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Magazin GARCON - Essen, Trinken, Lebensart Nr. 50

50. Ausgabe Magazin GARCON: Aus einem Kurzbesuch bei Philipp Liebisch wurde doch mehr (Waren die Kirschen schuld?), Matthias John macht jetzt in Wein, Parisi zeigte uns seine Eier, SweMa hat endlich eine eigene Produktion, Japanisch im Arai, Rückblick Gourmetfestival BURMÈ, Gesundes aus der Kantine der Berliner Wasserbtriebe, Eröffnung Layla, Porträt Maria Hinrischsen und, und, und...

50. Ausgabe Magazin GARCON: Aus einem Kurzbesuch bei Philipp Liebisch wurde doch mehr (Waren die Kirschen schuld?), Matthias John macht jetzt in Wein, Parisi zeigte uns seine Eier, SweMa hat endlich eine eigene Produktion, Japanisch im Arai, Rückblick Gourmetfestival BURMÈ, Gesundes aus der Kantine der Berliner Wasserbtriebe, Eröffnung Layla, Porträt Maria Hinrischsen und, und, und...

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AUSGABE NR. <strong>50</strong> | 2018 | 6 €<br />

ESSEN, TRINKEN & LEBENSART<br />

ARAI | WEINPLANET | RICHARD‘S WILD | RÜBBELBERG | PIMENT D‘ESPELETTE<br />

PAOLO PARISI | TAMAS KOVACS | MARIA HINRICHSEN | SABINA LISCHKA


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Waldpilze und Trüffel, Birnen und Maronen, Radicchio und Scamorza-Käse oder<br />

Kräuter-Pappardelle, machen unsere Auswahl einzigartig. Ravioli, Tortellacci<br />

oder auch Maultaschen, Gnocchi und vegane Raviolacci sind alle mit dabei!<br />

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Oberfläche der Pasta rau und porig und kann so jede Sauce perfekt<br />

aufnehmen. Und selbstverständlich verwenden wir keinerlei<br />

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Pecorino DOP, frischen Ricotta-Käse oder 6 Monate gereiften<br />

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MISE EN PLACE<br />

100<br />

Seit 40 Jahren entwickle ich mit<br />

Leidenschaft Getreidemühlen und will<br />

dieses Jubiläum mit Ihnen feiern.<br />

Mit 72 Jahren bin ich fit und gesund. Dabei spielt<br />

meine Ernährung mit frischem Getreide eine große<br />

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Unabhängigkeit und viel mehr Gesundheit.<br />

Liebe Freunde,<br />

1978 2018<br />

Deshalb ist meine Vision seit der ersten von mir<br />

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WHERE CHEFS EAT<br />

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seit ich in Sachen Gastronomie unterwegs bin – und das sind jetzt immerhin schon 25 Jahre<br />

– gibt es mit schöner Regelmäßigkeit Anrufe von guten Freunden oder von Bekannten<br />

der guten Freunde. Entweder sie planen eine Reise nach Barcelona, Malmö oder Tokio und<br />

hätten gern einen Restauranttipp. Oder sie bekommen Gäste von dort und suchen die ultimative<br />

Einkehrstätte in Berlin. Dann folgen die üblichen Bedingungen – von kinderfreundlich<br />

bis preisgünstig – und der Hinweis: Ist doch sicher kein Problem für dich! O.K., was<br />

Berlin betrifft, sicher nicht. Wobei, auch hier gibt es Ausnahmen – beispielsweise, als ich<br />

kürzlich Heinz aus Basel für seinen Mittwoch- und Donnerstagbesuch in Berlin das Tulus<br />

Lotrek empfahl und er mich zurückrief, ob ich denn nicht wisse, dass dort mittwochs und<br />

donners tags geschlossen sei. Nein, das wusste ich nicht. „Soviel zum Thema bestens<br />

informierte Journalistin“, beendete Heinz das Gespräch spöttisch.<br />

Um solche Situationen künftig zu vermeiden, habe ich mir einen 1.183-Seiten-Wälzer<br />

zugelegt: Where Chefs eat – 4.<strong>50</strong>0 top tips from the real experts. 660 namhafte Küchen-<br />

Cracks verraten darin ihre Lieblingsrestaurants und alles, was man über diese best places<br />

wissen sollte. Darunter auch vier Berliner und zwei Ex-Berliner Küchenchefs. Wo die<br />

hauptstädtischen „real experts“ selbst essen gehen – siehe Seite 26. Übrigens: Wenn ich<br />

den nächsten Anruf bekomme, von wegen Empfehlung und so, berufe ich mich darauf.<br />

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INHALT<br />

MISE EN PLACE<br />

TITEL<br />

„Äh eenzscher Draum“<br />

Das Hotel Bei Schumann in Kirschau<br />

Wagner:<br />

34 Ein außergewöhnliches Pop-up-Dinner.<br />

„Äh eenzscher Draum“:<br />

06 Das Hotel Bei Schumann in Kirschau.<br />

LOKALTERMIN<br />

Where Chefs eat 26<br />

Die Favoriten der Küchenprofis<br />

Arai 29<br />

Chuka-ryori in Berlin<br />

Wagner 34<br />

Ein außergewöhnliches Pop-up-Dinner<br />

Weinplanet 37<br />

Erste Vinothek in Elsterwerda<br />

Lorenz Adlon Esszimmer 40<br />

Klassentreffen bei Hendrik Otto<br />

Richard's Wild 41<br />

Neue Manufaktur in Dannenwalde<br />

Neue Restaurants 44<br />

Weinbar Freundschaft in Mitte<br />

Layla by Meir Adoni in Kreuzberg<br />

Arai:<br />

29 Chuka-ryori in Berlin.<br />

GESCHMACKSSACHEN<br />

Rübbelberg 46<br />

Ein Omalikör kehrt zurück<br />

Avocado <strong>50</strong><br />

Superfood mit Schattenseiten<br />

Das perfekte Ei 54<br />

Paolo Parisi und sein Hühnerparadies<br />

Anaїs Causse empfiehlt 62<br />

Piment d'Espelette<br />

Kostproben 64<br />

KOPFSALAT<br />

Berliner Meisterköche 2018 66<br />

Titelvergabe ohne Überraschungen<br />

Tamas Kovacs 69<br />

Es muss nicht immer Moёt sein<br />

4 GARÇON


GTS<br />

Großküchentechnik &<br />

Service GmbH<br />

Planung<br />

Montage<br />

Kundendienst<br />

Notdienst<br />

Maria Hinrichsen:<br />

72 Die Seele vom Schmidt Z&KO.-Service.<br />

Maria Hinrichsen 72<br />

Die Seele vom Schmidt Z&KO.-Service<br />

Frauke und Wolfgang Funkhauser 81<br />

Die Bohnenpatin und der Sprossenkönig<br />

Ihr zuverlässiger Partner für:<br />

Kochgruppen, Herde, Kombidämpfer,<br />

Bratplatten, Kochkessel, Fritteusen u.v.m.<br />

Gewerbe-Geschirrspülmaschinen<br />

Tiefkühl- und Kühlanlagen<br />

Arbeits- und Spültische<br />

Sabina Lischka 87<br />

Berlinerin gründet eine Hofkäserei<br />

Wie geht's eigentlich..? 92<br />

Lukas Mraz<br />

RUBRIKEN<br />

Fuhrmanns Früchtekorb 96<br />

Okra<br />

Berliner Marktnischen 100<br />

„Küstlichkeiten“ aus Holland<br />

Das perfekte Ei:<br />

54 Paolo Parisi und sein Hühnerparadies.<br />

Kulinarische Nachlese 102<br />

In alten Kochbüchern geblättert<br />

BOUQUET GARNI<br />

Nachrichten und Neuigkeiten 105<br />

Garcon-Guide 115<br />

Garcon-Quiz/Impressum 118<br />

Berliner Marktnischen:<br />

100 „Küstlichkeiten“ aus Holland.<br />

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TITEL Hotel Bei Schumann<br />

Sternekoch Philipp Liebisch.<br />

Seinetwegen machten wir uns Anfang Oktober auf den Weg. Unser<br />

Ziel hieß Kirschau. Der Ort liegt in der Oberlausitz, sächsische Provinz,<br />

der östlichste Winkel Deutschlands. Hier erwartet man alles,<br />

nur kein Sternerestaurant. Doch wie das so ist mit der großstädtischen<br />

Voreingenommenheit – das „Juwel“ in Kirschau trägt nicht<br />

nur einen Stern, sondern wäre auch gut genug für den zweiten.<br />

Chef am Herd ist Philipp Liebisch, 37, ein gebürtiger Berliner, dessen<br />

Können in der Hauptstadt nicht so richtig Anerkennung fand,<br />

vielleicht weil er zu bodenständig und unaufgeregt daherkommt<br />

und sich nicht wahnsinnig besonders gibt. Ihn also wollten wir<br />

porträtieren. Dass aus dem Vorhaben dann unser Heft-Titel wurde,<br />

liegt daran, dass nicht nur Liebischs Küche das Attribut „großartig“<br />

gebührt, sondern auch dem gesamten Domizil, das sie beherbergt.<br />

6 GARÇON


Hotel Bei Schumann TITEL<br />

„Äh eenzscher<br />

Draum“ *<br />

DAS HOTEL BEI SCHUMANN IN KIRSCHAU:<br />

PARADIES IN DER PROVINZ<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

* Die Gästebücher des Hauses sind voll von Lobeshymnen: fabelhaft, faszinierend,<br />

himmlisch, wohltuend, wundervoll. Besucher loben das stilvolle Ambiente, preisen<br />

den einzigartigen Spa-Tempel, rühmen das sensationelle Frühstück. Ein Eintrag<br />

gefiel uns so gut, dass wir ihn zum Titel unseres Berichts machten. Nach einem Besuch<br />

im Hotel Bei Schumann am 9. Februar 2017 notierte U. Steimle resümierend:<br />

„Äh eenzscher Draum“. Wir vermuten mal, dass es sich bei dem Schreiber um den<br />

Dresdner Schauspieler, Kabarettisten und Parade-Sachsen Uwe Steimle handelt,<br />

dessen gastronomische Kompetenz spätestens seit seiner Hauptrolle in „Sushi in<br />

Suhl“ wohl unbestritten ist. Für alle, die auch nach langsamem Lesen der Steimleschen<br />

Eloge noch „Bahnhof“ verstehen, hier die Übersetzung aus dem Sächsischen<br />

ins Hochdeutsche: Ein einziger Traum.<br />

GARÇON<br />

7


TITEL Hotel Bei Schumann<br />

Kirschau (sorbisch Korzym), 2.400 Einwohner, ist ein Ort im sächsischen<br />

Landkreis Bautzen. Er war bis zum 31. Dezember 2010<br />

eine selbstständige Gemeinde und gehört seitdem zur Stadt<br />

Schirgiswalde-Kirschau. Gelegen im Lausitzer Bergland, eingebettet<br />

im Tal der Spree und der Pilke, wird Kirschau begrenzt von<br />

Crostau im Osten, Wilthen im Westen, Großpostwitz im Norden<br />

und Schirgiswalde im Süden. Letzteres hat rund 2.900 Einwohner<br />

und ist vor allem unter Historikern dafür bekannt, dass es<br />

durch diplomatische Irrungen zwischen1809 und 1845 sozusagen<br />

„staatenlos“ war, eine böhmische „Insel“ inmitten sächsischen<br />

Gebiets ohne wirkliche Staatsgewalt, eine „Freie Republik“, die<br />

politisch Verfolgte ebenso anzog wie Räuber und Schmuggler.<br />

8 GARÇON


Hotel Bei Schumann TITEL<br />

Kirschau: Bonjour tristesse am Bahnhof...<br />

... und architektonische Opulenz im Zentrum.<br />

Wir wählen den Zug. Wir hätten auch das Auto nehmen können,<br />

aber Bahn fahren ist bildender. Der EC 171 von Berlin via Dresden<br />

nach Prag heißt Carl Maria von Weber. Ein guter Zug – diese Namensgebung.<br />

Der Freischütz-Komponist war einst Hofkapellmeister<br />

in Dresden und Operndirektor in Prag.<br />

„Durch die Wälder durch die Auen...“, 1<strong>50</strong> Stundenkilometer,<br />

Carl Maria von Weber erreicht minutenpünktlich die Hauptstadt<br />

des Freistaates. Die Regionalbahn nach Zittau hat keinen Namen<br />

und mehr Zeit. Man sieht viel Grün, Rehe, Fahrradfahrer. Bischofswerda,<br />

Schmölln, Putzkau, Wilthen. Die Lautsprecher-Ansagen der<br />

Orte sind hochdeutsch, die meisten Mitreisenden sprechen die<br />

Mundart der Gegend. „Nu wardch euch amoal woas arzähln...“<br />

Sie sagen „Äberlausitz“ und rollen dabei das „Err“ als sei es der<br />

wichtigste Buchstabe des Alphabets. Ältere Oberlausitzer, lernen<br />

wir – Bildungsfaktor Bahnfahrt – bezeichnen ihre Sprechweise als<br />

„kwurrln“, quirlen.<br />

„Nächster Halt Kirschau“, sagt die hochdeutsche Zugstimme. Man<br />

muss eine Haltewunschtaste drücken, das wissen wir aber nicht.<br />

Unser Spracherklärer reagiert geistesgegenwärtig. Kirschau also.<br />

Der Bahnhof bietet ein Bild provinzieller Tristesse. Blinde Fensterscheiben,<br />

ein zerstörter Fernsprecher und Graffiti, von denen<br />

„Dynamoland“ und „Fuck Police“ noch die harmloseren sind.<br />

Der Ort wirkt anders als sein Bahnhof, sauber, aufgeräumt, im<br />

Zentrum beinahe städtisch. Viele Villen lassen einstigen Reichtum<br />

vermuten. Das Postamt, ein prächtiger Jugendstilbau, diente vor<br />

Jahrzehnten sogar mal als Briefmarkenmotiv.<br />

Später erfahren wir, dass Kirschau früher Zentrum der sächsischen<br />

Grobgarnindustrie war. Scheuertücher und Schlafdecken gingen<br />

von hier in die halbe Welt und bescherten Wohlstand. Kirschau,<br />

„das Dorf mit den goldenen Dächern“, hieß es.<br />

Das ist allerdings Geschichte. Kirschau setzt heute, wie so viele<br />

Orte dieser Region, auf den Tourismus.<br />

Schirgiswalde: Die Barockkirche St. Mariä Himmelfahrt...<br />

... und der historische Marktplatz.<br />

GARÇON<br />

9


TITEL Hotel Bei Schumann<br />

Haus mit Historie: 1921 von Kirschauer Industriellen als Gästehaus<br />

in Auftrag gegeben und 1923 als Fremdenhof „Zum Weber“ eröffnet.<br />

Ein Angebot nicht nur für Italo-Freaks: Picknickfahrten<br />

durch die Oberlausitz mit der Piaggio Ape Calessino.<br />

Doreen Hänsel, stellvertretende Empfangschefin<br />

Bei Schumann ist ein respektables Anwesen am grünen Rand von<br />

Kirschau. Neben der Hoteltür hängt ein Kasten, darin sieht man<br />

sein Spiegelbild. Und eine Schrift: Das ist das Beste in unserem<br />

Haus. Na ja. Die Empfangsdame heißt Doreen Hänsel und ist eine<br />

sächsische Frohnatur. „Nu“, sagt sie, „wie war die Fahrt?“ Dann<br />

bringt sie kalte Kompressen. „Jetzt entspannen Sie erstmal.“<br />

Sébastien Bazin, Chef von Accor, Europas größter Hotelkette,<br />

wurde vor einiger Zeit gefragt, woran er die Qualität eines Hotels<br />

erkenne. „Erstens“, antwortete er, „ob ich nach einer anstrengenden<br />

Anreise mit einem Lächeln empfangen werde. Zweitens, ob<br />

das Haus seine Versprechen in Bezug auf Lage, Ausstattung und<br />

Komfort erfüllt. Und drittens, ob das Hotel es schafft, mich während<br />

meines Aufenthaltes ein-, zweimal zu überraschen.“<br />

Im Falle des Hotels Bei Schumann konstatieren wir: Punkt eins –<br />

übererfüllt. Doreen Hänsels Lächeln geht von Ihrem gewinnenden<br />

Wesen aus und ist kein verordneter Grinszwang.<br />

Der jugendstilige Festsaal: Ein idealer<br />

Platz für Hochzeits- und Jubiläumsfeiern.<br />

10 GARÇON


Hotel Bei Schumann TITEL<br />

Auch das zweite Qualitätskriterium des französischen Top-Managers<br />

können wir schnell abhaken. Das Vier-Sterne Superior Hotel<br />

Bei Schumann ist der place to be, kein Quartier für Eilige, sondern<br />

eine Residenz für Reisende, die das Individuelle schätzen. Selbst<br />

die Flure, in den meisten Herbergen charmefreie Zonen, haben das<br />

gewisse Etwas – moderne Kunst, gepflegtes Grün.<br />

45 Doppelzimmer und Suiten bieten luxuriösen Komfort fernab<br />

des globalisierten Einheitslooks vieler Häuser. Und auch hier sind<br />

es wieder die Details: eine Schale frischer Kirschen zur Begrüßung,<br />

ein Buch für den Abend. Es gibt eine Ladestation für Mobiltelefone<br />

und einen nächtlichen Schuhputz-Service... Noch wichtiger für uns:<br />

Das Hotel Bei Schumann strahlt menschliche Wärme und Geborgenheit<br />

aus. Die Hausdame Alin Popig, Chefin von neun Mitarbeitern<br />

und seit 2001, seit ihrer Hotelfach-Lehre im Haus, formuliert<br />

es so: „Wir wollen jedem Gast das Gefühl vermitteln, erwünscht zu<br />

sein statt nur erwartet zu werden.“<br />

Alin Popig, Hausdame<br />

GARÇON<br />

11


TITEL Hotel Bei Schumann<br />

Kurz bevor wir uns auf den Weg nach Kirschau machten, kam in<br />

Deutschland das <strong>Magazin</strong> TIME in die Kioske. Auf dem Cover ein<br />

gutes Dutzend akkurat gezeichneter Gebäude und die schriftliche<br />

Ankündigung THE WORLD´S GREATEST PLACES 2018 – 100 DES-<br />

TINATIONS. Seit Berlin vor einigen Jahren mit dem Rüdesheimer<br />

Platz (sic!) mal in diesem Ranking vertreten war, schauen wir genauer<br />

hin, welche Orte auf der Welt die TIME-Menschen als interessant,<br />

innovativ und originell genug und deshalb als unbedingt<br />

besuchenswert ansehen. Unter den 100 Auserwählten in diesem<br />

Jahr – 39 Hotels, auserkoren wegen ihrer Lage (Marriott Mena<br />

House Kairo mit Blick auf die Pyramiden), ihrer Historie (Hôtel de<br />

Crillon Paris in einem ehemaligen Palast von Ludwig XV.), ihres<br />

Ambientes (Icehotel 365 im schwedischen Jukkasjärvi) oder, weil<br />

Alain Ducasse gleich zwei Restaurants in einer Herberge eröffnet<br />

hat (Morpheus Macau). Nix von Servicekompetenz und Wohlfühlfaktor.<br />

Dafür empfehlen wir den TIME-Reportern das Hotel Bei<br />

Schumann in Kirschau.<br />

12 GARÇON


Hotel Bei Schumann TITEL<br />

Petra Schumann.<br />

Kostprobe: Auch die Chefin ist gefragt.<br />

Sie sprechen weder das singende Sächsisch noch das Oberlausitzer<br />

Roll-Err. Petra und Rüdiger Schumann stammen von weiter her,<br />

das hört man. Er wuchs im Hessischen auf, sie ist Schwäbin.<br />

Die Beiden sind als Hoteliers Spätberufene. Sie eher weniger –<br />

Petra Schumann hat mal Hotelfachfrau gelernt und war in guten<br />

Häusern in Deutschland und der Schweiz angestellt, Walserhof in<br />

Klosters, Wald- und Schlosshotel in Friedrichsruhe, Barreis in Baiersbronn<br />

– er dagegen ist ein totaler Seiteneinsteiger. „Erst nach<br />

zehn Jahren Kirschau hat sie mir erlaubt, mich Hotelier zu nennen.“<br />

Schumann ist Straßenbauer von Beruf. Richtungsentscheidungen<br />

und Zielvorstellungen spielen da eine Rolle, das prägte. Mit<br />

24 wurde er Unternehmer, führte einen Betrieb, der Baustoffe produzierte.<br />

Sand, Kies, Steine, Erden – das war sein Geschäft. Wie<br />

erfolgreich er es betrieb, beweist die Tatsache, dass er schnell zu<br />

einem der Marktführer seiner Branche in Deutschland aufstieg.<br />

1990 zog es ihn nach Sachsen.<br />

„Da waren familiäre Wurzeln im Spiel, natürlich auch geschäftliche<br />

Interessen“, sagt er. Rüdiger Schumann kam in die Oberlausitz und<br />

verliebte sich zweimal. Zuerst in die Gegend und ein paar Jahre<br />

später, da hatte er bereits den leerstehenden Fremdenhof Zum Weber<br />

in Kirschau gekauft und saniert, in eine junge Frau, die er eingestellt<br />

hatte, um das wiedereröffnete Hotel zu führen. Aus der Romanze<br />

wurde eine Ehe, der Baustoffunternehmer verkaufte seine<br />

Firmenanteile und stieg mit ins Hotelbusiness ein.<br />

Mit der Namensgebung Bei Schumann legten Petra und Rüdiger<br />

Schumann dann fest, wohin die Reise gehen soll. „Der Aufenthalt<br />

bei uns bedeutet, Gast zu sein in einem gepflegten Zuhause“, bringt<br />

es Petra Schumann auf den Punkt und entwirft sogleich ein detailreiches<br />

Bild von der Zukunft. „Meine Frau ist der Vulkan und ich<br />

habe immer einen Deckel dabei“, beendet Rüdiger Schumann unser<br />

Gespräch und verabschiedet sich auf seine Baustelle. „Kommen<br />

Sie mit“, lädt er uns ein, „da sehen Sie schon ein Stück Zukunft.“<br />

Rüdiger Schumann, li. und Jens Herrmann,<br />

Klixer Recycling im nahen Großdubrau.<br />

Baustelle: Hier entsteht der Seeflügel.<br />

GARÇON<br />

13


TITEL Hotel Bei Schumann<br />

Frühstück im Kirschgarten.<br />

Machen selbst Morgenmuffel munter: Manuela<br />

Hilbig, li. und Azubi Samira Schumann.<br />

Anja Häntzschel, Bäckerin und Frühstücksköchin<br />

Wir haben noch nie im „Turnberry Isle“ in Miami gefrühstückt und<br />

auch nicht im „Peninsula Hongkong“, deren Frühstücksofferten<br />

Deutschlands Hotelpapst Heinz Horrmann das Prädikat „Weltklasse“<br />

gibt. Für uns galt bisher die Traube Tonbach, was die erste Mahlzeit<br />

des Tages betrifft, als kulinarisches Nonplusultra.<br />

Daran ändert sich auch nichts, wir werden künftig nur das Bei<br />

Schumann hinzufügen. Weshalb? Weil jeder Start-in-den-Tag-Typ an<br />

Büfett oder Tresen sein Glück findet – der Ernährungsbewusste<br />

Müsli aus einer Berliner Bio-Manufaktur und frische Säfte (er kann<br />

auch selbst pressen und mischen), der Anspruchsvolle wachsweiche<br />

Eier im Glas, die er sogar mit Imperialkaviar zieren kann (Aufpreis<br />

45 Euro/10g), der Deftige frische Kalbsbouletten und der Süße<br />

hausgemachte Marmeladen oder Honig aus der Wabe. Der zweite<br />

Grund: Weil Anja Häntzschel, Cornelia Berger, Manuela Hilbig<br />

und Samira Schumann, die Frühstücksfeen, schon am Morgen gute<br />

Laune haben und damit selbst Hardcore-Morgenmuffel knacken.<br />

Unser täglich Brot: Hausgebacken oder aus<br />

der Landbäckerei Richter in Kubschütz.<br />

Eggs Benedict: Natürlich mit à la minute<br />

aufgeschlagener Sauce hollandaise.<br />

14 GARÇON


Hotel Bei Schumann TITEL<br />

Die Hippo-Bar.<br />

Die Bar Bei Schumann heißt Hippo – angeblich, weil das Flusspferd<br />

das Lieblingstier des Hoteleigners Rüdiger Schumann ist. Gefragt<br />

haben wir ihn danach aber nicht.<br />

Wir bevorzugen die Plätze am Tresen, der Rest ist uns zu kuschelig.<br />

Außerdem hat man hier die beste Möglichkeit, dem Chef<br />

im Ring auf die flinken Finger zu schauen. Der Mann heißt Benjamin<br />

Pfeiffer, stammt aus Torgau und hat, bevor er ins Barfach wechselte,<br />

eine Ausbildung zum Restaurantfachmann absolviert.<br />

Fünf Jahre lang war er beruflich in der Schweiz unterwegs, dann<br />

ging er nochmal zur Schule – Abschluss als Master of Wine and<br />

Spirits. Dementsprechend ist auch das Hippo-Angebot. Natürlich<br />

beherrscht Pfeiffer die gängigen Klassiker – von Moscow Mule bis<br />

Patty Smith – seine Liebe jedoch gilt dem Experiment. Er referiert<br />

über „Liquid Kitchen“ und „Cuisine Style“, über „Detox“ und die<br />

neue Welt der „Low ABV-Drinks“ (low alcohol by volume). „Bartending“,<br />

sagt er, „ist inzwischen eine Genussdisziplin geworden.“<br />

Benjamin Pfeiffer, Barchef<br />

Signature drinks: Pisco sour insólito... ... und Irish Coffee 2.0.<br />

GARÇON<br />

15


TITEL Hotel Bei Schumann<br />

Ein Juwel ist in jedem Fall etwas Wertvolles, etwas, das besonders<br />

geschätzt wird. Wer sich die Herkunft des Wortes genauer<br />

ansieht, landet dann noch beim lateinischen „iocus“, Spaß. Beides<br />

passt zu diesem Restaurant im Hotel Bei Schumann. Weshalb<br />

dieser lange verbale Landeanflug? Weil es nicht ganz so einfach<br />

ist, sich dem Juwel mit Worten zu nähern. Spitzenrestaurant<br />

klingt zu statisch, Gourmetlokal zu steif. Ort der Sinnesfreuden?<br />

Zu frivol. Obwohl es stimmt. Das Juwel gewährt vielfältigen Genuss,<br />

auch den des Zusammenseins, und fordert keine Etikette.<br />

Das hat natürlich viel mit denen zu tun, die hier tätig sind, also<br />

mit Philipp Liebisch, Jana Metting und ihren Teams in Küche und<br />

Service. Liebisch und Metting, beide Ende 30, sind seit acht Jahren<br />

beruflich gemeinsam unterwegs, privat noch etwas länger.<br />

Im Gegensatz dazu passte es im Job nie wirklich, weder in Berlin<br />

noch in Senftenberg. „Hier dafür hundertprozentig“, so der Küchenchef<br />

und die Restaurantleiterin in strahlendem Gleichklang.<br />

16 GARÇON


Hotel Bei Schumann TITEL<br />

Das Sternerestaurant Juwel.<br />

Das Juwel ist so edel eingerichtet und opulent ausgestattet, wie es<br />

der Restaurantname ankündigt. Schwarz, anthrazit und ein dunkles<br />

Violett sind die dominierenden Farben, die Tische stehen großzügig,<br />

man sitzt bequem und entspannt. Die Lampen wirken zwar<br />

auf den ersten Blick wie Lichtverhinderungsgeräte, schaffen aber<br />

mit ihrem Schein aufs Wesentliche eine angenehme Atmosphäre.<br />

Den Rest erledigt eine Servicebrigade mit jener Mischung aus unaufdringlicher<br />

Freundlichkeit, souveräner Gelassenheit und feiner<br />

Grandezza, die man nicht allzu häufig antrifft.<br />

Gastgeberin ist Jana Metting, 39, die nach ihrer Ausbildung zur<br />

Hotelfachfrau in Dublin, Deidesheim und Berlin tätig war und die<br />

wir schon dort wegen ihrer Empathie und Natürlichkeit schätzen<br />

gelernt haben. Dazu kommen die kompetente und eloquente Sommelière<br />

Dominique Hennig, die allerdings während unseres Besuches<br />

Urlaub hatte und neuerdings der Leipziger Patrick Grunewald,<br />

den wir auch schon kennen, weil er neun Jahre lang dem Falco-<br />

Team angehörte (s. Bild S. 22). Ihnen allen allerdings stiehlt Philipp<br />

Liebisch immer dann die Schau, wenn der Küchenchef beispielsweise<br />

seinen Signature dish höchstpersönlich serviert.<br />

Übrigens: Es soll Juwel-Gäste geben, die ihr Menü nur deshalb<br />

mit einem Käsegang beschließen, um den Einsatz des Käsewagens<br />

zu erleben. Selbst die Tester des Gault&Millau waren derart von<br />

Form, Farbe und Funktion des Gefährts beeindruckt, dass sie ihm<br />

einen ganzen Abschnitt widmeten. Das Meisterwerk handwerklicher<br />

Kunstfertigkeit glänzt lackschwarz, besitzt eine eigene Klimaanlage<br />

und Beleuchtung, es gibt unendlichen Stauraum, und die<br />

Glasabdeckung kann mechanisch nach oben gefahren werden. Der<br />

Preis des Unikats dürfte den eines Kleinwagens erreichen – ob ein<br />

Führerschein für die Bedienung nötig ist, konnten wir nicht in Erfahrung<br />

bringen. Bestückt wird er übrigens von Maître Affineur Volker<br />

Waltmann aus Erlangen, dessen Reifekeller ähnlich einzigartig wie<br />

der Kirschauer Käsewagen ist.<br />

Überraschung Käsewagen: Ein Unikat,<br />

bestückt mit 70 Sorten aus 9 Ländern.<br />

GARÇON<br />

17


TITEL Hotel Bei Schumann<br />

Wenn man mal so weit gehen will, das Restaurant Juwel als Gourmetbühne<br />

zu bezeichnen, dann muss man hinzufügen – eine der<br />

fähigsten des Freistaates. Und eine der meistgeehrten. An einer<br />

Wand irgendwo im Haus hängen die Urkunden: Falstaff, Feinschmecker,<br />

Gusto, Gault&Millau, Savoir Vivre, Varta, sie alle bescheinigen<br />

dem Juwel und seiner Mannschaft beste Performance. Dazu der<br />

erste Michelin-Stern, es darf applaudiert werden – zumal Philipp<br />

Liebisch zuvor in seiner Berliner und Senftenberger Küchenchef-<br />

Zeit zwar auch schon etliche Auszeichnungen einheimste (Newcomer<br />

des Jahres 2012, Junges Talent 2013, Brandenburger Meisterkoch<br />

2013), seine jeweiligen Arbeitgeber aber wenig interessiert an<br />

kulinarischen Glanzleistungen waren.<br />

Anfang 2016 kam der 37-Jährige nach Kirschau, ein Glücksfall<br />

für ihn und für das Hotel. Petra und Rüdiger Schumann stellten ihm<br />

alles zur Verfügung, was gut und teuer ist, und Liebisch machte<br />

daraus das Beste.<br />

Robert Hauptvogel, Senior Sous Chef.<br />

Maximilian Kurth, Junior Sous Chef.<br />

18 GARÇON


Hotel Bei Schumann TITEL<br />

SANDMÖHRE, AMALFIZITRONE, KORIANDER<br />

Eine vegane Vorspeise aus rehydrierter Sandmöhre,<br />

Karottenbändern, Karottenchips, Karottencrème, Karottenpulver,<br />

in Salz eingelegter Amalfizitrone, Zitronencrème,<br />

Koriander- und Karottensud.<br />

PAZIFISCHE GELBSCHWANZMAKRELE, ANANAS<br />

FAIRY QUEEN, ACKERGURKE, ROYAL PREMIUM<br />

KAVIAR „REZA KOROUJE“<br />

Temperiertes und abgeflämmtes Filet von der Gelbschwanzmakrele,<br />

Ossiertrakaviar, gegrillte Ananasscheibe,<br />

Ananas sphäre, getrocknete Ananas, Gurkenrelish,<br />

Gurkenblüte, Tapiokaperlen.<br />

GARÇON<br />

19


TITEL Hotel Bei Schumann<br />

TAUBE „JEAN CLAUDE MIÉRAL“, SPITZMORCHEL,<br />

BROMBEERE<br />

Sous vide gegarte und mit Aromaten gebratene Miéral-Taube,<br />

Tauben-Praline aus Keulenfleisch, Herz<br />

und Leber, marinierte und getrocknete Brombeeren,<br />

Brombeerflan und -gel, gebratene Spitzmorchel, Morchelcrème<br />

und -pulver.<br />

VALRHONA IVOIRE, CASSIS, ROSMARIN<br />

Valrhona-Ivoire-Törtchen mit Rosmarin und flüssigem<br />

Cassiskern, Ivoire-Knusperperlen, Ivoire-Steine,<br />

Cassisbeeren, -crème, -eis, -perlen und -staub, gebackener<br />

Rosmarin, Rosmarincrème, -sand, -öl und<br />

Rosmarinblüten.<br />

20 GARÇON


Hotel Bei Schumann TITEL<br />

Robert Hauptvogel und Beatrice Tobias, Chefpâtissière.<br />

Liebisch („bitte vergessen Sie in Ihrem Bericht mein Team nicht“),<br />

also Liebisch und sein Team, sind dabei fast schon revolutionär<br />

puristisch. Jeder Gang konzentriert sich auf drei Komponenten,<br />

wobei die natürlich nicht pur auf die Teller kommen, sondern in verschiedenen<br />

Konsistenzen und Texturen. Der Einfallsreichtum dabei<br />

ist verblüffend, beispielsweise, wenn eine in ihrer Schale dampfpochierte<br />

Gillardeau-Auster auf einen Ingwer-Soja-Fond, Ingwerjulienne,<br />

Ingwerkaviar, Sojasprossen und eine Tofu-Soja-Crème trifft.<br />

Das ist sowohl geschmacklich als auch optisch eine Offenbarung.<br />

Bei uns bleibt nur ein Wunsch offen: Wie wäre es, fragen wir uns,<br />

wenn Philipp Liebisch eine kleine Anleihe in Österreich oder der<br />

Schweiz aufnähme. Seine Kollegen Heinz Reitbauer in Wien und<br />

Andreas Caminada in Fürstenau, die ähnlich komplexe Kreationen<br />

servieren, geben ihren Gästen kleine Zutatenkarten an die Hand,<br />

bei Caminada sogar in einer edlen schwarzen Box. Wäre das nicht<br />

auch was für das Juwel?<br />

Bärbel Weckwerth, Casserolière.<br />

GARÇON<br />

21


TITEL Hotel Bei Schumann<br />

Die Weberstube.<br />

Patrick Grunewald, Restaurantleiter<br />

Die Weberstube ist eine Reverenz an die Region, in deren Dörfern<br />

einst in fast jedem Haus ein Webstuhl klapperte. Einige Relikte der<br />

Kirschauer Leineweberhistorie, viel Holz, bunte Stoffe, eine heimelige<br />

Kachelofen-Installation – bodenständig und lokalstolz kommt<br />

das Interieur daher. Doch Wirtshäuser und Gaststuben folgen in<br />

der Oberlausitz einem klaren Kodex, dem nicht nur die Einrichtung,<br />

sondern auch die Gemütlichkeit und vor allem die Speisekarte entsprechen<br />

sollte. Das weiß natürlich auch Philipp Liebisch, und so<br />

hat er für die Weberstube eine gut geerdete Küche konzipiert, die<br />

von seiner Brigade genauso perfekt zubereitet wird wie die Gerichte<br />

des Sternemenüs. Das Ergebnis sind regionale Klassiker – an<br />

der Spitze Kellers Rindfleisch aus dem Kupfertopf – Tafelspitz,<br />

Rinderbrust oder -zunge oder von jedem ein Stück. Zur Räucherforelle<br />

vom Forellenhof Rottstock (!) gibt es Vollkornbrot, Rührei und<br />

Sauerrahm, zur Bauernente aus dem Rohr böhmische Knödel und<br />

Speckwirsing. Wie gesagt, das alles verrät souveränes Handwerk.<br />

Bautzener Kupfer: malzig, würzig, süffig.<br />

Krosser Bauch vom sächsischen Duroc-Schwein,<br />

Hopfen-Malz-Sauce, Rahmkohlrabi, Semmeltaler.<br />

22 GARÇON


Hotel Bei Schumann TITEL<br />

Mit Pazienza: Chef de rang Mandy Spieth.<br />

Al forno – dt. der Ofen, lesen wir in der Speisekarte. Nun wollen wir<br />

uns nicht als Beckmesser unbeliebt machen, aber der Ofen, das<br />

ist il forno („al forno“ bedeutet „im Ofen gebacken“, zum Beispiel<br />

Kartoffeln: patate al forno). Ansonsten stimmt hier alles.<br />

Das Ambiente wirkt mediterran luzid, eine gelungene Mischung<br />

aus Taverne und Osteria. Der Ofen ist ein blickfangendes Schaustück,<br />

das auch noch prächtig funktioniert. Und so gibt’s schon<br />

mal Szenenapplaus, wenn Kamel Hamdi mit typisch italienischer<br />

Grandezza eine Pizza Parma oder Roma ans Feuer schiebt.<br />

Der 43-jährige Tunesier ist seit acht Jahren Bei Schumann und<br />

liebt die offene Al-Forno-Küche. Ein bisschen Show muss sein, das<br />

passt auch zu diesem angenehm unkomplizierten und atmosphärischen<br />

Ort. Und wenn sich ein Gast mal wieder nicht entscheiden<br />

kann – Servicechefin Mandy Spieth stammt zwar aus Brandenburg,<br />

bringt aber jenes Maß an römischer Pazienza mit, um solche Situationen<br />

locker zu meistern. Also, grazie mille, gut war´s.<br />

Kamel Hamdi, Koch und Pizzabäcker<br />

Mit Grandezza: Pizzaiolo Kamel Hamdi.<br />

GARÇON<br />

23


TITEL Hotel Bei Schumann<br />

Kirschau ist nicht Berlin und das Hotel Bei Schumann nicht der<br />

BER. Deshalb kann man sicher sein, dass diese Computergrafik<br />

nicht irgendwann, sondern spätestens im Mai 2019 Geschichte<br />

sein wird. Dann gibt es Bei Schumann die Realität. Der 2.600 Quadratmeter<br />

große Seeflügel ist die jüngste, aber wohl nicht letzte<br />

Investition von Petra und Rüdiger Schumann in ihr Kirschauer Refugium.<br />

Und keine, die man eben mal aus der Portokasse bezahlt:<br />

5 Millionen Euro. Dafür entsteht, so der Bauherr, „ein exklusiver<br />

und hochmoderner Erholungstempel.“ Stichworte: 19 DeLuxe-<br />

Doppelzimmer, alle mit infrarotbeheiztem Balkon, ein separater<br />

Wellnessbereich, ein Snowroom mit echten Schneeflocken, ein<br />

Kneippbecken auf dem Dach, eine Rooftop-Bar mit allem Drum<br />

und Dran, knapp 140 Quadratmeter groß und – Schumann lächelt<br />

– der erste Flying Pool Deutschlands. Ein fliegender Pool?<br />

Vorstellen können wir uns das nicht. „Kommen Sie im nächsten<br />

Jahr wieder“, sagt Schumann, „und lassen Sie sich überraschen.“<br />

24 GARÇON


Hotel Bei Schumann TITEL<br />

Der Außenpool.<br />

Das Kaminrondell.<br />

Spa steht für sanum per aqua, gesund durch Wasser. „In der Oberlausitz<br />

gibt es genug Wasser“, so Rüdiger Schumann, „gutes, mineralstoffreiches<br />

Wasser, das man für diesen Effekt nutzen kann.“<br />

Aber? „Aber es bedarf schon erheblicher Investitionen, damit das<br />

auch funktioniert.“<br />

Vor zwanzig Jahren, gab es eine Sauna im Haus, 2005 entstand<br />

der römische Spa-Tempel. Auf das Attribut legt Schumann Wert,<br />

denn das Ensemble ist ein 1:10-Nachbau der berühmten Caracalla-<br />

Thermen in Rom. Doch es ist nicht nur die antike Säulenarchitektur,<br />

die diesen Tempel zu einem besonderen Wohlfühlort macht.<br />

„Es geht auch um die Vielfalt der Möglichkeiten“, erläutert Petra<br />

Schumann das Konzept und beginnt eine beeindruckende Aufzählung:<br />

9 verschiedene Saunen und Dampfbäder, 16 Behandlungsräume,<br />

12 Edel steinquellen, Eisbrunnen, Kneippbecken, ein türkisches<br />

Hamam, ein orientalisches Rhassoul, der Innenpool, der beheizte<br />

Außenpool, Beauty, Fitness, Meditation. Das alles setzt Maßstäbe.<br />

Für die letzte Bemerkung unseres Berichtes aus Kirschau übergeben<br />

wir an einen Mann, der die Hotels dieser Welt kennt wie kein<br />

Zweiter und dessen Expertisen weltweit anerkannt sind. Er schreibt:<br />

„Im Hotel Bei Schumann steht der Gast im Mittelpunkt und nicht<br />

im Weg. Viele große Grandhotels sind heute nichts als servicefreies<br />

Gelände. Dagegen hebt sich Bei Schumann glanzvoll ab.“<br />

(Heinz Horrmann, Publizist, Kolumnist, Moderator. Von der American<br />

Academy of Hospitality Sciences mit dem „Five Star Diamond“<br />

als bester Hotel-Autor geehrt.)<br />

HOTEL BEI SCHUMANN<br />

Bautzener Straße 20<br />

02681 Schirgiswalde-Kirschau<br />

Tel. 03592 — 52 00<br />

www.bei-schumann.de<br />

Der Wasseraltar.<br />

Die Binsenkammer, eine 47-Grad-Trockensauna.<br />

GARÇON<br />

25


LOKALTERMIN Where Chefs eat<br />

„Freundlich, gemütlich, das <strong>Essen</strong> macht den Tag groß.“<br />

Micha Schäfer über das Hallmann & Klee.<br />

„Fantastische italienische Küche, eine der besten, die ich kenne.“<br />

Chakall Noir über Francucci's Ristorante.<br />

WHERE CHEFS EAT<br />

ZUM BEISPIEL IN BERLIN<br />

„Ein Österreicher macht die beste Pizza der Stadt.“<br />

Lukas Mraz über das Standard Serious Pizza.<br />

„Für mich eine der kreativsten Küchen in Berlin.“<br />

Marco Müller über das Bandol sur mer.<br />

26 GARÇON


Where Chefs eat LOKALTERMIN<br />

GAL BEN-MOSHE<br />

Inhaber & Küchenchef, Prism<br />

CHAKALL NOIR<br />

Ehem. Inhaber, Sudaka – jetzt in Lissabon<br />

LUKAS MRAZ<br />

Ehem. Küchenchef, Cordobar – jetzt in Wien<br />

• Benedict<br />

• Big Stuff Smoked BBQ<br />

• Einsunternull<br />

• Madame Ngo<br />

• The Butcher<br />

• Francucci´s Ristorante<br />

• Sudaka (seit Oktober 2018 geschlossen)<br />

• Aroma<br />

• Hodori<br />

• House of Small Wonder<br />

• Industry Standard<br />

• Lon Men`s Noodle House<br />

• Nobelhart & Schmutzig<br />

• Restaurant Tim Raue<br />

• Standard Serious Pizza<br />

MICHA SCHÄFER<br />

Küchenchef, Nobelhart & Schmutzig<br />

MARCO MÜLLER<br />

Küchendirektor, Rutz<br />

DANIEL ACHILLES<br />

Inhaber & Küchenchef, Reinstoff<br />

• Cordobar (jetzt Restaurant Cordo)<br />

• Dolden Mädel<br />

• Hallmann & Klee<br />

• Lode & Stijn<br />

• Markthalle Neun<br />

• Aigner<br />

• Bandol sur mer<br />

• Bieberbau<br />

• NU<br />

• Rosenburger<br />

• Sets<br />

• Strandbar Mitte<br />

• Balzac Coffee<br />

• Benedict<br />

• Borchardt<br />

• Einsunternull<br />

• Facil<br />

• Grill Royal<br />

• Horváth<br />

• Kuchi<br />

• Lorenz Adlon<br />

• Restaurant Tim Raue<br />

• Rosenthaler Grill<br />

• Rutz<br />

GARÇON<br />

27


CUISINE LOGIQUE<br />

Genießen Sie hochwertige, regionale Produkte,<br />

raffiniert und unkompliziert auf feinstem KPM Porzellan vereint.<br />

Wöchentlich wechselnder BUSINESS LUNCH<br />

***<br />

Ideenreiche DINNERKARTE<br />

***<br />

Schlichtes MEHRGÄNGE-MENÜ<br />

***<br />

Beschwinger JAZZ-BRUNCH am Sonntag<br />

***<br />

Kreative, kulinarische EVENTS<br />

RESTAURANT DUKE IM ELLINGTON HOTEL BERLIN<br />

NÜRNBERGER STRASSE <strong>50</strong>-55 | 10789 BERLIN<br />

RESERVIERUNG: +49 (0)30 68 315-4000 | CONTACT@DUKE-RESTAURANT.COM<br />

WWW.DUKE-RESTAURANT.COM


Restaurant Arai LOKALTERMIN<br />

ベ<br />

ル<br />

リ<br />

ン<br />

の<br />

中<br />

華<br />

料<br />

理<br />

Chuka-ryori<br />

in Berlin<br />

ZU GAST IM JAPANISCHEN RESTAURANT ARAI<br />

VON SHOKO KONO UND JÖRG TEUSCHER<br />

GARÇON<br />

29


LOKALTERMIN Restaurant Arai<br />

Arai-Gründer Shiori Arai.<br />

Früher Latino-Bar, heute Japan-Restaurant.<br />

あ<br />

ら<br />

井<br />

Der Start des Arai im Frühjahr war ein ganz und gar unspektakulärer<br />

Akt. Tür auf – und warten. Keine vollmundigen Presseaussendungen,<br />

keine Vorausberichte über den Trocknungszustand der<br />

Wandfarben, keine Eröffnungsparty. Was war denn das? Geheimniskrämerei<br />

als Marketinginstrument? Vergesslichkeit? Oder Bescheidenheit?<br />

Wer Shiori Arai, den Inhaber des Restaurants in der<br />

Straßburger Straße kennenlernt, merkt sofort: Nur Letzteres. Arai<br />

ist das personifizierte Understatement. Typisch japanisch.<br />

Der 30-Jährige stammt aus Fukui in der gleichnamigen Präfektur<br />

in der Mitte Japans. Er absolvierte in Tokio eine Kochausbildung,<br />

arbeitete in New York und Düsseldorf und eröffnete vor zwei<br />

Jahren in Berlin sein erstes Restaurant, das Shiori.<br />

Dem Gault&Millau waren Konzept und Küche in diesem Jahr<br />

13 Punk te wert. Natürlich ist Shiori Arai stolz darauf, in diesem Guide<br />

vertreten zu sein, zumal seine kulinarische Offerte nicht à la mode<br />

daherkommt, sondern so authentisch wie außerhalb Japans nur<br />

Der in Berlin lebende Architekt und Designer Kuma Kenta...<br />

... schuf Räume von schlichter Schönheit.<br />

30 GARÇON


Restaurant Arai LOKALTERMIN<br />

Arai-Küchenchef Makoto Ishii.<br />

irgend möglich zubereitet wird. „Vielleicht schaffen wir das ja auch<br />

mal mit dem Arai“, formuliert der junge Mann vorsichtig.<br />

Die Skepsis in seiner Stimme hat ihren Grund, der wohl zu allererst<br />

im deutschen Verständnis für die japanische Art, Speisen<br />

zuzubereiten und darzubieten liegt.<br />

„Minimaler Aufwand, maximale Wirkung – auf diesem Prinzip<br />

beruht die immer populärer werdende japanische Küche auch über<br />

Sushi und Sashimi hinaus“, heißt es im Gault&Millau. Das klingt<br />

nach Schnelloküche und verkennt, dass es gerade die japanische<br />

Küche ist, die sich intensiv wie kaum eine andere mit ihren Produkten<br />

beschäftigt, um sie dann mit möglichst einfachen Techniken<br />

schmeck- und erlebbar zu machen. Dementsprechend zeitaufwendig<br />

sind im Arai dann auch die Menü-Vorbereitungen, selbst wenn<br />

nur für zehn Gäste gekocht wird und der Küchenchef bestimmt,<br />

was auf den Tisch kommt. Das ist das Omakase-Prinzip, der Kochstil<br />

im Arai heißt Chuka-ryori (s. Seite 32).<br />

Küchenchef Makoto Ishii, 42, hat die mehrjährige Ausbildung zum<br />

Chuka-ryori-Koch in China und Japan absolviert und kam via Düsseldorf<br />

und München nach Berlin. An seiner Seite: Restaurantleiter<br />

Shuai Wang, 33, der aus Shenyang, einer Stadt im Nordosten Chinas<br />

stammt, in Kanada Bauwesen und Geologie studiert hat und<br />

über Umwege in die Gastronomie fand.<br />

Übrigens, dass sein „Service auf Augenhöhe“ ausschließlich auf<br />

Knien stattfindet, liegt daran, dass die riesige Tafel in den Boden<br />

eingelassen ist, die Gäste also auf Fußbodenhöhe sitzen.<br />

RESTAURANT ARAI<br />

Straßburger Straße 60<br />

10405 Berlin-Mitte<br />

Tel. 0163 — 384 85 48<br />

www.araiberlin.com<br />

Arai-Restaurantleiter Shuai Wang.<br />

GARÇON<br />

31


LOKALTERMIN Restaurant Arai<br />

Ein Arai-Beispiel für die aktuelle japanische Chuka-ryori-Küche sind die sieben<br />

Kostproben auf unserem obigen Bild: Sellerie und Rettich in japanischer Senfsauce<br />

– Frittierter Seeteufel mit Orangensauce und Ossietrakaviar – Tintenfisch mit<br />

Spinatsauce – Rinderfilet und frittierter Tofu mit Sichuanpfeffersauce – Mais und<br />

Okra mit Pflaumensauce – Jakobsmuschel und Zucchini mit Mentaikosauce (aus<br />

Kabeljaurogen) – Qualle mit Wasabisauce.<br />

中 国 料 理<br />

CHUGOKU-RYORI<br />

中 華 料 理<br />

CHUKA-RYORI<br />

Wer sich der Mühe einer nicht allzu oberflächlichen Beschäftigung<br />

mit der japanischen Küche unterzieht, kommt unweigerlich auf diese<br />

beiden Begriffe: Chugoku-ryori und Chuka-ryori.<br />

Sie unterscheiden sich im Japanischen lediglich durch ein einziges<br />

Schriftzeichen, gehören also offenbar eng zusammen. Und so<br />

ist es auch. Während Chugoku-ryori die authentische chinesische<br />

Küche beschreibt, die es natürlich vielerorts auch in Japan gibt,<br />

steht Chuka-ryori für einen Kochstil, der die Aromen chinesischer<br />

Traditionsgerichte mit japanischer Produktphilosophie und japanischen<br />

Kochtechniken verbindet.<br />

Ramen ist ein Beispiel dafür. Die auch hierzulande bekannte<br />

Nudelsuppe stammt ursprünglich aus China, japanische Köche<br />

passten sie jedoch den Gaumen ihrer Landsleute an, indem sie vor<br />

allem viel verhaltener würzten. Starke Gewürze wie Anis, Koriander,<br />

Nelken oder Zimt gelten – im Gegensatz zu China – in Japan<br />

als No-Go.<br />

Im Verlauf einiger Jahrzehnte entstand aus der Adaption chinesischer<br />

Gerichte eine eigenständige Küche, die stark saisonal geprägt<br />

und heute in Japan vor allem bei jungen Leuten angesagt ist.<br />

32 GARÇON


Restaurant Arai LOKALTERMIN<br />

Chawanmushi – gedämpfte Eier, Königsdorsch, Pilze,<br />

Wasserkastanien, Hummer, Sichuanpfeffer, Bottarga.<br />

Abalone, Abaloneleber-Sauce, Steinpilze.<br />

Atlantische Languste, Yuzu-Pfeffer-Sauce.<br />

Entenbrust, Paprika, Frühlingszwiebeln, Minispargel,<br />

hausgemachte süße Bohnenpaste.<br />

Lachs, Bratpaprika, Pfifferlinge, süße Essigsauce.<br />

Chili-Garnelen, Chili-Tomaten-Ingwer-Knoblauch-Sauce,<br />

frit tierte Garnelen, japanische Mayonnaise.<br />

Kalte Somennudeln, Gemüse, Eierstreifen, Maishuhn,<br />

hausgemachte Sesamsauce.<br />

Frittierte Auster, Sojamilchhaut (Yuba).<br />

Mangopudding, Himbeersauce.<br />

GARÇON<br />

33


LOKALTERMIN Pop-up-Dinner im Wagner<br />

Holger Schwarz.<br />

Maxim Boillard, Viniculture.<br />

Viniculture + Vadim=<br />

ZU GAST BEI EINEM AUSSERGEWÖHNLICHEN POP-UP-DINNER<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

Das Wagner am Kreuzberger Paul-Lincke-Ufer ist eine angesagte<br />

kulinarische Adresse, wir waren einmal dort und total geflasht.<br />

Ein Cocktailbistro mit verdammt guter Küche und einem Barmann,<br />

dessen Namen man sich merken muss: Tuan Nguyen. Trotzdem:<br />

Wenn dieses Wagner an einem stinknormalen Montag dermaßen<br />

proppevoll ist, dass keine Tür mehr aufgeht, dann muss da schon<br />

was Besonderes laufen. Lief es auch.<br />

Die Pop-up-Community feierte ein Fest. Gastgeber waren Holger<br />

Schwarz, Chef von Viniculture und Deutschlands rüh rigster Na turweinhändler<br />

und Vadim Otto Ursus, ein 26-jähriger Koch, von dem<br />

auch die noch hören werden, die nicht in der Szene unterwegs sind.<br />

Einen besonderen Anlass für das weinbegleitete Dinner gab es<br />

nicht, Schwarz und Ursus hatten sich irgendwo getroffen und verabredet,<br />

mal was zusammen zu machen. Herausgekommen ist ein<br />

außergewöhnlicher Abend, der zumindest uns zwei Erkenntnisse<br />

bescherte: erstens, welche Vielfalt sich inzwischen in der Nische<br />

Naturwein (oder ist das keine Nische mehr?) breit gemacht hat und<br />

zweitens, dass es Pop-up-Küche auch auf Sterneniveau gibt.<br />

Vadim Otto Ursus.<br />

34 GARÇON


Pop-up-Dinner im Wagner LOKALTERMIN<br />

Sascha Silberstein, Vadim Otto Ursus und Raoul Zellien, v.li.<br />

Bleiben wir mal beim Naturwein, einem Phänomen, das immer<br />

noch heftig diskutiert wird, sowohl begrifflich als auch inhaltlich.<br />

Weine, die anders sind, weil sie anders erzeugt werden – auf diesen<br />

Konsens können sich Befürworter und Kritiker der puren Weinerzeugung<br />

inzwischen einigen.<br />

Dass Naturweine aber auch ausgesprochene Klasse haben<br />

können, bewies Holger Schwarz an diesem Abend. Unser Favorit<br />

kam aus der Magnum – ein 2016er Müller-Thurgau vom Demeter-<br />

Weingut Bianka & Daniel Schmitt im rheinhessischen Flörsheim-<br />

Dalsheim, der deutlich machte, dass die feingliedrige Rebsorte zu<br />

Unrecht ein so schlechtes Image hat. Nix von rustikaler Literware,<br />

sondern mit seiner feinen Säure ein hervorragender Begleiter des<br />

Wildschwein-Tatars mit Gelbsenf von Vadim Otto Ursus.<br />

Der Mann ist, wie gesagt, eine Pop-up-Größe ohne eigenen Herd<br />

und deshalb dem Berliner Besseresser-Publikum wohl eher unbekannt.<br />

Deshalb soviel: Vadim Otto Ursus absolvierte seine Kochlehre<br />

bei Neugrüns Köchen in Prenzlauer Berg und ging danach<br />

auf Wanderschaft: Maaemo in Oslo, Noma in Kopenhagen, Loco<br />

in Lissabon und Koks auf den Färöer, wo er einen klitzekleinen Beitrag<br />

zum ersten Michelin-Stern eines Restaurants auf den Inseln<br />

im Nordatlantik leistete.<br />

2017 kam er zurück nach Berlin und begann, unterstützt von<br />

seiner Mutter Meggie, draußen in der Schorfheide aus einer Gartenlaube<br />

ein Kulinariklabor zu machen. Hier testet er regionale Produkte<br />

mit Hilfe alter Techniken auf ihre kulinarische Tauglichkeit –<br />

er pökelt, räuchert, trocknet, fermentiert und mariniert. Was gut ist,<br />

kommt dann mit zum nächsten Pop-up-Dinner – Fischsauce aus<br />

Stechlin-Maränen etwa oder mit Gerstenkoji gebeiztes Eigelb.<br />

Regelmäßige Auftritte hat Vadim Otto Ursus im Mars, der kulinarischen<br />

Dependance des Silent Green Kulturquartiers in der Weddinger<br />

Gerichtstraße (www.mars-berlin.net). Und irgendwann wird<br />

es ja vielleicht auch mal ein eigenes Restaurant geben...<br />

Paul Knittel, Viniculture.<br />

GARÇON<br />

35


LOKALTERMIN Pop-up-Dinner im Wagner<br />

Wildschweintatar, gelber Ackersenf, Topinambur-<br />

Blütenblätter, Beutebrot.<br />

Rohmilcheis und Schwarze Waldameisen auf frisch<br />

geschnittenem Kiefernholz.<br />

Bei 45 Grad Celsius konfierter Saibling, Kapuzinerkresse,<br />

Sauerampfer, Tagetes, Eigelb.<br />

In Wollschweinschmalz ausgebackener Zwetschgenkuchen,<br />

schwarze Walnüsse in eigenem Gel.


Weinplanet Elsterwerda LOKALTERMIN<br />

WOW! IN ELSTERWERDA!<br />

DER UNTERNEHMER MATTHIAS JOHN BRINGT WEINKULTUR IN SEINE HEIMATSTADT<br />

VON YVONNE WEINLICH<br />

GARÇON<br />

37


LOKALTERMIN Weinplanet Elsterwerda<br />

Matthias John hat das Unternehmer-Gen. Wäre er – sagen wir<br />

mal – in Erlangen im BRD-Bundesland Bayern statt in Elsterwerda<br />

im DDR-Bezirk Cottbus aufgewachsen, er hätte wahrscheinlich<br />

schon während der Schulzeit seine erste Firma gegründet. Doch an<br />

sowas war im Arbeiter-und-Bauern-Staat nicht zu denken.<br />

John lernte Installateur, ging zur Armee, Sanitätsdienst. Ein<br />

technisches Studium brach er ab. „Zu viele rote Fächer.“ Und weil<br />

er das auch nicht verschwieg, blieb ihm nur noch der Knochenjob<br />

als Rettungssanitäter beim Roten Kreuz. Fünf Jahre lang fuhr John<br />

mit seinem SMH-Barkas dorthin, wo er gebraucht wurde: Herzattacken,<br />

Knochenbrüche. Er erlebte Wohnungsbrände und Verkehrsunfälle,<br />

sah Bilder, die ihm lange nicht aus dem Kopf gingen.<br />

Im Mai 1988 schließlich, Matthias John war 26, bekam er einen<br />

Gewerbeschein und durfte einen Kiosk betreiben. „Die DDR war nur<br />

noch im Suff zu ertragen“, grinst er, „und ich war mit meinem Lädchen<br />

der Alkoholversorger Nummer eins in Elsterwerda.“<br />

Matthias John: „Ein bisschen Wein muss sein.“<br />

Elsterwerda gratuliert dem Weinplanetarier.<br />

Mit im Boot: Weinberaterin Silke Altmann aus Dresden.<br />

Wie bizarr die Situation in der DDR kurz vor deren Ende war, schildert<br />

der Mann mit dem Kurzhaarschnitt und dem Hang zu auffälligen<br />

Hemden an einem Beispiel: „Zweimal war ich mit meinem<br />

Kiosk sogar im Fernsehen – sozusagen als Beispiel, wie Selbstständigkeit<br />

hilft, Versorgungslücken zu schließen.“<br />

Nach dem, was heute Wende heißt, tatsächlich aber der Zusammenbruch<br />

eines gesellschaftlichen Systems war, startete Matthias<br />

John richtig durch, wurde Gastrounternehmer, Getränkehändler, Diskothekbetreiber.<br />

Und er blieb nicht der einzige in Elsterwerda, der<br />

dem Rausch der neuen Gründerzeit erlag. Der jedoch hielt nicht lange<br />

an. John sah die Krise als Chance. Er mietete eine Halle, kaufte<br />

benutzte, aber nicht mehr gebrauchte Küchengeräte, reinigte und<br />

reparierte sie und zog ein Gastro-Second-Hand-Geschäft auf.<br />

1996 Gründung der as-gastro GmbH und Umzug nach Berlin.<br />

Heute: 15 Mitarbeiter, eine Versuchsküche, ein SB-Gerätemarkt,<br />

Küchenplanung und -ausstattung. Eine Erfolgsgeschichte.<br />

38 GARÇON


Weinplanet Elsterwerda LOKALTERMIN<br />

Dauerbrenner <strong>Nr</strong>. 1: Big John, Rotweincuvée<br />

aus dem Weingut Scheiblhofer, Burgenland.<br />

Inzwischen ist er 56, ein Alter, in dem andere längst daran denken,<br />

kürzer zu treten. Nicht so Matthias John. Getreu seinem unternehmerischen<br />

Motto „Nicht quatschen, machen“ baute er in seiner<br />

Heimatstadt Elsterwerda eine Weinhandlung auf. Freunde, Bekannte,<br />

Nachbarn und Geschäftspartner staunten nicht schlecht, als sie<br />

Anfang September eine Einladung zur Eröffnung erhielten: „Entgegen<br />

dem Trend in unserer strukturschwachen Region möchte ich<br />

Ihnen das Thema Wein im entsprechenden Ambiente mit Verkostungen<br />

und einer exklusiven, wechselnden Auswahl an Weinen aus<br />

aller Welt näherbringen.“ „Weinplanet“ nannte John seine für Elsterwerda-Verhältnisse<br />

ziemlich große Vinothek, in der 210 Weine<br />

aus allen Weinbauländern Europas und aus Übersee Platz haben.<br />

Bei den deutschen Gewächsen sind natürlich Saale-Unstrut und<br />

Sachsen stark vertreten – darunter Klassiker wie die Weingüter<br />

Schloss Proschwitz und Drei Herren in Radebeul oder der Saale-<br />

Unstrut-Spitzenbetrieb von André Gussek in Naumburg.<br />

Matthias John und seine Beraterin Silke Altmann, die aus Dresden<br />

stammt, in Geisenheim Weinbau studiert hat und danach ins Elbtal<br />

zurückkehrte, punkten allerdings auch – ganz heimatverbunden –<br />

mit einigen jungen Winzern der Region: dem Naumburger Matthias<br />

Hey, Matthias Schuh vom Weingut Walter Schuh im sächsischen<br />

Sörnewitz, Tim Strasser, Chef des Rothen Gutes in Meißen.<br />

„Und das alles in Elterwerda?“, fragen wir skeptisch. Matthias<br />

John antwortet mit einem Alten Griechen: „Wo der Wein fehlt, stirbt<br />

der Reiz des Lebens.“<br />

WEINPLANET<br />

Springhornweg 5<br />

04910 Elsterwerda<br />

Tel. 03533 — 23 47<br />

www.weinplanet.com<br />

Dauerbrenner <strong>Nr</strong>. 2: Solaris Spätlese<br />

aus dem Weingut Drei Herren, Sachsen.<br />

GARÇON<br />

39


LOKALTERMIN Lorenz Adlon Esszimmer<br />

Adlon 6/13<br />

KLASSENTREFFEN BEI HENDRIK OTTO<br />

6 Köche, 13 Sterne: Marco Müller (Rutz), Daniel Achilles (Reinstoff), Michael Kempf (Facil), Hendrik<br />

Otto (Lorenz Adlon Esszimmer), Sven Elverfeld (Aqua Wolfsburg) und Sebastian Frank (Horváth), v.li.<br />

Von der immer mal wieder beschriebenen Krise der deutschen<br />

Spitzengastronomie war an diesem Oktoberabend im Restaurant<br />

Lorenz Adlon Esszimmer nichts zu spüren. Krise? Welche Krise?<br />

Hausherr Hendrik Otto hatte zur Küchenparty geladen, vier<br />

hauptstädtische Zwei-Sterne-Köche sowie der Wolfsburger Drei-<br />

Sterner Sven Elverfeld waren gefolgt und die rund 1<strong>50</strong> Gäste erlebten<br />

ein kulinarisches Feuerwerk vom Feinsten. Daniel Achilles' in<br />

Fichtensprossen gebeizter Rehbock, die rauchschmalzglasierten<br />

Gelben Bete von Sebastian Frank oder Marco Müllers in Koji-Reis<br />

aromatisierter Stör waren Kreationen, die alle Ansprüche erfüllten,<br />

die gelernte Esser an große Köche stellen.<br />

Die meisten Gäste teilten dieses Lob. Dennoch ist unser Foto eine<br />

Art Abschiedsbild: Daniel Achilles schließt am Jahresende das<br />

Reinstoff und – glaubt man Gerüchten – wird das nicht der letzte<br />

Abschied eines Berliner Restaurants aus der Sterneliga bleiben.<br />

Also doch Krise? Tatsache ist, dass die Margen in der Spitzengastronomie<br />

wegen des Wareneinsatzes sowie der Personal- und<br />

Mietkosten verschwindend gering sind. Branchenkenner rechnen<br />

mit maximal zehn Prozent – Getränke eingerechnet und eine Auslastung<br />

von 100 Prozent vorausgesetzt. Das kann auf Dauer kaum<br />

funktionieren, es sei denn, neue Konzepte – Stichwort Casual Fine<br />

Dining – greifen Raum und die Tester honorieren sie entsprechend.<br />

Michael Kempf, Facil Berlin, servierte Short Rib vom<br />

Wagyu mit Wassermelone, Liebstöckel und Artischocke...<br />

... und Sven Elverfeld, Aqua Wolfsburg, Forelle aus<br />

der Lüneburger Heide mit Kaviar Imperial Auslese.<br />

40 GARÇON


Guido Richards Wildmanufaktur LOKALTERMIN<br />

WILD<br />

AUF WILD?<br />

JA? DANN AUF NACH DANNENWALDE. HIER HAT GUIDO<br />

RICHARD ENDE SEPTEMBER SEINE WILDMANUFAKTUR<br />

ERÖFFNET: FLEISCHEREI, BISTRO, HOFLADEN. JÖRG<br />

TEUSCHER BESUCHTE DEN KULINARISCHEN ORT IM<br />

BRANDENBURGISCHEN LANDKREIS OBERHAVEL.<br />

GARÇON<br />

41


LOKALTERMIN Guido Richards Wildmanufaktur<br />

Guido Richard, seine Mutter Rosemarie und seine Tante Christine Baum, v.li.: „Waidmannsheil, auf unsere neue Wildmanufaktur!“<br />

„Gott sei Dank, geschafft.“ Guido Richard atmet durch. „Also dann,<br />

Waidmannsheil!“ Nun kann die neue Wildmanufaktur am Ortsrand<br />

von Dannenwalde im Landkreis Oberhavel an den Start gehen. Vor<br />

vier Jahren übernahm Guido Richard das Anwesen einer ehemaligen<br />

LPG, ein Jahr Bauzeit war geplant, zwei wurden es.<br />

Dafür ist jetzt alles vom Feinsten: ein Schlachthaus von beeindruckenden<br />

Dimensionen, in dem zwar nicht geschlachtet, sondern<br />

zerlegt und verarbeitet wird – ein Wildbistro, in dem das serviert<br />

wird, was der Name sagt – und ein Hofladen, in dem es natürlich<br />

Wild, aber auch andere Spezialitäten der Region gibt.<br />

Der hat es dem 46-jährigen Richard besonders angetan, weil er<br />

mit seiner Firma Richard´s Wild bisher nur Restaurants und Hotels<br />

mit Wildbret belieferte – über 100 in Berlin und Brandenburg – der<br />

Otto Normalverbraucher aber außen vor blieb. „Das war tatsächlich<br />

ein Manko meiner Unternehmung“, so der gelernte Koch, „zumal<br />

Wild in den privaten Küchen durchaus noch Reserven hat.“<br />

Wildmetzger Mario Baumann: „'Das neue<br />

Schlachthaus ist einfach mal vom Feinsten.“<br />

Reifung: Während des „Abhängens“ wird im Tierkörper Glykogen<br />

abgebaut und in Milchsäure umgewandelt – das Fleisch wird zart.<br />

42 GARÇON


Guido Richards Wildmanufaktur LOKALTERMIN<br />

Großer Bahnhof zum Herbstanfang in Dannenwalde mit...<br />

Deshalb nutzen er und seine acht Mitarbeiter auch jede Gelegenheit,<br />

um für das gesunde Lebensmittel zu werben. „Der Name<br />

sagt es doch schon“, erklärt Mario Baumann, seit sechs Jahren<br />

als Wildmetzger in Richards Firma tätig, „Wild ist das vom Menschen<br />

am wenigsten geformte tierische Lebensmittel, mehr bio<br />

geht gar nicht. Weiter Auslauf, natürliches Futter, wenn Fleisch,<br />

dann dieses.“ Er zeigt uns einen Hirsch, der vor anderthalb Wochen<br />

geschossen wurde. „Das Fleisch ist fettarm, kurzfaserig und, entsprechend<br />

geschnitten, auch besonders zart.“<br />

RICHARD'S WILD<br />

Fürstenberger Straße 2<br />

16775 Gransee OT Dannewalde<br />

Tel. 033085 — <strong>50</strong> 99 33<br />

www.richards-wild.de<br />

... Wildschwein am Spieß...<br />

... zünftiger Blasmusik der Granseer Feuerwehrkapelle...<br />

... und vielen guten Gesprächen, hier Guido Richard mit Oberförster<br />

Ulrik Schöttler von den Kirchlichen Forstbetrieben Templin.<br />

GARÇON<br />

43


LOKALTERMIN Neue Restaurants<br />

Zwei Freunde in der Freundschaft:<br />

Willi Schlögl, re. und Johannes Schellhorn.<br />

neu new nouveau<br />

Ganz taufrisch ist die Weinbar Freundschaft<br />

ja nun nicht mehr, aber sicher noch<br />

neu genug für diese Rubrik, oder? Willi<br />

Schlögl und Johannes Schellhorn, Steirerbua<br />

der eine, Salzburger der andere, nicken<br />

zustimmend.: „Wir san a no net durt, wo ma<br />

hinwollen. No lang net.“ Also.<br />

Wir beginnen mal mit dem Namen. Die<br />

Freien Deutschen Jugendlichen der DDR<br />

trugen ein blaues Hemd und grüßten mit<br />

„Freundschaft!“ – aber wer in Berlin weiß<br />

das heute schon noch.<br />

„Freundschaft!“ ist übrigens auch der alte<br />

Gruß der österreichischen Sozialdemokraten<br />

– das weiß in Berlin aber erst recht<br />

keiner. Und wenn, Schlögl und Schellhorn<br />

würden sich darüber keinen Kopf machen.<br />

Prost, Jugendfreunde! Auf Euer Wohl, Genossen!<br />

Auf die Freundschaft!<br />

Damit die Gläser auch nachhaltig klin gen<br />

können, haben die beiden Sommeliers –<br />

Schlögl war mal die Seele der Cordobar, die<br />

heute nur noch Cordo heißt, weil sie keine<br />

Bar mehr ist und der gute Schellhorn hatte<br />

im Nobelhart&Schmutzig die Funktion des<br />

Schat tens von Billy Wagner, der auch ohne<br />

Schatten klarkommt – damit also die Gläser<br />

klingen können, gibt es <strong>50</strong>0 Weine, ein<br />

gutes Dutzend davon offen.<br />

Hauswein ist ein „Doppler“, eine Zwei-<br />

Liter-Flasche, Austria-traditionell ein Zechwein,<br />

bei Schlögl und Schellhorn allerdings<br />

ein feiner Sauvignon Blanc vom Premium-<br />

Winzer Armin Tement aus dem südsteirischen<br />

Berghausen. Fünf Euro fürs 0,1er Glas<br />

ist der Freundschaftspreis.<br />

Was es nicht gibt: Cocktails und Konventionen.<br />

Und Komplett-Menüs natürlich<br />

auch nicht. Wer zum Weißburgunder oder<br />

Welschriesling unbedingt ein Gulasch oder<br />

eine Brotzeit braucht, bitteschön.<br />

Ansonsten: Hier wird getrunken! In aller<br />

Freundschaft.<br />

WEINBAR FREUNDSCHAFT<br />

Mittelstraße 1<br />

10117 Berlin-Mitte<br />

Tel. 030 — 80 49 24 44<br />

www.facebook.com/bar.Freundschaft<br />

44 GARÇON


Neue Restaurants LOKALTERMIN<br />

Markenzeichen N.Y.-Basecap: Küchenchef Meir Adoni.<br />

nuovo nuevo yeni<br />

Branchenkenner prophezeiten bereits vor<br />

einigen Jahren die Eroberung der westlichen<br />

Restaurantwelt durch die Küche der<br />

Levante – also aus Israel, Syrien, Jordanien<br />

und dem Libanon. Sie lagen richtig.<br />

Vor allem sind es junge israelische Köche,<br />

die derzeit die levantinische Küche<br />

auch hierzulande populär machen. „Das<br />

än dert nichts an der Tatsache, dass deren<br />

Fundamente arabisch sind, das Hebräische<br />

ist die Offenheit und das Liberale, der unorthodoxe,<br />

kreative und eklektische Zugang<br />

zur Kulinarik“, bemerkt in diesem Zusammenhang<br />

die Wiener Trendforscherin<br />

Hanni Rützler in ihrem Food Report 2018.<br />

Meir Adoni, 45, geboren im südisraelischen<br />

Eilat, ein Mann mit marokkanischen<br />

Wurzeln, gehört zu diesen Köchen. Er lernte<br />

in Sydney und bei Lenôtre in Paris, stand<br />

bei Superstar Grant Achaz in dessen Chicagoer<br />

3- Sterne-Restaurant Alinea am Herd<br />

und bei Meister René Redzepi im Kopenhagener<br />

Noma.<br />

Im Jahr 2002 eröffnete er in Tel Aviv das<br />

Catit, das er inzwischen einem Nachfolger<br />

übergab, später folgten die viel gelobten<br />

Restaurants Blue Sky und Lumina und in<br />

New York das Nur.<br />

Seine Art zu kochen, beschreibt er so:<br />

„For me, I have no rules, no limits. I don´t<br />

cook inside a box, I´m creating the box and<br />

I´m really proud of what we are doing here.“<br />

Sätze, die sicher keine Übersetzung nötig<br />

haben.<br />

Seine „Küche ohne Regeln und Schranken“<br />

hat Adoni nun auch nach Berlin gebracht.<br />

Im Crown Plaza Hotel am Anhalter<br />

Bahnhof eröffnete er das Restaurant Layla.<br />

Die ersten Kommentare fallen euphorisch<br />

aus: unfassbar gutes <strong>Essen</strong>, tolles, zurückhaltendes<br />

Design, sagenhaft entspannte Atmosphäre.<br />

Und – Chef Meir Adoni steht tatsächlich<br />

selbst am Herd!<br />

LAYLA BY MEIR ADONI<br />

Hallesche Straße 10<br />

10963 Berlin-Kreuzberg<br />

Tel. 0151 — 22 56 36 54<br />

www.layla-restaurant.com<br />

GARÇON<br />

45


GESCHMACKSSACHEN Eierlikör<br />

GO FOR GOOD Pop Up nannten die Organisatoren der Berliner Galeries<br />

Lafayette ihren von Anfang September bis Mitte Oktober 2018<br />

geöffneten Showroom an der Friedrichstraße. GO FOR GOOD bot<br />

jungen – wie es im Branchenjargon heißt – Fair Fashion Designern,<br />

also Modemachern, die vor allem auf Nachhaltigkeit im Materialeinsatz<br />

und der Produktionsweise zielen, eine Plattform.<br />

Das kam an und davon profitierten andere kleine Unternehmungen<br />

– etwa die Kerzenmacher von Garden State Candles oder die<br />

Babykostproduzenten von Löwenzahn Organics. Auch der Stand<br />

von drei jungen Männern war allabendlich dicht umlagert. Christopher<br />

Leidinger, Philipp Nagel und Sebastian Tigges sind Anfang 30,<br />

ziemlich cool und ziemlich smart. Wir vermuteten also erstmal darin<br />

den Grund für den Andrang des meist jüngeren und überwiegend<br />

weiblichen Publikums – weniger in der Offerte des Trios.<br />

Leidinger, Nagel und Tigges servierten Eierlikör. Ausgerechnet<br />

Eierlikör. Wenn es um trendige Spirituosen geht, kann der dickflüssige<br />

Eigelb-Zucker-Alkohol-Mix mit dem erheblichen Hüftgold-Faktor<br />

nicht erste Wahl sein – dachten wir. Und hatten uns wohl geirrt.<br />

46 GARÇON


Eierlikör GESCHMACKSSACHEN<br />

Eieieieiei<br />

EIN OMALIKÖR KEHRT ZURÜCK<br />

VON TABATA THIEL<br />

Mettigel und Mosaikbrot, Tomaten mit Mayotupfen und Hawaiitoast<br />

mit Dosenananas gelten als die wichtigsten kulinarischen Symbole<br />

der Fresswelle der Wirtschaftswunderzeit. Auch ein kuchenähnliches<br />

Gebilde namens Kalter Hund gehört dazu und natürlich der<br />

Eierlikör, der zudem die Basis für einige der erschütterndsten Rezepte<br />

der Cocktail-Geschichte bildete – kombiniert mit Orangensaft<br />

als „Blonder Engel“, mit Orangenbrause als „Kalter Busen“<br />

oder mit Rotwein als „Blutgeschwür“. Die meisten dieser klebrigen<br />

Exzesse sind Geschichte, der Eierlikör allerdings hat überlebt und<br />

feiert – glaubt man den Rezeptsammlungen des Internets und diversen<br />

Branchenkennern – derzeit ein Revival. Knapp 20 Millionen<br />

Flaschen bringt der deutsche Lebensmitteleinzelhandel jährlich an<br />

Frau und Mann – vom Billigfusel für 3,99 Euro bis zur manufakturellen<br />

40-Euro-Edelkreation. Und natürlich gibt es auch schon<br />

Eierlikör ohne Ei. Der vegane „Veierlikör“ besteht aus Soja-Vanille-<br />

Joghurt und Rum, riecht wie Komposthaufen im Hochsommer und<br />

schmeckt auch so. Also, sage ich, wenn schon Eierlikör, dann was<br />

Richtiges. Rübbelberg Premium aus Berlin zum Beispiel.<br />

GARÇON<br />

47


GESCHMACKSSACHEN Eierlikör<br />

Omas Lieblinge: Sebastian Tigges, Philipp Nagel, Christopher Leidinger, v.li.<br />

Und damit wären wir wieder bei Christopher Leidinger, Philipp Nagel<br />

und Sebastian Tigges. Die drei Rheinländer Jungs – Leidinger,<br />

diplomierter Volkswirt und Tigges, Jurist, stammen aus Düsseldorf;<br />

Nagel, der ebenfalls Jura studiert hat, kommt aus Krefeld –<br />

starteten ihren unternehmerischen „Take-off“ 2017 in Berlin.<br />

Monatelang tüftelten die Gründer an der perfekten Eierlikör-<br />

Rezeptur. Was dann aus Bio-Eiern, reichlich Madagaskar-Vanille<br />

(das Kilo kostet im Einkauf derzeit um die 600 Euro!), Limette und<br />

einem ordentlichen Korn aus Schleswig-Holstein entstand, ist geschmacklich<br />

gut ausbalanciert, weist eine erwachsene Süße auf<br />

und fließt trotz der feinen Cremigkeit fröhlich aus der Flasche. Zucker<br />

verwenden Leidinger, Nagel und Tigges äußerst sparsam, auf<br />

Sahne verzichten sie völlig. Auch der Ersatz der sündhaft teuren<br />

Vanilleschoten durch die preiswerteren, nach Vanille und Bittermandel<br />

schmeckenden Tonkabohnen, lehnen sie ab. „Wo Premium<br />

draufsteht, sollte auch Premium drin sein“, so Philipp Nagel, „und<br />

höchste Qualität erreicht man eben nur mit besten Zutaten.“<br />

www.ruebbelberg.com<br />

48 GARÇON


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GESCHMACKSSACHEN Avocado<br />

Die Avocado<br />

SUPERFOOD MIT SCHATTENSEITEN<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

Als Georgia O´Keeffe (1887-1986), eine der bedeutendsten amerikanischen<br />

Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts, 1923 ihr Alligator-<br />

Pears-Bild schuf, galt die Avocado noch als „obscure delicacy“, als<br />

unbekannte Exotin. Für fast alle Kochbücher dieser Zeit war sie<br />

kein Thema, lediglich einige Rohkostveröffentlichungen erwähnten<br />

Mitte der 1930er die Avocado als Butter- oder Alligatorbirne<br />

(wegen ihrer grünen, ledrigen Haut), ohne allerdings auf die Riesenbeere<br />

aus der Familie der Lorbeergewächse näher einzugehen.<br />

Das wäre heute nicht mehr vorstellbar. Die Avocado hat in den<br />

letzten Jahren einen Siegeszug sondersgleichen angetreten, der<br />

2018 sicher einen vorläufigen Höhepunkt erreichte. So erklärte die<br />

World Avocado Organization den Juni kurzerhand zum Avocado-<br />

Monat, initiierte Presseaussendungen und Verbraucherinformationen<br />

und editierte sogar ein e-Kochbuch ausschließlich mit<br />

Avocadogerichten. In München feierte ein Luxushotel eine „AvoYoga-Party“<br />

und in London bejubelte nicht nur die vegetarisch-vegane<br />

Community „a new kind of superfood“. Selbst seriöse britische<br />

Zeitungen berichteten auf ihren Genussseiten über „Avolato“, den<br />

aktuellen Sommer-Snack von Selfridges für trendige Londoner.<br />

Dabei handelt es sich um Avocado-Eis – Avo(cado) + (ge)lato –<br />

serviert in einer Avocado-Schale mit einem Kern aus Erdnussbutter<br />

und Leinsamen-Eis. Damit konnten die Briten zwar ein paar Punkte<br />

sammeln, aber der Aufstieg Deutschlands zur Avocado-Nation<br />

Nummer eins war mit Avolato natürlich nicht aufzuhalten.<br />

So meldete das Statistische Bundesamt ebenfalls während der<br />

Sommermonate einen Avocado-Absatz-Anstieg in Deutschland um<br />

satte 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für 2017 stehen damit<br />

69 Millionen Kilo auf der Konsumenten-Uhr – und es müsste mit<br />

dem Teufel zugehen, wenn wir in diesem Jahr die 70-Millionen-Kilo-<br />

Schallmauer nicht knacken.<br />

Da liegt die Frage auf der Hand, wieso es ausgerechnet eine etwa<br />

400 Gramm schwere Beere so weit bringen konnte? Die schlichte<br />

<strong>50</strong> GARÇON


Avocado GESCHMACKSSACHEN<br />

Antwort: Avocados sind gesund und machen schön. Dank ihres<br />

milden, nussigen Aromas und ihres zarten, cremigen Fruchtfleisches<br />

eignen sie sich für Salate, als Brotaufstrich oder für Crèmes<br />

und Desserts. Ihre buttrige Konsistenz sorgt geschmacklich für<br />

höchsten Genuss und ein angenehmes Sättigungsgefühl.<br />

Hinzu kommen die Inhaltsstoffe: Avocados sind reich an ungesättigten<br />

Fettsäuren, die den Cholesterinspiegel senken sowie<br />

Herz und Gefäße schützen können, und der hohe Anteil an B-Vitaminen,<br />

Kalium und Magnesium tut ein Übriges. Man kann sich das<br />

pürierte Fruchtfleisch sogar als Peeling ins Gesicht schmieren und<br />

das Avocadoöl schließlich, das aus dem Fruchtfleisch gepresst<br />

wird, macht trockene und schuppige Haut wieder geschmeidig.<br />

Wow – die Wunderfrucht, die sich perfekt als Lifestyle-Lebensmittel<br />

vermarkten lässt. Und wenn dann noch Superpromis wie<br />

Mariah Carey und Gwyneth Paltrow eine Lanze für das Superfood<br />

brechen – Letztere gleich mit drei Avocadotoast-Rezepten in ihrem<br />

Kochbuch „It´s all easy“ – dann scheint ja alles im grünen Bereich.<br />

Doch, wie so häufig, der Schein trügt. Bereits vor zwei Jahren<br />

brachte die taz das Problem auf eine kurze Formel. „Grün, beliebt,<br />

zerstörerisch“ überschrieb das Blatt eine Reportage aus Mexiko<br />

über die verheerenden Folgen des Avocadobooms.<br />

„Die seit Jahren steigende Nachfrage“, heißt es da, „hat dazu<br />

geführt, dass die Anbauflächen in Mexiko zwischen 2000 und 2010<br />

von 95.000 Hektar auf rund 134.000 Hektar erweitert wurden.“<br />

Jaime Navia Antezana von der Umweltorganisation Gira rechnete<br />

bereits damals, dass pro Jahr rund 2.000 Hektar Wald gerodet<br />

werden, um Platz für Avocado-Felder zu schaffen – das heißt, dass<br />

derzeit in Mexiko auf 1<strong>50</strong>.000 Hektar Avocados angebaut werden.<br />

Das Gros der Flächen liegt im Bundesstaat Michoacán im Westen<br />

des Landes. Dort wiederum konzentriert sich der Anbau in der Meseta<br />

Purépecha, einer weitläufigen Hochebene. Monokulturen, so<br />

weit das Auge reicht, die jährlich Millionen Hektoliter Wasser benötigen.<br />

1.000 Liter, so eine Faustregel, sind nötig, um ein Kilogramm<br />

Avocados zu produzieren, rund drei Stück also.<br />

Eine Studie der Universität Twente in den Niederlanden kam sogar<br />

auf 2.000 Liter. Tomaten übrigens, auch eine durstige Kultur,<br />

brauchen nicht einmal ein Fünftel davon.<br />

Doch mit dem Wasser ist es nicht getan. Um die Erträge der großen<br />

Bäume mit den dicken, lorbeerartigen Blättern stabil zu halten<br />

– vier Mal im Jahr kann geerntet werden – müssen Mineraldünger<br />

und Pestizide ausgebracht werden, die den Boden versalzen<br />

und das Grundwasser verseuchen. „Was wir hier als gesund essen,<br />

ist andernorts also ungesund für alle“, kommentieren die Kritiker<br />

des extensiven Avocadoanbaus dessen dramatische Folgen für die<br />

Umwelt – nicht nur in Mexiko, sondern auch in anderen Erzeugerländern.<br />

Wer also eine Ökobilanz der geschmacksstarken und gesunden<br />

Exotin aufmacht, dem Wasserverbrauch in den Anbauregionen den<br />

Energiebedarf für den Transport über tausende Kilometer, die notwendige<br />

Kühlkette und die speziellen Reifekammern hinzurechnet,<br />

kommt rasch auf ein verheerendes Resultat. Da ist jede Rübe umweltverträglicher.<br />

Und nun? Kein Nahrungsmittel bringt nur Gutes oder Schlechtes.<br />

Es gibt immer ein Für und Wieder. Also weder den Hype befördern<br />

noch irgendeine Hysterie schüren, sondern einfach nur vernünftig<br />

konsumieren.<br />

GARÇON<br />

51


GESCHMACKSSACHEN Avocado<br />

Das beste Buch zum Thema „Avocado“<br />

ist keine bilderbuchbunte Rezept<br />

sammlung, sondern ein ziemlich<br />

schlichtes Bändchen, grün-gold und<br />

nur mit Schrift und einer Federzeichnung<br />

drauf. Es ist nicht dick und nicht<br />

teuer (12 Euro) und sieht so aus, wie<br />

Bücher früher aussehen durften, als die<br />

Menschen noch gerne welche kauften.<br />

Erschienen ist „Avocado“ bei mandelbaum,<br />

einem 1996 in Wien von<br />

Michael Baiculescu gegründeten Verlag,<br />

der vor drei Jahren seine Reihe<br />

„kleine gourmandisen“ startete und<br />

inzwischen 22 Titel editierte – „Avocado“<br />

ist die Nummer 11. Respekt!<br />

Geschrieben wurde der Band von<br />

Kathrin Wohlmuth-Konrad, hauptberuflich<br />

für die Öffentlichkeitsarbeit des<br />

Verlages zuständig. Ihr Stil allerdings<br />

klingt kein bisschen so, wie man es<br />

von einer PR-Frau erwarten würde,<br />

ganz im Gegenteil.<br />

Sie schreibt einfach, verständlich,<br />

normal – wie übrigens auch die anderen<br />

Autoren der „kleinen gourmandisen“.<br />

Und man merkt jedem ihrer<br />

kurzen Kapitel an, dass sie eine besondere<br />

Beziehung zu dieser Frucht hat.<br />

Die begann vor knapp 30 Jahren. „Im Herbst<br />

1989“, erzählt sie im Vorwort des Buches,<br />

„beschloss ich – endlich befreit von den<br />

schulischen Fesseln – die Welt zu erobern<br />

und damit in Madrid zu beginnen.“<br />

Sie wurde Au-pair-Mädchen und lernte in<br />

ihrer spanischen Gastfamilie die Avocado<br />

kennen. „Meine Gastmutter Teresa begeisterte<br />

mich mit einem denkbar einfachen<br />

Rezept: Sie schnitt die Avocado in Hälften<br />

und füllte in die kleine Mulde Olivenöl, Zitrone,<br />

Salz und Pfeffer... Der Kontakt zur<br />

Gastfamilie verlief sich leider mit den Jahren.<br />

Die Liebe zur Avocado erwies sich als<br />

tragfähig.“ Kathrin Wohlmuth-Konrad studierte<br />

in ihrer Geburtsstadt Wien Romanistik/Spanisch,<br />

Publizistik und Kommunika­<br />

Kathrin Wohlmuth-Konrad.<br />

tionswissenschaft, schrieb in Argentinien<br />

ihre Diplomarbeit, bereiste weitere Länder<br />

Mittel- und Südamerikas und avancierte so<br />

peu à peu von der Avocado-Liebhaberin zur<br />

Avocado-Kennerin.<br />

Ihrem Buch entnehmen wir zum Beispiel<br />

die bisher nicht publizierte Tatsache, dass<br />

der spanische Geograf, Kartograf und Navigator<br />

Martín Fernández de Enciso (1470-<br />

1528) als erster Europäer über die Avocado<br />

berichtete: „Sie ähnelt einer Orange, und<br />

wenn man sie zerschneidet, um sie<br />

zu essen, ist sie gelb, und ihr Inneres<br />

ist wie Butter und hinterlässt einen so<br />

guten und zarten Geschmack, dass<br />

es eine Freude ist.“<br />

Die Avocado-Historie montiert die<br />

Autorin mit einer Prise Botanik und etwas<br />

Ökotrophologie, würzt kräftig mit<br />

Etymologie und kombiniert das Ganze<br />

mit einer Beilage aus aktueller Pround-contra-Avocado-Diskussion.<br />

Ihr Fazit: „Die Avocado ist weder<br />

Heilsbringerin noch das personifizierte<br />

Böse. Natürlich sollte man aus ökologischen<br />

Gründen auf keinen Fall täglich<br />

zwei Avocados essen – aber man<br />

kann die Frucht genießen und als das<br />

betrachten, was sie ist: etwas Besonderes.“<br />

Die in das Buch aufgenommenen<br />

25 Rezepte geben dafür jede Menge<br />

Anregungen. Unser klarer Favorit:<br />

Ge röstete Blutwurst mit Avocado.<br />

Avocado<br />

mandelbaums kleine gourmandisen<br />

mandelbaum Verlag<br />

Wien 2017<br />

ISBN 978-3-85476-531-8<br />

www.mandelbaum.at<br />

Preis 12 Euro<br />

52 GARÇON


Öko-Brotzeit<br />

ist Genusszeit!<br />

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Ludwig Stocker Hofpfisterei GmbH | Kreittmayrstr. 5 | 80335 München<br />

Verbunden mit einer fast 700-jährigen Geschichte schlägt<br />

die heutige Hofpfisterei eine Brücke zwischen Tradition<br />

und Zukunft. Sie beruft sich mit ihren Bauernbroten auf<br />

alte bayerische Tradition.<br />

Mit ihrer rein ökologischen Herstellungsweise zeigt sie<br />

gleichzeitig ihr zukunftsorientiertes Engagement für einen<br />

sorgsamen Umgang mit der Natur und deren Ressourcen.<br />

Erfahrung und Tradition haben gezeigt, dass Qualität und<br />

Geschmack um so besser sind, je natürlicher die Herstellungsweise<br />

ist. Das bedeutet, was heute selten ist, sich Zeit<br />

zu nehmen – für den natürlichen Verlauf des Sauerteigs<br />

und für den langsamen, aufwändigen Backvorgang.<br />

Aus diesem Grund verzichtet die Hofpfisterei beim Brotbacken<br />

auf künstliche oder chemische Lebensmittelzusatzstoffe<br />

jeglicher Art.<br />

Der Dreistufen-Sauerteig der Hofpfisterei wird nach alter<br />

handwerklicher Tradition hergestellt und mit langer Reifezeit<br />

geführt. Es dauert 24 Stunden bis der Teig fertig ist. Dieser<br />

lange Vorgang harmonisiert die natürliche Entwicklung der<br />

Hefen und der Milch- und Essigsäuren zu dem typischen<br />

feinen Geschmack und garantiert Genuss und Natürlichkeit.<br />

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und entdecken Sie eine große Auswahl an bayerischen<br />

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GESCHMACKSSACHEN Paolo Parisis Hühnereier<br />

Uovo Assoluto<br />

ZU GAST IN PAOLO PARISIS HÜHNERPARADIES<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

Welcher Formenreichtum schon beim Rührei! Rührei<br />

mit Butter und Rührei mit Bratensauce, Rührei mit<br />

Speck und Rührei mit Blumenkohl, Rührei mit Trüffeln,<br />

Rührei mit Sardellen, mit Schinken, mit Schnittlauch,<br />

mit Käse, mit Spargel. Dazu die Geschwader der Eierkuchen<br />

(…) die Eiermehlspeisen, die Eierbackwerke und die<br />

Eiercrèmes, endlich noch die Spezialitäten, die Schöneberger<br />

Soleier, das Berliner Knickebein (...) kurz und<br />

gut, das Ei ist zu allem fähig, es ist eine der Säulen der<br />

Küche, bei deren Wegnahme die Kunst elend zusammenbrechen<br />

würde, es ist unentbehrlich wie das Salz<br />

und wie dieses überall gesucht...<br />

Österreichisches Appetitlexikon, Wien 1899<br />

54 GARÇON


Paolo Parisis Hühnereier GESCHMACKSSACHEN<br />

Die meisten Schlagzeilen machte – wenn es um Hühnereier ging –<br />

im zurückliegenden Jahr – Italien. Keine Ahnung, warum. Eierspeisen<br />

rangieren in Bella Italia nur unter ferner liefen, lediglich<br />

die zuckerfreien Crespelle, dünne Pfannkuchen, die mit Spinat und<br />

Ricotta gefüllt werden, haben eine gewisse Tradition. Kein Wunder<br />

also, dass das Land, betrachtet man den jährlichen Eier-Pro-<br />

Kopf-Konsum, mit 233 Stück auf einem mickrigen siebten Platz in<br />

Europa liegt – abgeschlagen hinter Spitzenreiter Spanien (304),<br />

Tschechien und Dänemark (je 260). Und selbst Deutschland steht<br />

mit einem statistischen Durchschnittswert von 246 Stück pro Kopf<br />

und Jahr immer noch besser da.<br />

An der Verzehrmenge also kann es nicht liegen, das mit den<br />

Schlagzeilen. Woran dann? An der Qualität? Italiener, die häufig<br />

nach Deutschland kommen und deshalb vergleichen können, zucken<br />

mit den Schultern. „Non minima idea“, keine Ahnung. Unterschiede,<br />

finden sie, gäbe es da keine.<br />

Geht man der Sache auf den Grund, entdeckt man, dass es bei den<br />

vielen Berichten nie um italienische Eier im Allgemeinen geht, sondern<br />

immer um die Eier vom Hof eines Mannes.<br />

Sein Name: Paolo Parisi, Hühnerzüchter, Eierhändler, Koch und<br />

inzwischen eine kleine kulinarische Berühmtheit. Italienische Spitzenköche<br />

reißen sich ebenso um die Eier und zahlen Höchstpreise<br />

bis zu vier Euro pro Stück wie eine Reihe ihrer Kollegen aus Österreich<br />

und Frankreich. Wieder so ein Hype, geschürt durch geschicktes<br />

Marketing?, fragten wir uns.<br />

Um eine Antwort zu finden, fuhren wir nach Usigliano di Lari.<br />

Nordwestliche Toskana, Pisa – Pontedera – Ponsacco – Ripoli –<br />

Cèvoli – Lari, gut <strong>50</strong> Kilometer, eigentlich keine Hürde, eigentlich.<br />

Das Dorf fanden wir schnell, das Anwesen von Paolo Parisi jedoch<br />

blieb erstmal unauffindbar. Erst einheimische Hilfe führte uns zu<br />

einem Feldweg. Die Via delle Macchie, an deren Ende, mitten im<br />

Wald, die Azienda des berühmten Eiermannes.<br />

Paolo Parisi und seine Frau Manuela.<br />

GARÇON<br />

55


GESCHMACKSSACHEN Paolo Parisis Hühnereier<br />

Meine agrarische Karriere begann eigentlich<br />

mit ein paar Schweinen einer alten Rasse, die<br />

Hühner kamen erst später. Kennen Sie das Maiale<br />

di Cinta Senese? Es ist, ähnlich wie das französische<br />

Bigorre, das ungarische Mangalitza oder bei<br />

Ihnen das Bunte Bentheimer, sehr robust, genügsam,<br />

effizient, aber auch langsamer im Wachstum,<br />

und es hat mehr Fett als die schneller wachsenden<br />

Industrieschweine. Deshalb galt die Cinta-Senese-Rasse<br />

irgendwann als unwirtschaftlich und ihr<br />

drohte das Aussterben. Ich habe mit meiner Arbeit<br />

dazu beigetragen, die Rasse wiederzubeleben.<br />

Heute gibt es kaum ein Spitzenrestaurant in Italien,<br />

das in seinem Angebot auf Fleisch vom Cinta<br />

Senese verzichtet.<br />

Paolo Parisi, Hühnerzüchter, Koch und Eierhändler<br />

56 GARÇON


Paolo Parisis Hühnereier GESCHMACKSSACHEN<br />

Die Begrüßung ist, positiv formuliert, verhalten sachlich. Paolo Parisi,<br />

nach vielen Interviews ganz und gar Medienprofi, hat so seine<br />

Erfahrungen gemacht. „Da kommen sie mit dem Ferrari und interessieren<br />

sich nur dafür, warum meine Eier so teuer sind.“ Und, was<br />

haben Sie geantwortet? „Weil sie so gut sind.“<br />

Immerhin, er bittet uns ins Haus, das ist in der Toskana nicht<br />

eben üblich. Parisis Küche hat palastartige Dimensionen und ist<br />

fürstlich ausgestattet: Konvektomat, Holdomat, Thermomix, Pacojet.<br />

„Ich bin jetzt häufiger als Caterer unterwegs, das Agriturismo-<br />

Geschäft (die italienische Variante des Urlaubs auf dem Bauernhof,<br />

d.A.) habe ich aufgegeben, man wird ja nicht jünger.“<br />

Als wir ihn nach seinem Alter fragen, verrät sein Blick erstmal<br />

nichts und lässt daher alles befürchten. „Einundsechzig“, sagt er<br />

nach kurzer Pause. Wir spielen Staunen. „Das sieht man Ihnen aber<br />

nicht an.“ Jetzt ist das Eis gebrochen. Typisch italienisch. Paolo<br />

Parisi wurde in Massa geboren und wuchs in Genua auf. Sein Vater<br />

war Arzt, er folgte dessen Wunsch und begann ein Medizinstudium.<br />

Abbruch kurz vor dem Physikum, Arbeit als Staubsaugerverkäufer,<br />

später als Vertreter für medizinische Geräte.<br />

„Ich habe gut verdient, aber es war ein Job ohne wirkliche Erfüllung“,<br />

erzählt er. Parisi beschloss, aufs Land zu gehen. „Erstmal<br />

war es eine gute Entscheidung, weil die Natur die Leere in mir gefüllt<br />

hat.“ Er übernahm Le Macchie – Haus, Hof und 13 Hektar Land –<br />

sanierte das Anwesen, hielt Schafe und Ziegen, baute Oliven an,<br />

organisierte Kutschfahrten und lebte dennoch nah am Boden. Er<br />

zitiert den trotzigen Satz von Ernest Hemingway: „Ein Mann kann<br />

zerstört werden, aber nicht besiegt.“<br />

Parisi entdeckte das Cinta Senese-Schwein oder was von der<br />

Traditionsrasse noch übrig war. Ein Glücksfall – für ihn und die<br />

Schweine und der Beginn einer unglaublichen Erfolgsgeschichte.<br />

2008 dann kam er auf das Huhn. Köche in Italien und Frankreich<br />

hatten ihn auf die Idee gebracht. „Es war ein Experiment“, sagt er.<br />

GARÇON<br />

57


GESCHMACKSSACHEN Paolo Parisis Hühnereier<br />

Ich mag Ziegen und ich mag Hühner. Hühner<br />

besonders. Unsere sind glücklich. Sie picken überall<br />

und scharren richtige Höhlen in den Sand.<br />

Sie kriegen aber auch Futter, das zeige ich Ihnen.<br />

Später will ich vielleicht auch mal Hühnerzüchter<br />

werden und so berühmt wie mein Papa.<br />

Brando Parisi, 10 Jahre, jüngster Sohn von Paolo Parisi<br />

58 GARÇON


Paolo Parisis Hühnereier GESCHMACKSSACHEN<br />

Filippo, Paolo Parisis ältester Sohn.<br />

Eigentlich sollte uns Parisis ältester Sohn Filippo zum Hühnerparadies<br />

führen, aber der 30-Jährige hat zu tun. Also übernimmt Nesthäkchen<br />

Brando die Aufgabe und erledigt sie gründlich und nicht<br />

ohne Stolz. Zuerst kommen die Schafe, dann die Ziegen, bei der<br />

Frage, ob wir auch die Pferde sehen möchten, lehnen wir dankend<br />

ab, das Areal ist doch ziemlich weitläufig.<br />

Das Hühnerparadies benötigt den Plural, es gibt mehrere Paradiese.<br />

Fußballfeldgroße Sandgruben, die Hänge mit Büschen bewachsen,<br />

in der Mitte des Grundes einige Schattenbäume und ein<br />

offener Stall. Nichts von der quälenden Enge der Massentierhaltung,<br />

nichts von Turbohennen, die auf Höchstleistung getrimmt sind<br />

und wenigstens 300 Eier im Jahr legen müssen. Hier ist noch Platz<br />

für ein beschauliches Hühnerleben. „Ich wollt` ich wär ein Huhn...“,<br />

die Comedian Harmonists lassen grüßen.<br />

„Die Tiere müssen sich wohlfühlen und die Möglichkeit haben,<br />

ihre natürlichen Verhaltensweisen auszuleben“, sagt uns Parisi später<br />

zum Thema Tierwohl, diesem schwammigen Begriff, der für viele<br />

Züchter einfach nur ein lästiger Kostenfaktor ist.<br />

Trotz des großen Auslaufs und der Möglichkeit, sich mit Insekten,<br />

Würmern und Schnecken zu versorgen, liefert die Hauptnahrung<br />

natürlich der Züchter. Parisi gönnt seinen Hennen eine<br />

Mischung aus Getreideschrot und Ziegenmilch. „Die Proteine im<br />

Futter verändern das Ei geschmacklich“, doziert er, „der Dotter wird<br />

weicher, zarter und bekommt ein feines, nussiges Aroma.“<br />

Hinzu kommt, dass seine „Galline Livornesi“ keinen Legestress<br />

haben – üblich sind bei Parisi 100 bis 1<strong>50</strong> Eier pro Jahr. Die Hühner –<br />

hierzulande als Leghorn bekannt – stammen übrigens ursprünglich<br />

aus Italien, wurden Anfang des 19. Jahrhunderts in den USA<br />

weiter gezüchtet und kamen dann zurück nach Europa.<br />

„Zum Futter“, fährt Parisi fort, „kommt die Fürsorge, auch ein<br />

Faktor, der in der Intensivhaltung keine Rolle spielt.“ Und dann widmet<br />

er sich dem letzten Punkt seines Vortrages, der Zubereitung.<br />

GARÇON<br />

59


GESCHMACKSSACHEN Paolo Parisis Hühnereier<br />

Mal schnell ein paar Spiegeleier in die Pfanne<br />

hauen, mein Gott, wie das schon klingt, wie Dosensuppe<br />

und Mikrowelle. Ich finde, wir sollten<br />

dem Ei einen größeren Respekt erweisen, auch<br />

beim Kochen. Haben Sie Lust auf ein perfektes<br />

Spiegelei? Es dauert allerdings ein bisschen. Gut<br />

Ding will Weile haben, so heißt es doch bei Ihnen<br />

in Deutschland, oder?<br />

Paolo Parisi, Hühnerzüchter, Koch und Eierhändler<br />

60 GARÇON


Paolo Parisis Hühnereier GESCHMACKSSACHEN<br />

Der französische Spitzenkoch Fernand Point (1879-1955) wird zum<br />

Thema Spiegelei häufig mit der Forderung zitiert: „Man gebe mir<br />

viel Zeit und viel Butter!“ Parisi hält es da wie Point, außer, dass er<br />

anstelle der Butter Olivenöl und Parmesan verwendet.<br />

Die Aktion „Perfektes Spiegelei“ beginnt damit, dass Paolo Parisi<br />

eine eiserne Pfanne auf seinen Herd stellt. Während das Eisen<br />

heiß wird, schlägt er Eier auf, trennt Eiweiß und Eigelb. Dann gießt<br />

er Olivenöl in die Pfanne, nicht zu knapp, und betont, dass das gewünschte<br />

Geschmackserlebnis nur mit bestem toskanischen Extra<br />

Vergine erreicht wird, einem „olio eccelente“, wie er es nennt.<br />

Nun kommt des Eiweiß in das rund 80 Grad warme Öl. Während<br />

es langsam fest wird, streut Parisi geriebenen Parmesan darüber<br />

und zwar soviel, dass der Käse das inzwischen gestockte Eiweiß<br />

vollständig bedeckt. Sobald der Parmesan zu schmelzen beginnt,<br />

nimmt Parisi die Pfanne vom Feuer und läßt langsam die Eidotter<br />

auf die Eiweiß-Olivenöl-Parmesan-Mischung gleiten. „Kein Salz“,<br />

erklärt er, „nur grober schwarzer Pfeffer aus der Mühle.“ Endlich<br />

stellt er die Pfanne auf die dicke hölzerne Platte seines Küchentisches,<br />

genau 16 Minuten sind vergangen, seit er sie auf den Herd<br />

bugsierte. Er serviert selbstgebackenes Brot, öffnet eine Flasche<br />

seines Hausweins und lächelt.<br />

„Uovo assoluto“, sagt er dann, „prego, das perfekte Ei.“ „Gracie<br />

mille, Paolo“, antworten wir brav. Tatsächlich, das Ergebnis<br />

schmeckt göttlich. Was das auf italienisch heißt, wissen wir allerdings<br />

nicht. Also bleibt es bei einem schlichten „benissimo“.<br />

LE MACCHIE<br />

Via delle Macchie 1/2<br />

56035 Usigliano di Lari — Pisa<br />

Tel. +39 (0)587 — 68 53 27<br />

www.paoloparisi.it<br />

GARÇON<br />

61


GESCHMACKSSACHEN Piment d'Espelette<br />

Anaïs Causse, 39, ist gebürtige Berlinerin. Nach dem Abitur an<br />

der Goethe-Oberschule in Steglitz studierte sie Arabistik und Islamwissenschaften,<br />

merkte aber zunehmend, dass das nicht ihr<br />

Ding ist. Sie verabschiedete sich von der Freien Universität und<br />

einer möglichen akademischen Laufbahn, heuerte bei Feinkost-<br />

Lindner an und absolvierte eine Ausbildung zur Fachfrau für Systemgastronomie.<br />

2003 stieg sie in das Feinkostgeschäfts ihres Vaters ein.<br />

2014 folgte ihre jüngere Schwester Noémie und übernahm den<br />

Onlineshop, aus „Maître Philippe“ wurde „Maître Philippe & Filles“<br />

– ein Spezialitätenhandel, der beste Beziehungen vor allem<br />

nach Frankreich pflegt und kulinarisch wie atmosphärisch zu den<br />

ersten Adressen der Branche in Berlin zählt.<br />

Für Garcon schreibt Anaïs Causse regelmäßig über ihre exquisiten<br />

Spezereien und deren Produzenten.<br />

PIMENT D'ESPELETTE,<br />

S´IL VOUS PLAÎT<br />

VON ANAÏS CAUSSE<br />

Ich liebe Piment d´Espelette. Diese zarte, fruchtige, nuancenreiche<br />

Schärfe, die Zunge und Herz wärmt! Diese feinen Grillaromen! Und<br />

diese Farbe, die jedem optisch noch so langweiligen Gericht einen<br />

extravaganten Tupfer verleiht!<br />

Natürlich kannte ich Piment d´Espelette schon länger, aber wirklich<br />

Feuer fing ich erst vor zehn Jahren während einer Reise in den<br />

baskischen Teil Südwest-Frankreichs. Ich erinnere mich als sei es<br />

gestern gewesen – ich fuhr mit dem Auto von Saint-Jean-de-Luz an<br />

der Atlantikküste in Richtung der Pyrenäen. Je näher ich den Bergen<br />

kam, desto höher und mächtiger wurden sie. Eine tolle, wilde<br />

Landschaft, die zu entdecken sich wirklich lohnt.<br />

Espelette, der Ort, der dem Piment d´Espelette („Chili aus Espelette“)<br />

seinen Namen gab, liegt im Nive-Tal, im Pyrenäen-Vorland.<br />

Ein traditionelles baskisches Bergdorf in der historischen Region<br />

Labourd. Das Dorfbild ist geprägt von meist mehrstöckigen Fachwerkhäusern,<br />

deren wichtigste Besonderheit ihre blutroten Balken<br />

sind. Die Farbe heißt Cœur de bœuf, das bedeutet „Ochsenherz“ –<br />

und tatsächlich wurde in der Vergangenheit das Holz mit frischem<br />

Ochsenblut gestrichen und so vor Schädlingen geschützt.<br />

62 GARÇON


Piment d'Espelette GESCHMACKSSACHEN<br />

Bon courage! – Nur Mut!<br />

Zwischen August und November regiert allerdings ein anderes Rot<br />

in Espelette und weiteren Dörfern des französischen Baskenlandes<br />

– das Rot der Chilischoten, die wegen der besonderen klimatischen<br />

Bedingungen in der Gegend bestens gedeihen und in diesen<br />

Monaten per Hand geerntet und auf lange Schnüre gefädelt werden.<br />

So trocknen sie dann unter den Vordächern der Häuser sanft<br />

in einem föhnigen Wind, der im Herbst hier tags wie nachts mit<br />

gleicher Stärke weht.<br />

Nach ungefähr drei bis vier Wochen luftiger Trocknung ist aus<br />

dem leuchtenden Zinnoberrot der Schoten ein dunkleres Rostrot<br />

geworden – Kennzeichen dafür, dass die Chilis vermahlen und<br />

so zu dem weltweit geschätzten Piment d´Espelette verarbeitet<br />

werden können. Das an- und aufregende rote Pulver ist dermaßen<br />

begehrt, dass vielerorts Fälschungen am Markt sind. Deshalb sollten<br />

Sie beim Kauf auf das AOC-Schutzsiegel achten, das für eine<br />

kontrollierte Herkunftsbezeichnung steht (Appellation d´Origine<br />

Controlée). Weil die würzige Rarität nicht unbegrenzt verfügbar ist,<br />

müssen wir Händler gut planen, unseren Jahresbedarf vorab einschätzen<br />

und die entsprechende Menge in Espelette reservieren.<br />

MAÎTRE PHILIPPE ET FILLES<br />

Emser Straße 42<br />

10719 Berlin-Wilmersdorf<br />

Tel. 030 — 88 68 36 10<br />

www.maitrephilippe.de<br />

Herbstbesuch in Espelette im Département Pyrénées-Atlantiques.<br />

Unter den Vordächern jedes Hauses trocknen die Chilischoten.<br />

GARÇON<br />

63


GESCHMACKSSACHEN Kostproben<br />

KOSTPROBEN<br />

Fünf Supermarkt- und Discounterketten beherrschen 90 Prozent des Lebensmittelhandels<br />

in Deutschland. In den Regalen aromaverstärkte Fertiglebensmittel, plastikverschweißter<br />

Billigkäse, geschmacksuniforme Industrieware. Nicht nur, aber größtenteils.<br />

Die verbleibende Zehn-Prozent-Nische haben engagierte Genusshandwerker, kenntnisreiche<br />

Feinkosthändler und Onlineverkäufer mit ihrem Gegenentwurf zur Mas senware der<br />

Lebensmittelindustrie be setzt: manufakturell hergestellte Aufstriche; Würste, die nicht aus<br />

der Schlachtfabrik kommen; handgefertigte Schokoladen, haus gemachte Liköre, Konserven<br />

ohne E-Zusätze, vieles in Bioqualität. Das meiste ist teurer als Supermarktware gleichen<br />

Namens, aber eben auch gesünder, natürlicher und geschmackvoller.<br />

Sechs Kostproben dessen, was wir in den vergangenen Wo chen entdeckten, probierten<br />

und als kulinarisch bemerkenswert empfanden, servieren wir Ihnen auf der folgenden Seite.<br />

GUTEN APPETIT!<br />

Fairtrade aus den Bergen.<br />

Beste Bio-Alpenmilch aus dem Berchtesgadener Land.<br />

Jetzt auch in den<br />

Berliner Supermärkten.<br />

www.bio-alpenmilch.de


Kostproben GESCHMACKSSACHEN<br />

Irizake ist eine traditionelle japanische Würzsauce,<br />

deren wichtigste Bestandteile getrocknete<br />

Bonitoflocken, Salzpflaumenessig, Sake, Tamarinde<br />

und Wasser sind. Während der sogenannten<br />

Edo-Zeit (1603-1868) war sie eins der wichtigsten<br />

Würzmittel in Japans Küchen, wurde dann aber<br />

sukzessive von der Soya-Sauce abgelöst. Neuerdings<br />

kommt Irizake – vor allem, weil es weniger<br />

Natrium enthält als Soya-Sauce – wieder<br />

in Mode: vor allem zum Würzen von Fisch, Tofu<br />

und – mit Olivenöl – als beliebtes Salatdressing.<br />

Preis: 26,<strong>50</strong> Euro / 300 ml<br />

Hanabira – Japanische Feinkost<br />

Colbestraße 5<br />

10247 Berlin-Friedrichshain<br />

Tel. 030 – 57 79 12 22<br />

auch online unter www.hanabira.eu<br />

Bei diesem Bio-Fruchtaufstrich aus der Berliner<br />

Fruleé-Manufaktur von Marat Nugmanov wird die<br />

elegante Maracuja mit vollreifen Datteln und einem<br />

Schuss Zitronensaft vermählt. Das Ergebnis<br />

ist ein Geschmackserlebnis erster Güte, eine Delikatesse<br />

etwa zu feinem Käse, Obstsalaten, Vanilleeis<br />

oder pur auf dem Butterbrötchen. Und das<br />

Ganze kommt ohne jeglichen Zuckerzusatz oder<br />

andere Zusatzmittel aus und wird auch nicht gekocht.<br />

Der Vorteil: alle Vitalstoffe bleiben vollständig<br />

erhalten.<br />

Preis: 5,00 Euro / 1<strong>50</strong>g<br />

Fruleé<br />

Lehderstraße 5<br />

13086 Berlin-Weißensee<br />

www.frulee.de<br />

u.a auf dem Samstagsmarkt am Kollwitzplatz<br />

Das alkoholfreie Getränk ist süffig, schmeckt<br />

fruchtig-frisch, leicht malzig, und hat eine angenehme<br />

Säure. Entwickelt wurde es von Philipp<br />

Behr und Yannik Zimmer sowie den drei Mitarbeitern<br />

ihres in diesem Jahr gegründeten Start-ups<br />

nach einer Originalrezeptur aus dem Jahr 1908.<br />

Damals hieß das Getränk aus Wasser, Kräuter- und<br />

Malzextrakten sowie Fruchtsaftkonzentraten Fassbrause,<br />

heute trägt die Kreation, der seine Erfinder<br />

noch belebendes Koffein zusetzten, einen Namen,<br />

der zu Berlin passt: Kreuzbär.<br />

Preis: 0,99 – 1,29 Euro / 0,33 Liter<br />

Kreuzbär UG<br />

Bergmannstraße 17<br />

10961 Berlin-Kreuzberg<br />

www.kreuzbaer.de<br />

u.a. bei Ick bin Berliner, Rathausstraße 19<br />

Ein servierfertiges, hausgemachtes Goulasch,<br />

das seinen herzhaften Geschmack nicht dem üblichen<br />

E-Cocktail verdankt, sondern dem feinfaserigen,<br />

zarten Fleisch des Deutschen Angusrindes.<br />

Die Weiderinder werden auf Gut Klepelshagen –<br />

Gutsherr ist die Deutsche Wildtier Stiftung – artgerecht<br />

gehalten und in der eigenen Bio-Fleischerei<br />

geschlachtet. Handarbeit, beste Zutaten, kleine<br />

Chargen und viel, viel Liebe zum Produkt lautet das<br />

Motto der engagierten Mannschaft. Das Ergebnis<br />

schmeckt tierisch gut.<br />

Preis: 9,90 Euro / 3<strong>50</strong>g<br />

Gourmet Manufaktur Gut Klepelshagen GmbH<br />

17335 Strasburg (Uckermark)<br />

Klepelshagen 4<br />

Online Bestellung: www.gourmet-manufaktur.de<br />

Telefonische Bestellung: 039753 – 258 84<br />

Knabberchips sind in der Regel Hüftgold pur. Wer<br />

dennoch knuspern und das befreit von Selbstvorwürfen<br />

tun will – hier ist ein leichter Ausweg:<br />

Fruchtpapier. Der geschmacksstarke Ap fel-Erdbeer-Snack<br />

besteht aus einem feinen Fruchtpüree,<br />

das nicht frittiert, sondern getrocknet wird und<br />

deshalb fast so vitaminreich ist wie die frischen<br />

Früchte. Hersteller ist das Berliner Startup Dörrwerk,<br />

das seine Kreationen übrigens aus Obst<br />

fertigt, das zwar kleine Mängel hat, aber zu gut<br />

für die Tonne ist. Chapeau!<br />

Preis: 3,00 – 3,80 Euro / 40g<br />

Dörrwerk GmbH<br />

Im Marienpark 22<br />

12107 Berlin-Mariendorf<br />

www.dörrwerk.de<br />

u.a. bei Manufactum, Hardenbergstraße 4-5<br />

Napusöl – das Etikett verspricht Besonderes. Der<br />

Flascheninhalt hält das Versprechen. Dieses kaltgepresste<br />

Öl riecht feinröstig, schmeckt mildnussig<br />

und erweist sich beim Erhitzen als sehr stabil.<br />

Es ist das Ergebnis der Zusammenarbeit des Sternekochs<br />

Max Strohe (Tulus Lotrek) und des Ölmüllers<br />

Frank Besinger (Ölmühle an der Havel).<br />

Bei „Napus“ handelt es sich übrigens nicht um<br />

eine geheimnisvoll-exotische Ölfrucht, sondern<br />

um Brassica napus, den guten alten Raps, dessen<br />

Samen für dieses Öl sorgfältig geröstet werden.<br />

Preis: 6,90 Euro / 100 ml<br />

Ölmühle an der Havel<br />

Bergmannstraße 104<br />

10961 Berlin-Kreuzberg<br />

Tel. 030 – <strong>50</strong> 56 71 15<br />

www.oelgenuss.de<br />

GARÇON<br />

65


KOPFSALAT Berliner Meisterköche 2018<br />

Gefragter Gesprächspartner in der Kreuzberger Neuen Mampe Heimat: Dr. Stefan Elfenbein, Chef der 13-köpfigen Meisterköche-Jury.<br />

Als Dr. Stefan Elfenbein am letzten Septemberdonnerstag ans Mikrofon<br />

trat, um die Berliner Meisterköche 2018 zu verkünden, gab's<br />

eigentlich keine Überraschungen. An Daniel Achilles, einziger Berliner<br />

Zwei-Sterne-Koch ohne Meisterkoch-Titel, kam die Jury nach<br />

sieben Nominierungen nun nicht mehr vorbei. André Macionga,<br />

Servicechef und Sommelier im Restaurant Tim Raue, na klar, auch<br />

das Stammhaus des Großmeisters war nach dreijähriger Abstinenz<br />

wieder mal dran. Und Nobelhart & Schmutzig-Billy Wagner, Stammgast<br />

auf allen Bühnen der Gastrowelt, keine Frage, wem sonst hätte<br />

der Titel Gastronomischer Innovator denn verliehen werden sollen?<br />

Angesichts solcher wortgewaltigen und weitgereisten („bin gerade<br />

aus Peru gelandet“) Siegertypen wirkte der Berliner Kiezmeister 2018<br />

dann fast ein bisschen verloren. Dietmar Rogacki bedankte sich artig<br />

für die Ehrung und zog sich in eine Ecke der Mampe-Halle zurück.<br />

Dennoch: Eine der besten Jury-Ideen, diesen Titel zu vergeben und<br />

so den Blick für das „Genuss-Kulturgut Kiez“ zu schärfen.<br />

Raus aus der Jury: Alexandra Kilian (Berliner Morgenpost, derzeit in London tätig) und Reiner Veit (rbb Inforadio,<br />

auf eigenen Wunsch). Neu in der Jury: Tina Hüttl, li., Kulinarik-Edelfeder der Berliner Zeitung.<br />

66 GARÇON


Berliner Meisterköche 2018 KOPFSALAT<br />

Berliner Meisterkoch 2018: Daniel Achilles, Restaurant reinstoff.<br />

Berliner Kiezmeister 2018: Dietmar Rogacki,<br />

Rogacki GmbH Co. KG, Delikatessen, Imbiss, Stadtküche.<br />

Aufsteiger des Jahres 2018: Nicholas Hahn, li., Restaurant am<br />

Steinplatz, hier mit seinem Sommelier Nico Florian Böttcher.<br />

Berliner Gastgeber 2018: André Macionga, Restaurant Tim Raue.<br />

Gastronomischer Innovator 2018: Billy Wagner, Nobelhart & Schmutzig.<br />

Berliner Szenerestaurant 2018: TISK Speisekneipe, Gastgeber<br />

Kristof Mulack und Küchenchef Martin Müller, v.re.<br />

GARÇON<br />

67


KOPFSALAT Berliner Meisterköche 2018<br />

Kristof Mulack und Martin Müller, v.li.<br />

Zum TISK, dem Berliner Szenerestaurant 2018, gibt es noch einige<br />

Anmerkungen. Nicht über seine Gault&Millau-Premiere und auch<br />

nicht über die Silberne Palme, einen Innovationspreis, der dem<br />

TISK kürzlich für sein gastronomisches Konzept verliehen wurde.<br />

Nein, es geht um einen Mann, ohne den es die „Speisekneipe“,<br />

zumindest in dieser Form, nicht gäbe. Sein Name: Roland Walter.<br />

Sein Job: kulinarisch aufgeschlossener Investor.<br />

Walter, in seinem ersten Leben Software-Unternehmer, hatte<br />

das Neuköllner Mietshaus mit dem heutigen TISK-Domizil gekauft,<br />

saniert und geplant, aus den Räumen im Erdgeschoss ein Restaurant<br />

mit alltagstauglicher Wohlfühlatmosphäre zu machen. „Eins<br />

also, in das ich auch selber gehen würde.“<br />

Auf der Berliner „Chef´s Night“, einem Gastronomen-Treff, stellte<br />

Walter sein Projekt vor und fand etliche Interessenten, von denen<br />

Kristof Mulacks und Martin Müllers Konzept ihm am erfolgversprechendsten<br />

erschien.<br />

„Wir hatten die Idee einer Berliner Speisekneipe, er die dafür geeigneten<br />

Räumlichkeiten, das passte, und so kamen wir zusammen“,<br />

erzählt Mulack. Sie gründeten eine GmbH, an der Roland Walter<br />

und seine Frau Birgit <strong>50</strong> Prozent halten, Kristof Mulack und Martin<br />

Müller die anderen <strong>50</strong>. „Das Stammkapital übernahm Roland Walter<br />

allerdings zu 100 Prozent“, so die Gastronomen.<br />

Weshalb wir diese Anmerkung machen? Weil das in Berlin häufig<br />

angespannte Verhältnis Vermieter-Gastronom auch anders aussehen<br />

kann und weil das TISK-Team noch Einiges in der Pipeline hat...<br />

TISK SPEISEKNEIPE<br />

Neckarstraße 12<br />

12053 Berlin-Neukölln<br />

Tel. 030 — 398 20 00 00<br />

www.tisk-speisekneipe.de<br />

Investor Roland Walter und seine Tochter<br />

Clara, Innenarchitektin und TISK-Designerin.<br />

68 GARÇON


Tamas Kovacs KOPFSALAT<br />

Es muss nicht<br />

immer Moët sein<br />

TAMAS KOVACS UND SEIN STARTUP CHAMPAGNE THERAPY<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

Rund 13 Millionen Flaschen Champagner<br />

werden hierzulande Jahr für Jahr konsumiert,<br />

mal 100.000 mehr, mal 100.000 weniger.<br />

Trotz dieser Schwankungen ist der<br />

Markt stabil. Bestimmt wird er v o n w e nigen<br />

Platzhirschen, unter denen Moët & Chandon<br />

der größte ist: rund 30 Millionen Flaschen<br />

jährlich, die weltweit vermarktet werden<br />

und überall und immer wie Moët & Chandon<br />

schmecken müssen: trocken, cremig, sanft.<br />

Mainstream eben.<br />

Das ist übrigens nicht ganz so leicht hinzukriegen<br />

wie es klingt. Ein schlechter Jahrgang<br />

zum Beispiel kann nicht mal einfach<br />

so mit importierten Grundweinen ausgeglichen<br />

werden, sondern nur mit Wein aus<br />

dem Vorjahr oder aus der Champagne-Region<br />

zugekauften Vins de Réserve. Und das<br />

wiederum ist wohl auch ein Grund dafür,<br />

dass diesem Champagner dann und wann<br />

Ausdruck, Charakter und Finesse fehlen.<br />

Tamas Kovacs hat weder mit der Großmarke<br />

Moët & Chandon noch mit deren be ­<br />

kanntester Prestige-Cuvée Dom Pérignon<br />

etwas am Hut, und selbst die teure Reimser<br />

Exklusiv-Marke Krug, die jährlich nicht<br />

mehr als 600.000 Flaschen produziert, lässt<br />

ihn kalt.<br />

Kovacs setzt auf so genannte Winzer-<br />

Champagner, kleine Hersteller, sogenannte<br />

RM´s (Récoltant-Manipulant), die auschließ ­<br />

lich Weine aus eigener Lese verarbeiten –<br />

im Gegensatz etwa zu den großen NM´s<br />

(Negociant-Manipulant), die Moste oder<br />

Grundweine zukaufen und dann die weitere<br />

Verarbeitung und den Vertrieb übernehmen.<br />

Übrigens: Die bekannten Champagnerhäuser<br />

sind alle NM's.<br />

GARÇON<br />

69


KOPFSALAT Tamas Kovacs<br />

Eine Champagner-Degustation in der Torbar in Berlin-Mitte. Bollinger,<br />

Roederer, Taittinger, Moët & Co. spielen hier keine Rolle.<br />

Gastgeber Tamas Kovacs füllt die Gläser stattdessen mit einer<br />

Grand Cru von Francine und Flore Dauby, 75 Prozent Pinot Noir,<br />

25 Prozent Chardonnay. Die Tester konstatieren ein angenehmes<br />

Bouquet, das neugierig macht, reifes Obst, einen Hauch Vanille,<br />

eine feine Mousseux, die mundfüllend und harmonisch wirkt, einen<br />

schönen Abgang. „Ein anregender Aperitif und Speisenbegleiter<br />

zugleich“, so Matthias Martens. Der erfahrene Gastronom, der inzwischen<br />

als Gastronomieberater tätig ist, lobt zudem das Preis-<br />

Leistungs-Verhältnis des charismatischen Getränks – die Flasche<br />

kostet bei Champagne Therapy 34,90 Euro. Ähnlich positiv äußert<br />

sich auch die Viniculture-Sommelière Alexandra Rehberger nach<br />

der Verkostung der Standard Bruts von Guy Charlemagne, Laurent<br />

Lequart, André Robert und François Secondé: Das sind keine Blubberbrausen,<br />

sondern Champagner, die nach Region schmecken.“<br />

Tamas Kovacs, Gründer von Champagne Therapy.<br />

Bergblick: Grand-Cru-Lagen in Aÿ, einem Dorf im Herzen der Champagne.<br />

Champagner-Degustation in der Berliner Torbar.<br />

Importeur der Champagner, „die nach Region schmecken“, ist Tamas<br />

Kovacs, ein 37-jähriger Ungar, der nach seinem Marketing- und<br />

Ökonomiestudium in Budapest 2013 nach Deutschland kam und im<br />

Telekom-Konzern Kommunikationsmanager wurde. Dem Champagner<br />

allerdings verfiel er nicht im beschaulichen Bonn, sondern im<br />

prickelnden Paris, in das es ihn immer wieder zog. Und wie das so<br />

ist – wenn erstmal ein Funke glüht, ist das Feuer nicht fern. Kovacs<br />

reiste in die Gegend, die dem Champagner seinen Namen gab. Er<br />

lernte Winzer wie Francine Dauby und ihre Tochter Flore kennen, die<br />

in der Nähe des Städtchens Epernay auf acht Hektar Wein anbauen<br />

und daraus Champagner herstellen. Und er beschloss schließlich,<br />

diesen und andere noch unentdeckte Champagner kleinerer<br />

Produzenten nach Deutschland zu importieren. Der Idee folgte die<br />

Tat. Vor einem Jahr ging Kovacs mit einer eigenen Firma und dem<br />

Projekt Champagne Therapy an den Start – Online-Shop inklusive.<br />

www.champagne-therapy.com<br />

70 GARÇON


Tamas Kovacs KOPFSALAT<br />

Ich trinke gerne Champagner, empfinde allerdings<br />

das überhöhte Luxusimage der großen<br />

Häuser eher geschmacklos. Für mich ist Champagner<br />

einer der charakterstärksten, terroirbetontesten<br />

Weine, dessen Qualität durch das einzigartige<br />

Zusammenspiel der speziellen Böden,<br />

der klimatischen Besonderheiten und der langen<br />

Lagerung zustande kommt. Genau diesen Ansatz<br />

verfolgt Tamas Kovacs mit seiner kleinen Import-<br />

Firma Champagne Therapy. Nicht selbstverständlich<br />

und deshalb umso erfreulicher.<br />

Alexandra Rehberger, Sommelière<br />

www.viniculture.de<br />

Kellerblick: Champagner Dauby Mère & Fille.<br />

Ich habe den Champagnerfan Tamas Kovacs<br />

und sein Startup schon eine ganze Weile im Blick.<br />

Die Idee, überzeugende Qualitäten von hierzulande<br />

weitgehend unbekannten Winzern zu importieren,<br />

ist nicht neu, wird aber von Champagne<br />

Therapy zum ersten Mal konsequent umgesetzt.<br />

Die Champagner, zumeist Standard Bruts, sind<br />

überlegt ausgewählt, angenehm kalkuliert und<br />

bieten sowohl für den Endverbraucher als auch<br />

für die Gastronomie eine gute Alternative zu den<br />

immer noch übermächtigen Industriemarken.<br />

Matthias Martens, Gastronomieberater<br />

www.gastro-martens.de<br />

GARÇON<br />

71


KOPFSALAT Maria Hinrichsen<br />

Marias Lächeln<br />

ZU GAST BEI DER RESTAURANTLEITERIN VON SCHMIDT Z&KO.<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

72 GARÇON


Maria Hinrichsen KOPFSALAT<br />

72 Bars, Bistros und Restaurants hält der Gault&Millau 2019 in Berlin<br />

für nennenswert, das ist Spitze. Dass von diesen 72 lediglich 16<br />

von Frauen geleitet werden (dafür kann natürlich der Gault&Millau<br />

nichts), ist dann schon weniger prickelnd – und wir vermuten ein<br />

ähnliches Verhältnis bei denen, die der Guide nicht zur Spitze zählt.<br />

Daraus schlussfolgern wir, dass die Karrierechancen von Frauen<br />

in der Gastronomie eher bescheiden sind, was sich wiederum mit<br />

einiger Sicherheit nicht unbedingt positiv auf die Berufswahl von<br />

Schulabgängerinnen auswirken dürfte. Andererseits zeigen gerade<br />

etliche Gastgeberinnen, wie erfüllend ihr Job sein kann: Christiane<br />

Dutschmann, Anne Garkisch, Bini Lee, Sabrina Lehricke, Barbara<br />

Merll, Ilona Scholl, Julia Winkler und eben – Maria Hinrichsen.<br />

GARÇON<br />

73


KOPFSALAT Maria Hinrichsen<br />

MARIA HINRICHSEN GEB. LISCHKA<br />

geboren am 21. November 1982 in Werder/Havel<br />

Stolz: Azubi im Adlon, 1.v.li., 2003.<br />

2003-2006<br />

Ausbildung zur Hotelfachfrau<br />

Hotel Adlon Kempinski Berlin<br />

2006-2007<br />

Chef de Rang<br />

Brasserie Desbrosses im The Ritz-Carlton Hotel Berlin<br />

2007-2010<br />

Assistant Manager Back of House<br />

The Ritz-Carlton Hotel Berlin<br />

Atemberaubend: Am Rand des Grand Canyons, Colorado/USA, 2010.<br />

2010-2011<br />

Backpacker-Weltreise<br />

u.a. Australien, Neuseeland, USA, Südafrika<br />

2012–2014<br />

Service Supervisor<br />

Restaurant Les Solistes by Pierre Gagnaire<br />

Hotel Waldorf Astoria Berlin<br />

seit 2014<br />

Gastronomische Leiterin und Restaurantchefin<br />

Weinrestaurant Schmidt Z&KO.<br />

Einladend: Eröffnung des Les Solistes by Pierre Gagnaire, 2.v.li., 2012.<br />

2015-2016<br />

Qualifikation zur IHK-geprüften Sommelière<br />

Ehrfürchtig: Weinlese auf dem berühmten<br />

Assmannshäuser Höllenberg, 2015.<br />

74 GARÇON


Maria Hinrichsen KOPFSALAT<br />

Geschafft: Die frischgebackenen Hotelfachfrauen Maria Lischka, re.<br />

und Doreen Kalisch mit Adlon-General-Manager Jean K. van Daalen, 2006.<br />

Für den Berliner Fotografen Andreas Amann<br />

ist es ein normaler Arbeitstag, für die jungen<br />

Leute, die er vor seiner Kamera hat, der<br />

wichtigste Tag ihres bisherigen Lebens.<br />

Deshalb kann sich Amann Aufforderungen<br />

à la „Bitte recht freundlich!“ sparen, die Adlon-Absolventen<br />

des Jahrgangs 2006 strahlen<br />

auch ohne Kommando. Auch Jean K.<br />

van Daalen, damals General Manager der<br />

Nobelherberge, strahlt. Sein Haus, die gesamte<br />

Branche, braucht gut ausgebildeten<br />

Nachwuchs. Menschen wie Maria Lischka.<br />

Ende Oktober 2018. Das erste Wiedersehen<br />

nach über zwölf Jahren. Maria hat<br />

ge heiratet, heißt nun Hinrichsen und leitet<br />

bei Schmidt Z&KO. in der Steglitzer Rheinstraße<br />

die Gastronomie – ein Restaurant,<br />

d i e We i nb a r, eine Kochschule. Und Jean K.<br />

van Daalen, in zwischen 65, führt eine eigene<br />

Unternehmung. „Hotelentwicklung und<br />

Hotelmanagement“, sagt er.<br />

Sie reden über ihre gemeinsame Zeit im<br />

Adlon. Maria war damals Sprecherin der 60<br />

Auszubildenden ihres Jahrgangs und weiß,<br />

dass heute nur noch wenige davon im einst<br />

erlernten Beruf tätig sind, Hotelfachleute<br />

ebenso wie Restaurantfachleute. Auch Doreen<br />

Kalisch, die Freundin aus der Lehrzeit<br />

(Foto oben, li.), hat längst die Branche gewechselt<br />

und arbeitet als Office Managerin<br />

in einer Berliner Werbefirma. Gute Arbeitsbedingungen,<br />

ordentliche Bezahlung, geregelte<br />

Arbeitszeiten.<br />

„Es ist doch kein Wunder, dass bei der<br />

Wahl eines Ausbildungsberufes die Service<br />

jobs im Gastge werbe auf der Be liebtheitsskala<br />

junger Leute nur unter ferner<br />

liefen rangieren“, konstatiert van Daalen<br />

zum Schluss des Gesprächs, „ihnen fehlt<br />

die gesellschaftliche Anerkennung. Köche<br />

werden zu Stars gemacht, Servicemitarbeiter<br />

sind nicht mal mehr Sternchen.“<br />

Zwölf Jahre später: Jean K. van Daalen zu Gast im Schmidt Z&KO.<br />

GARÇON<br />

75


KOPFSALAT Maria Hinrichsen<br />

Natürlich gehe ich nicht nur wegen Maria zu<br />

Schmidt Z&KO. Ich treffe mich dort oft mit Freundinnen<br />

auf einen Feierabend-Wein, weil mein Geschäft<br />

nur ein paar Türen weiter ist und ich das<br />

Angebot, vor allem an deutschen Weinen, großartig<br />

finde. Das gilt übrigens auch für die Küche.<br />

Tja, und dann Maria. Sie gibt uns immer das Gefühl,<br />

wirklich willkommen zu sein. Was soll ich<br />

noch sagen? Sie ist eine sympathische Botschafterin<br />

ihres Hauses und halt ein ‚Sonnenschein‘.<br />

Birgit Staack, Inhaberin einer Dessous-Boutique in Steglitz<br />

und Stammgast bei Schmidt Z&KO.<br />

Am Morgen des 17. Mai 2018 veröffentlichte die Jury Berliner Meisterköche<br />

die Namen der diesjährig Nominierten in den Kategorien<br />

Berliner Meisterkoch, Aufsteiger des Jahres, Berliner Gastgeber<br />

und Berliner Szenerestaurant. „Rund 100 Köche, Restaurants, Sommeliers<br />

und Gastgeber fanden sich in diesem Jahr auf der Jury-<br />

Vorschlagsliste“, so deren Vorsitzender Dr. Stefan Elfenbein, „die<br />

20 Besten sind in den vier Kategorien nun nominiert.“<br />

Maria Hinrichsen, schon einige Tage im Urlaub in den Abruzzen,<br />

staunte nicht schlecht, als ihr Handy plötzlich verrückt spielte.<br />

Gratulationen, Glückwünsche, mehr als zwanzig Nachrichten. „Als<br />

Gastgeber des Jahres nominiert zu sein, das ist wie ein Ritterschlag.<br />

Viele reden plötzlich über eine Branche, die sonst von der Öffentlichkeit<br />

kaum wahrgenommen wird.“<br />

Dass es am Ende bei der Nominierung blieb und ein Anderer den<br />

Titel holte (s. Seite 66), damit hat Maria Hinrichsen, die Restaurantleiterin<br />

der vinophilen Genusswerkstatt Schmidt Z&KO., kein Prob­<br />

76 GARÇON


Maria Hinrichsen KOPFSALAT<br />

Maria Hinrichsen und Geschäftsführer Carsten Schmidt.<br />

lem, ihr bleibt der Stolz zu den Besten ihres Berufsstandes in der<br />

Stadt zu gehören.<br />

Gastgeber, eine offizielle Berufsbezeichnung ist das nicht. Der<br />

Begriff wurde erfunden, um das Bild vom steifen Maître ad acta<br />

legen zu können. „Die wichtigste Eigenschaft eines guten Gastgebers<br />

ist für mich, sich selbst nicht wichtiger zu nehmen als seine<br />

Gäste“, sagt Maria Hinrichsen. Dabei, das weiß die 36-Jährige aus<br />

eigener Erfahrung, ist das Rollenspiel subtil, die Trennlinie zwischen<br />

aufmerksam und aufdringlich fein.<br />

Eben weil das so ist, wundert sie sich vor allem darüber, dass<br />

viele Restaurantbetreiber den Service nur noch von unqualifizierten<br />

Hilfskräften erledigen lassen – Hauptsache irre locker. „Sicher<br />

gehört das auch dazu“, sinniert sie, „es ist eben ziemlich schwer,<br />

die Basics, die Must-haves des Serviceberufes zu formulieren.“<br />

Sie nennt Empathie, Natürlichkeit, Kompetenz, Persönlichkeit,<br />

eine positive Ausstrahlung, die Fähigkeit, Gäste lesen zu können.<br />

Meine Meinung zu Maria? Easy. Also, ihre kulinarische<br />

Kompetenz ist unbestritten, ihre stete<br />

Freundlichkeit unbeschreiblich und ihre Berufsauffassung<br />

unübertroffen. Ich sag‘ jetzt mal was<br />

und bitte, es ganz, ganz positiv zu verstehen: Maria<br />

ist durchgeknallt auf höchstem Niveau.<br />

Andres Bergel, Sommelier, Schmidt Z&KO.<br />

GARÇON<br />

77


KOPFSALAT Maria Hinrichsen<br />

Schmidt Z&KO.-Dreamteam: Restaurantleiterin Maria Hinrichsen, Sommelier Andreas Bergel und<br />

Genussexperte Maik Omenzetter, v.re. (nicht dabei, gehört aber zum Team – Daniela Lohmeier).<br />

An Maria schätze ich besonders, dass sie immer<br />

die Übersicht behält und, wenn´s mal Stress gibt,<br />

immer ruhig bleibt. Sie hat eben Persönlichkeit.<br />

Für mich eine Chefin wie aus dem Bilderbuch.<br />

Maik Omenzetter, Genuss-Experte, Schmidt Z&KO.<br />

Was kann die Ausbildung dafür tun? Maria Hinrichsen weiß es<br />

nicht. „Was ich weiß“, sagt sie, „dass junge Leute, die sich für einen<br />

Serviceberuf in der Gastronomie oder Hotellerie entschieden haben,<br />

Vorbilder brauchen, dass der Beruf endlich attraktiver werden<br />

muss, auch durch eine größere Sicherheit bei der Entlohnung.“<br />

Nach einer kurzen Pause fügt sie hinzu: „Was mich verwundert,<br />

ist die Tatsache, dass es für uns Gastronomen keine Interessenvertretung<br />

zu geben scheint, keine Gewerkschaft, die für unsere Rechte<br />

eintritt – und zwar mindestens genauso laut wie bei den Piloten<br />

oder Flugbegleitern...“ Maria Hinrichsen macht sich viele Gedanken<br />

über ihren Beruf. Sie ist meinungsstark und strukturiert und<br />

wäre sicher auch eine würdige Gastgeberin des Jahres gewesen.<br />

Gelächelt allerdings hat sie während unseres Gespräches nur<br />

selten, dabei ist das ihr Markenzeichen. „Bei manchen Themen<br />

bin ich eben nicht zum Strahlen aufgelegt“, sagt sie, „ich bin<br />

doch kein Dauerlächler.“ Dass wir unsere Notizen dennoch mit<br />

Think pink, drink pink & help: Anja Schmidt und Dr. Kristina<br />

Zappel, Geschäftsführerin Berliner Krebsgesellschaft, v.li.<br />

78 GARÇON


Maria Hinrichsen KOPFSALAT<br />

Maria Hinrichsen und Ralf Zacherl.<br />

der Überschrift „Marias Lächeln“ versehen werden, akzeptiert die<br />

Schmidt Z&KO.-Gastgeberin. „Aber schreiben Sie bitte dazu – sie<br />

kann auch anders.“<br />

An diesem Tag wird es keinen Grund dafür geben. In der Rheinstraße<br />

steigt die traditionelle Think pink, drink pink & help-Party.<br />

Ein Fest mit Charakter, nennt es die Restaurantleiterin. Vom Eintrittsgeld<br />

jedes Gastes gehen 10 Euro direkt an die Berliner Krebsgesellschaft.<br />

Der Andrang ist groß, viel Arbeit für den Service. Mittendrin<br />

und immer im Bilde – Maria Hinrichsen. Lächelnd.<br />

SCHMIDT Z&KO.<br />

Rheinstraße 45-46<br />

12161 Berlin-Steglitz<br />

Tel. 030 — 20 00 39 570<br />

www.schmidt-z-ko.de<br />

Maria ist die Seele unseres Service, damit wäre<br />

eigentlich alles gesagt. Auch, dass sie eine unglaubliche<br />

Weinkompetenz besitzt. Ich ergänze<br />

nur noch – ohne die häufig anzutreffende Sommelierskrankheit.<br />

Das heißt, sie textet den Gast<br />

mit ihrem Wissen nicht zu, sondern sagt, was nötig<br />

ist. Der Wein bleibt kalt und das <strong>Essen</strong> warm<br />

und nicht umgekehrt.<br />

Ralf Zacherl, Geschäftsführer, Schmidt Z&KO.<br />

GARÇON<br />

79


DIE LIEBE ZUM GAST VERBINDET,<br />

DER SCHÖNE STRAND AUCH – UND DAS MEER.<br />

IHRE AUSZEIT LIEGT So NAH !<br />

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am herrlichen Ostseestrand.<br />

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18347 Ostseebad Dierhagen, Telefon 038226-520<br />

Strandhotel Dünenmeer GmbH & Co.KG, Birkenallee 20<br />

18347 Ostseebad Dierhagen, Telefon 038226-<strong>50</strong>10


Frauke und Wolfgang Funkhauser KOPFSALAT<br />

PAARLAUF<br />

DIE BOHNENPATIN UND DER SPROSSENKÖNIG<br />

VON UWE AHRENS<br />

Frauke Funkhauser, 52, stammt aus <strong>Essen</strong>,<br />

wuchs in Stuttgart auf, absolvierte eine Lehre<br />

als Automechanikerin und studierte in der Neckarstadt<br />

und in Madrid Bildhauerei. Der Kunst<br />

ist sie immer noch verbunden, ihr Brot jedoch<br />

verdient sie seit knapp anderthalb Jahren mit<br />

geschmacksstarken Bohnenpasten, 100 Prozent<br />

bio, 100 Prozent vegan.<br />

Wolfgang Funkhauser teilt mit seiner Frau die<br />

Liebe zu guten Lebensmitteln. Der 56-jährige<br />

Wiesbadener lernte in Hans-Peter Wodarz´<br />

„Ente vom Lehel“ den Beruf des Restaurantfachmanns,<br />

machte den Abschluss als staatlich<br />

ge prüfter Betriebswirt für das Hotel- und<br />

Gaststättenwesen und ist seit 13 Jahren Mitgesellschafter<br />

der Sprossenmanufaktur Berlin.<br />

GARÇON<br />

81


KOPFSALAT Frauke und Wolfgang Funkhauser<br />

Kürzlich testete Felix Mielke, Küchenchef des Le Faubourg, für<br />

die Süddeutsche Zeitung pflanzliche Brotaufstriche, die sich auf<br />

deutschen Frühstücks- und Abendbrottischen breit machen. „Ein<br />

Hoch auf die Gemüsigkeit“, überschrieb die SZ den Test, na ja. Für<br />

immerhin fünf der neun Aufstriche hatte der Berliner Küchenchef<br />

lediglich vernichtende Urteile: furchtbar, kraftlos, nichtssagend.<br />

Die Bohnenpasten von Frauke Funkhauser sind da von ganz<br />

anderem Kaliber – cremig, je nach Sorte (sechs stellt sie in ihrer<br />

Friedrichshainer Manufaktur her) mehr oder weniger würzig, ausgewogen<br />

und natürlich ohne jegliche Zusatzstoffe. „Ich habe lange<br />

experimentiert, bevor ich auf den Markt gegangen bin“, sagt die<br />

52-Jährige, „weil ich wollte, dass das Produkt 100-prozentig nach<br />

dem schmeckt, was drin ist.“ Das ist ihr 100-prozentig gelungen.<br />

Ihre Bohnenpasten sind nicht nur ein guter veganer Brotaufstrich,<br />

sondern eignen sich ebenso als Fisch- und Fleischbegleiter.<br />

www.facebook.com/bohnenpate<br />

82 GARÇON


Frauke und Wolfgang Funkhauser KOPFSALAT<br />

Sprossen-Chefs: Klaus Schacherer und Wolfgang Funkhauser, v.li.<br />

An der Sprossentrommel: Mitarbeiterin Anh Kon Kol.<br />

„Sprossen sind eine gesunde Bereicherung des täglichen Speiseplans“,<br />

sagt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, „besonders<br />

im Winter beliefern sie den Körper kompakt mit vielen Vitaminen<br />

und Mineralstoffen.“ Diese Erkenntnis hatte auch Klaus Schacherer,<br />

ein an der Uni Hohenheim diplomierter Agraringenieur, als er<br />

2004 die Berliner Sprossenmanufaktur gründete.<br />

Ein Jahr später kam Wolfgang Funkhauser mit ins Boot. Von<br />

ihrer Friedrichshainer Hinterhofproduktion aus belieferten die beiden<br />

mit Fahrrad und Kühltasche ein gutes Dutzend Kunden. Mit<br />

wachsendem Ernährungsbewusstsein stieg Jahr für Jahr auch das<br />

Interesse an dem wertvollen, vielseitig verwendbaren Lebensmittel.<br />

2017 zogen Funkhauser und Schacherer in eine große Halle am<br />

Stadtrand und produzieren hier rund 20 Bioland-zertifizierte Sprossensorten<br />

und diverse Mischungen, die sie inzwischen nicht nur in<br />

Berlin verkaufen, sondern sogar bis nach Warschau liefern.<br />

www.sprossenmanufaktur.de<br />

Bei der Verpackung: Nguyen Minh Phuong und Klaus Schacherer.<br />

GARÇON<br />

83


KOPFSALAT Frauke und Wolfgang Funkhauser<br />

LEINÖL:<br />

Ein Bio-Produkt, kaltgepresst und naturbelassen aus<br />

regionaler Leinsaat, das mit großer Frische punktet.<br />

www.oelwerk.de<br />

VEGANER BROTAUFSTRICH:<br />

Eine bekömmliche ayurvedische Paprika-Mandel-Paste<br />

mit erfrischend säuerlicher Note.<br />

www.anaveda.de<br />

Kennengelernt haben wir die Genusshandwerker<br />

Frauke und Wolfgang Funkhauser<br />

Anfang September 2018 auf der Regionalen<br />

Produktbörse für Lebensmittel im Berliner<br />

Ludwig Erhard Haus.<br />

Organisiert wurde die Messe von der<br />

IHK Berlin – mit kleinen Standmieten, ausgewähltem<br />

Publikum und einem klaren Ziel.<br />

Dazu Veranstalterin Simone Blömer: „Wir<br />

wollten auch in diesem Jahr Erzeuger und<br />

Produzenten regionaler Lebensmittel mit<br />

Einzel- und Großhändlern sowie Gastronomen<br />

und Hoteliers zusammenbringen und<br />

miteinander vernetzen.“ Die Aussagen der<br />

meisten der 73 Aussteller bestätigten, dass<br />

dieses Ziel locker erreicht wurde.<br />

Stefan Prechtner beispielsweise, Mitgründer<br />

und Vertriebsleiter der Dörrwerk GmbH<br />

Berlin, deren mehrfach ausgezeich netes<br />

„Fruchtpapier“ (s.Seite 65) bereits bei EDE­<br />

KA, Kaufland und REWE gelistet ist, sprach<br />

ebenso von neuen, vielversprechenden Kontakten<br />

wie Marcus Friedrich, Gründer und<br />

Geschäftsführer der Bearprotein GmbH.<br />

Das Startup mit Sitz in Eberswalde will<br />

Insektenlebensmittel in Deutschland salonfähig<br />

machen und präsentierte auf der IHK-<br />

Produktbörse – sozusagen als Appetizer –<br />

einen zucker-, gluten- und laktosefreien<br />

In sektenriegel in den Geschmacksrichtungen<br />

Apfel-Zimt und Salzige Schokolade.<br />

„Auf dieser Börse hatten wir auch die<br />

INSTANT INSEKTENSNACK:<br />

Ein in Berlin entwickelter und in Kanada hergestellter<br />

Snack aus dem Mehl bio-gezüchteter Grillen.<br />

www.yourinstinct.de<br />

84 GARÇON


Frauke und Wolfgang Funkhauser KOPFSALAT<br />

MAXIMILIAN CURRY:<br />

Von den Steglitzer Pot-&-Pepper-Gewürzprofis exklusiv<br />

für die Neuköllner Wurstmanufaktur entwickelt.<br />

www.maximilian.de.<br />

Gelegenheit, das Potenzial von Insekten<br />

als Nahrungsmittel und nachhaltige Proteinquelle<br />

zu kommunizieren“, so Friedrich, „zumal<br />

weltweit bereits rund zwei Milliarden<br />

Menschen in über 80 Ländern regelmäßig<br />

Insekten verzehren.“<br />

Was in Europa und Nordamerika noch<br />

mit einem Tabu belegt ist und bei vielen<br />

Verbrauchern Ekel hervorruft, hält der Marketing-<br />

und Vertriebschef von Bearprotein<br />

für den Beginn einer Ernährungsrevolution.<br />

Auftrieb bekommt sein Unternehmen durch<br />

eine neue EU-Lebensmittelverordnung, die<br />

Anfang des Jahres in Kraft trat und es endlich<br />

auch in Europa erlaubt, Insekten zum<br />

Verzehr zu züchten, sie zu Nahrungsmitteln<br />

zu verarbeiten und zu verkaufen. Grillen,<br />

Mehlwürmer und Wanderheuschrecken auf<br />

unseren Tellern – Garcon wird sich in seiner<br />

nächsten Ausgabe mit diesem Thema beschäftigen.<br />

Auch Frauke und Wolfgang Funkhauser,<br />

die Bohnenpatin und der Sprossenkönig,<br />

hatten an ihren Ständen im Ludwig Erhard<br />

Haus gut zu tun. Gespräche, Erklärungen,<br />

Verkostungen – für Frauke Funkhauser, Chefin<br />

der Friedrichshainer Bohnenpate GmbH,<br />

die beste Form des Marketings. Und der Erfolg<br />

gibt der toughen Jungunternehmerin<br />

Recht, ihre verschiedenen Bohnenpasten<br />

stehen inzwischen sogar in vielen Regalen<br />

der Berliner Bio Company.<br />

SCHWARZE ÄBTIN:<br />

Leichtes, süffiges Schwarzbier mit röstmalzigem Geschmack,<br />

feiner Süße und cremigem Schaum.<br />

www.neuzeller-bier.de<br />

KARL KARLO ENERGY BALL:<br />

Ein Bio-Snack aus Datteln, Mandeln, Cashew, Kakao,<br />

Maca, Spirulina sowie Erbsen- und Hanfprotein.<br />

www.karlkarlo.com<br />

GARÇON<br />

85


GORDON’S<br />

PREMIUM<br />

PINK GIN<br />

REZEPTIDEE:<br />

GORDON’S PINK & TONIC<br />

1 Teil (4 cl) Gordon’s Premium Pink Gin<br />

4 Teile (16 cl) Dry Tonic<br />

Ins Weinglas gießen, nach Belieben<br />

mit gefrorenen Beeren garnieren<br />

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Bitte trinken Sie verantwortungsvoll.


Sabina Lischka KOPFSALAT<br />

Blankenfelde-Blues<br />

SABINA LISCHKA GIBT GAS UND GRÜNDET EINE HOFKÄSEREI – TEIL 1<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

GARÇON<br />

87


KOPFSALAT Sabina Lischka<br />

Wir sind in Blankenfelde verabredet. „Kirche, Kneipe, Kriegerdenkmal“,<br />

sagt Sabina Lischka, „dort können wir uns treffen, das liegt<br />

alles dicht beieinander.“ Blankenfelde also, das genau genommen<br />

nach einem Zusammenschluss von fünf Gemeinden Blankenfelde-<br />

Mahlow heißt und 24.000 Einwohner hat.<br />

Der Ortsteil Blankenfelde, so muss man heute also formulieren,<br />

wirkt wie eine Stadtrandsiedlung und ist es wohl auch. Reihenhausidylle,<br />

mein Baum, mein Strauch, mein Carport. Man lebt ruhig hier<br />

draußen, Aufreger sind selten – wenn mal wieder eine bedrohliche<br />

Information aus Schönefeld durchsickert, der künftige Großflughafen<br />

liegt in der Nachbarschaft – oder wenn einem ortsansässigen<br />

Medikamentenhandel Mafiakontakte nachgesagt werden.<br />

Sabina Lischka kommt mit Rasanz und einer Honda CBF 600. In<br />

Blankenfelde will sie Käse machen. Und Butter. Auf dem Hof von<br />

Udo und Volker soll eine Hofkäserei entstehen, am Briefkasten<br />

klebt schon das Schild: Lischka, Käserei Blankenfelde in Gründung.<br />

Der Hof von Udo und Volker – der guten Ordnung halber Prof. Dr.<br />

Udo Pursche und Dr. Volker Woltersdorff – befindet sich dort, wo<br />

Blankenfelde noch ein bisschen Dorf ist. Kirche, Kneipe, Kriegerdenkmal.<br />

Der Hochfrequenz- und Mikrowellenprofessor und der<br />

Kultur- und Literaturwissenschaftsdoktor übernahmen vor acht<br />

Jahren das Anwesen, zu dem neben einem Bauernhaus, einigen<br />

Ställen und Scheunen auch 22 Hektar Grün- und 6 Hektar Ackerland<br />

gehören. Dazu Bressehühner, Pommerngänse, Bunte Bentheimer<br />

Schweine, Jerseyrinder, das volle Programm.<br />

„Wir sind keine Aussteiger, sondern Einsteiger“, so Woltersdorff.<br />

Der 47-Jährige stammt aus dem Allgäu und kümmert sich<br />

um die Tiere. Seinen Job an der Freien Universität hat er an den<br />

Nagel gehängt. Udo Pursche ist 49, Oberlausitzer, zuständig für<br />

die Feldarbeit und seit 2016 ordentlicher Professor an der Berliner<br />

Hochschule für Technik und Wirtschaft. „Einer muss ja das Geld<br />

verdienen.“<br />

88 GARÇON


Sabina Lischka KOPFSALAT<br />

Weshalb wir aus Berlin nach Blankenfelde gezogen<br />

sind? Ganz einfach: Wegen des Blicks in die<br />

Augen unserer Kühe.<br />

Dr. Volker Woltersdorff, Literaturwissenschaftler und Landwirt<br />

Prof. Dr. Udo Pursche und Dr. Volker Woltersdorff, v.re.:<br />

Wissenschaftler, Hochschullehrer und Landwirte.<br />

GARÇON<br />

89


KOPFSALAT Sabina Lischka<br />

Was braucht man, um Käse zu machen? „Milch.“ Mit Sabina Lischkas<br />

Laune steht es nicht zum Besten. Im Dezember wollte sie mit<br />

ihrer Hofkäserei an den Start gehen, den ersten Käse produzieren,<br />

aber diese Rechnung hat sie wohl ohne die Ämter gemacht.<br />

Im Juli stellte sie einen Antrag auf Nutzungsänderung – so heißt<br />

das im Behördendeutsch (eine Hofkäserei ist ein Gewerbe, der Hof<br />

aber ein Landwirtschaftsbetrieb) – beim zuständigen Bauamt des<br />

Landkreises Teltow-Fläming, dessen Bearbeitung allerdings aussteht.<br />

Weshalb, das weiß sie nicht. Nun macht sie erstmal Urlaub<br />

und hofft auf das Gute im Amt.<br />

Zum Käsen kam die Berlinerin Sabina Lischka erst spät und<br />

durch einen Zufall. Sie studierte in Berlin Architektur, plante als<br />

Diplom-Ingenieurin in Düsseldorf Zweckbauten, fand den Job „saublöd“<br />

und bewarb sich in München für ein zweites Studium – Nachhaltiges<br />

Ressourcenmanagement. Für ein Projekt zur Humuswirtschaft<br />

landete sie schließlich auf einem Gut in Schleswig-Holstein.<br />

Hier erst trat der Käse in ihr Leben. „Ganz unspektakulär“, erzählt<br />

die 37-Jährige, „es gab eine Käserei, der Käser war weg und ich war<br />

da. Und weil ich Käse mag, dachte ich, o.k., ich versuch es.“<br />

Sie ging zu einem alten Käser in die Lehre und absolvierte ein<br />

Praktikum im Allgäu. „Käse- und Buttertingelei“ nennt sie die anderthalb<br />

Jahre Wanderschaft, an deren Ende sie – inzwischen durch<br />

und durch Profi – die Leitung einer Käserei in Sachsen-Anhalt<br />

übernahm. Dem Wunsch, sich selbstständig zu machen, folgte die<br />

Suche nach einem geeigneten Ort und die – siehe oben – Wow-<br />

Landung in Blankenfelde. Sabina Lischka stemmte den Umbau<br />

der ehemaligen Stallungen in käsetaugliche Produktions- und Reiferäume<br />

mit privaten Mitteln – „Fördermittel gibt es hier nicht, weil<br />

Blankenfelde weder strukturschwach noch gewerbearm ist“ –<br />

kaufte gebrauchtes, aber funktionstüchtiges Gerät und übt sich<br />

nun in dem, was sie am wenigsten hat, in Geduld.<br />

(Die Fortsetzung folgt im nächsten Heft.)<br />

90 GARÇON


Sabina Lischka KOPFSALAT<br />

Ich bin auf den Hof von Udo und Volker gekommen<br />

und habe sofort gewusst, wow, das ist<br />

es. Dann standen die beiden vor mir, ich habe gesagt,<br />

dass ich Milch suche und Käse machen will,<br />

ja, und dann war für sie ganz schnell alles klar<br />

und für mich auch.<br />

Sabina Lischka, Käserin<br />

Sabina Lischka und ihre Partnerin Nina Restemeier, Literaturübersetzerin,<br />

die den geplanten Hofladen übernehmen wird.<br />

Sabina Lischka und Ewald Warmuth, Butterund<br />

Käsemeister aus Kempten im Allgäu.<br />

GARÇON<br />

91


KOPFSALAT Wie geht's eigentlich..?<br />

Wie geht's eigentlich..?<br />

LUKAS MRAZ<br />

Als er im Herbst 2013 in Berlin aufschlug<br />

und Küchenchef in der Cordobar wurde, trug<br />

er noch keinen Bart und wirkte mit seiner<br />

blonden Tolle und dem glatten Gesicht wie<br />

ein braver Schulbub. Ein Foto aus dieser<br />

Zeit haben wir allerdings nicht – das auf<br />

dieser Seite entstand Anfang 2015 und zeigt<br />

Lukas Mraz schon im Wikinger-Look. Da war<br />

er Mitte 20 und hatte sich bereits in die Spitzengruppe<br />

der hauptstädtischen Herdarbeiter<br />

gekocht.<br />

Zuerst war es seine Blutwurstpizza, die<br />

das Attribut „legen där“ erhielt, dann ließ<br />

sein Vegi-Knochenmark die Kritiker hyperventilieren<br />

– ausgekochte Markknochen, gefüllt<br />

mit einer Creme aus Eigelb, Sahne, Miso,<br />

GEBOREN<br />

24. Juli 1990 in Wien<br />

AUSBILDUNG<br />

Kochlehre – wie sein Vater und Großvater –<br />

Gastronomiefachschule Wien<br />

BERUFLICHE STATIONEN<br />

L`Arnsbourg, Baerenthal/Frankreich<br />

(Jean-Georges Klein)<br />

De Librije, Zwolle/Niederlande<br />

(Jonnie Boer)<br />

Vendôme, Bergisch Gladbach<br />

(Joachim Wissler)<br />

Amador, Langen<br />

(Juan Amador)<br />

Cordobar, Berlin<br />

(Küchenchef)<br />

HEUTE TÄTIG<br />

Mraz & Sohn, Wien, 20. Bezirk/Brigittenau<br />

(seit April 2018)<br />

Tofu und Rauchöl. Und solche Sachen wie<br />

das Tandoori-Huhn mit Puffreis oder die<br />

Auster mit Granny-Smith-Schaum schließlich<br />

schienen sogar dem Michelinstern verdammt<br />

nahe zu sein. Doch es kam alles ganz<br />

anders.<br />

Lukas Mraz sagte leise Servus und ver ließ<br />

Berlin in Richtung Heimat. Der Gault&Millau<br />

tarockte noch ein bisschen nach – seine<br />

an Wahnsinn grenzenden Kreationen seien<br />

immer einen Tick zu aromatisch, zu komplex<br />

und viel zu scharf gewesen, um als Wein begleiter<br />

durchzugehen.<br />

Darauf ange sprochen, zuckte der Küchenchef<br />

nur mit den Schultern. Sein Kommentar:<br />

„Scheiß egal, le se ich eh nicht.“<br />

92 GARÇON


Wie geht's eigentlich..? KOPFSALAT<br />

Der 1. Oktober 2018 war ein ganz normaler Herbstmontag – abgesehen<br />

vielleicht mal vom Wetter. 25 Grad und ein azurblauer Himmel,<br />

das ist zu dieser Zeit in Berlin nicht eben die Regel – ebenso<br />

wenig wie die vormittägliche Völkerwanderung nach Treptow.<br />

Autos mit Kennzeichen aus halb Europa verstopfen die sonst<br />

eher verschlafene Elsenstraße, dazwischen dutzende Taxis, und<br />

selbst in den um 9.00 Uhr meist nur spärlich gefüllten Bussen der<br />

Linie 265 stehen sich die Fahrgäste auf den Füßen. Das Ziel der<br />

Menschenmassen – die Chefdays Germany in der Arena Treptow,<br />

ein vom österreichischen Gastro-<strong>Magazin</strong> Rolling Pin gemeinsam<br />

mit der METRO veranstaltetes Foodsymposium.<br />

Auf der großen Bühne der angesagten Hauptstadtlocation wechseln<br />

die Küchenstars im Halbstundentakt und demonstrieren nicht<br />

nur ihr Können am Herd, sondern auch ihre Qualitäten als Entertainer:<br />

Mauro Colagreco, Kevin Fehling, Jan Hartwig, Ángel León, Tim<br />

Raue, Heinz Reitbauer, Ana Roš – und Lukas Mraz.<br />

Der 28-Jährige kommt ganz in Schwarz und mit reichlich Wiener<br />

Schmäh: „Ich bin gut vor der Kamera und gut in der Küche, Tim<br />

Mälzer ist nur gut vor der Kamera, deshalb ist er auch nicht hier.“<br />

Das Auditorium tobt. Doch Mraz kann´s auch nachdenklicher, etwa<br />

wenn er für mehr Frauen in den Profiküchen plädiert, für mehr<br />

Nachhaltigkeit wirbt – „das beginnt schon bei der Mülltrennung“ –<br />

oder an seine Kollegen appelliert, der jungen Generation die Sterneküche<br />

schmackhafter zu machen. „Je weniger steif unsere Läden<br />

sind, desto mehr werden auch von denen kommen, die sich<br />

bisher mit Dosenfutter die Bäuche füllen.“<br />

Lukas Mraz zeigt quadratische Kacheln: „Die reiben wir mit Speck<br />

ab und räuchern sie in unserem Restaurant zehn Minuten lang mit<br />

Kirschholz. Er bestreicht die Unterlage mit Créme fraîche und verteilt<br />

darauf einige Kaviarnocken. „Das müssen die Gäste als Starter<br />

ablecken“, grinst er, „eine Watschn für die Anzugmenschen.“ Die<br />

tragen sowas mit Fassung, denn das „Mraz & Sohn“ in Wien-Brigit­<br />

GARÇON<br />

93


KOPFSALAT Wie geht's eigentlich..?<br />

Trio furioso: Lukas, li., sein Bruder Manuel und Vater Markus, Mitte, Chef des Zwei-Sterne-Hauses in Wien-Brigittenau.<br />

tenau („vergleichbar mit Berlin-Wedding, nur nicht so cool“) gehört<br />

zu den besten Restaurants der Donaumetropole – zwei Michelin-<br />

Sterne, 18 Gault&Millau-Punkte, drei Hauben. Senior Markus Mraz,<br />

<strong>50</strong>, wurde 2018 zum „Koch des Jahres“ in Österreich gekürt. „Seine<br />

Küchenlinie ist kreativ, minimalistisch, unkonventionell und experimentell<br />

zugleich“, so die Begründung der Gault&Millau-Herausgeber.<br />

Seit sein Sohn Lukas ihm am Herd zur Seite steht, ist das<br />

Restaurant im Wiener Norden sogar noch einen Tick kreativer geworden.<br />

„Der Papa akzeptiert mich als gleichberechtigten Partner<br />

am Herd“, so Mraz jr., „außerdem haben wir jetzt beispielsweise<br />

viel mehr Möglichkeiten, kleinere Produzenten ausfindig zu machen,<br />

die uns Waren liefern, die wir bei den großen Händlern nicht<br />

bekommen und die unsere Küche voranbringen.“<br />

Ob das Kapitel Berlin für ihn nun ein für alle Mal beendet sei,<br />

wollen wir wissen. „Schon“, erwidert Lukas Mraz, „ich hätte nach<br />

der Cordobar auch etwas Eigenes in Berlin machen können, Angebote<br />

gab es, aber ich habe mir gesagt, jetzt oder nie. Der Papa ist<br />

inzwischen <strong>50</strong>, steht seit über 30 Jahren am Herd und irgendwann<br />

wird die Frage der Nachfolge ja sowieso mal akut.“<br />

Das „Mraz & Sohn“ – eigentlich müßte es ja jetzt der guten Ordnung<br />

halber „Mraz & Söhne“ heißen, denn Lukas‘ Bruder Manuel<br />

managt das Restaurant – blickt also gelassen in seine Zukunft. Die<br />

Gäste haben es vernommen und jubeln. Die kulinarische Institution<br />

in der Wiener Wallensteinstraße wird ihnen noch lange erhalten<br />

bleiben.<br />

RESTAURANT MRAZ & SOHN<br />

Wallensteinstraße 59<br />

A-1200 Wien<br />

Tel. +43 (0)1 — 33 04 594<br />

www.mraz-sohn.at<br />

Wien, Wallensteinstraße/Ecke Sachsenplatz mit...<br />

... dem 2-Sterne-Restaurant Mraz & Sohn.<br />

94 GARÇON


Boid is<br />

Weihnachd’n!<br />

Weihnachtlich genießen im Maximilians.<br />

Mit unserem traditionellen<br />

Gänseschmaus<br />

Friedrichstr. 185–190<br />

U-Bahnhof Stadtmitte<br />

maximilians-berlin.de


RUBRIKEN Fuhrmanns Früchtekorb<br />

Dieter und Marcus Fuhrmann.<br />

Wenn in Berlin oder Brandenburg die weißen<br />

7,5-Tonnen- Kühltransporter mit dem<br />

Zeichen der Kirsche Hotels, Krankenhäuser,<br />

Kantinen oder Res taurants ansteuern,<br />

heißt es bei den Küchenchefs dort<br />

meist kurz und knapp: Fuhrmann kommt.<br />

Dieter Fuhrmann, Chef des gleichnamigen<br />

Fruchtgroßhandels und der Grand<br />

Old Man seines Berufsstandes in Berlin,<br />

gehört zu den kenntnisreichsten Männern<br />

seiner Branche. Lieber klein, dafür fein —<br />

mit diesem Motto startete er 1977 auf einem<br />

Charlottenburger Hinterhof ins Obstund<br />

Gemüsegeschäft.<br />

1980 Umzug auf den Fruchthof an der<br />

Beusselstraße, 1996 Eintritt seines Sohnes<br />

Marcus in die Firma, 2007 Übernahme<br />

einer neuen Kühlhalle.<br />

Inzwischen beschäftigen die Fuhrmänner<br />

28 Mitarbeiter, die mit 18 Kühltransportern<br />

rund <strong>50</strong>0 Produkte ausliefern,<br />

pünktlich, zuverlässig und in hoher Qualität.<br />

Von A wie Artischocke bis Z wie Zitronengras.<br />

Für unser <strong>Magazin</strong> Garcon stellen die<br />

beiden Großhändler Dieter und Marcus<br />

Fuhrmann im Wechsel ihre Früchte vor.<br />

Heute: Okra<br />

FUHRMANNS FRÜCHTEKORB<br />

DIE GRÜNE EXOTIN<br />

VON DIETER FUHRMANN<br />

In diesem Fall sind sich die Wissenschaftler<br />

einig: Okras gehören zu den ältesten<br />

Kulturpflanzen der Welt. Ihre Spuren lassen<br />

sich bis ins zweite Jahrtausend v. Chr.<br />

zurückverfolgen, nach Ägypten und Äthiopien.<br />

Wo genau der Ursprung des Fruchtgemüses<br />

aus der Familie der Malvengewächse<br />

liegt, konnte bisher allerdings nicht geklärt<br />

werden.<br />

Heute sind Okras – also die Samenkapseln<br />

der bis zu 2,<strong>50</strong> Meter hohen, gleichnamigen<br />

Pflanze – ein weit verbreitetes<br />

Ge müse, beliebt nicht nur in Afrika, sondern<br />

auch in vielen Teilen Asiens, in Süd-,<br />

Mittel- und im südlichen Nordamerika, in<br />

Griechenland, dem Libanon, der Türkei und<br />

anderen Mittelmeerländern.<br />

Zu den kulinarischen Klassikern beispielsweise<br />

vieler griechischer Restaurants gehört<br />

Kotopoulo me Bamies, gebratenes Hähnchen<br />

mit Okras, Tomaten und Zwiebeln. In<br />

der Türkei serviert man Zeytinyağlı bamia,<br />

96 GARÇON


Fuhrmanns Früchtekorb RUBRIKEN<br />

Patio-Küchenchef Enrico Pawlak, re. und sein Sous Chef Kevin Rau.<br />

eine Vorspeise aus marinierten und in Olivenöl gegarten Okras. Die<br />

israelische Küche kennt in Buttermilchteig frittierte Okras, in der<br />

indischen Küche werden sie mit einer Gewürzmischung aus Chili,<br />

Ingwer, Knoblauch, Koriander, Kreuzkümmel, Kurkuma sowie Pfeffer<br />

gefüllt und gedünstet, und in der sogenannten Cajun-Küche der<br />

amerikanischen Südstaaten schließlich gelten Okras als Hauptbestandteil<br />

des berühmten Gumbo, eines würzigen Eintopfes aus<br />

Reis, Gemüse, Fisch und Fleisch.<br />

Die Hauptanbauländer des Fruchtgemüses sind Indien, wo mit<br />

rund 5,5 Millionen Tonnen jährlich die weltgrößte Okraernte eingebracht<br />

wird, gefolgt von Nigeria (rund 1,9 Millionen Tonnen), dem<br />

Sudan (rund 290.000 Tonnen), Mali (rund 241.000 Tonnen) und Pakistan<br />

(rund 118.000 Tonnen).<br />

Wir bekommen Okras aus Thailand, weil uns der dortige Exporteur,<br />

die Siam Fresh Enterprise Company, seit Jahren eine gleichbleibend<br />

gute Qualität garantiert.<br />

Allerdings – obwohl diverse Food-Blogs die kalorienarmen, magenfreundlichen<br />

sowie mineralstoff- und vitaminreichen Schoten<br />

immer häufiger als „Neuling in der Superfood-Familie“ feiern – wir<br />

merken davon nicht allzu viel. Nur wenige Küchenchefs in Berlin<br />

und Brandenburg bestellen Okras, die geschmacklich übrigens an<br />

Bohnen erinnern – mild, leicht herb, säuerlich-pikant.<br />

Zu denen, die das Fruchtgemüse regelmäßig ordern, gehört Enrico<br />

Pawlak, der vor rund einem Jahr als Chef de Cuisine auf dem<br />

Restaurantschiff Patio anheuerte. Hier bringt Pawlak das Filet vom<br />

Simmentaler Rind mit Süßkartoffelpüree, Feigen und Okras auf die<br />

GARÇON<br />

97


RUBRIKEN Fuhrmanns Früchtekorb<br />

Teller. Nun will ich mich nicht als Gastrokritiker aufspielen, aber<br />

dieses Gericht hat nach meinem Dafürhalten alles, was Besseresser<br />

suchen: Es ist fröhlich in der Optik und einschmeichelnd im<br />

Geschmack. Und es wird an einem wirklich grandiosen Ort serviert –<br />

am Helgoländer Ufer mit Blick auf das Spreebogen-Areal und die<br />

prächtigen Gründerzeitvillen am gegenüberliegenden Holsteiner<br />

Ufer. Romantik pur mittenmang und deshalb für mich einigermaßen<br />

unverständlich, dass das Restaurantschiff Patio in den einschlägigen<br />

Berliner Gastronomie-Guides so wenig Beachtung findet.<br />

Eigner Mathias Böhme, gelernter Maschinenbauer und Restaurantfachmann,<br />

ersteigerte vor Jahren den früheren DDR-Arbeiterwohnkahn<br />

und machte ihn zu dem, was er heute ist: eins der originellsten<br />

Berliner Restaurantschiffe, ganzjährig geöffnet, mit teil weise<br />

überdachtem Ober- und gemütlichem Unterdeck inklusive Bar und<br />

Partylounge. Seit Anfang April 2007 liegt das Patio am Helgoländer<br />

Ufer vor Anker, vor gut einem Jahr heuerten die beiden Berliner<br />

Enrico Pawlak und Kevin Rau hier an und krempelten zuerst mal die<br />

Speisekarte um – Pawlak, davor Küchenchef in der Fleischerei von<br />

Bernhard Hötzl, brachte einschlägige Erfahrung mit.<br />

Dabei müssen die Gäste nun weder exaltierte Liaisons noch<br />

aromatische Akrobatik fürchten, selbst dann nicht, wenn Pawlak<br />

und Rau das Jakobsmuscheltatar mit Miso abschmecken oder das<br />

Kräuterlamm mit Cranberryjus auf die Teller bringen. Das alles ist<br />

geschmacksstimmig und sehenswert angerichtet. Und der Service<br />

trägt das Seine zum Behagen in dieser Entspannungsidylle bei.<br />

www.dieter-fuhrmann.de<br />

RESTAURANTSCHIFF PATIO<br />

Helgoländer Ufer/Kirchstraße<br />

10557 Berlin-Tiergarten<br />

Tel. 030 — 40 30 17 00<br />

www.patio-berlin.de<br />

98 GARÇON


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instagram.com/bossnercigars


RUBRIKEN Marktnischen<br />

Berlin-Wedding 1926: Der Toppmarkt.<br />

Wochenmärkte haben in Berlin eine lange<br />

Tradition. Der erste urkundlich erwähnte<br />

Markt ist der Spandauer, bereits im Stadtgründungsdokument<br />

vom 7. März 1232 wird<br />

er genannt. Im benachbarten Berlin sind<br />

der Molkenmarkt und der 1728 von Friedrich<br />

Wilhelm I. per Kabinettsbeschluss<br />

ge schaffene Gendarmenmarkt die wichtigsten<br />

öffentlichen Verkaufsplätze für<br />

Butter, Eier, Honig, Käse, Korn und Wolle.<br />

Deren Zahl stieg mit der Zeit zunehmend,<br />

so gab es 1882 innerhalb der Stadtgrenzen<br />

19 Wochenmärkte mit rund 10.<strong>50</strong>0<br />

Marktständen, die jedoch mit dem Bau<br />

der Markthallen wieder verschwanden.<br />

1952, die meisten Markthallen waren<br />

zerstört, forderte der Regierende Bürgermeister<br />

Ernst Reuter: „Vor's Rathaus gehört<br />

ein Markt!“ Er meinte das Rathaus<br />

Schöneberg und beendete mit seinem<br />

Machtwort eine jahrelange Diskussion um<br />

den wichtigsten Wochenmarkt Berlins.<br />

Heute gibt es wieder rund 120 Wochenmärkte<br />

in Berlin – nicht nur vor Rathäusern<br />

– die sich wachsender Beliebtheit erfreuen.<br />

Unter der Rubrik „Marktnischen“<br />

stellt Garcon Händler vor, deren Offerten<br />

auch eine weite Anreise wert sind.<br />

BERLINER MARKTNISCHEN<br />

ENTDECKUNGEN ZWISCHEN ARMINIUSHALLE UND MAYBACHUFER<br />

Bei den wilden Wattaustern handelt es sich um<br />

Japan- oder Pazifikaustern, die sich vor einigen<br />

Jahrzehnten im europäischen Wattenmeer<br />

ausbreiteten und – weil sie zur Konkurrenz<br />

für dort heimische Muschelarten wurden –<br />

seit 2010 von Berufsfischern u.a. in Holland<br />

ge erntet werden dürfen. Die meist imposanten<br />

Exemplare sind besonders fleischig und angenehm<br />

salzig. „Der pure Geschmack des Wattenmeeres“,<br />

sagen Baaf Vonk und Roel van Vliet,<br />

die seit einem Jahr das feine Seafood in der<br />

Kreuzberger Markthalle Neun anbieten.<br />

Baaf Vonk und Roel van Vliet sind typische<br />

Holländer – fröhlich, vielsprachig und fischverrückt.<br />

Im Fall von Vonk und van Vliet sollte<br />

man noch „besonders“ hinzufügen, „besonders<br />

fischverrückt“, denn die beiden<br />

haben das Meeresgetier inzwischen zu ihrem<br />

Beruf gemacht.<br />

Baaf Vonk, 32, stammt aus Rotterdam<br />

und hat mal Militärgeschichte studiert, der<br />

Utrechter Roel van Vliet, 38, Betriebswirtschaftslehre<br />

– das aber nur am Rande.<br />

Seit einem Jahr arbeiten die beiden als<br />

Fischhändler. Dafür kommen Vonk und van<br />

Vliet jeden Donnerstag nach Berlin, in ihrem<br />

Kühltransporter Fische und Austern<br />

aus dem holländischen Wattenmeer. Am<br />

25-Teiche-Stand von Matthias und Susanne<br />

Engels verkaufen sie ihre Ware. Schön<br />

und gut, aber das allein wäre noch kein<br />

Grund, die beiden vorzustellen – einkaufen,<br />

den Einkauf zum Kunden bringen, verkaufen,<br />

das machen andere Fischhändler auch.<br />

100 GARÇON


Marktnischen RUBRIKEN<br />

Küstlichkeiten-Gründer: Baaf Vonk und Roel van Vliet, v.li.<br />

Das Besondere an der Offerte der Männer von Küstlichkeiten: Sie<br />

vermarkten vor allem Beifang aus der Kaisergranatfischerei vor<br />

Hollands Küsten. „Kein Fisch sollte umsonst gefangen werden“,<br />

sagt Baaf Vonk und verweist darauf, dass ein Drittel aller gefangenen<br />

Fische tot wieder über Bord geworfen wird. Zumeist Arten,<br />

die kein Händler will – der Knurrhahn zum Beispiel, die Kliesche,<br />

der Franzosendorsch oder die weithin unterschätzte Makrele. „Wir<br />

bringen sie ebenso auf den Markt wie die handgesammelten wilden<br />

Wattaustern.“ Zumindest hier in Kreuzberg funktioniert das.<br />

Markthalle Neun, Berlin-Kreuzberg<br />

am Stand „25 Teiche“<br />

Donnerstag, 17.00 – 22.00 Uhr<br />

Freitag, 12.00 – 18.00 Uhr<br />

Samstag, 10.00 – 18.00 Uhr<br />

www.kuestlichkeiten.de<br />

Austern-Ladies: Veronica Veneziano und Ghyslaine Louvet, v.li.<br />

GARÇON<br />

101


RUBRIKEN Kulinarische Nachlese<br />

Johannes Mohr und Swen Kernemann-Mohr, v.re.<br />

„Trotz Internet und Fernsehküche – Kochbücher<br />

werden immer ein Kulturgut bleiben“,<br />

davon sind Johannes Mohr und Swen<br />

Kernemann-Mohr überzeugt.<br />

Die beiden Männer zogen im Januar 2010<br />

aus dem Ruhrpott nach Berlin und betreiben<br />

seitdem in einem restaurierten<br />

Altbau-Souterrain in Berlin-Mitte, in der<br />

Nähe des Rosenthaler Platzes, Deutschlands<br />

vermutlich größtes, auf jeden Fall<br />

aber Berlins einziges Kochbuchantiquariat.<br />

Rund 60.000 Titel aus zweieinhalb<br />

Jahrhunderten umfasst ihre Bibliotheca<br />

Culinaria. Neben bibliophilen Ausgaben,<br />

etwa von Auguste Escoffier, stehen büttengedruckte<br />

Originale, handgeschriebene<br />

Unikate, kulinarische Enzyklopädien,<br />

<strong>Magazin</strong>e und Zeitschriften, Promikochbücher<br />

von Sophia Loren bis Vico Torriani,<br />

Kriegs- und Nachkriegskochbücher.<br />

„Das Stöbern in diesem Fundus ist<br />

immer auch eine Art besonderer Geschichtsstunde“,<br />

sagen die Antiquare.<br />

Nun stöbern Johannes Mohr und Swen<br />

Kernemann-Mohr sozusagen auch öffentlich.<br />

Für Garcon blättern sie in Kochbüchern<br />

aus vergangenen Zeiten und notieren,<br />

was sie dabei bewegt.<br />

KULINARISCHE NACHLESE<br />

IN ALTEN KOCHBÜCHERN GEBLÄTTERT<br />

VON JOHANNES MOHR UND SWEN KERNEMANN-MOHR<br />

Die Küche der Neuzeit<br />

Praktisches Kochbuch<br />

für naturgemäße Lebensweise<br />

Herausgegeben von Frieda Mangold, Berlin<br />

Vorwort von Dr. med. Carl Sorge, Erlangen<br />

5. erweiterte Auflage, 23. bis 32. Tausend<br />

Verlag „Die Küche der Neuzeit“<br />

Heilbronn a. N. 1929<br />

Preis (antiquarisch): 12,00 Euro<br />

102 GARÇON


Kulinarische Nachlese RUBRIKEN<br />

Auf Frieda Mangold, die Verfasserin und Herausgeberin des 69-seitigen<br />

vegetarischen Rezeptbüchleins, das wir ihnen in dieser Garcon-Ausgabe<br />

vorstellen, machte uns eine langjährige Stammkundin<br />

aufmerksam.<br />

Birgit Jochens ist Historikerin, leitete 25 Jahre lang das Museum<br />

Charlottenburg-Wilmersdorf in der Villa Oppenheim und be gann<br />

nach ihrer Pensionierung, sich mit Berliner Kochbuch-Autorinnen<br />

und deren Werken zu beschäftigen. Inzwischen ist ein Buch entstanden,<br />

das, so erzählte uns Birgit Jochens kürzlich, im kommenden<br />

Jahr erscheinen könnte. Sie bat uns, noch nichts über den Inhalt<br />

zu schreiben, wir versprachen es und halten uns natürlich daran.<br />

Also sagen wir heute nur, dass wir sehr gespannt auf den Band<br />

sind – vor allem auch deshalb, weil Frauen wie Hedwig Heyl, Helene<br />

Löffler oder Lina Morgenstern, die zu ihrer Zeit zu den meistgelesenen<br />

Autorinnen zählten, nur selten eine Würdigung ihrer kultur-<br />

Historikerin, Museumsleiterin a.D. und Autorin Birgit Jochens.<br />

die der sogenannten Lebensreformbewegung anhingen, Tantra<br />

und Yoga praktizierten und sich streng vegetarisch ernährten. Hier<br />

machte sich Frieda Mangold offenbar auch einen Namen als Kochlehrerin.<br />

Im Vorwort ihres Buches schreibt der Erlangener Mediziner<br />

Dr. Carl Sorge, dass sie „durch ihre Kochkurse weit bekannt<br />

wurde – in ganz Deutschland, Österreich, der Tschechoslowakei<br />

und der Schweiz.“<br />

Einer Fußnote schließlich verdanken wir den Hinweis darauf,<br />

dass Frieda Mangold – wahrscheinlich 1927 oder 1928 – in Berlin<br />

ein Restaurant und ein angeschlossenes Reformgeschäft eröffnete,<br />

„um eine richtige, vollwertige Diät öffentlich zu demonstrieren“.<br />

Das Speisehaus Mangold befand sich in Berlin W. 57, also in<br />

Schöneberg, in der Bülowstraße 19 und gehörte wohl zu den frühen<br />

rein vegetarischen Lokalen in der deutschen Hauptstadt. Wir nehmen<br />

an, dass viele der 4<strong>50</strong> Rezepte ihres „Praktischen Kochbuches<br />

für naturgemäße Lebensweise“ auch im Speisehaus Mangold gekocht<br />

wurden und dass man die dafür nötigen Zutaten im Reformhaus<br />

Mangold erwerben konnte.<br />

und sozialgeschichtlichen Leistungen erfuhren und mit den Jahren<br />

in der historischen Versenkung verschwanden.<br />

Auch Frieda Mangold ist ein Beispiel dafür. Viel konnten wir<br />

über die Verfasserin des „Praktischen Kochbuchs für naturgemäße<br />

Lebensweise“, das zwischen 1925 und 1985 immerhin fünfzehn<br />

Auflagen mit insgesamt 65.000 Exemplaren erlebte, nicht in Erfahrung<br />

bringen, zumal auch die Verlage verschwunden sind.<br />

Wir wissen, dass sie Ende des 19. Jahrhunderts in Markdorf am<br />

Bodensee geboren wurde, Tochter eines Apothekers war, früh heiratete<br />

und mit ihrem Mann, dem Bildhauer Paul Aichele, nach Berlin<br />

zog. Wann und wo Frieda Mangold Köchin wurde, konnten wir nicht<br />

herausfinden. Es gibt lediglich den Hinweis auf ihre Tätigkeit als<br />

„Leiterin der Küche des großen Schweizer Etablissements Aryama<br />

Herrliberg am Zürichsee“ Mitte der 1920er Jahre. Dabei handelte<br />

es sich um eine Art Kommune, in der Menschen zusammenkamen,<br />

Birgit Jochens und Kochbuch-Antiquar Swen Kernemann-Mohr.<br />

GARÇON<br />

103


RUBRIKEN Kulinarische Nachlese<br />

Weil neben guten Büchern und gutem <strong>Essen</strong> auch Stadtspazier gänge<br />

zu unseren Leidenschaften gehören, machten wir uns auf den<br />

Weg nach Schöneberg. Die Bülowstraße, benannt nach einem preußischen<br />

General, heißt noch immer so, das wussten wir. Was wir<br />

nicht wussten: Das Haus Bülowstraße 19 existiert nicht mehr. Es<br />

bekam, so erzählte uns ein Anwohner, im letzten Kriegsjahr einen<br />

Bombentreffer und brannte aus. Die Ruine wurde 1949 gesprengt.<br />

Heute steht hier das Aldea-Hotel, eine sechsstöckige Bettenburg,<br />

so charmefrei wie ein Betonklotz eben ist. Als wir uns mit Grausen<br />

wenden wollten, entdeckten wir eine winzige Bronzetafel: „Architekturpreis<br />

Berlin 2009“. Ja, in dieser Stadt ist man nirgendwo vor<br />

Überraschungen sicher.<br />

Leider nicht im Fall der Kochbuchautorin Frieda Mangold. Keine<br />

Fotos oder andere Dokumente, nichts, das über die wenigen Fakten<br />

hinausgeht, die wir schon kennen.<br />

Hotel Aldea Berlin, Bülowstraße 19-22.<br />

Und auch das Museum Tempelhof-Schöneberg teilte uns mit: „Leider<br />

haben wir nichts zu Frieda Mangold, ihrer Speisewirtschaft<br />

oder dem Reformhaus in unserem Archiv.“<br />

Ob Frieda Mangold beispielsweise im 1892 in Leipzig gegründeten<br />

Deutschen Vegetarierbund eine Rolle spielte, bleibt ebenso im<br />

Dunklen wie ihre Beziehung zu dem geheimnisumwitterten Philosophen<br />

Otoman Z. A. Ha'nish (1844–1936) und seiner Mazdaznan-<br />

Diät oder zu dem medizinischen Außenseiter Maximilian Oskar<br />

Bircher-Brenner (1867–1939), der das Bircher-Müsli als „Sonnenlichtnahrung“<br />

erfand.<br />

Wie auch immer – nach dem, was wir über Frieda Mangold wissen,<br />

zweifeln wir nicht daran, dass diese Frau in den 1920er Jahren<br />

in Berlin zu den Protagonisten einer fleischlosen Ernährung zählte<br />

und damit auch den Zeitgeist jenes Teils der bürgerlichen Gesellschaft<br />

traf, der Stehkragen und Korsett abgelegt hatte und den<br />

Gefüllte Gurken und Tomaten nach Frieda Mangold.<br />

gesunden Körper zum Privileg machte. „In der Tat nähren sich heute<br />

die breiten Massen so, als ob sie ein Volk von Selbstmördern<br />

wären“, schrieb Clara Ebert (1863–1949), eine Zeitgenossin Frieda<br />

Mangolds, in ihrem Buch „Küche der Zukunft auf fleischloser<br />

Grundlage“, das 1927 im Dresdner Verlag für angewandte Lebenspflege<br />

erschien und sich ebenso rasch verbreitete wie Mangolds<br />

„Praktisches Kochbuch für naturgemäße Lebensweise“.<br />

Neben der Betonung des Wertes etwa von Gemüse für die Gesundheit<br />

fanden während der Weimarer Zeit übrigens auch viele<br />

neue Erkenntnisse Eingang in die Hauswirtschaftslehre. So verringerte<br />

sich zum Beispiel die Kochdauer der Speisen, schonendere Zubereitungsarten<br />

wurden propagiert, Dampf- und Schnellkochtöpfe<br />

kamen in Mode, die Kraft der Vitamine wurde erkannt und auf die<br />

Ernährung übertragen.<br />

Berlin zählte im vorigen Jahr allein 58 rein vegane Bistros, Cafés<br />

und Restaurants und gilt damit als Veggie-Paradies. Frieda Mangold<br />

hätte daran sicher ihre helle Freude.<br />

www.bibliotheca-culinaria.de<br />

Mit Kohlrabi gefüllter Kartoffelreif nach Frieda Mangold.<br />

104 GARÇON


Nachrichten und Neuigkeiten BOUQUET GARNI<br />

Carsten Schmidt, re., bei der Rennvorbereitung...<br />

SPORTLICH(ST)ER GASTRONOM<br />

Eine offizielle Statistik gibt es nicht, also müssen wir uns bei der<br />

Beantwortung der Frage, wie sportlich die Berliner Gastronomen<br />

sind, auf Insider-Vermutungen verlassen.<br />

Danach dürfte Golf die am meisten ausgeübte Sportart von<br />

Köchen, Kellnern, Hoteldirektoren, Restaurantbetreibern, Weinexperten<br />

usw. sein, gefolgt von Angeln, Joggen und Reiten. Eine<br />

ganze Reihe spielt Tennis und einige laufen sogar Marathon. Einer<br />

jedoch stellt sie alle in den Schatten: Carsten Schmidt.<br />

... und auf der Strecke, li.<br />

Schmidt, Jahrgang 1964, ist Extremradsportler. Im September ging<br />

der Geschäftsführer von Schmidt Z&KO. beim Ötztaler Radmarathon<br />

an den Start, einem Rennen, das verniedlichend „Ötzi“ heißt,<br />

aber so gar nichts Niedliches hat: 238 Kilometer, 5.<strong>50</strong>0 Höhenmeter,<br />

Steigungen und Abfahrten bis zu 18 Prozent.<br />

Schmidt, mit Startnummer 2992 ins Rennen gegangen, verlor<br />

zwar bei seiner ersten Teilnahme den Kampf gegen die Karenzzeit,<br />

absolvierte aber 152 Kilometer und dabei 3.200 Höhenmeter. Respekt!<br />

2019 heißt sein Ziel: Ankommen!<br />

Fairtrade aus den Bergen.<br />

Beste Milch aus dem Berchtesgadener Land.<br />

Jetzt auch in den<br />

Berliner Supermärkten.<br />

www.bergbauernmilch.de


BOUQUET GARNI Nachrichten und Neuigkeiten<br />

Gault&Millau<br />

RESTAURANTGUIDE DEUTSCHLAND 2019<br />

Über 1.000 Restaurants, neu getestet und bewertet<br />

Junge Talente und neue Genusstrends<br />

Neu: 70 pop-Adressen, locker und lecker<br />

Mit Sonderteil Südtirol<br />

ZS Verlag München<br />

ISBN 978-3-89883-840-5<br />

Preis 39,99 Euro<br />

www.gaultmillau.de<br />

POP-CUISINE<br />

Da ist der Gault&Millau-Redaktion ja mal ein großer Coup gelun gen.<br />

Das ist jetzt keine süffisante Anspielung auf die vor der offi ziellen<br />

Auslieferung der Ausgabe 2019 durchgesickerten Testerge bnisse –<br />

ganz und gar nicht. Wir meinen die Premiere der pop-Kategorie.<br />

Ein für die Verhältnisse des Guides geradezu knalliges Logo ziert<br />

erstmals die Namen von 70 Restaurants, die nach Gault&Millau-<br />

Version besonders locker und trotzdem lecker genug sind, in ihrem<br />

Führer zu stehen. Reverenz an die neue Lässigkeit in der deutschen<br />

Gastro-Landschaft und vielleicht auch Köder für die young generation,<br />

sich das Buch zu kaufen.<br />

Von den 70 Restaurants jedenfalls sind zehn in Berlin am Start,<br />

keine Frage also, wo es am meisten poppt in Deutschland. Es folgen<br />

Frankfurt am Main, Hamburg, Köln und München mit jeweils<br />

sechs pops sowie Düsseldorf, Leipzig und Nürnberg mit jeweils<br />

drei. Übrigens, wer sich so in der Branche umhört, wird das Gefühl<br />

nicht los, dass einige Gastronomen ihre Haube ganz gerne gegen<br />

die pop-Plakette eintauschen würden...<br />

Um einen Punkt nach oben ging es in Berlin für die Restaurants<br />

Horváth (jetzt 18 Punkte), Einsunternull (17), Am Steinplatz, Ernst<br />

und Tulus Lotrek (16), Herz & Niere, Cinco by Paco Pérez und Grill<br />

Royal (15) sowie die Rutz-Weinbar und das 893 Ryōtei (14).<br />

Den größten Sprung in Berlin machte allerdings Tim Raue: von<br />

19 auf 19,5 und damit up in the sky. Jetzt kocht der 44-Jährige fast<br />

auf Augenhöhe mit Wissler & Co., der dritte Stern sollte nun wohl<br />

nur noch eine Frage bis Februar sein.<br />

Ach ja, bleibt die Abwertung des Rutz (von 18 auf 17), weil der<br />

gute Marco Müller den Testern mitten im Frühsommer unbedingt<br />

Eingewecktes servieren musste. Das hat er nun davon.<br />

Dafür schrieb ihm das Test-Team der FAZ (Jürgen Dollase und<br />

Stuart Pigott) die besten kulinarischen Innovationen zu. Auch fürs<br />

Eingeweckte. So ist das eben. C´est la vie.<br />

Von der Gourmet-Bibel Gault&Millau in den Rang eines Weltklasse-Kochs erhoben: Tim Raue Superstar.<br />

106 GARÇON


Nachrichten und Neuigkeiten BOUQUET GARNI<br />

Die Malzfabrik in Berlin-Schöneberg am 29. September 2018:<br />

Treffpunkt der besten europäischen Streetfooder.<br />

Richard Johnson, Journalist aus London und<br />

Gründer des European Street Food Awards.<br />

Piek Fein aus Berlin gewann am Ende des Tages den Publikumspreis.<br />

STREETFOOD-OLYMPIADE<br />

„Paris ist keine Streetfood-Stadt“, sagt Gil de Bizemont. Trotzdem<br />

ist der Architekt mit seiner fahrbaren Crêpe-Station nach Berlin gekommen,<br />

um die französischen Farben beim Finale des European<br />

Street Food Awards zu vertreten. Ob er sich Chancen ausrechne?<br />

De Bizemont zeigt auf den polnischen Hightec-Smoker gleich nebenan:<br />

„Dagegen wird es wohl schwer.“<br />

Das Finale des European Street Food Awards bestritten Teilnehmer<br />

aus 13 Ländern, darunter auch vier deutsche Teams: Frittenwerk,<br />

Jatta Food, Tapiocaria und Piek Fein, ein Food Truck aus<br />

Berlin. Kay Sokolowski und Jane Schütt sahnten am Ende für ihren<br />

Angus Burger mit Cheddar und Bacon den Publikumspreis ab. Bei<br />

der hochkarätig besetzten Jury hatten sie allerdings keine Chance.<br />

Die kürte Jah Jyot aus England zum Street Food Champion 2018.<br />

Das Siegergericht: Spinat Pancake, gefüllt mit Hähnchen, Tamarinde<br />

und Raita, einer Joghurtsauce mit Gewürzen und Kräutern.<br />

Angus Burger, Chickpea Burger, Prime Rib Burger, Korean<br />

Kimchi BBQ Burger, Donuts, Pancakes, Steaks...<br />

... und fünf Juroren bissen sich durch – darunter<br />

Max Strohe vom Sternerestaurant Tulus Lotrek.<br />

GARÇON<br />

107


BOUQUET GARNI Nachrichten und Neuigkeiten<br />

Es ist angezapft...<br />

Dr. Carolin Schilde, Brandenburger Staatssekretärin für ländliche<br />

Entwicklung und Braumeister Markus Klosterhoff aus Finsterwalde.<br />

®<br />

MARC STEYERS SCHLACHTFEST-NOTIZEN<br />

„Schlacht-Fest“, mein Freund Harald dehnte das Wort, „wie kann<br />

das Töten eines Tieres ein Fest sein?“ Dennoch begleitete er mich –<br />

ebenso widerwillig wie neugierig – am letzten Oktobersamstag ins<br />

Märkische Ausstellungs- und Freizeitzentrum nach Paaren/Glien<br />

und stellte erleichtert fest, dass dort nicht geschlachtet, sondern<br />

nur verkauft wurde, was zuvor geschlachtet (und verarbeitet) worden<br />

war. Damit hatte Harald kein Problem und probierte sich fröhlich<br />

durch die Spezialitätenofferten der Brandenburger Fleischer.<br />

Sein Kommentar: „Das gönne ich mir jetzt mal.“<br />

Normalerweise gehört Harald zu denen, die auf jeden Clean-<br />

Eating-Zug aufspringen und nur das essen, was ihren Körper voranbringen<br />

könnte. Gerstengras und Gojibeeren gehören dazu,<br />

Grützwurst nicht. Aber – siehe oben. Und für mich Bestätigung,<br />

dass viele der ach so modernen Ernährungstrends schon paranoide<br />

Züge tragen.<br />

Es ging um die Wurst: Bei Eva Paulus und<br />

Prof. Dr. Thomas Thießen von homemade...<br />

... sowie bei Innungs-Obermeister Klaus Gerlach und Alicia Utrillas,<br />

Betreuerin der deutschen Fleischer-Nationalmannschaft.<br />

108 GARÇON


Nachrichten und Neuigkeiten BOUQUET GARNI<br />

Eingespieltes Ensemble: Die Brandenburger Hausschlachter.<br />

Der Fleischbeschauer: Tierarzt Ulrich Redlich, li.<br />

Auf dem 22. Brandenburger Schlachtfest wurde übrigens auch in<br />

echt geschlachtet – genauer – zerlegt und verwurstet. Das Motto<br />

der Show: Hausschlachten wie anno dunnemals. Die Idee hatte<br />

Holger Wieloch, Chef einer Lübbener Werbe- und Eventagentur.<br />

Er begeisterte die Fleischermeister Bernd und Andi Neumann<br />

aus Petkus und fand weitere Mitstreiter: den Zimmerermeister<br />

Klaus Altkrüger aus Lübben, den Tierarzt Ulrich Redlich aus Dahme,<br />

den Maurer Rene Linsenbarth aus Golzen und die pensionierte<br />

Erzieherin Brigitte Kerstein aus Hennickendorf. Auf Dachböden und<br />

Flohmärkten suchten sie die notwendigen Requisiten und Kostüme.<br />

„Alles, vom Wurstkessel bis zum Fleischbeschauermikroskop,<br />

sollte authentisch sein“, so Wieloch, „1930er bis 19<strong>50</strong>er Jahre.“ Das<br />

gelang offensichtlich perfekt, begeisterte die Schlachtfest-Gäste,<br />

und selbst Harald war beeindruckt – und das will was heißen, denn<br />

er ist Ausstattungsleiter einer großen Filmproduktion.<br />

www.proagro.de<br />

Der Initiator: Agenturchef Holger Wieloch.<br />

„Mama, was macht der Mann?“<br />

„Schnitzel, mein Mäuschen.“<br />

GARÇON<br />

109


BOUQUET GARNI Nachrichten und Neuigkeiten<br />

Das Festival Burmé in Penzlin...<br />

Wikinger-Fans im Gespräch: Prof. Rudolf Simek, re., von der<br />

Uni Bonn und Metzgermeister Torsten Klar aus Süderholz.<br />

... und seine Organisatoren Julia und Holger Gniffke.<br />

KULINARIKFESTIVAL<br />

Burmé zum Ersten, das war 2017. Burmé zum Zweiten nun ein Jahr<br />

später – tatsächlich mit noch mehr Spin. So gelang es den Organisatoren<br />

des Kulinarikfestivals Nummer eins in Mecklenburg-Vorpommern<br />

(ein Lob, das nicht aus unserer Feder stammt, sondern<br />

das die Spitzenköche des Landes prägten), Mitte September 2018<br />

noch mehr Teilnehmer auf die Burg Penzlin zu locken – nicht, indem<br />

sie mit möglichem Umsatz warben, sondern mit dem Interesse<br />

der Gäste. Und das zieht sowohl bei Sterneköchen als auch bei<br />

Raritätenproduzenten. „Noch nie haben sich derart viele Menschen<br />

für meine alten Gemüsesorten interessiert“, so beispielsweise<br />

Thomas Steger, der in Ückeritz, einem Dörfchen in der Nähe von<br />

Demmin, den Gärtnerhof „Guter Heinrich“ betreibt und dort rund<br />

2<strong>50</strong> Kräuter- und Gemüseseltenheiten kultiviert – von Haferwurz<br />

bis Nachtkerze. Ebenso dicht umlagert waren die Stände der Seeschmiede<br />

Trebbow oder der Garnelenzucht Grevesmühlen.<br />

Aus Berlin angereist: Sternekoch Björn Swanson, re., aus dem Golvet...<br />

... und sein Restaurantleiter Benjamin Becker.<br />

110 GARÇON


Nachrichten und Neuigkeiten BOUQUET GARNI<br />

Gefragt: Seltene alte Gemüsesorten...<br />

... und ihr Züchter, der Biogärtner Thomas Steger, li., aus Ückeritz.<br />

Dazu die fast komplett versammelte erste Reihe der Herdarbeiter<br />

aus Mecklenburg und Vorpommern: u.a. Ronny Bell und Holger<br />

Mootz (Weinhaus Uhle, Schwerin), Dennis Kühnappel (Gutshaus Ludorf),<br />

Pierre Nippkow (Ostseelounge, Dierhagen), Wenzel Pankratz<br />

(Forsthaus Strelitz), Daniel Schmidthaler (Alte Schule, Fürstenhagen),<br />

Hendrik Türk (Kleines Meer, Waren/Müritz), Georg Walther<br />

(Blüchers, Göhren-Lebbin), Tom Wickboldt (The O´Room, Heringsdorf),<br />

Raik Zeigner (Ich weiß ein Haus am See, Kuchelmieß/Krakow)<br />

und – als Vertreter der Hauptstadt mit gutem MV-Verhältnis – Naturweinpapst<br />

Holger Schwarz mit seinem Team und die Golvet-Crew<br />

mit Björn Swanson und Benjamin Becker an der Spitze.<br />

Angesichts von so viel Küchen-Prominenz gingen Anwesenheit<br />

und Angebot von Kathrin Baake leider ein bisschen unter. Schade,<br />

denn die Sterneköchin aus Malmö (Restaurant Bloom in the Park)<br />

zeigte, was die Nachbarn im Norden kulinarisch so umtreibt.<br />

www.burme.de<br />

Bestaunt: Kunst- und Hufschmied Stefan Weber, li., aus Trebbow...<br />

... und seine handgefertigten Messer.<br />

GARÇON<br />

111


BOUQUET GARNI Nachrichten und Neuigkeiten<br />

Stadt Land Food-Teller: Bio-Linsen in Rahm mit<br />

gebackenem Apfel-Rüben-Chicorée-Gemüse.<br />

KANTINEN-GESPRÄCHE<br />

Es passte in der ersten Oktoberwoche 2018 alles zusammen: Während<br />

Berlin als erstes Bundesland seine übergreifende Ernährungsstrategie<br />

vorstellte, feierten die Foodies das Festival für gutes <strong>Essen</strong><br />

und gute Landwirtschaft. Stadt, Land, Food, initiiert von der<br />

Markthalle Neun, ist keine Fressmesse, sondern Erfahrungsaustausch,<br />

politischer Dialog und Bühne für eine neue Generation von<br />

Lebensmittelenthusiasten.<br />

„Gutes <strong>Essen</strong> für alle“ lautete dann auch das diesjährige Festivalmotto<br />

und – das wir fügen hinzu – überall, denn bei vielen Veranstaltungen<br />

stand die Gemeinschaftsverpflegung im Fokus.<br />

Immerhin isst jeder fünfte Deutsche täglich in einer von 14.000<br />

Kantinen, Betriebsrestaurants oder Mensen. Dort werden jedes<br />

Jahr rund 1,5 Milliarden Hauptmahlzeiten zubereitet, die oft aber<br />

weder ausgewogen noch gesund sind. Deftig und fett sind immer<br />

noch die Spitzenreiter in deutschen Kantinen.<br />

Verantwortlich für die Gastronomie in ihren Betrieben: Harald Eck<br />

(BVG), Vivien Finke (Wasserbetriebe), Daniel Indlekofer (BSR), v.li.<br />

Küchenleiter verweisen in diesem Zusammenhang häufig auf die<br />

begrenzten Budgets. Dass gute Produkte nicht zwangsläufig einen<br />

höheren Wareneinsatz bedeuten, bewiesen während eines Aktionstages<br />

die Küchenteams der Berliner Verkehrs- und Wasserbetriebe<br />

sowie der Berliner Stadtreinigung.<br />

Gemeinsam mit Patrick Wodni, Kantinenchef des Krankenhauses<br />

Havelhöhe, kreierten sie einen Stadt Land Food-Teller aus regionalen<br />

Bio-Produkten, der in allen drei Betriebsrestaurants für 4,20<br />

Euro angeboten wurde.<br />

„Wir sind offen für solche Gerichte“, so Vivien Finke, Chefin der<br />

Betriebsgastronomie der Berliner Wasserbetriebe, „und wir stehen<br />

da auch nicht ganz am Anfang. Wir servieren täglich ein Vitalessen<br />

mit höchstens 6<strong>50</strong> Kalorien, dazu ein vegetarisches oder veganes<br />

Gericht und ein sogenanntes Motto-Gericht sowie einen Klassiker<br />

für die Traditionalisten. Dabei merken wir, dass die Wasserbetriebe<br />

langsam jünger werden. Die neuen Gerichte sind gefragt wie nie.“<br />

Pionier einer zukunftsfähigen Gemeinschaftsverpflegung: Patrick Wodni, Küchenchef der Kantine des Krankenhauses Havelhöhe, re.<br />

112 GARÇON


A U F<br />

SCHNITT<br />

MASCHINE<br />

HANDAUF<br />

S C H N I T T<br />

MASCHINE<br />

Feierlicher Akt: Reinickendorfs stellvertretender Bezirksbürgermeister Uwe Brockhausen<br />

und die Swema-Gründer Swen Straßberger und Maja Linda Gérard, v.li.<br />

MANUFAKTUR-START<br />

Ein Gewerbehof in der Reinickendorfer Flottenstraße<br />

am letzten Septemberfreitag, viel<br />

Volk in feinem Zwirn.<br />

„Planmäßig“, erklärt Swen Straßberger,<br />

„planmäßig eröffnen wir heute unsere Lebensmittelmanufaktur.“<br />

Das Adjektiv hat<br />

der gelernte Koch und graduierte Lebensmitteltechnologe<br />

bewusst gewählt. Gut planen,<br />

klare Kante, nichts dem Zufall überlassen,<br />

das ist sein Ding – und das seiner<br />

Partnerin Maja Linda Gérard, die ebenfalls<br />

den Master in Lebensmitteltechnologie in<br />

der Tasche hat. Straßberger und Gérard,<br />

beide Ende 20, begannen bereits während<br />

ihrer Studienzeit an der Beuth-Hochschule<br />

für Technik, mit Gemüse zu experimentieren.<br />

Ihr Ziel: die Entwicklung einer Alternative<br />

zu den handelsüblichen Brühwürfeln,<br />

-pasten und -pulvern – ohne all<br />

die Zu satz- und Füllstoffe und mit mehr<br />

Gemüse drin. Suppengrün im Glas sozusagen,<br />

aber in Rohkostqualität.<br />

Anfangs wurden sie belächelt – jetzt<br />

lächelt keiner mehr. Ihre Swema-Gemüsebrühe<br />

enthält 73 Prozent rohes Bio-Gemüse,<br />

die Produkte der Wettbewerber gerade<br />

mal so 20 (Alnatura).<br />

Die Gemeinde pro bierte und goutierte –<br />

die eigene Lebensmittel-Manufaktur war<br />

da nur die lo gische Konsequenz.<br />

www.swema-lebensmittel.de<br />

Volano 2<strong>50</strong><br />

oder 300<br />

ab 1.756,55 <br />

netto (bei Vorkasse<br />

oder Barzahlung)<br />

Alle Preise zzgl. MwST<br />

• Gehäuse Aluminium<br />

• Stahlteile rot oder<br />

schwarz lackiert<br />

• Handbetrieb<br />

• Messer Durchm.:<br />

2<strong>50</strong> oder 300mm<br />

• in rot oder schwarz<br />

• gegen Aufpreis<br />

geblümtes Handrad<br />

und Fußgestell<br />

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HOLZMARKTSTRASSE 34 | 10243 BERLIN<br />

as-Gastro Handels- und Betriebsgesellschaft mbH<br />

KOMPETENZZENTRUM+SB-MARKT<br />

Holzmarktstraße 34<br />

10243 Berlin<br />

Telefon 030 - 76 10 94 95<br />

Telefax 030 - 76 10 94 97<br />

ZENTRALE<br />

Springhornweg 5<br />

04910 Elsterwerda<br />

Telefon 035 33 - 23 47<br />

Telefax 035 33 - 26 26


BOUQUET GARNI Nachrichten und Neuigkeiten<br />

PERSONALIEN<br />

► Einen Titel hat Evgeny Vikentev schon mal<br />

abgeräumt, einen inoffiziellen, aber immerhin.<br />

Der 30-Jährige aus St. Petersburg ist<br />

unter den vieltätowierten Berliner Spitzenköchen<br />

sicher der meisttätowierte. Dass er<br />

auch kulinarisch in der Meisterklasse mitspielen<br />

will, zeigen die beiden Menüs, die<br />

Evgeny Vikentev.<br />

Michael Ruf.<br />

► Michael Ruf, 59, ist waschechter Berliner.<br />

Der Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann<br />

bei Bolle folgten Jahre als Vertriebsmitarbeiter<br />

großer Firmen. Nun eröffnete er ein<br />

kleines Geschäft im Nikolaiviertel: „Ick bin<br />

Berliner“ bietet Lebensmittel und Geschenkartikel<br />

aus Berliner Manufakturen.<br />

www.ick-bin-berliner-de<br />

► Gal Ben Moshe und Jacqueline Lorenz<br />

gehören zusammen – im Leben wie im Job.<br />

Ihre erste gemeinsame Großtat: die Eröffnung<br />

des Restaurants prism in der Charlottenburger<br />

Fritschestraße am ersten Novembermittwoch.<br />

Der bekannte Berliner Architekt Patrick<br />

Batek, dessen Handschrift u.a. auch das<br />

Restaurant Tim Raue trägt, krempelte die<br />

Ex-Fräulein-Fiona-Räumlichkeiten komplett<br />

um, setzte auf warme Grau- und Blautöne<br />

sowie auf Nussbaum, Samt und Messing und<br />

schuf so ein angenehm heimeliges Metropolenrestaurant.<br />

Der israelische Spitzenkoch Gal Ben Moshe,<br />

dessen bisheriges Restaurant Glass<br />

Vikentev seinen Gästen im Ende Oktober<br />

eröffneten Berliner Restaurant Cell (Uhlandstraße<br />

172) offeriert – Time Steps mit<br />

Austern, Muscheln, Fisch und Wild sowie<br />

das vegetarische Root Religions. Jeweils<br />

neun Gänge für 110 Euro.<br />

Vikentev absolvierte eine Kochschule in<br />

Russland und begann seine Küchenkarriere<br />

in den St. Petersburger Spitzenrestaurants<br />

Il Palazzo und La Marée, in denen Chefs aus<br />

dem Ausland Regie führten.<br />

Von ihnen inspiriert, ging er nach Barcelona<br />

zu Albert Adrià und ins ligurische Noli<br />

zu Giuseppe Richebuono. Zurück in seiner<br />

Heimatstadt eröffnete er mit dem Hamlet &<br />

Jacks sein erstes eigenes Restaurant und<br />

avancierte schnell zum Superstar.<br />

Nun also Berlin. Und damit jeder weiß,<br />

wohin die Reise gehen soll, engagierte er –<br />

als Statthalter sozusagen – gleich eine richtige<br />

Hausnummer: Simon Dienemann, der<br />

immerhin mal Souschef bei Tim Raue und<br />

Phil Howard in London war.<br />

www.cell.restaurant<br />

Josefine Staats.<br />

► Josefine Staats gehört zu den erfolgreichsten<br />

mittelständischen Lebensmittelunternehmern<br />

in Berlin. Als sie 2008 die<br />

Kulau GmbH zur Produktion und Vermarktung<br />

von Kokosprodukten gründete, prophezeiten<br />

ihr selbst Freunde ein schnelles<br />

Ende. Nun feierte sie ihr Zehnjähriges.<br />

www.kulau.de<br />

Gal Ben Moshe und Jacqueline Lorenz.<br />

bereits mit 16 Gault-Millau-Punkten notiert<br />

war, serviert hier seine Interpretation der<br />

Küche der Levante, die derzeit in Europa<br />

total angesagt ist und sich anschickt, unserer<br />

Esskultur einen völlig neuen Spin zu<br />

verleihen – legerer, gesünder, aromatischer<br />

und – last but not least – auch weltoffener.<br />

Dazu offeriert seine aus Berlin stammende<br />

Partnerin Jacqueline Lorenz, kürzlich<br />

erst unter die <strong>50</strong> besten Sommeliers<br />

Deutschlands gewählt, ihre Weinfavoriten –<br />

immerhin 230 Positionen zählt die Karte.<br />

Mehr über Gal Ben Moshe, Jacqueline Lorenz<br />

und ihr Restaurant prism in unserer<br />

nächsten Ausgabe.<br />

www.prismberlin.de<br />

114 GARÇON


Guide <strong>GARCON</strong><br />

WEGWEISER FÜR ESSEN, TRINKEN & LEBENSART<br />

Den Garcon-Guide gibt es ab sofort auch online unter: guide.garcon24.de<br />

BLEICHE RESORT & SPA<br />

Hotel im Biossphärenreservat,<br />

prämiertes Spa-Konzept,<br />

Gourmetrestaurant 17fuffzig<br />

Bleichestraße 16<br />

03096 Burg im Spreewald<br />

Tel. 03 56 03 – 620<br />

www.bleiche.de<br />

POPCORN BAKERY BERLIN<br />

Handgemachtes, leckeres<br />

Gourmet Popcorn<br />

MANUFAKTUR:<br />

Freimuthstr. 22<br />

14612 Falkensee (ab 01.05.2018)<br />

Tel. 030 – 58 58 209 58<br />

HOFLADEN:<br />

Hackesche Höfe, Hof VIII<br />

Rosenthaler Str. 40-41<br />

10178 Berlin-Mitte<br />

Mo-Do 11.00-18.00 Uhr<br />

Fr-Sa 11.00-19.00 Uhr<br />

So 13.00-17.00 Uhr<br />

www.popcornbakery.de<br />

info@popcornbakery.de<br />

www.facebook.com/popcornbakery<br />

AS-GASTRO GMBH<br />

Partner der Gastronomie!<br />

Restaurant-, Großküchenund<br />

Imbisseinrichtungen<br />

Planung, Lieferung und Montage, Service<br />

Berlin – Elsterwerda – München<br />

SB-Märkte in Berlin & Elsterwerda<br />

(auch Second Hand)<br />

von Aufschnittmaschine<br />

bis Zitruspresse<br />

Holzmarktstraße 34<br />

10243 Berlin-Friedrichshain<br />

Tel. 030 – 76 10 94 95<br />

Mo-Do 9.00-17.00 Uhr<br />

Fr 9.00-15.00 Uhr<br />

www.as-gastro.de<br />

info@as-gastro.de<br />

BEUMER & LUTUM<br />

Bio-Handwerksbäckerei & Stehcafé,<br />

wochentags mittags leckere Suppen<br />

Winsstraße 34<br />

10405 Berlin-Prenzlauer Berg<br />

Tel. 030 – 441 20 54<br />

Mo-Fr 7.00-19.00 Uhr<br />

Sa 7.00-14.00 Uhr<br />

www.beumer-lutum.de<br />

facebook.com/beumer.lutum<br />

SWEMA LEBENSMITTEL<br />

Gemüsebrühe als Paste nur aus<br />

Gemüse, Salz, Gewürzen<br />

Wochenmarkt Kollwitzplatz<br />

10435 Berlin-Prenzlauer Berg<br />

Sa 10.00-16.30 Uhr<br />

...in weiteren Bio-Läden in Berlin<br />

oder im Online-Shop unter<br />

www.swema-lebensmittel.de<br />

info@swema-lebensmittel.de<br />

Tel. 0176 – 61 09 60 73<br />

DUBENKROPP<br />

Schokolade & Salziges<br />

Pranlinenentwicklung,<br />

Firmengeschenke,<br />

feierliche Anlässe<br />

Kurse für Pralinenfreunde,<br />

Ambitionierte und Business<br />

Grolmanstraße 20<br />

10623 Berlin-Charlottenburg<br />

Tel. 030 – 31 38 33 0<br />

Mo-Fr 10.00-18.00 Uhr<br />

Sa 10.00-14.00 Uh<br />

www.dubenkropp.com<br />

HANABIRA<br />

Japanische Lebensmittel & Feinkost<br />

Colbestraße 5<br />

10247 Berlin-Friedrichshain<br />

Tel. 030 – 57 79 12 22<br />

Mo-Do 11.00-18.00 Uhr<br />

Fr-Sa 11.00-19.00 Uhr<br />

www.hanabira.eu<br />

BEUMER & LUTUM<br />

Bio-Handwerksbäckerei & Café,<br />

wochentags Mittagstisch.<br />

Sa + So „Offene Backstube“<br />

Hufelandstraße 9<br />

10407 Berlin-Prenzlauer Berg<br />

Tel. 030 – 425 45 25<br />

Mo-Fr 7.00-19.00 Uhr<br />

Sa 7.00-16.00 Uhr<br />

So 8.00-16.00 Uhr<br />

www.beumer-lutum.de<br />

facebook.com/beumer.lutum<br />

BLOMEYER'S KÄSE<br />

Beeindruckende Auswahl<br />

an handgemachten,<br />

deutschen Käsespezialitäten<br />

Pestalozzistraße 54 A<br />

10627 Berlin-Charlottenburg<br />

Tel. 030 – 23 92 64 40<br />

Di-Fr 12.00-19.00 Uhr<br />

Sa 10.00-17.00 Uhr<br />

www.facebook.com/blomeyers.kaese<br />

GARÇON<br />

115


<strong>GARCON</strong> Guide<br />

CHRISTA LUTUM<br />

BÄCKERMEISTERIN<br />

Backwaren aus Roggen und<br />

Dinkel in Bio-Qualität, alle Brote<br />

und Gebäcke – weizenfrei<br />

und ohne Zusätze<br />

Giesebrechtstraße 22<br />

10629 Berlin-Charlottenburg<br />

Tel. 030 – 23 39 67 23<br />

Di-So 8.00-18.30 Uhr<br />

www.christa-lutum.de<br />

SARDINEN.BAR<br />

Feinkostbistro speziell für<br />

Fischkonserven, französische<br />

Käsespezialitäten, ausgewählte<br />

Weine aus Portugal und Frankreich<br />

Grunewaldstraße 79<br />

10823 Berlin-Schöneberg<br />

Tel. 030 – 58 84 41 70<br />

Mo-Fr 16.00-23.30 Uhr<br />

Sa 12.00-23.30 Uhr<br />

www.sardinen.bar<br />

BRASSERIE LE BON MORI<br />

„Paris an der Spree“<br />

Restaurant, Weinhandel und Feinkost<br />

Stresemannstraße 21<br />

10963 Berlin-Kreuzberg<br />

Tel. 030 – 25 29 12 46<br />

Di-Fr 11.00-23.00 Uhr<br />

Sa 17.30-23.30 Uhr<br />

www.lebonmori.de<br />

MAÎTRE PHILIPPE & FILLES<br />

Berlins erste Adresse für traditionellen<br />

Käse, Fischkonserven, Feinkost und<br />

Wein aus Frankreich und Portugal –<br />

ein Paradies für Gourmets<br />

Emser Straße 42<br />

10719 Berlin-Charlottenburg<br />

Tel. 030 – 88 68 36 10<br />

Mi-Fr 10.00-19.00 Uhr<br />

Sa 10.00-14.00 Uhr<br />

www.maitrephilippe.de<br />

BEUMER & LUTUM<br />

Bio-Handwerksbäckerei & Stehcafé,<br />

Kaffee- und Teespezialitäten,<br />

wochentags Mittagstisch<br />

Zossener Straße 34<br />

10961 Berlin-Kreuzberg<br />

Tel. 030 – 61 20 94 72<br />

Mo-Fr 7.00-19.00 Uhr<br />

Sa 8.00-15.00 Uhr<br />

So 9.00-16.00 Uhr<br />

www.beumer-lutum.de<br />

facebook.com/beumer.lutum<br />

BEUMER & LUTUM<br />

Bio-Handwerksbäckerei & Café,<br />

wochentags Mittagstisch,<br />

schöner Außenbereich<br />

Südstern, Körtestraße 36<br />

10967 Berlin-Kreuzberg<br />

Tel. 030 – 69 17 264<br />

Mo-Fr 7.00-19.00 Uhr<br />

Sa 7.00-17.00 Uhr<br />

So 8.00-17.00 Uhr<br />

www.beumer-lutum.de<br />

facebook.com/beumer.lutum<br />

ELLINGTON HOTEL<br />

Lässige Eleganz mitten in Berlin<br />

Nürnberger Straße <strong>50</strong>-55<br />

10789 Berlin-Schöneberg<br />

Tel. 030 – 68 315 - 0<br />

www.ellington-hotel.com<br />

ÖLMÜHLE AN DER HAVEL<br />

Regionale Bio-Öle, eigene<br />

Tee- und Gewürzmischungen,<br />

Naturkosmetik<br />

Bergmannstraße 104<br />

10961 Berlin-Kreuzberg<br />

Tel. 030 – <strong>50</strong> 56 71 15<br />

Mo-Sa 10.15-19.00 Uhr<br />

www.oelgenuss.de<br />

auch in Potsdam,<br />

Friedrich-Ebert-Straße 28<br />

BEUMER & LUTUM<br />

Bio-Handwerksbäckerei, Konditorei & Café,<br />

wochentags Mittagstisch<br />

Cuvrystraße 22<br />

10997 Berlin-Kreuzberg<br />

Tel. 030 – 61 23 119<br />

Mo-Fr 7.00-18.30 Uhr<br />

Sa 7.00-13.30 Uhr<br />

So 8.00-13.30 Uhr<br />

www.beumer-lutum.de<br />

facebook.com/beumer.lutum<br />

116 GARÇON


Guide <strong>GARCON</strong><br />

25 TEICHE<br />

Forelle, Stör, Saibling, Lachsforelle<br />

frisch und geräuchert<br />

Markthalle Neun<br />

Eisenbahnstraße 42/43<br />

10997 Berlin-Kreuzberg<br />

Fr-Sa 10.00-18.00 Uhr<br />

www.facebook.com/25Teiche<br />

MY DRAMS<br />

Entdecken Sie neue und außergewöhnliche<br />

Whisk(e)ys mit uns.<br />

Wochenmarkt Kollwitzplatz<br />

10435 Berlin-Prenzlauer Berg<br />

Sa 10.00-16.30 Uhr<br />

oder online unter<br />

www.mydrams.de<br />

Tel. 0176 – 83 00 25 62<br />

hello@mydrams.com<br />

STRANDHOTEL<br />

FISCHLAND<br />

Hotel im privaten Küstenwald<br />

mit SPA, Yoga und<br />

Sternerestaurant OSTSEELOUNGE<br />

Angebote für Kids & Teens<br />

Ernst-Moritz-Arndt-Straße 6<br />

18347 Ostseebad Dierhagen Strand<br />

Tel. 03 82 26 – 520<br />

www.strandhotel-fischland.de<br />

JUNGBLUTH<br />

Frische, regionale, kreative Küche<br />

überzeugend in Geschmack und Preis<br />

Lepsius Straße 63<br />

12163 Berlin-Steglitz<br />

Tel. 030 – 79 78 96 05<br />

Di-So 12.00-0.00 Uhr<br />

www.jungbluth-restaurant.de<br />

FORELLENHOF<br />

ROTTSTOCK<br />

Fisch... kaufen, angeln,<br />

räuchern, essen!<br />

Hofladen und Bistro<br />

Dorfstraße 26 A<br />

14793 Gräben OT Rottstock<br />

Tel. 03 38 47 – 402 41<br />

Di-So 10.00-18.00 Uhr<br />

www.forellenhof-rottstock.de<br />

GÄRTNEREI SCHNELLES<br />

GRÜNZEUG<br />

Fermentierte Gemüseraritäten, roh,<br />

probiotisch, köstlich, Anbau und<br />

Verarbeitung aus einer Hand!<br />

Dorow 9<br />

18513 Grammendorf<br />

Tel. 03 83 34 – 28 30 60<br />

www.schnelles-gruenzeug.de<br />

erhältlich unter<br />

shop.schnelles-gruenzeug.de<br />

KNUSPERMÜSLIMANUFAKTUR<br />

GOLDKÖRNER<br />

Gesund aber mit Genuss, frisch<br />

geröstetes Bio Granola mit<br />

Chia-Samen und Kokosöl in außergewöhnlichen<br />

Geschmacksrichtungen<br />

Finckensteinallee 1<br />

12205 Berlin-Lichterfelde<br />

Mo, Di, Fr 10.00-18.00 Uhr<br />

Do 12.00-18.00 Uhr<br />

Sa 10.00-14.00 Uhr<br />

info@goldkoerner-berlin.de<br />

www.goldkoerner-berlin.de<br />

STRANDHOTEL<br />

DÜNENMEER<br />

Der Wohlfühlort für Erwachsene,<br />

bestes SPA in Meckl.-Vorpommern,<br />

Yoga, indiv. Ferienhäuser<br />

Birkenallee 20<br />

18347 Ostseebad Dierhagen OT Neuhaus<br />

Tel. 03 82 26 – <strong>50</strong>1 0<br />

www.duenenmeer.com<br />

Mehr Informationen auf<br />

guide.garcon24.de<br />

GARÇON<br />

117


<strong>GARCON</strong>-QUIZ<br />

VERLAG UND REDAKTION<br />

Bild Art Media Verlag<br />

Inh. Yvonne Weinlich<br />

Marzahner Promenade 26<br />

12679 Berlin<br />

Fon 0 30 - 28 86 79 70<br />

Fax 0 30 - 28 86 79 69<br />

info@bildart-verlag.de<br />

www.garcon24.de | facebook.de/garcon24<br />

Keine Frage, das Borchardt ist eher eine<br />

Institution als ein Restaurant. Der heute<br />

bekannteste Berliner Schauplatz des Sehens<br />

und Gesehenwerdens brachte es schon von<br />

1853 bis 1945 als Weinlokal und Delikatessenhandlung<br />

auf eine fast hundertjährige<br />

Geschichte. Es folgte ein knapp vierzigjähriges<br />

DDR-Zwischenspiel als HO-Gaststätte<br />

„Lukullus“, „Gastmahl des Meeres“, Bauarbeiterversorgung<br />

und Lagerhalle. 1992<br />

schließlich eröffneten Roland Mary und<br />

Marina Richter das Borchardt neu.<br />

In den 1960er Jahren gab es auch in West-<br />

Berlin ein Restaurant gleichen Namens, das<br />

an den legendären Firmengründer Friedrich<br />

Wilhelm Borchardt erinnerte.<br />

Wir wollen wissen, wo es sich befand:<br />

A in der Berliner Kongresshalle<br />

B im Flughafen Tempelhof<br />

C im Rathaus Schöneberg<br />

Ihre Antwort bitte an:<br />

Bildart Media Verlag<br />

Redaktion GARÇON<br />

Marzahner Promenade 26<br />

12679 Berlin<br />

E-Mail: info@bildart-verlag.de<br />

Die Gewinne, drei wertvolle Kochbücher, werden<br />

unter den Teilnehmern verlost, die die Frage richtig<br />

beantwortet haben.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Einsendeschluss: 29. Dezember 2018.<br />

Die Gewinne werden per Post zugesandt.<br />

HERAUSGEBER<br />

Yvonne Weinlich (V.i.S.d.P.)<br />

REDAKTION<br />

Petra Leonhardt (Leitung)<br />

Hans-Jürgen Bergs, Heiko Gralki, Corinna<br />

Hägele, Marc Steyer, Wolf-Dietrich Strobel<br />

Tabata Thiel (Praktikantin)<br />

AUTOREN UND KOLUMNISTEN<br />

Uwe Ahrens, Anaïs Causse, Hans Diener,<br />

Stephan Falke, Dieter Fuhrmann, Marcus<br />

Fuhrmann, Swen Kernemann-Mohr, Shoko<br />

Kono, Johannes Mohr, Jörg Teuscher, Thorsten<br />

Tonski, Ruben Voisard, Marion Wiese<br />

GRAFIK, ILLUSTRATIONEN UND LAYOUT<br />

Melanie Budinger<br />

www.melanie-budinger.de<br />

TITELBILD<br />

Marie Geißler<br />

www.mariegeissler.de<br />

FOTOS<br />

Heiko Gralki, Jörg Teuscher, Archiv Garcon,<br />

Bastian Werner/Hotel Bei Schumann 6<br />

(1/S.4 oben, 1/S.24 oben, 4/S.25), Kathrin<br />

Wohlmuth-Konrad privat (1/S.52 Mitte), Anaïs<br />

Causse privat (3/S.63), Dauby Mère & Fille<br />

(2/S.70 u. 71 Mitte), Maria Hinrichsen privat<br />

(5/S.74 u. 75 oben), Frank Besinger (2/S.94<br />

unten), Markthalle Neun (1/S.101, oben re.),<br />

www. sportograf.com (1/S.105 oben re.),<br />

Samantha Sin (1/S.114 re.)<br />

FOTOS GUIDE<br />

www.bleiche.de (1/S.115), Popcorn Bakery<br />

Berlin (1/S.115), Hanabira (1/S.115), AS-<br />

GASTRO GmbH/Lars Reßler Fotografie<br />

(1/S.115), Beumer&Lutum/Magali Fuhs-Balster<br />

(5/S.115-116), Maître Philippe/PWB Philipp<br />

Weber-Bertram (1/S.116), Hotel Ellington/<br />

Amin Akhtar (1/S.116), 25 Teiche/BVLH/<br />

Rosendahl (1/S.117), Goldkörner/Patricja<br />

Zienterski (1/S.117), Strandhotel Fischland<br />

(1/S.117), Strandhotel Dünenmeer (1/S.117),<br />

Olaf Schnelle (1/S.117)<br />

ANZEIGEN<br />

Yvonne Weinlich, Henriette Jüngel<br />

anzeigen@bildart-verlag.de<br />

DRUCK<br />

www.erfolgssysteme24.de<br />

BEZUGSHINWEISE<br />

Zu beziehen im Zeitschriftenhandel oder im Abonnement.<br />

Einzelheftbestellung: Jedes Heft kostet<br />

6,00 Euro, zuzüglich 1,45 Euro Versandkosten pro<br />

Sendung. Bezahlung nach Erhalt der Rechnung<br />

oder im Lastschrifteinzugsverfahren. Alle Beiträge<br />

und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Jede Verwertung bedarf der Zustimmung des Verlages.<br />

Aufnahme in Online-Dienste, Internet und<br />

Ver vielfältigung auf Datenträgern nur nach schriftlicher<br />

Bestätigung des Verlages.<br />

118 GARÇON


Mehr zum<br />

Thema Trinkwasser unter<br />

berlinerwasser.de<br />

Unser Wasser spricht für sich.<br />

Ohne uns läuft nix.


EIN ARCHITEKTONISCHER SCHATZ<br />

MIT CHARME DER SPÄTEN ZWANZIGER<br />

In der Nünberger Strasse befi ndet sich die wohl längste, auffälligste und eine der schönsten Fassaden Berlins. Das<br />

"Haus Nürnberg", wie es ursprünglich hieß, entstand 1928-31 unter dem Eindruck der bahnbrechenden Bauten<br />

des Berliner Architekten Erich Mendelsohn. Das im Stil der Neuen Sachlichkeit erbaute Gebäude ist mit seiner mit<br />

Travertin verkleideten Natursteinfassade, den auffälligen Messingrahmen der hohen Schaufenster, den abgerundeten<br />

Erkerecken und den horizontal gezogenen Linien ein wahrer Blickfang. Auch im Inneren ist vieles erhalten geblieben,<br />

wie das Original-Foyer mit den hohen, in Messing eingefassten Glastüren, die cremeweißen Keramikkacheln mit<br />

zartgrüner Linie, das Haupttreppenhaus mit seinen massiven Steinstufen und dem aufwändig geformten Handlauf aus<br />

Keramik, die Stuckornamente an den Decken und die vergoldeten Schriftzüge an den Wänden.<br />

Seit 2007 beinhaltet das denkmalgeschützte Gebäude ein Vier-Sterne-Designhotel mit 285 hellen Zimmern und<br />

Suiten, dem mehrfach ausgezeichenten Restaurant DUKE mit anschließendem Sommergarten und einen Veranstaltungsbereich<br />

mit zehn fl exiblen Räumen.<br />

Tipp: Im kommenden Jahr stehen (kulinarische) Veranstaltungen im Zuge von "100 Jahre Bauhaus" im Eventkalender.<br />

ELLINGTON HOTEL BERLIN | NÜRNBERGER STRASSE <strong>50</strong>-55 | 10789 BERLIN | +49 (0)30 68 315-0 | CONTACT@ELLINGTON-HOTEL.COM<br />

WWW.ELLINGTON-HOTEL.COM

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