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humbert gerold Besuch eines Gottesdienstes der Sekte

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<strong>Besuch</strong> <strong>eines</strong> <strong>Gottesdienstes</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekte</strong> des Nondualen Intelligenten Unsinns<br />

Achtung - Satirealarm<br />

<strong>Besuch</strong> <strong>eines</strong> <strong>Gottesdienstes</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekte</strong> des<br />

Nondualen Intelligenten Unsinns<br />

(SdNIU)<br />

Schon aus einiger Entfernung hörte ich die<br />

<strong>Sekte</strong>ngemeinde lauthals singen.<br />

Es klang wie ein Negro-Spiritual im Jazzrhythmus<br />

und war von einer Ausgelassenheit fern jeglicher traditioneller<br />

Kirchenmusik.<br />

Als ich leise eintrat, war <strong>der</strong> fröhliche Gesang lei<strong>der</strong><br />

gerade zu Ende. Die <strong>Sekte</strong>ngemeinde - es waren<br />

etwa hun<strong>der</strong>t Leute - setzte sich wie<strong>der</strong>, und alle<br />

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<strong>Besuch</strong> <strong>eines</strong> <strong>Gottesdienstes</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekte</strong> des Nondualen Intelligenten Unsinns<br />

schienen noch in Hochstimmung vom Mitsingen. Sie<br />

saßen verstreut auf Stühlen, waren sehr unterschiedlich<br />

gekleidet und repräsentierten alle Altersklassen.<br />

Ich ließ mich unauffällig irgendwo in den hinteren<br />

Reihen nie<strong>der</strong> als ein hochgewachsener gut aussehen<strong>der</strong><br />

Mann sich erhob und zum Altar schritt, auf<br />

dem einige Flaschen Sekt und viele Sektgläser aufgereiht<br />

standen.<br />

Ich dachte ich wäre mal wie<strong>der</strong> genau richtig zur<br />

Kollekteneinsammlung gekommen, aber es war<br />

schlimmer. Als die Menschen anfingen erwartungsvoll<br />

zu hüsteln, ahnte ich, daß jetzt die Predigt anstand.<br />

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<strong>Besuch</strong> <strong>eines</strong> <strong>Gottesdienstes</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekte</strong> des Nondualen Intelligenten Unsinns<br />

„Jegliche Befreiung beginnt zunächst mit <strong>der</strong><br />

Sklaverei“, fing <strong>der</strong> Prediger an; er sprach frei und<br />

blickte lächelnd über die versammelte Gemeinde.<br />

„Klöster und Ashrams sind das Mittel religiöser<br />

Institutionen, um das konditionierte Ich zu zerstören,<br />

auf dass <strong>der</strong> lebendige Geist frei durch den Körper<br />

lebe. Die Klöster werden mit einer starren Hierarchie,<br />

mit strikten Regeln und Disziplin geführt. Das erste<br />

Gebot ist völlige Unterwerfung von Nonne und<br />

Mönch - unter die jeweils herrschende Hierarchie.“<br />

„Fuck yeah, das stimmt“ rief ein Mann auf den vor<strong>der</strong>en<br />

Plätzen.<br />

„In den östlichen Traditionen unserer Erde, ist absoluter<br />

Gehorsam gegenüber dem Guru o<strong>der</strong> Meister<br />

das erste Gebot für den Jünger. Der Sucher nach<br />

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<strong>Besuch</strong> <strong>eines</strong> <strong>Gottesdienstes</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekte</strong> des Nondualen Intelligenten Unsinns<br />

Wahrheit unterwirft seinen Willen dem des Meisters,<br />

denn er weiß, dass sein eigener Wille die Wurzel seiner<br />

Versklavung ist. Die eigene Freiheit aufzugeben,<br />

ist paradoxerweise das Nonplusultra auf dem Weg zur<br />

Befreiung.“<br />

„Völliger Quatsch“ rief eine Frau aus <strong>der</strong> Reihe vor<br />

mir.<br />

„Der Grund für die Notwendigkeit dieser offenkundigen<br />

Versklavung“ fuhr <strong>der</strong> Prediger ungerührt fort,<br />

als wäre er nicht unterbrochen worden, „liegt darin,<br />

daß die Menschen, so, wie sie normalerweise leben,<br />

ihre Versklavung nicht erkennen. Sie sind Sklaven<br />

ihrer angenommenen Vergangenheit, ihres ankonditionierten<br />

Selbstverständnisses, ihres Bedürfnisses<br />

nach Sicherheit und Beständigkeit ihrer Illusionen.<br />

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<strong>Besuch</strong> <strong>eines</strong> <strong>Gottesdienstes</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekte</strong> des Nondualen Intelligenten Unsinns<br />

Das Ziel unserer Versklavung hier, in <strong>der</strong> <strong>Sekte</strong> des<br />

Intelligenten Unsinns ist jedoch, euch von euren verborgenen<br />

Herren zu befreien, so daß ihr, wenn unsere<br />

offenkundige Herrschaft über euch endet, zum ersten<br />

Mal in eurem Leben frei sein werdet.“<br />

„Alles schön und gut“ ließ sich eine Stimme aus <strong>der</strong><br />

versammelten Gemeinde vernehmen,aber ich glaube<br />

nicht, daß ihr uns jemals frei lassen werdet!“<br />

Ich war erstaunt, dass die Zwischenrufe so wenig<br />

Unruhe hervorriefen; sowohl <strong>der</strong> Prediger wie die<br />

Gemeinde nahmen sie offenbar als üblich hin.<br />

„Doch das werden wir“ fuhr <strong>der</strong> Prediger lächelnd<br />

fort, „Wir gewähren Euch sogar während Eures<br />

Trainings hier in unserer <strong>Sekte</strong>nkommune immer<br />

wie<strong>der</strong> Zeiten <strong>der</strong> Freiheit, Atempausen die uns und<br />

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<strong>Besuch</strong> <strong>eines</strong> <strong>Gottesdienstes</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekte</strong> des Nondualen Intelligenten Unsinns<br />

Euch zeigen, wie sehr ihr euch <strong>der</strong> Versklavung durch<br />

traditionelles unreflektiertes Denken und übernommenes<br />

Selbstverständnis bewußt geworden o<strong>der</strong> auch<br />

schon davon befreit seid. Es ist die Zeit die wir hier<br />

„Happy Hour“ nennen und alle lieben.“<br />

„Yeah, Yeah, Yeah“ ließ sich eine Reihe von Stimmen<br />

begeistert vernehmen.<br />

„Versklavung ist in Wahrheit nur ein an<strong>der</strong>es Wort<br />

für Disziplin, für Training, für Ausbildung“, fuhr <strong>der</strong><br />

Prediger fort und schritt am Rande des Podests vor<br />

dem Altar mit Sektgläsern und Flaschen auf und ab.<br />

„Statt euch bestimmte Fähigkeiten beizubringen, die<br />

Euch zu hochrangiger Arbeit innerhalb <strong>der</strong> etablierten<br />

Gesellschaft qualifizieren würden, versuchen wir hier,<br />

Euch von <strong>der</strong> Dominanz <strong>der</strong> Gesellschaft und ihrem<br />

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<strong>Besuch</strong> <strong>eines</strong> <strong>Gottesdienstes</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekte</strong> des Nondualen Intelligenten Unsinns<br />

Herdenbewußtsein zu befreien, so daß ihr mit den<br />

herkömmlichen Werten und Normen spielen könnt,<br />

statt von ihnen unterjocht zu werden. Die übliche<br />

Erziehung beför<strong>der</strong>t primär die Anpassung. Unsere<br />

Erziehung hier, lehrt euch Loslösung und Flexibilität.<br />

Mit einem normalen Diplom kann einer ein erfolgreicher<br />

Manager werden. Mit unserem Diplom kann<br />

er auch ein Manager werden - o<strong>der</strong> auch nicht; er<br />

kann das System verän<strong>der</strong>n - o<strong>der</strong> auch nicht; er kann<br />

im System aufsteigen - o<strong>der</strong> auch nicht; er kann das<br />

System zerschlagen - o<strong>der</strong> auch nicht. Mit einem normalen<br />

Diplom bleibt ihr gefesselt an die Normen und<br />

Werte, die die Gesellschaft euch vorschreibt. Mit dem<br />

Diplom, dass ihr hier bei uns erhaltet, seid ihr frei,<br />

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<strong>Besuch</strong> <strong>eines</strong> <strong>Gottesdienstes</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekte</strong> des Nondualen Intelligenten Unsinns<br />

um neue Normen und Werte zu schaffen und somit<br />

eine neue Gesellschaft zu gründen.“<br />

Ein Chor von „Amen“ bestätigte, dass dies verstanden<br />

worden war.<br />

„Die traditionelle Erziehung beschränkt euch auf<br />

die vorherrschenden Werte <strong>der</strong> Gesellschaft und auf<br />

ein Leben, in dem ihr euch entwe<strong>der</strong> diesen Werten<br />

anpasst o<strong>der</strong> dagegen rebelliert. Durch unsere<br />

Deprogrammierung jedoch werdet ihr frei, um neue<br />

Werte zu schaffen und ein Leben zu führen, das nicht<br />

von den herrschenden Normen eingeengt wird. Es ist<br />

nicht unser Ziel, den „besseren“ Menschen o<strong>der</strong> die<br />

„bessere“ Gesellschaft zu schaffen, jedenfalls nicht<br />

im traditionellen Sinne. Wir haben nur drei Werte:<br />

Spielfreude, Flexibilität und Vielseitigkeit. Wir stel-<br />

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len das Spielerische über den Ernst, die Vielfalt über<br />

die Monotonie, das Bewegliche über das Starre. Und<br />

all das sagt, dass wir die Freiheit hochschätzen. Zufall<br />

ist <strong>der</strong> Name unseres Gottes. Und wir spielen mit ihm<br />

und lassen ihn mit uns spielen. Wir erspielen uns sozusagen<br />

auf neue und gleichzeitig sehr alte Art, eine<br />

Vielzahl von Ja´s und Nein´s, denen wir im auftauchenden<br />

Moment bedingungslos folgen. Das ermöglicht<br />

Flexibilität wo sonst Starrheit die Norm ist; Spiel<br />

wo sonst Ernsthaftigkeit angesagt wird.<br />

Allen glücklichen und erfüllten Menschen ist ein<br />

Geheimnis gemeinsam, wie je<strong>der</strong> ganz leicht durch<br />

gründliche Beobachtung feststellen kann: Sie haben<br />

gelernt sich zu unterwerfen! Die einzigen glücklichen<br />

und zufriedenen Christen, Moslems, Juden und wie<br />

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sie alle noch sonst heißen mögen, sind die, welche<br />

gelernt haben sich bedingungslos dem Willen ihres<br />

angenommenen Gottes zu unterwerfen. Ihr Leben ist<br />

ein einziges freudiges Ja zu allem was ihnen wi<strong>der</strong>fährt.<br />

Und sei es <strong>der</strong> Tod ihres physischen Körpers.<br />

Sie vertrauen ihrem Gott, unterwerfen sich allen seinen<br />

Fügungen, wie arg diese auch nach dem Maß ihrer<br />

persönlichen Werteskala sein mögen. Sie können<br />

das Übel bekämpfen o<strong>der</strong> beklagen, aber sie werden<br />

es als den Willen ihres Gottes akzeptieren - und diese<br />

bedingungslose Hingabe ist <strong>der</strong> Quell ihres Glücks.<br />

Unglücklich ist nur <strong>der</strong>, welcher sich weigert, sich einer<br />

Sache, einer Person o<strong>der</strong> sich selbst zu unterwerfen.<br />

Ein absoluter Egoist kann ein glücklicher Mensch<br />

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sein. Er hat sich ganz dem Willen dessen unterworfen<br />

was er für sein Selbst hält - und das ist unfehlbar.<br />

Zwischenruf: „Hehehe, da meinen sie wohl sich<br />

selbst Prediger.“ Einige kicherten.<br />

Der Prediger lächelte nur.<br />

„An<strong>der</strong>e wie<strong>der</strong>um finden ihr Glück, in dem sie sich<br />

bedingungslos Instutitionen unterwerfen, <strong>der</strong> Armee,<br />

<strong>der</strong> Kirche, o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Familie. Man könnte vielleicht<br />

missverständlich meinen, dass sich diese Leute nach<br />

Ordnung sehnen. Ich aber sage euch, sie sehnen sich<br />

nach Unterwerfung. Unsere <strong>Sekte</strong>ninstutition hier<br />

hat keine <strong>der</strong>artige Ordnung anzubieten, ganz im<br />

Gegenteil. Doch sie verlangt Unterwerfung, und wir<br />

glauben, dass dies das Geheimnis unseres Erfolgs ist,<br />

denn sie ist auch das Geheimnis menschlichen Glücks.<br />

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<strong>Besuch</strong> <strong>eines</strong> <strong>Gottesdienstes</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekte</strong> des Nondualen Intelligenten Unsinns<br />

Wir führen euch über die Unterwerfung hinaus in die<br />

Freiheit, wo ihr eine an<strong>der</strong>e Art <strong>der</strong> Unterwerfung<br />

erfahren werdet. Im Anfangsstadium eures Hier<br />

Seins, in <strong>der</strong> <strong>Sekte</strong> des Intelligenten Unsinns, unterwerft<br />

ihr euch unserem Willen <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um dem<br />

Willen des Zufalls unterworfen ist. Einer Macht die<br />

man gewöhnlich als ausserhalb von sich selbst erfährt.<br />

Wir lehren Euch, durch spezielle Techniken,<br />

wie ihr diese Zufallsmacht als etwas, Allem, auch<br />

Euch, Inhärentem erfahrt. Nach dieser Erfahrung<br />

gibt es keine Unterwerfung mehr, da kein Individuum<br />

mehr getrennt sein wird von <strong>der</strong> Gesellschaft, in <strong>der</strong><br />

es spielt. Ihr werdet wie<strong>der</strong> zu Kin<strong>der</strong>n. Bewusst<br />

spielenden Kin<strong>der</strong>n. Zu spielenden Kin<strong>der</strong>n des allmächtigen<br />

Zufalls, aus dem ihr als Menschen geboren<br />

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<strong>Besuch</strong> <strong>eines</strong> <strong>Gottesdienstes</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekte</strong> des Nondualen Intelligenten Unsinns<br />

seid. Das spielende Kind befindet sich nicht in einem<br />

Zustand <strong>der</strong> Unterwerfung, son<strong>der</strong>n in einem Zustand<br />

des Einseins. Unterwerfung gibt es nur im Zustand<br />

<strong>der</strong> Dualität. Solange an Dualität geglaubt wird, solange<br />

wird Unterwerfung das Geheimnis menschlichen<br />

Glücks sein. Sobald jedoch <strong>der</strong> Glaube an die Dualität<br />

im Inneren <strong>eines</strong> Individuums aufgelöst worden ist,<br />

bleibt niemand <strong>der</strong> sich unterwirft, und niemand und<br />

Nichts, dem man sich unterwerfen könnte.“<br />

„Yeah, weiter so Prediger“ schrie eine vor<br />

Begeisterung aufspringende Frau mit nach oben gerissenen<br />

Armen.<br />

Der Prediger war am Ende und die Gemeinde erhob<br />

sich zum Schlussgebet.<br />

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<strong>Besuch</strong> <strong>eines</strong> <strong>Gottesdienstes</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekte</strong> des Nondualen Intelligenten Unsinns<br />

„Am Anfang war <strong>der</strong> Zufall, und <strong>der</strong> Zufall war bei<br />

Gott und Gott war <strong>der</strong> Zufall und alles was gemacht<br />

ist ist durch den Zufall gemacht. Und siehe auch wenn<br />

wir wandeln im finsteren Tal <strong>der</strong> Todesschatten, fürchten<br />

wir nichts Böses, denn <strong>der</strong> Zufall wacht über uns.<br />

Wir zweifeln nicht an <strong>der</strong> Intelligenz und Weisheit<br />

des Zufalls. Die Wege des Zufalls sind unerforschlich.<br />

Er nimmt uns an die Hand und führt uns in den<br />

Abgrund, und siehe, es ist eine fruchtbare Ebene. Wir<br />

wanken unter <strong>der</strong> Last unserer vermeintlichen Bürde,<br />

doch siehe, auf einmal schwingen wir uns empor wie<br />

<strong>der</strong> Phönix aus <strong>der</strong> Asche.“<br />

Heilige Schaisse, wie war ich nur hierher geraten?<br />

Zufall ???<br />

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