14.01.2019 Aufrufe

Society 363 / 2013

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

deutschland<br />

Interview<br />

lernen und arbeiten. Über 2.000 Städte-, Regionalund<br />

Schulpartnerschaften haben Deutsche und<br />

Franzosen über die Jahre hinweg einander näher<br />

gebracht. In Schulen und Kindergärten, an Hochschulen,<br />

Forschungseinrichtungen und Betrieben<br />

wird die Zusammenarbeit täglich aufs Neue mit<br />

Leben gefüllt. Die Deutsch-Französische Hochschule<br />

ermöglicht einen doppelten Abschluss in<br />

über 140 integrierten binationalen Studiengängen.<br />

Das besondere deutsch-französische Vertrauensverhältnis<br />

erlaubt es uns, auch dort Kompromisse<br />

zu schmieden, wo wir in der aktuellen<br />

Tagespolitik, oder z.B. in der Lösung der europäischen<br />

Schuldenkrise, zunächst einmal verschiedene<br />

Auffassungen haben. Es gibt heute einen<br />

deutsch-französischen Reflex, der im Laufe der<br />

Jahre gewachsen ist: Wenn Deutschland eine europapolitisch<br />

relevante Position formuliert, dann<br />

stellen wir uns immer die Frage: Wo steht Frankreich<br />

in dieser Angelegenheit? Und in Frankreich<br />

geschieht das gleiche.<br />

Dabei ist es ganz unbedenklich, wenn die französische<br />

und die deutsche Regierung in manchen<br />

Fragen unterschiedlicher Ansicht sind. Wir tauschen<br />

uns über unsere Positionen aus, suchen<br />

gemeinsame Schnittmengen, und wir beziehen<br />

unsere EU-Partner mit ein. So schaffen wir es seit<br />

Jahrzehnten, tragfähige und belastbare Lösungen<br />

zu finden. Dass das heute eine Selbstverständlichkeit<br />

ist, dass wir uns das gar nicht mehr anders<br />

vorstellen können, dafür hat der Elysée-Vertrag<br />

eine ganz wichtige Weichenstellung geliefert.<br />

Noch ein Jubiläum: Was hat Deutschland außen-<br />

bzw. kulturpolitisch geplant, um den 200.<br />

Geburtstag von Richard Wagner zu würdigen?<br />

Gertrud Tauchhammer<br />

im Gespräch mit<br />

S. E. Detlev Rünger<br />

und Gattin Iris.<br />

curriculum<br />

vitae<br />

D<br />

etlev Rünger wurde<br />

1955 in Hannover<br />

geboren. Er ist<br />

verheiratet und hat zwei<br />

Kinder. Nach dem Studium<br />

der Rechtswissenschaften<br />

und dem Juristischen<br />

Vorbereitungsdienst trat<br />

er 1981 in den Auswärtigen<br />

Dienst ein. Es folgten<br />

dienstliche Verwendungen<br />

in Bonn, Kairo, Quito,<br />

Daressalam, wieder Bonn<br />

und schließlich Canberra.<br />

Von 2002 bis 2006 war er in<br />

Berlin als Referatsleiter für<br />

Humanitäre Hilfe zuständig,<br />

anschließend drei Jahre<br />

lang Krisenbeauftragter des<br />

Auswärtigen Amts und von<br />

2009 bis September 2012<br />

Botschafter in Oslo.<br />

In Deutschland und in Österreich wird mit<br />

einer großen Zahl von Veranstaltungen, Ausstellungen<br />

und Konzerten an Wagners Geburtstag erinnert.<br />

Meine Botschaft hat, im Rahmen unseres<br />

regelmäßigen Kulturprogramms, am Geburtstag,<br />

dem 22. Mai, ein Konzert in den Räumen der Botschaft<br />

veranstaltet.<br />

Außenminister Guido Westerwelle hat die<br />

sog. Zukunftsgruppe von zehn EU-Außenministern<br />

ins Leben gerufen, die über Europapläne,<br />

etwa ein bundesstaatliches Modell der EU,<br />

nachgedacht hat und einen Bericht dazu veröffentlicht<br />

hat. Welchen Stellenwert haben diese<br />

Gespräche, da nicht alle Außenminister daran<br />

teilnehmen? Was werden die Wirkungen der Arbeit<br />

dieser Gruppe sein?<br />

Da die Schuldenkrise auch eine politische Dimension<br />

hat und Europa inzwischen manchmal<br />

als Teil des Problems und nicht der Lösung empfunden<br />

wird, muss die Europäische Union ihre<br />

Kräfte nach innen und außen stärker bündeln.<br />

Hierüber zu beraten und über die Krise hinaus zu<br />

denken, ist die Aufgabe der von Bundesaußenminister<br />

Dr. Guido Westerwelle ins Leben gerufenen<br />

informellen Gruppe von elf europäischen Außenministern,<br />

der auch Österreich angehört. Sie hat<br />

konkrete Denkanstösse auf verschiedenen europäischen<br />

Politikfeldern erarbeitet. Als informelles<br />

und offenes Gesprächsforum gehören ihr, im Unterschied<br />

zu Ratsformat, nicht alle Außenminister<br />

an.<br />

Die Außenministergruppe möchte inmitten<br />

der notwendigen Debatte über die Zukunft Europas<br />

den Kräften der Renationalisierung eine<br />

proeuropäische Diskussion entgegenstellen. Denn<br />

ohne langfristige Perspektiven kann das Vertrauen<br />

nicht gefestigt bzw. zurückgeholt werden, das<br />

wir kurz- und langfristig zur Überwindung der<br />

Krise brauchen. Eine handlungsfähige, stabile<br />

Wirtschafts- und Währungsunion ist von zentraler<br />

Bedeutung für das Funktionieren der Europäischen<br />

Union insgesamt. Nach Ansicht der Außenministergruppe<br />

liegt der Schlüssel dabei im<br />

Zusammenwirken von solidem Haushalt, Wachstumsimpulsen<br />

und Solidarität. Dieser Pfad soll<br />

nicht verlassen werden.<br />

Zu den von den Außenministern erörterten<br />

Perspektiven gehören auch Überlegungen für eine<br />

effizientere Entscheidungsfindung, eine stärkere<br />

demokratische Legitimierung, eine Steigerung<br />

der Sichtbarkeit des Europäischen Parlaments sowie<br />

eine Stärkung des Europäischen Auswärtigen<br />

Dienstes, um nur einige Punkte zu nennen. Auch<br />

sollen weitere Souveränitätsübertragungen auf<br />

europäischer Ebene in Betracht gezogen werden.<br />

Dies geht alle Mitglieder der Europäischen Union<br />

an, auch diejenigen, die den Euro noch nicht<br />

eingeführt haben. Reformen und weitere Beratungen<br />

sollen daher möglichst im Kreise der 27<br />

erfolgen. Viele der Vorschläge der Außenministergruppe<br />

könnten im bestehenden Vertragsrahmen<br />

verwirklicht werden.<br />

•<br />

<strong>Society</strong> 1_<strong>2013</strong> | 47

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!