AKV Journal Ausgabe 1 [PDF | 6,6 MB
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DER ÖCHER FASTELOVVEND TRIFFT RENGSCHBURGER FASCHING<br />
„ O che Alaaf!“ – „Radi! radi!“<br />
Karnevalistische Welten treffen aufeinander<br />
– Karneval im Rheinland und Fasching im<br />
bayerischen Regensburg. Dabei ist die Verbindung<br />
zwischen Aachen und Regensburg in<br />
Sachen Karneval Jahrhunderte alt. Unsere<br />
Autorin Jutta KatsaitisSchmitz sprach mit<br />
dem Oberhofmarschall der Narragonia Regensburg<br />
1848, Carl Borromäus Prämaßing<br />
(Fotos oben) – geboren in der Eifel, fast ’ne<br />
Öcher Jong (aß als erste feste Nahrung Aachener<br />
Printen). Er ist Hörfunk<strong>Journal</strong>ist<br />
und Programmchef von Radio Melodie in<br />
München.<br />
Als bekannt wurde, dass I.D. Gloria Fürstin von<br />
Thurn und Taxis den Orden Wider den tierischen<br />
Ernst erhält, fragten sich die Aachener, ob die designierte<br />
Ritterin in Regensburg vielleicht in einer karnevalistischen<br />
Diaspora lebe. Ist das so?<br />
Carl Borromäus Prämaßing: Ja, das stimmt,<br />
Karneval als solchen gibt´s hier nicht, wir sprechen<br />
in Regensburg von Fasching, da es in<br />
Bayern drei Traditionsstränge gibt: in den fränkischen<br />
Regierungsbezirken die Fastnacht, in<br />
Bayrisch-Schwaben die Alemannische Fasenacht<br />
und in Altbayern den Fasching.<br />
Es gibt aber Karnevalsgesellschaften in Regensburg?<br />
Prämaßing: Heute noch zwei. Beide feiern in<br />
dieser Session ein Jubiläum: die Karnevalsgesellschaft<br />
Narragonia Regensburg 1848 e.V.,<br />
die mit dem Schlachtruf „Radi Radi!“ feiert<br />
(Radi gleich Rettich, der in der Nähe von Regensburg<br />
wächst), und die Faschingsgesellschaft<br />
Lusticania Regensburg, gegründet 1958,<br />
die den Schlachtruf „Lusticania olé!“ hat. Sie ist<br />
in das Kolpingswerk, Bezirksverband Regensburg,<br />
eingebunden.<br />
Warum ist die Narragonia eine Karnevals- und<br />
nicht eine Faschingsgesellschaft?<br />
Prämaßing: Gründer der Narragonia war der<br />
Arzt Dr. med. Carl Gerste, Sohn eines aus<br />
Mainz stammenden Apothekers. Sein Verständnis<br />
von der so genannten fünften Jahres-<br />
zeit war dadurch stark von rheinischen Einflüssen<br />
geprägt. Sowohl sein Sohn als auch seine<br />
drei Enkel und sogar sein Urenkel sind beziehungsweise<br />
waren Mitglieder der Narragonia<br />
und haben an führender Stelle die Geschicke<br />
der ältesten bayerischen Karnevalsgesellschaft,<br />
aber auch Faschingsgesellschaft bestimmt.<br />
Ebenso zählten viele der Fürstlich Thurn- und<br />
Taxis’schen Hoflieferanten zu den Mitgliedern<br />
der Narragonia, die bis in die 80er Jahre des<br />
vergangenen Jahrhunderts eine reine Herrengesellschaft<br />
war.<br />
Seit wann wird in Regensburg Fasching gefeiert,<br />
und kennt man auch einen Prinzen Karneval?<br />
Prämaßing: Der Fasching ist in Regensburg<br />
seit 1249 urkundlich erwähnt und wurde im<br />
Mittelalter ausgiebig gefeiert. Besonders die<br />
Gesandten des Immerwährenden Reichstags,<br />
der von 1663 bis 1806 in Regensburg tagte, zelebrierten<br />
den Fasching sehr stark mit Maskenbällen<br />
und Umzügen, Schlittenfahrten und üppigen<br />
Festessen. So hielten es mit Redouten<br />
und Maskenbällen auch die Fürsten von Thurn<br />
und Taxis, die als Vertreter des Kaisers 1748<br />
als Prinzipalkommissare nach Regensburg gekommen<br />
waren. Diese hohe Aufgabe ließ sie<br />
eine prächtige Hofhaltung entfalten, die ihresgleichen<br />
in Deutschland suchen konnte. Die<br />
verschiedenen Handwerkszünfte, Schüler und<br />
Studenten hatten daneben ihre eigenen Bräuche<br />
und Späße in der Faschingszeit. Als 1802<br />
der Mainzer Kurfürst und Erzbischof Carl<br />
Theodor von Dalberg als Erzbischof nach Regensburg<br />
kam, ließ er viele rheinische Bräuche<br />
in den Regensburger Fasching einfließen.<br />
Am 24. Februar 1848 schließlich erhielt die<br />
Karnevalsgesellschaft Narraconia – später Narragonia<br />
– die staatliche Anerkennung. Für 1848<br />
ist auch ein „Prinz Carneval“ mit seiner „Prinzessin<br />
Pumphia“ genannt. Ab 1850 gab es dann<br />
eine Pause in den Faschingsaktivitäten. Erst<br />
1897 wurde wieder ein „Prinz Pepi I.“ ernannt.<br />
Eine Prinzessin aber gab es nicht an seiner Seite.<br />
Diese taucht erst wieder im Fasching 1911<br />
auf, dann in den 30er Jahren und seit 1951 ununterbrochen<br />
bis zum heutigen Tage. Seit 1994<br />
gibt es ein Kinderprinzenpaar und seit 1999,<br />
dem Internationalen Jahr der Senioren, auch<br />
ein Seniorenprinzenpaar.<br />
Faschingspaar im<br />
Regensburger Fasching