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Society 363 / 2013

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kosovo<br />

Interview<br />

Kosovo im EU-Aufwind<br />

Bei ihrem Besuch im Kosovo traf SOCIETY Herausgeberin Gerti<br />

Tauchhammer den österreichischen Botschafter in Prishtina<br />

und sprach mit ihm über die Lage des jungen Staates und dessen<br />

EU-Ambitionen.<br />

Interview: SOCIETY<br />

Jahre seit dem Krieg vergangen, und es<br />

gibt immer noch keine vertraglichen Beziehungen<br />

zwischen der EU und dem Kosovo.<br />

Ich gehe jedoch davon aus, dass die<br />

Grundsatzvereinbarung zwischen Kosovo<br />

und Serbien vom 19. April zu einer neuen<br />

Dynamik bei Anerkennungen führen<br />

wird.<br />

Die Bevölkerung des Kosovo lebt<br />

isoliert. Was kann die EU hier tun?<br />

Seit 15 Monaten gibt es nun doch sehr<br />

positive Entwicklungen und konkrete<br />

Fortschritte. Ein Dialog zur Visaliberalisierung<br />

wurde aufgenommen. Der Kosovo<br />

ist der einzige Staat am Balkan, dessen<br />

Bürger nicht ohne Visum in die EU reisen<br />

dürfen. Damit ist zwar kein Zugang zum<br />

europäischen Arbeitsmarkt verbunden,<br />

aber es fällt unter diesen Bedingungen<br />

den kosovarischen Bürgern oft schwer,<br />

den Weg nach Europa zu sehen. Dennoch<br />

zählt die Bevölkerung des Kosovos zu jenen<br />

mit der höchsten Zustimmungsrate<br />

für eine EU-Mitgliedschaft in Europa. Ein<br />

Angebot für Verhandlungen eines Stabilisierungs-<br />

und Assoziierungsabkommens<br />

wurde von der EU gemacht und soll im<br />

Sommer, bei entsprechenden Fortschritten,<br />

Abdouli aufgenommen mit<br />

werden. Das wäre ein<br />

Touhami<br />

Staatssekretär<br />

Quantensprung<br />

Wolfgang Waldner<br />

in Richtung EU.<br />

Wie viele Jahre<br />

sind Sie im Kosovo?<br />

Ich bin seit<br />

Januar 2011 im<br />

Kosovo.<br />

Da haben Sie ja schon einen Einblick<br />

bekommen in die politische Situation<br />

des Landes. Wie sehen Sie die<br />

Situation des Kosovo hinsichtlich der<br />

Anerkennung der Unabhängigkeit?<br />

Es ist ein Prozess, der noch einige Zeit<br />

dauern wird aber sich in die richtige<br />

Richtung entwickelt. Immerhin haben<br />

mittlerweile fast 100 Staaten den Kosovo<br />

anerkannt. Wir haben ja nicht nur die<br />

Herausforderung der serbischen Nicht-<br />

Anerkennung, die wiederum die Sicherheitsratsmitglieder<br />

Russland und China<br />

beeinflusst und somit Fortschritte bei<br />

der UNO blockiert, sondern auch fünf<br />

EU-Mitglieder, die den Kosovo noch nicht<br />

anerkannt haben: Spanien, Zypern, Griechenland,<br />

Rumänien und die Slowakei.<br />

Diese Länder projizieren nationale Überlegungen<br />

mit eigenen Minderheiten in<br />

den Kosovo hinein. Das machte es der EU<br />

in der Vergangenheit schwer, hier größere<br />

Fortschritte zu erzielen. Es sind jetzt 14<br />

Seit Herbst gibt es Gespräche zwischen<br />

Serbien und dem Kosovo. Wie<br />

sehen Sie die Chancen für eine Verbesserung<br />

der Beziehungen?<br />

Man versuchte seit Oktober 2012 auf<br />

der Ebene der Premierminister eine Lösung<br />

zu finden. Die Gespräche wurden<br />

von der Hohen Vertreterin Catherine Ashton<br />

von Brüssel aus geleitet und haben<br />

mit einem Grundsatzübereinkommen<br />

am 19. April einen historischen Durchbruch<br />

erzielt. Damit ist es gelungen, einen<br />

vorläufigen Schlussstrich unter einen<br />

hundertjährigen Konflikt zu setzen. Das<br />

übertrifft sicherlich die kühnsten Erwar-<br />

Foto: Österreichische Botschaft in Prishtina<br />

72 | SocietY 1 _<strong>2013</strong>

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