standort<br />
von Maschinen präzise zu bestimmen, werden an diesen kleine<br />
Beacons platziert, die in festen Zeitintervallen Signale senden.<br />
Kommt ein Empfänger (etwa ein Smartphone) mit installierter Mobile<br />
App in die Reichweite des Senders, können auf Basis der empfangenen<br />
Informationen definierte Funktionen ausgelöst oder anlagenbezogene<br />
Daten bereitgestellt werden.<br />
Die von Gefasoft entwickelte App bietet drei Betriebsmodi an. In einem<br />
ersten Modus können neue Beacons angelernt werden. Nachdem<br />
diese an den jeweiligen Maschinen angebracht wurden, geht<br />
der Mitarbeiter mit dem Smart Device durch die Produktion und<br />
Per Beacon-Technik bietet die Legato Mobile App für das MES Legato<br />
Sapient die Möglichkeit, dem Anwender standortabhängig anlagenbezogene<br />
Daten und Funktionen bereitzustellen<br />
scannt die Signale. Für jedes Beacon, das erkannt wird, kann dann<br />
ein spezieller Link zu einem User-Interface beziehungsweise einem<br />
Legato-Dashboard hinterlegt werden. In einem zweiten Betriebsmodus<br />
wird der Mitarbeiter bei Erkennung einer Maschine im Nahbereich<br />
durch eine Einblendung auf die passenden Maschinendaten<br />
aufmerksam gemacht. Sofern gewünscht, kann dann auf das maschinenbezogene<br />
User-Interface gewechselt werden. Im dritten Betriebsmodus<br />
wird automatisch das jeweilige Dashboard zur Maschine<br />
eingeblendet.<br />
co<br />
Kontakt<br />
Gefasoft AG<br />
München<br />
Tel. +49 89/125565-0<br />
www.gefasoft-muenchen.de<br />
SPS IPC Drives: Halle 3A, Stand 530<br />
Details zu Legato Sapient:<br />
http://t1p.de/s7t5<br />
INFO<br />
Bild: Gefasoft<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 61
ANWENDUNG<br />
KOMMUNIKATION/SECURITY<br />
Übersicht zur<br />
CodeMeter<br />
Protection Suite<br />
Bild: Wibu <strong>Systems</strong><br />
Softwareschutz und Lizenzierung für Automatisierer und Konstrukteure<br />
Immer das passende Werkzeug zur Hand<br />
Die moderne Produktion mit Industrie 4.0 und dem Internet der Dinge funktioniert nur mit geeigneten<br />
Schutzkonzepten: sie verhindern Manipulationen und schützen das Firmen-Know-how vor Produktpiraten,<br />
Wirtschaftsspionen oder Saboteuren. Wibu-<strong>Systems</strong> in Karlsruhe hat die CodeMeter-Technologie<br />
speziell für industrielle Bedürfnisse erweitert, sie beruht auf Verschlüsselung und digitalen Signaturen.<br />
Die CodeMeter-Technologie schützt darüber hinaus auch die<br />
Software in Mikrocontrollern, Embedded-Systemen, Steuerungen<br />
und PCs in Maschinen, Anlagen und Geräten. Außerdem können<br />
Hersteller mittels Lizenzierung die Nutzung ihrer Geräte sicher<br />
und flexibel messen und abrechnen, aber auch weitere Nutzungsoptionen<br />
verkaufen und somit zusätzlichen Umsatz generieren.<br />
Um Softwareentwicklern das Studium zum Schutzexperten zu ersparen,<br />
besteht die CodeMeter-Technologie aus verschiedenen<br />
Werkzeugen, die intuitiv in kurzer Zeit erlernt werden können. Das<br />
Werkzeug CodeMeter Protection Suite funktioniert sowohl auf Servern<br />
und PCs, aber auch auf Embedded-Systemen, und bietet<br />
Schutzmaßnahmen ohne Änderung am Quellcode. Aktuelle Anti-Debugging-<br />
und Anti-Reverse-<strong>Engineering</strong>-Maßnahmen werden automatisch<br />
integriert. Alternativ können Softwareentwickler flexibel<br />
aus ihrem Quellcode Funktionen des CodeMeter-API aufrufen.<br />
AxProtectoren für die PC- und Embedded-Welt<br />
Die CodeMeter Protection Suite vereint die Verschlüsselungstools<br />
AxProtector und IxProtector für nativen Programmcode, AxProtector<br />
.Net für .Net-, AxProtector Java für Java-Anwendungen und<br />
AxProtector CmE und ExProtector für Geräte der Embedded-Welt.<br />
Hersteller haben so schnell und einfach immer das richtige Werkzeug<br />
zur Hand. Das geschützte, selbst entpackende Archiv, das von<br />
den AxProtectoren erzeugt wird, kann vom Anwender genutzt und<br />
gestartet werden, sofern eine passende Lizenz, beispielsweise die<br />
Aktivierungsdatei CmActLicense oder ein Hardware-CmDongle, auf<br />
dem Zielsystem vorhanden sind. Das Betriebssystem muss nicht<br />
angepasst werden. Anders arbeitet der ExProtector, der ein geschütztes<br />
Programm erzeugt, das vom Betriebssystem beim Laden<br />
entschlüsselt wird, wenn die passende Lizenz vorhanden ist. Dazu<br />
muss der Lademechanismus des Betriebssystems angepasst sein,<br />
wie standardmäßig bei VxWorks sowie einigen verbreiteten SPS-<br />
Steuerungssystemen. In der PC-Welt schützen verschiedene AxProtectoren<br />
native Anwendungen, die beispielsweise in C++ oder Delphi<br />
geschrieben sind, aber auch .Net- und Java-Anwendungen.<br />
Schutz von Embedded-Systemen<br />
Maschinen, Anlagen und Geräte laufen mit Hilfe von Embedded-<br />
Software, beispielsweise auf speziellen Systemen wie Linux, Windows<br />
Embedded, VxWorks, Android oder QNX. Embedded-Systeme<br />
stecken beispielsweise in Radiographie-Systemen, Messgeräten<br />
oder in Steuerungen von Maschinen. Aufgrund der immer stärkeren<br />
Vernetzung einzelner Systeme, die nicht mehr als proprietäre<br />
Insellösungen betrieben werden können, muss ein moderner<br />
Schutz Embedded-Systeme besonders vor Angriffen und Manipulationen<br />
schützen. Die CodeMeter-Technologie wurde schon in Entwicklungsumgebungen<br />
wie Codesys, B&R Automation Studio oder<br />
Studio 5000 von Rockwell Automation eingebunden.<br />
Während PCs viel Arbeitsspeicher nutzen können, steht Embedded-<br />
Systemen meist nur wenig Speicher zu Verfügung und es gibt be-<br />
62 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016
KOMMUNIKATION/SECURITY<br />
ANWENDUNG<br />
Bild: Wibu <strong>Systems</strong><br />
Verschlüsselungsoptionen für Codesys-Anwendungen<br />
Bild: Wibu <strong>Systems</strong><br />
AxProtector wurde in VxWorks integriert<br />
sondere Anforderungen an Echtzeitfähigkeit, schlanken Arbeitsspeicher<br />
und geringe Rechenleistung, das heißt die Embedded-Systeme<br />
laufen abhängig von den jeweiligen Anforderungen. Speziell für die<br />
Embedded-Welt wurde die CodeMeter Protection Suite optimiert,<br />
und Hersteller können mit AxProtector CmE und ExProtector arbeiten.<br />
Die kleinste Implementierung von CodeMeter MicroEmbedded<br />
wurde für kleine Mikrocontroller wie den XMC4000 von Infineon<br />
entwickelt. Der dazugehörige AxProtector wurde direkt in die<br />
Eclipse-basierte Entwicklungsumgebung Dave von Infineon integriert.<br />
Ganz ähnlich wurde der AxProtector in die Workbench von<br />
VxWorks integriert.<br />
Schutz tief im Betriebssystem verankert<br />
Hersteller erzeugen mit dem AxProtector CmE automatisch ein verschlüsseltes<br />
Archiv des Original-Programmcodes. Erweitert wird<br />
dies um eine Selfextraction-Funktion sowie um Lizenzparameter,<br />
mit denen die Entschlüsselung durch die CodeMeter Runtime autorisiert<br />
wird. Nach der Verschlüsselung ist das Programm nur um einige<br />
kByte größer. Beim Programmaufruf autorisiert und entpackt<br />
sich das Archiv und prüft selbständig seine Integrität. Mit Hilfe des<br />
ExProtectors wird ein Programm, eine Bibliothek oder ein Datenfile<br />
für ein Embedded-System verschlüsselt und optional tief ins Embedded-System<br />
integriert. Die verschlüsselte Datei wird nur um ein<br />
paar zusätzliche Bytes für die Entschlüsselung notwendigen Lizenzparameter<br />
sowie einen signierten Hash (Prüfsumme) im Header erweitert.<br />
Im Betriebssystem sind bereits alle kryptografischen Funktionen integriert.<br />
Zusätzlich befindet sich der Treiber für den Zugriff auf die Lizenzen<br />
im CmDongle oder die softwarebasierte CmActLicense als<br />
nativer Code direkt im Loader des Betriebssystems. Der Code-<br />
Kontakt<br />
Wibu <strong>Systems</strong> AG<br />
Kraksruhe<br />
Tel. +49 721-93172-11<br />
www.wibu.com<br />
Ein Whitepaper zum Thema Lizensierung:<br />
t1p.de/droc<br />
INFO<br />
Meter Loader wurde bereits komplett in VxWorks integriert. Durch<br />
die Möglichkeit der Modifikation des Betriebssystems ist eine Integration<br />
in Linux und Android ebenfalls möglich. Wird der Schutz tief<br />
im Betriebssystem verankert, werden sowohl die Effizienz als auch<br />
die Sicherheit erhöht. Nach Autorisierung und Entpacken überprüft<br />
der Loader die Integrität des mit dem ExProtector gesicherten Programms<br />
oder der Daten anhand des Hashes und der Signatur. In<br />
Kombination mit Secure-Boot-Prozeduren, die sich ebenfalls mit der<br />
CodeMeter-Technologie abbilden lassen, erhält der Hersteller ohne<br />
weitere zusätzliche Software ein gegen Kopieren und Manipulation<br />
geschütztes System.<br />
Das passende Werkzeug<br />
Um wirkungsvoll beliebige Software zu schützen, muss das passende<br />
Werkzeug greifen, denn es gibt eine Vielzahl an unterschiedlichen<br />
Programmiersprachen, Entwicklungsumgebungen und Betriebssystemen.<br />
Zusätzlich müssen die Anforderungen von Industrie<br />
4.0 und IoT erfüllt werden. Wibu-<strong>Systems</strong> hat dies in der Code-<br />
Meter Protection Suite berücksichtigt und bietet unterschiedliche<br />
AxProtectoren, die einfach anzuwenden sind. Fehlerfrei, schnell, effizient<br />
und in kurzer Zeit können Softwareentwickler mit komplexen<br />
kryptographischen Schutzmechanismen umgehen und diese für ihre<br />
Software einsetzen; auch in Embedded-Systemen in der modernen<br />
Produktion.<br />
Der Autor:<br />
Dipl.-Ing. Oliver Winzenried, Vorstand der Wibu-<strong>Systems</strong> AG<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 63
ANWENDUNG<br />
IT-INFRASTRUKTUR<br />
Big Data und HPC liegen gar nicht<br />
so weit auseinander – und Big Data<br />
Analytics ist eine zentrale Anwendung<br />
in Bereichen, in denen sehr<br />
viele Daten unterschiedlichen Typs<br />
in kurzer Zeit anfallen, die so<br />
schnell wie möglich ausgewertet<br />
werden müssen<br />
Bild: transtec<br />
Rechenintensive Anwendungen als wesentlicher Bestandteil der Wertschöpfungskette<br />
HPC geht in die Private Cloud<br />
Zwei neue Trends prägen derzeit den HPC-Markt: Zum einen hat sich das HPC-Anwendungsspektrum<br />
signifikant erweitert, unter anderem in Richtung Big Data. Zum anderen nutzen HPC-Anwender inzwischen<br />
zunehmend Private-Cloud-Umgebungen für ein dynamisches Deployment, also eine flexible<br />
Ressourcenbereitstellung.<br />
Beim HPC (High-Performance Computing) geht es im klassischen<br />
Sinne um rechenintensive Simulationen oder Analysen<br />
großer Datenbestände. Im industriellen oder mittelständischen Umfeld<br />
werden HPC-Systeme vor allem für die Entwicklung neuer und<br />
die Verbesserung vorhandener Produkte oder Produktkomponenten<br />
betrieben. HPC-Anwendungen sind damit ein wesentlicher Bestandteil<br />
der Wertschöpfungskette des Unternehmens.<br />
Nicht in Entwicklungsabteilungen, sondern im Controlling oder in<br />
der Unternehmensleitung finden sich hingegen die Nutzer von Big-<br />
Data-Systemen. Big Data Analytics ist eine zentrale Anwendung im<br />
Business-Intelligence- und Business-Analytics-Umfeld, also in Bereichen,<br />
in denen sehr viele Daten unterschiedlichen Typs in kurzer<br />
Zeit anfallen und diese Daten so schnell wie möglich ausgewertet<br />
werden müssen. Dazu gehören zum Beispiel die Erfassung und<br />
Der Autor: Dr. Oliver Tennert ist Director HPC<br />
Solutions bei der transtec AG in Reutlingen<br />
Analyse von Finanzdaten und Kennzahlen. Big-Data-Plattformen<br />
werden aber auch in produktionsspezifischen Bereichen eingesetzt<br />
– wie bei der Steuerung von Produktionsprozessen „just in time“<br />
oder bei der Durchführung von Analysen zur Prozessoptimierung<br />
und -automatisierung.<br />
Das Thema Big Data wird künftig kaum ein Unternehmen ignorieren<br />
können, auch kein mittelständisches. Die Datenflut wird – forciert<br />
durch neue Entwicklungen und Trends wie Industrie 4.0 oder das Internet<br />
der Dinge und Services – weiter zunehmen. Richtig aufbereitet,<br />
gefiltert, strukturiert und bewertet sind diese Daten eine wichtige<br />
Informationsquelle für jedes Unternehmen. Da es sich hier um<br />
eine vielfach unstrukturierte Datenmenge handelt, die eine hohe<br />
Rechen-Power erfordert, kommen im Bereich Big Data in der Regel<br />
leistungsstarke HPC-Systeme zum Einsatz.<br />
Selbst wenn die eingesetzten Technologien oder die jeweiligen Zielsetzungen<br />
unterschiedlich sein mögen, gibt es somit einen gemeinsamen<br />
Nenner: die erforderliche hohe Rechenleistung. Das hat auch<br />
dazu geführt, dass sich mittlerweile nahezu jeder HPC-Lösungsanbieter<br />
zusätzlich im Big-Data-Segment positioniert. Ein HPC-Spezialist<br />
wie transtec etwa kann nicht nur große HPC-Rechencluster mit<br />
mehr als einem Petaflops Rechenpower konzipieren und realisieren,<br />
sondern natürlich zum Beispiel auch einen Hadoop-Cluster für Big<br />
Data Analytics mit zehn Petabyte Speicherkapazität problemlos implementieren.<br />
64 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016
IT-INFRASTRUKTUR<br />
ANWENDUNG<br />
Kontakt<br />
INFO<br />
transtec AG<br />
Reutlingen<br />
Tel. +49 7121/2678-0<br />
www.transtec.de<br />
Weitere Infos zum HPC:<br />
http://t1p.de/6cg3<br />
Bild: transtec<br />
Private-Cloud-Umgebungen liegen im Trend<br />
Die zweite Entwicklung, die sich im HPC-Umfeld abzeichnet, betrifft<br />
die dynamische Provisionierung von Ressourcen in Private-Cloud-<br />
Szenarien. Mittelfristig wird das dynamische Deployment in mittelbis<br />
sehr großen Umgebungen genauso verbreitet sein wie heute<br />
das effiziente, allerdings statische Deployment. Dynamisches Deployment<br />
ist nichts anderes als die zugrundeliegende Provisionierungstechnologie<br />
in Cloud-Umgebungen, egal ob Private oder Public.<br />
Virtuelle Maschinen werden erst bereitgestellt, wenn sie benötigt<br />
und angefragt werden. Das heißt, die dynamische Provisionierung<br />
sorgt dafür, dass die Hardware, die eigentliche Rechnerkapazität<br />
also, immer genau für einen bestimmten Zweck konzipiert und<br />
zur Verfügung gestellt wird. Der Vorteil ist, dass beispielsweise vorbereitete,<br />
aber inaktive Windows-Server keine Hardware-Ressourcen<br />
binden, die eigentlich gerade von Linux-Compute-Nodes für Rechenjobs<br />
benötigt werden. In derartigen Umgebungen ist es zudem<br />
üblich, dass Benutzer und Benutzergruppen sich die benötigten Systeme<br />
über entsprechende Portale selbst konfigurieren und ausrollen<br />
lassen können, ohne beispielsweise auf eine Bereitstellung durch<br />
die IT-Administration warten zu müssen.<br />
OpenStack ist das Maß aller Dinge<br />
Ein Trend geht also auch im HPC-Umfeld in Richtung Private Cloud.<br />
Maßgeblich dazu beigetragen hat die Entwicklung der OpenStack-<br />
Software, die sich inzwischen als das Cloud-Betriebssystem<br />
schlechthin herauskristallisiert hat. Ursprüngliche Vorbehalte hinsichtlich<br />
mangelnder Nutzungsreife oder hoher Komplexität sind<br />
nicht mehr zutreffend. In der Tat wurde über OpenStack schon gesprochen,<br />
als es noch keine Business-Relevanz für Lösungsanbieter<br />
hatte. Das betrifft aber fast alle Innovationen – gleichgültig, ob sie<br />
hardware- oder softwarebezogen sind. Die zunehmende Open -<br />
Stack-Nutzung ist auch darauf zurückzuführen, dass die Architektur<br />
als herstellerübergreifende Lösung von vielen großen IT-Unternehmen<br />
unterstützt wird, etwa von AMD, Citrix, Dell, HP, IBM, Intel,<br />
Red Hat, SUSE oder VMware.<br />
Hinsichtlich einer vermeintlichen Komplexität von OpenStack ist anzumerken,<br />
dass es inzwischen qualitativ hochwertige Distributionen<br />
gibt, die auch Support anbieten. Bright Computing etwa bietet hier<br />
mit Bright OpenStack eine voll integrierte Lösung inklusive Bare<br />
Metal Deployment an. Aber auch führende Anbieter im OpenStack-<br />
Bereich wie Red Hat verfügen über entsprechende Deployment-<br />
Frameworks. Und transtec selbst konzipiert, installiert und betreut<br />
auf Basis dieser Distributionen für seine in der Regel mittelständischen<br />
Kunden individuell entsprechend den jeweiligen Anforderungen<br />
optimierte OpenStack-Umgebungen gemäß dem Motto „Ease<br />
of use, ease of management“.<br />
Ein Beispiel für den Zusammenhang von HPC und Cloud ist das Remote 3D<br />
Processing<br />
Die Frage ist aber natürlich erlaubt: Passen HPC und Cloud überhaupt<br />
zusammen? In der Vergangenheit wurden HPC und Cloud tatsächlich<br />
als inkompatible Lösungen betrachtet. Das hat sich allerdings<br />
geändert. Es gibt viele Bereiche, in denen ein klarer Trend zur<br />
HPC-Cloud zu erkennen ist, da die Vorteile eines solchen Ansatzes<br />
extrem weitreichend sind: vom reduzierten Ressourceneinsatz über<br />
die schnellere Skalierbarkeit bis zum verringerten Administrationsaufwand.<br />
Die Entwicklung geht auch deshalb in Richtung Cloud,<br />
weil immer mehr – auch lastintensive – HPC-Applikationen für eine<br />
Cloud-Nutzung zur Verfügung stehen. Ein Beispiel hierfür ist das Remote<br />
3D Processing. transtec etwa arbeitet in diesem Bereich mit<br />
dem Grid- und Cloud-Lösungsanbieter Nice zusammen. Das Unternehmen<br />
stellt eine Lösung zur Remote-Visualisierung bereit, die unter<br />
anderem ein User-Portal, On-Demand-Allokation von 3D-Remote-Sessions<br />
und je nach Konfiguration auch HPC-Ressourcen sowie<br />
ein effizientes Management von Lizenzen und interaktiven Sessions<br />
bietet. Die HPC-Nutzung in der Private-Cloud – auch im Big-Data-<br />
Umfeld – bietet sich damit für alle Unternehmen an, die eine möglichst<br />
flexible, aber effektive Auslastung ihrer Hardware-Kapazitäten<br />
realisieren wollen. Kurzfristig werden sich dafür vorwiegend Anwender<br />
entscheiden, die fortschrittlichen Konzepten und Technologien<br />
aufgeschlossen gegenüberstehen. Mittelfristig aber wird diese Art<br />
der Ressourcenbereitstellung Mainstream-Charakter annehmen. co<br />
HPC Compass<br />
Aktuelle Informationen zu den<br />
Themen HPC und Big Data gibt<br />
es auch im „Technology Compass<br />
2016/17“ von transtec,<br />
der zum Abruf zur Verfügung<br />
steht unter:<br />
http://t1p.de/q7cb<br />
PLUS<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 65
INSERENTENVERZEICHNIS<br />
IMPRESSUM<br />
Bild: Eplan<br />
EPLAN Software & Service<br />
GmbH & Co. KG,<br />
Monheim ............................... 8-9<br />
IBH softec Gesellschaft für<br />
Automatisierungstechnik mbH,<br />
Beerfelden .............................. 13<br />
National Instruments<br />
Germany GmbH, München ....... 3<br />
Cartoon: Erik Liebermann<br />
Zum Schluss...<br />
K.A. Schmersal GmbH & Co. KG,<br />
Wuppertal ................................. 5<br />
untitled exhibitions GmbH,<br />
Stuttgart .................................. 57<br />
WSCAD electronic GmbH,<br />
Bergkirchen ............................. 11<br />
Software ist (k)ein Hexenwerk...<br />
Vorschau auf Ausgabe 01/2017<br />
Eine Kommunikationsplattform für die Mechatronik<br />
Zur Hannover Messe stellten Eplan und<br />
Cideon den ‚Syngineer‘ als innovative<br />
Kommunikations- und Informationsplattform<br />
für ein mechatronisches <strong>Engineering</strong><br />
vor. MCAD-, ECAD- und SPS-Software sind<br />
dabei über die mechatronische Struktur<br />
direkt miteinander verbunden, was die<br />
Synchronisation der Disziplinen erleichtert<br />
und dadurch die <strong>Konstruktion</strong>s- und Entwicklungsprozesse<br />
beschleunigt. Zum<br />
Stand der Plattform sprechen wir mit<br />
Maximilian Brandl, dem Vorsitzenden der<br />
Geschäftsführung von Eplan und Cideon.<br />
ISSN 1612–7226<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Verlag:<br />
Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Ernst-Mey-Straße 8,<br />
70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
Verlagsleiter: Peter Dilger<br />
Redaktion:<br />
Chefredakteur:<br />
Dipl.-Ing. Michael Corban (co), Phone + 49 711 7594–417<br />
Stellvertretender Chefredakteur:<br />
Johannes Gillar (jg), Phone + 49 711 7594–431<br />
Redakteure:<br />
Dr.-Ing. Ralf Beck (bec), Phone +49 711 7594–424;<br />
Dipl.-Ing. Andreas Gees (ge), Phone +49 711 7594–293;<br />
Irene Knap B.A. (ik), Phone +49 711 7594–446;<br />
Jens-Peter Knauer (jpk), Phone +49 711 7594–407;<br />
Bettina Tomppert (bt), Phone +49 711 7594–286<br />
Redaktionsassistenz:<br />
Gabriele Rüdenauer,<br />
Phone +49 711 7594–257<br />
E-Mail: kem.redaktion@konradin.de<br />
Layout:<br />
Matthias Rösiger, Phone +49 711 7594–273<br />
Redaktionelle Mitarbeit:<br />
Dipl.-Ing. Jürgen Goroncy<br />
Gesamtanzeigenleiter:<br />
Andreas Hugel, Phone +49 711 7594–472<br />
Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 52 vom 1.10.2016<br />
Auftragsmanagement:<br />
Josephine Linseisen, Phone +49 711 7594–315<br />
Leserservice:<br />
Ute Krämer,<br />
Phone +49 711 7594–5850<br />
Fax +49 711 7594–15850<br />
E-Mail: ute.kraemer@konradin.de<br />
<strong>KEM</strong> erscheint monatlich und wird kostenlos nur an<br />
qualifizierte Empfänger geliefert.<br />
Bezugspreise: Inland 85,20 €inkl. Versandkosten und<br />
MwSt.; Ausland: 85,80 €inkl. Versandkosten.<br />
Einzelverkaufspreis: 7,20 € inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten.<br />
Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier<br />
Wochen zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt<br />
werden. Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist<br />
von jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />
Auslandsvertretungen:<br />
Großbritannien: Jens Smith Partner ship, The Court, Long<br />
Sutton, GB-Hook, Hampshire RG29 1TA, Phone 01256<br />
862589, Fax 01256 862182, E-Mail: media@jens.demon.co.uk<br />
Schweiz: IFF media ag, Frank Stoll, Technoparkstr.3,<br />
CH-8406 Winterthur, Phone +41 52 633 08 88,<br />
Fax +41 52 633 08 99, E-Mail: f.stoll@iff-media.ch USA:<br />
TD.A. Fox Advertising Sales, Inc., Detlef Fox, 5 Penn<br />
Plaza, 19th Floor, New York, NY 10001, Phone +1 212<br />
8963881, Fax +1 212 6293988, detleffox@comcast.net<br />
Bank: Baden-Württembergische Bank, 2 623 887 (BLZ<br />
600 501 01) BIC: SOLADEST, IBAN: DE28 6005 0101<br />
0002 6238 87;<br />
Postbank Stuttgart, Konto 44 689–706, BLZ 600 100 70;<br />
Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors,<br />
nicht unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt<br />
eingesandte Manuskripte keine Gewähr. Alle in <strong>KEM</strong><br />
erscheinenden Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.<br />
Alle Rechte, auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen<br />
gleich welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung<br />
des Verlages.<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />
Druck: Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen.<br />
Printed in Germany.<br />
© 2016 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01/2017 erscheint am 1. März 2017<br />
EDA<br />
66 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016
Qualitätssicherung<br />
bei Medizinprodukten<br />
Einladung zum<br />
Forum für Qualitätssicherung<br />
Wer Medizinprodukte fertigt, hat den<br />
Gedanken an die Qualitätssicherung von<br />
Beginn der Entwicklung an im Blick. Dass<br />
Qualität und Sicherheit in der Branche<br />
sogar einen noch höheren Stellenwert<br />
bekommen sollen, zeigen die Überlegungen<br />
zur neuen europäischen Medizinprodukteverordnung<br />
und zu UDI. Gleichzeitig<br />
wird es in der Fertigung komplexer,<br />
spätestens, wenn individuelle Produkte<br />
hergestellt werden sollen.<br />
Um weiterhin Qualität zu bieten, sind<br />
effiziente technische Lösungen sowie<br />
unterstützende Software gefragt.<br />
Welche neuen Möglichkeiten sich für<br />
die Qualitätssicherung bieten, zeigt das<br />
gemeinsame Forum der in diesen beiden<br />
Märkten etablierten Fachzeitschriften<br />
QUALITY ENGINEERING und<br />
medizin&technik.<br />
07. Dezember 2016<br />
Mövenpick Hotel Stuttgart<br />
Airport & Messe<br />
Die Teilnahmegebühr beträgt 109,– € zzgl. MwSt.<br />
Detaillierte Infos und das<br />
Anmeldeformular finden Sie unter<br />
www.medtech-meets-quality.de/<br />
Fragen? – Ihr Kontakt<br />
Beate Günther-Hühn<br />
Phone +49 711 7594-545<br />
beate.guenther-huehn@konradin.de<br />
Unsere Partner (Stand 10.05.2016):<br />
JETZT ANMELDEN: www.medtech-meets-quality.de/anmeldung/<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016 67
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68 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 01 2016<br />
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