Nr. 23 (IV-2018) - Osnabrücker Wissen
Nr. 23 (IV-2018) - Osnabrücker Wissen Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
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Geschichte(n) aus<br />
Osnabrücks Partnerstädten<br />
STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
Frohes<br />
Fest!<br />
Welcher Teppich berichtet<br />
vom Ende der Welt?<br />
In Osnabrücks französischer Partnerstadt Angers hängt der größte Wandteppich, der jemals<br />
in Europa gewebt wurde: Der Wandteppich der Apokalypse, „La tenture de l’ Apocylpse“.<br />
Ursprünglich maß das imposante Ergebnis kunstfertiger Handwerker 140 m in der Länge. Noch<br />
heute beeindruckt es mit seinen Maßen: 103 Meter Länge, 4,5 Meter Höhe. Darauf zu sehen sind<br />
84 Szenen, welche die Offenbarung des Johannes wiedergeben, u.a. Johannes‘ Christus-Vision,<br />
die Ankunft der apokalyptischen Reiter oder den Fall von Babylon.<br />
Wo wurde der Wandteppich gefertigt?<br />
Ludwig I. von Anjou, Bruder des Königs<br />
Karl V., gab das Werk 1375 in Auftrag.<br />
Ein zeitaufwendiges und kostspieliges<br />
Unterfangen. Für die Vorlagen beauftragte<br />
er den Maler Jan Bondol. Beaufsichtigt<br />
und koordiniert wurden die Arbeiten<br />
vom Webermeister Nicolas Bataille. Der<br />
Teppich entstand im Pariser Atelier von<br />
Robert Poisson. Die Ausführung gilt<br />
als Meisterleistung und außergewöhnliches<br />
Zeugnis der Farbenpracht mittelalterlicher<br />
Tapisserien: Detaillierte<br />
Abbildungen, feinste Webstrukturen. Sogar<br />
die Rückseite ist derartig hochwertig gearbeitet,<br />
dass alle abgebildeten Szenen<br />
statt der üblichen Fäden zu sehen sind.<br />
Was ist über den Teppich bekannt?<br />
Warum der Wandteppich in Auftrag<br />
gegeben wurde, ist bis heute ein ungelöstes<br />
Rätsel. Denn ausreichend Platz für eine<br />
angemessene Präsentation war in Angers<br />
nicht vorhanden. Bekannt ist hingegen,<br />
dass das Kunstwerk anlässlich besonderer<br />
Zeremonien im Freien enthüllt wurde. Ein<br />
dokumentierter Fall ist die Hochzeit von<br />
Ludwig II. von Angers und Yolande von<br />
Aragon im Jahr 1400.<br />
Seit 1480 befindet sich der Wandteppich<br />
im Besitz der Kathedrale von Angers. 1782<br />
versuchten die Domherren, das Geschenk<br />
von René d’Anjou zu veräußern. Der<br />
Versuch blieb erfolglos, jedoch verschwanden<br />
einige Szenen: Im Zuge der französischen<br />
Revolution wurde der Teppich<br />
zerschnitten, um die Stoffbahnen als<br />
Planen und Decken zu verwenden. Mitte<br />
des 19. Jahrhunderts sorgte der Bischof<br />
von Angers für eine aufwendige Restaurierung<br />
des Kunstwerks. Seit 1954 schmückt<br />
der Wandteppich eine öffentlich zugängliche<br />
und eigens hierfür gebaute Galerie.<br />
| Sina-Christin Wilk<br />
Bild oben rechts © commons.wikimedia.org, Bild unten © wikipedia.de,<br />
Bild oben Header © L’office de tourisme d’Angers<br />
Angers<br />
Frankreich<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
ÜBER DIE<br />
STÄDTEPARTNERSCHAFT<br />
Osnabrück und die erste Partnerstadt<br />
Haarlem unterschrieben am<br />
3. September 1964 im Friedenssaal<br />
des Rathauses einen Dreierpartnerschaftsvertrag<br />
mit Angers. In<br />
der Hauptstadt des Departements<br />
Maine-et-Loire leben rund 150.000<br />
Einwohner, bekannt wurde Angers<br />
vor allem durch seine Textil- und<br />
Teppichkunst sowie durch die Herstellung<br />
des Likörs Cointreau.<br />
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Außenansicht der Halle, die Anfang der 1950er Jahre<br />
eigens zur Austellung des Teppichs gebaut wurde<br />
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