Stadtmagazin CLP Ausgabe 28
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Geschichte<br />
Warum sind wir eigentlich hier?<br />
Keine Angst, dies wir kein Bericht<br />
über den Sinn des Lebens. Vielmehr<br />
geht es darum, warum wir<br />
hier in Cloppenburg oder Umgebung<br />
gelandet sind. Einige sind sicher schon<br />
seit Generationen hier, andere hat die<br />
Liebe hierher geführt. Die Liebe zu einem<br />
Menschen oder einfach die Liebe<br />
zu dieser Gegend. Es gibt bestimmt<br />
viele gute Gründe, warum wir hier leben.<br />
Doch wie war das bei unseren<br />
Vorfahren?<br />
Mein Urgroßvater hat sich vor hundert<br />
Jahren entschlossen, aus dem<br />
Ruhrgebiet ins beschauliche Oldenburger<br />
Münsterland „auf‘s Land“ zu<br />
ziehen. Dafür hatte er auch einen für<br />
ihn triftigen Grund: In seiner Nachbarschaft<br />
fand eine Hochzeit statt. Etwas,<br />
was an sich nichts Ungewöhnliches<br />
war. In dem Fall aber doch, denn der<br />
Stein des Anstoßes war, dass die Nachbarstochter<br />
einen evangelischen Mann<br />
heiraten wollte.<br />
Das nun war für meinen Uropa, einen<br />
erzkatholischen Postbeamten, ein unhaltbarer<br />
Zustand. So, dass er Angst<br />
hatte, eines seiner sechs Kinder könnte<br />
auf den gleichen Gedanken kommen.<br />
Also beschloss er, bevor sie erwachsen<br />
waren, in eine Gegend zu ziehen,<br />
wo diese höllische Gefahr möglichst<br />
gering war.<br />
Meine Urgroßeltern und ihre sechs „geretteten“ Kinder<br />
So kam er auf einen abgelegenen<br />
Hof im Kreis Cloppenburg. Dort war für<br />
ihn die Welt noch in Ordnung. Die katholische<br />
Bevölkerung in der Gegend<br />
lag bei über 90 Prozent. Evangelische<br />
Einwohner gab es nur vereinzelt und<br />
so sah der Patriarch der Familie seine<br />
größte Befürchtung gebannt. Er kaufte<br />
den Hof und zog mit Frau und Kindern<br />
aufs Cloppenburger Land. Und er hatte<br />
nachhaltigen Erfolg, denn bisher sind<br />
alle geehelichten Nachkommen mit<br />
Katholiken verheiratet.<br />
Heute ist es gesellschaftlich nicht<br />
mehr relevant ob der Partner katholisch<br />
oder evangelisch ist. Sicherlich<br />
sind Ehen aus anderen Glaubensrichtungen<br />
manchmal noch schwierig<br />
zu gestalten, gesellschaftlich aber<br />
längst nicht mehr geächtet. Gleichgeschlechtliche<br />
Ehen werden auch<br />
immer mehr akzeptiert und nicht nur<br />
toleriert...<br />
Mein Urgroßvater wäre ob dieser<br />
„unhaltbaren Zustände“ sicherlich<br />
schockiert. Mich hingegen lässt die Entwicklung<br />
hoffen. Vielleicht sind diese<br />
gesellschaftlichen Schichten in weiteren<br />
hundert Jahren ja noch weiter aufgeweicht,<br />
so dass wir nur noch aus Liebe<br />
irgendwo wohnen möchten. Wäre<br />
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