Stadtmagazin CLP Ausgabe 28

14.01.2019 Aufrufe

eportage Sonderlagen: Koordinierte Einsätze anlässlich der Unwetter in den vergangenen Jahren satzgebiet, 30 Rettungswachen, 2.500 Einsatzressourcen (Einsatzfahrzeuge et cétera) und über 7000 Einsatzkräfte fort. Seit der Gründung gab es etwa 1.250.000 Millionen Einsätze in der Großleitstelle. Mit einer Steigerung von circa vier bis sieben Prozent pro Jahr. Spezifizieren lassen sich die Einsatzgründe nicht, da vom chirurgischen Notfall bis zum Großbrand und Unwettereinsätzen alles dabei ist. Der Rettungsdienst und die Feuerwehr teilen der Leitstelle bei Eintreffen am Einsatzort eine so genannte „Lagemeldung“ mit. Eine kurze Zusammenfassung der tatsächlichen Situation. Denn Panik, Ängste, Stress, Fehleinschätzungen und natürlich auch mögliches Fehlverhalten der ungeschulten Ersthelfer vor Ort mögen die Situation bei Absetzen des Notrufs ungenau eingeschätzt und demnach beschrieben haben. Dies aber klärt sich aufgrund der Beurteilung der professionellen Rettungskräfte für die weitere Koordination. Trotz aller Erfahrungen in ihrem Metier, trotz allen Unheils, das sie im Laufe der Jahre gesehen und durch die Nähe zu dem Unglück auch erlebt haben – es gibt immer wieder Einsätze, an denen auch ihre Psyche Schaden nehmen könnte. Wie beispielsweise die Sportboot-Havarie in Brake, der MANV-Einsatz (MANV = Massenanfall von Verletzten), nachdem ein vollbesetztes Börteboot im Küstenkanal gesunken war oder schwere Verkehrsunfälle, die leider täglich passieren. Dass diese Bilder von Chaos, die Hilfeschreie, die zahllosen anderen Geräusche nicht in den Köpfen der Rettungshelfer bleiben, dafür sorgen intensive Einsatznachbesprechungen, die jederzeit stattfinden können, Supervisionen und der direkte Zugang zu individueller psychiatrischer Hilfe. „... wo genau ist der Einsatzort?“ Nun gibt es Situationen, in denen man diese Frage nicht ausreichend beantworten kann. Wenn man beispielsweise zum Joggen unterwegs ist. Alleine, im Baumweg und wie üblich, kein anderer Mensch in der Nähe. Doch plötzlich knickt der Fuß um und „zack“ scheint das Bein gebrochen. Oder ein plötzlicher Schwächeanfall bringt einen zu Fall. Wie auch immer: Man liegt da und kommt nicht mehr hoch. Gut, dass das Handy dabei ist, also schnell die 112 gewählt und dann soll man angeben, wo das denn nun ist, wo man liegt und nicht mehr hochkommt. „Im Baumweg, hinter der dritten Kurve, Richtung Kellerhöhe, nein halt, auf der anderen Projekt „Erleben“ Eines der erwähnten Projekte ist das „Erleben“. Vor einem Jahr wurde das Projekt in den beteiligten Kommunen der Großleitstelle und dem Landkreis Vechta zur Maximierung der Überlebensrate bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand eingeführt. Dabei werden mithilfe einer Smartphone-App bis zu drei speziell geschulte, auch private Ersthelfer in der möglichst nächsten Umgebung zur „Ersten Hilfe“ alarmiert. Parallel zum Rettungsdienst natürlich. Bisher haben sich schon mehr als 1.500 dieser qualifizierten Helfer angemeldet. Die Zahlen der Einsätze und ihrer Erfolge in 2018 werden wir Anfang nächsten Jahres veröffentlichen. www.projekt-erleben.de 10 Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage

IVENA MANV Was sich anhört wie die Bezeichnung eines vielleicht intergalaktischen Prozesses ist in der hiesigen Wirklichkeit einerseits das Onlinesystem „Interdisziplinärer Versorgungsnachweis“ (IVENA), das zur koordinierten Voranmeldung von Patienten in den Krankenhäusern des Bereichs der Großleitstelle Oldenburger Land genutzt wird. Seit nunmehr ebenfalls einem Jahr etwa wird dieses System auch für Patientenanmeldungen bei dem so genannten MANV (Massenanfall von Verletzten) genutzt, um die Unterbringungen zahlreicher Verletzter zu koordinieren. Direkt über die Großleitstelle in die jeweiligen Krankenhäuser, um Aufnahmekapazitäten, Personal- und Raumverfügbarkeiten berücksichtigen und einbeziehen zu können. Seither wurde IVENA MANV bereits bei mehr als 20 Einsätzen genutzt um dann sofort mit der Übermittlung der lebensrettenden Maßnahmen zu beginnen. Die Tatsache, dass diese Unterweisungen leicht verständlich, präzise, ruhig und hochprofessionell der Mutter vermittelt wurden, ermöglichten ihr, trotz Panik und höchster Sorge um ihr Kind, diesem das Leben zu retten. Durch Maßnahmen, um die sie nie gewusst, geschweige denn, sie hätte anwenden können. Bis die Einsatzteams eintrafen und alles Weitere übernahmen. Seite, aber nicht Richtung Beverbruch oder doch...?“ In dieser Situation blinken im Kopf die Lämpchen auf den Pulten der Einsatzzentralen in Fernsehkrimis auf, wo Verunglückte, Vermisste und Unfallstellen per Ortungssignal aufgefunden werden. Punktgenau und – im wahren Leben völlig an der Realität vorbei. Weil die nämlich mit Datenschutz belegt ist. Diese Auskunft ist so verblüffend wie ernüchternd und sie könnte fatale Folgen haben, hätte man sich diesem Problem bei der Großleitstelle in Oldenburg nicht konkret und höchst erfolgreich zugewandt. So ließ man eine Software entwickeln, die dem Hilfesuchenden eine SMS mit Link schickt. Wird dieser Link bestätigt, öffnet sich der Browser im Handy und übermittelt so den Standbeziehungsweise Unfallort. Direkt an die GOL, von wo aus der Rettungseinsatz koordiniert wird. Dazu muss nur noch angemerkt werden, dass im Mobiltelefon die „Mobilen Daten“ und die „Ortungsdienste“ aktiviert sein müssen. Logisch. Solche und andere Projekte entstehen entweder aus Eigeninitiative hausintern durch Arbeitsgruppen oder mit Kooperationspartnern. Auslöser dafür sind Mankos, die während der Arbeit zutage treten oder Ideen, die an das Team der Großleitstelle aus den Rettungsdiensten oder den Feuerwehren, aber auch aus den Krankenhäusern und der Polizei herangetragen werden. Häufig auch arbeiten die Mitglieder/innen des Teams in Eigeninitiative unterschiedliche Themen aus. Ihre Umsetzungen werden durch das Sachgebiet Ausbildung und Qualitätsmanagement ausgewertet und als Projekt an den Start gebracht. Es ist ein gutes Gefühl, um die Effizienz der Großleitstelle Oldenburger Land zu wissen. Um die vielfältigen professionellen Erfahrungen der dortigen Disponent/innen. Sei es aufgrund ihrer eigenen Einsätze in den Teams der Rettungskräfte, in deren Koordinationen und nicht zuletzt bei den direkten Notfallhilfen am Telefon. Wie vor gar nicht langer Zeit der Fall der kleinen Marie*, die infolge eines häuslichen Unfalls zu ersticken drohte. Dass Marie schon eine Woche nach dem Unglück wieder quietsch vergnügt durch die Gegend sauste und auch zukünftig keine Folgeschäden zu erwarten sind, hat die Familie einem der Disponent*innen in der GOL zu verdanken. „Bitte legen Sie nicht auf“, wurde die anrufende Mutter nach Feststellung der Adresse für die Koordination des Rettungsteams gebeten, Gerettet aber wurde die Kleine durch einen Menschen in der GOL, der nur zuhören konnte, aber aufgrund dessen und aufgrund seiner Erfahrungen in der Lage ist, das Richtige zu tun. Und – und das muss noch einmal betont werden – weil die Leitung zur 112 nicht blockiert war durch einen so genannten Bagatellanruf. Siehe oben. *Name geändert Ulla Schmitz Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage 11

IVENA MANV<br />

Was sich anhört wie die Bezeichnung eines vielleicht intergalaktischen<br />

Prozesses ist in der hiesigen Wirklichkeit einerseits das Onlinesystem „Interdisziplinärer<br />

Versorgungsnachweis“ (IVENA), das zur koordinierten Voranmeldung<br />

von Patienten in den Krankenhäusern des Bereichs der Großleitstelle<br />

Oldenburger Land genutzt wird. Seit nunmehr ebenfalls einem<br />

Jahr etwa wird dieses System auch für Patientenanmeldungen bei dem so<br />

genannten MANV (Massenanfall von Verletzten) genutzt, um die Unterbringungen<br />

zahlreicher Verletzter zu koordinieren. Direkt über die Großleitstelle<br />

in die jeweiligen Krankenhäuser, um Aufnahmekapazitäten, Personal- und<br />

Raumverfügbarkeiten berücksichtigen und einbeziehen zu können. Seither<br />

wurde IVENA MANV bereits bei mehr als 20 Einsätzen genutzt<br />

um dann sofort mit der Übermittlung<br />

der lebensrettenden Maßnahmen zu<br />

beginnen.<br />

Die Tatsache, dass diese Unterweisungen<br />

leicht verständlich, präzise, ruhig<br />

und hochprofessionell der Mutter<br />

vermittelt wurden, ermöglichten ihr,<br />

trotz Panik und höchster Sorge um ihr<br />

Kind, diesem das Leben zu retten. Durch<br />

Maßnahmen, um die sie nie gewusst,<br />

geschweige denn, sie hätte anwenden<br />

können. Bis die Einsatzteams eintrafen<br />

und alles Weitere übernahmen.<br />

Seite, aber nicht Richtung Beverbruch<br />

oder doch...?“<br />

In dieser Situation blinken im Kopf<br />

die Lämpchen auf den Pulten der Einsatzzentralen<br />

in Fernsehkrimis auf, wo<br />

Verunglückte, Vermisste und Unfallstellen<br />

per Ortungssignal aufgefunden<br />

werden. Punktgenau und – im<br />

wahren Leben völlig an der Realität<br />

vorbei. Weil die nämlich mit Datenschutz<br />

belegt ist. Diese Auskunft ist so<br />

verblüffend wie ernüchternd und sie<br />

könnte fatale Folgen haben, hätte man<br />

sich diesem Problem bei der Großleitstelle<br />

in Oldenburg nicht konkret und<br />

höchst erfolgreich zugewandt.<br />

So ließ man eine Software entwickeln,<br />

die dem Hilfesuchenden eine<br />

SMS mit Link schickt. Wird dieser Link<br />

bestätigt, öffnet sich der Browser im<br />

Handy und übermittelt so den Standbeziehungsweise<br />

Unfallort. Direkt an<br />

die GOL, von wo aus der Rettungseinsatz<br />

koordiniert wird. Dazu muss nur<br />

noch angemerkt werden, dass im Mobiltelefon<br />

die „Mobilen Daten“ und die<br />

„Ortungsdienste“ aktiviert sein müssen.<br />

Logisch.<br />

Solche und andere Projekte entstehen<br />

entweder aus Eigeninitiative hausintern<br />

durch Arbeitsgruppen oder<br />

mit Kooperationspartnern. Auslöser<br />

dafür sind Mankos, die während der<br />

Arbeit zutage treten oder Ideen, die<br />

an das Team der Großleitstelle aus den<br />

Rettungsdiensten oder den Feuerwehren,<br />

aber auch aus den Krankenhäusern<br />

und der Polizei herangetragen<br />

werden. Häufig auch arbeiten die<br />

Mitglieder/innen des Teams in Eigeninitiative<br />

unterschiedliche Themen<br />

aus. Ihre Umsetzungen werden durch<br />

das Sachgebiet Ausbildung und Qualitätsmanagement<br />

ausgewertet und als<br />

Projekt an den Start gebracht.<br />

Es ist ein gutes Gefühl, um die Effizienz<br />

der Großleitstelle Oldenburger<br />

Land zu wissen. Um die vielfältigen<br />

professionellen Erfahrungen der dortigen<br />

Disponent/innen. Sei es aufgrund<br />

ihrer eigenen Einsätze in den Teams<br />

der Rettungskräfte, in deren Koordinationen<br />

und nicht zuletzt bei den direkten<br />

Notfallhilfen am Telefon.<br />

Wie vor gar nicht langer Zeit der Fall<br />

der kleinen Marie*, die infolge eines<br />

häuslichen Unfalls zu ersticken drohte.<br />

Dass Marie schon eine Woche nach<br />

dem Unglück wieder quietsch vergnügt<br />

durch die Gegend sauste und<br />

auch zukünftig keine Folgeschäden zu<br />

erwarten sind, hat die Familie einem<br />

der Disponent*innen in der GOL zu<br />

verdanken. „Bitte legen Sie nicht auf“,<br />

wurde die anrufende Mutter nach<br />

Feststellung der Adresse für die Koordination<br />

des Rettungsteams gebeten,<br />

Gerettet aber wurde die Kleine<br />

durch einen Menschen in der GOL, der<br />

nur zuhören konnte, aber aufgrund<br />

dessen und aufgrund seiner Erfahrungen<br />

in der Lage ist, das Richtige zu<br />

tun. Und – und das muss noch einmal<br />

betont werden – weil die Leitung zur<br />

112 nicht blockiert war durch einen so<br />

genannten Bagatellanruf. Siehe oben.<br />

*Name geändert<br />

Ulla Schmitz<br />

Das <strong>Stadtmagazin</strong> für Cloppenburg & umzu | Reportage<br />

11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!