AKV Journal Ausgabe 1 [PDF | 6,6 MB
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DER ÖCHER FASTELOVVEND TRIFFT RENGSCHBURGER FASCHING<br />
„ O che Alaaf!“ – „Radi! radi!“<br />
spielt der elfte im elften eine rolle im rengschburger<br />
Fasching?<br />
Prämaßing: Der 11.11. ist auch in Bayern der<br />
offizielle Beginn der Faschingszeit. Unsere<br />
Karnevalsgesellschaft Narragonia inthronisiert<br />
an diesem Tag in Anwesenheit des Oberbürgermeisters<br />
ihre drei Prinzenpaare im Kurfürstenzimmer<br />
des Historischen Rathauses, zieht<br />
dann mit Prinzenpaaren, Präsidium, Garden<br />
und Fanfarenzug durch die mittelalterlichen<br />
Straßen der Stadt und besucht einige Traditionslokale,<br />
um den dortigen Wirten den Saison-Orden<br />
zu verleihen. Oft gibt es am Abend<br />
dann auch einen Inthronisationsball. Bis zum<br />
Dreikönigstag ruht der Faschingsbetrieb im<br />
Großen und Ganzen.<br />
Die Karnevalsgesellschaft Narragonia von 1901<br />
Gibt es einen Rosenmontagszug?<br />
Prämaßing: Faschingsumzüge, auch Kappenfahrten<br />
oder Maskenzüge genannt, gab es in<br />
Regensburg seit dem späten Mittelalter – so<br />
auch 1848, im Gründungsjahr der Narragonia.<br />
Ebenso sind Maskenzüge für die Jahre 1875<br />
und 1876 belegt, dann wieder von 1897 bis<br />
1901 und danach in den 30er Jahren. Seit 1951<br />
zieht wieder ein Faschingszug durch die Stadt,<br />
jedoch nicht am Rosenmontag, sondern meist<br />
am Faschingssonntag. Von 1983 bis 2007 wurden<br />
immer mal wieder kreative Pausen eingelegt.<br />
Anlässlich der beiden Jubiläen „160 Jahre<br />
Narragonia“ und „50 Jahre Lusticania“ wird<br />
2008 wieder ein Faschingszug stattfinden. Im<br />
Jubiläums-Fasching der Narragonia dreht sich<br />
alles um den „Närrischen Reichstag“ als Hommage<br />
an den barocken Fasching zur Zeit des<br />
Immerwährenden Reichstags.<br />
sind besondere Brauchtumstraditionen bekannt?<br />
Prämaßing: Die Narragonia hat mit der traditionsreichen<br />
„Gurkengarde von 1848“ auch die<br />
älteste Männergarde im bayerischen Fasching.<br />
Dabei ist die Persiflage auf den Militarismus<br />
unverkennbar. Der Name „Gurkengarde“ rührt<br />
wohl von der überdimensionalen Gurkennase<br />
her, die die Gardisten trugen. Beim Geldbeutelwaschen<br />
am Aschermittwoch werden die<br />
Geldbeutel an eine Angel gebunden und dann<br />
an der historischen Steinernen Brücke in den<br />
Fluten der Donau gewaschen, damit im kommenden<br />
Fasching wieder Geld hineinkommen<br />
soll. Ein Brauch, der wohl auf das Handwerk<br />
im Mittelalter zurückgeht. Anschließend geht<br />
man zum Fischessen.<br />
spielen sitzungskarneval und Büttenreden eine<br />
rolle?<br />
Prämaßing: Bei der Regensburger Narragonia<br />
wurde um die Wende vom 19. zum 20.<br />
Jahrhundert der Brauch gepflegt, in den „Rettich“<br />
statt in die Bütt zu gehen und dort in einer<br />
pointierten Rede das gesellschaftliche Leben<br />
auf die Schippe zu nehmen. Ein Brauch,<br />
der leider verloren gegangen ist. Die Bälle aber<br />
beinhalten auch Tanzdarbietungen der Prinzenpaare<br />
oder verschiedener Garden. Auch Ordensverleihungen<br />
haben hier ihren Platz.<br />
sind ihnen Gemeinsamkeiten zwischen dem Öcher<br />
Fastelovvend und dem rengschburger Fasching<br />
bekannt?<br />
Prämaßing: Was in Aachen der Orden „Wider<br />
den Tierischen Ernst“ ist bei der Regensburger<br />
Narragonia der „Radi-Orden von 1898“.<br />
Zum alljährlichen Hof- und Diplomatenball<br />
(Mitte bis Ende Januar) wird er seit 1987 jeweils<br />
an den Ehrengast des Balles verliehen.<br />
Es sind Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens,<br />
die sich in besonderer Weise mit Regensburg<br />
verbunden fühlen, oder auch Narragonen,<br />
die sich um das Wohl der Faschingsgesellschaft<br />
verdient gemacht haben. Drei Ritter des Aachener<br />
Ordens „Wider den tierischen Ernst“ sind<br />
ebenfalls Träger des „Radi-Ordens“: Dr. Edmund<br />
Stoiber wurde 1996 Ehrenmitglied der<br />
Narragonia, Hans-Dietrich Genscher erhielt<br />
1988 den „Radi-Orden“, und Hermann Höcherl<br />
war seit 1956 Mitglied der Narragonia<br />
und wurde in den 70er Jahren zum Ehrensenator<br />
ernannt.<br />
Die Verbindung zwischen Aachen und Regensburg<br />
in Sachen Karneval ist Jahrhunderte alt:<br />
Um 1133 soll ja ein junger Bauer in der Nähe<br />
von Kornelimünster ein Narrenschiff auf Rädern<br />
erbaut haben, das unter dem Jubel der<br />
Massen durch die Städte Aachen, Maastricht,<br />
Tongern und Looz gezogen wurde. Dieser erste<br />
Karnevalswagen hat derart von sich reden gemacht,<br />
dass selbst der bayerische Geschichtsschreiber<br />
Johann Georg Turmair alias Aventius<br />
davon Kenntnis bekam und es in seinen Schriften<br />
ausführlich erwähnte. 1534 starb er im Fasching<br />
in Regensburg und wurde im Kloster<br />
Emmeram beigesetzt, dem heutigen Schloss<br />
Thurn und Taxis. –tis