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Holzpfeile bauen April 2019

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Bogenbauschule.at


Impressum<br />

Herausgeber, Eigentümer und Verleger:<br />

Matthias Wiltschko, A-3920 Gross Gundholz 25<br />

www.bogenbauschule.at<br />

Herausgeber und Medieninhaber übernehmen keine Haftung.<br />

Alle Rechte, das Recht auf Vervielfältigung, Verbreitung und<br />

Übersetzung liegen beim Eigentümer und Herausgeber.<br />

Text, Fotos und Layout: Matthias Wiltschko<br />

Es wird keine Haftung für Verletzungen und Sachschäden des Kunden/Lesers<br />

und Dritter durch die angebotenen Informationen und<br />

durch die daraus hergestellten Gegenstände (z.B.: Bogen, Pfeile,...)<br />

übernommen. Jeder Kunde/Leser ist für seine eigene Sicherheit und<br />

die Sicherheit Anwesender im Umgang mit seinen eigenen hergestellten<br />

Bogen und Pfeilen verantwortlich. Es liegt im Ermessen des Kunden/Lesers,<br />

das von ihm verwendete Holz auf seine Bruchsicherheit<br />

hin zu beurteilen.


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Der Pfeilschaft<br />

Es macht keinen Unterschied wie effizient dein Bogen ist, mit schlechten<br />

Pfeilen wirst du nie konstant gut schießen können. Die wichtigste Variable<br />

eines guten Pfeils ist der Schaft. Ganz egal welches Holz du bevorzugst,<br />

Port Orford Cedar, Fichte, Kiefer (Northern Pine) oder Hemlock, die<br />

Pfeilschäfte müssen untereinander so gut wie möglich die gleichen Eigenschaften<br />

aufweisen. Das heißt, die Biegesteifigkeit (Spinewert) und das<br />

Gewicht sollen bei allen Schäften in einem Pfeilsatz so nahe wie möglich<br />

beieinander liegen.<br />

Wie erreichst du das? Die schnellste, beste und einfachste Version: Kaufe<br />

die Schäfte gespined und ausgewogen. Manche Händler bieten ihre<br />

Schäfte +-1 Pfund Spinewert und +-0,5 Gramm Schaftgewicht an, das ist<br />

wirklich sehr genau. Ich konnte aber auch bei +-2,5 Pfund Spinewert und<br />

+-1 Gramm Schaftgewicht sehr gute Schussergebnisse erzielen.<br />

Auch wenn diese hochwertigen Schäfte manchmal doppelt oder dreimal so<br />

viel kosten wie die billigen Normalschäfte, wirst du den Kauf nicht bereuen.<br />

Schon nach kurzer Zeit rechnet sich die Investition. Denn mit diesen Schäften<br />

hast du weniger Fehlschüsse und weniger Pfeilbruch. Das wichtigste<br />

Kriterium ist aber, dass du dir bei einem schlechten Schuss mit perfekt<br />

abgestimmten Pfeilen sicher sein kannst, dass DU einen Fehler gemacht<br />

hast. Es gibt dann keine Ausreden mehr wie: „Der Bogen passt nicht für<br />

mich.“ oder „Ich verwende ja die billigen Pfeile“.<br />

Wenn du dir nicht sicher bist welcher Spinewert zu deinem Bogen passt,<br />

das kann bei Selfbows sehr unterschiedlich sein, gehe folgendermaßen<br />

vor: Dein Bogen hat bei deiner Auszugslänge ein Zuggewicht von 40#.<br />

Kauf dir zwölf ausgewogene Schäfte im Spinewert 35# +-2,5#. Auch wenn<br />

die Pfeile zuerst etwas weiter links oder rechts einschlagen, deine Schusstechnik<br />

wird sich sehr bald darauf ändern, dein Gehirn trägt schon sorge,<br />

dass die Pfeile in der Mitte landen. Es macht keinen Sinn unterschiedliche<br />

Pfeilsätze zu <strong>bauen</strong>, die sich immer nur um 1# im Spinewert unterscheiden,<br />

es gibt viele andere Faktoren, die die Flugeigenschaften eines Pfeils<br />

beeinflussen. Mehr dazu im nächsten Artikel: „Schusstechnik Selfbows“.<br />

Bevor wir jedoch gleich zum Pfeilbau übergehen, noch einige Worte zur<br />

Lagerung und zu den Holzarten.


Schaftlagerung<br />

Wenn du dir viele Pfeilschäfte auf Vorrat kaufst, verschnüre diese in<br />

der Mitte und an den Enden fest mit starkem Garn. Lagere sie liegend<br />

in einem Raum in dem es nicht ständig zu starken Schwankungen<br />

der Luftfeuchtigkeit kommt. Ganz wichtig, beschrifte deine Schäfte mit<br />

Holzart, Spinewert und Gewicht. Auf keinen Fall solltest du die Schäfte<br />

mit Gummibändern fixieren, diese lösen sich auf, kleben am Holz fest<br />

und du hast zusätzliche Schleifarbeit.


Holzarten<br />

Dieses Pfeilpaket hatte ich mit Fichte beschriftet, doch es ist eindeutig<br />

Kiefer. Nur bei den Kiefernarten sind die hellen Harzkanäle im Spätholz<br />

so groß, dass sie mit freiem Auge sichtbar sind. Unten siehst du<br />

zwei Kiefernschäfte, links aus Splintholz, rechts aus dem dunkleren<br />

Kernholz. Ganz egal ob Splint oder Kern, sie werden gleich fliegen.


Linkes Bild:<br />

Die linken Schäfte sind aus Kiefer (Northern Pine) und die rechten aus<br />

Port Orford Cedar. Ganz deutlich kannst du die dunklen, dichten und<br />

festen Spätholzringe der Kiefernschäfte erkennen.<br />

Die Cedarschäfte auf der rechten Seite sind sehr homogen aufgebaut<br />

und die Spätholzringe sind nur als hauchdünne Schicht zu erkennen.<br />

Mit Port Orford Cedar hatte ich immer viele Pfeilbrüche, deshalb bin<br />

ich sehr bald auf Northern Pine umgestiegen. Diese ist zwar etwas<br />

schwerer aber dafür robuster.<br />

Holz- und Maschinenfehler<br />

Schäfte bei denen sich die Jahrringe voneinander lösen sollten sofort<br />

aussortiert werden. Dies kommt sehr selten beim festen Spätholz von<br />

Northern Pine vor. Bei Port Orford Cedar habe ich diesen Holzfehler<br />

noch nicht gesehen.


Bei starken Faserabweichungen kann es vorkommen, dass beim Fräsen<br />

der Schäfte Ausrisse entstehen. Befinden sich diese nahe am<br />

Schaftende kannst du sie trotzdem an der Pfeilspitze verwenden. Oft<br />

fallen die Fehlstellen auch beim Kürzen der Schäfte weg.


Bei der weicheren Port Orford Cedar treten manchmal faserige Schaftoberflächen<br />

auf. Je stärker die Faserabweichung von der Längsachse<br />

des Schaftes ist, desto stärker die Ausfaserungen an der Oberfläche.<br />

Die Flammenzeichnung unten zeigt eine starke Faserabweichung an.


Bilden die Jahrringe eine Insel im Schaft, zeigt auch dies eine lokale<br />

Faserabweichung an. Sind die Jahrringe besonders eng, treten diese<br />

Zeichnungen häufiger auf und zeigen schon geringe und unbedeutende<br />

Faserabweichungen an. Die Inseln sind nur bei breiten Jahrringen und<br />

vor allem bei Jahrringdelamination gefährlich (siehe unten).


So sehen perfekte Pfeilschäfte aus. Anhand der Spätholzringe kannst<br />

du erkennen, dass der Faserverlauf genau der Längsachse der Pfeilschäfte<br />

folgt. DAS Zeichen für maximale Haltbarkeit.


Lege den Schaft zwischen Daumen und Zeigefinger und peile über<br />

dessen gesamte Länge. Rotiere den Schaft mit der anderen Hand und<br />

achte darauf, ob der vordere Schaftteil gerade oder verbogen ist. Das<br />

gerade Schaftende wird die Nock aufnehmen und auf das verbogene<br />

Ende wird später die Spitze montiert.


Markiere die Pfeilspitze farblich, damit es zu keinen Verwechslungen<br />

kommt. Falls dir eine leichte Biegung im Schaft auffällt, kannst du diese<br />

jetzt begradigen, indem du den Schaft in Gegenrichtung belastest.<br />

Wenn er jetzt schon bricht, hätte er nie ein Pfeil werden sollen.


Mit Schleifpapier Körnung 400 werden jetzt alle abstehenden Holzfasern<br />

entfernt und der Schaft perfekt geglättet. Mit der einen Hand hältst<br />

du das Schleifpapier, aber die Schleifbewegung wird mit dem Schaft<br />

durchgeführt. Richte das Schleifpapier regelmäßig neu aus.


Nimm ein feines Tuch und entferne den anhaftenden Schleifstaub. Danach<br />

werden die hinteren Schaftenden für das Aufkleben der Kunststoffnocken<br />

angespitzt. Achtung: Es gibt zwei Seiten beim Spitzer, eine<br />

für die Nock und die mit spitzerem Winkel für die Pfeilspitze.


Wenn es unbedingt sein muss, dass du aus Schäften dieser schlechten<br />

Qualität Pfeile <strong>bauen</strong> willst, dann achte darauf, dass die Jahrringflammen<br />

auf der Oberseite des Pfeils nach vorne gerichtet sind (linkes<br />

Bild). Bricht der Pfeil im Schuss, fliegt das spitze Ende nach oben hin<br />

weg und nicht nach unten in die Bogenhand hinein.


Sind die Faserabweichungen so stark, sollte dieses Ende die Pfeilspitze<br />

werden. Ein Pfeilbruch so weit hinten kann für den Schützen gefährlich<br />

werden. Besser wäre es den Schaft auszusortieren.


Mit Holzbeize auf Lösungsmittelbasis wird der gesamte Schaft mehrmals<br />

eingefärbt. Arbeite im Freien oder sorge für gute Belüftung in der<br />

Werkstatt. Ich verwende niemals Wasserbeizen. Wasser hat nichts auf<br />

Pfeilen und Bogen zu suchen.


Es gibt viele verschiedene Klebstoffe. Das Fastsetgel ist hervorragend,<br />

und perfekt für den privaten Gebrauch geeignet. Sekundenkleber funktioniert<br />

auch sehr gut. Bohning Fletch Tite und Saunders NVP Arrow<br />

Mate Cement sind ungeöffnet auch nach 10 Jahren noch verwendbar.


Pfeil für einen Rechtshänder. Die Fahne der Nock zeigt nach links. Für<br />

einen Linkshandschützen zeigt die Fahne nach rechts. Die Jahrringflammen<br />

auf der Schaftoberseite zeigen bei beiden Varianten immer<br />

nach vorne. Ich verwende am liebsten diese Speednocks. Auch ohne<br />

hinsehen kann anhand der Fahne, die Leitfeder bestimmt werden.


HALT! Hier sitzt die Nock falsch auf dem Schaft! Bei aufgenocktem Pfeil<br />

liegen die Jahrringflammen auf der Seite. Das hier ist eine Klemmnocke,<br />

die den Pfeil auf der Sehne halten soll.


Du kannst die Nocks natürlich auch direkt ins Holz sägen oder feilen.<br />

Zuerst säge ich einen Schlitz mit der Bandsäge und arbeite dann die<br />

Kerbenbreite mit Schleifpapier aus. Im nächsten Schritt wird die Oberfläche<br />

des Schaftes mehrmals versiegelt.


Für das Finish von Bogen und Pfeilen verwende ich Danish Oil. Es ist<br />

leicht aufzutragen, trocknet relativ schnell und ergibt eine wasserabweisende<br />

und schöne Oberfläche.


Auch wenn sich Danish Oil nicht selbst entzündet, verschließe ich alle<br />

ölgetränkten Lappen in einem Glas. Nach mehrmaligem Ölen lasse ich<br />

die Schäfte einige Tage im Haus trocknen. Cartel Befiederungsgerät.


Sonnenschein und Wind begünstigen eine schnelle Trocknung.


Je öfter das Befiederungsgerät im Einsatz ist, desto mehr Klebstoff<br />

sammelt sich auf der Klammer. Zur Entfernung der Klebstoffreste ziehe<br />

ich die Klammer im rechten Winkel über Schleifpapier Körnung 120.


Zuerst wird die Leitfeder aufgeklebt. Die Fahne der Nock zeigt genau<br />

auf den Führungsschlitten der Klammer. Aus optischen Gründen wähle<br />

ich immer die Leitfeder in der Farbe der Nock.


Ich platziere das hintere Ende der Feder an der zweiten Markierungslinie<br />

(6mm vom Klammerende entfernt). Streiche mit dem Fingernagel<br />

über den Federkiel und drücke ihn fest an die Klammer.


Ich spare nie mit Kleber. Es gäbe nichts ärgerlicheres, als dass sich<br />

eine Feder vom Schaft löst. Lege zuerst die Klammer auf die Abschrägung<br />

und kippe sie dann auf die Magneten.


Schiebe die Klammer bis zum unteren Anschlag und drücke dann den<br />

Kiel auf den Schaft. Zu viel Kleber? Hier habe ich alten und dickflüssigen<br />

Sekundenkleber verwendet. Ich arbeite mit Fastset Gel weiter.


Der alte Sekundenkleber wird nur auf einer Seite herausgequetscht.<br />

Ein Zeichen dafür, dass der Federkiel nicht richtig am Schaft aufliegt.


Sicherheitstipp: Falls du drinnen arbeitest, kann ein kleiner USB-Ventilator<br />

die giftigen Dämpfe wegblasen. Kippe zusätzlich ein Fenster.


Hier siehst du, dass die Leitfeder nur mit der Außenseite (links) den<br />

Schaft berührt. Der Spalt rechts ist mit Klebstoff aufgefüllt.


Stelle das Befiederungsgerät penibel genau ein und kontrolliere mehrmals<br />

den Sitz des Federkiels. Markiere die Einstellung mit Farbe.


Am oberen Bild ist noch ein kleiner Spalt zwischen Federkiel und Schaft<br />

zu erkennen. Unten siehst du, dass das Befiederungsgerät perfekt für<br />

die 5/16 Schäfte eingestellt ist. Verwendest du später 11/32 Schäfte,<br />

muss das Gerät neu justiert werden.


Der Federkiel berührt auf seiner gesamten Länge genau mittig den<br />

Pfeilschaft. Damit der Kiel überall gleich aufliegt, muss die Klammer<br />

leicht schräg eingerichtet werden. Bei der Ansicht von hinten, liegt die<br />

Federspitze weiter rechts als das Hinterende. Dies gilt aber nur bei Federn<br />

vom rechten Flügel. Bei linken Federn liegt die Kielspitze weiter<br />

links als die Hinterseite der Feder. Die Feder behält so ihre natürliche<br />

Krümmung, der Pfeil fliegt stabiler und das Schussbild ist konstanter.


Hier siehst du die natürliche Federkrümmung. Die weiße Leitfeder unten<br />

wurde komplett gerade auf den Schaft geklebt und der Kiel berührt<br />

deshalb nur auf der Außenseite (links) das Holz. Die natürliche Krümmung<br />

fehlt. Sitzt eine Feder anders, trudelt der Pfeil leicht.


Selbstgebauter Pfeilhalter aus Ahorn. Hier lasse ich den Klebstoff aushärten.<br />

Jetzt werden noch die scharfen Spitzen der Federkiele gesichert,<br />

sie sollen ja nicht die Bogenhand verletzen.


Für die Wicklung nehme ich ein bis zwei ellenlang Häkelgarn in Farbe<br />

der Nock und Leitfeder. Einfach das Anfangsstück umwickeln.


Achte darauf, dass sich der Fadenanfang nicht über den Kiel legt und<br />

eine Erhöhung bildet. Schiebe die Wicklungen leicht zusammen, um<br />

unschöne Spalten zu vermeiden.


Mit einem Tropfen wasserfesten Weißleim wird das Ende der Wicklung<br />

gesichert. Der Leim fixiert das Garn sofort.


Hält das Garn, wird gleich noch eine Schicht Leim aufgetragen, damit<br />

sich der Faden vollsaugen kann. Sorge am unteren Ende für einen<br />

sanften Übergang zum Schaft.


Ich trage bis zu drei Schichten Leim auf die Wicklung auf. Sind diese<br />

trocken, werden die Spitzen montiert.


Wenn die Pfeilspitze schwer anzuschrauben ist, erhitze ich sie sehr<br />

kurz über einer Flamme, damit sich das Metall ausdehnen kann. Ich<br />

schraube die warme Spitze bis zum Anschlag und sobald sie abgekühlt<br />

ist, hält sie bombenfest.


Vor Jahren fand ich einen meiner Pfeile im Komposthaufen wieder. Er<br />

war dort schon eine ganze Weile. Die Beize war blass, das Holz war<br />

weich, die Federn waren halb verrottet und hatten sich fast auf der<br />

ganzen Länge gelöst. Nur die leimgetränkte Wicklung war komplett<br />

intakt und hielt noch immer die Federkiele fest.


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