AKV Journal Ausgabe 1 [PDF | 6,6 MB
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DER ORDEN WIDER DEN TIERISCHEN ERNST:<br />
Mit James Arthur Dugdale fing alles an<br />
14 Das war das Anliegen Jacques Königsteins:<br />
Griesgram und Muckertum den Kampf anzusagen<br />
– und diesen Kampf durch Ordensverleihungen<br />
zu verstärken.<br />
Oben:<br />
James A. Dugdale<br />
Unten:<br />
Jacques Königstein<br />
Wenn Ihre Durchlaucht Gloria Fürstin von<br />
Thurn und Taxis bei der Festsitzung des <strong>AKV</strong><br />
am 19. Januar 2008 in den Narrenkäfig tritt, ist<br />
sie die vierte Vertreterin des weiblichen Geschlechts,<br />
die mit dem Orden Wider den tierischen<br />
Ernst geehrt wird. „Ihre Individualität<br />
und Beliebtheit, das soziale Engagement und<br />
der Mutterwitz in ihrem Tun prädestinieren die<br />
Fürstin für diese Auszeichnung“, so <strong>AKV</strong>-Präsident<br />
Horst Wollgarten.<br />
20 Jahre liegt die Pioniertat des Aachener Karnevalsvereins<br />
zurück, als er Professorin Dr.<br />
Gertrud Höhler 1988 als erste Frau zur Ordensritterin<br />
schlug und sie damit in die Riege<br />
der bis dahin 37 ehrenwerten Herren des Konvents<br />
aufnahm. Sechs Jahre gingen ins Land,<br />
bis die damalige Vizepräsidentin des Deutschen<br />
Bundestages, Renate Schmidt, 1994 zu<br />
gleichen Ritterinnenehren gelangte. Weitere<br />
vier Jahre vergingen, bis auch Heide Simonis,<br />
damals Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein,<br />
als dritte Frau im Bunde den<br />
Ritterschlag erhielt.<br />
Nun also Fürstin Gloria, die das vierblättrige<br />
Kleeblatt abrundet, das dem Orden „Wider den<br />
tierischen Ernst“ bei bisher 57 Verleihungen<br />
mit Glanz und Gloria ein neues Image gibt.<br />
Das ist es unter anderem auch, was der <strong>AKV</strong><br />
anstrebt: Bei der Wahl eines Ritters die Ordenskriterien,<br />
Humor und Menschlichkeit im<br />
Amt, nicht mehr nur bei Politikern zu suchen,<br />
sondern ebenso bei interessanten Persönlichkeiten<br />
aus allen Gesellschaftsschichten. „Der<br />
Wert dieses Kulturpreises muss wieder steigen,<br />
zumal es der einzige Preis ist, der gegen und<br />
nicht für etwas verliehen wird“, erklärt dazu<br />
Horst Wollgarten, der als neuer <strong>AKV</strong>-Präsident<br />
sich nicht scheut, neue Wege zu gehen.<br />
Die Wurzeln der Ordensverleihung reichen in<br />
das Jahr 1950 zurück. Helmut A. Crous, damals<br />
noch Archivar des <strong>AKV</strong>, später dann<br />
dessen Präsident, hatte als <strong>Journal</strong>ist von einer<br />
auffallend menschlichen Entscheidung eines<br />
britischen Militärstaatsanwalts namens James<br />
Arthur Dugdale erfahren. Ein 29-jähriger<br />
Beifahrer aus Stolberg war unter Alkohol stehend<br />
bei einer Kneipenrangelei mit einem belgischen<br />
Sergeanten aneinander geraten und<br />
wurde deshalb von einem britischen Niedergericht<br />
zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt.<br />
Mr. Dugdale plädierte als Staatsanwalt dafür,<br />
dass der Mann von Karnevalssonntag bis Karnevalsdienstag<br />
aus der Haft zu entlassen sei,<br />
denn seines Wissens sei der „Rosenmontag der<br />
höchste Feiertag im Rheinland“. Der Richter<br />
entsprach dem Antrag.<br />
Zunächst „nur“ der <strong>AKV</strong>Jahresorden<br />
Als Jacques Königstein, der damalige <strong>AKV</strong>-<br />
Präsident, davon erfuhr, erklärte er spontan:<br />
„Dieser Mr. Dugdale muss einen Orden bekommen.“<br />
Den erhielt er auch am Karnevalssonntag<br />
bei der <strong>AKV</strong>-Kaffeevisite im Alten<br />
Kurhaus, wenngleich es damals „nur“ der <strong>AKV</strong>-<br />
Jahresorden war. Dafür aber wurde Justitias<br />
Diener mit einem wahren Ordenssegen aller<br />
im Saal anwesenden Karnevalsvereine und<br />
dem Prinzenorden Sr. Tollität Hans III. Achilles<br />
überschüttet. Diese Ehrung machte in der<br />
englischen Presse Schlagzeilen. Zwei Jahre später<br />
amüsierte den <strong>AKV</strong> Jules von Jouanne, der<br />
als damaliger Regierungsrat in der Eulenspiegelstadt<br />
Mölln die dort versammelten Finanzminister<br />
vor eine festlich gedeckte Tafel geführt<br />
hatte, die dann aber wieder abräumen und eine<br />
schlichte Erbsensuppe servieren ließ. Jouanne’s<br />
Kommentar dazu: „Schleswig-Holstein ist ein<br />
armes Land und muss sparen!“ Auch er erhielt<br />
den <strong>AKV</strong>-Jahresorden, allerdings bereits mit<br />
einer Silberplatte unterlegt.<br />
1953 gründeten der Satiriker Werner Finck<br />
und der Karikaturist Mirko Szewczuk die<br />
Carl-Friedrich-Flögel-Gesellschaft und erinnerten<br />
mit ihr an den Philosophen Flögel,<br />
der Ende des 18. Jahrhunderts die „Geschichte<br />
des Grotesk-Komischen“ geschrieben hatte.<br />
„Kampf dem tierischen Ernst, der heute so<br />
oft im Alltag der Behörden zu finden ist“ – das<br />
schrieb sich die neue Gesellschaft auf die Fahnen.<br />
Und das war ja auch das Anliegen Königsteins,<br />
Griesgram und Muckertum den Kampf<br />
anzusagen und diesen durch Ordensverleihungen<br />
zu bestärken. Der Name „Wider den tierischen<br />
Ernst“ war gefunden, der Grafiker Mano