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Mittelstandsmagazin 06-2018

Nach dem Parteitag: CDU muss jetzt Profil schärfen | Interview mit Karl-Rudolf Korte: „Merkel-Malus ist weg“ | Grüne Blockaden: Wie Umweltverbände Großprojekte verhindern | Weltwirtschaft auf Talfahrt: Sind die fetten Jahre bald vorbei?

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MIt:KOlUMnE<br />

Es ist Zeit für eine reform der<br />

unternehmenssteuern<br />

von<br />

Christian ramthun<br />

Christian Ramthun (47) ist<br />

stellvertretender leiter des hauptstadtbüros<br />

der WirtschaftsWoche.<br />

Er wurde mit dem Friedrich und<br />

isabel Vogel­Preis für Wirtschaftsjournalismus<br />

und dem ludwig­<br />

Erhard­Förderpreis ausgezeichnet.<br />

wie stark ist Deutschland?<br />

auf den ersten Blick superstark.<br />

Die Wirtschaft<br />

brummt, die Unternehmen schaffen<br />

Jobs in Rekordzahl, Steuern und<br />

Sozialabgaben füllen die öffentlichen<br />

Kassen, die Staatsverschuldung sinkt.<br />

allerdings hat Stärke auch mit Dauerhaftigkeit<br />

zu tun, und da beginnt<br />

Deutschland zu schwächeln, weil andere<br />

länder ihre wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

verbessern.<br />

Ein Blick über die Grenze zeigt, wie<br />

viele Regierungen neuerdings ihre Unternehmen<br />

steuerpolitisch unterstützen.<br />

Die USa haben vor Jahresfrist den<br />

Steuersatz auf durchschnittlich 26<br />

Prozent gesenkt, die Briten gehen auf<br />

17 Prozent herunter, in der Schweiz<br />

sind 21 und in irland 12,5 Prozent fällig.<br />

in Deutschland verharrt hingegen die<br />

Steuerlast für Unternehmen bei 31 bis<br />

32 Prozent. nichts tut sich hierzulande<br />

steuerpolitisch seit nunmehr zehn Jahren<br />

– die Wirtschaft läuft ja so wunderbar.<br />

Das ist gefährlich. nicht umsonst<br />

sagt der Volksmund „Wer rastet, der<br />

rostet“, oder man solle sich nicht auf<br />

seinen lorbeeren ausruhen. Die Bundesregierung<br />

darf sich nicht darauf<br />

verlassen, dass die Unternehmen wie<br />

gewohnt für Wirtschaftswachstum,<br />

Jobs und Steuern sorgen. Kein Unternehmen<br />

kann im internationalen<br />

Wettbewerb auf Dauer bestehen,<br />

wenn die Konkurrenten mit erheblich<br />

weniger abgabenlasten antreten.<br />

inzwischen trüben sich die wirtschaftlichen<br />

Erwartungen ein. Jetzt<br />

wäre es an der Zeit, dass Bundesfinanzminister<br />

Olaf Scholz ein Konzept<br />

für eine Unternehmensteuerreform<br />

vorlegt, die dann CDU, CSU und SPD<br />

– gern auch mit den Stimmen von<br />

Grünen, FDP und linken – im Bundestag<br />

und im Bundesrat absegnen.<br />

Wo sollte die Steuerreform ansetzen?<br />

Bei Kapitalgesellschaften wäre es<br />

die Körperschaftsteuer, die Gewerbesteuer<br />

ist wegen kommunaler Befindlichkeiten<br />

offenkundig leider tabu.<br />

Personengesellschaften bräuchten<br />

natürlich auch Entlastung, am besten<br />

bei der Einkommensteuer, notfalls<br />

über (drastische) anpassungen bei der<br />

thesaurierungsrücklage. Der vollständige<br />

abbau des Solidaritätszuschlages<br />

käme allen Unternehmen zugute. Bei<br />

der Verlustverrechnung sind wir bisher<br />

zu restriktiv. Die sechsprozentige<br />

Verzinsung von Steuernachzahlungen<br />

und von Rückstellungen ist längst aus<br />

der Zeit gefallen und dürfte inzwischen<br />

auch verfassungswidrig sein.<br />

Und die abschreibungstabellen sind<br />

angesichts des raschen technischen<br />

Fortschritts ebenfalls veraltet.<br />

leider haben CDU, CSU und SPD<br />

bei ihren Koalitionsverhandlungen<br />

anfang <strong>2018</strong> vereinbart, lieber mehr<br />

Geld für zusätzliche soziale leistungen<br />

auszugeben, statt sich mit Steuerentlastungen<br />

zu beschäftigen. allein<br />

zu einer steuerlichen Förderung von<br />

Forschung und Entwicklung sowie<br />

einem halbherzigen abbau des Solidaritätszuschlages<br />

konnten sich die<br />

Koalitionäre durchringen. Bis heute<br />

gibt es kein weitergehendes Konzept<br />

der Regierung. Selbst der Zehn­<br />

Punkte­Reformplan von Bundeswirtschaftsminister<br />

altmaier verschwand<br />

gleich wieder in der Versenkung.<br />

Das argument, es stehe nicht genügend<br />

Geld für eine Steuerentlastung<br />

zur Verfügung und der Staat müsse<br />

sich für schlechtere Zeiten rüsten,<br />

zeugt von Mut­ und hilflosigkeit sowie<br />

falscher Prioritätensetzung. Für mehr<br />

Sozialausgaben scheinen diese Bedenken<br />

ja nicht zu gelten. im Übrigen<br />

verfügt die Bundesregierung über<br />

weit mehr Geld, als man vor einigen<br />

Jahren überhaupt zu träumen wagte.<br />

in der laufenden legislaturperiode<br />

dürfte Finanzminister Scholz 178 Milliarden<br />

Euro mehr einnehmen als sein<br />

Vorgänger Wolfgang Schäuble in den<br />

vier Jahren zuvor.<br />

Deutschland hat die besten ausgangsbedingungen<br />

für eine Unternehmensteuerreform.<br />

aber andere<br />

länder handeln. Schade.<br />

•<br />

8 mittelstandsmagazin <strong>06</strong>|18

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