Im Gespräch mit Jürgen Mammel - Hacker Pschorr
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Qualitätsmanagement Teil II:<br />
Der richtige Einstieg ins Qualitätsmanagement<br />
Konsequente Herangehensweise zahlt sich langfristig aus /<br />
Autor /<br />
Helmut Kammerer<br />
Zielgruppe /<br />
Geschäftsführung,<br />
leitende Gastronomen<br />
Lesezeit /<br />
15 Minuten<br />
B W L / / /<br />
„Was man nicht selber macht, ist nicht gemacht!“<br />
Sagen Sie sich das auch manchmal? Das<br />
kann an fehlender Qualifi kation und vielleicht<br />
auch Motivation Ihrer Mitarbeiter liegen. Möglicherweise<br />
liegt es aber auch daran, dass niemand<br />
wirklich genau weiß, was wann zu tun ist, außer<br />
dem Chef, und manchmal weiß es nicht mal der.<br />
Was ich da<strong>mit</strong> meine ist, dass vielerorts Tag für<br />
Tag dahingewurstelt wird, ohne sich präzise Gedanken<br />
darüber zu machen, welche Vorgehensweise<br />
optimal wäre. Hinzu kommt, dass nicht<br />
selten immer wiederkehrende Probleme stets<br />
aufs Neue aus dem Weg geräumt werden, statt<br />
ein für alle Male eine klare und für alle verbindliche<br />
Regelung zu treff en.<br />
Genau das aber ist ein ganz wichtiger Aspekt im Qualitätsmanagement<br />
und ein bedeutender Hinweis darauf,<br />
wie man am besten ins Qualitätsmanagement<br />
einsteigt. Denn gerade der Einstieg in diese Materie<br />
fällt vielen Gastronomen schwer. Sie haben Angst vor<br />
einer allzu theoretischen Arbeit und nicht Wenige<br />
wähnen sich überfordert. Ziel der Bemühungen im<br />
Qualitätsmanagement ist die Erstellung eines Betriebshandbuchs<br />
und wer schon einmal ein umfangreiches<br />
Handbuch gesehen hat, dem könnte wirklich<br />
Bange werden. Aber dafür gibt es keinen Grund, denn<br />
Sie müssen nicht im stillen Kämmerlein ein Betriebshandbuch<br />
schreiben, in dem alle wichtigen Bereiche<br />
und Th emen, die Ihren Betrieb betreff en, geregelt<br />
sind. Das wäre nicht nur eine kaum zu bewältigende<br />
Riesenaufgabe, das Ergebnis wäre wahrscheinlich<br />
auch wertlos, da sich niemand an das halten würde,<br />
was Sie sich da in einsamer Klausur erarbeitet haben.<br />
Außerdem könnten Sie dann auch auf die irrige Idee<br />
kommen, Sie wären eines Tages <strong>mit</strong> Ihrer Arbeit am<br />
Ende. Qualitätsmanagement ist hingegen ein permanenter<br />
Prozess. Äußere Umstände verändern sich<br />
ebenso wie Gästeverhalten und Sie müssen darauf reagieren<br />
und vielleicht morgen etwas verändern, was<br />
Ihnen heute ideal erscheint.<br />
Wie also sollten Sie richtig ins Qualitätsmanagement<br />
einsteigen? Es bieten sich zwei Wege an, die auch parallel<br />
begangen werden können. Die eine Möglichkeit<br />
besteht darin, dass Sie die Lösung akut bestehender<br />
Probleme nutzen, um klare Regelungen zu treff en.<br />
Wenn Sie beispielsweise merken, dass es immer wieder<br />
Schwierigkeiten oder Unzufriedenheiten gibt <strong>mit</strong><br />
der Art und Weise, wie die Tische eingedeckt werden,<br />
oder wenn es wiederholt zu Qualitätsschwankungen<br />
bei der Tellerausgabe kommt, dann sollten Sie sich<br />
<strong>mit</strong> den beteiligten Personen zusammensetzen und<br />
gemeinsam klare Vorgaben entwickeln. Für die spätere<br />
Einhaltung der Regelungen ist es äußerst nützlich,<br />
die Mitarbeiter von Anfang an <strong>mit</strong> einzubeziehen, da<br />
diese dann erfahrungsgemäß viel mehr Bereitschaft<br />
zeigen, die Vorgaben auch anzunehmen, statt sie nur<br />
missbilligend zur Kenntnis zu nehmen. Der erste<br />
Schritt bei der Erstellung verbindlicher Regelungen<br />
zeigt zugleich den zweiten Weg zum Einstieg ins<br />
Qualitätsmanagement auf: Stellen Sie fest, wie das<br />
bisherige Vorgehen in der Praxis wirklich aussieht.<br />
Vielleicht stellen Sie dabei im obigen Beispiel fest,<br />
dass Sie deshalb häufi g unzufrieden sind <strong>mit</strong> der Art<br />
und Weise, wie die Tische eingedeckt werden, weil<br />
es tatsächlich keine eindeutige Vorgabe dafür gibt.<br />
Wichtig ist, dass die Beschreibung des realen Vorgehens<br />
schriftlich festgehalten wird.<br />
Wenn Sie nun anfangen, auch außerhalb bestehender<br />
akuter Probleme, nach und nach bei einzelnen Tätigkeitsfeldern<br />
zu beschreiben, was wie in Ihrem Betrieb<br />
organisiert ist, gewinnen Sie rasch wertvolle Erkenntnisse:<br />
Sie können zunächst sehen, was bereits heute<br />
gut geregelt ist. Sie sehen aber auch – spätestens,<br />
wenn Sie die Beschreibungen schriftlich fi xieren –<br />
was ganz und gar nicht gut geregelt ist. Ich habe in<br />
der Praxis nicht selten erlebt, dass Unternehmer die<br />
Hände über dem Kopf zusammengeschlagen haben,<br />
wenn sie sich einmal bewusst gemacht haben, welch<br />
unsinnige Abläufe es in einzelnen Feldern im Betrieb<br />
gibt. Und Sie erkennen, wo es bis heute überhaupt<br />
keine Regelungen gibt.<br />
Voraussetzung dafür, dass Sie diese wertvollen Erkenntnisse<br />
gewinnen können, ist allerdings, dass<br />
Sie ehrlich zu sich selbst sind. Wenn Sie die heutigen<br />
Abläufe in Ihrem Betrieb beschreiben, sollte<br />
das keine Beschreibung des Idealfalls sein, sondern<br />
der Realität. Verwechseln Sie also nicht das, was Sie<br />
sehen wollen <strong>mit</strong> dem, was Sie wirklich sehen. Zur<br />
Absicherung sollten Sie diese Beobachtungen und<br />
Beschreibungen nicht als Einziger machen, denn es<br />
ist sehr gut möglich, dass unterschiedliche Personen<br />
dieselben Abläufe unterschiedlich beschreiben. Und<br />
wenn mehrere Leute dieselben Abläufe deutlich unterschiedlich<br />
beschreiben, ist davon auszugehen,<br />
dass es eben keine allgemein anerkannten diesbezüglichen<br />
Regelungen gibt.<br />
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