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BLATTWERK AUSGABE No.9 – Jänner bis März 2019

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P. b.b. GZ 03Z034.973 M Offenes Haus Oberwart, Lisztgasse 12, 7400 Oberwart Josef 1/<strong>2019</strong> WERKAUSSCHNITT: PETER PONGRATZ<br />

<strong>BLATTWERK</strong><br />

ZEITSCHRIFT FÜR KUNST UND KULTUR AM ORT<br />

+ OHO-PROGRAMM JÄNNER BIS MÄRZ <strong>2019</strong><br />

No. 09<br />

KONTRAPUNKTE<br />

Zum Leben auf dem Lande<br />

30 JAHRE OFFENES HAUS OBERWART<br />

Das erste Jahrzehnt<br />

WOLFGANG R. KUBIZEK<br />

Komponist und politischer Kopf<br />

7<br />

12<br />

34


Sicherheit kommt<br />

mit dem Pannendienst.<br />

Der Pannendienst<br />

kommt mit Sicherheit.<br />

Die neue A-Klasse mit<br />

Wir sind<br />

Energie-<br />

Gewinner.<br />

Eine Strompanne in der Hausanlage kann mal vorkommen. Nicht vorkommen kann, dass Sie in so einem Fall<br />

lang im Dunklen tappen. Denn als Energie Burgenland Kunde steht Ihnen rund um die Uhr ein TOP-Netz-Partner<br />

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Fax 0 33 52/38 0 27-19, e-mail: schranz@mercedes.at<br />

OHO<br />

LIEBE FREUNDINNEN<br />

UND FREUNDE DES<br />

WIE DAS ALLES SEINEN ANFANG NAHM<br />

„Südlich / ein Haus / offen“ hieß die Komposition von Wolfgang R.<br />

Kubizek, die anlässlich des ersten Jahresjubiläums des Offenen Haues<br />

Oberwart im Jahr 1990 uraufgeführt wurde. Dieses Haus war zwar davor<br />

bereits für Jugendliche geöffnet und unter dem Namen „Jugendhaus<br />

Oberwart“ wohl bekannt gewesen, allerdings hatte ihm ein unsäglicher<br />

Ruf angehaftet wie kaum etwas anderes davor und danach in der<br />

Oberwarter Gesellschaft.<br />

Es war das Jahr 1984, als ich als gebürtiger Nordburgenländer, in Wien<br />

lebend, das Südburgenland zu entdecken begann. Beeindruckt von der<br />

landschaftlichen Idylle und auch von der Tatsache, dass es damals im<br />

Südburgenland noch immer mehr Landwirtschaft gab als im Norden,<br />

konnte ich auch feststellen, dass es eine durchaus interessante junge<br />

Kunstszene gab. Auf dieser Entdeckungsreise machte ich u.a. Bekanntschaft<br />

mit dem Jugendhaus in der Lisztgasse in Oberwart <strong>–</strong> es war ein<br />

Konzertbesuch, und es blieb nicht der einzige.<br />

Bei diversen Gelegenheiten war es nahezu unmöglich, jener umtriebigen<br />

Person nicht zu begegnen, die nach dem allmählichen Dahinsterben<br />

des Jugendhauses etwa ab 1986 verantwortlich für sein weiteres<br />

Geschick zeichnete und mich einlud, im „Beisl“ des Hauses meine Bilder<br />

auszustellen. Es war Horst Horvath, damals Arbeitsmarktbetreuer und<br />

Aktivist. Ein anderer, der meine Aufmerksamkeit erregte, war Schriftsteller<br />

und ich lernte ihn, Peter Wagner, auch als Musiker kennen. Die<br />

zahlreichen Abende im Beisel an der Bar trugen sehr viel dazu bei, uns<br />

mit eigenen Ideen und Visionen in die Ideen und Visionen des Aktivisten<br />

Horst Horvath einzubringen. Er strotzte vor Tatendrang und wir<br />

sprühten vor künstlerischer Schubkraft.<br />

Es war großartig, ein derartiges Biotop vorzufinden und damit künstlerische<br />

Ambitionen zu verwirklichen. Und es hat funktioniert. Das OHO<br />

wurde geboren, die ersten großen Projekte wurden realisiert. Man<br />

kann sagen, dass man ohne Rücksicht auf Verluste agiert hat. Geld zu<br />

verdienen stand damals wahrlich nicht an oberster Stelle, denn es gab<br />

kaum welches. Ausschlaggebend war die Energie, die wir hier erzeugten<br />

und die weitere Künstler einlud, sich hier zu engagieren, wie den<br />

bereits eingangs erwähnten Komponisten Wolfgang R. Kubizek und<br />

später auch den bildenden Künstler Andreas Lehner.<br />

Über die Jahrzehnte seiner Existenz, dessen 30-jähriges Jubiläum das<br />

OHO im Jahr 2018 feiert, war eine große Anzahl von KünstlerInnen an<br />

vielen großartigen Projekten beteiligt. Sie haben diesem Haus sein über<br />

die Grenzen des Landes geschätztes künstlerisches Profil verliehen.<br />

Wolfgang Horwath<br />

Obmann Offenes Haus Oberwart<br />

INHALT<br />

04 OHO-Programm<br />

06 Und welche Augenfarbe habe ich?<br />

08 Ideen und Visionen für den<br />

Bezirk Oberwart<br />

10 Erinnerungsausstellung Bernd Irran<br />

12 OHO <strong>–</strong> das erste Jahrzent<br />

Erzählung in Fragen und Antworten<br />

22 Den Mut zu träumen und die<br />

Kraft zu kämpfen<br />

Horst Horvath im Interview<br />

26 Von der Künstlergruppe<br />

Burgenland zu KGB Polychrom<br />

30 Jahre OHO <strong>–</strong> Paraphrase 1<br />

28 Kunst muss unbequem sein dürfen<br />

Christa Prets im Interview<br />

30 Festvortrag zur Wiedereröffnung des<br />

OHO 1997 von Peter Wagner<br />

32 Ausstellung Peter Pongratz<br />

34 Zu Wolfgang R. Kubizek:<br />

Christoph Cech im Interview<br />

36 Statements zu Wolfgang R. Kubizek<br />

38 Buchtipps<br />

39 Weintipp<br />

Impressum: Medieninhaber und Verleger: Offenes Haus Oberwart,<br />

A-7400 Oberwart, Lisztgasse 12, Telefon +43 (0)3352 <strong>–</strong> 38555; DVR 0648281;<br />

ZVR 387081290; Verlagspostamt: 1230 Wien; Zulassungsnr.: GZ 03Z034973 M;<br />

Druck: Druckerei Schmidbauer, Oberwart; Fotos: zVg, Shutterstock;<br />

Gestaltung: RABOLD UND CO. / www.rabold.at;<br />

Redaktionelle Mitarbeit: Wolfgang Horwath, Alfred Masal,<br />

Ursula Neubauer, Katharina Tiwald, Peter Wagner, RABOLD UND CO.<br />

Lektorat: Sandra Grosz-Jusinger, Peter Wagner<br />

Stand bei Drucklegung, Änderungen und Ergänzungen vorbehalten.<br />

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3


AUSSTELLUNG PETER PONGRATZ<br />

DETAILLIERTE Informationen<br />

zu DIESEN UND WEITEREN<br />

Veranstaltungen auf<br />

www.OHO.at<br />

ODER telefonisch unter<br />

+43 (0)3352 <strong>–</strong> 38555<br />

Falls nicht anders angegeben, finden<br />

alle Veranstaltungen im OHO statt.<br />

HEARTS HEARTS<br />

Fr., 11.1.<br />

20:00 Uhr<br />

HEARTS HEARTS UND APOLLON’S RETURN<br />

Konzert: Indiepop / Experimental Rock<br />

Eintritt: VVK € 8,<strong>–</strong> / AK € 10,<strong>–</strong><br />

Die oberösterreichischen Senkrechtstarter und Gewinner<br />

des FM4-Awards von HEARTS HEARTS legen mit „Goods /<br />

Gods“ (Tomlab) ein rundum überzeugendes und erwachsenes<br />

Zweitwerk vor. Es ist sowohl ausgesprochen clever<br />

<strong>–</strong> vom Songwriting <strong>bis</strong> hin zur Instrumentierung <strong>–</strong> als auch<br />

an den richtigen Stellen höchst emotional. „Goods / Gods“<br />

strotzt nur so vor allerlei „Goods“, um auf dem Weg zum<br />

Alternative-Olymp den nächsten Schritt zu tun!<br />

Bereits der Opener „Phantom / Island“ beginnt mit einem<br />

angenehm abgedrehten Synthesizer und nimmt keine Gefangenen.<br />

Im nächsten Moment werden dann auch schon<br />

gekonnt Rhythmen à la Radiohead ausgespielt und die<br />

Aufmerksamkeit der musikalisch alternativorientierten Zuhörerschaft<br />

ist, gepaart mit einer stylischen Bühnenshow,<br />

im Handumdrehen hergestellt. „Kunstpop im besten Sinn“<br />

(Die Presse)<br />

APOLLON´S RETURN gehen mit wachen Augen durch die<br />

Welt, verbeißen sich gegen Alltagsrassismus, soziale Kälte<br />

und überhaupt: Krisen aller Art. In einer speziellen Spielart<br />

servieren Apollon’s Return Poeten-Rock mit Attitüde. Mit<br />

ihrer neuen CD „Kreise und Linien“ und dem Video ihrer<br />

Single „Träume der Kreise“ starten sie heuer durch.<br />

So., 13.1.<br />

20:00 Uhr * OFF Theater Wien<br />

TALKSHOW 1933 <strong>–</strong><br />

UND WELCHE AUGENFARBE HABEN SIE?<br />

Theater<br />

Eintritt: VVK € 16,<strong>–</strong> / AK € 19,<strong>–</strong> (ermäßigt VVK € 14,<strong>–</strong> / AK € 17,<strong>–</strong>)<br />

WEITERE VORSTELLUNG: Mo., 14.1. * 20:00 Uhr<br />

White Box, Kirchengasse 41, 1070 Wien<br />

Eine Produktion der Theaterinitiative Burgenland, der Roma<br />

Volkshochschule Burgenland und dem Offenen Haus Oberwart<br />

Do., 17.1.<br />

20:00 Uhr * ORF Landesstudio Eisenstadt<br />

TALKSHOW 1933 <strong>–</strong><br />

UND WELCHE AUGENFARBE HABEN SIE?<br />

Theater<br />

Eintritt: VVK € 16,<strong>–</strong> / AK € 19,<strong>–</strong> (ermäßigt VVK € 14,<strong>–</strong> / AK € 17,<strong>–</strong>)<br />

WEITERE VORSTELLUNG: Fr., 18.1. * 20:00 Uhr<br />

ORF Burgenland, Buchgraben 51, 7000 Eisenstadt<br />

Eine Produktion der Theaterinitiative Burgenland, der Roma<br />

Volkshochschule Burgenland und dem Offenen Haus Oberwart<br />

Mo., 28.1.<br />

19:00 Uhr<br />

KONTRAPUNKTE <strong>–</strong> VISIONEN ZUM LEBEN AUF DEM LANDE<br />

Vernissage der Ausstellung<br />

zur Raumplanung und Regionalentwicklung<br />

mit StudentInnen der TU Wien und KünstlerInnen<br />

Eintritt frei<br />

JÄNNER BIS MÄRZ <strong>2019</strong><br />

Fr., 22.2.<br />

19:30 Uhr<br />

BERND IRRAN UND<br />

DER PLANET DER KÖNIGE<br />

Vernissage der Erinnerungsausstellung für Bernd Irran<br />

Eintritt frei<br />

sA., 23.2.<br />

20:00 Uhr<br />

STANDBY COMEDY<br />

Kabarettpremiere von Markus Bittner<br />

Eintritt: VVK € 14,<strong>–</strong> / AK € 16,- (ermäßigt VVK € 12,<strong>–</strong> / AK € 14,<strong>–</strong>)<br />

Do., 28.2.<br />

19:30 Uhr<br />

DATENPOESIE CONTRA DIGITAL BEHAVIORISMUS<br />

Lesung und Diskussion<br />

Eintritt frei<br />

Eine Veranstaltung des OHO in Kooperation mit<br />

der GAV-Burgenland und dem Pen Club Burgenland<br />

sA., 2.3.<br />

20:00 Uhr<br />

BUY BUY BABY VON DAS PLANETENPARTY PRINZIP UND<br />

MELT DOWNER / SUPPORT: DEAD ENDS FRIENDS<br />

Noise-Rock-Konzept-Performance<br />

Eintritt: VVK € 8,<strong>–</strong> / AK € 10,<strong>–</strong><br />

Fr., 8.3.<br />

19:30 Uhr<br />

KÜNSTLERGRUPPE BURGENLAND <strong>–</strong> KGB POLYCHROM<br />

Vernissage der Ausstellung<br />

30 JAHRE OHO >> PARAPHRASE #1<br />

AUF DAS ERSTE JAHRZEHNT<br />

Eintritt frei<br />

Sa., 9.3.<br />

20:00 Uhr<br />

„LOLA BLAU” VON GEORG KREISLER<br />

Musical-Kabarett mit der Schauspielerin Tamara Stern<br />

Eintritt: VVK € 15,<strong>–</strong> / AK € 18,<strong>–</strong> (ermäßigt VVK € 13,<strong>–</strong> / AK € 15,<strong>–</strong>)<br />

fr., 15.3.<br />

20:00 Uhr<br />

„NEVER REACH THE END” <strong>–</strong> REFRAIN COLOR<br />

Konzert: Worldmusic<br />

Eintritt: VVK € 13,<strong>–</strong> / AK € 16,<strong>–</strong> (ermäßigt VVK € 11,<strong>–</strong> / AK € 13,<strong>–</strong>)<br />

Fr., 22.3.<br />

19:30 Uhr<br />

PETER PONGRATZ<br />

FEINE SALONKUNST FÜR DAS WOHNZIMMER<br />

Vernissage der Ausstellung<br />

Eintritt frei<br />

SA., 23.3.<br />

13:00 <strong>bis</strong> 18:00 Uhr * Rathaus Oberwart<br />

NS GEFÜHLSERBSCHAFTEN IM 21. JAHRHUNDERT<br />

Symposium<br />

Eintritt frei<br />

Eine Veranstaltung von RE.F.U.G.I.U.S. in Kooperation<br />

mit den Burgenländischen Volkshochschulen, K.B.K.<br />

SA., 23.3.<br />

20:00 Uhr<br />

HANNA I KÄTHE <strong>–</strong> DVI HRVATICE U OTPORU<br />

Eine Film-, Musik- und Leseperformance über<br />

zwei Burgenlandkroatinnen im Widerstand<br />

Eintritt: VVK € 15,<strong>–</strong> / AK € 18,<strong>–</strong> (ermäßigt VVK € 13,<strong>–</strong> / AK € 15,<strong>–</strong>)<br />

Eine zweisprachige Eigenproduktion der KUGA<br />

SA., 29.3.<br />

19:30 Uhr<br />

WOLFGANG R. KUBIZEK <strong>–</strong><br />

KOMPONIST UND POLITISCHER KOPF<br />

1959 <strong>–</strong> 2008<br />

Ein musikalisches Fest<br />

30 JAHRE OHO >> PARAPHRASE #2<br />

AUF DAS ERSTE JAHRZEHNT<br />

Eintritt: VVK € 16,<strong>–</strong> / AK € 19,<strong>–</strong> (ermäßigt VVK € 14,<strong>–</strong> / AK € 17,<strong>–</strong>)<br />

Eine Veranstaltung in Kooperation von OHO, RE.F.U.G.I.U.S.,<br />

KIBu, VHS, K.B.K. und Friedrich & Paul Gulda-Musikfonds<br />

* Ermäßigte Kartenpreise gelten für: OHO-Mitglieder,<br />

Ö1-Club-Mitglieder, Schülerinnen und Schüler, Lehrlinge,<br />

Studentinnen und Studenten, Zivil- & Präsenzdiener.<br />

THEATER<br />

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4 5


UND WELCHE<br />

AUGENFARBE<br />

HABE ICH?<br />

„Talkshow 1933 <strong>–</strong> Und welche Augenfarbe haben Sie“<br />

hieß die Produktion 2018 der „Theaterinitiative<br />

Burgenland“. Geschrieben hat das Stück Petra Piuk,<br />

inszeniert hat es Angelika Messner.<br />

Eine Publikumsbetrachtung.<br />

von Ursula Neubauer<br />

TALKSHOW 1933 <strong>–</strong> UND WELCHE<br />

AUGENFARBE HABEN SIE?<br />

Theater<br />

Eintritt: VVK € 16.<strong>–</strong> / AK € 19,<strong>–</strong> (ermäßigt VVK € 14,<strong>–</strong> / AK € 17,<strong>–</strong>)<br />

Stück: Petra Piuk<br />

Regie: Angelika Messner<br />

DarstellerInnen: Marie-Christine Friedrich, Alexander<br />

Braunshör, Jens Ole Schmieder, Sven Kaschte,<br />

David Wurawa, Johannes Steininger, Joseph Cyril<br />

Stoisits, Niki Kracher, Anna Maria Farcher<br />

Eine Produktion der Theaterinitiative Burgenland<br />

in Kooperation mit dem OHO und der<br />

Roma Volkshochschule Burgenland<br />

13. & 14.1.<br />

20:00 Uhr * OFF Theater Wien<br />

White Box, Kirchengasse 41, 1070 Wien<br />

17. & 18.1.<br />

20:00 Uhr * ORF Eisenstadt<br />

ORF Landesstudio Burgenland<br />

Buchgraben 51, 7000 Eisenstadt<br />

Da vorne ist ein Fernsehstudio aufgebaut. Das Publikum wird zuerst vom<br />

Einklatscher, dann von der Moderatorin Boulevarda begrüßt. Das<br />

Publikum, das Theaterpublikum. Das Publikum, das Talkshowpublikum.<br />

Denn die BesucherInnen sind beides. Die, die sich gemütlich denken können:<br />

Geht mich eh alles nix an, ist ja alles nur gespielt. Und gleichzeitig die, die<br />

irgendwie mitten ins Stück geholt werden und durchaus betroffen sind.<br />

„Wer von Ihnen im Studio hat denn blaue Augen? Bitte stehen Sie auf!“, ruft<br />

Boulevarda. In ihrer Talkshow wird das Problem der Blauäugigen diskutiert.<br />

Die sind nämlich zur Plage geworden. Hochrangige PolitikerInnen streiten,<br />

wie man bloß mit ihnen umgehen solle. Ihnen die Kinder wegnehmen? Sie<br />

auf Inseln internieren? Zitate aktueller Regierungsmitglieder kommen da<br />

genauso vor wie Verweise auf die historische Grundlage des Stücks: die<br />

„Verhandlungsschrift über die am 15. <strong>Jänner</strong> 1933 in Oberwart abgehaltene<br />

Tagung zur Zigeunerfrage im Burgenland“.<br />

ALLES NUR GESPIELT<br />

„Als wir da aufstehen sollten <strong>–</strong> ich habe blaue Augen <strong>–</strong> das war wirklich ein<br />

Moment, der mich sehr gepackt und betroffen gemacht hat“, sagt Lukas<br />

Sperlich. Er ist mit einem Freund aus Graz zur Aufführung nach Oberwart<br />

gekommen. „So deutlich zu sehen, wie man eine Gruppe trennen kann,<br />

war fast unheimlich.“ Das Publikum ist folgsam. Die Blauäugigen stehen<br />

wirklich auf und schauen sich um. Auch die Sitzengebliebenen schauen.<br />

Wer steht jetzt? Wer sitzt?<br />

Zu einem späteren Zeitpunkt im Stück <strong>–</strong> inzwischen hat eine Demonstrantin<br />

das Studio gestürmt und „We are not afraaaaaaid“ gesungen, ein Zukunftspolitiker<br />

hat erklärt, dass das mit den Blauäugigen in Zukunft gar nicht die zentrale<br />

Frage sein würde, sondern die Blondhaarigen das eigentliche Problem<br />

wären, und in einem Werbespot wurden „Vergiss-mein-schnell-Tabletten“<br />

gegen schlechtes Gewissen angepriesen <strong>–</strong> kommt Boulevarda wieder aufs<br />

Publikum zu. Diesmal möchte sie wissen, wer Kinder hat. Schließlich steht<br />

noch immer die Frage im Raum, ob es nicht gut wäre, den Blauäugigen die<br />

Kinder wegzunehmen. Nun will sich das Publikum aber auf nichts einlassen.<br />

Die Frage verneinen fast alle <strong>–</strong> auch mit „Dann sag ich jetzt mal: Ich hab keine“.<br />

WO IST DIE KLEINE EMPÖRUNG?<br />

Die Demonstrantin ist wieder da. Reißt mit, resigniert, sucht ihre Empörung.<br />

Der Studio-Praktikant wird abgeführt, er hat blaue Augen. Die Gesetze werden<br />

verschärft, die Moderatorin interessiert sich aber mehr für die Quoten.<br />

Es wird erzählt, dass der Praktikant nicht mehr lebt. Es wird hingenommen.<br />

Lukas Sperlich und sein Freund kommen auf jeden Fall sofort nach dem<br />

Schlussapplaus ins Diskutieren: Wie ist das mit der Empörung? Und haben<br />

wirklich alle Menschen die gleichen Rechte? Sollen sie sie haben? Sollen für<br />

die, die von woanders kommen, dieselben Ansprüche gelten wie für die, die<br />

schon immer hier waren?<br />

Die Diskussion der beiden<br />

wird hitziger. Der Saal<br />

hat sich geleert. Es brauche<br />

stabile Verhältnisse<br />

und verantwortungsvolle<br />

PolitikerInnen. Und dass<br />

sich die Masse, so ein Publikum<br />

wie hier, mehr aufrütteln<br />

lasse. Warum sind<br />

die Leute so gelassen, so<br />

träge? So gesättigt? Die<br />

zwei jungen Männer aus<br />

Graz mutmaßen: „Weil sie<br />

eh wissen, dass das nur<br />

gespielt ist.“<br />

Na Gott sei Dank.<br />

Kontrapunkte<br />

Michaela Putz<br />

VISIONEN ZUM LEBEN<br />

AUF DEM LANDE<br />

MO, 28.1.<br />

19:00 Uhr<br />

AUSSTELLUNG ZUR RAUMPLANUNG<br />

UND REGIONALENTWICKLUNG<br />

mit StudentInnen der TU Wien<br />

und KünstlerInnen<br />

Eintritt frei<br />

Anschließend laden wir zu einem kleinen Buffet.<br />

Es gibt zahlreiche raumplanerische Designkonzepte und -ansätze, nicht<br />

nur für die Stadtentwicklung, sondern gerade auch für ländliche Regionen.<br />

40 StudentInnen der TU Wien haben in monatelanger Arbeit sechs Regionalentwicklungskonzepte,<br />

als regionale Ergänzung zum Burgenländischen<br />

Landesentwicklungsplan LEP 2011, auf der Basis ihres raumplanerischen<br />

Wissens entwickelt. Dies geschah in Zusammenarbeit mit der Sektion Interkommunale<br />

Zusammenarbeit des Regionalmanagements Burgenland (RMB).<br />

Was schon bei der ersten Evaluierungspräsentation aufgefallen ist: Diese<br />

Konzepte und Leitbilder für den Bezirk Oberwart bergen ein enormes Zukunftspotential,<br />

versuchen sie doch die Probleme von heute in positiver<br />

Weise als Chance für die Region zu betrachten. Die StudentInnen bieten<br />

Strategien an, die in die Zukunft weisen, in denen aber genug Raum für die<br />

einzelnen AkteurInnen <strong>–</strong> wie Gemeinden, Institutionen und Einzelpersonen<br />

<strong>–</strong> besteht, sich mit eigenen Ideen einzubringen.<br />

Es wäre keine Präsentation im OHO, würden wir diesen sieben Regionalentwicklungskonzepten,<br />

die vor allem auf die Notwendigkeit vernetzten und<br />

systemischen Denkens aufmerksam machen, nicht Werke von KünstlerInnen,<br />

die sich im weitesten Sinne mit Land-Art beschäftigten, als Kontrapunkt<br />

gegenüberstellen. Sie werden Installationen, künstlerische Raumvermessungen<br />

und Land-Art-„Landmarks“, persönliche Blickwinkel mittels Fotografie,<br />

Bild, Installation, Video, Sounds in die Ausstellung einbringen und somit<br />

eine ganz eigene Kartografie der Region erstellen.<br />

Die beteiligten KünstlerInnen: Doris Dittrich, Wolfgang Horwath,<br />

Andreas Lehner, Michaela Putz, Christian Ringbauer,<br />

Alexander Pongracz<br />

In diesem Spannungsfeld künstlerischer und konzeptueller Arbeit präsentieren<br />

die TU Wien, das RMB und das OHO die Arbeiten der StudentInnen<br />

und laden Sie ein, mit uns gemeinsam über Zukunftsstrategien des Bezirkes<br />

Oberwart zu diskutieren.<br />

6<br />

Details zum Stück auf www.oho.at<br />

7


Ideen und Visionen<br />

für den Bezirk Oberwart<br />

Im Zuge unserer Recherchen zur Problematik der Land-<br />

bzw. Stadtflucht und zu den demografischen und wirtschaftlichen<br />

Folgen ergab sich eine freundschaftliche<br />

Zusammenarbeit mit dem Department für Raumplanung,<br />

Fachbereich Regionalplanung und Regionalentwicklung,<br />

der Technischen Universität Wien. Daraus entwickelte sich<br />

ein Projekt, das sich wunderbar in unseren zweiten Teil des<br />

letztjährigen Heimatschwerpunktes, der sich mit der Realität<br />

und Zukunft des Landlebens beschäftigte, einfügt.<br />

Die TU Wien machte dem Regionalmanagement Burgenland<br />

(RMB) und dem Offenen Haus Oberwart das Angebot, mit StudentInnen<br />

eine Studie über den Bezirk Oberwart durchzuführen,<br />

mit dem Ziel, im Rahmen eines Bachelorseminars auf Grundlage<br />

von Raumplanungsvorgaben mehrere Regionalentwicklungspläne<br />

für die Region Oberwart zu erstellen.<br />

Am 9. Oktober 2018 war es so weit: Unter Führung des RMB<br />

begaben sich die StudentInnen und Lehrenden der TU Wien auf<br />

eine Recherchefahrt durch das Burgenland, um mit BürgermeisterInnen<br />

und maßgeblichen Persönlichkeiten des Bezirkes Gespräche<br />

zu führen. Dipl. Ing. Gerhard Pongracz, Beauftragter<br />

für Interkommunale Zusammenarbeit im Regionalmanagement<br />

Burgenland und verantwortlicher Koordinator und Auftraggeber<br />

für diese Forschungsarbeit, führte die StudentInnen durch die<br />

Region und kümmerte sich um die notwendigen Kontakte und<br />

das Wohl der RechercheteilnehmerInnen.<br />

Unterstützt durch Workshops, Vorträge und Präsentationen arbeiteten<br />

die StudentInnen eine Woche im OHO und in der Region.<br />

Nach weiteren Analyseschritten wurden während des Bachelorseminars<br />

an der Universität sieben Leitbilder und Konzeptideen<br />

entwickelt und in einer späteren Evaluationspräsentation am 27.<br />

November mit Verantwortlichen und BesucherInnen des OHO<br />

diskutiert. Nun ging es in die Endphase der Ausarbeitung und<br />

Fertigstellung dieser sieben Regionalentwicklungskonzepte.<br />

Am Montag, dem 28.1.<strong>2019</strong>, präsentieren wir diese Ergebnisse<br />

der StudentInnen in einer großen Ausstellung unter dem Titel<br />

„Kontrapunkt <strong>–</strong> Ideen und Visionen für das Leben am Lande“, bei<br />

der wir auch KünstlerInnen eingeladen haben, sich mit künstlerischen<br />

Arbeiten zum Thema Land Art und Architektur zu beteiligen.<br />

Um die Kraft gestalterischer Designentwürfe im Bereich der<br />

Raumplanung und Regionalentwicklung besser vermitteln zu<br />

können, haben wir die ProfessorInnen, leitenden WissenschaftlerInnen<br />

und StudentInnen des Fachbereichs Regionalplanung<br />

und Regionalentwicklung gebeten, diese Forschungsarbeit näher<br />

zu erläutern. Die Stellungnahmen haben wir hier für Sie zusammengefasst.<br />

Auf der OHO-Homepage (www.oho.at) stellen wir<br />

Ihnen, auf einer eigenen Seite, den gesamten Text zur Verfügung.<br />

VON DER RAUMPLANUNG<br />

ZUR REGIONALENTWICKLUNG<br />

Aufgabe der Raumplanung ist die Koordination der Raum- und<br />

Nutzungsansprüche von Gesellschaft und Wirtschaft (Wohnen,<br />

Bildung, Arbeiten, Freizeit) und des beschränkten und nicht vermehrbaren<br />

Raumpotentials, dem Boden. Die bestmögliche Abstimmung<br />

der Nutzungen erfolgt in einem laufenden Prozess, der<br />

auf politischen Zielvorstellungen basiert.<br />

Dabei werden Planungsräume zumeist durch politisch-administrative<br />

Grenzen definiert, am häufigsten auf Gemeindeebene<br />

mit dem/der Bürgermeister/in als Baubehörde erster Instanz.<br />

Unser Lebens- und Wirtschaftsraum ist jedoch von funktionalen<br />

Zusammenhängen wie Einzugsbereichen, von sozialer Infrastruktur,<br />

von Handel und Dienstleistungen sowie Alltagsmobilität und<br />

räumlichen Identitäten geprägt und bezieht sich überwiegend auf<br />

die regionale Ebene.<br />

Daher ist es längst Zeit, auf der regionalen Ebene zu denken und<br />

zu handeln. Regionale Raumentwicklungskonzepte sind dafür<br />

ein höchst geeignetes Instrumentarium. Sie bilden den Rahmen<br />

für die örtliche Raumplanung und können Antworten auf Problemstellungen<br />

bieten, die auf örtlichen Ebenen nicht oder nicht<br />

ausreichend gelöst werden können.<br />

PROJEKT P2 IN DER REGION OBERWART <strong>–</strong><br />

WERT DER FORSCHUNGSARBEIT VOR ORT<br />

Das Projekt P2 ist eine der wichtigsten Lehrveranstaltungen in<br />

der Raumplanungsausbildung der TU Wien. Seit es diese Ausbildung<br />

an der TU gibt, ist es gute Tradition, Lehrveranstaltungen in<br />

Zusammenarbeit mit PraxispartnerInnen vor Ort durchzuführen.<br />

Die sieben Gruppen hatten heuer alle die Aufgabe, ein „Integriertes<br />

regionales Entwicklungskonzept“ für die kommenden<br />

zehn <strong>bis</strong> fünfzehn Jahre zu erstellen. Das heißt, dass sie sich alle<br />

mit allen räumlichen Belangen und Verflechtungen in „ihrer“ Region<br />

auseinandersetzen mussten: mit dem Leben vor Ort, den<br />

Menschen und gesellschaftlichen Trends, dem Naturraum und<br />

der Siedlungsentwicklung, mit Fragen zur Versorgung und der<br />

Mobilität, mit Fragen zur wirtschaftlichen Entwicklung und dem<br />

Tourismus, der Kultur und wie alle gut zusammenarbeiten können<br />

… Das Spannende an den studentischen Konzepten ist, dass<br />

jede Gruppe eine andere Lösungsstrategie erarbeitete. Also unterschiedliche<br />

thematische Zugänge, wie die vielen Aufgaben in<br />

der Region zielgerichtet gelöst werden können.<br />

Die Rückmeldungen unserer P2-PartnerInnen aus den vergangenen<br />

Jahren belegen, dass viele Ideen der Studierenden praktikable<br />

Lösungsvorschläge darstellen: Lösungen, die so <strong>bis</strong>her in der Region<br />

noch nicht gedacht wurden, die aber eine gute Grundlage für<br />

reale Entwicklungsprojekte sind. Sie können schlagend werden,<br />

wenn die Menschen in der Region die Anregungen aufgreifen und<br />

gemeinsam weiterentwickeln.<br />

SECHS LEITBILDER DER STUDIERENDEN<br />

Glücksregion Oberwart.<br />

Eine Region übernimmt Verantwortung.<br />

Glück ist ein für jeden Menschen erstrebenswerter Zustand, der<br />

durch Indikatoren messbar ist. Aufbauend auf vorhandenen<br />

räumlichen Potentialen werden die Teilgebiete Natur, Tradition,<br />

Ruhe und Begegnung definiert, die die thematischen Schwerpunkte<br />

der Glücksregion darstellen. Dieses Projekt legt den Fokus auf<br />

intensive BürgerInnenbeteiligung. Gemeinschaftlich soll Oberwart<br />

zum glücklichsten Bezirk Österreichs entwickelt werden.<br />

Einen Schritt voraus …<br />

Klimatische Veränderungen, die Notwendigkeit eines Umdenkens<br />

in der Flächenbeanspruchung sowie die Versorgung einer stetig<br />

wachsenden Bevölkerung mit Nahrung, Energie und Wohnraum<br />

in einer rundum vernetzten Gesellschaft stellen neue Anforderungen<br />

an die regionale Raumplanung. Oberwart soll hierbei<br />

urbane und rurale Konzepte aus aller Welt aufgreifen, anpassen,<br />

umsetzen, weiterentwickeln und sich dabei als Forschungslabor<br />

für neue Ideen im Bereich der Landwirtschaft, Wirtschaft, Infrastruktur<br />

und des Sozialraumes etablieren.<br />

LAND]schaft[STADT<br />

Sie genießen noch nicht die Qualitäten einer zentralen Lage, wie<br />

etwa fußläufig erreichbare Nahversorger, und einen öffentlichen<br />

Verkehr, der Sie zu all Ihren regionalen und überregionalen Zielen<br />

bringt? Wir wollen wachsende Gemeinden unterstützen, deren<br />

Potentiale bündeln und stärken, während die Siedlungsräume der<br />

schrumpfenden Gemeinden langfristig ihre Nutzung als Wohnräume<br />

verlieren. Dialoge sollen die Menschen sowohl im Umland<br />

als auch in der Stadt unterstützend begleiten.<br />

Energie weiterdenken<br />

Unser Leitbild baut auf dem Schwerpunkt Lebensenergie auf.<br />

Um den Alltag der EinwohnerInnen möglichst nachhaltig zu gestalten<br />

und eine Work-Life-Balance zu erreichen, muss hier ein<br />

Gleichgewicht geschaffen werden. Es sollen Siedlungsstrukturen<br />

entstehen, die durch kurze Wege und intelligente Vernetzungen<br />

den Menschen zum Einsparen von Lebenskraft verhelfen. Die<br />

Region übernimmt somit eine Vorreiterrolle bezüglich Entschleunigung<br />

und Energieeinsparung.<br />

Gesundheitsregion Oberwart<br />

Im Jahr 2030 sehen wir Oberwart als die Gesundheits- und Entspannungsregion<br />

im Osten Österreichs. Den EinwohnerInnen<br />

möchten wir die Chance bieten, so gesund wie möglich leben und<br />

arbeiten zu können. Pflegebedürftigen Menschen soll die Möglichkeit<br />

geboten werden, sich optimal rehabilitieren und pflegen<br />

zu lassen. TouristInnen soll die Chance geboten werden, aktive<br />

und abwechslungsreiche Urlaube in der Region zu verbringen.<br />

Durchatmen <strong>–</strong> in Oberwart Natur leben<br />

Oberwart zeichnet sich durch heterogene und vielschichtige<br />

Kulturlandschaften aus. Die teils unberührte Natur ist maßgebend<br />

für die weitere Entwicklung der Region. Unter dem Motto<br />

„Durchatmen“ möchten wir Oberwart zeigen, dass man die Region<br />

mit Ruhe und Bedacht optimal voranbringen kann. „Durchatmen“<br />

und zur Ruhe kommen kann man am besten in der Natur. Deshalb<br />

steht der Natur- und Klimaschutz als Querschnittsmaterie<br />

im Zentrum der Entwicklung.<br />

8 9


Die Ausstellung ist von 23.2. <strong>bis</strong> zum 5.3.<strong>2019</strong> zu<br />

besichtigen: von Montag <strong>bis</strong> Freitag zwischen<br />

9:00 und 16:00 Uhr, vor Veranstaltungen<br />

SA., 23.2.<br />

20:00 Uhr<br />

STANDBY COMEDY<br />

Kabarettpremiere von Markus Bittner<br />

Eintritt: VVK € 14,<strong>–</strong> / AK € 16,- (ermäßigt VVK € 12,<strong>–</strong> / AK € 14,<strong>–</strong>)<br />

Bernd Irran wurde 1943 in Wien geboren und lebte in verschiedenen<br />

Orten der Steiermark und in Pinkafeld. Nach der Matura in Graz studierte<br />

er an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. 1966 wurde ihm<br />

der Meisterschulpreis zuerkannt. 1968 schloss er sein Studium mit dem<br />

Akademiediplom ab und erwarb damit den Titel Magister artium. Bis zu<br />

seinem frühen Tod im Jahr 1986 lebte er mit seiner Familie in Pinkafeld. Er<br />

war als Professor für Bildnerische Erziehung am BG/BRG Oberschützen und<br />

als freischaffender Künstler tätig.<br />

Neben seiner künstlerischen Präsenz in Österreich brachten ihm Ausstellungen<br />

in der Schweiz und in Deutschland sowie Science-Fiction-Buchillustrationen<br />

auch internationale Anerkennung.<br />

Was macht ein Kabarett-Newcomer, wenn seine gesamte Familie, Freunde, Verwandte<br />

und ArbeitskollegInnen sein erstes Programm gesehen haben? <strong>–</strong> Er<br />

schreibt ein neues Programm. Ausgangspunkt ist sein großes satirisches Idol Ephraim<br />

Kishon, der einmal sagte: „Ein guter Humorist ist einfach nur ein guter Reporter.“ Die<br />

lustigen Geschichten kann einer sich eben nicht ausdenken <strong>–</strong> die passieren.<br />

So kommt es, dass Bittners zweites Programm ein sehr persönliches ist, das er nicht<br />

im Stil des Stand-ups, sondern im Modus des Standbys vorträgt. Er erzählt dabei<br />

über sein Hobby des Fußballschiedsrichterns, seine Kindheit am Stammtisch des familiengeführten<br />

Beisels sowie über Kuriositäten seines Brotberufs als Chemiker. Die<br />

Erzählperspektive ist die Vogelperspektive. Denn wer sich freiwillig als Schiedsrichter<br />

aufstellt, sich mit Chemie beschäftigt und dann auch noch auf eine Bühne geht, der<br />

muss doch einen Vogel haben.<br />

und nach Vereinbarung.<br />

Fr., 22.2.<br />

19:30 Uhr<br />

BERND IRRAN UND DER PLANET DER KÖNIGE<br />

Vernissage der Erinnerungsausstellung für Bernd Irran<br />

Eintritt frei<br />

Mit seiner Phantasie entführt Bernd Irran alle, denen es gelingt, den Rahmen<br />

der sichtbaren Realität zu überschreiten, in eine erdachte Welt voll Unbekanntem,<br />

Unerwartetem, manchmal scheinbar Gefährlichem, aber immer<br />

ästhetisch Anspruchsvollem. Er sammelte seltene Muscheln, Wurzeln, Steine<br />

… Diese oft skurril anmutenden Objekte vermittelten ihm besondere Inspirationen.<br />

Wesentliche Anregungen fand er in seiner Begeisterung für Science-Fiction-Literatur,<br />

vor allem in den Büchern von Stanislaw Lem, Sterling E.<br />

Lanier, Frank Herbert, Isaac Asimov oder in den Fantasy-Stories von J. R. R.<br />

Tolkien. Seine „Ansichten von anderswo“ sind reine Fiktion, bevorzugt ausgedrückt<br />

mit den traditionellen Mitteln der Zeichnung. Aus diesem Gegensatz<br />

entsteht eine faszinierende Spannung, die es möglich macht, den Künstler<br />

bei seinen „Expeditionen nach innen“ zu begleiten. (Dr. Gottfried Reszner)<br />

do., 28.2.<br />

19:30 Uhr<br />

DATENPOESIE CONTRA DIGITAL BEHAVIORISMUS<br />

Der digitale Salon <strong>–</strong> Lesung und Diskussion<br />

mit Jörg Piringer und Katharina Tiwald<br />

Eintritt frei<br />

Mit dem „digitalen Salon“ möchte das OHO ein neues Format eröffnen, das sich<br />

mit den veränderten Arbeitsweisen, Einflüssen und Spielarten in einer digitalen<br />

Welt auseinandersetzt. Dass hier genreübergreifend diskutiert und präsentiert<br />

wird, versteht sich in einer „Multitasking“-Gesellschaft von selbst. Wenn wir die<br />

heutige Situation von der 30-jährigen Geschichte des Hauses aus betrachten, so<br />

sehen wir eine massive gesellschaftliche Veränderung und eine andere Rezeption<br />

künstlerischen Schaffens, die sich vom Interesse am Entstehen eines Werkes<br />

und an seinen Bezügen zur jeweiligen Schaffensperiode hin zur Präsentation<br />

und Aussage des Werkes verlagert hat. Um es im Sinne des Behaviorismus zu<br />

formulieren: Nicht die Verarbeitung und Umsetzung künstlerischer Arbeit ist<br />

wichtig geworden, sondern der Output. Der innere Schaffensprozess ist zur<br />

Blackbox geworden, der tunlichst nicht in den Vordergrund rücken soll. Vielleicht<br />

ist das der Grund, warum diese Welt so „glatt“ geworden ist.<br />

In diesem ersten „digitalen Salon“ liest Jörg Piringer, einer der hervorragendsten<br />

Künstler auf dem Sektor digitale Kunst, wenn wir das so nennen wollen, aus<br />

seinem neuen Buch „datenpoesie“ und diskutiert mit Katharina Tiwald über die<br />

Frage: Können Lyrik und Poesie dieser glatten und auf brauchbare, verkaufbare<br />

Ergebnisse fokussierten Welt etwas entgegensetzen?<br />

Jörg Piringer versteht die Produktion von Computerliteratur als künstlerische<br />

Forschung und explorative Programmierung, die den subjektiven Aspekt und<br />

den persönlichen Erkenntnisgewinn betonen. Beispiele seines umfangreichen<br />

digital-literarischen Werks legt der Autor, soweit dieses gedruckt dargestellt<br />

werden kann, nun erstmals in Buchform gesammelt vor. Piringers Arbeiten,<br />

die in der Regel das Schreiben oder Umformen eines Computerprogramms<br />

und das Befüllen von diesem mit geeignetem Textmaterial umfassen, sind von<br />

konzeptioneller Raffinesse und einem „coolen“ Humor geprägt.<br />

Eine Veranstaltung des OHO in Kooperation<br />

mit der GAV-Burgenland und dem Pen Club Burgenland<br />

SA., 2.3.<br />

20:00 Uhr<br />

„BUY BUY BABY“ VON DAS PLANETENPARTY<br />

PRINZIP UND MELT DOWNER<br />

SUPPORT: DEAD ENDS FRIENDS<br />

Eine Noise-Rock-Konzept-Performance<br />

über das Konsumieren, eingepackt<br />

in eine Dauerwerbesendung.<br />

Eintritt: VVK € 8,<strong>–</strong> / AK € 10,<strong>–</strong><br />

In einer Zeit des Massenkonsums und des nie enden<br />

wollenden paradiesischen Lebens einer Gesellschaft, die<br />

alles hat, verliert man leicht den Überblick. Den Überblick<br />

über das, was man schon hat, und das, was man noch<br />

gern hätte. Über das, was man unbedingt will, und über<br />

das, was man wirklich braucht.<br />

Drei Frauen, die ohne Ende verkaufen, anbieten, anpreisen,<br />

vorstellen, vorzeigen, werben, verkaufen. „Wer<br />

jetzt nicht kauft, ist selber schuld!“ Man wird beeinflusst,<br />

bezaubert, bezirzt. Ein nie enden wollendes Vorführen<br />

und Lobpreisen von Produkten. Für die Verkäuferinnen,<br />

die Propagandistinnen ihrer Produkte, zählen nur Zahlen.<br />

So viel verkaufen wie geht, Quantität vor Qualität!<br />

Daneben eine Band. Die Musik von Melt Downer gibt<br />

den Rhythmus vor und bildet mit ihren harten Noise-Rock-Klängen<br />

gleichzeitig einen Gegensatz zur<br />

vergnüglichen Verkaufsshow. „Buy Buy Baby” positioniert<br />

sich zwischen Konzert und Theaterperformance und<br />

konfrontiert das Publikum mit Fragen nach dem eigenen<br />

Konsumverhalten und dem der Gesellschaft, in der wir leben.<br />

Besonderes Augenmerk liegt auf der Rolle von Frauen<br />

in einer Welt des Massenkonsums. Außerdem wird die<br />

Kommerzialisierung von Kunst kritisch hinterfragt.<br />

Konzept / Performance:<br />

Victoria Fux, Nora Köhler, Alexandra Schmidt<br />

Musik / Performance:<br />

Melt Downer <strong>–</strong> Wolfgang Möstl,<br />

Mario Zangl, Florian Giessauf<br />

10 11


OHO<br />

DAS ERSTE<br />

JAHRZEHNT<br />

stoßen. Wir waren davon beseelt, unsere künstlerischen<br />

Ambitionen und Ideen in dem Raum, in dem wir lebten umzusetzen.<br />

Somit war die inhaltliche Richtung vorgezeichnet.<br />

Drittens spielte die Dürre im Bereich der zeitgenössischen<br />

Kunst in diesem Kulturraum eine wesentliche Rolle: Es gab<br />

keine Galerie für zeitgenössische Kunst, kein entsprechendes<br />

Theater <strong>–</strong> nichts, was auf Aktivitäten im zeitgenössischen<br />

Kunstbereich in einem adäquaten Rahmen hätte<br />

1 „Nazi-Herrschaft und was uns blieb“ <strong>–</strong> Die erste Ausstellung<br />

im ersten Jahr des OHO sorgte für nervöse Stimmung<br />

unter Ewiggestrigen, 44 Jahre nach dem Krieg. Nicht<br />

zufällig brachte der Entwurf von Wolfgang Horwath das<br />

Anschlussdenkmal von Oberschützen in eine Art Schieflage.<br />

2 Zwei Jahre nach dem Fall des sog. Eisernen Vorhangs<br />

verordnete eine Ausstellung des slowakischen Künstlerkollektivs<br />

Cenkovej Deti dem Publikum eine Packung Konsumkritik.<br />

schließen lassen.<br />

1<br />

aufgrund seines äußerst heterogenen Sprach- und Religionsmixes.<br />

Ende der Siebziger hatte ich aber auch Kontakt<br />

Du hast dir deine allerersten Meriten im Kulturbetrieb<br />

als Mitarbeiter im OHO verdient. Wann und wie <strong>bis</strong>t du<br />

überhaupt an das OHO geraten?<br />

GEORG HOANZL Über Wolfgang Horvath, den ich in einem<br />

Kaffeehaus in Oberwart getroffen habe. Er hat mich gleich<br />

vom Kaffeehaus ins OHO gebracht, wo ich dann Horst Horvath<br />

kennengelernt habe und, wie ich glaube, am gleichen<br />

Tag noch angefangen habe, mit den Leuten im OHO zu<br />

arbeiten. Peter Wagner, Wolfgang R. Kubizek, Trixi Rehm<br />

und Hedi Chaloupka <strong>–</strong> und viele andere lässige Menschen,<br />

an die ich mich sehr gerne erinnere <strong>–</strong> waren auch gleich<br />

Das OHO war von Anfang an durch ein starkes Engagement<br />

und eine offenbar unbezwingbare Leidenschaft<br />

für das Tun und Machen im zeitgenössischen Kulturschaffen<br />

gekennzeichnet. Wie hast du diese Zeit für<br />

dich persönlich erlebt?<br />

BEATRIX REHM Ein Neubeginn, dynamisch, ausufernd, herausfordernd,<br />

grenzwertig und <strong>–</strong>überschreitend.<br />

Ein Ort, der Platz für Engagement für das bot, was mir damals<br />

am Herzen lag <strong>–</strong> sowohl im Kunstausdruck als auch<br />

gesellschaftspolitisch.<br />

zu der Berliner Hausbesetzerszene und dort Bekanntschaft<br />

mit diversen Philosophien autonom verwalteter Kulturund<br />

Jugendzentren gemacht. So entstand die Idee zu einem<br />

Jugendhaus in Oberwart, was als Einforderung im<br />

Stunden danach mit ihrem ganzen Elan und ihrer Schaffenskraft<br />

rund um mich. So haben wir uns jahrelang gemeinsam<br />

und vielfältig für aus meiner Sicht sehr lässige<br />

Projekte eingesetzt.<br />

Worin hat deine Arbeit im OHO bestanden?<br />

BEATRIX REHM Meine Berufsbezeichnung damals war organisatorisch-administrative<br />

Leiterin. Zusammenfassend,<br />

im Hintergrund arbeitend <strong>–</strong> auch unzählige Male selbstaus-<br />

NIcht nur die Bemalung des Jugenhauses, aber vor<br />

allem auch sie erregte die Gemüter in Oberwart.<br />

Jahr 1979 und 1980 noch viel absurder war, als es heute<br />

den Anschein haben mag. Die Geschichte der Realisierung<br />

dieses Jugendhauses ab 1980 muss erst noch geschrieben<br />

werden, denn da waren ja doch eine Menge verschiedener<br />

Menschen, Kräfte, Energien und Fantasien beteiligt, nicht<br />

zuletzt die Politik. Diese hat dem Unternehmen allerdings<br />

Was waren die allerersten Anforderungen, denen das<br />

Unternehmen OHO ausgesetzt war?<br />

GEORG HOANZL Das wird sich, glaube ich, nicht geändert<br />

haben und ist das Problem und die größte Aufgabe aller<br />

Kultureinrichtungen, außer den ganz großen, übermäch-<br />

beutend und die Familie in den Hintergrund stellend, um<br />

Kunstprojekte verwirklichen zu helfen und zu administrieren,<br />

eben der Sache dienend, wie viele andere ebenso. Untergeordnet<br />

dem Willen und Wollen von Kunstschaffenden<br />

und <strong>–</strong>managenden.<br />

nach einigen Jahren die Liebe entzogen, sprich: den Geld-<br />

tigen, staatsnahen Kulturinstitutionen: die Finanzierung<br />

... EINES AUTONOMEN KUNST-<br />

UND KULTURHAUSES DER PROVINZ<br />

Eine Erzählung in Fragen und Antworten<br />

hahn zugedreht, worauf dieses schicksalsbehaftete Haus in<br />

der Lisztgasse 12 plötzlich leer gestanden ist. Zufällig aber<br />

hat sich vis-à-vis von ihm ein junger Arbeitsmarktbetreuer,<br />

der Horstl, angesiedelt, der instinktsicher sofort ein begehrliches<br />

Auge auf das Objekt geworfen hat. Sein Konzept<br />

für ein autonomes Kulturhaus hat mich überrascht, und<br />

und die damit verbundenen Bemühungen, die engagierten<br />

Projekte über Eintrittseinnahmen, Sponsorgelder, Subventionen<br />

und andere Ressourcen zu ermöglichen. Der Großteil<br />

ist und war immer die unentgeltliche oder sehr gering<br />

entlohnte Arbeit aller Mitwirkenden. Da leisten sehr viele<br />

seit Anbeginn sehr Großes.<br />

Du <strong>bis</strong>t damals mit einem sehr „modernen“ Konzept<br />

an deine Arbeit herangegangen. Worin hat dieses bestanden?<br />

GEORG HOANZL Begeisterung. Und im Gefühl, gemeinsam<br />

mit anderen an etwas Sinnvollem zu arbeiten. So meine ich<br />

so war es nur folgerichtig, mich nun auch ins OHO einzu-<br />

es jetzt wirklich. Ich verstehe aber die Frage natürlich auch<br />

klinken. Horst und ich waren uns schließlich schon bei der<br />

anders und habe neben dieser stärkenden emotionalen<br />

Organisation einer großen Anti-NDP-Demonstration 1982<br />

Herangehensweise auch versucht, analytisch und struktu-<br />

in Eisenstadt einig über unsere gesellschaftspolitischen<br />

riert an die uns gestellten Aufgaben heranzugehen. Das ist<br />

Was hat dich als junger Mensch angetrieben, dich im<br />

Jugendhaus und dann später im OHO zu engagieren?<br />

Selbstverwirklichung als Künstler, politisches Denken,<br />

Vorstellungen und Zielsetzungen.<br />

2<br />

gerade im Kreativbereich ein scheinbarer Widerspruch, der<br />

aber sehr viel an künstlerischem Potential zu provozieren<br />

imstande ist.<br />

Rebellion, eine Mischung aus allem?<br />

Erzähle uns etwas von Stimmung und Energetik, die<br />

das OHO in den ersten Jahren seiner Existenz geprägt<br />

PETER WAGNER Folgender Versuch: Aus irgendwelchen<br />

Gründen stand ich mit Oberwart spätestens seit meinem<br />

Hörspiel „Purdy Pista sagt, die Cymbal ist tot“ (1975) auf<br />

Kriegsfuß. Ich hatte nach meiner Matura ein Hörspiel über<br />

den KZ-Überlebenden Stefan Horvath aus Oberwart geschrieben,<br />

nach dessen Ausstrahlung meine Eltern wochenlangen<br />

Telefonterror hatten. Andererseits waren für<br />

mich schon als Gymnasiast in Oberschützen Oberwart<br />

und Umgebung ein spannendes Biotop, vorrangig wohl<br />

haben.<br />

WOLFGANG HORWATH Ich würde sie auf drei wesentliche<br />

Punkte zurückführen. Zum einen ist es der Tatsache zu<br />

verdanken, dass ein umtriebiger Arbeitsmarktbetreuer<br />

namens Horst Horvath auf der Suche nach Projekten war<br />

und das damalige Jugendhaus, das sich in einem Stadium<br />

der Auflösung befand, zu retten versuchte.<br />

Zum zweiten ist er im Dunstkreis dieses Hauses auf Künstler<br />

wie Peter Wagner, Wolfgang R. Kubizek oder mich ge-<br />

Die ersten Jahre des OHO waren geprägt davon, sich<br />

finanziell nach der Decke zu strecken. Hatte das Einfluss<br />

auf die Planung des Veranstaltungsprogramms<br />

im Sinne von „so viel wie möglich“, um mehr Einnahmen<br />

zu lukrieren? Oder achtete man von Beginn an<br />

auf ein anspruchsvolles Programm mit künstlerischer<br />

Handschrift?<br />

PETER WAGNER Es wird wohl beides der Fall gewesen sein,<br />

wobei mich persönlich Einnahmen, Förderungen und der-<br />

12 13


Die erste Theatereigenproduktion des OHO im Jahr 1991. Wolfgang Horwath ließ einen<br />

Teil der Fassade der <strong>bis</strong> dahin baufälligen Ruine der St. Emmerichskirche am ungarischösterreichischen<br />

Grenzzaun ins OHO bauen. Das Stück dazu hieß „Grenzgänger" und stammte,<br />

angelehnt an ein Hörspiel von Jan Rys, von Peter Wagner; Musik: Wolfgang R. Kubizek.<br />

rückhaltung geprägt ist, ist es unvergleichlich schwieriger,<br />

breite Anerkennung in der Gesellschaft zu finden.<br />

Man spricht davon, dass ein Prozent der Bevölkerung an<br />

bildender Kunst interessiert ist ... Also von diesem Gesichtspunkt<br />

aus betrachtet ist es sehr schwierig, diesbezüglich<br />

Interesse und Akzeptanz zu steigern. Dennoch ist es uns<br />

gelungen, die Situation über die Jahre zu verbessern. Ich<br />

bin überzeugt, dass das auf konsequente Qualität und die<br />

Konzeption im Ausstellungsbereich zurückzuführen ist.<br />

Im Übrigen initiierte das OHO 1990 den „1. Burgenländischen<br />

Wettbewerb für bildende Kunst“, der mittlerweile zu<br />

einer fixen Einrichtung in der burgenländischen Förderpolitik<br />

geworden ist!<br />

färbte sein konsequentes Engagement, das eine engstirnige<br />

Provinzialität zugunsten einer emanzipierten Provinz<br />

aufzubrechen versuchte, ab (siehe dazu das von Kubizek<br />

entworfene Plakat in der Beschreibung der Paraphrase<br />

#2 auf das erste Jahrzehnt <strong>–</strong> Künstlergruppe Burgenland <strong>–</strong><br />

kgb polychrom). So war er beispielsweise treibende Kraft<br />

hinter der Gründung des Vereins „KIBu <strong>–</strong> Komponisten<br />

und Interpreten im Burgenland“. Ab Mitte der Neunzigerjahre<br />

engagierte er sich auch in der Gedenkinitiative<br />

RE.F.U.G.I.U.S., später im Bereich der VHS und im Vorstand<br />

des MKÖ (Mauthausen Komitee Österreich). Im OHO selbst<br />

entwarf, organisierte und betrieb er die Reihe „Die andere<br />

Kammermusik“, die die damalige Avantgarde aus den<br />

Wie war die Situation der Frauen in der Kunstszene<br />

rund ums OHO in den 1990er-Jahren überhaupt?<br />

BEATRIX REHM Im Schatten oder im Clinch mit den Dominierenden<br />

<strong>–</strong> hauptsächlich männlich <strong>–</strong> in der Kunstszene. Ich<br />

erinnere mich aber auch an manch mächtig Gute <strong>–</strong> weiblich<br />

<strong>–</strong> in der darstellenden Kunst. Kommunikation mit der männlichen<br />

Dominanz aufzunehmen schien öfters nicht möglich.<br />

STATT EINES INTERVIEWS:<br />

Wolfgang R. Kubizek (1959-2008)<br />

Am 28. Juni 1990, dem ersten, zünftig gefeierten Geburtstag<br />

des OHO, wurde dem Haus seitens des Komponisten<br />

Wolfgang R. Kubizek eine besondere Würdigung zuteil. Das<br />

weltbekannte Artis-Quartett brachte Kubizeks Streichquartett,<br />

das schon im Titel auf das Offene Haus Oberwart ver-<br />

Nach der Schändung des jüdischen Friedhofs 1992 in Eisenstadt entschloss man sich im<br />

gleichen nie wirklich interessiert haben. Ich wollte das zu<br />

der damaligen Zeit völlig Undenkbare: ein zeitgenössisches<br />

Uraufführungstheater am Arsch der Welt! In diesem Anspruch<br />

war ich beinahe blindwütig, wahrscheinlich auch<br />

halbwegs egoman. Es gab im ersten Jahrzehnt des OHO<br />

Jahre, in denen ich drei <strong>bis</strong> vier Theaterstücke geschrieben<br />

und jedes Jahr auch ein <strong>bis</strong> zwei davon im OHO inszeniert<br />

habe. Das Land bietet durch seine archetypische Grenzlandlage<br />

mehr an Themen, als man glaubt! Und das Theater<br />

ist eine fantastische Möglichkeit, sie auf das Terrain einer<br />

überregionalen Wertigkeit zu heben, ohne damit im Quasi-<br />

Provinziellen stecken bleiben zu müssen.<br />

Welchen Einfluss hatte deine Tätigkeit im OHO auf dein<br />

künstlerisches Schaffen (als Musiker, Dramatiker, Literat)?<br />

Gab oder gibt es in deinem Portfolio Werke, die du<br />

ausschließlich auf dein Wirken im OHO zurückführst?<br />

PETER WAGNER Gut die Hälfte meiner Stücke in den Neunzigerjahren<br />

ist mit der gezielten Absicht, sie im OHO zu<br />

realisieren, entstanden, weil sie ja auch thematisch auf<br />

das Grenzland fokussiert waren. Die andere Hälfte ist auswärts,<br />

vornehmlich in Wien umgesetzt worden, wobei wir<br />

zumindest bei zwei oder drei Stücken Koproduktionen mit<br />

Wiener Theatern hatten. Allerdings ist es dem OHO und<br />

mir nicht gelungen, dem zeitgenössischen Theaterschaffen<br />

im Burgenland einen Rahmen zu schaffen, der von der<br />

Kulturpolitik finanziell adäquat bedient worden wäre, und<br />

damit so etwas wie ein Landestheater der Uraufführungen<br />

zu etablieren. Obwohl das OHO durch die Bank gezeigt hat,<br />

wie man sowohl mit technischen als auch dramaturgischen<br />

und ästhetischen Anforderungen an große Produktionen<br />

fertig wird, blieb die Kulturphilosophie des Landes auf diesem<br />

Sektor <strong>bis</strong> heute der Ausrichtung auf Festspiele und<br />

Tourismus verhaftet. Man muss heute noch genauso um<br />

die Finanzierung jeder einzelnen Produktion raufen wie<br />

vor dreißig Jahren. Das halte ich im Grunde auch für eine<br />

persönliche Niederlage.<br />

Dein Kampf um erhöhte gesellschaftliche Akzeptanz<br />

der bildenden Kunst <strong>–</strong> war er von Erfolg gekrönt, zumal<br />

natürlich auch als Zugewinn für ein Kunsthaus der<br />

Provinz wie das OHO?<br />

WOLFGANG HORWATH Man kann bei der bildenden Kunst<br />

nicht von einem Zugewinn für das Haus sprechen, weil sie<br />

von Anfang an ein Bestand des Programms war. Da die<br />

bildende Kunst in der Präsentation eher von Stille und Zu-<br />

weist, zur Uraufführung: „Südlich / ein Haus / offen“ (siehe<br />

dazu Paraphrase #2 auf das erste Jahrzehnt <strong>–</strong> Wolfgang<br />

R. Kubizek <strong>–</strong> Komponist und politischer Kopf). Anderthalb<br />

Jahre später wurde das für den OHO-Schwerpunkt „Das<br />

Land im Land im Land“ komponierte große Orchesterwerk<br />

„4 Stationen für Orchester“ unter der Leitung von Bernhard<br />

Klebel im Kulturzentrum Oberschützen aufgeführt. Es folgten<br />

Kompositionen im Jahrestakt, die Kubizek sowohl für<br />

verschiedene Instrumentalensembles als auch für im OHO<br />

uraufgeführte Theaterproduktionen schrieb, so etwa für<br />

die erste diesbezügliche Eigenproduktion des OHO „Grenzgänger“<br />

(Stück und Inszenierung: Peter Wagner nach dem<br />

Hörspiel von Jan Rys, Bühne: Wolfgang Horwath) sowie für<br />

das in einem zerborstenen Schiff (Bühne: Wolfgang Horwath)<br />

inszenierte Stück „Ein leiser Abend über den Krieg“<br />

(Regie: Peter Wagner). 1996 erfolgte unter der Leitung von<br />

Christoph Cech die erfolgreiche Uraufführung von Kubizeks<br />

„Monolog mit einem Schatten. Eine Windoper“ (Libretto:<br />

Peter Wagner; Bühne: Wolfgang Horwath, Inszenierung:<br />

Michael Sturminger) als Koproduktion von Wiener Konzerthaus<br />

und OHO.<br />

Kubizek erwies sich allerdings nicht nur in seinen Kompositionen<br />

als hochpolitischer, von einem klaren, unbestechlichen<br />

Verstand geprägter Künstler und Mensch. Auch auf<br />

seine vielfältigen Aktivitäten im Bereich der Kulturarbeit<br />

OHO, Jugendliche aus dem BORG in Oberschützen über Krieg und Gewalt schreiben zu<br />

lassen. „Ein leiser Abend über den Krieg" hieß die Produktion und stellte, quasi als Bühne<br />

und Zuschauerraum in einem, ein in der Mitte zerbrochenes Schiff in den OHO-Saal.<br />

Inszenierung: Peter Wagner, Musik: Wolfgang R. Kubizek, Bühne: Wolfgang Horwath.<br />

Bereichen Jazz und experimentelle Musik ins südburgenländische<br />

Oberwart brachte. Sein energisches und oftmals<br />

auch sehr einsames Engagement für zeitgenössisch-avantgardistische<br />

Musik war durchdrungen vom Glauben an die<br />

gesellschaftliche Bedeutung von Musik, auch wenn sich<br />

dieser oftmals ausnahm wie ein Kampf gegen Windmühlen.<br />

Du <strong>bis</strong>t in vielen Bereichen erzählerischer Konzepte<br />

rund um das Kulturland Burgenland und weiterhin als<br />

Künstler tätig. Konntest du für deine jetzige Arbeit von<br />

den Erfahrungen aus deiner (Mit)Arbeit im OHO zehren<br />

bzw. ist dir diese zugute gekommen, und wenn ja: wie?<br />

ANDREAS LEHNER Schwere Frage: Ich muss sie etwas<br />

schwammig und allgemein beantworten: Jede Erfahrung,<br />

die bewusst verarbeitet wird, kommt der nächsten Aufgabe<br />

zugute. Ich hatte in meiner aktiven Zeit im OHO sehr<br />

positive und sehr negative Erfahrungen.<br />

Aber es ist mir wichtig, auf eine Erfahrung hinzuweisen,<br />

14 15


Für den 20. Jahrestag des Attentats von<br />

Oberwart fertigte der Maler Manfred<br />

Bockelmann diese Porträts der vier<br />

ermordeten Roma an. Die Ausstellung<br />

im OHO wurde von Bundespräsident<br />

Dr. Heinz Fischer eröffnet. Bereits 10 Jahre<br />

davor wurden die Überreste der Sprengfalle,<br />

die die Männer in den Tod gerissen<br />

hatte, ebenfalls bei einer Ausstellung<br />

im OHO gezeigt.<br />

Der „Sargdeckel" des alten OHO verbarg unter seiner Oberfläche nicht nur<br />

großräumige Ausstellungen, sondern auch tonnenschwere Bühnenbilder, wie<br />

hier jenes von Wolfgang Horwath zu Peter Wagners „<strong>März</strong>. Der 24." Das Stück<br />

setzte sich, wenige Wochen nach dem Attentat von Oberwart im Jahr 1995, mit<br />

den Geschehnissen rund um das Massaker an etwa 200 jüdischen Zwangsarbeitern<br />

zu Kriegsende in Rechnitz auseinander. Musik: Otto Lechner.<br />

gernis <strong>–</strong> wie auch schon das Jugendhaus<br />

davor <strong>–</strong>, so ist es für Oberwart<br />

spätestens durch die Abwicklung<br />

des Rundherums direkt nach dem<br />

Attentat, vornehmlich durch den<br />

damaligen Geschäftsführer Horst<br />

Horvath und das OHO-Umfeld, zum<br />

lebenswichtigen Instrumentarium<br />

geworden. Wir wissen das. Oberwart<br />

selbst weiß es nicht, <strong>bis</strong> heute nicht. Man hatte auch nicht<br />

den Eindruck, dass die Würdigung des Hauses mit dem<br />

Österreichischen Kunstpreis 2013, vom damaligen Bundespräsidenten<br />

Dr. Heinz Fischer in der Hofburg überreicht,<br />

die Oberwarter Bevölkerung besonders stolz auf sein<br />

Kunsthaus gemacht hätte. Immerhin aber muss man der<br />

Stadtpolitik respektive den Bürgermeistern (Michael Racz,<br />

Gerhard Pongracz, Georg Rosner, Anm.) zugutehalten, dass<br />

sie dem OHO jedenfalls positiv gegenübergestanden sind,<br />

trotz der wahrscheinlich auch bei ihnen vorhandenen Vor-<br />

sich damals als einer der wenigen meiner<br />

Ansicht angeschlossen. Und obwohl dem<br />

damaligen Geschäftsführer Horst Horvath<br />

wohl das Herz blutete, hat er <strong>–</strong> trotz eines<br />

eindeutigen Vorstandsbeschlusses <strong>–</strong> die Planung<br />

von Neuem begonnen. Das Ergebnis ist<br />

heute noch zu sehen.<br />

behalte.<br />

Ich selbst inszeniere ja in den letzten Jahren vornehmlich in<br />

die mein Bewusstsein und viele meiner künstlerischen und<br />

Klagenfurt. Auch aus diesem Eck Österreichs sind seitdem<br />

Hotel- und Wirtshausrechnungen in Oberwart bezahlt worden,<br />

die ohne das OHO nicht bezahlt worden wären. Man<br />

soll also auch den wirtschaftlichen Aspekt des OHO nicht<br />

außer Betracht lassen. Der überwiegende Teil des Geldes,<br />

das dem OHO aus Fördermitteln von Bund, Land und Stadt<br />

zukommt, bleibt in der Region.<br />

Denkwürdige Momente im OHO für dich?<br />

PETER WAGNER Der Entschluss, den Neubau<br />

zu riskieren, zumal mit allen dazugehörigen<br />

finanziellen Unwägbarkeiten. Ich war<br />

ja damals Obmann des Vereins. Allerdings<br />

gehörte für mich auch die Trauer dazu,<br />

Abschied vom alten „Sargdeckel“, als den<br />

persönlichen Entscheidungen <strong>bis</strong> heute geprägt hat.<br />

Es war die Zeit unmittelbar nach dem Attentat auf die Roma-Siedlung<br />

im Feber 1995. Wohl alle Aktiven im OHO<br />

haben sofort die Tragweite dieses Verbrechens erfasst,<br />

lange bevor Politik, Verwaltung und Exekutive die richtigen<br />

Schlüsse zogen und dementsprechend reagierten. Das<br />

OHO mutierte in diesem Augenblick vom provinziellen experimentellen<br />

Kunsthaus zur Schalt- und Koordinationsstelle<br />

für fast alle relevanten Fragen, nachdem die offiziellen<br />

Stellen mehr oder weniger paralysiert waren. In dieser<br />

Zeit war die Aufmerksamkeit Österreichs und der Medien<br />

vieler Länder auf uns gerichtet. Es ist dem Team rund um<br />

Horst Horvath gelungen, Struktur in das Chaos zu bringen<br />

und wesentliche Entscheidungen nachhaltig positiv zu beeinflussen.<br />

In diesem Moment <strong>–</strong> in diesen Tagen <strong>–</strong> haben<br />

sich die Bedeutung und die Position des OHO nicht nur für<br />

Oberwart, sondern für die ganze Republik manifestiert.<br />

Wie wichtig ist das OHO für die Stadtgemeinde Oberwart?<br />

PETER WAGNER Nun, Oberwart ist der Öffentlichkeit vornehmlich<br />

durch das Attentat an den Roma 1995 bekannt.<br />

War das OHO der Stadtgemeinde <strong>bis</strong> dahin eher ein Är-<br />

Was war dein Beitrag zum weiteren Aufbau des OHO<br />

bzw. deine Funktion?<br />

ANDREAS LEHNER Ich möchte meinen Beitrag nicht überbewerten.<br />

Dennoch konnte ich vor allem gemeinsam mit<br />

Wolfgang Horwath eine Reihe von wirklich spannenden<br />

Ausstellungen bildender KünstlerInnen koordinieren.<br />

Leider ist es nicht gelungen, das OHO als Institution für<br />

hochqualitative, kontroversielle und experimentelle bildende<br />

Kunst zu etablieren. Die Konzessionen an einen<br />

vermeintlichen Publikumsgeschmack oder hypothetische<br />

Verbindlichkeiten haben dieses Ziel weitgehend verfehlen<br />

lassen, obwohl es natürlich immer wieder sehr spannende<br />

Kunstprojekte gab und gibt.<br />

Besonders wichtig war mir auch die Arbeit im Zusammenhang<br />

mit der Volksgruppe der Roma. In diesem Bereich<br />

konnte ich wichtige, wahrscheinlich sogar richtungsweisende<br />

Projekte gemeinsam mit einer Reihe von MitstreiterInnen<br />

realisieren.<br />

Einen kleinen Beitrag konnte ich auch zum derzeitigen<br />

Aussehen des OHO leisten. Als der erste Umbauentwurf<br />

zur Entscheidung im Vorstand vorgelegt wurde, habe ich<br />

dagegen argumentiert und gestimmt. Peter Wagner hat<br />

Wolfgang Horwath den alten OHO-Saal bezeichnet hatte,<br />

nehmen zu müssen. Mir waren die veranstaltungstechnischen<br />

Unzulänglichkeiten des „Sargdeckels“ durchaus<br />

bewusst. Dennoch hatte er auch eine gewisse Würde in<br />

seinen Defiziten. Das habe ich sehr geschätzt an ihm: Seine<br />

Resistenz jedweden Vereinnahmungen, seine Sperrigkeit,<br />

seine Trotzigkeit den Zeitläufen und deren (technischen)<br />

Anforderungen gegenüber. Natürlich bin ich nach vielen<br />

weiteren Produktionen froh darüber, mit dem OHO-Neu<br />

ab 1997 einen äußerst probat bearbeitbaren Saal bespielen<br />

zu dürfen <strong>–</strong> der ja vor allem durch Alfred Masals Zutun sich<br />

immer weiter entwickelt hat -, ohne dass dieser gleich mit<br />

der Etikette eines miefigen Multifunktionalismus behaftet<br />

werden kann. Insofern ist es uns gelungen, der Würde<br />

des alten Saales die ganz andere Würde des neuen Saales<br />

hinzuzufügen.<br />

In der Summe der möglichen „denkwürdigen Momente“<br />

im künstlerischen Bereich fällt es schwer, einen gesondert<br />

hervorzuheben, weil es derer wirklich etliche gegeben hat.<br />

Denkwürdig ist alles, was einen Sieg des Unwahrscheinlichen<br />

über das Wahrscheinliche ausmacht. Es war die bare<br />

Lust, Dinge zu tun, die man <strong>bis</strong> dahin in diesem Land nicht<br />

getan hat. Auch weil wir uns, verzeihen Sie mir den Ausdruck,<br />

nichts geschissen haben.<br />

Für mich persönlich war jedenfalls jede einzelne Premiere<br />

meiner Stücke denkwürdig. Allen voran wahrscheinlich<br />

„<strong>März</strong>. Der 24.“ nur wenige Wochen nach dem Attentat,<br />

als sich zur Premiere plötzlich ein erklecklicher Teil des<br />

politischen Österreich im OHO versammelte.<br />

Es gab ja in den ersten Jahren auch Kritiken in den großen<br />

österreichischen Tageszeitungen und im überregionalen<br />

ORF. Aber als man z.B. bei Der Standard den Theaterkritikern<br />

die Fahrtkosten in die Provinz gestrichen hat, wie mir<br />

damals ein Journalist erzählte, sind die auch nicht mehr<br />

gekommen. Auch das ist eine Facette des zeitgenössischen<br />

Kunst- und Theaterschaffens in der Pampa.<br />

Was das OHO betrifft, so war sein erstes Lebensjahrzehnt<br />

ein durchaus ereignisreiches mit, wie wir vermuten,<br />

gewaltigem Adrenalinausstoß. Was hat das OHO zu<br />

jener Ausnahmeerscheinung gemacht, die sich letztlich<br />

den Österreichischen Kunstpreis 2013 verdient hat?<br />

WOLFGANG HORWATH Das OHO ist in seiner langjährigen<br />

Aktivität immer seinem ureigensten Satzgegenstand, nämlich<br />

der Kunst, treu geblieben und hat aktuelle Themen,<br />

Probleme und Phänomene, die die Gesellschaft beschäfti-<br />

16 17


„Cselley goes OHO" <strong>–</strong> Man kann die Beziehung zwischen den drei autonomen Kulturhäusern<br />

des Burgenlandes, Cselley-Mühle, KUGA und OHO, als gut <strong>bis</strong> herzlich bezeichnen.<br />

1998 gastierten die beiden Masterminds der Cselley-Mühle, Robert Schneider<br />

und Sepp Laubner, mit ihren Werken jedenfalls in der neuen Galerie des OHO.<br />

Du <strong>bis</strong>t zwischen 2010 und 2014 auch im Bundesbeirat<br />

für regionale Kulturinitiativen gesessen. Welche Funk-<br />

mehr zu einem unverzichtbaren Meilenstein im zeitgenössischen<br />

Kunstgeschehen in diesem Lande und darüber<br />

hinaus auch bleibt.<br />

tion haben Häuser wie das OHO ganz generell, zumal<br />

in heutiger Zeit, die sich <strong>–</strong> sieht man sich z.B. nur die<br />

rasante digitale Entwicklung an <strong>–</strong> ja doch gravierend<br />

Rückblickend: Wie lautet deine persönliche OHO-Bi-<br />

von den Gründungsjahren des OHO unterscheidet?<br />

lanz? Genugtuung und Dankbarkeit für das Erreichte<br />

ANDREAS LEHNER Das OHO unterscheidet sich von fast<br />

oder graue Haare und Gram für durchlebte Mühsal?<br />

allen ähnlichen Initiativen durch seine Eigenproduktionen,<br />

PETER WAGNER Weder noch. Ich habe einmal für mich<br />

die fast immer wichtige gesellschaftliche Entwicklungen<br />

folgende Überzeugung postuliert: Wüsste ich, dass ich mor-<br />

mit künstlerischen Mitteln reflektieren. Dabei kommen<br />

gen sterbe, müsste ich heute mit dem Leben beginnen.<br />

unterschiedliche Kunstsparten und Medien zum Einsatz.<br />

Das sollte auch für ein niemals vollendetes, vollendbares<br />

Das Haus nimmt damit noch immer eine Vorreiterrolle in<br />

Gesamtkunstwerk wie das OHO gelten: Jeder Tag könnte<br />

der Szene der autonomen Kulturzentren Österreichs ein,<br />

der letzte seines Lebens sein. Und also muss jeder neue<br />

die auch offiziell mit Auszeichnungen und Preisen gewür-<br />

Tag der Beginn des Lebens, des wirklichen Lebens sein.<br />

digt wurde.<br />

Kulturbetriebe, die nur der Routine eines reinen Veran-<br />

Doch um auf den zweiten Teil der Frage einzugehen, kann<br />

staltungsbetriebes folgen, können ohne dieses Selbstver-<br />

man konstatieren, dass vor allem die Entwicklungen und<br />

ständnis vielleicht überwintern, nicht aber in der Weise<br />

Fehlentwicklungen im Bereich der Social Media, aber auch<br />

überleben, dass sich eine Erinnerung an sie lohnte. Es ist ja<br />

die künstlerischen Entwicklungen im digitalen Bereich der-<br />

nicht so, dass das OHO nicht auch diese Phasen durchge-<br />

zeit wahrscheinlich zu wenig Resonanz finden.<br />

macht hätte, also Zeiten, die schlichtweg zu vergessen sind.<br />

Zum Glück ist es aber niemals in ihnen hängengeblieben.<br />

Welchen Weg soll das OHO deiner Meinung nach ein-<br />

Die OHO-Produktion „Die schwarze Kaiserin <strong>–</strong> I kali tschasarkija"<br />

im Sandbruch von Unterwart wurde von 10 Roma-Mädchen als<br />

choreografierte Performance dargeboten. Entwurf der<br />

Kupfermasken: Wolfgang Horwath; Stück und Regie: Peter Wagner;<br />

Musik: Jan Sokol und das Wiener Glasharmonika-Duo.<br />

gen, in der Sprache der Kunst artikuliert. Es erstaunt, welche<br />

Qualität das Haus in seinen Produktionen und in seinem<br />

gesamten Kulturprogramm zustande bringt, vor allem<br />

wenn man die budgetäre Knappheit im Auge hat und sie<br />

mit Produktionen in etablierten Kunstzentren vergleicht.<br />

Das ewige finanzielle Dilemma führt natürlich immer wieder<br />

zu Diskussionen, möglicherweise einen populäreren<br />

Weg im Kulturprogramm einzuschlagen. Dem zu widerstehen<br />

bedarf es einer gewissen Hartnäckigkeit an der Kunst<br />

festzuhalten, und das ist mit Sicherheit ein Aspekt, der das<br />

Haus zu einer Ausnahmeerscheinung macht und auch dazu<br />

geführt hat, seine Qualität wie auch die Professionalität zu<br />

steigern. Aber all das wäre ohne den unermüdlichen Einsatz<br />

<strong>bis</strong> an die Grenzen der Selbstausbeutung von KünstlerInnen,<br />

Angestellten und vielen engagierten Personen<br />

mit Sicherheit nicht möglich.<br />

Diskussion und Reflexion stellten. und natürlich die ungewöhnlichen<br />

Präsentationen und Aktionen im Bereich<br />

der Bildenden Kunst, die sich immer wieder mit anderen<br />

Kunstbereichen verschränkten.<br />

Du hast dich noch vor der Jahrtausendwende beruflich<br />

anders orientiert. Konntest du etwas von den Erfahrungen<br />

aus einem Kulturbetrieb wie dem OHO, der<br />

naturgemäß zwischen Chaos und Wahnsinn pendelt,<br />

für deine neue Tätigkeit sozusagen „mitnehmen“?<br />

BEATRIX REHM Sich durch Chaos nicht in den Wahnsinn<br />

oder sich vom Wahnsinn nicht in das Chaos treiben lassen.<br />

Einen roten Faden wahrnehmen, aufnehmen und die Arbeit<br />

in möglichst effektiver Reihenfolge daranknüpfen.<br />

Du hast dich nach deiner Lehrzeit im OHO zu dem wahrscheinlich<br />

bekanntesten Kulturmanager Österreichs<br />

entwickelt. Viele der Künstler aus der Blütezeit des<br />

Kabaretts der Neunzigerjahre stehen bei dir unter Vertrag.<br />

Wie stehst du zu den Künstlern?<br />

GEORG HOANZL Vertragslos, aber mit großer gegenseitiger<br />

Bindung und Dankbarkeit für die Arbeit der vergangenen<br />

drei Jahrzehnte und einem gemeinsamen Blick nach vorne.<br />

Nach 30 Jahren haben Kulturhäuser immerhin drei<br />

Jahrzehnte Entwicklung mit all ihren Problemen, Krisen,<br />

aber auch Highlights hinter sich. Du hast sie alle<br />

mehr oder weniger intensiv mitgemacht. Wie kann<br />

oder soll es weitergehen mit diesem Haus?<br />

WOLFGANG HORWATH Es gab jede Menge „up and downs“<br />

oder jede Menge Schleudergefahr auf diesem Weg. Zurzeit<br />

sage ich, dass sich dieses „Kunstvehikel“ auf einer sehr<br />

guten Fahrt befindet. Wie lange sie anhält und welche Veränderungen<br />

in der Zukunft auf das OHO<br />

zukommen, kann ich nicht abschätzen,<br />

nur soviel, dass Veränderungen Gewissheit<br />

sind. Wichtig sind jedenfalls jene<br />

Menschen, die hier Verantwortung<br />

übernehmen und arbeiten. Eine gewisse<br />

Unsicherheit besteht immer in dem<br />

Verhältnis zur Politik, da sich dieses im<br />

Zuge politischer Veränderungen auch<br />

jederzeit ändern kann.<br />

Es bleibt daher eigentlich nur die Hoffnung,<br />

dass die mühsam erlangte Wertschätzung<br />

für dieses Haus als solche<br />

nicht nur erhalten bleibt, sondern viel-<br />

schlagen, um den Ansprüchen eines zukunftsfähigen,<br />

modernen und offenen Kulturhauses gerecht zu werden?<br />

PETER WAGNER Bleiben, wie es ist, und sich immer neu<br />

erfinden, um das Alte hinter sich lassen zu können und<br />

nicht unbedingt bleiben zu müssen, wie es ist. Man hat<br />

ja schließlich dreißig Jahre lang bewiesen, dass man es<br />

nicht nötig hat, für die kalten Nester der Vergangenheit<br />

zu heizen.<br />

Verfolgst du mitunter noch die laufenden Aktivitäten<br />

des OHO?<br />

Die letzte Theatereigenproduktion im „alten<br />

Da du persönlich über einen künstlerischen Hintergrund<br />

verfügst: Worin hat für dich die tatsächliche<br />

künstlerische Wertigkeit des Hauses in diesem ersten<br />

Jahrzehnt bestanden?<br />

BEATRIX REHM Vor allem in den Eigenproduktionen, die<br />

kritisch Themen hinterfragten und in anderer Form zur<br />

GEORG HOANZL Ständig! Und ich freue mich dann immer<br />

über die fruchtbaren Impulse, die vom OHO ausgehen, wie<br />

wenn es noch immer mein Unternehmen wäre. Wenn ich<br />

es dann alle Ewigkeiten schaffe, vorbeizukommen, freue<br />

ich mich über die Lebendigkeit und Präsenz, die von dieser<br />

nicht nur für mich sehr wichtigen Plattform ausgehen.<br />

OHO": „Oberwart. Mon amour" von Peter<br />

Wagner, Bühne: Wolfgang Horwath. Im Bild<br />

Johanna Tomek, Chefin des koproduzierenden<br />

Theater.m.b.H., und Gregor Seberg. Die<br />

Produktion wurde im Frühjahr 1997 unter<br />

bereits halb abgerissenem Dach gespielt.<br />

Wenige Monate danach stand das „OHO neu".<br />

18 19


VERANSTALTUNGEN<br />

UND SCHWERPUNKTE<br />

IM OHO VON 1989 BIS 1998<br />

OHO 1989<br />

19 Konzerte<br />

2 Partys<br />

5 Ausstellungen bildender Kunst<br />

8 Kinderveranstaltungen<br />

15 Treffen und Vorträge<br />

3 Kurse, Workshops, Seminare<br />

9 Lesungen<br />

9 Diskussionen<br />

2 Feste<br />

SCHWERPUNKTE<br />

1. Eröffnung des Offenen Hauses<br />

Oberwart am 23. Juni 1989<br />

2. „Nazi-Herrschaft und was uns blieb“ <strong>–</strong><br />

historische Ausstellung<br />

3. „Burgenland: Im Osten geht die Sonne<br />

auf und die bildende Kunst unter“ <strong>–</strong><br />

Podiumsdiskussion<br />

4. „Wir leben im Verborgenen“ <strong>–</strong><br />

Lesung Ceija Stojka und Diskussion<br />

OHO 1990<br />

29 Konzerte<br />

3 Partys<br />

8 Ausstellungen bildender Kunst<br />

9 Kinderveranstaltungen<br />

31 Treffen und Vorträge<br />

7 Kabaretts und Theater<br />

7 Kurse, Workshops, Seminare<br />

4 Lesungen<br />

7 Diskussionen<br />

1 Fest<br />

1 Ausstellung<br />

SCHWERPUNKTE<br />

1. Theatereigenproduktion „Grenzgänger <strong>–</strong> Das<br />

lange Sterben des Hörspielautors Jan Rys aus<br />

Unterrabnitz im Burgenland“ von Peter Wagner<br />

2. 1. Burgenländischer Wettbewerb für bildende<br />

Kunst im Burgenland<br />

3. „Südlich / ein haus / offen“ <strong>–</strong> Suite für<br />

Streichquartett von Wolfgang R. Kubizek,<br />

komponiert zum Jahresjubiläum<br />

4. Gründung des Vereins „Grenzlos“ zur<br />

Unterstützung, Beratung und Integration<br />

von Flüchtlingen und Ausländern<br />

5. „Künstlergruppe Burgenland“ <strong>–</strong> Ausstellung<br />

OHO 1991<br />

21 Konzerte<br />

12 Partys<br />

7 Ausstellungen bildender Kunst<br />

5 Kinderveranstaltungen<br />

34 Sitzungen, Treffen und Vorträge<br />

3 Kabarett- und Theatervorstellungen<br />

4 Kurse, Workshops und Seminare<br />

6 Lesungen<br />

2 Gesellschaftspolitische Ausstellungen<br />

3 Diskussionen<br />

1 Roma-&-Sinti-Ball<br />

SCHWERPUNKTE<br />

1. „1. Roma-&-Sinti-Ball“<br />

2. „Das Land im Land im Land <strong>–</strong> Reflexe zum<br />

Jubiläum Burgenland 1921<strong>–</strong>1991“ <strong>–</strong> 7-teilige<br />

Aktionsreihe<br />

3. Theatereigenproduktion „Burgenland.<br />

Eine Farce“ von Peter Wagner<br />

4. „Von Ost to East: 70 for 4“ <strong>–</strong> Ausstellung<br />

von Nyrom, Wolfgang Horvath, Herwig Koller,<br />

Andreas Lehner<br />

5. „Vor 71 Jahren <strong>–</strong> Das Land der Großväter“<br />

<strong>–</strong> akustisch<strong>–</strong>optische Installation von Karl<br />

Lichtenberger<br />

6. Orchesterkonzert im KUZ Oberschützen<br />

mit u. a. „4 Stationen für Orchester“<br />

von Wolfgang R. Kubizek<br />

7. „Von Ost to East: Das Objekt“ <strong>–</strong><br />

Ausstellung der Künstlergruppe Cenkovej Deti<br />

8. Gründung von „Geschriebenstein“ <strong>–</strong><br />

Zeitschrift für Gesellschaft und Kultur<br />

OHO 1992<br />

18 Konzerte<br />

9 Partys<br />

7 Ausstellungen bildender Kunst<br />

11 Kinderveranstaltungen<br />

34 Sitzungen, Treffen und Vorträge<br />

12 Kabarett- und Theatervorstellungen<br />

4 Lesungen und Videopräsentationen<br />

8 Diskussionen und Filmvorführungen<br />

5 Feste<br />

5 Die andere Kammermusik im OHO<br />

12 Jazz im Café<br />

SCHWERPUNKTE<br />

1. „Friedenskultur 1: Ein leiser Abend<br />

über den Krieg“ <strong>–</strong> Jugendliche schreiben,<br />

KünstlerInnen inszenieren<br />

2. „Die andere Kammermusik im OHO“ <strong>–</strong><br />

Jazz der Avantgarde<br />

3. Gründung des Verlags „edition lex<br />

liszt 12“ <strong>–</strong> Bücher zur Kultur-, Sozial- und<br />

Gesellschaftspolitik bzw. zu Geschichte/n<br />

der vier Zungen des Burgenlandes<br />

4. Gründung des Vereines „RE.F.U.G.I.U.S.“ <strong>–</strong><br />

Rechnitzer Flüchtlings- Und Gedenkinitiative<br />

Und Stiftung<br />

OHO 1993<br />

12 Konzerte<br />

3 Partys<br />

1 Ausstellung<br />

2 Kinderveranstaltungen<br />

4 Sitzungen, Treffen und Vorträge<br />

1 Theatervorstellung<br />

4 Diskussionen<br />

2 Feste<br />

5 Musik im Café<br />

SCHWERPUNKTE<br />

1. „Friedenskultur 2: Tanz im Spinnennetz:<br />

Das Prinzip Hoffnung“ <strong>–</strong> 7-teilige Aktionsreihe<br />

2. „Der Tanz im Spinnennetz“ <strong>–</strong> inszeniertes<br />

Oratorium nach Texten des bosnischen<br />

Dichters Kemal Mahmutefendic<br />

3. „Zaungäste“ <strong>–</strong> Eine Aktion bildender<br />

KünstlerInnen aus Bosnien, Serbien<br />

und Kroatien<br />

4. „Angst als politische Kategorie“ <strong>–</strong><br />

Muster für ein neues Prinzip Hoffnung<br />

5. „Zerstörte Jüdische Gemeinden im<br />

Burgenland“ <strong>–</strong> eine Spurensicherung<br />

6. Gründung der Plattform<br />

„SOS Mitmensch Burgenland“<br />

OHO 1994<br />

8 Konzerte<br />

4 Kabaretts<br />

9 U-Parties/ Project 94<br />

4 Ausstellungen ildende Kunst<br />

4 Die andere Kammermusik im OHO<br />

2 Kinderveranstaltungen<br />

3 Lesungen<br />

1 Projektpräsentation<br />

2 Diskussionen, Diavorträge<br />

2 Tanzprojekte<br />

4 Musik im Café<br />

SCHWERPUNKTE<br />

1. Angst als politische Kategorie 2:<br />

„Gewalt ist vorbereitet“ <strong>–</strong> Ausstellung in<br />

mehreren Orten des Burgenlandes<br />

2. Die andere Kammermusik im OHO:<br />

Bertl Mütter, Off-Beat, Trio Clarin,<br />

Jeannette de Boer und Julian Schutting<br />

3. „5 Jahre OHO“ <strong>–</strong> ein Fest<br />

4. „Letters of fear“ <strong>–</strong> ein Projekt von<br />

Andreas Lehner<br />

5. „Das braune Netzwerk“ <strong>–</strong> Film und Diskussion<br />

6. „Totschweigen“, „Im Dunstkreis“,<br />

„Geraubte Kindheit“ <strong>–</strong> Filmtag<br />

OHO 1995<br />

12 Konzerte<br />

1 Party<br />

4 Ausstellungen bildender Kunst<br />

22 Kinderveranstaltungen<br />

11 Diskussionen und Vorträge<br />

11 Kabarett- und Theatervorstellungen<br />

6 Lesungen und Buchpräsentationen<br />

4 Dia- und Filmvorführungen<br />

1 Benefizfest<br />

4 Die andere Kammermusik im OHO<br />

2 Veranstaltungen im Café<br />

7 Seminare<br />

3 CD- + Schallplattenbörsen<br />

SCHWERPUNKTE<br />

1. Aktionsreihen zu „1938-1988“<br />

und „1945-1995“<br />

2. Theatereigenproduktion<br />

„<strong>März</strong>. Der 24.“ von Peter Wagner<br />

3. „Tu was gegen Gewalt“ <strong>–</strong> Aktionswochenende<br />

4. „Innenbild Außenbild Außenbild Innenwelt“ <strong>–</strong><br />

Ausstellung von Elisabeth Kaziz-Hitz,<br />

Hans Lenes, Joachim Gartner, Lothar Gartner,<br />

Eva Riemer, Wolfgang Horwath<br />

OHO 1996<br />

25 Konzerte<br />

5 Kabaretts<br />

21 Diskussionen, Vorträge, Seminare<br />

3 Ausstellungen bildende Kunst<br />

4 Die andere Kammermusik im OHO<br />

14 Kinderveranstaltungen<br />

7 Lesungen, Buchpräsentationen<br />

1 Volksgruppenkongress<br />

1 Alternativbuchmesse<br />

3 Schulausstellungen<br />

2 Dia-, Filmvorführungen<br />

1 Jugendbandwettbewerb<br />

6 diverse Feste<br />

6 Veranstaltungen im Café<br />

SCHWERPUNKTE<br />

1. Operneigenproduktion „Monolog mit<br />

einem Schatten. Eine Windoper“ von<br />

Wolfgang R. Kubizek und Peter Wagner <strong>–</strong> in<br />

Koproduktion mit dem Konzerthaus Wien<br />

2. „Anne Frank <strong>–</strong> Eine Geschichte für<br />

heute“ <strong>–</strong> Ausstellung<br />

3. „Jugend & Politik im OHO“ <strong>–</strong><br />

Aktionswochenende im Gedenken an die<br />

ermordeten vier Roma in Oberwart.<br />

4. Ausstellungen: Josef Sulek <strong>–</strong> Skulpturen;<br />

Günter Pedrotti <strong>–</strong> Installation; Roseneder &<br />

Roseneder <strong>–</strong> „Wir bitten zu Tisch“<br />

5. Planung des OHO-Umbaus<br />

OHO 1997<br />

19 Konzerte + 1 Festival<br />

4 Kabaretts<br />

2 Filme, Diskussionen<br />

1 Ausstellung<br />

1 Jugend-Theater<br />

1 Kinderveranstaltung<br />

2 Lesungen, Buchpräsentationen<br />

1 OHO-Abschiedsfest<br />

1 Die andere Kammermusik im OHO<br />

2 CD-Präsentationen<br />

1 Musiktheater<br />

18 Theatervorstellungen „Oberwart.<br />

Mon amour.“<br />

SCHWERPUNKTE<br />

1. Theatereigenproduktion „Oberwart.<br />

Mon amour“ von Peter Wagner <strong>–</strong> in<br />

Koproduktion mit Theater m.b.H.<br />

2. „An der Grenze des Erlaubten“ <strong>–</strong><br />

Ausstellung im Stadtpark Oberwart<br />

über Kunst und Zensur in Österreich<br />

3. „Am Anfang des Endes des Anfangs“ <strong>–</strong><br />

Abschiedsfest vom OHO-Alt<br />

4. Umbau des OHO <strong>–</strong> April <strong>bis</strong> Oktober<br />

5. Theatereigenproduktion „Die Eiserne<br />

Grenze“ von Peter Wagner<br />

OHO 1998<br />

11 Konzerte<br />

3 Kabaretts<br />

3 Ausstellungen bildender Kunst<br />

4 CD-Präsentationen, DIA<br />

5 Die andere Kammermusik im OHO<br />

9 Theater<br />

5 Lesungen, Buchpräsentationen, Symposium<br />

1 Weinverkostung<br />

2 Partytime im Café<br />

2 Generalversammlungen<br />

8 Kinder und Jugend<br />

SCHWERPUNKTE<br />

1. Theater-Wiederaufführung „Jeder<br />

Tag ein Aschermittwoch und der Tag<br />

davor ein Karneval“ <strong>–</strong> in Zusammenarbeit<br />

mit der Volksschule Jabing<br />

2. Theatereigenproduktion „Die Schwarze<br />

Kaiserin“ von Peter Wagner, Musik Jan Sokol<br />

3. Die andere Kammermusik: „Über die<br />

Verführung von Engeln“ von und mit<br />

Paul Gulda; Boris Sinclair Hauf, Franz<br />

Hautzinger, Bertl Mütter.<br />

4. „Cselley goes OHO“ <strong>–</strong> Ausstellung<br />

mit Sepp Laubner und Robert Schneider<br />

5. „Pannonische Gespräche 1 + 2“ <strong>–</strong> Symposion<br />

6. „das ganz normale“ <strong>–</strong> Aktionsreihe über Rassismus<br />

und Vorurteile von VHS, SOS-Mitmensch<br />

Bgld., RE.F.U.G.I.U.S., Grüne Bildungswerkstatt<br />

Burgenland und OHO<br />

Szenenfoto aus „Monolog mit einem Schatten. Eine Windoper"; Musik: Wolfgang R.<br />

Kubizek, Libretto: Peter Wagner, Bühne: Wolfgang Horwath; Dirigent: Christoph Cech,<br />

Regie: Michael Sturminger. Eine Koproduktion des OHO mit dem Konzerthaus Wien.<br />

20 21


1 Mitglieder des Renovierungskurses und Horst Horvath vor dem noch<br />

als solches erkennbaren, jedoch bereits verblichenen Jugendhaus Oberwart.<br />

Das Jungendhaus: steter Stein des<br />

Anstoßes in Oberwart. Dem OHO erging<br />

es zunächst nicht besser. Es erwies<br />

sich letztlich aber als hartnäckiger,<br />

resistenter <strong>–</strong> und wohl auch als<br />

sattelfester in der Orthographie.<br />

2 Regiebesprechung bei Peter Wagner in Deutsch Kaltenbrunn. Nur<br />

Minuten vor Aufnahme dieses Fotos wurde bekannt, dass vier junge<br />

Roma-Männer in Oberwart Opfer eines Bombenattentats geworden waren.<br />

2<br />

1<br />

DEN MUT ZU TRÄUMEN UND<br />

DIE KRAFT ZU KÄMPFEN<br />

Er ist, wie man so sagt, ein Mochatschek, einer,<br />

der die Ärmel hochkrempelt, nicht viel fragt und<br />

einfach tut. So geschehen vor 30 Jahren, als er mit<br />

einer Gruppe Langzeitarbeitsloser das ehemalige<br />

Jugendhaus renovierte, um wenig später den Verein<br />

OHO zu gründen. Bis 1999 hat er als Obmann bzw.<br />

Geschäftsführer die Geschicke des Hauses gelenkt.<br />

Zahlreiche Initiativen und Projekte sind durch sein<br />

Engagement entstanden <strong>–</strong> Horst Horvath.<br />

Für das Blattwerk hat ihn Christian Keglovits<br />

zum Interview gebeten.<br />

Horst Horvath<br />

Wie kam es dazu, dass aus dem ehemaligen Jugendhaus<br />

das Offene Haus Oberwart entstanden ist?<br />

Ich stamme ursprünglich aus Neudörfl und bin im 1986er<br />

Jahr aus dem Nordburgenland ins Südburgenland gekommen,<br />

um als sogenannter Arbeitsmarktbetreuer unter<br />

Bundesminister Alfred Dallinger im Nonprofit-Bereich Jobs<br />

zu schaffen. Auf der Suche nach einem Büro führte mich<br />

der Zufall in die Lisztgasse. Die Steuerberatungskanzlei<br />

Sommer ist aus ihrem damaligen Büro, das vis-à-vis vom<br />

Jugendhaus lag, ausgezogen und ich bin dort eingezogen.<br />

Eines meiner ersten Arbeitslosen-Projekte war die Sanierung<br />

des Granariums der Burg Schlaining, wo es darum<br />

gegangen ist, langzeitarbeitslose Jugendliche und auch<br />

ältere Erwachsene gemeinsam arbeiten zu lassen, und<br />

die Jugendlichen von den Älteren lernen. Viele Roma aus<br />

dem Bezirk Oberwart waren mit dabei, und es war schon<br />

ein erster Schritt hin in Richtung Renovierung des Jugendhauses<br />

in Oberwart.<br />

Im November 1987 war eine Generalversammlung des Vereines<br />

Jugendhaus Oberwart angesetzt. Auf der Tagesordnung<br />

stand die Schließung des Hauses, weil man schlicht<br />

kein Geld mehr hatte, wobei man mir anfangs versicherte,<br />

dass der Schuldenstand eh nicht so hoch wäre. Wie sich<br />

später herausstellte waren die Außenstände aber doch<br />

beträchtlich. Jedenfalls hab ich <strong>–</strong> ich war damals auf dem<br />

Weg in die UdSSR <strong>–</strong> dem damaligen Vorstand einen Brief<br />

geschrieben <strong>–</strong> „Gewählt raus aus der Krise <strong>–</strong> packen wir´s<br />

an!“ -, mit der Bitte, man solle die Schließung überdenken,<br />

da man immerhin über ein Haus mit sehr günstiger Miete<br />

vom Bund verfügte.<br />

Ich hab damals schon so etwas wie ein Grundkonzept für<br />

ein offenes Haus mit 3 Schwerpunkten entworfen:<br />

Erstens ein offener Jugendhausbetrieb mit Café und Extraraum,<br />

zweitens eine Kultur- und Kunststätte im Saal und<br />

drittens ein Büro-, Informations- und Seminarzentrum im<br />

Obergeschoss als Drehscheibe. Das war überhaupt mein<br />

Grundansatz für die Idee zu einem neuen Haus, nämlich<br />

eine Drehscheibe nicht nur für junge Menschen, sondern<br />

auch für Erwachsene zu schaffen, nach dem Motto „Miteinander<br />

ist besser als Gegeneinander“. Anfangs hießen<br />

wir KuKuK (Kunst und Kultur und Kommunikation), bevor<br />

sich dann der Name „OHO <strong>–</strong> Offenes Haus Oberwart“ etabliert<br />

hat.<br />

Wie ist überhaupt der Name OHO entstanden?<br />

Ich hab in Wien beim Bundespräsidenten-Wahlkampf für<br />

Freda Meissner-Blau gearbeitet und hatte dort mit einem<br />

Werbetexter <strong>–</strong> Wilfried Uitz <strong>–</strong> zu tun, der auch für BMW<br />

tätig war. Und da sind wir eine ganze Nacht lang zusammengesessen<br />

und haben hunderte Namensvorschläge<br />

durchgekaut. Bis der mich schlussendlich fragte: „Was<br />

willst du denn eigentlich?“ Ich sagte: „Ich will ein Haus,<br />

das offen ist für Jung und Alt.“ Und er fragte, wo das Haus<br />

denn stehe. „In Oberwart.“ „Na dann heißt das Haus ´Offenes<br />

Haus Oberwart.´“ Fertig. Einen halben Tag später<br />

haben wir ein erstes Logo entwickelt und so ist das OHO<br />

entstanden.<br />

Wie ist es zu so etwas wie einem ersten Budget gekommen?<br />

Was waren die Grundlagen, ein Unternehmen<br />

wie dieses finanziell auf die Beine zu stellen <strong>–</strong> und<br />

letztlich auf den Beinen zu halten?<br />

Eine erste Ernüchterung war, dass die Schulden des Vereins<br />

Jugendhaus größer waren, als zuerst angegeben. Das<br />

ist mir nach und nach bewusst geworden. Der Ferry Sauerzopf<br />

hat uns tausend Schilling als Unterstützung gegeben,<br />

was damals viel Geld war. Die sind gleich mal beim<br />

Finanzamt gelandet. Wir haben dann bald mit dem Betrieb<br />

eines Cafés im Jugendhaus begonnen. Zum Arbeiten hab<br />

ich auch meine Freunde aus dem Nordburgenland, wie<br />

Helmut Paar, eingeladen. So ist z.B. eine neue Bar entstanden.<br />

Die Nemeth Isa, die auch heute noch im OHO<br />

tätig ist, hat damals ausgemalt und das Kaffeehaus eine<br />

Zeit lang betrieben. Dann lernte ich Wolfgang Horvath<br />

(heute Horwath) kennen, der einer der ersten Künstler<br />

war, der eine Ausstellung im Haus gemacht hat. Mit dem<br />

Kaffeehaus, Veranstaltungen und mit der Unterstützung<br />

von Sponsoren ist es nach und nach gelungen, die finanziellen<br />

Altlasten abzubauen, und so konnten wir letztlich<br />

durchstarten. 1988 konnten wir bereits den Verein OHO<br />

gründen, der damalige Vorstand bestand aus Sonja Kleinrath<br />

(Kassierin), Silvia Resch (Schriftführerin) und mir als<br />

Obmann. Im gleichen Jahr haben wir das Jugendhaus im<br />

Zuge eines Renovierungskurses mit arbeitslosen Jugendlichen<br />

von Grund auf saniert. 1989 haben wir das erneuerte<br />

Jugendhaus als Offenes Haus Oberwart neu eröffnet. In unserem<br />

ersten Jahr 1989 hatten wir 19 Konzerte, 2 Parties, 5<br />

Ausstellungen Bildender Kunst, 8 Kinderveranstaltungen,<br />

15 Treffen und Vorträge, 2 Kabaretts, 3 Kurse, Seminare,<br />

9 Lesungen usw.<br />

Mit von der Partie waren von Anfang 1989 neben den bereits<br />

erwähnten auch Georg Hoanzl, Christine Teuschler,<br />

Maria Kappel, Elisabeth Farkas, Thomas Unger, Christine<br />

Heindl und viele mehr.<br />

22 23


Lange Zeit eine Art Triumvirat im OHO:<br />

Wolfgang Horwath, Peter Wagner und Horst Horvath.<br />

Altbürgermeister<br />

Michael Racz<br />

2<br />

Peter Wagner gemacht, einen Preis für bildende Kunst mit<br />

Andreas Lehner und Wolfgang Horwath ins Leben gerufen,<br />

das Projekt mit Wolfgang R. Kubizek „Südlich / ein Haus /<br />

offen“, ebenso das Projekt „Das Land im Land“ anläss-<br />

GUTE ZEITEN,<br />

SPANNUNGSGELADENE<br />

ZEITEN<br />

1<br />

1 Vermessungsarbeiten am sog. Kreuzstadel in Rechnitz, einem<br />

der Brennpunkte der Aktivitäten von RE.F.U.G.I.U.S.<br />

2 Die edition lex liszt 12 hat sich zum umtriebigsten Verlagshaus<br />

des regionalen Verlagswesens im Burgenland entwickelt.<br />

lich 70 Jahre Burgenland. Wir gründeten die Zeitung „Geschriebenstein“<br />

und haben nach Jahren wieder den ersten<br />

Roma-Ball organisiert. Wir haben den Verlag „edition lex<br />

liszt 12“ („Gesetz der Lisztgasse 12“, Adresse des OHO)<br />

gegründet, auch den Verein RE.F.U.G.I.U.S. <strong>–</strong> Rechnitzer<br />

Flüchlings- und Gedenkinitiative <strong>–</strong> usw., also es war immer<br />

was los. Im Jahr des Roma-Attentates 1995 war es ganz<br />

wichtig, dass es uns gegeben hat, sonst wäre es in der<br />

War das schon ein Grund für das spätere Zerwürfnis,<br />

ehe es ab 1999 zu einer neuen Zeitrechnung kam,<br />

oder wie ist es aus deiner Sicht zu der damaligen Krise<br />

zwischen dir und einigen anderen Hauptakteuren<br />

gekommen?<br />

Sowohl die Eröffnung des OHO als auch der Umbau<br />

mit seiner Wiedereröffnung 1997 fallen in die<br />

Amtszeit des Oberwarter Altbürgermeisters Michael<br />

Racz. Er erinnert sich:<br />

Öffentlichkeit nicht in der weise aufgearbeitet worden,<br />

Aus meiner Sicht waren die Hauptgründe die Diskussion<br />

„Wenn ich spontan nach der Entstehung des OHO gefragt<br />

wie das schließlich geschehen ist. Und 1996 haben wir<br />

über die grundsätzliche Ausrichtung des Hauses und die<br />

werde, dann muss ich sagen, da ist schon einiges verblasst,<br />

Eine erste große Geschichte, mit der wir uns gleich von<br />

dann begonnen, den neuen Umbau zu planen, für dessen<br />

Rollenaufteilung der beteiligten Personen. Es ist eine Neu-<br />

weil es schon so lange her ist. Es hat schöne Momente<br />

Beginn an einen Namen gemacht haben, war das Projekt<br />

Zustandekommen Peter Wagner einen sehr wichtigen Bei-<br />

ausrichtung im Raum gestanden: Wir müssen ein Kunst-<br />

gegeben, weil es ein Treffpunkt für junge Menschen war.<br />

„Naziherrschaft und was uns blieb“. Und da hat es dann<br />

trag mit seinem Brief nach Brüssel geleistet hat. Und beim<br />

haus sein. Das war die neue Idee, die im wesentlichen vom<br />

Das ist aber von der Nach-barschaft nicht freudig aufge-<br />

schon auch Hauptschuldirektoren gegeben, die bei uns<br />

damaligen Finanzminister und späteren Bundeskanzler<br />

Peter kam, der Wolfgang H. hat das dann mitgetragen. Ich<br />

nommen worden, denn wo Jugend ist, ist Leben und wo<br />

angerufen bzw. uns geschrieben und gemeint haben, wir<br />

Viktor Klima hab ich schließlich gemeinsam mit Kurt Kuch<br />

wollte das Haus offen lassen für alle Aktivitäten und nicht<br />

Leben ist, ist Lärm. Die größte Sorge war aber eigentlich<br />

sollten damit aufhören und endlich Ruhe geben.<br />

erreicht, dass wir, also der Verein OHO, das Haus samt<br />

nur für die Kunst. Die Frage ist immer, was bringt’s, was<br />

die finanzielle Situation. Der Gemeinde ist es wirtschaftlich<br />

Grundstück vom Bund zu einem erschwinglichen Preis<br />

kostet es? Natürlich haben wir auch viele Veranstaltungen<br />

auch nicht gut gegangen und man hat von der Gemein-<br />

Apropos: Gab es politisch und gesellschaftlich nur Ge-<br />

erwerben konnten.<br />

im Haus abgehalten, die mit Kunst und Kultur nichts zu<br />

deverwaltung entsprechende wirksame Unterstützung<br />

genwind oder hat es vor, bei und nach der Gründung<br />

tun gehabt haben wie diverse Feiern und Parties, aber die<br />

erwartet. Es war natürlich schwer, alle Wünsche und Er-<br />

des OHO auch positive Stimmen gegeben?<br />

Was hat das OHO am Leben erhalten?<br />

waren halt da, um Geld zu verdienen.<br />

wartungen zu erfüllen.<br />

Natürlich gab’s mehr Gegenwind, weil das Haus noch im-<br />

Den Mut zu träumen und die Kraft zu kämpfen. Wir haben<br />

Und dann die Idee, wir müssen uns einen künstlerischen<br />

mer den Ruf einer Haschbude gehabt hat. Wobei ich immer<br />

uns Dinge in den Kopf gesetzt und die haben wir dann<br />

Leiter holen <strong>–</strong> das wurde der Michael Muhr. Ich hätte mich<br />

Auf alle Fälle war und ist das OHO wichtig für Oberwart,<br />

gesagt habe, im Haus möchte ich das nicht haben, weil<br />

durchgezogen. In der ersten Phase waren das eben Peter<br />

nur um das Finanzielle kümmern sollen. Ich fand das keine<br />

vor allem als Integrationsort. Nach dem Umbau war ich<br />

ich das grundsätzlich ablehne. Es hat schon eine Weile<br />

Wagner, Wolfgang Horwath, den ich hinzugeholt habe,<br />

so gute Idee. Hedi Chaloupka, die jahrelang ehrenamtlich<br />

angenehm überrascht, weil die räumlichen Voraussetzun-<br />

gedauert, <strong>bis</strong> die große Anerkennung gekommen ist. Je<br />

um das frisch renovierte Café zu „behübschen“, und ich.<br />

die Verantwortung über die Kassa innehatte, hat dann<br />

gen geschaffen worden sind, um eine positive Entwicklung<br />

nach politischer Couleur mal mehr, mal gar keine Aner-<br />

Dann ist irgendwann Wolfgang R. Kubizek <strong>–</strong> „der Teufels-<br />

auch mit mir aufgehört. Wir ließen uns vom Finanzamt,<br />

gewährleisten zu können. Die Stimmung damals war span-<br />

kennung. Z.B. haben Schulprojekte einen wichtigen Beitrag<br />

geiger“ <strong>–</strong> dazugestoßen, genauso wie Andreas Lehner und<br />

von der Gebietskrankenkasse alles prüfen, haben das Haus<br />

nungsgeladen, würd ich sagen, zwischen den Betreibern<br />

dazu geleistet, Vorurteile der Elterngeneration abzubauen,<br />

viele andere. Zu den einzelnen Projekten haben wir dann<br />

für den Verein gekauft und es dann ruhigen Gewissens<br />

und jenen, denen diese Aufbruchstimmung etwas suspekt<br />

da diese <strong>–</strong> angelockt durch die Arbeiten ihrer Kinder <strong>–</strong> das<br />

unterschiedliche Leute dazu geholt. Das 3er-Team waren<br />

schuldenfrei übergeben.<br />

vorgekommen ist. Weil gewisse Misstöne laut wurden nach<br />

erste Mal ins OHO kamen und feststellten, dass es ja so<br />

an sich der Peter, der Wolfgang H. und ich.<br />

kritischen Äußerungen mancher im OHO Tätigen.<br />

schlimm nicht ist.<br />

Ihr habt das OHO nicht nur am Leben erhalten, son-<br />

Wie lautet dein persönliches Resümee über deine Jahre<br />

Zum Geburtstag wünsche ich dem OHO, dass die Entwick-<br />

Wie hast du dieses erste Jahrzehnt des OHO, das ja<br />

dern es hat eine stete Aufwärtsentwicklung genom-<br />

im OHO?<br />

lung weiterhin eine positive sei, dass weiterhin ordentliche<br />

auch wesentlich durch dich geprägt war, insgesamt<br />

men. War der große Umbau 1997 dann eine logische<br />

Es war eine sehr erfolgreiche Phase. Wir haben <strong>–</strong> was mir<br />

Arbeit geleistet wird, die so vielfältig ist, wie das Leben sich<br />

erlebt?<br />

Folge dieser Entwicklung?<br />

persönlich immer sehr wichtig war <strong>–</strong> gesellschaftspolitisch<br />

darstellt. Dass es weiterhin gelingt, solche Programme zu<br />

Es waren sehr bewegende, sehr aktive Jahre, ich hab das<br />

Jein, also ich hätte das in der Form nicht gebraucht. Ich<br />

viel erreicht und das immer in Verbindung mit Kunst und<br />

gestalten, die die verschiedensten Strömungen berück-<br />

alles sehr lange ehrenamtlich gemacht und kein Geld dafür<br />

glaube, dass das ein Einschnitt war. Wir haben gewusst,<br />

Kultur. Wir haben viele Pflänzchen zum Wachsen gebracht,<br />

sichtigen und das ist derzeit der Fall. Daher: Gratulation<br />

genommen bzw. Jobs gemacht, um mir mein Gehalt zu<br />

es gibt Geld von der EU (Ziel 1 Förderung), und wenn man<br />

es ist viel gesät worden und auch viel aufgegangen.<br />

und Anerkennung von meiner Seite!<br />

verdienen. Wir hatten jedes Jahr eine große Produktion auf<br />

das jetzt nicht in Anspruch nimmt, bietet sich die Chance<br />

die Beine gestellt und im 1990er Jahr den ersten Flücht-<br />

nicht mehr so schnell. Meine Meinung war: Sanieren ja<br />

lingsverein gegründet, das erste große Theaterstück mit<br />

natürlich, aber nicht in dem großen Stil umbauen.<br />

24 25


„Winterlandschaft" von Rudolf Klaudus, dem<br />

Begründer der „Künstlergruppe Burgenland" im Jahr 1956.<br />

PARAPHRASE #1<br />

die Gruppe gut zwei Jahrzehnte später unter dem Namen<br />

„kgb-polychrom“ neu formierte, präsentiert die Ausstellung<br />

ab 8. <strong>März</strong> <strong>2019</strong> nebst neuen Werken der Gruppe auch<br />

manche Arbeit bereits verstorbener Künstler.<br />

Bei der Gründung der Gruppe im Jahr 1956 gab ihr erster Präsident,<br />

Rudolf Klaudus, das Motto, „die Kunst im Burgenland<br />

aus dem Provinzialismus herauszuführen“, aus. Genau dieser<br />

Leitsatz klingt auch noch Jahrzehnte später wie jene Losung,<br />

der sich auch das OHO als seinem Auftrag verschrieben hat.<br />

Als symptomatisch dafür kann das von Wolfgang R. Kubizek<br />

Fr., 8.3.<br />

19:30 Uhr<br />

KÜNSTLERGRUPPE BURGENLAND <strong>–</strong><br />

KGB POLYCHROM<br />

Vernissage<br />

Eintritt frei<br />

entworfen Plakat mit der Aufschrift „Kultur aus der Provinz<br />

ist nicht gleich provinzielle Kultur“ gelten. So sehr die Provinz<br />

Thema vieler Kunstaktionen im OHO war und ist, so sehr war<br />

und ist es ihr erklärtes Ziel, den unter „Provizialismus“ subsumierten<br />

Begriff mit Qualität zu konterkarieren. Gewiss steht<br />

mittlerweile auch bei der „Künstlergruppe Burgenland <strong>–</strong> kgb polychrom“ die<br />

Befreiung vom Mief des Provinzialismus nicht mehr so sehr im Vordergrund<br />

wie einst, dennoch bleibt der Kampf um die Überwindung alter Vorurteile.<br />

Die Ausstellung ist von 9.3. <strong>bis</strong> zum 19.3.<strong>2019</strong> zu<br />

Denn nach wie vor behandeln gerade Kunstberichterstattung und <strong>–</strong>kritik die<br />

besichtigen: von Montag <strong>bis</strong> Freitag zwischen<br />

Erzeugnisse jenseits der urbanen Zentren äußerst stiefmütterlich. Das betrifft<br />

9:00 und 16:00 Uhr, vor Veranstaltungen<br />

natürlich nicht nur die bildende Kunst, doch gerade auch sie.<br />

und nach Vereinbarung.<br />

VON DER<br />

„KÜNSTLERGRUPPE<br />

BURGENLAND“ ZU<br />

„KGB-POLYCHROM“<br />

Am 28. Juni 1990 feierte das OHO seinen ersten Geburtstag. Das musste<br />

schon insofern zu einem tatsächlichen Fest geraten, als man zu diesem<br />

Zeitpunkt in keiner Weise wusste, wie lange es diesen Schandfleck in Oberwart<br />

überhaupt geben würde. Man durfte dem Kind daher zum Erreichen<br />

des ersten vollendeten Lebensjahres mit gutem Grund gratulieren. Und das<br />

mit einem besonderen Geschenk: Es wurde dem OHO zunächst durch die<br />

Uraufführung des Streichquartetts „Südlich / ein Haus / offen“ von Wolfgang<br />

R. Kubizek durch das weltbekannte Artis-Quartett unterbreitet. Das Stück<br />

wurde danach mehrfach in unterschiedlichen Konzertsälen aufgeführt und<br />

wird auch wieder am 29. <strong>März</strong> im Rahmen des Kubizek-Schwerpunktes im<br />

OHO zu hören sein, dieses Mal interpretiert vom Koehne-Quartett.<br />

(Siehe dazu 30 Jahre OHO <strong>–</strong> Paraphrase #2 auf das erste Jahrzehnt.)<br />

Neben der Rede „Zur Lage der Kulturnation“ von Peter Wagner durfte bei<br />

diesem Geburtstagsfest auch der bildende Sektor, von Wolfgang Horwath<br />

seit Anbeginn mit besonderem Nachdruck betrieben, nicht fehlen. Und<br />

Bei Gründung der „Künstlergruppe<br />

Burgenland", die sich ab 2013<br />

„kgb- polychrom" nannte, war<br />

Wolfgang R. Kubizek noch nicht<br />

geboren. Dennoch knüpft sein<br />

Plakat dreieinhalb Jahrzehnte später<br />

nahtlos an ein Problem an, mit dem<br />

sich KünstlerInnen in der Provinz<br />

auch heute noch konfrontiert sehen.<br />

Wir erlauben uns, an dieser Stelle einen Ausschnitt aus einem Artikel von<br />

Franz Probst in der BF (Burgenländische Freiheit) vom 4. Juli 1990 wiederzugeben,<br />

in dem er unter dem Titel „Zur Kultur: Ein Jahr OHO“ schrieb:<br />

„... Denn am Anfang einer lebendigen Kulturszene darf nicht die Subvention der<br />

Obrigkeit, sondern die Aktivität der Basis stehen. Jene Aktivität, die in Oberwart<br />

vom OHO bewiesen wurde, die vor dem Wagnis, vor Irrtümern und Irrwegen<br />

nicht zurückschreckt, sich nicht auf die Rezeption des ´Modernen´ und des<br />

Experiments beschränkt, sondern selbst ´Moderne´ und Experiment, Herausforderung<br />

und Provokation ist. OHO ist all dies in einem einzigen Jahr geworden<br />

und hat sich in dieser kurzen Zeit aus allen Bedrohungen und Irrtümern heraus,<br />

die seine Existenz in Frage stellten, zu einer ´Drehscheibe für gesellschaftspolitische,<br />

soziale und kulturelle Anliegen´ entwickelt. Und zu einem Kommunikationszentrum,<br />

das die Konfrontation und ´heiße Eisen´ nicht scheut, das auch Mut<br />

zum Unvollkommenen hat und in diesen 12 Monaten in ungeahntem Ausmaß<br />

literarische und bildnerische Kreativität einer ganzen Region geweckt hat. Oft ist<br />

es angestoßen, oft hat es Anstoß erregt durch seine Einsätze für die Minderheiten<br />

Eine Ausstellung als künstlerische Paraphrase<br />

auf das erste Jahrzehnt des OHO<br />

so richtete die „Künstlergruppe Burgenland“ eine der ersten Großausstellungen<br />

im OHO aus, was soviel besagte und <strong>bis</strong> heute besagt, dass<br />

das gesamte Haus einer Ausstellung zur Verfügung steht. Nachdem sich<br />

unseres Landes etwa oder die Offenlegung von Schuld und Verbrechen einer<br />

Zeit, und immer hat es Unbehagen bei den Satten hervorgerufen. Immer war es<br />

aber Stimme der Jungen, deren Recht es ist, anders zu sein als die Etablierten“<br />

26<br />

27


Kunst muss unbequem<br />

sein dürfen<br />

SA., 9.3.<br />

20:00 Uhr<br />

LOLA BLAU VON GEORG KREISLER“<br />

Musical-Kabarett mit<br />

der Schauspielerin Tamara Stern<br />

Eintritt: VVK € 15,<strong>–</strong> / AK € 18,<strong>–</strong><br />

(ermäßigt VVK € 13,<strong>–</strong> / AK € 15,<strong>–</strong>)<br />

Die starke Verbindung zwischen der jüdischen<br />

Schauspielerin Tamara Stern und der Figur<br />

Lola Blau stehen im Mittelpunkt dieses Abends. Das wohl<br />

bekannteste Wiener Ein-Frau-Musical des scharfzüngigen Satirikers<br />

Georg Kreisler erzählt die tragisch-humorvolle Lebensge-<br />

Es gibt einen alten ORF-Bericht zum Umbau, in dem<br />

Sie sagen, Kunst müsse unbequem sein dürfen.<br />

schichte einer jungen Wiener Schauspielerin, die 1938 vor den<br />

Nazis flüchten musste.<br />

Für dieses Mal scheint<br />

die Politik sogar mehr<br />

zu lachen als die für<br />

das OHO Verantwortlichen:<br />

Peter Wagner,<br />

Haben Sie das OHO als besonders unbequem erlebt?<br />

Das OHO spricht eine eigene, klare, sehr oft provokante<br />

Sprache und es vertritt ein Thema, nämlich das der Menschenrechte.<br />

Das Roma-Thema war immer sehr präsent,<br />

auch das Flüchtlingsthema. Im OHO ist man sehr direkt<br />

in allem, das finde ich gut. Und ja, das ist manchmal unbequem,<br />

weil man einen Spiegel vor die Nase gehalten<br />

bekommt, der aufzeigt, wo die Fehler im politischen Handeln<br />

sind oder in der Gesellschaft. Das ist nicht angenehm,<br />

aber notwendig.<br />

Mit seinen unvergleichlichen Liedern schildert Kreisler fast auto-<br />

biografisch den Weg einer Künstlerin in die Emigration, ihren<br />

Erfolg und die bittere Wiederkehr in eine Heimat, die ihr keine<br />

mehr sein kann und will!<br />

Es trinkt, spielt und singt: Tamara Stern<br />

Pianist: Marcelo Cardoso Gama<br />

Szenische Regie: Ernst Kurt Weigel<br />

Technik: Jennifer Skriwan<br />

Eine Produktion des Off Theaters Wien<br />

Horst Horvath,<br />

Christa Prets<br />

und LH Karl Stix<br />

bei der Eröffnung<br />

des neuen OHO<br />

1997<br />

Das OHO war in Oberwart <strong>–</strong> vielleicht auch genau<br />

wegen dieser Direktheit <strong>–</strong> lange Zeit umstritten.<br />

Waren Sie gern da, bei Veranstaltungen oder wenn<br />

Sie selbst etwas eröffnet haben?<br />

Diese Skepsis war mit ein Grund dafür, warum ich beson-<br />

Beim Spatenstich für das „OHO neu“ war sie<br />

als Kulturlandesrätin dabei. Immer wieder hat<br />

sie betont, dass es Kunst erlaubt sein müsse,<br />

unbequem zu sein. Und auch wenn das OHO<br />

Christa Prets zu ihrem Amtsantritt mit einer<br />

Provokation begrüßt hatte, ist zwischen der<br />

ehemaligen Kulturlandesrätin und den OHO-<br />

Verantwortlichen eine fast freundschaftliche<br />

Verbindung entstanden.<br />

Frau Prets, es muss ganz kurz nach Ihrer Angelobung<br />

als Landesrätin gewesen sein <strong>–</strong> da gab es einen<br />

Offenen Brief vom OHO an Sie. Wie erinnern Sie sich<br />

an diesen Start?<br />

Ich hab damals gar nicht gewusst, wie mir geschieht. Der<br />

Offene Brief hat mich sehr betroffen gemacht, weil ich mir<br />

gedacht hab: Was wollen die von mir? Kein Mensch kennt<br />

mich, die wissen nicht, wie ich bin oder arbeite und gehen<br />

einfach davon aus, dass ich nichts mit ihnen anzufangen<br />

wüsste. Ich hätte erwartet gehabt, dass man vorher zu mir<br />

kommt und man einander kennenlernt. Und ich war dann<br />

auch ziemlich nachtragend, also ich hatte eine Liste bei<br />

mir am Schreibtisch liegen mit den Namen von allen, die<br />

den Brief damals unterschrieben haben, weil ich gedacht<br />

hab: Na, irgendwann werden sie kommen und jeder wird<br />

irgendwas brauchen.<br />

Und war´s dann auch so?<br />

Ich hab wirklich jeden, der kam, sofort drauf angesprochen:<br />

Warum seid ihr nicht auf mich zugekommen? Aber<br />

das haben wir alles abgearbeitet, es hat sich alles gelegt<br />

und es sind dadurch auch, man kann schon fast sagen,<br />

Freundschaften entstanden. Es ist ein sehr gutes Klima<br />

geworden und ich erinnere mich gern an die vielen Abende<br />

bzw. auch Nächte, die wir durchdiskutiert haben, auch als<br />

es dann um den Umbau ging: Wie groß soll das sein? Was<br />

kann das Land dazu beitragen? Die Wünsche sind natürlich<br />

immer größer als das, was man dann an finanziellen<br />

Mitteln hat, und man muss sich irgendwo einigen. Das haben<br />

wir auch gemacht. Ein <strong>bis</strong>schen mehr ist es trotzdem<br />

geworden als zuerst vereinbart. Aber das haben die Schlitzohren<br />

schon mitbedacht gehabt (lacht). Die haben sich<br />

wahrscheinlich gedacht: „Wenn´s einmal fertig ist, kann<br />

man eh nichts mehr machen.“ Aber ich hab mich dann<br />

sehr gefreut, dass es geworden ist, wie es geworden ist.<br />

ders gerne hingefahren bin. Also ja, ich war immer sehr<br />

gern im OHO, weil grad das Provokante notwendig war,<br />

und man sieht ja auch, dass sich mit der Zeit vieles legt.<br />

Jetzt ist das OHO akzeptiert, und ich finde, dass man auch<br />

in der Funktion als Kulturpolitikerin oder Kulturpolitiker<br />

grade für solche Institutionen eintreten muss und für die<br />

Menschen, die in der Kritik stehen, weil sie anders denken<br />

und querdenken.<br />

Aus dem OHO hört man, dass man Sie nach Ihrer<br />

Zeit als zuständige Landesrätin dann sogar<br />

vermisst hat …<br />

Das kann ich nur zurückgeben, auch ich habe alle sehr<br />

vermisst, weil der Kontakt natürlich mitunter durch meine<br />

Zeit in Brüssel weniger geworden ist. Ich denke noch<br />

immer gerne an die vielen Nächte, in denen wir diskutiert<br />

haben. Über verschiedene Themen und Positionen, wo ich<br />

in meiner Funktion als Mitglied der Landesregierung immer<br />

auch verschiedene Dinge abwägen musste. Vielleicht<br />

hat auch das eine oder andere Schnapserl geholfen, dass<br />

wir dann immer zusammengekommen sind (lacht). Ich<br />

bin auch noch immer OHO-Mitglied und finde, dass die<br />

Arbeit ganz, ganz wichtig ist, die dort gemacht wird. Ich<br />

verfolge das und schaue regelmäßig, was sich Aktuelles<br />

in Oberwart tut. Hoffentlich bleiben die OHO-Leute so<br />

kritisch, so eigen und so eigensinnig!<br />

FR., 15.3.<br />

20:00 Uhr<br />

„NEVER REACH THE END“ <strong>–</strong> REFRAIN COLOR<br />

Konzert: Worldmusic<br />

Eintritt: VVK € 13,<strong>–</strong> / AK € 16,<strong>–</strong> (ermäßigt VVK € 11,<strong>–</strong> / AK € 13,<strong>–</strong>)<br />

Wie facettenreich und vielschichtig man unter dem Begriff<br />

Weltmusik auch heute noch agieren kann, beweist die Band<br />

Refrain Color mit ihren südburgenländischen und südsteirischen<br />

Wurzeln auf ihrer soeben erschienenen CD „Never Reach<br />

the End“ (ATS Records) auf eindrucksvolle Art und Weise.<br />

Was die fünfköpfige Truppe auf den Weg bringt, ist Instrumentalmusik,<br />

bei der die Grenzen zwischen den einzelnen Spielformen<br />

und Stilen vollkommen aufgehoben zu sein scheinen.<br />

Die insgesamt zehn Stücke offenbaren sich als ein einziges<br />

faszinierendes und vielschichtiges klangliches Feuerwerk, das<br />

einfach fesselt und begeistert.<br />

Mecky Pilecky (Schlagzeug, Perkussion)<br />

Stefan Weiß (Melodeon, Drehleier, Harfe, Stimme)<br />

Manfred Gutmann (E-Gitarre)<br />

Thomas Klauber (E-Bass)<br />

Michi Bergbaur (Posaune, Tuba)<br />

28<br />

29


Sehr geehrte<br />

Damen und Herren,<br />

IV<br />

...<br />

Natürlich hängt auch die Provinz längst schon in der Globalisierungsfalle.<br />

Die elektronischen Medien und Kommunikationsmaschinen<br />

haben das Ihre getan, um räumliche<br />

Distanzen aufzuheben und die Welt zu einem einzigen Ort,<br />

respektive Nicht-Ort beinahe schon wahllos fließender Information<br />

zu machen.<br />

Insofern ist das überlieferte Bild der Provinz als Endstation<br />

des Zeitgeistes heute zumindest anzweifelbar. Provinz<br />

muss nicht zwangsläufig Provinz sein, die Wegstrecke<br />

zwischen modernistischer Urbanität und nachziehender,<br />

sich anbiedernder Provinz ist entfallen, der Geist der Zeit<br />

in Sekundenbruchteilschnelle zu transportieren <strong>–</strong> auch in<br />

die Provinz und aus der Provinz.<br />

Freilich bleibt noch immer die Frage offen, ob die Entwicklung<br />

in den Köpfen der Rasanz in den technischen Labors<br />

und industriellen Werkstätten noch einigermaßen standhalten<br />

kann. Provinz wird weiterhin existieren, solange sie<br />

eine Befindlichkeit in den Köpfen der Menschen darstellt.<br />

Man wird sagen können: Provinz hat nichts mehr mit der<br />

Unterscheidung Stadt-Land zu tun, sondern ausschließ-<br />

PETER WAGNER<br />

FESTVORTRAG ZUR WIEDERERÖFFNUNG<br />

DES OFFENEN HAUSES OBERWART<br />

AM 25. OKTOBER 1997 / AUSZUG<br />

LIEBE FREUNDE, MITGLIEDER,<br />

AKTEURE DES OHO!<br />

Der neue Saal des OHO erstmals gut gefüllt.<br />

Die Prominenz gastiert, wie üblich, in den ersten Reihen.<br />

lich mit einer ganz bestimmten Befindlichkeit. Provinz ist<br />

die Selbstgerechtigkeit des Kleinbürgers: Ob sie Thomas<br />

Bernhards „Heldenplatz“ mit dem Brustton der Empörung<br />

und dem so süffisanten wie verklemmten Schielen<br />

auf Wählerstimmen skandalisiert; ob sie anlässlich einer<br />

Nitsch-Ausstellung ihre Fäkalien ablädt; ob sie behauptet,<br />

wer Visionen habe, brauche einen Arzt; ob sie im Verein mit<br />

der Kirche an einem Schutzalter für Homosexuelle festhält;<br />

ob sie einen Achternbusch-Film über Jesus Christus per<br />

Gesetz österreichweit verbieten lässt; ob sie als tägliches<br />

Kleinformat die Herrschaft über den gesunden Menschenverstand<br />

antritt; ob sie das OHO als den wahren Schandfleck<br />

Oberwarts deklariert; ob sie in hunderttausendfacher<br />

Handschrift ein Ausländervolksbegehren unterschreibt;<br />

oder ob sie gleich eine Rohrbombe in die ewige Ungereimtheit<br />

österreichischer Identität platziert <strong>–</strong> die Provinz zieht<br />

sich flächendeckend durch das Seelenleben des gestrigen<br />

und heutigen Österreichs. Und: Die Provinz ist wieder dabei,<br />

sich zu emanzipieren, wo sie der Meinung ist, verloren<br />

gegangenes Terrain zurückgewinnen zu müssen. Da ihr<br />

die Moderne immer schon verdächtig war, hält sie die Zeit<br />

für reif, endlich wieder Schluss mit den Experimenten zu<br />

machen, den politischen, den künstlerischen, den existenziellen.<br />

Die Provinz ist das Credo der Selbstgerechten. Von<br />

Blau über Schwarz, Rot und Gelb <strong>bis</strong> Grün.<br />

Auch jener Teil der Kulturpolitik, der glaubt, zeitgenössische<br />

Kunst wäre lückenlos in das merkantile Netz und<br />

marktpolitische Gesetz einzuschleusen, frönt, auf durchaus<br />

salopp-zeitgeistige Weise, dem reaktionären Geist der<br />

Provinz. Die Provinz ist die Inthronisierung des Musters an<br />

der Stelle der Strategie.<br />

V<br />

Das Offene Haus Oberwart hat sich etabliert.<br />

In dieser lapidaren Feststellung liegen Fluch und Auftrag<br />

des Hauses in gleicher Weise. In ihr ist der Vulkan der Paradoxie<br />

verankert, der unter unseren Füßen arbeitet. Zwar<br />

werden wir nach wie vor von vielen Oberwartern sicher nicht<br />

geliebt, vom Großteil mit interessiertem Wegschauen als<br />

hinzunehmende Tatsache registriert, aber es ist dennoch<br />

unübersehbar geworden, dass das Offene Haus Oberwart<br />

über eine für seine Größe ansehnliche Öffentlichkeit verfügt,<br />

die längst die Grenzen des Burgenlandes sprengt. Die Erwartungshaltung<br />

auf die Qualität der Produktionsmaschine ist<br />

hoch. Darüber hinaus hat sich in den letzten Jahren so etwas<br />

wie ein Klischee auf gewisse Forderungen, die an dieses<br />

Haus gestellt werden, gebildet: Das OHO soll provokant sein.<br />

Hofnarren dürfen, was vielen anderen den Kopf kosten<br />

würde. Dennoch bleiben sie als Hofnarren in der Substanz<br />

ihrer Wirkung eher jämmerlich, gemessen an dem, was sie<br />

äußern dürfen. Abgesehen davon ist die Gefährdung, die<br />

dem Klischee des Provokanten wie ein Beiwagen ansitzt,<br />

beträchtlich. Wer provokant ist, weil er glaubt, es sein zu<br />

müssen, führt seine Kritik am Bestehenden selbst sehr<br />

schnell ad absurdum und noch schneller in die Peinlichkeit.<br />

Andererseits ist Provokation sehr wohl ein Auftrag. Er kann<br />

sich allerdings nur sehr mittelbar einlösen, wenn er einem<br />

Publikum tatsächlich zum Gewinn gereichen soll. Zum Beispiel<br />

in der Kunst. Je höher die Qualität der Kunst ist, die<br />

dem Publikum hier geboten wird, desto größer die Provokation.<br />

Denn Provokation heißt, das <strong>bis</strong>her Verdeckte und<br />

Versteckte hervorzurufen unter der Kruste persönlicher<br />

und gesellschaftlicher Konvention und Unterdrückung.<br />

Daher lautet der allererste Auftrag an dieses Haus: Wir<br />

müssen den Fluch, der auf uns lastet, ernst nehmen und<br />

Qualität produzieren. Obwohl und gerade weil unser Thema<br />

die Provinz ist. So gesehen liegt gerade in der Gründlichkeit<br />

einer Arbeit die größte Provokation.<br />

Qualität aber ist nicht umsonst. Und das in jeder Hinsicht.<br />

Wer nun einmal auf Geld angewiesen ist, der ist auch abhängig<br />

von ihm.<br />

Das Offene Haus Oberwart ist damit Teil des Establish-<br />

Peter Wagner stand 1996 <strong>bis</strong> 1998 sowie 2011 <strong>bis</strong> 2015 dem Offenes Haus<br />

Oberwart (OHO) als Obmann vor. In die erste Periode fiel der Umbau<br />

eines alten, in den Neunzehndreißigern erbauten Gebäudes mit Saal in<br />

einen modernen Kulturbau mit mannigfacher Nutzungsmöglichkeit vor<br />

allem in den Bereichen Theater, Musik, Tanz und bildende Kunst.<br />

Die vollständige Rede anlässlich der Wiedereröffnung des neu erbauten<br />

Offenen Hauses Oberwart am 25. Oktober 1997 ist nachzulesen in:<br />

Peter Wagner: Es ist eine Not mit uns, eine pannonische Polemik <strong>–</strong><br />

Kommentare, Reden, Offene Briefe, Zwischenspiele; edition lex liszt 12,<br />

Oberwart, 2016.<br />

ments. Weder die Verwaltung<br />

solch eines Kulturhauses noch<br />

die Kunst, die in ihm produziert<br />

wird, kann ohne das Geld, das<br />

das politische Establishment<br />

zur Verfügung stellt, existieren.<br />

Die Politik und nur die Politik trifft die Entscheidung,<br />

ob solch ein Unternehmen funktionieren darf oder nicht.<br />

Insofern brauchen wir die Umarmung der Kulturpolitik,<br />

insofern erwidern auch wir ihren Kuss.<br />

Die entscheidende Frage dabei lautet: Mit welcher Haltung<br />

begegnen wir dieser Tatsache? Sicher kann es nicht sein,<br />

dass uns unsere freiwillige oder unfreiwillige Mitgliedschaft<br />

im Establishment käuflich macht. Wenn wir uns kaufen<br />

lassen, wenn wir uns gar schon kaufen haben lassen, sind<br />

wir ohnedies verloren. Dann werden wir vielleicht ein Kulturhaus,<br />

dessen Neuerrichtung uns das Establishment<br />

ermöglicht hat, betreiben, nicht aber die Achtung vor uns<br />

selbst. Und es wird eine Menge von Verlogenheit diese<br />

Räume hier füllen, so oder so aufgemotzte Gefälligkeit,<br />

die überdies noch verlogener wird, sobald sie sich mit dem<br />

Mäntelchen des Provokanten tarnt.<br />

Sollte es aber so sein, dass wir uns noch nicht kaufen haben<br />

lassen und dieser Versuchung auch in Zukunft widerstehen<br />

werden können, so kann unsere Haltung unserer eigenen<br />

paradoxen Situation gegenüber nur in der prinzipiellen<br />

Unerschrockenheit unserer Entäußerungen bestehen, der<br />

ästhetischen, der inhaltlichen. Dann wird es an der Politik<br />

liegen, ein Credo abzulegen für die wertvolle Atemluft einer<br />

offenen Gesellschaft <strong>–</strong> oder ein Haus wie dieses sterben zu<br />

lassen bzw. anderen Händen zu übergeben.<br />

Unsere Entscheidung ist in jedem Fall eine prinzipielle und<br />

moralische.<br />

Die Entscheidung der Politik eine prinzipielle und faktische.<br />

Das ist der Fakt.<br />

Ich danke Euch allen, die Ihr am Entstehen dieses Baus<br />

beteiligt wart. Ich danke für die Verpflichtung, die wir damit<br />

übernommen haben.<br />

Ich danke von ganzem Herzen.<br />

Offenes Haus Oberwart, am 25. Oktober 1997<br />

30 31


Sa., 23.3.<br />

13:00-18:00 Uhr * Rathaus Oberwart<br />

NS GEFÜHLSERBSCHAFTEN IM 21. JAHRHUNDERT<br />

Symposium<br />

Eintritt frei<br />

In Europa befinden sich rechte Parteien im Aufwind, die Natio-<br />

fr., 22.3.<br />

nalismus und Fremdenfeindlichkeit mit autoritären Herrschaftsformen<br />

verknüpfen und teilweise eng mit faschistischen Kreisen<br />

verbunden sind. Die Unsicherheiten in der Bevölkerung werden<br />

19:30 Uhr<br />

PETER PONGRATZ<br />

Ausstellungseröffnung<br />

Eintritt frei<br />

instrumentalisiert, Scheinlösungen für komplexe Probleme angeboten<br />

und auf ein simples „MigrantInnen gegen InländerInnen“<br />

reduziert. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Wahlerfolge<br />

solcher rechtspopulistischer Parteien in vielen europäischen<br />

Ländern rücken auch die etablierten Parteien immer<br />

weiter nach rechts.<br />

Was ist der Grund dafür, dass die WählerInnen sich für diese Par-<br />

FEINE SALONKUNST<br />

FÜR DAS<br />

WOHNZIMMER<br />

HANNA I<br />

KÄTHE<br />

teien entscheiden? Sind es u.a. sogenannte „NS-Gefühlserbschaften“?<br />

Besteht ein Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsmerkmalen<br />

und politischen Einstellungen? Wirken die NS-Ideen von<br />

Volksgemeinschaft und Antisemitismus der Nazis auch noch auf<br />

die Enkelgeneration? Diese Themen und Fragestellungen sollen<br />

bei der Tagung behandelt und diskutiert werden.<br />

Eine Veranstaltung von RE.F.U.G.I.U.S. in Kooperation<br />

mit den Burgenländischen Volkshochschulen, K.B.K.<br />

Die Ausstellung ist von 23.3. <strong>bis</strong> zum<br />

2.4.<strong>2019</strong> zu besichtigen: von Montag <strong>bis</strong><br />

Freitag zwischen 9:00 und 16:00 Uhr,<br />

vor Veranstaltungen und nach<br />

Vereinbarung.<br />

Peter Pongratz, 1940 geboren in Eisenstadt,<br />

lebt und arbeitet in Wien und<br />

Korčula, Kroatien, und ist Mitglied der<br />

Künstlergruppe Burgenland. Der Maler,<br />

Musiker, Bühnenbildner und Autor war<br />

schon immer ein widerständiger Querdenker,<br />

der den Anspruch der Authentizität<br />

sowohl für sich als Person als auch<br />

für seine Kunst allem voranstellt.<br />

Peter Pongratz in einem Interview:<br />

Vom Zeitgeist werden Stil und Moden<br />

diktiert, was manchmal den Blick auf<br />

das Wesentliche verstellt. Im Grunde ist<br />

jedes Bild eines Malers, zumindestens<br />

eines Malers, der so malt wie ich, ein<br />

Selbstportrait; was anderes ist gar nicht<br />

möglich. Wenn ein Bild einen Blumenstock<br />

zeigt, ist das ein Selbstportrait, von<br />

dem der das Bild gemalt hat. Daneben<br />

ist alles, was die Malerei nicht direkt<br />

betrifft, nicht unbedingt notwendig. Ob<br />

es dem Zeitgeist entspricht, ob es Mode<br />

ist oder nicht, ist eigentlich wurscht.<br />

Wichtig ist lediglich die Feststellung der<br />

malerischen Qualität, so etwas ist in<br />

Österreich scheinbar nicht erreichbar.<br />

ganz einfach, sie ist hauptsächlich eine<br />

Sache der Erfahrung und des Gefühls.<br />

Natürlich kann man z.B. sagen: Die<br />

Farbabstimmung ist nach klassischen<br />

Kriterien richtig oder falsch, aber das<br />

macht die Qualität eines Kunstwerkes<br />

noch nicht aus, ganz im Gegenteil, wenn<br />

es gar zu harmonisch ist, wird es auch<br />

wieder fad. Ich muss ein Bild lieben; das<br />

ist meine Form zu kommunizieren. Wenn<br />

man über Bilder kommuniziert, schließt<br />

das einige Missverständnisse, die in der<br />

verbalen Kommunikation immer wieder<br />

passieren, aus, aber perfekt ist diese<br />

Form natürlich auch nicht. Gott sei Dank,<br />

so bleibt dem Betrachter immer noch<br />

ein beträchtlicher Spielraum für seine<br />

Fantasie.<br />

Peter Handke über Peter Pongratz:<br />

Er ist so hellwach, dass es fast erschreckend<br />

wirkt, aber das gehört zu ihm,<br />

weil es zu der Welt gehört, in der er lebt.<br />

Was er malt, ist nicht die Wirklichkeit,<br />

sondern die Wirkung dieser Wirklichkeit<br />

in ihm.<br />

Auch im Burgenland gab es, bescheiden, aber doch, politischen Widerstand<br />

gegen das Nazi-Regime. An vorderster Front finden sich dabei zwei Burgenlandkroatinnen,<br />

die ihren Kampf gegen den Terror der Nationalsozialisten<br />

nicht nur mit unerschütterlich zähem Engagement führten, sondern auch<br />

mit Gefängnis, Folter und einem brutalen Überlebenskampf im Konzentrationslager<br />

bezahlten.<br />

Beide Frauen überlebten den Terror. Hanna Sturm verewigte ihre Erinnerungen<br />

in dem Buch „Die Lebensgeschichte einer Arbeiterin; vom Burgenland<br />

nach Ravensbrück“, während Käthe Sasso im Zeitzeugenprogramm seit den<br />

Neunzigerjahren unzählige Veranstaltungen und Vorträge <strong>bis</strong> zum heutigen<br />

Tag absolviert. Für die Veranstaltung „Hanna und Käthe“ wurde ein Interview<br />

mit der mittlerweile 92-Jährigen aufgezeichnet.<br />

Aus diesem und weiteren Materialien über Käthe Sasso<br />

sowie aus dem Material des Buches und aus den auf<br />

Kroatisch geführten Interviews mit Hanna Sturm haben<br />

Josko Vlasich und Peter Wagner eine Erzählung über die<br />

beiden bemerkenswerten Frauen entwickelt, die filmisch,<br />

musikalisch und verbal aufbereitet den Bogen über ein<br />

gutes Jahrhundert Zeitgeschichte spannt.<br />

VERANSTALTUNGSHINWEIS:<br />

20:00 Uhr * OHO<br />

HANNA I KÄTHE <strong>–</strong> DVI HRVATICE U OTPORU<br />

Eine Film-, Musik- und Leseperformance über<br />

zwei Burgenlandkroatinnen im Widerstand<br />

Eintritt: VVK € 15,<strong>–</strong> / AK € 18,<strong>–</strong> (ermäßigt VVK € 13,<strong>–</strong> / AK € 15,<strong>–</strong>)<br />

Regie: Peter Wagner<br />

Musik: Marco Blascetta, Justin Kodnar, Nikola Zeichmann.<br />

Lesende: Claudia Fellinger, Andrea Kerstinger,<br />

Konstantin Vlasich, Josko Vlasich. Technik: Valentin<br />

Reumann, Kristijan Karall<br />

Eine zweisprachige Eigenproduktion der KUGA<br />

Bei uns braucht man immer einen Präzedenzfall,<br />

am besten aus Amerika, um<br />

ein Qualitätsurteil abstützen zu können.<br />

Das halte ich für Quatsch. Zugegeben,<br />

Qualität festzustellen ist nicht immer<br />

So., 24.3. * 14:00 Uhr<br />

Mahnmal Kreuzstadl Rechnitz<br />

GEDENKFEIER FÜR ALLE OPFER<br />

DES SÜDOSTWALLBAUS<br />

Eine Veranstaltung von RE.F.U.G.I.U.S.<br />

32<br />

33


Wolfgang R. Kubizek<br />

Christoph Cech<br />

Nach welchen Kriterien haben Sie die Stücke für das<br />

Programm ausgewählt?<br />

Was ich auf jeden Fall vermeiden wollte war, dass da eine<br />

bekümmerte Gesellschaft mit tieftraurigen Augen in ein<br />

PARAPHRASE #2<br />

Gedenkkonzert geht. Man muss das Leben in größeren<br />

Dimensionen sehen und den Wolfgang so feiern, als wär<br />

er unter uns, und das ist er ja in dem Fall auch mit seiner<br />

Musik. Also das Fest soll ein Akt des Lebens sein. Und ich<br />

hab mir gedacht, was sind für mich seine stärksten Akzente<br />

und danach hab ich ausgewählt.<br />

Welche Facetten wird man also zu hören kriegen?<br />

Da gibt’s einerseits den Geiger und frühen Elektroniker<br />

Wolfgang R. Kubizek, der sozusagen ein Soloprogramm unter<br />

Einbezug von Loops und allem Möglichen fabriziert hat.<br />

Dann diese experimentelle Jazz-Seite, mit der Band Ostpol,<br />

schon auch Kritik gegeben, weil er das teilweise recht rigid<br />

verfolgt hat und nicht alle einverstanden waren mit manchen<br />

Auslegungen <strong>–</strong> etwa mit dem Bezug zur Sowjetunion.<br />

wo wir gemeinsam gespielt haben in den Frühzeiten <strong>–</strong> da<br />

fand ich, das sollte man auf jeden Fall quasi „reloaded“ auf<br />

die Bühne bringen. Und im Bereich der „klassischen“ Musikszenerie<br />

gibt´s Werke für Streicher, also Streichquartett<br />

oder noch kleiner besetzte Streicherduos <strong>–</strong> und da gehört<br />

unbedingt „Südlich / ein Haus / offen“ dazu, das er dem<br />

OHO gewidmet hat.<br />

Vom Komponisten Wolfgang R. Kubizek heißt es, er<br />

wäre „kantig“ gewesen. Wie haben Sie ihn als Menschen<br />

kennengelernt?<br />

Der Wolfgang war ein unglaublich herzlicher Gastgeber,<br />

hat gern gekocht und konnte aber auch ordentlich grantig<br />

werden und manchmal hat man gar nicht gewusst, warum<br />

er grantig ist. Er hat Stimmungsausschläge nach allen<br />

Sa, 29.3.<br />

19:30 Uhr (Einlass 19:00 Uhr)<br />

WOLFGANG R. KUBIZEK <strong>–</strong><br />

KOMPONIST UND POLITISCHER KOPF<br />

1959 <strong>–</strong> 2008<br />

Ein musikalisches Fest<br />

Eintritt: VVK € 16,<strong>–</strong> / AK € 19,<strong>–</strong> (ermäßigt VVK € 14,<strong>–</strong> / AK € 17,<strong>–</strong>)<br />

Wolfgang R. Kubizek gehört zu den Mitstreitern in der Riege der<br />

Aktivisten des Offenen Hauses Oberwart von Anfang an. Schon im<br />

Jugendhaus war er musikalisch mit verschiedenen Formationen<br />

aktiv, u.a. mit „Ostpol" und „Paganinis Kinder". Um seinem<br />

musikalischen Schaffen gerecht zu werden, haben unter der<br />

künstlerischen Leitung von Christoph Cech verschiedene Organisationen<br />

und Personen einen Abend zusammengestellt, mit dem<br />

anhand der großen Bandbreite des kompositorischen Schaffens<br />

von Wolfgang R. Kubizek sowohl zu einer Wiederbegegnung<br />

als auch zu einer Neuentdeckung dieses einzigartigen<br />

Künstlers und „politischen Kopfes“ eingeladen wird.<br />

Neben Foto- und Videodokumenten, die in den Pausen präsentiert<br />

werden, soll sich vor allem die Musik Kubizeks, chargierend<br />

zwischen Elektronik, klassischem Streichquartett und zünftigem<br />

Rock-Jazz, zu einer tatsächlichen Feierstunde entwickeln!<br />

Interpreten: Simon Frick <strong>–</strong> electric violin solo;<br />

Koehne-Quartett; QuartArt;<br />

„Ostpol reloaded“: Christoph Cech <strong>–</strong> Gesamtleitung und keyb.,<br />

Simon Frick <strong>–</strong> electric violin, Thomas Monetti <strong>–</strong> guit.,<br />

Mecky Pilecky <strong>–</strong> dr u.a., featuring Peter Wagner<br />

mit Rainer Paul <strong>–</strong> guit. für Paganinis Kinder<br />

Eine Veranstaltung in Kooperation von OHO, RE.F.U.G.I.U.S.,<br />

KIBu, VHS, K.B.K. und Friedrich & Paul Gulda-Musikfonds<br />

HERZLICHER GASTGEBER,<br />

AUFRÜTTELNDER KOMPONIST<br />

Am 29. <strong>März</strong> feiert man im OHO mit einem<br />

musikalischen Fest den 2008 verstorbenen<br />

Komponisten Wolfgang R. Kubizek. Gestaltet hat<br />

das Programm dafür Christoph Cech <strong>–</strong> Pianist,<br />

Komponist, Hochschullehrer <strong>–</strong> und in diesem Fall:<br />

Freund wie musikalischer Begleiter von Wolfgang<br />

R. Kubizek. Um das Programm zusammenzustellen,<br />

hat er in seinen Erinnerungen gegraben.<br />

Ursula Neubauer im Gespräch mit Christoph Cech<br />

Es gibt also ein breites Spektrum. Von wem ist er in<br />

seinem Schaffen denn am meisten beeinflusst worden?<br />

Naja, der Wolfgang war auf jeden Fall interessiert an neuer<br />

Musik. Sozialisiert Mitte des 20. Jahrhunderts mit Lutoslawski<br />

und Bartók, also nicht unbedingt mit der neuen<br />

Musik, wie man sie heute kennt. Ligeti darf man auch nicht<br />

vergessen, also eigentlich die Titanen, die klassische Moderne,<br />

haben ihn sehr beeinflusst. Auf der anderen Seite<br />

hatte er eine große Liebe zu Pop, Pop-Produktionen, zu<br />

einer gewissen Raubeinigkeit, und er hatte den Wunsch,<br />

zu provozieren und die Leute ein <strong>bis</strong>sl aus ihren Stühlen<br />

rauszudrücken. Das war ihm ein Anliegen.<br />

In einem Interview hat Wolfgang R. Kubizek ja auch<br />

einmal gesagt, er wolle mit seiner Musik „aufrütteln“<br />

und „erschüttern“ <strong>–</strong> was würde er heute komponieren?<br />

Ich denk mir, er würde nach wie vor alle elektronischen Mittel<br />

mit Begeisterung einbeziehen in sein Schaffen, vielleicht<br />

sogar einer der ersten sein, der irgendwelche Neuigkeiten<br />

besitzt und ausprobiert. Das war er auch immer, das hat<br />

auch dazu geführt, dass er viele viele Stunden damit beschäftigt<br />

war, sich zu ärgern, dass was nicht funktioniert hat<br />

(lacht). Ich glaub, von der musikalischen Sprache her war es<br />

immer ein abrupter Wechsel zwischen tonalen Strukturen<br />

und dem freien Improvisieren, dem Zerreißen der Tonalität<br />

und auch durchaus dem „Geräuschhaftwerden“. Er und wir<br />

waren immer schwer schubladisierbar, das wäre er heute<br />

nach wie vor.<br />

Und wäre er heute auch noch so ein „politischer Kopf“,<br />

wie er es gewesen sein muss?<br />

Bestimmt. Er war jemand, mit dem man viel reden und<br />

durchaus griffig diskutieren konnte. Also er hatte eine klare<br />

politische Haltung, die hat er auch innerhalb unseres<br />

Freundschaftskreises, Musikerkreises vertreten. Da hat es<br />

möglichen Richtungen gehabt. In unserer frühen Wiener<br />

Zeit, da war sein Zimmer im Studentenheim ein richtiger<br />

Meetingpoint. Da sind die leeren Bierflaschen unterm Bett<br />

dahingerollt und es gab eine riesige Rauchwolke in dem<br />

kleinen Raum <strong>–</strong> das kann man sich heute gar nicht mehr<br />

vorstellen. Später, wenn wir im OHO gespielt haben, haben<br />

wir auch oft nächtelang diskutiert <strong>–</strong> und den Rest kann man<br />

sich dazudenken (lacht). Als Komponist hat es mal eine längere<br />

Zeit gegeben, wo er wieder sehr klassisch geschrieben<br />

hat, auch für klassische Ensembles, mit dieser Phase war<br />

ich nicht so glücklich, weil der aufrüttelnde Effekt meiner<br />

Ansicht nach eine Zeit lang verlustig war und eigentlich hat<br />

ihn der Tod grade in einer Zeit aus dem Leben gerissen, wo<br />

er wieder so richtig kantig geworden ist. Und agil, so wie<br />

ich ihn kennengelernt hatte.<br />

CHRISTOPH CECH<br />

1960 in Wien geboren<br />

1967-83 Studien in Klavier, Rhythmik, Schlagwerk,<br />

Tonsatz und Jazztheorie am Konservatorium der Stadt Wien<br />

seit 1977 (Mit)gründer, Pianist, Dirigent und Komponist zahlreicher Ensembles:<br />

Jazz experimentell: Nouvelle Cuisine Bigband, Paganinis Kinder, Ostpol,<br />

Jubilo Elf, Striped Roses, Trio Mondautos, Mütter-Cech, Camerata Obscura,<br />

Giuffre Zone, Heginger-Herbert-Cech, ZaVoCC, Schausberger-Bless-Cech,<br />

Trio MIT, CC JOP Christoph Cech Jazz Orchestra Project<br />

Neue Musik: Janus Ensemble, Max Brand Ensemble<br />

Auftritte bei zahlreichen Festivals, rege Tourneetätigkeit<br />

Zahlreiche Auszeichnungen, darunter:<br />

2016 Kunstpreis der Republik Österreich in der Sparte Musik<br />

Auskünfte über sein umfangreiches kompositorisches Werk:<br />

www.christoph-cech.com<br />

34 35


Statements zum Musiker,<br />

Komponisten und Freund.<br />

... Was der Österreicher Wolfgang R. Kubizek damit macht,<br />

hat.... Mir ganz persönlich bleibt jedenfalls die Musik, die er mir<br />

hat internationales Format. Käme derlei aus New York <strong>–</strong> schon<br />

und meiner Arbeit in zwanzig Jahren künstlerischer Verbundenheit,<br />

wären sie da, die Habitués der Avantgarde ...<br />

wohl aber auch eines steten Ringens miteinander, geschenkt hat.<br />

Thomas Rothschild über die LP „Deine Farben“ in: Frankfurter<br />

Peter Wagner, Autor und Regisseur<br />

Rundschau vom 21.01.1989<br />

Wolfgang war ein hochbegabtes Kind, die Geige begleitete ihn<br />

seit früher Kindheit, sensibel und hellwach begegnete er seiner<br />

Umwelt. Er hat viele Schulen besucht und keine beendet … Nicht<br />

In der Reihe Komponistenportraits, die sich sorgfältige Dokumentation<br />

der vielfältigen österreichischen Musiklandschaft<br />

zum Ziel setzt, war ... der erfolgreiche und kompromißlose Außenseiter<br />

Wolfgang R. Kubizek zu Gast. Sich um naserümpfende<br />

Vollversion der Statements<br />

zu Wolfgang R. Kubizek auf<br />

www.oho.at<br />

er ist an diesen Ausbildungssystemen gescheitert, es waren wohl<br />

Avantgarde-Habitués nicht weiter scherend, schreibt dieser mit<br />

eher die Schulen, die seinem Talent nicht gerecht wurden. Kon-<br />

erstaunlicher Produktivität Stück auf Stück, das immer seine<br />

sequent und unbeirrbar folgte und lebte er seine Interessen, sein<br />

Interpreten findet ... Der Erfahrungshorizont: Ländliche Stille,<br />

junges Leben war gekennzeichnet von radikalen Brüchen und<br />

In-sich-Hineinhorchen, handwerklicher Werkbegriff gehen ihm<br />

immer neuen Anfängen.<br />

Annemarie Türk, Kulturmanagerin<br />

... excellent RUSH, which is an surprising and wounderful electronic-music<br />

work! ...<br />

George Munnshe, Barcelona, über die CD „RUSH ... oder wer<br />

schenkt mir ein Orchester?“<br />

Wolfgang konnte sich hineinknien in eine Sache wie kein anderer,<br />

wenn er von etwas überzeugt war, wie ein Leistungssportler, mit<br />

Haut und Haar, mit Allem. Es war wie eine Aufopferung seiner<br />

selbst, ein Gekreuzigtwerden ... Die antifaschistische politische<br />

Arbeit fand im Werk des Komponisten Kubizeks ständig ihren<br />

Niederschlag, und zwar in einer Zeit, die man in Österreich als<br />

gefühlten Vorbote der heutigen türkis-blauen Regierung sehen<br />

würde.<br />

Michael Pilecky, Musiker und Buchautor<br />

vor urbane Hektik und aufgesetzte Modernität ...<br />

Heinz Rögl über das Komponistenportrait in der Wiener<br />

Stadtinitiative in: Salzburger Nachrichten vom 27.09.1993<br />

In Zeiten des weltweiten konzernalen Kriegsgeheuls, der grassierenden<br />

Verdummung und der Verrohung im gesellschaftlichen<br />

Zusammenleben fehlst du. Humanistische Feingeister, die im<br />

kritischen Diskurs mit viel Geduld und Einfühlungskraft für eine<br />

bessere Welt kämpfen, sind rar geworden. A Luta continua <strong>–</strong> Unser<br />

Kampf geht weiter. Avante, Venceremos.<br />

Max Wachter, Journalist, Verleger und UHUDLA-Herausgeber<br />

... Ich möchte Ihnen doch sagen, daSS ich berührt und beeindruckt<br />

war...von der persönlichen, introvertierten Sprache Ihrer<br />

Musik ...<br />

Hans Petermandl über die CD „Goldberg-Ensemble:<br />

Karl M. / Wolfgang R. Kubizek“<br />

Das erste gemeinsame Projekt war der Versuch, unsere individuellen<br />

künstlerischen Positionen zusammenzuführen. Die bildende<br />

Kunst, die Literatur und die Musik.<br />

Bild <strong>–</strong> Wort <strong>–</strong> Ton! Peter W. hatte auch sofort den passenden Titel.<br />

Unter „ping, pong, pong“ gestalteten wir eine „literarisch-musikalische-bild-illustration“,<br />

wie wir es nannten und unternahmen<br />

dabei den Versuch, jeweils einer auf den anderen einzugehen ....<br />

Malerei als Performance. Wahrhaftig ein sehr schönes Erlebnis!<br />

Wolfgang Horwath, Bildender Künstler<br />

Ein konzise verschiedene Atmosphären ansteuerndes Opus,<br />

das zu Reflexionen über die politische Gegenwart einlädt und<br />

dabei... auch noch mit musikantischer Inspiration aufwartet.<br />

Walter Dobner über „Die Engel von Los Angeles“ in: <br />

Die Presse vom 02.05.1996<br />

Wolfgang Kubizek <strong>–</strong> von den Freunden salopp und liebevoll "Kubi"<br />

Verbunden hat uns mit Wolfgang das gesellschaftspolitische Interesse<br />

sowie sein Einsatz und unermüdliches Engagement für die<br />

politische Erwachsenenbildungsarbeit. Er war ein Anreger und<br />

Aufreger mit immer wieder neuen, manchmal auch provokanten<br />

Ideen, aber stets mit einer starken Sensibilität und besonderen<br />

Empfindung für das manchmal auch sehr Unangenehme, das man<br />

in seiner Brisanz in Wirklichkeit aber anpacken musste.<br />

Christine Teuschler, Geschäftsführerin<br />

Burgenländische Volkshochschulen<br />

... Und eklektisch ist wohl heute jede neu geschöpfte Musik.Ich<br />

halte dieses Werk für absolut gelungen, meditativ und sehr<br />

... da ist viel Kraft drinnen in Deinem Quartett und erfrischende<br />

Unbekümmertheit. Etwas, das einem alten Hasen wie ich einer<br />

bin natürlich wohltuend in die Ohren pfeift ...<br />

Otto M. Zykan über: „Südlich / ein Haus / offen <strong>–</strong> Suite für<br />

Streichquartett“<br />

Es fällt mir schwer, von der persönlichen Beziehung zu Wolfgang<br />

in der Weise zu abstrahieren, dass letztlich das übrig bleibt, was<br />

ihm das Wichtigste in egal welchem Urteil über seine Person war:<br />

durch seine Musik und ausschließlich durch diese verstanden und<br />

respektiert zu werden, wie er dies wiederholte Male eingefordert<br />

Er brachte die „Andere Kammermusik“ ins OHO. Bei vielen gesellschaftspolitischen<br />

Vereinen und Aktivitäten wie RE.F.U.G.I.U.S.,<br />

Antifa-Komitee, SOS-Mitmensch, edition lex liszt 12, den Burgenländischen<br />

Volkshochschulen und natürlich im OHO war er stets<br />

ein kreativer, kritischer, aufmüpfiger und engagierter Mitgestalter.<br />

Er fehlt in diesem Land <strong>–</strong> gerade auch jetzt in dieser kalten Zeit.<br />

Horst Horvath, Freund und Wegbegleiter<br />

In Erinnerung wird wohl die Musik von Wolfgang R. Kubizek<br />

bleiben <strong>–</strong> in ihrer stiloffenen Art vermittelt sie allerlei Ausdrucksvaleurs<br />

und wird zum suggestiven Text-Partner und <strong>–</strong> Kontrast.<br />

Da gehen feine Klangflächen, stilisierte Songs und rhythmisch<br />

prägnante Passagen dezent ineinander über.<br />

Lju<strong>bis</strong>a Tosic über „Monolog mit einem Schatten <strong>–</strong><br />

Eine Windoper“ in: Der Standard vom 18.03.1996<br />

genannt <strong>–</strong> war eine einzigartige Erscheinung, kaum in ein paar<br />

Worte zu fassen.<br />

Kraftvoll und verwundbar, kantig und gleichzeitig hoch empfindsam,<br />

witzig und tiefernst, seinem Leben als Zeitgenosse zugewandt<br />

und gleichzeitig intensiv mit den schrecklichen, prägenden<br />

Aspekten der Geschichte Österreichs verbunden.<br />

Paul Gulda, Pianist<br />

Die auf Fasslichkeit angelegte Musik rührt an, ist im besten Sinn<br />

uneitel und frei von jedem unnötigen Pathos, hervorragend<br />

instrumentiert, zuweilen auch mit kunstvollen kontrapunktischen<br />

Nebenstimmen bedacht, aber niemals auf blendenden<br />

Effekt aus.<br />

Heinz Rögl über die DCD „... und alle Toten starben<br />

friedlich ...“ auf www.mica.at, 06.02.2008<br />

streng, was gut so ist.Ich kenne nun wirklich viel Musik und sehr<br />

viele Dinge höre ich mir auf Konserve gar nicht an, weil ich sie nur<br />

im direkten Aufführungskontakt erleben kann. Dieses Oratorium<br />

habe ich jetzt dreimal gehört und beginne es zu mögen ...<br />

Dr. Harald Schischlik über die DCD „... und alle Toten starben<br />

friedlich ...“ 10.03.2008<br />

Was ich an Wolfgang persönlich besonders schätzte? Seinen trockenen<br />

Humor, die starke Emotionalität und gleichzeitig professionelle<br />

Ernsthaftigkeit, mit denen er an seine Projekte heranging,<br />

die pointierten und meist treffenden Formulierungen, die<br />

er wählte, wenn wir uns unterhielten, die Offenheit, mit der er<br />

über die Verletzungen, die er in seinem Leben erlitten hatte, über<br />

Schicksalsschläge, aber auch über seine eigenen Fehler berichtete.<br />

Vladimir Vertlib, Schriftsteller und Librettist<br />

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arbeitet. Die Mitglieder unterstützen durch ihren Beitrag eine<br />

Arbeit im Kunst- und Kulturbereich, die ohne öffentliche, aber<br />

auch private Förderung nicht denkbar ist.<br />

Mitglieder erhalten bei allen Veranstaltungen ermäßigten Eintritt.<br />

Der Mitgliedsbeitrag beträgt € 30,<strong>–</strong> im Jahr.<br />

Sie möchten Mitglied werden? Dann überweisen Sie den<br />

Mitgliedsbeitrag unter Angabe Ihres Namens und Ihrer<br />

Adresse auf folgendes Konto:<br />

BANKVERBINDUNG: BANK BURGENLAND,<br />

IBAN: AT 84 51000 902 1421 5900, BIC: EHBBAT2E<br />

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telefonisch oder per E-Mail: Telefon +43 (0)3352-38555,<br />

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Der Kartenvorverkaufspreis gilt für eingelangte Kartenreservierungen/-bestellungen<br />

<strong>bis</strong> einen Werktag vor gewünschter<br />

Veranstaltung, wobei die Karten einen Werktag vor der<br />

Veranstaltung zu den angeführten Büroöffnungszeiten<br />

abgeholt werden müssen. Für reservierte, aber nicht abgeholte<br />

Karten, gilt der Abendkassapreis!<br />

Ermäßigte Kartenpreise gelten für: OHO-Mitglieder,<br />

Ö1-Club-Mitglieder, Schülerinnen und Schüler, Lehrlinge,<br />

Studentinnen und Studenten, Zivil- & Präsenzdiener.<br />

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unsere Arbeit von der Leidenschaft geprägt. Auf 2<br />

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