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Society 363 / 2013

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deutschland<br />

Interview<br />

„Einzigartiges Potenzial<br />

bilateraler Beziehungen“<br />

Österreichs Botschafter in Berlin, Dr. Ralph Scheide, im Interview<br />

für SOCIETY über die Qualität der engen Beziehungen zwischen<br />

Österreich und Deutschland und die Herausforderungen,<br />

die sich daraus ergeben.<br />

Interview: SOCIETY<br />

Was ist die Herausforderung<br />

in Berlin als<br />

Botschafter<br />

tätig zu sein<br />

– nämlich für<br />

die Beziehungen zwischen zwei Staaten<br />

zu arbeiten, wie sie besser und enger<br />

kaum sein könnten?<br />

Tatsächlich ist es so, dass die Beziehungen<br />

zwischen Österreich und Deutschland<br />

von einer besonderen Dichte und Qualität<br />

gekennzeichnet sind. Österreich unterhält<br />

mit Deutschland ausgezeichnete<br />

Beziehungen in allen Bereichen, sei es in<br />

der Politik, in der Wirtschaft oder in der<br />

Kultur, sowie auch im zwischenmenschlichen<br />

Bereich. Es leben jeweils fast eine<br />

Viertel Million Österreicher in Deutschland<br />

bzw. Deutsche in Österreich. Im politischen<br />

Bereich gibt es einen regen bilateralen<br />

Gedanken- und Besuchsaustausch<br />

auf Ebene der Regierungschefs, der Mitglieder<br />

der Bundesregierung, sowie auf<br />

Landesebene. Natürlich ist es auch unsere<br />

Aufgabe, das österreichische Außenministerium<br />

und die Bundesregierung über die<br />

politischen, wirtschaftlichen und anderen<br />

Entwicklungen in Deutschland umfassend<br />

zu informieren.<br />

Im politischen Bereich ist insbesondere<br />

auf die Zusammenarbeit im Rahmen<br />

der Europäischen Union zu verweisen.<br />

Österreich und Deutschland haben hier<br />

oft ähnliche bzw. gleich gelagerte Interessen.<br />

Ich denke hier beispielsweise an die<br />

Finanz- und Wirtschaftskrise der letzten<br />

Jahre. Die Europäische Union bietet den<br />

Vorteil einer Rechtsgemeinschaft, in der<br />

die Zusammenarbeit auch von Ländern<br />

unterschiedlicher Größenordnung auf<br />

Augenhöhe erfolgt – dies betrifft insbe-<br />

sondere auch Österreich und Deutschland.<br />

Deutschland und Österreich sind wirtschaftlich<br />

eng verflochten, was Export<br />

und Investitionen betrifft. Im Tourismus<br />

bleibt Österreich die zweitwichtigste Destination<br />

der Deutschen, für deutsche Studenten<br />

ist es der beliebteste ausländische<br />

Studienort.<br />

Diese Fakten beschreiben auch die Herausforderung<br />

für die Arbeit der Botschaft.<br />

Unsere Aufgabe besteht darin, an der Ausgestaltung<br />

dieses einzigartigen Potenzials<br />

bilateraler Beziehungen mitzuwirken<br />

und auf neue Entwicklungen sowie neue<br />

Möglichkeiten für eine weiter vertiefte Zusammenarbeit<br />

hinzuweisen.<br />

Welche Akzente setzen Sie als Botschafter<br />

in Berlin?<br />

Aus der Analyse dieser Entwicklungen<br />

ergeben sich immer wieder neue Felder<br />

der Zusammenarbeit. In vielen Fällen gelingt<br />

es uns auch Akzente in spezifischen<br />

Bereichen durch Veranstaltungen in unserem<br />

schönen und modernen Botschaftsgebäude,<br />

das 2001 vom bekannten österreichischen<br />

Architekten Hans Hollein in<br />

Berlin errichtet wurde, zu setzen. So z.<br />

B. bei einer gemeinsamen Westbalkankonferenz<br />

unter Teilnahme von AM Spindelegger,<br />

AM Westerwelle und Ministern<br />

der Westbalkanstaaten. Österreich und<br />

Deutschland haben ein gemeinsames Interesse<br />

an der wirtschaftlichen, demokratischen<br />

und rechtsstaatlichen Entwicklung<br />

dieser unserer Nachbarregion und<br />

ihrer europäischen Perspektive.<br />

Zahlreiche Veranstaltungen betreffen<br />

auch den wirtschaftlichen Bereich, so z.<br />

B. eine Konferenz zum Nabucco-Projekt<br />

mit EU-Energiekommissar Öttinger sowie<br />

kürzlich ein „Donausalon“ gemeinsam<br />

mit der Landesvertretung Baden-Württembergs<br />

im Rahmen der Internationalen<br />

Tourismusbörse unter Teilnahme von<br />

Wirtschaftskammerpräsident Christoph<br />

Leitl.<br />

Darüber hinaus bilden kulturelle Veranstaltungen<br />

an unserer Botschaft und<br />

unseres Kulturforums einen Schwerpunkt.<br />

Ein in den letzten Jahren schon<br />

zur Tradition gewordenes österreichisch<br />

geprägtes Neujahrskonzert (in diesem<br />

Jahr etwa mit Angelika Kirchschlager) erfreut<br />

sich bei prominenten Vertretern aus<br />

Politik, Wirtschaft und Kultur in Berlin<br />

großer Beliebtheit.<br />

In den letzten Jahren haben wir auch<br />

immer den Empfang in der Botschaft zum<br />

österreichischen Nationalfeiertag dazu<br />

genützt, jeweils ein anderes österreichisches<br />

Bundesland unter Teilnahme der<br />

Landeshauptleute dem Berliner Publikum<br />

näher zu bringen: 2011 war dies das Burgenland<br />

aus Anlass seines 90-Jahr-Jubiläums,<br />

im Vorjahr Niederösterreich.<br />

Welche Veranstaltungen gibt es im<br />

Gedenkjahr <strong>2013</strong> – Machtergreifung<br />

Hitlers vor 80 Jahren und Anschluss<br />

vor 75 Jahren?<br />

Eine österreichische Ausstellung, die<br />

auch in deutschen Medien viel Widerhall<br />

gefunden hat, ist „Nacht über Österreich.<br />

Der Anschluss 1938 – Flucht und Vertreibung“<br />

in der Österreichischen Nationalbibliothek.<br />

Von der Vielzahl an Berliner<br />

Veranstaltungen möchte ich vor allem<br />

zwei erwähnen: „Berlin 1933 – Der Weg in<br />

die Diktatur“ in der „Topographie des Terrors“<br />

und „Zerstörte Vielfalt. Berlin 1933-<br />

38“ im Deutschen Historischen Museum.<br />

Generell lässt sich feststellen, dass Berlin<br />

48 | SocietY 1 _<strong>2013</strong>

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