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Beziehungsweise. Beziehungen bewusst und auf Augenhöhe erleben

Leseprobe des Buches "Beziehungsweise. Beziehungen bewusst und auf Augenhöhe erleben" von Norbert Paul. Weitere Infos: www.verlag-zeitenwende.de/Beziehungsweise

Leseprobe des Buches "Beziehungsweise. Beziehungen bewusst und auf Augenhöhe erleben" von Norbert Paul.
Weitere Infos: www.verlag-zeitenwende.de/Beziehungsweise

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Über den Autor<br />

Norbert Paul (Jahrgang 1960)<br />

war geschäftlich national <strong>und</strong> international<br />

in hohen Entscheiderpositionen<br />

erfolgreich tätig.<br />

Neben der Kampfkunst kam<br />

auch die alternative Heilkunst<br />

sehr früh in sein Leben, erst als<br />

Ratsuchender, dann als Lernender<br />

<strong>und</strong> heute als Lehrender. Als<br />

Ratgeber setzt er heute all seine<br />

Erfahrungen, Kenntnisse <strong>und</strong><br />

Fähigkeiten für entwicklungsrichtige<br />

Problemlösungen <strong>und</strong> Veränderungen<br />

ein.<br />

Mit dem Neuen Abendländischen Schamanismus entwickelte er ein einzigartiges<br />

westliches schamanisches Schöpfungs- <strong>und</strong> Lebensmodell <strong>und</strong><br />

mit dem Runen-Qi-Gong ein Bewegungs- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>ungssystem, welches<br />

dem Yoga oder dem Tai-Chi <strong>und</strong> anderen östlichen Stilen ebenbürtig ist.<br />

Als Ausbildungsleiter für den Neuen Abendländischen Schamanismus, für<br />

das Runen-Qi-Gong sowie das Life-Transformation-Healing unterstützt<br />

er Menschen, welche schöpfungsrichtige Veränderungen nicht nur leben,<br />

sondern auch selbst weitergeben möchten.<br />

Weitere Informationen zum Autor <strong>und</strong> seiner Arbeit: www.druidentor.de<br />

Kontakt: npaul@druidentor.de<br />

2


Norbert Paul: <strong>Beziehungsweise</strong>. <strong>Beziehungen</strong> <strong>bewusst</strong> <strong>und</strong> <strong>auf</strong> <strong>Augenhöhe</strong> <strong>erleben</strong><br />

© Verlag Zeitenwende<br />

Steigerstraße 64<br />

01705 Freital OT Kleinna<strong>und</strong>orf<br />

www.verlag-zeitenwende.de<br />

buecher@verlag-zeitenwende.de<br />

Umschlaggestaltung: Verlag Zeitenwende<br />

Satz: Verlag Zeitenwende<br />

1. Auflage 2018<br />

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheits<strong>auf</strong>nahme<br />

Ein Titelsatz für diese Publikation ist bei der Deutschen Bibliothek erhältlich.<br />

ISBN 978-3-945701-14-0<br />

Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen<br />

<strong>und</strong> multimedialen Wiedergabe sowie der Übersetzung in andere Sprachen,<br />

vorbehalten.<br />

4


Inhaltsverzeichnis<br />

Danksagung ......................................................................................... 7<br />

Vorwort ................................................................................................ 9<br />

Auf <strong>Augenhöhe</strong> sein ....................................................................... 13<br />

Was wir gerne hätten <strong>und</strong> was wir bekommen ............................ 23<br />

<strong>Beziehungen</strong> allgemein .................................................................... 24<br />

Die Frage der Fragen ....................................................................... 27<br />

Wie die Schöpfung uns ersann ....................................................... 28<br />

Die Sprache ................................................................................. 29<br />

Tonfall, Klangfarbe <strong>und</strong><br />

Lautstärke der Stimme ............................................................... 37<br />

Wort – Bedeutung <strong>und</strong> Sinn ........................................................... 38<br />

Die fünf Sinne .................................................................................. 41<br />

Das Sehen .................................................................................... 41<br />

Das Hören ................................................................................... 48<br />

Das Riechen ................................................................................. 55<br />

Das Schmecken ........................................................................... 60<br />

Das Tasten ................................................................................... 61<br />

Über die fünf Sinne hinaus: die Körpersprache ......................... 64<br />

Unser Gehirn .................................................................................... 65<br />

Kommunikation über den Blickkontakt ....................................... 78<br />

Tarnen <strong>und</strong> Täuschen ...................................................................... 80<br />

Die energetischen Kommunikationsebenen ................................ 90<br />

Die Alltags-Cords ....................................................................... 91<br />

5


Die allgemeinen Cords ............................................................... 92<br />

Die Herkunfts-Cords ................................................................. 93<br />

Die Alltags-Cords ....................................................................... 98<br />

Die Chakren ................................................................................ 99<br />

Die Energiekörper .................................................................... 100<br />

Das Aurafeld ............................................................................. 101<br />

Bewusst versus un<strong>bewusst</strong> ............................................................ 101<br />

Selbstanspruch ................................................................................ 104<br />

Der Mensch <strong>und</strong> sein Wunsch nach einer<br />

intimen <strong>und</strong> vertrauensvollen Beziehung ................................... 108<br />

Bedingungslose Liebe .............................................................. 108<br />

Bedingte Liebe .......................................................................... 109<br />

Eine schöpfungskonforme Sicht<br />

<strong>auf</strong> Paarbeziehungen ..................................................................... 115<br />

Unser Gehirn <strong>und</strong> Paarbeziehungen ............................................133<br />

Das Gehirn neu vernetzen ...................................................... 135<br />

Körper, Geist <strong>und</strong> Seele ................................................................ 139<br />

Kleiner Praxisteil ............................................................................ 142<br />

Die Achtsamkeitsmeditation ................................................... 142<br />

Der Rechts-Links-Ausgleich ................................................... 145<br />

6


Vorwort<br />

Von der Wiege bis zur Bahre leben wir in einem Geflecht von<br />

<strong>Beziehungen</strong> unterschiedlichster Art <strong>und</strong> Bedeutung. Da gibt es die<br />

beruflichen <strong>Beziehungen</strong>, welche uns meist sehr vereinnahmen <strong>und</strong><br />

den Löwenanteil unseres Alltages bestimmen. Dann gibt es die vielen<br />

flüchtigen <strong>Beziehungen</strong>, die wir schnell wieder vergessen, kaum dass<br />

sie vorüber sind. <strong>Beziehungen</strong> fre<strong>und</strong>schaftlicher Art, die nahezu<br />

völlig problemlos an der Oberfläche dahinplätschern, pflegen wir zu<br />

den Menschen, mit denen wir uns mäßig bis gut verstehen, wo die<br />

Chemie einigermaßen stimmt. Bei <strong>Beziehungen</strong> zu echten Fre<strong>und</strong>en,<br />

die, wie wir alle wissen, überaus selten sind, sieht die Sache schon<br />

etwas anders aus, das Verhältnis zueinander ist deutlich komplexer.<br />

Wirklich kompliziert ist es oft bei Paarbeziehungen, nicht unbedingt<br />

am Anfang, aber wenn das Verliebtsein vorüber <strong>und</strong> der Alltag eingekehrt<br />

ist, dann durchaus häufiger. Allerdings ist die Anbahnung<br />

einer Beziehung oft nicht ganz ohne, <strong>und</strong> wenn es dann geklappt<br />

hat, kommt erst einmal die Erleichterung. Und schließlich gibt es da<br />

ja noch die etwas anderen, weniger lustigen, eher angespannten <strong>und</strong><br />

feindlichen <strong>Beziehungen</strong>, doch die sind meist in der Minderzahl <strong>und</strong><br />

sollen hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt sein.<br />

Wenn man sich die Geschichtsbücher anschaut <strong>und</strong> sie mit dem,<br />

was heute so passiert, vergleicht, wird eines schnell deutlich: <strong>Beziehungen</strong><br />

zwischen Menschen gehören seit jeher zu den schwierigsten<br />

Themen der Menschheitsgeschichte. Und eines ist Fakt, neben beruflichen<br />

<strong>und</strong> privaten, entfernten <strong>und</strong> engen, fre<strong>und</strong>schaftlichen<br />

<strong>und</strong> feindschaftlichen <strong>Beziehungen</strong> nehmen die Paarbeziehungen für<br />

die meisten Menschen den größten Raum <strong>und</strong> Stellenwert ein. Dennoch<br />

entwickeln sie sich trotz dieser scheinbar so großen Bedeutung<br />

allzu oft zu echten Dramen <strong>und</strong> Tragödien.<br />

9


Nicht ganz unschuldig an dieser Misere ist die Schöpfung selbst,<br />

denn schließlich war sie es, die uns eine Art Beziehungssucht in unsere<br />

genetische Basisausstattung gepflanzt hat. Eine lange Zeit war<br />

das sicher gut <strong>und</strong> richtig so, denn in früheren, durchaus lebensgefährlichen<br />

Zeiten war es wichtig, einer Gemeinschaft anzugehören,<br />

was nicht selten das Üb<strong>erleben</strong> sicherte. Denn wenn draußen<br />

beispielsweise Säbelzahntiger umherstreiften, hatte man alleine eher<br />

geringe Chancen, ein nennenswertes Alter zu erreichen. Doch es ist<br />

der Sinn des Menschseins, sich zu Lebzeiten weiterzuentwickeln,<br />

zumindest scheint die Schöpfung davon ausgegangen zu sein. In<br />

diesem Fall würden diese anfänglichen Hilfestellungen, die zu einer<br />

üb<strong>erleben</strong>sfähigen Masse von Menschen wesentlich beigetragen<br />

haben, im L<strong>auf</strong>e der Zeit überflüssig <strong>und</strong> mit neuen Erfahrungen<br />

überschrieben werden. Offensichtlich haben wir Menschen das wohl<br />

anders gesehen <strong>und</strong> uns mehr um die technische, organisatorische<br />

<strong>und</strong> systemische Entwicklung gekümmert als um unsere eigene. Inzwischen<br />

haben wir ganz vergessen, was Menschsein ist <strong>und</strong> wie es<br />

geht, Mensch zu sein, <strong>und</strong> leiden immer noch an dieser Beziehungssucht<br />

der Kindertage der Menschheit.<br />

Natürlich habe ich selbst all die variantenreichen Spielchen vor,<br />

während <strong>und</strong> nach einer Beziehung selbst durchlebt, weitaus häufiger<br />

konnte ich sie bei anderen Menschen beobachten. Doch kam ich<br />

irgendwann an den Punkt, an dem ich das alles gründlich satt hatte.<br />

Der Sinn des Lebens besteht sicher nicht darin, mit einem Menschen<br />

zusammen zu kommen, um sich gegenseitig das Leben schwer zu<br />

machen. Selbst wenn es anfangs einige gute Monate gab, irgendwann<br />

fingen die Spielchen an <strong>und</strong> hörten nicht <strong>auf</strong>. Ich traf damals für<br />

mich eine Gr<strong>und</strong>satzentscheidung: „Nicht mehr mit mir, das muss<br />

auch anders gehen!“<br />

Tatsächlich fand ich heraus: Ja, es geht auch anders. Allerdings<br />

musste ich dafür erst sehr viel über mich selbst lernen. Dann galt es<br />

10


herauszufinden, wie ich sowohl <strong>bewusst</strong> als auch un<strong>bewusst</strong> mit meinem<br />

Umfeld interagiere. Ich wollte herausbekommen, wie das Universum<br />

sich das so gedacht hatte mit den <strong>Beziehungen</strong> <strong>und</strong> dem<br />

Einklang <strong>und</strong> so. Es musste doch Sinn machen für die Schöpfung<br />

wie auch für alle Beteiligten, <strong>Beziehungen</strong> einzugehen <strong>und</strong> zu führen.<br />

Das war (<strong>und</strong> ist) sicher nicht der leichteste, doch für mich genau<br />

der richtige Weg gewesen, hinter die Geheimnisse der <strong>Beziehungen</strong><br />

zu kommen. Selbstredend habe ich in der „Erforschungsphase“ konsequent<br />

<strong>auf</strong> eine Beziehung verzichtet, um am Ende zu <strong>erleben</strong>, wie<br />

eine solche schöpfungskonform möglich sein kann. Dennoch gibt<br />

es noch vieles zu lernen <strong>und</strong> zu verstehen, aber das Wesentliche ist<br />

geschafft.<br />

Unabhängig von all den vielen Ratgebern <strong>und</strong> Weisheiten zum<br />

Thema <strong>Beziehungen</strong> behaupte ich heute, für mich den richtigen Umgang<br />

mit Partnerschaften/<strong>Beziehungen</strong> gef<strong>und</strong>en zu haben. Dieser<br />

Weg funktioniert, wie ich vielfach <strong>erleben</strong> durfte, nicht nur für mich,<br />

sondern für jeden anderen Menschen ebenso. Entscheidend war<br />

dabei, erkannt zu haben, wie unglaublich clever <strong>und</strong> vorausschauend<br />

die Schöpfung auch <strong>und</strong> gerade in Bezug <strong>auf</strong> Beziehungsfragen ist.<br />

Doch musste ich feststellen, dass sie wohl nicht damit gerechnet hat,<br />

wie un<strong>bewusst</strong> der Mensch mit seinem freien Willen, seinen zahlreichen<br />

Gaben <strong>und</strong> der Welt um ihn herum umgehen wird. Aus dieser<br />

un<strong>bewusst</strong>en Lebensweise, welche die echte Entwicklung als Mensch<br />

verhindert, rühren die meisten Probleme, die wir heute haben – <strong>und</strong><br />

sie treffen uns besonders über die Beziehungsprobleme. Doch wir<br />

können sie lösen, wenn wir verstehen lernen, wie wir selbst <strong>und</strong> in<br />

Interaktion mit anderen Menschen funktionieren. Zu verstehen<br />

heißt, erkennen zu können, <strong>und</strong> das gibt uns die Chance, <strong>bewusst</strong><br />

damit umzugehen.<br />

11


Jedes Jahr bin ich als Referent mit meinen Themen r<strong>und</strong> um eine<br />

zeitgemäße naturspirituelle Lebensweise <strong>auf</strong> zahlreichen Festivals<br />

<strong>und</strong> Vortragsveranstaltungen unterwegs. Mein Vortrag „Beziehungs-<br />

Weise“ gehört dabei zu den beliebtesten. Nicht nur ich, sondern auch<br />

meine Zuhörer sind immer wieder überrascht, wie wenig sie über<br />

das Selbstverständlichste <strong>und</strong> Natürlichste <strong>auf</strong> der Welt wissen: über<br />

sich selbst <strong>und</strong> wie <strong>Beziehungen</strong> funktionieren. Weitaus weniger <strong>bewusst</strong><br />

ist vielen der Grad an Manipulation, der von Anbeginn des<br />

Kennenlernens zweier Menschen herrscht. Es war mit der Zeit ein<br />

vielfach geäußerter Wunsch, über meine Sichtweise <strong>auf</strong> <strong>Beziehungen</strong><br />

nicht nur etwas hören, sondern auch darüber nachlesen zu können.<br />

Diesem Wunsch komme ich mit diesem Buch nach <strong>und</strong> hoffe, es<br />

hier ebenso gut <strong>auf</strong> den Punkt zu bringen, wie bei meinen Vorträgen.<br />

Ich wünsche Dir viel Spaß, allerlei Grübelei, Aha-Effekte, kritisches<br />

Hinterfragen <strong>und</strong> ganz besonders echtes Verstehen dessen,<br />

was ich nachfolgend über <strong>Beziehungen</strong> niedergeschrieben habe. Natürlich<br />

freue ich mich über konstruktive Rückmeldungen, denn nur<br />

dann kann dieses Thema wachsen <strong>und</strong> gedeihen. Doch nichts ist in<br />

Stein gemeißelt, alles befindet sich in ständigem Wandel.<br />

12


Auf <strong>Augenhöhe</strong> sein<br />

Was dies bedeutet, ist im Gr<strong>und</strong>e ganz einfach: Menschen, die weitgehend<br />

ganz <strong>und</strong> <strong>bewusst</strong> sind, begegnen einander <strong>und</strong> anderen<br />

naturgemäß <strong>auf</strong> <strong>Augenhöhe</strong>. Dabei ist <strong>Augenhöhe</strong> hier natürlich<br />

nicht im Sinne von gleich groß sein, um sich in die Augen schauen<br />

zu können, gemeint, sondern es hat mit der <strong>bewusst</strong>en Wahrnehmung<br />

des Anderen <strong>und</strong> des eigenen Selbst zu tun. Diese Art von <strong>bewusst</strong>em<br />

Sein verlangt nach einem Entwicklungsstand, der Missbrauch<br />

<strong>und</strong> Abhängigkeit hinter sich gelassen hat.<br />

Man könnte nun einwerfen, dass sich Menschen, die <strong>auf</strong> dem<br />

gleichen Entwicklungsstand sind, egal wie hoch dieser ist, doch <strong>auf</strong><br />

<strong>Augenhöhe</strong> begegnen. Das würde jedoch den Aspekt des Bewusstseins<br />

ausklammern, der sich erst ab einem bestimmten Entwicklungsstand<br />

über die rein existentiellen Bedürfnisse hinaus erweitert<br />

<strong>und</strong> sich wie auch die anderen Menschen in ihrem jeweils schöpfungsgemäßen<br />

Ausdruck erkennt <strong>und</strong> vorbehaltlos annimmt. Dementsprechend<br />

nimmt dieser Mensch auch wahr, ob sein Gegenüber<br />

in ähnlicher Weise unterwegs ist oder nicht. Der bekannte Spruch<br />

„Gleich <strong>und</strong> Gleich gesellt sich gerne“ bewahrheitet sich auch hier,<br />

denn ein <strong>bewusst</strong>er Mensch genießt es meist, sich mit einem anderen<br />

ebenso <strong>bewusst</strong>en Menschen auszutauschen. Natürlich kann auch<br />

der Austausch mit anderen Menschen, die noch nicht so ganz sind,<br />

interessant sein <strong>und</strong> Freude bereiten, allerdings wird es immer Grenzen<br />

in diesem Austausch geben, die der eine klar wahrnimmt <strong>und</strong><br />

der andere nicht erkennt. <strong>Augenhöhe</strong> kann hier nicht im Ganzen<br />

hergestellt werden, aber vielleicht in Sachfragen oder in Bezug <strong>auf</strong><br />

Spezialisierungen, welche der weniger ganze Mensch sich erarbeitet<br />

hat. Man kann dies ein wenig mit dem Zustand des Informationsvorsprungs<br />

oder des Innehabens der Deutungshoheit in Sachthemen<br />

13


vergleichen. Derjenige, der den Informationsvorsprung hat, ist den<br />

anderen voraus <strong>und</strong> kann <strong>auf</strong>gr<strong>und</strong> dessen die jeweilige Situation<br />

besser erfassen, die Führung übernehmen <strong>und</strong> weitergehende Entscheidungen<br />

treffen.<br />

Doch: Heute wissen die meisten Menschen nicht mal, dass es ein<br />

Ganzsein <strong>und</strong> eine Bewusstwerdung als Mensch überhaupt gibt <strong>und</strong><br />

dass das Streben danach unsere ursprüngliche Aufgabe ist. Der Begriff<br />

„Mensch“ ist ja, wissenschaftlich gesehen, nur die Bezeichnung<br />

der Gattung, der wir als Spezies angehören. Tatsächlich Mensch zu<br />

werden, uns aus dem Tierreich herauszuentwickeln, ist hingegen ein<br />

langwieriger Prozess, der über viele Inkarnationen hinweg andauert.<br />

Für die überwiegende Mehrheit scheinen der <strong>auf</strong>rechte Gang <strong>und</strong><br />

die Erfüllung der Gr<strong>und</strong>bedürfnisse Essen, Trinken <strong>und</strong> Vermehrung<br />

alleine schon zu genügen, um als Mensch zu gelten <strong>und</strong> gesehen<br />

zu werden. Doch ganz offensichtlich reicht dies nicht aus, wie wir<br />

am Zustand unseres Planeten, des menschlichen Zusammenlebens,<br />

der Gesellschaften <strong>und</strong> Wirtschaftsräume sowie auch an der Zahl<br />

der durch Gewalt zu Tode kommenden Menschen, die täglich so<br />

hoch ist wie an einem Kriegstag im Zweiten Weltkrieg, sehen.<br />

Obgleich wir ein untrennbarer Teil dieser Schöpfung sind, haben<br />

wir uns so weit von ihr entfernt, dass wir nicht mehr wissen, was es<br />

heißt, wahrlich Mensch zu werden, <strong>und</strong> wie es ist, im Einklang mit<br />

dieser w<strong>und</strong>ervollen Schöpfung zu sein. Scheinbar getrennt von ihr<br />

leben die meisten Menschen ihre Existenzzeit einfach nur ab. Das<br />

merken wir auch daran, wie sich jemand vorstellt, wenn er gefragt<br />

wird, wer er ist, oder wenn er irgendwo neu ist: Ich bin XY-Ingenieur...,<br />

Bauarbeiter bei..., Abteilungsleiter bei..., Polizist in... Der<br />

eigene Name wird meist davor oder danach genannt. Wir sehen uns<br />

in <strong>und</strong> als Funktion im Wirtschaftssystem, auch wenn wir privat unterwegs<br />

<strong>und</strong> schon längst nicht mehr <strong>auf</strong> der Arbeit sind. Wir definieren<br />

uns über unseren Job, ja noch nicht einmal über unsere Berufung,<br />

denn die kennt kaum noch jemand. Über diese „Funktion“<br />

14


hinaus werden einfach nur Ressourcen verbraucht <strong>und</strong> versucht,<br />

eben solche anzusammeln. Osho sagte dazu einmal: „Mit nichts<br />

kommst Du <strong>auf</strong> die Welt <strong>und</strong> mit nichts wirst Du wieder gehen, <strong>und</strong> zwischen<br />

nichts <strong>und</strong> nichts bist Du verrückt genug, etwas besitzen <strong>und</strong> festhalten zu<br />

wollen.“<br />

Genau jetzt, in diesem Moment, sind wir in der Struktur des<br />

Systems gefangen – <strong>und</strong> damit in der Dualität, in der zweidimensionalen<br />

Welt. In ihr kann es jedoch kein Sein <strong>auf</strong> <strong>Augenhöhe</strong> geben,<br />

da jeder sowohl funktionell <strong>und</strong>/oder bildungsmäßig als auch materiell<br />

entweder unter oder über dem anderen steht, nur diese Hierarchie<br />

zählt. Wir tragen anstelle unseres Selbst die Bezeichnungen<br />

unserer Funktion in der Wirtschaft <strong>und</strong> der Gesellschaft wie ein<br />

Werbeplakat, eine Marke vor uns her. Gerade jene, die damit besonders<br />

im Rampenlicht stehen, sind nur noch das: bezahlte Marken.<br />

Hinzu kommt auch noch der Stolz dar<strong>auf</strong>, vergessen zu haben, dass<br />

wir in erster Linie Menschen sind.<br />

Werfen wir kurz einen Blick <strong>auf</strong> ein typisches berufliches Umfeld:<br />

Üblicherweise ist der Vorgesetzte seinem Mitarbeiter übergeordnet,<br />

er ist ihm gegenüber weisungsbefugt, während der Unterstellte weisungsgeb<strong>und</strong>en<br />

ist. Dieses Verhältnis kann fre<strong>und</strong>lich oder von autoritär<br />

bis herrisch verl<strong>auf</strong>en. Der jeweils Untergebene hat wenige<br />

Möglichkeiten, dies zu beeinflussen. – Irgendwann stellte man fest,<br />

dass ein eher herrischer Umgang von Vorgesetzten gegenüber ihren<br />

Mitarbeitern zu Lasten der Produktivität ging. Von da an legten Führungskräfte<br />

mehr Wert <strong>auf</strong> sogenannte „Soft Skills“. Das machte<br />

manche Arbeitsverhältnisse angenehmer, doch änderte es nichts<br />

daran, wer wem gegenüber weisungsbefugt ist, es mäßigte sich nur<br />

der Umgangston; ein Zusammenwirken <strong>auf</strong> <strong>Augenhöhe</strong> stellte sich<br />

nicht ein. In einem Unternehmen ist dies auch bis zu einem bestimmten<br />

Punkt zu verstehen, denn da sollte die fachliche Kompetenz den<br />

Ausschlag beispielsweise bei Entscheidungen geben.<br />

15


Solange wir uns <strong>auf</strong> dieser Funktionsebene bewegen, wird es nie<br />

gelingen, <strong>auf</strong> <strong>Augenhöhe</strong> mit anderen zu kommen. Vielmehr müssen<br />

wir unser Selbstverständnis ändern! Doch dafür müssen wir selbst<br />

etwas tun, nämlich uns entwickeln, dazu lernen <strong>und</strong> uns verändern.<br />

Erst wenn wir uns zunächst als Menschen begegnen, dann in unserer<br />

geschlechtlichen Ausprägung <strong>und</strong> dann in unserer Funktion, können<br />

wir lernen, uns ganz oder weitgehend <strong>auf</strong> <strong>Augenhöhe</strong> begegnen. Wir<br />

müssen lernen, komplexer zu denken <strong>und</strong> wahrzunehmen – <strong>und</strong><br />

schon wird es einfacher. Was wie ein Widerspruch scheint, ist der<br />

Königsweg. Nehmen wir das Beispiel von eben (Vorgesetzter <strong>und</strong><br />

Mitarbeiter) <strong>und</strong> setzen eine ges<strong>und</strong>e <strong>und</strong> kompetente Unternehmensstruktur<br />

<strong>und</strong> -führung voraus. In Unternehmen haben wir<br />

immer eine organisatorische <strong>und</strong> eine fachliche Struktur, die entweder<br />

getrennt oder in einer Funktion vereint sind. In diesem Umfeld<br />

können sich Vorgesetzter <strong>und</strong> Mitarbeiter sehr wohl <strong>auf</strong> der menschlichen<br />

Ebene <strong>auf</strong> <strong>Augenhöhe</strong> begegnen <strong>und</strong> in fachlicher/organisatorischer<br />

Hinsicht den bestehenden Unterschied anerkennen. Ego,<br />

Neid, Überheblichkeit, Status <strong>und</strong> ähnliches sind dann kein Thema<br />

mehr, nur noch Klarheit in der Sache <strong>und</strong> Menschlichkeit im Umgang<br />

miteinander.<br />

Da dies aber einen Idealfall skizziert, der so erst noch entstehen<br />

muss, erübrigt sich an dieser Stelle die Diskussion, ob dies überhaupt<br />

machbar <strong>und</strong> schon irgendwo der Fall ist oder nicht. Ich kann aus<br />

meiner Erfahrung sagen, dass die Suche nach der Nadel im Heuh<strong>auf</strong>en<br />

deutlich einfacher wäre, als ein solches Unternehmen zu finden.<br />

Wie in der Politik ist es auch in der Wirtschaft mittlerweile so, dass<br />

devote Obrigkeitshörigkeit, Strukturidealismus <strong>und</strong> Seilschaftszugehörigkeit<br />

wichtiger sind als Kompetenz. – Doch es darf nicht der<br />

Fehler begangen werden, nur von den übergeordneten Positionen<br />

eine Weiterentwicklung zu verlangen, das habe ich selbst oft erlebt.<br />

Alle müssen sich als Mensch entwickeln, ohne Ausnahme.<br />

16


Das Gleiche gilt natürlich auch im privaten Umfeld, allerdings ist<br />

dort gegenüber der eingeschränkten fokussierten Unternehmenswelt<br />

die Themenvielfalt viel größer. Der Informationsvorsprung oder die<br />

Kompetenzen liegen je nach Thema <strong>und</strong> Ebene mal beim einen <strong>und</strong><br />

mal beim anderen. Hier gibt es im Gegenteil zu einem Unternehmen<br />

keine klaren Strukturen in Sachen Kompetenz oder Hierarchie. Des<br />

Weiteren spielen im privaten Umfeld die geschlechtsspezifischen Unterschiede,<br />

Fähigkeiten <strong>und</strong> Kompetenzen eine deutlich größere<br />

Rolle. Wenn wir bei einer Begegnung mit anderen wollen, dass diese<br />

<strong>auf</strong> <strong>Augenhöhe</strong> stattfindet, ist es wichtig, zuerst den Menschen zu<br />

sehen, aber auch dessen jeweiliges Umfeld wahrzunehmen <strong>und</strong> zu<br />

betrachten: Welche Gegebenheiten <strong>und</strong> welches „Setting“ sind vorhanden?<br />

Aus welchem Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> welchen Umständen findet das<br />

Zusammentreffen wo statt? Wie ist der jeweilige Informationsstand<br />

<strong>und</strong> wer genau nimmt noch daran teil? Ganz wichtig ist für uns dabei,<br />

dass wir uns selbst kennen <strong>und</strong> einschätzen können. Doch genau<br />

daran scheitert es oft, denn die meisten Menschen glauben nur, sich<br />

zu kennen, haben sich jedoch nie intensiv mit sich selbst auseinandergesetzt.<br />

Ihnen genügt es, ihre Rolle/Funktion zu kennen <strong>und</strong><br />

fachlich einigermaßen vorbereitet zu sein. Andere wiederum haben<br />

einfach Angst davor, was sie über sich selbst herausfinden könnten,<br />

wenn sie anfangen würden, tiefer zu graben, <strong>und</strong> bleiben deshalb lieber<br />

an der Oberfläche.<br />

Informationsvorsprung ist in allen Lebenslagen <strong>und</strong> -situationen<br />

sowie bei allen Begegnungen ein wesentlicher Vorteil <strong>und</strong> hilft uns,<br />

bessere Entscheidungen zu treffen <strong>und</strong> selbstbestimmt zu bleiben,<br />

soweit wir in keinen Abhängigkeiten festgehalten werden. Damit also<br />

nicht andere mehr über uns wissen <strong>und</strong> erfahren, uns darüber manipulieren<br />

können, sollten wir wenigstens in Bezug <strong>auf</strong> uns selbst am<br />

besten Bescheid wissen. Und das ist nur der Anfang, denn als nächstes<br />

geht es darum, sich über den aktuellen Stand hinaus zu ent-<br />

17


wickeln, zu wachsen <strong>und</strong> mehr <strong>und</strong> mehr als Mensch ganz zu<br />

werden. In dem Maße, wie uns das gelingt, schaffen wir es, immer<br />

authentischer zu werden. Damit sind wir bei einem weiteren wichtigen<br />

Attribut angekommen: Authentizität. Mit jemand anderem <strong>auf</strong><br />

<strong>Augenhöhe</strong> zu stehen, zu kommunizieren <strong>und</strong> zu interagieren,<br />

schließt mit ein, authentisch, ehrlich <strong>und</strong> direkt zu sein, frei von<br />

Lügen, Täuschungen, Strategien, Abhängigkeiten, Bedürftigkeiten,<br />

Gier, Machthunger <strong>und</strong> Manipulation. Wer „Fake“ aussendet, bekommt<br />

„Fake“ zurück, das wird später im Buch noch ausführlich<br />

dargestellt. Kein Mensch kann erwarten, eine Täuschung nach außen<br />

zu senden <strong>und</strong> so eine hinsichtlich seines wahren Seins ehrliche,<br />

passende <strong>und</strong> stimmige Rückmeldung zu erhalten.<br />

Ist der eigene Informationsstand nicht dem unseres Gegenübers<br />

ähnlich, so gilt es, entweder das eigene Defizit <strong>auf</strong>zuarbeiten oder<br />

anderenfalls die Möglichkeit zu bieten, dass der andere dies macht.<br />

Dabei ist es wichtig, sich neue Informationen erst einmal anzuhören<br />

<strong>und</strong> zu prüfen, ob sie hinsichtlich der eigenen Einstellung <strong>und</strong>/oder<br />

Sichtweise eine Ergänzung sind oder sie deren Überarbeitung dienen.<br />

Wenn wir den Anderen als Mensch sehen <strong>und</strong> er uns, wird dies so<br />

geschehen, denn als Mensch sind wir uns <strong>bewusst</strong>, nie alles zu wissen<br />

<strong>und</strong>/oder zu kennen. Der eigene Standpunkt <strong>und</strong> die eigenen Entscheidungen<br />

sind nur so gut wie die bis dahin <strong>auf</strong>genommenen <strong>und</strong><br />

verarbeiteten Informationen. Auf <strong>Augenhöhe</strong> zu sein beginnt also<br />

damit, den Anderen als Mensch zu sehen <strong>und</strong> wahrzunehmen. Es<br />

sollte hierbei klar sein, dass es in diesem Zusammenhang keine sogenannten<br />

Verlierer gibt, in Bezug <strong>auf</strong> Menschen <strong>und</strong> ihre Verhältnisse<br />

zueinander gibt es nur die Feststellung stimmig, nicht stimmig<br />

<strong>und</strong> ausb<strong>auf</strong>ähig.<br />

Sehr schnell ist es jedoch mit dem Sein <strong>auf</strong> <strong>Augenhöhe</strong> vorbei,<br />

wenn die Grade der jeweiligen Entwicklung sowie des Bewusstseins<br />

<strong>und</strong> auch die Kenntnisstände sehr ungleich sind <strong>und</strong> zu große Un-<br />

18


terschiede bestehen. In diesem Fall sollte der Kontakt <strong>auf</strong> einer<br />

Ebene fortgeführt werden, <strong>auf</strong> der <strong>Augenhöhe</strong> herstellbar ist. Dann<br />

<strong>und</strong> nur dann finden keine Wertungen statt oder treten Überheblichkeiten<br />

<strong>auf</strong>, der Mensch wird <strong>auf</strong> seinem jeweiligen Stand geachtet.<br />

Aber auch ein klares, dennoch achtsames „Nein“ gehört dazu, wenn<br />

ein Kontakt oder Austausch nicht erwünscht ist. Bei Menschen ähnlichen<br />

Bewusstseins ist das kein Problem <strong>und</strong> wird dies sofort anerkannt.<br />

Bei größeren Bewusstseinsunterschieden kann das etwas<br />

schwieriger werden, doch umso klarer <strong>und</strong> direkter muss das „Nein“<br />

erfolgen.<br />

Zum einfachen nur Sein als Mensch kommen beispielsweise familiäre<br />

<strong>und</strong> gesellschaftliche Prägungen, Empathiefähigkeit, Bildung,<br />

kognitive Fähigkeiten, gesellschaftliche Stellung, Erziehung, Benehmen,<br />

Anstand, Wissen, Kenntnisse, Fähigkeiten, Erfahrungen, Einsichten,<br />

Ethik, Moral, Glaube, Religion, Spiritualität, körperlicher<br />

<strong>und</strong> geistiger Zustand, die Art der Entscheidungsfindungen, der<br />

Grad der Selbst- oder Fremdbestimmung, Abhängigkeiten, Egoismus,<br />

Gier, Machtstreben, Vorsatz, Alter <strong>und</strong> einiges mehr hinzu.<br />

Neben diesen zahlreichen Ebenen, <strong>auf</strong> denen Konsens (schließt<br />

einen unterschiedlichen Informationsstand nicht aus) besteht <strong>und</strong><br />

damit Austausch stattfinden kann, ist die Übereinstimmung oder<br />

Nichtübereinstimmung von Begrifflichkeiten, mit denen wir uns austauschen,<br />

ein weiteres <strong>und</strong> immer größer werdendes Problem. Denn<br />

wenn wir zwar die gleichen Wörter benutzen, aber jeder für sich diesen<br />

eine andere Bedeutung gibt, werden wir kaum oder nur unter<br />

großem Aufwand <strong>und</strong> einem noch größeren Willen kommunizieren<br />

können. Gerade heute ist das mit den Begrifflichkeiten so eine Sache,<br />

denn sehr viele werden öffentlich durch Politik <strong>und</strong> Lobbyisten,<br />

Juristen <strong>und</strong> Diensthabende, Esoteriker <strong>und</strong> inzwischen von fast iedermann<br />

so umgedeutet, kontextverfremdet, verdreht <strong>und</strong> willkürlich<br />

interpretiert, dass wir trotz einer im Gr<strong>und</strong>e präzisen deutschen<br />

19


Sprache nur schwer zu einer ordentlichen Verständigung kommen.<br />

Die vielen fremden Worthülsen aus anderen Sprachen tragen ihr<br />

Übriges dazu bei, dass Verständigung im Sinne von wirklichem<br />

Verstehen immer schwieriger wird. In manchen Bereichen wird der<br />

Gebrauch eines Sprachmixes sogar vorausgesetzt, beispielsweise in<br />

der EDV, der Juristerei oder der Werbebranche. Ein weiteres<br />

Problem sind die zunehmenden Abkürzungen, eine Unart, die wir<br />

wohl von den Amerikanern übernommen haben. Besonders deutlich<br />

wird die Sprachverarmung, wenn wir uns die vielfach nur noch<br />

aus Sonderzeichen bestehende Kommunikation per SMS oder<br />

WhatsApp-Nachrichten <strong>und</strong> in den sozialen Medien anschauen. Zu<br />

einer weiteren Verwirrung tragen die ebenfalls neu entstandenen <strong>und</strong><br />

die sicher noch weiter entstehenden „Zwitterwörter“ bei, zum Beispiel<br />

„Backshop“ für Bäckerei, also ein zusammengesetzter Begriff<br />

aus einem deutschen <strong>und</strong> einem englischen Wort. In diesem Fall geht<br />

das deutsche Wort „Bäckerei“ verloren – <strong>und</strong> kein Engländer kennt<br />

einen „Zurück-Eink<strong>auf</strong>sladen“, was ein „Backshop“ im Englischen<br />

laut Übersetzung ja wäre. Bleiben wir bei den Anglizismen, so ist das<br />

Wort „cool“ mittlerweile fester Bestandteil im allgemeinen deutschen<br />

Sprachgebrauch; obwohl es „kühl“ bedeutet, wird es gedankenlos<br />

bei allen Gelegenheiten benutzt, wenn man etwas toll, schön, ansprechend,<br />

interessant, <strong>auf</strong>regend, inspirierend, spannend, begeisternd,<br />

entzückend findet. Hier findet Verblödung vom Feinsten statt, auch<br />

wenn manche das für eine natürliche Sprachentwicklung halten.<br />

Zu all dem kommt noch hinzu, dass heute kaum noch jemand<br />

zuhören möchte <strong>und</strong> viele nur ihren eigenen Standpunkt <strong>und</strong> ihre<br />

eigene Sichtweise zelebrieren. Bei Vorträgen, Diskussionen oder<br />

Kurzworkshops <strong>auf</strong> Festivals erlebe ich das immer wieder. Obgleich<br />

ich bemüht bin, mich klar <strong>und</strong> verständlich auszudrücken, höre ich<br />

immer häufiger Einwände wie: „Für mich hat das eine andere<br />

Bedeutung.“ Oder: „Für mich heißt das etwas anderes.“ Oder: „Für<br />

mich ist das der falsche Ausdruck.“ Vielfalt <strong>und</strong> Fülle finde auch ich<br />

20


gut, <strong>und</strong> je mehr inhaltliche Standpunkte vertreten sind, umso bunter<br />

ist der Austausch. Doch Sprache ist unser erstes <strong>und</strong> wichtigstes Instrument<br />

für diesen Austausch. Sprache besteht aus Wörtern, die<br />

klare Bedeutungen haben, damit wir uns überhaupt verstehen <strong>und</strong><br />

austauschen können, von der gleichen Sache sprechen. Wenn jedoch<br />

jeder beginnt, Wörter statt Inhalte, die ja in Wörter gefasst werden,<br />

für sich neu <strong>und</strong> umzudefinieren, wird Austausch regelrecht sabotiert.<br />

Immer häufiger erlebe ich es, dass beispielsweise bei Vorträgen,<br />

die ich halte, Menschen daherkommen <strong>und</strong> klar ausgedrückten Sachverhalten<br />

ihre ganz eigene, von jeglicher allgemeingültigen Wortbedeutung<br />

losgelöste Vorstellung entgegen halten. Wenn „Nein“ nicht<br />

mehr Nein bedeutet, wenn für jemanden „Auto“ nicht mehr Auto,<br />

sondern Heißluftballon bedeutet, wird Verständigung recht schwer.<br />

Damit bleibt es bei einem Versuch des Austausches, der jedoch nicht<br />

funktionieren wird. Für mich ist es dann nichts anderes als Zeitverschwendung,<br />

da die nötige <strong>Augenhöhe</strong>, wenn auch <strong>auf</strong> menschlicher<br />

Ebene vorhanden, inhaltlich <strong>und</strong> <strong>bewusst</strong>seinsmäßig nicht hergestellt<br />

werden kann. Manche Menschen machen das sogar vorsätzlich <strong>und</strong><br />

finden das toll, <strong>und</strong> ihr Ego freut sich, als Krawallschachtel oder besonderer<br />

Kritiker aus der Masse hervorzustechen.<br />

An dieser Stelle sei klar dar<strong>auf</strong> hingewiesen: wir entscheiden! Wir<br />

entscheiden für uns selbst, ob ein Sein <strong>auf</strong> <strong>Augenhöhe</strong> gegeben ist,<br />

hergestellt werden kann oder nicht möglich ist, aber auch, ob wir<br />

einen Austausch überhaupt wollen. Stimmen die Wortbedeutungen<br />

in zunehmendem Maße nicht mehr überein, kommen wir über die<br />

rein menschliche Ebene nicht hinaus. Geschieht dies auch noch mit<br />

Vorsatz – ja es gibt solche Witzbolde, die sich für besonders schlau<br />

halten, wenn sie mit eingebildeten rhetorischen Spitzfindigkeiten<br />

versuchen, Darstellungen <strong>und</strong> Sachverhalte zu verdrehen <strong>und</strong> bis<br />

zur Unkenntlichkeit zu verfremden (manche machen das sogar beruflich)<br />

–, ist sofort ein Schlussstrich zu ziehen.<br />

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Was wir gerne vergessen, ist die Tatsache, dass unser Leben endlich<br />

ist <strong>und</strong> uns nur eine gewisse Zeit für diese Inkarnation zur Verfügung<br />

steht. Bei allem, was wir tun, vergeht Lebenszeit <strong>und</strong> wird<br />

Lebensenergie verbraucht. Gerade der Austausch mit anderen Menschen<br />

kann sehr schnell sehr viel Zeit in Anspruch nehmen – <strong>und</strong><br />

somit Lebenszeit <strong>und</strong> Lebensenergie. Ist ein Austausch bereichernd,<br />

erfüllend <strong>und</strong> macht er Spaß, sind diese beiden Ressourcen gut eingesetzt.<br />

Ist er aber schwierig, anstrengend, wird er zum Kampf <strong>und</strong><br />

führt zu nichts, dann sind diese beiden wichtigsten Ressourcen vergeudet.<br />

Wichtiger, als in allem eine Lern<strong>auf</strong>gabe, in jedem einen Spiegel<br />

oder Lehrer zu sehen, in alles einen höheren Sinn hineinzuinterpretieren<br />

oder darin zu suchen, ist es, dar<strong>auf</strong> zu achten, wie wir mit<br />

unserer Lebenszeit <strong>und</strong> Lebensenergie umgehen, in was wir sie investieren.<br />

Sind sie nicht zu unserem Wohle <strong>und</strong> Besten <strong>und</strong> dem der<br />

Beteiligten eingesetzt, missachten wir diese Geschenke <strong>und</strong> die damit<br />

verb<strong>und</strong>ene Verantwortung. Auf <strong>Augenhöhe</strong> mit jemandem zu sein<br />

<strong>und</strong>/oder diese herzustellen, ist ein wesentliches Zeichen dafür, diese<br />

Geschenke gut <strong>und</strong> verantwortungsvoll zu nutzen <strong>und</strong> damit zu achten.<br />

Dieses schnell dahin gesagte „<strong>auf</strong> <strong>Augenhöhe</strong> sein“ hat eine viel<br />

weiter gefasste Bedeutung, als nur gehört <strong>und</strong> gesehen zu werden.<br />

Wie Du siehst, ist „<strong>auf</strong> <strong>Augenhöhe</strong>“ mit jemandem zu sein oder<br />

zu kommen von vielen Faktoren abhängig, der größte davon bist Du<br />

selbst. Willst Du also mit mehr Menschen in Kontakt <strong>auf</strong> <strong>Augenhöhe</strong><br />

kommen <strong>und</strong> zusammentreffen, beginne damit, zu lernen, Dich<br />

zu entwickeln, zu wachsen <strong>und</strong> darüber mehr <strong>und</strong> mehr Mensch zu<br />

werden. Letztendlich ist dieses <strong>auf</strong> <strong>Augenhöhe</strong> mit anderen sein Wollen<br />

auch ein Teil des Bewusstwerdungsprozesses als Mensch. Je weiter<br />

Du damit voranschreitest, umso vielfältiger <strong>und</strong> variantenreicher<br />

kannst Du mit Deinem Umfeld in Austausch treten <strong>und</strong> klarer entscheiden,<br />

wie Du mit Deiner Lebenszeit <strong>und</strong> Lebensenergie umgehen<br />

willst.<br />

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Was wir gerne hätten <strong>und</strong><br />

was wir bekommen<br />

Oft bekommen wir nicht das, was wir gerne hätten, auch wenn wir<br />

uns noch so anstrengen. Unsere Erwartungen <strong>und</strong> Selbstüberschätzungen<br />

einerseits sowie unsere Glaubensmuster <strong>und</strong> mangelnde<br />

Selbsteinschätzung anderseits machen uns immer wieder einen Strich<br />

durch die Rechnung, zumindest glauben das viele. Doch beim genauen<br />

Hinschauen, werden wir feststellen, dass wir immer das bekommen,<br />

was wir an Signalen nach außen senden. Selbstredend ist<br />

das nicht das, was wir gerne hätten, denn zwischen dem, was wir aussenden,<br />

<strong>und</strong> dem, was wir sind, liegen unendlich viele Manipulationen<br />

<strong>und</strong> Trugbilder. Die einen spielen der Welt da draußen etwas<br />

vor, oft genug auch sich selbst, weil sie glauben, dass sie so, wie sie<br />

sind, eh keinen hinter dem Ofen hervorlocken können. Demzufolge<br />

wird mit Fallenstellertricks gearbeitet, ganz in der Hoffnung: Wenn<br />

jemand erst einmal in die Falle gerät, wird das schon irgendwie weitergehen.<br />

Die anderen überschätzen sich vollkommen, so dass der<br />

eigentliche Mensch nicht mehr zu erkennen ist. Dabei nutzen sie<br />

alles, was verfügbar <strong>und</strong> erreichbar ist, um sich zu behängen, bis sie<br />

unter dem Schein verschw<strong>und</strong>en sind. Zwischen diesen beiden Extremen<br />

gibt es alle erdenklichen Spielvarianten. Doch nach dem Resonanzgesetz<br />

zieht Täuschung nur Täuschung an <strong>und</strong> Authentizität<br />

wiederum Authentizität. Was Letzteres ist, weiß kaum noch jemand,<br />

oder es trauen sich die wenigsten, so zu sein: authentisch. So klafft<br />

das, was wir uns wünschen, <strong>und</strong> das, was wir bekommen, weiterhin<br />

auseinander.<br />

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